#zweiter weltkrieg
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Woman with "Volksgasmaske" in front of the Gloria-Palast in Berlin after an air raid, 1944
#world war ii#ww2#german history#berlin#photography#black and white#zweiter weltkrieg#wwii germany#gas mask#air raid
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Königsberg Cathedral
https://commons.wikimedia.org/wiki/User:A.Savin
#königsberg#cathedral#imperial germany#ostpreussen#preussen#prussia#east prussia#masuria#poland#europe#churches#wikipedia#urban photography#urban landscape#medieval aesthetic#medieval#northern europe#baltic sea#eastern europe#osteuropa#deutschland#world war ii#world war 2#war#world war two#zweiter weltkrieg#architecture#polen#courland#baltic states
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Bilderduden für Soldaten : deutsch - russisch - ukrainisch (Tornisterschrift des Oberkommandos der Wehrmacht Abt. Inland, Heft 50)
(Leipzig: Druck und Verlag Bibliographisches Institut AG., 1941)
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Inventur 2.0
Sieh hier mein Schreibtisch,
sieh hier mein Stuhl,
hier meine Jacken,
hier meine Schuh‘
Schublade:
Mein Kamm, meine Ringe,
Ich bürst‘ mir die Haar‘
jeden Abend bevor ins Bett ich mich leg‘
Mein Bett mit Kissen,
mit Decke, mit Laken,
will ich niemals missen,
wohlig warm, wohlig still.
Im Schrank hängt die Kleidung,
die täglich ich trage.
Auf dem Tisch liegen Stifte,
die auf Papier mir Gedichte schreiben.
Meine Bücher, meine Notizen,
sind mir wie wichtig, wie kostbar,
in ihnen ruht mein Wissen sowie meine G‘danken,
verborgen, versteckt, vor anderen sicher.
Hier mein Handtuch,
hier meine Seife,
hier ist dein Brief,
nach dem jede Nacht ich greife.
( inspiriert von „Inventur“ -Günter Eich )
#poesie#Gedicht#Deutsch#Inventur#wichtig#hab und gut#Besitz#Besitztümer#Gedanken#tiefsinnig#melancholisch#Lyrik#deutsche Lyrik#kreatives schreiben#poetry#poem#german#inventory#Günter Eich#Zweiter Weltkrieg#Importanz#belongings#possessions#thoughts#profound#Deep#melancholic#lyricism#german lyric#creative writing
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Dies erinnert mich sehr an die Wirren, Intrigen und Machenschaften, die zum Untergang der Weimarer Republik geführt haben - !!!
#deutschland#lindner#fdp#buschmann#ampel#merz#russland#ukraine#usa#nato#eu#ukraine krieg#amherd#ukraine-krieg#weimarer republik#zweiter weltkrieg#1933 bis 1945#nationalsozialismus#hitler
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist bei seinem Besuch in Athen überraschend deutlich mit griechischen Reparationsforderungen konfrontiert worden. Griechenlands Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou erinnerte ihn gleich zum Auftakt ihres Gesprächs an die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden ihres Landes und an die an Hitler-Deutschland gezahlte Zwangsanleihe. Das Problem der Kriegsentschädigungen und der Zwangsanleihe habe für das griechische Volk noch immer "eine sehr große Bedeutung", sagte die Parteilose. "Ein Problem, das immer noch in der Schwebe ist", fügte sie hinzu. Das im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht eroberte Griechenland fordert seit langem eine Wiedergutmachung für die Kriegsschäden und eine Rückzahlung des Zwangskredits durch Deutschland. Dabei handelt es sich - je nach Rechenweise - um eine Summe zwischen 278 und 341 Milliarden Euro. Steinmeier bekannte sich zur deutschen Verantwortung für die "Grausamkeiten" vor und während des Zweiten Weltkrieges, betonte aber: "In der von Ihnen angesprochenen Rechtsfrage vertreten wir eine andere Auffassung." Deutschland halte die Rechtsfrage der Reparationen für völkerrechtlich abgeschlossen. [...] [...] Beim Besuch Steinmeiers in einem Flüchtlingslager nahe Athen kam es zu Tumulten. Hunderte Flüchtlinge empfingen ihn mit "Ausweis, Ausweis"- und "Deutschland, Deutschland"-Rufen und folgten ihm hinter einem hohen Zaun bei seinem Gang durch Einrichtungen des Lagers. Einige von ihnen versuchten, bis zu Steinmeier vorzudringen. Sie wurden aber von Sicherheitskräften weit von ihm entfernt zurückgehalten. Der Bundespräsident verkürzte seinen Besuch um eine halbe Stunde. Er informierte sich in dem Lager über die Registrierung und Erstaufnahme von Geflüchteten, die derzeit wieder vermehrt nach Griechenland kommen. Während im gesamten vergangenen Jahr 41.500 Neuankünfte gezählt wurden, sind es in diesem Jahr bereits mehr als 48.000. [...]
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So trinkt man Kaffee in Spanien II: Café solo & Café americano (Reblog)
Schwarz, dampfend und aromatisch – der Café Solo ist der Dreh- und Angelpunkt der spanischen Kaffeekultur. Früher oft als Bezeichnung für einen kleinen Mokka verwendet, so ist der Café solo heute ein kleiner Schwarzer, ein Espresso. Es ist erstaunlich, wie viele gute Espressomaschinen heute in Spanien im Umlauf sind. Kein Wunder aber, wenn man bedenkt, dass Spanier genauso häufig ihren Café solo…
#coffeenewstom#Americano#Ashenden: The British Agent#Café americano#Café solo#Coffeenewstom#Erster Weltkrieg#Espresso#Hemingway#Internationalistas#Somerset Maugham#Spanien#Spanien-Urlaub#Spanienurlaub#Spanischer Bürgerkrieg#Zweiter Weltkrieg
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Bombe im Hauptquartier
Ein schwarzer Tag im Juli von Dörte Schipper Brandenburg, 1944. In Deutschland tobt der Krieg. Die Städte liegen in Trümmern, die Menschen sind auf der Flucht und auch die, die noch in ihrem Heim wohnen, haben kaum genug zum Leben. Überall hofft man, dass die Bombardierung endlich aufhören möge. Der Offiziersanwärter Egon wird im Juli des Jahres an die Ostfront beordert. Seit Stalingrad kämpfen…
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Gottfried Weise: Verbrechen und Verurteilung eines SS-Mannes (historischer Fall)
Essay
„Innerhalb der relativ kurzen Zeit seines Einsatzes im KL Auschwitz - von Ende Mai 1944 bis Ende Januar 1945 - verbreitete der Angeklagte unter den Häftlingen, die er zu beaufsichtigen hatte oder die mit solchen Kommandos in Berührung kamen, ungleich mehr Angst und Schrecken als andere in den Effektenlagern eingesetzte SS-Angehörige. Getreu der nationalsozialistischen Ideologie waren für ihn alle Häftlinge Staatsfeinde, die keinerlei Milde verdienten und die es auszurotten galt.
Mit dieser inneren Einstellung verrichtete der Angeklagte seinen Dienst. Er blickte mit Verachtung auf die Häftlinge herab, hielt einerseits möglichst viel Distanz zu ihnen, hatte andererseits indes keinerlei Skrupel, Häftlinge je nach Lust und Laune ohne oder wegen nichtiger Anlässe zu quälen, zu misshandeln oder gar zu töten. Vor diesem Hintergrund erlangte er unter den Gefangenen sehr bald den Ruf eines unnachsichtigen, unberechenbaren, überaus gewalttätigen SS-Aufsehers.“ *
*Auszug aus dem schriftlichen Urteil des Landgerichts
So formulierte sich das Schwurgericht in Wuppertal in seinem Urteil vom Januar 1988 über den zu diesem Zeitpunkt bereits 66-jährigen SS-Unterscharführer und Aufseher des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Gottfried Weise war dort Aufseher eines sogenannten „Effektenkommandos“. * *"Effekten" war ein damals geläufiger Begriff für Reisegepäckstücke. In seiner Position war er verantwortlich für die systematische Enteignung von Neuankömmlingen an den Rampen des Vernichtungslagers. Unter seiner Aufsicht mussten Lagerhäftlinge die Kleidung und Wertsachen ihrer Leidensgenossen sortieren und für die SS konfiszieren. Wie viele andere Aufseher des Lagers bereicherte er sich auch persönlich an diesen Dingen. Doch er beraubte sie nicht nur, er misshandelte sie auch mit unvorstellbarer Brutalität. Auf der Anklagebank saß er, weil er während seiner Dienstzeit in Auschwitz fünf Menschen kaltblütig und eigenmächtig ermordet haben soll. Das Gericht in Wuppertal befand ihn dieser fünf Morde für schuldig. Der Bundesgerichtshof wird drei dieser Schuldsprüche bestätigen. Die Dunkelziffer seiner Morde in dieser Zeit wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit deutlich höher sein. Die von den Zeugen geschilderten Misshandlungen sind schier unzählbar.
Mord nach §211 StGB In Auschwitz litten vor allem inhaftierte Männer unter Gottfried Weise, die Zwangsarbeit in seinem Kommando verrichten mussten. Immer wieder drangsalierte er die zum Teil bereits stark geschwächten Leute mit Fußtritten und Schlägen mit einem Gehstock. Einen Mann prügelte er mit dem Stock so ungehemmt und brutal, dass dieser schließlich durch die Schläge zerbrach.
Der verletzte Häftling musste umgehend einen neuen besorgen und diesen auf erniedrigende Art und Weise demütig überreichen. Die Gewaltausbrüche waren begleitet von lautstarken „Schimpfkanonaden“ des fanatischen Menschenrechtsverbrechers. Zeugen sagten aus, dass einige der Menschen, die von Weise geschlagen und getreten wurden, zusammenbrachen und abtransportiert wurden. Sie sahen sie danach nie wieder. Immer wieder ließ er verängstigte und meist unterernährte Männer, Frauen und Kinder bis zum Zusammenbruch Sport treiben. Zwar drangsalierte Weise deutlich häufiger männliche Gefangene, weil ihm ein männliches Kommando unterstand, Frauen waren jedoch deshalb nicht sicher vor ihm. Als beispielsweise im Sommer 1944 die Krematorien der Tötungsfabrik Auschwitz bereits an der Grenze ihrer Kapazität sind und die Menschen teils tot, teils lebendig und teils halb lebendig in großen Feuergruben nördlich von zwei Frauenblöcken des Lagers verbrannt wurden, drangen die Schreie bis in die Baracken der verängstigten Frauen. Weise betrat angetrunken eine der Baracken und zwang eine griechische Gefangene, mit ihm zum Klang einer Ziehharmonika und den grauenvollen Schreien aus den Feuergruben mit ihm zu tanzen. Einer für jeden sichtbar schwangeren Frau trat er brutal in den Bauch, weil er diese der Lüge bezichtigte. Auch ihr Schicksal blieb ungeklärt, die Zeugin sah sie, nachdem sie abgeholt wurde, nie wieder. So grauenvoll diese Misshandlungen auch waren, über 40 Jahre nach Kriegsende waren sie verjährt. Eine Anklage wegen fünffachen Mordes war nur möglich, weil das Parlament im Juli 1979 die Verjährungsfrist für Mord und Völkermord aufhob. Bis dahin verjährte Mord in Deutschland nach 30 Jahren. Eine Gesetzesänderung, die vor allem auch deshalb durchgeführt wurde, um Täter des NS-Regimes weiter zur Rechenschaft ziehen zu können.
Verjährungsfrist nach § 78 StGB Circa 30 Zeugen haben in dem Prozess ausgesagt. Eine Zeugin wurde von den Richtern persönlich in Ungarn besucht und ermutigt, zur Aussage zu erscheinen. Andere reisten für ihre Aussagen aus den USA nach Wuppertal. Man kann jeden, der die Tötungsmaschinerie des Nazi-Regimes überlebt hat, und den Mut findet, diese Erinnerungen, während einer der damaligen Täter mit im Saal sitzt, wieder abzurufen, nur bewundern. Die Zeugen konnten ihn eindeutig identifizieren. Auch nach all den Jahren. Das lag unter anderem daran, dass Weise im Krieg ein Auge verlor und deshalb mit Glasauge oder Augenklappe in Erscheinung trat. Die Häftlinge nannten ihn heimlich auch „den Blinden“ oder „den Zyklop“. Acht dieser Zeugen waren ebenfalls ehemalige SS-Männer. Nur zwei von ihnen werden zumindest zu einem gewissen Grad mit dem „Korpsgeist“ brechen und sich und ihre „Kameraden“ belasten. Die anderen waren zwar sehr gesprächig, wenn es um Strukturen und Aufbau des Vernichtungslagers geht, an Gräueltaten und Morde von Weise konnten sie sich dann plötzlich aber nicht mehr erinnern.
Natürlich hätte jeder in ihren Reihen vom Massenmord gewusst, aber nie selber einen toten Häftling gesehen. Einer der SS-Männer ging sogar einen Schritt weiter und gab vor Gericht an, in Auschwitz nur tote Wachmänner gegen Ende des Krieges gesehen zu haben. Ein anderer machte jedoch deutlich, dass „Jeder“ von den Krematorien, den Feuergruben, den Massengräbern und der organisierten Ermordung der Menschen im Lager wusste und daran beteiligt war. Weise selbst gab zum Prozessauftakt eine Erklärung ab, in der er jede Schuld von sich wies. Nie will er Häftlinge misshandelt oder auf diese geschossen haben. Danach hüllte er sich in Schweigen. Weise verließ das Lager, als die rote Armee nur noch wenige Tagesmärsche davon entfernt war. Am 27. Januar 1945 wurden die verbliebenen Überlebenden von den Russen befreit. Gottfried Weise trat kurz darauf wieder Dienst als KZ-Aufseher an. Im Frauenlager Ravensbrück. In dieser Zeit hielt er größtenteils Abstand zu den circa 25 weiblichen Häftlingen der ihm unterstehenden Baracke. Teilweise zeigte er sich sogar hilfsbereit und erzählte den Frauen in Gesprächen, er „müsse gegen seinen Willen“ Dienst im KZ leisten, weil sein Vater überzeugter „Bibelforscher“ sei. Eine Zeugin schilderte, dass einige NS-Verbrecher in dieser letzten Phase des Krieges sich „ihre Juden“ suchten. Eine Gruppe, die sie vorbildlich behandelten, um sich eventuell nach dem Krieg auf sie in der Hoffnung auf Entlastung berufen zu können. Weise brach mit einer ersten Kolonne Gefangener am 28. April 1945 von Ravensbrück in Richtung Kleve auf. Am 3. Mai geriet die Kolonne in amerikanische Gefangenschaft. Kurz zuvor trug Weise ein gehbehindertes Mädchen in einem weiteren Versuch, sich als „guter“ SS-Mann zu präsentieren, über einen Bach. Im Entnazifizierungsverfahren gelang es ihm, durch falsche Angaben als „Mitläufer“ eingestuft zu werden. Er gab an, aufgrund einer „Wachdienstunfähigkeit“ habe er lediglich als „Kassenhilfsbuchführer“ in der Verwaltung des Lagers gearbeitet. Als er bald darauf einen Antrag auf Entschädigung für Kriegsgefangene stellt, verschweigt er seine Tätigkeit in Auschwitz gänzlich. In den späten 40er Jahren versuchte er aktiv, in Kontakt mit den Frauen aus Ravensbrück zu treten. Er stellte unter anderem an den „World Jewish Congress“ ein Gesuch, in dem er um die Übermittlung der Anschriften von 14 der Holocaust-Überlebenden bittet. Man war dort nicht gewillt, einem ehemaligen SS-Mann zu helfen. Das Gericht sah darin, vor allem auch wegen der Tatsache, dass er diesen Kontakt erst suchte, nachdem er unter Vortäuschung falscher Tatsachen „entnazifiziert“ wurde, die Bestätigung, dass Weise sein Verhalten erst änderte, als ihm die Niederlage des dritten Reiches im KZ Ravensbrück bewusst wurde. Er lebte danach unbehelligt in Solingen und war dort auch bis zu seinem Rentenalter als Bautechniker tätig. Dass Gottfried Weise ein Musterbeispiel für einen erbarmungslosen und menschenverachtenden Verbrecher war, ist nun schon jedem Klar. Dabei haben wir die Morde, für die er in Wuppertal verurteilt wurde, noch nicht einmal thematisiert.
An einem nicht genau definierten Tag im Juni/Juli 1944 wurde einem „Rampenkommando“, nachdem dieses bereits einen regulären Arbeitseinsatz hinter sich gebracht hatte, befohlen, noch die darauffolgende Nacht durchzuarbeiten. Vor allem aus Ungarn kamen in diesem Zeitraum etliche neue Häftlinge fast rund um die Uhr im Vernichtungslager an.
Als den geschwächten Männern nach dieser brutalen Doppelschicht eine Stunde Pause gewährt wurde, ruhten sie sich in zwei Baracken aus, und die meisten von ihnen schliefen vor Erschöpfung ein.
Sie lagen auf großen Haufen von Bettwäsche und Kleidung oder hockten an diese gelehnt. Weise und ein weiterer Wachmann weckten diese nach einer Weile mit Pfeifen und befahlen ihnen mit lautstarkem Gebrüll, wieder zum Arbeitseinsatz anzutreten. Natürlich waren die erschöpften Männer nicht alle unverzüglich wieder angetreten. Den beiden Unterscharführern ging es nicht schnell genug.
Jeder betrat jeweils eine der Baracken in der Absicht, die verzögert antretenden Häftlinge anzutreiben. Der Zeuge, der den folgenden Mord schildert, wurde von Weises Kollegen mit einem Faustschlag gegen den Kopf angetrieben und trat vor den Baracken an. Er sah Weise noch die andere Baracke betreten. In dieser brüllte er einen Häftling an und steigerte sich nach Erachten des Gerichts in seine Wut hinein.
Er zog schließlich seine Dienstpistole und schoss dem Mann in den Kopf. Kurz darauf schleifte er den Toten am Hosenbein vor die Tür und befahl zwei weiteren Häftlingen, die Leiche abzutransportieren. Er verbot ihnen auch, eine Bahre zu verwenden, und sie mussten den Toten an Armen und Beinen wie einen Sack schleppen. Die beiden Wachleute lachten laut dem Zeugen dabei schadenfroh.
Das Gericht war überzeugt davon, dass Weise bei dieser Tat nicht mal an das menschliche Leben, das er nahm, dachte. Er sah lediglich eine Arbeitskraft, die ihre Leistung nicht unmittelbar erbrachte, in dem Menschen.
Im Rahmen seiner hasserfüllten Ansichten tötete er den Mann allein deshalb, weil das Leben eines Gefangenen für ihn wertlos war. Lediglich die Arbeitskraft zählte. Der Name des Ermordeten konnte nie ermittelt werden.
Ebenfalls im Juni/Juli 1944 kam es zu folgendem Vorfall: Drei weibliche Gefangene eines an der Rampe beschäftigten Sortierkommandos planten die Flucht aus dem Lager. Sie entdeckten einen Hohlraum unter einem der Frachtwaggons eines Zuges, der Effekten nach Westen transportieren sollte. Sie verstauten einen Wasservorrat und versteckten sich darin.
Einer der Zeugen schilderte, dass er bemerkte, dass der Appell schier endlos lange schien. Die Wachmannschaften schienen hektisch nach jemandem zu suchen. Als alle Arbeitskommandos angetreten waren und noch immer drei Häftlinge fehlten, durchsuchten sie den Frachtzug und wurden fündig. Weise und ein ebenfalls als Zeuge geladener Wachmann drangsalierten die drei Frauen vor den Augen der auf dem Appellplatz angetretenen Häftlinge brutal mit Tritten und Schlägen.
Der Zeuge sagte, dass die Frauen „halb verrückt vor Todesangst“ gewesen seien. Weise und die anderen Wachmänner handelten nach Einschätzung des Gerichts nicht nur aus Wut über die verursachte Mehrarbeit, sondern auch, um den anwesenden Häftlingen nachhaltig klarzumachen, welche Folgen Delinquenz unter ihrer Aufsicht haben würde.
Weise zog schließlich seine Pistole und schoss erst der einen auf dem Boden liegenden Gefangenen in den Kopf und unmittelbar darauf der zweiten. Der andere Wachmann erschoss schließlich die verbliebene. Eine weitere Zeugin, die an anderer Stelle zum Appell angetreten war, hörte diese Schüsse und bekam den Vorfall kurz darauf von einem Mithäftling bestätigt.
Im Zeitraum zwischen Juli und September 1944 beging Weise einen seiner skrupellosesten Morde.
An dem nicht mehr genau bestimmbaren Tag kam ein Zug voller Deportierter in Auschwitz an. Die Frauen, Männer und Kinder wurden in brütender Hitze als Kolonne in Richtung der Krematorien über den Hauptweg des Lagers geführt. Dabei löste sich ein laut den Zeugen sechs- bis zehnjähriger Junge aus der Gruppe der Gefangenen. Er traf im eigentlichen Hauptlager zwischen einer der Barackenreihen auf Weise.
Eine Zeugin gab an, der Junge habe gebettelt und geweint. Vermutlich litt er durch den unmenschlichen Transport an furchtbarem Durst und Hunger. Sie hatte zu große Angst, dem Jungen zu helfen, weil dies strikt untersagt war und Weise in ihrer Nähe war, aber verfolgte das Geschehene aufmerksam.
Weise begegnete dem leidenden Kind mit ausgesprochener Gefühlskälte. Eventuell sah er den deportierten Jungen, der zur Vergasung in einem der Krematorien bestimmt war, als bereits tot an. Er entschloss sich, sein „Spiel“ mit ihm zu treiben. Er dirigierte den Jungen mit Gesten und Worten dazu, sich zwischen den Längsseiten von zwei Baracken aufzustellen. Es ist unklar, ob das Kind Weises Worte verstand oder nur seinen Gesten folgte.
Weise stellte dann dem verängstigten Kind drei leere Konservendosen auf Kopf und Schultern. Weil der Junge vor Angst wie versteinert war, blieben diese auch tatsächlich stehen. Dann demonstrierte er seine Schießkünste und nahm dabei zumindest billigend in Kauf, dass eine minimale Abweichung den Jungen schwer verletzen oder töten würde.
Das Gericht ging davon aus, dass er den Entschluss, das Kind auch gezielt zu erschießen, schon vor dem makaberen „Spiel“ fasste.
Er schoss aus einigen Metern Entfernung die Dosen vom Kopf und den Schultern des „zum Spielobjekt degradierten“ Kindes, was dieses noch immer vor Angst wie gelähmt und stumm über sich ergehen ließ. Danach forderte er den Jungen auf, zu klatschen und mit ihm in einer Art „Siegesfeier“ über seine Treffsicherheit zu tanzen.
Von Angst getrieben kam das Kind dieser Forderung nach. Als der Junge schließlich wieder begann zu weinen, verging Weise die Lust auf sein Spiel. Er soll Unverständnis für „das weinerliche Gehabe“ geäußert haben und fügte hinzu, „dass er es erledigen“ würde.
Dann folgte er seinem bereits im Vorfeld gefassten Entschluss und schoss dem Kind gezielt aus wenigen Metern Entfernung in das Gesicht. Mit einem Tritt auf die Hand des Jungen vergewisserte er sich, dass dieser wirklich tot war. Dann befahl er zwei Häftlingen, die Leiche des Kindes zu den Krematorien zu bringen.
Die Zeugin, die all das mit ansah, hoffte bis zuletzt auf Weises Gnade. Sie war fassungslos, als er den Jungen letztlich hinrichtete. Sie suchte den Ort des Mordes später auf und fand in dem Sand auf dem Boden einen Siegelring, den sie an sich nahm und für den Rest der Shoah als Talisman behielt.
Im selben Zeitraum tötete er auf die gleiche perfide Art und Weise eine 17- bis 18-jährige. Vermutlich war auch diese junge Frau eine Deportierte. Die Zeugin, die den Vorfall schilderte, war sich sicher, dass das Mädchen keine Häftlingskleidung, sondern ein normales Kleid ohne Kennzeichnung trug.
Ein weiterer Tatvorwurf nach demselben Muster konnte für das Gericht nicht zweifelsfrei bewiesen werden, und drei weitere Erschießungen männlicher Häftlinge wurden vor Gericht nicht zur Entscheidung herangezogen.
Allerdings standen nach dem erstinstanzlichen Prozess fünf Verurteilungen wegen Mordes. Das Schwurgericht stellte bei jedem der Morde fest, dass niedere Beweggründe vorlagen und in vier Fällen zusätzlich besondere Grausamkeit. Die besondere seelische Pein, die die Menschen bei diesen „Zielübungen“ unmittelbar vor ihrem Tod erdulden mussten, war unvorstellbar.
Im Falle des in der Baracke erschossenen Häftlings, der Weise nicht schnell genug wieder angetreten war, ließ sich diese besondere Grausamkeit nicht mit Sicherheit feststellen.
„Der Angeklagte hat seinen Opfern aus einer gefühllosen und unbarmherzigen Gesinnung heraus besondere Schmerzen und Qualen körperlicher und seelischer Art zugefügt. Nur ein gefühlloser, unbarmherziger Mensch konnte die Häftlinge bzw. Deportierten, die ohnehin schon genug unter der jeder Menschenwürde Hohn
sprechenden Behandlung auf dem Transport in das bzw. im KL Auschwitz litten, noch zusätzlich, ohne dass triftige oder menschlich wenigstens nachvollziehbare Gründe vorlagen, auf die in den einzelnen Fällen geschilderte Art und Weise umbringen.“
Auch nach den Regeln des NS-Regimes waren die eigenmächtigen Tötungen durch Weise rechtswidrig. Dass seine Vorgesetzten es ignorierten oder legitimierten, änderte daran nichts; auch sie handelten rechtswidrig. Zudem war Weise sein Unrecht bewusst, und er war voll schuldfähig.
Am Ende des drei Jahre andauernden Verfahrens stand eine lebenslange Haftstrafe. Dies änderte sich auch nicht durch die Aufhebung von zwei der fünf Verurteilungen durch den Bundesgerichtshof im März 1989. Eine Revision lehnte das Bundesverfassungsgericht einen Monat später ab.
Gottfried Weise war während der gesamten Verfahrensdauer nicht inhaftiert. Er war während des angestrebten Revisionsverfahrens unter anderem wegen des „bedrohlichen Gesundheitszustands“ seiner Frau vom Oberlandesgericht von Haft verschont worden. Er verpfändete außerdem sein Haus, um eine Kaution von 300.000 DM zu stellen. Und er wollte auf freiem Fuß bleiben.
Unmittelbar nachdem die Revision vom BVG im April 1989 abgelehnt wurde, setzte er sich in die Schweiz ab.
Man mutmaßte, dass er alte NS-Seilschaften für seine Flucht ausnutzte. Eventuell waren diese auch mit der Neo-Nazi-Szene verwoben. Die Bundesanwaltschaft fand hierfür keine Beweise.
Seine Frau Ursula wird ihm zwei Monate später hinterherreisen. Das ließ ihr Gesundheitszustand scheinbar zu. Weise hielt sich in einem verschlafenen Bauernhaus im Berner Oberland auf und verwendete das Pseudonym „Gerhard Sieber“. Allerdings wurde er nur circa vier Wochen, nachdem seine Frau zu ihm gestoßen war, ausfindig gemacht und inhaftiert.
Das lag vor allem an ihm selbst und nicht an den Strafverfolgungsbehörden. Er wurde nach einem Schlaganfall in ein Krankenhaus eingeliefert und noch in diesem verhaftet. Ein weiteres Verfahren über seine Auslieferung ersparte er den Behörden und stieg freiwillig in einen Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes, der ihn in ein deutsches Justizkrankenhaus ausflog.
Er verbüßte ab dann seine Strafe zumindest für einige Jahre in Bochum. Allerdings erhielt er durch den damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau im April 1997 eine Haftverschonung aus gesundheitlichen Gründen. Eine Entscheidung, die im Volk und international zu Entsetzen und Protesten führte. Daraufhin strich man ihm immerhin die Kriegsopferrente, die er seit Jahrzehnten kassierte.
Weise starb im Jahr 2000 in seiner Wahlheimat Solingen. Er bekam zeitlebens nur einen Vorgeschmack auf seine rechtsstaatliche Strafe.
Spenden an Amcha Deutschland e.V. Eine Organisation die sich für Überlebende der Shoah und deren Angehörige engagiert.
Quellen:
Urteil des Landgericht Wuppertal
Neue Zürcher Zeitung
Westdeutsche Zeitung
taz
Solinger Tageblatt
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Riccio und Hans sind zwei meiner Leser, deren Geschichtskenntnisse schwer zu wünschen übrig lassen
Aus dem Grund, lege ich den Zweien Mal einen kleinen Auszug aus Albert E. Kahn und Michael Sayers rein. »Auf Grund der persönlichen Beobachtungen, zu denen ich seit 1936 Gelegenheit hatte, kann ich behaupten, daß außer dem Präsidenten der Vereinigten Staaten keine Regierung die Gefährdung des Friedens durch Hitler und die Notwendigkeit der kollektiven Sicherheit und des Abschlusses von…
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Kai Wegner und die umstrittene "Trostfrauen"-Statue: Ein Fehltritt in der Berliner Politik
Berlins Bürgermeister Kai Wegner (CDU) steht heftig in der Kritik, weil er die Entfernung der Trostfrauenstatue in Moabit anstrebt. Diese Statue erinnert an die rund 200.000 Frauen und Mädchen, die während des Zweiten Weltkriegs von japanischen Soldaten zur Zwangsprostitution verschleppt wurden. Sie dient als Mahnmal gegen sexualisierte Gewalt in Kriegen und wurde 2020 vom Korea-Verband…
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Sarahs Schlüssel – Film Stream HD (2010)
Originaltitel: Elle s’appelait Sarah
Sarahs Schlüssel ist ein Drama
Nach dem gleichnamigen Roman der Schriftstellerin und Journalistin Tatiana de Rosnay
In Sarahs Schlüssel wird die 10-jährige Jüdin Sarah im Sommer 1942 bei der Deportation durch die französische Polizei von ihren Eltern getrennt.
Inhalt von Sarahs Schlüssel
Der Film spielt abwechselnd in den Jahren 1942 und 2009. Er pendelt vor dem Hintergrund des Schicksals der Juden in dem von Deutschland besetzten Frankreich im Zweiten Weltkrieg zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Die zehn Jahre alte Sarah wird am 16. Juli 1942 im Zuge der Judendeportationen mit ihren Eltern ins Wintervelodrom gebracht. Zuvor kann sie noch ihren Bruder Michel im Wandschrank des Schlafzimmers verstecken, in dem sie ihn einschließt. Ihre Eltern werden nach Auschwitz deportiert...
#film#stream#deutsch#kostenlos#online#legal#hd#drama#auschwitz#bruder#eltern#deutschland#frankreich#gegenwart#juden#schicksal#vergangenheit#zweiter weltkrieg
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Daran erinnern, was passiert, wenn Juden sich auf andere verlassen
Daled Amos, Elder of Ziyon, 28. Juli 2023 Wenn es jemals eine Zeit gegeben hat, in der Juden die Hilfe des Westens brauchten, dann war das gegen Hitler. Und wir alle wissen, wie das ausging. Lassen wir die Weigerung beiseite die Bahngleise zu bombardieren, um die Juden-Transporte in die Todeslager zu verlangsamen. Und lassen wir beiseite, wie lange es dauerte, bis die Länder brauchten, um eine…
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„Klaus“ -Nomen est Omen – oder wenn sich bei der Namensgebung Abgründe auftun
Wenn ein Elternpaar ein Kind tauft, so sind in der Regel mit der Wahl des Namens positive Menschen verbunden. Ein Star, den man besonders bewundert, ein Mensch, der als Vorbild gilt, ein Heiliger, ein Schutzpatron, ein geliebter inzwischen verstorbener Verwandter, den man auf diese Weise posthum seine Ehrerbietung zeigt, ein guter Freund oder auch eine historische Persönlichkeit, die als Held, Künstler oder Staatenlenker großes geleistet hat. Es gibt jedoch auch Fälle, wo dies nicht der Fall ist. Wo ein Vater aus nicht nachvollziehbarer „Familien-Raison“ seinen einzigen Sohn nach einem verhassten verstorbenen Bruder tauft. Der Grund: Die Mutter des Vaters hat darauf bestanden, dass der erste männliche Nachkomme, der nach dem zweiten Weltkrieg das Licht der Welt erblickt, nach dem gefallenen Lieblingssohn „KLAUS“ genannt wird. Dieses Unglück ereignete sich mit meiner Geburt am 14. Juli 1954, neun Jahre nachdem der ursprüngliche Namenträger in einem Harzdörfchen namens „Elend“ mutmaßlich in einem provisorisch eingerichteten Lazarett mit 21 Jahren wenige Tage vor Kriegsende qualvoll sein Leben aushauchte.
Mein Vater stieß meinen Namensgeber KLAUS in eine Jauchegrube
Geboren wurde KLAUS vor genau hundert Jahren am 26. Juli 1923 in Breslau als zweiter Sohn eines mährisch stämmigen oberschlesischen Kaufmannes, der sich in der Schlesischen Hauptstadt in bester Lage ein Feinkostgeschäft aufgebaut hatte. Wie ich aus vielen Berichten von Verwandten später erfuhr, wurde KLAUS, der etwas dicklich, unbeholfen und ungeschickt war, von meiner Großmutter – die wohl erst beim zweiten Kind zu ihrer Mutterrolle fand – in jeder Hinsicht bevorzugt. So wurde KLAUS für meinen Vater schon sehr früh zur Hassfigur. Er quälte und drangsalierte ihn und entwickelte schon sehr früh jenen Sadismus unter dem auch ich später als Kind immer wieder leiden musste, ehe ich nach jahrlangen Misshandlungen an schweren Depressionen erkrankte.
Höhepunkt der Gewaltorgien gegen KLAUS war ein Vorfall, der sich wohl bei einem Verwandtenbesuch im Riesengebirge abgespielt hat, als mein Vater, den ihm körperlich unterlegenen Bruder in eine Jauchegrube stieß. Möglicherweise haben all diese Demütigungen dazu geführt, dass KLAUS, ab der Pubertät, gefördert durch die NS-Sport-Begeisterung, seinen Körper optimierte und trimmte und sich schätzungsweise 1941 freiwillig den Panzergrenadieren anschloss. Eine Eliteeinheit, bei denen einem nichts geschenkt wurde. Harter Drill und brandgefährliche Einsätze an vorderster Front. Umgekehrt vermied mein Vater, obwohl von den Nazis begeistert, jede Eigengefährdung und kam als „Etappen-Hase“ relativ gut durch den Krieg. Obwohl er nach eigenen Aussagen der beste Schütze der Kompanie war und man ihm entsprechende Angebote machte Scharfschütze zu werden, vermied er geschickt jeglichen direkten Feindkontakt und wurde „Melder“, trug statt einem Gewehr eine Pistole, die nie zum Einsatz kam. Sein einziger Fronteinsatz in Nordafrika beim Afrikachor endete ziemlich schnell mit englischer und schließlich französischer Gefangenschaft, während KLAUS als Panzergrenadier regelrecht verheizt wurde. Zuletzt war er Unteroffizier und führte wohl eine kleine Gruppe versprengter Soldaten an, die versuchten in den Wäldern des Harzes die Übermacht der Amerikaner zu stoppen.
Als stände ich an meinem eigenen Grab
Ich erinnere mich noch gut an den Tag als ich 1990, kurz nach dem Fall der DDR-Grenze endlich an seinem Grab im ehemaligen Sperrgebiet stand. Zuerst standen mir nur die Tränen in den Augen, als ich auf dem schlichten Holzkreuz meinen Namen las. Dann weinte ich hemmungslos. Ich stellte mir vor wie mein Namensgeber blutjung tödlich getroffen noch einige Stunden oder vielleicht noch Tage auf seinem Feldbett liegt, nach Morphium schreit, das vielleicht in den letzten Kriegstagen gar nicht mehr in ausreichend Mengen vorhanden ist. Wie sich so kurz vor Kriegsende das Tor des Todes öffnet. Ich stand am Grab eines jungen Mannes, dessen Schicksal mich posthum lebenslang begleitet wie ein dunkler beinah dämonischer Schatten. Heute weiß ich, mit seinem Tod ging mein eigenes Martyrium weiter. Mein Vater hat den lebenslangen Hass auf seinen Bruder KLAUS eins zu eins auf mich übertragen. Von meinem sechsten bis zu meinem zwölften Lebensjahr wurde ich regelmäßig misshandelt, oftmals wegen Kleinigkeiten – nicht gerade sitzen bei Tisch – gezüchtigt. Interessanterweise haben Verwandte stets unterschiedlich auf diese Gewaltorgien reagiert. Während die einen aus unerklärlichen Gründen stets Sympathien für den Aggressor zeigten, waren die anderen – darunter meine Großmutter mütterlicherseits und ein Onkel und eine Tante furchtbar entsetzt. Besonders verletzt haben mich die höhnischen Äußerungen einer Cousine, die tatsächlich meinte, man könne für sein Leiden – in diesem Fall durch Misshandlungen verursachte Traumata - nicht nur die Eltern verantwortlich machen. Dass ich für Menschen, die um meinen Vater, weil er ein bekannter Lokalkünstler war, einen Personenkult aufbauen, kein Verständnis habe, liegt auf der Hand.
KLAUS, der nicht zuletzt durch die Misshandlungen meines Vaters auf die Irrwege geriet im Krieg etwas Besonderes leisten zu müssen, wurde das LEBEN gestohlen. Mir, dem Namens-Nachfolger wurden sechs oder sogar zehn entscheidende LEBENSJAHRE, nämlich die Kindheit gestohlen. Jahre in denen Kinder und Jugendliche Selbstbewusstsein und Mut aufbauen, in denen sie ihre Kreativität entdecken, zum Beispiel Gitarre spielen lernen, ihre Talente zu echten künstlerischen Leistungen ausbauen. Durch Förderung, durch Anregung. Dies alles wurde größtenteils verhindert, Talente und Begabung buchstäblich ausgeprügelt. Dass ich mir später durch manche Umwege und harte Arbeit die ein oder andere Nische erarbeitete war dann nicht mehr dem Urvertrauen, sondern dem Ehrgeiz geschuldet. Vor allem aber ein Wettlauf mit der Zeit. Denn fehlende Jahre sind nicht so leicht zu ersetzen.
Mein großes Interesse gilt in letzter Zeit vermehrt den Künstlerbiografien. Nicht alle hatten eine unbeschwerte Kindheit, aber Gewalterfahrung findet man (Ausnahmen Oasis-Brüder M. Jackson) eher selten. Aber immer frühe Förderung. Schriftsteller Peter Handke beispielsweise wurde von seiner Mutter vergöttert, die bereits sehr früh sein literarisches Talent unterstützte. Ähnliches erfährt man in musikalischer Hinsicht von Keth Richard oder Jonny Hallyday. Dieses Glück blieb mir leider versagt. Heute als alter Mann kann ich sagen, dass ich als Kind in eine Traumwelt flüchtete, aus der ich als Heranwachsender nur mühsam herausfand.
Epilog:
KLAUS begleitet mich wie ein Schatten, wie ein zweites Ich. Er macht deutlich, wie unverarbeitete Konflikte von einer Generation auf die nächste übertragen werden. Wie Täter und Aggressoren dabei triumphieren, Denkmäler bekommen, während die Opfer vergessen und sogar verhöhnt werden. Aber wo Schatten ist, ist bekanntlich auch LICHT: KLAUS war dabei als ich 1974 den Wehrdienst verweigerte, weil ich nicht mehr zulassen wollte, dass andere mich willkürlich herumkommandieren. KLAUS war dabei, als ich 1977 mühsam als Nachtwächter in einer Fabrik mein Studium finanzierte. KLAUS war dabei, als ich mich 1984 in Pirmasens schützend vor einen Obdachlosen stellte, der aus nichtigem Grund von einem Taxifahrer mit einer Eisenstange angegriffen wurde. Lange habe ich mit meinem Namen gehadert, wollte mir sogar einen anderen Vornamen zulegen, bis ich die tiefere Bedeutung meines Namens entdeckte. Klaus, die Abkürzung von Nikolaus heißt „Der mit dem Volk kämpft“. Und ich in der Tat habe ich mich oft für andere eingesetzt, als Gründungsmitglied der Grünen (die damals noch nicht so linkslastig waren), als Betriebsrat und zuletzt für die Meinungsfreiheit und die Opfer importierter Gewalt, bis mir das Blockparteien-Regime schmerzhaft die Grenzen aufzeigte. 2016 habe ich ein Gedicht geschrieben, dass ich meinem Namensgeber und dem gleichfalls gefallenen Verlobten meiner Mutter zu Ehren heute nochmals veröffentliche:
Meine zwei Gräber
Zwei Gräber gaben meiner Seele Gestalt
Russlands Erde und der deutsche Wald
Eisige Steppe und ein hölzernes Kreuz
Im Schatten des Berges, der alle erfreut
Morgen, vielleicht noch in diesem Jahr
Besteig ich den Brocken ein einziges Mal
Schau Richtung Russland, sichtlich gerührt
Verfluch den Dämon, der euch alle verführt
Bin seit der Geburt lebendig begraben
Körper und Seele randvoll mit Narben
Das bisschen Freude, Glaube und Mut
Ward früh zerschlagen, geblieben ist Wut
Ich lernte früh mich gründlich zu hassen
Statt Fortuna mit beiden Händen zu fassen
Geblieben ist Trauer ein Leben lang
An die Ufer gespült, wie wertloser Tang
Morgen, vielleicht noch in diesem Jahr
Besteig ich den Berg und schaue ins Tal
Blick Richtung Breslau, schau ungestört
Verfluch den Dämon, der mein Leben zerstört.
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