#Schildzeichen
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Signatur/ Datierung
Wenn der Anfang des Spruchbandes die Signatur und die Datierung ist und HC die Initialen des Machers, dann liegt es u.a. nahe, an Hans Cranach zu denken. Das ist der älteste Sohn von Lucas Cranach dem Älteren, der große Bruder von Lucas Cranach dem Jüngeren. Da steht, so vermute ich, (spiegelverkehrt) zuerst 3 oder Z, dann HC und dann (wider spiegelverkehrt) 4. Hans Cranach wird 1513 in Wittenberg geboren und stirbt am 9.Oktober 1537 auf eine Reise in Bologna. Das Bild wird im Archiv in New York auf das Jahr 1534 datiert, ich nehme an: wegen der 3 und der 4. Zwei Gemälde sind Hans Cranach sicher zugeschrieben. In Hannover findet sich wohl ein Skizzenbuch von ihm. In der Literatur vertritt die These, dass die Graphik von Cranach käme aber niemand. Die Malerei von Hans Cranach gleicht der seines Vaters, in bezug auf die Graphik kann ich wenig sagen.
In der Literatur sind eine Reihe von Monogrammisten HC bekannt. Mongrammist nennt man die Künstler, deren Namen und Identität nicht gesichert ist, denen man aber Initialen und Bilder zuordnen kann. Die Initialen sind Signaturen und bestehen meist ein zwei oder drei Buchstaben. HC sind Initialen, zu denen man in einem der Standardwerke zu den Monogrammisten 29 verschiedene Künstler aufgeführt sind. In dem Lexicon sind auch Monogramme abgebildet. Besonders ähnlich ist das eines unbekannten Kupferstechers, dem man ein Bild zuordnet, das auf das Jahr 1644 datiert ist.
#Glück der Gerechtigkeit#Schiffbruch mit Rechtswissenschaftlern#(Kontra-)Signatur#stempel#siegel#schildzeichen#wappen#druckerstempel
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Was ist und was macht ein Assessor?
1.
Es geht nun darum, den Weltraumflug zugänglicher zu machen, anstatt ihn als exklusiv zu betrachten. Nur so können wir neue, noch interessantere Weltraummissionen planen und die Grenzen verschieben (Missionstatement fram2).
Im All hört Dich keiner eintreten (Klaus-Thomas Albman).
2.
Der Assessor ist zugangsfixiert und macht zugänglicher. Zugänge zum Machthaber sind genau sein Ding. Der Assessor entwirft oder trägt Insignien, deren Quelle in minderem römischen Recht, nämlich in der Notitia Dignitatum liegt. Die Notitia Dignitatum ist ein Manual und eine Institution der Verwaltung, sie listet nicht nur die Digmata, die Bild- und Schildzeichen, Wappen oder Insignien der römischen Verwaltung auf. Sie liefert auch Pläne, Stadtbeschreibungen und Skizzen administrativer Einrichtung, damit man erkennt, wo man gelandet ist, wenn man eingetreten ist. Die Notitia Dignitatum organisiert die Zugänglichkeit der Verwaltung und ist ein Protokoll der Assessoren.
3.
Es gibt auch Assessorinnen. Rabea Rogge ist die erste deutsche Assessorin im All. Es heißt, sie sei Polarforscherin. Das ist gut möglich. Sie forscht an der Polarisierung und testet, wie weit man gehen kann. Ihr Wikipediaeintrag klingt wie ein in der dritten Person Singular selbstgeschriebener Lebenslauf des personifizierten neuen Berlins ("Sie sammelte umfangreiche operative Erfahrungen und absolvierte Expeditionen, unter anderem auf einem Schiff vor Westafrika, wo sie drei Monate lang forschte") also so, wie bei 98% aller verbeamteten Rechtswissenschaftler und wie bei mir. Das kommt von der Zugänglichkeit, spricht aber nicht gegen die Qualität als Polarforscherin. Klingt alles wie ausgedacht, ist es auch, ich erfinde grundsätzlich nichts.
4.
Die Bildwirkerei ist eine Technik, die sich während des Mittelalter in Franken und beim Schloßherrn Luitpold in Ringberg am Tegernsee um 1920 großer Beliebtheit erfreut hat. Die Bildwirkerei macht das Schloss erst gemütlich. Mit ihren Teppichen bindet sie den Raum zusammen (Lebowski) und macht Architekturen einladender, d.i. zugänglicher. Bildwirkerei kann man heute erwerben: kleine gestickter Bilder, die man auf Overalls bügeln kann (die Sticker sind Sticker). Oben ist der Sticker abgebildet, den Rabea Rogge auf ihrem Overall im All trägt. Er stammt aus der Tradition der Notitia Dignitatum.
Darüber hinaus gibt es die Radiowirkerei. Carl Schmitts Radio Essay mit einem Gespräch über die Macht und den Zugang zum Machthaber (1954) übertrumpft nicht nur das mindere römische Recht der Bildverwaltung und die fränkische Bildwirkerei des Mittelalters. Dieser Essay ist auch ein Manifest moderner Assessoren, was sag ich? Das Manifest der Assessoren schlechthin. Gesetz, Schloss, All, Mailand oder Madrid? Hauptsache zugänglich!
Der Verlag behauptet sogar, der Band mit dem Abdruck des Textes sei Schmitts wirkungsreichster Band. Die größte Radiowirkerei, das kann sein, sie bindet den Raum zusammen. Die meisten Leute sind aber ohnehin zugangsfixiert.
Jaques Derrida hat "(k)urz gesagt(:) ich glaube, man muss Schmitt, wie Heidegger, neu lesen". Glaube ich nicht. Kann man, muss man aber nicht.
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Was hat einen Schweif?
Was schweift, schwafelt, schwingt oder schwankt?
1.
Meteore haben einen Schweif, sie schweifen und kommen weitschweifig daher. Wie die Rede oder das Schreiben, die abschweifend sein sollen, tauchen Meteore zu Zeiten auf- und ab, die nicht richtig sein sollen. Sie tauchen manchmal auf, sometimes, zu säumigen Zeiten. Oft kann man diese Zeiten nach einiger Zeit doch auch berechnen und bestimmen, sehr präzise sogar. Sie sind aber schwer berechenbar und nicht selten notorisch unkalkulierbar.
In seiner Arbeit zu Recht und Literatur, die im Titel auch dem Schweif/ Schweifen (dem Schwafeln sagen manche) gewidmet ist, weil die Arbeit den Titel Sprachkrise(n) trägt, hat sich Ino Augsberg mit ziemlich gründlichen Linien beschäftigt, die Graphien sind und noch zur Choreographie gehören. Das sind also Linien, die einem Chorus aufsitzen, aufliegen oder in einem Chorus stattfinden, dort also ihre Stätte finden und sichtbar oder zu sichten sind. Das Pantheon etwa ist so ein Chorus, eine Art römische Disco, die göttliche Wesen verbreiten soll. Solche choreographischen Linien, wie Augsberg sie aufnimmt, sind nur dann keine Regeln, wenn man den Begriff der Regel von regula ableitet und damit ein starres Instrument meint, das rechteckige oder rechtwinklige, immer richtig verwickelte Operationsfelder für solche Architekturen organisiert, deren Stabilität und Konstanz her- und dargestellt (also auch konfirmiert) werden soll. Das Häkchen der Sozialen Systeme, also das, was sie in und unter den Texten machen, die von der Systemtheorie aufgenommen werden sollen, hat einen Haken. Es stammt von George Spencer-Brown, sieht aus wie eine regula, selbst wenn es anders operiert. Es scheint aber so wie eine Regel, die der regula entspricht. Das ist nicht einmal um die Ecke gedacht, auch wenn es mit der Ecke gedacht ist, die das Ideogramm der Systemtheorie ist: ihr eigentümliches Bild- und Schildzeichen, ein dogmatisches Digma. Das hat für mich einen Haken, schon weil ich darum in dieser Zeitschrift nichts veröffentlichen kann,selbst wenn Maren Lehmann und Peter Plener es wollen. Einen Kreis und eine Ellipse kann man mit der regula nicht zeichnen, aber die haben auch Regeln. Dass Regeln von der regula kämen und das Recht vom rechten Winkel, das ist züchtiges Sagen und Sagenzucht in einem. Regeln regnen und regen auch, sie können auch rinnen, rennen, benetzen und vernetzen, wässern und fluten auch. Im Begriff steckt's sogar, stückweise und teilweise manchen Lesern und Schreibern versteckt.
Wenn man den Begriff der Regel über Regie, Regung und Regen führt, dann regeln diese Linien, die Augsberg in sein Buch kopiert, auch etwas. Dann sind es auch zügige (auch windige/ wendige( wirbelnde), gezogene und ziehende, kontrahierende und distrahierende, attraktive, traktierende Linien. Dann sind es, gezügelt gesagt: Züge.
Augsberg zeigt in seiner Arbeit Linienzüge, die Tanz und Reigen notieren, von deren Regung und deren Kehren Kunde geben, also zum Kundenverkehr und zur Verkehrskunde gehören. Diese Linienzüge sind auch würdevoll und können damit noch mit der Notitia Dignitatum assoziiert werden. Man kann in den Linienzügen ein Ideogramm, ein Bild- oder Schildzeichen der Sprachkrise(n) sehen, deren Studium auch eines von Recht und Literatur ist. Die Notitia Dignitatum ist dabei Kunde der Kunden, Urkunde, weil es die antike Quelle für die Vewaltung der Bilder und die Bilder der Verwaltung schlechthin ist. Die Assoziation kann fernliegend erscheinen, abschweifend. Wer denkt schon, wenn er an Tristam Shandy oder heute an Recht und Literatur denkt, an römische Verwaltung und ihre Bilder aus dem 4. Jahrhundert nach Christus? Warburg kann es tun, Steinhauer auch, aber alle melancholischen Talente können in einer Sekunde das Entfernte assoziieren, egal wie weit und nah es liegen soll, weil ihnen ohnehin alles entfernt ist. Thomas Melle hat einmal gesagt, die Melancholiker seien die entfremdeten Charaktere schlechthin. Nicht unbedingt, aber unbedingt sind sie Händler der Entfernung, denn sie müssen es sein, weil sie die Welt im Rücken haben und die immer weiter rückt. Sie können Atlas und Glückspilz (d.i. Fortunarhizom) sein, oft sind sie beides in einer Sekunde (so gesagt, um das Gerücht der Geichzeitigkeit zurückzuhalten).
2.
Augsberg zeigt ziemlich gründliche Linien. Ziemlich gründliche Linien (fairly thorough lines) besorgen oder kuratierend etwas. Man kann ziemlich gründliche Linien mit ihrer Sorge/ Besorgung (sorrow/procuration) als technische Formulierung verstehen. Wenn man das tut, bezieht sich die Formulierung auf die Arbeiten von Cornelia Vismann, die in ihrem Buch über die Akten, über das, was vom Griechenland ist und das, was das Schöne am Recht ist, eine Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechniken entworfen hat, die Geschichte und Theorie von Graphien ist, die wiederum ziemlich gründliche Linien sind. Wenn die Formulierung überhaupt technisch geworden ist, dann über Vismanns Schreiben.
Linien sind es, weil sie gezogen, ziehend und zügig sind. Gründlich/ thorough sind sie, weil die Linien scharf und präzise sind und weil sie allem dem dienen, was einen Grund haben soll. Sie gründen was (condere). Sie sind insoweit rational, rationierend und rationalisierend, rasierend, reizend (condire), rasend und ragend (manchmal herausragend wütend; Vismann soll einmal mit einer Schere den Anzug von Joseph Vogel zerschnitten haben, man sagt, das sei um Karneval herum geschehen, das alles ist ein Gerücht).
Die Linien sind ziemlich/ fairly, weil sie gemustert sind, mustern und mustern lassen, messen und messen lassen, sogar missen und missen lassen (begehren, verzehren, bekehren und verkehren lassen). Sie sind dezent, Sitte, gleichsam kleidend oder kleidsam. In der Notitia Dignitatum findet man ziemlich gründliche und völlig römische Linien, die Cornelia Vismann eng mit den Wellenlinien amazonischer und tropischer Verwaltung assoziiert. Sie assoziiert die Notitia Dignitatum eng mit den Schreibstunden der Nambikwara. Eng ist klamm, ist sogar phobisch, damit auch strahlend und leuchtend (wie die Maske oder Person von Appollo phoibos und Sol Iustitiae und damit die Maske nicht eines Persönlichkeitsideal, sondern des Persönlichkeitsideal schlechthin!). The thorough und the sorrow, die Prokura und die Präzision stört`s nicht, ganz im Gegenteil, das speist sie, davon leben sie. Denn doch ist das/ die Enge, die Klamm, schweifend, sogar abschweifend. Wie gesagt: strahlend, wie ein Stern, der als dichter Punkt und kleinste Stelle am Himmel auch strahlt, vor allem wenn es direkt neben ihm und alles weitere schon schwarze Nacht ist.
2.
Augsberg zeigt in Sprachkrise(n) ziemlich gründliche Linien. Wenn man unter einem Vorbild auch eine versteckte Referenz versteht, dann gibt es Vorbilder der choreographischen Notationen, die Augsberg dem Tristam Shandy entnommen hat. Diese Vorbilder sind schweifende Linien. Warburg widmet solchen schweifenden Linien unter anderem den kleinsten Buchstaben des hebräischen Alphabets, das iota.
Auf Tafel 79 bringt er, für seine Verhältnis zurückhaltend, aber dem Anlaß ziemend, ein Achse stabförmig und vertikal an, die aus Photos von Zügen besteht, die schweifen. Das ist auf fast allen Photos dieser Stabes (oder Buchstabens), der Achse/ pole, nur ein Schwung, eine leicht gebogene Kurve, Biegung des Linienzuges. In einem Photo sind es nur zwei Pferde, die einen Wagen ziehen. Warburg bezieht sich damit aber auch auf Vorbilder, auch da stecken Referenzen. Dürers Graphie des Triumphes von Maximilian I. zeigt einen Zug und dazu zeigt Dürer auch das Schweifen, in exzessiven oder expliziten Abschweifungen, deren Nähe zu den Choreographien bei Tristam Shandy schon eng ist (Sigmar Polke hat die Schweife in einem seiner großen Bildezyklen ebenso eng auf die Alchemie bezogen) Die Graphien in der Notitia Dignitatum, die Warburg eng assoziiert sind, zeigen in einzelnen Codices, besonders dem aus München (in seiner Simulation und Dissimulation der Einheit des Objektes namens Notitia Dignitatum) auch Schweifendendes und Abschweifendes: Der Rauch und die heiße Luft über den Kerzen auf ihren Ständern wirbeln ventiliert. Die Peitsche des Wagenlenkers schweift, sie schwingt wirbelnd, tosend und ventilierend. Kein Triumphzug ohne Schweif, kein Triumphzug ohne Abschweifung, keiner ohne Meteorologie. Schweifen, schwafelnd, schwingen oder schwanken, auch schwofe(l)n, sind juridische Kulturtechniken, den als Technik kooperieren sie bei der Wahrnehmung von dem, was Recht sein soll. Vielleicht nicht in Speyer, aber auf der ENA lernt man, zu tanzen. Diplomaten lernen den Auftritt, von Anwälten, Richtern und Regierungen erwartet man den Auftritt, auch die Anbahnung und Anbändelung von Kontakten und Gesprächen. Ehrlich gesagt denke ich, dass man das auch in Speyer und immer dann, wenn Regierungen schulen und geschult werden, lernt, nur nicht so wie auf der ENA und nicht als Teil des offiziellen Curriculums. Die anthropologische Lehre legt das nahe, weil nach dieser Lehre alles das, was hier vorkommt, auch da vorkommt, nur in anderen Reihenfolgen (in anderem Reigen).
Will man das nicht, muss das verhindern. Dann muss man das Recht und die Regel so assoziieren, dass nicht auch Regime und Regie, nicht noch Regung, Reigen, Regen und Reichen anschlussfähig werden, also das werden, für dessen Begriff Luhmann nichts kann, weil Österreich schon anschlussfähig war, bevor Luhmann Begriffe erfand, weshalb er für die Verwendung des Begriffes auch nicht im Fegefeuer sitzen wird. Nur wegen der Erfindung des Begriffes der Ausdifferenzierung wird er dort sitzen, bis die Differenzierung aus ist.
#Warburgs Staatstafeln#Ino Augsberg#Sprachkrisen#Albrecht Dürer#Maximilian I.#Triumphzug#Sigmar Polke#ziemlich gründliche Linien#fairly thorough lines#prokura und präzision#notitia dignitatum#Regierungen schulen#história e teoria de uma lei inconstante e polar
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Schiffbruch mit Rechtswissenschaftlern XV
1.
Schiffbruch kann da stattfinden, wo Schiffe sowie Schiffende sind und wo was schifft. Wo Wolkenbruch ist, ist der Schiffbruch nicht weit. Der Schiffbruch sei auf dem Cover der Edition der Notitia Dignitatum, die Guido Panciroli besorgt und das Haus A Porta/ de la Porte dann gedruckt hat, eine versteckte Referenz, das sagte ich schon. Die Referenz steckt da und ist ein Stück im Stück (das Ganze eine Heteroglosse), mehr oder weniger stark, mehr oder weniger schwach, alles in Stücken.
Nimmt man auf, was zu Ianus in der Supraporte steht (Recondita pando), dann ist die Referenz verschlüsselt oder eingeschlossen. Sie ist inklusive, inkludiert oder implizit, in Form geborgen und von der Form beinhaltet. In der Fassung verfasst, im Stück versteckt. Recondita pando übersetzen die Handbücher zu Emblematik mit: Ich enthülle das Verborgene. Schulisch übersetzt: Ich breite das Versteckte aus. Carolin Behrmann übersetzt das mit: Ich enthülle alles.
Die Notitia Dignitatum: das ist Kunde der Kunden, die Urkunde, der Kundenverkehr oder die Verkehrskunde, denn dignitas leiten wir ( das kommt nicht selten vor) über griechisch dokeo und lateinisch decere über Amt/ Ansehen/ Würde und Büro/ officium, über Stätte/ stattlich/ ansehnlich und Sichten. Dignitas ist ein würdevoller Begriff, darum kann es unpassend erscheinen, notitia dignitatum mit Urkunde, Kunde der Kunden, mit Kundenverkehr oder Verkehrskunde zu übersetzen. Gerade weil dignitas aber ein würdevoller Begriff ist, verdient er, dass man, wenn man etwa dazu sagt, es nicht bei Allgemeinheiten belässt, sondern alle Besonderheiten würdigt. An der Stelle, wo notitia dignitatum auftaucht, passt die Übersetzung. Von mir aus kann man auch sagen, sie passiere, sie gehe in diesem besonderen Fall durch
Kunde der Kunden und damit Urkunde ist ein Manual und eine Institution. Dieses Objekt mit seinen Graphien, seinen Listen, Texten, seinen Tabellen, Karten, Mappen und Bildtafeln macht nämlich die Verwaltung im Kundenverkehr wahrnehmbar. Das ist auch ein Objekt, es hilft dem Subjekt zu zeigen, wie man ein Büro ein- und ausrichtet, wie man es findet und woran man erkennt, ob man gerade bei den Zuständigen oder aber selbst zuständig ist (und sei es nur dafür, weiterhin die Zuständigen zu finden). Das alles erscheint jetzt, wieder einmal 1608, als ein Buch.
Erst war die Notitia Dignitatum eine Akte, aber spätestens seit der ersten Edition, die Froben 1552 in Basel mit der Hilfe von Andreas Alciatus (bis zu Alciatus' Tod) und Sigismund Gelenius gedruckt hat, erscheint sie als Buch. Der Begriff der Erscheinung ist janusköpfig. Man sagt ausserhalb der Welt des Buchdrucks damit, dass etwas scheint, was es nicht ist. Der Wolf erscheint als Lamm, ist aber keins; er erscheint als Großmutter, das ist ein Trick und Märchen noch dazu. Die Akte erscheint als Buch: In der Welt des Buchdrucks sagt man damit, dass die Akte zum Buch gemacht wurde, ohne Lüge, Trock, Täuschung oder Märchen. Akte und Buch kann man mit zwei juristischen Begriffen unterscheiden. Eine Akte verwaltet und ist verwaltet. Ein Buch verfasst und ist verfasst. Akten haben Verwaltungen. Bücher haben Verfassungen. Bücher werden veröffentlicht, sie werden publiziert, indem sie mit mit einer (Kontra-)Signatur, mit Autorenschaft versehen werden. War das vorher eine Akte, wird die Akte erst mit dem Ideogramm (dem Bild- oder Schildzeichen der Verwaltung), dann mit der (Kontra-)Signatur verfasster Texte, mit dem Namen der Autoren versehen. Das Druckersignet operiert hier als Ideogramm (als Bild- oder Schildzeichen dessen, was die Edition verwaltet) und als (Kontra-)Signatur, als dasjenige, was die Edition zum Buch macht, indem es verfasst wird.
Die Akte führt den Namen des Autors nicht, sie hat auch keine Autorenfunktion. Die Notitia Dignitatum ist nicht im Namen eines Autors geschrieben. Erst die Kommentare, die Andreas Alciatus und später Guido Panciroli dazu schreiben, die sind im Namen der Autoren geschrieben, so kam es ja auch zu der Verwechslung mit der noch heute in der Literatur das Gerücht kursiert, dass der Text der Notitia Dignitatum von Andreas Alciatus sei. Das Gerücht haben Peter Goodrich und Pierre Legendre in die Welt gesetzt, ihm zumindest lässig Schub gegeben. Recondita pando: Ich republiziere, was in die Akte kam, auch so könnte man wohl Recondita pando übersetzen, dann wäre das der Spruch einer Republik, die ihre Akte, ihr Handeln und Händeln, öffentlich macht, ausplaudert und verrät.
2.
Der Schiffbruch ist in den Akten, er ist versteckt. Samson trägt das Motto libertatem meam mecum porto, das wir als Kontrafaktur bezeichnet haben, weil darin Austauschmanöver stecken. Aus omnia mea mecum porto wurde libertatem mean mecum porto und aus Bias oder Stilpon wurde Samson. Aus Atlas oder Herkules wurde Samson. Aus Gaza, der Stadt, deren Tore Samson laut Buch der Richter aus den Angel gehoben hat, wurde eine Stadt römischer Provinienz. Wir knüpfen den Begriff der Kontrafaktur an den der Fiktion und an den der Norm, an den der Art, den des Artifiziellen, des Technischen, des Künstlichen und Kunstvollen, aber auch an den von Austauschmanövern und Kreuzungen. In der Verkettung der Referenzen wird ein Austausch manövriert, ein Wechsel bewegt, eine Übersetzung wird angeregt (etwas wird dann an der Übersetzung ausgewechselt): dass meine ich im engeren Sinne mit einer Kontrafaktur.
Ich greife also denjenigen Begriff der Kontrafaktur auf, der sich in Bezug auf die Musik gebildet hat, nicht in Bezug auf Portraits (die auch als Contrefait/ Konterfei/ Kontraktur) und Stadtansichten oder in Bezug auf Historiographie herausgebildet hat (in der Historiogaphie bezeichnet die Kontrafaktur eine Uchronie, das ist die Schilderung einer Geschichte, die sich nicht ereignet haben soll und damit einen alternativen Geschehensablauf darstellen soll). Was eine Kontrafaktur im engeren Sinne ist, bleibt dem verbunden, was sie im weiteren Sinne ist. Das Austauschmanöver kann dazu dienen, eine Geschichte aufzuzeichnen, die sich nicht ereignet haben soll, man kann damit uchronisch arbeiten, utopisch auch. Aber ist die Literatur zur Musik, die den Begriff über das Austauschmanöver herausgeschält hat.
3.
Mit klingt Samsons Motto, das vor der Erscheinung, vor der Edition von 1608 und vor dem Austauschmanöver stoisch und paradox war, als Motto der Schiffenden (das ist ein Begriff für Seefahrer oder Matrosen, der in der Literatur zum Schiffbruch nicht selten ist). Das kann am Echo liegen, an der Resonanz, an recondita, an der Verschlüsselung, am Einschluss, den Kontrafakturen mit sich bringen, weil das Austauschmanöver zurückverfolgt werden kann. Alles das, was kreuzt, kann pendeln. Die Kreuzung und der Austausch sind keine Einbahnstraße, nicht den Lesern und nicht den Betrachtern, die können vor und zurück. Dass das ein Motto der Schiffenden ist, liegt nahe. Haben sie mehr als das dabei, was sie am Leib tragen, ist das Risiko groß, dass sie im Fall des Schiffbruches untergehen. Der Schiffende soll leicht sein, tragbar vom Wasser. Dafür soll er selbst nicht so viel tragen. Er soll es dem Wasser nicht schwer machen, er soll sich dem Wasser nicht schwer machen. Das ist dann keine Frage des Stoisch-seins oder der Paradoxie, sondern des Überlebens. Anders herum: der Suizidale steckt sich Steine in die Taschen (Szondi) und kann damit stoisch in den See gehen.
Das stoische Motto kann ein Motto derjenigen gewesen sein, die Hans Blumenberg Zuschauer nennt. Er meint damit auch Theoretiker, zum Beispiel Rechtstheoretiker. Die schauen beim Schiffen nur zu. Theoretisch fahren sie zur See, tatsächlich bleiben sie an Land. Weder Cicero noch Seneca, auch nicht Valerius Maximus, also keiner derer, denen der Satz zugeschreiben wird und keiner von denen, denen von diesen dreien wiederum der Satz zugeschrieben wird (weder Bias noch Stilpon) ist Schiffender. Das sind alles Landratten. Der einzige, der von denen einem Schiffenden nahekommt, ist Seneca. Ganz zuletzt soll er in der Wanne gestanden haben (in der Wanne seiner Macht) und es schüttet aus ihm vergleichbar einem Wolkenbruch: die Adern aufgeschnitten auf Geheiß des Kaisers Nero. Sind es nicht die Adern die schütten (weil sie strahlen oder schießen), dann schüttetet es aus dem Bild, das erschüttert und nur so dem Betrachter die Entscheidung lässt, ob er weint oder stoisch Haltung bewahrt. Rubens Bild von Senecas Tod zeigt das. Näher kommt den Schiffenden nichts, auch Senca kommt den Schiffenden nicht näher als auf diesem Bild von Rubens, und dann auch 'nur' dadurch, dass er bis zu den Waden im warmen Wasser, in der Wanne mit leichter Kniebeuge steht und mit ihm auch das Blut aus der geöffneten Arterie strahlt, schießt oder schifft, wie die Wolken das beim (tropischen) Wolkenbruch tun.

4.
Dass das Motto ein Motto der Schiffenden ist, hat mir einmal ein Lehrer gesagt (Onkel Bazon). Der hat das zwar Naheliegende, aber doch nicht Nahtlose gesagt. Nahtlos ist diese Wahrheit nicht, wenn es überhaupt wahr ist, dass das ein Motto der Schiffenden ist. Wen es tröstet: nichts, das Referenzen vorweist, ist nahtlos. Die Wahrheit hat eine Form, eine zügige Form manchmal.
Mit Samson und der Edition der Notitia Dignitatum ist noch etwas dazugekommen. Man kann, soll auch darüber streiten, ob Samson sich damit, dass er Türflügel trägt, leicht gemacht hat. Die Freiheit kann schwer wiegen, wenn die Türflügeln schwer wiegen. Man sieht was vom ehernen Beschlag: die Scharniere, die Angel, die Achsen, alles das, was die Türflügel zu Flügeln eines Polobjektes ausweist (eines Objektes, mit dem Polarität operationalisiert werden kann, auch die Polarität Samsons). Die Tür ist immerhin aus Holz, die Planken sind dick, wie ein Kasten, ein Floß oder sogar wie eine Arche schleppt Samson die Flügel dieses dickkantigen Polobjektes mit sich. Ich kann nicht anders, als an einen der Schiffenden zu denken, der einen Schiffbruch dank einer Arche überlebt hat, die von jemandem auf den Schultern mit sich geschleppt wurde. Von ihm wird erzählt, also die Geschichte vorbei ist. Von ihm wird im Epilog erzählt. Wir sollen ihn, darum hat er am Anfang gebeten, Ismael nennen. Das Stück sei aus, aber einer habe den Schiffbruch habe der überlebt. Ismael soll, so sieht das Hermann melville vor, den Epilog selbst geschreiben haben, er ist noch einmal die Stimme des Textes. Als das Schiff brach und unterging, trieb Ismael am Rande der Szene.
Der Strudel oder Wirbel (vortex; Warburg zeichnet einen solcher Strudel und Wirbel auf dem Zettel von 1896) schließt sich und zieht nun die Stimme an, den Erzähler (wie das Licht den Falter). Als Ismael den Strudel erreicht, sei der zu einem sahnigen Pfuhl verebbt (so übersetzt Matthias Jendis den Text von Melville). Ismael kreist, enger und enger, um die knopfrunde schwarze Blase in der Achse dieses rotierenden Rades, so heißt es in der Übersetzung. Wo Achsen sind, sind Polobjekte, hier ist der Strudel ein Rad, wie das der Fortuna oder Fortuna/ Lady Justice/ Fortuna Iustitiae, wie die, die das Schicksal kippen lässt (zum Kippsal macht). Da barst die schwarze Blase (das ist gedruckter Text, der etwas einschliesst, das bersten kann, auch darauf kann recondita pando bezogen werden) und der lebensrettende Sarg (ein vages Objekt für Fleisch, ein hölzerner Sarkophag) schoß mit mächtigem Auftrieb hockkant aus dem Wasser. Auf dem Sarg, dem Kasten, der Arche, dem Floß trieb Ismael bis zu seiner Rettung. Der Mensch ist ein von Natur aus phantasiebegabtes Wesen, das auch mit Illusionen eine, wenn auch unsichere und limitierte, Zukunft hat. Der Mensch kann sogar asymptomatisch leben, das tun zum Beispiel Überlebende, die so leben, als ob sie überleben würden.
5.
Nachdem die Drucker des Hauses A Porta/ de la Porte in der Mitte des 16. Jahrhunderts ihr Austauschmanöver am stoischen Paradox und am Buch der Richter vorgenommen haben und seitdem Hermann Melville in der Geschichte der Verfassung (verfasster Bücher) der Figur des Schiffes, des Schiffbruches und der Schiffenden eine Version/ Wendung gegeben hat, mit der man ihn zu einem der drei (!) Gründungsväter amerikanischer Literatur machte, seitdem auch ich an die Elemente geraten bin, kann ich nicht anders, als Samson noch als Kontrafaktur von Ismael zu lesen. Das ist und bleibt eine Version, eine Wendung, bleibt wendig. Wenn das, was man im Druckersignet sieht, ein römisches Tor ist und wenn das ein Triumphbogen ist, dann ist das nicht das Stadttor von Gaza. Dann ist die Stadt im Hintergrund auch nicht Gaza. Ich lese mit und nehme in Betrachtung, dass Samson getrieben wurde, dass er auf Türflügeln eine zeitlang von Gaza aus über und durch das Mittelmeerbecken trieb, bevor er wieder Land unter den Füßen hatte und dann nicht alles in trockenen Tüchern war, aber er so trocken mit seiner Freiheit da stand.
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Die Architektur der Rechtstheorie
1.
Leon Battista Alberti ist einer der Autoren, die für die Architektur der Rechtstheorie eine besondere Rolle spielen. Zum Beispiel ist er einer derjenigen, die mit einer genauen Kenntnis antiker Texte schildert, was das pomerium sein soll. Vismanns Geschichte und Theorie der Akten ist auch eine Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechniken, die Linien ziehen und insoweit tragen, kontrahieren und distrahieren und das Recht wahrnehmbar machen, indem sie es betrachten lassen. Vismann kommt dabei nicht nur auf das pomerium zu sprechen (das Alberti in dem Manual und der Institution der Architektur beschreibt), sondern auch auf das velum (das er in den Manualen und Institutionen der Bildgebung beschreibt).
Alberti beschreibt, dass Städte kreisen, dabei an allen Stellen (auf allen Linien und in allen Zügen) geschichtet/ stratitifiziert und musterhaft sind. An jeder Stelle des Horizontes klappen Vertikalen auf. Ein Schritt nach rechts oder ein Schritt nach links, nur ein Schritt nach vorne oder einer nach hinten, egal wie weit man den Horizont abschreitet: immer noch befindet sich die Stelle, wie jede Stelle, auf einer Skala weiter oben oder weiter unten, höher oder niedriger (relativ, denn an dieser Stelle kommt weiter oben und weiter unten, höher und niedriger Anderes vor). Die Koextension von Recht und Stadt ist plastisch. Alberti versucht die Ordnung, die Schichtung und die Musterung im Rückgriff auf juridische Kulturtechniken zu fassen, die in den rhetorischen Manualen und Insitutionen mit dem Begriff decorum assoziiert sind.
Wo es ein Dogma gibt, da gibt es ein Digma; wo es ein Digma gibt, da gibt es ein Deigma; wo es ein Deigma gibt, da gibt es ein Degma. Wo es Schirme gibt, das gibt es Schildzeichen, Muster und Proben (nicht in Foucaults Sinne, sondern im Sinne einer Technik der Erfahrung, die lange nach Alberti den Namen Ästhetik erhält, also auch im Sinne des Probierens). Es gibt Verkehrskunde, schon indem es Kundenverkehr gibt. Bei Alberti kann man studieren, was Pierre Legendre meint, wenn er sowohl den Begriff des Dogmas als auch den Begriff der Würde auf Begriffe der Musterung (Betrachtung) bezieht. Entweder ist Paradigma eine Tautologie oder man müsste in vergleichbarer Konsequenz nur noch von einem Paradogma und einer Paradogmatik sprechen.
Das Recht und die Stadt sind koextensiv: die Bürgersteige definieren mit, die Schaufenster tun es, die Keller tun es, die Treppen und die Parkplätze, das Brachland und der Stadtpark. Die Pyramiden und die Stufenbauten tun es noch für Mathias Jestaedt, das Bauhaus hingegen für Daniel Damler. Die Dichte hab ich mir nicht ausgedacht, sie sagt ja auch nichts an und für sich, nur etwas über die Kooperationen und die Resonanz, mit denen das Recht wahrnehmbar wird und insoweit auch nur, dass es Kooperationen und Resonanzen gibt. In Bezug auf die Literatur hat Vesting vorgeschlagen, von einer Vorleistung der Literaten und von Abhängigkeiten zur Kultur zu sprechen,milde von Vorteilen bei der Anpassung (pre-adaptive advances). Ich bin mir da nicht sicher, es ist doch ein Moebius, solange man es sich als Band vorstellt, aber auch nur dann ist es ein Band. Eins macht das deutlich: noch an der Grenze zwischen Recht und Literatur klappt der Graph mit seiner Matrix auf, auch da ein vorher/ nachher und damit Rangfolgen, also Schichtung und Musterung.
2.
Alberti ist ein idealer Autor, ideal seine Beschreibung des Umstandes, dass Recht und Stadt koextensiv sind und dass die Architektur des Rechts insoweit, was Begriff und Metapher angeht, wie ein Moebiusband vorgestellt werden muss. Die Architektur des Rechts ist eine Angelegenheit diagonaler oder transversaler Wissenschaft.
Seit 2022 gibt es eine neue Edition von De Iure (1437), die hat Maila Banchi (Florenz) besorgt. Für seine Texte zur Architektur und zum Bild ist Alberti besonders bekannt, das ist im Bereich der Manuale und Institutionen Weltliteratur. De Iure ist nicht so bekannt, das liegt auch an der Zugänglichkeit des Textes. Der Text ist ins Deutsche zu übersetzen und zu kommentieren. Wer, wenn nicht wir am MPI für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie, sollte das tun?
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Zeitgenössische Kosmologie
Das Bild zeigt eine der Folgen der Notitia Dignitatum. Diese Folge besteht darin, das Verwaltungen Schilder hat, an denen man sie erkennt. Verwaltung, die durch Schilderung/ Schilder wahrnehmbar wird, ist eine Folge der Notitia Dignitatum. Den Begriff Notitia Dignitatum übersetzen wir zeitgenössisch mit: Kundenverkehr oder Verkehrskunde. In dem Fall sieht man die Schildzeichen florentinischer Zünfte. Die kommen groß und klein vor, es gibt nämlich Arti maggiori und Arti minori. Die Juristen werden hier als Artisten, Künslter oder Techniker vorgestellt, als diejenigen, die Fertigkeiten haben, mit denen sie was machen können. Die Kunst, die sie wahrnehmen und ausüben, das ist die Kunst der Vergütung und Gutmachung, der Veredelung sowie des Passenden und Passierenden (Durchgehenden), kurz und auf Latein ist das die ars boni et aequi. Das Bild der Juristen, Advokaten und Notare, das ist das azurblaue Wappen mit einem goldenen, achtzackigen Stern, das ist, mit Warburg gedacht: ein Sternbild aus einem einzigen Stern.
Wenn man darauf achtet, wie sich die Zunft der Wollweber darstellt (nämlich mit Bezug zu Johannis, zur Pastorale und zum Lamm/Schaf) dann liegt es nahe, dass der Bezug, den der Stern zu den Advokaten und Notaren herstellt, auch nicht völlig abstrakt und arbiträr sein soll. Es kann der Bezug zu einem Stern sein, der Sonne ist und damit der perfekte Abbild oder perfekte Produkt Gottes (reines Licht). Es kann der Bezug zu einem Himmelskörper sein, der Orientierung gibt. Ihr Patron ist Lukas (den teilen sie mit den Ärzten), das ist der Lukas, der auch schreibt und Bilder macht.
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Notitia Dignitatum
Die Notitia Dignitatum wird teilweise als spätrömischer Staats- oder Beamtenkalender bezeichnet. Sie ist ein Quelle minderen römischen Rechts und der Bildverwaltung, also der Verwaltung von Bildern.
Sie ist eine Referenz von Warburgs Staatstafeln. Unter anderem findet man dort Bild- und Schildzeichen aufgelistet. Man findet dort Digmata, das sind Vorläufer von Wappen, wie sie z.B. in amtlichen Bekanntmachungen verwendet werden. Die Noten, Notierungen nehmen etwas auf und teilen etwas mit. Wie jedes Protokoll haben sie, zeitlich betrachtet, zwei Richtungen, nämlich die in Richtung dessen, was sie aufzeichnen und die in Richtung dessen, was sie kundgeben oder vorgeben. Noten/ Notierungen nehmen und geben Kund.
Die Notitia Dignitatum lässt sich als Kundenverkehr und Verkehrskunde übersetzen. Dignitas wird als Würde und Ansehen übersetzt. Seit einer der Renaissancen und einem berühmten Text von Pico della Mirandola betont man dabei, dass das Ansehen oder die Ansicht namens dignitas die Richtung wechseln kann. Die Engel müssen sich hoch verhalten, die Animalischen tief, die mit dignitas könnten dazu mit dem Kopf nicken, ihn schütteln und im Verhalten nach oben und unten ausschlagen. Maschinen und Automaten würden keine Würde haben, sie hätten Funktionen.
Dass das Ansehen und die Ansicht nicht arretiert und fixiert, nicht ständig geparkt sei, das sei die Freiheit und der Wert dieses Ansehens und dieser Ansicht. Dignitas kann man als Ansehen im Sinne des Kredits verstehen. Das Ansehen ist musterhaft und vorbildlich. Wie bei der Kunde, die eingeholt und gegeben wird, wird auch das Ansehen erstens eingeholt, man betrachtet diejenigen, die Ansehen haben. Zweitens strahlt das Ansehen aus: man sieht diejenigen, die Ansehen haben. Stecken sie irgendwo drin, in Mänteln, Büros oder Sarkophagen zum Beispiel, dann werden Zeichen angebracht, dass man sie von außen noch ansehen kann. Man kann dignitas sogar mit Kunde übersetzen, man assoziiert dignitas insofern mit docere, decere, dicere sowie mit δοκέω – dokeo (scheinen/ meinen). Notitia Dignitatum heißt insofern Kundenkunde, Verkehrskunde oder Kundenverkehr.
Die amtlichen Bekanntmachung aus St. Moritz lassen diese Übersetzung passend erscheinen.
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Contubernium
Bureau plat(t), Fabian aber auch.
1.
Ab in die Sitzecke! Ein Bureau plat ist ein vierbeiniger, längsrechteckiger Schreibtisch mit drei Friesschubladen. Fabian platt ist ein längst eckiger und kantiger Schreiber vor einem vierbeinigen, längsrechteckigen und noch lange in Form bleibenden Schreibtisch mit drei Friesschubladen, der von André Charles Boulle stammt.
Dem Schreiber klappt das Kinn quasi auf die Platte, die Augen weit, der nahezu unsichtbare Flaum im Gesicht wippt, der Schreiber muss begeistert sein. André Charles Boulle wird in entweder bleiernem oder aber hölzernem Deutsch Tischler oder, weil er nicht nur Tische auftischte: Möbeltischler genannt. Die Franzosen sagen es richtig, er war Ébéniste, Marqueteur, fondeur, ciseleur, doreur et dessinateur.
Wenn man jemanden zur Fondue einlädt, hätte Boulle einem das ganze Zimmer entwerfen und ausstatten können, nicht nur den Tisch und die Stühle gemacht, auch den Topf und das 'Stövchen', all' die goldigen Dinge, die während einer Fondue darauf warten, dass man sie restlos leert (auch die mit den unbeliebten und im Verlaufe des Abends antrocknenden Beilagen). Er hätte die Gabeln mit ihrem Holzgriff gemacht. Noch die Käpchen, die Gabeln bunt unterscheiden, damit das Fleisch nicht an die falsche Adresse gerät, hätte Boulle sogfältig entworfen, hergestellt und den Gabeln stabil aufgesetzt. Boulle war der Bach französischer Möbel. Seine Talente und Fähigkeiten wären verschwendet gewesen, wenn man ihn um so einen Gefallen gebeten hätte: André, mach mir 'ne Fonduecke!
2.
Gekonnt hätte er es, auch rechtlich wäre das möglich gewesen, denn er besaß dafür zwar nicht die Rechte aller erforderlichen Zünfte, aber das Privileg, über ihnen und unabhängig von ihrer Kontrolle zu arbeiten - direkt im und am Louvre, wo damals noch kein Museum, aber ein Schlafzimmer der Königin war, des Königs allerdings auch.
Boulle war nicht irgendeiner. Er war ein Meister du Roy. Und er war noch viel mehr Ébéniste, Marqueteur, fondeur, ciseleur, doreur et dessinateur du zoo institutionnel. Seine Objekte sind Kreuzungen. Als Schreibtische sind sie das Schreibzeug, das beim Schreiben kooperiert. Insofern sind sie Objekte dessen, was in einer zeitgenössischen Verfassungstheorie als transubjektiv bezeichnet wird. Die Schreiber lassen sich auf die Schreibtische ein. Ladeur, der den Begriff transsubjektiv für eine zeitgenössische Verfassungstheorie verwendet, verwendet auch das Bild eines Schreibtisches als sogenanntes Profilbild auf (brasilianisch gesagt) Wazapi. Solche Profilbilder sind Markenzeichen, Bild- und Schildzeichen, sie müssen keine Gesichter zeigen und kooperieren doch dabei, Subjekte oder Personen wahrnehmen zu können, sogar identifzieren und unterscheiden zu können. Solche Markenzeichen, Bild-und Schildzeichen sind spätestens seit der Notitia Dignitatum auch Gegenstand römischer Verwaltung und juridischer Kulturtechniken. Ein Tisch ist dann zwar kein Portrait (obschon der Begriff das gut hergeben würde), er ist dann kein Bildnis der Person, aber ein Bild der Person, ein digma. Objekte sind schon Elemente transsubjektiver Verfasstheit, schon in Rom zur Zeit der Niederschrift der Notitia Dignitatum. Eine zeitgenösssische Verfassungstheorie ist aber auch keine gegenwärtige Verfassungstheorie. Die zeitgenössische Verfasungstheorie kann und soll Entferntes verstehen (Hamacher) und entfernt verstehen, sie muss nicht auf der Höhe der Zeit, nicht einmal zeitgemäß operieren, kann auch archäologisch und unzeitgemäß operieren. Das macht Ladeur praktisch, wenn er den Begriff des Transubjektiven verwendet und dann mit dem Profilbild eines Schreibtisches den dazugehörigen Text über WAZAPI versendet. Ladeur würde ich mir unverzüglich zum Zeitgenossen machen, von selbst kommt insoweit nämlich nichts.
3.
Die Schreiber sind vom Schreibtisch getrennt, ihm aber auch assoziiert. Diese Assoziation, die eine Trennung durchgeht und dabei Personen und Dinge kooperieren lässt, ist ein contubernium (von: contabernium). Das contubernium wird unter anderem als Lebens- oder Wohngemeinschaft zwischen Personen und Sklaven (Dingen) verstanden, als Lebens- oder Wohngemeinschaft zwischen Menschen und Tieren.
Das contubernium eine Tafelgemeinschaft (community of the table) zu nennen wäre zu viel, sogar Tafelgesellschaft (society of the table) wäre zu viel gesagt. Das contubernium ist kein rechter Gegenstand der Systemtheorie, es ist auch kein rechter Gegenstand der Gesellschaftstheorie. Wenn es dort Gegenstand wird, dann nämlich als Grenzobjekt, nicht als Gegenstand, der Systemen und Gesellschaften eigen wäre. Das contubernium kann total unsystematisch und völlig asozial und infam sein.
Spätestens seit dem 19. Jahrhundert würden der Begriff der Gesellschaft und derjenige der Gemeinschaft insoweit zuviel Erwartungen wecken und speisen. Das contubernium ist eine Tafelassoziation. Die durchgeht eine Trennung, dennoch passt der Begriff der Assoziation, vor allem wenn man an seine Verwendung in zeitgenössisch und juristisch verfassten Texten denkt. Da meint Assoziation eine unsichere, ungesicherte, unbeständige und von der Zensur herabgestufte Verbindung. Hochgestuft ist die beständige Verbindung eine Gesellschaft oder Gemeinschaft, noch besser spricht man technisch präzise von der Rechtsform der juristischen Person oder aber vom Vertragstypus. Assoziation ist als Begriff entweder zu wendig, zu vieldeutig, zu unbeständig, um auf die Höhe der Zensur zu kommen, die stabilisieren und für Stand, sogar Höchstand sorgen soll. Wo die Zensur herkommt, da geht sie hin, schnell wie der Schall und so weit wie das Echo, beides ist sie auch.
Man findet Korrekturanmerkungen, die im Verlauf der Fabrikation von Juristen immer wieder gemacht werden. Unter ihnen taucht die Version des Adjektivs auf. 'assoziativ!' schreiben Zensoren an den Rand von Texten, wenn der Text einer Klausur ihnen überquillt und die Verbindlichkeit der Klausur zu verlassen scheint. Assoziativ meint also nicht verbindend oder verbindlich, sondern eher das Gegenteil (unverbindlich/ unverbunden/ nicht angeschlossen). Unter einer Assoziation verstehen zensierende, notengebende Juristen eine Verbindung, die keine der Klausur ist, nämlich nicht wie die Architektur einer Klausur ist und nicht wie die Übungen sind, die man in geschlossenen Räumen macht, um nach kanonischem Recht mit ungeteiltem Herzen die Zukunft des Herrn kommen zu lassen.
Assoziationen verbinden auch etwas, aber nicht in jener Verbindlichkeit, die der Technik und Architektur der klösterlichen Klausur, der Technik ungeteilter Herzen und der Technik kommender Herren entspricht. Im Warten schwach ist die Assoziation im Erwarten wiederum stark. Assoziationen verbinden, auch wenn sie den Raum und den Gebäudekomplex des ehemaligen Klosters verlassen, in dem jetzt die juristische Fakultät ein paar Räume angemietet hat, um Klausuren schreiben zu lassen. Assoziationen verbinden, auch wenn sie aus dem einen Denkraum in den andern Denkraum wechseln, wandern und pendeln. Auch wenn sie kreuzen oder wenn sie zu einer Zeit, die nicht die gleiche, aber die selbe Zeit ist, eine Trennung durchgehen, dann verbinden sie. Den Assoziationen und den Trennungen sind zur selben Zeit (nicht nur gleichen Zeit) nämlich Austauschmanöver oder Wechselbewegungen involviert.
Insoweit ist das contubernium eine Tafelassoziation. Die Wesen, die Teil des contuberniums sind, können höhere und niedere Wesen sein, Personen, Dinge und Tiere. Das contubernium ist wie gemacht für den Institutionenzoo. André Charles Boulles Tische sind für den Insitutionenzoo gemacht und sie sind selbst Kreuzungen höherer und niederer Wesen. Sie sind Dinge und doch animalisch und doch hoministisch, sogar humanistisch gebildet. Sie verdinglichen, aber animieren auch. Sie hominisieren, humanisieren aber auch. Was Serres und Luhmann Quasi-Objekte nennen, das sind Boulles Tische und das zeigen sie auch, sie scharren mit den Bocksfüßen, lassen ihr Ornament krabbeln und rascheln.
4.
Boulle hat im Bereich der Möbel etwas hergestellt, was im Bereich der Bücher Embleme sind. Seine Objekte sind Einlegearbeiten, das Emblem ist eine Einwurfarbeit. Was an den Objekten gekreuzt und kreuzend ist, das ist es im Fall Boulle erstens durch eine Technik, für die als Ébéniste und Marqueteur zuständig (und gleichzeitig von der Kontrolle durch die beiden Zünfte durch Privileg befreit war). Die Ebenisten und Marqueteure ziehen den Möbeln 'eine Haut' über, das ist ein vestimentäre Technik, sie beziehen sie Möbel, aber nicht nur mit Textilien. Der Körper des Möbels wird meist aus Holz gefertigt, der Überzug (die Haut, Tracht und Kleidung) zum Beispiel aus anderem Holz, man spricht im Deutschen von Furnierarbeit. Sie schichten das Möbel, unterscheiden Körper und Haut, was deutlich zu den fetischistischen, animistischen Effekten beiträgt. Vergleichbar mit dem, was im römischen Recht tabula picta heißt, haben diese Möbel also eine 'Unterlage', die hier freilich der Körper des Möbels ist, als eine 'innere Lage'. Und sie haben das, was ihnen aufgebracht, quasi angepinnt ("picta") und vestimentäre (kleidende und trachtende) Schicht ist. Die Techniken sind kompliziert und komplex, unterschiedliche Zünfte haben den arbeitsteiligen Prozess leichter organisiert, mit dem die multiplen, komplizierten Möbel des Hofes, also der Verwaltung, Rechtssprechung und Gesetzgebung, her- und dargestellt wurden. Der Tischler oder menuisier schnitzt den Körper (corpus) und baut ihn zusammen, der Ebenist macht die Einlegearbeit aus Hölzern, Schildpatt, Metall oder Ähnlichem, der Marqueteur furniert. Boulle, hochbegabt, konnte alles und durfte es auch tun, mangels allgemeinen bürgerlichen Rechten und Grundrechten dank Privileg du Roy. Boulle durfte Metalle gießen, vergolden, ziselieren, also auch ein- und austreiben, drücken, biegen und prägen. Der hätte einem noch Boccia-Kugeln mit Zubehör gemacht, aber auch da wären seine Talente verschwendet gewesen.
Die französische Sprache unterscheidet den Ebenisten von Marqueteur. In die deutsche Sprache hat es in Bezug auf das, was die beiden Techniker (und damit Leute wie Boulle) herstellen, der Begriff der Marqueterie geschafft. Man sagt auch furnierte Möbel oder Holzvertäfelung, aber Ebenerie habe ich noch nicht gehört. Darum spreche ich auch nur von Marqueterie, meine damit aber die Technik beider Berufe: das Furnier, die Einlegearbeit und den Umgang mit ganz unterschiedlichen Materialien, vom Holz über Metall bis zum Horn (Schildpatt/ Keratin). Die Marqueterie ist im Bereich der Möbel das, was Embleme im Bereich der Bücher sind. Das Einlegen entspricht insofern dem Einwerfen. Weil das Kreuzungen sind und die Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechnik besonders als solchen Kreuzungen, dann auch an hybriden Objekten (sogar an unstillbaren oder unbeständigen Quasi-Objekten und an Fetischen) geschärft werden kann, die Boulles Tische Gegenstand der Forschung. Nicht nur seine Tische, alle seine Objekte sind Gegenstände juridischer Kulturtechniken. Wie dasjenige, was juristische Methode ist, und dasjenige, was juridische Kulturtechnik ist, dank und durch solche Objekte kooperiert, kann man leicht sagen: netzwerkartig bis schizoid, irgendwo dazwischen rhizomatisch.
#der institutionenzoo#andré charles boulle#die tafel ist ein dogmatisches medium#zeitgenössische Verfassungstheorie#sitzecken#Was ist eine Tafel?#Was ist ein contubernium?
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notitia dignitatum
1.
Was ist die notitia dignitatum? Die notitia dignitatum ist die Bezeichnung einer Anzahl von Objekten, die sich mal mehr, mal weniger stark unterscheiden. So werden unter anderem Sammelhandschriften und Editionen genannt, so werden Teile von Sammelhandschriften und Editionen genannt. Codices, Bücher und Abschnitte in Büchern werden so bezeichnet. Es heißt, dass es für diese Objekt einen Ursprung gäbe, eine historische Referenz, und diese Referenz soll Garant dafür ein, dass alle diese Objekte bei allen Unterschieden eine Gleichheit aufweisen würden.
Sie alle seien eins, weil sie alle Nachbildungen dieser Referenz seien. Wie in monotheistischer Dogmatik alle Menschen ein Mensch sein sollen, weil dieser eine Mensch eine Nachbildung oder ein Ebenbild Gottes sein soll, so sollen alle diese Objekte ein Objekt namens notitia dignitatum sein, weil sie alles dieses eine Objekt nachbilden sollen. Die Referenz soll insofern in einer großen Anzahl, in allen Objekten dieses Namens, in allen Nachbildungen vorkommen, Insofern ist das eine große Referenz und ein großes Objekt, denn es soll eine große Anzahl davon geben. Das soll eine monumentales Objekt sein.
Dieses eine Objekt, die REFERENZ, sei ein Objekt aus der Spätantike. Es ist umstritten, ob es ein Werk oder eine Version ist, es ist umstritten, wie dieses Objekt geschmückt war, welches Musterung, welchen Stil, welches Material dieses Objekt hatte. Es ist vorstellbar, dass es eine Version war, vorstellbar, dass es eine prunkvolle Version von etwas war, was auch weniger prunkvoll vorkam, dass aber dank dieses Prunks höher geschätzt und häufiger kopiert, so also überliefert wurde. Dieses Objekt soll auch alltäglich, banal gewesen sein. Es ist umstritten, ob dieses Objekt beides, prunkvoll und alltäglich war. Es ist umstritten, von wann genau, der Zeitraum kann großzügig auf das erste Viertel des 5. Jahrhunderts nach Christus. Es sei ein Objekt gewesen, vermutlich aus Pergament, mit graphischen Elementen, die von der Schrift über Tabellen und Listen bis hin zu unterschiedlichen Bildtypen (Schildzeichen, Bildnisse, Personifikationen und Allegorien, Schriftbild, Abbildungen bürokratischer Apparate) reichen.
Dieses Werk wird unterschiedlich beschrieben. Hans Belting nennt dieses Werk in seinem Buch Bild und Kult ein römisches Staatshandbuch, man findet auch die Bezeichnung Handbuch der Verwaltung, Formularbuch, Akte, und Verzeichnis. Man könnte es eine Loseblattsammlung, Zettel römischer Bürokratie nennen. In der notitia dignitatum tauchen die Wörter status, res publica nicht auf, aber Imperium und Rom tauchen auf. Notitia ist ein lateinischer Begriff für Note, Notiz, Aufzeichnung, Auflistung, Aufzählung, Bemerkung, Anmerkung, Gewußtes/ Wissen, Bekanntheit, Wahrgenommenes, Ruhm, Schicksal, also ein vieldeutiger Begriff, nicht weniger vieldeutig als dignitas/ dignitatum. Oben sieht man eine Seite aus der Baseler Edition von 1552, dort sieht man eine Tafel, auf der eine Tafel steht (das dürfte eine Konsulardyptichon, ein Diplom, eine prunkvolle Akte oder ein Ordner sein). Daneben und darunter sieht man eine tabellarische Liste mit sog. Digmata, Schildzeichen. Man könnte notitia auch mit Markierung oder Marke übersetzen, denn solche Schildzeichen gelten auch als Vorbilder dessen, was heute im Markenrecht eine Marke genannt wird. Der Name notitia dignitatum taucht am Anfang der gleichnamigen Objekte, in einem ersten Satz auf: Notitia dignitatum continet omnium tam civilium quam militarium dignitatum utriusque imperii occidentis orientisque
2.
Diese Referenz, das erste und monumentale Objekt, ist verschollen, damit ist es auch entfernt, damit ist es schon 'verabschiedet', also auf spezifische Weise normativ, nämlich durch juridische Kulturtechniken unberührbar und symbolisch geworden, vergleichbar mit Moses Gesetzestafeln oder den 12 Tafeln der Römer, vergleichbar aber auch mit einem Gesetz, dass durch Verabschiedung ebenfalls 'unberührbar', nämlich im Wortlaut, Grammatik, Syntax etc. festgestellt wird.
Ab 1552 tauchen auch gedruckte Bücher auf, die entweder selbst als notitia dignitatum bezeichnet werden oder aber so bezeichnete Abschnitte enthalten und die Editionen der Codices sein sollen. In der heutigen Forschung geht man von einer weiteren Referenz aus, das ist der Codex Spirensis, der aus dem 9. oder 10. Jahrhundert stammensoll, aber ebenfalls verschollen ist. Mitte des sechzehnten Jahrhunderts zirkulierte er noch auf mehr oder weniger gut dokumentierten Bahnen, es gibt einen Verdacht, bei wem der Codex abhanden kam, die Bibliotheken haben immer aufgezeichnet, wer welchen Codex ausleiht. Es kursiert die These, dass dieser Codex eine zeitlang das einzige Objekt gewesen sei, so ist dieses Objekt zu einer weiteren, monumentalen Referenz geworden. Man kann rekonstruieren, dass eine Reihe von anderen Codices von diesem einen verschollenen Codex kopiert wurden. Die Literatur stuft die Qualität der Codices ab und entwickelt einen Maßstab dafür, welche Codices dem Ursprung wie nahe kommen und welche Codices welche Abweichungen aufweisen. Auch für die Editionen gilt das, bis heute. Um eine Übersicht über alle Objekte zu bekommen, die unter den Namen notitia dignitatum kursieren und wie sie voneinader abhängen, werden selbst Tafeln und Tabellen, in dem Fall als Synopsen erstellt. Man hat auf der einen Seite eine monumentale Referenz, die die Einheit der Objekte garantieren soll, auf der anderen Seite hat man diese Tabellen, die auch für die Einheit der Objekte sorgen sollen. Das sind aber unterschiediche Einheiten. In großer Spannbreite kann man über die Notitia Dignitatum sowohl im Singular als auch im Plural sprechen. Mit Warburgs Vokabular: Diese Spannbreite kann polar sein, die monumetale Referenz und solche Tabellen können Pole der Bezeichnung bilden. In gewisser Hinsicht kann man die monumentale Referenz als beständiger, ruhiger, stiller, weniger bewegt (es ist ja eine symbolische und unberührbare Referenz) und die Tabellen als unbeständiger, unruhiger, weniger still (also sowohl mit mehr Information als auch mehr Rauschen), als bewegter ansehen.
3.
Objekt ist, was ein Gegenstand wird, der von einem Subjekt unterschieden und der Gegenstand von Handlung, Kommunikation, Beobachtung oder Wissen wird. Ein Stein kann ein Objekt sein, ein blauer Himmel, ein Wort, ein Geste, ein Gedanke, eine Norm, eine Akte, ein Affekt, ein Zittern, ein Zustand,eine Meinung, ein unaufger��umtes Zimmer können Objekte sein. Kommunikation, Beobachtung, Handlung und Wissen können Objekte sein. Ob ein Objekt groß oder klein ist, dass bestimmt sich danach, inwieweit alles das, was dieses Objekt auszeichnet, in einer Anzahl weiterer Objekte vorkommt. Je mehr Objekte vorkommen, die als identisch gelten, desto größer das Objekt. Je weniger Objekte vorkommen, die als identisch gelten, desto kleiner das Objekt. Ich bestimmte die Größe und die Kleinheit von Objekten über Wiederholung und Differenz, nicht über Länge, Breite, Höhe, Tiefe, Dauer, Gewicht, Kraft oder andere physikaliche Größen. Ich bin an Assoziationen interssiert, meine Forschun bezieht sich auf Recht und Kulturtechniken und darauf, wie etwas durch Trennungen und Austauschmanöver Assoziationen, zum Beispiel sog. 'Verbindlichkeiten', das sind angenommene Assoziationen, schafft. Darum stelle ich bei der Größe und der Kleinheit von Objekten auf Wiederholung und Differenz ab.
4.
Ein Codex, also ein mit der Hand hergestelltes und gebundenes Objekt ist ein kleines Objekt, denn jeder Codex weicht von seiner Kopie so vielfältig ab, dass einer dieser Unterschiede sogar selbst wiederum zu einem Objekt werden kann, etwa das Pergament, die Schrift, die Tinte, eine Zeichnung, eine Farbe, eine Austauschmanöver, die Schreibweise, das Schriftbild, irgendeine Auffälligkeit.
Die Edition der notitia dignitatum, die Siegfried Gelenius für Froben in Basel erstellt, was ist dieses Edition für ein Objekt? Wie groß war die Auflage und wie stark weichen innerhalb einer Edition die Objekte voneinander ab? Teilweise sehr deutlich. Einer derjenigen Unterschiede, die heute auf dem Markt für diese Editionen für den deutlichsten Preisunterschied sorgt, ist der, ob man es mit einer kolorierten oder nichtkolorierten Fassung zu tun hat, denn bei der Edition von 1552 kommt beides vor. Je nachdem, wie großzügig ich den begriff der Edition verwende, desto kleiner oder größer werden die Objekte, die darunter fallen. Die Größe und die Kleinheit von Objekten, die man darüber bestimmt, wie oft diese Objejkte auf eine Weise vorkommen, dass eine Identität zwischen den Objekten angenommen wird, das ist eine relative Größe und eine relative Kleinheit, keine absolute Größe und keine absolute Kleinheit.
Wird ein Codex gescannt und zu einer Datei und dann die Datei vielfach kopiert, ist die Datei des Codex ein größeres Objekt als der Codex, der gescannt wurde. Öffnet jemand eine dieser Dateien an seinem Computer mit seinem Bildschrim, kann aus einer dieser Dateien dann ein kleines Objekt werden, denn schon die Farbdarstellungen auf dem Bildschirm können skaliert oder nicht skaliert sein - und das könnten sorgfältige Drucker zum Gegenstand machen. Es kommt immer darauf an, was genau zum Objekt wird.
In der Literatur wird mit relativer Präzision über Objekte gesprochen. Wenn Otto Seeck ein Buch herausgibt, dass er Notitia Dignitatum nennt, ohne Anführungszeichnen, aber mit dem Anspruch, dese Bezeichnung nicht metaphorisch oder allegorisch, ironisch, analog oder sogar unbegriffen, unachtsam oder nicht als Namen zu verwenden, dann kann er gleichzeitig doch die Meinung vertreten, die Notitia Dignitatum sei seit 300 Jahren verschollen.
Das ist relativ präzise, weil Seeck völlig unterschiedliche Objekten gleich bezeichnet, aber allen Unterschieden nachgehen kann, wenn es darauf ankommt und nicht nachgehen kann, wenn es nicht darauf ankommt. Sogar im modernen Buchdruck mit seinen hochstandardisierten Verfahren, bei denen in der Regel bei einer Auflage von 1000 Büchern diese 1000 Bücher nicht unterscheidbar sein können, können sie auch unterscheidbar sein. Es gibt Abweichungen im Druckprozess, mancmal gibt es Unterschiede in der Leimung, in der Farbe oder Qualität des Papiers, der Druckerschwärze oder der Farben im Buch. Darum werden sgar Rechtststreitigkeiten zwischen den Druckereien und den Verlagen geführt, dafür gibt es sogar spezialisierte Anwälte. Ab wann sind die Abweichungen so deutlich, dass man von einem Mangel ausgehen muss? Dann komm noch das Schicksal einzelner Bücher dazu. Frisch aus der Druckerei, frisch aus dem Laden (wo stand oder lag es? Hat Klaus Bittner das Buch auf einen seiner Tische genommen?). Dann bekommt das Buch Eigentümer, die mit dem Buch eigentümlich umgehen, zum Beispiel Marginalien eintragen. Auch so etwas kann aus einem großen Objekt ein kleines Objekt machen.
#notitia dignitatum#siegfried gelenius#basel#froben#1552#digmata#schildzeichen#tabellen#tafeln#consulardyptichon#diplom#Aktenordner#Akten
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Schildzeichen
Schildzeichen oder Digmata: in der Ausgabe der notitia dignitatum, die 1623 in Genf erscheint und zu der Guido Panciroli ausführliche Kommentare beisteuert, werden auch die Schildzeichen/ digmata der römischen Verwaltung wieder abgedruckt.
Sie werden tabellarisch in Zeilen und Spalten abgedruckt, die Tabelle wird aber mit einem Bild zur Kanzlei wie mit einer Initiale eingeleitet. Auf einer Tafel/ Tisch liegt ein Tuch, darauf steht ein Objekt, das als Consulardyptichon gedeutet wird also auch Akte oder Codex ist. In den Objekten wird das Material des Consuls gesammelt, also auch notitia dignitatum. Die Zettel römischer Verwaltung sind als Prunkversionen überliefert, sie breiten ihre Organsisation und Assoziation prunkvoll, feierich aus. Trotzdem können sie noch etwas vom Alltag der römischen Verwaltung mitteilen. Auchin den Kanzleien können Schildzeichen und Consulardyptichen aufgestellt worden sein, allein schon, damit Gesandte wissen, mit wem sie es gerade zu tun haben.
#notitia dignitatum#guido panciroli#genf 1623#colsulardyptichon#Akten#Codices#Tafeln#Schildzeichen#digmata#insignien#tabellen
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Notitia Utraque
1.
Notitia Vtraqve Cvm Orientis Tvm Occidentis Vltra Arcadii Honoriiqve Caesarvm Tempora: hört dieser Titel irgendwann auf, ist das überhaupt ein Titel? Das ist das Titelblatt eines kolorierten Druckes, der 1552 in Basel erschien und der zur Publikationsgeschichte der sog. notitia dignitatum gehört. Man zählt diesen Druck (dessen 'Auflage' nicht vollständig standardisiert ist) zur ersten Ausgabe der notitia dignitatum. Was bis dahin in verschiedenen Codices überliefert wurde, wird damit Teil einer neuen Technologie, dem Buchdruck. Durch diesen technologischen Wechsel änder sich vieles, aber bei der notitia dignitatum ändert sich unter anderem eins nicht: Das ist vorher ein heterogenes und nicht vollständig homogenes Material. Danach auch nicht. Schon die erste Auflage ist nicht vollständig homogenisiert. Der deutlichste Unterschied innerhalb dieser Auflage ist, dass es kolorierte und nichtkolorierte Fassungen dieses Druckes gibt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein bleibt das Material in hohem Maße wild, es wird immer neu zusammengesetzt und mit anderem Material kombiniert. Man findet sogar Editionen, da sind die notitia dignitatum der Anhang zu den Konstitutionen der Spätantike. Die Editionswissenschaften des 19. Jahrhunderts haben mit ihren Systenmansprüchen dieses Treiben vielleicht eher erschöpft als erledigt. Es kursiert nur als Gerücht, dass die notitia dignitatum der Name eines Materials sei, dessen historischer Bestand feststehe.
Das Drucker-Signet auf dem Titelblatt wird von der Literatur Hans Holbein dem Jüngeren zugeschrieben. Solche Drucker-Signets stehen in der Tradition dessen, was die notitia dignitatum selbst überliefert, nämlich Schildzeichen römischer, (militärischer) Verwaltungseinheiten, den sogenannten digmata. Die Drucker-Signets sind Vorläufer von Markenzeichen oder Logos, sie stehen für ein Geschäft ein, an dem mindestens eine Person hängt. Die Drucker-Signets sind von Drucker-Marken nicht scharf abgegrenzt. Wie sie haben sie eine amtliche Dimension. Sie bindet Rechte, in dem Fall noch keine Urheberrechte, aber Druckerprivilegien. Das sind nicht geseztesförmige, nicht satzförmige Rechtsquellen, aber weil sie Rechte binden sind es auch Rechtsquellen.
Anders als Bildnisse und Portraits oder anders, wie es angeblich für Konzerne in der Moderne zum Problemen geworden sein soll, haben diese Drucker-Signet kein Problem damit, nicht anthropomorph zu sein. Frobens Signet muss nicht Froben zeigen und muss keine Ähnlichkeit mit ihm haben, es steht auch so für ihn wie er für es ein. Die Signets stehen für ein Geschäft und einen Betrieb, auch für eine oder mehrer Personen, die aber nicht unter dem Zwang stehen, natürlich gedacht zu werden, es geht um eine Technik der Zuschreibung, die kein Problem damit hat, abstrakt, komplex, nicht natürlich und nicht abbildend zu sein. Auch insoweit müssen diese Signets nicht anthropomorph sein. Es kann sein, dass so eine Gestaltung um 1552 wie eine Naivität oder Plattheit gewirkt hätte. Über das Verhältnis zwischen Zerstreuung und Ego denkt man vielleicht um 1552 alltäglich und gründlich nach, ohne daraus aber eine große Sache, eine entscheidende Differenz oder eine These zur Fragmentierung des Subjektes, des Staates und der Gesellschaft machen. Angeblich soll später einmal, bei Deleuze findet man Formulierungen und bei Vesting dann Thesen dazu, der Unterschied zwischen Zersplitterung und Ego später große, nationale und kontinentale Geographien und sogar den Unterschied zwischen Kulturen und Ländern gekennzeichnet haben. Das angloamerikanische Subjekt sei eher zersplittert, das kontinentaleuropäische eher ein totales Ego. Wenn das stimmt (was mir zwar zweifelhaft, aber auch nicht unmöglich erscheint, es sind ja einsetzbare Symbole), dann wäre etwas, was in den Signets sich nahe kommt, später einmal eine große Sache geworden. Angeblich soll es später auch eine Zeit gegeben haben, in der für komplexe Unternehmens- und Geschäftformen und für komplexe juristische Assoziationen zuerst die passenden Bilder gefehlt hätten, das hätte sogar die Reform des Gesellschaftsrechts blockiert. Aber dann hätten sich Bilder eingestellt und so sei das Gesellschaftsrecht auch reformierbar geworden. Das kann sein. Daniel Damler vertitt diese These, ich bin mir auch da noch nicht sicher. Wenn man Macht als puissance versteht, dann ist das eine zweischneidige Angelegeneit, die es schwierig macht, Bilder als Machthaber oder als Gründe zu verstehen. Sie sind Effekte und effektiv, das scheint mir sicher.
2.
In der frühen Neuzeit sind die Drucker-Signets emblematisch geprägt und auf eine alltägliche Weise assoziativ, die die Grenze zwischen Namen und Bildern so überspringt, wie diejenige zwischen Anthropomorphie und einem gleichermaßen abstrakten wie konkreten Komplex wieder dieser Zusammenstellung von Händen, Tieren, Wolken, Stäben bei Froben. Während die römischen Schildzeichen einfache geometrische Formen, vereinfachte Tierzeichen oder knapp Ornamente verwenden, verwenden die Drucker-Signet eine komplexere Gestaltung, die meist auch humanistitisch aufgeladen ist. Das sind Bilder, die an und aus der Literatur entstehen. Stab und Schlange zum Beispiel sind aus der Literatur ebenfalls bekannte Motive, zum Beispiel auf dem Buch Moses. Die Doppelung ist im Kontext der Literaturen und Ikonographien zu Rom und zur Klugheit bekannt, etwa bei Ianus oder bei der Prudentia taucht das auch auf, aber auch beim Doppeladler, dem byzantinischen Signet des 'zweitens Roms'. Solche Drucker-Signets sind lesbare und besprechbare, diskutierbare Bilder und sichtbare Worte.
Das ist das Drucker-Signet des Baseler-Druckers Johannes Froben. Er hat sich ein Motiv gewählt, in dem man Polobjekte erkennen kann. Da ist der Stab, der als pole bezeichnet wird; da sind die beiden Schlangen, die man als polare Symbole verstehen kann, die zum Beispiel über die Laokoon-Passage bei Vergil oder auch über die römische Kopie des griechischen Laokoon aus dem Belvedere im Vatikan zu den meistkommentierten polaren Symbolen der römischen Gesellschaft gehören. Das sind nicht nur zwei Schlangen, das sind auch zweideutige Schlangen und mehr noch sind das zwei Schlangen, die ihre Zweideutigkeit eindeutig für Fragen der Deutung explizieren. Der Stab wird von zwei meteorologisch, in Wolken gefassten Händen gegriffen und in der Waage (vielleicht gegen ein Kippen) gehalten, auch das lässt sich als ein Zeichen für Polarität deuten, Da wird keinen allgemeine, aber besondere Vorstellung zur Mehrdeutigkeit, Zweideutigkeit, Ambivalenz oder Ambiguität mit verbunden sein. Walter Schulz hat einmal an der deutschen Systemphilosophie eine, wie er es nennt, "Metaphysik des Schwebens" entwickelt, eine Ästhetik. In der frühen Neuzeit lässt sich zu so einer Meterorologie kein philosophisches System der Ästhetik entdecken, aber ein zerstreutes Wissen, zerstreute Hinweise. Dieses Drucker-Signet würde ich insoweit zwar als Bild von Polobjekten lesen, aber ich würde es nicht direkt als Polobjekt verstehen. Es ist im engeren Sinne keine Tabelle, kein Kalender, kein drehbares, wendiges, kippbares oder kehrbares Objekt, es operiert nicht mit Bild und Bildgrund, nicht mit Schreiben und Schreibgrund, es ist in einem einfachen Sinne 'nur', aber immerhin das Bild von Polobjekten.
2.
Auch dieses Druckersignet würde ich als ein Schildzeichen römischer Verwaltung und römischer Kanzleikultur verstehen. Ich würde es auch zum büro- und studiokratischen Apparat zählen. Bei allen Unterschieden, die es zwischen den (militärischen) Schildzeichen der römischen Verwaltung aus der Spätantik und dem Drucker-Signet bei Froben gibt, gibt es alle solche Unterschiede auch schon in den und mit den Zeichen. Selbst wenn man die römischen Schildzeichen staatliche Zeichen nennt, dann sind das Zeichen eines Status, den nicht nur die Einrichtung hat, die man Staat nennt. Was man Staat nennt, ist nicht das einzige große Symbol, nicht das einzige monumentale Subjekt, nicht die einzige Assoziation und nicht einzige Montage, die einen Status haben soll. Selbst in der römischen Spätantike wäre das nicht der Fall gewesen. Selbst wenn man großzügig ist und den Staatsbegriff schon für Rom anwendet, dann wäre der römische Staat nicht der einzige Staat der römischen Spätantike gewesen, nicht einmal innerhalb eigener Grenzen. Auch er war schon gespalten und am eigenen Ort metaphorisch oder in seiner eigentlichen Anwendung übertragen. Das markiert dieser Druck von 1552 ganz gut, wenn er, wie mit einen Titel, mit der Zeile notitia utraque beginnt und man sich doch unsicher ist, ob das jetzt der Zitel ist. Soll das die Kopfzeile sein, ist sie abgeschlossen, bevor das Schreiben dann weitergeht und 'ausufert'? Schon hier ist, was römisch und assoziiert sein sowie einen Status haben soll, verdoppelt und gespalten, und das sogar mit einer kalendarischen Dimension, denn auf dem Titelblatt ist von einem römischen Abendland und einem römischen Morgenland die Rede, beides findet man in den Akten.
In einem Sammelband, den Cornelia Vismann einmal mit Walter Seitter herusgegeben hat, hatte sie darauf bestanden, dass der Titel des Bandes klein geschreiben wird. Er sollte römisch heißen. Die Herausgeber vom Tumult Verlag haben es vermasselt und auf das Cover Römisch gesetzt, man sieht die geplante Schreibweise heute nur noch in dem Band, nicht mehr auf seinem Cover. Alles Ständische und Stehende mag verdampfen, aber nicht auf den Covern von Herausgebern, die groß denken. Man sollte aber auch polar denken, immer mit Größe und Kleinheit kalkulieren.
3.
Was man notitia dignitatum nennt, das ist nicht nur ein Buch, es ist auch etwas anderes als ein Buch. Der Textbegriff ist so weit, der kann das schlucken, aber man steht dann auch vor einem vagen Textbegriff. Das Material ist kein verfasster Text. Das ist ein heterogenes Material, das aus der Verwaltung stammt. Insoweit orientiere ich mich an einer Unterschiedung, die Cornelia Vismann in ihrem Buch über Akten entwickelt hat. Die notitia dignitum ist in dem Sinne der Name für Akten, die nicht signiert und nicht verfasst sind. Das ist in Vismanns Sinne ein schwaches, niederes Schreiben, weil es nicht verfasst, nicht autorisiert nicht einmal nur Schreiben ist. Wenn es überhaupt homogenisiert ist, dann wird auch eine solche Homogenität noch von Heterogenität begleitet. Man findet unterschiedliche Schreibtechniken und unterschiedliche Bildgebungstechniken in der notitia dignitatum, in jeder Ausgabe und in jedem Codex. Man findet Listen, Tabellen, vereinzelt Fliesstext oder auch Dialoge. Das ist eine Sammelhandschrift, die in der Überlieferungsgeschichte auch laufend ihren Umfang und ihre Zusammenstellung wechselt. Das hat dazu geführt, dass eine Reihe von Autoren, unter anderem Pierre Legendre, glauben, ein Satz, den man in diesen Sammlungen findet, sei ein Satz von Andreas Alciatus. Sabine Hackbart zum Beispiel nennt in ihren Arbeiten zu Legendre den Satz 'Quid est pictura? Veritas falsa' einen Aphorismus von Andreas Alciatus.
In den Sammelhandschriften sind im Laufe der frühen Neuzeit noch Texte von Alciatus mit aufgenommen und dann später wieder ausgeschieden worden. So ist der Satz an den Namen eines Autors gekommen, der nicht der Autor oder Urheber dieses Satzes ist. Dem Satz ist passiert, was er sagt. Zu sagen, das sei ein Satz des Alciatus ist auch veritas falsa, obwohl dieser Satz kein pictura ist. Wie soll man das übersetzen? Veritas falsa ist eine Wahrheit, die über ein Polobjekt versendet wird und/oder gefällt. Man kann das zwar auch einfacher übersetzen und sagen, dass sei schlicht eine falsche Wahrheit, eine Verfälschung oder gar eine Lüge. Aber was ist, wenn Alciatus gesagt hätte, das sei genau sein Satz, den habe er immer schon gesucht? Vielleicht hat er sich ja auch darum so um die Codices und die Vorbereitung erster Drucke bemüht, weil er sich dieses Material zu eigen machen wollte. Dann ist die Aussage, das sei ein Satz des Alciatus nicht eimal urheberrechtlich falsch, den der Satz ist längst gemeinfrei geworden, als er an den Namen Alciatus geriet. In einer Polarforschung hat man es mit Wahrheiten zu tun, die sich kehren, drehen, kippen und wenden und dabei nur die durchgehenden Kontraktionen und Distraktionen begleiten, die immer und überall vorgehen. Solche Wahrheiten sind mal naheliegend, mal fernliegend, mal abwegig und mal treffend, mal subjektiv mal objektiv. Man würde wohl eher von Wahrscheinlichkeiten, von dogmatischen Wahrheiten oder aber von Evidenzen sprechen.
4.
Weil Warburgs Staatstafeln nicht isoliert sind, sondern Teil seines Atlas,bieten sie an, römische Wahrheiten auch als solche dogmatischen Wahrheiten, als Wahrscheinlichkeiten oder Evidenzen zu verstehen. Sie bieten an, römisch-staatliche Wahrheit so zu verstehen, als Wahrheit, die über Polobjekte gesendet wird und/oder gefällt. In dem Sinne ist sie gefällt, nämlich über ein Polobjekt gesendet, in dem Sinne gefällt sie, leuchtet ein und macht Sinn. So eine Wahrheit ist insoweit gründlich , wie sie saisonal und kalendarisch mit Reizen versehen ist.
Warburg legt es mit einem amtlichen Schreiben aus dem Sommer 1929, also nach der Rückkehr aus Rom und vor der letzten Kuratoriumssitzung der K.B.W. nahe, Polobjekte in einer studio- und bürokratischen Dimension zu betrachten. Er spricht dort nämlich nicht einfach nur von dem Pendeln, von dem er öfters spricht, schreibt und zu dem er immer wieder etwas zeichnet. Er spricht dort plötzlich von einem Pendelgang, also einem Corridor, wie man ihn aus Verwaltungsarchitekturen kennt. Er muss vor das Kuratorium, um Rechenschaft abzulegen und um sein Budget bewilligen zu lassen, er muss selbst durch so einen Gang. Er muss das Geschäft, das Legenden aus dem Archiv des Dogmas großer Trennung teilweise so deuteten, als ob Warburg es losgeworden wäre, weiterführen. Und das macht er professionell, er hat das Bankgeschäft auch in der Familie gelernt. Und da spricht er das erste mal nicht nur vom Pendeln, sondern vom Pendelgang. In diesem Schreiben hat der Pendelgang (und damit auch ein Polobjekt) einen vierfachen Sinn. Er spricht in einem historischen, geographischen, psychischen und gesellschaftlichen Sinn von diesem Pendelgang. Insoweit gibt es bei Aby Warburg in Bezug auf die magischen und mantischen Praktiken seiner Deutung einen vierfachen Pendelsinn, den er zu rationalisieren sucht. Er versucht, zu dem Treiben Techniken zu entwickeln - und er beharrt darauf, dass er das auch für das Bankgeschäft macht. Damit ist kein Marketing gemeint, Warburg ist weit davon entfernt, davon zu glauben, dass er irgendjemanden Prestige bringen müsste. Warburgs Denken ist ein Denken jenseits der Ausdifferenzierung, jenseits des Glaubens an funktionale Differenzierung oder Selbstreferen, jensiets des Glaubens daran, die Welt sei fragmentiert oder mehrdeutiger geworden. Warburg sammelt durchaus, wie Didi-Huberman sagt, die Zerstückelung der Welt, er setzt sie nicht zusammen. Den Kniff, zu behaupten, in der Gegenwart sei irgendwas unübersichtlicher und vieldeutiger geworden, die Bilder seien mehr oder zuviel geworden, darauf müsse man reagieren, den wendet er nicht an. Das wäre wohl auch ein reaktionärer Imperativ.
#notitia dignitatum#Basel 1551#Sigismundus Gelenius#Hans Holbein dJ#Digmata#Schildzeichen#polarforschung
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Schildzeichen/ Digmata
1.
In Russland sei das Unerwartete jederzeit möglich, dank der Helden, heißt es neben dem Schild, das einem rät, in Anbetracht solcher dollen Phantasien sich erst einmal auf der Krim zu erholen. Manche, wie der Vater der Wald- und Inselfee von der Krim, haben damals die Gelegenheit ergriffen und ihre private Landnahme betrieben. Sie haben dann aber auch das gemacht, was man mittels Ferienwohnungskauf, Erwerb einer 'Finca' macht, damit prinzipiell jeder früher oder später seinen infinity pool bekommt und sich die Bürger aller Länder an den Küstenstreifen in privaten Wohnananlagen gut isoliert vereinigen. Dann erzählen sie sich, dass sie einen Flecken erwischt haben, der bisher noch nicht so überlaufen und nicht so zerstört ist. Am Abend laufen dann ab und zu Nachrichten über Sportler, die sich nach dem Ende ihrer Karriere in solchen Häusern totsaufen und man sagt dazu huch.
2.
2015 lief der Krieg mit der Ukraine bereits ein Jahr in der lauheißen Mischung, Russen und Ukrainer hatten nicht nur angefangen, sich zu schlachten, aber was tut man nicht alles für was noch mal genau, sie konnten auch schon Jahrestag feiern. Die Schildzeichen, die sogenannten digmata, verhäkelten fröhlich die zivile Sphäre und die Militärverwaltung, die Kunst und den Krieg. dafür sind sie da. Sie beschirmen society.
Das Portrait des weder fremden noch ausländischen, sondern durch und durch heimischen Agenten Vladimir Pushkin stammt von Sergey Bermeniev. Das ist ein bekannter Abstrichphotograph. Abstrichphotographen werden berühmt, indem sie Berühmtheiten photographieren, manchmal machen sie dazu sogar gute Photos, aber wenn die durchgehend oder anhaltend, auffällig gut sind, sind sie keine Abstrichphotographen mehr. In seinem Projekt Immersion sammelt Bemeniev amerikanische Stars aus dem Filmgeschäft, also dort her, woher die Stars kamen. Zwei Ausnahmen: Arnold Newman und Vladimir Pushkin tauchen unter den Stars auf. Das ist schon wieder witzig, was für Linien Bermeniev da zieht, ausgerechnet zu Arnold Newman und am anderen Ende zu Vladimir Pushkin. Sein Kopf ist keine Petrischale und worin er genau seinen Kopf getunkt hat, um von Immersion zu sprechen, das müsste ich mal überlegen.
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Ceci
Ceci n'est pas Zaphod Beeblebrox, oder? Ein doppelköpfiges Wesen auf dem 'scrinium', eine janusähnliche, prudentiaähnliche Figur, ähnlich aufgrund der bifrontalen Form. Aber ist sie bifrontal oder sind es zwei Personen? Zwei Kaiser?
Ein Vergleich der Illustrationen/ insignia viri Illustris magistri militum praesentalis:
Edition Lyon 1608
PN Cod. lat. 9661 ( Speyer? 1436)
BSB Cod . lat. 10291 (Erstlieferung, Speyer 1542)
BSB Cod. lat. 10291 ("Nachbesserung", Speyer 1550/1551)
Diese Illustration bildet innerhalb der notitia digniatum einen Typus (das heißt: es gibt auch andere Typen und untypische, einzelne Illustrationen).
Die Tabelle der runden Schildzeichen, die der Gliederung der Verwaltung 'entsprechen' (es ist ein Ausschnitt, man sieht 'nur' Schildzeichen höherer Verwaltung, und nur solche Verwaltungseinheiten, denen Schildzeichen zugewiesen sind, das ist kein vollständiges Verzeichnis) beginnt mit einer Initiale: Das ist die Darstellung, die man als Tafel-auf-Tafel oder Tafel-auf-Tisch bezeichnen kann. Eine rechteckige Tafel, in deren Zentrum ein Bildnis (hier: ein Doppelbildnis) prangt und die oben, mittig und unten von einem Balken durchzogen ist, steht hochkant auf einem Tisch, der mit einem (blauen, gemusterten) Tuch bedeckt ist. Man sieht, dass auf der einen Tafel, nämlich der Tafel im Sinne von mensa, eine zweite Tafel aufgestellt ist, eine tabula picta oder ein Bild. Innerhalb der Reproduktionen wird die aufgestellte Tafel aber auch als dreidimensionales Objekt gedeutet, also als scrinium, Diplom oder eine Art niederes Consulardyptichon, als codicillus (eventuell mit Kaiserportrait), zumindest als ein prunkvoller 'Aktenordner' (so Panciroli, Lyon 1608).
Sowohl die Initiale als auch die Tabelle können nicht nur Abbildungen sein, sondern auch Bildprotokolle, d.h. sie könnten eine Praxis anweisen, die Verwaltung so einzurichten und ihr officium so aufzustellen. Officium ist dann keine Architektur, das ist eine Möblierung, eine Einrichtung, eine Institution, why not? Die notitia dignitatum wird auch als eine Art Handbuch beschrieben, dann wären solche Darstellungen Abbildungen und Anleitungen, sie wären Protokoll und würden nicht nur etwas aufzeichnen/protokollieren, sondern Verwaltungsläufe auch vorzeichnen.
#notitia dignitatum#warburgs staatstafeln#guido panciroli#lyon 1608#bsb cod lat 10291#pn cod lat 9661
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Romvergleich
1.
Oben der Codex latinus 9661 aus Paris, unten Codex latinus 10291 aus München, zuerst die jüngere, dann die ältere Version aus dem Münchener Codex. Der Pariser Codex soll 1436 in Basel entstanden sein, München dann 1542 und 1550/1551.
2.
Noch einmal: der Münchner Codex ist so herausragend, weil er von allen Bildern zwei Versionen hat. Die ersten Versionen, also die älteren Versionen der 'Erstlieferung' von 1542 haben den jüngeren, damals zeitgenössischen deutschen Renaissancestil, während die jüngeren Versionen der späteren, zweiten Nachlieferung einen älteren,selbst aber wiederum künstlichen 'archaischen' Stil haben. Man sieht ihnen, dass sie gemalt sind, als ob sie älter, naiver oder primitiver seien. Sie simulieren eine größere Nähe zu größeter historischer Entfernung. Das ältere Bild hat den jüngeren Stil, das jüngere Bild den älteren Stil. Angeblich galt die Erstlieferung als mangelhaft, die Zweitlieferung soll eine Nachbesserung gewesen sein, ddie historische Einstellung ("das historische Bewusstsein") und die juridische Einstellung fordern einen doppelten Austausch, die Renaissance bleibt in sich widerständig und insistierend. Und bei der Figur der Roma wird in dieser Phase auch das Geschlecht noch gekreuzt oder getauscht. Nur die Münchner Version der Erstlieferung weist Roma eindeutig als Frau aus. Das machen die anderen beiden Versionen nicht. lm Buchdruck werden durch Roma auch die Geschlechter geteilt, dort wird Roma wieder dem weiblichen Geschlecht zugeschlagen, wie in der Edition von Guido Panciroli, die 1608 in Lyon erscheint, und die geschickt Elemente der antiqua forma mit dem Stil des späten 16. Jahrhunderts kreuzt:

Der Graphiker kreuzt sogar die alten Elemente des scriniums (Roma saß vor/in einer Faltung oder Schachtelung) mit Elementen der Architektur, er stellt das Faltobjekt im Hintergrund als Architektur da.
3.
Der Status der Figur pendelt: ist das eine Personifikation, eine Allegorie, ist das selbst schon Schildzeichen oder ein emblematisches Element? Wird Übertragung expliziert oder 'eingeschlagen', ist sie mehr als involviert, wird sie unterschlagen? Ob ein Bild begreift oder ob es metaphorisiert, ob es allegorisiert, das ergibt sich nicht aus dem Zeichen selbst, sondern aus den Protokollen seiner Produktion und Reproduktion. Und insofern weisen schon die drei Roma-Darstellungen vielleicht nicht alle Möglichkeiten, aber genug Abundanz auf, dass drei kleine Objekte darin Platz finden, ohne zu einem großen Objekt zu verschmelzen. Sie schaffen Distanz, durchgehende, rundum, noch durch solche Stellen, die ein Entstehungsort, eine Entstehungszeit, ja sogar eine diskrete Adresse wie Cod. lat. 10291 markieren sollen. Der Begriff mag mathematische besetzt sein, aber das muss ja nicht so bleiben: die kleinen Objekte multiplizieren, explizieren und implizieren. Das ist gemeint: Rom sitzt einer Kaskade von Trennungen und Austauschmanövern auf, deren Größe und deren Kleinheiten nicht einrasten.
3.
Das alles sind Details von diplomatischen und administrativen Objekten, von vagen und polaren Objekten. Sie haben die Form der Akte, das ist eine twistige/ zwistige Form. Ich denke nicht, dass man solche Reproduktionen nur entweder als Homogenisierung oder Heterogenisierung, nicht entweder als Hybridisierung oder Reinigung beschreiben sollte. Das könnte sogar vorschnell unterstellen, das Objekt würde endgültig auf eine Seite seiner Unterscheidungen umschlagen, eine Unterscheidung würde sich im Objekt endgültig niederschlagen. Man könnte vorschnell unterstellen, früher seien die Dinge zusammen gewesen, danach sei etwas fragmentiert oder uneindeutig geworden. Man könnte rasch glauben, früher seien die wild und unbeständig gewesen, dann geordnet worden. Man könnte zu ungeduldig annehmen, Komplexität hätte sich vermehrt, alles hätte sich vermehrt.
Alles in allem: Man könnte zu schnell eine zu große Trennung unterstellen, wenn man die Reproduktion solcher Objekte entwerde als Reinigung/ Homogenisierung oder aber Hybridisierung/Heterogenisierung beschreibt. Solche Objekte sind und bleiben auf präzise Weise ambigue. Solche Objekte kreuzen fröhlich, sie versäumen etwas stechend. Sie operationalisieren Differenz, dasvheißt: sie formieren und formalisieren Unterscheidungen, aber keine der Differenzierungen ist oder geht aus. Diese Objekte multiplizieren,sie implizieren und explizieren Übersetzungen. Die Differenz wird händelbar gemacht, nicht 'festgeklebt'. Solche Objekte schaffen Distanz, legen die Distanz, die sie schaffen, aber nicht zurück, sie lassen nicht einmal das Maß und die Richtung der Trennung einrasten. Welches Verhältnis in der 'Entfernung Roms' eingestellt wird, steht im kleinen Objekt zwar fest, aber nicht in der Reproduktion, die pendelt weiter.
3.
Urbs quae aliquando desolata nunc praeclarior. Piissimo imperio restaurata. Die Stadt, die trostlos heruntergekommen war, strahlt jetzt klarer, erneuert durch eine rechtschaffene Regierung. Na dann wäre die römische Frage ja auch geklärt.
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Opfer
Im April 2022 hat sich Wynn Bruce auf Treppen vor dem Supreme Court selbst verbrannt. Das wurde ein Brandopfer und eine Treppenszene, die nun zur Ikonographie der Klimapolitik beitragen. Auch diese Bilder liefen über die Twitterkanäle von Just Stop Oil. Ein Bildnis von Bruce ist inzwischen dazu eine Ikone der Klimaproteste, ihrer Demonstrationen und Schildzeichen ("Digmata") geworden. Bruce hatte sich für die Aktionzweifach qualifiziert: er war Buddhist und Fotograf.
Bei aller Ambiguitätstoleranz, bei allem Witz, bei aller Weigerung, das eigenen Denken künstlich zu verknappen und dadurch exklusiv, originell oder eigen zu halten: in einem Punkt ist Aby Warburg immer eindeutig: es sei ein Fortschritt, das reale Opfer durch ein symbolisches Opfer zu ersetzen. Warburg weigert sich nur, diesen Schritt mit einem historischen Datum exklusiv zu verknüpfen und insofern fortschrittliche Gesellschaften von unterentwickelten Gesellschaften zu unterscheiden. Argumente wie aus der Dialektik der Aufklärung tauchen bei Warburg nicht direkt auf, aber Beobachtungen zur Wiederholbarkeit von Trennungen, die eine Idee der Trennung relativieren. Er assoziiert diesen Schritt mit vielen historischen Ereignissen, die zwar nicht 'sich wiederholen', ihnen fehlt es nämlich an Rekursion und Selbstreflexivität, auch die Aufhebung fehlt. Solche Trennungen kommen aber immer wieder vor, wohl auch so, dass man hier einen "Dämon des Selben" ausmachen könnte, differenzieren kann auch alles.
Der Abschied von Opfer, von der Intensität des Opfers, vom Realen des Opfers, vom echten Opfer, der kommt immer wieder vor. Dass es sich darum um gleiche oder selbe Ereignisse handelt, dazu sagt Warburg nichts. Nicht erst der Schritt vom katholischen Dogma der Transsubstantiation zur protestantischen Vorstellung reiner Deutungsakte, nicht erst der Schritt vom Judentum zum Christentum, nicht erst der Schritt zur abrahamitisch monotheistischen Religion und von einer Opferreligion zu einer Religion des Bundes mit Gott habe sich vom Realen des Opfers distanziert: Warburg macht solche Schritte immer wieder, sogar für die heidnisch römische Gesellschaft aus. Natürlich kennt er die Stellen in der antiken, vorchristlichen, römischen Literatur, in denen auch gesagt wird, dass symbolische Opfer gegenüber echten Opfern vorzuziehen seien. Zumindest nach seiner anthropologischen Erfahrung in Normamerika und ihrer Ausweitung in Kreuzlingen stellt Warburg ein Teil des Dogmas großer Trennung in Frage, auch weil er die Wiederholungen und Austauschmanöver sieht, die mit jeder Trennung einhergehen.
Ironie geht, Witz geht, Zynismus ist ausgeschlossen. Das gilt für die Ratgebung, sonst nicht. Das kann ich nicht vergessen, das Klimaktivisten diesem Opfer Sinn abgewinnen wollen und dass sie Wynn Bruce als Heiligen mit Heiligenschein zeigen. Das ist keine unangemessene Verwechslung, keine Gotteslästerung (bzw: Gotteslästerung ist ein Straftatbestand, der das Rechtsgut Heiligkeitsmonopol schützt). Es kann gut sein, dass Bruces Aktion ganz herkömmlich heiliges Tun war. Das macht es so schlimm.
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