#tafeln
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fabiansteinhauer · 5 days ago
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Anfängerübung
1.
Praktischer Rat: Richte Dir einen persönlichen wissenschaftlichen Apparat ein und fange an, kein 'Tag-und-Nacht', also keine 24 Stunden ohne Linienzüge zu verbingen. Nulla dies sine linea ist ein Rat, den man der stoischen Schule in Rom zurechnet.
Man soll keinen Tag verbringen, ohne zu zeichnen, so wird der Rat gelesen, aber auch als Empfehlung zum alltäglichen Schreiben wird er verstanden. Man kann den Rat sogar als Rat zur Übung aller möglichen Graphien verstehen. Kein Tag ohne Photographie, Videographie, kein Tag ohne Choreographie. Kein Tag ohne Zug, kein Tag ohne Tanz. Wie man den Rat versteht, dabei wird der Apparat eines Tages ein Wörtchen mitzureden haben, dafür sind Apparate da.
Im Kontext eines Studiums, das alle und keine Juristen an der Anfängerübung teilnehmen lässt, ist das Schreiben die Praxis, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die hilfreichste Praxis ist. Schreiben sollte aber nicht die einzige Praxis bleiben. Marietta Auer empfiehlt in dem Kontext, jeden Tag 2000 Zeichen zu schreiben. Weil man auch abschreiben kann, das Abschreiben (das Exzerpt) eine hilfreiche Praxis ist, kann man die 2000 Zeichen als Untergrenze verstehen. Nicht erst dann, wenn man sich entscheidet, wissenschaftliche Texte zu veröffentlichen, sondern vom ersten Tag an in der Universität soll man dieser Praxis folgen: Nulla dies sine linea. Jeden Spruch, den man auch fremder Sprache aufnimmt, den sollte man selbst übersetzen, bis er einem was flüstert. Ich übersetze ihn kurz so: Kein Tag und Nacht ohne Linie, keine Linie ohne Wellen, keine Wellen ohne Falten.
2.
Die Einrichtung eines Apparates verlangt noch mehr, nämlich ein eigenes Archiv. Eine Operation braucht ein Operationsfeld. Das Schreiben braucht einen Platz, die Linienzüge brauchen einen Platz. Ich empfehle einen Zettelkasten, sogar einen mehrschichtigen Zettelkasten, nämlich einen analogen (Papier) und einen digitalen Zettelkasten (entweder den von Markus Krajewski oder den von Daniel Lüdecke; vielleicht gibt es inzwischen noch mehr Angebote). Das Papier ist in meinem Zettelkasten die erste, auch die älteste Schicht, inzwischen benutze ich das selten, aber immer noch gerne. Sie reicht zurück ins Studium in Passau. Das sind weitgehend schon industriell genormte Zettel, vereinzelt finden sich aber auch Photos, Postkarten oder zweifach gefaltete Blätter DIN-A4 Papier darin.
Die zweite Schicht ist der digitale Zettelkasten, da gibt es inzwischen eine, wenn auch geringe, 5-stellige Anzahl von Zetteln. Digital schluckt der Zettelkasten auch Fotos (das kann der aus Papier auch), dazu noch Videos und Sounddateien. Darüber hinaus benutze ich noch in einer 'dritten Schicht' diesen tumblr, der zwischen der private Seite der Zettelkästen und der öffensichtlichen Seite der Zettelkästen vermittelt, das ist aber nicht Teil meiner Empfehlung. Tumblr hat timeline und Archivfunktion, kann mit Schlagworten (hashtags) und mit Suchmaschine auch isoliert (also entweder in Bezug auf den gesamten tumblr oder nur in Bezug auf Unter dem Gesetz) durchsucht werden. Tumblr assoziiert auch selber, von der Überraschung und dem Ärger leben ja auch soziale Netzwerke. Ich empfehle nicht unbedingt tumbr. Der Rest ist wird um so nachdrücklicher empfohlen. Mit Nachdruck empfehle ich, unterschiedliche 'Graphien' einzusetzen, also das Schreiben mit dem Skribbeln oder Zeichnen, mit Photographien, Filmen oder Screenshots zu kombinieren. Ich hänge zum Beispiel sehr an sogenannten Protokollskizzen (wie derjenigen, die Warburg am Vorabend des Abschlusses der Lateranverträge in seinem Hotelzimmer anfertigt). Solche Protokollskizzen haben erstaunliche mnemotechnische Wirkung. In der Kombination unterschiedlicher Graphien bekommt man noch mehr Sinn für die 'Grenzen der Linien' und dafür, was sie jeweils können. Das ist wie mit den Grenzen der Sprache, vielleicht sogar eine der Grenzen der Sprache. Man übt das Schreiben noch besser, wenn man teilweise aus dem Schreiben aussteigt, das man mit der Schrift verbindet. Ich packe auch Videos in meinen Zettelkasten, etwa die Videos, die ich zu Tafeln, zum Tafeln oder zu Tafelgesellschaften mache (um zu wissen, wovon ich schreibe, wenn ich an Tafeln über Tafeln schreibe).
3.
Was zu einer Inskription führt, das geht teilweise über das hinaus, was man Schrift nennt, teilweise bleibt es unterhalb der Schwelle dessen, was man Schrift nennt.
In dem Buch über die Akten schreibt Cornelia Vismann von einer Gründungsszene der Verwaltung (einem legendären oder systematischen Anfang). Sie liest dort ein Kapitel aus Claude Levi-Strauss Buch Traurige Tropen. Das Kapitel handelt von Schreibstunden, schreibt Lévi-Strauss. Es wird häufig als Kapitel über die Einführung von Schrift gelesen. Vismann liest das Kapitel als Kapitel, in dem Graphien verhandelt werden, aber ob es sich dabei um Schrift handelt und ob es sich um eine Einführung mit Erstkontakt handelt, ist in der Darstelllung Vismanns fraglich. Graphien werden hier gehändelt und gehandelt. Wenn hier Schrift investiert wird, also Schrift eingerichtet oder eingesetzt wird, damit ein Medium wird (Joseph Vogl), dann auch für den, der sie mitbringt. Dann wäre während der Schreibstunden der Nambikwara auch für den Franzosen die Schrift entstanden und vorher hätte er sie nicht gehabt.
Vismann erklärt die Technik des Chefs der Nambirkwara mit einem Verweis auf die notitia dignitatum, also mit Verweis auf die Graphien römischer Unterlagen, zu denen man nicht nur die notitia dignitatum zählen kann, sondern auch den Kalender von 354 (auf den ich verweise, weil das die römischer Unterlage ist, aus der Warburg in seinem Atlas zitiert, also Abbildungen herausgreift). Diese Unterlagen kann man als Beamtenkalender beschreiben (im engeren Sinne, nämlich im Sinne der Verwaltung von Zeit, ist der Kalender von 354 ein Kalender, aber die notitia dignitatum enthält mit ihren Gliederungen, Übersichten auch das, was Beamtenkalender enthalten). Diese Unterlagen sind tabellarisch und diagrammatisch - und die Tabellen und Diagramme werden streng von dem unterschieden, was Schrift sein soll, zumal jene Schrift, auf der dann das Dogma der großen Trennung aufbaut, also von Alphabetschrift. Das, was Schreiben sein soll, wird in Vismanns Lektüre mindestens auch metaphorisch oder allegorisch. wenn man ein gutes Buch dazu lesen möchte, was Graphien sein können, dann empfehle ich Thomas Hensels Buch Warburgs Graphien. Wie aus der Kunstgeschichte eine Bildwissenschaft wurde. Hensel weiß auch tolles über Tafeln zu sagen.
Ich lese Vismann Arbeiten als Arbeiten zu Anfängen, die Einlassungen und Reproduktion sind. Es gibt Anfänge, die haben den Charakter von Emblemen oder von Marketerie. Diese Anfänge wären Abwechslungen, wie man sie auch in der Kunst der Embleme nur wiederholt findet. Oder diese Anfänge wären wie eine heterogene Haut auf Möbeln, mal Horn, mal Holz, mal Legierung. Das sind Anfänge, die auch dann äußerlich bleiben, wenn sie dasjenige, an dessen Differenzierung sie kooperieren, völlig (man würde wohl sagen: vollständig) durchgehen, bis in letzte Reste durchgehen. es sind auch Anfänge, die sich diagonal zur Richtung dessen verhalten, was sie anfangen lassen sollen, etwa weil sie die Zeit mit Raum durchtrennen oder den Raum mit Zeit durchtrennen. Vielleicht sind Vismanns Anfänge solchen Anfängen verwandt oder affin.
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alligatorius · 1 month ago
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Knallkörper
Durch Beobachtungen in der Vorsilvesterzeit kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass gerade Menschen, die immer wieder finanzielle  Engpässe zu verkraften haben, auch eine Vorliebe für Knallkörper haben. Wenn sie diese Vorliebe zu dem Verkauf von Feuerwerken aller Art führt und sie zum Fest gegebenenfalls auch reichlich Tabak und Bier brauchen, dann wird es finanziell doch sehr eng. Ich habe in…
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mycstilleblog · 1 month ago
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Hetze gegen Arme statt Feststimmung: Die weihnachtliche Charity-Fassade bröckelt
Die Wirtschaftskrise in Deutschland geht ans Eingemachte, und die Politik braucht dafür einen Sündenbock. Statt karitativer Gewissensberuhigung dominiert in dieser Vorweihnachtszeit die Hetze gegen Arme, gepaart mit ein wenig Küchenpsychologie, die mediale Berichterstattung. Von Susan Bonath Aufrüstung, Inflation, Sozialabbau: Die deutsche Zeitenwende-Politik ist ein Motor für Armut,…
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haraldbulling · 8 months ago
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my-life-fm · 2 years ago
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Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland sind auf das Essen der Tafeln angewiesen. Weil der Ansturm so groß ist, musste jede dritte Tafel einen Aufnahmestopp verhängen.
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adams-rigatoni · 1 year ago
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It's officially Spatort Season!
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Grade das erste Werbebanner in der Saarbrücker Innenstadt gespotted
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kmtdruckwelt · 1 month ago
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Gedenktafel mit Foto und Spruch, Trauergeschenk, personalisiertes Geschenk, Beerdigung, Schiefertafel, Naturprodukt, Beileidsgeschenk Diese Tafeln aus dem edlen Naturmaterial Schiefer eignen sich perfekt als außergewöhnliches Geschenk und hinterlassen in jeder Hinsicht schwer Eindruck! Jedes Stück ist ein Unikat in Maserung, Form und Facettenschliff. Mithilfe der enthaltenen Aufsteller werden Fotos auf eine besondere Weise präsentiert. Da es sich bei Schiefer um ein Naturprodukt handelt, kann es Größendifferenzen bis zu 1 cm geben. SPRUCH, FOTO alles was dir einfällt ist individuell anpassbar. Form: Rechteck Größe: 15 x 20 cm und 20 x 30 cm Ausführung: Zum Aufstellen Druckbereich: Vorderseite bedruckbar Inklusive: Aufsteller, Einzelverpackung Oberfläche: Glänzend Schieferstärke: ca. 10 mm Struktur: Natürliche Oberflächenstruktur mit welligen, abfallenden Rändern
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raum-e · 1 year ago
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Die tafeln ordentlich...
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politikwatch · 1 year ago
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#Tafeln vs #Millionäre
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benconradart · 1 year ago
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Open Living Room in Miami Mid-sized Danish formal and open concept living room design example with white walls, no fireplace, and no television.
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lovestampede · 2 years ago
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3/4 Bath Bathroom Miami Inspiration for a mid-sized timeless 3/4 travertine floor and beige floor bathroom remodel with raised-panel cabinets, white cabinets, gray walls, an undermount sink and granite countertops
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fabiansteinhauer · 1 month ago
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microposter · 2 years ago
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2. Mose 34. Kapitel 27-28
27 - Weiterhin gebot der HERR Mose: "Notiere dir diese Verordnungen! Denn aufgrund jener Verordnungen habe ich mit dir und mit Israel einen Bund geschlossen!
28 - Anschließend verweilte Mose dort beim HERRN vierzig Tage und vierzig Nächte lang, ohne Brot zu essen und Wasser zu trinken und er beschrieb die Tafeln der Gebote des Bundes, die zehn Gebote.
Anmerkung: Biologisch betrachtet kann Mose nicht vierzig Tage und Nächte ohne Essen und Trinken gewesen sein - dann wäre er tot! Dies ist nur durch eine Wundertat Gottes zu erklären.
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mycstilleblog · 11 months ago
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Acht Euro für ein Päckchen Essensreste: Inflation treibt Deutschlands Tafel-Preise in die Höhe
Bedürftige in Deutschland müssen sich inzwischen die Armenspeisung bei der Tafel leisten können. Die ausrangierten und gespendeten Lebensmittel werden immer teurer. In Weimar kostet ein Beutel ausrangierter Lebensmittel bereits acht Euro. Grund sei die Inflation, heißt es. Von Susan Bonath Vor gut 30 Jahren schwappte das private Armen-Charity-Modell der USA nach Deutschland: Die ersten Tafeln…
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haraldbulling · 2 years ago
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clawmarks · 7 months ago
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Neue Dekorationsmalereien : im modernen Stil : 60 Tafeln farbige Originalentwürfe - Josef Lehner - c.1905-1907 - via Biblioteca Virtual del Patrimonio Bibliográfico
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