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#bsb cod lat 10291
fabiansteinhauer · 2 years
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Ceci
Ceci n'est pas Zaphod Beeblebrox, oder? Ein doppelköpfiges Wesen auf dem 'scrinium', eine janusähnliche, prudentiaähnliche Figur, ähnlich aufgrund der bifrontalen Form. Aber ist sie bifrontal oder sind es zwei Personen? Zwei Kaiser?
Ein Vergleich der Illustrationen/ insignia viri Illustris magistri militum praesentalis:
Edition Lyon 1608
PN Cod. lat. 9661 ( Speyer? 1436)
BSB Cod . lat. 10291 (Erstlieferung, Speyer 1542)
BSB Cod. lat. 10291 ("Nachbesserung", Speyer 1550/1551)
Diese Illustration bildet innerhalb der notitia digniatum einen Typus (das heißt: es gibt auch andere Typen und untypische, einzelne Illustrationen).
Die Tabelle der runden Schildzeichen, die der Gliederung der Verwaltung 'entsprechen' (es ist ein Ausschnitt, man sieht 'nur' Schildzeichen höherer Verwaltung, und nur solche Verwaltungseinheiten, denen Schildzeichen zugewiesen sind, das ist kein vollständiges Verzeichnis) beginnt mit einer Initiale: Das ist die Darstellung, die man als Tafel-auf-Tafel oder Tafel-auf-Tisch bezeichnen kann. Eine rechteckige Tafel, in deren Zentrum ein Bildnis (hier: ein Doppelbildnis) prangt und die oben, mittig und unten von einem Balken durchzogen ist, steht hochkant auf einem Tisch, der mit einem (blauen, gemusterten) Tuch bedeckt ist. Man sieht, dass auf der einen Tafel, nämlich der Tafel im Sinne von mensa, eine zweite Tafel aufgestellt ist, eine tabula picta oder ein Bild. Innerhalb der Reproduktionen wird die aufgestellte Tafel aber auch als dreidimensionales Objekt gedeutet, also als scrinium, Diplom oder eine Art niederes Consulardyptichon, als codicillus (eventuell mit Kaiserportrait), zumindest als ein prunkvoller 'Aktenordner' (so Panciroli, Lyon 1608).
Sowohl die Initiale als auch die Tabelle können nicht nur Abbildungen sein, sondern auch Bildprotokolle, d.h. sie könnten eine Praxis anweisen, die Verwaltung so einzurichten und ihr officium so aufzustellen. Officium ist dann keine Architektur, das ist eine Möblierung, eine Einrichtung, eine Institution, why not? Die notitia dignitatum wird auch als eine Art Handbuch beschrieben, dann wären solche Darstellungen Abbildungen und Anleitungen, sie wären Protokoll und würden nicht nur etwas aufzeichnen/protokollieren, sondern Verwaltungsläufe auch vorzeichnen.
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fabiansteinhauer · 2 years
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Kaiserbildnis
Dieses Tondo ist das einzige Kaiserbildnis, das als antike tabula picta (angemalte Holztafel) überliefert ist, es befindet sich heute in den staatlichen Museen in Berlin. Das ist ein 'Familienbildnis', heute auch berühmt, weil dort jemand ausradiert wurde, die Verdammung bleibt im Bild.
Das Tondo wäre ein mögliches Vergleichsobjekt für die Darstellungen in der notitia dignitatum, also für die dort auf dem Tisch aufgestellten Bildnisse, also etwa für diese Darstellungen, der Nachbesserung aus dem Münchener Codex:
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Die bekannten Consulardyptichen sehen z.B. so aus:
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Es ist also schwierig, aber nicht völlig unmöglich, zu sagen, was für ein Objekt genau dort auf die Tafel gestellt ist. Das untere Dyptichon soll um 500 entstanden sein, es befindet sich heute im Louvre. Ich tippe, wie Dellbrueck, eher darauf, dass die notitia dignitatum 'prunkvolle Aktenordner'/ codicilli konsularischer, der höheren Beamten als gemalte Bildtafeln zeigt. Insoweit scheint es mit auch zweifelhaft anzunehmen, das sei ein Objekt mit einem Kaiserportrait. Ein codicillus kann es freilich sein, das ist auch die Bezeichnung für ein Ernennungsschreiben, in dem (doppelten) Sinne für ein Diplom oder für eine Bestellungsurkunde. Wie tabula picta bezeichnet codicillus sowohl das Schreiben als auch das Objekt, auf oder in dem (Klappobjekt) geschrieben wird. Das ist eine Verkleinerungsform für Codex, das ist ein Codexchen oder ein Codexlein.
Den Consul erkennt man auf Bilder u.a. dadurch, dass er die mappa circensis im Fäustchen hält. Das ist seine Geste in der Sekunde, bevor er den Circus, den er zu finanzieren hatte, eröffnet. Schmeißt er sie auf den Boden, soll eröffnet sein.
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fabiansteinhauer · 2 years
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Die Akte Vismann
1.
Notiz an mich: Du sollst Dein Leben ändern, sei nicht immer so Du. In meinen Zettelkasten findet sich dieser Zettel aus dem letzten Jahr, als ich Mitarbeiter am juristischen Fachbereich in Frankfurt war. Jemand hatte zu einer Tagung über Verfassungen in der Siemensstiftung in München eingeladen und die Einladung mit dem Wunsch verbunden, ich, Fabian, solle zwar persönlich kommen, aber nicht so den Steinhauer raushängen lassen. Kommen Sie, aber nicht Sie an sich. Guter Rat. Richte ich gerne aus.
2.
Kann ich gerade jetzt auch gebrauchen, weil ich in Wien über Akten vortrage und machen muss, wann ich sonst nicht so gerne mache: Vismann aktualisieren. Nach ihrem Tod habe ich einen Nachruf geschrieben, gemeinsam mit Markus Krajewski eine Auswahl ihrer Aufsätze herausgegeben, im Vorwort etwas kommentiert. Bei den Tagungen in England war ich nicht dabei, aber mit Johanna Bergann habe ich eine in Weimar organisiert, über das Instituieren, die institutionellen Mächte, das vergisst man manchmal. In Weimar und in Basel habe ich fast 8 Jahre lang Forschung und Lehre so gemacht, dass es weiterführen sollte, was Vismann initiiert hat. Über Atlanten und Warburg (2010), dann in mehreren Semestern: Was wissen wir vom Mord? Vorlesungen und Seminare über Albert Hellwig und das Kinorecht, über Bildrhetorik, über die Geschichte und Theorie des Zensierens, über das Scheiden als Kulturtechnik, über alles mögliche. Wie oft haben mir Professoren erklärt, das ginge alles nicht, das sei keine Rechtswissenschaft, das sei vielleicht Kulturwissenschaft, aber das sei ein schlimmer Begriff. Dieser tumblr zehrt viel von dem, was Vismann inspiriert hat. Eike Frenzel hatte mal zu einer Tagung bei Freiburg eingeladen, über tote Juristen, da habe ich natürlich gleich zugesagt und doch über Vismann gesprochen, über Vismanns Limits, aber das war keine direkte Auseinandersetzung, das was Umgang mit Trauer, Angst und Wut. Kurz gesagt: viel gemacht. Ich denke, dass ich das Feld ganz gut kenne, das Schlachtfeld wohl auch. Eine direkte Auseinandersetzung habe ich vielleicht darum, wegen Trauer, Angst und Wut, immer vermieden. Und die Tagung in Tübingen, Vestings kurzatmiger Kommentar zu Vismann, die haben meine Befürchtungen doch eher bekräftigt, so weit, dass ich doch sehr, um nicht zu sagen: vollständig resigniert war (ob Vestings Text jemals veröffentlicht wird?).
Hilft aber alles nichts, das ist jetzt Teil meiner Jobbeschreibung: dafür bin ich zuständig, dafür zahlt mir die Max-Planck-Gesellschaft meine Brötchen (und mehr). Wofür? Auch für eine explizite, direkte Auseinandersetzung mit den Arbeiten von Cornelia Vismann, nicht nur die implizite Auseinandersetzung, nicht nur das Aufgreifen, nicht nur die Inspiration, nicht nur das Weitermachen.
2.
Implizit ist das Forschungsprojekt über Warburgs Staatstafeln auch eine Auseinandersetzung, die weiterführt, was Vismann und mich früher einmal in einem Projekt über Bildregime/ Bildregeln/ Bildrhetorik zusammengeführt hat. Es ist implizit eine Auseinandersetzung mit dem, was Vismann über Rom und über das pomerium geschrieben hat. Implizit ist das eine Auseinandersetzung mit dem Buch über die Akten. Aber das kann es auch explizit sein.
Da, denke ich, ist es an der Zeit, Vismann zu historisieren. Das Aktenbuch lässt sich immer noch systematisch lesen, es lässt sich mit ihm auch machen, was Erhard Schüttzpelz in seinem Aufsatz Was ist eine Akte? gemacht hat: Gegen den Strich lesen und gerade so systematisch entfalten.
Aber darüber hinaus kann und sollte man das Buch historisieren. Das ist zwanzig Jahre alt, geschrieben in den Neunzigern, mit großer Faszination für damals kursierende Diskurse um Selbstreferenz, Ausdifferenzierung und Rekursion, um Dekonstruktion und um die ANT, also in großer und polarisierter Spannung. Historisieren ist etwas unfair, vor allem wenn man selbst noch lebt und die Autorin nicht mehr. Man wird sich vermutlich genau die Bedingtheiten heraus picken, die einem nicht passen und sagen: das ist vorbei, der Rest ist noch lebendig.
Warburgs Konzept des Nachlebens macht schon etwas anderes: im Nachleben sitzt der Tod so mit, wie ego in Arkadien, ich meine jetzt Poussains Bild vom Tod in Arkadien. Das Nachleben ist nach dem Leben, das ist nicht nur lebend oder lebendig, nicht nur Leben, auch etwas danach, auch Tod. Vielleicht kann, sollte man besser nach dem Nachleben fragen, was dann auch heißt, dass man Vismann selbst als eine Cornelia rekonstruiert, die nicht ganz bei sich, nicht nur bei sich war, die eine Vismann zwar heraushängen lassen, aber auch zurücknehmen konnte. Ich ist ja ohnehin ein Anderer, wenn auch kein total Anderer.
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fabiansteinhauer · 2 years
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Wie einen Codex beschreiben?
So. Er braucht eine Adresse, damit man das Objekt findet, die muss diskret sein, ist trotzdem immer Teil einer Kette von Übersetzungen. Clm 10291 ist zum Beispiel BSB 10291 oder auch Cod. lat. 10291 oder Cim 137. Remak-Honnef hat die letzte detaillierte und heute standardisierte Beschreibung dieses Objektes 1991 publiziert. Sie nennt das Objekt Notitia Dignitatum, damit ist das für dieses Objekt, aber auch nur für diese eine Objekt in München der Stand der Wissenschaft.
Das Buch nennt sich selbst anders, das ist nicht auf der Höhe der Zeit:
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