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Brennende Wut: Wenn Freundschaft in Flammen aufgeht
Bericht
Am Mittwoch stand ein 31-jähriger Deutscher wegen versuchter schwerer Brandstiftung, die wohl nur durch Glück glimpflich ausging, und Sachbeschädigung vor dem Schöffengericht in Siegen.
versuchte schwere Brandstiftung nach § 306a StGB Am frühen Morgen des dritten März dieses Jahres steckte er einen Benzingenerator unter einem Bauwagen, in dem seine mittlerweile ehemaligen Freunde noch zusammensaßen, in Brand und zerstörte auf der Flucht den Außenspiegel eines geparkten Kleintransporters mit einem Fußtritt.
Sachbeschädigung nach § 303 StGB Er räumte die Vorwürfe zu Beginn der Verhandlung umfassend ein, was er auch bereits in seiner polizeilichen Vernehmung tat, und versuchte vergeblich, das Gericht davon zu überzeugen, dass es beim Versuch blieb, weil er selbst vor dem Feuer gewarnt hätte.
Rücktritt nach § 24 StGB
An dem Samstagabend vor der Tat sei er mit den 28- und 26-Jährigen eigentlich zu einem Discobesuch verabredet gewesen. Als seine damaligen „Freunde“ ihn versetzten und er in den frühen Morgenstunden über soziale Medien erfuhr, dass die beiden wie so oft in einem Bauwagen auf einem Burbacher Waldgrundstück gemeinsam feuchtfröhlich feierten, sei er gekränkt und wutentbrannt zu den beiden aufgebrochen.
Dass alle drei jungen Männer hochemotionale und sensible Persönlichkeiten sind, wurde im Laufe der Verhandlung offensichtlich. Laut der Schilderung des Angeklagten sei er bereits angetrunken und unter dem Einfluss von Ketamin gewesen, als er an dem zu einer Art Partykeller umgebauten Bauwagen ankam. Nach einer kurzen Aussprache sei noch eine Weile „alles gut“ gewesen. Dann soll der 26-Jährige ihn grundlos beschuldigt haben, auf dem Weg zum Waldgrundstück seinen Pkw* beschädigt zu haben. *Nicht der in der Anklage erwähnte Transporter. Laut dem 26-jährigen Zeugen war der Vorwurf nicht grundlos, sondern der Angeklagte habe ihn auf dem Weg zum Bauwagen angerufen und damit gedroht, gegen sein Auto zu treten. Die Einlassungen der Zeugen und des 31-Jährigen stimmten insofern überein, dass es kurz nach Ankunft des Angeklagten zu einem handfesten Streit kam. Der Angeklagte selbst filmte in Momentaufnahmen das Handgemenge.
Die wacklig gefilmten Videos „zeigen“ die Rangelei unter bunter Partybeleuchtung, untermalt von satten Beats, derben Kraftausdrücken und lautem Weinen. Der 31-Jährige führte in seiner Aussage aus, dass einer seiner Gegner dann eine Axt gegriffen und mit dieser bereits zum Schlag ausgeholt hätte. Dann will er ihn entwaffnet und die Axt aus dem Fenster der „Minibar“ geworfen haben. Er sei ab dann von den beiden mit Stuhlbeinen angegriffen und aus dem Bauwagen vertrieben worden. Die beiden Zeugen stritten entschieden ab, zu Waffen gegriffen zu haben. Man habe den 31-Jährigen mit Rangeln und Schubsen rausbefördern wollen. Der 26-Jährige gab an, vom Angeklagten einen Stuhl in den Rücken geworfen bekommen zu haben.
Eine Axt sei nur am Vorabend zum Holzhacken verwendet worden und verblieb auf dem Freigelände, bis die jungen Männer den Bauwagen zuschlossen, um sich auf der Polizeiwache in Wilnsdorf befragen zu lassen. Tatsächlich wurde auch gegen die beiden Zeugen ein Strafverfahren eingeleitet, aber wegen Geringfügigkeit eingestellt. Nach seinem Rauswurf setzte der Angeklagte den Tank des Benzingenerators in Brand und dokumentierte auch das mit seinem Handy. In den Aufnahmen brüstet er sich mit seiner gefährlichen Racheaktion und verspottet die beiden noch im Wagen Sitzenden. Dann lief er fort und trat dabei den Außenspiegel eines vor Ort geparkten Kleintransporters kaputt. Laut dem Angeklagten will er zwischen Brandlegung und der Zerstörung des Spiegels an der Tür des Bauwagens geklopft haben und die beiden darin vor dem Feuer gewarnt haben. Diese Darstellung haben die beiden Zeugen deutlich verneint. Sie seien vom Geräusch des Trittes aufgeschreckt worden und daraufhin rausgegangen, wo sie das Feuer bemerkten, als der Generator bereits „lichterloh brannte.“ Die Flammen schwärzten den hölzernen Boden des Bauwagens bereits und der Angeklagte war für sie nicht mehr zu sehen. Sie zogen den Generator unter dem Bauwagen hervor und konnten die Flammen ersticken, löschten bereits glimmende Sägespäne mit Getränkeresten. Auf seiner Flucht zu Fuß Richtung Würgendorf rief der Angeklagte selbst die Polizei, jedoch nicht, um die Brandstiftung zu gestehen, sondern weil er glaubte, die beiden jungen Männer seien ihm auf den Fersen. Eine Polizistin sagte in der Verhandlung aus, dass der Angeklagte sich zunächst als Opfer eines Angriffs präsentierte. Als ihre Kollegen bereits zur Vernehmung der „Beschuldigten“ weitergefahren waren, gestand der 31-Jährige die Brandlegung.
"Ich bin ratzevoll" war das erste was der Angeklagte sagte als er mit der Leitstelle der Polizei verbunden war. Er erwähnte es laut der Beamtin mehrfach und dass er es tat, weil er sich ausgeschlossen fühlte. Auf der Polizeiwache stellte sich dann heraus, dass der Angeklagte auch den Schlüssel des Transporters eingesteckt hatte. Er versuchte in dem Handgemenge auch, das Handy eines Zeugen zu stehlen, was diese allerdings noch verhinderten. Der 31-Jährige warf seinen ehemaligen Freunden vor, die Tatsachen vor Gericht zu verdrehen. Das Gericht empfand die beiden Zeugen allerdings aus mehreren Gründen als glaubwürdig. Zum Beispiel, weil die Aussagen der beiden beständig zu den Angaben waren, die sie bei der Polizei in der ersten Vernehmung machten. Und das, obwohl auch die beiden Zeugen am Morgen der Tat betrunken waren. Alkohol und Ketamin waren nicht die einzigen Drogen, die der Mann konsumierte. Sein Verteidiger legte ein Gutachten einer Klinik vor, das bescheinigte, dass „eine ganze Palette von Stimulanzien“ in dem Zeitraum eine große Rolle im Leben des 31-Jährigen spielte. Er war kokainabhängig, nahm Halluzinogene und Sedativa. Zusätzlich leidet er an ADHS und dem Tourette-Syndrom. Seit dem Vorfall habe er eine Entgiftung und Therapie hinter sich gebracht, eine Langzeittherapie solle bald folgen. Seine Familie unterstützt ihn, und er ist in einem festen Arbeitsverhältnis, das ihm circa 3200 € monatlich einbringt. Trotz seines Geständnisses zeigte der gelernte Zimmermann nach der Tat und im Prozess kaum Reue. Eine richtige Aussprache hat unter den dreien nie stattgefunden. Auch als er im Gerichtssaal die Gelegenheit hatte, entschuldigte sich der 31-Jährige nicht bei seinen ehemaligen Freunden.
Es schien fast so, als sei es ihm wichtiger, über das von ihm empfundene „Unrecht“ zu sprechen, als sein eigenes zu reflektieren. Immerhin erstattete er dem rechtmäßigen Besitzer des Generators, welcher bei der Tat nicht dabei war, den Schaden bereits. Der Zentralregisterauszug des 31-Jährigen wies keine Eintragungen auf. Er verbüßte allerdings als Jugendlicher eine mittlerweile getilgte Bewährungsstrafe und leistete laut eigenen Angaben 1000 Sozialstunden ab. Der Staatsanwalt wertete das Geständnis des Angeklagten zwar zu seinen Gunsten, hielt die Schilderung des vermeintlichen Axtangriffs und dass der 31-Jährige die Zeugen angeblich vor dem Feuer gewarnt hätte, allerdings weder für glaubhaft noch plausibel. Vielmehr folgte er den Einlassungen der Zeugen, die den Angeklagten als bereits bei seiner Ankunft hochaggressiv schilderten. ~Dass der Versuch mit Blicken zu töten auch für Staatsanwälte nicht strafbar ist, musste der Angeklagte erfahren, als er dessen Schlussfolgerungen als „Schwachsinn“ kommentierte.~ Dass es bei einem Versuch blieb, die Alkoholisierung und die Frustration des Angeklagten ließen die Staatsanwaltschaft von einem minder schweren Fall ausgehen. Allerdings bestand ein enormes Ausbreitungs- und Gefahrenpotenzial durch die Aktion. Er forderte schließlich eine Freiheitsstrafe von 10 Monaten, welche aufgrund der positiven Sozialprognose des Zimmermanns zur Bewährung ausgesetzt werden könne. Sein fester Job und die anstehende Therapie hatten darauf wesentlichen Einfluss. Zusätzlich sollte er eine Auflage von 1500 € zahlen. Der Verteidiger des 31-Jährigen stimmte der Einschätzung des Sachverhaltes als minder schweren Fall zu. Er betonte die „entwaffnende Offenheit“ seines Mandanten und dass dieser sich über die rechtliche Relevanz eines „Rücktritts“ bis zur Verhandlung gar nicht bewusst gewesen sei.
Er würde seinem Mandanten glauben, auch wenn dieser Rücktritt schwer zu beweisen sei. Er bat das Gericht um eine Bewährungsstrafe im unteren Bereich des Strafrahmens. „Scheiße, dass ich das Ding angezündet hab… Bewährung ist gerecht, ich weiß jetzt wenigstens, dass sie keine guten Freunde sind“, sagte der Angeklagte noch immer eher trotzig als reumütig in seinem letzten Wort. Nach einer 3-stündigen Verhandlung sprach die Vorsitzende das Urteil des Schöffengerichts. Eine Freiheitsstrafe von 10 Monaten, welche über einen Zeitraum von 3 Jahren zur Bewährung ausgesetzt wird. Zusätzlich soll er den Zeugen, die er gefährdete, je 1000€ in Raten zahlen. Weitere 1000 € muss er dem „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ als Bewährungsauflage zahlen. Das Gericht empfand die Zeugen als glaubwürdig und konnte keine besondere Belastungstendenz in den beiden erkennen. Es ist nicht auszuschließen, dass der 31-Jährige eventuell aufgrund seines Drogenkonsums von dem vermeintlichen Axtangriff überzeugt ist. Zwar liegt ein minder schwerer Fall der versuchten schweren Brandstiftung vor, allerdings hätte „wirklich, wirklich Schlimmes passieren können“. Die Zahlungen an die Zeugen solle der Angeklagte als Anerkennung für ihr seelisches Leid betrachten.
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~ In einem Punkt zum Thema Axt stimmten übrigens die Aussagen von Angeklagtem, den beiden Zeugen und der Polizistin überein: Eine weitere Axt steckt auf dem Gelände in einem Baumstumpf. Angeblich seit "eh und je" und niemand schaffe es diese heraus zu ziehen. Das Wortspiel "Axecalibur" ist einfach zu verlockend. ~
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Freudenberg, Nordrhein-Westfalen, Deutschland by Rüdiger Kappenstein Via Flickr: Der sogenannte 'Alter Flecken' ist eine top gepflegte Ansammlung von Fachwerkhäusern und stellt die Altstadt der Stadt Freudenberg im Siegerland dar. ----- The so-called 'Alter Flecken' is a well-kept collection of half-timbered houses and represents the old town of the town of Freudenberg in Siegerland.
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Hallo Leute, heute gibt es endlich eine Übersicht über das Programm, durch den Programmplan und die Räume, mit dem Raumplan auf unserer AniRo Con. Nächsten Monat ist es schon soweit. Wir starten in unsere Con und freuen uns riesig auf Euch! In diesem Monat wird es noch mehr Posts geben zur Con, so habt Ihr aber schonmal einen Überblick über unsere Con! Auch unsere Stände und Aussteller können wir Euch schon präsentieren: Untere Etage: @fischkrieg_siegen @animexx @eldritchvault @gigiminnarts @otakushessen @bakedpawtato @kittensareashop @karsten_schreibt @kisutas_studio @anistue_collectibles @ruthlamich Obere Etage: @Siegener Schachverein 1878 @otakushessen @zockernight @tiny_woodys @htverlag Bleibt aktuell und folgt uns! So bleibt Ihr aktuell. Eure Paper Adventures #paperadventures #penandpaper #aniro #con #veranstaltung #veranstaltungen #manga #anime #schach #bluebox #lesung #aussteller #händler #siegen #siegenwittgenstein #siegerland #nrw #karaoke #werwold #maid #cafe #kaffee #quiz #raumplan #programm #programmplan #kendo #gaming #zocken https://www.instagram.com/p/Crv__A6qn6w/?igshid=NGJjMDIxMWI=
#paperadventures#penandpaper#aniro#con#veranstaltung#veranstaltungen#manga#anime#schach#bluebox#lesung#aussteller#händler#siegen#siegenwittgenstein#siegerland#nrw#karaoke#werwold#maid#cafe#kaffee#quiz#raumplan#programm#programmplan#kendo#gaming#zocken
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Tučekite and Ullmannite in Quartz matrix
Locality: Adler Mine, Siegen, Siegerland, North Rhine - Westphalia, Germany
Bright, brassy-coloured Tučekite with silvery-grey Ullmannite in a milky-white quartz matrix.
#geology#mineralogy#mineral#rock#minerals#rocks#earth#science#natural beauty#tucekite#ullmannite#ore#antimony#economic geology
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Around the turn of the 20th century slides and photographs became an increasingly important tool for the transfer of knowledge in both German universities and schools: instead of passing around printed matter, teachers and professors were now able to let students simultaneously look at large-scale projections. The new technology gradually diffused from the metropolitan areas into the more rural regions and facilitated the setup of slide collections containing important works of art but e.g. also local history material.
In the Siegerland region the teacher Otto Arnold (1891-1944) in the late 1920s bought a Zeiss-Ikon plate camera in order to take photographs to be used in school teaching. Between 1927 and 1939 Arnold took long photo walks, due to the weather primarily in spring and summer, to document the landscape as well as the region‘s craftsmen’s trades and industries. The result was a body of work consisting of a total of 750 photographs, predominantly taken between 1927 and 1931 since Arnold in 1932 was appointed headmaster and simply had less time available for photography.
On the occasion of the city of Siegen’s 800th birthday and the 80th anniversary of Otto Arnold’s death the Städtische Galerie Siegen dedicated the comprehensive retrospective „Otto Arnold: Von Siegen aus - Fotografische Streifzüge durch Kulturlandschaft und Arbeitswelt“ to his photographic oeuvre. Alongside the retrospective Snoeck Verlag published the eponymous catalogue containing a large number of Arnold’s photographs and several essays portraying his life and social environment as well as addressing the significance and quality of his work. In their essays Joseph Imorde and Gabriele Conrath-Scholl emphasize their unique value as a source providing visual insights into lost trades and industries. At the same time Arnold’s photographs possess an artistic value that puts him in the proximity of other Siegerland/Westerwald photographers like Peter Weller and August Sander who share their descriptive and documentary approach to photography with Otto Arnold. Through this contextualization his work gains new contours that the catalogue showcases in an exemplary manner.
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gladbacher straße // köln neustadt nord
the refrigeration company from siegerland whose logo has been emblazoned on the wall of the building for a long time still exists, even if someone completely different now occupies the premises.
die kühlmaschienenfirma mammut aus dem siegerland deren schriftzug schon seit langer zeit an der hauswand prangt, gibt es immer noch, auch wenn inzwischen jemand vollkommen anderes in denen ehemaligen kölner räumen sitzt.
#neonsign#cologne#köln#köln neustadt nord#storefront#storefrontdesign#design#mammut kühlung#nachkriegsmoderne#nachkriegsmoderne werbung#nachkriegsmoderne werbung köln#nachkriegsmoderne werbung rheinland#nachkriegsmoderne werbung nrw#photography#urban#urban photography
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Today, I roamed through the Siegerland forests. It was great, but unfortunately, I didn’t meet any Airedales So sending my warmest regards to all of you this way! Love, Carla! [x]
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Heute möchten wir mit Euch über eines der ersten Opfer des menschengemachten Artensterbens reden: den Wisent. Die beeindruckenden Urrinder wurden nämlich bereits 1927 in Europa ausgerottet und sind nur dank engagierter Auswilderungsprojekte überhaupt noch in der Natur zu finden!
Alle heute lebenden Wisente stammen von zwölf in Gefangenschaft gehaltenen Tieren ab. Die niedrige genetische Vielfalt gilt als eine der wesentlichen Gefahren für den langfristigen Erhalt der Art.
1952 konnten die ersten freilebenden Wisentherden im Gebiet des heutigen Nationalparks Białowieża an der polnisch-belarussischen Grenze durch Auswilderung wieder angesiedelt werden. Weitere Projekte folgten bald.
Im Jahre 2019 gab es insgesamt 9112 Wisente, von denen 1792 in Gefangenschaft, 501 halbwild und 6819 in freier Wildbahn lebten. Im Jahr 2023 wurde ein Bestand von 7200 Tieren in freier Wildbahn gezählt.
Im Jahr 2013 startete eine Wiederansiedlung im Rothaargebirge (Nordrhein-Westfalen) mit Tieren aus der Flachland-Kaukasus-Linie. Die Herde war im August 2017 bereits auf 23 Tiere angewachsen. Im Juli 2023 umfasst der frei lebende Bestand rund 40 Tiere und hat sich geteilt: Eine Hälfte ist im Siegerland unterwegs, die andere im Hochsauerlandkreis.
Fazit: Trotz der besonderen Situation, in der sich der Wisent befindet, werden die Tiere im Kaukasus mittlerweile wieder bejagt. Der Mensch scheint aus seinen Fehlern nichts gelernt zu haben! Trotzdem ist die Geschichte der Wiederansiedlung ein Lichtblick, der uns dazu animieren sollte, bedrohte Arten nicht einfach aufzugeben! 😎🐮💚
Quellen: ➡ LINK 1 ➡ LINK 2 ➡ LINK 3 ➡ LINK 4 ➡ LINK 5
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Wuppertal
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Vorsichtig, die Stadt hat keinen Hafen! Aber immerhin hat sie viele Schwebebahnstationen. Etwas mehr als hundert Jahre lang hatte man es geschafft, den Fluß, der dieser Stadt um 1928 herum ihren Namen gab, zu verdecken. Als hätte man ein Pflaster mit getrocknetem Blut beim Spülen zwar wieder angefeuchtet, aber nicht vom Finger genommen, so (in Wirklichkeit war es auch oxidiertes Eisen) lag die Schwebahn lange Zeit über diesem Fluss, und er war ganz unansehnlich geworden, wie ein wasserleichenweiß gewordenes Schnittwündchen am Finger.
Wir sind hier in den letzten Ausläufern einer Zone, deren amerikanischer Version John Boorman in dem Film Deliverance ein Denkmal gesetzt hat. Wie sind hier also in den letzten Ausläufern eines schroffen, engen und dunklen Hinterwaldes, den man der Verträglichkeit halber portioniert und mit unterschiedlichen Namen versehen hat: Bergisches Land, Sauerland, Siegerland, Nordhessen, Thüringer Wald und Harz zum Beispiel. Manche zählen noch die Eifel und den Pfälzer Wald dazu, aber die übersehen den Rhein. Andere zählen den Bayrischen Wald noch dazu, aber dann ginge diese Zone (falls man Donau und Inn übersieht) bis St. Pölten, also bis vor die Tore Wiens. Dass Niederbayern und Passau noch dazu gehören könnten, leuchtet mir ein. Aber dass die Zone bis Wien gehen soll, das wäre zu schön um wahr zu sein. Wuppertal ist der letzte, westliche Ausläufer einer mitteldeutschen Zone, am anderen Ende im Osten wohnt Björn Höcke. Manche nennen das Mittelgebirge, wenn es der Wahrheitsfindung dient, soll mir das recht sein. Das ist eine finstere, entweder konturschwache oder kleinzügige Zone. Die Textilindustrie hat sich in Wuppertal u.a. deswegen so frei entwickelt, weil hier vorher und nachher und sonst keiner hin wollte, darum noch genug Platz war und keine alten Leute die jungen Leute aufgehalten haben. Die letzten Ausläufer: Es sind wenig mehr als 25 km und liegt immer noch in erradelbarer Weite, und man steht in einem holländisch geprägten Stadtviertel am Rhein. Düsseldorf haben Leute gebaut, die von klein auf Schiffe gesehen haben, vielleicht sogar im Austausch mit der Westindiengesellschaft standen, die also wußten, dass es die Welt gibt und alles überall vorkommt, nur in anderen Reihenfolgen. Da spielten Der Plan auf!
Man kann von Düsseldorf vieles halten, aber es hat atmosphärisch einen deutlichen Abstand zu Wuppertal, frischen Wind und immer schon viel Verkehr. Und doch liebe ich Wuppertal, denn das ist vom späten achtzehnten Jahrhundert bis heute trotz allem eine liebenswürdige Stadt geworden, gerade in der Art, wie hier alles ausläuft und Ausläufer von etwas ist, was erst an anderen Stellen nochmal schlimmer wird. Das ist meine wahre Hauptstadt des neunzehnten Jahrhunderts, denn anders als Paris wirkte hier nichts aus siebzehntem und achtzehntem Jahrhundert nach, als sie im neunzehnten Jahrhundert wucherte. Diese Stadt ist aus bucheckernbedecktem Waldrandboden heraus entstanden, darum ist der Geschmack der Wuppertaler auch heute noch eher breiig. Selbst die harten Zeiten der Industrialisierung sind hier auslaufend; selbst im Hinblick auf harte Zeiten ist diese Stadt jetzt ein Ausläuferstadt. Anderswo ist es heute noch schlimmer als in Wuppertal, anderswo werden auch immer noch die Textilien genäht, die heute auch beim Räumungsverkauf im schließenden Kaufhof (Elberfeld war das zweite Haus von Tietz) nicht mehr verkauft werden.
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Das ist die Stadt der Frühindustrialisierung und die Stadt einer Industrie, die nicht Kohle und nicht Stahl produzierte, nur verfeuerte und verarbeitete, dafür aber Textilien und Maschinen und Werkzeuge herstellte. In den letzten 30 Jahren ist viel von der ganz frühen Industriearchitektur abgerissen worden und hat Parkplätzen Platz gemacht.
Der Wuppertaler ist wie der Weimaraner (liegt ja auch in den Ausläufern dieser schroffen mitteldeutschen Zone), der kauft bei allen dreien, bei Aldi, Penny und Lidl. Die neu klaffenden Lücken am Wupperufer können einem einen Schrecken einjagen, wenn man an Architektur und Geschichte hängt. Aber man muss auch sagen: Es gibt immer noch so viele sensationelle Industriearchitektur in dieser Stadt, dass das für 80 Jahre Gentrifizierung, für viele Werbeagenturen, Tangoschulen, Startups und Downs reichen wird. Diese schroffe Mittelzone hat den Protestantismus, den Sozialismus, das angeblich Freikirchliche und später theosophisch Esoterische, den Kult um karge Zeichnungen und eingetrocknete Fettblöcke von Beuys vermutlich erst im Nachhinein und dann als Ausrede dafür angenommen, dass die Leute hier waren, wie sie hier eben waren. Irgendwie meinten sie, sich rechtfertigen und Gründe haben zu müssen, das geht aber allen so. Die Geschichten, die dabei rauskommen, sind ja dann auch oft ziemlich gut. Die Topographie der Stadt, steile Berge und schnell fliessendes Wasser sorgen dafür, dass alles in dieser Stadt geschichtet bleibt, ohne unbedingt aufgeschrieben zu werden. Man sieht eigentlich immer, egal wo man steht, vier oder fünf Häuserschichten vor einem aufragen.
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28 Bard Boulevard reminds me of economical half-timbered houses from Siegerland
Translation: there was a law in 1790 regarding wood savings due to shortage of wood. Therefore from 1870 - 1920, cheaphalf-timbered residential houses were built in Siegerland and surroundings, characterized by omitted intermediate horizontal beams (so | | instead of H beams)
#softlism stories: Veronaville#veronaville#sims in real life#ts2#sims 2#german architecture#german history
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Radeln nach Zahlen – Dank Knotenpunktsystem das Sauerland auf flexible Weise entdecken
Malen nach Zahlen – wer kennt das nicht? In Südwestfalen gibt es auch das „Radeln nach Zahlen“. Das ausgeklügelte Radnetz in den Urlaubsregionen Sauerland und Siegerland-Wittgenstein wurde in eine Wabenstruktur eingeteilt, die Eckpunkte jeder Wabe sind durchnummeriert und geben ausgezeichnete Orientierung.
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Beltez - Schlachtherr & Fliehende Stürme (Demos) [2002] Country: Germany Genre: Black Metal
WARNING: Sounds like shit
Tracklist:
Zug durch das Nebelgebirge - 09:20
Siegerland - 08:18
Urgewalten - 09:22
Maschinentrauma (Fliehende Stürme cover) - 05:50
Schlachtherr - 06:00
Frosttod - 10:53
Beltane - 06:44
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from IG iconist.de - 13rd May 2023
Kate spielt zum Auftakt des #Eurovision2023 ein Überraschungsklavierstück für die Ukraine (hier zu sehen @princeandprincessofwales). Die Aufführung der Vorjahresgewinner Kalush Orchestra wurde per Video von einer Reihe britischer Mitwirkender unterstützt – darunter die Prinzessin von Wales, Lord Andrew Lloyd Webber und Joss Stone. Bei ihrem Auftritt, der im Vorfeld im Crimson Drawing Room von Schloss Windsor aufgezeichnet wurde, trug sie Ohrringe der verstorbenen Queen und ein blaues Kleid des Labels Jenny Packham – als symbolische Anspielung auf die Ukraine, die in diesem Jahr den Wettbewerb hätte ausrichten sollen. Wegen des russischen Angriffskriegs kann er diesmal jedoch nicht wie üblich im Siegerland des Vorjahres stattfinden. Das zweitplatzierte Großbritannien organisiert die Show stattdessen in der Beatles-Heimatstadt Liverpool.
#esc #eurovisionsongcontest #ESC2023 #ukraine #kalushorchestra #princessofwales #princesskate @eurovision
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