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#Einfühlung
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AUF BEWUSST GEÄUSSERTE VERLETZBARKEIT WIRD NUR NOCH GESCHISSEN !!!
"ERKLÄRUNGS-NOT" / RECHTFERTIGUNGS-NOT =
Der Friedvolle muß sich vor den Gewaltsamen & Gewalttätigen rechtfertigen,... für seine Friedfertigkeit,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Gewaltsamen & Gewalttätigen müssen sich NICHT für ihre Gewalt rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der Verantwortungsvolle muß sich vor den Verantwortungslosen & Unverantwortlichen rechtfertigen,... für seine Eigenverantwortlichkeit,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Unverantwortlichen & Verantwortungslosen müssen sich NICHT für ihre Verantwortungslosigkeit/Unverantwortlichkeit rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der Ehrliche muß sich vor den Unehrlichen & Verlogenen rechtfertigen,... für seine Ehrlichkeit,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Unehrlichen & Verlogenen müssen sich NICHT für ihre Unehrlichkeit und ihre Lügen rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der Faire muß sich vor den Unfairen rechtfertigen,... für seine Fairness,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Unfairen müssen sich NICHT für ihre Unfairness rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der Respektvolle muß sich vor den Respektlosen rechtfertigen,... für seinen Respekt,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Respektlosen müssen sich NICHT für ihre Respektlosigkeit rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der Achtsame muß sich vor den Unachtsamen & Achtlosen rechtfertigen,... für seine Achtsamkeit & Achtung,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Unachtsamen & Achtlosen müssen sich NICHT für ihre Achtlosigkeit rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der selbstverantwortlich Gesunde muß sich vor den selbstverschuldeten Kranken & Ungesunden rechtfertigen,... für seine Gesundheit,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die selbstverantwortet Kranken & Ungesunden müssen sich NICHT für ihre herbeigeführte Krankheit & Ungesundheit rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der Bewußte muß sich vor den Unbewußten rechtfertigen,... für seine Bewußtheit,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Unbewußten müssen sich NICHT für ihre Unbewußtheit rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der Aufrichtige muß sich vor den Unaufrichtigen rechtfertigen,... für seine Aufrichtigkeit,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Unaufrichtigen müssen sich NICHT für ihre Unaufrichtigkeit rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der Achtungsvolle/Achtsame muß sich vor den Achtlosen rechtfertigen,... für seine Achtung,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Achtlosen müssen sich NICHT für ihre Achtlosigkeit rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
Der Liebevolle muß sich vor den Lieblosen rechtfertigen,... für seine Liebe,... aber er wird NICHT verstanden !!! 8-O
Die Lieblosen müssen sich NICHT für ihre Lieblosigkeit rechtfertigen !!! IHNEN gibt man ganz allgemeines, uneingeschränktes Verständnis ! 8-O
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geleitetes Entdecken von erlernter Hilflosigkeit:
- Wir haben gelernt, Worte zu benutzen, um Verständigung, Austausch und Mitteilung zu VERHINDERN.
- Wir haben gelernt, Schaffen als “Malochen” zu mißverstehen, und  um zu arbeiten, um mit uns selbst UNzufrieden zu sein, um die Wertschätzung unseres Tuns & Schaffens zu ENT-werten.
- Wir haben gelernt, Verantwortung als “Haftung” zu mißverstehen, und Gefühle zu leugnen, um echte Verantwortung ABZUSCHIEBEN.
- Wir haben gelernt, Reue & Bedauern als “Schuld”, “Sühne”, “Buße” & “Ent-schuldigung” zu mißverstehen, um durch Scham das Ausleben von Traurigkeit zu VERHINDERN.
-Wir haben gelernt, Mitgefühl als “Mitleid” zu mißverstehen, und uns in “Sympathie” zu üben, um von authentischer, präsenter Einfühlung ABZULENKEN.
- Wir haben gelernt, Lernen als leidvolles, mühseliges “Nachbeten” & “Auswendiglernen” zu mißverstehen, und Kinder mit Gewalt zu indoktrinieren und irritieren, um echtes Lernen aus Freude, Neugier und Interesse AUSZUKLAMMERN.
- Wir haben gelernt, eigenverantwortliches Wagnis als “glorreiche” Waghalsigkeit zu mißverstehen, und durch Rausch von unseren eigenen Ängsten ABZULENKEN.
- Wir haben gelernt, Selbstachtung als “Stolz” zu mißverstehen & gewaltsame Bedingungen für unseren Selbstwert zu akzeptieren, um echte Selbständigkeit, Mündigkeit, Unabhängigkeit & seelische Stärke zu VERUNMÖGLICHEN.
- Wir haben gelernt, Würde und Respekt als “Ehre” und Furcht zu mißverstehen, und Kniefälligkeit und Bücklingtum zu kultivieren, um echte persönliche Wertschätzung durch Hierarchie zu ERSETZEN.
- Wir haben gelernt, Liebemachen als “Sex” zu mißverstehen, und körperliche Berührungen SO zu verwenden, daß sie Liebe & Nähe VERMEIDEN.
- Wir haben gelernt, Bedürfnisse als “Rechte” zu mißverstehen & uns für eine “Mehrheit” zusammenzuballen & zusammenzurotten, um Nöte & Bedürftigkeiten als “Rechtsfrage” oder als “Politikum” zu ENTWERTEN.
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Unter den BLINDEN ist der EINÄUGIGE
langfristig VÖLLIG ÜBERFORDERT !!!
8-O
WACHT ENDLICH AUF !!!
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Among the BLIND, the One-Eyed is hopelessly OVERBURDENED in long-term !!!
8-O
WAKE UP FINALLY !!!
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Chez les AVEUGLES, le BORGNE est désespérément SURCHARGÉ à long terme !!!
8-O
RÉVEILLEZ-VOUS ENFIN !!!
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hyperions-fate · 1 year
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The Romantic leaning toward the supernatural, parapsychology, madness, dreams, the obscure forces of the fatum, and even animal psychology is related to the desire to grasp the strange, and by domesticating it, turn it into an integral component of the human. Einfühlung - an identifying harmony - with the strange and the different then became essential as the distinctive feature of the worthy, cultivated man: "The perfect man must be capable of living equally in various places and among diverse peoples," Novalis noted.
Julia Kristeva, Strangers to Ourselves (1994)
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Northwest Passage (for dissertation)
Ah, for just one time I would plan a dissertation To find the seat of empathy on the Talairach brain Tracing one more line through a field so wild and savage And make a Northwest Passage to the sea
Anterior to the Cingulate 'tis there 'twas said to lie The substrates for empathy for which so many died Seeking just a degree, leaving weathered, broken bones And a long-forgotten lonely book of notes
A century thereafter, I take passage overland In the footsteps of brave Theodor, where his Einfühlung began Another tab open before me, then behind me closed again This tardiest explorer, reading but don't comprehend
And through the night, behind the desk, the time passed quickly by I think upon Arioli, Andrew Lawrence and the rest Who sent me ten thousand papers and did show a path for me To say for certain what is empathy
How then am I so different from the first men through this way? Like them, I left a life at ease, I threw it all away To seek the structural correlates at the call of many men To find them but for general task demand
@lazyriverlethe comrade u should shoot me in the head, i think we should sing this once this is all over...
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dearorpheus · 2 years
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“Murnau represents and interrogates the perverse pleasure underpinning the littoral zone as a site of an intricate web of intimacy, reciprocity, interconnection, identification and contagion. Mingling attraction and repulsion, Ellen’s disorientating slippage into Otherness is disturbingly and enthrallingly enacted on the seashore, where relations “are ever in multidimensional flux”. Waves of disquiet break on the beach as “secret affinities” eerily emerge from the watery depths. These unpredictable, subversive correspondences, which encompass the telepathic link between Nosferatu and Ellen (and mirror the communication between Dracula and his victims explored in Stoker’s novel), are established by Murnau’s editing, which, Dalle Vacche suggests, is “indebted to the principle of empathy, or Einfühlung, which means literally a ‘feeling into’ another.”
— Julia Biggs, “Haunted Seascapes and Sublime Terror in Murnau’s Nosferatu and Friedrich’s Monk by the Sea”
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fabiansteinhauer · 10 months
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Was ist vague und vogue?
Statt abstrakt von Vagheit zu sprechen, wie das Ladeur in seinem Buch zu Recht und Kultur macht, schlage ich vor, konkret und am Detail orientiert vom Vaguen und vom Voguen zu sprechen, also von vaguen und voguen Assoziationen, von wegenden und regenden Kulturtechniken, vom letzten Schrei vom letzten Samstag zum Beispiel.
Das Vague und Vogue, das nicht abstrakt aufgestellt ist, das ist laufende Regung, die nicht leer und unbestimmt, nicht spurenlos daherkommt und nicht aus dem Nichts kommt. Die schöpft aus der Fülle eines Alltages, der wie der Igel immer schon vor dem Juristen, dessen Phobien und Melancholien, dessen Utopien und Hoffnungen da ist und insofern kein weißes Blatt Papier, keine unbeschriebene Tafel, keine bisher ignorierte und unberührte Zone ist, sondern der auch schon mit Rissen, Schichten und Mustern, nicht flach sondern plastisch daher kommt.
Man kann diesen letztlich schon verkehrten und faltigen Alltag gerade auch dann mitmachen, wenn alle normativen Versuche, ihn in den Griff zu bekommen, schon einmal gescheitert sind.
Begriffe sind nicht vaguer/ voguer als Bilder und auch nicht weniger vague/ vogue als Bilder. Dass sie es sind, liegt nicht an Abstraktion oder Einfühlung, nicht an ihrer Form, nicht an einer mangelhaften Füllung mit Inhalten. Sie sind vague und vogue, weil sie durch ihre Form in Regung sind. Ohne Form wären sie nicht in Regung, aber die Form ist nicht die Regung, so, wie die Phobie nicht der Affekt, sondern das Treiben der Affektionen ist.
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negativer-narzissmus · 8 months
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Oh, Till Lindewahn,
selbstgefälliger Zuhälter-Zar, Kiez-König, Potenz-Potentat, Bordell-Bonze, Puff-Papst & Pimp-Pascha !
Till Lindewahn, du bist mein unsterbliches Odol ! Ich bete dich an ! Ich wälze mich vor dir im Staub ! Ich ver-ehre dich ! Ich erniedrige mich vor dir, wie auch DU uns erniedrigst ! Dein ekelhafter Sexismus gibt meinem trostlosen, bedeutungslosen Leben überhaupt erst einen Sinn ! Bitte kotze uns auch weiterhin deinen übelsten, lieblosesten Scheißdreck vor und hin ! Versorge uns auch fürderhin mit hartem "Stoff" für uns Sex-Süchtige ! Steige auf den Thron der Perversion, den wir dir bereiten ! Sei unser Sex-Gott, unser ganzer Lebensinhalt ! Du hast unser aller Leben (oder was wir dafür halten) mit der übelsten Gewaltverherrlichung und Lieblosigkeit bereichert und angefüllt ! Wir wollen neben DIR und der Atombombe KEINE anderen Götter anbeten ! Du hast uns errettet, o du Erlöser ! Dafür sind wir dir auf ewig zu Dank verpflichtet !
Omen !
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Unser Lebensinhalt:
Süchtig nach Sex ! Süchtig nach dem "Genuß" von Gewalt ! Blind für Bedürfnisse ! Taub für Einfühlung ! Nur "Norm" , keine Lebendigkeit ! Berauscht von Macht, Ruhm und Besitz ! Anbetung, Glorifizierung, Verherrlichung und Vergötterung von Sex, Gewalt, Rausch, Macht !
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tempe-corals · 2 years
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Ok, vielleicht liegt es an ihm oder daran, dass ich kein koreanisch kann. Kidai Kim ist Bildhauer und sammelt diese ganzen Dinger, wie sie auf deinem Strandbild, Henderson Island, angeschwemmt wurden. Was mich in Kombination mit der Interpretation deines pinkfarbenen Lichts zu der Frage bringt: Was hälst Du von Alarmsystemen? Haben Korallen Warnrufe? Sollten wir etwas als Warnruf verstehen, statt darüber hinweg zu gehen? Was wäre ein Warnruf an der Land-Wasser-Grenze, um Menschen an einen respektvollen Umgang zu erinnern? Und sollte es einen Warnmechanismus in unserem Alltag geben, egal welches Wasser wir dort berühren? Verstehen wir Resonanz nach der Psychologie-Definition als "Resonanz, empathische, das Mitansprechen oder Mitschwingen von Gefühlen oder Gedanken bei anderen Menschen (Einfühlung, Emotionen-Klassifikation)", dann könnten skurrile, überzogene Warnsysteme die Taubheit menschlicher Aufmerksamkeit auf die Spitze treiben und das Konzept der Empathie in Frage stellen. Was ich eh gut finden würde. Alle reden über Empathie, sind Menschen, das am Ende wirklich. Beleg hierfür Athenes liebevolles Verhalten gegenüber Medusa. (Anfangs war Medusa wunderschön, doch als Athene Poseidon in ihren eigenem Tempel bei der Vergewaltigung von Medusa sah (einige andere Versionen sprechen von Geschlechtsverkehr ohne Erwähnung irgendeiner Vergewaltigung), wurde sie so zornig, dass sie Medusa in ein hässliches Ungeheuer verwandelte: Schlangenhaare, lange Zunge und glühende Augen. Ein Blick in ihr Gesicht reichte aus, um einen Mann in Stein zu verwandeln. Nach einer anderen Überlieferung hieß es, dass alle drei Schwestern von außerordentlicher Schönheit waren und aufgrund ihres großen Stolzes von den Göttern in schlangenartige Ungeheuer verwandelt wurden.)
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neworkimprov · 3 months
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Empathy: The 'New' Old Word Powering Great Teams
I’ll never forget when my friend Asia Kate Dillon, who plays the brilliant Taylor Mason on Showtime’s Billions, shared the meaning of their tattoo on LIVE with Kelly and Ryan. “Einfühlung”—the German word for “empathy.” It struck me that this simple word, so core to human connection, is actually a relatively new concept in our vocabulary. Empathy: A History Lesson The English word “empathy” was…
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inkognito-philosophin · 3 months
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Sich hineinversetzen. Von Empathie, Spiegelneuronen und der Goldenen Regel
Wer erinnert sich nicht? An das legendäre ZDF-Interview von Boris Büchler mit Per Mertesacker nach dem WM-Achtelfinale Deutschland gegen Algerien (2:1 n.V.) am 30. Juni 2014, also vor zehn Jahren. Der Reporter Büchler nimmt den sichtlich erschöpften Spieler Mertesacker hart ran, sucht trotz des Sieges nach Kritikpunkten. Mertesacker reagiert gereizt, Büchler lässt nicht locker.
Das Ganze schaukelt sich hoch, die Kontrahenten überbieten sich in Sachen Sticheleien und Pampigkeit, lassen Fingerspitzengefühl und Professionalität vermissen. Gerade deswegen ist dieser Schlagabtausch so legendär: Boris Büchler und Per Mertesacker sind offen und ehrlich. Ein Interview ohne Filter.
Danach versuchen Moderator Oliver Welke und Experte Oliver Kahn die Wogen zu glätten, ergreifen jedoch für die jeweils eigene Seite Partei. Kahn verteidigt Mertesacker mit den Worten „Man muss sich aber auch mal ein bisschen in den Spieler reindenken“.
Welke kontert: „Man muss sich auch mal in den Reporter reindenken“. Unentschieden. Und doch gibt es einen Sieger dieses Schlagabtauschs: die Empathie, das Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit, sich in Andere hineinzuversetzen. Doch was ist das eigentlich: Mitgefühl?
Die Biologie des Einfühlungsvermögens
Zunächst ist es die Fähigkeit, den Anderen mit seinen Bedürfnissen wahrzunehmen. Hierzu erkannte die Hirnforschung, dass es eine neuronale Anlage von Einfühlungsvermögen gibt. Die Entdeckung der Spiegelneuronen durch den Italiener Giacomo Rizzolatti und sein Team,* die insbesondere Joachim Bauer im deutschen Sprachraum popularisiert hat, geben Aufschluss über die neurobiologischen Korrelate eines grundlegenden moralischen Phänomens.
Kernkonzepte sind dabei die „Ähnlichkeit“ und die „Absicht“: Wir reagieren auf das, was uns bekannt vorkommt und von dem wir ahnen, wie es sich entwickeln wird, qua natura empathisch, das heißt, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, feuern die Spiegelneuronen automatisch. Damit wird, so könnte man etwas lax sagen, unkontrolliert Empathie freigesetzt. Die Bildung von Spiegelneuronen erfolgt, auch das ist ein Befund der Empathieforschung, in den ersten drei Lebensjahren im Rahmen der Mutter-Kind-Beziehung, die damit grundlegend für die Ausbildung moralischen Verhaltens ist.
Das heißt: Gibt es in dieser Beziehung Probleme, so gibt es später Probleme mit der Empathie, denn es fehlt schlicht die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Dass diese Erkenntnis von Rizzolatti nicht viel breiter rezipiert wird, mag auch daran liegen, dass die besondere Bedeutung der Mutterrolle aktuellen Familienkonzepten querliegt.
Der Wille zur Perspektivenübernahme
Die Frage, die sich weiterhin stellt, wenn man denn von der Bedeutung der Spiegelneuronen für unser Verhalten überzeugt ist, lautet wie folgt: Wie kann dieser Vorgang des Sich-Hineinversetzens „gesteuert“ werden, um unsere Einfühlung sinnvoll zu kanalisieren?
Eine Antwort könnte, vor allem in komplexen Situationen, die über eine spontane Mitleid-Hilfe-Reaktion hinausgehen, in der Bereitschaft liegen, den Anderen mit seinen Bedürfnissen wahrzunehmen, sich auf ihn tiefer einzulassen.
Das Stichwort, das uns hier weiterbringt, ist die Perspektivenübernahme, ein Begriff aus der Psychologie, der allerdings auch für die Agape-Ethik Jesu maßgebend ist. Wir sollen aus dem Blickwinkel des Nächsten schauen, seine Perspektive einnehmen und so erkennen, welcher Unterstützung er bedarf. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10,30-37), unmittelbar im Anschluss an das Liebesgebot überliefert, erläutert diesen Umstand und zeigt uns damit das Wesen der Liebe: Handeln aus Mitgefühl, das am Notleidenden Maß nimmt, empathisches Handeln.
Agape – der Andere sagt „Stopp!“
Jesus berichtet in dem Gleichnis von einem Überfall und der Hilfeleistung durch einen Nicht-Juden. Er erzählt die Gegebenheit zunächst aus Sicht des Opfers und sprengt damit die „legalistische Enge der Gesetzeskasuistik“ (Schockenhoff), auf die der Gesetzeslehrer mit der Frage „Wer ist mein Nächster?“ (Lk 10,29) abzielt.
Der Gesetzeslehrer möchte eine Antwort, die als Definition, also Abgrenzung, dienen kann und so die Handlungssphäre des Einzelnen prinzipiell limitiert. Jesus macht durch den Perspektivenwechsel aber deutlich, dass sich die Agape – die als Handlungsdisposition grundsätzlich grenzenlos ist – im konkreten Fall nur an dem zu Liebenden bemessen lässt.
Erst wenn man dessen Sicht eingenommen hat und aus dessen Sicht keinen Handlungsbedarf mehr erkennen kann, ist die Liebe an ein Ende gelangt. Sie bemisst sich also immer am Bedürfnis dessen, der Liebe braucht, nicht an dem, der sie gibt.
So sagt der barmherzige Samariter zum Wirt der Herberge, in die er das Opfer gebracht hat: „Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“ (Lk 10,35).
Das ist der Clou der Agape-Ethik Jesu, der als „supererogatorischer Ansatz“ bekannt wurde: Es gibt kein: „Genug!“ aus meiner Sicht, sondern nur aus der des Anderen. So betrachtet gibt es schließlich keine Situation mehr, die und keinen Menschen mehr, der von unserem Mitgefühl prinzipiell ausgenommen ist. Und die Bereitschaft zu dieser Haltung des Einfühlens, die in der tätigen Liebe mündet, erwächst mit der Perspektivenübernahme.
Die Goldene Regel als empathische Norm
Die Goldene Regel muss in dieser Weise gelesen werden. Nicht: „Behandele den Anderen so, wie er Dich behandelt hat“ oder „Behandele den Anderen so, wie Du gerne vom Anderen behandelt werden möchtest“, sondern „Versetze Dich in den Anderen hinein und behandele ihn dann so, wie Du an seiner Stelle, mit seinen Eigenschaften und mit seinen Bedürfnissen wünschtest behandelt zu werden.“
Um dem Anderen gerecht zu werden, muss man zunächst einmal von sich absehen und den Anderen in seiner Andersartigkeit in den Blick nehmen. Man muss sich als Reporter also mal in einen Spieler hineinversetzen, nach so einem Spiel. Und man muss sich mal in den Reporter hineinversetzen, als Spieler.
Anmerkung:
* Giacomo Rizzolatti: / Corrado Sinigaglia: So Quel che fai. Il cervello che agisce e i neuroni specchi. Milano 2006 (deutsch: Empathie und Spiegelneurone. Die biologische Basis des Mitgefühls. Frankfurt a.M. 2008).
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fritz-letsch · 4 months
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kritische Gestalt - was meint das?
Gestern musste ich wieder einmal erleben, wie individual-psychologisches Schwadronieren in der Einfühlung um Opfer-Haltungen wie die der Pegidas beliebig und etwas hoffnungslos ausfallen kann. Die Täter blieben ausgeblendet. Die Psycho-Analyse hat uns auch ein Werkzeug zum politischen Verständnis gegeben, doch wurde dies im deutschsprachigen Raum schon „damals“ abgewiesen: Freud als Jude musste…
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blog-aventin-de · 5 months
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Symbol und Allegorie
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Symbol und Allegorie · R.M.F · Alltagspsychologie
Der Umstand, dass dingliche Symbole, mag ihr Symbolwert noch so sehr im wechselnden Leben des Augenblicks wurzeln, dauernd bestehen, und dass sie sich loslösen lassen vom erlebenden ICH, hat bewirkt, dass sie noch weit mehr verstandesmäßiger Konvention unterliegen als Mimik und Physiognomik, dass in höherem Grad als diese der zweckhaft gerichtete Verstand sie verändert zu begrifflich festen Gebilden. Der Ausdruckswert ist stets nur in einer, oft schwer kontrollierbaren Einfühlung zu erfassen; der Verstand dagegen ist bestrebt, den Wert der Symbolik der fluktuierenden Augenblicklichkeit zu entrücken, an Stelle der schwer fassbaren und oft vieldeutigen Beziehung der Dinge zum ICH eine eindeutige, feste und konventionelle Beziehung zu setzen. Damit wird an Stelle der lebendigen und gefühlten Beziehung eine voll bewusste, fest umgrenzte gesetzt und das innerste Leben der Symbole ausgetrieben. An Stelle des Lebens tritt eine Fossilienbildung, das Symbol wird zur Allegorie. Als solche kann sie bestehen, selbst wenn das Leben erloschen ist, insofern sie zwar nicht mehr erlebt, nur noch gedacht wird. Man hat in der Kunst mit Recht die Allegorie getadelt, weil sie nicht durch unmittelbares Nacherleben zu erfassen ist; was jedoch nicht hinderte, dass viele Werke großer Künstler, wie Michelangelos Medici-Grabmäler, Dantes Göttliche Komödie und Goethes Faust stark allegorisch sind. Das Leben bedient sich der Allegorie überall, um Abstraktes, Transzendentes und Unendliches sinnfällig darzustellen. Man denke zum Beispiel an christliche Religionen: das Kreuz, das Wasser bei der Taufe, Brot und Wein beim Abendmahl und vieles andere sind nicht mehr unmittelbar empfundene Symbole, sondern sind Allegorien, die durch den Verstand und dem Wissen um den Zusammenhang, auf transzendente Dinge bezogen werden. Ebenso haben das Staatswesen, die Rechtspflege und die Wissenschaft ihre allegorisch gewordenen Symbole. Indessen wäre es falsch, weil alle diese Dinge nur mit Hilfe des Verstandes erfasst werden können, zu übersehen, dass sie trotzdem auch auf das Gefühl zu wirken vermögen. Allegorien können nachträglich Gefühlswirkung erhalten und dienen dadurch, trotz ihres rationalen Ursprungs, dazu, das Leben mit Gefühlswerten zu erfüllen. Wenn zuweilen die Symbole zu Allegorien verblassen, so ist dagegen zu betonen, dass auch Allegorien echten Symbolwert bekommen können, und ein Leben ohne solche Symbole wäre arm und farblos. Es war nicht klug vom Protestantismus, es war auch nicht klug von der modernen Demokratie, dass sie glaubten, der Allegorien und Symbole entraten zu können: das Versagen ihrer Macht auf das Gemüt des Volkes ist gerade hierin zu suchen. Es wird eine Lebensfrage für diese Strömungen sein, ob es ihnen gelingt, eine eigene Symbolik zu finden, die sich kaum mit Bewusstsein machen lässt, die sich nur natürlich entwickeln kann. Die Welt will träumen, will nicht bloß in Wachheit sein, und es steckt tiefe Wahrheit in den Worten jenes Königs Kandaules bei Hebbel: Man soll nicht immer sagen: was ist ein Ding? Zuweilen auch: was gilt's? Ich weiß gewiss, die Zeit wird einmal kommen, wo alles denkt, wie ich; was steckt denn auch in Schleiern, Kronen oder rost'gen Schwertern, das ewig wäre? Doch die müde Welt ist über diesen Dingen eingeschlafen, die sie in ihrem letzten Kampf errang, und hält sie fest. Wer sie ihr nehmen will, der weckt sie auf. Drum prüfe er sich vorher, ob er auch stark genug ist, sie zu binden, wenn sie, halb wachgerüttelt, um sich schlägt, und reich genug, ihr Höheres zu bieten, wenn sie den Tand unwillig fahren lässt. Die Welt will nicht nur Ausdruck, sie will auch Maske und Rausch, und beides vermag ihr die Symbolik, weit über den aktuellen Ausdruck hinaus, zu bieten. Indem das Leben in dinghafte Symbole eingeht, materialisiert und mechanisiert es sich, und diese Materialisationen gewinnen eine Gewalt über das Leben, der dieses oft völlig unterliegt. Indem die organisch wachsende Symbolik vom zwecksetzenden Verstand übernommen und seinen Zwecksetzungen untergeordnet wird, verliert sie ihr organisches Wesen, wird mechanisch, starr und unlebendig. Nennen wir die organische Symbolschaffung Kultur, so müssen wir als ihre vom zwecksetzenden Verstand geleitete Umformung ihre Mechanisierung, die Zivilisation verstehen lernen, die zwar aus dem Leben hervorgegangen ist, aber sich davon emanzipiert und ihr überordnet. In der Zivilisation sind die lebendigen Symbole erstarrt, sie sind nicht mehr Ausdruck des Lebens, sondern eine äußere Dekoration oder ein Ballast, der mitgeschleift wird, weil die Kraft nicht mehr besteht, ihn durch lebendiges Wachstum zu ersetzen. Symbol und Allegorie · R.M.F · Alltagspsychologie Read the full article
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drinkdoraemon · 6 months
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Executive Vignette on Empathy in Leadership 
“I’ve learned that people will forget what you said, people will forget what you did, but people will never forget how you made them feel.” – Maya Angelou  The notion of empathy originated in the mid-19th century with aestheticians, who utilized the German term “Einfühlung” to capture the emotional understanding of a piece of art by internally resonating with its emotions. Later, in the late…
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"Diktatoren aller Länder ... vereinigt Euch !"
Gemeinsam in den Wahnsinn !!!
Gemeinsam in den Untergang !!!
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paranoide Psychose im Endstadium
Der bedürfnisferne, unlebendige Rauschzustand aus UNbewußtem Urmißtrauen und UNbewußter Todesangst führt erst zu FREMDschädigendem Verhalten, ...und schlußendlich - OHNE Erwachen, OHNE Achtsamkeit, OHNE Einfühlung & OHNE Eigenverantwortung - zu suizidaler Depression und Selbstmord.
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Einfühlung
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negativ-narzissmus · 8 months
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Oh, Till Lindewahn,
selbstgefälliger Zuhälter-Zar, Kiez-König, Potenz-Potentat, Bordell-Bonze, Puff-Papst & Pimp-Pascha !
Till Lindewahn, du bist mein unsterbliches Odol ! Ich bete dich an ! Ich wälze mich vor dir im Staub ! Ich ver-ehre dich ! Ich erniedrige mich vor dir, wie auch DU uns erniedrigst ! Dein ekelhafter Sexismus gibt meinem trostlosen, bedeutungslosen Leben überhaupt erst einen Sinn ! Bitte kotze uns auch weiterhin deinen übelsten, lieblosesten Scheißdreck vor und hin ! Versorge uns auch fürderhin mit hartem "Stoff" für uns Sex-Süchtige ! Steige auf den Thron der Perversion, den wir dir bereiten ! Sei unser Sex-Gott, unser ganzer Lebensinhalt ! Du hast unser aller Leben (oder was wir dafür halten) mit der übelsten Gewaltverherrlichung und Lieblosigkeit bereichert und angefüllt ! Wir wollen neben DIR und der Atombombe KEINE anderen Götter anbeten ! Du hast uns errettet, o du Erlöser ! Dafür sind wir dir auf ewig zu Dank verpflichtet !
Omen !
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Unser Lebensinhalt:
Süchtig nach Sex ! Süchtig nach dem "Genuß" von Gewalt ! Blind für Bedürfnisse ! Taub für Einfühlung ! Nur "Norm" , keine Lebendigkeit ! Berauscht von Macht, Ruhm und Besitz ! Anbetung, Glorifizierung, Verherrlichung und Vergötterung von Sex, Gewalt, Rausch, Macht !
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fabiansteinhauer · 1 year
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Voraussitzungen
1.
Der im März 2023 verstorbene Jurist Pierre Legendre schrieb Anfang der 80’er einen Text, den er L‘ Empire de la Verité nannte. Was dort zur Wahrheit gehörte, konnte die Herrschaft oder die Befehlsgewalt, es konnte eine historische Phase oder auch der Stil französischer Möbel sein: das Empire, eine nicht nur in Frankreich vielschichtige, dabei (nur) teilweise empirische Angelegenheit. Legendre interessierte sich für die Dogmatik so einer Angelegenheit, also für dasjenige, was auch Recht ist und was bis heute auch einen Teil des Stolzes der deutschen Rechtswissenschaft ausmacht.
Insofern mag kurz überrascht und Verstehensgeduld verlangt haben, worauf er zu sprechen kam. Legendre schrieb nämlich über Räume, Recht und Gesetz und sprach insoweit vom dogmatischen Raum. Er erinnerte daran, dass Dogmatik auch eine Technik sei, etwas (er-)scheinen zu lassen, sei es wahr, gut oder schön. Damit nicht genug. Er schrieb , dass man in der Kirche Saint Sulpice in Paris und im Jaroslovskij Bahnof in Moskau eine Menschheit finden würde, die wartet. Die Kirche und der Bahnhof, aber auch das Gericht oder das Parlament: Legendre schrieb über Institutionen, verstand sie erstens und schlauerweise aber nicht darüber, dass sie gegeben seien. Institution, so legte das Legendre nahe, sei dasjenige, was (er-)warten ließe. Institutionen lassen einerseits eine Zeit durchhalten, also eher schlicht warten, oder sie lassen Zukunft einholen, also erwarten. Zweitens verstand er die Institutionen über ihre Möbel und sagte, dass die Bänke und Sessel wichtiger seien als diejenige, die auf ihnen sitzen. Dann übertrieb er etwas, erklärte nämlich, dass die Stühle darum wichtiger seien, weil in Strukturen zähle, was unsterblich sei. Aber immerhin lenkte er damit in Anknüpfung an Kantorowicz Studien zum doppelten Körper des Königs die Aufmerksamkeit auf einen sonst eher übersehen Teil dessen, was Böckenförde eine Voraussetzung nannte und im Alltag ein Sitz ist.  Voraussetzung, die Stühle sind und Stühle, die Voraussetzungen sind: so ein voraussitzendes Bündel verknüpft das hohe Reich der Ideale mit den konkreten niederen Bedingungen des Alltags, bringt Abstraktion und Einfühlung, Sinn und Sinnlichkeit in Kontakt. Legendre erinnert, wie zum Beispiel die begriffshistorischen Studien von Maximilian Herberger daran, dass Dogmatik nicht das total Andere einer Erfahrungswissenschaft ist. Für ältere Gesellschaften erkennt man vielleicht schneller an, dass sie gerade darum, aufgrund sinnlich erfahrbarer Dogmatik, ihr Erscheinen so pflegten, wie ihren Schein. Die Forschung und Neugierde über Inszenierungen von Staat und Gesellschaft haben aber auch mit den Absetzungsbewegung einer Moderne, die sich zeitweise für schmucklos und Ornament für ein Verbrechen hielt, nie aufgehört. Inszenierungen erschöpfen sich mit ihren Bündelungen abstrakter und konkreter Elemente nie darin, bloße Inszenierung zu sein.  Der Mensch ist ein aufsitzendes Wesen, es macht seine Wirklichkeit aus, dass er phantasiebegabt ist und auch mit Illusionen eine Zukunft hat.
2.
Etwas muss Anfang der 80’er in der Luft gelegen haben und das müssen ausgerechnet Sitzgelegenheiten und Schreibzeug gewesen sein. Das war die Zeit, in der ein ins Protestantische gewendete Begriff der Kommunikation aus der Mode und viele Begriffe des Mediums in Mode gerieten. Auf Jürgen Habermas‘ Frage nach der einer Analyse der geistigen Situation reagierte Martin Warnke mit einem legendären Text zur geistigen Situation der Couchecke. Cornelia Vismann begann zu dieser Zeit in Freiburg ihr Studium, und gleich auch ihre Forschung zu den Medien und Kulturtechniken des Rechts. 2010, vier Wochen vor ihrem Tod, hielt Vismann, inzwischen halbwahre Staatsrechtslehrerin, dann im Bonner Käte-Hamburger-Kolleg Recht als Kultur einen Vortrag über Tische und wer vor Gericht sitzen darf und wer stehen muss. Der Vortrag macht aus heutiger Sicht eines auch noch mal klar macht:  Staatrechtslehre ist eine Institution, die auf sich warten lässt. 15 Jahre nach Vismanns Vortrag und 40 Jahre nachdem was in der Luft lag hat nämlich Christoph Schönberger, ein richtiger Staatsrechtslehrer, eben dort am Bonner Kolleg, Fäden von dem aufgegriffen, was Vismann angefangen hatte, und endlich ein Buch über das regierende Sitzen geschrieben.
Das Ziel dieses Buches ist es nicht, mit dem wissenschaftlichen Diskurs bekannt zu machen oder diesen wissenschaftlichen Diskurs weiterzutreiben. Das neuste Buch des Kölner Staatsrechtslehrers ist aber ein spannender Bericht aus einem Teil der Wissenschaft. Es ist ein Lesebuch für ein Publikum, das man anschaulich das C.H.Beck-Publikum nennt. Das ist eine Art bürgerliches Milieu, das mit Recht sein Geld verdient, dabei gerne was mit Kultur und Bildung liest, so gepflegt aussieht wie die Schaufenster von Dallmayer und sich meist so angeregt wie die Gäste im Bratwurstglöckl am Dom unterhält.  Lange Rede kurzer Sinn: Dieses Buch ist für ein gutes Publikum geschrieben, es soll gut lesbar sein, ohne zu irritieren oder zu verwirren. Dieses Publikum ist behaglich verbreitert. Es ist dem belesenen und gelehrten Autor gelungen, für dieses Publikum zu schreiben. Das Buch wird wohl viel zu Weihnachten verschenkt werden, dafür bietet es sich an.
3.
Schönberger beginnt passend gemütlich, nämlich erst spät.  Das römische Recht kommt mit seinen republikanischen Dingen nicht vor. Der zentrale Beitrag, den Rom zu einer Geschichte regierenden Sitzens geleistet hat, das dürfte der kurulische Stuhl gewesen sein, also der Stuhl auf dem die höhere Beamtenschaft sitzen durfte und von dem Cicero sagt, er sei Teil des römischen Bildrechts, des ius imaginum. Dieser Stuhl inszeniert die römische Regierung, er ist damit auch ihr Recht, er ist ein Ding, das Rom mit verfasst.  Manche nennen ihn ein Wagen- und Richtstuhl, es ist vor allem ein Klappstuhl ohne Arm- und Rückenlehnen. Er ist beweglich und auch in dem Sinne ein Wagenstuhl, weil auf ihm zu sitzen Teil jener gewagten und entsicherten Handlung ist, die man Regieren nennt.  Der kurulische Stuhl wird im historischen Teil Schönbergers Buch vorsichthalber übersprungen. Schönberger setzt mit dem spätantiken, byzantinischen Protokoll ein, in der die Herrschaft unbeweglich thront, weil der Thron kein richtiges Möbel mehr, sondern Teil der Architektur, also der Immobilien ist. Schönberger setzt ein, wo das Sitzen schon richtig festsitzt.   Da hat der Sitz sogar Dinge, an denen sich die Regierenden festhalten und anlehnen können, was für die so republikanisch wie kriegerisch gesinnte Regierung im klassischen Rom noch ein Objekt für Memmen gewesen wäre. 
Schönbergers Buch setzt also nach einer ‚immobilienrechtlichen Wende‘ ein, nach der ein Sitz nichts Bodenloses mehr habe sollte. Der Grund, warum Schönberger so spät beginnt ist einleuchtend: Der Autor ist an den parlamentarischen Systemen interessiert, deren Horizont auch die Schwelle ist, mit der das 19. Jahrhundert begann und damit nahezu alles von dem, was heute noch Gegenwart beanspruchen kann, einrichtete.  Schönberg ist kein Archäologe, er ist Gegenwarts- und Präsenzforscher.
Man liest das Buch mit großem Gewinn, vor allem weil Schönberger durch die Beschränkung sich auf einen detaillierten Vergleich parlamentarischer Sitze sowie eine enge Verzahnung zwischen der Beschreibung von Verfassungstypen und Architekturen einlassen kann.  In einem ersten Teil des Buches beschreibt Schönberger eine Entwicklung vom Thron zur Bank, setzt also mit Ereignissen ein, die er als Ende eines alten Europas begreift und stellt die Entwicklung durch den geographischen Vergleich vierer Parlamente an: London, Paris, Washington und Berlin. Im zweiten Teil konzentriert er sich auf Westdeutschland, also die Bundesrepublik Deutschland. Er wechselt aus dem Register der Geographie ins das Register eines Chronographen.
4.
 Man findet viel Anregung, viele Bilder, witzige, ironische und doch ernste Beobachtungen. Schönberger zeichnet teilweise in detaillierter Schärfe nach, wie Architekturen und ihre Objekte Verfassungen reproduzieren, wie sie also zum Beispiel Kräfte unterscheiden und kanalisieren und wie dies damit korrespondiert oder kooperiert, wie Texte diese Kräfte unterscheiden und kanalisieren. Das Buch ist in Details so reich, dass eine Wiederholung hier unangemessen und eine Auswahl verfälschend wäre.  Dieses Buch wird zur Lektüre mit Nachdruck empfohlen. Das andere Ende des Textes, also der Bogen, der die vielen Details zusammenhalten soll, ist einfach und klar, das ist erstens die Spannbreite, unter der sich Schönberger parlamentarische Demokratien im Westen vorstellen will und die er geographisch über die vier genannten Hauptstädte abhandelt, als seien es die vier Himmelrichtungen, in denen Regierungssitze stehen können. Zweitens ist es eine kleine Geschichte der BRD. Einfacher und klarer geht es nicht.
 Wir wären aber nicht in der Wissenschaft, wenn es nicht auch etwas zu falsifizieren, zu mäkeln gäbe. Für ein Buch über das regierende Sitzen fordert der Fußnotenapparat erstaunlich oft auf, von hier nach da zu springen. Ist man auf einer Seite angelangt, heißt es in den Fußnoten, mal solle auf einer anderen Seite des Buches lesen. Immer wieder finden sich auch Verweise, mal solle in anderen Büchern mal nachsehen, also das berühmt berüchtigte ‚Siehe-woanders‘, ohne genau zu erklären, warum man eigentlich woanders nachschauen sollte. Man hat doch ein Buch gekauft, kein Abo abgeschlossen. Das ist sicher der übliche deutsche Apparat, der auch in der Sorge um das Urheberrecht lieber zu oft als zu selten auf anregende Kollegen weiterverweist.  Aber wenn man sich schon entscheidet, nicht für ein Fachpublikum, sondern für ein behaglich verbreitertes Publikum zu schreiben, dann kann man sich  entweder so einen unruhestiftenden Apparat sparen oder aber man macht ihn gründlicher.  Sonst kann der Text auch werden, was zu viele Köche verderben, nämlich Brei. Mit seiner Adressierung eines breiten Publikums belastet sich Schönberger nicht damit, bestimmte Begriffe zu schärfen, nicht mal damit, sie zu verwenden.  In begleitenden Vorträgen zu dem Buch, vor allem einen Vortrag vor dem Bonner Kolleg, ist aber deutlich geworden, dass er sein Buch begrifflich in Nähe zu Claude Leforts Überlegung zur Form und Demokratie sieht. Lefort verwendet den Begriff „mise-en-form“, die Übersetzer schreiben teilweise „Formgebung“, teilweise „In-Form-Setzen“.  Das halte ich bei aller rekursiven Anlage, gerade wegen ihr, für eine gute Idee. Um so mehr vermisse ich aber eine Schärfung seiner Interpretation Leforts (oder anderer Ansätze zur Frage nach der Form und dem, was sie bewegt) und damit einer genaueren Positionierung. Wenn man so will: er könnte auch erklären, wo und wie er eigentlich sitzt oder ob er überhaupt sitzt.
5.
Das Fachpublikum wurde nicht adressiert, es darf sich beklagen. Mir wird es mit den Anekdoten dann ab bestimmen Punkten doch zu viel.  Muss man wirklich nochmal was zu Franz-Josef Strauß, Joschka Fischer und zu diesem Guttenberg lesen, wenn das nun wirklich nicht die Wissenschaft vom Sitz schärft, nicht einmal auf dem Gegenstand sitzenbleibt, sondern abschweift?  Der leere Stuhl der Kanzlerin markiere das Ende Guttenbergs, schreibt Schönberger an einer Stelle.  Das kann stimmen, aber er markiert auch den Anfang Guttenbergs, denn am Anfang des Buches und immer wieder kommt Schönberger auf die prinzipielle und damit anfängliche Leere von Stühlen zu sprechen ( er orientiert sich schließlich an Lefort). An diesen anekdotischen Stellen schleift Schönberger seine Motive ab, als würde er sie selbst nicht so ernstnehmen und scharf sehen.  Dennoch überwiegt der positive Eindruck, es mit einem ideen- und materialreichen Buch zu tun zu haben, besser noch: es markiert auch damit wohl erst einen Anfang in Schönbergers neuem Forschungsinteresse.  Am besten: Dieses Buch gibt den Forschungen zur objektorientierten Wissenschaft, den neo-materialistischen Ansätzen, den Science-and- Technology-Studies und der Kulturtechnikforschung aus einem großen Herzen der Staatsrechtslehre Schub und neuen Schwung.  
Christoph Schönberger, Auf der Bank. Die Inszenierung der Regierung im Staatstheater des Parlamentes, C.H. Beck
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