#na vielleicht ein zwei noch
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ein Jahr auf neue Tatort Saarbrücken Folge warten: 1€, 36.796 Gehirnzellen
Livebloggen während des LITERALLY Autounfalls von dem man Nicht Wegschauen kann: Puls von 60, eine Flasche Rosé
für meine Tatort Saarbrücken Ansichten geblockt werden: unbezahlbar
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Mit chronischen Erkrankungen und Fehlstellungen sortieren Sportlehrer einen tendenziell in die Ablage U für Unfähig, Unsportlich und Unbelehrbar ein. So auch auf meiner dritten weiterführenden Schule damals.
Die frischen Oberstufenschüler wurden in drei Sportkurse aufgeteilt. Handball, Leichtathletik und Tanzen. Die Aufteilung wurde durch die Lehrer übernommen, heißt: die Kursaufteilung erfolgte eiskalt in Handball: sportliche Jungen, Leichtathletik: sportliche Mädchen, und Tanzen: Mobbingopfer und die, die es noch werden wollen. Vielleicht war das eine Schutzmaßnahme, fühlte sich nicht so an. In den Tanzkurs werden natürlich auch alle mit körperlichen Einschränkungen und sonstigen Mängeln in den Augen der Sportlehrerschaft eingeteilt. Die B-Ware. So auch ich.
Der Sportunterricht schleppt sich wie die Schleimspur einer Nacktschnecke durch's Jahr. Zum krönenden (und notengebenden) Abschluss sollen wir in Gruppen einen Tanz vorstellen. Irgendeinen halt. Stepptanz, Riverdance, Flossen, mach irgendwas.
Es ist Mittwoch, wir sollen uns bis heute auf einen Tanz festgelegt haben. In unserer Gruppe hat nazürlich jeder das Projekt vollkommen vergessen. Die Sportlehrerin dreht mit ihrem Klemmbrett die Kreise, fragt uns "Na? Was wollt ihr denn schönes machen?" Der Affe in meinem Hirn trommelt heute besonders laut.
"Russischer Volkstanz", höre ich mich sagen. Ok, wir sind tot, ich bin tot, ich kann das alles nicht mehr. "Ach, toll!" Sagt meine Lehrerin. Ich habe sie noch nie positiv auf mich reagieren sehen. Aber vielleicht glaubt sie, dass wir, also unsere Gruppe, jetzt ein bisschen Kultur und Motivation in den Kurs bringen. Zwei unserer Gruppenmitglieder sind immerhin russisch. Und immerhin die Hälfte des Kurses denkt, dass ich es auch bin.
Natürlich kann keiner von uns Volkstanz. Dafür hat einer Just Dance zuhause. Ab hier geht es steil bergab. Wir üben zwei Wochen lang verbittert die Ra Ra Rasputin Choreografie ein, ich schreibe mein Testament und lösche meine search history.
Am Tag Der Wahrheit, auch ein Mittwoch, stellen die anderen Gruppen Disco Fox, Cha Cha Cha und Hip Hop vor. Ernsthaft, wir hätten einfach Zumba machen sollen. Wenigstens voguen wir nicht vor versammelter Schülerschaft.
Ra Ra Rasputin klingt leise und blechernd aus einem unserer Smartphonelautsprecher, wir legen los. Irgendwo stirbt meine Würde kläglich. Mitten im Lied strömt die Stufe über uns in die Sporthalle, um in der anliegenden Halle irgendeine irrelevante Prüfung zu schreiben. Vielleicht Abi. Während ihnen ein Lehrer die Tür aufschließt, starren die Vollidioten auf uns, vier Siebzehnjährige, die sich gerade zu kläglicher Boney M Musik einen abstrampeln. Wir tanzen weiter, ich wünsche mir so eine eiserne Maske, die Leonardo Dicaprio mal in einem seiner Filme trug. Unsere Lehrerin gratuliert uns zu so einer tollen Darstellung unserer Kultur. Ich bin immer noch nicht russisch. Wir bekommen eine 2+.
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Jetzt wo sich Halloween an uns heranschleicht, denke ich amüsiert an das letzte Jahr. Ich, kilometertief im Motivationsloch meiner Masterarbeit (ew), hatte nichts Süßes im Haus. Dann hat es aber geklingelt und ich (dumm, weil Masterarbeit) mach auf. Tja. Da standen nun zwei Kinder mit Eltern vor mir. "Süßes oder Saures!" kam es mir entgegen. Schuldbewusst erkläre ich die Misere, und biete dann dem kleineren von beiden - der ein Schwert hält - an, dass er mir jetzt wohl Saures geben muss. Ich trete sogar noch einen Schritt näher, damit er mich besser mit dem Schwert vermöbeln kann. Ich weiß auch nicht, warum. Vielleicht machte mich die Masterarbeit masochistisch, vielleicht war einfach alles besser als... nun ja, Masterarbeit. Auf jeden Fall rechnet dieser kleine Knirps so überhaupt nicht mit diesem Angebot. Er steht da. Und guckt. Mit ganz großen Augen. Und dann versteckt er sich hinter Mama. Die Eltern und ich machen Scherze darüber. Trotzdem bin ich ein bisschen enttäuscht. (Hab ich schon erwähnt, dass man während der Masterarbeit ein bisschen irre wird?) Ich hab keine Süßigkeiten im Haus, und dann werde ich dafür nicht mal bestraft? Früher gab's dafür Zahnpasta auf die Klingel. Allegedly. Aber vielleicht besser so, die Vermietung hätte sich darum wahrscheinlich Mitte 2025 gekümmert.
Na ja, auf jeden Fall nehm ich beim nächsten Supermarktbesuch extra Süßigkeiten für Halloween mit. Ist doch nett.
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coming: embarrassing but relatable, waaay too detailed German post, try your best to understand or you’ll miss something ^^ it’s about cognitive skills in neurodivergence aka autism ♾️
as much as it looks like it, I DO NOT MASK MY AUTISM (I don’t even have anything to hide, I dont do fidgeting & stimming at all) !!
… (es klingt wieder sehr überdramatisiert aber es stimmt halt, was kann ich tun)
je mehr Sprachen ich lerne desto mehr verschlechtert sich mein Deutsch… besonders seit Norwegisch und Finnisch, Estnisch :( whyyy
nie war ich die beste im Artikulieren aber NIE ZUVOR WAREN MEINE KOGNITIVEN FÄHIGKEITEN SO AM ENDE WIE JETZT. 😶🌫️😶🌫️
Beispiel:
jemand fragt mich ,,was last du letztes Wochenende gemacht? :D‘‘
mein brain:
*ich denke dran ich was ich wirklich letztes Wochenende gemacht habe, wie war es am Samstag? Tag? Hmm mein Leben lang sage ich Tag während andere päivä zur selben Sache sagen ok interessant, warte hieß es nicht auch mal päivää mit zwei Umlauten, ja stimmt hab ich letztens noch auf reddit gelernt…. NEIN KONZENTRIER DICH ES GEHT UM LETZTES WOCHENENDE… Ende der Woche- fin de semana, über das schrieben wir doch heute eine Klausur in Spanisch, unser Wochenende beschreiben….* *boah diese Klausur war der Albtraum, darüber kann ich die Person auch mal fragen, wie er. sie die Klausur fand* <- Frage aufgehoben falls Gespräch noch weiter geht ✔️
UND SCHON SIND MEINE GEDANKEN GANZ WOANDERS
*Erinnerungen aus diesem Wochenende passieren revue*
*ABER JETZT DENK NACH!! Wie soll ich diese 2 einhalb Tage in paar Wörtern zusammenfassen*
Ok
*jetzt versuche ich wirklich, eine NEUROTYPISCHE Antwort zu finden (eine, die in gut die Normen der heutzutage Jugendlichen passt, die nicht vermuten lässt dass ich neurodivergent bin ☺️)*
(ich neige dazu immer zu altmodische Sachen zu sagen die wirklich keiner hören will (Wörter wie ,,obgleich‘‘ bspw) dann muss ich mich erstmal in die Rolle der Gleichaltrigen hineinversetzen, wie hätte bspw einer meiner Mitschüler auf die Frage geantwortet??)
*was war jetzt mit meiner Antwort? langsam geht die Zeit aus, vielleicht ist die Person schon ungeduldig (ich verliere ja den Sinn für Zeit) ich muss schnell aus diesen tausenden Gedanken RAUS*
*Die Person schaut mich so erwartungsvoll an, ich muss eine gute Antwort geben um sie nicht zu enttäuschen* (<- Autismus) jetzt sage ich etwas total sinnloses, wie ,,naja, ich fand‘s gut nur hab viel zu wenig für die Klausur morgen gelernt, muss unbedingt heute anfangen!!‘‘
*Klang meine Stimme gerade lustlos? Wie fühlt sich der andere wenn ich rede? Hmm? Es ist bestimmt etwas falsch an mir, bestimmt*
*zwischendurch auf Körpersprache achten, zeige ich Gesten zu impulsiv oder total schüchtern oder sehen meine Gesten/Emotionen bissl gezwungen aus (-was eher zu mir passt) ?? Wenn ja, was denkt der die andere über mich??*
das war nicht genug, ich sollte die Person auch nach seinem, ihrem Wochenende fragen sonst sehe ich EGoiStiscH aus… aber ist es zu spät dafür? Was wenn ich jetzt noch was dazwischenlaber, wie würde das klingen?
*ALS WÄR DAS NICHT GENUG KOMMEN JETZT DIE ✨Vorwürfe✨: sehe ich heute socially acceptable aus? Vielleicht zu verschlafen? Vielleicht sind meine Haare durcheinander oder mache ich irgendwie eine ungepflegte Erscheinung, sehe ich posh aus? Andere sagten das mal über mich und kann an der posh-Sache was wahres dran sein?*
zu spät, die Person sagt schon irgendwas, alle Dinge die ich eig sagen wollte kann ich vergessen, na toll :D
*während der. die andere redet- so viel Augenkontakt wie möglich. Ich hab kein Problem damit aber manchmal (aka: zu oft) verliere ich mich darin und achte nicht mehr drauf was er. sie sagt*
*gebe ich mich gerade als positiv aus oder ist da eine pessimistische Energie um mich herum? (seeeehr oft denke ich das, schlimm schlimm)!! Bin ich genug am lächeln? Vielleicht sogar zu viel? Sieht es vllt schon idiotisch aus?*
*NEIN WARUM KANN ICH NICHT EINFACH ICH SELBST SEIN. WAAARUM.*
*HILFE ICH KANN MICH JA NICHT SELBST SEHEN*
bruh
an diesem Punkt ist -fast- Schluss, es ist sowieso schon genug wenn jemand das ganze gelesen hat :0
nur noch kurz die ❕traumatisierenden FOLGEN❕(extrem dramatisiert aber alles klar)
ich stottere also muss einzelne Wörter 2,3 mal wiederholen, korrigieren, manchmal mehrere hintereinander 👎🏻 wirklich
ich schmeiße die ganze deutsche Grammatik durcheinander 👎🏻 passiert immer öfter
ich hab AUF EINMAL einen random Akzent (judged mich nicht aber es klingt wie Norwegisch) 👎🏻
ich fange an Sachen zu labern ohne nachzudenken (um diese ^ Fehler zu kaschieren) 👎🏻
ich hab KEINEN BOCK MEHR AUF DAS ALLES UND FRAGE MICH WIE ES DER ANDERE ÜBERHAUPT NOCH MIT MIR AUSHALTEN KANN
(wenigstens laufe ich nicht rot an und zum Glück merkt man von diesen inneren Konflikten ,,draußen’’ nichts 👍🏻 (<- also das hoffe ich mal))
…
das letzte was ich tue ist zu denken ob es alles diese Mühe wert war, diese Person wird jedes Gespräch sowieso vergessen und ich mache mir diese ÄTZENDEN unnötigen neurodiversen Stressmachereien !!
#vielleicht hab ich heute auch einen schlechten tag aber das passiert halt 7 Tage die Woche und es macht mir langsam Angst#me#neurodivergent#neurodiversity#autism#autistic#actually autistic#german stuff#deutsch#deutsches zeug#random mind
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Future - Die Drei ???, oder auch Peter geht seinen Kollegen auf den Sack. Part 4.
Und hier gehts zu 👉 Part 3
14:48 Uhr, Großraumbüro Rocky Beach Police Department.
„Entschuldigen Sie, ist das der Schreibtisch von Peter Shaw?“
Smyth sah auf und entdeckte die zwei junge Männer und eine junge Frau, die vor dem gerade unbesetzten Schreibtisch neben Smyths eigenem standen.
„Der Schreibtisch gehört dem Rocky Beach Police Department, aber Officer Shaw arbeitet daran.“, sagte Smyth.
„Super.“, grinste einer der jungen Männer.
„Wir sind zusammen mit Peter in der Polizeischule gewesen.“, erklärte die junge Frau. Smyth horchte auf. Vielleicht war das eine der wenigen Chancen etwas über Shaw herauszufinden. Oder viel mehr wie andere Shaw wahrnahmen.
„Ach so. Ich bin Officer Smyth. Ich nehme Shaw im Moment noch an die Hand und zeig ihm alles.“ Smyth reichte jedem zur Begrüßung die Hand. „Und ihr kommt ihn besuchen?“
„Ja, wir arbeiten alle in LA.“, sagte die junge Frau. „Ich bin übrigens Leyla. Und das sind Tommy und Kale.“
„Na dann, willkommen in Rocky Beach.“, sagte Smyth. „Setzt euch ruhig. Officer Shaw wird noch einen Moment brauchen. Er hat heute eine ziemliche Verfolgungsjagd hingelegt und muss jetzt erst mal wieder sauber werden, bevor er von unseren Putzkräften erschlagen werden.“
Shaws ehemalige Mitschüler lachten.
„Das klingt ganz nach unserem Streber.“, sagte Kale.
„Streber?“, fragte Smyth. Das war eine unerwartete Einschätzung. Tommy nickte bestätigend. „Nicht nur, dass er in sämtlichen sportlichen Disziplinen die Schulrekorde gesprengt hat, hat er darüber hinaus hat auch noch Wissen auf Lager, dass kein vernünftiger Mensch sonst kennt.“
Leyla nickte: „Und wenn er es mal nicht weiß, hat er es innerhalb kürzester Zeit herausgefunden.“
„Aber dafür weiß er manchmal die einfachsten Dinge nicht.“, sagte Kale kopfschüttelnd.
„Lästert ihr über mich?“, fragte Shaw, der lautlos an die Tische heran getreten war. Smyth schauderte. Warum konnte der Junge auch noch so gut schleichen?
„Nein!“, sagte Tommy.
„Jaha.“, sagte Kale im gleichen Moment.
„Immer.“, sagte auch Leyla. Shaw schüttelte amüsiert den Kopf: „Warum hab ich euch noch mal eingeladen?“
„Eingeladen? Junge, du wolltest doch bloß damit angeben, wie gut du Surfen kannst.“, sagte Kale. Peter lachte auf: „Ich dachte du hast rumgeheult, dass LA so stressig ist und du gerne mal in mein verschlafenes Dorf möchtest.“
Leyla grinste Kale an: „Da hat er recht. Bist du fertig, Peter?“
„Nicht ganz, ich muss noch meinen Bericht tippen, gebt mir 15 Minuten.“, sagte Peter und setzte sich an seinen Schreibtisch.
15 Minuten, um den Wahnsinn zu erklären, der um ihn herum passierte, empfand Smyth mehr als sportlich. Aber zumindest war er zielstrebig und tippte sogleich los.
„Dann kommt mal mit, ich zeig euch unsere Küche.“, sagte Smyth und nahm die Nachwuchspolizisten mit. Zum einen war dann Shaw schneller fertig und im Feierabend und zum anderen, konnte Smyth vielleicht noch etwas aus den Freundin herausfinden. Moralisch war es bestimmt nicht ganz vertretbar an unerfahrenen Kollegen die eigenen Befragungsfähigkeiten zu benutzen, aber Smyth erfuhr so in kürzester Zeit, über ein paar Tassen Kaffee, dass Shaw wohl schon in der Polizeischule ständig in Verbrechen hinein gestolpert war. Außerdem dass er sämtliche Vorschriften der Polizei auswendig kannte und alle Grauzonen in den Gesetzen.
Wichtigste Erkenntnis aus diesem Gespräch war, aber dass Smyth nicht alleine damit war, Shaw seltsam zu finden. Wobei die drei jungen Polizisten langsam in die Relativationsphase kamen. („So ist das halt bei Peter!“) Smyth hatte nicht vor in naher Zukunft diese Büchse der Pandora für eine kleine Eigenart der Realität zu halten. Wie ein Zufall oder eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Shaw war eine ganz eigene Art von Horror.
Smyth ließ die drei Freunde alleine und ging wieder zurück zum Schreibtisch. Shaw stand gerade auf und holte ein paar Seiten aus dem Drucker.
„Sind Sie schon fertig?“, fragte Smyth überrascht. Shaw grinste: „Jep. Und haben Sie meine Freunde verhört?“
Smyth tat vollkommen unschuldig: „Wir haben uns nur unterhalten und von alten Zeiten erzählt.“
„Ich hoffe, die haben nichts schlechtes über mich erzählt.“
„Nein.“, sagte Smyth und schob unverfänglich hinterher: „Nur ungewöhnlich die Dienstvorschriften alle auswendig zu kennen.“
Shaw war über seinen Schreibtisch gebeugt und tackerte die Seiten seines Berichts zusammen, deswegen war es kaum zu verstehen was er murmelte: „Hab auch genügend Vorträge von Cotta darüber bekommen...“
Smyth entschied sich das zu überhören: „Dann wünsche ich viel Spaß und einen schönen Feierabend.“
„Danke, Ihnen auch.“, grinste Shaw breit und strahlend wie immer. „Machen Sie nicht so lange.“
Nächster Tag: 9:48 Uhr, Großraumbüro, Rocky Beach Police Department.
Shaw betrat das Büro, einen recycelbaren Kaffeebecher von dem Shop ums Eck in der Hand, seine Dienstkleidung nur nachlässig tagend. Zwei Hemdknöpfe waren noch offen, die Mütze hatte er unter den Arm geklemmt und die Haare standen in alle Richtungen ab.
Smyth hatte gewusst, dass etwas faul ist, als direkt zu Dienstbeginn die Anweisung von Cotta persönlich kam, dass zwei andere Polizisten ihre Streife übernehmen würden und Smyth sich um Schreibtischarbeit kümmern könne. Kurz drängte sich die Vermutung auf, dass Shaw das Feiern mit seinen Freunden übertrieben hatte und schlicht verschlafen hatte und nun sein offensichtlich väterlicher Freund für ihn deckte. Aber diese Vermutung hatte sich zerschlagen, als Smyth in der Teeküche eine vergessene Tageszeitung fand. Wenn nicht auf dem Titelbild Smyths rätselhafter Partner gewesen wäre, hätte Smyth sich nicht dafür interessiert. Aber so endete die Zeitung auf Smyths Schreibtisch und Smyth las den Artikel, dreimal. Dreimal die wahnwitzige Geschichte, wie Shaw eigentlich nur mit seinen Freunden surfen wollte, bis er einen Hai entdeckte und Alarm schlug. Wie er statt direkt zu flüchten, drei Kinder auf seinem Surfbrett zum Strand schob, wie er dann wieder ins Wasser rannte, um einen herzkranken Mann, zu helfen schneller an Land zu kommen und wie er schließlich ein weiteres Mal mit seinem Surfbrett ins Meer hinaus paddelt, um einen einzelnen Surfer zu beizukommen, der scheinbar nichts von der allgemeinen Panik mitbekommen hatte. Und dann die sehr detaillierte Erzählung darüber, wie Shaw einen Hai mit seinem Surfbrett rammte, und einen bereits leicht angeknabberten Surfer auf ihren beiden Brettern liegend an den Stand schob.
Der Autor des Artikels, ein R. Andrews, brachte hier noch eine Anekdote von früher ein, wonach Shaw wohl schon mal jemanden nach einem Haiangriff gerettet hatte und dafür Superboy genannt wurde. Das schloss dann auch den Bogen zur Unterüberschrift des Artikels, denn dort hieß es „Superboy is back“.
Wenn Smyth an diesen Tage wirklich noch irgendwas überraschte, dann nur, dass Shaw zur Arbeit erschien. Was zur Hölle stimmte mit dem Jungen nicht, dass er nach so einem Tag einfach weiter mit seinem Leben machte?
„Entschuldigung, dass ich so spät bin.“, sagte Shaw zerknirscht. „Das Krankenhaus hat mich nicht eher gehen lassen.“
Smyth musste die Worte einen Moment sacken lassen. Krankenhaus. Wollte ihn nicht gehen lassen; „Waren Sie überhaupt Zuhause?“
Shaw hatte gerade noch einen herzhaften Schluck aus seinem Kaffeebecher genommen, den er jetzt in den Papierkorb fallen ließ und verlegen lächelte: „Nur um mich umzuziehen.“
„Dann gehen Sie nach Hause.“, sagte Smyth und deutete auf die Zeitung. „Ein besseren Grund werden Sie nicht bekommen.“ Smyth wäre für wesentlich weniger traumatischer Ereignisse Zuhause geblieben und hätte den Sinn des Lebens überdacht.
Shaw warf einen Blick auf die Zeitung und murmelte: „Bob lässt sich auch nichts entgehen...“ Shaw versuchte sich notdürftig die Haare zu ordnen und sagte. „Aber das macht nichts. Ich bin einsatzbereit.“ Als hätte man einen bösen Geist beschworen tauchte Cotta hinter Shaw auf und grollte: „Peter... hab ich dir nicht gesagt, dass du deinen Arsch zu Hause lassen sollst?“ Wie hatte Cotta denn das gemacht? Woher wusste er, dass Shaw gerade jetzt eintreffen würde.
„Ich glaube, so sollten Sie nicht mit Untergebenen reden.“, kritisierte Peter.
„Du bist krank geschrieben und nicht im Dienst. Beweg deine Hachsen nach Hause, und wenn du wirklich wieder einsatzbereit bist, rede ich wieder vorschriftsmäßig mit dir. Klar?“
Shaw verzog das Gesicht: „Na gut. Aber ich hoffe Sie wissen, dass Bob es sehr dramatisiert hat. So gefährlich war der Hai nicht.“
„Hat er dir nicht die Schulter angeknabbert?“, fragte Cotta trocken.
Shaw vermied jeden Augenkontakt mit seinem Boss: „....er hat mich... gekratzt.“ Da Smyth nicht viele Hai mit Krallen kannte, war davon auszugehen, dass Shaw tatsächlich von Haizähnen zerkratzt worden war. Cotta und Smyth sahen Shaw wortlos an.
„Okay...“, murmelte Shaw. „Ich geh nach Hause u-“
„Dein Zuhause. Nicht Justs oder Bobs.“, verifizierte Cotta. Unwillig nickte Shaw und machte sich auf den Heimweg.
Cotta atmete hörbar auf: „...dieser Junge...“ Smyth verstand dieses Gefühl nur zu gut: „Inspektor... woher wussten Sie, dass Oficer Shaw hier ist?“
„Jahrelange Erfahrung.", sagte der Inspektor. "Außerdem habe ich Bekannte im Krankenhaus. Die haben mir gesteckt, dass Peter sich selbst entlassen hat." Natürlich hatte er das, dachte sich Smyth und ließ ein wenig den Kopf hängen. Langsam wurde Smyth klar, dass es nicht nur die Arbeit war, in der sich der junge Mann als Überflieger? Pechvogel? zeigte. Sein gesamtes Leben schien nur aus absurden Risiken und Talenten zu bestehen.
uuund Teil 5
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Alles was war – ein Blick in den Rückspiegel
Nun sind wir also auf der Zielgeraden. Und damit – und weil es sich zeitlich gerade fast perfekt ausgeht – möchte ich euch heute dazu einladen, auf das vergangene Jahr meines Lebens zurückzuschauen. Etwaige Parallelen dürft ihr danach selbst ziehen. Also, macht es euch bequem, nehmt euch ein paar Snacks – und los geht’s.
Winter 2023
„Das mit uns, das passt einfach nicht mehr.“
Diesen Satz glaube ich am Rosenmontag des vergangenen Jahres aus dem Mund des Mannes zu hören, der mir um 8.15 Uhr in unserem gemeinsamen Wohnzimmer gegenübersitzt. Auf der Couch, die er selbst bezahlt hat, und die er nie leiden konnte, weil lila keine schöne Farbe für ein Sofa ist. Trägt den dunkelblauen Mantel, den wir wenige Monate vorher noch gemeinsam in einem Designer-Outlet kurz hinter der holländischen Grenze gekauft haben. Dazu den unverhältnismäßig teuren Pullover, den wir vierzehn Tage zuvor gemeinsam in München gekauft haben. Auf der äußersten Kante sitzt er, als ob er nur zu Besuch wäre, guckt mich mitleidig an, und ich denke, nein, das kann nicht sein.
Du träumst.
Das hat er gerade nicht zu dir gesagt, der Mann, mit dem du seit sechzehn Jahren zusammen und seit zehn Jahren verheiratet bist. Der noch vor zwei Tagen auf der größten Karnevalsparty der Stadt mitten auf der Tanzfläche eine Knutscherei mit dir angefangen hat, die wir anschließend daheim fortgeführt haben. Und waren wir nicht erst gestern noch gemeinsam auf einem Kindergeburtstag? Nein, so ein Blödsinn, das hier, das passiert hier gerade nicht wirklich. Totaler Bullshit.
Und während ich noch darauf warte, dass dieser absurde Traum endet, fällt schon hinter ihm die Tür ins Schloss. Instinktiv schaue ich auf die Uhr: 8.32 Uhr. Siebzehn Minuten hat er für die Aktion gebraucht. Aha. Na dann.
Eine Stunde später setze ich mich an den Laptop. Homeoffice. Meine beste Freundin fragt an, ob wir später zum Karnevalsumzug wollen. Ich rede mich darauf raus, dass ich heute keine gute Gesellschaft sei.
Am Abend kommt er nach Hause. Ich setzte das Kind vor den Fernseher, folge ihm ins Schlafzimmer, wo er anfängt, eine Tasche zu packen. Ich frage ihn, ob das ein Scherz war. Nein, sagt er, kein Scherz. Er bleibt dabei.
Also koche ich das Abendessen, während er in den Keller zieht. Decke den Tisch, wir essen gemeinsam, räumen anschließend zusammen auf. Er bringt unsere Tochter ins Bett.
Anschließend sitze ich allein auf der Couch, starre meinen Ehering an. Rufe ihn im Keller an, frage, ob das jetzt wirklich meine neue Realität sein soll. Er bejaht. Ich lege auf und telefoniere anschließend zwei Stunden mit meinen Eltern.
Hello Darkness, my old friend, denke ich, als ich ins Bett gehe.
Und nun?
Die vier Wochen darauf sind die schlimmsten meines Lebens. Ich lebe unter einem Dach mit einem Mann, der noch konsequenter als zuvor alles hinter sich stehen und liegen lässt. Wohne einem Gespräch bei, in dem meiner Tochter von ihrem Vater erklärt wird, dass Mama und Papa sich nicht mehr liebhaben. Stimmt nicht, denke ich, nur du hast mich nicht mehr lieb. Ich hab dich lieb, vielleicht lieber, als jemals zuvor, bleibe aber stumm.
Ende März komme ich von einem sehr späten Pressetermin nach Hause, als meine Mutter anruft und mir sagt, dass mein Opa gestorben ist. Sie selbst wird eine Woche später operiert, weil sie wieder Krebs hat. Meiner Schwester steht ebenfalls ein größerer Eingriff bevor. Ja, sonst noch was, du Scheißjahr?
Zwischendurch bleibt mir die Flucht in die Münster-Storyline von Aww. Wenn gar nichts mehr geht, häufig nachts, und ich nicht weiß, wohin mit meinen Gedanken und Gefühlen, schreibe ich die Liebesgeschichte zweier Medizinstudenten auf. Habe Angst vor der Berlin-Timeline, aber die hat ja noch Zeit. Die wird mich schon früh genug einholen, wie ich annehme. Genauso wie mein reales Leben.
Anfang April hat er endlich eine Wohnung, und nach fast sechs Woche, in denen wir im eigenen Haus wie Falschgeld umeinander rumgelaufen sind, werfe ich ihn endgültig raus. Er zieht innerhalb von zwei Stunden aus. Zum Abschluss kommt er noch einmal ins Esszimmer und fragt, ob er den Fernseher – der mir gehört – mitnehmen darf. Ich stehe am Rande einer Existenzkrise.
Und dann ist er weg.
Sommer 2023
„Dein Zimmer ist leer wie die Stadt am Sonntagmorgen“, singen Fettes Brot Anfang Mai in der Halle Münsterland. „Schön wär’s“, raune ich meiner Freundin zu, die neben mir steht, und die lacht. Denn ja – schön wäre es.
„Ich ziehe nicht einfach die Tür hinter mir zu“, hat er gesagt – und dann genau das getan.
Die ersten Monate des Frühlings bis in den frühen Sommer hinein bin ich also damit beschäftigt, hinter ihm her zu räumen. Und was mich zuerst noch nervt, wird bald zu einem absurden Hobby: seine Bachelorarbeit? Scheinbar uninteressant, weg damit. Kaufvertrag unserer ersten Küche? Müll. Hochzeitsbilder? Ciao, ein paar wenige hebe ich für unsere Tochter auf. Ah, schau an, unser Bausparvertrag, den kündige ich doch mal direkt.
Irgendwann bin ich fertig. Kurz vor der Schlüsselübergabe – meine Eltern sind unsere Vermieter – rufe ich ihn an und bitte, mit dem Sprinter aus der Firma zu kommen und den Müll mitzunehmen. Ich hätte da ein wenig aussortiert.
Er kommt, lädt ein. Und schaut mich anschließend mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Kommst du mit zur Müllverbrennungsanlage?“ – „Äh? Nein?“ – „Äh, doch? Das ist nicht nur mein Müll? Na gut, denke ich, einfach auch deshalb, weil mir die Kraft für irgendeine Diskussion fehlt. Also gesagt, getan, wir fahren gemeinsam zur Müllpresse. Unsere Tochter sitzt in der Mitte, trägt ihr Prinzessin Elsa Kleid und isst Quarkbällchen. Wenn das hier eine Serie oder ein Film wäre, denke ich, würde ich sofort umschalten.
Und dann fliegt alles, was ich aussortiert habe, in die Müllpresse. Wir reden nicht, wir werfen. Im Gegensatz zu ihm weiß ich, was er da wegschmeißt. Und so fliegen sie, die Kirchenblätter unserer Trauung, die Menükarten, die Reiseunterlagen vergangener Urlaube, die Babyschlafsäcke unserer Tochter, die Steuerunterlagen aus dem Jahr 2010.
Es ist absurd. Und befreiend.
Im Juni fliege ich für eine Woche nach Sardinien, allein mit meiner Tochter. Sitze früh morgens am Gate und frage mich ernsthaft, ob ich vielleicht bescheuert bin. Was ich mir wohl denke, und was sein soll, wenn hier irgendwas schief geht. „Du machst jetzt gar nix. Und da geht auch nix schief. Du steigst jetzt ins Flugzeug, und ihr macht euch eine schöne Woche“, lautet der Rat aus einer bestimmten Chatgruppe, und den befolge ich.
Es soll die beste Woche des gesamten Jahres für meine Tochter und mich werden.
Am Tag unserer Rückkehr verkündet mein Mann, dass er eine neue Freundin hat. Aha, hat sie den Sprung von der Affäre zur Freundin also doch noch geschafft. Interessant. Glückwunsch.
Da ich logischerweise den weiteren Verlauf von Aww kenne, verabschiede ich mich in die Pause. Aus der ich, so denke ich, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht noch mal zurückkommen werde.
Herbst 2023
Der Sommer vergeht. Ich verbringe Zeit mit meinem Kind, aber auch mit meinen Freunden, besuche Schützenfeste, Dorfpartys und eine Menge Konzerte. Unsere Tochter wird eingeschult, betretenes Schweigen auf dem Schulhof. „Machen wir noch ein Bild zusammen, als Familie?“ – „Familie. Selten so gelacht. Aber ja, bitte, lass uns ein Foto machen.“
Ich arbeite viel, komme gefühlt zu nichts. Daheim bekomme ich zwei neue Badezimmer. Der Rasen muss gemäht, die Wäsche gewaschen, die Bude geputzt werden. Ich stelle Möbel um, mitten in der Nacht. Und auch sonst läuft mein Leben fantastisch.
Zwischendurch öffne und schließe ich immer wieder die Dateien von Aww. Soll ich? Soll ich nicht? Ich soll, sagen die Reviews und Nachrichten.
Also dann, denke ich. Wer weiß, vielleicht macht es die Sache ja nur noch realistischer und authentischer. Und selbst wenn nicht, macht das Schreiben vielleicht wenigstens den Kopf frei.
Winter 2023/2024
Meine Tochter geht gerne zur Schule, lernt rasch. Ist aufmerksam und empathisch und fröhlich und mein Ausgleich zu allem anderen. Mein Anker, mein Ruhepol. Der Teil meines eigenen Herzens, der auf dem Bürgersteig vor mir herläuft.
Zu Weihnachten bekommt sie von mir das erste Harry Potter Buch, und seitdem verbringen wir gemeinsam eine Menge Zeit in Hogwarts. Wir schauen Filme, kochen und backen. Als ich es an Heiligabend immer noch nicht geschafft habe, die restliche Deko aufzustellen, übernimmt sie das für mich. Sie muss mich nur anschauen und weiß, wie es mir geht. Und sie fragt nicht, sie handelt. Ich versuche, sie vor den meisten Dingen zu bewahren, aber unsere Verbindung ist zu eng dafür. War sie immer schon, aber sie ist noch enger geworden seit der Trennung. Sie erklärt mir in einem Nebensatz, in der allmorgendlichen Hektik, dass sie weiß, dass ich ihre Mama bin. Und keine andere Frau das jemals sein wird. Ich gehe ins Badezimmer, mache die Tür hinter mir zu und heule. Wir kommen deshalb fast zu spät Schule, aber was soll’s.
Nachts schaue ich sie an und frage mich, was und wo ich ohne sie wäre.
Auf dem Weg zum Co-Parenting
Wenn der Mensch, der dir fast 20 Jahre näherstand als jeder andere, einfach geht, nimmt er einen Teil von dir mit. Und dieser Teil ist für immer verloren.
Wir haben uns gestritten, persönlich, am Telefon, per WhatsApp. Rechtsanwälte wurden eingeschaltet, Unterhaltszahlungen berechnet. Es gab Schuldzuweisungen, Beschimpfungen, Vorwürfe.
Aber, das alles – zu jeder Zeit ��� außerhalb der Kinderohren. Verabschiedung im Flur unseres ehemals gemeinsamen Hauses, ich wünsche ihr viel Spaß mit dem Papa, obwohl ich genau weiß, dass sie heute Abend bei einer mir völlig fremden Frau übernachten wird. Die ihr die Nägel lackieren und Zöpfe flechten und sie am nächsten Tag vielleicht sogar zur Schule bringen wird. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf beiße ich die Zähne zusammen, und kaum, dass die Haustür hinter ihr und ihrem Vater ins Schloss gefallen ist, greife ich zu meinem Handy und nehme eine wütende Sprachnachricht auf. Acht Minuten lang, voller Beschimpfungen, für meine beste Freundin.
Dennoch – das Kind gehört nicht zwischen die Fronten. Sie darf bei der neuen Freundin ihres Vaters reiten? Prima, viel Spaß. Sie bringt Sachen mit, die sie dort gebastelt hat? Na, das hast du aber toll gemacht. Danke dafür. Mein Ego leidet, natürlich. Aber das ist mein Problem. Ich möchte ein glückliches Kind, und keine Feindbilder erschaffen. Koste es, was es wolle.
Die erste Zeit war schwierig. Oft war er nicht verfügbar, mit allen möglichen anderen Dingen beschäftigt, die plötzlich wichtiger waren als sein Kind.
Aber, heute, ein Jahr später, ist es okay. Noch nicht gut, aber so wenig er am Anfang da war, so sehr ist er es jetzt. Er ist und bleibt ein guter Vater.
Wir schaffen es mittlerweile, uns auf einer neutralen Ebene zu begegnen – mit kleinen Ausreißern. Manchmal ruft er an, weil er mir etwas erzählen möchte, was nur ich verstehe. Weihnachten klagt er über seine anstrengende Familie, ich weise darauf hin, dass ich mit den Leuten nichts mehr zu tun habe. Er lacht und sagt, dass er mich beneidet.
Wir lieben uns nicht mehr, nicht im klassischen Sinne.
Und trotzdem habe ich noch ein Zitat für euch, was euch – sehr ähnlich oder genauso – in der nächsten Zeit noch einmal begegnen wird: „Ich werde immer sauer auf ihn sein. Aber er ist der Vater meines Kindes.“
Will sagen – diese Verbindung, die werden wir nicht verlieren. Nicht, solange wir beide leben, ganz egal, wie alt unsere Tochter ist.
Diese Verbindung ist sehr speziell und mit keiner anderen zu vergleichen.
Und lieben, lieben werden wir uns auch immer, auf irgendeiner Ebene. Weil wir für immer eine besondere Position haben werden für den jeweils anderen – egal, wie oft wir übereinander schimpfen oder sauer sind.
Danke
Das vergangene Jahr war eine Reise. Vor allem zurück zu mir selbst.
Mein ständiger Begleiter: Aww – und ihr.
Diese Reise wird nun also innerhalb der nächsten Wochen zu Ende gehen – und ich möchte euch danken.
Für jedes Review, jede Diskussion, jeden Shitstorm, jede Nachricht.
Dafür, dass ihr diese selbsterfüllende Prophezeiung genauso liebt und hasst wie ich.
Dafür, dass ihr nicht nur Team Klako, Team Joko oder Klaas seid, sondern auch Team Jens und Team Amelie. Oder auch schon mal Team Thomas Schmitt.
Danke für die ungebrochene Liebe, die ihr dieser Fanfiction entgegenbringt, und die mich niemals nicht verlegen machen wird.
Danke.
Wir lesen uns.
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2024.03.02
Meine Schwester war schon früh gefahren und ich wollte unter die Dusche.
Ich durfte dafür den Käfig ablegen, da meine Herrin wollte, dass ich meinen Schritt rasieren sollte. Danach hatte ich dann den kleinen Käfig anzulegen.
Hatte sie mir in der Vergangenheit nach dem Rasieren, 2 Tage gegeben, dass sich meine Haut regenerieren konnte, meinte sie heute, dass wir darüber reden könnten, wenn es nicht klappt.
Während ich mich auszog, kam sie grinsend reicht und reichte mir noch ein frischen Damenslip.
Nachdem ich alles erledigt hatte, war der kleine Käfig schon sehr ungewohnt und ich bin mal gespannt, wie ich damit schlafen kann.
Zum Mittagsschlaf durfte ich nur in Damenslip und Käfig schlafen, dazu gab es, wie sie es verlangt hatte noch einen BH.
Sie blieb einfach komplett in ihren bequemen Sachen.
Nach dem Schlafen kuschelten wir noch ein wenig und standen dann aus.
Etwas später verschwand sie kurz und kam umgezogen zurück. Sie hatte sich einen Rock, Strumpfhose und nettes Oberteil angezogen und es zuckte in meinem Schritt.
Sie wollte noch etwas einkaufen und wir fuhren das eben erledigen.
Bis zum Abend spielte ich noch mit den Kindern, bis sie sich in ihre Zimmer zurückzogen und ich setzte mich zu meiner Herrin auf die Couch und genoss es ihre Beine zu streicheln und dabei etwas ihre Füße zu massieren.
Dann stand sie auf und wollte ins Schlafzimmer.
Mein Schritt schmerzte direkt vor Vorfreude, egal was passieren würde.
Den Käfig durfte ich nochmal ablegen, mich waschen und dann aufs Bett legen.
Meine Herrin hatte sich heiße Dessous, Halterlose und Heels angezogen und setzte sich zwischen meine Beine.
Grinsend zückte sie eine Pinzette: „Na dann will ich doch mal sehen, wie gründlich du dich für mich rasiert hast.“
Und sie fand etliche Haare und es ziepte zwischendurch tierisch.
Aber meine Herrin hatte ihren Spaß und ließ sich viel Zeit.
Als sie zufrieden war, fing sie an mich zu edgen, immer und immer wieder brachte ich mich an den Rand zum Orgasmus ich keuchte und stöhnte und als sie mit meiner Erregung zufrieden war, stand sie auf, zog ihren String und die Heels aus, nahm ihren Vibrator und legte sich neben mich.
Dabei sollte ich mich so legen, dass sie meine Erektion packen konnte und ich durfte ihre Beine dabei streicheln.
Es dauerte nicht lange und auch ihre Erregung stieg an. Sie nahm noch einen Dildo, schob ihn in ihre Spalte und presste den Vibrator wieder auf ihren Kitzler.
Sie stöhnte immer heftiger, packte meine Erektion fest und dann explodierte der Orgasmus in ihr. Richtig heftig, so dass ich denke, dass es eher zwei waren die ohne Pause ineinander übergingen.
Der Anblick war so heiß, dass ich steinhart war und am liebsten abgespritzt hätte.
Gerne hätte ich noch ihre Spalte geleckt, aber dass erlaubte sie mir heute nicht.
Sie kuschelte sich an mich und genoss die verebbenden Wellen. Es war schön, sie im Arm zu halten und zu streichen und das Gefühl zu haben, vollkommen in ihrer Hand zu sein.
Die schaute mir in die Augen und sagte; „Du weißt ja, erst komme ich, dann ich, dann nochmal ich und dann vielleicht du. Ich denke du bist noch nicht so weit, dass ich dich entlasten und auslaufen lassen muss. Daher kannst du den kleinen Käfig jetzt wieder anlegen.“
Aber eh sie mich aus dem Bett ließ, griff sie nochmal in meinen Schritt und massierte mich, bis ich wieder richtig hart war, da sie ja ihren Spaß dabei haben wollte, wenn sie zusah, wie ich versuchte den Käfig anzulegen.
Ich stand auf und während ich versuchte Ring und Käfig anzulegen, spreizte sie ihre Beine und streichelte sich zwischen ihre Beine und ließ einen fingre in ihre Spalte gleiten.
So wurde es natürlich zu einer schmerzhafte Tortour den Käfig wieder anzulegen. Ich stöhnte und fluchte vor mich hin, bis ich es endlich geschafft hatte und paarmal tief durchatmen musste.
Dann durfte ich meiner Herrin die Strümpfe ausziehen und sie ging ins Ankleidezimmer und wählte heute das Nachthemd, was wir wieder gleich anziehen konnten.
Dazu gab es einen passenden Slip für uns beide, nur dass ich zur Nacht auch noch den BH wieder anziehen musste.
Bevor wie und hinlegte kümmerte ich mich noch um die Füße meiner Herrin. Und nachdem sie mir einen Gute-Nacht-Kuss gegeben hatte, lag ich noch eine Weile wach da und war tierisch erregt.
Meine Grenze habe ich sicher noch lange nicht erreicht, aber die Erregung ist schon wieder deutlich präsent.
In der Nacht wurde ich natürlich auch wieder von dem Käfig geweckt und der kleinere ließ es mich sogar noch deutlicher spüren.
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Noahs Finger fahren vorsichtig über den Kopf. Max, sein erstes Kuscheltier, ein Hund. Früher hat der immer in seinem Bett geschlafen. Früher, als er noch klein gewesen ist und gedacht hat, dass seine Eltern sich für immer lieben werden. Ein Ohr fehlt inzwischen, er kann sich nicht mehr dran erinnern, wann und wie das verloren gegangen ist. Die Augen sitzen auch ein bisschen lockerer. Und der dunkelgraue Stoff fühlt sich ganz rau an. Aber er liebt Max immer noch. Er ist nicht so oft im Keller, heute ist ihm mal danach gewesen, hierher zu gehen und in einem seiner Kartons zu stöbern.
Jetzt wohnt er schon fast zwei Jahre hier, Wahnsinn, wie die Zeit fliegt. Es haben sich echt viele Erinnerungen angesammelt, an ein paar davon muss er jetzt denken. Der Hoodie, den die anderen ihm geschenkt haben, und den er oft trägt. Die viel zu vielen Flaschen Pastinakensaft, die er im Laufe der Zeit getrunken hat. Julia, als sie Liebeskummer gehabt hat, und wie sie für sie dagewesen sind. Colin und er, als sie zusammen einen Kleiderschrank gekauft haben und sich ewig nicht auf einen haben einigen können. Die ersten Male, als Colin und er vorsichtig miteinander intim geworden sind. Das erste gegenseitige Ich liebe dich. Er wird geliebt und er liebt auch. Noah ist ganz schön glücklich.
Aber jetzt gerade tut's trotzdem ein bisschen weh. Vielleicht auch ein bisschen sehr. Plötzlich verschwimmt alles etwas vor seinen Augen.
„Hey.“ Colins sanfte Stimme.
„Hey.“ Er blinzelt schnell zweimal, auch wenn ihm klar ist, dass Colin eh weiß, was hier gerade los ist.
Colin kommt näher und deutet auf Max. „Deiner?“
„Ja.“
„Der ist ja süß.“
„Na ja, er sieht inzwischen zugegebenermaßen ein bisschen mitgenommen aus.“
„Ach, aber niedlich ist er trotzdem. Und nicht jeder kann behaupten, dass er einen Stoffhund mit einem Ohr besitzt!“
Nun muss er schmunzeln. „Das hast du schön gesagt.“ Sein Freund findet halt fast immer in allem was Positives. Auch einer von vielen Gründen, warum er ihn liebt.
„Willst du ihn mit nach oben nehmen?“
„Nein, ich glaube nicht.“ Vielleicht irgendwann mal. Jetzt nicht. Noah streichelt noch einmal über das verbliebene Ohr, dann legt er Max zu den anderen Kindheitserinnerungen zurück.
„Soll ich dich lieber einen Moment alleine lassen?“
Noah schüttelt den Kopf und wird anschließend von hinten in eine warme Umarmung gezogen. Er schmiegt sich gegen Colin.
Colin drückt ihm einen zarten Kuss in den Nacken.
„Lass uns wieder nach oben gehen, okay?“
„Okay.“ Colin löst langsam die Umarmung und hält ihm die Hand hin.
Er legt seine Hand in Colins. Achtes Kapitel von Kleine und größere Momente.
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Es ist Dienstagnachmittag. Die Herbstsonne scheint und in dem Glaskasten, in dem unser Flughafen untergebracht ist, staut sich die Hitze. Ich schiebe mich, zusammen mit jedem einzelnen Grippekranken der Region, langsam durch die Warteschlangenführung an der Sicherheitskontrolle. Es geht nur schleichend voran, mir ist zu warm, meine Tasche wiegt mit jedem Schritt mehr. Es gibt nur zwei von diesen Scan-Bändern, und der Senioren-Tanztee vor mir muss jeweils einzeln die Regeln erklärt bekommen und betreut werden. Was soll's, denke ich mir schließlich, bis auf die Wärme ist es wirklich nicht so schlimm. Ich sehe das jetzt als Übung im Entschleunigen, beschließe ich, und nehme meine Kopfhörer ab, um den Moment noch mehr zu zelebrieren. Ab und zu langsam machen tut gut. Der freundliche Herr an einem der Bänder ruft laut, dass sie jetzt Pause machen und nur noch eins der Bänder besetzen. Na gut, vielleicht nicht ganz so langsam? Hinter mir ertönt ein Geräusch wie ein Motorrad mit Fehlzündung und ich drehe mich um. Der alte, magere, leicht zittrige Mann hinter mir hustet rasselnd. Er krümmt sich zusammen und sein ganzer Körper zuckt mit jedem Huster. Das sieht gar nicht gut aus. Besorgt strecke ich die Hand nach ihm aus, falls er umkippt, und mache einen Schritt auf ihn zu. Da richtet er sich schon wieder auf, holt tief Luft und schaut mir in die Augen.
Oh bitte nicht.
Er hustet mich an. Einen Moment halten wir Augenkontakt, dann drehe ich mich um und setze die Kopfhörer wieder auf. Scheiß auf Entschleunigung, wenn ich nicht sofort hier rauskomme, gibt es einen Mord.
Irgendwann bin ich durch („alles hier rein, Gürtel können Sie anlassen, die Haarklammer bitte raus“). Als ich mich endlich in den Metallscanner stelle, winkt mich die Angestellte raus. Natürlich. Es sind die Schuhe, die sind es immer, wegen den Schnallen. Das will ich ihr erklären, aber sie bedeutet mir, mich an die Seite zu stellen. „Öffnen Sie bitte den Gürtel?“. Soviel zum Thema „den können Sie anlassen“. Ich mache also die Schnalle auf und sie schaut mich schonmal vorsorglich entnervt an: „nicht erschrecken!“. Sie tastet die Schnalle ab und ich erschrecke, ganz nach Anweisung, nicht. Ich lächele sie freundlich und auch etwas smug an. Sie steckt mir prompt die Zeigefinger in die Hose und fährt damit über meinen Bauch. Okay, colour me erschrocken, das ist jetzt wirklich etwas zu - sie presst mir die flache Hand in den Schritt.
Wow.
„Äh…“, mache ich und starre sie fassungslos an. Sie seufzt, als würde ich sie jetzt wirklich arg anstrengen: „ich hatte doch gesagt nicht erschrecken“. Okay then. Gut das wir das geklärt haben. Sie holt einen dieser Handscanner und fährt an mir auf und ab, während ich etwas hysterisch mit dem Lachen kämpfe. Schließlich bedeutet sie mir, weiterzugehen. Ihre Kollegin, die wie ein Adler über den Bereich wacht, hat die ganze Episode nicht mitbekommen und denkt wohl, ich wolle mich an der Kontrolle vorbei schmuggeln. „Hey!“, bellt sie und deutet auf mich, „was ist mit der?“. Meine neue Gynäkologin winkt ab: „Die ist schon fertig. Das waren die Schuhe“.
#wenn einer einer reise tut usw.#geht das nur mir so oder werden die kontrollen immer äääh GRÜNDLICHER?#naja bin jedenfalls angekommen so score i guess?#auf deutsch#deutsches tumblr#deutsches zeug#nomoreessays verfasst essays
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SUMMER SPECIAL
Create a short or long writing prompt about an experience your character made in a summer holiday. No matter if it's a childhood experience or a cocktail trip with friends, a traumatizing event or the best summer ever.
tagging: @ertraeumte @verflcht @dragonul-de-aur @vikasgarden @heartofglass-mindofstone @thisis-elijah @ausgetrieben
Wärmende Sonnenstrahlen, 30 Grad im Schatten und ein paradiesisch blaues Meer, das an jeder Stelle so klar war, dass man bis auf den Grund sehen konnte schienen ein Sinnbild für den Sommer zu sein. Sonnenschirme am Strand und fließender Alkohol sprachen von Urlaubsstimmung, die selbst bei jenen Einzug gehalten hatte, die sonst hauptsächlich im Ausland waren, um dort ihre Arbeit zu verrichten, die in den meisten Fällen alles andere als nach Feiern schrie. Doch das Team um den Teamleader Artjom Kaminsky war zur Abwechslung mal nicht in Syrien, Tschetschenien oder einem anderen konftliktreichen Land unterwegs, sondern entspannte bei Drinks und gutem Essen in Kroatien. Nicht so weit wie Griechenland und trotzdem ehemals von ähnlich kommunistischen Ideologien geprägt wie Russland und bis zum Eisernen Vorhang während des kalten Krieges zwischen dem Ostblock und dem Westen auch im unmittelbaren Einflussbereich der Sowjetunion. Vielleicht war es das, was Russen wie Jascha und sein Team in das Land trieb und dafür sorgte, dass sie sich hier wohl fühlten oder aber die Tatsache, dass ein Urlaub hier nicht so sündhaft teuer war wie in anderen Ländern am Mittelmeer. Während Juri nach Sonnencreme roch, haftete Jascha der Geruch von Aftershave an und im Gegensatz zum Scharfschützen sah sein Rücken bereits ziemlich verbrannt aus. Stören schien ihn das allerdings nicht und davon abhalten, weiterhin in der Sonne zu verbrutzeln, während er bereits das fünfte Bier intus hatte, anscheinend auch nicht. Er hatte diesen Urlaub dringend nötig. Die letzen Monate waren kräftezehrend gewesen, sowohl körperlich, als auch mental. Vielleicht war die Truppe deshalb auf die Idee gekommen, gemeinsam einen Urlaub zu verbringen. Solange sie es noch alle zusammen konnten. Nur einer von ihnen fehlte noch. Artjom ließ auf sich warten, was hauptsächlich daran lag, dass er mit seiner Frau und den zwei Kindern kommen würde und sie noch die letzten Schultage seiner Tochter hatten abwarten müssen. Lilijenka war 11, Artjom’s Sohn Dimitirj erst 5 Jahre alt.
“Und es ist echt ok, dass seine Kinder da sind?” fragte ihn Fjodor gerade, nachdem sie aus dem Wasser gekommen waren und er seinen Freund dabei beobachtete, wie er schon nach der nächsten Dose Bier griff. Jascha öffnete sie mit einem klackenden Geräusch und kippte sich erst zwei, drei Schlucke hinunter, bevor er ihm antwortete. “Ja, klar. Er hat mich sogar gefragt, ob das wirklich klar geht und ich hab ihm gesagt, dass es echt kein Ding ist.” Er versuchte es wie beiläufig klingen zu lassen und tatsächlich wollte er auch nicht, dass sich irgendjemand Umstände wegen ihm machte oder sich seine eigenen freien Tage im Sommer versaute, nur weil eine Person zur Zeit nicht ganz so gut mit Kindern konnte. Und auch jetzt war Fjodor’s Blick eher zweifelnd, als dass er ihm wirklich abkaufte, dass seine Antwort ehrlich war. “Mann, jetzt guck doch nicht so. Ich würd’s nicht sagen, wenn nicht alles cool wär. Das könnt ihr mir alle glauben”, fügte Jascha also noch hinzu und grinste ihn verschmitzt an, bis Fjodor schließlich seufzend die Augen verdrehte. “Wir machen uns eben Sorgen”, sagte er. “Müsst ihr nicht”, antwortete Jascha. “Ich komm klar. Wisst ihr doch. Alles gar kein Problem.” “Nagut… Ich sag’s nur, weil Artjom nämlich in ner Stunde da sein wird.” “Na dann sollten wir schonmal Bier für den Chef kaltstellen.”
Jascha trank einen weiteren Schluck von seinem Bier und lief zurück zur Unterkunft, um dort einige Dosen im Kühlschrank zu deponieren. Vielleicht war es keine gute Idee, wenn er sich so wegschoss. Doch bereits jetzt fühlte sich der Gedanke, dass er heute mit gleich zwei Bälgern konfrontiert wurde etwas leichter an. Es stimmte. Er konnte nicht gut mit Kindern. Bei allem was geschehen war, konnte ihm das jedoch auch niemand übelnehmen. Immerhin versuchte man ja schon Rücksicht auf ihn zu nehmen, wo er keine Rücksichtnahme wollte. Das hier war nicht nur sein Privatleben, sondern auch das von seinem Teamchef und wenn der mit seiner Familie Urlaub machen wollte, dann war er der Letzte, der dem im Weg stehen wollte. Außerdem fühlte er sich gut. Er war an der Adria, hatte gemütlich einen sitzen und der Sonnenbrand auf seiner ohnehin schon gebräunten Haut fühlte sich nach richtigem Urlaub an. Es war alles gut. Außerdem zwang ihn ja auch niemand dazu, sich mit Artjom’s Kindern zu beschäftigen. Und wenn es ganz schlimm wurde, konnte er sich immer noch Fjodor schnappen und in die Stadt abhauen.
Vielleicht wäre alles gar kein so großes Problem gewesen, wenn nicht alle wegen ihm so einen Aufriss gemacht hätten. Die Sache, die sich in den Bergen des Himalaya abgespielt hatte war nun schon einige Monate her und schon als man ihn kurz nach jenem Einsatz befragt hatte, hatte er gesagt, dass es ihm gut ginge. Dass er getan hatte, was notwendig war. Er hätte nicht geschossen, wenn er sich nicht dazu in der Lage gefühlt hätte, denn eigentlich hätte dieser Schuss Juri gehört. Doch der hatte es nicht über sich gebracht, als er realisiert hatte, wer ihr Ziel war. Und vor allem wie alt es gewesen war. Und als sich das Zeitfenster, das ohnehin knapp bemessen war, zu schließen gedroht hatte, war Jascha es gewesen, der das Scharfschützengewehr an sich genommen und abgedrückt hatte. Vielleicht fragte man ihn deshalb so oft danach, ob es ihm gut ging. Denn er hätte im Affekt gehandelt, mit dem Drohnenpiloten über Funk im Ohr, der sie anbrüllte, dass ihr Zielobjekt bald außer Sicht war, während er selbst nur zum fassungslos erstarren Juri sehen konnte, dem im tief verschneiten Gebirge eine Schweißperlen über die Schläfe rann. Er hätte es getan, um ihnen beiden ein Verfahren wegen Befehlsverweigerung zu ersparen, was indirekt auch stimmte. Juri hätte angeblich als Scharfschütze direkt abdrücken müssen, hatte es aber in Anbetracht der Umstände nicht gekonnt, was die Tat für Jascha schrecklicher hätte machen müssen, da er nicht darauf vorbereitet gewesen war. Bullshit. Juri hatte ebenso wenig wie Jascha gewusst, dass ihr Ziel, ein religiöses Oberhaupt, eine angebliche lebende Göttin, erst 5 Jahre als gewesen war. Vielleicht war er emotional einfach gefestigter als sein Kamerad und konnte innen richtigen Momenten sich selbst außen vor lassen, sein privates und sein Arbeits-Ich besser trennen. Das jedenfalls erzählte Jascha, wenn jemand näheres von ihm hatte wissen wollen und nicht locker gelassen hatte. Viel schlimmer sei die Zeit kurz danach gewesen, als die Rebellen von Trauer und Wut erfasst die beiden Russen durch die Berge gejagt hatten. Die Lawine, die durch die Gewehrsalven getriggert ins Tal gerast war und beinahe auch das Leben von Jascha's Kameraden ausgelöscht hätte.
Als Artjom mit seiner Frau Ekaterina und den beiden Kindern ankam, herrschte kurzzeitig helle Aufregung. Lilijenka sprang vom Sitz des Taxis, kaum dass sie die Tür geöffnet hatte und hüpfte freudig in Richtung der Villa, die sie sich gemeinsam mieteten und die auch genug Platz für jeden von ihnen bot. Ihr kleiner Bruder folgte ihr auf den Schritt, auch wenn er etwas tollpatschiger wirkte, als die große Schwester. Bis auf das Speznas-Team um Artjom waren noch Anastasiya, ihr bester Freund Ivan und ihre Freundin Nadja da, alle aus der gleichen Ballett-Company unter Ekaterina als Trainerin, die von den beiden nun empfangen wurde. Ihre Älteste hingegen, strotzend von Selbstbewusstsein und Aufregung begann gleich direkt Fjodor zu erzählen, dass sie auf der Überfahrt mit der Fähre auf die Insel einen Delfin gesehen hätte. Jascha’s bester Freund konnte sich etwas besser auf Kinder einstellen als er. Das war schon immer so gewesen und es hätte ihn auch nicht verwundert, wenn sich die Kleine auf eine unschuldige, kindliche Art Hals über Kopf in den freundlichen, sanften Riesen verliebte, dem es obendrein auch noch mit Leichtigkeit gelang, sich auf das Kind einzustellen.
Jascha hielt sich eher im Hintergrund und sein Bier fest in der Hand. Und der Griff verfestigte sich schlagartig, als Dimitrij plötzlich mit seiner übermütigen Begrüßungsrunde bei Jascha angekommen war. Bis zu dem Zeitpunkt, als sich die kleinen Kinderarme um seine Beine schlangen meinte er, dass alles gut war. Dass es okay war, Kinder um sich herum zu haben, aber vielleicht spielte sich unterbewusst doch mehr ab, als er sich selbst zugestanden hätte. Sonst hätte er das Kind vielleicht auch wahrgenommen, bevor es auf ihn zugekommen wäre. Das dünne Blech der Dose zerbeulte sofort, als Jascha reflexartig zudrückte, kaum dass ihn ein unangenehmes und in Anbetracht des Wetters unerwartetes Frösteln ergriff, das sich von seiner Wirbelsäule ausgehend bis vor in seine Hand ausgebreitet hatte. Er verschwappte etwas Bier, das sich über seinen Handrücken ergoss und zwischen seinen Fingern klebte, sodass auch Dimitrij ihn etwas verwundert ob der Reaktion auf seine Umarmung ansah. Ein einzelner Blick nach unten genügte, damit Jascha in den feinen Gesichtszügen des kleinen Jungen nicht seinen Vater, sondern eine andere Fünfjährige sah. Viel zu nah wie durch das Visier eines Suchfernrohrs. Er wandte den Blick sofort ab, entschuldigte sich mit der Ausrede, sich die Hände zu waschen und verschwand nach drinnen, noch bevor er seinen Teamchef und seine Frau überhaupt begrüßt hatte.
Wieder in der Küche angekommen drehte er den Wasserhahn voll auf und tat einen Moment lang gar nichts. Statt sich die Hände zu waschen starrte er einfach ins laufende Wasser in der Spüle und rührte unbewusst keinen Muskel, während er sich am Rand des Beckens abstützte und atmete. Einfach nur atmete, während das Rauschen des Wassers immer lauter und lauter wurde, mehr und mehr einem tiefen Grollen glich. Dem von Schnee, der einen Abhang hinab rollte und auf seinem Weg alles unter sich begrub. Das Gefühl von Kälte war nicht von ihm gewichen und eine Gänsehaut breitete sich auf seinem ganzen Körper aus. Seine aufgestützten Arme zitterten und er hörte seinen eigenen Atem plötzlich wesentlich lauter als vorher.
“30 Sekunden. Zeitfenster schließt sich”, hörte er die Stimme des Piloten der Aufklärungsdrohne, so als stünde er direkt neben ihm, doch als er sich umwandte stand da Nadja in der Tür und legte den Kopf schief.
“Alles klar bei dir?” fragte sie ihn und strich sich dabei eine blond gefärbte Strähne hinters Ohr. Ihr Haar war schulterlang, die Augen haselnussbraun. Er hatte sie erst auf diesem Tripp kennen gelernt und sie war eine hübsche Abwechslung zu den Dämonen, die sich gerade in seinem Kopf einnisteten. Sie wusste nichts von dem, was ihm vor einigen Monaten widerfahren war und es wäre wohl auch besser, wenn das so blieb. Sofort switchte er um, setzte ein Grinsen auf und wusch sich endlich die Hände, statt den Wasserstrahl nur anzustarren, als würden die Hände davon von alleine sauber werden. “Ja klar. Die Dose war nur schwächer als ich”, witzelte er, in der Hoffnung das aufgekommene Frösteln zu vertreiben und für den Moment gelang es ihm. Nadja lachte, holte sich selbst ein Getränk aus dem Kühlschrank und die beiden gerieten ins Plaudern. Er musste dringend mehr trinken. Er musste sich ablenken. Er durfte nicht mehr länger an etwas denken, was jetzt ohnehin keine Relevanz mehr hatte. Es war Vergangenheit und dort musste es auch bleiben.
Doch trotz seiner Vorsätze, das Geschehene im Urlaub in der gedanklichen Versenkung zu lassen, ließ es ihn dennoch nicht los. Sicherlich, weil er ständig darauf angesprochen worden war. Wenn das nicht passiert wäre, dann hätte er bestimmt nicht in genau dem Augenblick als er die Kinder gesehen hatte daran gedacht. Er versuchte sich zusammen zu reißen. Das versuchte er wirklich, doch mit der ständigen Konfrontation fiel ihm das weiß Gott nicht leicht. Der Alkohol machte es vermutlich auch nicht besser, doch er hatte dennoch die Hoffnung, dass seine eigene innere Stimme dadurch irgendwann genauso betrunken war wie er.
Mörder. Du bist ein scheiß Kindsmörder. Und jetzt sollst du auf heile Welt machen und diese beiden Bälger bespaßen, während das Kind in den Bergen nicht mal mehr atmen durfte.
Er wandte den Blick ab von Lilijenka und Dimitrij, die mittlerweile im Wasser planschten, während er am Rand der Terrasse saß, die Beine baumeln ließ und schließlich ins klare Wasser unter ihm blickte. Blau. Gletscherblau. Tief atmete er durch, versuchte sich auf das Rauschen des Meeres zu konzentrieren und auf das Kreischen der Zikaden in den Sträuchern und Bäumen. Er war nicht auf dem dach der Welt, er war in Kroatien, verdammt. Er hatte Urlaub und neben ihm stand schon wieder ein Drink. Wie viele er jetzt genau schon hatte wusste er nicht. Er hatte aufgehört zu zählen und die Wellen verschwammen immer mal wieder vor seinen Augen. Dann wurde ihm klar, was er in der Zeit nach seinem letzten Einsatz von sich geschoben hatte. Der Grund, warum alle so ein großes Ding aus der Sache machten war der, dass es eine große Sache war. Er hatte etwas Schreckliches getan, etwas abgrundtief Grauenerregendes. Etwas, was gegen alles ging, wie man ihn erzogen hatte. Wenn seine Eltern nur wüssten… Wenn sie auch nur eine Ahnung davon hätten, wozu er offensichtlich in der Lage war, sie würden ihn nicht wiedererkennen. Vielleicht würden sie ihn sogar verstoßen. Niemand könnte ihm so etwas verzeihen und wenn Nadja, Anastasiya oder Artjom's Frau davon erfahren sollten, sie würden ihm nicht mehr in die Augen sehen können. Für sie wäre er vermutlich gestorben und sie wollten nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er könnte niemals Kinder haben. Niemals. Sie würden ihn immer daran erinnern, was er falsch gemacht hatte. Die Sünde, die viel zu tief saß, um jemals vergeben werden zu können. Egal von wem.
“Jo, Jascha.”
Er zuckte so heftig zusammen, als man ihn an der Schulter berührte, dass er seinen Drunk umwarf diesmal tatsächlich restlos leerte. Und seine explosionsartig Reaktion darauf, die eigentlich überhaupt nichts mit dem jungen Ivan zu tun hatte, der ihn eigentlich nur zu den anderen zum Essen holen wollte, war unverhältnismäßig. Er sprang auf, packte den Balletttänzer vorne am T-Shirt und schrie ihn an. “Was ist dein Problem? Was zur Hölle habt ihr alle? Mir geht's gut, nahui. Verdammt nochmal gut!” Ivan schien gar nicht recht zu wissen, wie ihm geschah. Verdutzt und erschrocken blickte er den Mann vor sich an, die Hände beschwichtigend erhoben, während auch die anderen sofort auf die Situation in unmittelbarer Nähe aufmerksam wurden. Fjodor reagierte gleich direkt, legte das Geschirr, das er gerade auf dem Tisch auslegen wollte zur Seite und lief schnurstracks zu dem sich immer weiter hochschaukelnden Jascha zu. Juri hingegen blieb wie angewurzelt stehen, fast so als würde ihn selbst etwas lähmen. Das Gleiche wie das, was Jascha gerade antrieb.
Fjodor lief zu ihm, versuchte ruhig auf ihn einzureden, er solle Ivan loslassen, doch Jascha wurde dadurch nur noch lauter, stieß Ivan dabei aber von sich, sodass der Blonde zu Boden fiel und sich gerade noch abfangen konnte, bevor er mit dem Kopf aufschlug. “Lasst mich verfickt nochmal alle in Ruhe!” schrie er speichelspritzend, während er sich die Haare raufte. “Jascha, beruhig dich, Bruder”, versuchte es Fjodor ruhig weiter, fasste ihn vorsichtig beim Oberarm, doch Jascha schlug die Hand weg, in Gedanken immer wieder zwischen einem kalten, heiligen Ort, an den er Terror gebracht hatte, und dem Urlaubsparadies, in dem ihn vermutlich niemand verstehen konnte und auch nicht sollte, hin und her. Und es machte ihn wahnsinnig. Er war wie von Sinnen. Auch Artjom, der gerade erst nach draußen gekommen war, weil er nur am Rande mitbekommen hatte, was für ein Trubel gerade vor der Villa abging, bemerkte das und näherte sich nun ebenfalls langsam. “Wir können über alles reden, Chernykh. Ganz in Ruhe”, probierte auch er sein Glück, doch er wurde schnell eines Besseren belehrt, dass in Jascha gerade alles andere als Ruhe zu finden war. “Ich will nicht reden!” rief er. “Ich will, dass ihr mich alle in Ruhe lasst!”
Seine Schritte führten ihn weiter nach hinten, weiter fort von seinen Freunden, während ihn die erdrückenden Bilder des Grauens zum Ersticken brachten. Er wollte nur noch weg und wandte sich ab von seinen Kameraden, seinen Freunden, seiner zweiten Familie. Fjodor wollte ihm hinterher, nachdem er Ivan wieder auf die Beine geholfen hatte, doch er hatte nicht damit gerechnet, dass sein alkoholisierter Freund auf Fluchtmittel wie das Auto in der Einfahrt zurückgreifen würde.
Weg. Du musst weg von hier. Sonst kriegen sie dich.
“Jascha! Halt an!” Fjodor schlug gegen die Fahrertür, während Jascha ein Wendemanöver einleitete, um auszuparken, doch der fuhr unbeirrt weiter und ließ die Villa hinter sich. Die mit Kiefern gesäumte Landschaft, immer wieder durchbrochen durch dichtes Buschwerk, zog an ihm vorbei, wurde immer heller, immer weißer und die Lichtreflexion der Sonnenstrahlen zwischen den Bäumen wirkte immer mehr wie fallende Schneeflocken. Er war wieder in der weißen Hölle. Wieder auf der Flucht. Wissend, dass er ein Kind getötet hatte, das noch nie im Leben Entscheidungen für sich selbst getroffen hatte. Vielleicht sollte er doch anhalten. Vielleicht sollte er sich stellen. Vielleicht wäre es besser, wenn ihn die Rebellen fanden und für sein Vergehen über ihn richteten. Sonderlich schnell fuhr Jascha nicht, dafür verschwammen die Fahrstreifenbegrenzungen der Straße viel zu sehr vor seinen Augen. Dass er Schlangenlinien fuhr bemerkte er erst, als er in den Gegenverkehr geriet und ein wild hupendes Auto ihn auf seinen Fahrfehler aufmerksam machte. Jascha riss das Lenkrad rum und verlor durch die plötzliche Bewegung die Kontrolle über den SUV. Es holperte, als die Räder statt glattem Asphalt über grobe Steine fuhren und das Fahrzeug schließlich im Graben neben der Straße abrupt gestoppt wurde. Einen Moment lang war Jascha wie benommen, spürte, wie ihm etwas Warmes die Schläfe hinab lief und er glaubte, mit dem Kopf aufs Lenkrad aufgeschlagen zu sein. Vielleicht wäre der Unfall schlimmer gewesen, wenn er schneller unterwegs gewesen wäre, denn angeschnallt hatte er sich nicht.
Noch immer etwas benebelt öffnete Jascha die Fahrertür und fiel mehr, als dass er ausstieg, aus dem Wagen. Irgendjemand kam auf ihn zu, wohl der, den er im Gegenverkehr fast gestreift hatte, und sprach ihn auf kroatisch an. Vermutlich wollte er nur wissen, ob bei ihm alles in Ordnung war, doch Jascha schon ihn zur Seite, lief einfach weiter und ignorierte den Mann, der gerade sein Handy rausgeholt hatte, um vielleicht die Polizei zu rufen. Jascha aber lief, getrieben von seiner inneren Unruhe und dem Film, den er gerade schob, immer weiter voran. Immer weiter die Straße entlang und obwohl ihm den 33 Grad Außentemperatur der Schweiß auf die Stirn trat, fühlte sich für ihn noch immer alles kalt an. Ohne Ziel lief er einfach immer weiter bis er in den nicht weit entfernten, nächsten Ort kam, einer kleinen Hafenstadt, in der trotzdem das Leben und vor allem der Tourismus blühte. Menschen tummelten sich am Hauptplatz, der direkt am Wasser gelegen war un dwo sich Segelboote an die Yachten der Reichen reihten. Pärchen machten Bilder mit Selfiesticks zusammen, Leute erkundigten sich bei Bootsführern nach der nächsten Inseltour und Kinder rannten kichernd und sich gegenseitig jagend über den Platz. Jascha erstarrte. Noch mehr Kinder. Noch mehr Ziele.
Sie haben Schussfreigabe, hörte er wieder die Stimme des Drohnenpiloten. Schießen Sie, verdammt. Das Zeitfenster schließt sich.
Doch nicht nur die sich durch Funk beißend verstellte Stimme gesellte sich dazu. Weitere folgten, die teilweise durcheinander sprachen. Wie wahr gewordene Alpträume redeten sie auf ihn ein und wurden immer lauter, während er den Hafen um sich herum gar nicht wirklich wahrnahm.
Das hätte ich niemals von dir erwartet, hörte er Ekaterina, Artjom’s Frau, sagen. Dass du zu so etwas Grauenvollen in der Lage bist…
Ich meine, ich bin dir dankbar dafür, dass ich es nicht tun musste, kristallisierte sich Juri heraus. Aber hast du überhaupt gezögert? Wolltest du vielleicht derjenige sein, der es tut, um den Ruhm dafür einzuheimsen?
Ich glaube nicht, dass ich mit einem Kindesmörder befreundet sein kann, sagte Fjodor und die wohl schlimmsten Worte für ihn fand die Stimme von Anastasiya, die sich aus dem Wirrwarr herauskristallisierte.
Du bist ekelhaft. Du bist ein Monster. Ich hasse dich.
Jascha presste sich beide Hände auf die Ohren, brach auf die Knie hinab und spürte kalten Schnee an seinen Knien. Er zitterte. Seinem Glauben nach vor Kälte, die in den Höhenlagen des Himalaya mitten im Schnee und Eis so typisch war. Erdrückende Achttausender türmten sich drohend über ihm auf und zu dem Weiß vor ihm hatte sich Blut gesellt. Blut und Hirnmasse eines unschuldigen Kindes. Dass er in einem dissoziativen Schub einer posttraumatischen Belastungsstörung litt und dass das, was er gerade sah und hörte nicht real war, bemerkte er nicht. Wie auch? So etwas war ihm vorher noch nie passiert. Für ihn erlebte er die Situation, die sich während seines letzten Einsatzes ereignet hatte, als wäre sie frisch und gegenwärtig. So bekam er nicht wirklich mit, wie ihn jemand ansprach, sich erkundigte, ob es ihm gut ginge, da ihm nach wie vor Blut von seinem Unfall im Gesicht und am Oberkörper klebte und er sich augenscheinlich nicht normal verhielt. Er bemerkte nicht, wie man die Polizei rief, nachdem er jenen Menschen, der ihm zu nahe kam zur Seite stieß, als ihn dieser vorsichtig beim Unterarm berührte und es dauerte noch eine ganze Weile, eine Polizistenstreife, den Rettungsdienst, ein Behandlungsraum in einem Krankenhaus, dortige Ärzte und ein starkes Beruhigungsmittel, um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Und als ihm wieder wirklich bewusst war, wer er war, wo er sich gerade befand und was eigentlich passiert war, fühlte er mit einem Mal nichts als Abscheu gegen sich selbst. Nicht unbedingt wegen dem, was er getan hatte, sondern weil er sich genauso schwach fühlte wie jene, die sich von ihren Erlebnissen übermannen ließen. Er hatte eine Furcht gespürt, die ähnlich zu der war, die er als Kind empfunden hatte, als er viel zu jung Zeuge eines Terroranschlags geworden war. Zur Handlungsunfähigkeit verdammt, voller Angst vor dem Blut an seinen Händen.
Jetzt starrte er hinaus aus dem Fenster ins Urlaubsparadies, in dem er geglaubt hatte, vergessen zu können. Die Hitze, die durchs geöffnete Fenster drang, trotz dass seine Seite des alten Krankenhauses gerade auf der Schattenseite lag, wurde nur spärlich vom Deckenventilator vertrieben, dessen stetiges Wummern einlullend und beruhigend auf ihn wirkte. Aber vielleicht lag das auch nur an der Tavor, die man ihm hier wie ein Tictac vor die Nase gehalten hatte. Trotzdem war hier in diesem Raum nichts als Meeresrauschen und Ruhe. Die paar Schürfwunden, die er von seinem Autounfall hatte waren halb so wild, nichts im Vergleich zu dem, was sich auf gedanklicher Ebene abgespielt hatte. Während man den Cut an seiner Augenbraue mit drei Pflasterstreifen hatte fixen können, schien ihn das andere wesentlich länger verfolgen zu können. Sein Zeitgefühl hatte er verloren. Er wusste nicht, ob er seit einer Nacht hier war oder seit einer Woche. Ein Gespräch mit einem Arzt kam ihm wieder in den Sinn. Ein Kroate mit bereits ergrauendem Haar und freundlichem Gesicht, der unter seinem weißen Kittel kurze Hose, Polohemd und Latschen getragen hatte.
“Sobald Sie wieder in Ihrer Heimat sind, sollten Sie sich dringend psychologische Hilfe holen”, hatte er zu ihm gesagt. “Es ist keine Schande Hilfe anzunehmen, vielmehr kann das dafür sorgen, dass sich die Lebensqualität wesentlich verbessert.”
Hilfe. Er hatte nie Hilfe in Anspruch nehmen wollen. Nicht wegen etwas, das gar nicht real war. Wenn es danach ging, dass er hin und wieder im Zivilleben austickte, wo er keinen Fokus hatte, dann hätte er schon seit seiner Kindheit eine posttraumatische Belastungsstörung. Bisher hatte er damit leben können, ohne dass seine Lebensqualität seiner Meinung nach gelitten hatte. Nichts, was ein wenig Alkohol nicht regeln konnte, wenn es ihm zu viel wurde. Nachher nahm man ihn noch aus dem Dienst, wenn er sich als mental zu schwach herausstellen sollte und das konnte und durfte er nicht zulassen. Ohne seine Arbeit war er nichts. Wenn er arbeitete, waren diese Symptome nicht da. Dem war er sich sicher.
Erst als er die vertrauten Stimmen von Artjom und Fjodor auf dem Flur hörte, wandte er den Blick zur einen Spaltbreit offen stehenden Tür. Kurz setzte sein Herz wieder einen Takt lang aus, als er glaubte, sein Kopf würde ihm wieder Streiche spielen, als jedoch der eine Polizist, der vor seiner Tür stand antwortete, wandelte sich die Furcht vor dem eigenen Verstand in Erleichterung um. Doch allzu hochschaukeln konnte sich dieser Gedanke, gedämpft vom Medikament nicht. Stattdessen dachte er darüber nach, dass er verstehen konnte, warum Menschen mit psychischen Erkrankungen anfällig dafür waren von solchen Medikamenten, wie das, was er bekommen hatte, süchtig werden konnten. Er konnte es ihnen nicht verdenken. Alles, was einen gedanklich angeschrien hatte war wie auf Knopfdruck ruhig gestellt worden und eben dadurch fühlte man sich wieder freier. Müde und ausgelaugt, aber zumindest in Frieden gelassen. Als seine Kameraden den Raum betraten war er ruhig. Fjodor sah erleichtert aus, dass Jascha nicht so schlimm aussah, wie er offensichtlich erwartet hatte bei der Erzählung, die er wohl von irgendjemandem bekommen hatte. Artjom hingegen sah nach wie vor besorgt aus. Vermutlich weil er weiter dachte als an diesen Moment, diesen Urlaub oder nur bis zur nächsten Woche. Er sah dem Mann, seinem Soldaten an, dass ihm etwas zu schaffen machte, dass er in den letzten Wochen erfolgreich verdrängt hatte und das sich jetzt explosionsartig einen Weg nach draußen gesucht hatte und dafür nur einen kleinen Trigger gebraucht hatte. Fjodor schloss ihn fest in die Arme, als klar war, dass von Jascha kein Zorn mehr ausging, während Artjom sich eher im Hintergrund aufhielt. “Die sagen, wir können dich wieder mitnehmen”, sagte Fjodor nach der kurzen Begrüßung. “Der Typ, den du geschubst hast sieht von einer Anzeige ab. Dachte sich wohl, dass das eh nichts bringt, wenn derjenige betrunken war.”
Gemeinsam verließen sie das Krankenhaus, das von außen aussah wie ein altes Herrenhaus aus dem späten 19. Jahrhundert. Keiner sagte etwas, aus Furcht, in Jascha erneut etwas triggern zu können. Das eine böse Wort, das als Auslöser für das ganze Schlamassel fungiert hatte wurde nicht mehr gesagt. “Hat jemand ‘ne Kippe?” fragte Jascha plötzlich die beiden Männer, die ihn sehr irritiert anstarrten. “Du rauchst doch gar nicht”, murmelte Fjodor, doch Jascha zuckte mit den Achseln. “Es gibt für alles ein viertes Mal”, antwortete der Fragesteller, woraufhin FJodor achselzuckend seine Zigarettenschachtel aus der Tasche zog und Jascha eine mit Feuerzeug reichte. Er musste stark husten, als er an dem Glimmstängel zog. So sehr, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. “Außerdem kannst du immer noch nicht rauchen”, fügte Fjodor seiner vorherigen Aussage noch hinzu, während sich sein Freund einfach auf den Bürgersteig setzte und zum Meer blickte, während er einen erneuten Versuch unternahm. Er war wirklich ein miserabler Raucher, hatte das ungesunde Zeug eigentlich auch immer abgelehnt, weil ihm Alkohol als Laster schon reichte und Rauchen sich auf Dauer doch ordentlich auf die Ausdauer legte, die er während der Arbeit brauchte. Jetzt gerade sehnte er sich allerdings nach einem Entspannungseffekt, der allerdings nicht ganz wie erhofft eintrat. Fjodor ließ sich neben ihm nieder, folgte seinem Blick über das Urlaubsparadies, das sich für Jascha in einem gewissen Zeitraum in die Hölle auf Erden verwandelt hatte. Vielleicht hatte er deshalb diesen für ihn starken Reiz einer Zigarette gewollt, obwohl Rauchen für ihn untypisch war. Um sicher zu gehen, dass er jetzt gerade nicht mehr träumte und sich in der glitzernden Oberfläche des Meeres die Realität spiegelte.
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Juni 2024
Eine neue Schlüsselmaschine erleichtert mein Leben, erschwert aber vielleicht das meines Vermieters
In mein Mehrparteien-Mietshaus gelangt man nur mit einem Schlüssel, auf dem eine Nummer eingeprägt ist. Diesen Schlüssel kann nur der Vermieter selbst nachmachen lassen, er muss dabei ein Dokument vorlegen. Einmal habe ich meinen Haustorschlüssel abgebrochen und musste, bevor ich Ersatz bekam, dem Vermieter versichern, dass ich ihn wirklich abgebrochen und nicht verloren oder weitergegeben habe. So war das bisher.
Letztes Jahr habe ich einen meiner zwei deshalb sehr wertvollen Schlüsselsätze (Haus und Wohnung) einer Freundin geliehen, die mir danach berichtete, sie habe beide Schlüssel einfach nachmachen lassen, weil sie einen zweiten Satz für ihren Freund brauchte. Ich fragte, wie das denn möglich war, sie sagte: Na ganz normal.
Deshalb bin ich jetzt selbst mal zum Schlüsseldienst. Ich erwarte, sehr misstrauisch angesehen zu werden, wie eine Person, die etwas tut, von dem sie selbst und der Schlüsseldienstmitarbeiter genau wissen, dass es illegal ist. Aber ich werde nur gewarnt, dass das eine Stunde dauern und 40 Euro kosten wird. Ich frage nach, weil: Eine Stunde, das ist zu lang für alles, was ich mir vorstellen kann an Kopiervorgängen und zu kurz für “das müssen wir einsenden”.
Da gibt es jetzt ein neues Gerät, sagt der Mitarbeiter. Wie neu genau, kann er nicht sagen, sie haben es so seit ein-zwei Jahren. Und man braucht keinen passenden Rohling mehr, weil das Gerät den Schlüssel in zwei Dimensionen aus einem noch roheren Rohling schneiden wird. Die dritte Dimension, nämlich die Dicke des Rohlings, bearbeitet das Gerät wohl nicht, oder es ist einfacher so, jedenfalls gibt es die Rohlinge in mehreren Dicken. Nacheinander legt der Schlüsseldienstmitarbeiter drei verschiedene Rohlinge neben meinen Schlüssel, bis einer gleich dick ist. Mit "Dicke" meine ich die Höhe des liegenden Schlüssels, also ca. 2 Millimeter.
Weil ich während dieser Stunde ab und zu unauffällig am Schlüsseltresen vorbeigehe, finde ich auch heraus, wieso es eine Stunde dauert: Um die Lärmbelästigung zu reduzieren (nehme ich an), feilt das Gerät den Schlüssel ziemlich langsam, dafür aber leise aus dem Roh-Rohling heraus.
Das neue Gerät ist (wie ich später nachlese) ein "X-Cut" der türkischen Firma An-San und man kann es seit ungefähr 2017 kaufen.
Jetzt habe ich einen dritten Schlüssel fürs Haustor, ohne mit meinem Vermieter zu diskutieren. Das alles ist nur ein insgesamt sinnloses Wettrüsten, wahrscheinlich bekommen wir wegen solcher Geräte demnächst noch sicherere, dann wieder unkopierbare Sicherheitsschlüssel fürs Haustor. Aber vorübergehend ist alles besser (für mich).
(Alina Smithee)
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Strandurlaub
Sebastian weiß nicht, welches Geräusch er gerade am liebsten mag – die freien Schreie der Möwen, das aufbrausende Rauschen der brechenden Wellen oder die Stille von fehlenden Automotoren. Vielleicht ist es aber auch der Mix aus all diesen Dingen, der Sebastian seit viel zu langer Zeit mal wieder so richtig entspannen lässt.
Urlaub am Meer war Thorstens Idee. Als er noch in Hamburg gewohnt hat, hat er öfter mal Ausflüge ans Meer gemacht. Er hat’s ein bisschen vermisst. Und jetzt kann er alles Sebastian zeigen.
Sebastian hat sofort Ja gesagt zu diesem Urlaub. Er hätte zu allem Ja gesagt, wenn Thorsten ihn nur gefragt hätte.
Seit vier Monaten sind sie nun schon ein Paar, und Sebastian ist immer noch so verliebt wie am ersten Tag vor fast zwanzig Jahren. Sein Herz macht immer noch einen Salto nach dem anderen, wenn er Thorsten sieht.
So wie jetzt gerade. Sebastian sitzt in einem von diesen klapprigen kleinen Holzstühlen, die sie von ihrer Ferienwohnung an den Strand mitnehmen konnten. Er hat also eine perfekte Aussicht auf das Meer.
Und auf Thorsten, der gerade vom Schwimmen zurückkommt. Und der direkt auf ihn zugeht. In Badehose. In dieser gottverdammten dunkelgrünen Badehose.
Die Sonne glitzert in den kleinen Wassertropfen wie kostbare Diamanten auf Thorstens Haut.
Sebastian lässt seinen Blick von Thorstens nassen Haaren über seine Brust und Bauch (ein, zwei Sekunden gönnt er sich hier) bis runter zu den Beinen wandern. Warum Thorsten sich immer unter Anzügen versteckt, ist ihm wirklich ein Rätsel.
Als Thorsten vor ihm steht und nach seinem blauen Handtuch greift, guckt Sebastian ihn immer noch unverschämt offen an. Und Sebastian weiß, dass er starrt, was bestimmt auch trotz der Sonnenbrille klar ist.
Soll Thorsten doch sehen, dass er guckt. Darf er ja jetzt, so ganz offiziell.
„Na, durstig?“, fragt Thorsten mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Er hebt das Handtuch von seinen Schultern und rubbelt sich damit ein paar Mal durchs Haar, wobei einzelne Wassertropfen auf Sebastians warmen Beinen landen und kribbeln.
Aber Sebastian lässt sich nicht anmerken, was das mit ihm macht. Später vielleicht.
Thorsten schmeißt das Handtuch über die Lehne seines kleinen Stuhls und zieht sich sein T-Shirt über, was Sebastian mit einem enttäuschten Seufzer kommentiert. Dann greift Thorsten nach seiner Sonnenbrille. „Möchtest du ein Eis?“, fragt er und holt noch einen Geldschein aus der Tasche. „Oder soll ich dir was anderes mitbringen, Pommes oder so?“
Sebastian lächelt. „Eis klingt gut. Such mir was Erfrischendes aus.“
„Okay“, antwortet Thorsten und beugt sich zu einem Kuss herunter, bevor er sich Richtung Promenade dreht. „Bis gleich.“
„Bis gleich.“ Sebastian guckt Thorsten kurz nach und lehnt sich dann zurück, sodass sein Kopf im angenehmen Schatten unter dem Sonnenschirm ist und seine Beine im warmen Sand in der Sonne. Und wahrscheinlich liegt es an der Meeresluft und dem konstanten Rauschen, dass ihm kurz darauf auch schon die Augen zufallen.
So ist das eben, wenn man glücklich und zufrieden ist.
Bis ihn etwas aufweckt.
Plötzliche Kälte an seinem Hals lässt Sebastian aufschrecken und panisch um sich schauen. Doch Thorstens zufriedenes Lachen verrät ihn eher, als sich Sebastians Augen an die grelle Sonne gewöhnen und Thorstens Gesicht ausmachen können.
Sebastian greift nach dem Eis, das Thorsten gegen die nackte Haut an seinem Hals gehalten hat. Er packt es aus und enthüllt ein bunt gedrehtes Wassereis, das schon ein wenig schmilzt und in orangenen Tropfen auf Sebastians Badehose fällt. „Danke“, sagt er noch schnell, bevor er seine Hose vor noch mehr Flecken rettet.
Thorsten setzt sich neben ihn, eine kleine Portion Pommes in der einen Hand, eine Flasche Wasser in der anderen. Eine sachte Brise weht über den Strand und wirbelt losen Sand auf, der sich wie ein dünner Teppich auf ihre Handtücher niederlässt. Genüsslich verschlingen beide ihr Essen. Sebastian hat sein Eis als Erstes auf und bekommt von Thorsten noch die letzten Pommes angedreht.
„Gehen wir gleich noch eine Runde zusammen Schwimmen?“, fragt Thorsten nach einem kurzen Moment, in dem beide Männer einfach mal durchgeatmet haben.
Sebastian wischt sich die fettigen Finger an einem Taschentuch ab und dreht sich zu Thorsten um. „Wir warten aber schon noch eine halbe Stunde nach dem Essen, oder?“
Thorsten seufzt, aber er nickt. „Klar. Wir sind ja im Urlaub, wir haben Zeit.“
Dann legt sich Sebastian auf das große Handtuch neben Thorsten, wo er nach dessen Hand greift und mit seinem Daumen über den Handrücken fährt. Als sich ihre Blicke treffen, geblendet von der Sonne und von einander, müssen beide Männer lächeln. Sebastian beugt sich rüber und küsst Thorsten, einfach, weil er kann und will. Und weil er gerade so unglaublich glücklich ist.
Thorstens Hand in seiner, Sand zwischen den Zehen, der künstlich-fruchtige Geschmack von Wassereis auf der Zunge und die scheinbare Unendlichkeit des rauschenden Meeres vor ihnen – das ist Urlaub, wie er ihn sich schon lange gewünscht hat.
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Lizenz zum Beißen 01: Lasset die Spiele beginnen!
Kerrelyn Sparks: Lizenz zum Beißen
Für diese Buchauswahl zeichnen verantwortlich: @ligeiasand, @bonsaibovine und Hildegard von Bingen.
Ich kann euch das Cover nicht vorenthalten, es ist großartig:
Meet: Vanda Barkowski, kurze, lila gefärbte Haare, Eigentümerin eines Nachtclubs namens Horny Devils Nachtclub, in dem Vampire…strippen?, I guess. Sie ist vorgeladen beim Ostküsten-Zirkel. Dessen Zirkelmeister Roman ist Inhaber von Romatech Industries, die die Blutkonserven für gesetzestreue Vampire produzieren. Die anderen Vampire, die sich von Menschen ernähren, heißen Malcontents und sind im Begriff, einen Krieg anzuzetteln.
Vanda trägt eine geflochtene Peitsche als Gürtel oder jedenfalls um den Bauch und darunter einen lila Overall.
Ähm…*blätter*
Okay, ich muss mich hier ein bisschen in der Exposition zurechtfinden. Bis vor drei Jahren hat Vanda in Romans „Harem“ gelebt, der tagsüber von menschlichen Wachen bewacht wurde. Unter diesen war ein gewisser Phil Jones, der Einzige, der die Frauen im Harem wie Wesen mit Bewusstsein behandelte. Vanda wollte mit ihm flirten, aber Connor, Chef von Romans Sicherheitswesen (der sie hier auch empfangen hat), hat das verhindert.
In der Tür zur Versammlung gibt’s einen Zusammenstoß mit der Journalistin Corky Courant, die Beef mit Vanda hat.
Die Zirkelversammlung besteht hauptsächlich aus Männern, darunter ein gewisser Gregori – ein Freund von Vanda – und Laszlo, der Schreiber. Neben Roman sitzen zwei Sterbliche, nämlich seine Frau Shanna und ein Priester namens Father Andrew.
Anyway. Gegen Vanda werden drei Anklagen von ehemaligen Angestellten erhoben, die alle in Windeseile abgewiesen werden, aber zur Folge haben, dass Vanda Sozialstunden – pardon, ein Anti-Aggressionstraining – absolvieren muss. Bei Father Andrew. Und dann braucht sie noch einen Sponsor, was offenbar keine finanzielle Leistung bedeutet, sondern…eh? Keine Ahnung. So, wie Vanda darüber spricht, ist von Traumatherapie bis zu Kampftraining alles dabei.
Nach einigem Hin und Her erklärt sich…na? Na?
Phil Jones bereit.
Der offenbar ein richtiger silver fox ist. Mit noch ein bisschen Rot im grauen Haar. Vanda passt das gar nicht, weil…eh? Er ein Sterblicher ist und damit nicht stark genug für das Sponsoring? Oder so? Wenn ich wüsste, was er da machen soll, wüsste ich vielleicht auch, was ihr Problem ist.
Jedenfalls. Sie teleportiert sich davon.
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quelle: RND.de Stecken die Männer in der Krise?
Stecken die Männer in der Krise?
Herr Mikkelsen, spezialisieren Sie sich zurzeit womöglich auf Filme über Männer in der Midlife-Crisis? Nicht unbedingt. Bloß werden mir logischerweise Rollen angeboten, in denen die Figuren altersbedingt solche Probleme haben. Also habe auch ich damit im Kino zu kämpfen. Allerdings: Die Beschreibung trifft zum Beispiel auf meinen aktuellen Film „Helden der Wahrscheinlichkeit“ nur bedingt zu. Der von mir gespielte Soldat wird durch den Tod seiner Frau in eine Krise gestürzt. Hier geht es eher um Glauben und Gott und die Frage, die dahinter steht: Ist alles im Leben Zufall – oder machen deine Handlungen einen Unterschied aus? Wenn ich aber an die Tragikomödie „Der Rausch“ über vier frustrierte dänische Lehrer denke, die sich das Leben schöntrinken wollen, haben Sie recht: In Thomas Vinterbergs Oscar-Film stecken die Männer in der Krise.
Können Sie denn mit dem Begriff Midlife-Crisis etwas anfangen, bezogen auf Ihr eigenes Leben? Ich befürchte, dass die Krise bereits hinter mir liegt. Mit Mitte fünfzig wäre es ja ein bisschen spät für eine Midlife-Crisis ... Na gut, wenn ich 110 werde, bin ich gern dabei. Das klingt sogar ziemlich gut für mich. Vielleicht muss ich dann in späteren Jahren morgens und abends ein paar Pillen schlucken, aber das ließe sich ja machen.
So viele Filme mit Ihnen ploppen gerade auf. Sind Sie ein Workaholic? Überhaupt nicht. Ich bin einer von den Schauspielern, die vermutlich am wenigsten arbeiten. Ich drehe immer zwei Monate und steige dann wieder drei Monate aus. Jedenfalls so ungefähr. Vielleicht wirkt das anders, weil über die Filme gerade viel gesprochen wird. Kollegen von mir drehen viel mehr, spielen abends noch Theater und sprechen morgens im Radio. Da komme ich nicht mit. Wenn ich irgendwas bin, dann ein Sportaholic. (..)
Die Dänen sind sarkastisch
In Ihrem aktuellen Film gehen Gewalt und Humor Hand in Hand: Ist das eine gute Kombination? Letztlich muss das jeder selbst beurteilen. Es gibt jedenfalls viele Fälle, in denen das funktioniert. Natürlich kann Gewalt auch dargestellt werden, um die Leere darin zu zeigen. Gleichzeitig kann sie das Publikum aber auch zum Lachen bringen, wenn sie ein Tabu antastet. Darin steckt quasi der Ursprung von Humor. In „Helden der Wahrscheinlichkeit“ lachen die Zuschauer meiner Ansicht nach nicht über die Gewalt selbst. Sie reagieren auf Szenen, die sie überraschen und vielleicht auch schockieren. Daraus entspringt ein vorsichtiges Lachen nach dem Motto: Ist das eben wirklich passiert? Wieso ist das passiert? Ist das nicht krank? Wir lachen aber nicht, weil jemand erschossen wird und das komisch sein soll.
Haben die Dänen einen besonders dunklen Humor? In Deutschland oder auch in Schweden finden sich bestimmt Leute mit einer ganz ähnlichen Humorlage. Aber weder die Deutschen noch die Schweden sind dafür als Nation bekannt. In Dänemark dagegen ist Sarkasmus seit Jahrhunderten Teil unserer DNA. Einer der Ersten, die diese dunkle Lebenshaltung auf Papier gebracht haben, war der dänische Philosoph Søren Kierkegaard in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Vielleicht hat da alles angefangen. (..)
Vor seiner Filmkarriere war er Tänzer
Sie waren knapp zehn Jahre lang Tänzer, bevor Sie vor die zum Film wechselten. Beeinflusst diese Vergangenheit Ihre Arbeit als Schauspieler? Ich kann weder einen Soldaten wie in „Helden der Wahrscheinlichkeit“ noch einen Lehrer wie in „Der Rausch“ tanzen lassen – obwohl: Am Ende tut der Lehrer Martin das ja gewissermaßen in „Der Rausch“. Aber ich habe schon ein besonderes Körperbewusstsein. Ich bin mir sofort klar darüber, ob die Figur leicht oder schwer, schnell oder langsam ist. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein: Ich hatte immer schon eine physische Herangehensweise an die Dinge.
Seit Corona warten immer noch eine ganze Menge Filme auf Ihren Kinostart: Haben Sie Angst, dass es so manches Werk gar nicht auf die Leinwand schaffen wird? Vor allem hoffe ich, dass die Leute wieder ins Kino kommen. Schließlich machen wir diese Filme fürs Kino – und „Der Rausch“ war tatsächlich der erfolgreichste dänische Film während der Pandemie im vorigen Jahr. Aber wenn es mit dem Kino mal nicht mehr so klappen sollte, dann müssen wir uns an die Streamingplattformen halten. Das hat in den vergangenen Pandemiemonaten gut funktioniert, die Streamingdienste haben in mancherlei Hinsicht das Filmgeschäft gerettet. Meiner Ansicht nach ist die Zeit gekommen, in der sich Kino und Plattformen nicht mehr als Feinde begegnen sollen. Es muss Wege geben, sich gegenseitig zu inspirieren.
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Die Diskussion in Regensburg über die Stadtbahn erinnert mich leider sehr an die Diskussionen, die es in Aachen 2013 zur Campusbahn gab. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn beim Bürgerentscheid nächste Woche das Projekt beerdigt wird.
Dabei braucht Regensburg doch ganz offensichtlich eine Stadtbahn. Der Straßenverkehr platzte aus allen Nähten als ich das letzte mal da war, und seit dem ist es sicher nicht besser geworden. Die Staus einfach nur auf dem Weg von (damals noch) Continental zum DEZ konnten ewig dauern. Der ÖPNV steckt in den gleichen Staus fest. Ein System mit zumindest teilweise eigenem Fahrweg und vor allem deutlich längeren Fahrzeugen ist praktisch zwingend nötig.
Aber die Politik streitet sich, weil es ja Geld kostet, und argumentiert da gerne mit Blödsinn. Beispiel: Laut einer Hochrechnung wird die Option ohne Straßenbahn eher teurer, weil man deutlich mehr Busse braucht, und dafür braucht man deutlich mehr Fahrer. Dazu muss man wissen, dass wir in Deutschland einen massiven Mangel an Bus- und Straßenbahnfahrern (und übrigens auch Lokführern) haben, ob man diese Mengen an Fahrern überhaupt kriegen kann steht also in den Sternen.
Aber dazu meinen die Stadtbahngegner, dass das nicht stimmt, denn autonomes Fahren und Platooning (wo zwei Busse im Abstand von vielleicht einem Meter von nur einem Fahrer kontrolliert werden) sind garantiert demnächst marktreif, und dann verändert sich alles. Das ist offenkundiger Blödsinn. Technologie, die noch entwickelt werden muss, und die bis jetzt alle Zeitziele regelmäßig gerissen hat, ist keine echte Alternative zu einem System, das bereits funktioniert und mit dem ein einzelner Fahrer schon seit 200 Jahren mehrere dutzend Meter ÖPNV Fahrzeug kontrollieren kann.
Na gut, die Regensburger Politik ist halt eh so ein Fall für sich. Da gibt es ja z.B. immer noch den Herrn, der rechtskräftig wegen Korruption verurteilt wurde (eine Verfassungsbeschwerde von ihm ist anhängig, na ja, mal sehen), der eigentlich versprochen hatte im Falle einer Verurteilung aus der Politik zu gehen. Übrigens auch ein Stadtbahngegner.
Für mich sind die Fakten klar:
Regensburg wächst und die Straßen sind schon lange am Anschlag. Es braucht ein deutlich leistungsfähigeres ÖPNV-System, sonst kommt gar keiner mehr zu Vitesco oder wie die gerade heißen.
Das Potential für zusätzliche Umgehungsstraßen ist auch weitestgehend ausgeschöpft.
Elektrifizierter ÖPNV, wo ein einzelner Fahrer das Äquivalent von zwei bis drei Bussen kontrolliert, gibt es bereits. Schon seit vielen Jahren. Funktioniert gut.
Sinnvolle Alternativen gibt es dagegen nicht. Autonomes Fahren ist viel Versprechungen und wenig geliefert, das selbe gilt für Platooning (aka "wir simulieren eine Straßenbahn mit Software").
Selbst die Alternative, die die Stadt berechnet hat, mit 200 Bussen und 500 Busfahrern wird so vermutlich nicht kommen (siehe Aachen nach Campusbahn-Ablehnung, da ist auch der Busverkehr nicht wirklich stark ausgebaut worden), denn man kriegt keine 500 Busfahrer, außer man erhöht deren Gehalt deutlich. Was man definitiv tun sollte, IMHO, aber das erhöht noch mal die Kosten von "nur Bus" gegenüber der Stadtbahnvariante deutlich.
Die Planung sieht sinnvoll aus, und wenn es ein Problem damit gibt, dann vor allem, dass es noch zu wenig Stadtbahn ist - mehr Außenäste, Verlängerungen in Nachbarstädte, eine Ost-West-Linie und so weiter, das könnte alles sehr viel Sinn ergeben.
Klar wird es Geld kosten, aber Regensburg ist nun nicht gerade arm, und es ist eine Investition in die Zukunft der Stadt, in eine Verkehrswende die Regensburg dringend nötig hat, bessere Luft, bessere Verbindungen und so weiter.
Falls ich Follower in der Oberpfalz habe, a) Ehrlich? Wieso habt ihr nie was gesagt die ganzen Jahre als ich in Regensburg gewohnt habe? Und b) Bitte stimmt für die Stadtbahn. Meine Hoffnung sind nicht groß, aber ich halte sie für die richtige Wahl.
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Chaos – oder in anderen Worten: Adam
Im Auftrag von @unknownselfstrugglefighter kommt hier die Fanfic für @bibastibootz mit dem folgenden Prompt: "Leo kommt nach Hause und Adam überrascht ihn mit selbstgemachtem Abendessen. Sie sind noch kein Paar, aber vielleicht ändert sich das an diesem Abend?" - für den Secret Spatort Prompt Exchange 2023.
Adam war langweilig. So scheiß langweilig.
Zwei Wochen war es nun her, dass er aus der Lerchesflur entlassen wurde und seitdem krankgeschrieben war. Mit gebrochenen Fingern war er ja auch nicht grade einsatzfähig.
Und so lag er nun, am Nachmittag, auf der Couch. Nicht irgendeiner Couch; Nein, Leo‘s Couch. Leo, der am Tor der JVA auf ihn zugekommen war, ihn in die Arme geschlossen und seit diesem Moment nicht den geringsten Gedanken daran verschwendet hatte, Adam zu dessen Wohnung zu fahren. Nein, Leo hatte Adam ohne jene Anmerkung, als wäre es ganz selbstverständlich, mit nach Hause genommen.
Und das war jetzt nun so. Eine schräge WG. Die ein noch schrägeres Gefühl in Adam auslöste; eines, welches er nicht beschreiben konnte, außer, dass es sich komisch anfühlte.
Leo hatte ewig mit Adam diskutiert, dass er Adam ganz sicher nicht in seiner Chaos-Bude vergammeln lassen würde und schließlich hatte Adam nachgeben müssen.
Seit zwei Wochen lag Adam auf der Couch und tat eigentlich nichts, außer grübeln und aus den Augenwinkeln die Leute im Fernsehen zu betrachten.
Er fühlte sich irgendwie unwohl, und das lag definitiv nicht an Leo‘s Wohnung, denn die war so perfekt wie er es noch nie gesehen hatte. Alles stand an seinem Platz, nichts lag im Weg, Chaos existierte nicht. Die Altbauwohnung war geradezu steril. Sie war gemütlich, und trotzdem war es die Umgebung, die Adam zeigte, dass er nicht hier hingehörte. In diese saubere und scheinbar perfekte Welt.
Vielleicht fühlte er sich aber auch nur so dreckig, weil er mal wieder eine Dusche hinauszögerte. Duschen, in seiner jetzigen Situation, war scheiße; deshalb hatte er sich auch erst dreimal, seit seinem verlassen der JVA, dazu durchringen können.
Die Langeweile drohte ihn zu erdrücken. Er sah sich verzweifelt um; schaute kurz zur Glotze, bevor er sie abschaltete, guckte aus dem Fenster, wo auch nichts spannendes passierte, und beäugte das hölzerne prall gefüllte Bücherregal.
Leo hatte zwar schon seit Adams vorübergehenden Einzug gesagt, er könne sich gerne alle durchlesen, insofern er das mochte, aber Adam traute sich nicht, sie auch nur einen Zentimeter aus ihrem Regal zu bewegen. Er traute sich irgendwie nicht, überhaupt etwas hier anzufassen. Er würde nur alles dreckig machen und Chaos in diese perfekte Wohnung bringen.
Aber irgendetwas musste er tun, sonst bekam er nur die Krise. Ein Vorteil an Ganztagsarbeit war, dass man verpasste, wie viel Scheiße so eigentlich im Fernsehen lief. Adam hatte es gerade so ausgehalten, wie er die letzte Zeit auch einfach nur ausgehalten hatte, aber jetzt drohte der seidene Faden der erzwungenen Entspannung zu reißen.
So viel hatte Leo für ihn getan.
Und Adam war sich nicht sicher, ob das so gut für ihn war. So langsam würde er nämlich alles zerstören.
Er, Adam, würde Leo langsam aber sicher zerstören.
Hatte er sich überhaupt mal bei Leo bedankt? Wenn ja, konnte er sich nicht erinnern. Na toll, da machte Leo immer so viel, und Adam bedankte sich, wenn überhaupt, kaum.
Sein Magen rumorte. Wie lange war es her, dass er etwas gegessen hatte?
Pling!
Die Idee kam ganz plötzlich. Adam würde etwas für Leo kochen! Hatte er schonmal etwas ohne die Hilfe einer Mikrowelle gekocht? Nein, aber wenn alle Idioten das schafften, konnte es doch wirklich nicht so schwer sein.
Schwermütig erhob er sich vom Sofa und schleifte sich in die Küche.
Er öffnete den Kühlschrank und beäugte ihn intensiv. Er war gut gefüllt, wie immer. Adam ließ seinen Blick etwas weiter streifen, auch durch andere Schränke. Und dann fand er es: eine Konservendose, dessen Beschriftung folgendes bildete: Tortellini.
Dosentortellini. Allzu schwer konnte das ja nicht sein!
Er fischte die Dose aus dem Regal und schloss es mit seiner Schulter. Dann suchte er nach einem passenden Topf. Er wusste, für Spaghetti brauchte man einen tiefen Topf, also konnte es bei anderen Nudeln ja nicht anders sein. Adam nahm nicht irgendeinen Topf. Nein, er holte einen Suppentopf hervor.
Obwohl das Schrankregal mit den Töpfen direkt auf seiner Augenhöhe war, hatte er Schwierigkeiten den Topf einhändig aus dem Schrank zu hieven.
Es gab ein lautes Scheppern, als der Topf auf den Boden aufschlug. Adam hatte ihn nicht mehr halten können. Dem Topf war nichts passiert, bis auf einen Kratzer. Na super, da würde Leo sich richtig drüber freuen.
Nicht drüber nachdenken, einfach weitermachen, als wäre nichts geschehen. Das war Adams Devise seit eh und je.
Er hievte den Suppentopf auf den Herd und schaltete ihn ein. 60 Grad, so hatte er es eben im Internet gelesen. Musste das Wasser in den Topf bevor oder nachdem die Tortellini drin waren? Er machte einfach mal. Mehr als schiefgehen, konnte es ja nicht. Er schnappte sich einen zweiten Topf und ließ das Wasser der Spüle hinein. Heißes Wasser; konnte doch nur behilflich sein, oder? Er stellte den Wasserhahn ab und kippte den Inhalt des zweiten Topfes in den Suppentopf. Dann stellte er den zweiten Topf in die Spüle und kramte einhändig nach einem Dosenöffner.
Adam blickte etwas verzweifelt den Dosenöffner an. Nur wenige Momente später saß er auf dem Fußboden, die Konservendose zwischen seinen Füßen eingeklemmt und versuchte einhändig den Öffner um die Dose zu drehen. Klappte aber natürlich nicht.
„Scheiße!“, murmelte Adam, als er beim ersten Mal abrutschte, „Fuck!“, brüllte er, als es zum 26. Mal passierte. Er war kurz davor die Dose durch die gesamte Wohnung zu pfeffern, damit sie endlich aufging. Das einzige, was Adam davon abhielt es auch wirklich zu tun, war die Vorstellung von Leos enttäuschtem Gesicht.
„Willst du das Messer zu spüren kriegen, du scheiß Blechdose, oder was?“, schnauzte er die Tortellini an. Adam stellte sich dabei sein Schweizer Taschenmesser vor, das, wie er schnell bemerkte, leider noch im Präsidium lag. Dann aber fiel ihm etwas auf, etwas, das er in seiner Rage ganz offensichtlich übersehen hatte: das Ding hatte so eine Metalllasche am Deckel. Damit man es einfacher öffnen konnte.
Nachdem er das begriffen und die Wut darüber, wie er hatte so blind sein können, wieder etwas abgenommen hatte, machte er sich daran sie zu öffnen. Und siehe da: es funktionierte. Adam erhob sich vom Küchenboden und war bereit die Tortellini in den Topf zu schütten, als er bemerkte, dass das Wasser im Topf brodelte. Oh, und wie das brodelte. Ein bisschen verängstigt schüttete er den Inhalt der Konservendose hinein, und prompt fiel die Blechdose gleich hinterher.
„Scheiße!“, zischte er, griff der Dose nach und fischte sie aus dem kochend heißen Wasser. „Fuck!“ Er lies die Nudeln in Ruhe kochen, hielt seine verbrannte Hand unter den Wasserhahn und bemerkte, dass das Wasser über den Topf schwappte. „Mist!“, schnell hüpfte er zum Herd hinüber und drehte den Schalter etwas hinunter. Wie lange mussten diese scheiß Nudeln eigentlich kochen? 10 bis 12 Minuten, so sagt das Internet. Wie lange lagen die Nudeln nun schon im Wasser? 6 Minuten? Zehn Minuten? Ein bisschen länger würde wohl kaum schaden.
Tortellini kann man nicht einfach so essen; das könnte ja jeder. Da musste noch etwas hinzu. Sowas grünes, was Leo immer rüber streut. Irgendsoein Gewürz. Adam fiel dieser scheiß-bescheuerte Name nicht ein. Aber mal wieder spuckte das Internet die Antwort aus: Parmesan. Und das fand Adam auch relativ schnell.
Die Tortellini waren nun wahrscheinlich fertig, und Adam schnappte sich eine Kelle (wenigstens eine durchlässige und keine Suppenkelle, so doof war Adam dann doch nicht) und schaufelte die Tortellini auf zwei Teller. Allerdings sahen sie weniger aus wie Tortellini, sondern eher wie eine wasserdurchtränkte Pampe. Nicht sehr appetitlich.
Aber dafür gab es ja Parmesan. Und Salz; damit wieder Geschmack hinein kam. Ein bisschen mehr, für mehr Geschmack; versteht sich.
Adam stellte den Herd aus und den Suppentopf in die Spüle. Der Salzsteuer stand auf dem Tisch, neben den zwei Tellern. Hatte er das Essen schon gesalzen? Oder noch nicht? Nun ja, ein bisschen mehr konnte ja nicht schaden. Die Pampe sah aber immer noch nicht sonderlich appetitlich aus.
Adam warf nochmal einen Blick in den Kühlschrank. Er holte ein rotes Gemüse hinaus und schnappte sich Messer und Schneidebrett. Es war keine Paprika, sondern eher länglich und ein wenig gekrümmt. Ah ja, Peperoni. Das war es.
Adam war schon ein bisschen stolz darauf, wie gut es ihm geglückt war, die Peperoni zu zerstückeln und sich dabei nicht in die Finger zu hacken. Nicht so anmutig wie erhofft „streute“ er das Gemüse über den Tortellini-Matsch, aber so, dass die Tortellini ein wenig verdeckt waren. Adam stellte die Teller zusammen mit Besteck auf den Esstisch und all seine Kochutensilien in die Spüle.
Da hörte er auch schon, wie der Schlüssel im Türschloss umgedreht wurde. Leo entledigte sich seiner Schuhe und hängte seine Jacke auf. Er ging durch die Wohnung, Adam suchend, und stoppte in der Küche. Mit skeptischen Blick inspizierte er seinen Mitbewohner und das Chaos in der Spüle.
„Ich hab gekocht“, erklärte Adam kurz. Leo war, milde gesagt, sprachlos. Ihm fehlten die Worte, und nicht nur, dass er sie nicht vernünftig formulieren konnte, sondern sein ganzes Gehirn hatte einen Kurzschluss.
Adam. hatte. gekocht. Was immer das auch werden sollte, Leo konnte sich nur schwer vorstellen, dass etwas Gutes dabei herausgekommen war. An Adams Gesicht konnte er ablesen, dass er ihn immer noch so skeptisch beäugte.
„Tschuldigung“, murmelte Leo. Er wand sich von Adam ab, und blickte zum Esstisch. Spärlich gedeckt. Zwei Teller und Besteck. Sonst nichts. „Daran müssen wir nochmal arbeiten“, sagte er zu Adam und holte zwei Gläser aus dem Schrank. „Was ist mit deiner Hand?“, er stellte die Gläser ab und griff nach Adams verbrannter Hand.
„Alles gut“, meinte Adam. Da war Leo aber auch schon losgeeilt, um Adam Sachen zum Verarzten zu holen. „Ah!“, zischte Adam und zog seine Hand weg.
„Adam“, Leo blickte ihn etwas genervt aus seinen wunderschönen Augen an. Adam streckte seine Hand wieder aus und Leo schmierte die Wundsalbe drauf. „Unglaublich, rechts und links. Hoffentlich dauert deine Genesung jetzt nicht noch länger. Du hast nämlich viel verpasst, mein Lieber.“
„Also, was gibt’s denn?“, Leo schaute auf seinen Teller. Das Auge isst ja bekanntlich mit, und Adam war jetzt auch nicht der Sterne-Koch, aber man durfte doch wohl noch hoffen.
„Ist vegan“, brummelte Adam und setzte sich, „Glaub ich“, schob er leise nach. Adam sah mindestens genauso verängstigt aus, wie Leo sich fühlte, bei dem Gedanken daran dieses Zeug, was auch immer das war, zu essen.
„Guten Appetit“, gleichzeitig begannen sie zu essen. Und gleichzeitig begannen sie zu husten.
„Sag mal, wie viel Salz hast du denn da bitte raufgetan?“
„Scheiße, wieso ist das so scharf?“
Adam trank in einem Zug sein Glas Wasser aus, aber das half auch nicht. Im Gegenteil, es machte es sogar schlimmer.
„Muss du doch selber wissen, hast du ja schließlich raufgetan.“
„Diese fucking Peperoni!“
„Peperoni? Das ist Chili!“ Leo wurde von einem weiteren Husten unterbrochen. „Und was ist das überhaupt?“ Leos Stimme war höher als gewöhnlich, wie immer, wenn er verwirrt war. Mit seiner Gabel hielt er den durchtränkten Matsch hoch.
„Das sind, waren, Tortellini“, sagte Adam kleinlaut.
„Aber die sind doch komplett durch?!“
„Sind sind ein bisschen zu lange im Wasser gewesen.“
„Das sind Tortellini, die kommen überhaupt nicht ins Wasser!“, aber Leo war nicht sauer.
„Aber das sind doch Nudeln, oder etwa nicht?“ Und das war der Punkt, an dem Leo nachgab. Er lachte. Nicht direkt über Adam, aber, dass man seine Verwirrung in seinem Gesicht ablesen konnte.
Und auch Adam weichte auf und fing an zu lachen. So oft, wie er heute auf seinem Handy nachgeschaut hatte, hätte er auch gleich mal „Wie kocht man Tortellini“ googeln können.
Adam nahm die Gabel wieder in die Hand und begann erneut zu essen.
Leo blickte ihn ungläubig an: „Adam, das kann man doch nicht essen!“
„Naja, ich schmeiße ganz sicher kein Essen weg!“, kam Adams Gegenantwort.
Und widerwillig nahm Leo wieder die Gabel und zwang sich aufzuessen. Wie hieß es noch, geteiltes Leid ist halbes Leid. Es machte es ein wenig besser, dass Adam genauso angeekelt aussah, wie er sich fühlte.
Außerdem half es auch, dass Adam es versucht hatte. Adam hatte versucht, etwas für sie beide zu kochen. Der Gedanke zählte, das würde Leo sich merken, denn nie wieder in seinem Leben würde er Adam wieder allein in seine Küche lassen. Und das nächste, was er ihm beibringen würde, war: den Unterschied zwischen Peperoni und Chili zu erkennen.
„Und schreib Milch auf die Einkaufsliste. Die ist jetzt nämlich leer“, sagte Adam und beobachtete, wie Leo ihn wieder angrinste. Da Adam nicht gewusst hatte, wohin mit den benutzten Kochutensilien, machten sie gemeinsam den Abwasch. Leo wusch, Adam trocknete. Gute Einteilung.
„Ach ja, und der Topf hat jetzt einen Kratzer“, sagte Adam, als Leo den Suppentopf genau ins Auge nahm.
„Ja, und der Boden, der ist auch nicht unbeschadet davongekommen“, Leo deutete auf die Stelle, wo der Topf aufgeschlagen war.
„Oh.“
Doch Leo war überhaupt nicht böse, sondern kicherte in sich hinein. „Ich werde es Erinnerung halten, als den Tag, an dem du für mich kochen wolltest!“
Adams Magen grummelte.
„Hast du immer noch Hunger? Oder rebelliert dein Magen nur?“
„Beides.“
Die beiden räumten alles zurück an seinen richtigen Platz und Leo schnappte sich sein Handy: „Na komm, ich bestell ‘ne Pizza und dann schmeißen wir uns vor den Fernseher. Was kommt eigentlich?“
Adam hatte die Fernsehzeitung in letzter Zeit sehr gut studiert: „Tatort“.
Leo verdrehte die Augen: „Ach, nö!“
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