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2025-03-24
Schlüsselerlebnisse im Zeitalter moderner Büroinfrastruktur
Unser großes Kind begleitet mich seit einiger Zeit in der Früh beim Verlassen der Wohnung gerne noch bis ins Stiegenhaus – und öffnet mir dafür auch gern hilfsbereit die Tür. Sehr lieb!
Blöd nur, dass das irgendwie meine gut eingeübten Abläufe durcheinander bringt, was dazu führt, dass ich eines schönen Frühlingstages meinen Schlüsselbund in der Wohnungstür stecken lasse. Das fällt mir zwar schon auf dem Weg zum Bahnhof auf – hilft aber nix, wenn ich jetzt noch zurückgehe, verpass ich den Zug, dadurch auch Termine, etc. pp.
Das ist aber alles halb so wild, ins Büro kommen wir schon seit Ewigkeiten mit Chipkarten und nicht mit Schlüsseln, denk ich mir, und steig unbeirrt in den Zug ein, fahre ins Büro, setze mich hin und … möchte das Rollwagerl aufsperren, um ihm meinen Bürolaptop zu entnehmen. Oh wait. (Seit wir – zumindest theoretisch – eine Shared-Desk- und Clean-Desk-Policy pflegen, sollen wir möglichst nix mehr auf den Schreibtischen liegen lassen und dementsprechend unsere Habseligkeiten im Rollwagerl verwahren.)
Nachdem der erste Anflug von Panik verflogen ist, pilgere ich zum Büro der Studiengangsadministratorinnen und Departmentassistenten – wenn wer sich auskennt, dann die. Auf mein bereits resigniertes »wenn ich den Rollwagerlschlüssel daheim vergessen hab, kann ich eh genau nur noch heimfahren, oder?« kommt wieder erwarten eine positive Replik: Nein, es gebe einen Kollegen, der wisse vielleicht, wie es mit Ersatzschlüsseln aussehe.
Der gute Mann ist zwar gerade im Krankenstand, hebt aber trotzdem ab und erklärt mir gut gelaunt, dass ich nur die Seriennummer des Rollwagerls abphotographieren und damit zu einem Büro neben der IT-Support-Abteilung gehen müsse. Dort fände ich einen netten Menschen, der mir einen Ersatzschlüssel aushändigen könne.
Exakt das tue ich auch und kann mit erstaunlich wenig Verzögerung in den Arbeitstag starten.
PS: Darüber, wie genau meine Identität vor Aushändigung des Ersatzschlüssels geprüft wurde, sprechen wir an dieser Stelle lieber nicht.
#Büroalltag#Ersatzschlüssel#Schließtechnologie#Lukas Daniel Klausner#Zugangskontrolle#Schlüssel#Workaround
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2025-07-25
Die Übertragbarkeit von eSIMs
Für den gemeinsamen US-Urlaub haben mein Mitreisender und ich jeweils eine eSIM gekauft – er über eine Schweizer eSIM-Website, ich über einen T-Mobile-Reseller aus Taiwan, der mir ein handgestempeltes Pappkärtchen mit einem QR-Code per Post zuschickt. Beide Anbieter erweisen sich als seriös, und meine Risikofreude wird mit unbegrenztem Datenvolumen (vs. 30 GB für den Mitreisenden) und mit einer US-Telefonnummer belohnt.
Interessant wird es, als wir kurzfristig neue iPhones benötigen (don‘t ask), denn während Techniktagebuchautorinnen in Europa gute Erfahrungen mit eSIMs als optionale Alternative zu physischen SIM-Karten machen, gibt es auf anderen Kontinenten für Apple-Nutzerinnen keine Wahl: US-amerikanische iPhones haben seit einigen Jahren keinen SIM-Kartenslot mehr.
Wir müssen also die physischen SIM-Karten unserer deutschen Mobilfunkanbieter in eSIMs umwandeln (um Anwendungen wie Signal mit unseren deutschen Telefonnummern registrieren zu können) und die bereits aktivierten eSIMs für die US-Mobilfunknetze auf die neuen Geräte übertragen. Some carriers support eSIM Quick Transfer, allowing you to transfer the SIM from your previous iPhone to your new iPhone without needing to contact them., sagt Apple. Ich erkundige mich bei Aerobile und erhalte eine bedauernde Antwort (I apologize but no. You need to pay additional 10$ for a new QR code.). Tatsächlich geht es aber – vielleicht gilt die Auskunft nur für die Übertragung zwischen Smartphones unterschiedlicher Hersteller. Im Vergleich dazu unterstützt Yesim die Schnellübertragung wirklich nicht, und mein Mitreisender muss seine User ID, seine E-Mail-Adresse, den Produktnamen, die Kreditkartennummer und den Namen des Betriebssystems angeben, um (kostenlos) einen neuen QR-Code zu erhalten.
Die Bestellung neuer eSIMs aus Deutschland funktioniert dagegen für uns beide einheitlich: Bestellung über die jeweilige App des Mobilfunkanbieters, Bereitstellung innerhalb von 30 Minuten, Aktivierung (bei bestehender WLAN-Verbindung).
(Jan Eden)
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Anfang August 2025
Alles wird schlechter! Anderer Meinung: Meine Mutter
Morgens macht meine Mutter vor dem Fernseher Gymnastik. Abends will sie die Tagesschau sehen. In beiden Fällen verpasst sie meistens den Anfang, aber weil sie es deshalb oft übt, weiß sie, welche Knöpfe auf der Fernbedienung in welcher Reihenfolge zu drücken sind, um die Sendung neu zu starten. Ich werde oft dazugerufen, wenn etwas klemmt, kann aber nur danebenstehen und beruhigende Geräusche machen, weil ich von Fernsehern allgemein und diesem Fernseher speziell keine Ahnung habe.
In letzter Zeit ist ein neues Problem dazugekommen: Bei irgendeiner Frage muss "Akzeptieren" oder "Ablehnen" ausgewählt werden, bevor es weitergeht. Die Mutter ist der Meinung, es gehe um was mit Reichweitenmessung. Ist aber egal, weil man es mit der Fernbedienung sowieso weder bestätigen noch ablehnen kann. Die Frage kommt jeden Tag wieder, wenn die Mutter versucht, eine Sendung neu zu starten.
"Alles wird schlechter!", sage ich, "früher konnte man den Fernseher nur einschalten und ausschalten, das ging zuverlässig immer!"
Meine Mutter widerspricht: Das mit dem Neustarten von Sendungen, das sei schon viel besser als früher. Darauf möchte sie nicht verzichten.
Leider wird genau das bei Reddit als Lösung für das offenbar verbreitete Problem genannt. Die Frage des Fernsehers scheint von Cookies zu handeln, und das Problem tritt vielleicht nur bei Fernsehern von LG auf. Man soll HbbTV, also die Internetfunktionen des Fernsehers, einfach abschalten, sagen die Leute bei Reddit. Dann kommt die lästige Frage nicht mehr. Man kann dann aber auch nicht mehr zurück an den Anfang von Sendungen springen.
Weit unten in der langen Reddit-Diskussion hat jemand eine andere Lösung: Man soll sich ein Pi-hole zulegen. Und ich habe letztes Jahr in diesem Haushalt ein Pi-hole eingerichtet!
Ich sehe in der Admin-Übersicht des Pi-hole nach, womit sich der Fernseher verbinden wollte: Sehr, sehr oft mit Netflix (wird in diesem Haushalt nie benutzt) und ein paarmal mit "itv.ard.de". Ich verbiete dem Fernseher, mit dieser Adresse zu reden. Ob das helfen wird, weiß ich zum Aufschreibezeitpunkt noch nicht, denn ich kann die Problemfrage nicht absichtlich herbeilocken zum Testen. Ich bin aber schon jetzt sehr zufrieden damit, dass ich mich nicht einfach mit dem Schlechterwerden von allem abfinden muss.
Update einige Tage später: Es hat geholfen, die unbeantwortbare Frage ist seitdem nicht mehr aufgetaucht.
(Kathrin Passig)
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2. August 2025
Digital, aber nicht völlig papierlos
Mein Reisepass läuft im Herbst ab. Ich brauche also einen neuen Pass und dafür ein neues Passfoto. Den entsprechenden Termin beim Bürgeramt kann ich mit einigen Wochen Vorlauf problemlos klicken. Dort kann man wohl auch gleich das Foto machen lassen. Gerüchte besagen aber, dass es dabei manchmal technische Probleme gibt.
Meine Frau arbeitet in einer Behörde und weiß aus einer internen Mail, dass man die neuerdings erforderlichen rein digitalen Passfotos auch bei DM Drogeriemärkten anfertigen lassen kann.
Ich gehe also den nächsten dieser Märkte und frage eine Verkäuferin. Sie konsultiert zunächst noch einmal das Smartphone, das sie an einer Kordel um den Hals hängen hat, damit sie mir auch die richtige Sorte Passfoto für einen Reisepass verkauft.
Nachdem das geklärt ist, bittet sie mich auf einem Hocker neben der Fototheke Platz zu nehmen. Dahinter befindet sich eine weiße Fläche in ca. DIN A2 Größe. Sie hebt dann das Smartphone und fotografiert mich, offenbar mit einer speziellen App für diesen Zweck.
Sie zeigt mir das Foto, ich nicke es ab und sie zieht sich hinter die Fototheke zurück und gibt Dinge in einen Computer ein. Daraufhin beginnt ein Fotodrucker unter der Theke zu surren und sie händigt mir zwei postkartengroße Ausdrucke in einer passenden Papierhülle aus.
Auf einem dieser Ausdrucke befindet sich wohl zur Sicherheit noch einmal das Passfoto. Daneben steht der Data Matrix Code, mit dem das Foto bei der Ausweiserstellung innerhalb der nächsten sechs Monate von einem Cloud-Server heruntergeladen werden kann.
Ich muss also nur noch 5,95 € an der Kasse bezahlen und bin fertig. Mir ist allerdings nicht klar, welcher Teil dieses Vorgangs nicht von Privatpersonen in Eigenregie hätte durchgeführt werden können. Bestimmt irgendwas mit Datenschutz und Zertifikaten. Vielleicht ist es aber auch nur ein Zugeständnis an die darbende Fotografiebranche.
(Virtualista)
#Reisepass#Bürgeramt#Passfoto#Biometrisches Passfoto#Passbild#Drogeriemarkt#Fotografie#Digitalfotografie#Smartphone#Data Matrix Code#QR-Code#Barcode#Cloud#Virtualista#erstes Mal
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3. August 2025
Meine Papier-Visitenkarten sind plattformunabhängig und zukunftsfest und haben schon drei Technologien überlebt
Als ich heute wieder eine meiner Visitenkarten rausgebe, fällt mir auf, dass ich eine Angabe darauf gleich streichen kann: Skype: thomaswiegold steht da, neben Festnetz- und Mobilfunknummer und der URL meiner Webseite (auf die Angabe einer physischen Adresse verzichte ich schon länger und nenne nur Berlin als Ort).
Aber Skype ist seit Mai dieses Jahres Geschichte. Das einstmals revolutionäre Angebot, einfach via Software weltweit zu telefonieren, und es kostete nix, und eine Telefonnummer musste man dafür auch nicht wissen: Das ist vorbei. Seit 2003 gab es diesen Dienst, lange bevor heutige Messengerdienste so ganz nebenbei auch Sprach- und Videotelefonie anzubieten begannen. Und am Ende zog Microsoft, das Skype 2011 übernommen hatte, den Stecker. (Und möchte statt dessen sein kostenpflichtiges Teams-Angebot als Ersatz platzieren.)
Nun habe ich Skype in den vergangenen Jahren kaum noch für den ursprünglich vorgesehen Zweck genutzt. Statt mit Personen zu telefonieren, nutzte ich es vor allem für Live-Schalten mit Fernsehsendern. Die Deutsche Welle vor allem schaltete fast immer via Skype (und dass sehr viele Sender weltweit nicht, wie in den Geschäftsbedingungen verlangt, das bei der Ausstrahlung kenntlich machten, war vielleicht auch ein wirtschaftliches Problem für Skype).
Aber es ist ja nicht das erste Mal, dass eine Kommunikationsangabe auf meiner papiernen Visitenkarte durch das Ende der dahinter stehenden Technik oder Technologie überholt ist. Genau genommen erlebe ich das bereits zum dritten Mal.
So hatte ich bis Ende der 1990-er Jahre eine Telex-Nummer. Also das Büro der Firma, für die ich arbeitete. Und die stand natürlich auch auf der gedruckten Karte. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob die Zeit der Telex-Kennung auf meiner Visitenkarte endete, weil ich 1999 die Firma verließ – oder ob vorher schon diese Übermittlungstechnik als überflüssig galt und die Nummer gar nicht mehr angegeben wurde.
Vor ein paar Jahren dann habe ich darauf verzichtet, eine Fax-Nummer auf die Karte zu drucken. Natürlich gab es Fax da noch, genauso wie es technisch gesehen heute noch existiert. Auch wenn es immer weniger genutzt wird. (Obwohl ich bislang darauf achte, dass mein Drucker ein Multifunktionsgerät ist, das auch als Faxgerät genutzt werden kann. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Fax versandt, geschweige denn empfangen habe.)
Die drei Kommunikationstechniken/-technologien sind also obsolet und finden sich nicht mehr auf meiner Visitenkarte. Die traditionellen analogen Papier (eigentlich Papp)kärtchen sind dagegen immer noch in Gebrauch, bisweilen hat man den Eindruck: mehr denn je. Aller Digitalisierung zum Trotz. Wer mal auf einer hippen Startup-Konferenz unterwegs war, weiß was ich meine.
Das hat vor allem einen, nennen wir es sozialen Grund. Jemandem seine Visitenkarte zustecken geht nebenbei und übrigens auch dann, wenn das Gegenüber zwar unwillig ist, sich aber nicht zu sehr wehrt. Dagegen bedarf es schon ausdrücklichen Kooperationswillens, gegenseitig die QR-Codes eines Messengerdienstes mit dem Smartphone einzulesen.
Außerdem: wer sagt denn überhaupt, dass der andere meine Kontaktdaten auf seinem Gerät haben will? Die Staatssekretärin oder das Vorstandsmitglied, denen ich meine Karte zustecke, die wollen selbst meine Daten gar nicht haben. Aber sie werfen die Karte in ihrem Vorzimmer ab, und da gibt's ne gute Chance, in der Adressdatei des Büros zu landen.
Mal ganz davon abgesehen, dass all die neuen Austausch-Techniken - FNC? QR-Codes? - eine begrenzte Lebenszeit haben. Oder kennt noch jemand einen Menschen, der (wie auch ich Anfang des Jahrtausends) immer noch seine Kontaktdaten über die Infrarot-Schnittstelle eines Palm Pilot übermittelt?
(Thomas Wiegold)
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Ende Juli 2025
Why giant ging fateen ptotiwer fetamen plianen flost, oder: Midjourney und ich illustrieren die Wissenschaft
Aleks fragt im Messenger, womit man Bilder generieren kann. Ich sage, mit Midjourney, und dass er gern meins dafür benutzen kann, weil ich sowieso schon bezahle. Dass ich dafür bezahle, hat mit einem inzwischen schon wieder verworfenen Plan zu tun, bei dem ich Holzschnitte im 15.-Jahrhundert-Stil lasergravieren lassen wollte, um eine Buchversion der besten "Robot Gernhardt"-Gedichte in Ultrakleinauflage damit zu stempeln. (Verworfen, weil in mehreren Hinsichten zu mühsam. Stattdessen gibt es jetzt Holzschnitt-T-Shirts, zum Teil von Midjourney, zum Teil wirklich aus dem 15. Jahrhundert.)
Dann stellt sich heraus, dass Aleks gar nicht so einfach mein Midjourney benutzen kann, weil es am Discord-Login hängt. Er müsste sich also als ich bei Discord einloggen, und das ist ihm zu umständlich. "Du kannst es gern fuer mich machen, wenn du willst, ich gebe dir prompts", sagt er. "hier, dieses bild hier ist was ich suche, so ungefaehr, in die richtung. https://www.astronomy.com/science/disk-surrounds-planetlike-object/. aber das kann viel einfacher sein, und das in der mitte viel groesser."
"okay, gib Prompts", sage ich.
"brown dwarf (oder wenn er das nicht kann, versuch es mit giant planet), with colorful clouds, and a flattened cloud around it, maybe with some rocks thrown in"
Ich sage zu Midjourney: "brown dwarf with colorful clouds, and a flattened cloud around it, maybe with some rocks, astronomy artist impression style"
Die Ergebnisse (man bekommt immer gleich vier) sind erst mal nicht sehr überzeugend ...
... und zum Teil absurd ...
Aleks' Vorschlag, direkt die ganze Pressemitteilung als Prompt zu nehmen, führt auch nicht zum gewünschten Ergebnis:
Eine Dreiviertelstunde und 148 Bilder später habe ich den richtigen Prompt gefunden. Er lautet:
"Large, glowing Brown Dwarf with a sandy, dusty disk around its equator. The Brown Dwarf is the only light source in the image. It is glowing with a dark orange light. Background with tiny pinpoint stars. Astronomy artist's impression style."
Jedes Wort in diesem Prompt habe ich durch Versuch und Irrtum gefunden.
Endergebnis ist dieses Bild:
"Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, in meiner Branche hassen einen dafür viele", sage ich, "ob es das wert ist, wenn die Illustration dann noch nicht mal gut ist?"
Aleks meint: "naja, auch nicht schlechter als irgendwelche artist’s impressions. es waere vermutlich gut, irgendwas zu haben, was nicht grundlegend falsch ist und es leichter macht, sich das irgendwie vorzustellen."
Dann erscheinen die auf der Pressemitteilung basierenden Artikel und enthalten tatsächlich dieses Bild, hier:
https://astronomynow.com/2025/07/30/lonely-giant-planets-may-form-their-own-planetary-systems/
und hier: https://orbitaltoday.com/2025/07/30/free-floating-planets-may-form-their-own-planetary-systems/
und hier: https://www.space.com/astronomy/exoplanets/james-webb-space-telescope-finds-giant-lonely-exoplanets-can-build-their-own-planetary-friends-without-a-parent-star
(Kathrin Passig)
#Midjourney#Bildgenerator#Astrophysik#Pressemitteilung#Illustration#Prompt#Kathrin Passig#Aleks Scholz#Discord#Workaround
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Juli 2025
Preis nach Wasserstand
Ich weiß nicht, wann es genau passiert ist, vermutlich irgendwann 2024 oder 2025. Jedenfalls hat das 1929 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk in der Nähe meines Elternhauses zwei Ladesäulen und Parkplätze für E-Autos bekommen, seit ich zuletzt genauer hingesehen habe. Ich freue mich sehr über den noch nie gesehenen Hinweis zur Preisgestaltung: "Preis nach Wasserstand".
Die zwei Preise, momentan 31 Cent für "AC 22 kW" und 35 Cent für "DC 160 kW" scheinen für Langsamladen und Schnellladen zu sein, wenn ich das als Nur-gelegentlich-Beifahrerin in E-Autos richtig interpretiere.
Das Wasserkraftwerk wird von zwei eher kleinen Bächen gespeist. Die Pumpspeicheranlage ist laut Wikipedia seit 2019 ganz abgeschaltet – einen der drei künstlichen Seen auf den umliegenden Bergen nutzen meine Mutter und ich als Badesee, in einem anderen haben wir früher gebadet, als er noch Wasser enthielt. Seit 2018 ist er leer. Ich habe nie verstanden, warum eine funktionierende Pumpspeicheranlage ausgerechnet in den Jahren außer Betrieb genommen wurde, in denen überall über das Fehlen von Stromspeichermöglichkeiten geklagt wird. Aber zwischen 2019 und 2022 ist das Kraftwerk offenbar "revitalisiert" worden und auch die Pumpspeicheranlage sollte jetzt oder demnächst wieder funktionieren. Im Speichersee ist schon wieder ein bisschen Wasser zu sehen.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht mit dem alten Kraftwerk und werde versuchen, zu verfolgen, ob sich der Wasserstand in Höll- und Saulochbach wirklich auf die Ladesäulenpreise auswirkt.
(Kathrin Passig)
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26. Juli 2025
24 Stunden Warten auf einen schönen Museumszug, das ist doch nicht zu viel
Der eigentliche Plan ist wetterbedingt ausgefallen, deshalb muss schnell eine Ersatzwanderung mit der Verwandtschaft beschlossen und geplant werden. Alle haben Meinungen, die Situation ist unübersichtlich. Ich sagte nach Konsultieren der DB-App "gehen wir doch nach Dings und fahren mit dem Zug zurück". Die Verwandten äußern Skepsis, ob Dings überhaupt noch als Bahnhof existiert oder auch nur als Bedarfshaltestelle, aber ich argumentiere "die App hat es gesagt".
Der Bahnhof ist ein winziges Holzhäuschen im Wald. Am Häuschen hängen Zettel, auf denen steht, dass dort an ca. 10 Tagen im Jahr ein Museumszug fährt. Leider gibt es keinen Handyempfang, so dass ich nicht herausfinden kann, ob mich die Bahn-App belogen hat oder ob ich was falsch gemacht habe.
Meine Verwandtschaft ist nett, deshalb schaut mich niemand vorwurfsvoll an, oder höchstens von hinten, wo ich es nicht sehe, während wir zu Fuß zurückgehen. Als es wieder Internet gibt, erkenne ich, dass die Bahn-App mir bei meiner Suche für Samstag kommentarlos die Verbindungen für Sonntag angezeigt hat. Denn der Sonntag ist einer der Tage, an denen der Museumszug fährt. Bei jedem längeren Aufenthalt an einem Bahnhof kommt eine deutliche Warnung, aber diese 24 Stunden Wartezeit waren der Bahn keine Warnung wert. Man hätte halt genau aufs Datum der Ergebnisse schauen müssen.
Als ich es am Montag noch mal ausprobiere, bekomme ich das Ergebnis "no search results", denn der nächste Zug an dieser Haltestelle wird erst in ein paar Wochen fahren. So hätte ich mir das am Samstag auch gewünscht. Vielleicht findet die Bahn 24 Stunden Warten auf einen schönen Museumszug ja vertretbar.
(Kathrin Passig)
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27. Juli 2025
Die Arbeit in der Cloud verschafft mir einen arbeitsfreien Sonntag
Es gab einen Termin, vor wenigen Wochen, wir wollen ein Dokument mit einer Gruppe fertig stellen. Bis Anfang August, naja, das sollte zu schaffen sein. Verschiedene Leute aus verschiedenen Organisationen sollen dazu beitragen. Es wird davon gesprochen, die Dokumentvorlage mit den bisher erarbeiteten Stichwörtern per Mail zu senden; ich mache den Vorschlag, dieses als gemeinsam zu bearbeitendes Dokument in einer Cloud bereitzustellen. Für mich etwas überraschend lassen sich tatsächlich alle Mitwirkenden darauf ein (einige erfreut über den Vorschlag, einige nur mit etwas Grummeln).
Kurz darauf wird ein Link zu dem Dokument in der Cloud herumgeschickt, ich probiere es aus, und, ja: Der Zugriff funktioniert.
Hätte ich mir mal ne lokale Kopie angelegt. Denn: Heute, ein paar Tage vor der Deadline, will ich also meinen Teil beitragen, jedoch: Der Link funktioniert nicht mehr. Fehlermeldung, die Datei scheint zugriffsgeschützt oder verschoben oder was-weiß-denn-ich zu sein.
Das ist ärgerlich, weil heute Sonntag ist, es regnet und ich heute Zeit hätte, daran zu arbeiten. Aber vielleicht ja auch gut, weil ich so zu einem arbeitsfreien Sonntag komme. (Morgen, am Montag, wenn mir die zuständigen Personen wieder den Zugriff auf die Datei einräumen können, ist mein Zeitplan nur leider verflixt eng. Hmrgs.)
(Molinarius)
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22. und 23. Juli 2025
Weniger wischen in der Waldbahn
In den letzten Jahren wurden Tickets in der "waldbahn", die zwischen Plattling und Bayerisch Eisenstein verkehrt, immer durch Herumwischen auf dem Fahrgasthandy kontrolliert.
Am 22. Juli sehe ich zum ersten Mal ein Scangerät im Einsatz. Wie in großen Zügen!
Am 23. fahre ich eine andere, vielleicht weniger urban ausgestattete Strecke der Waldbahn. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ein Tagesticket gelöst habe. Jedenfalls muss wieder gewischt werden, allerdings wirkt die Zugbegleiterin zögerlich und fragt vorher. Wie sie das genau in Wort und Geste ausdrückt, muss undokumentiert bleiben, es ging zu schnell. Jedenfalls muss ich nicht, wie früher, schnell das Handy wegziehen, um es selbst zu machen. Ich schiebe den QR-Code nach oben, so dass der darauf folgende Text für die Zugbegleiterin sichtbar wird. Sie liest den Text und bedankt sich. Wie früher.
(Kathrin Passig)
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Freitag, 18. Juli 2025, 14:07 Uhr bis ungefähr 22:30 Uhr
Echtzeit ist auch keine Lösung
Mir fällt ein: Ich muss noch schnell eine Rechnung bezahlen, die heute fällig ist. Ich hätte es fast vergessen, aber da es ja jetzt Echtzeit-Überweisungen gibt, sollte das kein Problem sein. Also schnell das Handy gezückt, Banking-App geöffnet, IBAN, Betrag, Verwendungszweck eingetippt – alles bereit für die Echtzeit-Überweisung. Das Geld soll ja noch heute beim Empfänger ankommen. Jedoch, leider:
Foto vom Handybildschirm mit der Fehlermeldung (Gemacht bei einem der vielen späteren Versuche, mit einem Handybildschirmabfotografierhandy, da natürlich die Banking App aus Sicherheitsgründen keine Screenshots zulässt)
Und das war’s dann wohl mit der Echtzeit. Ich habe es mehrfach probiert. Jedes einzelne Mal musste ich alle Überweisungsdaten komplett neu eintippen – weil die Postbank-App so etwas wie das Zwischenspeichern einer fehlgeschlagenen Überweisung offenbar nicht kennt oder nicht möchte. Jedes Mal: Empfänger, IBAN, Betrag, Verwendungszweck mit Kundennummer und Rechnungsnummer. Jedes Mal die gleiche Fehlermeldung. Scheint eine elegante Lösung zu sein, die Pflicht zur Echtzeitüberweisung zu umgehen: Einfach eine Fehlermeldung ausspucken. Wenn ich die Überweisung jetzt als normale Überweisung aufgebe, kommt das Geld wahrscheinlich erst am Dienstag beim Empfänger an, weil bei der Postbank ja am Freitag ab 14 Uhr Wochenende ist; sie wird dann also erst am Montag bearbeitet, zzgl. Überweisungslaufzeit von einem Tag macht: Dienstag. Dienstag, das ist deutlich zu spät und wäre mir peinlich.
Schließlich mache ich die Überweisung deshalb von meinem Geschäftskonto bei N26 – was natürlich genau nicht der Sinn eines Geschäftskontos ist: das Vermengen von Privatem und Geschäftlichem. Aber besser als ein Mahnschreiben. Die Echtzeitüberweisung klappt dort sofort, es ist mittlerweile so gegen 22:30 Uhr.
Der ganze Vorfall erinnert mich wieder mal daran, mich zu fragen, warum ich eigentlich noch bei der Postbank bin. Die ehrliche Antwort: weil sie in den 1980er Jahren mal modern war, ich einen Kontowechsel scheue und meine bisherigen Wechselversuche leider nicht zu einer neuen langfristig zufriedenstellenden Kundenbeziehung führten [1, 2, 3, 4].
(Molinarius)
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Juni 2025
Der Rechner war vorbereitet, ich war es auch
Ich soll meine Vorlesung in einem neuen Raum halten, in dem ich noch nie unterrichtet habe. Also gehe ich sicherheitshalber eine Stunde vorher hin, logge mich am Rechner ein und bereite alles vor – irgendwas hakt in unbekannten Räumen ja gerne mal. Vor allem die Videoübertragung will ich testen. Alles funktioniert. Ich sperre den Rechner und gehe entspannt zum Mittagessen.
Zehn Minuten vor Veranstaltungsbeginn bin ich zurück im Raum. Erste Studierende sind schon da. Ich will nur den Rechner entsperren, um anzufangen – doch dann:
Foto: Der Rechner und mein Benutzerkonto sind gesperrt, mein Konto lässt sich nicht mehr verwenden.
Ich rufe aus dem Vorlesungsraum bei der IT an, arbeite mich telefonisch an allen Ticketsystem-Hürden vorbei und versuche, jemanden davon zu überzeugen, dass ich es wirklich bin – und kein Hacker, der gerade mit Social Engineering versucht, sich Zugang zu meinem Konto verschaffen. Schließlich habe ich Glück: Ich erreiche jemanden aus der IT, den ich persönlich kenne. Er glaubt mir und entsperrt mein Konto.
Vorlesungsbeginn: zehn Minuten verspätet. Was mich ärgert. Weil ich ja extra vorher alles sorgfältig vorbereitet hatte.
(Molinarius)
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12. Juli 2025
Personalisierte Orgel: Richtige Noten, aber falscher Schlüssel
Der Organist spielt die ersten Töne des Orgelstücks an der großen Mühleisen/Marcussen-Kirchenorgel im Konzert – und hält irritiert inne: Die Orgel klingt völlig anders, als er erwartet hatte.
Er will richtig registrieren (also die passenden Registerzüge betätigen, damit die Orgel wie gewünscht klingt) – aber man merkt ihm an: Er ist ziemlich durcheinander.
Dann klärt sich die Situation:
Er hatte die Orgel mit dem falschen Schlüssel eingeschaltet.
Die Orgel erkennt verschiedene Schlüssel und ruft damit zahlreiche Voreinstellungen des jeweiligen Besitzers ab – unter anderem, welche Register in welchen Kombinationen gespeichert sind.
Der Organist schaltet die Orgel aus, wartet kurz und startet sie erneut – diesmal mit seinem eigenen Schlüssel. Dann funktioniert alles und die Orgel klingt wie erwartet.
(Molinarius)
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Juli 2025
Telefonieren ohne Ortsgefühl
N., Abiturient, fragt mich, wie er vom Handy aus eine Telefonnummer in Hamburg anrufen soll: mit Ortsvorwahl oder ohne? Ortsvorwahl mit 0 oder ohne? Wir sind in Hamburg – und ihm ist nicht klar, wann man die Vorwahl mit eingeben muss.
Ich erzähle das, weil mir daran mehrere Dinge auffallen. Erstens: wie selten er überhaupt telefoniert. Zweitens: wie ungewohnt es ihm ist, eine Telefonnummer manuell einzutippen. Wenn er telefoniert, dann meist mit Freunden oder Familie, deren Nummer längst im Handy gespeichert ist.
Und drittens: Was ihn offenbar wirklich irritiert, ist das Konzept der Ortsvorwahl. Verständlich, wenn man bedenkt, dass für ihn Handys nie „neu“ oder „besonders“ waren, sondern einfach normal. In Mobilfunknetzen wird sowieso fast immer die komplette Nummer gewählt – mit Vorwahl, manchmal mit +49, und die 0 der Netzvorwahl lässt man dann aber weg… auch wieder verwirrend.
Er hat also kaum erlebt, was für mich früher Standard war: das Ortsgespräch über Festnetz, das man von Hand wählt, und bei dem man keine Ortsvorwahl eingeben musste. Ich erinnere mich noch an alte Visitenkarten von Handwerkern, auf denen nur die Rufnummer stand – ohne Vorwahl, weil die eben klar war.
Heute dagegen: „Vorwahl? Was soll das sein? Tipp einfach immer die ganze Nummer ein!“
(Molinarius)
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12. Juli 2025
Die Zahlungsmöglichkeiten im Café mal wieder
Eigentlich will ich nur das "Nur Kartenzahlung"-Schild fotografieren, denn erst vorgestern war ich in einem anderen Lokal, das oberflächlich betrachtet genau so nach alteingesessenem Kreuzberg-Friedrichshain aussah wie dieses, und dort war alles voll mit "auf keinen Fall Karte, geht weg mit euren Karten, hier nur CASH"-Schildern.
Auf dem Tresen steht noch mal ein Metallschild, das in zwei Sprachen auf NUR KARTENZAHLUNG hinweist, und daneben hängt noch mal eines.
Neben dem Bezahlterminal steht ein Glas mit Münzen drin und der Aufschrift "Tips here / Trinkgeld". Das Bezahlterminal bietet aber auch die Möglichkeit, Trinkgeld zu geben (was selten ist). Wegen des Glases frage ich: "Kommt das Trinkgeld bei dir an oder soll ich bar?" Denn das habe ich jetzt länger vernachlässigt, bin aber vor ein paar Tagen wieder daran erinnert worden, dass diese Frage immer nötig ist: An manchen Bezahlterminal-Orten kommt das Trinkgeld überhaupt nicht beim Personal an. Hier aber schon.
Während der Kaffee gemacht wird, frage ich, wie oft es vorkommt, dass jemand tatsächlich mit Bitcoin bezahlen möchte. Ich rechne mit einer Auskunft in der Richtung "einmal im Jahr, und ich persönlich weiß gar nicht, wie das geht und müsste die Chefin holen". Aber die Tresenfrau sagt: "Etwa sechs Mal pro Woche." Man habe aber auch einen Bitcoin-Stammtisch, der sich hier trifft. Ich frage, ob diese sechs Zahlungsvorgänge dann bei dem Stammtisch anfallen oder im Rest der Woche. Es ist im Rest der Woche. Der Aufkleber "TATSÄCHLICH" über dem Bitcoin-Aufkleber bedeutet also, dass es wirklich geht und der Bitcoin-Aufkleber nicht nur so ein Relikt von 2013 ist.
(Kathrin Passig)
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2019–2025
Immer noch mehr Elektroschrott
Als wir 2019 nach Kanada ziehen, misten wir in Dresden allerlei WLAN-Zubehör aus. Ich schäme mich, als wir ungefähr fünf Router unterschiedlicher Generationen, diverse Festnetztelefone, Receiver, Fernbedienungen und unzählige Kabel sowie ein Fax im Wertstoffhof vorbeibringen, nachdem wir im Freundes- und Bekanntenkreis alles wie Sauerbier zum Verschenken angeboten hatten. Konsummüll vom Feinsten.
In Kanada angekommen gilt es, die neuen Anbieter zu erkunden. Wir wissen schon, dass durch die Weite des Landes und die dünne, ungleichmäßige Besiedlung die Bereitstellung von Infrastruktur jeglicher Art teuer ist. Die Existenz von nur zwei großen Anbietern (Bell und Eastlink) tut ihr übriges zu einem Markt ohne wirklichen Wettbewerb. Allerdings gibt es in fast allen Provinzen kleinere Unternehmen, die ihr Internetangebot auf der Infrastruktur der beiden großen aufsatteln und etwas günstiger sind. In Nova Scotia, wo wir leben, gibt es zu diesem Zeitpunkt Netfox und Purple Cow. Obwohl uns die lila Kuh sympathischer ist, gewinnt Netfox durch eine Empfehlung, einen unschlagbar guten Kundendienst und ein prima Preis-Leistungsverhältnis.
Das Setup in unserer Wohnung macht ein Monteur von Eastlink, innerhalb eines Tages haben wir je eine 3G- und 5G-Verbindung. Im Alltag loggen sich drei Rechner, drei Mobiltelefone, ein Fernseher und gelegentliche Gäste ins WLAN ein. Zum ersten Mal nutzen wir dabei auch einen Internet-TV-Zugang, der wiederum über eine App namens Atop läuft. Schon nach einem Jahr müssen wir wieder ausziehen, weil sich unser Vermieter, dessen Geschäfte während der Pandemie schlecht laufen, das große Haus, in dem er bisher lebte, nicht mehr leisten kann. Glück im Unglück beschert uns im gleichen Gebäude eine etwas größere Wohnung mit grandioser Aussicht – wir ziehen nur ein Stockwerk höher. Die Ummeldung bei Netfox ist einfach. Alles bleibt beim Alten; wir brauchen keinen Monteur, sondern stöpseln lediglich unsere Modembox wieder ein. Es wirkt fast zu einfach, aber alles läuft wieder wie gewohnt.
Ein halbes Jahr später kommt es zu einem Ausfall beim Internetfernsehen. Es dauert ein paar Tage, bis alles ins Lot kommt. Dazwischen liegen unzählige Telefonate mit dem Kundendienst, der Technikabteilung und schließlich dem Provider des TV-Angebots Atop, der sich als sehr klein und familiär entpuppt. Ein Service-Mitarbeiter versichert mir, der Sohn des Chefs würde sich höchstpersönlich um die Wiederherstellung des Angebots kümmern. Ich stelle mir einen jungen Schnösel vor, der beim Zocken das falsche Kabel gezogen hat und nun unter dem Druck des Vaters leidet, das kaputte Internet wieder reparieren zu müssen.
Irgendwann habe ich den Chef höchstpersönlich an der Strippe. Er möchte wissen, ob ich bemerkt habe, dass mir vor dem Absturz ein paar mehr Kanäle zur Verfügung gestanden hätten? (Hatte ich nicht.) Neugierig, wie ich bin, frage ich ihn ein bisschen aus, denn wann hat man schon mal den CEO eines TV-Anbieters am Telefon? Robert Socci heißt er, sitzt in Richmond Hill / Ontario und ist seit über 25 Jahren im Besitz einer Lizenz von CRTC (das ist die kanadische Rundfunkbehörde) für die Verbreitung von Fernsehinhalten über das Internet. Ein paar Tage später ist das Problem behoben und damit hat es sich.
Bis zum April 2025, als Netfox mir eine E-Mail schickt, dass sie an Altima verkauft wurden. Ein Blick ins Internet klärt mich auf, dass Altima wiederum 2022 von Telus übernommen wurde. Telus hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, weil sie offenbar eher im Westen von Kanada operieren. Schöne neue Welt. Im Kapitalismus wird eben ständig ein kleiner Fisch von einem größeren geschluckt.
Der Nachteil von Altima tritt bald zutage. Das TV-Paket, das wir über Netfox hatten, gibt es so nicht mehr. Wir sollen ein neues bestellen, das zu allem Überfluss zwangsweise auch den amerikanischen Sender Fox beinhaltet. Eher hacke ich mir ein Bein ab. Der Mitarbeiter am Telefon klingt, als ob er in einem Callcenter in Bangladesch sitzt. Ich kündige das komplette Geschäftsverhältnis zum nächsten Monat.
Bei Eastlink werde ich als Neukundin erfreut begrüßt und erhalte für den gleichen Preis ein besseres Angebot. Einziger Haken: die gesamte Technik in der Wohnung muss ausgetauscht werden. Im Grunde sei alles ganz simpel. Ich könne im nächstgelegenen Eastlink-Laden mein Starterpaket abholen und dann selbst installieren. Sollte das nicht gelingen, so der Kundenberater, käme ein Techniker umsonst ins Haus. Es klingt ein bisschen zu einfach, aber wir lassen uns ja gerne positiv überraschen.
Das Starterpaket besteht aus vier Komponenten (=Kartons). Eine Modembox, ein eero 7, ein TV Evoforce 1 (eine sogenannteTivo-Box) sowie die dazugehörige Fernbedienung. Wir tauschen die Modemboxen aus und schließen das eero 7 an. Laut Hersteller „ein Wi-Fi 7-Router, ideal für Kunden mit Multi-Gigabit-Internetplänen, die eine kostengünstige Möglichkeit suchen, ihr Heimnetzwerk aufzurüsten, um die Vorteile der neuesten drahtlosen Technologie nutzen zu können. Der eero 7 ist in der Lage, kabelgebundene Geschwindigkeiten von bis zu 2,3 Gbit/s und kabellose Geschwindigkeiten von bis zu 1,8 Gbit/s zu liefern, wodurch er sich gut für Internettarife mit 2,5 Gbit/s eignet.“ Was wir sofort merken, nachdem es installiert ist: die Geschwindigkeit ist für kanadische Verhältnisse sensationell. Da wir häufig große Datenmengen übertragen, eine sehr erfreuliche Nachricht.
Das Fernsehen ist ebenfalls rasch umgerüstet. Einzig ein uns lieber Kanal fehlt: CBS, auf dem täglich die Trivia-Show Jeopardy läuft, die wir geradezu religiös schauen. Ein Anruf beim Anbieter und auch das ist schnell behoben. Doch nun haben wir, nach nur sechs Jahren, wieder eine Menge Elektroschrott zu entsorgen …
(Sonya Winterberg)
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6. Juli 2025
Fusselkur für den USB-Port
Vor vier Jahren habe ich über das Starthilfekabel meines Telefons berichtet: Der USB-C-Port funktionierte nur mit manchen Kabeln, aber es gab auch Kabel, nach deren Einstecken das eigentlich (wegen Länge, Leistung oder Position) gewollte Kabel doch funktionierte.
Das Telefon hat damals noch bis Mai 2022 gehalten, dann musste ein neues her, das damit aktuell drei Jahre alt ist – und seit einiger Zeit auch Ladehemmungen am USB-C-Port zeigt. Kein Kabel hält mehr fest, die meisten Kabel funktionieren gar nicht mehr. Nach drei Jahren das Telefon wechseln ist aber indiskutabel: Alles bis auf den Port funktioniert noch tadellos.
Ich gehe also auf die Suche nach Informationen, was sich tun lässt. Die meisten Fundstellen (Reddit ist der Ort der Wahl für die Recherche) machen »pocket lint«, also Fusseln aus der Tasche, für versagende USB-C-Ports verantwortlich.
Beim ersten Anlauf halte ich mich noch an die sicherheitsorientierten Tipps: Mit einem Holz- oder Plastikstäbchen vorsichtig prokeln, um nichts zu zerstören. Erfolg: Überschaubar. Es kommt so wenig Schmodder aus dem Port, dass ich ein anderes Problem vermute.
Nach ein paar Wochen wird es aber unerträglich. Ich greife zum Äußersten: Statt sanftem Holz nehme ich ein spitzes Metallinstrument, das ich in einem gemischten Set von Werkzeugen für Hautunreinheiten im Bad finde. Beherzt schabe ich den USB-Port aus, und erstaunlich viele komprimierte Taschenfusseln kommen raus. (Das kann man auch in den Antworten auf die sicherheitsorientierten Tipps so lesen.) Erste Tests sind erfolgreich: Alle Stecker rasten mit einem befriedigenden Klick ein, trotz martialischem Staubschaber funktioniert alles tadellos.
(Felix Neumann)
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