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Techniktagebuch
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Ja, jetzt ist das langweilig. Aber in zwanzig Jahren!
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techniktagebuch · 16 hours ago
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20.1.2025
Online-Speedpuzzeln, ein Erfahrungsbericht
Im zarten Alter von 43 entdecke ich eine Disziplin, in der ich sowohl wettbewerbsfähig als auch wettbewerbsinteressiert bin: Speedpuzzeln.
Speedpuzzeln, ist, wie man sich schon denken kann, Puzzeln auf Zeit. Üblicherweise gibt es mehrere Unterdisziplinen: Einzel, Paar und Team, meistens mit 500 oder 1000 Teilen. Speedpuzzeln ist noch relativ jung, die erste Weltmeisterschaft der World Jigsaw Puzzle Foundation fand 2019 statt. 2024 nehme ich selber an der Weltmeisterschaft teil (ziehe allerdings nicht ins Finale ein), 2025 findet die erste offizielle deutsche Meisterschaft statt.
Es gibt aber auch mehr oder weniger inoffizielle Spaßwettbewerbe, die online stattfinden. Der nach meiner Kenntnis bekannteste Wettbewerb ist der Euro Jigsaw Jam, der von einer Neuseeländerin aus Trier organisiert wird. Die Teilnahme an den Wettbewerben ist sehr begehrt, alle paar Wochen werden die neuen Termine bekanntgegeben, für die man Puzzle bestellen kann und die Termine sind sehr schnell ausgebucht.
Beim letzten Mal habe ich für drei Termine Puzzle bestellt. Die Puzzle sind etwas teurer als sie im Handel kosten würden, man bekommt sie in Geschenkpapier verpackt mit einem aufgeklebten Zettel, auf dem der jeweilige Termin für den Wettbewerb steht. Man weiß also nicht, welches Puzzle kommt. Theoretisch könnte man schummeln und das Puzzle vorsichtig aus- und wieder einpacken, aber damit würde man sich auch nur den Spaß verderben.
Ein paar Tage vor dem Wettbewerb bekomme ich eine Mail mit einem Link zu einem Google Form, in das ich ein paar Daten eintrage. Außerdem gibt es einen Link zu einem Google Meet, über den ich mich für den Wettbewerb einloggen muss.
Eine Viertelstunde vor Puzzlestart geht es los. Alle loggen sich ein, die Kamera muss so positioniert sein, dass man den gesamten Puzzlebereich sieht, Mikrofone werden ausgestellt. Das Event wird auf YouTube mit Kommentar live gestreamt, den Link teile ich am gleichen Tag noch in ein paar Chats und auf Instagram.
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Das Puzzle wird dann auch gemeinsam ausgepackt, erst nach dem Countdown darf man aber die Schachtel selbst öffnen und loslegen mit Puzzeln. Währenddessen habe ich ich den Livekommentar stumm geschaltet und höre stattdessen Drei ???-Hörspiele, wie ich es immer beim Puzzeln mache.
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Mein Setup ist also wie folgt:
Auf dem Laptop bin ich im Google Meet eingeloggt mit der Kamera auf den Puzzlebereich gerichtet. Mikrofon und Ton habe ich ausgeschaltet.
Auf dem Smartphone läuft Spotify mit einer Drei ???-Playlist und eine Stoppuhr. Die Stoppuhr ist nur für meine eigene Datensammlung, die Zeitmessung für die Rangliste wird über die Chatfunktion von Google Meet gelöst.
Auf dem iPad habe ich den Livestream auf YouTube laufen, allerdings auch auf stumm.
Dann puzzle ich eine Stunde und 11 Minuten lang. Das Puzzle ist verhältnismäßig schwer, auch die ersten Plätze sind erst um die 40-Minuten-Marke fertig geworden. Als ich fertig bin, gebe ich als Signal "done" in Google Meet ein, schalte die Kamera aus und logge mich aus, dann drücke ich die Stoppuhr, stoppe das Hörspiel und stelle den Livestream auf laut. In der Mail stand als Tipp, dass man auch schon "done" in den Chat eintippen kann, damit man nur noch auf Enter drücken muss, wenn man fertig ist, das habe ich aber nicht gemacht. Andere Leute haben anscheinend Helfer, die die organisatorischen Aufgaben übernehmen (aber natürlich nicht mitpuzzeln dürfen).
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Damit verfolge ich die anderen Puzzler noch etwas weiter. Nach meiner Zählung bin ich irgendwo auf Platz 21 bis 25 gelandet, das kann ich aber noch nicht so genau sagen und die offizielle Liste ist beim Schreiben dieses Berichts noch nicht veröffentlicht. Eine der Kommentatorinnen achtet darauf, dass möglichst immer die Leute groß eingeblendet werden, die als nächstes fertig werden. Das deckt sich auch mit der Liveberichterstattung von Präsenz-Meisterschaften.
Da der Livestream bei YouTube gespeichert ist, kann man auch nachträglich noch mal alles verfolgen, was man während des Puzzelns verpasst hat. Außerdem kann man dann nachher noch ein paar Screenshots machen, zu Dokumentationszwecken.
(Anne Schüßler)
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techniktagebuch · 18 hours ago
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20. Januar 2025
Das ist so moralisch!
Erstsemesterstudierende aus dem Fachbereich Industrial Design haben sich zum Abschluss des Theorieseminars einen Input zum Schreiben mit KI/LLM und zum Prompten gewünscht. Das mache ich gerne und gebe ihnen danach Zeit zum Üben. Eine Gruppe schimpft über Claude: „Das ist so moralisch!“ Was sie denn verlangt hätten, frage ich. Dass es* einen Liebesbrief an die Dozentin schreiben solle. Claude habe geantwortet, das sei inappropriate und habe dann gefragt, ob sie sich über Boundaries unterhalten wollten. Später finden sie einen Workaround: Sie kontextualisieren den Schreibauftrag „Liebesbrief an Dozentin“ als Teil eines Romans.
* Wir haben uns darauf geeinigt, die KI nicht als „er“, sondern als „es“ zu bezeichnen, um Gender Bias zu vermeiden.
(Franziska Nyffenegger)
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techniktagebuch · 21 hours ago
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1989 (DDR) und 2008 (Brasilien)
Über Luft aufgenommene Medien
Disclaimer: im zweiten Teil geht es um Raubkopie.
1989 waren in der DDR gefühlt alle Kinder im Alf-Fieber. Leider musste ich an den Nachmittagen, an denen die neuen Folgen im ZDF kamen, oft in die Musikschule. Deshalb wurde Alf bei uns zu Hause mitgeschnitten. Allerdings nicht per Videorekorder (den wir nicht hatten) sondern mit dem Kassettenrekorder, der neben den Fernseher gestellt wurde und der den Audiopart der Serie sowie alle weiteren Geräusche, die sich im Wohnzimmer ergaben, über Luft aufnahm. Viele Alf-Folgen kenne ich fast auswendig, habe sie aber erst Jahrzehnte später zum ersten Mal gesehen. 
2008 war DVD noch ein weit verbreitetes Medium, um Filme zu schauen, und ich habe mir oft bei Straßenhändlern in Brasilien raubkopierte Filme gekauft, die billiger waren, als sich die Original-DVD zu kaufen. Manchmal hatte man das kuriose Pech, Filme zu erwischen, deren Audio blechern und echoig klang und wo das Bild sehr schwammig war. Das waren dann Aufnahmen, die über Luft im Kino abgefilmt worden waren. Man konnte eigentlich ungefähr ahnen, welche der raubkopierten DVDs Kinomitschnitte enthielten: Filme, die gerade erst ins Kino gekommen waren, denn von denen gab es noch kein (klaubares) DVD-Material. Ich habe nicht oft Kinomitschnitte erwischt, aber an einen Film kann ich mich erinnern: „The Dark Knight“.
(Scott Hühnerkrisp)
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techniktagebuch · 2 days ago
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18. Januar 2025
Die (fast) vollständig automatisierte Odyssee des Yury W. aus H.
Seit fünf Jahren leben wir an der kanadischen Ostküste und fühlen uns hier sehr wohl. Einmal im Monat treffen wir uns mit Freunden zum Spieleabend. Zach und Chi haben die wahrscheinlich größte Spielesammlung östlich von Toronto und stellen uns immer wieder ihre neuesten Entdeckungen vor. Zwischen den Jahren war dies „Red Flags“. Reihum ist ein Spieler „Single“ und wird von den anderen umworben, auf ein Date zu gehen. Dazu erhalten sie Eigenschaftskarten, die besonders begehrenswert machen (Geld wie Heu, Modellmaße, musikalisches Genie, lebt in Hogwarts etc). Nachdem sich alle angepriesen haben, sabotieren die anderen Mitspieler das Date mit negativen Eigenschaftskarten, den „Red Flags“. Schlechte Körperhygiene, lacht nur über die eigenen Witze, spricht ausschließlich in Disney-Songzeilen – all das führt zu absurden Kombinationen, was selbst ohne Alkoholkonsum dazu führt, dass man am Ende vor Lachen unter dem Tisch liegt.
Dieses Spiel bestelle ich für meine Freundin Lisa online bei Walmart. Der Bestellvorgang ist nicht weiter ungewöhnlich (Eingabe von Adresse, Mobilnummer (unabdingbar!) und E-Mail. Die Lieferung nach Hause soll jedoch länger dauern, als die Abholung bei der nächsten Filiale, weshalb sich Yury W., heute ohnehin auf dem Weg zum Einkaufen, großmütig bereit erklärt, die Abholung bei Walmart zu übernehmen.
Als ich ihm einen Screenshot der Bestellung als Whatsapp-Nachricht schicke, hätte mich ein Satz nachdenklich machen sollen:
„Not checking in? Call us when you arrive.“ 
Ein Angestellter würde dann das Päckchen zum Auto bringen. Aber ginge es nicht schneller und unkomplizierter, einfach kurz zum Kundenservice am Eingang von Walmart zu gehen und es sich direkt aushändigen zu lassen? Weit gefehlt.
Am Supermarkt angekommen, reiht sich Yury W. (in der DDR sozialisiert) geduldig in die Schlange der Wartenden ein. Als er nach geraumer Zeit am Schalter steht, wird er darüber aufgeklärt, dass er mitnichten hier die Bestellung abholen kann. Dazu müsse er mit der SpaceX auf den Nachbarplaneten fliegen ums Gebäude fahren (sic!) und sich bei den Kollegen der Warenausgabe melden. Als guter Deutscher schüttelt Yury W. darüber den Kopf, dass er für diese zwei Schritte das Auto bewegen soll. Natürlich werden ihn seine Beine problemlos dorthin tragen. Als er am Ende des langen Warenhauses um die Ecke biegt, eröffnet sich ihm das Problem: Es gibt keine Warenausgabe für Fußgänger – jeder Kunde hat sich mit seinem Auto der Reihe nach auf einen extra Parkplatz zu stellen.
„Ich marschiere also wieder zurück zum Eingang, wo ich das Auto stehen habe und fahre auf den vorgesehenen Platz.“ Mitarbeiter von Walmart gibt es da keine, nur den Hinweis, eine Telefonnummer zu wählen, falls man nicht „eingecheckt“ ist. Gesagt, getan. Ein automatisierter Anrufbeantworter will allerhand Dinge wissen, was Yury W. weitgehend wahrheitsgemäß beantwortet. Zum Schluss soll er noch die letzten vier Ziffern der Bestellnummer angeben. Yury W. wähnt sich am Ziel.
Doch die Nummer wird nicht erkannt. Eine solche Bestellung existiere nicht. Also beginnt das Telefonspiel von vorn, denn der „Operator“, der in einem solchen Fall helfen soll, antwortet einfach nicht. Murmeltiertag. Es benötigt noch drei weitere Anläufe, bevor sich schließlich eine menschliche Stimme erbötig erklärt, ihm zu helfen. Irgendwie. Denn im Hintergrund herrscht ein solcher Lärm, dass der Mitarbeiter die Bestellnummer nicht versteht und immer wieder falsch wiederholt. Er kann im Gebäude nur ein paar Schritte vom Parkplatz entfernt sein, denn als alles nichts hilft, erscheint er in Sekundenschnelle höchstpersönlich am Auto und händigt Yury W. das Päckchen mit dem heiß ersehnten Spiel ganz unbürokratisch und ohne weiteren Abgleich aus. Freundlicherweise informiert er ihn auch darüber, wie er diesen Schlamassel das nächste Mal vermeiden kann. Er müsse nur von der gleichen Mobilnummer aus anrufen, die bei der Bestellung angegeben wird …
Immerhin erhalte ich nach erfolgreicher Abholung noch die obligatorische Dankesmail: „Hey there Sonya, This is just a friendly confirmation that your order was successfully picked up.“
Hallelujah!
(Sonya Winterberg)
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techniktagebuch · 2 days ago
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Januar 2025
Drucker druckt nicht, Teil 239
Der Drucker druckt nicht, sagt mein Mann und ich soll mal gucken, warum der Drucker nicht druckt. Das vergesse ich mehrere Tage lang, dann ist der Tag gekommen, an dem definitiv gedruckt werden muss, ich bin aber ratlos. Der Drucker ist an, leuchtet und meldet auch keinen Papiermangel oder ähnliches.
Aus einem völlig anderen Grund haben wir ein paar Tage vorher dem Router verboten, auf 5 GHz zu senden. Das fällt mir morgens ein, weil seitdem auch mein Internet im Arbeitszimmer für Videocalls katastrophal ist. Ich habe das bisher noch nicht in Zusammenhang gebracht, aber jetzt scheint mir da doch eventuell eine Verbindung zu sein. Ich erlaube dem Router also wieder, auf 5 GHz zu senden.
Dann kommt mein Mann hoch und erinnert mich noch mal daran, dass der Drucker nicht druckt. Ich frage nach, was denn als Fehlermeldung kommt. Nichts, sagt er und in dem Moment fällt ihm ein, dass es ja eventuell mit dem 5-GHz-Verbot zu tun haben könnten. "Hab ich heute morgen wieder eingeschaltet, weil meine Verbindung so grottig war", sage ich.
Mein Mann testet und jetzt druckt auch der Drucker wieder. Ich rate gar nicht davon ab, dem Router 5 GHz zu verbieten, aber wenn man das macht, sollte man es sich irgendwo sehr groß notieren, damit man sich nicht wundert, wenn auf einmal an irgendeiner komplett anderen Stelle Dinge nicht mehr funktionieren.
(Anne Schüßler)
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techniktagebuch · 2 days ago
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November 2024
Gesicht nicht erkannt
Liebes Techniktagebuch, neulich wollte ich per Handy Geld von meinem Bankkonto überweisen, aber die Handy-Gesichtserkennung, die man zur Sicherheit machen muss, hat nicht geklappt, weil ich mir genau in dem Moment die Stirn gekratzt habe.  
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Ich habe es dann einfach noch mal probiert, und dann hat es geklappt.
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(Scott Hühnerkrisp)
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techniktagebuch · 2 days ago
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Januar 2025
Das Schlafzimmer als Kühlschrank
Meine Mutter besteht darauf, jeden Morgen ihr Schlafzimmer zu lüften, indem sie entweder das Fenster oder die Tür nach draußen öffnet. Dann verlässt sie das Zimmer und vergisst das Thema. Stunden später, manchmal erst abends, merke ich, dass es in der Gegend ihrer Schlafzimmertür noch kälter ist als sowieso schon in diesem Teil des Hauses. Bisher haben wir das Problem durch Vorhaltungen (ich) und gute Vorsätze (die Mutter) zu lösen versucht. Aber als wir gemeinsam das Haus verlassen und ich beim Zurückkommen feststelle, dass die Schlafzimmertür nach draußen die ganze Zeit weit offen stand, sage ich: So geht es nicht weiter!
Ich bespreche das Problem mit meinen Geschwistern und mit dem Techniktagebuch-Redaktionschat mit der Bitte um einen "möglichst einfachen" technischen Weg. "Zusatzproblem: sie hört nicht gut, einen akustischen Alarm wird sie entweder nicht hören oder er wird sie sehr erschrecken (letzteres hat irgendwie mit den Hörgeräten zu tun)." Verschiedene Lösungen werden vorgeschlagen:
Esther: "Vielleicht kann sie einen wichtigen Gegenstand (Brille, Fernbedienung) auf das Fensterbrett vom offenen Fenster legen, damit sie zeitnah auf der Suche danach wieder am Fenster vorbeikommt."
Vorteil: angenehm untechnisch, wartungsfrei. Nachteil: Ans Hinlegen des Gegenstands müsste sie denken, und zwar jedes Mal.
Lennart: "Mir fallen da spontan Sensoren von Shelly ein, die man an Fenster/Tür klebt. Die funken den Zustand in die Shelly-Cloud und man kann z.B. einen Zwischenstecker damit verknüpfen, der sofort oder nach fünf Minuten eine Lampe einschaltet oder so. Vielleicht ist das schon way beyond 'möglichst einfach'. Aber immerhin muss man dafür keinen lokalen RasPi administrieren."
Volker: "Das ist ein Dauerthema bei uns. Insbesondere wenn abends Frau oder Tochter im Bad waren und mal kurz lüften, dann aber vergessen, das Fenster zu schließen und ich im Winter morgens bei 7° duschen muss. Ich hatte da die Idee, dass ein Sensor beim Öffnen prüft, welches Bluetooth-Gerät gerade am nächsten dran ist, und dann anhand der MAC-Adresse oder so weiß, wer 10 Minuten später vom Smarthome eine Benachrichtigung bekommen muss, das Fenster wieder zu schließen."
Mia Culpa: "Ich habe keine Ahnung, ob ein automatischer Fensterschließer mit Zeitschaltuhr helfen würde, aber ich gebe zu bedenken, dass u.a. diese Features ausgelobt werden: 'Verbesserte Schnurführung durch den Rollenbügel', 'Doppelte Reißkraft der Kolben-Schnur Einheit (verstärkte Einpressung und zusätzliche Verklebung)', 'Deutlich verbesserte Charakteristik der Zeiteinstellung mit der Einstellschraube'. Schau mal Pügumat (der hat allerdings keine Zeitschaltuhr)."
Volker: "Das Fenster ist dann aber nur 'zu' und nicht zu. Der Griff ist nicht gedreht und die Riegel nicht drin, das heißt, dass es ziehen wird und Einbrecher sich verarscht vorkommen, weil sie das Fenster nur aufdrücken müssen."
Ich denke ein bisschen nach und komme zu dem Schluss, dass es nicht der Öffnungszustand der Fenster ist, der einen Alarm auslösen sollte, sondern die Temperatur im Schlafzimmer. Im Sommer ist es ja egal, wenn das Fenster den ganzen Tag offen steht (okay, die Tür weniger, aber es ist eine Gegend ohne viele Einbrüche, und es gibt bei der Mutter auch nichts zu stehlen.)
Dann finde ich heraus, dass in Handys Temperatursensoren drin sind und es deshalb Apps gibt, die bei bestimmten Temperaturen Alarm schlagen können. Ich installiere so eine App auf dem alten Handy meiner Mutter und lege das Handy erst ins Schlafzimmer, dann vor die Tür und dann in den Kühlschrank. Überall zeigt die App 25 Grad an. Ich lösche die App und verwerfe den Plan wieder.
Lennart hat auch dafür eine Lösung, nämlich den "Shelly H&T": "Das ist noch einfacher als die Fenstersensoren, weil man es aus der Steckdose speisen kann (also nie Batterien leer) und es im Gegensatz zu den Fenstersensoren direkt WLAN spricht. Jetzt überlege ich bloß noch, ob es was braucht wie 'Alarm nur wenn die Differenz zu Zimmer B größer als x°C' oder ob es eine universell gültige Temperaturschwelle gäbe, die als Indikator ausreicht."
Das mit der Differenz zu Zimmer B wäre toll, denn dann würde das System auch im Frühling und im Herbst ohne Nachjustieren funktionieren. Letztlich ist es zu diesen Zeiten aber wohl nicht so wichtig – Hauptsache, mitten im Winter steht nicht den halben Tag das Fenster offen.
Esther: "Hast du denn irgendwo bei ihr schon einen raspi am laufen? Bei uns empfängt ja einer via Funk die Messdaten von den Wetterfühlern und schickt uns Telegram-Nachrichten, wenn es zB zu kalt in einem Raum wird. Man kann zB den CO2-sensor von TFA Dostmann mit USB an den raspi anschließen, oder man gibt dem raspi eine Antenne, damit der die gefunkten Daten von ganz normalen Wettersensoren abgreifen kann. Diese Wetterstationen senden ja einfach über irgendeine Funkfrequenz, auf der der raspi lauschen kann."
Das gefällt mir gut, denn einen Raspberry Pi gibt es im Haushalt schon, und Telegram-Nachrichten wären ideal, die würde meine Mutter mit nicht mehr als zwei, drei Stunden Verzögerung sehen. Den Bot dafür habe ich auch schon geschrieben.
Lennart: Ich habe Olimex-Mikrocontroller für mich entdeckt, auf denen kann man Tasmota installieren, alle möglichen Sensoren anschließen und das dann an einen RasPi (mit in meinem Fall IOBroker) weiterleiten. Ich habe das exemplarisch mal hier beschrieben: SR04, Tasmota, ESP32, MQTT und IOBroker – Schuetz-IT."
Undine: "Meine Idee dafür ist ganz untechnisch: Wenn sie vor diesem Fenster einen Vogelfutterplatz einrichten würde, ginge sie deswegen öfter zurück ins Zimmer. Mindestens um zu gucken, ob dort alles in Ordnung ist, noch nachgefüttert werden muss, auch mal ein Kernbeißer auftaucht u.ä. So würde es bei meiner Mutter funktionieren."
Bei meiner leider nicht. Vor dem Fenster ist schon ein Vogelfutterplatz. Man sieht ihn aber aus der Küche viel besser, er muss nur einmal pro Woche aufgefüllt werden und außerdem bin ich für seine Befüllung zuständig.
Am Ende ist es mein Bruder, der eine einfache Idee hat: Man kauft ein Kühlschrankthermometer mit einer Funkverbindung zwischen Sensor und Pieps-Gerät. Bei diesen Thermometern lassen sich die Grenzwerte des Piepsens frei einstellen (zwischen minus weißnichtgenau und plus 60 Grad). Dann piepst es zwar – was ich eingangs als Problem beschrieben hatte –, aber es piepst nicht im Schlafzimmer, wo die Mutter es niemals hören wird, sondern es piepst nahe an einem Ort, an dem sie sich oft aufhält. Hören wird sie es also, und das Problem mit dem möglichen Erschrecken nehme ich in Kauf, weil die Lösung so schön einfach ist.
Ich bestelle für 20 Euro ein Kühlschrankthermometer bei Ebay, stelle den Alarm-Grenzwert für die Schlafzimmertemperatur auf 9 Grad ein und klemme den Sensor an den Schlafzimmerspiegel. In einem ersten Test funktioniert es sehr gut. Da man ja beim Kühlschrank auch nicht sofort angepiepst werden möchte, wenn man nur mal kurz die Milch rausholt, bildet das Gerät einen Mittelwert über die letzten zehn Minuten und piepst erst, wenn dieser Mittelwert unter dem Grenzwert liegt. Das ist zufällig auch für den Lüftungszweck ideal.
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Damit ist das Problem hoffentlich entweder behoben oder durch ein bequemeres ersetzt.
Update: Zwischenstand nach wenigen Tagen – es funktioniert genau wie erhofft und ist sehr befriedigend.
(Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 6 days ago
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16.1.2025
Die Fitnessuhr bewahrt mich aus Versehen vor unnötiger Bewegung
Ich bin mit dem Hund spazieren und er hat auf dem Feld ein Mausloch gefunden, in dem er fleißig buddelt. Während ich dem Hund beim Buddeln zuschaue, sehe ich, wie eine Maus sehr verwirrt um den Krater ihres ehemaligen Zuhauses herumläuft. Mein Hund merkt nichts und ich sammle die wirklich sehr, sehr niedliche Maus ein und halte sie in Sicherheit, während der Hund nach ihr sucht.
Davon mache ich ein Bild, die Maus ist wirklich sehr, sehr niedlich.
Irgendwann nehme ich den Hund an die Leine und bewege ihn so weit vom Mauseloch weg, dass ich die Maus wieder in ihr hoffentlich noch irgendwie zugängliches Zuhause absetzen kann und will mit einem Nachbarn, der zufällig mit seiner Hündin vorbeigekommen ist, nach Hause gehen.
Da vibriert meine Fitnessuhr und weist mich darauf hin, dass ich mein Smartphone zurückgelassen hätte. Ich prüfe kurz meine Taschen und tatsächlich, kein Smartphone. Ich laufe zurück zum Mauseloch, wo es auf der Wiese liegt und nehme es mit. Vermutlich habe ich beim sorglosen Einstecken in die Handtasche einfach die Tasche verfehlt.
Wenn die Fitnessuhr nichts gesagt hätte, hätte ich vermutlich erst zu Hause gemerkt, dass das Handy nicht mehr da ist und sehr viel mehr laufen müssen. Danke, Fitnessuhr.
Hier noch das Mäusebild wegen Niedlichkeit:
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(Anne Schüßler)
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techniktagebuch · 6 days ago
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Seit Dezember 2024
Ein Notrufarmband ist besser als kein Notrufarmband
Ich habe gleich nach dem Autounfall meiner Mutter so ein Sturzerkennungs- und Notrufarmband bestellt. Der Moment war günstig, denn ihr war gerade selbst klar, dass sie bei überraschenden und erschreckenden Ereignissen ihr Handy nicht bedienen könnte, selbst wenn sie es dabei hätte und es aufgeladen wäre, was beides oft nicht der Fall ist. (Das Tablet ist ein Körperteil von ihr, das Handy nicht.)
Von der Existenz dieses Armbands weiß ich, weil Virtualista mal im Redaktionschat erwähnt hat, dass seine Mutter so eines trägt und es sich bisher bewährt hat. Es ist das Notrufarmband von caera.de, es kostet ungefähr 160 Euro und zusätzlich 17 Euro im Monat, weil es eine europaweit funktionierende SIM-Karte enthält. (Bei Pflegestufen wird das ganz oder teilweise übernommen, meine Mutter hat keine, deshalb habe ich mich damit nicht näher befasst.)
Ein paar Tage später kommt es an und lässt sich ohne Umstände in Betrieb nehmen. Das Armband selbst sieht aus wie ein etwas dickeres Fitnessarmband und hat nur einen einzigen Knopf. Die wenigen Einstellungen werden über eine App vorgenommen, die auf meinem Handy und den Handys meiner Geschwister läuft.
Wenn das Armband einen Sturz erkennt – oder wenn die Trägerin den Knopf drückt – blinkt und piepst es erst mal warnend, damit man den Alarm abbrechen kann, falls es nur ein Versehen war. Zum Abbrechen muss man den Knopf lange drücken. Wenn das nicht geschieht, meldet sich die App mit einem Sirenenton auf allen unseren Handys gleichzeitig. Wer gerade kann, drückt dann auf "Ich kann helfen". Dann wird eine Sprechverbindung mit dem Armband hergestellt. Orten kann man die Mutter dann auch, aber nur in diesem Moment, nicht ständig. In der App gibt es einen Chat, in dem sich die eingetragenen Hilfspersonen mitteilen können, was los war.
Wir testen die Sturzerkennung, indem eine Enkelin das Armband anlegt, sich damit mehrmals mit Schwung aufs Sofa wirft und dann still liegenbleibt. Weil das keinen Alarm auslöst, stelle ich die Sturzerkennung auf "sehr empfindlich". Das führt in den nächsten Tagen zu einigen Fehlalarmen, bis ich es wieder auf die ursprüngliche Unempfindlichkeit zurücksetze.
Eine typische Fehlalarmsituation sieht so aus: Die Mutter liest Zeitung und bemerkt, dass die Zeitung zu nah an einer brennenden Kerze ist. Sie zieht sie schnell zurück (der Sturz) und liest dann weiter ruhig Zeitung (das bewusstlose Herumliegen). In anderen Fehlalarmsituationen ist unklarer, was sich die Sturzerkennung dabei denkt, zum Beispiel beim Gehen mit Wanderstöcken auf Asphalt oder beim Aufschütteln des Betts.
Aber seit der Zurücksetzung auf die unempfindliche Einstellung ist Ruhe, und die Fehlalarme haben hoffentlich auch der Mutter dabei geholfen, sich an die Handhabung des Armbands zu gewöhnen. Ganz ohne Übung im Gebrauch geht es nämlich leider auch hier nicht, trotz der überschaubaren Knopfanzahl und der gut durchdachten Usability. Üben muss man:
das Tragen des Armbands (statt es zu vergessen).
das Abschalten bei Fehlalarm
bei unbemerktem Fehlalarm kommt plötzlich eine Stimme irgendwoher (nämlich aus dem Armband), die erst mal richtig gedeutet werden muss (es handelt sich nicht um das Navi des Leihautos, aus dem plötzlich Betrüger mit der KI-Fake-Stimme der Kinder sprechen)
das Aktivieren bei einem echten Notfall
das Aufladen. Es ist nur ca. alle drei Wochen nötig, das ist ausreichend lang, um zu vergessen, wo das Ladegerät ist und wie es geht – kürzere Akkulaufzeit wäre hier ausnahmsweise hilfreicher. Aber der niedrige Batteriestand wird über die App auch an meine Geschwister und mich gemeldet, so dass wir die Mutter ans Laden erinnern können und auch daran, das Armband danach wieder anzulegen.
Bisher erkennbare Probleme:
Zum Abschalten bei Fehlalarm muss man den Knopf ziemlich lange drücken. Man sieht den Erfolg daran, dass ein blinkendes Licht verschwindet, aber dieses Licht ist beim Drücken des Knopfs ganz vom Daumen meiner Mutter verdeckt, so dass sie nicht lange genug drückt und dann schimpft, weil es nicht klappt. Der Knopf ist eigentlich ziemlich groß, aber man braucht halt die richtige Drücktechnik, und die muss man üben.
Das Armband ist eigentlich wasserdicht, die Mutter legt es aber trotzdem zum Duschen ab, "da denk ich schon dran" und vergisst es dann.
Auch nachts will sie es nicht tragen, "da brauch ich es doch nicht". Wenn sie nachts auf dem Weg zur Toilette stürzen würde, hätte sie es also nicht an, und morgens denkt sie auch nicht unbedingt daran, es wieder anzulegen.
Deshalb wäre es gut, wenn die Hilfspersonen in der App benachrichtigt würden, wenn sich das Armband länger nicht bewegt hat. Dann könnten wir die Mutter im Familienchat daran erinnern, das Armband wieder anzulegen. Diese Funktion gibt es aber leider nicht.
In einem echten Notfall wird sie also a) das Armband eventuell gar nicht tragen, b) nicht zuverlässig daran denken, dass sie den Knopf auch selbst drücken kann und sich auch c) nicht unbedingt erinnern, dass dann jemand von uns aus diesem Armband mit ihr redet. Aber vielleicht ja doch.
Uneingeschränkt positiv waren bisher die Reaktionen ihrer Freundinnen: Sie halten es für ein Fitnessarmband, spotten nicht darüber (realer oder erwarteter Spott über Hilfsmittel ist ein Riesenproblem im Alter, da rächt sich der lebenslange Ableismus), und eine von ihnen will jetzt selbst auch so eines.
(Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 8 days ago
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Januar 2025
Plattensammlung
"Ich zeig dir mal kurz meine Plattensammlung", sagt meine Mutter und geht zu ihrem Schreibtisch. Darauf steht ein kleines Schränkchen mit vier Schubladen, die sie nacheinander für mich öffnet. Jede Schublade ist gefüllt mit genau einer zufrieden schlummernden, ausgebauten Computerfestplatte.
(Esther Seyffarth)
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techniktagebuch · 9 days ago
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Winter 2024/2025
Ich bin nur noch monetär an Sonnentagen interessiert
Seit September haben wir eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Darüber könnte man diverse Techniktagebucheinträge schreiben, aber dazu fehlt mir gerade die Zeit.
Im September und Oktober lief das ganze auch noch sehr fluffig, die Ausbeute über die Anlage (mit Speicher) machte uns teilweise tagelang fast autark in der Stromversorgung. Seit November sind die Zahlen nicht mehr so schön. Die verkürzte Tagesdauer ist dabei gar nicht so sehr das Problem, nur wenige Sonnenstunden reichen, um den Speicher so vollzuladen, dass wir oft bis zum nächsten Tag damit durchkommen.
Allerdings scheint einfach fast nie die Sonne. Ich war relativ überzeugt, dass auch bei uns im Winter durchaus auch die Sonne scheint. Ob es immer schon so wenige Sonnentage im November und Dezember gab oder ob das ein Special Feature des Jahres 2024 war, kann ich nicht sagen. Früher habe ich mich einfach nicht so sehr für Wetter interessiert, aber jetzt, wo mir ein Sonnentag konkret Geld bringt, hat sich das geändert und ich weiß sehr, sehr genau, welche Monate besonders trist und grau waren.
Natürlich ist es auch sonst schön, wenn die Sonne scheint, aber an diesem 13.1.2025, an dem ich diesen Beitrag schreiben, werde ich sogar Geld damit verdienen.
(Anne Schüßler)
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techniktagebuch · 9 days ago
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2024, aber auch 1977 und die Zeit dazwischen
CQ Italia
Frühsommer 1977 in Niederbayern. Ich bin 13 und sitze auf dem Beifahrersitz eines weißen Opel Kadett, der in der Einfahrt unseres Hauses parkt. Auf dem Kofferraum des Autos wippt eine 278 cm lange Antenne und innen hängt unter dem Armaturenbrett ein Funkgerät. Seit zwei Jahren ist CB-Funk in Deutschland freigegeben und mein Papa und ich haben uns begeistert in das neue Hobby gestürzt. Freier Funkbetrieb. Einfach so mit Leuten sprechen, ohne Telefon und über größere Entfernungen. Kostenlos. Neben mit sitzt mein Vater und lauscht ebenso angestrengt wie ich, was da mit kratziger Stimme aus dem Lautsprecher kommt: “CQ undici metri, CQ undici metri, chiamata generale. C’è qualcuno ascoltando? Chiamata generale dall’Italia!” Was meint der? Ich vestand mehr oder weniger nichts, bis auf das letzte Wort: Italia! Da sitzt jemand in Italien, hunderte Kilometer von uns entfernt und wir könnten mit ihm sprechen, einfach so. Könnten, denn die Sache hat einen kleinen Haken. Weder mein Papa noch ich sprechen Italienisch, abgesehen von einer Handvoll Worten, die uns der Patron unseres lokalen Italieners beigebracht hat.
Für alle, die keine Zeit zum Weiterlesen haben: es hat letztlich doch geklappt. Mit einem Spickzettel voller vorgeschriebener Formulierungen und der Tatsache, dass unser Gesprächspartner auf der Gegend von Salurn in Südtirol kam und zweisprachig aufgewachsen war. Ein paar Kilometer weiter südlich und es wäre nur in Italienisch gegangen. 😉
Warum ich jetzt einen Blogpost über ein vor 47 Jahren aktuelles Hobby schreibe? Der CB-Funk war mein erster Kontakt mit einer Gemeinschaft, die nicht nur aus Leuten im Bekanntenkreis und an einem physischen Ort zusammen kam, sondern eine “virtuelle Community”, aus der ganz unvirtuelle echte Freundschaften und Lerngemeinschaften entstanden.
Grund für diesen Blogpost war ein Post von mir in einer anderen virtuellen Gemeinschaft, dem Fediverse:
bildung.social/@Linkshaender/112162369652059013
Angefangen hatte alles mit zwei Handgeräten, dem berühmten HF12 von dnt (der sehr kreativen Abkürzung für “Drahtlose NachrichtenTechnik”). Im Vergleich zu einem heutigen Smartphone ungefähr so handlich wie ein Flugzeugträger im Vergleich zu einer Motoryacht. Ganz nerdig mit einer riesigen Teleskopantenne zum Ausziehen und mit einem halben Watt Sendeleistung auf damals zwölf Kanälen (von denen das HF12 zwei nutzen konnte).
Der Faszination, einfach mit Leuten sprechen zu können, die weit weg von einer Telefonzelle Kilometer entfernt waren tat das keinen Abbruch. Je nach Standort und Bedingungen waren „Kilometer“ 3 oder weit über 300, Kurzwelle ist sowohl faszinierend als auch frustrierend. 😉
Ich habe zusammen mit meinem Vater damals daher Leute aus der näheren Umgebung als auch von weit weg kennen gelernt. Als Identifikation gab es damals ein „Handle“, das Rufzeichen, das man sich selbst aussuchte. Wer sich also heute über die Schwierigkeiten der Namensfindung für den social media-Account beschwert, kann beruhigt sein: das war auch Ende der 70er schon so. 😆 Mein „handle“ damals war übrigens „Mosquito“ (flink und lästig, weil ich dauernd Fragen stellte 😁).
Eine große Gruppe damals stellten die Trucker, wie in den USA damals schon, die damit eine Möglichkeit bekamen, sich auszutauschen, vor Kontrollen und Blitzern zu warnen oder sich auf einem Rastplatz zu verabreden. Für einen Teenager aus der niederbayerischen Provinz tat sich eine ganze Welt auf.
Ich hatte Glück, dass zu der Zeit die Sonne sehr aktiv war (einfach nach Sonnenfleckenmaximum oder Sonnenzyklus im Web suchen!) und größere Reichweiten eher öfter als selten möglich waren. Ein Lerneffekt war auch, dass jede Community ihre eigenen Regeln hat. Da beginnt bei Protokollfragen (es gibt einen Anrufkanal und danach wird für die Unterhaltung auf einen anderen Kanal gewechselt) und „funksozialem“ Verhalten (genau, auch damals gab es schon Trolle und andere Idioten, das ist keine Erfindung des Internets) und geht dann zum Lernen des Jargons der Community. Beim CB-Funk war das eine krude Mischung aus Ankürzungen aus Zeiten der Morsetelegraphie (die heute noch von Funkamateuren und anderen genutzt wird) wie „QTH“ für den Standort, dem amerikanischen „Ten Code“ des Polizeifunks (wie einem „10-4“ für „Verstanden“) und anderen Abkürzungen und idiomatischen Wendungen. Noch etwas Truckerjargon und Sprache der Elektronik-Nerds dazu.
Kleiner Exkurs für alle, die sich fragen, was denn da so schwierig sein soll (das Beispiel ist in Englisch, weil ich diesen Text in mehreren Sprachen veröffentlichen werde):
On the flip-flop from Big A to Shakytown I came by a 10-33. Was a fender bender on the big road, they even had a bear in the air. Some suicide jockey got some gator teeth in his donut and flipped the dry box.
Ja, das ist Englisch, aber der CB-Slang von amerikanischen Truckern, bei denen der freie Bürgerfunk damals das war, was heute WhatsApp-Gruppen für die Teenies sind.
Mein Vater und ich sind damals zu zu CB-Treffen gefahren, wir haben gelernt, verschiedene Antennen und ihre Eigenschaften zu nutzen, Stationen per Kreuzpeilungen, Trigonometrie und Kartenkunde zu orten (es ist erstaunlich, was sich aus einer topographischen Karte alles herauslesen lässt).
Das alles wurde wesentlich interessanter und motivierender als jemals in der Schule möglich dargeboten. Das Faszinierende: “on the air” interessierte sich erstmal niemand dafür, dass Du Teenager bist. Wenn Du Dich anständig benimmst und Interesse zeigst, spielt das Alter und wer Du bist keine Rolle.
Interessanterweise gab es damals schon eine andere Gruppe, die per Funk unterwegs war: die Funkamateure (wer „Amateurfunker“ sagt, outet sich sofort als Aussenseiter 😉). Damals wie heute musste dafür gelernt werden (nicht wenig) und eine aufwändige Prüfung (je nach Lizenzklasse mit oder ohne Morsen) abelegt werden. Dafür durften die wesentlich mehr Frequenzen nutzen, Antennen und Geräte selbst bauen und mit mehr Sendeleistung unterwegs sein. Aus diesem Grunde gab es sehr oft eine herablassende Haltung gegenüber den CB-Funkern, manche aber waren froh, über den CB-Funk „Nachwuchs“ zu finden.
Noch mehr Neues, noch mehr und weiter entfernte Kommunikationspartner und noch mehr basteln? Ich war sofort Feuer und Flamme. Ein großer Vorteil (den mein damaliger Englisch-Lehrer zu schätzen wusste) war es, dass mir nie jemand erklären musste, warum ich Englisch lernen sollte. Zusätzlich habe ich gelernt, dass es neben der „lingua franca“ der Neuzeit wichtig ist, nicht nur diese und die eigene Muttersprache zu kennen (siehe oben 😉).
Im Herbst 1977 habe ich meinen Vater auf ein Treffen in Konstanz am Bodensee begleitet, auf dem sich CB-Funker, Funkamateure und andere Elektronikbastler trafen. Dieses Wochenende war übrigens der Beginn von allem, denn dort standen die ersten Personal Computer an Messeständen! Aber das ist eine andere Geschichte …
Ich habe dann im Frühjahr 1980 meine Funkamateurlizenz erworben, so richtig mit Kurzwelle, Morsen und selbstgebauten Antennen. Ich bin mit meinem Vater schon ein, zwei Jahre vorher zu den Vereinsabenden des örtlichen Amateurfunk-Clubs gefahren und habe zugehört, dumme Fragen gestellt und gemacht. Anfangs vor allem Fehler. 😏 Seltsamerweise kommt es beim Antennenbau wirklich auf Millimeter an. Kabel an Stecker löten lernst Du nur durch Kabel an Stecker löten. Alles schon damals “multimedial”, über Bücher, über das Tun, direkte Gespräche, Fotos und den Kontakt mit anderen Funkamateuren (zuhören darf man auch ohne Lizenz). Ich durfte als “Greenhorn” jede Menge lernen, hatte aber keine Lehrer, sondern Mentoren, Fragesteller und mit mir Lernende. Ich lernte Schaltpläne lesen, lehrte Betriebstechnik, baute Geräte, erkundete mit anderen Kurzwellen-Funkfernschreiben und hörte Morsezeichen.
Und man hatte die ganze Welt in seinem Kopfhörer! Ich werde nie vergessen, dass eine meiner ersten Runden ein Farmer in Texas, ein Apfelbauer in der Ukraine, ein Arzt in Schweden und ich waren, die sich auf Kurzwelle mehr oder weniger regelmäßig trafen. Jetzt hatte man auch ein offiziell zugeteiltes Rufzeichen, das weltweit eindeutig ist (falls irgendein OM mitliest, vy 73 de DL2RBZ 😎). Auch hier war eine neue Community, mit wieder neuen und eigenen Regeln, Jargon und sozialem Verhalten.
Wie auch später (mit Computern, dann Mailbox-Netzen, dann dem Internet, dann den sozialen Medien) hilft es, sich mit den Dynamiken solcher virtueller Gemeinschaften zu beschäftigen und bestimmte Dinge „vererben“ sich, da Leute im Laufe ihres Lebens auch diese Communities durchwanderten. Jede solche Gemeinschaft besitzt einen Lebenszyklus und eigene Entwicklungsphasen. Und seltsamerweise scheint beispielsweise die 90/9/1-Regel eine solche universelle Konstante zu sein (die sicher auch jede und jeder mit ehrenamtlichem Engagement kennt). 90% der Leute konsumieren (oder „lurken“), das ist keine Wertung, sondern ein völlig valides Verhalten, etwa 9% der Leute sind sehr aktiv engagiert und 1% geht wirklich in diesem Feld auf und ackert, produziert Inhalte, organisiert, kümmert sich und so weiter.
Ich habe übrigens sowohl das CB-Funkgerät als auch ein paar meiner Amateurfunk-Kisten noch zuhause im Keller. Beim Schreiben dieses Artikels habe ich festgestellt, dass beim Morsen nur noch etwa die Hälfte des Alphabets vorhanden ist und hier etwas Arbeit für den Winter wartet. Schließlich gilt immer noch, dass, wenn alles andere versagt, Morsecode per Funk immer noch durchkommt, auch im 21. Jahrhundert. Kein Internet, keine Mobilfunkmasten, keine Router, alles was man braucht, ist ein genügend langer Draht, Strom mit 12 Volt und etwas Kleinkram. 😉 Hoffen wir, dass wir das nicht so schnell brauchen.
(Armin Hanisch, zuerst veröffentlicht hier: www.arminhanisch.de/2024/09/rueckblick-cbfunk/)
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techniktagebuch · 9 days ago
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Januar 2025
Einen Aufkleber auf Bits und Bytes in der Wolke anbringen
Ich lasse eine Lizenz für eine Software, die ich für die Arbeit brauche, von meiner Organisation für mich kaufen. 107,88 Euro für ein Jahr. Nun muss die Software inventarisiert werden, wie alles, was aus öffentlichen Mitteln gekauft wird. Dafür gibt es ein "Inventar-Stammdatenblatt". Das Inventar-Stammdatenblatt druckt die Einkaufsabteilung für mich aus. Darauf muss eingetragen werden, wo das gekaufte "Gerät" im Einsatz ist, und natürlich muss das im Original unterschrieben werden. Dazu gibt es einen kleinen Inventarisierungsaufkleber, ungefähr 5 cm x 3 cm groß. Der muss normalerweise auf dem gekauften "Gerät" angebracht werden.
Aber meine Organisation ist findig, offenbar ist dies gar nicht die erste Softwarebeschaffung, das Problem kann also gelöst werden: Zusammen mit dem "Inventar-Stammdatenblatt" und dem Aufkleber bekomme ich ein kurzes Begleitschreiben, in dem steht, dass ich den Aufkleber "bei meinen Unterlagen" belassen könne.
(Molinarius)
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techniktagebuch · 10 days ago
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12. Januar 2024
Sprachnachricht per Mail
Ich habe bei Ebay mehrere alte Stoffscheren gekauft, weil ich seit ein paar Jahren versuche, nur noch Verbrauchsmaterial neu zu kaufen. Außerdem besitze ich durch Zufall eine große alte geschmiedete Schere, die ich sehr gern benutze. Der Neffe interessiert sich für Nähen, und mich selbst nervt es auch, in Schottland Stoff mit einer dafür sehr wenig geeigneten Billigschere mehr in Stücke zu quetschen als zu schneiden. Alte Stoffscheren sind ziemlich billig bei Ebay, ich mag solide Werkzeuge und ich denke, sie werden mit etwas Zuwendung leicht noch mal hundert Jahre halten.
Zuerst dachte ich "kann man vielleicht auseinanderschrauben und selber schleifen", dann (nach einem erfolglosen Zerlegungsversuch) "bei meiner Mutter ist einmal im Monat ein Messerschleifer auf dem Markt" und schließlich nach YouTube-Konsultation "Oh, es ist wohl doch komplizierter, als ich dachte", Stichwort Hohlschliff.
Ich maile einem Spezialisten, dessen Scherenschleifvideo ich sehr überzeugend finde, und frage, ob ich ihm drei Scheren schicken darf.
Seine Antwortmail enthält nur die Anrede und eine angehängte Datei namens Video.MOV. Es ist eine Audioaufnahme, in der er mir erklärt, wie ich die Scheren verschicken soll und mit welchen Kosten zu rechnen ist. Ich finde diesen Antwortweg erst mal absurd. Weil das bei Quicktime-Audiodateien so ist, oder vielleicht weil die Datei wirklich ein Video ist, gucke ich dabei auf einen schwarzen Handybildschirm, was sich so anfühlt, als würde der Schleifspezialist im Dunkeln mit mir reden, oder im Dunkeln eine Audioaufnahme machen. Seine Stimme ist freundlich und angenehm, er erzählt langsam vor sich hin, und nach wenigen Sekunden bin ich mit allem einverstanden. Es ist ein bisschen wie Telefonieren ohne die anstrengenden Aspekte. Sprachnachrichten per Mail also, kann man wohl machen.
(Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 11 days ago
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September 2024
Die ersten Aktualisierungen sind online
In der ZDF-Fernsehsendung Aktenzeichen XY gibt es zum Ende der Sendungen immer den Hinweis, dass ab 23 Uhr erste Aktualisierungen zu den vorgestellten Fällen online zu finden sind: „Wie immer ab circa 23 Uhr finden Sie unter aktenzeichenxy.de eine Zusammenfassung der ersten Ergebnisse …“, sagt Rudi Cerne z.B. in der Sendung vom 11.09.2024 (https://www.zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest ab 1:31:09).
Ich habe das noch nie gemacht, heute aber einfach mal ausprobiert und war erst sehr enttäuscht, weil vor allem die Einzelclips der Sendung dort abrufbar sind ...
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... sowie weiter unten zurückliegende Sendungen und Specials.
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Zuerst war ich daher irritiert und dachte, es gibt also dann Aktualisierungen auf der Webseite eben doch nicht. Doch dann! Klein und unscheinbar in der Mitte der Webseite gibt es dieses Hinweisfeld, das mein Scrollbewusstsein zuerst einmal ausblendete:
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Und klickt man auf „Erste Ergebnisse“, fährt das aus:
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Klickt man nun auf diesen Link, dann (ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt) wird man weitergeleitet: Auf den Teletext!
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Das ist so wunderschön abstrus.
(Mirus Fitzner)
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techniktagebuch · 12 days ago
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Januar 2025
Mastodon und Bluesky, ein Zwischenstand
Ich bin weiterhin sehr zufrieden mit Mastodon. Leider sind dort eher wenige der Menschen, denen ich vorher bei Twitter gefolgt bin. Die Zahl derer, die es im Monat aktiv nutzen, liegt jetzt bei rund 800.000, also nur noch halb so hoch wie auf dem bisherigen Höhepunkt der Mastodon-Beliebtheit, Ende 2022. Bluesky hat sich als der Ort, wo jetzt alle sind, etabliert.
Manche von ihnen haben Bridgy Fed aktiviert, was bedeutet, dass ich ihnen von Mastodon aus folgen kann und sie auch meine Likes und Antworten unter ihren Posts zu sehen bekommen. (Falls das hier Menschen lesen, die bei Bluesky sind und Bridgy Fed ohne besonderen Grund nicht aktiviert haben: Es ist überhaupt keine Arbeit. Man braucht nur dem Bluesky-Account @ap.brid.gy zu folgen.)
Deshalb bekomme ich nicht so viel von dem mit, was bei Bluesky passiert. Vom Streit um Thilo Mischke habe ich nur erfahren, weil ich auf dem Weg über Bridgy Fed sehe, was Berit Glanz schreibt. Ich habe wegen dieser Angelegenheit öfter mal bei Bluesky reingesehen – was angenehmerweise ohne Login geht – und es kommt mir so vor, als sei es dort jetzt wirklich genau wie bei Twitter ca. 2018. Ich meine das positiv: Dort sind jetzt genügend Leute, dass Protest eine Wirkung über die Plattform hinaus entfalten kann.
Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, was zu verpassen. Andererseits ist meine Welt eben auch ruhiger und besser filterbar bei Mastodon, ich habe nicht alle Protestanlässe gleichzeitig in meiner Timeline und komme damit besser klar als mit dem Zustand der letzten Twitter-Jahre. Außerdem war das Ende von Twitter schmerzhaft für mich und ich will nicht noch mal denselben Fehler mit der Milliardärsplattform machen. Deshalb ändere ich nichts und freue mich nur aus der Ferne, dass ein Twitter-Ersatz entstanden ist.
(Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 16 days ago
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6. Januar 2025
Für E-Mail-Adressenänderung bitte Passierschein A38 ausfüllen
Für meine derzeit fünfjährige Tochter haben wir einen Bibliotheksausweis für die Stadtbüchereien in Bonn. Das Ausleihen und Zurückgeben funktioniert reibungs- und kontaktlos über RFID-Chips an den Büchern. Ich bekomme nach dem Ausleihen sofort eine E-Mail mit allen entliehenen Medien und deren Rückgabedatum. Über eine (zugegeben: recht umständlich zu bedienende) Website kann ich jederzeit einen Überblick erhalten und Entliehenes nach Möglichkeit verlängern. Die Erinnerung an die Ablaufdaten kommen auch rechtzeitig und automatisch per E-Mail.
Die bei der Anmeldung hinterlegte E-Mail-Adresse ist meine eigene. Das ist umständlich, denn auch meine Frau möchte gerne aktuelle Informationen erhalten und sich im Portal einloggen können. Also plane ich, eine Adresse anzugeben, die eine Weiterleitung an beide Elternteile ist. Ich gehe davon aus, dass diese Änderung schnell über die Website erledigt werden kann. So ist man das ja auch von allen anderen Diensten des Internets gewöhnt.
Aber weit gefehlt. Es gibt zwar eine Unterseite mit den persönlichen Angaben, aber alle Felder sind ausgegraut und lassen sich nicht bearbeiten. Ich frage über das verlinkte Kontaktformular nach und erhalte einen Tag später eine Antwort per E-Mail. Darin steht, dass ich das beigefügte PDF-Formular ausdrucken, ausfüllen, eigenhändig unterschreiben, einscannen und an die allgemeine Bibliotheksadresse zurückschicken soll. Das Formular verlangt die Eingabe sämtlicher Personendaten (Name des Kindes, Adresse, Name einer erziehungsberechtigten Person, Unterschrift, Zustimmung zum Datenschutz, Zustimmung/Ablehnung Newsletter, nochmalige Unterschrift). Überflüssig zu erwähnen, dass das PDF nicht die Formularfelder so vordefiniert hat, dass man sie direkt am Rechner ausfüllen kann. (Geht natürlich mit Textfeldern trotzdem.)
Ich vermute, dass das PDF, das ich wie verlangt per E-Mail verschickt habe, ausgedruckt, um interne Angaben ergänzt und wieder eingescannt wird. Sehr gespannt bin ich, ab wann die geänderte E-Mail-Adresse im Portal auftaucht.
(Johannes Mirus)
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