sei sisyphos
dir war doch bekannt
dass ein schloss aus sand
von innen nicht hohl ist
und von außen bröckelt
aber du stehst da
formlos fliehende substanz
im maßanzug der ignoranz
die sonne geht auf
die sonne geht unter
unter deiner würde
unter deiner kraft
ist hass der treibstoff
teuer erkauft, schnell verbraucht
hinterlässt er nur gestank
aber ja: bring ihn ruhig zur bank
damit die zinsen schamlos ins leere grinsen
es war so erfüllend das schloss zu bauen
aus dem was in den wolken so zählt
der look, der fake, die bullshit worte
immer weniger du, immer mehr you
hältst du deine augen zu
die sonne geht auf
die sonne geht unter
unter deiner würde
unter deiner kraft
sind likes der treibstoff
teuer erkauft, schnell verbraucht
hinterlässt er gebrochene herzen
gebrochene versprechen
gebrochenes
das zum himmel stinkt
während die welt im dreck versinkt
wie sollst du im scheinwerferlicht sehen
was an den rändern deiner welt geschieht
hunger ist kein fake
ausbeutung ist kein fake
rassismus ist kein fake
gewalt ist kein fake
kein fake und auch kein sand
den du in deiner story verbauen kannst
sei sisyphos und fang
deine story immer wieder von vorne an
damit du eben nicht vergeblich sandkugeln wälzt
sondern die welt mit eigenem willen erhältst
stell dich über die dinge
aber nur um sie zu sehen
und erkläre dich zum ziel dessen
was du bist
ein wesen
welches
selbst entscheidet
selbst arbeitet
als wäre unsere welt ein haus
das lange halten soll
in dem jeder willkommen ist
und keiner sich verpisst
in glänzenden stories
die diese welt nicht vermisst
absurd? naiv? anstrengend?
ja, ja und ja
die sonne geht auf
die sonne geht unter
unter deiner würde
unter deiner kraft
ist freiheit die hürde
die du immer wieder nehmen darfst
Quelle: sei sisyphos, rikes-lyrik,in der Fassung vom 04.12 2022
1 note
·
View note
Der Angriff auf einen jüdischen Studenten ist das Ergebnis antiisraelischer Mobilmachung
Als Feind markiert
Ein jüdischer Student hat sich auf dem Campus der Freien Universität Berlin für Israel eingesetzt. Am Freitag vergangener Woche wurde er brutal zusammengeschlagen.
Kommentar von
Pascal Beck
Brüche an der Nase, an der Augenhöhle und dem Wangenknochen – das ist das Ergebnis eines antisemitischen Angriffs am Freitag vergangener Woche vor einer Bar am Rosenthaler Platz in Berlin-Mitte. »Er verpasste mir ganz plötzlich einen Schlag von der Seite. Dann noch einen, und ich verlor meine Balance«, erinnert sich der 30jährige Lahav Shapira im Gespräch mit dem israelischen Fernsehsender Kanal 12 an seinem Krankenhausbett. »Als ich versuchte aufzustehen, trat er mir ins Gesicht.«
Offenbar wurde er zusammengeschlagen, weil er Jude ist und öffentlich für jüdische Belange und für Israel eintritt – auch an der Freien Universität Berlin (FU), wo er studiert. Der mutmaßliche Täter soll ein 23jähriger Kommilitone sein. Shapiras Begleitung an diesem Freitagabend zufolge hatte der Täter ihn auf eben jenes Engagement angesprochen, bevor er ihn brutal zusammenschlug. Denn entgegen der Behauptung der Polizei habe es keine politische Diskussion gegeben, bevor Shapira krankenhausreif geschlagen wurde, so die Familie und die Begleiterin. Der Täter sei sofort aggressiv auf Shapira zugegangen.
Lahav ist der Bruder des Satirikers Shahak Shapira. Beide wurden bereits zuvor Opfer von antisemitischen Angriffen. Schon 2010 wurde Lahav in Sachsen-Anhalt von Nazis als »Judenschwein« beschimpft und verprügelt. Sein Bruder wurde in der Silvesternacht 2014 in Berlin von einer Gruppe mit den Worten »Fuck Israel« und »Fuck Jews« erst beleidigt und dann angegriffen. Ihr Großvater, der israelische Leichtathlet Amitzur Shapira, war 1972 beim Münchener Olympia-Attentat von palästinensischen Terroristen ermordet worden.
Die Rhetorik der meisten israelfeindlichen Demonstrationen, die seit Oktober regelmäßig in Berlin stattfinden, beruht auf Dämonisierung: Israel gilt als das absolut Böse.
Seit dem 7. Oktober fällt die FU immer wieder als Spielwiese antisemitischer Aktionen auf. Jüdische Studierende haben berichtet, dass sie nicht mehr allein über den Campus gehen oder aus Angst ihren Davidstern verstecken. Auf einem Flyer, der auf dem Campus verteilt wurde, hieß es: »Israel hat über den 7. Oktober gelogen.«
Bei einer Demonstration vor dem Universitätsgebäude am 3. November stimmten Hunderte den Sprechchor an: »Von Dahlem bis nach Gaza – Yallah Intifada!« Und am 14. Dezember besetzte eine Gruppe namens »FU Students for a Free Palestine« einen Hörsaal. In den Vorträgen, die während der Besetzung gehalten wurden, wurde Israel das Existenzrecht abgesprochen. Die linksreaktionäre Gruppe Young Struggle habe dort betont, dass bei der Shoah »auch Kommunisten gestorben« sind; die sechs Millionen ermordeten Juden habe sie indes mit keinem Wort erwähnt, so das ZDF.
Vor dem Hörsaal gab es eine Rangelei. Shapira wurde der Zutritt zum Hörsaal verweigert, weil er Zionist sei, hieß es aus dem Umfeld der Besetzer. Im Hörsaal wiederum wurde skandiert, dass alle Zionisten Faschisten seien. Neuesten Berichten der Polizei zufolge hat auch der Tatverdächtige an der Besetzung des Hörsaals teilgenommen.
Ein anderer jüdischer Studierender berichtete dem ZDF, ihm sei bei der Hörsaalbesetzung gedroht worden: »Scheiß Zionisten, verpisst euch jetzt, denn das ist unsere Uni!« Der Hass, der sich unter dem Deckmantel der »Israelkritik« vermeintlich gegen »Zionisten« richtet, habe sich an anderer Stelle offener gezeigt, so der Bericht weiter: »Schämst du dich nicht, den Davidstern zu tragen?« Drohungen gegen jüdische Studierende am Campus nähmen zu. Der Angriff auf Shapira zeigt, dass den Drohungen auch Taten folgen können.
Die Rhetorik der meisten israelfeindlichen Demonstrationen, die seit Oktober regelmäßig in Berlin stattfinden, beruht auf Dämonisierung: Israel gilt als das absolut Böse. Dass eine Person, die sich dem israelfeindlichen Treiben entgegenstellt, zum Ziel von Anfeindungen bis hin zu körperlichen Angriffen wird, scheint da nur konsequent. Wer der Dämonisierung Israels widerspricht, wird in den Augen der Feinde Israels selbst zum Repräsentanten des absolut Bösen. Shapira war immer wieder auf Videoaufnahmen von besagten Demonstrationen dabei zu sehen, wie er sich diesen entgegenstellte.
In einer Whatsapp-Gruppe für Lehramtsstudierende sei darüber diskutiert worden, ob Shapira Jude sei. Jemand habe darauf geantwortet, dass die Juden nicht nur die Welt, sondern auch die Whatsapp-Gruppe regieren würden.
Schon im Dezember designierten antiisraelische Einpeitscher das künftige Gewaltopfer als Feind. »Merkt euch das Gesicht, den jungen Mann kennt man«, schrieb der User »benny_mrx« am 15. Dezember auf X, versehen mit zwei Bildern von Shapira. In einer Whatsapp-Gruppe für Lehramtsstudierende sei bereits vor der Besetzung darüber diskutiert worden, ob Shapira Jude sei, berichtete die Zeit. Jemand habe darauf geantwortet, dass die Juden nicht nur die Welt, sondern auch die Whatsapp-Gruppe regieren würden.
Entsprechend darf man von einschlägigen Akteuren auch keine Empathie für das Opfer eines solchen brutalen Angriffs erwarten. Der Sprecher der israelfeindlichen Gruppe »Palästina spricht«, Ramsy Kilani, verhöhnte in seiner Instagram-Story das Opfer. »Bin gespannt, was bei den Ermittlungen rauskommt«, war da zu lesen. Es folgten private Nachrichten des Opfers an Kilani – »zur Einschätzung, mit wem wir es hier ideologisch zu tun haben«.
Die Screenshots zeigten freilich eher, mit wem man es bei Kilani zu tun hat: Die beiden tauschten unfreundlich-provokante Nachrichten aus, bis Shapira sarkastisch schrieb, die beiden hätten Freunde sein können, und Kilani mit einem roten Dreieck antwortet: das Symbol, mit dem die Hamas ihre Feinde und Angriffsziele markiert.
Auf X behauptete Kilani, die Aussagen Shapiras widersprächen dem Polizeibericht. Die antizionistische Organisation »Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost« gab auf X zwar zu verstehen, sie lehne solche Gewalttaten ab. »Vollständigkeitshalber sei aber gesagt: Es war nicht eine antisemitisch motivierte Tat, da das Opfer ein bekannter Provocateur auf Palästina-Veranstaltungen ist, der Teilnehmende auch schon körperlich angegangen hat.« Frei nach dem Motto: Gewalt ist scheiße – aber wer provoziert, hat es verdient.
Eine urdeutsche Logik: Der Jude hat Schuld am Antisemitismus. Der Angriff spricht eine klare Sprache: Wer sich an deutschen Universitäten für Israel einsetzt, riskiert einen unfreiwilligen Krankenhausaufenthalt
1 note
·
View note