#pilgerwanderung
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langer weg
erst durch die institutionen
dann brach er ab
scheiterte an frustgebirgen
knieschmerzen
auf der pilgerwanderung
sie sind anstrengend
diese langen wege
voller staubtrockener steine
und der angst nie anzukommen
aber sie sind auch
als zumutung willkommen
um sich zu beweisen
dass man mutig leben kann
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Maria Himmelfahrt im Zeichen von wokem Staatskirchen-Katholizismus und Bildersturm
Heute am 15. August ist MARIA HIMMELFAHRT. Zufälligerweise fällt dieses Ereignis fast mit dem August-Neumond zusammen. Für die Leerstands-Immobilienverwalter der linksgrünen deutschen Staatskirche, die mit enormen Personalaufwand in leergefegten Kirchen genau genommen kaum noch pastorale Aufgaben wahrnimmt, sondern mit interreligiöser Sozialarbeit christlich angehauchte Weltverbesserungsideologie und Schmusekurs mit islamischen Fundamentalisten betreibt, hat die Heilige MARIA kaum noch den Status der GOTTESMUTTER, die im Mittelalter den Bau von 150 Meter langen und 40 Meter hohen Kathedralen ermöglichte. Was darüber hinaus noch an „christlich gelebter Nächstenliebe“ übrigbleibt, kann ich in einem Schlüsselerlebnis zusammenfassen:
Der Pater füllte nicht einmal meine Wasserflasche auf
2006 sowie 2011 habe ich aus Dankbarkeit für den guten Ablauf der von mir mitorganisierten Demonstrationen in Frankfurt gegen Christenverfolgung im Orient eine Pilgerwanderung nach Marienthal im Rheingau unternommen. Über 50 Kilometer bin ich – Übernachtung in Wiesbaden - über die Berge des Taunus gewandert. Als ich am zweiten Tag spätnachmittags im Kloster Marienthal ankam, war ich sehr erschöpft und auch ein wenig dehydriert. Meine Wasservorräte waren so gut wie aufgebraucht. Nachdem ich das wunderbare Gnadenbild besucht und einige Opferkerzen entzündet hatte – natürlich mehr in den Opferstock geworfen als verlangt – machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof nach Geisenheim. Knapp drei Kilometer. Das sieht auf den ersten Blick lapidar aus. Wenn man jedoch schon vorher 25 Kilometer zurückgelegt hat, sind diese letzten drei Kilometer – teilweise auf Asphalt – eine echte Qual. Ohne Wasser sogar ein Gesundheitsrisiko mit vorprogrammiertem Kreislaufkollaps. Für jemand, der auf die 60zig zugeht allemal. Was tat ich? Ich klingelte an der Pforte des Klosters. Fragte zuerst nach der Uhrzeit und schilderte dann mein Problem mit der so gut wie leeren Wasserflasche. Der alte Pater schaute mich übel gelaunt an und verwies mich unwirsch auf die im Außenbereich des Klosters befindlichen öffentlichen Toiletten. Dort wäre ein Waschbecken. Dann schloss er wie eine Figur in einer Kafka-Erzählung grußlos die Tür…
Fast eine Szene wie in der Bibel
Was hatte ich falsch gemacht? Dies ist leicht zu beantworten: Ich war nicht angemeldet! War nicht wie einer der vielen bürokratisch organisierten „Pfarrgemeinde-Pilger“ aus einem bequemen Reisebus ausgestiegen. Ich war nur ein müder namenloser Wanderer, ein Niemand, der mit Rucksack und einem Wanderstab aus Rosenholz zu Ehren der HEILIGEN MUTTER GOTTES 50 Kilometer zurückgelegt hatte. Ist meine Geschichte hier schon zu Ende? Nein, sie wird erst jetzt im wahrsten Sinne des Wortes so richtig symbolträchtig, fast sogar ein wenig unheimlich, beinah dämonisch. Das Waschbecken in der öffentlichen Toilette war so klein, der Hahn so ungeschickt angebracht, dass meine 1,5 Liter-Wasserflasche überhaupt nicht drunter passte. Ich konnte nicht einmal ein Viertel Liter hineinträufeln lassen, dann war Schluss. Ich trank das meiste Wasser aus der Hand, um wenigstens fürs erste meinen brennenden Durst zu stillen. In diesem Moment fiel mir die Geschichte aus dem Johannesevangelium ein, wo Jesus an einem Brunnen um Wasser bat und von einer Samariterin zunächst abgewiesen wird. (Joh. 4, 4-42) Bis sie von ihm die Worte hört: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt.“ In der sich auf Johannes stützenden Offenbarung heißt es: „Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers.“ (Off. 1-2)
Kirche hat nichts mehr zu bieten außer Ärgernisse
Fazit der Geschichte: Das Wasser des Lebens ist zugleich die Menschenliebe und die Spiritualität. Was da aus dem spärlich fließenden Hahn der Staatskirche fließt, ist vor allem ein moralisch abgehobener manischer blinder Helfer-Aktivismus, der sich eng an den staatlichen linksgrünen Mainstream anlehnt, anstatt eine konservative, bewahrende spirituelle Kraft, eine geistige Zuflucht, eine Brücke zu einer anderen transzendentalen Welt. So wie meine Wasserflasche unter dem kleinen spärlich laufenden Hahn der öffentlichen Kloster-Toilette kaum Trinkwasser aufnehmen konnte, kann ein Sinnsuchender, Gottsuchender, ein Pilger, ein Wanderer zwischen den Welten in der deutschen Katholischen Staatskirche kaum ein spirituelles Gottesbild finden. Wer glaubt, die skandalösen Missbrauchsfälle – über 3500 - wären der alleinige Grund, warum sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden, irrt sich gewaltig. Es sind oftmals andere vielfältige schlechte Erfahrungen mit den Amtsträgern und ihren Wasserträgern. Zuzüglich moralische Überheblichkeit, Doppelmoral, Denunziantentum, Bigotterie und Heuchelei. Dass oft treue und arrangierte Anhänger wie Dreck behandelt werden beweist exemplarisch der Fall einer Kindergärtnerin, die gefeuert wurde, weil sie vor 24 Jahren einen geschiedenen Mann – ihr Lebensglück – geheiratet hatte. Mehr Niedertracht geht nicht? Die Skala nach oben ist offen. In meinem Essai „Ich bin Gott im Wald näher als in der Kirche“ habe ich Anfang des Jahres meine schlechten Erfahrungen mit der katholischen Staatskirche in epischer Breite beschrieben.
Die Rosalien-Grotte in Kärnten hat mir die Augen geöffnet
Auch mein letztes Schlüsselerlebnis – hier schließt sich der Kreis – hat mit einer Wallfahrtskirche zu tun. Darüber zu schreiben, fällt mir, mutmaßlich ein halbes Jahr nach dem Vorfall immer noch schwer. Sobald ich das Thema anspreche kämpfe ich mit Ekel, innerer Leere und Übelkeit. Es geht dabei gar nicht um meine Person. Das, was mir widerfuhr, hätte jedem anderen auch in Deutschland passieren können. Aber eben nur hier in Deutschland, wo Kirchen immer mehr – ähnlich wie in der protestantischen Kirche seit langem – nur noch Versammlungsräume sind, aus denen dann – wie bereits geschehen – zunächst Leerstands-Immobilien und schließlich Partyräume werden. Besonders mein Besuch der Rosaliengrotte in Kärnten hat mir diesen Umstand nochmals schmerzlich vor Augen geführt und den Tabubruch bestätigt. Gleichzeitig bedeutet der Tabubruch auch ein Appell endlich eine Hoffnung fahren zu lassen, dass sich die eng mit dem System verbundebne Staatskirche in irgendeiner Weise ändern könnte. Sie „moderner“ zu machen, bedeutet nicht sie „menschlicher“ zu machen. Gerade ihrer, von linksgrünen Bürokraten vorangetriebener Modernismus – Stichwort „Synodaler Weg“ – ist buchstäblich der „Highway to Hell“. So bleibt mir nichts anderes übrig als loszulassen und dem oft auf Taunuswolf gelikten und gerebloggten Slogan zu folgen: „Manchmal muss man im Leben eine Tür hinter sich zu machen, sie fest abschließen und den Schlüssel anschließend in einem tiefen Fluss versenken, so dass man ihn nie wieder findet. Erst dann werden sich neue Türen öffnen.“ Dies gilt vor allem für Kirchentüren. Selbst wenn sie Tag und Nacht offenstehen.
Was bleibt ist Glaube. MARIA hat nach wie vor in meinem Herzen auch ohne bigotte Berufschristen und Heuchler einen großen Platz. Ihr zu Ehren habe ich in den 90zigern ein Ave-Maria-Lied geschrieben, dass ich zum heutigen Tag nochmals meinen treuen Lesern präsentieren möchte:
LES MIRAKLES DE CHARTRES
Schon von Weitem ragst du auf
Meine schöne Himmelsbraut
Wenn du über die Dächer schaust
Ist dein Lächeln mir längst vertraut
Hohe Pfeiler, breite Streben
Du scheinst in der Luft zu schweben
Deine Türme strecken sich verwegen
In der Nacht den Sternen entgegen
Wir sind Pilger auf einer langen Reise
Jeder singt auf seine Weise
Ref:
Les miracles de Chartres sont sacre
Croyez-vous - croyez-vous
Dans la terre il y a la mere
Du mysterre
Senez-vous, senez-vous
Des girflees jaunes dancent par le vent
Voyez vous – voyez vous
Ave Maria…
#doppelte moral#meinungsfreiheit#gutmenschen#diktatur#Amtskirche#Staatskirche#zensur#Bildersturm#Maria Himmelfahrt#Bigotterie#berufschristen#Heuchelei#Mangel an Menschlichkeit#verlogenheit
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Manchmal ist das schöne nicht weit. Die schwäbische Alb habe ich neu entdeckt. Die nächsten Male geht's statt in den Schwarzwald zur Abwechslung ab und zu auf die schwäbische Alb. Bin den Schöpferweg bei Offingen gewandert. Diese wunderschöne Natur - wahrlich eine Schöpfung❣️ . . . . . . . #schwäbischealb #naturephotography #naturephoto #alb #vonderalb #offingen #schöpferweg #pilgerwanderung #pilgerweg #wallfahrt #pilze #reisenmachtglücklich #reiseblogger #teavelblogger #travelblog #swabian #travel #zwiefalten #zwiefalterklosterbräu https://www.instagram.com/p/BnelSy1jx5g/?utm_source=ig_tumblr_share&igshid=ad9bvjnvr2zh
#schwäbischealb#naturephotography#naturephoto#alb#vonderalb#offingen#schöpferweg#pilgerwanderung#pilgerweg#wallfahrt#pilze#reisenmachtglücklich#reiseblogger#teavelblogger#travelblog#swabian#travel#zwiefalten#zwiefalterklosterbräu
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Montagsvideo 103 - Pilgerwanderung nach Bebenhausen
Montagsvideo 103 – Pilgerwanderung nach Bebenhausen
Immer wieder am Montag finden Sie hier ein Video aus und über Bebenhausen, den Ort, das Kloster, das Schloss, den historischen Landtag, den umgebenden Schönbuch und mehr… Sommerzeit ist Pilgerzeit – zumal auf dem Jakobsweg, der von Bebenhausen bis nach Santiago de Compostela führt. Heute ein Video vom Mai 2021, eine Pilgerwanderung aus Richtung Stuttgart zum mittelalterlichen Kloster…
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The Camino Diaries XI
21.04.2015: Belorado-Agés
Ich hatte eine gute Nacht bei den Schweizern in der Albergue von Belorado gehabt. Ich bin relativ spät (8.00 Uhr) los und die gute Zlata hat auf mich gewartet, so dass wir gemeinsam in die Tagesetappe starten konnten. Wir hatten nun schon einige Tage zusammen auf dem Jakobsweg verbracht und verstanden uns wirklich sehr gut. Nicht so wie manch ein Leser jetzt vielleicht denken würde, Zlata ist 10 Jahre älter als ich und wir beide hatten nicht die Absicht einen Lebenspartner auf dieser Reise zu finden. Aber wir sind gute Freunde geworden.
Wir haben wieder in den ersten Dörfern auf der Strecke schöne Kaffeepausen gemacht. Heute sollten wir die “Montes de Oca”, eine kleine Bergkette, überqueren. Vor hunderten Jahren mussten die Pilger in diesen Bergen und ihren Wäldern große Angst vor allerlei Räubern haben, so lautet die Geschichte. Die letzten 5, 6 km vor Villafranca Montes de Oca haben Zlata und ich nicht viel geredet, aber wir können auch gut zusammen schweigen, haben wir gemerkt. Beim Genuss solch schöner Ausblicke muss man auch nicht viel reden:
Die Wolken sehen ein bisschen wie die Jakobsmuschel aus:-) Kurz vor Villafranca, am Fuße der Oca-Berge bin ich dann mal ziemlich träge geworden... Ich wusste nicht, ob ich einfach nur in eine Art meditativen Laufrhytmus geschaukelt wurde oder ob ich vielleicht ein wenig dehydriert war oder ähnliches. Jedenfalls habe ich in Villafranca gut Wasser aufgetankt und Bananen gekauft und gefuttert. Nun war ich gestärkt für die Oca-Berge, die immerhin um die 1000m hoch sind.
Wir überquerten sie und dann ging es durch ein tiefes Tal für ca. 10km durch einen ruhigen Wald. Das war das erste Mal seit Tagen, dass wir wieder in einer eher naturnahen Umgebung waren. Zwischen Logrono und Belorado ging es doch auch ganz schön oft entlang der Autobahn oder Schnellstraße. Zlata und ich trafen kaum andere bekannte Pilger und fanden auch wieder Gesprächsstoff. Wir hatten uns an diesem Tag viel aus unserer jeweiligen Vergangenheit erzählt. Sogar Geschichten aus Kinder- und Jugendtagen:-) Dann kamen wir schließlich irgendwann in San Juan de Ortega an. Der Wald fühlte sich endlos lange an und ich kann gut nachvollziehen, dass die mittelalterlichen Pilger dort Angst vor Räubern hatten!
Wir fühlten uns fit und munter und gingen noch weiter bis Agés (viele der englischsprachigen Pilger scherzten: “It took us ages to get to Ages;-) Es ging vorbei an mächtigen alten Eichen und tolle Ausblicke boten sich. Doch ich merkte dann, dass ich doch recht erschöpft war und konnte das irgendwie nicht mehr so recht genießen. Am Nachmittag war meine Laune durchwachsen... ich verspürte auch den Wunsch, mal wieder etwas Zeit alleine, ohne Zlata zu verbringen.
Jedenfalls kamen wir dann in Agés an und trafen dort auch viele Bekannte: die Aussies, Gilbert, Rolf, Manfred,... Zlata ist in eine der moderneren Herbergen gegangen, ich in die günstige ältere “Casa Rioja”. Wir waren uns (unausgesprochen) einig, dass wir für den nächsten Tag mal nichts abmachen und jeder alleine startet.
Meine seltsame schlechte Laune ließ bei der Ankunft in der Albergue nicht nach. Ich dachte dann auch mal kurz an meine alten Freunde, die Familie, die Heimat... und habe für einen Moment alles und alle mal ganz schön stark vermisst. Und auch die Erschöpfung war heute größer als sonst (das ging ja Mittags in Villafranca schon los!). Ich lag auf meinem Bett in der Albergue (unteres Doppelstockbett), starrte das Bett über mir an und dachte für einen Moment: “Was mache ich hier eigentlich?? Tagelang laufe ich durch Spanien? Warum? Das ist doch anstrengend!” usw. Da hatte ich wirklich mal kurz einen “Schnauze-voll-Moment”. Aber lange nicht so schlimm wie Hape;-) Einen Abbruch der ganzen Pilgerwanderung habe ich in keinem Moment ernsthaft in Betracht gezogen. Einer meiner Pilgerfreunde, den ich nun schon oft sah, mit dem ich allerdings noch kein Gespräch hatte, dachte wahrscheinlich eher über einen Abbruch nach: Giordano aus Italien war heute in der selben Albergue und er hatte Probleme mit seinem Knie. Die wiederum hatte ich ja auch schon... “Es kann schon alles auch ganz schön anstrengend sein hier” schrieb ich ins Pilgertagebuch.
Ich war dann in Ages noch in der schönen kleinen Dorfkirche:
In einer der anderen Alberguen mit Restaurant gönnte ich mir dann mal eine Speise á la carte. Am Tisch von den Deutschen Hermann und Gudrun (denen ich mich auch schon einmal vorgestellt hatte) war noch ein Platz frei. Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber ich glaube im Restaurant waren auch Rolf, Gilbert und Manfred. Jedenfalls lief Fußball (Champions League: Bayern-Porto) und wir haben noch drei Bayerntore gesehen. Die älteren deutschen Pilgerfreunde spendierten mir dann sogar noch ein paar Gläschen Wein.
Doch irgendwie hebte der an diesem Abend meine Laune auch nicht sehr. Ich weiß nicht so recht, was an diesem Tag los war. Eigentlich hatte ich mich doch an diesen Lebensrhytmus mit dem täglichen Wandern gut gewöhnt. Ich hatte tagsüber auch keine körperlichen Schmerzen. Dennoch fühlte ich mich sehr erschöpft und müde von all dem... Ich wünschte mir auch mal wieder eine Etappe ganz für mich allein, ohne “Mitläufer”. Am nächsten Tag war die Großstadt Burgos das Ziel. Viele meiner Pilgerfreunde planten hier einen Ruhetag. Sollte ich das vielleicht auch tun? Auf jeden Fall nahm ich mir vor, frühs mal ganz zeitig los zu machen, um erstens etwas allein zu sein und zweitens einen freien Nachmittag in Burgos zu haben.
Short English summary
21/04/2015: I had a good night’s sleep in Belorado and Zlata and me started into the day together. We had nice coffee breaks in the first few villages and saw clouds shaped like the scallop shell (photo 1). We were to cross the little mountain range of “Montes de Oca” that day. In Villafranca at the foot of the mountains, I felt unusually tired, almost a bit dizzy, so I drank a lot of water and had a few bananas and made it over the mountain with Zlata. We learned that we can also walk silently together. After the mountain top, we walked for about 10km through the woods and that was actually the first time in days we were in a quiet, more natural environment (there was a lot of highways and roads between Logrono and Belorado). We then talked about old memories and stuff, passed San Juan de Ortega and went on to Agés (many of the English speaking guys joked around “It took us ages to get to Agés”;-). In Agés, Zlata and me went into different Albergues (I preferred the cheaper ones). Without saying it, we each knew, we should walk on our own the next morning. I felt really exhausted that afternoon and evening (it already started at noon). I didn’t really have any physical pain in my legs from the walking though. In the Albergue I lay down on my bed and had quite negative thoughts like: “What the... am I doing here? I’m walking through the whole of Spain... and what for?” Also, I missed my home, my family and friends... For the first time, I was really fed up with all this. But just for a short moment. Quitting was never an option. I then had a look at the village’s church (photo 2) and after that I allowed myself a simple meal in a restaurant. There, I also met some German friends, who bought a few glasses of wine for me. The wine could not really elevate my mood though... I don’t really know why I felt that way that day. In my diary I wrote: “All of this can also be quite exhausting.” The next day the city of Burgos waited and I was going to start early to have some alone time and an “afternoon off” there.
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Corona – an diesem Thema kommt man zur Zeit ja nirgendwo vorbei. Und vor einiger Zeit dann auch die Meldung, dass alle Jakobswege und Pilgerherbergen in Spanien geschlossen sind. Das rief mir in Erinnerung, dass ich Euch ja noch die Fortsetzung meines letztjährigen Pilgerabenteuers auf dem Camino del Norte schuldig bin. Nachdem meine Schwester und ich einige Kilometer nach Bilbao das Baskenland hinter uns gelassen hatten, ging es als nächstes auf dem Camino del Norte durch Kantabrien weiter.
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Auf dem Camino del Norte durch Kantabrien
Der Camino del Norte in Kantabrien – keine Wohltat für die Füße
Die autonome Gemeinschaft Kantabrien ist die Nachbarregion des Baskenlandes und liegt ebenfalls am Golf von Bizkaya. Wie das Baskenland ist auch Kantabrien hügelig bis bergig. Vom Camino del Norte aus konnten wir die über 2000 m hohen Picos de Europa sehen, zum Glück mussten wir aber dort nicht drüber. Trotzdem gab es unterwegs auch ein paar heftige Steigungen zu überwinden. Durch Kantabrien führen ca. 225 km des Camino del Norte.
Die schneebedeckten Picos de Europa im Hintergrund
Die Grenze zwischen dem Baskenland und Kantabrien liegt irgendwo zwischen Pobena und Castro Urdiales und am 8. Tag unserer Pilgerreise überquerten wir diese, ohne es eigentlich so richtig bemerkt zu haben. Onton heißt das erste kleine Städtchen in Kantabrien. Die letzten Kilometer im Baskenland waren von Asphalt geprägt und das setzte sich leider auch in Kantabrien fort. Eine echte Tortur für Beine und Füße. Die wenigen naturbelassenen Pfade waren hingegen eine richtige Wohltat. Aufgrund von allerlei Zipperlein ließ unser Tagespensum allerdings merklich nach.
Wunderschöne Ausblicke, doch leider auch viel Asphalt
Camino del Norte in Kantabrien – dennoch gab es schöne Etappen
Aber auch, wenn die vielen Asphaltabschnitte genervt haben: der nordspanische Küstenweg hat wie im Baskenland auch in Kantabrien wunderschöne Abschnitte. Von Pobena nach Castro Urdiales führte uns ein eindrucksvoller Weg wirklich direkt an der Küste entlang. Diesen durften wir bei herrlichem Sonnenschein genießen. Von Galizano nach Somo nahmen wir eine etwas längere Variante, die dafür landschaftlich glänzen konnte. Es ging dort immer an einer Steilküste mit imposanten Felsen und irre schönen Ausblicken entlang. Das Meer leuchtete tiefblau und Santander war in der Ferne zu sehen. So hatten wir uns den Küstenweg vorgestellt! Und auch der Weg von Boo bis Requejada war einer der schönsten Abschnitte des Camino del Norte in Kantabrien. Immer wieder tolle Ausblicke aufs Meer und in die Berge. Keine Frage, Kantabrien hat einiges zu bieten. Wenn halt nur der viele Asphalt nicht wäre!
Immer am Meer entlang – wunderbar!
Diese Ausblicke – so stellt man sich doch einen Küstenweg vor, oder?
Pilgern in Kantabrien – die Städtchen sind das Salz in der Suppe
Viele der Städtchen, die wir durchquert haben, machen Lust auf Badeurlaub. Lange Sandstrände, Strandcafés, mondäne Unterkünfte. Da könnte man länger verweilen. Aber als Pilger ist man ja immer auf dem Sprung. Besonders beeindruckt haben mich die Städtchen Castro Urdiales und Santillana del Mar. In Castro Urdiales unterbrachen wir unsere Pilgerreise spontan am sehr frühen Nachmittag und hatten so noch etwas Zeit, das schmucke Städtchen zu erkunden. Wir schlenderten durch die Marina und die wunderschöne Altstadt. Und auch die Festung Santa Ana hat es uns angetan. Darüber hinaus konnte man in Castro Urdiales wunderbar shoppen. Das heißt in diesem Falle, dass eine Flasche Wasser, ein paar Kekse und ein alkoholfreies Radler für den nächsten Tag in meinen Rucksack wanderten.
Castro Urdiales – Festung Santa Ana
Die Marina von Castro Urdiales bei Sonnenuntergang
Santander haben wir bei Regen durchquert, deshalb hatten wir nicht so viel Muse für einen Stadtbummel. Die Kathedrale Mariä Himmelfahrt sollte man sich aber unbedingt anschauen und direkt neben an im Café “La Catedral” kann man wunderbar frühstücken oder einfach einen Cappuccino genießen. Ein paar Kilometer westlich von Santander liegt Santillana del Mar, welches aufgrund seiner jahrhundertealten Altstadt auch so etwas wie das Rothenburg ob der Tauber von Kantabrien bekannt ist. Der mittelalterliche Ortskern ist fast vollständig erhalten und so ist das Städtchen ein wahrer Touristenmagnet. Aber scherzhaft wir Santillana del Mar auch “Stadt der drei Lügen” genannt, denn sie ist weder heilig (santa) noch flach (llano). Und sie liegt auch nicht am Meer (del Mar)
Santillana del Mar – das kantabrische “Rothenburg ob der Tauber”
Urige Pilgerherbergen gibt es auch in Kantabrien
Nicht immer haben wir in “echten” Pilgerherbergen übernachtet. Manchmal haben wir uns auch ein Hotelzimmer gegönnt, zumal dies zu zweit keine Mega-Ausgabe darstellt. Aber am besten hat es uns dort gefallen, wo wir auch wirklich andere Pilger getroffen haben. Zum Beispiel in der erst 2018 neu eröffneten Herberge in Isla. Was uns dort widerfahren ist, lest Ihr weiter unten. Ein echtes Schmuckstück ist die, schon leicht touristische, Herberge Piedad in Boo de Pielagos. Die Zimmer waren total liebevoll eingerichtet und das Abendessen war ein Genuss!
Die schmucke Herberge Piedad in Boo
In Santillana del Mar haben wir in einem ehemaligen Nonnenkonvent übernachtet. Hier wurden die Unterkünfte der Nonnen zu, zugegebener weise recht spartanischen Doppelzimmern umgebaut und werden nun an Pilger vermietet. In Comillas angekommen, steuern wir die öffentliche Herberge an, die sich in einem ehemaligen Gefängnis befindet und auf die wir uns schon gefreut hatten. Nach einer Nacht im Nonnenkonvent, wäre doch eine Übernachtung in einer Gefängniszelle ganz witzig. Doch leider war die Herberge geschlossen.
Das ehemalige Nonnenkonvent in Santillana del Mar
Geschichten, die das Pilgerleben schreibt
Urige Pilgerherbergen, schöne Städtchen und reizvolle Etappen – das gehört natürlich alles zu einer schönen Pilgertour. Aber genauso auch Menschen, Geschichten und Anekdoten die einem begegnen und widerfahren. Und davon sind uns von unserer Pilgerwanderung auf dem Camino del Norte in Kantabrien einige in Erinnerung geblieben. Die Übernachtung in der 2018 neu eröffneten Herberge in Isla war ein solches Erlebnis. Schon der Weg dorthin war von Ungewissheit geprägt. Laut Wanderführer war nämlich nicht ganz sicher, ob die Herberge nun wirklich schon eröffnet wurde oder nicht. Und als wir ankamen, standen wir tatsächlich vor verschlossener Tür.
Isla – dort oben bei der Kirche soll die Herberge sein
Zum Glück gab es aber eine Telefonnummer und tatsächlich konnten wir die Hospitaleros Sylvia und Felippe erreichen. Von diesen wurden wir kurze Zeit später herzlich begrüßt und mit Bier und Tortilla empfangen. Aber die beiden mussten noch einmal los und übergaben uns die Herberge in gute Hände. Silke und ich waren also Hospitaleros auf Zeit. Und dann kamen tatsächlich Gäste in diese doch etwas abgelegene Herberge. Die Peruanerinnen Mariana und Christina, Johannes aus dem Norden Deutschlands und ein Franzose mit portugiesischen Wurzeln. Es wurde ein lustiger Abend und wir saßen lange bei Wein und Bier zusammen. Der Camino verbindet Menschen und Nationen.
Die Sache mit dem Stempel in Santander und ein Geständnis
Tag für Tag wurden neue Stempel in unseren Pilgerausweis gedrückt. Auf den Stempel in der Kathedrale von Santander waren wir besonders stolz. Und das musste ich dann natürlich über meine Social Media Kanäle kundtun. Blöderweise schrieb ich dort Santiago statt Santander, woraufhin zahlreiche Glückwünsche bei mir eingingen. Nein, den kompletten Camino in drei Wochen? Das Ihr mir das zugetraut habt! Kopfschüttel.
Santander – nicht Santiago!
Wir haben den ganzen Weg ehrlich per pedes zurück gelegt? Nein, ich gebe es zu.: Hinter Boo hätten wir eine ca. 100 m lange Eisenbahnbrücke überqueren müssen. Dies war zwar möglich aber erstens verboten und zweitens ziemlich gefährlich. Unsere Vorsätze, alles zu Fuß zu machen, warfen wir dann über Bord, als wir die große Pilgergruppe sahen, die in Boo auf den Zug wartete. Es wird hier geduldet, dass Pilger “als Schwarzfahrer” im Zug die Brücke überqueren und in der nächsten Ortschaft aussteigen. Und so kam es, dass wir doch ein ganz klein wenig “geschummelt” haben.
Allerdings nicht so sehr, wie wohl die vier französischen Pilger, die vor der Herberge in Serdio aus dem Taxi stiegen. Erst dachten wir, die Hospitaleros würden aus dem gelben Toyota steigen. Aber dann holten sie die Gepäcke aus dem Kofferraum. Braungebrannt, dicke Goldkettchen… wie aus einem klischeehaften Film. Und am nächsten Morgen waren sie dann vor allen anderen wieder verschwunden. Gerüchteweise wurden sie beobachtet, als sie am nächsten Bahnhof auf den Zug warteten.
Pilgerherberge in Serdio
Der Abend in Serdio und die Sache mit dem grünen Asphalt
Unvergessen bleibt auch der Abend in Serdio. Unsere Deutsch- Schweizerisch- Niederländische Pilgergemeinschaft traf sich in der einzigen Bar im Ort und stürzte sich mutig auf die lokalen Spezialitäten. Vor allem der Tresterbrand Orujo hinterließ Eindruck. Viele Grüße an Natascha, Regi, Antonia, Margita (leider warst Du in Serdio nicht dabei), Charlie und Harald. Falls Ihr das lest: Ihr seid tolle Menschen und wir wären gerne noch mit Euch weiter gegangen!
Pilgerstoff – San Miguel und der Tresterbrand Orujo
Ach, und eine kleine Anekdote habe ich noch. Und die bezieht sich auf die Wegbeschaffenheit. Wie anfangs beschrieben, hatten wir auf dem Camino del Norte in Kantabrien viele Streckenabschnitte mit Asphalt. Teilweise gab es geteerte Fußwege direkt neben der Straße und die waren rot markiert. Zwischen Comillas und Serdio wechselte die Farbe plötzlich. Etwas sarkastisch musste ich feststellen: Auf grünem Asphalt läuft es sich gleich viel besser!
Worauf es sich wohl besser geht? Auf rotem….
…oder auf grünem Asphalt?
Asturien – unser Abschied vom Camino del Norte
Mit der Brücke in Colombres überschreiten wir dann auch die Grenze von Kantabrien nach Asturien. Gleich auf den ersten Kilometern haben wir das Gefühl, in einem anderen Land zu sein. Nichts für ungut Kantabrien, aber in Asturien erschien uns einfach alles viel gepflegter. Und wir pilgerten vermehrt auch wieder auf naturbelassenen Pfaden. Unsere Pilgerreise endete nach 19 Tagen im schönen Hafenstädtchen Ribadisella. 415 Kilometer haben wir in diesen knapp drei Wochen zurück gelegt. Bis Santiago de Compostela wären es noch 416 Kilometer gewesen. Und die wollen unbedingt auch noch begangen werden!
In Asturien angekommen
Ribadisella – in diesem schmucken Städtchen hieß es Abschied vom Norte nehmen
Pilgern – einige praktische Tipps zum Abschluss
Welche Ausrüstung benötigt man zum Pilgern?
Nicht zu viel und nicht zu wenig – das ist bei einer solch langen Tour ein schmaler Grat und eine wichtige Entscheidung. Mein Rucksack wog inklusive einem Liter Wasser fast genau 10 kg. Damit bin ich persönlich gut zurecht gekommen. Gerne dürft Ihr Euch meine Pilgerpackliste herunterladen.
Wie organisiert man An- und Abreise?
Für die An- und Abreise nutzten wir Flüge nach und von Bilbao. Auch Santiago de Compostela hat einen eigenen Flughafen. Umweltbewusster reist man natürlich mit der Bahn. Zum Startpunkt in Irun und vom Endpunkt unserer Pilgertour aus bot sich das Fernbusunternehmen Alsa an. Busfahrkarten kann man im Vorfeld online kaufen.
Muss man die Unterkünfte vorher reservieren?
Pilgerherbergen kann man leider nur im Ausnahmefall telefonisch vorab reservieren. Allerdings hatten wir nie Probleme vor Ort ein Bett zu bekommen. Touristische Herbergen und Hotelzimmer haben wir von unterwegs auch schon mal über booking.com gebucht. Kleiner Tipp: dort werden die Zimmer günstiger, je näher der Abend rückt.
Wie versorgt man sich unterwegs?
Die Pilgerherbergen bieten und viele Restaurants bieten Pilgermenüs an, die meist aus drei Gängen, Wasser und Wein bestehen. Während man in den staatlichen Pilgerherbergen dafür gibt, was man für richtig hält, verlangen Restaurants und touristisch angehauchte Herbergen zwischen 7 und 15 Euro für ein solches Abendmahl. Ohne Frühstück mussten wir nur selten losgehen, denn die meisten Herbergen bieten ein einfaches Frühstück an. Getränke und Proviant für unterwegs kann man in kleinen Geschäften oder Supermärkten kaufen, die man unterwegs meist problemlos findet. Aber aufpassen – die Geschäfte in Spanien schließen oft über Mittag!
Und die Wäsche?
Natürlich kommt man mit zwei Satz Wäsche nicht mehrere Wochen aus. Logisch, dass unterwegs gewaschen werden muss. In den meisten Pilgerherbergen gibt es Waschmaschinen und Trockner. Und da die etwas größeren Städte auf Badeurlauber eingestellt sind, ist es auch kein Problem unterwegs einen Waschsalon zu finden.
Wie orientiert man sich auf dem Camino del Norte
Der Camino del Norte ist wie alle Jakobswege gut mit gelben Pfeilen und Jakobsmuscheln markiert. Für die Orientierung und die Suche nach Herbergen wurde mir unterwegs die Jakobsweg-App (Buen Camino) ans Herz gelegt. Ich habe sie dann sofort installiert und war begeistert. Diese kostenlose App erleichtert die Etappenplanung ungemein. Allen, die eher auf Print stehen, empfehle ich die Pilgerführer des Conrad Stein Verlages (Affiliate-Link*) oder den des Bergverlages Rother (Affiliate-Link*).
Camino del Norte – kleine Diashow
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Lektüre zum Camino del Norte (Affiliate-Links*)
*Affiliate-Link: Wenn Ihr über diesen Link bestellt oder bucht, bekomme ich eine Provision. Für Euch entstehen keine Mehrkosten und Ihr tragt dazu bei, dass das Angebot von Outdoorsuechtig.de auch in Zukunft vollkommen kostenlos bleibt.
Circa 225 Kilometer des Camino del Norte führen durch Kantabrien. Im vergangenen Jahr waren wir auf diesem nordspanischen Küstenweg unterwegs. Corona - an diesem Thema kommt man zur Zeit ja nirgendwo vorbei. Und vor einiger Zeit dann auch die Meldung, dass alle Jakobswege und Pilgerherbergen in Spanien geschlossen sind.
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Pilgerwanderung im Herbst
14 Pilger waren an drei Tagen bei prachtvollem Herbstwetter von Spital/Pyhrn nach dem Motto „von Kloster zu Kloster“ über Admont nach Seckau ... from Google Alert – Kloster https://ift.tt/2P1Wpj9 via IFTTT
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Kino - Ich bin dann mal weg
Kino – Ich bin dann mal weg
Frau M., die das Kino bei uns eingeführt hat, zeigt heute Ich bin dann mal weg , einen deutschen Kinofilm aus dem Jahr 2015. Es ist eine Filmkomödie, die auf dem gleichnamigen Buch von Hape Kerkeling basiert. Darin beschreibt er seine Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg, die er 2001 machte.
Die Hauptrolle im Film, nämlich sich selber zu spielen, lehnte Harpe Kerkeling ab. Er hatte die Wanderung…
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Reisen durch Raum und Zeit und nach anderswo, drei Tagebücher und ein Kriminalfall auf dem Jakobsweg – Sieben E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Reisen und Erinnerungen. So könnte man vielleicht die beiden zentralen Themen dieser sieben Deals der Woche beschreiben, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 09.06. – Freitag, 16.06.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. In mehreren Fällen stehen die Reisen im Vordergrund, manchmal eher die Erinnerungen und nicht selten geht beides zusammen. Manchmal sind konkrete Orte das Ziel, manchmal geht es wie bei der Buchreihe von Hardy Manthey um Reisen durch Raum und Zeit, und manchmal sind es wie bei Uwe Berger und bei Elisabeth Schulz-Semrau Rückbesinnungen auf eine schon weit zurückliegende oder auf eine kürzere Zeit zurückliegende Vergangenheit. Kein Wunder, dass mehrere der diesmal angebotenen Bücher Tagebücher sind oder in Tagebuchform verfasst worden sind. Und einmal geht es um Gold, um einen schier unermesslichen Goldschatz, der vor langer, langer Zeit zusammengetragen wurde, aber bis in die Gegenwart wirkt. Mehr dazu im ersten Deal dieser Woche. Viel Spaß beim Lesen und Gute Reise! – durch Raum und Zeit. Es ist bereits seit längerer Zeit sein Thema. Intensiv und in mehreren Büchern hat sich Ulrich Hinse mit dem Gold der Templer befasst – zumeist in historischen Romanen. Es gibt aber auch ein Buch, das in der Gegenwart spielt. 2013 legte der Autor bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe die Kriminalerzählung „Das Jakobsweg-Komplott“ vor: Mysteriöse Morde lassen die Pilger auf dem Jakobsweg von den Pyrenäen bis Santiago de Compostela erschaudern. Zufällig wurde einer der Pilger, der deutsche Kriminalhauptkommissar Raschke aus Mecklenburg-Vorpommern, Zeuge einer Tat. Zunächst scheint die Begegnung zufällig. Dann jedoch beginnt eine Mordserie, die parallel zur Pilgerwanderung des Polizisten geschieht. Auch auf Raschke, der offenbar als lästiger Zeuge beseitigt werden soll, werden Anschläge verübt. Für die spanische Polizei wird der Deutsche zum Lockvogel, der sie zu den Tätern führen soll. Schon bald zeichnet sich ab, dass es bei den Morden um das verschwundene Gold der Templer geht und die Jagd nach dem Killer erst in Santiago de Compostela zu Ende sein könnte. Gelingt der spanischen Polizei rechtzeitig die Entlarvung der Täter und Hintermänner oder schaffen es die einfallsreichen Mörder, den deutschen Pilger aus dem Weg zu räumen? Ein spannender Krimi über den Jakobsweg und das Mysterium des Templerschatzes. Und so fängt das Buch an: Mit Raschkes Ankunft in Pamplona: „Raschke stolperte. Um ein Haar wäre er beim Aussteigen aus dem Zug mitsamt seinem Rucksack lang auf den Bahnsteig in Pamplona geschlagen. „Himmel, Arsch und Zwirn, das fängt ja gut an“, fluchte er so laut, dass sich einige Reisende irritiert nach ihm umsahen, „das ist kein gutes Omen für eine Pilgerwanderung.“ Gut fünf Stunden vorher hatte sein Flieger in Biarritz aufgesetzt. Bei der Landung war die Maschine ziemlich durchgeschüttelt worden, weil über den Pyrenäen und dem Badeort an der französisch-spanischen Grenze ein heftiges Gewitter tobte. Das Wetter lud nicht dazu ein, nach Saint Jean Pied de Port zu fahren, um dort mit der Pilgerwanderung zu beginnen, wie es viele seiner Mitreisenden taten. Aber das hatte er ohnehin nicht vorgehabt, sondern war mit der Bahn nach Pamplona gefahren. Jahre hatte er den Traum gehabt, einmal den berühmten Pilgerweg zu wandern. Jetzt war es endlich so weit. Ein Buch war es gewesen, das ihn hatte träumen lassen. Nicht das von Shirley McLaine, Paulo Coelho oder gar von Hape Kerkeling. Nein, ein Buch über den geheimnisvollen Mönchsorden der Templer, der im Mittelalter von vielen Herrschern gefürchtet und wegen seiner ungeheuren Reichtümer beneidet wurde. Die Ritter hatten Burgen, Kirchen und eine Menge anderer Spuren hinterlassen, über die jeder zwangsläufig stolpern musste, der über den Camino de Santiago, wie man den Pilgerweg in Spanien nannte, zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Galizien, dem kühlen Nordosten Spaniens, wanderte. Fast achthundert Kilometer zu laufen, erforderte eine gute Vorbereitung und vor allem Zeit. Und genau die hatte der siebenundfünfzigjährige Erste Kriminalhauptkommissar, Chef der Mordkommission in Rostock und vierfacher Großvater, bisher nicht gehabt. Der übliche dreiwöchige Urlaub hätte nicht gereicht, um so weit zu wandern. Sechs Wochen, so hatte er sich ausgerechnet, würde er brauchen. Mit seinen über hundert Kilogramm Lebendgewicht war er kein geübter Wanderer und schon während der Zeit seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei hatte er es verstanden, sich vor den dreißig Kilometer langen Pflichtmärschen zu drücken. Er, der zu Hause selbst die kürzesten Strecken mit dem Auto fuhr. Gedankenverloren kraulte er seinen weißen Vollbart. Den hatte er sich extra wachsen lassen. Zu einem richtigen Pilger gehörte natürlich ein Vollbart, fand er. Als er seiner Frau von dem Vorhaben erzählt hatte, konnte sie nur milde lächeln. Sie wusste aus mehr als dreißig Ehejahren wie sinnlos es war, ihren Mann von etwas abzuhalten, was er sich fest in den Kopf gesetzt hatte. Lediglich auf einem Handy hatte sie bestanden, um Verbindung halten zu können. Erst hatte er sich geweigert, eines mitzunehmen, dann aber zugestimmt, um sie zu beruhigen. Ganz anders seine Kinder. Opa pilgert, hatten sie spöttisch bemerkt, als sie von seinem Plan erfuhren. Er möge seinen Urlaub besser mit Mutti an der See verbringen oder eine Wellness-Kur machen, als allein durch Nordspanien zu laufen. Ruf uns an, wir holen dich ab, hatten seine Kollegen großzügig angeboten und hinter seinem Rücken Wetten abgeschlossen, ob er eine oder zwei Wochen durchhalten würde. Mehr würde er auf keinen Fall schaffen und die meiste Zeit sowieso mit dem Bus, einem Taxi oder per Anhalter unterwegs sein. Aber Raschke hatte unbeirrt an seinem Plan gearbeitet. Immer wieder war er in Outdoor-Läden gewesen, hatte sich zu Wanderunterwäsche, Socken und Oberbekleidung beraten lassen, über die Notwendigkeit jedes einzelnen Ausrüstungsgegenstandes nachgedacht, Karten gekauft, Pilgerführer studiert und sehr umsichtig seine Ausrüstung zusammengestellt. So war er schließlich auf knapp acht Kilo Gepäck gekommen. Den orangefarbenen Rucksack hatte er wie alle anderen Pilger auf der Rückseite mit einer Jakobsmuschel verziert. So erkannte man sich untereinander und war zudem für jeden in Spanien als Pilger erkennbar. Seine knallrote Windjacke, ein breiter, heller Sonnenhut, ein so genannter Sombrero, gut eingelaufene Wanderstiefel, mit denen er ausgiebig an den Wochenenden trainiert hatte, zwei Wanderstöcke und, ganz wichtig, der Pilgerpass als Legitimation für die Herbergen und Dokumentation seiner Reise beim Pilgerbüro in Santiago komplettierten seine Ausrüstung.“ Und dann passieren jede Menge Dinge, mit denen der Pilger Raschke nie gerechnet hätte … Geradezu Unglaubliches präsentiert auch Hardy Manthey in seiner Reihe „Die Zeitreisende“. Der erste Teil trägt den Titel „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und wurde für die 2. Auflage stark überarbeitet. Das E-Book beschreibt die atemberaubenden Abenteuer einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist: Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse in diesem Roman und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde – allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln. Das Buch schildert die Ereignisse überaus spannend und macht süchtig auf die weiteren Teile. Der Autor hat seinem Buch übrigens einen wichtigen persönlichen Hinweis beigegeben: „Ich widme dieses Buch meiner Frau, die mir Mut machte, meine persönlichen Aufzeichnungen zu veröffentlichen und die für mein zeitintensives Hobby Verständnis aufbringt.“ Und im Unterschied zur sonstigen Verfahrensweise wollen wir hier keinen Ausschnitt aus dem Buch selbst zur Kenntnis geben, sondern das aufschlussreiche Vorwort des Verfassers. Wie ist es eigentlich zu dieser Reihe gekommen? Was hat es damit Geheimnisvolles auf sich? Aber lesen Sie selbst: „Bevor ich dem geneigten Leser meinen Roman zumute, bedarf es wohl einiger klärender Worte zur Entstehung dieses spannenden Titels über die Zeitreisende. Denn der Anlass meines Buches ist nicht weniger abenteuerlich als die Geschichte, die ich Ihnen in meinem Roman erzählen werde. Alles begann mit jenem denkwürdigen Tage im Jahre 2004 direkt an der Cheopspyramide. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt ein hoffentlich normaler Mann, der gerne spannende Romane las und sich brennend für Geschichte interessierte. Meine Vorliebe für die Vergangenheit hat mir nicht nur eine kleine Bibliothek beschert, sondern mich auch auf meinen zahlreichen Reisen an viele geschichtsträchtige Orte geführt. Bei allem Interesse für Geschichte und ihre oft dramatischen Ereignisse suchte ich alles aus dem rationalen wissenschaftlichen Standpunkt zu betrachten und mir auch so zu erklären. Selbst die Religionen und Mythen des Altertums hatten nur wissenschaftlich betrachtet einen Platz in meiner Gedankenwelt. Die Idee, selbst Geschichten oder gar Romane zu schreiben, kam mir dabei nie. Lieber telefonierte ich, statt mühselig lange Briefe zu verfassen. Das alles stimmte bis zu diesem denkwürdigen Tag im September des Jahres 2004 auch. Nun also stand ich mit meiner Frau an diesem frühen Morgen vor der Cheopspyramide und war wie schon beim ersten Besuch von diesem Bauwerk ergriffen. Ich berührte einen dieser Quader und spürte ein Kribbeln in den Händen, gerade so, als seien sie eingeschlafen. Nun weiß ich nicht, ob das überhaupt hierher gehört. Das können Sie hinterher für sich selbst entscheiden. Ich schüttelte meine Hände, das Kribbeln ließ langsam nach, und ich konnte meinen Spaziergang um die Pyramiden fortsetzen. Doch jetzt meldete sich in mir ganz aus der Tiefe eine weibliche Stimme, die mir sagte, dass ich von nun an einen Auftrag zu erfüllen hätte. Ich konterte, ja, wir Menschen müssen doch immer einen Auftrag erfüllen und ignorierte einfach die immer schwächer werdende Stimme. Die Fahrt zurück zu unserem Hotel in Hurgada dauerte über sieben Stunden. Ich verfiel in eine Art Halbschlaf. Plötzlich tauchte vor mir eine wunderschöne Frau auf und plauderte munter drauf los. Sie brauche mich, behauptete sie kühn. Ich hätte den Auftrag, ihre Abenteuer niederzuschreiben. Sie duldete keinen Widerspruch und begann sofort, mir ihre Geschichte zu erzählen. Eine Vollbremsung holte mich zurück in die Realität. Etwas verdattert schaute ich mich um und dachte nur: „Whow, was für ein verrückter Traum!“ Vor allem konnte ich mich an jede Einzelheit klar erinnern. So etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Meine Träume waren sonst bei mir nur undeutliche Erinnerungsfetzen. Für eine Stunde hielt ich mich wach. Als es draußen dunkel wurde, siegte erneut die Müdigkeit. Sobald ich die Augen schloss, war diese Frau wieder da und erzählte ihre Geschichte unbeirrt weiter. Ich protestierte und sagte ihr, dass ich als Mann doch nicht über eine Frau schreiben könne. „Das geht doch nicht!“ Sie erwiderte, gerade weil ich ein Mann sei, müsse ich ihre Erlebnisse niederschreiben. Ich müsse mich auch einfach nur an ihre Erzählung halten. Denn nur ein Mann habe den nötigen gesunden Abstand, der für ihre wahrlich abenteuerliche Geschichte notwendig sei. Sie behauptete, dass besonders Frauen gerne dazu neigen, sich einmal erlebte schlimme Dinge am Ende schönzureden. Das wolle sie aber nicht. „Ihr Männer seid dagegen oft schön brutal realistisch.“ Ich solle mich also nicht ständig herausreden und in Zukunft lieber aufmerksam zuhören, belehrte sie mich erneut. So gab ich mich geschlagen und wurde beinahe eins mit ihr. Denn diese Frau lässt mich bis heute nicht mehr los. Wenn ich jetzt schreibe, genügt etwas Konzentration und schon kann ich loslegen. Mit ihr bin ich in ferne Welten gereist und habe oft Raum und Zeit durchbrochen. Fünfzehn dicke Bücher sind so schon bis heute entstanden. Ich weiß noch nicht, wann es ein Ende geben wird. Das werden Sie als Leser sicher auch mit entscheiden! Aber vielleicht ist sie eines Tages einfach weg. So weg, wie sie damals gekommen ist? Ich habe mich auch oft schon gefragt, warum es ausgerechnet eine Zeitreisende sein musste. Warum ist es kein Mann, der durch Raum und Zeit reisen kann? Ein Mann, ein wahrer Held, eben ein ganzer Kerl, der all diese Abenteuer bestehen muss. Ich habe diese Variante für mich auch schon durchgespielt. Schon allein aus Solidarität zu meinem Geschlecht. Was soll angeblich diese Frau besser können als ein Mann? Doch mein Wunschheld war schon an den ersten Abenteuern in der Antike kläglich gescheitert. Die Natur des Mannes erlaubt es in vielen Situationen einfach nicht, sich kampflos zu unterwerfen. Sich gar wie unsere Heldin oft ganz aufzugeben, fällt jedem Mann unglaublich schwer. Sich wie unsere Protagonistin unter Zwang zu prostituieren, ist doch die brutalste Form der Selbstaufgabe. Oder etwa nicht? Die modernen Waffen könnten einen männlichen Helden auch nicht lange vor den Gefahren beschützen. Auch ein Recke braucht mal etwas Schlaf. Wenn ich also mit meiner Hauptfigur glaubwürdig bleiben wollte, müsste ich sie am Ende doch viel zu früh opfern. Schade, aber leider wahr. Meine Heldin dagegen hat wahrlich viele Fehler gemacht, aber nie wirklich um jeden Preis gekämpft. Ehre, Ruhm oder gar Macht waren ihr nie wichtig. Nur für die Liebe und für ihre Kinder kämpfte sie bis zur Erschöpfung. Das ist das Geheimnis ihres Erfolges bis heute, glaube ich. Das ist eben das Naturwunder Frau! Folgen Sie also dieser Frau auf ihren vielen Abenteuern durch Raum und Zeit. Ich wünsche Ihnen dabei gute Unterhaltung! Hardy Manthey“. Machen Sie sich also selbst ein Bild von dieser in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Zeitreisenden. Höchst geheimnisvoll und stellenweise sogar unheimlich, vor allem aber ermutigend und hoffnungsvoll geht es auch in diesem Jahr von Johan Nerholz bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie als gedruckte Ausgabe vorgelegtem literarischen Debüt „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ zu: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren – auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen … Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Hier ein Auszug aus diesem lesenswerten Buch, das gekonnt zwischen Realem und Überrealem wechselt. In unserem Textauszug befinden wir uns kurz nach einem gewaltigen Unwetter: „Die Großeltern waren im Dorf, um zu sehen, ob sie helfen konnten. Nadja hätte mitgehen können, wollte aber nicht. Sie gab vor, die Tiere zu versorgen. Das Mädchen hielt sich nicht gern im Dorf auf. Nadja lebte bei den Großeltern mütterlicherseits. Ihre Eltern waren vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Da war sie noch ein Baby. Väterlicherseits gab es nur noch eine Großmutter, die im Nachbardorf wohnte. Sie kam selten zu Besuch. Es hieß im Dorf, dass sie einst nicht wollte, dass ihr Sohn Nadjas Mutter heiratete. Aber die anderen Großeltern sagten, dass das nicht wahr sei. Sie hatte sich lediglich zurückgezogen und wollte nach dem Tod des Sohnes ihre Ruhe haben. Eine Tochter von ihr, Nadjas Tante, lebte weit weg von hier und meldete sich nur sporadisch per Telefon. Sie war verheiratet und hatte zwei Kinder. Gesehen hatte man sie und ihre Familie lange nicht mehr. Nachdem der Kater alles gefressen hatte, zog er wieder von dannen. Barry kam auf das Mädchen zu. Er wollte sich wieder Streicheleinheiten abholen und die bekam er auch. Dann hörte sie Schritte. Der Hund lief zum Tor, aber es waren keine Fremden, die ankamen. Dann hätte der Hund anders reagiert. Das Hoftor öffnete sich knarrend und die Großeltern betraten den Hof. Barry begrüßte sie freudig winselnd. Nadja sah auf. Die alten Leute kamen langsam auf das Haus zu. Die Enkelin sah sie fragend an. „Sieht es schlimm aus?“ „Frag lieber nicht!“ Der Großvater hatte das gesagt. Er ging in die Scheune und die Großmutter ging in das Haus. Im Vorbeigehen tätschelte sie ihr kurz das Gesicht. „Ich weiß nicht, was wir ohne dich machen würden.“ Im Gegensatz zu Nadja und dem Großvater war sie eine große und stattliche Frau, der man ihr Alter noch nicht ansah. Trotzdem war auch sie bereits siebzig Jahre alt. Einen Augenblick später kam der Großvater aus der Scheune. Stolz sah er seine Enkelin an. „Na, meine Kleine? Hast die Tiere gut versorgt! Aber nach dem Regen hättest du den Schafen kein Wasser geben müssen. Das nehmen die jetzt sowieso nicht auf. Hätte dir Arbeit erspart.“ Er strahlte seine Enkelin liebevoll und stolz an. Andere Kinder in ihrem Alter halfen nicht so viel. Aber ihre Enkeltochter tat das und machte das gern. „Und was machen wir jetzt?“ Erwartungsfroh sah sie den alten Mann an. „Gar nichts! Die Aufräumarbeiten im Ort sind im vollen Gang. Unsere Hilfe wurde nicht benötigt und wir haben nichts abbekommen. Heute wird für uns ein ruhiger Tag.“ „Das hätte auch anders ausgehen können!“ Der Großvater nickte versonnen. „Stimmt! Es grenzt an ein Wunder, wenn ich mir so die Schäden im Ort ansehe. Auf Gebäude gestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und mit Wasser vollgelaufene Keller und …“ Der Großvater winkte ab. „Wer hilft denen jetzt?“ „Sie helfen sich untereinander. Es ist noch keine Hilfe zu erwarten. Die Straßen sind noch nicht frei. Möglich, dass es in wenigen Stunden anders aussieht. Ich wünsche es allen, die Hilfe brauchen.“ Nadja schaute ihren Großvater an. „Hatten wir wirklich dieses Glück?“ Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Der Sturm hatte sie geängstigt. Die Hagelkörner hörte sie die ganze Zeit auf das Dach prasseln. Das Mädchen hatte das Gefühl gehabt, sie würden früher oder später das Dach durchschlagen. Es hörte sich an, als ob pausenlos kleine Steine mit großer Wucht auf die Ziegel prasselten. Die Tür ihres Zimmers hatte sie nicht zugemacht, so dass sie das Gefühl hatte, nahe bei den Großeltern zu sein. „Wir hatten dieses Glück gehabt. Aber jetzt werden wir ins Haus gehen.“ „Schon?“ „Ich glaube, ja. Wir werden gleich Mittag essen und morgen wirst du wieder in die Schule können, denke ich.“ Nadja verzog bei dieser Mitteilung das Gesicht. Sie wäre am liebsten noch ein paar Tage zu Hause geblieben. Am wohlsten und sichersten fühlte sie sich bei den Großeltern und den Tieren, die ihr noch nie ein Leid zugefügt hatten, was man von anderen nicht sagen konnte. Mittag wurde in der Küche gegessen. Anschließend redete man über den Tag. Das war ein tägliches Ritual. Dieses Mal wurde am Mittagstisch über die Zerstörungen im Dorf geredet. „Es sieht schlimm aus! Wir können froh sein, dass wir verschont blieben. Nur der alte Hoffmann hat schon alle Schäden auf seinem Hof beseitigt. Er will heute sogar noch nachschauen, ob in seinem Jagdgebiet alles in Ordnung ist. Ihn hat es nicht so schlimm getroffen.“ Die Großmutter, die das der Enkelin berichtete, machte eine kurze Pause. „Dass der das alles noch so schafft, ist ein Wunder. Er hat Glück gehabt. Darüber werden sich andere nicht freuen.“ Der Großvater musste bei seinen Worten ein wenig grinsen. „So wie bei uns“, antwortete die Großmutter. „Herr Hoffmann ist cool.“ Nadja hatte das eingeworfen. „Nadja!“ Missbilligend sah die Großmutter ihre Enkeltochter an. Sie mochte solche Wörter nicht. Nun redete der Großvater schnell weiter. „Wenn der Strom bald wieder kommt, brauchen wir nicht einmal etwas mit den Sachen in der Tiefkühltruhe zu machen. Viel ist nicht mehr da. Der Winter ist vorbei.“ Der Großvater warf seiner Frau einen Blick über den Küchentisch zu. „Ich kenne genug Leute, die uns gewünscht hätten, dass wir auch etwas abbekommen! Manche haben so komisch geguckt, als wir erzählten, dass wir nichts an Schäden zu vermelden haben“, sagte die Großmutter. „Das habe ich bemerkt.“ Der alte Mann atmete tief durch. „Vielen von denen wäre ein Totalschaden bei uns lieb gewesen“, sagte die Großmutter bitter. Nadja hütete sich davor, genauer nachzufragen. Man hätte ihr ohnehin keine Antwort gegeben. Dass man den Großeltern nicht wohlgesonnen war, wusste sie auch so. Man hatte das auch sie schon spüren lassen.“ Ein ganz anderes Stück Literatur legte der Lyriker, Schriftsteller und Kulturfunktionär Uwe Berger 2013/2014 unter dem Titel „Ungesagtem lauschen“ als E-Book bei der EDITION digital vor – „Aus dem Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012“ heißt es im Untertitel: Der Autor stellt sein Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012 vor. Rückblickend auf seine Teilnahme 1988 an einer offiziellen Kulturdelegation der DDR in Polen heißt es: „Dummheit und Arroganz, Regelungswut und Zynismus waren auf unserer Seite eklatant und vorherrschend.“ Uwe Berger war sich zu dem Zeitpunkt bewusst, dass „es so nicht weitergehen konnte“. In diesem Bewusstsein spricht er von seinem estnischen Freund Lennart Meri, der estnischer Staatspräsident geworden war. Der deutsche Komponist Kurt Schwaen und seine Gattin Ina ziehen ihn in den Dunstkreis der Musik. Dr. Malte Herwig, der ihn im Auftrag der Spiegel-Redaktion nach seiner Mitwirkung bei einem Literaturzirkel der Stasi befragt hat, informiert ihn, dass seine Entschuldigung unterdrückt werden sollte. Herwig verlässt den Spiegel. Seiner Enkelin berichtet der Autor, wie im Krieg der geschniegelte Chef der Flakbatterie seine fünfzehnjährigen Soldaten über die Rieselfelder hetzte, weil sie russischen Kriegsgefangenen Brot gegen Schnitzereien gegeben hatten. So reihen sich nicht nur die unterschiedlichsten Eindrücke, sondern begegnen sich auch Gestern und Heute. Es folgen einige Tagebuchnotizen vom Herbst 2000 bis zum Frühjahr 2001: 22. September 2000 Von der Veranda des Schlosshotels Göhren-Lebbin in Mecklenburg blicke ich auf die von alten Bäumen eingerahmten Golfplätze, nichts weiter als gepflegte Wiesen, die sich weit in die Landschaft hinein ziehen. Hinter dem Waldsaum, der das Bild abschließt, liegt der der Müritz benachbarte Fleesensee, eine große ruhige Wasserfläche. Gestern haben wir die kleine Stadt Malchow besucht. Eine drehbühnenartige Straßenbrücke wurde zur Seite bewegt, um wartende Schiffe durchzulassen. Der Pfarrer der Stadtkirche zeigte uns seine Wirkungsstätte, ein im Stil der Backsteingotik im 19. Jahrhundert errichtetes Gebäude. 7. November 2000 Der estnische Präsident Lennart Meri ist zu einem Staatsbesuch in die BRD gekommen. Von ihm und seiner Gattin Helle haben Anne und ich eine Einladung zum Mittag-Büfett in das Hilton-Hotel am Gendarmenmarkt erhalten. Wir finden eine Versammlung vor, in der alte und sehr alte Menschen dominieren. Da wir in der Nähe des Mikrofons stehen, tritt Meri auf uns zu und sieht mich fragend an. Ich weise auf meine Frau und sage: „Das ist Doktor Anneliese Berger. Mein Name ist Uwe Berger.“ Meri lächelt sein bekanntes Lächeln und erwidert gedehnt: „Ja ... wenn Sie hier nicht gemeinsam stünden, dann hätte ich Sie nicht erkannt.“ Anne war ihm damals ziemlich in die Augen gefallen. Entschuldigend fügt Meri hinzu: „Es ist ein Vierteljahrhundert her, dass wir uns gesehen haben.“ Immerhin hat er nachgerechnet. Seine Frau, eine große, schlanke Blondine, kommt dazu, und er stellt sie uns vor. Helle Meri lächelt freundlich und bescheiden. Sie scheint kein Wort Deutsch zu sprechen, so wie wir kein Wort Estnisch verstehen. Aber das tut der Begegnung keinen Abbruch. Meri ist im Gesicht voller geworden. Morgen will er die Schule im Bezirk Tiergarten besuchen, in der er 1935 als Diplomatenkind eingeschult wurde. Ich habe festgestellt, dass unsere Schulen ganz dicht beieinanderlagen, seine in der Derfflinger-, meine in der Lützowstraße. Unsere Wege führten uns weit auseinander, bis uns Kasachstan und Paul Fleming zusammenbrachten. Heute stehen wir hier. Da ich weiß, dass die Begegnung kurz sein wird, sage ich den einen Satz: „Sie sind ein guter Geist in meinem Leben.“ Meri sieht mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an und wendet sich zum Mikrofon, um eine kleine Rede an die Versammelten zu halten. Im Haus der Deutschen Wirtschaft des DIHT hören wir am Nachmittag einen kurzen, aber konzentrierten Vortrag Meris. Er zieht eine eindrucksvolle Bilanz der ökonomischen Entwicklung des neuen Estlands und fordert den raschen EU-Beitritt seiner geliebten Heimat: „Wer so weit ist, ist so weit.“ 8. November 2000 Im Lichthof des Auswärtigen Amtes am Werderschen Markt wird am Nachmittag die Ausstellung „Estnische Malerei der Jahrtausendwende" eröffnet. Wir sind von der Botschafterin Dr. Riina Kionka eingeladen. Lennart Meri kommt in Begleitung des Hausherrn Joseph Fischer. Leider verstehen wir die Reden an unserem Standort nur teilweise. Meri, der ja auch Schriftsteller ist, spricht von einem früheren Aufenthalt in Ostberlin. Die Kunst, wo immer sie auch entsteht, sei etwas Bleibendes, ganz im Gegensatz zu den politischen Umständen. Moderne Kunst überdaure, wenn sie wirkliche Kunst sei und nicht nur dem Markt diene. Vielen Dank, lieber Freund! Mit feiner Ironie glossiert der Redner den Begriff „Leitkultur“, indem er ihn auf die estnische Kultur bezieht. Die Ausstellung ist hervorragend und nicht, wie ich einen der zahlreichen geladenen Gäste herablassend äußern höre, „ganz hübsch“. Es wäre gerecht, die Exponate an dem zu messen, was früher in Estland war oder sein konnte. Aber auch, wenn man moderne Kunst aus Mitteleuropa heranzieht, behaupten diese Bilder ihren Platz, zumal, wenn man bedenkt, wie viel konsequent Leeres hier produziert wird. Aufgefallen ist mir das 2000 entstandene Bild „The mind is a selfprotecting mechanism“ von Jaan Elken, eine in blaugrauen und mattroten Tönen gehaltene abstrakte Hommage an den autonomen Geist, also eine differenzierte Aussage zu Geschichte, Identität und Souveränität Estlands, kein Nichts in Nichts, keine absolute Beliebigkeit. Dramatische Darstellung ist auch die Abstraktion „Nüchterne Berechnung und strenge Disziplin“ von Rein Kelpman, ein ebenfalls 2000 geschaffenes Bild. Der kalte blau gegliederte Hintergrund mit dem weiß blitzenden Element im Vordergrund impliziert im Rationalen das Irrationale, in der Berechnung das Bewegte, in der Disziplin die Leidenschaft. Oder der Doppelakt „Ein Jahrhundert geht zu Ende“ von Olev Subbi aus dem Jahr 1999. Zwei sitzende Frauen, in diskreter Haltung nackt, aber nicht ausgezogen, die eine mit dem Rücken zum Betrachter, die andere sich an ihm vorbei frontal ins Leben wendend, den breitkrempigen Hut ins markante Gesicht gezogen. Resignation und Wagnis, Abkehr und Zuversicht - kalkig graublaue Farben fügen Gestalten und Mauerwerk vor dem Rot, Grün, Gelb und Blau der Küstenlandschaft zusammen. Das realistische Bild hat einen abstrakten, symbolhaften Sinn und genügt durch seine Farbgebung abstrakten Regeln. Das alle Werke der Ausstellung Verbindende ist diese realistische Abstraktheit oder abstrakte Sinnhaftigkeit. Vergleichbares finde ich nur in der klassischen Moderne, bei Edvard Munch etwa oder den Brücke-Malern. Ich meine, das besondere Merkmal der estnischen Schule schafft ein nicht zu übersehendes Vor-Bild. 16. März 2001 Anne hat es geschafft. Seit Juli vorigen Jahres ist sie befreit von der Last ihrer gut und weiterhin gut gehenden Praxis. Ein jüngerer Arzt ist an ihre Stelle getreten. Für Anne und mich ist das ein Neuanfang. Hatte ich bisher nur einen Wochenendgast zu Hause, lebe ich nun mit einer aufmerksamen und selbstsicheren Gefährtin zusammen. Wir begründen unsere Liebe auf anderer Basis ganz von vorn. Arzt mit Leib und Seele, gibt sie ihre Medizin natürlich nicht auf. Sie hat sich ein kleines Zimmer neu gestaltet, dessen Wände mit Büchern und Akten tapeziert sind und in dessen Mitte ein, wie ich es nenne, logistisches Zentrum mit Computer, Kopierer und anderen Geräten thront. Für mich bedeutet ihre Anwesenheit - ein schönes Wort übrigens - die Möglichkeit, mich wieder mehr auch dem Nachsinnen, Aufschreiben und Managen zu widmen. Zurzeit habe ich mich unter anderem auf eine geistige Reise in das alte Mexiko begeben. Das ist eine nahe und doch ferne und fremde Kultur. Die uralten olmekischen Masken, Kolossalstatuen und Statuetten, die klassische Stadt Teotihuacán mit der Sonnenpyramide, der Mondpyramide, dem Tempel des Quetzalcoatl und die Menschenopfer. Lieber als der Opferschädel aus Tenochtitlán mit den Kunstaugen und den in Mund- und Nasenöffnung gerammten Steinmessern sind mir freilich die erotischen Keramiken der Moche-Kultur in Peru. 12. Mai 2001 Gemeinsam mit meiner Doktorin nehme ich teil an einem Symposium Reise- und Impfmedizin, das im Auswärtigen Amt am Werderschen Markt stattfindet. Getagt wird im „Weltsaal“, der im alten Teil des Gebäudekomplexes liegt. Dieser alte Teil aber ist nichts anderes als das Hauptgebäude der ehemaligen Deutschen Reichsbank, das nach dem zweiten Weltkrieg zum Sitz des Zentralkomitees der SED gemacht wurde. Im Reichsbankgebäude arbeitete mein Vater von 1939 bis 1945. Als Freimaurer war er von seinem leitenden Posten in der Augsburger Filiale abberufen und hierher strafversetzt worden. Nach dem Krieg besuchte ich ihn in dem Haus, das vorübergehend vom Berliner Stadtkontor belegt war. Eine sogenannte Entnazifizierungskommission hatte ihn als nicht tragbar für eine Tätigkeit in dieser Nachfolgebank befunden. Meinem Vater standen die Tränen in den Augen. „Heb den Kopf. Sei stolz“, sagte ich als siebzehnjähriger Kriegsheimkehrer zu ihm. Ich empfahl ihm eine Haltung, die ich dann auch für mich in Anspruch nahm, als die DDR zugrunde ging und ihre Bruchstücke mir und anderen als Schuldvorwürfe um die Ohren flogen. Im ZK-Gebäude, von dessen Fassadenplatten die Kommunisten die Reliefs eines den Nazis genehmen Bildhauers heruntergeschlagen hatten, sprach ich Anfang der siebziger Jahre vor, um Reiner Kunze in unsere Gedichtsammlung „Lyrik der DDR“ zu bekommen. Ich wartete stundenlang auf das Orakel eines parteiamtlichen Zensurgremiums. Nach den beiden nicht gerade angenehmen Begegnungen mit dem Haus sehe ich nun heute auf den langen alten Außentreppen in einer Beratungspause leger gekleidete Symposiumsteilnehmer in der Frühjahrssonne sitzen. Ein schöneres Bild als je zuvor. Nicht erwehren kann ich mich des Gedankens, dass auf die Kriegsplaner und die Bilderstürmer die Verursacher des protzigen Vorbaus gefolgt sind.“ Und noch ein Tagebuch – allerdings auch wieder ein ganz anderes Stück Literatur und eine ganz andere Art Tagebuch. Diesmal lässt die Schriftstellerin Brigitte Birnbaum ein Kind sprechen beziehungsweise schreiben. „Das Siebentagebuch“ war erstmals 1984 im Kinderbuchverlag Berlin erschienen und ist vielleicht konfliktreicher und kritischer als man auf den ersten Blick vermuten mag: Sieben Tage lang wohnt Inez Bliewernicht in einem Schloss, und in dieser Woche entsteht ihr Siebentagebuch. Anfangs sind es natürlich die neuen Eindrücke, die sie beschäftigen: das Schloss und seine Geschichte, Sagen, die aus alter Zeit überliefert sind, Umgang mit den noch unbekannten Mädchen und Jungen, der andersartige Tagesverlauf, Vorfreude auch auf die bevorstehende große Reise zu den Freunden in Witebsk ... Später tauchen aber Fragen auf: Ist die Betreuerin Heide Bliewernicht wirklich Inez' Tante? Was aus der eigenen Familiengeschichte weiß Inez, und was weiß sie nicht? Wen trifft die Schuld? Wo liegt die Wahrheit? Wolken ziehen am Himmel auf, wen wird der Regen nass machen, und wird Inez endgültig eine Inessa werden? Dieses spannende „Siebentagebuch“ beginnt natürlich mit dem ersten Tag. Und der ist ein Sonntag: 1. TAG, Sonntag In meinem Leben braucht sich nichts zu ändern. Wirklich nicht. In meinem alltäglichen. Mein augenblickliches ist ja nicht alltäglich. Ausnahmezustand, würde Vati sagen. In einem Schloss wohnen ist schließlich etwas Besonderes. Oder? Das fetzt! Auch wenn es nur noch als Jugendherberge dient. Trotzdem ein bisschen unheimlich. Aus allen Ecken springt einen das Damals an. Besonders abends. Den Festsaal und andere Prunkräume hat man zugeschlossen. Wir sind in der oberen Etage untergebracht. Da steht auf dem Flur wenigstens keine blecherne Ritterrüstung rum. Leider hab ich das Bett neben der Tür erwischt. Das würde ich gern ändern. Aber keine von den drei anderen tauscht mit mir. Das Schloss soll uralt sein und einzigartig. Möglich. Jedenfalls ist die Wartburg größer. Liegt auf einer Insel, das Schloss. Unsere Busse konnten nicht bis auf den Hof rollen, mussten vor der Brücke halten. Sonst wären sie in der Einfahrt des Torhauses stecken geblieben. Das Torhaus mit dem mecklenburgischen Wappen ähnelt dem in Güstrow. Vati war mal mit Mutti und mir in Güstrow, als er für unseren Trabbi oder für unser Boot einen Anlasser brauchte. Nur ist dieses Torhaus kleiner, und in ihm wohnt der Herbergsvater. Eine ulkige Type, der Herbergsvater. Empfing er uns doch am Hauptportal und ließ sich von jedem die Hausschuhe vorweisen. Auch von unseren acht erwachsenen Begleitern. Die guckten vielleicht! „Wi hebb'n so'n Boden, dei bliwwt nich liggen, hei hackt licht an de Stäwel“, sagte er. „Und noch eins, Herrschaften ...“ Zwei Hunde hätte er. Er wies auf den Park ringsum, auf die frühen roten Tulpen im Rondell, die anfangen wollen zu blühen, auf die Fliederbüsche. „Hollt ji in'n Middelweg, denn doon ji min Hunn nix.“ Ich denk mir, die beiden Hunde sind ein Trick. Er hat gar keine. Er will nur die Beete und den Rasen vorm Zertrampeln schützen. „Genosse, Sie müssen hochdeutsch mit den Schülern sprechen«, verlangte unser Reiseleiter und arbeitete sich in seine ladenneuen Filzpantoffeln. „So verstehen sie Ihre Anordnungen nicht.“ „Wie das? Alles Gören aus unserer Gegend und mich nicht verstehen.“ Er blickte unschuldig in die Runde. „Na? Und ordne ich was an? I bewohre! Ich sage man bloß, was sie wissen müssen, damit es keinen Ärger gibt.“ Dabei strich er sich mit der Hand über seinen kahlen Kopf. „Spukt es hier auch?“ „»Wieso denn nicht?“ In gewissen Nächten laufe ein Mädchen ohne Kopf durch die Alleen. „»Iiiiiiih! Ohne Kopf!“ Bin also in ein Geisterschloss geraten. Fantastisch! Sie erscheine aber nur dem, der sich nicht ordentlich gewaschen habe. „Wird Zeit, dass sie einer erlöst“, krähte grinsend der Größte von denen aus der Zehnten, bei dem sich bereits ein Bärtchen über der Oberlippe andeutete. „Erlöst kann sie nur werden durch einen Jüngling, der noch nie geküsst hat.“ Das verkündete Heide, eine der Betreuerinnen. Vorwurfsvoll funkelte sie der Reiseleiter an. Aber nicht sie, der Junge wurde rot. „Süh mal kiek!“, staunte der Herbergsvater, „de jung Fruu weet Bescheid!“ Natürlich übertrieb er wie alle Erwachsenen, wenn sie mal höflich sein wollen. Jung ist die Frau nämlich nicht mehr, bestimmt fast mindestens fünfunddreißig. Ich hab sie schon unter die Lupe genommen, weil sie mich im Bus scharf musterte. Sie dachte wohl, ich merke es nicht. Sicher missfällt ihr, dass ich amerikanische Jeans trage, echte Lois, für Typen, die nicht alt werden, aus Hamburg, von Oma. Vielleicht sollte ich morgen wie die meisten anderen auch Pioniertracht anziehen, wenigstens die Bluse. Der Pulli, Omas Ostergeschenk, passt in der Farbe wirklich nicht zum roten Halstuch. Das weiß ich selbst. Aber Halstuch ist Pflicht. Sonst streichen sie mich womöglich. Ich glaub, dann renn ich auch ohne Kopf rum, und nicht nur in gewissen Nächten. Ich kann nicht in Worten ausdrücken, wie glücklich ich war, als mir die Direktorin mitteilte, dass ich, wie es heißt, „in Anerkennung hervorragender Leistungen bei der Erfüllung des Pionierauftrages in diesem Schuljahr und für die aktive Teilnahme an der internationalen Pionieraktion mit dem Freundschaftszug in die Sowjetunion delegiert“ werde. Ich hab gleich bei Mutti in der Poliklinik angerufen. Mutti wollte es nicht glauben. Vier Wochen in ein Ferienlager bei Witebsk! Hier im Schloss sollen wir uns auf diese Reise vorbereiten.“ Viel unterwegs war in seinem langen Leben auch Walter Kaufmann, der am 19. Januar 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geborene deutsch-australische Schriftsteller. Er hat viel Schreckliches und viel Schönes erlebt und viel zu erzählen. 1997 erschienen erstmals in der edition reiher im Dietz Verlag Berlin seine Storys von gestern und heute „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“: Dazu schrieb Walter Kaufmann: Jene Bildpostkarte aus Sydney war die erste von vielen, die ich über die Jahre an Barbara, der Ruth in diesem Buch, geschickt hatte und die ich alle noch bei ihr aufbewahrt fand - sorgsam in einen Schuhkarton geschichtet. Sie riefen die Zeit zurück, zu fernen Küsten, und enthielten sie selten mehr als nur Grüße, lösten sie doch Erinnerungen aus, die sich zu Storys formen ließen, zu einem Buch, das mit „Regen in Rio“ seinen vorläufigen Abschluss fand. Danach, in den späten neunziger Jahren, waren es nicht länger die Postkarten, die mich anregten, sondern in einem Notizbuch festgehaltene Stichworte: über einen Grafen im Schloss, einen Berliner in Bulgarien, einen kanadischen Flieger auf Fidschi, und den Tod eines V-Manns. Dazwischen fanden sich auch die Zeilen über einen für immer abgemusterten und seitdem sehr gealterten Seemann, dessen Braut zeitlebens die See gewesen war — die See verlassen zu müssen, hatte ihn auf sich selbst zurückgeworfen und ihm seine Einsamkeit bewusst gemacht: „Menetekel“, und wohl nicht nur „Menetekel“ in dieser Prosasammlung, ist eine anrührende kleine Geschichte geworden. Als Kostprobe aus „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ hier eine Geschichte, die auf hoher See spielt – und in einem Kabelgatt. Der Titel dieser Story lautet „Auf dem Prüfstand“: MS Freundschaft, Atlantik Mai 1959 Verglichen mit der Reise, für die ich in diesem Frühling angemustert hatte, waren meine Reisen zwischen Sydney und den Fidschi Inseln kaum mehr als Abstecher gewesen: Vor Jahreswechsel würden wir nicht wieder in Rostock einlaufen. Eine argentinische Weihnacht stand uns bevor und ein brasilianisches Neujahr - was für mich sieben Monate im Schlund eines Maschinenraums bedeutete, in dem es stank und heiß war und laut, das Stampfen der Motoren übertönte jedes Wort, das nicht gebrüllt wurde. In der Hoffnung auf Ausgleich in südamerikanischen Häfen, Buenos Aires, Montevideo, Rio de Janeiro, stellte ich mich auf die Überfahrt ein. Bewusst hatte ich meine australische Seefahrerei verschwiegen und mich nur dazu bekannt, auf Schiffen die Welt erleben zu wollen, also eher ein Sehmann als ein Seemann zu sein. Folglich fand ich mich sehr bald auf dem Prüfstand. Es hatte mich unter Fahrensleute verschlagen, die sehr anders waren als jene raubeinigen Iren und Schotten und deren australische Nachfahren auf australischen Frachtern. Dies waren arbeitsame Ostdeutsche mit unverkennbarem Stolz auf ihr Schiff, welterfahrene Männer, die den Anfechtungen und Verlockungen von Hamburg, Bremen, Amsterdam und Antwerpen standhielten und von denen nicht zu vermuten war, dass sie die Flagge wechseln würden. Eher wäre das von mir zu erwarten gewesen - zu sehr schien mir Wolf Mattäus, ein blonder Hüne, der seine erste Reise als Zweiter Ingenieur fuhr, darauf bedacht zu sein, dass im Bereich seiner Verantwortung durch einen wie mich kein Schaden entstünde. Was hieß, dass er stets ein Auge auf mich hatte. Selbst mit anpackend, jeden Griff erläuternd, spornte er mich an, so gewissenhaft wie er selbst zu werden und sogar eine Drecksarbeit wie das Säubern der Bilgen als unumgänglich hinzunehmen. Verglichen mit dieser Schinderei erwies sich das Pönen, das Anstreichen des Schornsteins, als ein Segen - Arbeit an Deck und in frischer Luft! Natürlich bemühte ich mich um Qualität, um den saubersten blauen, den saubersten roten Streifen auf gelben Grund. Aber ich schindete auch Zeit dabei. Was Wolf Mattäus nicht entging. „Kein Schonplatz da oben“, ließ er mich wissen und legte fest, wann spätestens die Arbeit fertig sein müsse - weit eher als ich eingeplant hatte. So kam es, dass ich sehr bald meiner Wut Luft machte und durch den Schornstein Flüche in den Maschinenraum brüllte. Das brachte Wolf Mattäus auf den Plan. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er plötzlich auf dem Peildeck und blickte hoch zum Schornstein, wo ich auf der Stellage mit meinen Farbtöpfen werkelte. „Nun“, fragte er, „was macht das Meisterwerk?“ Er tat, als hätte er meine Flüche nicht gehört, zeigte sich gelassen und schlug dann ein paar Worte unter vier Augen im Kabelgatt vor, wo ich ja ohnehin die Pinsel und Farbtöpfe verstauen müsse. Mir schwante nichts Gutes. „Mag sein, Sie sind nicht auf die Heuer angewiesen“, begann er, als wir uns im Kabelgatt gegenüberstanden. „Da sind Sie besser dran als wir anderen. Finden Sie das gut?“ Ich schwieg. „Eben noch laut und plötzlich stumm - wie kommt’s?“ Noch immer schwieg ich. „Also gut“, sagte er, „In Zukunft bremsen Sie sich und brüllen nicht vor aller Ohren los. Das geht nirgends. Und auf Schiffen schon gar nicht. Ist das klar?“ Ich nickte. „Dann haben wir uns ja verstanden.“ Er zeigte ein kaum merkliches Lächeln und reichte mir die Hand. Das nahm mich für ihn ein. Ich packte zu, und nie vergesse ich ihm, dass er bis zum Ende der Reise seinen Rang kein zweites Mal herauskehrte, er schlicht Wolf Mattäus blieb - ein Mann unter Männern.“ Und noch einmal geht es um eine Reise – diesmal ist es eine sehr persönliche Reise in die Vergangenheit. Und noch einmal um ein Tagebuch. 1990 hatte Elisabeth Schulz-Semrau ihr Buch „Drei Kastanien aus Königsberg … „ veröffentlicht: Tagebuch einer Reise in das heutige Kaliningrad: Erst im Herbst 1988 gelingt der gebürtigen Königsbergerin die Wiederbegegnung mit ihrer Vaterstadt, der bis dahin für Ausländer verbotenen Stadt. Viele Leser hatten sich nach dem Report „Suche nach Karalautschi“ (1984) mit ihren Lebensberichten, Dokumenten und Fotos an die Autorin gewandt. Nun folgt sie einer Einladung des Kaliningrader Kulturfonds, der sich die Aufgabe gestellt hat, die ganze Geschichte der 700-jährigen Stadt wieder lebendig zu machen. Die Autorin überbringt Zeugnisse der gebürtigen Königsberger Käthe Kollwitz und E. T. A. Hoffmann, sie nimmt an Feierlichkeiten zu Ehren Immanuel Kants teil, und sie sucht die alten Straßen, Plätze und vertrauten Winkel ihrer Kindheit. Die verwandelte Stadt, die Kaliningrad heißt und doch noch Königsberg wie Karalautschi ist, wird zum Ort der Begegnung mit liebenswerten Menschen, deren Schicksal unter den Hitler- und Stalinregimes betroffen macht. Die Autorin erringt ein neues, lebendiges Verhältnis zu dieser Stadt der Geburt und entdeckt sie als gemeinsame Heimat. Begleiten wir die Autorin ein Stück und schauen wir an den Anfang ihres berührenden Buches: „Zugfahrt nach Kaliningrad An dem Zug stand es wirklich, an jedem Waggon sogar: KALININGRAD: Moskau-Kaliningrad. Die da leicht benommen, hastigen Schritts, diesem Labkan eines Gepäckträgers zu folgen sucht, eine Frau, nicht mehr jung, füllig geworden, bin ich. Und ich werde, alle Zeichen stehen dafür, in diesen Zug einsteigen. Der nach Kaliningrad fährt ... Die Dolmetscherin hatte dem großen Menschen mit seiner Gepäckkarre eingangs des Belorussischen Bahnhofs gewinkt, flink sortierte er unsere Gepäckstücke. Die zwei großen in Packpapier verschnürten Kartons stapelte er auf Hinweis der Dolmetscherin gesondert. Sie hatte ihm auch die Nummer des Zugwagens genannt. Geschickt durcheilte und umfuhr er die Menschentrauben, die sich jeweils um die Eingänge der Waggons sammelten. Rita - so heißt die Dolmetscherin - bleibt unserm Helfer am nächsten auf den Fersen. Auch sie wird in diese Stadt fahren. Zum ersten Mal. In viele andere Städte der Sowjetunion hat sie deutsche Reisende begleitet. Oft mehrmals. Ich kenne ihre Empfindungen, unser Reiseziel betreffend, nicht, weiß aber schon, dass ein Haushalt daraufhin umorganisiert, eine schulpflichtige Tochter zu ihrer beider Leidwesen zur Großmutter umgesiedelt werden musste. Daran, dass auch ich daheim Verschiedenes zu ordnen hatte, einiges nicht ohne Sorge beließ, denke ich im Augenblick überhaupt nicht. Was aber denke ich? Vielleicht das, was ich weiß, aber kaum zu glauben wage: Ich fahre nach Kaliningrad? Eher werde ich von einer Empfindung geleitet, die sich nicht in Bild und Gedanken umsetzt, die nur Erwartung ist, feierliche, freudige, aufgeregte. Ähnlich vielleicht jenem Gefühl, mit dem das Kind, vor fast fünfzig Jahren, mit den Eltern von der Großmutter auf den HUFEN kommend, durch winterliche Straßen ging, Kerzenschimmer hinter Fenstern entdeckte und so den heimatlichen Weihnachtsbaum und den darunter liegenden Geschenken in der TRAGHEIMER KIRCHENSTRASSE 17 entgegenfieberte. Und so sehen also Menschen aus, die in dieser Stadt wohnen. Ganz selbstverständlich sind sie in die Hauptstadt gefahren, haben Ämter aufgesucht, Freunde getroffen, eingekauft. Sind beladen mit Koffern und Kisten und fahren ganz natürlich in ihre Stadt zurück ... Natürlich - wie Leben ist, wenn es sich natürlich leben lässt ... Ich habe vor dreiundvierzig Jahren in einer furchtbaren, widernatürlichen Zeit meine Heimat verlassen müssen. Ich war ein dreizehnjähriges Kind, dem erst viele Jahre später aufging, was es hieß, keine Heimat zu haben. Meine Heimat liegt in der Stadt, in der diese Menschen wohnen, und nun bin ich auf dem Weg dorthin ... Nachwersche, Nachwersche, Komm an den Zaun! Wo bleibst du? Heute ist der vierte Oktober. Gestern, am 3. also, bin ich von Berlin nach Moskau geflogen, um die Mittagszeit. Ich war die letzte der Reisenden gewesen, die dem Flugzeug über eine weite Strecke des Flugplatzes zueilte, der entsprechende Bus hatte die Leute aus dem Flughafengebäude längst an der Gangway abgeliefert. Natürlich begann sich meine mangelhafte Fähigkeit, Stress zu bewältigen, bereits gewaltig zu regen. Obwohl ich mich nach einem schlauen Psycho-Buch so präpariert hatte, dass ich Dinge annehmen wollte, wie sie auf mich zukämen. Also bereit sein für das, was immer der Tag mir brächte. Sorge dich nicht - lebe, verlangte das Buch von mir, das wollte ich künftig auch von mir verlangen. Vielleicht hätte ich lieber einen Tag später mit diesem Vorhaben beginnen sollen, denn was dieser 3. 10. mir abverlangte ...“ Mehr dazu erfahren Sie, wenn Sie die Einladung der Autorin Elisabeth Schulz-Semrau annehmen und gemeinsam mit ihr in die Stadt ihrer Kindheit zurückreisen. Nach Karalautschi-Königsberg-Kaliningrad. Übrigens soll Kaliningrad einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland sein – wenn sie denn dort stattfindet. Und noch was Schlaues: Als Kabelgatt wird auf Schiffen ein Lagerraum für Kleingut wie Ersatzteile, Tampen, Schäkel, Blöcke, Ankerkette, Werkzeug oder eben auch Farben und Lacke bezeichnet. Siehe die Story „Auf dem Prüfstand“ aus dem Buch „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ von Walter Kaufmann. Und zum Schluss nochmals gute Reise! – durch Raum und Zeit. Und denken Sie daran, ein Buch mitzunehmen. Mindestens ein Buch … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3793 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Neuss: Wir sind dann mal weg – Firmlinge pilgern auf dem Jakobsweg
Neuss: Wir sind dann mal weg – Firmlinge pilgern auf dem Jakobsweg
Neuss – Gestern Morgen, Sonntag den 09.10.2016, hat sich eine Gruppe von Firmlingen aus der Pfarreiengemeinschaft Neuss-Mitte auf zu einer Pilgerwanderung aufgemacht. (more…)
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Wunderschöne, stimmungsvolle Pilgerwanderung nach Unter-Sensbach
Wunderschöne, stimmungsvolle Pilgerwanderung nach Unter-Sensbach
„Es war eine wunderschöne, stimmungsvolle Wanderung in der Abendsonne und ein sehr besinnliches, ruhiges Abendmahl“, blickt Pfarrer Roland Bahre erfreut auf die Pilgerwanderung von der Sensbacher Höhe hinunter zur Unter-Sensbacher Kirche zurück. Organisiert hatten diese das zweite Mal die Sensbachtaler Landfrauen um Jutta Haas. Ihr Mann Dietmar fungierte als Wanderführer für die etwa sechs…
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The Camino Diaries XXIII
Ich setze meine Serie weiter fort, auch wenn ich jetzt ganz schön weit hinterher bin. Ich kann nämlich endlich wieder in meinem schönen Beruf sinnvoll wirksam sein und Freude in die Welt hinaus tragen, daher finde ich nicht mehr täglich Zeit zum Schreiben. Langsam kommen wir zum besten Part, denn über die Berge beim Cruz de Ferro und in O Cebreiro und nach Gallicien hinein hatte ich unfassbar schöne Tage. Mittlerweile ist auch mein “Santiago-Jahrestag” (14.05.2015) schon vergangen, aber ich mache weiter chronologisch und setze die Serie fort mit Texten über meine täglichen Pilgererlebnisse von 2015, wechselnd immer einen Tag Deutsch, einen Englisch:-)
03.05.2015: Nach einem wunderschönen Samstag Nachmitttag in Astorga und einem tollen Abend in der Albergue der “Amigos del Camino de Santiago Astorga” ging es nun an diesem Sonntag endgültig wieder ins Bergland. Gegen 8 Uhr bin ich relativ spät aus der Albergue raus mit meinen Freunden Rodrigo, Elena und Edita. Zuvor war ich noch einmal in diesem kapellen-ähnlichen “Raum der Stille” in der Albergue gewesen, habe noch einmal innegehalten, den Mächten gedankt und um alles Gute gebeten:-)
Wir frühstückten gemeinsam in Astorga in einem der Cafés auf der Plaza, die schon geöffnet hatten. Es gab Kaffee und Churros:-) Von Edita verabschiedeten wir uns. Sie stieg an jenem Morgen in einen Zug nach Madrid und fuhr zu einer Freundin dort. Ich glaube, sie hat durch uns einen guten Eindruck vom Pilgern bekommen und sie sagte, eines Tages werde sie gut vorbereitet und besser ausgerüstet zurück auf den Camino kommen. Vielleicht war sie einfach noch nicht bereit für eine Pilgerwanderung... Wir drei haben ihr viel Hilfe und Camino-Liebe gegeben und das war gut für uns alle:-)
Rodrigo ging sich dann noch die römischen Ausgrabungsstätten von Astorga anschauen. Elena und ich waren bereit für den Start in die Tagesetappe nach Rabanal del Camino. Es ging also wieder hinauf auf den Berg! Ich habe an diesem Tag übrigens gar keine Fotos gemacht. Mit Elena zu laufen war schön, Wir haben einige Gespräche geführt, kamen gut voran und haben aber auch gut zusammen schweigen können. Das geht ja bekanntlich nicht mit jedem Menschen, manchmal kommt da diese “Awkwardness” auf. Die Italienerin Elena war Ende 30, eine taffe, zielstrebige, selbstbewusste und sportliche Frau. Sie sprach Italienisch, Spanisch, Englisch und auch ein bisschen Deutsch. Wir probierten ein bisschen auf Deutsch zu reden, haben aber gemerkt, dass wir auf Englisch am Besten klar kamen. Das letzte Mal, dass ich mit einer guten Freundin zusammen gelaufen war, war mit Zlata. Die Tage mit Zlata zwischen Logrono und Burgos schienen jedoch schon ewig her. Ich hatte sie seit Burgos nicht mehr gesehen (seit dem 22. April) und vermisste sie manchmal... denn wir waren gute “Camigos” geworden (Camino+Amigo=Camigo;-)
Aber dafür konnte meine neue Camiga ja nichts. Und auch mit Elena habe ich schöne Etappen auf dem Camino verbracht. Wir konnten also wie gesagt auch gut zusammen schweigen, zwischenzeitlich habe ich mich sogar mal wieder in eine “Laufmeditation” geschaukelt und habe die Berglandschaft mit ihrer sich ändernden Vegetation bewundert. Wir kamen nun in die Region “El Bierzo” und jemand sagte mir, dass der Name “El Bierzo” von den lila blühenden Büschen dieser Weinbauregion kommt. Ich weiß nicht genau, was das alles für Buschwerk war, botanisch kenne ich mich nicht gut aus, aber in den nächsten Texten werde ich mal einige Fotos davon posten. Wunderschön sahen die Berge mit den Meeren aus lila, gelb und weiß blühenden Frühlingsbüschen aus.
Wie ich um Bercianos schon bemerkte, hatte ich für all die kleinen und großen, subtilen und offensichtlichen Veränderungen der Landschaft um mich herum mittlerweile ein viel tiefgreifenderes und anderes Gefühl entwickelt. In Gesprächen mit Rayne fand ich dafür einen Namen. Es war das, was der buddhistische Rinpoche Chögyam Trungpa “tender heart of sadness” (das sanfte Herz der Traurigkeit) nennt:
“Wer sein Herz erweckt, der stellt staunend fest, daß dieses Herz leer ist. Es ist wie ein Blick in den Weltraum. Was bin ich, wer bin ich, wo ist mein Herz? Wer wirklich schaut, findet nichts Greifbares, nichts Festes … Wenn du dieses erwachte Herz suchst, wenn du in der eigenen Brust danach tastest, findest du nichts als Zartheit. Weich und wund fühlt es sich an, und wenn wir unsere Augen für die Welt öffnen, überkommt uns eine abgrundtiefe Traurigkeit. Diese Art von Traurigkeit hat aber nichts mit äußeren Gründen zu tun. Du bist nicht traurig, weil jemand dich verletzt hat oder weil du einen Verlust zu beklagen hast. Diese Traurigkeit ist grundlos. Sie rührt daher, daß dein Herz ganz bloßgelegt ist. Keine Haut scheint mehr darüber zu sein, es ist rohes Fleisch. Setzte sich eine winzige Mücke darauf, du wärst zutiefst davon berührt … Es ist dieses sanfte Herz des Kriegers, das die Macht hat, die Welt zu heilen.
Chögyam Trungpa: Des wahren Kriegers sanftes Herz der Traurigkeit
Bei mir äußerte sich das in einer starken Sensibilität für die ganzen Eindrücke des Weges und ich war fasziniert und zutiefst berührt von der sich ändernen Berglandschaft.
So gingen wir anmutig durch diesen leicht nebligen und nieseligen Tag, legten unbemerkt auch viele Höhenmerter auf dem seichten Anstieg zurück und kamen schließlich in Rabanal del Camino an. Dort kehrten wir zunächst ein, Elena aß zu Mittag, ich hatte aber nur ein Bierchen. Rabanal hatte etwas mystisches an diesem dicht bewölkten Nachmittag. Dann gingen wir in die wunderschöne Albergue Gaucelmo, gleich neben dem Benediktinerkloster. In der Albergue hatte ich sofort ein positives Gefühl: herzliche, freiwillige Hospitaleros aus England begrüßten uns und es waren gute Freunde hier, unter anderem Marc und Bill. Es gab am Nachmittag eine Teerunde, “afternoon tea” von unseren englischen Hospitaleros. Alle Pilger waren herzlich dazu eingeladen und auch ein Mönch aus dem Kloster kam dazu vorbei (ein deutscher Ordensbruder, wie sich herausstellte). Die Hospitaleros und der Benediktinerbruder luden uns außerdem zu einer lockeren Gesprächsrunde ein und wir teilten wieder viele schöne Pilgererfahrungen. Der warme Kamin brannte, und auf der Gitarre, die dort stand, spielten uns Bill und Marc wieder schöne Lieder. In dieser angenehmen Runde lernte ich auch die Koreanerin Ji Yang kennen, die ihren Weg in Leon startete und die ich in den folgenden Tagen bis nach Santiago noch oft treffen sollte. Am späten Nachmittag waren wir außerdem auch in der alten romanischen Kirche und haben den Benediktinern bei der Messe auf Latein im gregorianischen Stil gelauscht. Wunderschön und ehrfurchterregend.
Mein Bruder rief mich auch wieder im Laufe des Nachmittags an und berichtete mir von seinem schönen Wochenende. Er war sehr glücklich. Ich auch. Vor dem Schlafengehen luden uns die Mönche noch zu einem Nachtgebet und Pilgersegen ein. Diesen nahm ich gerne an, denn am folgenden Tag stand eine besondere Etappe an: Das Cruz de Ferro und die Überquerung des Berggipfels hinab nach Molinaseca. Ich war voller Erwartungen und vor allem das mystisch-neblige, feuchte Wetter gab mir auch ein etwas mulmiges Gefühl. Aber ich war voller Zuversicht: Ich war in den Tagen und Wochen zuvor stark, ausdauernd und zäh geworden. Meine Pilgerfreunde waren um mich herum und ich habe so viel “positiven Ballast” in Form von Herzenswünschen, lieben Gedanken, Segnungen und kleinen Glücksbringern bei mir, dass echt nichts schief gehen kann. Und der folgende Tag sollte ein großer werden!
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The Camino Diaries XVII
27.04.2015: Liebe Leser, ich bin nun doch ein wenig hinterher mit den täglichen Berichten von 2015. Das liegt zum Teil daran, dass ich seit letzter Woche endlich mal wieder (zumindest gelegentlich) raus aus dem Home Office und “richtig auf Arbeit” gehen darf! Nun habe ich im Tagesrhythmus etwas weniger Zeit zum Blog schreiben.
Aber zurück zu meinem Camino Frances von 2015. Übrigens haben die Daten von 2020 witzigerweise dieselben Wochentage wie 2015. Zumindest seit 01. März, denn dieses Jahr gab es ja wieder einmal einen 29.Februar. Ich bin also am Montag vor 5 Jahren dann auf der Meseta in eine neue Woche gestartet. Die Wochentage sind mir jedoch am siebzehnten Tag dieser Pilgerwanderung langsam aber sicher eher gleichgültig geworden, ich merkte es nur gelegentlich, dass Sonn- oder Feiertag war, wenn keine Lebensmittelgeschäfte offen hatten (denn ich versorgte mich ja meist selbst mit Proviant).
Der Montagmorgen in Carrion war sehr entspannt. Ich ging mit Viviane und Rayne als letztes aus der Albergue der wunderbaren Augustinerschwestern hinaus (ich schrieb noch was ins Gästebuch) und wir frühstückten schön gemeinsam in einem Café. Viviane schenkte mir an jenem Morgen eine wundertätige Medaille, von denen sie im Zuge ihrer Europareise ganz viele aus Paris mitgebracht hat. Ich fühlte mich sehr geehrt und trage diese Medaille seither bis heute. Ich bin kein sehr abergläubischer Mensch und wie gesagt eigentlich auch keiner Kirche angehörig, aber ich verbinde diese Medaille mit Viviane und unserer wunderschönen Wanderung zusammen mit Rayne und vielen anderen auf diesem Camino.
Ich traf kurz noch Manfred in Carrion, der aussah, wie wenn er von den Bettwanzen gebissen wurde! (Eine blöde Sache, die durchaus auf dem Camino passieren kann. Aber an alle die jetzt erschrecken: Auf meinen 3 Jakobswegen seit 2015 habe ich neben Manfred erst eine weitere Person mit Bettwanzen-Bissen gesehen und die allermeisten Herbergen waren hygienisch einwandfrei!) Im Spar holte ich mir etwas Proviant, denn heute stand “eine der härtesten Meseta-Etappen” bevor, wie es in manchen Pilgerführern beschrieben wird. Das machte mir aber nichts aus:-) Frohen Mutes (immernoch sehr gut gelaunt vom Segen der Augustinerschwestern) bin ich hinaus aus der Stadt und auf die lange, flache Feldweg-Piste, auf der 18km lang kein Dorf, keine Wasserstelle und kaum ein anderes Stück Zivilisation kommen sollte. Im Sommer ist das was anderes, wenn die Sonne vom wolkenlosen Himmel gnadenlos auf die baumlose Ebene prallt, aber ich fand das Ende April bei Bewölkung und nicht mal 20 Grad nicht sehr schlimm. Vivi und Rayne hatten Vorsprung, ich traf zunächst niemanden und war mal wieder gedankenversunken: vor allem wieder die Familie, die alten Freunde (z.B. Roy)... sie waren auf diesem Camino wirklich oft im Herzen und in Gedanken bei mir:-) Dann dachte ich auch über ein theologisches Thema nach: Die Erbsünde. Warum hat denn nun Gott überhaupt den Baum der Erkenntnis ins Paradies gepflanzt, wenn sowieso nicht von seinen Früchten gegessen werden darf??
Ich traf Rodrigo und Giordano, die plötzlich mitten auf dem Feldweg saßen und Pause machten. Ich gesellte mich kurz zu meinen Freunden, wir teilten Sonnenblumenkerne:-) Aber ich wollte weiter auf der einsamen Flachlandetappe:
Dieses Foto, das die Meseta wirklich gut zusammenfasst, entstand, als rechts am Horizont eigentlich schon wieder das erste Gebäude seit langem zu sehen war. Und ich sah meine Freundinnen Viviane und Rayne voraus. Ich schloss auf und kurze Zeit später erschien das erste Dorf überhaupt an diesem Tage wie aus dem Nichts. Dort bin ich natürlich in die erste Schänke hinein, denn mir war nach einem Mittagsbier. Ich traf Rolf, das war schön:-) Weiter lief ich dann mit Hermann, einem Anwalt aus Deutschland, ca. 20 Jahre älter als ich, den ich erstmals bereits in der Gegend um Logrono traf. Vivi und Rayne hatten durch mein Mittagsbier mit Rolf wieder Vorsprung. Im nächsten Dorf (Legidos) gab Hermann mir noch eins aus, ich sagte dort zu Vivi und Rayne erstmal Goodbye und Hermann und ich gingen die übrigen paar km nach Terradillos de los Templarios. Ich traf auch kurz die französische Schulklasse, die ich in Poblacion de Campos kennen lernte, sie freuten sich, mich zu sehen:-)
Wir kamen dann noch in einen kurzen, aber durchaus heftigen Regenschauer! Doch die Albergue Los Templarios war ja nicht mehr weit. Die Herberge war an sich sehr modern und ordentlich und auch das Personal war freundlich und hilfsbereit. Dennoch hatte sie meiner Meinung nach irgendwie ein unpersönliches Flair. Ein moderner Flachbau im Stile eines Landgasthofes. Meine Albergue lag am Rand des Dorfes, ich ging mal in den Ort hinein, wo noch eine Albergue und ein kleiner Lebensmittelladen waren. Dort kaufte ich mir neues Proviant und Zutaten für ein üppiges Bocadillo zum Abendbrot :-)
So ist das auf dem Camino: Mal erwischt man herzensgute, ehrenamtliche Hospitaleras, die einem wahre Nächstenliebe geben, mal einen Landgasthof, der ein gutes Zusatzgeschäft mit den Schlafsaal-Anbauten macht. Aber es sei auch gesagt: Für die Landbevölkerung ist das eine Existenzgrundlage! Ganze Dörfer leben von den Pilgerströmen, denn die meisten dieser Orte sind für den normalen Spanienreisenden blinde Flecken auf der Landkarte. Hier wird die aktuelle Krise sicherlich viele Menschen hart treffen, wenn sie schließen mussten und bis auf unbestimmte Zeit die Pilger ausbleiben...
Für mich war es jedenfalls damals ein guter Montag auf der Meseta. Der 28.04.2015 sollte dann wieder etwas spiritueller werden und in Bercianos landete ich wieder in einer echt urigen Kultherberge. Dazu mehr in den nächsten Tagen und wieder auf Englisch.
Bis dahin,
Buen Camino!
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The Camino Diaries XV
Ich bin nun einen Tag hinterher mit den Texten, aber null Problemo. Weiter geht es auf der Meseta von Castrojeriz nach Poblacion de Campos.
25.04.2015: Bei Hospitalero Paco in Castrojeriz hatte ich richtig gut geschlafen. Wir waren wie gesagt nur 5 Pilger in seiner Donativo-Albergue, alle jüngeren Semesters (unter 40 Jahre alt) und daher wenig Schnarcher;-) Den jungen Frauen war es dort nachts ein bisschen kalt, sagten sie, aber ich hatte keine Probleme. Wir wurden von sanfter gregorianischer Choralmusik geweckt. Paco bereitete ein lustiges Frühstück für seine Gäste vor: Kekse, Margarine, Milchkaffee, einen Apfel und wahlweise ein Schnäpschen. Außerdem bekamen wir beste Herzenswünsche und Umarmungen von unserem Hospitalero und jeder Pilger bekommt in seiner Albergue ein kleines Andenken mit auf den Weg: Ein selbst gebasteltes Antoniuskreuz zum Anstecken:-) Ich habe es noch heute und halte es in Ehren. Wieder einmal war ich sehr berührt von der Herzlichkeit dieser Menschen, die sich so selbstlos um die Pilger kümmern, die aus aller Welt kommen, um durch ihre wunderschöne Heimat nach Santiago zu wandern.
Ich startete dann allein in den Tag, verabschiedete mich vorerst auch von den 4 Mitschläfern aus der Albergue und konnte es mir nicht nehmen lassen, noch einmal auf den Burgberg von Castrojeriz zu gehen, bevor ich auf emine Tagesetappe startete. Eine 1000 Jahre alte Burgruine steht dort oben auf dem Berg! Schon als kleiner Junge liebte ich alte Burgen und Schlösser und habe viele schöne Erinnerungen an Tagesausflüge mit der Familie. Ich war ganz allein an jenem Morgen oben auf dem Castillo von Castrojeriz und war sozusagen ein Burgherr:-) Der Blick aufs Dorf und über die weite Agrarlandschaft war wundervoll:
Auf dem zweiten Bild sieht man sogar wo mein Jakobsweg mich zuerst an diesem Morgen hin führte, nämlich auf eine weitere Anhöhe, von der ich auch noch einmal einen tollen Blick zurück auf Castrojeriz hatte:
Ich fühlte mich stark und war bester Laune. Mein Handy hatte ich an jenem Tag ausgeschalten. EIne Armbanduhr trage ich nicht, also hatte ich auch die meiste Zeit keine Ahnung wie spät es war;-) Ich fühllte mich eins mit der Landschaft, dem Wind und den singenden Vöglein. Ich dachte über Glaubensfragen nach. gestern Nachmittag hatte mich Rodrigo bei unserem Gespräch gefragt: “Do you believe in God?” und ich hatte kurzerhand geantwortet: “Yes, I do.” Am Morgen auf dem Weg vom Castillo zur ersten Anhöhe habe ich noch einmal für mich selbst meinen Glauben in Gedanken erläutert. Ich bin kein Atheist in dem Sinne, dass ich die Existenz von etwas Göttlichem verneine oder ablehne. Im Gegenteil: Ich finde diese göttliche Sphäre sehr interessant! Ich bin vielleicht eher Agnostiker in dem Sinne, dass ich es für sehr schwer halte, über diese Sphäre Aussagen zu treffen... Ich glaube schon, dass es etwas Transzendentes, Göttliches gibt, dass wir Menschen allerdings weder begreifen noch beschreiben können. Ich glaube außerdem, dass dies viel größer und weiter ist, als der Gott der Bibel oder anderer Religionen. Der christliche Gott und Jesus (wenn es sie denn gibt/gab) sind vielleicht nur ein Aspekt, eine Ausdrucksform dieses größeren Göttlichen. Insofern bin ich der Meinung, dass ich, sollte ich mich für den christlichen Glauben entscheiden, mich quasi nur auf einen kleineren Aspekt des großen Göttlichen beschränken würde und daher (zu) viele andere Möglichkeiten ausblenden würde. Das große Göttliche, an das ich glaube, könnte man vielleicht auch als “das Universum” oder “Mutter Natur” bezeichnen und ich glaube ich bin auch Pantheist im Sinne Spinozas, denn den Gedanke, dass alles, was existiert, eine Ausdrucksform dieses Göttlichen ist, den finde ich sehr schön:-) Und wenn man sich darauf einlässt, strömt manchmal besonders viel des Göttlichen nahezu ungehindert ins Herz und überwältigt einen fast. Das ist schwer in Worte zu fassen, aber ich denke, viele meiner Leser hatten vielleicht schon ähnliche Erlebnisse und wissen, was ich meine:-)
Unweigerlich denkt man über solche Dinge auf so einer Pilgerwanderung nach. Guten Mutes ging ich weiter durchs grüne Meer der jungen Frühjahrs-Getreidefelder. Am Wegesrand tauchte plötzlich ein Mann auf, der dort einen kleinen Tisch aufstellte und gegen Spende Kaffee, Obst, Snacks, Getränke etc. anbot:-) (wieder so ein herzlicher Mensch, der einfach mal dort raus auf diesen Feldweg fuhr, um die Pilger zu versorgen;-) Ich traf dort Viviane und Rayne und wir hatten ein Käffchen zusammen. Wir liefen eine ganze Weile zu dritt und ich hatte wirklich tolle Gespräche mit Rayne. Mit ihr konnte ich sehr viel und sehr gut über diese spirituellen und emotionalen Erfahrungen reden. Ich war sehr froh, Vivi und Rayne auf der Meseta oft an meiner Seite zu haben. Auch über meine gestrige schlechte Laune hatte ich nochmal nachgedacht. Ich kam zu dem Schluss, dass da so ein dunkler Schattenfleck meiner Seele zum Vorschein kam. Und dann aber der Spruch aus dem Hospital of the Soul: “One ray of sun can cast away all the shadows.” Dazu muss man diesen einen Sonnenstrahl aber überhaupt erstmal in diesen Schattenbereich vordringen lassen... Und dazu hat man auf diesem Weg Zeit: verschiedenste Gedanken und Gefühle ordnen, hervorholen, ausmerzen, ablegen, ... usw. Die Pilgerwanderung hatte rückblickend auch eine unheimlich bereinigende Funktion!
Wir verließen den Bezirk Burgos und kamen in den Bezirk Palencia hinein. In Itero de la Vega gingen Rayne und Vivi etwas essen, ich verabschiedete mich erstmal und ging weiter. Heute war wieder angenehmes, nicht zu warmes Laufwetter, die mächtige Wolkendecke am Himmel sah sehr interessant aus. Der Weg lullte mich wieder ein und ich fühlte mich voller Energie. Dachte an verschiedene Projekte, die ich nach meiner Reise zu Hause machen könnte. Ich hatte eine kleine Mittagspause eingelegt, “Taschenmesser-Futter”: Brot, Käse, Zwiebeln und Oliven am Feldrand sitzend:-) Dabei hatte ich auch die Italiener (Giordano mit dem Knie und Elena, die auch bei Paco in der Albergue waren) getroffen. Frisch gestärkt gings aber erstmal alleine weiter bis Boadilla. Dort gönnte ich mir ein Bierchen und quatschte mit Piedro, dem witzigen, alten italienischen “Langstreckenläufer”, den ich schon kurz vor Najera mal traf. Ich liebe es, wenn die Italiener mit ihrem Akzent Englisch sprechen. Erinnert mich immer wieder an den schönen Jarmusch-Film “Down by Law”. :D Vivi und Rayne holten dann auch wieder auf, als ich dort mit Piedro Pause machte.
Ich hatte aber heute vor, wieder mal ein paar mehr Kilometer zu schaffen und mindestens bis Fromista zu gehen. Denn am Vortag hatte ich ja gemerkt, dass ich auf dem Meseta-Flachland schnell voran kam. Außerdem war wohl mittlerweile mein Körper echt gut an all das gewohnt, denn ich hatte seit Tagen kaum noch Beschwerden oder Schmerzen. Ich sagte also noch einmal Goodbye for now zu meinen Genossen und ging weiter. Es dauerte nicht lange bis ich in Fromista ankam, dort gibt es diese berühmte romanische Kirche, die ich von außen anschaute:
Der Himmel sah mittlerweile aus, wie wenn sich etwas zusammenbraute, doch Regen sollte erst am nächsten Tag ein bisschen fallen. Im übrigen ging ich nach wie vor den ganzen Tag nach meiner inneren Uhr;-) In Fromista hob ich Bargeld ab und checkte die Alberguen. Ich fand eine für 9€ und eine für 8€. Ich hatte noch Energie und schaute in meine Liste der Herbergen. Nur 3 km weiter in einem Dorf namens Poblacion del Campo gibt es eine Albergue municipal für 5€. Ich hatte zwar schon einmal mit dieser Vorgehensweise (in Torres del Rio) ein Risiko eingegangen (Schmerzen, Albergue geschlossen, etc.). Aber ich beschloss, das zu machen. Körperlich hatte ich wie gesagt keine Probleme und die 3 km hätte man notfalls auch wieder zurück nach Fromista gehen können. Auf dem Weg nach Poblacion traf ich auf der “Pilgerautobahn” auch noch einmal Piedro.
Mein Plan ging auf: Die einfache Herberge von Poblacion kostete nur 5€. Das Dorf ist zwar sicherlich keine “Perle des Camino” (der Name Poblacion de Campos bedeutet so viel wie “Siedlung auf dem Lande”) aber es gab einen kleinen Lebensmittelladen, der noch geöffnet hatte, die Albergue hatte eine Kochmöglichkeit und vor der Herberge konnte man im Garten auf einer Bank sitzen und relaxen. Was braucht man mehr als Pilger? Auf dieser Bank sitzend schrieb ich mein Tagebuch und lauschte dem schönen Gesang einer Gruppe französischer Schülerinnen. Sie waren mit ihren Lehrerinnen und Lehrern hier unterwegs und außer ihnen waren nur ich und ein japanischer Mitpilger namens Takao noch in der Herberge. Ich war neugierig, wie so eine Pilgerreise mit einer Schulklasse möglich sei. Ich sollte die Schülergruppe in den nächsten Tagen noch ein paar Mal treffen und erfuhr dann auch ungefähr, auf welche Art und Weise die auf dem Camino unterwegs waren.
Zum Abendessen machte ich mir köstliche Pasta: Mit Olivenöl, Knoblauch und dem frischen Rosmarin, den ich heute unterwegs gepflückt hatte. das Sträußchen Rosmarin hatte ich hinten am Rucksack dran und mein Italiener Piedro gab mir den Tipp für diese köstliche, einfache Speise: “Pasta con aglio, olio e rosmarino” :-)
Es war ein guter Tag: Ich hatte wieder positive Gedanken, habe heute ein paar km mehr geschafft und aus der mächtigen Wolkendecke hatte es nicht geregnet.
Ultreia! :-)
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Text
The Camino Diaries V
Today a German text again, with a short summary in English below.
Ich habe beschlossen immer im Wechsel einen Tag auf Deutsch, einen auf Tag auf Englisch zu schreiben. Die deutschen Pilgerberichte fasse ich je nach Laune noch kurz ganz unten auf Englisch zusammen. Ich merke, dass es mir gut tut, das hier nochmal aufzuschreiben, denn nach nunmehr 4 Wochen Stillstand des gesellschaftlichen Lebens bemerke ich eine Art innere Leere und verspüre die Sehnsucht, mal wieder raus auf ein Abenteuer zu gehen. Normalerweise hätte ich die jetzigen Osterferien sicherlich auch für die ersten längeren Bikepacking-Touren der Saison sowie für Besuche bei der Familie und alten Freunden genutzt. Sch*** Covid-19! Aber was solls... bald werden wir auch das überstanden haben.
15.04.2015: Heute vor 5 Jahren auf meinem ersten Camino war ich absolut nicht einsam und der Gedanke, ich komme in einer Art "Pilgerfamilie" an hat sich an jenem Tag bewahrheitet. Dabei wollte ich morgens zunächst alleine aufbrechen, ließ den Gefährten Vorsprung. Zuerst überquerte ich die alte römische Brücke von Puente la Reina im herrlichen Licht der aufgehenden Sonne.
Doch ich war nicht lange allein. Der schnelle Uwe schloss auf, mit dem ich im nächsten Dorf einen Kaffee trinken wollte. Dort hatte zwar noch nichts geöffnet, aber an der Wasserstelle trafen wir das mittelalte australische Pärchen (Jen und Jay, die ich erstmals in Cizur Menor kennen lernte) und ich lernte auch Ivan aus Perth kennen, der sich Jen und Jay an diesem Tag angeschlossen hatte. Auch Frank und Jonathan traf ich. Mit Uwes Tempo konnte ich noch ein Stück mithalten und wir gingen weiter Richtung Cirauqui. Dieses Dorf erscheint aus einigen Kilometern Entfernung plötzlich wie gemalt inmitten der sanften Hügel der Kulturlandschaft. Ein beliebtes Motiv für Postkarten und Jakobsweg-Kalender. Uwe schoss dieses legendäre Foto von mir auf dem Weg nach Cirauqui.
Dort hatten die Cafés geöffnet und wir fanden ein gemütliches Plätzchen fürs zweite Frühstück. Jen, Jay und Ivan schlossen auf und gesellten sich zu uns. Außerdem kamen noch Richard und Joanna des Weges. Nach der Kaffeepause habe ich Uwe ziehen lassen, der mir ein zu schnelles Tempo vorlegte und bin mit den Aussies weiter gelaufen. Diese waren sehr witzig und locker drauf und ich mochte vor allem den coolen Aussie-Akzent;-) Genau wie viele Amerikaner, die ich traf, waren meine australischen Freunde immer sehr fasziniert von all den mittelalterlichen und historischen Orten und Gemäuern, denn in ihrer Heimat sind ja die ältesten Ortschaften maximal 200 Jahre alt (von den historischen Orten der jeweiligen Ureinwohner ist ja leider nicht mehr viel übrig).
Wir überholten Manfred, einen älteren deutschen Pilger. Ich kam mit Manfred ins Gespräch und ging mit ihm sein Tempo, so dass die Aussies etwas Vorsprung bekamen. Bis Lorca sprach ich mit Manfred über Gott und die Welt, über Glaubensfragen, Spirituelles und Philosophisches. Das war sehr anregend. Der Weg bis Lorca wiederum nicht, er führte zum Teil an Straßen und Autobahnen entlang.
In Lorca traf ich meine Australier wieder und wir machten alle zusammen Mittagspause. Was nun passierte, genoss ich auf dieser Pilgerwanderung sehr oft: Man macht Pause in einem Dorf, sitzt vor einem Café, genießt eine kleine Stärkung und nach und nach kommen die Pilgerfreunde an, die man in den vorherigen Tagen bereits kennen lernte. Man freut sich, sich zu sehen, tauscht sich über neueste Erlebnisse aus, trinkt zusammen ein Käffchen und schließt eventuell lockere "Laufbündnisse" für die verbleibenden Kilometer bis zum Etappenende. Ich habe es meinen vogtländischen Freunden oft so erklärt: Es fühlte sich manchmal ein bisschen wie die Wanderung rund um die Talsperre Pirk zu Himmelfahrt an: Alle paar Meter trifft man jemand, hält an, freut sich, plaudert... Nur eben in Spanien und viel viel größer.
In Lorca jedenfalls kamen dann noch Richard, Joanna, die russische Mutti mit den 2 Kindern (deren Kinderwagen Richard und ich nach Zubiri runter trugen) und Rayne! Rayne begrüßte gleich mal jeden mit einer herzlichen Umarmung. Ich verabschiedete mich zunächst von Manfred, dem ich Vorsprung ließ, und beschloss mit Rayne weiter zu gehen. Dadurch lernte ich an jenem Tag auch Viviane aus Brasilien kennen. Rayne und Vivi (beide um die 50) schlossen eine Laufpartnerschaft und ich traf die beiden noch sehr oft in den folgenden Tagen und Wochen. Vor allem nach der Mittagspause in Lorca waren wir alle sehr gut gelaunt und ich freute mich, dass ich die Gelegenheit hatte, weitere Gespräche mit Rayne zu führen (was ich mir ja am Vortag schon wünschte:-) Raynes Spruch des Tages, den ich auch in meinem Pilgertagebuch festhielt, lautete: "That whole Camino has something dream-like."
Gut gelaunt kam unser Pulk schließlich im schönen Estella an. Ich ging in die Albergue Parroquial, die Pilgerherberge der örtlichen Kirchgemeinde. Diese Arten von Herbergen habe ich aus verschiedenen Gründen bevorzugt. Erstens musste ich damals auf meine Reisekasse achten. Die kirchlichen Herbergen funtionieren auf Spendenbasis (donativo): Jeder gibt, was er kann und möchte. Allerdings lautet die ungeschriebene Regel, dass man mindestens 5€ gibt und es ist höchst verpöhnt, gar nichts zu geben (es sei denn man hat wirklich große finanzielle Probleme). Die kirchlichen Herbergen funktionieren also nach nicht-kommerziellen Prinzipien und auch die Herbergsväter bzw. -mütter (hospitaleros/hospitaleras) arbeiten dort ehrenamtlich. In ihrer Gastfreundschaft zeigen sie wahre christliche Nächstenliebe. Außerdem gibt es in den kirchlichen Herbergen oft noch die Möglichkeit an Gebeten, Andachten und/oder anderen gemeinschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen. Alles in allem herrscht in diesen Herbergen eine sehr gute familiäre Stimmung und viele meiner schönsten Pilgererlebnisse hatte ich bei den ehrenamtlichen Hospitaleros in den Donativo-Herbergen. An dieser Stelle möchte ich diesen wundervollen Menschen auch einmal mehr meinen herzlichsten Dank aussprechen!
Jedenfalls traf ich in der Albergue Parroquial Frank, Jonathan, Rolf und die russische Mutti mit den Kindern. Bei der Ankunft machte mir der Hospitalero für meine bescheidenen spanischen Sprachkenntnisse (Tiene una cama por la noche, por favor?) ein Kompliment. Sinngemäß sagte er mir, dass der Wille zählt und schon der Versuch, sich auf Spanisch auszudrücken, wird von den Einheimischen wohlwollend honoriert. Ich habe mir dann das schöne Estella noch ein wenig angeschaut.
Bei einer der Kirchen ist mir erstmals dieses interessante romanische Portal aufgefallen, das ich noch sehr oft bei vielen Kirchen auf dem Weg sehen sollte:
Auf dem Hauptplatz vor der Kirche traf ich Joanna, Richard, Uwe und die Australier. Wir gingen zusammen ein Bier trinken. Danach holte ich mir in einem Supermarkt was fürs Abendbrot. Ich habe mir oft in der Küche der Albergue selbst was gemacht. Nicht selten hat sich dadurch auch ergeben, dass man sich mit anderen "Selbstkochern" zusammen getan hat und ein großes gemeinsames Abendmahl in der Herbergsküche bereitete. An diesem Abend hatten wir lustigerweise alle Appetit auf Eier: Rolf, Frank, Jonathan und ich hatten sich jeweils unabhängig voneinander Eier gekauft und gebraten. Es war der Camino: Er hat uns allen an diesem Tag Appetit auf Eier verschafft!:-) In der Herberge von Estella sagte ich auch erstmals zu dem netten Spanier Rodrigo "Hola, que tal?". Rodrigo sollte ich in den nächsten Wochen noch oft treffen und tolle Pilgermomente mit ihm teilen.
Es war das Ende eines schönen Tages in der Pilgerfamilie. Einziges Manko heute war mein rechtes Knie, das beim Bergablaufen gelegentlich etwas schmerzte. Ein Vorbote für den folgenden Tag, der einen Tiefpunkt meiner Pilgerwanderung darstellte... Doch dazu morgen mehr.
Short English Summary:
15/05/2015: It’s true, I am in a big “family of pilgrims”. I had almost no alone time that day, met many new people and spent good kilometers together with my fellow pilgrims. I walked towards the beautiful village of Cirauqui, where Uwe took that great photo of me. I met Ivan, a very cool guy from Perth. I spent some time walking together with him and the Australian couple Jen and Jay. Also, I met Manfred, an older pilgrim from Germany, and had a very deep conversation with him. I walked my first kilometres together with Rayne and Viviane from Brasil. Rayne’s quote of the day that I also noted in my diary was: “That whole Camino has something dream-like.” :-) In the afternoon, we arrived in beautiful Estella. There I first took notice of these Roman church portals I was to see very often. In the Albergue Parroquial I met Frank, Jonathan and Rolf again and Rodrigo for the first time. I had drinks with Joanna, Richard, Uwe and the Aussies. Only bad thing that day: my right knee hurt a little when walking downhill. A bad omen for the next day, which marked a low point of my Camino...
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Pilgerwanderung mit Lutherkopf-Enthüllung
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