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prseiten · 7 years ago
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Mord nach dem Beichtstuhl, ein Fast-ein-Jahrhundert-Leben, kein Visum fĂŒr den Westen und wer ist eigentlich Nikolai Bachnow? – FĂŒnf E-Books von Freitag bis Freitag
Kennen Sie sich vielleicht mit dem Beichtgeheimnis aus? Und was wĂŒrden Sie anstelle eines Priesters tun, wenn Sie wĂ€hrend der Beichte von einem angekĂŒndigten Mord hören? Schweigen oder handeln? Aber wie? Genau das sind die Fragen, vor der Kaplan Berger aus dem ersten von fĂŒnf Deals der Woche steht, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 23.02.18 – Freitag, 02.03.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Entscheidung von Kaplan Berger können Sie in dem Krimi „Ich morde heute zehn nach zwölf“ von Steffen Mohr nachlesen. Und dann ist da ĂŒbrigens noch Frau Klepzig, Bergers HaushĂ€lterin. Aber das nur nebenbei 
 Eine andere Frau und ihr fast 100 Jahre wĂ€hrendes, nicht einfaches Leben steht im Mittelpunkt der ErzĂ€hlung „Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M., geborene S.“ von Ingrid Möller. Ein unspektakulĂ€res, aber dennoch spannendes und dennoch lebenswertes Leben. Ebenfalls um Lebensfragen und um schwierige Entscheidungen eines Pfarrers zu DDR-Zeiten geht es in der Novelle „Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel“ von Siegfried Maaß. Und noch einmal steht ein Menschenschicksal im Mittelpunkt eines Buches, diesmal allerdings ein ausgesprochen weibliches und noch dazu ein höchst ungewöhnliches, das einer Zeitreisenden. Auch im elften von insgesamt 16 Teilen dieser Zeitreisenden-Saga von Hardy Manthey geht es um Maria Lindström alias Aphrodite und die außergewöhnliche Lebensgeschichte dieser Frau. „Zum Ursprung – 15 000 Jahre zurĂŒck“, so lautet der Titel dieses fantastischen Romans. Das fĂŒnfte und letzte Angebot dieses Newsletters stammt von einem gewissen Nikolai Bachnow, der von einem gestohlenen Tierreich in einem Zauberland erzĂ€hlt. Aber wer war oder ist eigentlich Nikolai Bachnow? Doch bevor wir eine erste Antwort auf diese Frage am Ende dieses Newsletters geben, zunĂ€chst einmal zurĂŒck zu Kaplan Berger und zum Beichtgeheimnis. Erstmals 1980 erschien in der Blaulicht-Reihe des Verlages Das Neue Berlin als Heft 206 die KriminalerzĂ€hlung „Ich morde heute zehn nach zwölf“ von Steffen Mohr: Der junge, fortschrittliche Kaplan Berger erfĂ€hrt im Beichtstuhl von einem geplanten Mord und kann den gerade aus der Haft Entlassenen nicht von seinem Vorsatz abbringen. Was soll er tun? Er kann doch das Beichtgeheimnis nicht brechen. Da er Zeitpunkt und Ort kennt, begibt er sich an den kĂŒnftigen Tatort. Aber es ist schon zu spĂ€t. Bei der Vernehmung durch die Kriminalpolizei schweigt er natĂŒrlich. Wie kann er nur den TĂ€ter seiner gerechten Strafe zufĂŒhren, ohne das Beichtgeheimnis zu verletzen? Hier die erste Begegnung mit Kaplan Berger: „O Herr, lass mich durchhalten, dachte der fĂŒr einen Kaplan vielleicht zu gut gewachsene und mit einem zu schönen Gesicht begabte junge Mann. NatĂŒrlich kam ihm sein Aussehen, die braunen Augen zum Beispiel und das, rotblonde an Tippy Honnigans Wuschelkrause erinnernde Haar, gerade in einer Großstadtgemeinde zugute. Wusste man doch, dass die Jugend von Popstars wie Honnigan und Konsorten schwĂ€rmte. O Herr, barmte er innerlich, aber auf seinen GesichtszĂŒgen malte sich nichts weiter als unbeschwerte Freundlichkeit. Im Miniradio lief mit angemessener Lautstarke das Pokalspiel Erfurt gegen Jena, das Kaplan Berger langweilte. Der große Zeiger der Sakristeiuhr klickte und zog langsam auf fĂŒnf. FlĂŒchtig sah der junge Priester auf die Uhr, die ĂŒber dem kleinen römischen Kreuz hing. Dann schaltete er das Radio aus, versteckte es in der untersten Lade des Paramentenschranks und streifte sich den glĂ€nzend schwarzen Talar ĂŒber Pulli und Jeans. Nun Ă€hnelte Kaplan Berger doch einer geistlichen Person. Von der Krause abgesehen, glich er fast aufs Haar einer der milden Heiligengestalten auf den großen bunten Bildern des FrĂ€ulein Klepzig. Zu ihrem Ärger waren diese bonbonsĂŒĂŸen Darstellungen heiliger MĂ€nner und Frauen vor einem Dutzend Jahren aus der Kirche entfernt und durch, wie sie unentwegt mĂ€kelte, „hĂ€ssliche moderne Fratzen“ ersetzt worden. Seitdem lehnten sie nebeneinander an der dem Fenster gegenĂŒberliegenden Wand des WĂ€schebodens. Die gute PfarrhaushĂ€lterin vergaß bei keiner großen WĂ€sche, auf ihrer Ausstellung Staub zu wischen. Das alles wusste der Kaplan. Es interessierte ihn ebenso stark, wie ihn weibliche Wesen ĂŒberhaupt interessierten. Lutz Berger hatte sich, eigentlich bereits ab seinem fĂŒnfzehnten Lebensjahr, den Idealen seines Berufes verschrieben. Dazu passte nun einmal keine Frau, war sie nun reizvoll und attraktiv oder eine alte Jungfer. O Herr, seufzte er noch einmal und schritt, als der große Zeiger auf eine Minute vor die Zwölf rĂŒckte, durch die niedrige SakristeitĂŒr hinaus in die Kirche. Punkt fĂŒnf Uhr begann an jedem Sonnabend die Beichte. ErwartungsgemĂ€ĂŸ fand Kaplan Berger das Gotteshaus leer. Durch die Scheiben des Seitenschiffs drang gedĂ€mpftes Licht. Das reichte im Sommer voll aus, um den GlĂ€ubigen, die bis sieben beichten kamen, das Lesen im Gebetbuch zu erleichtern. Den Kindern half es, die Krakelschrift auf ihren SĂŒndenzetteln zu erkennen. Tiefere DĂ€mmerung herrschte dagegen im Beichtstuhl. In dessen mittleren Teil nahm Berger Platz und zog sogleich den violetten Vorhang hinter sich zu. Er schaltete ein schwaches LĂ€mpchen ein. Das wollte er beim Eintreten eines Beichtkindes in den Seitenteil selbstverstĂ€ndlich wieder ausknipsen. Der Kaplan mochte die Beichte nicht, weil er der Auffassung war, es sei richtiger, sich mit seinen Mitmenschen an einen Tisch zu setzen, um normal und bequem ĂŒber alle Probleme zu reden. Freilich bestand diese Möglichkeit. Und wie oft hatte er junge Leute in seinem Zimmer unter dem Dach empfangen, damit er ihnen eine Last abnehmen oder gar einen Weg weisen konnte, Schwierigkeiten in der Lehre, zu Hause oder in der Schule zu klĂ€ren! Leider gab es diese mittelalterliche, die sogenannte Ohrenbeichte noch, zu der man sich in eine „Holzkiste“ zwĂ€ngen musste und das Beichtkind in die „Kiste“ nebenan kroch. Da kniete es nieder, wĂ€hrend er, der Priester, saß, und wisperte einem das Register seiner SĂŒnden durch ein Gitter in der Trennwand ins Ohr. UnnatĂŒrlich. Unnormal. Was wollte man machen? Die GlĂ€ubigen selbst verlangten nach solcher GeheimniskrĂ€merei. Lutz Berger verstand sie nicht. Er hatte ein in braunes Leder gebundenes Buch vorgenommen, das hier immer lag, und sann ĂŒber die Worte nach: „Wahrlich, Petrus, ich sage dir: Ehe der Hahn heute Nacht krĂ€ht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Es war reiner Zufall, dass der Kaplan gerade ĂŒber diesen Text meditierte. Das rote Leseband hatte an der Stelle gelegen. Irgendwo oben, vielleicht im Himmel, verhallte der letzte Schlag der Kirchturmuhr. Der junge Geistliche hörte trippelnde Schritte, die sich dem Beichtstuhl nĂ€herten. An der Art, wie diese Schritte mit Andacht auf dem steinernen Boden auftraten und doch jenen Krach veranstalteten, den mit Eisen benagelte Schuhe in einer leeren Halle hervorrufen, erkannte er die HaushĂ€lterin, FrĂ€ulein Klepzig.“ Erstmals 2012 veröffentlichte die edition NORDWINDPRESS Dalberg-Wendelstorf die ErzĂ€hlung „Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M., geborene S.“ von Ingrid Möller: Am 15. Dezember Anno Domino 1902 wurde in Straßen bei Eldena dem BĂŒdner Heinrich Schult und seiner Ehefrau Anna geborene Bergmann ein MĂ€dchen geboren und getauft auf den Namen Alma. Ein langes Leben - ja, aber kein besonderes - mag mancher sagen, der die ErzĂ€hlung liest. Aber den Alltag zu bewĂ€ltigen in diesem 20. Jahrhundert, das zwei Weltkriege, Inflation und Mangeljahre einschließt, verlangte den Menschen viel ab. Und so prĂ€gte sich ein Verhalten, das heute mitunter Stirnrunzeln auslösen mag, aber in der Generation in dem mecklenburgischen Landstrich nicht untypisch ist. Herkunft und Erziehung prĂ€gten WertmaßstĂ€be, die erhalten blieben, auch außerhalb des Dorfes und der dortigen Familie. Wir sind also in Straßen. Moment mal, wo bitte sind wir? „Straßen ist ein kleines Dorf. So klein, dass es kaum in einem Lexikon zu finden ist. Es liegt im SĂŒdwesten Mecklenburgs, in der sogenannten Griesen Gegend, nahe Eldena. FĂŒr Anna Schult aber ist es die Mitte der Welt, ihrer Welt. Hier, in der BĂŒdnerei Bergmann, wurde sie am 3. Januar 1861 geboren, hat am 27. Januar 1888 den Eldenaer Landwirt Heinrich Schult geheiratet, der den kleinen Hof ĂŒbernahm. Vor ihm war sie gewarnt worden, denn sein Vater Christian stand in einem denkbar schlechten Ruf. Zwei Ehefrauen – eine geborene Graf die erste, Rose die zweite, mit der er fĂŒnf Kinder hatte - hatte er vom Hof gejagt und dennoch eine dritte - geborene Möhring - gefunden. Doch den Spitznamen „De DĂŒwel“ hatte er weg. Anna Bergmann aber befand, dass sich die Bosheit auf den Sohn nicht vererbt hatte. Kindersegen war ihr reichlich beschieden. Jetzt, Mitte Dezember 1902, soll sie ihr neuntes Kind gebĂ€ren. Mit nahezu zweiundvierzig Jahren. Das erste war ein Junge und kam ungebeten, als sie noch jung und unverheiratet war. Schon lange hat sie ihn nicht mehr gesehen. FrĂŒh musste er aus dem Haus. Mit siebenundzwanzig heiratete sie. Am 1. April 1888 kam ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt, Otto. Im Abstand von zwei Jahren gebar sie die ĂŒbrigen: Ida, Minna, Wilhelm, Heinrich, Emma und Richard. Und nun? Was dies wohl wird? Eigentlich schon peinlich, in ihrem Alter. Sie schreit nach der Hebamme, denn die Wehen haben eingesetzt. Ja, ja. Sie kommt gleich. Dann geht es schnell. Das Kind ist winzig. „Ne lĂŒtte Diern! (Ein kleines MĂ€dchen)“, sagt die Hebamme. Aber ihre Stimme klingt irgendwie anders als sonst, wĂ€hrend sie das Kind wĂ€scht und ihm den Klaps auf den Po verpasst. Sie muss krĂ€ftiger zulangen, bis das WĂŒrmchen einen zaghaften Laut von sich gibt. „Wies mi de LĂŒtt! (Zeig mir die Kleine)“, sagt die Wöchnerin argwöhnisch. Die Hebamme wickelt ein Leinentuch um den kleinen Leib und reicht das Neugeborene der Mutter. Die seufzt. Wenn das Awmarachen man nicht umsonst war! „KĂŒmmt de dörch? (Kommt sie durch)“ Die Hebamme zuckt die Schultern. „Berrer, se ward gliek döfft (Besser, sie wird gleich getauft).“ Man lĂ€uft, den Pastor zu holen. Der ist nicht erreichbar. Dann den Lehrer. Eine Bibel ist im Haus, eine SchĂŒssel Wasser von der Pumpe auch. Es eilt. „Woans sall se heiten (Wie soll sie heißen)?“ „Alma“. Na dann! Die FormalitĂ€ten werden schriftlich festgehalten: Am 15. Dezember Anno domini 1902 wurde in Straßen bei Eldena dem BĂŒdner Heinrich Schult und seiner Ehefrau Anna geborene Bergmann ein MĂ€dchen geboren und getauft auf den Namen Alma. Die Einzelheiten - wie die sonstigen Vornamen - kann der Pastor dann spĂ€ter im Kirchenbuch eintragen. Anna Schult atmet auf. Eine Heidin ist die LĂŒtte nun nicht mehr, falls ... Aber allen Unkenrufen zum Trotz zeigt das schwache Kind einen starken Lebenswillen. So hat es mit der offiziellen Taufe Zeit bis zum 5. Januar 1903. Sie erhĂ€lt die zusĂ€tzlichen Namen Johanna und Marie. Sobald Alma laufen kann, wuselt sie um die Mutter herum. Die reagiert genervt: „Gah mi vor de FĂ€ut weg! (Geh mir vor den FĂŒĂŸen weg)“ Aber einmal kommt sie in der KĂŒche doch nicht schnell genug weg und wird verbrĂŒht. Ihr Leben lang wird sie ĂŒberzeugt sein, dass sie deshalb so dĂŒnne Haare hat. Dann lĂ€uft sie hinter den Geschwistern her, was ihr auch nicht immer gut bekommt. Am sichersten ist sie noch bei der Oma, an deren SchĂŒrzenzipfel sie sich nun hĂ€ngt. Die Oma ist gĂ€uding zu ihr, warnt sie aber ein bisschen zu viel vor den Gefahren des Lebens. Möchte Alma den Jungen nach in den Wald, heißt es: Dort gibt es RĂ€uber und andere fremde Leute. Wenn die Jungen zur Elde baden gehen, heißt es „Bliew du man bi Oma’n, lat de Jungs man versupen! (Bleib du man bei Oma, lass die Jungs man ersaufen)“ Oder wenn sie auf BĂ€ume klettern und KrĂ€hennester ausnehmen: „Lat de man dalplumpsen und sick dat Genick brĂ€ken! (Lass die man runterplumpsen und sich das Genick brechen)“ Alleinsein und Dunkelheit geht natĂŒrlich gar nicht, da spuken ja die Gespenster rum. Als Alma vier ist, zieht die Familie um nach Eldena auf eine Bauernstelle. Nun sind sie keine BĂŒdner mehr, sondern was viel besseres, nĂ€mlich Bauern. Stolz dĂŒrfen sie jetzt den „Buernweg“ (Bauernweg) benutzen. Allerdings verschulden sie sich hoch. Die Felder liegen weit auseinder, sind nur zeitraubend zu bewirtschaften. Gespart wird an allem. „Gaud Bodder“ (Gute Butter) kommt nicht auf den Tisch. DafĂŒr Pökelspeckschwarte in Eintopf. Alma schmeckt das so wenig wie ihren Geschwistern. Heimlich steckt sie Schwarten in ihre SchĂŒrzentasche oder wirft sie gleich unter den Tisch zu den Hunden, wenn die nicht vorher durch den Befehl „Hunn’n rut!“ (Hunde raus) rausgejagt worden sind. FĂŒr GĂ€ste - wenn es denn mal welche gibt - hat die Mutter einen aufmunternden Spruch parat „Esst, leiwe GĂ€st, schont de Wust und langt Ă€wer den Bodder weg!“ (Esst, liebe Gast, schont die Wurst und langt ĂŒber die Butter weg) Holzpantoffeln - hölten TĂŒffel - mĂŒssen möglichst lange halten. Wenn es einigermaßen warm ist, heißt es „barst“ (barfuß) lopen. Aber es gibt auch Feste. Weihnachten zum Beispiel. Da schlĂ€gt der Vater eine Fichte im Wald, stellt sie in der Stube auf, hĂ€ngt Äpfel und steckt Kerzen dran. Und wenn die Glocke ertönt, dĂŒrfen die Kinder kommen. Alle fassen sich an und wandern um den Tannenbaum, wobei sie Weihnachtslieder singen. Dann dĂŒrfen sie ihre Geschenke auswickeln. Bei den Jungen ist es immer ein Pferdegespann, das der Vater geschnitzt hat. Bei den MĂ€dchen eine Puppe mit Lehmkopf, festgenĂ€ht in einem Schuhkarton. Immer wieder zur Vorsicht ermahnt, dĂŒrfen die Kinder die Festtage ĂŒber damit spielen, dann wird alles wieder eingesammelt, bis zum nĂ€chsten Jahr, wo sich die Zeremonie wiederholt. Als Alma zur Schule kommt, kann sie ganz sicher kein Wort Hochdeutsch (denn das konnten die Kinder der nĂ€chsten Generation noch nicht einmal), aber sie kommt gut mit. Es krĂ€nkt sie, dass die Kinder ihr „Dickhals!“ nachrufen, denn ihr wĂ€chst ein Kropf. Ihr Vater tröstet sie, kauft ihr neue Kleider, die sie dann im Kuhstall auf dem Melkschemel vorfĂŒhren muss. „Dreih di nochmal!“ (Dreh dich noch mal) heißt es dann, und „Du bĂŒst noch de HĂŒbschte von allen!“ Das bringt sie auf den Gedanken, ihre Mutter zu bitten: „Kannst mi nich eins awnĂ€hmen laten?“ (Kannst du mich nicht mal fotografieren lassen) „Woans kĂŒmmst du up sowat! Dat wier ja rutsmeten Geld! Nu segg mal sĂŒlwst: wotau wist du‘n Foto von di hebbn? - „Tau’n Ankieken.“- „Dann kiek man in’n Pisspott, dor kannst du di ok ankieken.“ („Wie kommst du auf so was! Das wĂ€re ja rausgeschmissenes Geld! Nun sag mal selbst: Wozu willst du ein Foto von dir haben?“ - „Zum Angucken.“ „ Dann guck in den Nachttopf, da kannst du dich auch angucken.“)“ Ein knappes Jahrzehnt vor der Jahrhundert-Biographie von Alma, 2004, brachte Siegfried Maaß im BK-Verlag Staßfurt erstmals seine Novelle „Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel“ heraus: BrĂŒckstedt - eine fiktive Kreisstadt in der realen DDR. Ein alleinstehender Mann beantragt ein Reisevisum, um seine schwer erkrankte Mutter in Westdeutschland besuchen zu dĂŒrfen. Das Visum wird ihm verweigert „Wenn Sie wenigstens verheiratet wĂ€ren“, wird ihm lakonisch erklĂ€rt. Aber der Antragsteller ist katholischer Pfarrer Jahre spĂ€ter kann er endlich das Grab seiner Mutter besuchen und zugleich seine jĂŒngere Schwester, die einst mit ihrem Freund nach Westdeutschland floh. Doch sie glaubt nicht, was er ihr berichtet und hĂ€lt ihm vor, sich zwar um das Seelenheil anderer zu kĂŒmmern, aber seiner eigenen Mutter in ihren letzten Stunden nicht beigestanden zu haben. Der schon in der gemeinsamen Kindheit im Elternhaus entstandene Konflikt zwischen den Geschwistern spitzt sich zu; die von einem freudlosen Leben gezeichnete Schwester, vereinsamt und dem Alkohol zugeneigt, bietet keine Chance zu einem geschwisterlichen Ausgleich. EnttĂ€uscht und mit sich selbst unzufrieden und sich zugleich seines Anteils an dem endgĂŒltigen Bruch mit seiner Schwester bewusst, verlĂ€sst der Pfarrer vorzeitig den Wohnort seiner Schwester. WĂ€hrend der nĂ€chtlichen Bahnfahrt begegnet er einer schwarz gekleideten Dame, die sich auf dem Weg nach BrĂŒckstedt zur Beerdigung ihrer Mutter befindet. Es ist die ehemalige Polizistin, die damals zu ihm gesagt hatte: „Wenn Sie wenigstens verheiratet wĂ€ren ...“ Eine scheinbar ganz private Geschichte mit einem politischen Hintergrund, vor dem sich der Konflikt von einst zu einem ganz aktuellen ausweitet und seine Konsequenzen fordert. Hören wir den Anfang dessen, was der alleinstehende Pfarrer berichtet: „Gestern bin ich aus S. zurĂŒckgekehrt. Einen Tag frĂŒher als beabsichtigt. Ich glaube, niemals zuvor hatte ich eine solche Erleichterung bei der Heimkehr von einer Reise empfunden. Als wĂ€re ich auf der Flucht gewesen und endlich an einem sicheren Ort angekommen. Den sicheren, mir gut bekannten Ort hatte ich wirklich erreicht. Aber war ich vor Marie, meiner Schwester, tatsĂ€chlich geflohen? Oder gar vor Lydia? Ich wusste es nicht und wollte jetzt auch nicht darĂŒber nachdenken. WĂ€hrend der ganzen langen Fahrt hatte mich kaum etwas anderes beschĂ€ftigt als mein VerhĂ€ltnis zu meiner Schwester Marie. WĂ€re nicht die schwarz gekleidete Frau mit dem Schleier vor ihrem Gesicht zu mir ins Abteil gekommen, hĂ€tte ich wahrscheinlich noch wĂ€hrend der Fahrt etwas Abstand gewonnen und auch etwas schlafen können. Doch ohne Marie zu kennen und von unserer gestörten Beziehung zu wissen oder auch nur zu ahnen, auf welche Weise ich meine Schwester verlassen hatte, lenkte sie meine Gedanken ungewollt in die entgegengesetzte Richtung unserer Fahrt – nĂ€mlich zurĂŒck zu Marie und damit auch in jene Zonen meines Bewusstseins, die ich gern endgĂŒltig hinter mir lassen wollte. Erst nachdem sich unsere Wege getrennt hatten, gelang es mir, ruhiger zu werden und mich auf meine Heimkehr zu freuen. Durch keine weiteren belastenden Überlegungen wollte ich meine Freude trĂŒben lassen. Auf dem Markt unserer kleinen Stadt verließ ich den Bus, mit dem ich aus unserer Kreisstadt gekommen war. Es erschien mir als glĂŒcklicher Zufall, dass er abfahrbereit am Bahnhof gestanden hatte, als ich die Stufen hinab stieg und schwer an meinem Koffer schleppte. Auf diese Weise entging ich der Entscheidung, mit einer Taxe fahren zu mĂŒssen, was fĂŒr mich eine verschwenderische Ausgabe bedeutet hĂ€tte. Vom Busfenster aus beobachtete ich meine ungebetene ReisegefĂ€hrtin, von der ich mich bereits im Zug verabschiedet hatte. FlĂŒchtig genug, um erkennen zu lassen, dass meinerseits kein weiterer GesprĂ€chsbedarf bestand. Jedoch ausreichend beherrscht, um nicht als unfreundlicher und nachtragender Schwarzkittel, der einmal erlittenes Unrecht nicht verzeihen kann, in Verruf zu geraten. Offenbar war sie bereits am Bahnsteig von ihrem Bruder in Empfang genommen worden; eindringlich, als wĂ€re es von besonderer Bedeutung, hatte sie mich wissen lassen, dass er sie abholen wolle. Mit einem großen, krĂ€ftig wirkenden Mann sah ich sie aus dem Bahnhofsportal heraustreten. Er trug einen dunklen Anzug und eine schwarze Krawatte auf weißem Hemd. Den Koffer seiner Besucherin behandelte er, als sei er völlig leer und wechselte ihn leichthĂ€ndig und schwungvoll auf die andere Seite, um seine Schwester mit der rechten Hand unterfassen zu können. Noch bevor mein Bus abgefahren war, hatten die beiden mit einem Taxi bereits den Bahnhofsvorplatz verlassen. FĂŒr die etwa zwanzig Minuten wĂ€hrende Fahrt bis Burghausen richtete ich mich auf meinem Platz so bequem wie möglich ein. Von der langen Bahnfahrt schmerzte mich jede Faser meines Körpers. Am liebsten wĂ€re ich im Mittelgang auf- und abgelaufen, unterließ es jedoch der anderen FahrgĂ€ste wegen. Vielleicht konnte ich mich am Nachmittag mit Gartenarbeit wieder etwas in Schwung bringen. Doch mit dieser stillen Hoffnung betrog ich mich selbst. Auf meinem Schreibtisch wĂŒrde ein Berg Arbeit auf mich warten. Und auch meine Sonntagspredigt schrieb sich nicht allein. Zu dieser Stunde war der Bus aus der Kreisstadt nahezu leer. Nur einige Frauen fuhren mit mir, die mich beim Einsteigen erstaunt angesehen hatten. Sie arbeiten als Kassiererinnen in unserem lĂ€ndlichen Supermarkt. Auf der RĂŒckfahrt wĂŒrde der Bus gut besetzt sein, weil viele Pendler in die Kreisstadt fahren. Obwohl mir die Augen zufallen wollten, blickte ich wĂ€hrend der Fahrt aus dem Fenster. In der waldlosen und flachen Landschaft, in der Fremde kaum Sehenswertes entdecken können, fĂŒhlte ich mich sofort wieder heimisch. Seit meiner Kindheit bin ich es gewöhnt, weit ins Land blicken zu können und kann Gebirge kaum lĂ€nger als eine Urlaubswoche ertragen - schon bald spĂŒre ich dann Beklemmungen, fĂŒhle mich eingezwĂ€ngt und sehne mich nach der Ebene zurĂŒck. Ähnlich erging es mir auch in S. Eingebettet in einen Talkessel, der von dichten WĂ€ldern umgeben ist, erlaubt die Stadt keinen Blickkontakt mit dem Horizont. Lediglich vom Schloss aus, dem höchsten Punkt der Stadt, kann man ĂŒber die Wipfel hinwegsehen. Aus dem Bus heraus erkannte ich nun die Turmspitzen der beiden Burghausener Kirchen, die mir stets wie ungleiche Geschwister erschienen. Hoch aufragend und erhaben der Turm der evangelischen St. Petrikirche, eines romanischen Bauwerks, mit dem nicht allein die Gemeinde, sondern auch die Stadt renommiert. Dagegen der kurze, gedrungene Turm „meiner“ Kirche - als stĂŒnde sie, schlicht und unansehnlich, ganz im Schatten der anderen. Dennoch erkannte ich auch „meinen“ Turm, dessen Schieferdach sich im Maimorgenlicht dunkel abhob. Von diesem Augenblick an konnte ich es kaum erwarten, endlich mein Ziel zu erreichen. Außerdem war ich neugierig zu sehen, wie Juliane auf meine verfrĂŒhte und damit unerwartete Ankunft reagierte.“ Erstmals 2013 veröffentlichte die EDITION digital die 2., ĂŒberarbeitete Auflage des 11. Teils der nur als E-Books erscheinenden Zeitreisenden-Reihe von Hardy Manthey. Der Titel des fantastischen Romans lautet „Zum Ursprung – 15 000 Jahre zurĂŒck“: Ein Leben voller Abenteuer liegt hinter unserer Zeitreisenden. Was musste Maria Lindström, die sich selbst stolz Aphrodite nennt, nicht alles ĂŒberstehen! Auf dem Flug zum Pluto wurde sie ohne ihre Zustimmung als Versuchsperson benutzt und unfreiwillig schwanger. Das war aber nur der Anfang einer langen Leidensgeschichte. Der Sturz durch Raum und Zeit in die Vergangenheit sollte die LeidensfĂ€higkeit der Zeitreisenden auf eine harte Probe stellen. Ihr Schicksal in der Sklaverei und ihre erzwungenen Hurendienste sind fĂŒr sie unvergessene traumatische Erlebnisse. Es war ein ewiger Überlebenskampf, der sie tief in ihrem Herzen geprĂ€gt und fĂŒr immer geformt hat. Dass sie spĂ€ter zu Macht und großem Reichtum gelangte, hat daran nichts geĂ€ndert. Am Ende blieb ihr nur die Flucht. Ihr Leben danach auf dem Planeten der Frauen war ebenso spektakulĂ€r. Vielleicht hat sie es aber doch geschafft, dort das Rad der Geschichte ein StĂŒck weiter zu drehen. Die Abenteuer in der Zukunft hĂ€tten sie beinahe das Leben gekostet. Doch ihr Wirken hat auch dort fĂŒr ein Umdenken gesorgt und die Macht der Unsterblichen fĂŒr immer gebrochen. ZurĂŒck in ihre Welt, die Welt des 23.Jahrhunderts, war ebenfalls kein Spaziergang. Die Freude, Bruder und Schwester zu sehen, wurde schnell von dunklen Machenschaften verschiedener Kreise getrĂŒbt. FĂŒr den Entschluss, zurĂŒck in die antike Zeit zu reisen, wurde sie nicht belohnt. Das Land der Pharaonen wollte sie ebenfalls nicht haben. Nun soll sie den Kampf gegen außerirdische Zivilisationen in einer fernen Vergangenheit, in der Steinzeit, aufnehmen. Wird ihr das gelingen? ZunĂ€chst einmal aber lernen wir am Anfang des Buches Aphrodite in all ihrer weiblichen Schönheit kennen, die durch keinerlei Kleidung verhĂŒllt wird – gĂ€nzlich nackt: „Aphrodite schlĂ€gt die Augen auf und sieht, wie sich der Sarkophag gerade öffnet. Wie gewohnt steigt sie aus und streift sich dabei mit den HĂ€nden den letzten Rest der grĂŒnen FlĂŒssigkeit vom Körper. Dabei stellt sie ĂŒberrascht fest, dass sie nicht die geringsten Spuren der Schwangerschaften und der Geburt der beiden Kinder an sich erkennen kann. Sie hatte sich damit abgefunden, dass eine hĂ€ssliche Narbe vom Kaiserschnitt zurĂŒckbleibt. Doch ihr Körper erscheint perfekter denn je. Sind auf Wunsch der MĂ€nner ihre BrĂŒste noch grĂ¶ĂŸer geworden? Nicht dass die BrĂŒste ihr jetzt zur Last werden! Die MĂ€nner sind mit ihren Fantasien scheinbar maßlos geworden. Sie denken nicht daran, dass zu viel des Guten fĂŒr eine Frau zu einer echten Belastung werden kann. Am Po hat sie auch zugelegt. Oder war sie schon immer so gebaut? Was solls, sie muss sich nehmen, wie sie eben ist. Sie schaut sich um. Überrascht stellt sie fest, dass die Sarkophage auf der anderen Seite auch schon offen sind. Hat sie etwas verpasst? Wo sind die Kinder? Sie hört eine unbekannte tiefe Stimme hinter sich sagen: „Hallo, Mutter. Wie geht es dir? Bist du wohlauf?“ Aphrodite dreht sich um und sieht einen jungen Mann vor sich stehen. Der hĂŒbsche schlanke junge Mann trĂ€gt eine Kombination aus einem silbrig schimmernden Stoff. Er hat einen prĂ€chtigen schwarzen Lockenkopf und strahlend blaue Augen. Aphrodite weiß, es sind ihre Augen, die sie ihrem Sohn mitgegeben hat. Der junge Mann vor ihr hat sehr viel Ähnlichkeit mit ihren anderen Söhnen. Nur hat dieser pechschwarzes Haar und scheint auch grĂ¶ĂŸer als ihre Söhne Alexander und Adam zu sein. Woher er wohl die schwarzen Haare haben könnte? Aber der junge Mann gefĂ€llt ihr auf den ersten Blick und darum sagt sie: „Hallo, Söhnchen! Hallo, Marotti! Du siehst gut aus. Wie geht es dir? Komm zu deiner Mama und lass dich umarmen!“ Jetzt geht sie auf ihren Sohn zu. Auch er kommt ihr entgegen und schaut sie dabei nur so komisch an. Aphrodite drĂŒckt ihn fest an ihre Brust. Sie spĂŒrt es jetzt ganz deutlich, das ist ihr Sohn. Plötzlich wird Aphrodite bewusst, dass sie immer noch völlig nackt ist. Aha, darum hat ihr Söhnchen so komisch geguckt. Er ist mein Kind, er darf mich so sehen, entschuldigte sie sich und genießt die NĂ€he des jungen Mannes. Der junge Marotti bekommt einen roten Kopf, ihm gefĂ€llt aber auch spĂŒrbar ihre innige Umarmung und er sagt: „Mutter, du bist einfach nur umwerfend. Du fĂŒhlst dich richtig gut an. Alles an dir ist so herrlich weich und warm. Jetzt begreife ich, warum MĂ€nner in deiner NĂ€he den Verstand verlieren.“ Er löst sich zaghaft von ihr. „Aber du solltest erst einmal unter die Dusche gehen und dir dann etwas anziehen. Auch wenn du meine Mutter bist, bleibst du immer noch eine wahnsinnig schöne Frau. So eine schöne Frau, wie du es nun mal bist, darf nicht völlig nackt vor einem Mann herumlaufen. Du bist Verlockung und Lust pur. Auch oder gerade deshalb solltest du deinen Sohn nicht so sehr verwirren!“ „Ach, neuerdings stört es dich, wenn ich nackt vor dir herumlaufe? Ja, ich sehe es jetzt auch, du bist ein richtiger Mann geworden!“, sagt Aphrodite spöttisch, löst sich ganz von ihrem Sohn und geht unter die Dusche, die wie aus dem Nichts aus der Wand kommt. Sie genießt die Dusche und seift sich extra ein. Ihr Sohn: „Soll ich dir den RĂŒcken einseifen?“ „Das wĂ€re lieb von dir, mein Sohn, ich meine Marotti!“, sagt sie und hĂ€lt ihm schon ihren RĂŒcken hin. Mit viel GefĂŒhl wird jetzt ihr RĂŒcken eingeseift. An ihren Po traut er sich aber nicht heran. Aphrodite genießt seine sanften HĂ€nde. Nach der Dusche stellt sie wie immer die Luftdusche an. Der angenehm warme Luftstrom duftet nach KrĂ€utern, die in den Bergen Siziliens gedeihen. Mit geschlossenen Augen glaubt sie, in ihrem Palast in Syrakus zu stehen. FĂŒr einen kleinen Moment fĂŒhlt sie sich gar ins antike Syrakus zurĂŒckversetzt. Doch die Illusion ist nur von kurzer Dauer. Etwas traurig steigt sie aus der Dusche. Ihr Sohn empfĂ€ngt sie mit einem Tuch und reibt sie jetzt auch sorgfĂ€ltig ab. Der junge Mann braucht dafĂŒr auffallend lange. Er nutzt das Tuch, um seine Mutter grĂŒndlich zu erkunden. Man merkt ihm an, dass er mit viel Genuss ihre Rundungen ergrĂŒndet. Aphrodite nimmt es locker und genießt seine Aufmerksamkeit. Plötzlich fĂŒhlt er sich ertappt und reicht Aphrodite, verlegen geworden, das Tuch: „Mutter, du bist wirklich eine schöne Frau!“ „FĂŒr deine GefĂŒhle brauchst du dich nicht zu schĂ€men. Dass eine Frau bei einem Mann allein durch ihre Erscheinung, ihre Anwesenheit GefĂŒhle auslöst, ihn erregen kann, ist etwas ganz NatĂŒrliches. FĂŒr dich, der solange körperlos gelebt hat, ist es etwas Neues. Du musst lernen, damit umzugehen. Jeder Mann muss lernen, seine GefĂŒhle zu kontrollieren und sich nicht wie ein Tier, nur vom Trieb gesteuert, auf die Frau, das Lustobjekt in seinen Augen, zu stĂŒrzen. So wie ich jetzt aussehe und beschaffen bin, das habe ich euren KĂŒnsten zu verdanken. Ich bin euer Fantasieprodukt. Ihr wolltet es doch so, dass ich als Frau mit allen weiblichen Attributen ĂŒppig ausgestattet werde. Die Macht, die ihr ĂŒber mich habt, hat das möglich werden lassen. Oder irre ich mich?“, behauptet Aphrodite. Sie weiß nicht, ob es wirklich so gut ist, Produkt ausufernder MĂ€nnerfantasien zu sein. Sie ist es, die mit diesem Körper leben muss.“ Erstmals 2003 veröffentlichte ein Nikolai Bachnow bei der bei LeiV Buchhandels- und Verlagsanstalt als Band 8 Aljonna und Klaus Möckel „Das gestohlene Tierreich“: Etwas Unvorstellbares passiert im Zauberland: das Tierreich mitsamt seinem König, dem Tapferen Löwen, wird gestohlen. Ein Riese streut Schrumpfpulver ĂŒber dem Wald aus, so dass BĂ€ume und StrĂ€ucher, aber auch die Tiere um ein Vielfaches kleiner werden. Dann rollt er alles wie einen Teppich zusammen und schleppt es als Spielzeug fĂŒr seine Kinder in die Berge. Das UnglĂŒck könnte nicht schlimmer sein! WĂ€hrend die Tiere grĂ¶ĂŸte MĂŒhe haben, sich an ihre neue Lage anzupassen, stehen der Scheuch, Betty, Jessica und andere, die ein Waldfest besuchen wollten, dem Ereignis fassungslos gegenĂŒber. Sie nehmen die Spur des Riesen auf, doch wie sollen sie helfen? Wieder einmal mĂŒssen sie unerwartete Hindernisse ĂŒberwinden, gefĂ€hrliche Abenteuer bestehen. Sie geraten in die FĂ€nge doppelköpfiger Geier und Jessica mit Betty sogar in die Gefangenschaft des RiesenmĂ€dchens Bomm. Doch mit Hilfe eines Steinbocks und eines klugen Marabus gelangen sie schließlich ans Ziel. Gemeinsam mit den Tieren kann letztendlich die schwierige Aufgabe der RĂŒckverwandlung in Angriff genommen werden. „Mit dem letzten Band der Reihe beweist Nikolai Bachnow noch einmal, zu welch fantastischen Ideen er fĂ€hig ist. Die Geschichte vom Tierreich ist toll und macht dieses MĂ€rchen zu etwas ganz Besonderem“, hieß es in einer begeisterten Rezension von Karolin Kullmann. Dieses Buch, 2003 bei LeiV (Leipzig) mit Illustrationen von Hans-Eberhard Ernst schienen, ist das achte von mehreren BĂŒchern, die an die bekannte Reihe des Russen Alexander Wolkow anschließen. „Endlich befindet man sich wieder in Gefilden, die nicht mehr futuristisch oder abstrakt anmuten", lobte Kritikerin Karolin Kullmann. Und so geht es los: „Erster Teil: Das unheilvolle Pulver Der Riese Ein dumpfes GerĂ€usch ertönte in der Ferne, ein Stampfen, das sich wiederholte und immer lauter wurde. Der Tapfere Löwe, Herrscher des mitten im großen Zauberland gelegenen Tierreichs, hob den Kopf. Er hatte nach einem ausgezeichneten Mahl am Fuße seiner Felsenburg in der warmen Mittagssonne gedöst, doch nun wurde er wach. Die Laute waren ungewöhnlich, wenn nicht sogar beunruhigend. Der Hase hoppelte herbei, einer seiner Minister. „Hörst du das Trampeln, Herr?“, rief er aufgeregt. „Es scheint nĂ€her zu kommen. Was mag das sein?“ Der Löwe erhob sich. „Das möchte ich auch gern wissen. Ganz schön unverschĂ€mt, so unsere Mittagsruhe zu stören.“ Er gĂ€hnte. Das GerĂ€usch verstummte, erscholl aber nach einigen Minuten erneut und noch stĂ€rker. Ein Trapsen wie von Riesenstiefeln, die Gehölz niederwalzten, BaumstĂ€mme zerbrachen. Dem Hasen zitterten vor Angst die Pfoten, der Puschelschwanz und die langen Löffel. „Das klingt wie ein Schritt. Als stapfte ein Riese heran!“ „Ein Riese bei uns? Bist du noch bei Verstand? Wo soll der herkommen?“ Inzwischen flatterten erschrocken Vögel durch die Luft, verkrochen sich in ihren Nestern und Baumhöhlen. Wildschweine, FĂŒchse, Rehe flĂŒchteten ins Unterholz. Nun waren die Schritte schon ganz nahe. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, jagte der Hase davon, verschwand in seinem Bau. Der Löwe dagegen stieß ein wĂŒtendes GebrĂŒll aus. Er wĂŒrde es dem Eindringling zeigen. Doch er kam nicht dazu, den Feind ins Auge zu fassen. Ein Schatten verdunkelte die Sonne, eine Schuhsohle, fast so groß wie der Vierbeiner selbst, senkte sich auf ihn herab, so dass er mit einem jĂ€hen Satz zur Seite springen musste, wenn er nicht zertreten werden wollte. An der Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte, wurden ein Strauch zermalmt, ein paar mĂ€chtige Steine in den Boden gedrĂŒckt, als sei der aus Wachs. Eine Stimme, die das LöwengebrĂŒll um ein Vielfaches ĂŒbertönte, sagte dröhnend: „Das ist lustig. Das wird den Kleinen gefallen.“ „Wer bist du? Wer ist das, die Kleinen? Was soll ihnen gefallen?“, wollte der König des Tierreichs fragen, verstummte aber bereits nach den ersten Worten. Der Kerl, der wie ein Turm vor ihm stand, griff nĂ€mlich in einen Sack und streute mit weitem Schwung, so als sĂ€e er Korn aus, ein graues Pulver in die Gegend. Über die WĂ€lder, die Wiesen, die Tiere und Vögel. Der Löwe duckte sich, versuchte auszuweichen – vergebens. Das schrecklich stinkende Zeug rieselte in dichten Schwaden auf ihn, die Pflanzen und Steine ringsum herab. Der hat Schlimmes mit uns vor, will uns vielleicht sogar ersticken, schoss es dem Löwen durch den Kopf. Doch weiter kam er mit seinen Gedanken nicht. Die Beine knickten ihm weg, der Kopf wurde schwer, die Augen fielen ihm zu, und ohne etwas dagegen tun zu können, sank er betĂ€ubt zu Boden. Genau wie die anderen Wald-, Sumpf- und Steppenbewohner, die Vierbeiner und Vögel, die Schlangen, Echsen und Lurche. Selbst wenn sie sich gerade in ihren Höhlen aufhielten oder in letzter Minute dorthin geflohen waren, konnten sie nicht entrinnen. Das Pulver und sein beißender Geruch verbreiteten sich ĂŒberall, drangen in jedes Loch, jede Ritze. Höchstens trat die Wirkung manchmal spĂ€ter ein, war ein bisschen schwĂ€cher. Auf jeden Fall aber reichte sie aus, den Tieren das Bewusstsein zu nehmen, so dass sie stumm dalagen, sich nicht mehr regen und keinen Laut mehr von sich geben konnten. Aber noch etwas anderes, ganz Eigenartiges geschah! Es betraf neben Tieren und Vögeln auch die BĂ€ume, BĂŒsche, Pflanzen und sogar die Steine. Niemand außer dem Kerl, der das Pulver verstreut hatte, bemerkte anfangs die VerĂ€nderung, dĂ€mmerten doch alle in tiefer Benommenheit dahin. Und selbst als der Löwe wieder zu sich kam, begriff er die neue Lage nicht. Um ihn herum war es stockfinster, er fĂŒhlte sich eingequetscht, der Boden unter ihm schwankte und es kam ihm vor, als trĂŒge man ihn davon. Ich bin in einen großen Teppich eingerollt, dachte er, der Riese hat mich betĂ€ubt und ein Tuch um mich geschlagen, er will mich in seine Höhle schleppen, vielleicht um mich am Spieß zu rösten. Ich muss mich unbedingt befreien. Nach und nach gelang es dem Vierbeiner, sich etwas Raum zu verschaffen. Er streckte die Pfoten aus und kroch langsam ins tiefe Dunkel hinein - er sah nirgends Licht. Nein, da war nicht bloß eine Decke um ihn und allein war er hier auch keineswegs: Er stieß auf Steine, GestrĂ€uch, BĂ€ume, genau wie bei sich zu Hause. Vögel flatterten vor ihm auf und ein Reh sprang ĂŒber moderndes Holz. Denn in Wirklichkeit hatte der Riese nicht nur ihn, sondern den ganzen Wald eingepackt. Als Spielzeug fĂŒr seine Zwillinge. Er beherrschte einige Zaubertricks und hatte das Pulver so zusammengemixt, dass alle Lebewesen und GegenstĂ€nde auf eine ihm genehme GrĂ¶ĂŸe schrumpften. Zufrieden hatte er zugeschaut, wie das gesamte Tierreich unter ihm kleiner und kleiner wurde, bis es sich nur noch als großer grĂŒner Teppich darbot. Mit groben HĂ€nden hatte er diesen Teppich vom steinigen Untergrund gelöst und ihn mit allem, was darauf wuchs, fleuchte oder kreuchte, zu einer riesigen Rolle geformt. Ähnlich wie man den Kunstrasen in einem Fußballstadion zusammenwickelt. Dann hatte er den Packen unter den Arm genommen und war davongestapft, auf sein weit entferntes heimatliches Tal zu.“ Nun wird es aber wirklich Zeit, die IdentitĂ€t von Nikolai Bachnow zu klĂ€ren, des wĂŒrdigen Nachfolgers und krĂ€ftig-in-die-Fußstapfen-Treters von Alexander Wolkow. Allerdings gibt es gar keinen Nikolai Bachnow – jedenfalls nicht einen einzigen, sondern gewissermaßen zwei. Lassen Sie mich dazu der Einfachheit und Bequemlichkeit halber das komplette Vorwort zu dem gerade vorgestellten Band 8 der Nikolai-Bachnow-BĂŒcher „Das gestohlene Tierreich“ zitieren: „Als Alexander Wolkow Mitte des vorigen Jahrhunderts seine BĂŒcher ĂŒber das Zauberland jenseits der Weltumspannenden Berge veröffentlichte, in denen er sich am berĂŒhmten „Zauberer von Oz“ des Amerikaners Lyman Frank Baum orientierte, konnte er nicht ahnen, welchen Erfolg er damit haben wĂŒrde. Nicht nur in der damaligen Sowjetunion fanden die Geschichten vom MĂ€dchen Elli, dem Weisen Scheuch, dem Tapferen Löwen und dem Eisernen HolzfĂ€ller zahlreiche Leser, sie wurden auch in viele Sprachen ĂŒbersetzt. In der DDR wuchsen Generationen von Kindern mit den sympathischen Helden auf, und die Wolkow-BĂŒcher ĂŒberlebten schließlich sogar die Wende. 1992 wurde der „Zauberer der Smaragdenstadt“ im LeiV Verlag Leipzig neu herausgebracht und stand, genau wie einige weitere BĂŒcher der MĂ€rchenreihe, in den Bestsellerlisten fĂŒr Kinderliteratur lange an vorderster Stelle. Es ist nicht erstaunlich, dass sich in Russland und anderswo bald Autoren fanden, die an diesen Erfolg anknĂŒpfen wollten. Nach einigen Experimenten mit russischen Schriftstellern, die, den neuen Zeiten Rechnung tragend, die Wolkowschen Gestalten zum Teil auf ferne Atolle und ins Weltall schickten, kam der Verlag auf die Idee, wieder die ursprĂŒngliche WirkungsstĂ€tte in den Mittelpunkt zu rĂŒcken. Klaus und Aljonna Möckel, die sich als Schriftsteller bzw. Übersetzerin in der DDR einen Namen gemacht hatten, ĂŒbernahmen unter dem Pseudonym Nikolai Bachnow (Nikolai als russische Version von Klaus; Bachnow nach dem MĂ€dchennamen Bach der Übersetzerin), die Aufgabe, weitere Geschichten fĂŒr die sympathischen Helden zu erfinden. NatĂŒrlich sollten die Leser – Kinder und Erwachsene, die diese BĂŒcher frĂŒher verschlungen und inzwischen selbst Kinder hatten - den Bezug zum bisherigen Geschehen herstellen bzw. den Übergang nachvollziehen können. Neue Gestalten waren schon in den letzten Wolkow-BĂ€nden aufgetaucht, Söhne und Nichten der ursprĂŒnglichen Heldin Elli bestanden gefahrvolle Abenteuer, und in drei BĂ€nden des Nachfolge-Autors Kusnezow wirkten weitere Helden mit. Doch das ursprĂŒngliche Zauberland rĂŒckte dadurch in den Hintergrund, war kaum noch fassbar, das Geschehen oft verwirrend und zu abstrakt dargestellt. Um diese Situation, die von vielen Lesern als unglĂŒcklich empfunden wurde, zu beenden und gleichzeitig die wichtigsten Verbindungen fortzufĂŒhren, konzentrierten sich Aljonna und Klaus Möckel erneut auf die GrundzĂŒge der Zauberland-Serie. Sie hielten, zumindest in den ersten BĂ€nden, an einigen der neueren Figuren wie dem KapitĂ€n Charlie oder Chris Tall, Ellis Sohn, fest, stellten aber die vertrauten Gestalten wieder mehr ins Zentrum. Mit der Zeit formte sich ein neues Ensemble, in dem neben dem Scheuch, dem Löwen und dem HolzfĂ€ller besonders Goodwins Enkelin Jessica und die Puppe Prinzessin Betty, die der Scheuch zur Frau genommen hatte, herausragten, zu dem aber auch witzige Gestalten wie der Hobbyzauberer Pet Riva, die starke Spinne Minni oder der schlaue MĂ€userich Larry Katzenschreck gehörten. 1996 kam es zur Veröffentlichung des ersten Bachnow/Möckel-Bandes „In den FĂ€ngen des Seemonsters“, in dem sich die Bewohner des Zauberlandes mit einer Verschmutzung im Muschelmeer, dem Reich der Fee Belldora, auseinandersetzen mĂŒssen. „Manches hat sich im Zauberland verĂ€ndert“, schrieb seinerzeit die Kritikerin Karolin Kullmann im Internet, „aber dennoch hat man von der ersten Seite an das GefĂŒhl, wieder im wundervollen MĂ€rchenreich zu sein ... Mit dem Autor Nikolai Bachnow, der von nun an das Schreiben neuer Geschichten ĂŒbernimmt, hat die Reihe viel dazu gewonnen.“ Und die Rezensentin, die auch zu den spĂ€teren BĂŒchern Kritiken verfasste, sprach am Ende die Hoffnung aus, „dass auch die Nachfolger mithalten können“. Von dem Autorenpaar entstanden in den Jahren 1996 bis 2003 acht BĂ€nde, die nun auch digital vorliegen. Aljonna und Klaus Möckel hatten sich vorgenommen, gut verstĂ€ndlich, spannend, mit Fantasie und Humor zu erzĂ€hlen, so wie es fĂŒr Kinder (und Erwachsene) sein sollte. Der Leser mag nun selbst urteilen, ob sich die Hoffnung der Kritikerin erfĂŒllt hat.“ So, das war jetzt vielleicht ein bisschen ausfĂŒhrlich. Aber nun ist hoffentlich alles ge- und erklĂ€rt. Und es bleibt nur noch die bekannte Schlussformel unserer wöchentlichen Newsletter mit den aktuellen Deals der Woche der EDITION aus Godern nahe der Landeshauptstadt Schwerin: Viel Spaß beim Lesen und bis demnĂ€chst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3909 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) KinderbĂŒcher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und SachbĂŒcher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und SachbĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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motorsport-magazin · 8 years ago
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VLN / 24h: Wochenspiegel mit neuem GefÀhrt
VLN / 24h: Wochenspiegel mit neuem GefÀhrt
Der Wochenspiegel Ferrari fĂŒr 2017 | (c) RACEPIX.eu-Hardy Elis
Nach 10 Jahren mit Höhen und Tiefen wechselt das Wochenspiegel Team das Auto. Lange hies das Team “Wochenspiegel Team Manthey” und fuhr einen Porsche. Der Umstieg auf den neuen Porsche 991 GT3 R leutete eine Saison ein, die nicht nach Vorstellung verlief, weshalb man nun auf einen Ferrari 488 GT3 umsteigt.
  Teamchef Georg Weiss

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prseiten · 7 years ago
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Mord nach dem Beichtstuhl, ein Fast-ein-Jahrhundert-Leben, kein Visum fĂŒr den Westen und wer ist eigentlich Nikolai Bachnow? – FĂŒnf E-Books von Freitag bis Freitag
Kennen Sie sich vielleicht mit dem Beichtgeheimnis aus? Und was wĂŒrden Sie anstelle eines Priesters tun, wenn Sie wĂ€hrend der Beichte von einem angekĂŒndigten Mord hören? Schweigen oder handeln? Aber wie? Genau das sind die Fragen, vor der Kaplan Berger aus dem ersten von fĂŒnf Deals der Woche steht, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 23.02.18 – Freitag, 02.03.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Entscheidung von Kaplan Berger können Sie in dem Krimi „Ich morde heute zehn nach zwölf“ von Steffen Mohr nachlesen. Und dann ist da ĂŒbrigens noch Frau Klepzig, Bergers HaushĂ€lterin. Aber das nur nebenbei 
 Eine andere Frau und ihr fast 100 Jahre wĂ€hrendes, nicht einfaches Leben steht im Mittelpunkt der ErzĂ€hlung „Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M., geborene S.“ von Ingrid Möller. Ein unspektakulĂ€res, aber dennoch spannendes und dennoch lebenswertes Leben. Ebenfalls um Lebensfragen und um schwierige Entscheidungen eines Pfarrers zu DDR-Zeiten geht es in der Novelle „Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel“ von Siegfried Maaß. Und noch einmal steht ein Menschenschicksal im Mittelpunkt eines Buches, diesmal allerdings ein ausgesprochen weibliches und noch dazu ein höchst ungewöhnliches, das einer Zeitreisenden. Auch im elften von insgesamt 16 Teilen dieser Zeitreisenden-Saga von Hardy Manthey geht es um Maria Lindström alias Aphrodite und die außergewöhnliche Lebensgeschichte dieser Frau. „Zum Ursprung – 15 000 Jahre zurĂŒck“, so lautet der Titel dieses fantastischen Romans. Das fĂŒnfte und letzte Angebot dieses Newsletters stammt von einem gewissen Nikolai Bachnow, der von einem gestohlenen Tierreich in einem Zauberland erzĂ€hlt. Aber wer war oder ist eigentlich Nikolai Bachnow? Doch bevor wir eine erste Antwort auf diese Frage am Ende dieses Newsletters geben, zunĂ€chst einmal zurĂŒck zu Kaplan Berger und zum Beichtgeheimnis. Erstmals 1980 erschien in der Blaulicht-Reihe des Verlages Das Neue Berlin als Heft 206 die KriminalerzĂ€hlung „Ich morde heute zehn nach zwölf“ von Steffen Mohr: Der junge, fortschrittliche Kaplan Berger erfĂ€hrt im Beichtstuhl von einem geplanten Mord und kann den gerade aus der Haft Entlassenen nicht von seinem Vorsatz abbringen. Was soll er tun? Er kann doch das Beichtgeheimnis nicht brechen. Da er Zeitpunkt und Ort kennt, begibt er sich an den kĂŒnftigen Tatort. Aber es ist schon zu spĂ€t. Bei der Vernehmung durch die Kriminalpolizei schweigt er natĂŒrlich. Wie kann er nur den TĂ€ter seiner gerechten Strafe zufĂŒhren, ohne das Beichtgeheimnis zu verletzen? Hier die erste Begegnung mit Kaplan Berger: „O Herr, lass mich durchhalten, dachte der fĂŒr einen Kaplan vielleicht zu gut gewachsene und mit einem zu schönen Gesicht begabte junge Mann. NatĂŒrlich kam ihm sein Aussehen, die braunen Augen zum Beispiel und das, rotblonde an Tippy Honnigans Wuschelkrause erinnernde Haar, gerade in einer Großstadtgemeinde zugute. Wusste man doch, dass die Jugend von Popstars wie Honnigan und Konsorten schwĂ€rmte. O Herr, barmte er innerlich, aber auf seinen GesichtszĂŒgen malte sich nichts weiter als unbeschwerte Freundlichkeit. Im Miniradio lief mit angemessener Lautstarke das Pokalspiel Erfurt gegen Jena, das Kaplan Berger langweilte. Der große Zeiger der Sakristeiuhr klickte und zog langsam auf fĂŒnf. FlĂŒchtig sah der junge Priester auf die Uhr, die ĂŒber dem kleinen römischen Kreuz hing. Dann schaltete er das Radio aus, versteckte es in der untersten Lade des Paramentenschranks und streifte sich den glĂ€nzend schwarzen Talar ĂŒber Pulli und Jeans. Nun Ă€hnelte Kaplan Berger doch einer geistlichen Person. Von der Krause abgesehen, glich er fast aufs Haar einer der milden Heiligengestalten auf den großen bunten Bildern des FrĂ€ulein Klepzig. Zu ihrem Ärger waren diese bonbonsĂŒĂŸen Darstellungen heiliger MĂ€nner und Frauen vor einem Dutzend Jahren aus der Kirche entfernt und durch, wie sie unentwegt mĂ€kelte, „hĂ€ssliche moderne Fratzen“ ersetzt worden. Seitdem lehnten sie nebeneinander an der dem Fenster gegenĂŒberliegenden Wand des WĂ€schebodens. Die gute PfarrhaushĂ€lterin vergaß bei keiner großen WĂ€sche, auf ihrer Ausstellung Staub zu wischen. Das alles wusste der Kaplan. Es interessierte ihn ebenso stark, wie ihn weibliche Wesen ĂŒberhaupt interessierten. Lutz Berger hatte sich, eigentlich bereits ab seinem fĂŒnfzehnten Lebensjahr, den Idealen seines Berufes verschrieben. Dazu passte nun einmal keine Frau, war sie nun reizvoll und attraktiv oder eine alte Jungfer. O Herr, seufzte er noch einmal und schritt, als der große Zeiger auf eine Minute vor die Zwölf rĂŒckte, durch die niedrige SakristeitĂŒr hinaus in die Kirche. Punkt fĂŒnf Uhr begann an jedem Sonnabend die Beichte. ErwartungsgemĂ€ĂŸ fand Kaplan Berger das Gotteshaus leer. Durch die Scheiben des Seitenschiffs drang gedĂ€mpftes Licht. Das reichte im Sommer voll aus, um den GlĂ€ubigen, die bis sieben beichten kamen, das Lesen im Gebetbuch zu erleichtern. Den Kindern half es, die Krakelschrift auf ihren SĂŒndenzetteln zu erkennen. Tiefere DĂ€mmerung herrschte dagegen im Beichtstuhl. In dessen mittleren Teil nahm Berger Platz und zog sogleich den violetten Vorhang hinter sich zu. Er schaltete ein schwaches LĂ€mpchen ein. Das wollte er beim Eintreten eines Beichtkindes in den Seitenteil selbstverstĂ€ndlich wieder ausknipsen. Der Kaplan mochte die Beichte nicht, weil er der Auffassung war, es sei richtiger, sich mit seinen Mitmenschen an einen Tisch zu setzen, um normal und bequem ĂŒber alle Probleme zu reden. Freilich bestand diese Möglichkeit. Und wie oft hatte er junge Leute in seinem Zimmer unter dem Dach empfangen, damit er ihnen eine Last abnehmen oder gar einen Weg weisen konnte, Schwierigkeiten in der Lehre, zu Hause oder in der Schule zu klĂ€ren! Leider gab es diese mittelalterliche, die sogenannte Ohrenbeichte noch, zu der man sich in eine „Holzkiste“ zwĂ€ngen musste und das Beichtkind in die „Kiste“ nebenan kroch. Da kniete es nieder, wĂ€hrend er, der Priester, saß, und wisperte einem das Register seiner SĂŒnden durch ein Gitter in der Trennwand ins Ohr. UnnatĂŒrlich. Unnormal. Was wollte man machen? Die GlĂ€ubigen selbst verlangten nach solcher GeheimniskrĂ€merei. Lutz Berger verstand sie nicht. Er hatte ein in braunes Leder gebundenes Buch vorgenommen, das hier immer lag, und sann ĂŒber die Worte nach: „Wahrlich, Petrus, ich sage dir: Ehe der Hahn heute Nacht krĂ€ht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Es war reiner Zufall, dass der Kaplan gerade ĂŒber diesen Text meditierte. Das rote Leseband hatte an der Stelle gelegen. Irgendwo oben, vielleicht im Himmel, verhallte der letzte Schlag der Kirchturmuhr. Der junge Geistliche hörte trippelnde Schritte, die sich dem Beichtstuhl nĂ€herten. An der Art, wie diese Schritte mit Andacht auf dem steinernen Boden auftraten und doch jenen Krach veranstalteten, den mit Eisen benagelte Schuhe in einer leeren Halle hervorrufen, erkannte er die HaushĂ€lterin, FrĂ€ulein Klepzig.“ Erstmals 2012 veröffentlichte die edition NORDWINDPRESS Dalberg-Wendelstorf die ErzĂ€hlung „Fast ein Jahrhundert. Das lange Leben der Alma M., geborene S.“ von Ingrid Möller: Am 15. Dezember Anno Domino 1902 wurde in Straßen bei Eldena dem BĂŒdner Heinrich Schult und seiner Ehefrau Anna geborene Bergmann ein MĂ€dchen geboren und getauft auf den Namen Alma. Ein langes Leben - ja, aber kein besonderes - mag mancher sagen, der die ErzĂ€hlung liest. Aber den Alltag zu bewĂ€ltigen in diesem 20. Jahrhundert, das zwei Weltkriege, Inflation und Mangeljahre einschließt, verlangte den Menschen viel ab. Und so prĂ€gte sich ein Verhalten, das heute mitunter Stirnrunzeln auslösen mag, aber in der Generation in dem mecklenburgischen Landstrich nicht untypisch ist. Herkunft und Erziehung prĂ€gten WertmaßstĂ€be, die erhalten blieben, auch außerhalb des Dorfes und der dortigen Familie. Wir sind also in Straßen. Moment mal, wo bitte sind wir? „Straßen ist ein kleines Dorf. So klein, dass es kaum in einem Lexikon zu finden ist. Es liegt im SĂŒdwesten Mecklenburgs, in der sogenannten Griesen Gegend, nahe Eldena. FĂŒr Anna Schult aber ist es die Mitte der Welt, ihrer Welt. Hier, in der BĂŒdnerei Bergmann, wurde sie am 3. Januar 1861 geboren, hat am 27. Januar 1888 den Eldenaer Landwirt Heinrich Schult geheiratet, der den kleinen Hof ĂŒbernahm. Vor ihm war sie gewarnt worden, denn sein Vater Christian stand in einem denkbar schlechten Ruf. Zwei Ehefrauen – eine geborene Graf die erste, Rose die zweite, mit der er fĂŒnf Kinder hatte - hatte er vom Hof gejagt und dennoch eine dritte - geborene Möhring - gefunden. Doch den Spitznamen „De DĂŒwel“ hatte er weg. Anna Bergmann aber befand, dass sich die Bosheit auf den Sohn nicht vererbt hatte. Kindersegen war ihr reichlich beschieden. Jetzt, Mitte Dezember 1902, soll sie ihr neuntes Kind gebĂ€ren. Mit nahezu zweiundvierzig Jahren. Das erste war ein Junge und kam ungebeten, als sie noch jung und unverheiratet war. Schon lange hat sie ihn nicht mehr gesehen. FrĂŒh musste er aus dem Haus. Mit siebenundzwanzig heiratete sie. Am 1. April 1888 kam ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt, Otto. Im Abstand von zwei Jahren gebar sie die ĂŒbrigen: Ida, Minna, Wilhelm, Heinrich, Emma und Richard. Und nun? Was dies wohl wird? Eigentlich schon peinlich, in ihrem Alter. Sie schreit nach der Hebamme, denn die Wehen haben eingesetzt. Ja, ja. Sie kommt gleich. Dann geht es schnell. Das Kind ist winzig. „Ne lĂŒtte Diern! (Ein kleines MĂ€dchen)“, sagt die Hebamme. Aber ihre Stimme klingt irgendwie anders als sonst, wĂ€hrend sie das Kind wĂ€scht und ihm den Klaps auf den Po verpasst. Sie muss krĂ€ftiger zulangen, bis das WĂŒrmchen einen zaghaften Laut von sich gibt. „Wies mi de LĂŒtt! (Zeig mir die Kleine)“, sagt die Wöchnerin argwöhnisch. Die Hebamme wickelt ein Leinentuch um den kleinen Leib und reicht das Neugeborene der Mutter. Die seufzt. Wenn das Awmarachen man nicht umsonst war! „KĂŒmmt de dörch? (Kommt sie durch)“ Die Hebamme zuckt die Schultern. „Berrer, se ward gliek döfft (Besser, sie wird gleich getauft).“ Man lĂ€uft, den Pastor zu holen. Der ist nicht erreichbar. Dann den Lehrer. Eine Bibel ist im Haus, eine SchĂŒssel Wasser von der Pumpe auch. Es eilt. „Woans sall se heiten (Wie soll sie heißen)?“ „Alma“. Na dann! Die FormalitĂ€ten werden schriftlich festgehalten: Am 15. Dezember Anno domini 1902 wurde in Straßen bei Eldena dem BĂŒdner Heinrich Schult und seiner Ehefrau Anna geborene Bergmann ein MĂ€dchen geboren und getauft auf den Namen Alma. Die Einzelheiten - wie die sonstigen Vornamen - kann der Pastor dann spĂ€ter im Kirchenbuch eintragen. Anna Schult atmet auf. Eine Heidin ist die LĂŒtte nun nicht mehr, falls ... Aber allen Unkenrufen zum Trotz zeigt das schwache Kind einen starken Lebenswillen. So hat es mit der offiziellen Taufe Zeit bis zum 5. Januar 1903. Sie erhĂ€lt die zusĂ€tzlichen Namen Johanna und Marie. Sobald Alma laufen kann, wuselt sie um die Mutter herum. Die reagiert genervt: „Gah mi vor de FĂ€ut weg! (Geh mir vor den FĂŒĂŸen weg)“ Aber einmal kommt sie in der KĂŒche doch nicht schnell genug weg und wird verbrĂŒht. Ihr Leben lang wird sie ĂŒberzeugt sein, dass sie deshalb so dĂŒnne Haare hat. Dann lĂ€uft sie hinter den Geschwistern her, was ihr auch nicht immer gut bekommt. Am sichersten ist sie noch bei der Oma, an deren SchĂŒrzenzipfel sie sich nun hĂ€ngt. Die Oma ist gĂ€uding zu ihr, warnt sie aber ein bisschen zu viel vor den Gefahren des Lebens. Möchte Alma den Jungen nach in den Wald, heißt es: Dort gibt es RĂ€uber und andere fremde Leute. Wenn die Jungen zur Elde baden gehen, heißt es „Bliew du man bi Oma’n, lat de Jungs man versupen! (Bleib du man bei Oma, lass die Jungs man ersaufen)“ Oder wenn sie auf BĂ€ume klettern und KrĂ€hennester ausnehmen: „Lat de man dalplumpsen und sick dat Genick brĂ€ken! (Lass die man runterplumpsen und sich das Genick brechen)“ Alleinsein und Dunkelheit geht natĂŒrlich gar nicht, da spuken ja die Gespenster rum. Als Alma vier ist, zieht die Familie um nach Eldena auf eine Bauernstelle. Nun sind sie keine BĂŒdner mehr, sondern was viel besseres, nĂ€mlich Bauern. Stolz dĂŒrfen sie jetzt den „Buernweg“ (Bauernweg) benutzen. Allerdings verschulden sie sich hoch. Die Felder liegen weit auseinder, sind nur zeitraubend zu bewirtschaften. Gespart wird an allem. „Gaud Bodder“ (Gute Butter) kommt nicht auf den Tisch. DafĂŒr Pökelspeckschwarte in Eintopf. Alma schmeckt das so wenig wie ihren Geschwistern. Heimlich steckt sie Schwarten in ihre SchĂŒrzentasche oder wirft sie gleich unter den Tisch zu den Hunden, wenn die nicht vorher durch den Befehl „Hunn’n rut!“ (Hunde raus) rausgejagt worden sind. FĂŒr GĂ€ste - wenn es denn mal welche gibt - hat die Mutter einen aufmunternden Spruch parat „Esst, leiwe GĂ€st, schont de Wust und langt Ă€wer den Bodder weg!“ (Esst, liebe Gast, schont die Wurst und langt ĂŒber die Butter weg) Holzpantoffeln - hölten TĂŒffel - mĂŒssen möglichst lange halten. Wenn es einigermaßen warm ist, heißt es „barst“ (barfuß) lopen. Aber es gibt auch Feste. Weihnachten zum Beispiel. Da schlĂ€gt der Vater eine Fichte im Wald, stellt sie in der Stube auf, hĂ€ngt Äpfel und steckt Kerzen dran. Und wenn die Glocke ertönt, dĂŒrfen die Kinder kommen. Alle fassen sich an und wandern um den Tannenbaum, wobei sie Weihnachtslieder singen. Dann dĂŒrfen sie ihre Geschenke auswickeln. Bei den Jungen ist es immer ein Pferdegespann, das der Vater geschnitzt hat. Bei den MĂ€dchen eine Puppe mit Lehmkopf, festgenĂ€ht in einem Schuhkarton. Immer wieder zur Vorsicht ermahnt, dĂŒrfen die Kinder die Festtage ĂŒber damit spielen, dann wird alles wieder eingesammelt, bis zum nĂ€chsten Jahr, wo sich die Zeremonie wiederholt. Als Alma zur Schule kommt, kann sie ganz sicher kein Wort Hochdeutsch (denn das konnten die Kinder der nĂ€chsten Generation noch nicht einmal), aber sie kommt gut mit. Es krĂ€nkt sie, dass die Kinder ihr „Dickhals!“ nachrufen, denn ihr wĂ€chst ein Kropf. Ihr Vater tröstet sie, kauft ihr neue Kleider, die sie dann im Kuhstall auf dem Melkschemel vorfĂŒhren muss. „Dreih di nochmal!“ (Dreh dich noch mal) heißt es dann, und „Du bĂŒst noch de HĂŒbschte von allen!“ Das bringt sie auf den Gedanken, ihre Mutter zu bitten: „Kannst mi nich eins awnĂ€hmen laten?“ (Kannst du mich nicht mal fotografieren lassen) „Woans kĂŒmmst du up sowat! Dat wier ja rutsmeten Geld! Nu segg mal sĂŒlwst: wotau wist du‘n Foto von di hebbn? - „Tau’n Ankieken.“- „Dann kiek man in’n Pisspott, dor kannst du di ok ankieken.“ („Wie kommst du auf so was! Das wĂ€re ja rausgeschmissenes Geld! Nun sag mal selbst: Wozu willst du ein Foto von dir haben?“ - „Zum Angucken.“ „ Dann guck in den Nachttopf, da kannst du dich auch angucken.“)“ Ein knappes Jahrzehnt vor der Jahrhundert-Biographie von Alma, 2004, brachte Siegfried Maaß im BK-Verlag Staßfurt erstmals seine Novelle „Sonntagspredigt oder Heimkehr auf die Insel“ heraus: BrĂŒckstedt - eine fiktive Kreisstadt in der realen DDR. Ein alleinstehender Mann beantragt ein Reisevisum, um seine schwer erkrankte Mutter in Westdeutschland besuchen zu dĂŒrfen. Das Visum wird ihm verweigert „Wenn Sie wenigstens verheiratet wĂ€ren“, wird ihm lakonisch erklĂ€rt. Aber der Antragsteller ist katholischer Pfarrer Jahre spĂ€ter kann er endlich das Grab seiner Mutter besuchen und zugleich seine jĂŒngere Schwester, die einst mit ihrem Freund nach Westdeutschland floh. Doch sie glaubt nicht, was er ihr berichtet und hĂ€lt ihm vor, sich zwar um das Seelenheil anderer zu kĂŒmmern, aber seiner eigenen Mutter in ihren letzten Stunden nicht beigestanden zu haben. Der schon in der gemeinsamen Kindheit im Elternhaus entstandene Konflikt zwischen den Geschwistern spitzt sich zu; die von einem freudlosen Leben gezeichnete Schwester, vereinsamt und dem Alkohol zugeneigt, bietet keine Chance zu einem geschwisterlichen Ausgleich. EnttĂ€uscht und mit sich selbst unzufrieden und sich zugleich seines Anteils an dem endgĂŒltigen Bruch mit seiner Schwester bewusst, verlĂ€sst der Pfarrer vorzeitig den Wohnort seiner Schwester. WĂ€hrend der nĂ€chtlichen Bahnfahrt begegnet er einer schwarz gekleideten Dame, die sich auf dem Weg nach BrĂŒckstedt zur Beerdigung ihrer Mutter befindet. Es ist die ehemalige Polizistin, die damals zu ihm gesagt hatte: „Wenn Sie wenigstens verheiratet wĂ€ren ...“ Eine scheinbar ganz private Geschichte mit einem politischen Hintergrund, vor dem sich der Konflikt von einst zu einem ganz aktuellen ausweitet und seine Konsequenzen fordert. Hören wir den Anfang dessen, was der alleinstehende Pfarrer berichtet: „Gestern bin ich aus S. zurĂŒckgekehrt. Einen Tag frĂŒher als beabsichtigt. Ich glaube, niemals zuvor hatte ich eine solche Erleichterung bei der Heimkehr von einer Reise empfunden. Als wĂ€re ich auf der Flucht gewesen und endlich an einem sicheren Ort angekommen. Den sicheren, mir gut bekannten Ort hatte ich wirklich erreicht. Aber war ich vor Marie, meiner Schwester, tatsĂ€chlich geflohen? Oder gar vor Lydia? Ich wusste es nicht und wollte jetzt auch nicht darĂŒber nachdenken. WĂ€hrend der ganzen langen Fahrt hatte mich kaum etwas anderes beschĂ€ftigt als mein VerhĂ€ltnis zu meiner Schwester Marie. WĂ€re nicht die schwarz gekleidete Frau mit dem Schleier vor ihrem Gesicht zu mir ins Abteil gekommen, hĂ€tte ich wahrscheinlich noch wĂ€hrend der Fahrt etwas Abstand gewonnen und auch etwas schlafen können. Doch ohne Marie zu kennen und von unserer gestörten Beziehung zu wissen oder auch nur zu ahnen, auf welche Weise ich meine Schwester verlassen hatte, lenkte sie meine Gedanken ungewollt in die entgegengesetzte Richtung unserer Fahrt – nĂ€mlich zurĂŒck zu Marie und damit auch in jene Zonen meines Bewusstseins, die ich gern endgĂŒltig hinter mir lassen wollte. Erst nachdem sich unsere Wege getrennt hatten, gelang es mir, ruhiger zu werden und mich auf meine Heimkehr zu freuen. Durch keine weiteren belastenden Überlegungen wollte ich meine Freude trĂŒben lassen. Auf dem Markt unserer kleinen Stadt verließ ich den Bus, mit dem ich aus unserer Kreisstadt gekommen war. Es erschien mir als glĂŒcklicher Zufall, dass er abfahrbereit am Bahnhof gestanden hatte, als ich die Stufen hinab stieg und schwer an meinem Koffer schleppte. Auf diese Weise entging ich der Entscheidung, mit einer Taxe fahren zu mĂŒssen, was fĂŒr mich eine verschwenderische Ausgabe bedeutet hĂ€tte. Vom Busfenster aus beobachtete ich meine ungebetene ReisegefĂ€hrtin, von der ich mich bereits im Zug verabschiedet hatte. FlĂŒchtig genug, um erkennen zu lassen, dass meinerseits kein weiterer GesprĂ€chsbedarf bestand. Jedoch ausreichend beherrscht, um nicht als unfreundlicher und nachtragender Schwarzkittel, der einmal erlittenes Unrecht nicht verzeihen kann, in Verruf zu geraten. Offenbar war sie bereits am Bahnsteig von ihrem Bruder in Empfang genommen worden; eindringlich, als wĂ€re es von besonderer Bedeutung, hatte sie mich wissen lassen, dass er sie abholen wolle. Mit einem großen, krĂ€ftig wirkenden Mann sah ich sie aus dem Bahnhofsportal heraustreten. Er trug einen dunklen Anzug und eine schwarze Krawatte auf weißem Hemd. Den Koffer seiner Besucherin behandelte er, als sei er völlig leer und wechselte ihn leichthĂ€ndig und schwungvoll auf die andere Seite, um seine Schwester mit der rechten Hand unterfassen zu können. Noch bevor mein Bus abgefahren war, hatten die beiden mit einem Taxi bereits den Bahnhofsvorplatz verlassen. FĂŒr die etwa zwanzig Minuten wĂ€hrende Fahrt bis Burghausen richtete ich mich auf meinem Platz so bequem wie möglich ein. Von der langen Bahnfahrt schmerzte mich jede Faser meines Körpers. Am liebsten wĂ€re ich im Mittelgang auf- und abgelaufen, unterließ es jedoch der anderen FahrgĂ€ste wegen. Vielleicht konnte ich mich am Nachmittag mit Gartenarbeit wieder etwas in Schwung bringen. Doch mit dieser stillen Hoffnung betrog ich mich selbst. Auf meinem Schreibtisch wĂŒrde ein Berg Arbeit auf mich warten. Und auch meine Sonntagspredigt schrieb sich nicht allein. Zu dieser Stunde war der Bus aus der Kreisstadt nahezu leer. Nur einige Frauen fuhren mit mir, die mich beim Einsteigen erstaunt angesehen hatten. Sie arbeiten als Kassiererinnen in unserem lĂ€ndlichen Supermarkt. Auf der RĂŒckfahrt wĂŒrde der Bus gut besetzt sein, weil viele Pendler in die Kreisstadt fahren. Obwohl mir die Augen zufallen wollten, blickte ich wĂ€hrend der Fahrt aus dem Fenster. In der waldlosen und flachen Landschaft, in der Fremde kaum Sehenswertes entdecken können, fĂŒhlte ich mich sofort wieder heimisch. Seit meiner Kindheit bin ich es gewöhnt, weit ins Land blicken zu können und kann Gebirge kaum lĂ€nger als eine Urlaubswoche ertragen - schon bald spĂŒre ich dann Beklemmungen, fĂŒhle mich eingezwĂ€ngt und sehne mich nach der Ebene zurĂŒck. Ähnlich erging es mir auch in S. Eingebettet in einen Talkessel, der von dichten WĂ€ldern umgeben ist, erlaubt die Stadt keinen Blickkontakt mit dem Horizont. Lediglich vom Schloss aus, dem höchsten Punkt der Stadt, kann man ĂŒber die Wipfel hinwegsehen. Aus dem Bus heraus erkannte ich nun die Turmspitzen der beiden Burghausener Kirchen, die mir stets wie ungleiche Geschwister erschienen. Hoch aufragend und erhaben der Turm der evangelischen St. Petrikirche, eines romanischen Bauwerks, mit dem nicht allein die Gemeinde, sondern auch die Stadt renommiert. Dagegen der kurze, gedrungene Turm „meiner“ Kirche - als stĂŒnde sie, schlicht und unansehnlich, ganz im Schatten der anderen. Dennoch erkannte ich auch „meinen“ Turm, dessen Schieferdach sich im Maimorgenlicht dunkel abhob. Von diesem Augenblick an konnte ich es kaum erwarten, endlich mein Ziel zu erreichen. Außerdem war ich neugierig zu sehen, wie Juliane auf meine verfrĂŒhte und damit unerwartete Ankunft reagierte.“ Erstmals 2013 veröffentlichte die EDITION digital die 2., ĂŒberarbeitete Auflage des 11. Teils der nur als E-Books erscheinenden Zeitreisenden-Reihe von Hardy Manthey. Der Titel des fantastischen Romans lautet „Zum Ursprung – 15 000 Jahre zurĂŒck“: Ein Leben voller Abenteuer liegt hinter unserer Zeitreisenden. Was musste Maria Lindström, die sich selbst stolz Aphrodite nennt, nicht alles ĂŒberstehen! Auf dem Flug zum Pluto wurde sie ohne ihre Zustimmung als Versuchsperson benutzt und unfreiwillig schwanger. Das war aber nur der Anfang einer langen Leidensgeschichte. Der Sturz durch Raum und Zeit in die Vergangenheit sollte die LeidensfĂ€higkeit der Zeitreisenden auf eine harte Probe stellen. Ihr Schicksal in der Sklaverei und ihre erzwungenen Hurendienste sind fĂŒr sie unvergessene traumatische Erlebnisse. Es war ein ewiger Überlebenskampf, der sie tief in ihrem Herzen geprĂ€gt und fĂŒr immer geformt hat. Dass sie spĂ€ter zu Macht und großem Reichtum gelangte, hat daran nichts geĂ€ndert. Am Ende blieb ihr nur die Flucht. Ihr Leben danach auf dem Planeten der Frauen war ebenso spektakulĂ€r. Vielleicht hat sie es aber doch geschafft, dort das Rad der Geschichte ein StĂŒck weiter zu drehen. Die Abenteuer in der Zukunft hĂ€tten sie beinahe das Leben gekostet. Doch ihr Wirken hat auch dort fĂŒr ein Umdenken gesorgt und die Macht der Unsterblichen fĂŒr immer gebrochen. ZurĂŒck in ihre Welt, die Welt des 23.Jahrhunderts, war ebenfalls kein Spaziergang. Die Freude, Bruder und Schwester zu sehen, wurde schnell von dunklen Machenschaften verschiedener Kreise getrĂŒbt. FĂŒr den Entschluss, zurĂŒck in die antike Zeit zu reisen, wurde sie nicht belohnt. Das Land der Pharaonen wollte sie ebenfalls nicht haben. Nun soll sie den Kampf gegen außerirdische Zivilisationen in einer fernen Vergangenheit, in der Steinzeit, aufnehmen. Wird ihr das gelingen? ZunĂ€chst einmal aber lernen wir am Anfang des Buches Aphrodite in all ihrer weiblichen Schönheit kennen, die durch keinerlei Kleidung verhĂŒllt wird – gĂ€nzlich nackt: „Aphrodite schlĂ€gt die Augen auf und sieht, wie sich der Sarkophag gerade öffnet. Wie gewohnt steigt sie aus und streift sich dabei mit den HĂ€nden den letzten Rest der grĂŒnen FlĂŒssigkeit vom Körper. Dabei stellt sie ĂŒberrascht fest, dass sie nicht die geringsten Spuren der Schwangerschaften und der Geburt der beiden Kinder an sich erkennen kann. Sie hatte sich damit abgefunden, dass eine hĂ€ssliche Narbe vom Kaiserschnitt zurĂŒckbleibt. Doch ihr Körper erscheint perfekter denn je. Sind auf Wunsch der MĂ€nner ihre BrĂŒste noch grĂ¶ĂŸer geworden? Nicht dass die BrĂŒste ihr jetzt zur Last werden! Die MĂ€nner sind mit ihren Fantasien scheinbar maßlos geworden. Sie denken nicht daran, dass zu viel des Guten fĂŒr eine Frau zu einer echten Belastung werden kann. Am Po hat sie auch zugelegt. Oder war sie schon immer so gebaut? Was solls, sie muss sich nehmen, wie sie eben ist. Sie schaut sich um. Überrascht stellt sie fest, dass die Sarkophage auf der anderen Seite auch schon offen sind. Hat sie etwas verpasst? Wo sind die Kinder? Sie hört eine unbekannte tiefe Stimme hinter sich sagen: „Hallo, Mutter. Wie geht es dir? Bist du wohlauf?“ Aphrodite dreht sich um und sieht einen jungen Mann vor sich stehen. Der hĂŒbsche schlanke junge Mann trĂ€gt eine Kombination aus einem silbrig schimmernden Stoff. Er hat einen prĂ€chtigen schwarzen Lockenkopf und strahlend blaue Augen. Aphrodite weiß, es sind ihre Augen, die sie ihrem Sohn mitgegeben hat. Der junge Mann vor ihr hat sehr viel Ähnlichkeit mit ihren anderen Söhnen. Nur hat dieser pechschwarzes Haar und scheint auch grĂ¶ĂŸer als ihre Söhne Alexander und Adam zu sein. Woher er wohl die schwarzen Haare haben könnte? Aber der junge Mann gefĂ€llt ihr auf den ersten Blick und darum sagt sie: „Hallo, Söhnchen! Hallo, Marotti! Du siehst gut aus. Wie geht es dir? Komm zu deiner Mama und lass dich umarmen!“ Jetzt geht sie auf ihren Sohn zu. Auch er kommt ihr entgegen und schaut sie dabei nur so komisch an. Aphrodite drĂŒckt ihn fest an ihre Brust. Sie spĂŒrt es jetzt ganz deutlich, das ist ihr Sohn. Plötzlich wird Aphrodite bewusst, dass sie immer noch völlig nackt ist. Aha, darum hat ihr Söhnchen so komisch geguckt. Er ist mein Kind, er darf mich so sehen, entschuldigte sie sich und genießt die NĂ€he des jungen Mannes. Der junge Marotti bekommt einen roten Kopf, ihm gefĂ€llt aber auch spĂŒrbar ihre innige Umarmung und er sagt: „Mutter, du bist einfach nur umwerfend. Du fĂŒhlst dich richtig gut an. Alles an dir ist so herrlich weich und warm. Jetzt begreife ich, warum MĂ€nner in deiner NĂ€he den Verstand verlieren.“ Er löst sich zaghaft von ihr. „Aber du solltest erst einmal unter die Dusche gehen und dir dann etwas anziehen. Auch wenn du meine Mutter bist, bleibst du immer noch eine wahnsinnig schöne Frau. So eine schöne Frau, wie du es nun mal bist, darf nicht völlig nackt vor einem Mann herumlaufen. Du bist Verlockung und Lust pur. Auch oder gerade deshalb solltest du deinen Sohn nicht so sehr verwirren!“ „Ach, neuerdings stört es dich, wenn ich nackt vor dir herumlaufe? Ja, ich sehe es jetzt auch, du bist ein richtiger Mann geworden!“, sagt Aphrodite spöttisch, löst sich ganz von ihrem Sohn und geht unter die Dusche, die wie aus dem Nichts aus der Wand kommt. Sie genießt die Dusche und seift sich extra ein. Ihr Sohn: „Soll ich dir den RĂŒcken einseifen?“ „Das wĂ€re lieb von dir, mein Sohn, ich meine Marotti!“, sagt sie und hĂ€lt ihm schon ihren RĂŒcken hin. Mit viel GefĂŒhl wird jetzt ihr RĂŒcken eingeseift. An ihren Po traut er sich aber nicht heran. Aphrodite genießt seine sanften HĂ€nde. Nach der Dusche stellt sie wie immer die Luftdusche an. Der angenehm warme Luftstrom duftet nach KrĂ€utern, die in den Bergen Siziliens gedeihen. Mit geschlossenen Augen glaubt sie, in ihrem Palast in Syrakus zu stehen. FĂŒr einen kleinen Moment fĂŒhlt sie sich gar ins antike Syrakus zurĂŒckversetzt. Doch die Illusion ist nur von kurzer Dauer. Etwas traurig steigt sie aus der Dusche. Ihr Sohn empfĂ€ngt sie mit einem Tuch und reibt sie jetzt auch sorgfĂ€ltig ab. Der junge Mann braucht dafĂŒr auffallend lange. Er nutzt das Tuch, um seine Mutter grĂŒndlich zu erkunden. Man merkt ihm an, dass er mit viel Genuss ihre Rundungen ergrĂŒndet. Aphrodite nimmt es locker und genießt seine Aufmerksamkeit. Plötzlich fĂŒhlt er sich ertappt und reicht Aphrodite, verlegen geworden, das Tuch: „Mutter, du bist wirklich eine schöne Frau!“ „FĂŒr deine GefĂŒhle brauchst du dich nicht zu schĂ€men. Dass eine Frau bei einem Mann allein durch ihre Erscheinung, ihre Anwesenheit GefĂŒhle auslöst, ihn erregen kann, ist etwas ganz NatĂŒrliches. FĂŒr dich, der solange körperlos gelebt hat, ist es etwas Neues. Du musst lernen, damit umzugehen. Jeder Mann muss lernen, seine GefĂŒhle zu kontrollieren und sich nicht wie ein Tier, nur vom Trieb gesteuert, auf die Frau, das Lustobjekt in seinen Augen, zu stĂŒrzen. So wie ich jetzt aussehe und beschaffen bin, das habe ich euren KĂŒnsten zu verdanken. Ich bin euer Fantasieprodukt. Ihr wolltet es doch so, dass ich als Frau mit allen weiblichen Attributen ĂŒppig ausgestattet werde. Die Macht, die ihr ĂŒber mich habt, hat das möglich werden lassen. Oder irre ich mich?“, behauptet Aphrodite. Sie weiß nicht, ob es wirklich so gut ist, Produkt ausufernder MĂ€nnerfantasien zu sein. Sie ist es, die mit diesem Körper leben muss.“ Erstmals 2003 veröffentlichte ein Nikolai Bachnow bei der bei LeiV Buchhandels- und Verlagsanstalt als Band 8 Aljonna und Klaus Möckel „Das gestohlene Tierreich“: Etwas Unvorstellbares passiert im Zauberland: das Tierreich mitsamt seinem König, dem Tapferen Löwen, wird gestohlen. Ein Riese streut Schrumpfpulver ĂŒber dem Wald aus, so dass BĂ€ume und StrĂ€ucher, aber auch die Tiere um ein Vielfaches kleiner werden. Dann rollt er alles wie einen Teppich zusammen und schleppt es als Spielzeug fĂŒr seine Kinder in die Berge. Das UnglĂŒck könnte nicht schlimmer sein! WĂ€hrend die Tiere grĂ¶ĂŸte MĂŒhe haben, sich an ihre neue Lage anzupassen, stehen der Scheuch, Betty, Jessica und andere, die ein Waldfest besuchen wollten, dem Ereignis fassungslos gegenĂŒber. Sie nehmen die Spur des Riesen auf, doch wie sollen sie helfen? Wieder einmal mĂŒssen sie unerwartete Hindernisse ĂŒberwinden, gefĂ€hrliche Abenteuer bestehen. Sie geraten in die FĂ€nge doppelköpfiger Geier und Jessica mit Betty sogar in die Gefangenschaft des RiesenmĂ€dchens Bomm. Doch mit Hilfe eines Steinbocks und eines klugen Marabus gelangen sie schließlich ans Ziel. Gemeinsam mit den Tieren kann letztendlich die schwierige Aufgabe der RĂŒckverwandlung in Angriff genommen werden. „Mit dem letzten Band der Reihe beweist Nikolai Bachnow noch einmal, zu welch fantastischen Ideen er fĂ€hig ist. Die Geschichte vom Tierreich ist toll und macht dieses MĂ€rchen zu etwas ganz Besonderem“, hieß es in einer begeisterten Rezension von Karolin Kullmann. Dieses Buch, 2003 bei LeiV (Leipzig) mit Illustrationen von Hans-Eberhard Ernst schienen, ist das achte von mehreren BĂŒchern, die an die bekannte Reihe des Russen Alexander Wolkow anschließen. „Endlich befindet man sich wieder in Gefilden, die nicht mehr futuristisch oder abstrakt anmuten", lobte Kritikerin Karolin Kullmann. Und so geht es los: „Erster Teil: Das unheilvolle Pulver Der Riese Ein dumpfes GerĂ€usch ertönte in der Ferne, ein Stampfen, das sich wiederholte und immer lauter wurde. Der Tapfere Löwe, Herrscher des mitten im großen Zauberland gelegenen Tierreichs, hob den Kopf. Er hatte nach einem ausgezeichneten Mahl am Fuße seiner Felsenburg in der warmen Mittagssonne gedöst, doch nun wurde er wach. Die Laute waren ungewöhnlich, wenn nicht sogar beunruhigend. Der Hase hoppelte herbei, einer seiner Minister. „Hörst du das Trampeln, Herr?“, rief er aufgeregt. „Es scheint nĂ€her zu kommen. Was mag das sein?“ Der Löwe erhob sich. „Das möchte ich auch gern wissen. Ganz schön unverschĂ€mt, so unsere Mittagsruhe zu stören.“ Er gĂ€hnte. Das GerĂ€usch verstummte, erscholl aber nach einigen Minuten erneut und noch stĂ€rker. Ein Trapsen wie von Riesenstiefeln, die Gehölz niederwalzten, BaumstĂ€mme zerbrachen. Dem Hasen zitterten vor Angst die Pfoten, der Puschelschwanz und die langen Löffel. „Das klingt wie ein Schritt. Als stapfte ein Riese heran!“ „Ein Riese bei uns? Bist du noch bei Verstand? Wo soll der herkommen?“ Inzwischen flatterten erschrocken Vögel durch die Luft, verkrochen sich in ihren Nestern und Baumhöhlen. Wildschweine, FĂŒchse, Rehe flĂŒchteten ins Unterholz. Nun waren die Schritte schon ganz nahe. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, jagte der Hase davon, verschwand in seinem Bau. Der Löwe dagegen stieß ein wĂŒtendes GebrĂŒll aus. Er wĂŒrde es dem Eindringling zeigen. Doch er kam nicht dazu, den Feind ins Auge zu fassen. Ein Schatten verdunkelte die Sonne, eine Schuhsohle, fast so groß wie der Vierbeiner selbst, senkte sich auf ihn herab, so dass er mit einem jĂ€hen Satz zur Seite springen musste, wenn er nicht zertreten werden wollte. An der Stelle, wo er gerade noch gestanden hatte, wurden ein Strauch zermalmt, ein paar mĂ€chtige Steine in den Boden gedrĂŒckt, als sei der aus Wachs. Eine Stimme, die das LöwengebrĂŒll um ein Vielfaches ĂŒbertönte, sagte dröhnend: „Das ist lustig. Das wird den Kleinen gefallen.“ „Wer bist du? Wer ist das, die Kleinen? Was soll ihnen gefallen?“, wollte der König des Tierreichs fragen, verstummte aber bereits nach den ersten Worten. Der Kerl, der wie ein Turm vor ihm stand, griff nĂ€mlich in einen Sack und streute mit weitem Schwung, so als sĂ€e er Korn aus, ein graues Pulver in die Gegend. Über die WĂ€lder, die Wiesen, die Tiere und Vögel. Der Löwe duckte sich, versuchte auszuweichen – vergebens. Das schrecklich stinkende Zeug rieselte in dichten Schwaden auf ihn, die Pflanzen und Steine ringsum herab. Der hat Schlimmes mit uns vor, will uns vielleicht sogar ersticken, schoss es dem Löwen durch den Kopf. Doch weiter kam er mit seinen Gedanken nicht. Die Beine knickten ihm weg, der Kopf wurde schwer, die Augen fielen ihm zu, und ohne etwas dagegen tun zu können, sank er betĂ€ubt zu Boden. Genau wie die anderen Wald-, Sumpf- und Steppenbewohner, die Vierbeiner und Vögel, die Schlangen, Echsen und Lurche. Selbst wenn sie sich gerade in ihren Höhlen aufhielten oder in letzter Minute dorthin geflohen waren, konnten sie nicht entrinnen. Das Pulver und sein beißender Geruch verbreiteten sich ĂŒberall, drangen in jedes Loch, jede Ritze. Höchstens trat die Wirkung manchmal spĂ€ter ein, war ein bisschen schwĂ€cher. Auf jeden Fall aber reichte sie aus, den Tieren das Bewusstsein zu nehmen, so dass sie stumm dalagen, sich nicht mehr regen und keinen Laut mehr von sich geben konnten. Aber noch etwas anderes, ganz Eigenartiges geschah! Es betraf neben Tieren und Vögeln auch die BĂ€ume, BĂŒsche, Pflanzen und sogar die Steine. Niemand außer dem Kerl, der das Pulver verstreut hatte, bemerkte anfangs die VerĂ€nderung, dĂ€mmerten doch alle in tiefer Benommenheit dahin. Und selbst als der Löwe wieder zu sich kam, begriff er die neue Lage nicht. Um ihn herum war es stockfinster, er fĂŒhlte sich eingequetscht, der Boden unter ihm schwankte und es kam ihm vor, als trĂŒge man ihn davon. Ich bin in einen großen Teppich eingerollt, dachte er, der Riese hat mich betĂ€ubt und ein Tuch um mich geschlagen, er will mich in seine Höhle schleppen, vielleicht um mich am Spieß zu rösten. Ich muss mich unbedingt befreien. Nach und nach gelang es dem Vierbeiner, sich etwas Raum zu verschaffen. Er streckte die Pfoten aus und kroch langsam ins tiefe Dunkel hinein - er sah nirgends Licht. Nein, da war nicht bloß eine Decke um ihn und allein war er hier auch keineswegs: Er stieß auf Steine, GestrĂ€uch, BĂ€ume, genau wie bei sich zu Hause. Vögel flatterten vor ihm auf und ein Reh sprang ĂŒber moderndes Holz. Denn in Wirklichkeit hatte der Riese nicht nur ihn, sondern den ganzen Wald eingepackt. Als Spielzeug fĂŒr seine Zwillinge. Er beherrschte einige Zaubertricks und hatte das Pulver so zusammengemixt, dass alle Lebewesen und GegenstĂ€nde auf eine ihm genehme GrĂ¶ĂŸe schrumpften. Zufrieden hatte er zugeschaut, wie das gesamte Tierreich unter ihm kleiner und kleiner wurde, bis es sich nur noch als großer grĂŒner Teppich darbot. Mit groben HĂ€nden hatte er diesen Teppich vom steinigen Untergrund gelöst und ihn mit allem, was darauf wuchs, fleuchte oder kreuchte, zu einer riesigen Rolle geformt. Ähnlich wie man den Kunstrasen in einem Fußballstadion zusammenwickelt. Dann hatte er den Packen unter den Arm genommen und war davongestapft, auf sein weit entferntes heimatliches Tal zu.“ Nun wird es aber wirklich Zeit, die IdentitĂ€t von Nikolai Bachnow zu klĂ€ren, des wĂŒrdigen Nachfolgers und krĂ€ftig-in-die-Fußstapfen-Treters von Alexander Wolkow. Allerdings gibt es gar keinen Nikolai Bachnow – jedenfalls nicht einen einzigen, sondern gewissermaßen zwei. Lassen Sie mich dazu der Einfachheit und Bequemlichkeit halber das komplette Vorwort zu dem gerade vorgestellten Band 8 der Nikolai-Bachnow-BĂŒcher „Das gestohlene Tierreich“ zitieren: „Als Alexander Wolkow Mitte des vorigen Jahrhunderts seine BĂŒcher ĂŒber das Zauberland jenseits der Weltumspannenden Berge veröffentlichte, in denen er sich am berĂŒhmten „Zauberer von Oz“ des Amerikaners Lyman Frank Baum orientierte, konnte er nicht ahnen, welchen Erfolg er damit haben wĂŒrde. Nicht nur in der damaligen Sowjetunion fanden die Geschichten vom MĂ€dchen Elli, dem Weisen Scheuch, dem Tapferen Löwen und dem Eisernen HolzfĂ€ller zahlreiche Leser, sie wurden auch in viele Sprachen ĂŒbersetzt. In der DDR wuchsen Generationen von Kindern mit den sympathischen Helden auf, und die Wolkow-BĂŒcher ĂŒberlebten schließlich sogar die Wende. 1992 wurde der „Zauberer der Smaragdenstadt“ im LeiV Verlag Leipzig neu herausgebracht und stand, genau wie einige weitere BĂŒcher der MĂ€rchenreihe, in den Bestsellerlisten fĂŒr Kinderliteratur lange an vorderster Stelle. Es ist nicht erstaunlich, dass sich in Russland und anderswo bald Autoren fanden, die an diesen Erfolg anknĂŒpfen wollten. Nach einigen Experimenten mit russischen Schriftstellern, die, den neuen Zeiten Rechnung tragend, die Wolkowschen Gestalten zum Teil auf ferne Atolle und ins Weltall schickten, kam der Verlag auf die Idee, wieder die ursprĂŒngliche WirkungsstĂ€tte in den Mittelpunkt zu rĂŒcken. Klaus und Aljonna Möckel, die sich als Schriftsteller bzw. Übersetzerin in der DDR einen Namen gemacht hatten, ĂŒbernahmen unter dem Pseudonym Nikolai Bachnow (Nikolai als russische Version von Klaus; Bachnow nach dem MĂ€dchennamen Bach der Übersetzerin), die Aufgabe, weitere Geschichten fĂŒr die sympathischen Helden zu erfinden. NatĂŒrlich sollten die Leser – Kinder und Erwachsene, die diese BĂŒcher frĂŒher verschlungen und inzwischen selbst Kinder hatten - den Bezug zum bisherigen Geschehen herstellen bzw. den Übergang nachvollziehen können. Neue Gestalten waren schon in den letzten Wolkow-BĂ€nden aufgetaucht, Söhne und Nichten der ursprĂŒnglichen Heldin Elli bestanden gefahrvolle Abenteuer, und in drei BĂ€nden des Nachfolge-Autors Kusnezow wirkten weitere Helden mit. Doch das ursprĂŒngliche Zauberland rĂŒckte dadurch in den Hintergrund, war kaum noch fassbar, das Geschehen oft verwirrend und zu abstrakt dargestellt. Um diese Situation, die von vielen Lesern als unglĂŒcklich empfunden wurde, zu beenden und gleichzeitig die wichtigsten Verbindungen fortzufĂŒhren, konzentrierten sich Aljonna und Klaus Möckel erneut auf die GrundzĂŒge der Zauberland-Serie. Sie hielten, zumindest in den ersten BĂ€nden, an einigen der neueren Figuren wie dem KapitĂ€n Charlie oder Chris Tall, Ellis Sohn, fest, stellten aber die vertrauten Gestalten wieder mehr ins Zentrum. Mit der Zeit formte sich ein neues Ensemble, in dem neben dem Scheuch, dem Löwen und dem HolzfĂ€ller besonders Goodwins Enkelin Jessica und die Puppe Prinzessin Betty, die der Scheuch zur Frau genommen hatte, herausragten, zu dem aber auch witzige Gestalten wie der Hobbyzauberer Pet Riva, die starke Spinne Minni oder der schlaue MĂ€userich Larry Katzenschreck gehörten. 1996 kam es zur Veröffentlichung des ersten Bachnow/Möckel-Bandes „In den FĂ€ngen des Seemonsters“, in dem sich die Bewohner des Zauberlandes mit einer Verschmutzung im Muschelmeer, dem Reich der Fee Belldora, auseinandersetzen mĂŒssen. „Manches hat sich im Zauberland verĂ€ndert“, schrieb seinerzeit die Kritikerin Karolin Kullmann im Internet, „aber dennoch hat man von der ersten Seite an das GefĂŒhl, wieder im wundervollen MĂ€rchenreich zu sein ... Mit dem Autor Nikolai Bachnow, der von nun an das Schreiben neuer Geschichten ĂŒbernimmt, hat die Reihe viel dazu gewonnen.“ Und die Rezensentin, die auch zu den spĂ€teren BĂŒchern Kritiken verfasste, sprach am Ende die Hoffnung aus, „dass auch die Nachfolger mithalten können“. Von dem Autorenpaar entstanden in den Jahren 1996 bis 2003 acht BĂ€nde, die nun auch digital vorliegen. Aljonna und Klaus Möckel hatten sich vorgenommen, gut verstĂ€ndlich, spannend, mit Fantasie und Humor zu erzĂ€hlen, so wie es fĂŒr Kinder (und Erwachsene) sein sollte. Der Leser mag nun selbst urteilen, ob sich die Hoffnung der Kritikerin erfĂŒllt hat.“ So, das war jetzt vielleicht ein bisschen ausfĂŒhrlich. Aber nun ist hoffentlich alles ge- und erklĂ€rt. Und es bleibt nur noch die bekannte Schlussformel unserer wöchentlichen Newsletter mit den aktuellen Deals der Woche der EDITION aus Godern nahe der Landeshauptstadt Schwerin: Viel Spaß beim Lesen und bis demnĂ€chst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3909 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) KinderbĂŒcher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und SachbĂŒcher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und SachbĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years ago
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Efeu, Estland und eine sensationelle Thronrettungsmaschine – Sechs E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis und ein Weihnachtsgeschenk
Nun sind es nur noch zwei Tage bis Weihnachten und daher hat auch der vorletzte Newsletter des Jahres ein Weihnachtsgeschenk im GepĂ€ck. Mehr dazu ein paar Zeilen weiter unten. ZunĂ€chst einmal soll wie immer von den diesmal sechs Deals der Woche die Rede sein, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 22.12.17 – Freitag, 29.12.17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind und sehr unterschiedliche Interessen bedienen. Den Anfang macht JĂŒrgen Borchert mit Historischen Miniaturen. Von einer besonderen Urlaubsreise, die er und seine Familie im Sommer 2000 nach Estland unternommen hatten, erzĂ€hlt Lutz Dettmann. Um einen mutigen Jungen im Chile nach dem Putsch von Pinochet geht es in dem Kinderbuch „Flucht ĂŒber die Anden“ von Jan Flieger. Auf ihre ganz eigene Weise hat Christa KoĆŸik ein wunderbares MĂ€rchen von Gisela und Bettina von Arnim wunderbar nach- und neu erzĂ€hlt. Und darin kommt auch eine ganz besondere Maschine vor, eine Thronrettungsmaschine fĂŒr einen Ă€ngstlichen König, die sich vielleicht auch heutige (geschĂ€ftsfĂŒhrend) Regierende manchmal wĂŒnschen wĂŒrden. Aber zurĂŒck zu den aktuellen Deals der Woche, von denen noch zwei fehlen: Der SF-Autor Alexander Kröger lĂ€sst vor zwei Jahrtausenden Außerirdische auf der Erde landen, um die damals dort lebenden Menschen zu erkunden und zu entscheiden, ob man ihnen irgendwie helfen muss. Wiederum rund 2000 Jahre spĂ€ter spielt die Geschichte von Heinz Kruschel, in der junge MĂ€nner zur „Fahne“ mĂŒssen – also zur Armee, genauer gesagt zur NVA – der Nationalen Volksarmee der DDR. Und die Zeit dort geht fĂŒr Jasper Schneidereit und Anke, sein MĂ€dchen, nicht ohne Konflikte ab. Und wenn Sie bis hierher durchgehalten haben, dann sollen Sie jetzt auch erfahren, worum es sich bei dem Weihnachtsgeschenk der EDITION digital fĂŒr treue Leser handelt: Zwischen dem 25. und 28. Dezember ist der Teil 1 der Zeitreisenden-Saga „Vom 22. Jahrhundert zurĂŒck in das antike Karthago“ von Hardy Manthey nicht etwa nur zu einem stark reduzierten Preis zu haben, sondern gĂ€nzlich kostenlos. Und hier sind die sechs Deals der Woche: 1982 erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig unter dem Titel „Efeu pflĂŒcken“ Historische Miniaturen von JĂŒrgen Borchert: Efeu pflĂŒcken? Den Titel fĂŒr seine historischen Miniaturen verdankt JĂŒrgen Borchert der Gewohnheit eines Freundes, von GrĂ€bern berĂŒhmter Menschen einen Efeuzweig zu pflĂŒcken, um sich so in seinem Garten eine immergrĂŒne Autogrammsammlung anzulegen. Auch Borchert lĂ€sst Tote wieder lebendig werden. Die Liste der Leute, denen wir in seinen historischen Miniaturen begegnen, ist lang. Dazu gehören Bahnmeister Wilhelm Hansen, der ein spanischer Grande war, und Ritter vom Goldenen Vließ und Ritter der GeorgsbrĂŒder und TrĂ€ger des Roten Adlerordens erster Klasse, ebenso wie der PrĂ€sident der Prignitz und Bethke, der unfromme Pastor und der verschwundene Professor Fritz Wachenhusen sowie auch Johann Sebastian Bach – jedenfalls beinahe. Außerdem ist von dem oft mit Wittenberg verwechselten Wittenberge die Rede, von den TĂŒrmen von Bautzen und nicht zuletzt von John Brinckman in Amerika. Und hinterher ist man bestimmt nicht nur schlauer als zuvor, sondern auch im besten Sinne des Wortes amĂŒsiert. Als ein gutes Beispiel dafĂŒr möge der erste Beitrag des Borchert-Buches dienen, oder zumindest die Vorrede zu diesem ersten Beitrag, in dem es um einen gewissen Bahnmeister Wilhelm Hansen geht, auch Grande von Spanien, 1840, und um einen aufmerksamen BĂŒrgermeister: „Ja, Sie haben recht gelesen. Und außerdem war er noch Ritter vom Goldenen Vließ und Ritter der GeorgsbrĂŒder und TrĂ€ger des Roten Adlerordens erster Klasse und was weiß ich noch alles, und eigentlich war er doch nur ein kleiner Brauerbursch, der Wilhelm Hansen aus Wilsnack in Preußen. Wilsnack, in der westlichen Prignitz inmitten ausgedehnter WĂ€lder gelegen, hat unsere Geschichte durch die bekannte MĂ€r vom Wunderblut bereichert. Allhier, nach einem Brande der vormals hölzernen Dorfkirche, fand ein orthodoxer Eiferer irgendwann im Mittelalter drei Blutstropfen auf einer Hostie. Die Forscher glauben, dass das AltargemĂ€lde wĂ€hrend des Brandes drei rote Farbtropfen ausschwitzte, die auf die heiligen Hostien fielen und also das Wunder bewirkten. Jedenfalls gab's landauf, landab fĂŒr zweihundert Jahre ein groß GedrĂ€nge, weil alle Welt, die halbe und die ganze, des Segens teilhaftig werden wollte. TatsĂ€chlich werden noch heute KrĂŒcken gezeigt, die irgendwelche gebrechlichen Pilger von sich warfen nach dem Anblick des Wunderbluts. Luther und Hus haben der Sache ihr verdientes Ende gesetzt. Heute trĂ€gt Wilsnack den stolzen Beinamen „Bad“, das macht, es kuriert mithilfe heilkrĂ€ftiger Moore unsere Rheumatiker und Gichtkranken, und man sagt, ihre Wirkung auf den Organismus sei im Allgemeinen vorzĂŒglich und im Besonderen unersetzlich. BĂŒrgermeister Hinze, gottlob, findet ab und an neben seinen AlltagsgeschĂ€ften Zeit, in seinen Archiven zu kramen. Und da findet er nun eines Tages die Geschichte vom Bahnmeister Hansen, dem Ritter vom Goldenen Vließ, Granden von Spanien. Lieber B., schreibt Hinze, beiliegend sende ich Ihnen die Abschrift einer Geschichte, die ich ausgebuddelt habe. Vielleicht können Sie sie mal verwenden. Gruß Hinze. Da stimme ich vorderhand ein Lob an auf alle die Hinzes, die ab und an Zeit finden, in ihren Archiven zu kramen. Die Hinzes wissen, dass in diesen ihren Archiven, auf den staubigen Dachböden unserer KleinstadtrathĂ€user, manches Menschenschicksal seinen Dornröschenschlaf schlĂ€ft. Und wenn kein Hinze kommt und das Dornröschen wachkĂŒsst, wird nie ein Schreibermensch von einem solchen Leben erfahren. Hinzes Abschrift erweist sich bei nĂ€herem Hinsehen als die Abschrift von der Abschrift eines Zeitungsartikels, dessen Verfasser sich unter dem Deckmantel der AnonymitĂ€t verbirgt - halten Sie es meiner Pedanterie zugute, wenn ich dem Beginn und dem Fortgang solche bibliografischen Hindernisse in den Weg lege. Ich muss es von vornherein sagen: ich stehe fĂŒr nichts. Der Artikel, den Freund Hinze heranzieht, soll in einem Periodikum mit dem Namen „Bad Wilsnacker Zeitung“ am 30. September und am 3. Oktober 1931 in zwei Fortsetzungen erschienen sein, und es nimmt niemanden, höchstens die Bibliothekare, wunder, dass sich in keiner Bibliothek unseres sammelwĂŒtigen LĂ€ndchens davon ein Blatt erhalten hat. Sollten also unter den geneigten Lesern Personen sich befinden, die ein Original der zitierten Zeitung zu besitzen glauben, so bittet um gefĂ€llige Nachricht der Verfasser. Genug der Vorrede.“ Erstmals 2002 veröffentlichte Lutz Dettmann im damaligen Schweriner Verlag Stock & Stein seine Aufzeichnungen einer Reise „Sommertage in Estland“: Im Juli 2000 fĂ€hrt der Autor mit Frau und beiden Kindern mit der FĂ€hre nach Tallinn, um seinen estnischen Freund Valdur und dessen Familie zu besuchen. Er lernte Valdur als 13-jĂ€hriger SchĂŒler kennen, als er bei einer DDR-Freundschaftsreise im Jahre 1974 dessen Familie als Gastfamilie zugeteilt bekam. Zwei Wochen Urlaub verleben beide Familien gemeinsam in Estland. Der Autor lĂ€sst uns teilhaben an der mehrtĂ€gigen Reise zur Ostseeinsel Hiiumaa, die sie intensiv durchstreifen. ZurĂŒck in Tallinn, wird das ĂŒbrige Estland in TagesausflĂŒgen erkundet: die Ordensburgen in Toolse und Rakvere, die Hermannsburg, Ivangorod, Narva, die Burg von Paide, Schloss Kadriorg, die Altstadt von Tallinn, die unter Denkmalschutz stehende Stadt Kohtla-JĂ€rve, die Mitte der 1950er Jahre erbaut wurde, 
 Die Reise ist zugleich ein Exkurs in die wechselvolle Geschichte des Landes. Sie fĂŒhrt den Leser zu den Spuren der dĂ€nischen, deutschen, russischen und sowjetischen Besatzung. Ordensburgen, Schlösser, estnische Dörfer, historische AltstĂ€dte, aber auch alte Bunkeranlagen und zahlreiche Reste sowjetischer MilitĂ€ranlagen werden nacherlebbar beschrieben. Der Autor schildert die nahezu unberĂŒhrte Natur und idyllische Dörfer, in denen das Leben scheinbar stehengeblieben ist, aber auch leerstehende Industriestandorte aus Sowjetzeiten und die beginnenden VerĂ€nderungen unter dem Einfluss des Westens. Und immer wieder die Gastfreundschaft und WĂ€rme der befreundeten Familie, deren Verwandte und Freunde. Allerdings beginnt die Reise im Sommer 2000 nicht eben freundlich, zumindest wettertechnisch gesehen: „Freitag, 28. Juli 2000 Der Himmel ist wolkenverhangen. Seit Stunden gießt es wie aus KĂŒbeln. Sommer 2000 - Oktoberwetter im Juli! „Na dann, schönen Urlaub. Und ihr wisst ja, wenn Engel reisen ...“ Der telefonische Gruß eines Freundes heute Morgen, mehr Ironie als ehrlicher Wunsch. Egal, wir haben Urlaub - 14 Tage nach Estland. Die erste Reise seit 1995. Freunde werden auf uns warten. Wir sind gespannt, wie sich das Land verĂ€ndert hat, wissen, dass wir wieder viel erleben werden. Und da hat man gute Laune, auch wenn es in Strömen regnet. Die B104 ist voller Fahrzeuge. Ferienzeit gleich Reisezeit; Wohnmobile mit Elchaufklebern, MĂŒtzenfahrer, Urlauber mit fremden Kennzeichen, die sich die Gegend mit Tempo 80 ansehen. Mecklenburg ist sooo schön! Da muss man schauen und staunen und langsam fahren, denn die EindrĂŒcke mĂŒssen sofort ausgewertet werden. Egal, wir haben Urlaub und viel Zeit, bis unsere FĂ€hre von Rostock fĂ€hrt. Es gießt noch immer. Also wird vorsichtiger gefahren, und der Polo ist sowieso schwer mit Koffern und vier Personen beladen. Er hat keinen Urlaub! Vor BrĂŒel reißt einem BMW-Fahrer der Geduldsfaden. Er beginnt die Kolonne zu ĂŒberholen. NatĂŒrlich kommt Gegenverkehr, und er muss wieder zurĂŒck in die Reihe. Und natĂŒrlich vor uns, wo auch sonst. Vollbremsung! Nicht aufregen, wir haben ja schließlich Urlaub. Hinter BrĂŒel reißt die Wolkendecke kurzzeitig auf. Die Kolonne reißt auch - freie Fahrt fĂŒr freie BĂŒrger. Bis Sternberg, denn vor den Schranken ist ein Stau. Wir mĂŒssen halten. In affenartiger Geschwindigkeit laufen zwei Jugendliche ĂŒber die Straße und verschwinden zwischen den BĂ€umen auf dem Judenberg. Seltsam! Warum die wohl so rennen mĂŒssen? Und auch einige Fahrer vor uns gestikulieren und sind aufgeregt. Da kommt auch schon die Ursache angeschnauft: Zwei etwas wohlbeleibte Justizbeamte jagen mit hochrotem Kopf an uns vorbei und haben die Verfolgung aufgenommen. Sommer 2000 irgendwo in Mecklenburg. Da kann man was erleben! Und wieder Regen! Bloß weg von hier! Aber die Europawetterkarte hat auch heute Morgen fĂŒr Estland nicht besseres Wetter angesagt. Wie gesagt: Wenn Engel reisen! In Kavelstorf, bei den Schwiegereltern, werden die Koffer umgeladen. Nun hat auch unser Polo Urlaub. Stau! Wir stehen auf der Autobahn, die berĂŒhmte Jahresbaustelle vor Rostock. Aber wir haben noch so viel Zeit! Die FĂ€hre fĂ€hrt erst um 17.30 Uhr vom Seehafen. Im Radio wird von der Flucht der beiden berichtet. Ferienstau vor RĂŒgen, Staus um Rostock. Das Übliche! Weg von hier, in die Ruhe, in die Einsamkeit. Im Regen laden wir unsere Koffer aus. Das freundliche MĂ€dchen der Silja-Line ĂŒbergibt uns die Bordkarten. Sie lĂ€chelt noch einmal und wĂŒnscht uns schönes Wetter fĂŒr unseren Urlaub. Ihre Worte in Gottes Gehörgang, und wir sind gerettet und haben 14 Tage blauen Himmel. Kann der Himmel ĂŒber Estland ĂŒberhaupt so lange ohne Wolken sein? Erinnern können wir uns jedenfalls nicht. Völlig durchnĂ€sst schleppen wir unsere Sachen in das Zollterminal. 17.00 - GedrĂ€nge vor der Passkontrolle, aber kein Zöllner in Sicht. Wir leben ja im neuen Europa-Spiel und Reisen ohne Grenzen. Vor uns die Reihe der Shuttle-Busse. PfĂŒtzen auf dem Asphalt. Noch einmal GedrĂ€nge. Wir wuchten unsere Koffer die Gangway hoch. Hannes reißt der Henkel der Reisetasche. Noch einmal Stress. Ein Offizier begrĂŒĂŸt uns an Bord. Ein Blitzlicht flammt auf, denn der Bordfotograf muss auch leben. Die schweren Koffer mĂŒssen durch die engen GĂ€nge gewuchtet werden. Schon wieder GedrĂ€nge, jemand schimpft - aber ich kann ihn nicht verstehen. Endlich, unsere Kabine. Mit Blick nach draußen! Regenschwerer Himmel und Herbstlicht. Wir verstauen die Koffer und lassen uns erst einmal auf die Betten fallen. Geschafft! Urlaub!“ Erstmals 1981 hatte Jan Flieger als Band 148 der beliebten Reihe „Die kleinen TrompeterbĂŒcher“ des Kinderbuchverlages Berlin sein Buch „Flucht ĂŒber die Anden“ veröffentlicht: Paco, acht Jahre, wohnt im Chile unter Pinochet in der Hauptstadt Santiago. Wie viele andere muss er sich allein durchs Leben schlagen, da ihm die MilitĂ€rs seine Eltern genommen haben. Paco bekommt einen Auftrag, einen gefĂ€hrlichen Auftrag: Paco, der achtjĂ€hrige Junge, soll einen Fremden ĂŒber die Anden aus Chile nach Argentinien bringen. Der Fremde ist blind, weil man ihn im GefĂ€ngnis blind geschlagen hat. Jetzt braucht der Mann einen Lotsen, einen Jungen wie Paco, einen, der wenig auffĂ€llt, einen Jungen, klug und ohne Angst. Gemeinsam begeben sie sich auf die Flucht nach Argentinien. Paco muss sehr aufpassen, denn die beiden werden verfolgt. Und mehr als einmal droht die Flucht zu scheitern. Werden sie es trotzdem schaffen? ZunĂ€chst einmal lernen wir Paco kennen und erfahren, wie er zu seinem Auftrag kommt: „Der Hunger hat ihn wach gemacht, frĂŒher als sonst. Ich werde zum Barrio Alto gehen, zur Oberstadt, denkt der Junge, als er aus seiner Kiste klettert, in der er die Nacht verbringt. Der Junge heißt Paco. Er hat wild wachsende Haare, schwarz wie aus einer Teertonne. Die Augen sind braun und sehr wach. Der Himmel steht wolkenlos ĂŒber Santiago, es gibt keinen FrĂŒhdunst wegen der trockenen Luft. Im Barrio Alto ist es noch still. Die Villen scheinen zu schlafen. Das Beste an diesem Viertel, denkt Paco, sind die MĂŒlltonnen. Heute sind sie schon durchwĂŒhlt. Die Hunde waren da, sie kamen in Rudeln. Hungrig geht Paco zur Siedlung zurĂŒck. Sie ist eine von sechshundert in Santiago. Der Priester hatte es gesagt, bevor Guillermo ihn tot fand im Mapocho, dem schmutzigen Fluss. Die Menschen sind wach. Der Neger Guillermo sitzt vor seiner aus Kisten genagelten HĂŒtte und kaut mĂŒde an einem StĂŒck Holz. Sicher hat er in der Nacht vor der Fabrik gestanden — aber immer nur ein paar MĂ€nner bekommen Arbeit. Guillermo hat acht Kinder, darunter einen Sohn, den JosĂ©, der so alt ist wie Paco. Paco schlendert vorbei an Luz Maria. Sie kocht etwas in einem alten Kanister und sieht nicht hoch. Ihre Kinder hocken nebeneinander, klein und zerlumpt. Paco bleibt vor der HĂŒtte von Christian stehen. Sie ist die stabilste in der Siedlung und durch das Blechdach immer trocken. Christian war zur Zeit PrĂ€sident Allendes ein PĂ€chter, lebte im Norden des Landes. Doch dann verkaufte der Gutsherr sein Land einem amerikanischen Konzern. Paco stand neben Guillermo, als Christian kam, auf dem RĂŒcken ein BĂŒndel, hinter sich seine Frau und die Kinder. Die Frau ist eine Indianerin und gibt Paco manchmal Maisbrei. Aber nur, wenn Christian ein paar Eskudos verdient. Selten genug. Wunder gibt es fĂŒr keinen mehr in der Siedlung. Die Generale haben sie ihnen genommen. Die Generale haben auch Pacos Eltern geholt, in das große Stadion, wo sonst der Fußball rollte. Paco sah sie nie wieder. Auch Luz Maria weint um ihren Mann, und ihre JĂŒngste, Beatriz, wurde geboren, als er schon tot war. Der kleine Rico kommt angerannt. Seine Worte prasseln. Paco sieht an der HĂŒtte der alten Franziska den Fremden stehen. Woher kennt Paco das Gesicht mit diesen schwarzen, tief liegenden Augen und den breiten Backenknochen, ĂŒber die sich die Haut spannt wie braunes Leder? „Tag, Paco“, sagt der Mann. Paco kann sich nicht erinnern, ob es ein gutes Treffen war oder ein schlechtes. „Gehen wir ein StĂŒck“, sagt der Mann, „willst du einen Apfel?“ Paco nickt und beißt in den Apfel. Der Fremde hat eine Narbe ĂŒber dem Auge, die seine rechte Braue spaltet. Mit einem Mal weiß Paco auch, wer der Mann ist. Es war noch, als die Eltern lebten, er hatte Fieber und lag im Bett, der Mann holte Plakate vom Vater. Plakate mit dem Bild Allendes. Er klebte sie vor der Wahl an die HĂ€userwĂ€nde. Der Vater rief ihn Julio. Kinder laufen vor ihnen her und jagen eine Ratte. Staub und LĂ€rm fĂŒllen die Gasse. „Wie lebst du?“, fragt Julio. „Wie alle“, sagt Paco. Was soll er antworten auf solch eine Frage? „Wer ernĂ€hrt dich?“ „Ich suche mir was.“ „Und heute?“, fragt Julio. Paco zeigt auf den Apfel. Sie verlassen die Siedlung. Die Straße fĂŒhrt zu einem Park. Er liegt wie ausgestorben, nur ein Bettler lĂ€uft an ihnen vorbei, er hat auf einer Bank geschlafen. „Ich habe dich beobachtet“, sagt Julio. Paco runzelt die Stirn. Was gibt es an ihm Besonderes? Ein Junge ohne Eltern. Tausende leben wie er in Santiago seit dem Tod Allendes. In Pacos Siedlung allein fĂŒnfzig. Vielleicht sogar mehr. Neue kommen hinzu; andere verschwinden, als hĂ€tte sie die Nacht verschluckt. „Wir mĂŒssen jemanden nach Argentinien bringen“, sagt Julio, „durch das Land und ĂŒber die Anden, einen Freund deines Vaters. Er war im GefĂ€ngnis. Sie schlugen ihn blind. Es ist uns gelungen, ihn herauszuholen, und er braucht einen Lotsen, einen, der wenig auffĂ€llt, einen Jungen, klug und ohne Angst.“ Die Gedanken wirbeln in Pacos Kopf. „Überschlafe es“, sagt Julio, „wenn sie euch fassen 
“ Paco nickt. „Ich komme morgen wieder“, sagt Julio. Paco sieht ihn Ă€ngstlich an. Wenn Julio nicht wiederkommt? Doch dessen Hand ruht schwer auf seiner Schulter, wie ein Versprechen. In dieser Nacht kann Paco kaum schlafen. Von riesigen Bergen trĂ€umt er, den Schneegipfeln der Anden. Bis in die Wolken sollen sie ragen, nicht mal ein Kondor fliegt so hoch. Wie können Menschen ĂŒber diese Berge gehn, ein Junge und ein Blinder? Sehr frĂŒh ist Paco im Park bei den Pinien. Und plötzlich steht Julio hinter ihm. „Du hast es ĂŒberschlafen?“ Paco nickt, aber ein Kloß sitzt in seinem Hals. Julio ahnt, was Paco denkt. „Du wirst Sardo kennenlernen“, sagt er, „den Blinden. Er entscheidet als Letzter. Sein Leben hĂ€ngt von dir ab.“ Paco und Julio gehen in das Hafenviertel. Die Gassen kennt Paco nicht, eng und verwinkelt. Sie stehen in einem schmalen Flur. Dreimal klopft Julio. Eine TĂŒr öffnet sich, und sie treten in einen niedrigen Raum, der nur ein winziges Fenster dicht unter der Decke hat. Paco sieht einen kleinen schmĂ€chtigen Mann mit einem faltigen, zernarbten Gesicht, So alt, wie er aussieht, wird er nicht sein, obwohl er schon grau ist und ihm ZĂ€hne fehlen, fast alle. Der Mann gibt ihm die Hand, ihr Druck ist fest und verrĂ€t Kraft.“ 1991 erschien beim Hoch-Verlag „Gritta von Rattenzuhausbeiuns - vom Rattenschloss“ von Christa KoĆŸik, in dem die Autorin den MĂ€rchenroman „Das Leben der HochgrĂ€fin Gritta von Rattenzuhausbeiuns“ von Gisela und Bettina von Arnim fĂŒr junge Leser sehr frei nacherzĂ€hlt: Gritta, Tochter des Hochgrafen Rattenzuhausbeiuns, wird von ihrer Stiefmutter in eine dunkle Klosterschule gesteckt. Zum GlĂŒck aber gelingt es der kleinen GrĂ€fin, zusammen mit anderen SchĂŒlerinnen auszubrechen. Dass alles ein gutes Ende nimmt und dass auch die sensationelle Thronrettungsmaschine, die Grittas Vater erfunden hat, ein voller Erfolg wird, daran sind nicht zuletzt Grittas vierbeinige Freunde, die Ratten, beteiligt. Nach einem ebenfalls von Christa KoĆŸik geschriebenen Drehbuch wurde das Buch von der DEFA verfilmt. Aber begeben wir uns doch gleichmal in das Erste Kapitel und in das Rattenschloss: „Es war einmal... Ja, es war wirklich einmal, hundert oder zweihundert Jahre ist es her, da lebte in dem alten Schloss der Grafen von Rattenzuhausbeiuns ein MĂ€dchen. Sie hieß Gritta. Gritta lebte dort allein mit ihrem Vater, dem Hochgrafen Freiherr Julius Ortel von Rattenzuhausbeiuns und dem alten Diener MĂŒffert, der aus Mitleid im Schloss geblieben war. Denn der Hochgraf Julius Ortel verarmte immer mehr. Regieren war nicht seine StĂ€rke. Als er jung war, hatte ihn sein Vater auf einige Belehrungsreisen geschickt. Er sollte lernen, wie man seine Untertanen streng beherrscht. Aber diese Reisen waren umsonst gewesen. Hochgraf Julius Ortel brachte es einfach nicht ĂŒbers Herz, die Bauern fĂŒr sich arbeiten zu lassen und ihnen hohe Steuern abzupressen. Doch mit Lust hatte er das Maschinen-Werkwesen studiert, und auf diesem Gebiet brachte er es zu einigen Erfolgen. Er erfand zum Beispiel eine Haferschneidemaschine fĂŒr seine Bauern, die ihm aus Dankbarkeit dafĂŒr zeitlebens den Hafer lieferten. Dann erfand er noch ein Fern SprachgerĂ€t, genannt Bellophon, eine Wasseruhr, die leider tropfte und immer nachging, und ein hölzernes Fahrrad. Und seit sieben Jahren baute er an einer mĂ€chtig-gewaltigen Maschine: einer Thronrettungsmaschine fĂŒr seinen König. Denn der König, im Volke König GĂ€nserich genannt, bangte immerzu um sein Leben. Das hatte wohl seine GrĂŒnde, denn ein guter und gerechter König war er nicht, sondern eher faul, gefrĂ€ĂŸig und sehr Ă€ngstlich. Die Angst um sein Leben ließ ihn wenig Schlaf finden, und so hatte er im Lande ausrufen lassen, wer ihm eine Thronrettungsmaschine baut, der soll reich belohnt werden: mit dem Maschinenwerks-Orden erster Klasse und mit einem Sack GoldstĂŒcke. Hochgraf Julius Ortel baute nun schon das siebente Jahr an dieser merkwĂŒrdigen Rettungsmaschine. DafĂŒr hatte er einen Teil der Möbel verkauft, die Teppiche, Pferde, Kutschen und das gute Porzellan. Andere Möbel wie StĂŒhle, Tische, BĂ€nke hatte er zersĂ€gt. Alles fĂŒr diese, wie er sie selber nannte, mĂ€chtig-gewaltige Maschine. Das Schloss Rattenzuhausbeiuns, das hoch auf einem Berge lag, wie die meisten Schlösser, verfiel immer mehr. Die TĂŒrme wackelten, die Mauern bröckelten, die SĂ€le und Zimmer waren voller Staub, so dass man immer niesen musste. Ging man durch die halbleeren RĂ€ume, konnte es sein, dass man ĂŒber dĂŒrre HĂŒhner, MĂ€use und Ratten stolperte. Die Ratten waren aber von der ansehnlichen Sorte und sahen nicht hĂ€sslich oder gar ekelhaft aus. Nein, nein. Ihr dichtes Fell war brĂ€unlich und schwarzweiß gescheckt. Zutraulich waren sie und von einer gewissen Klugheit und glichen freundlichen MĂ€usen oder Hamstern. In den Abendstunden, wenn die Berge vom matten Schimmer der untergehenden Sonne bestrahlt wurden, da regte sich ein seltsames Leben im Schloss. Es war ein Gewimmel von kleinen und großen Grauröcken. Sie balancierten munter auf den Dachbalken, den SĂ€ulen und SchrĂ€nken herum, krochen in den Kamin oder versammelten sich auf der Fensterbank. Eine Rattenmutter mit sieben Kleinen lehrte ihre Kinder auf dem Seil zu tanzen, ein Rattenvater gab seinen Kindern Unterricht im Klettern. Kurzum, diese muntere Rattenschar belebte das Schloss auf gemĂŒtliche Art und Weise, und keiner der drei Bewohner fĂŒrchtete sich vor ihnen. Es waren wirklich freundliche Hausgenossen. Allerdings benagten sie alles, was ihnen vor die langen ZĂ€hne kam: Stoffe, Möbel, Papier und sogar das Familienwappen war vor ihnen nicht sicher. Die Leute in der Umgebung nannten das merkwĂŒrdige Schloss einfach das Rattenschloss. Aber sie sagten es mit freundlicher Zuneigung. Die Dienerschaft hatte nach und nach das Schloss verlassen, und so lebten dort oben nur noch der Hochgraf Julius Ortel, die kleine Gritta und der alte treue Diener MĂŒffert in fröhlichem Einvernehmen miteinander. Der alte MĂŒffert war, wie schon gesagt, aus Mitleid geblieben. Er diente als Koch und Leibdiener, als TurmwĂ€chter und Hofmeister. Nach dem Tode der jungen GrĂ€fin Amalia kĂŒmmerte er sich herzlich um die kleine Gritta, die ohne Mutter aufwachsen musste. Gritta zĂ€hlte jetzt zehn Jahre. Sie war ein fröhliches, anmutiges und sehr kluges MĂ€dchen. Klug war sie durch die vielen BĂŒcher geworden, die sie im Laufe ihres jungen Lebens schon gelesen hatte. Lesen war ihre LieblingsbeschĂ€ftigung, und sie verbrachte ganze Tage und lange Abende in der Schlossbibliothek im Turm. Dort standen in den hohen Regalen, die man mit einer kleinen Leiter erreichen konnte, alte dicke BĂŒcher, in Leder gebunden. Manche waren so groß, dass man die Buchseiten mit beiden Armen umschlagen musste. BlĂ€tterte man in den BĂŒchern, stiegen Staubwolken auf, und allerlei kleines Getier, wie Motten, MĂŒcken und BĂŒcherwĂŒrmer aus dem vorigen Jahrhundert kamen ans Licht. Gritta las und las, und ihre Wangen röteten sich, und sie vergaß Zeit und Raum beim Lesen. Ja, sie verschlang die BĂŒcher geradezu. Sie wirkten wie ein Zauber, und die Gestalten aus fernen Jahrhunderten rĂŒckten ganz in Grittas NĂ€he und wurden lebendig. Zum Beispiel die GrĂ€fin BĂ€rwalda, die vor Zeiten in diesem Schloss gewohnt hatte. Sie war ihrem Geliebten in den Krieg nachgezogen, weil sie ohne ihn nicht leben konnte. Sie wollte ihn retten und verkleidete sich als junger Mann. So ritt sie auf das Schloss des feindlichen Königs, und mit einer List sperrte sie diesen drei Tage in den Schrank ein und forderte, dass er den Krieg beende. So geschah es dann auch.“ Erstmals im Jahre 2000 erschien im Kröger-Vertrieb Cottbus der Science-Fiction-Roman „Saat des Himmels“ von Alexander Kröger. Dem E-Book liegt die 2. ĂŒberarbeitete Auflage zugrunde, wie sie 2011 im Projekte-Verlag Cornelius Halle veröffentlicht worden war: Vor etwa 2000 Jahren landen Außerirdische im Nahen Osten auf der Erde und erforschen die „Zivilisierten“, die sie dort vorfinden. Sie sind sich uneins in der Frage, ob man auf diese Primitiven nicht doch ein wenig Einfluss nehmen sollte, um sie auf den rechten Weg in eine Welt des Friedens zu bringen. Die Expeditionsleitung hat jeden Eingriff strikt verboten. Aber drei von ihnen zeugen heimlich zwei von ihnen genmanipulierte Menschen. Joshua wird von einer Jungfrau geboren und ihr Mann Jossip erkennt den Sohn der Götter an. Und jetzt reisen wir einfach mal etwa 2000 Jahre zurĂŒck: „Der muss total ĂŒbergeschnappt sein!“ Der 21.VomBergo stellte es Ă€rgerlich fest. Beim heftigen, schrĂ€gen Aufsetzen des Landers war er, wie die 17.AusGarmi auch, trotz des Haltefeldes beinahe aus der Sitzmulde gerutscht. Nur bei ihm wirkte eine grĂ¶ĂŸere Masse, sodass die Sicherungsgurte mehrere WĂŒlste aus seinem Körper pressten. Er glitt mĂŒhsam zurĂŒck, stĂŒlpte den Mund hervor und schlĂŒrfte hörbar Odem. Dann reckte er sich, fuhr den Sehkopf aus und Ă€ugte durch das Seitenfenster. „Gar kein Grund fĂŒr das blöde Manöver; völlig eben das GelĂ€nde.“ „Auf meiner Seite stecken wir in einem - na, bizarren GestrĂŒpp, wahrscheinlich solche BiostationĂ€re“, vermutete die 17.AusGarmi. „AmUlzo wird wohl absichtlich ..., um uns zu tarnen, möcht’ ich meinen.“ „Quatsch! Weswegen sollten wir uns verstecken? Hier gab es weit und breit keinerlei Rotreflexe. Von diesen Biomobilen keine Spur.“ „In der langen Zeit, die wir hier sind, werden natĂŒrlich welche auftauchen und den Lander entdecken.“ „Und, was glaubst du, könnten sie damit anfangen - meinst, das bisschen GestrĂŒpp schĂŒtzte uns genĂŒgend?“ Er drehte den Sehkopf zum linken Fenster. „Wir mĂŒssten den Schild ...“ „Und die Energie ...?“ „Dann eben noch besser - die da draußen annullieren!“ „Das sĂ€he dir Ă€hnlich - immerhin sind Primaten darunter.“ „Na und? Primitivlinge!“ Durch die Röhre glitt, aus dem Leitstand kommend, der 16.AmUlzo, stabilisierte sich und sagte: „Da wĂ€ren wir.“ „Das war eine ausgesprochene Glanzleistung“, brummte VomBergo. AmUlzo schĂŒttelte den Sehkopf. „Ging nicht anders. Wir haben das Zeug erst im letzten Augenblick gesehen. Es ist nur eine kleine FlĂ€che, eine Art Insel in der Öde.“ „Wir wĂ€ren auch ohne dieses ... Ach, pfeif drauf!“ VomBergo reagierte nach wie vor gereizt. „Wir hatten Order.“ „Meinetwegen!“ VomBergo formte gleichgĂŒltiges Abwinken, schluckte Odem und fuhr den Sehtentakel ein. „Es wĂ€re an der Zeit, dass ihr euch wieder vertragt“, mahnte AusGarmi. „Wir werden aufeinander angewiesen sein.“ Sie bekam keine Antwort. AmUlzo wedelte unbestimmt mit dem Sehtentakel. Aus der Zentrale kommend informierte die 8.VonEtali: „Befehl vom AllbevollmĂ€chtigten:“ Ihre Augen wandten sich AmUlzo zu. „Alle, die den Erkundungstrupps angehören, gehen feminin.“ „Warum denn das?“, fragte der Angesprochene Ă€rgerlich ĂŒberrascht. „Er meint, es wird strapaziös, und das Weibliche ist halt - belastungsfĂ€higer.“ Sie lĂ€chelte. „Du liebe Zeit!“ „Die Temperatur draußen ist zwölf Strich ĂŒber normal.“ AmUlzo sog schlĂŒrfend an seinem OdembehĂ€lter. „Sonst wĂ€re ich ja ganz gern einmal feminin ...“, sagte er anzĂŒglich, „aber nicht unbedingt wegen zwölf Strich ĂŒber normal.“ „Mist“, fluchte VomBergo. Er lag apathisch in seiner Mulde und rĂŒhrte sich nicht. „Schade um den Tag. Scheißwandlung!“ „Na“, beschwichtigte VonEtali, „du wirst es schon ĂŒberstehen.“ „Du hast leicht reden, dich betrifft es ja nicht!“ „Diesmal nicht - vielleicht ... Vielleicht hast du Lust, eine Weile - feminin zu bleiben?“ Sie blinzelte ihn an. Aber VomBergo sah es nicht; er hielt die Augen geschlossen. „Gönnt einem aber rein gar nichts, der Alte, nicht?“, scherzte VonEtali. AmUlzo blickte verdutzt. „Es hĂ€tte ja sein können, dass wir beide ...“ „Ist ja noch nicht aller Tage Abend“, flachste AmUlzo zurĂŒck. „Schließlich wird er ja die RĂŒckwandlung irgendwann gestatten mĂŒssen.“ „Und wenn ich dir zuvorkomme?“ „Das brĂ€chtest du fertig!“® ZurĂŒck ins 20. Jahrhundert. Erstmals 1973 veröffentlichte der MilitĂ€rverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin „Die Schneidereits“ von Heinz Kruschel: Nie hĂ€tte Jasper Schneidereit geglaubt, dass er in eine Situation geraten könnte, aus der er nur einen Ausweg sah: aufgeben. Immer war ihm alles mit Leichtigkeit geglĂŒckt, stets hatte er mit seinem Elan andere mitgerissen. Plötzlich sollte das anders sein? Dabei schmeichelte die neue Aufgabe seinem Ehrgeiz: Kommandant einer Panzerbesatzung! Doch es gibt von Anfang an Schwierigkeiten in der Besatzung Schneidereit. Jasper kommt mit den Soldaten einfach nicht zurecht. Er leidet unter der bedrĂŒckenden AtmosphĂ€re, grĂŒbelt ĂŒber Ursachen, verrennt sich, wird ungerecht. Auch Anke, sein MĂ€dchen, versteht ihn nicht mehr ... Erst nach und nach erkennt er: VerstĂ€ndnis lĂ€sst sich nicht erzwingen, und es ist schwerer, um den Menschen neben sich zu kĂ€mpfen als um die Note Eins auf der Übungsstrecke. Bevor es aber soweit ist, treffen wir den Helden des Buches und seine Anke auf einem Sammelplatz vor dem Bahnhof: „Jasper Schneidereit stand mit dem RĂŒcken an die helle, sonnenbeschienene Mauer gelehnt und sah Anke an. Sie umspannte mit ihren festen HĂ€nden seinen Nacken und fragte: „Kommt Vater nicht?“ Es ging auf elf Uhr. Immer mehr Menschen kamen auf den Platz, junge MĂ€nner, die kleine Koffer trugen und von MĂŒttern und MĂ€dchen begleitet wurden; selten war ein Ă€lterer Mann zu sehen. Stimmengewirr erfĂŒllte den Platz, von dem aus im Sommer die Ferienbusse der Kinder abfuhren. Die Menschen unterhielten sich lebhaft, eine Kapelle spielte von Zeit zu Zeit MĂ€rsche. Einige Kinder standen vor den BlĂ€sern, anscheinend als einzige Zuschauer gefesselt von der lauten Musik, pressten die FĂ€uste gegen die Ohren, lockerten sie wieder, schlossen sie mit den HandflĂ€chen und freuten sich ĂŒber den Effekt der auf- und abschwellenden Töne. Jasper antwortete: „Warum sollte er kommen? Ich habe mich zu Hause von ihm verabschiedet, meine GĂŒte, ich fahre ja nur achtzig Kilometer weit, nicht wahr?“ „FĂŒr mich ist das weit, und es ist auch eine lange Zeit. Oder etwa nicht?“ Ihre Stimme klang rau. „Es ist nicht weit. Du hast zu tun. Und wir werden uns sehen. Werde nicht sentimental, Anke, das passt nicht zu dir.“ „Zu Befehl. Du weißt ja ganz genau, was zu mir passt.“ „Ja. genau.“ Er dachte: Mir fĂ€llt immer wieder auf, dass das Weiß um die grĂŒne Iris ihrer Augen leicht blĂ€ulich schimmert, ohne jede rote Ader, ganz klar wie bei einem Kinde. „Und was passt zu mir?“ „Dein Haar und deine Stimme und deine Haut und dass wir heiraten und am Rande der Stadt in einem Hochhaus wohnen werden, wo du bei klarem Wetter die blauen Berge sehen kannst.“ „Gut. Und du wirst auch an der Hochschule studieren, wir werden beide in einem Betrieb an einem Projekt arbeiten. Das ist alles ganz klar, was?“ „Ja. Und du solltest von der Hochschule aus schon eine Wohnung anmelden.“ Einen Augenblick blieb sie still, als lauschte sie dem Klang seiner Worte nach. Dann kĂŒsste sie ihn. Das war der Abschied. Anke wĂŒrde anschließend, gleich von hier aus, in die Hochschule gehen und sich still in die Vorlesung schmuggeln und wochenlang an den langen Winterabenden lernen, prĂŒfen, rechnen und manchmal einen Brief schreiben und von ihm trĂ€umen. Wie viele MĂ€dchen tun das. Wenn die Kapelle eine Pause einlegte, verschmolzen die GerĂ€usche auf dem Bahnhofsvorplatz zu einem lauten Summen. Mal war ein Ruf zu hören: „Wo ist denn Finsterleben?“ Dann hob sich ein Schild aus der Menge und wurde geschwenkt. „Hier, Kumpel! Du fehlst uns noch in der Sammlung!“ Jasper erwiderte den Kuss. Die Finger seiner rechten Hand spielten mit ihrem offenen Haar. Neben ihnen stand ein breitschultriger Bursche mit blondem, langem Haarschopf und sagte zu einem Mann in Eisenbahneruniform: „Man mĂŒsste stoppen, wie lange die sich knutschen, Lotti wĂ€re bestimmt auch gekommen, aber sie hat heute Schicht, Lotti ist schon in Ordnung ...“ „Klar“, sagte der Eisenbahner, „nun mach uns keine Schande, Franz, du bist ein Bolzer, du kannst, wenn du willst, das weißt du genau. Hau nicht ĂŒber die StrĂ€nge, darin verstehen sie keinen Spaß bei der Fahne. Wir waren doch eine Truppe, die zusammenhielt und in der sich einer auf den anderen verlassen konnte, und du kommst wieder in eine Truppe, verstehst du, im Prinzip ist da kein Unterschied.“ „Ist ja gut“, sagte Franz. Er hörte nur halb zu. Der Brigadier könnte seine Belehrungen lassen oder wenigstens leiser agitieren. Anke machte sich los. Sie fing den Blick des Blonden auf und zwinkerte ihm zu. „Hast du gesehen?“, fragte Franz den Eisenbahner. „Du bist wĂŒtend, weil Lotti nicht da ist. Du bist wĂŒtend, weil du deine langen Haare bald los sein wirst. Du bist wĂŒtend, weil du dein Motorrad nicht mitnehmen darfst ...“ „Quatsch. Es könnte losgehen. Ist ja blöde, hier herumzustehen und zu warten. Vergiss nicht, meine Fische regelmĂ€ĂŸig zu fĂŒttern, bloß nicht zu viel, sonst verdirbt das Wasser ...“ Die Gesichter der jungen MĂ€nner zeigten Erwartung. Alle kannten die Armee durch Freunde. Sie hatten Artikel gelesen, Reportagen im Fernsehen miterlebt, waren in der GST gewesen. Aber nun betraf es sie selbst, sie wurden einberufen, taten gleichgĂŒltig und waren es eigentlich gar nicht. Sie waren voller Erwartung: Der Freund hat ĂŒbertrieben, die Reportagen waren vielleicht schöngefĂ€rbt — was erwartet uns?“ So, das wĂ€ren die insgesamt sechs Angebote der aktuellen Deals der Woche, die bis zum 29. Dezember die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 22.12.17 – Freitag, 29.12.17) zu stark reduzierten Preisen zu haben sind. Und jetzt noch ein paar Informationen zu dem eingangs versprochenen Weihnachtsgeschenk, das vom 25. Dezember bis zum 28. Dezember kostenlos bestellt werden kann. Nur als E-Books und nur bei der EDITION digital sind die BĂŒcher der Zeitreisenden-Reihe von Hardy Manthey zu haben, deren 1. Teil „Vom 22. Jahrhundert zurĂŒck in das antike Karthago“ zunĂ€chst 2011 in einer 1. Auflage und dann 2015 in einer 2., stark ĂŒberarbeiteten Auflage erschien: Das E-Book beschreibt die atemberaubenden Abenteuer einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in MĂŒnchen erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stĂŒrzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse in diesem Roman und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden mĂŒssen. Maria Lindström ĂŒberlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde – allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos ĂŒberleben wird. Doch genau dieses Wissen ĂŒber die Zukunft der Stadt setzt sie fĂŒr ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu ĂŒbermitteln? Das Buch schildert die Ereignisse ĂŒberaus spannend und macht sĂŒchtig auf die weiteren Teile. Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark ĂŒberarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berĂŒcksichtigt. NĂ€here AufschlĂŒsse, wie es ĂŒberhaupt zu diesen Geschichten kann, das lĂ€sst sich dem Vorwort zu dem ersten Teil der Zeitreisenden-Saga entnehmen, die sich lĂ€ngst zu einem Bestseller im Programm der EDITION digital entwickelt hat. Und hier ist es: „Vorwort Bevor ich dem geneigten Leser meinen Roman zumute, bedarf es wohl einiger klĂ€render Worte zur Entstehung dieses spannenden Titels ĂŒber die Zeitreisende. Denn der Anlass meines Buches ist nicht weniger abenteuerlich als die Geschichte, die ich Ihnen in meinem Roman erzĂ€hlen werde. Alles begann mit jenem denkwĂŒrdigen Tage im Jahre 2004 direkt an der Cheopspyramide. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt ein hoffentlich normaler Mann, der gerne spannende Romane las und sich brennend fĂŒr Geschichte interessierte. Meine Vorliebe fĂŒr die Vergangenheit hat mir nicht nur eine kleine Bibliothek beschert, sondern mich auch auf meinen zahlreichen Reisen an viele geschichtstrĂ€chtige Orte gefĂŒhrt. Bei allem Interesse fĂŒr Geschichte und ihre oft dramatischen Ereignisse suchte ich, alles aus dem rationalen wissenschaftlichen Standpunkt zu betrachten und mir auch so zu erklĂ€ren. Selbst die Religionen und Mythen des Altertums hatten nur wissenschaftlich betrachtet einen Platz in meiner Gedankenwelt. Die Idee, selbst Geschichten oder gar Romane zu schreiben, kam mir dabei nie. Lieber telefonierte ich, statt mĂŒhselig lange Briefe zu verfassen. Das alles stimmte bis zu diesem denkwĂŒrdigen Tag im September des Jahres 2004 auch. Nun also stand ich mit meiner Frau an diesem frĂŒhen Morgen vor der Cheopspyramide und war wie schon beim ersten Besuch von diesem Bauwerk ergriffen. Ich berĂŒhrte einen dieser Quader und spĂŒrte ein Kribbeln in den HĂ€nden, gerade so, als seien sie eingeschlafen. Nun weiß ich nicht, ob das ĂŒberhaupt hierher gehört. Das können Sie hinterher fĂŒr sich selbst entscheiden. Ich schĂŒttelte meine HĂ€nde, das Kribbeln ließ langsam nach und ich konnte meinen Spaziergang um die Pyramiden fortsetzen. Doch jetzt meldete sich in mir ganz aus der Tiefe eine weibliche Stimme, die mir sagte, dass ich von nun an einen Auftrag zu erfĂŒllen hĂ€tte. Ich konterte, ja, wir Menschen mĂŒssen doch immer einen Auftrag erfĂŒllen, und ignorierte einfach die immer schwĂ€cher werdende Stimme. Die Fahrt zurĂŒck zu unserem Hotel in Hurgada dauerte ĂŒber sieben Stunden. Ich verfiel in eine Art Halbschlaf. Plötzlich tauchte vor mir eine wunderschöne Frau auf und plauderte munter drauf los. Sie brauche mich, behauptete sie kĂŒhn. Ich hĂ€tte den Auftrag, ihre Abenteuer niederzuschreiben. Sie duldete keinen Widerspruch und begann sofort, mir ihre Geschichte zu erzĂ€hlen. Eine Vollbremsung holte mich zurĂŒck in die RealitĂ€t. Etwas verdattert schaute ich mich um und dachte nur: „Wow, was fĂŒr ein verrĂŒckter Traum!“ Vor allem konnte ich mich an jede Einzelheit klar erinnern. So etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Meine TrĂ€ume waren sonst bei mir nur undeutliche Erinnerungsfetzen. FĂŒr eine Stunde hielt ich mich wach. Als es draußen dunkel wurde, siegte erneut die MĂŒdigkeit. Sobald ich die Augen schloss, war diese Frau wieder da und erzĂ€hlte ihre Geschichte unbeirrt weiter. Ich protestierte und sagte ihr, dass ich als Mann doch nicht ĂŒber eine Frau schreiben könne. „Das geht doch nicht!“ Sie erwiderte, gerade weil ich ein Mann sei, mĂŒsse ich ihre Erlebnisse niederschreiben. Ich mĂŒsse mich auch einfach nur an ihre ErzĂ€hlung halten. Denn nur ein Mann habe den nötigen gesunden Abstand, der fĂŒr ihre wahrlich abenteuerliche Geschichte notwendig sei. Sie behauptete, dass besonders Frauen gerne dazu neigen, sich einmal erlebte schlimme Dinge am Ende schönzureden. Das wolle sie aber nicht. „Ihr MĂ€nner seid dagegen oft schön brutal realistisch.“ Ich solle mich also nicht stĂ€ndig herausreden und in Zukunft lieber aufmerksam zuhören, belehrte sie mich erneut. So gab ich mich geschlagen und wurde beinahe eins mit ihr. Denn diese Frau lĂ€sst mich bis heute nicht mehr los. Wenn ich jetzt schreibe, genĂŒgt etwas Konzentration und schon kann ich loslegen. Mit ihr bin ich in ferne Welten gereist und habe oft Raum und Zeit durchbrochen. Siebzehn dicke BĂŒcher sind so schon bis heute entstanden. Ich weiß noch nicht, wann es ein Ende geben wird. Das werden Sie als Leser sicher auch mit entscheiden! Aber vielleicht ist sie eines Tages einfach weg. So weg, wie sie damals gekommen ist? Ich habe mich auch oft schon gefragt, warum es ausgerechnet eine Zeitreisende sein musste. Warum ist es kein Mann, der durch Raum und Zeit reisen kann? Ein Mann, ein wahrer Held, eben ein ganzer Kerl, der all diese Abenteuer bestehen muss. Ich habe diese Variante fĂŒr mich auch schon durchgespielt. Schon allein aus SolidaritĂ€t zu meinem Geschlecht. Was soll angeblich diese Frau besser können als ein Mann? Doch mein Wunschheld war schon an den ersten Abenteuern in der Antike klĂ€glich gescheitert. Die Natur des Mannes erlaubt es in vielen Situationen einfach nicht, sich kampflos zu unterwerfen. Sich gar wie unsere Heldin oft ganz aufzugeben, fĂ€llt jedem Mann unglaublich schwer. Sich wie unsere Protagonistin unter Zwang zu prostituieren, ist doch die brutalste Form der Selbstaufgabe. Oder etwa nicht? Selbst die modernen Waffen könnten einen mĂ€nnlichen Helden nicht lange vor den Gefahren beschĂŒtzen. Auch ein Recke braucht mal etwas Schlaf. Wenn ich also mit meiner Hauptfigur glaubwĂŒrdig bleiben wollte, mĂŒsste ich sie am Ende doch viel zu frĂŒh opfern. Schade, aber leider wahr. Meine Heldin dagegen hat wahrlich viele Fehler gemacht, aber nie wirklich um jeden Preis gekĂ€mpft. Ehre, Ruhm oder gar Macht waren ihr nie wichtig. Nur fĂŒr die Liebe und fĂŒr ihre Kinder kĂ€mpfte sie bis zur Erschöpfung. Das ist das Geheimnis ihres Erfolges bis heute, glaube ich. Das ist eben das Naturwunder Frau! Folgen Sie also dieser Frau auf ihren vielen Abenteuern durch Raum und Zeit. Ich wĂŒnsche Ihnen dabei gute Unterhaltung! Hardy Manthey“ Diesem Wunsch des Autors können wir uns nur anschließen und fĂŒgen noch ein herzliches „Fröhliche Weinachten!“ hinzu. Und hoffentlich finden Sie ĂŒber die bevorstehenden Feiertage auch ein bisschen Zeit zum Lesen. GenĂŒgend Auswahl haben Sie ja 
 Und falls Ihnen aus irgendeinem Zufall die „Bad Wilsnacker Zeitung“ vom 30. September und vom 3. Oktober 1931 in die HĂ€nde fallen sollte, dann sagen Sie uns Bescheid. Man kann ja nie wissen, was alles passiert. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3885 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books BĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Reisen durch Raum und Zeit und nach anderswo, drei TagebĂŒcher und ein Kriminalfall auf dem Jakobsweg – Sieben E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Reisen und Erinnerungen. So könnte man vielleicht die beiden zentralen Themen dieser sieben Deals der Woche beschreiben, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 09.06. – Freitag, 16.06.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. In mehreren FĂ€llen stehen die Reisen im Vordergrund, manchmal eher die Erinnerungen und nicht selten geht beides zusammen. Manchmal sind konkrete Orte das Ziel, manchmal geht es wie bei der Buchreihe von Hardy Manthey um Reisen durch Raum und Zeit, und manchmal sind es wie bei Uwe Berger und bei Elisabeth Schulz-Semrau RĂŒckbesinnungen auf eine schon weit zurĂŒckliegende oder auf eine kĂŒrzere Zeit zurĂŒckliegende Vergangenheit. Kein Wunder, dass mehrere der diesmal angebotenen BĂŒcher TagebĂŒcher sind oder in Tagebuchform verfasst worden sind. Und einmal geht es um Gold, um einen schier unermesslichen Goldschatz, der vor langer, langer Zeit zusammengetragen wurde, aber bis in die Gegenwart wirkt. Mehr dazu im ersten Deal dieser Woche. Viel Spaß beim Lesen und Gute Reise! – durch Raum und Zeit. Es ist bereits seit lĂ€ngerer Zeit sein Thema. Intensiv und in mehreren BĂŒchern hat sich Ulrich Hinse mit dem Gold der Templer befasst – zumeist in historischen Romanen. Es gibt aber auch ein Buch, das in der Gegenwart spielt. 2013 legte der Autor bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe die KriminalerzĂ€hlung „Das Jakobsweg-Komplott“ vor: Mysteriöse Morde lassen die Pilger auf dem Jakobsweg von den PyrenĂ€en bis Santiago de Compostela erschaudern. ZufĂ€llig wurde einer der Pilger, der deutsche Kriminalhauptkommissar Raschke aus Mecklenburg-Vorpommern, Zeuge einer Tat. ZunĂ€chst scheint die Begegnung zufĂ€llig. Dann jedoch beginnt eine Mordserie, die parallel zur Pilgerwanderung des Polizisten geschieht. Auch auf Raschke, der offenbar als lĂ€stiger Zeuge beseitigt werden soll, werden AnschlĂ€ge verĂŒbt. FĂŒr die spanische Polizei wird der Deutsche zum Lockvogel, der sie zu den TĂ€tern fĂŒhren soll. Schon bald zeichnet sich ab, dass es bei den Morden um das verschwundene Gold der Templer geht und die Jagd nach dem Killer erst in Santiago de Compostela zu Ende sein könnte. Gelingt der spanischen Polizei rechtzeitig die Entlarvung der TĂ€ter und HintermĂ€nner oder schaffen es die einfallsreichen Mörder, den deutschen Pilger aus dem Weg zu rĂ€umen? Ein spannender Krimi ĂŒber den Jakobsweg und das Mysterium des Templerschatzes. Und so fĂ€ngt das Buch an: Mit Raschkes Ankunft in Pamplona: „Raschke stolperte. Um ein Haar wĂ€re er beim Aussteigen aus dem Zug mitsamt seinem Rucksack lang auf den Bahnsteig in Pamplona geschlagen. „Himmel, Arsch und Zwirn, das fĂ€ngt ja gut an“, fluchte er so laut, dass sich einige Reisende irritiert nach ihm umsahen, „das ist kein gutes Omen fĂŒr eine Pilgerwanderung.“ Gut fĂŒnf Stunden vorher hatte sein Flieger in Biarritz aufgesetzt. Bei der Landung war die Maschine ziemlich durchgeschĂŒttelt worden, weil ĂŒber den PyrenĂ€en und dem Badeort an der französisch-spanischen Grenze ein heftiges Gewitter tobte. Das Wetter lud nicht dazu ein, nach Saint Jean Pied de Port zu fahren, um dort mit der Pilgerwanderung zu beginnen, wie es viele seiner Mitreisenden taten. Aber das hatte er ohnehin nicht vorgehabt, sondern war mit der Bahn nach Pamplona gefahren. Jahre hatte er den Traum gehabt, einmal den berĂŒhmten Pilgerweg zu wandern. Jetzt war es endlich so weit. Ein Buch war es gewesen, das ihn hatte trĂ€umen lassen. Nicht das von Shirley McLaine, Paulo Coelho oder gar von Hape Kerkeling. Nein, ein Buch ĂŒber den geheimnisvollen Mönchsorden der Templer, der im Mittelalter von vielen Herrschern gefĂŒrchtet und wegen seiner ungeheuren ReichtĂŒmer beneidet wurde. Die Ritter hatten Burgen, Kirchen und eine Menge anderer Spuren hinterlassen, ĂŒber die jeder zwangslĂ€ufig stolpern musste, der ĂŒber den Camino de Santiago, wie man den Pilgerweg in Spanien nannte, zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Galizien, dem kĂŒhlen Nordosten Spaniens, wanderte. Fast achthundert Kilometer zu laufen, erforderte eine gute Vorbereitung und vor allem Zeit. Und genau die hatte der siebenundfĂŒnfzigjĂ€hrige Erste Kriminalhauptkommissar, Chef der Mordkommission in Rostock und vierfacher Großvater, bisher nicht gehabt. Der ĂŒbliche dreiwöchige Urlaub hĂ€tte nicht gereicht, um so weit zu wandern. Sechs Wochen, so hatte er sich ausgerechnet, wĂŒrde er brauchen. Mit seinen ĂŒber hundert Kilogramm Lebendgewicht war er kein geĂŒbter Wanderer und schon wĂ€hrend der Zeit seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei hatte er es verstanden, sich vor den dreißig Kilometer langen PflichtmĂ€rschen zu drĂŒcken. Er, der zu Hause selbst die kĂŒrzesten Strecken mit dem Auto fuhr. Gedankenverloren kraulte er seinen weißen Vollbart. Den hatte er sich extra wachsen lassen. Zu einem richtigen Pilger gehörte natĂŒrlich ein Vollbart, fand er. Als er seiner Frau von dem Vorhaben erzĂ€hlt hatte, konnte sie nur milde lĂ€cheln. Sie wusste aus mehr als dreißig Ehejahren wie sinnlos es war, ihren Mann von etwas abzuhalten, was er sich fest in den Kopf gesetzt hatte. Lediglich auf einem Handy hatte sie bestanden, um Verbindung halten zu können. Erst hatte er sich geweigert, eines mitzunehmen, dann aber zugestimmt, um sie zu beruhigen. Ganz anders seine Kinder. Opa pilgert, hatten sie spöttisch bemerkt, als sie von seinem Plan erfuhren. Er möge seinen Urlaub besser mit Mutti an der See verbringen oder eine Wellness-Kur machen, als allein durch Nordspanien zu laufen. Ruf uns an, wir holen dich ab, hatten seine Kollegen großzĂŒgig angeboten und hinter seinem RĂŒcken Wetten abgeschlossen, ob er eine oder zwei Wochen durchhalten wĂŒrde. Mehr wĂŒrde er auf keinen Fall schaffen und die meiste Zeit sowieso mit dem Bus, einem Taxi oder per Anhalter unterwegs sein. Aber Raschke hatte unbeirrt an seinem Plan gearbeitet. Immer wieder war er in Outdoor-LĂ€den gewesen, hatte sich zu WanderunterwĂ€sche, Socken und Oberbekleidung beraten lassen, ĂŒber die Notwendigkeit jedes einzelnen AusrĂŒstungsgegenstandes nachgedacht, Karten gekauft, PilgerfĂŒhrer studiert und sehr umsichtig seine AusrĂŒstung zusammengestellt. So war er schließlich auf knapp acht Kilo GepĂ€ck gekommen. Den orangefarbenen Rucksack hatte er wie alle anderen Pilger auf der RĂŒckseite mit einer Jakobsmuschel verziert. So erkannte man sich untereinander und war zudem fĂŒr jeden in Spanien als Pilger erkennbar. Seine knallrote Windjacke, ein breiter, heller Sonnenhut, ein so genannter Sombrero, gut eingelaufene Wanderstiefel, mit denen er ausgiebig an den Wochenenden trainiert hatte, zwei Wanderstöcke und, ganz wichtig, der Pilgerpass als Legitimation fĂŒr die Herbergen und Dokumentation seiner Reise beim PilgerbĂŒro in Santiago komplettierten seine AusrĂŒstung.“ Und dann passieren jede Menge Dinge, mit denen der Pilger Raschke nie gerechnet hĂ€tte 
 Geradezu Unglaubliches prĂ€sentiert auch Hardy Manthey in seiner Reihe „Die Zeitreisende“. Der erste Teil trĂ€gt den Titel „Vom 22. Jahrhundert zurĂŒck in das antike Karthago“ und wurde fĂŒr die 2. Auflage stark ĂŒberarbeitet. Das E-Book beschreibt die atemberaubenden Abenteuer einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist: Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in MĂŒnchen erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stĂŒrzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse in diesem Roman und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden mĂŒssen. Maria Lindström ĂŒberlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde – allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos ĂŒberleben wird. Doch genau dieses Wissen ĂŒber die Zukunft der Stadt setzt sie fĂŒr ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu ĂŒbermitteln. Das Buch schildert die Ereignisse ĂŒberaus spannend und macht sĂŒchtig auf die weiteren Teile. Der Autor hat seinem Buch ĂŒbrigens einen wichtigen persönlichen Hinweis beigegeben: „Ich widme dieses Buch meiner Frau, die mir Mut machte, meine persönlichen Aufzeichnungen zu veröffentlichen und die fĂŒr mein zeitintensives Hobby VerstĂ€ndnis aufbringt.“ Und im Unterschied zur sonstigen Verfahrensweise wollen wir hier keinen Ausschnitt aus dem Buch selbst zur Kenntnis geben, sondern das aufschlussreiche Vorwort des Verfassers. Wie ist es eigentlich zu dieser Reihe gekommen? Was hat es damit Geheimnisvolles auf sich? Aber lesen Sie selbst: „Bevor ich dem geneigten Leser meinen Roman zumute, bedarf es wohl einiger klĂ€render Worte zur Entstehung dieses spannenden Titels ĂŒber die Zeitreisende. Denn der Anlass meines Buches ist nicht weniger abenteuerlich als die Geschichte, die ich Ihnen in meinem Roman erzĂ€hlen werde. Alles begann mit jenem denkwĂŒrdigen Tage im Jahre 2004 direkt an der Cheopspyramide. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt ein hoffentlich normaler Mann, der gerne spannende Romane las und sich brennend fĂŒr Geschichte interessierte. Meine Vorliebe fĂŒr die Vergangenheit hat mir nicht nur eine kleine Bibliothek beschert, sondern mich auch auf meinen zahlreichen Reisen an viele geschichtstrĂ€chtige Orte gefĂŒhrt. Bei allem Interesse fĂŒr Geschichte und ihre oft dramatischen Ereignisse suchte ich alles aus dem rationalen wissenschaftlichen Standpunkt zu betrachten und mir auch so zu erklĂ€ren. Selbst die Religionen und Mythen des Altertums hatten nur wissenschaftlich betrachtet einen Platz in meiner Gedankenwelt. Die Idee, selbst Geschichten oder gar Romane zu schreiben, kam mir dabei nie. Lieber telefonierte ich, statt mĂŒhselig lange Briefe zu verfassen. Das alles stimmte bis zu diesem denkwĂŒrdigen Tag im September des Jahres 2004 auch. Nun also stand ich mit meiner Frau an diesem frĂŒhen Morgen vor der Cheopspyramide und war wie schon beim ersten Besuch von diesem Bauwerk ergriffen. Ich berĂŒhrte einen dieser Quader und spĂŒrte ein Kribbeln in den HĂ€nden, gerade so, als seien sie eingeschlafen. Nun weiß ich nicht, ob das ĂŒberhaupt hierher gehört. Das können Sie hinterher fĂŒr sich selbst entscheiden. Ich schĂŒttelte meine HĂ€nde, das Kribbeln ließ langsam nach, und ich konnte meinen Spaziergang um die Pyramiden fortsetzen. Doch jetzt meldete sich in mir ganz aus der Tiefe eine weibliche Stimme, die mir sagte, dass ich von nun an einen Auftrag zu erfĂŒllen hĂ€tte. Ich konterte, ja, wir Menschen mĂŒssen doch immer einen Auftrag erfĂŒllen und ignorierte einfach die immer schwĂ€cher werdende Stimme. Die Fahrt zurĂŒck zu unserem Hotel in Hurgada dauerte ĂŒber sieben Stunden. Ich verfiel in eine Art Halbschlaf. Plötzlich tauchte vor mir eine wunderschöne Frau auf und plauderte munter drauf los. Sie brauche mich, behauptete sie kĂŒhn. Ich hĂ€tte den Auftrag, ihre Abenteuer niederzuschreiben. Sie duldete keinen Widerspruch und begann sofort, mir ihre Geschichte zu erzĂ€hlen. Eine Vollbremsung holte mich zurĂŒck in die RealitĂ€t. Etwas verdattert schaute ich mich um und dachte nur: „Whow, was fĂŒr ein verrĂŒckter Traum!“ Vor allem konnte ich mich an jede Einzelheit klar erinnern. So etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Meine TrĂ€ume waren sonst bei mir nur undeutliche Erinnerungsfetzen. FĂŒr eine Stunde hielt ich mich wach. Als es draußen dunkel wurde, siegte erneut die MĂŒdigkeit. Sobald ich die Augen schloss, war diese Frau wieder da und erzĂ€hlte ihre Geschichte unbeirrt weiter. Ich protestierte und sagte ihr, dass ich als Mann doch nicht ĂŒber eine Frau schreiben könne. „Das geht doch nicht!“ Sie erwiderte, gerade weil ich ein Mann sei, mĂŒsse ich ihre Erlebnisse niederschreiben. Ich mĂŒsse mich auch einfach nur an ihre ErzĂ€hlung halten. Denn nur ein Mann habe den nötigen gesunden Abstand, der fĂŒr ihre wahrlich abenteuerliche Geschichte notwendig sei. Sie behauptete, dass besonders Frauen gerne dazu neigen, sich einmal erlebte schlimme Dinge am Ende schönzureden. Das wolle sie aber nicht. „Ihr MĂ€nner seid dagegen oft schön brutal realistisch.“ Ich solle mich also nicht stĂ€ndig herausreden und in Zukunft lieber aufmerksam zuhören, belehrte sie mich erneut. So gab ich mich geschlagen und wurde beinahe eins mit ihr. Denn diese Frau lĂ€sst mich bis heute nicht mehr los. Wenn ich jetzt schreibe, genĂŒgt etwas Konzentration und schon kann ich loslegen. Mit ihr bin ich in ferne Welten gereist und habe oft Raum und Zeit durchbrochen. FĂŒnfzehn dicke BĂŒcher sind so schon bis heute entstanden. Ich weiß noch nicht, wann es ein Ende geben wird. Das werden Sie als Leser sicher auch mit entscheiden! Aber vielleicht ist sie eines Tages einfach weg. So weg, wie sie damals gekommen ist? Ich habe mich auch oft schon gefragt, warum es ausgerechnet eine Zeitreisende sein musste. Warum ist es kein Mann, der durch Raum und Zeit reisen kann? Ein Mann, ein wahrer Held, eben ein ganzer Kerl, der all diese Abenteuer bestehen muss. Ich habe diese Variante fĂŒr mich auch schon durchgespielt. Schon allein aus SolidaritĂ€t zu meinem Geschlecht. Was soll angeblich diese Frau besser können als ein Mann? Doch mein Wunschheld war schon an den ersten Abenteuern in der Antike klĂ€glich gescheitert. Die Natur des Mannes erlaubt es in vielen Situationen einfach nicht, sich kampflos zu unterwerfen. Sich gar wie unsere Heldin oft ganz aufzugeben, fĂ€llt jedem Mann unglaublich schwer. Sich wie unsere Protagonistin unter Zwang zu prostituieren, ist doch die brutalste Form der Selbstaufgabe. Oder etwa nicht? Die modernen Waffen könnten einen mĂ€nnlichen Helden auch nicht lange vor den Gefahren beschĂŒtzen. Auch ein Recke braucht mal etwas Schlaf. Wenn ich also mit meiner Hauptfigur glaubwĂŒrdig bleiben wollte, mĂŒsste ich sie am Ende doch viel zu frĂŒh opfern. Schade, aber leider wahr. Meine Heldin dagegen hat wahrlich viele Fehler gemacht, aber nie wirklich um jeden Preis gekĂ€mpft. Ehre, Ruhm oder gar Macht waren ihr nie wichtig. Nur fĂŒr die Liebe und fĂŒr ihre Kinder kĂ€mpfte sie bis zur Erschöpfung. Das ist das Geheimnis ihres Erfolges bis heute, glaube ich. Das ist eben das Naturwunder Frau! Folgen Sie also dieser Frau auf ihren vielen Abenteuern durch Raum und Zeit. Ich wĂŒnsche Ihnen dabei gute Unterhaltung! Hardy Manthey“. Machen Sie sich also selbst ein Bild von dieser in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Zeitreisenden. Höchst geheimnisvoll und stellenweise sogar unheimlich, vor allem aber ermutigend und hoffnungsvoll geht es auch in diesem Jahr von Johan Nerholz bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie als gedruckte Ausgabe vorgelegtem literarischen DebĂŒt „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ zu: Ein zwölfjĂ€hriges MĂ€dchen, das keine Eltern mehr hat, wĂ€chst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit spĂ€ter wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die frĂŒher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der AnfĂŒhrer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das MĂ€dchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren – auch mit ĂŒbernatĂŒrlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das MĂ€dchen von ĂŒbernatĂŒrlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige DĂ€monenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch fĂŒr den Schutz der Raben gesorgt. Und der DĂ€monenhund Takesch war damals BeschĂŒtzer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen 
 Das spannend und geheimnisvoll erzĂ€hlte literarische DebĂŒt wurde fĂŒr Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Hier ein Auszug aus diesem lesenswerten Buch, das gekonnt zwischen Realem und Überrealem wechselt. In unserem Textauszug befinden wir uns kurz nach einem gewaltigen Unwetter: „Die Großeltern waren im Dorf, um zu sehen, ob sie helfen konnten. Nadja hĂ€tte mitgehen können, wollte aber nicht. Sie gab vor, die Tiere zu versorgen. Das MĂ€dchen hielt sich nicht gern im Dorf auf. Nadja lebte bei den Großeltern mĂŒtterlicherseits. Ihre Eltern waren vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Da war sie noch ein Baby. VĂ€terlicherseits gab es nur noch eine Großmutter, die im Nachbardorf wohnte. Sie kam selten zu Besuch. Es hieß im Dorf, dass sie einst nicht wollte, dass ihr Sohn Nadjas Mutter heiratete. Aber die anderen Großeltern sagten, dass das nicht wahr sei. Sie hatte sich lediglich zurĂŒckgezogen und wollte nach dem Tod des Sohnes ihre Ruhe haben. Eine Tochter von ihr, Nadjas Tante, lebte weit weg von hier und meldete sich nur sporadisch per Telefon. Sie war verheiratet und hatte zwei Kinder. Gesehen hatte man sie und ihre Familie lange nicht mehr. Nachdem der Kater alles gefressen hatte, zog er wieder von dannen. Barry kam auf das MĂ€dchen zu. Er wollte sich wieder Streicheleinheiten abholen und die bekam er auch. Dann hörte sie Schritte. Der Hund lief zum Tor, aber es waren keine Fremden, die ankamen. Dann hĂ€tte der Hund anders reagiert. Das Hoftor öffnete sich knarrend und die Großeltern betraten den Hof. Barry begrĂŒĂŸte sie freudig winselnd. Nadja sah auf. Die alten Leute kamen langsam auf das Haus zu. Die Enkelin sah sie fragend an. „Sieht es schlimm aus?“ „Frag lieber nicht!“ Der Großvater hatte das gesagt. Er ging in die Scheune und die Großmutter ging in das Haus. Im Vorbeigehen tĂ€tschelte sie ihr kurz das Gesicht. „Ich weiß nicht, was wir ohne dich machen wĂŒrden.“ Im Gegensatz zu Nadja und dem Großvater war sie eine große und stattliche Frau, der man ihr Alter noch nicht ansah. Trotzdem war auch sie bereits siebzig Jahre alt. Einen Augenblick spĂ€ter kam der Großvater aus der Scheune. Stolz sah er seine Enkelin an. „Na, meine Kleine? Hast die Tiere gut versorgt! Aber nach dem Regen hĂ€ttest du den Schafen kein Wasser geben mĂŒssen. Das nehmen die jetzt sowieso nicht auf. HĂ€tte dir Arbeit erspart.“ Er strahlte seine Enkelin liebevoll und stolz an. Andere Kinder in ihrem Alter halfen nicht so viel. Aber ihre Enkeltochter tat das und machte das gern. „Und was machen wir jetzt?“ Erwartungsfroh sah sie den alten Mann an. „Gar nichts! Die AufrĂ€umarbeiten im Ort sind im vollen Gang. Unsere Hilfe wurde nicht benötigt und wir haben nichts abbekommen. Heute wird fĂŒr uns ein ruhiger Tag.“ „Das hĂ€tte auch anders ausgehen können!“ Der Großvater nickte versonnen. „Stimmt! Es grenzt an ein Wunder, wenn ich mir so die SchĂ€den im Ort ansehe. Auf GebĂ€ude gestĂŒrzte BĂ€ume, abgedeckte DĂ€cher und mit Wasser vollgelaufene Keller und 
“ Der Großvater winkte ab. „Wer hilft denen jetzt?“ „Sie helfen sich untereinander. Es ist noch keine Hilfe zu erwarten. Die Straßen sind noch nicht frei. Möglich, dass es in wenigen Stunden anders aussieht. Ich wĂŒnsche es allen, die Hilfe brauchen.“ Nadja schaute ihren Großvater an. „Hatten wir wirklich dieses GlĂŒck?“ Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Der Sturm hatte sie geĂ€ngstigt. Die Hagelkörner hörte sie die ganze Zeit auf das Dach prasseln. Das MĂ€dchen hatte das GefĂŒhl gehabt, sie wĂŒrden frĂŒher oder spĂ€ter das Dach durchschlagen. Es hörte sich an, als ob pausenlos kleine Steine mit großer Wucht auf die Ziegel prasselten. Die TĂŒr ihres Zimmers hatte sie nicht zugemacht, so dass sie das GefĂŒhl hatte, nahe bei den Großeltern zu sein. „Wir hatten dieses GlĂŒck gehabt. Aber jetzt werden wir ins Haus gehen.“ „Schon?“ „Ich glaube, ja. Wir werden gleich Mittag essen und morgen wirst du wieder in die Schule können, denke ich.“ Nadja verzog bei dieser Mitteilung das Gesicht. Sie wĂ€re am liebsten noch ein paar Tage zu Hause geblieben. Am wohlsten und sichersten fĂŒhlte sie sich bei den Großeltern und den Tieren, die ihr noch nie ein Leid zugefĂŒgt hatten, was man von anderen nicht sagen konnte. Mittag wurde in der KĂŒche gegessen. Anschließend redete man ĂŒber den Tag. Das war ein tĂ€gliches Ritual. Dieses Mal wurde am Mittagstisch ĂŒber die Zerstörungen im Dorf geredet. „Es sieht schlimm aus! Wir können froh sein, dass wir verschont blieben. Nur der alte Hoffmann hat schon alle SchĂ€den auf seinem Hof beseitigt. Er will heute sogar noch nachschauen, ob in seinem Jagdgebiet alles in Ordnung ist. Ihn hat es nicht so schlimm getroffen.“ Die Großmutter, die das der Enkelin berichtete, machte eine kurze Pause. „Dass der das alles noch so schafft, ist ein Wunder. Er hat GlĂŒck gehabt. DarĂŒber werden sich andere nicht freuen.“ Der Großvater musste bei seinen Worten ein wenig grinsen. „So wie bei uns“, antwortete die Großmutter. „Herr Hoffmann ist cool.“ Nadja hatte das eingeworfen. „Nadja!“ Missbilligend sah die Großmutter ihre Enkeltochter an. Sie mochte solche Wörter nicht. Nun redete der Großvater schnell weiter. „Wenn der Strom bald wieder kommt, brauchen wir nicht einmal etwas mit den Sachen in der TiefkĂŒhltruhe zu machen. Viel ist nicht mehr da. Der Winter ist vorbei.“ Der Großvater warf seiner Frau einen Blick ĂŒber den KĂŒchentisch zu. „Ich kenne genug Leute, die uns gewĂŒnscht hĂ€tten, dass wir auch etwas abbekommen! Manche haben so komisch geguckt, als wir erzĂ€hlten, dass wir nichts an SchĂ€den zu vermelden haben“, sagte die Großmutter. „Das habe ich bemerkt.“ Der alte Mann atmete tief durch. „Vielen von denen wĂ€re ein Totalschaden bei uns lieb gewesen“, sagte die Großmutter bitter. Nadja hĂŒtete sich davor, genauer nachzufragen. Man hĂ€tte ihr ohnehin keine Antwort gegeben. Dass man den Großeltern nicht wohlgesonnen war, wusste sie auch so. Man hatte das auch sie schon spĂŒren lassen.“ Ein ganz anderes StĂŒck Literatur legte der Lyriker, Schriftsteller und KulturfunktionĂ€r Uwe Berger 2013/2014 unter dem Titel „Ungesagtem lauschen“ als E-Book bei der EDITION digital vor – „Aus dem Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012“ heißt es im Untertitel: Der Autor stellt sein Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012 vor. RĂŒckblickend auf seine Teilnahme 1988 an einer offiziellen Kulturdelegation der DDR in Polen heißt es: „Dummheit und Arroganz, Regelungswut und Zynismus waren auf unserer Seite eklatant und vorherrschend.“ Uwe Berger war sich zu dem Zeitpunkt bewusst, dass „es so nicht weitergehen konnte“. In diesem Bewusstsein spricht er von seinem estnischen Freund Lennart Meri, der estnischer StaatsprĂ€sident geworden war. Der deutsche Komponist Kurt Schwaen und seine Gattin Ina ziehen ihn in den Dunstkreis der Musik. Dr. Malte Herwig, der ihn im Auftrag der Spiegel-Redaktion nach seiner Mitwirkung bei einem Literaturzirkel der Stasi befragt hat, informiert ihn, dass seine Entschuldigung unterdrĂŒckt werden sollte. Herwig verlĂ€sst den Spiegel. Seiner Enkelin berichtet der Autor, wie im Krieg der geschniegelte Chef der Flakbatterie seine fĂŒnfzehnjĂ€hrigen Soldaten ĂŒber die Rieselfelder hetzte, weil sie russischen Kriegsgefangenen Brot gegen Schnitzereien gegeben hatten. So reihen sich nicht nur die unterschiedlichsten EindrĂŒcke, sondern begegnen sich auch Gestern und Heute. Es folgen einige Tagebuchnotizen vom Herbst 2000 bis zum FrĂŒhjahr 2001: 22. September 2000 Von der Veranda des Schlosshotels Göhren-Lebbin in Mecklenburg blicke ich auf die von alten BĂ€umen eingerahmten GolfplĂ€tze, nichts weiter als gepflegte Wiesen, die sich weit in die Landschaft hinein ziehen. Hinter dem Waldsaum, der das Bild abschließt, liegt der der MĂŒritz benachbarte Fleesensee, eine große ruhige WasserflĂ€che. Gestern haben wir die kleine Stadt Malchow besucht. Eine drehbĂŒhnenartige StraßenbrĂŒcke wurde zur Seite bewegt, um wartende Schiffe durchzulassen. Der Pfarrer der Stadtkirche zeigte uns seine WirkungsstĂ€tte, ein im Stil der Backsteingotik im 19. Jahrhundert errichtetes GebĂ€ude. 7. November 2000 Der estnische PrĂ€sident Lennart Meri ist zu einem Staatsbesuch in die BRD gekommen. Von ihm und seiner Gattin Helle haben Anne und ich eine Einladung zum Mittag-BĂŒfett in das Hilton-Hotel am Gendarmenmarkt erhalten. Wir finden eine Versammlung vor, in der alte und sehr alte Menschen dominieren. Da wir in der NĂ€he des Mikrofons stehen, tritt Meri auf uns zu und sieht mich fragend an. Ich weise auf meine Frau und sage: „Das ist Doktor Anneliese Berger. Mein Name ist Uwe Berger.“ Meri lĂ€chelt sein bekanntes LĂ€cheln und erwidert gedehnt: „Ja ... wenn Sie hier nicht gemeinsam stĂŒnden, dann hĂ€tte ich Sie nicht erkannt.“ Anne war ihm damals ziemlich in die Augen gefallen. Entschuldigend fĂŒgt Meri hinzu: „Es ist ein Vierteljahrhundert her, dass wir uns gesehen haben.“ Immerhin hat er nachgerechnet. Seine Frau, eine große, schlanke Blondine, kommt dazu, und er stellt sie uns vor. Helle Meri lĂ€chelt freundlich und bescheiden. Sie scheint kein Wort Deutsch zu sprechen, so wie wir kein Wort Estnisch verstehen. Aber das tut der Begegnung keinen Abbruch. Meri ist im Gesicht voller geworden. Morgen will er die Schule im Bezirk Tiergarten besuchen, in der er 1935 als Diplomatenkind eingeschult wurde. Ich habe festgestellt, dass unsere Schulen ganz dicht beieinanderlagen, seine in der Derfflinger-, meine in der LĂŒtzowstraße. Unsere Wege fĂŒhrten uns weit auseinander, bis uns Kasachstan und Paul Fleming zusammenbrachten. Heute stehen wir hier. Da ich weiß, dass die Begegnung kurz sein wird, sage ich den einen Satz: „Sie sind ein guter Geist in meinem Leben.“ Meri sieht mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an und wendet sich zum Mikrofon, um eine kleine Rede an die Versammelten zu halten. Im Haus der Deutschen Wirtschaft des DIHT hören wir am Nachmittag einen kurzen, aber konzentrierten Vortrag Meris. Er zieht eine eindrucksvolle Bilanz der ökonomischen Entwicklung des neuen Estlands und fordert den raschen EU-Beitritt seiner geliebten Heimat: „Wer so weit ist, ist so weit.“ 8. November 2000 Im Lichthof des AuswĂ€rtigen Amtes am Werderschen Markt wird am Nachmittag die Ausstellung „Estnische Malerei der Jahrtausendwende" eröffnet. Wir sind von der Botschafterin Dr. Riina Kionka eingeladen. Lennart Meri kommt in Begleitung des Hausherrn Joseph Fischer. Leider verstehen wir die Reden an unserem Standort nur teilweise. Meri, der ja auch Schriftsteller ist, spricht von einem frĂŒheren Aufenthalt in Ostberlin. Die Kunst, wo immer sie auch entsteht, sei etwas Bleibendes, ganz im Gegensatz zu den politischen UmstĂ€nden. Moderne Kunst ĂŒberdaure, wenn sie wirkliche Kunst sei und nicht nur dem Markt diene. Vielen Dank, lieber Freund! Mit feiner Ironie glossiert der Redner den Begriff „Leitkultur“, indem er ihn auf die estnische Kultur bezieht. Die Ausstellung ist hervorragend und nicht, wie ich einen der zahlreichen geladenen GĂ€ste herablassend Ă€ußern höre, „ganz hĂŒbsch“. Es wĂ€re gerecht, die Exponate an dem zu messen, was frĂŒher in Estland war oder sein konnte. Aber auch, wenn man moderne Kunst aus Mitteleuropa heranzieht, behaupten diese Bilder ihren Platz, zumal, wenn man bedenkt, wie viel konsequent Leeres hier produziert wird. Aufgefallen ist mir das 2000 entstandene Bild „The mind is a selfprotecting mechanism“ von Jaan Elken, eine in blaugrauen und mattroten Tönen gehaltene abstrakte Hommage an den autonomen Geist, also eine differenzierte Aussage zu Geschichte, IdentitĂ€t und SouverĂ€nitĂ€t Estlands, kein Nichts in Nichts, keine absolute Beliebigkeit. Dramatische Darstellung ist auch die Abstraktion „NĂŒchterne Berechnung und strenge Disziplin“ von Rein Kelpman, ein ebenfalls 2000 geschaffenes Bild. Der kalte blau gegliederte Hintergrund mit dem weiß blitzenden Element im Vordergrund impliziert im Rationalen das Irrationale, in der Berechnung das Bewegte, in der Disziplin die Leidenschaft. Oder der Doppelakt „Ein Jahrhundert geht zu Ende“ von Olev Subbi aus dem Jahr 1999. Zwei sitzende Frauen, in diskreter Haltung nackt, aber nicht ausgezogen, die eine mit dem RĂŒcken zum Betrachter, die andere sich an ihm vorbei frontal ins Leben wendend, den breitkrempigen Hut ins markante Gesicht gezogen. Resignation und Wagnis, Abkehr und Zuversicht - kalkig graublaue Farben fĂŒgen Gestalten und Mauerwerk vor dem Rot, GrĂŒn, Gelb und Blau der KĂŒstenlandschaft zusammen. Das realistische Bild hat einen abstrakten, symbolhaften Sinn und genĂŒgt durch seine Farbgebung abstrakten Regeln. Das alle Werke der Ausstellung Verbindende ist diese realistische Abstraktheit oder abstrakte Sinnhaftigkeit. Vergleichbares finde ich nur in der klassischen Moderne, bei Edvard Munch etwa oder den BrĂŒcke-Malern. Ich meine, das besondere Merkmal der estnischen Schule schafft ein nicht zu ĂŒbersehendes Vor-Bild. 16. MĂ€rz 2001 Anne hat es geschafft. Seit Juli vorigen Jahres ist sie befreit von der Last ihrer gut und weiterhin gut gehenden Praxis. Ein jĂŒngerer Arzt ist an ihre Stelle getreten. FĂŒr Anne und mich ist das ein Neuanfang. Hatte ich bisher nur einen Wochenendgast zu Hause, lebe ich nun mit einer aufmerksamen und selbstsicheren GefĂ€hrtin zusammen. Wir begrĂŒnden unsere Liebe auf anderer Basis ganz von vorn. Arzt mit Leib und Seele, gibt sie ihre Medizin natĂŒrlich nicht auf. Sie hat sich ein kleines Zimmer neu gestaltet, dessen WĂ€nde mit BĂŒchern und Akten tapeziert sind und in dessen Mitte ein, wie ich es nenne, logistisches Zentrum mit Computer, Kopierer und anderen GerĂ€ten thront. FĂŒr mich bedeutet ihre Anwesenheit - ein schönes Wort ĂŒbrigens - die Möglichkeit, mich wieder mehr auch dem Nachsinnen, Aufschreiben und Managen zu widmen. Zurzeit habe ich mich unter anderem auf eine geistige Reise in das alte Mexiko begeben. Das ist eine nahe und doch ferne und fremde Kultur. Die uralten olmekischen Masken, Kolossalstatuen und Statuetten, die klassische Stadt TeotihuacĂĄn mit der Sonnenpyramide, der Mondpyramide, dem Tempel des Quetzalcoatl und die Menschenopfer. Lieber als der OpferschĂ€del aus TenochtitlĂĄn mit den Kunstaugen und den in Mund- und Nasenöffnung gerammten Steinmessern sind mir freilich die erotischen Keramiken der Moche-Kultur in Peru. 12. Mai 2001 Gemeinsam mit meiner Doktorin nehme ich teil an einem Symposium Reise- und Impfmedizin, das im AuswĂ€rtigen Amt am Werderschen Markt stattfindet. Getagt wird im „Weltsaal“, der im alten Teil des GebĂ€udekomplexes liegt. Dieser alte Teil aber ist nichts anderes als das HauptgebĂ€ude der ehemaligen Deutschen Reichsbank, das nach dem zweiten Weltkrieg zum Sitz des Zentralkomitees der SED gemacht wurde. Im ReichsbankgebĂ€ude arbeitete mein Vater von 1939 bis 1945. Als Freimaurer war er von seinem leitenden Posten in der Augsburger Filiale abberufen und hierher strafversetzt worden. Nach dem Krieg besuchte ich ihn in dem Haus, das vorĂŒbergehend vom Berliner Stadtkontor belegt war. Eine sogenannte Entnazifizierungskommission hatte ihn als nicht tragbar fĂŒr eine TĂ€tigkeit in dieser Nachfolgebank befunden. Meinem Vater standen die TrĂ€nen in den Augen. „Heb den Kopf. Sei stolz“, sagte ich als siebzehnjĂ€hriger Kriegsheimkehrer zu ihm. Ich empfahl ihm eine Haltung, die ich dann auch fĂŒr mich in Anspruch nahm, als die DDR zugrunde ging und ihre BruchstĂŒcke mir und anderen als SchuldvorwĂŒrfe um die Ohren flogen. Im ZK-GebĂ€ude, von dessen Fassadenplatten die Kommunisten die Reliefs eines den Nazis genehmen Bildhauers heruntergeschlagen hatten, sprach ich Anfang der siebziger Jahre vor, um Reiner Kunze in unsere Gedichtsammlung „Lyrik der DDR“ zu bekommen. Ich wartete stundenlang auf das Orakel eines parteiamtlichen Zensurgremiums. Nach den beiden nicht gerade angenehmen Begegnungen mit dem Haus sehe ich nun heute auf den langen alten Außentreppen in einer Beratungspause leger gekleidete Symposiumsteilnehmer in der FrĂŒhjahrssonne sitzen. Ein schöneres Bild als je zuvor. Nicht erwehren kann ich mich des Gedankens, dass auf die Kriegsplaner und die BilderstĂŒrmer die Verursacher des protzigen Vorbaus gefolgt sind.“ Und noch ein Tagebuch – allerdings auch wieder ein ganz anderes StĂŒck Literatur und eine ganz andere Art Tagebuch. Diesmal lĂ€sst die Schriftstellerin Brigitte Birnbaum ein Kind sprechen beziehungsweise schreiben. „Das Siebentagebuch“ war erstmals 1984 im Kinderbuchverlag Berlin erschienen und ist vielleicht konfliktreicher und kritischer als man auf den ersten Blick vermuten mag: Sieben Tage lang wohnt Inez Bliewernicht in einem Schloss, und in dieser Woche entsteht ihr Siebentagebuch. Anfangs sind es natĂŒrlich die neuen EindrĂŒcke, die sie beschĂ€ftigen: das Schloss und seine Geschichte, Sagen, die aus alter Zeit ĂŒberliefert sind, Umgang mit den noch unbekannten MĂ€dchen und Jungen, der andersartige Tagesverlauf, Vorfreude auch auf die bevorstehende große Reise zu den Freunden in Witebsk ... SpĂ€ter tauchen aber Fragen auf: Ist die Betreuerin Heide Bliewernicht wirklich Inez' Tante? Was aus der eigenen Familiengeschichte weiß Inez, und was weiß sie nicht? Wen trifft die Schuld? Wo liegt die Wahrheit? Wolken ziehen am Himmel auf, wen wird der Regen nass machen, und wird Inez endgĂŒltig eine Inessa werden? Dieses spannende „Siebentagebuch“ beginnt natĂŒrlich mit dem ersten Tag. Und der ist ein Sonntag: 1. TAG, Sonntag In meinem Leben braucht sich nichts zu Ă€ndern. Wirklich nicht. In meinem alltĂ€glichen. Mein augenblickliches ist ja nicht alltĂ€glich. Ausnahmezustand, wĂŒrde Vati sagen. In einem Schloss wohnen ist schließlich etwas Besonderes. Oder? Das fetzt! Auch wenn es nur noch als Jugendherberge dient. Trotzdem ein bisschen unheimlich. Aus allen Ecken springt einen das Damals an. Besonders abends. Den Festsaal und andere PrunkrĂ€ume hat man zugeschlossen. Wir sind in der oberen Etage untergebracht. Da steht auf dem Flur wenigstens keine blecherne RitterrĂŒstung rum. Leider hab ich das Bett neben der TĂŒr erwischt. Das wĂŒrde ich gern Ă€ndern. Aber keine von den drei anderen tauscht mit mir. Das Schloss soll uralt sein und einzigartig. Möglich. Jedenfalls ist die Wartburg grĂ¶ĂŸer. Liegt auf einer Insel, das Schloss. Unsere Busse konnten nicht bis auf den Hof rollen, mussten vor der BrĂŒcke halten. Sonst wĂ€ren sie in der Einfahrt des Torhauses stecken geblieben. Das Torhaus mit dem mecklenburgischen Wappen Ă€hnelt dem in GĂŒstrow. Vati war mal mit Mutti und mir in GĂŒstrow, als er fĂŒr unseren Trabbi oder fĂŒr unser Boot einen Anlasser brauchte. Nur ist dieses Torhaus kleiner, und in ihm wohnt der Herbergsvater. Eine ulkige Type, der Herbergsvater. Empfing er uns doch am Hauptportal und ließ sich von jedem die Hausschuhe vorweisen. Auch von unseren acht erwachsenen Begleitern. Die guckten vielleicht! „Wi hebb'n so'n Boden, dei bliwwt nich liggen, hei hackt licht an de StĂ€wel“, sagte er. „Und noch eins, Herrschaften ...“ Zwei Hunde hĂ€tte er. Er wies auf den Park ringsum, auf die frĂŒhen roten Tulpen im Rondell, die anfangen wollen zu blĂŒhen, auf die FliederbĂŒsche. „Hollt ji in'n Middelweg, denn doon ji min Hunn nix.“ Ich denk mir, die beiden Hunde sind ein Trick. Er hat gar keine. Er will nur die Beete und den Rasen vorm Zertrampeln schĂŒtzen. „Genosse, Sie mĂŒssen hochdeutsch mit den SchĂŒlern sprechen«, verlangte unser Reiseleiter und arbeitete sich in seine ladenneuen Filzpantoffeln. „So verstehen sie Ihre Anordnungen nicht.“ „Wie das? Alles Gören aus unserer Gegend und mich nicht verstehen.“ Er blickte unschuldig in die Runde. „Na? Und ordne ich was an? I bewohre! Ich sage man bloß, was sie wissen mĂŒssen, damit es keinen Ärger gibt.“ Dabei strich er sich mit der Hand ĂŒber seinen kahlen Kopf. „Spukt es hier auch?“ „»Wieso denn nicht?“ In gewissen NĂ€chten laufe ein MĂ€dchen ohne Kopf durch die Alleen. „»Iiiiiiih! Ohne Kopf!“ Bin also in ein Geisterschloss geraten. Fantastisch! Sie erscheine aber nur dem, der sich nicht ordentlich gewaschen habe. „Wird Zeit, dass sie einer erlöst“, krĂ€hte grinsend der GrĂ¶ĂŸte von denen aus der Zehnten, bei dem sich bereits ein BĂ€rtchen ĂŒber der Oberlippe andeutete. „Erlöst kann sie nur werden durch einen JĂŒngling, der noch nie gekĂŒsst hat.“ Das verkĂŒndete Heide, eine der Betreuerinnen. Vorwurfsvoll funkelte sie der Reiseleiter an. Aber nicht sie, der Junge wurde rot. „SĂŒh mal kiek!“, staunte der Herbergsvater, „de jung Fruu weet Bescheid!“ NatĂŒrlich ĂŒbertrieb er wie alle Erwachsenen, wenn sie mal höflich sein wollen. Jung ist die Frau nĂ€mlich nicht mehr, bestimmt fast mindestens fĂŒnfunddreißig. Ich hab sie schon unter die Lupe genommen, weil sie mich im Bus scharf musterte. Sie dachte wohl, ich merke es nicht. Sicher missfĂ€llt ihr, dass ich amerikanische Jeans trage, echte Lois, fĂŒr Typen, die nicht alt werden, aus Hamburg, von Oma. Vielleicht sollte ich morgen wie die meisten anderen auch Pioniertracht anziehen, wenigstens die Bluse. Der Pulli, Omas Ostergeschenk, passt in der Farbe wirklich nicht zum roten Halstuch. Das weiß ich selbst. Aber Halstuch ist Pflicht. Sonst streichen sie mich womöglich. Ich glaub, dann renn ich auch ohne Kopf rum, und nicht nur in gewissen NĂ€chten. Ich kann nicht in Worten ausdrĂŒcken, wie glĂŒcklich ich war, als mir die Direktorin mitteilte, dass ich, wie es heißt, „in Anerkennung hervorragender Leistungen bei der ErfĂŒllung des Pionierauftrages in diesem Schuljahr und fĂŒr die aktive Teilnahme an der internationalen Pionieraktion mit dem Freundschaftszug in die Sowjetunion delegiert“ werde. Ich hab gleich bei Mutti in der Poliklinik angerufen. Mutti wollte es nicht glauben. Vier Wochen in ein Ferienlager bei Witebsk! Hier im Schloss sollen wir uns auf diese Reise vorbereiten.“ Viel unterwegs war in seinem langen Leben auch Walter Kaufmann, der am 19. Januar 1924 in Berlin als Sohn einer jĂŒdischen VerkĂ€uferin geborene deutsch-australische Schriftsteller. Er hat viel Schreckliches und viel Schönes erlebt und viel zu erzĂ€hlen. 1997 erschienen erstmals in der edition reiher im Dietz Verlag Berlin seine Storys von gestern und heute „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“: Dazu schrieb Walter Kaufmann: Jene Bildpostkarte aus Sydney war die erste von vielen, die ich ĂŒber die Jahre an Barbara, der Ruth in diesem Buch, geschickt hatte und die ich alle noch bei ihr aufbewahrt fand - sorgsam in einen Schuhkarton geschichtet. Sie riefen die Zeit zurĂŒck, zu fernen KĂŒsten, und enthielten sie selten mehr als nur GrĂŒĂŸe, lösten sie doch Erinnerungen aus, die sich zu Storys formen ließen, zu einem Buch, das mit „Regen in Rio“ seinen vorlĂ€ufigen Abschluss fand. Danach, in den spĂ€ten neunziger Jahren, waren es nicht lĂ€nger die Postkarten, die mich anregten, sondern in einem Notizbuch festgehaltene Stichworte: ĂŒber einen Grafen im Schloss, einen Berliner in Bulgarien, einen kanadischen Flieger auf Fidschi, und den Tod eines V-Manns. Dazwischen fanden sich auch die Zeilen ĂŒber einen fĂŒr immer abgemusterten und seitdem sehr gealterten Seemann, dessen Braut zeitlebens die See gewesen war — die See verlassen zu mĂŒssen, hatte ihn auf sich selbst zurĂŒckgeworfen und ihm seine Einsamkeit bewusst gemacht: „Menetekel“, und wohl nicht nur „Menetekel“ in dieser Prosasammlung, ist eine anrĂŒhrende kleine Geschichte geworden. Als Kostprobe aus „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ hier eine Geschichte, die auf hoher See spielt – und in einem Kabelgatt. Der Titel dieser Story lautet „Auf dem PrĂŒfstand“: MS Freundschaft, Atlantik Mai 1959 Verglichen mit der Reise, fĂŒr die ich in diesem FrĂŒhling angemustert hatte, waren meine Reisen zwischen Sydney und den Fidschi Inseln kaum mehr als Abstecher gewesen: Vor Jahreswechsel wĂŒrden wir nicht wieder in Rostock einlaufen. Eine argentinische Weihnacht stand uns bevor und ein brasilianisches Neujahr - was fĂŒr mich sieben Monate im Schlund eines Maschinenraums bedeutete, in dem es stank und heiß war und laut, das Stampfen der Motoren ĂŒbertönte jedes Wort, das nicht gebrĂŒllt wurde. In der Hoffnung auf Ausgleich in sĂŒdamerikanischen HĂ€fen, Buenos Aires, Montevideo, Rio de Janeiro, stellte ich mich auf die Überfahrt ein. Bewusst hatte ich meine australische Seefahrerei verschwiegen und mich nur dazu bekannt, auf Schiffen die Welt erleben zu wollen, also eher ein Sehmann als ein Seemann zu sein. Folglich fand ich mich sehr bald auf dem PrĂŒfstand. Es hatte mich unter Fahrensleute verschlagen, die sehr anders waren als jene raubeinigen Iren und Schotten und deren australische Nachfahren auf australischen Frachtern. Dies waren arbeitsame Ostdeutsche mit unverkennbarem Stolz auf ihr Schiff, welterfahrene MĂ€nner, die den Anfechtungen und Verlockungen von Hamburg, Bremen, Amsterdam und Antwerpen standhielten und von denen nicht zu vermuten war, dass sie die Flagge wechseln wĂŒrden. Eher wĂ€re das von mir zu erwarten gewesen - zu sehr schien mir Wolf MattĂ€us, ein blonder HĂŒne, der seine erste Reise als Zweiter Ingenieur fuhr, darauf bedacht zu sein, dass im Bereich seiner Verantwortung durch einen wie mich kein Schaden entstĂŒnde. Was hieß, dass er stets ein Auge auf mich hatte. Selbst mit anpackend, jeden Griff erlĂ€uternd, spornte er mich an, so gewissenhaft wie er selbst zu werden und sogar eine Drecksarbeit wie das SĂ€ubern der Bilgen als unumgĂ€nglich hinzunehmen. Verglichen mit dieser Schinderei erwies sich das Pönen, das Anstreichen des Schornsteins, als ein Segen - Arbeit an Deck und in frischer Luft! NatĂŒrlich bemĂŒhte ich mich um QualitĂ€t, um den saubersten blauen, den saubersten roten Streifen auf gelben Grund. Aber ich schindete auch Zeit dabei. Was Wolf MattĂ€us nicht entging. „Kein Schonplatz da oben“, ließ er mich wissen und legte fest, wann spĂ€testens die Arbeit fertig sein mĂŒsse - weit eher als ich eingeplant hatte. So kam es, dass ich sehr bald meiner Wut Luft machte und durch den Schornstein FlĂŒche in den Maschinenraum brĂŒllte. Das brachte Wolf MattĂ€us auf den Plan. Die HĂ€nde in die HĂŒften gestemmt, stand er plötzlich auf dem Peildeck und blickte hoch zum Schornstein, wo ich auf der Stellage mit meinen Farbtöpfen werkelte. „Nun“, fragte er, „was macht das Meisterwerk?“ Er tat, als hĂ€tte er meine FlĂŒche nicht gehört, zeigte sich gelassen und schlug dann ein paar Worte unter vier Augen im Kabelgatt vor, wo ich ja ohnehin die Pinsel und Farbtöpfe verstauen mĂŒsse. Mir schwante nichts Gutes. „Mag sein, Sie sind nicht auf die Heuer angewiesen“, begann er, als wir uns im Kabelgatt gegenĂŒberstanden. „Da sind Sie besser dran als wir anderen. Finden Sie das gut?“ Ich schwieg. „Eben noch laut und plötzlich stumm - wie kommt’s?“ Noch immer schwieg ich. „Also gut“, sagte er, „In Zukunft bremsen Sie sich und brĂŒllen nicht vor aller Ohren los. Das geht nirgends. Und auf Schiffen schon gar nicht. Ist das klar?“ Ich nickte. „Dann haben wir uns ja verstanden.“ Er zeigte ein kaum merkliches LĂ€cheln und reichte mir die Hand. Das nahm mich fĂŒr ihn ein. Ich packte zu, und nie vergesse ich ihm, dass er bis zum Ende der Reise seinen Rang kein zweites Mal herauskehrte, er schlicht Wolf MattĂ€us blieb - ein Mann unter MĂ€nnern.“ Und noch einmal geht es um eine Reise – diesmal ist es eine sehr persönliche Reise in die Vergangenheit. Und noch einmal um ein Tagebuch. 1990 hatte Elisabeth Schulz-Semrau ihr Buch „Drei Kastanien aus Königsberg 
 „ veröffentlicht: Tagebuch einer Reise in das heutige Kaliningrad: Erst im Herbst 1988 gelingt der gebĂŒrtigen Königsbergerin die Wiederbegegnung mit ihrer Vaterstadt, der bis dahin fĂŒr AuslĂ€nder verbotenen Stadt. Viele Leser hatten sich nach dem Report „Suche nach Karalautschi“ (1984) mit ihren Lebensberichten, Dokumenten und Fotos an die Autorin gewandt. Nun folgt sie einer Einladung des Kaliningrader Kulturfonds, der sich die Aufgabe gestellt hat, die ganze Geschichte der 700-jĂ€hrigen Stadt wieder lebendig zu machen. Die Autorin ĂŒberbringt Zeugnisse der gebĂŒrtigen Königsberger KĂ€the Kollwitz und E. T. A. Hoffmann, sie nimmt an Feierlichkeiten zu Ehren Immanuel Kants teil, und sie sucht die alten Straßen, PlĂ€tze und vertrauten Winkel ihrer Kindheit. Die verwandelte Stadt, die Kaliningrad heißt und doch noch Königsberg wie Karalautschi ist, wird zum Ort der Begegnung mit liebenswerten Menschen, deren Schicksal unter den Hitler- und Stalinregimes betroffen macht. Die Autorin erringt ein neues, lebendiges VerhĂ€ltnis zu dieser Stadt der Geburt und entdeckt sie als gemeinsame Heimat. Begleiten wir die Autorin ein StĂŒck und schauen wir an den Anfang ihres berĂŒhrenden Buches: „Zugfahrt nach Kaliningrad An dem Zug stand es wirklich, an jedem Waggon sogar: KALININGRAD: Moskau-Kaliningrad. Die da leicht benommen, hastigen Schritts, diesem Labkan eines GepĂ€cktrĂ€gers zu folgen sucht, eine Frau, nicht mehr jung, fĂŒllig geworden, bin ich. Und ich werde, alle Zeichen stehen dafĂŒr, in diesen Zug einsteigen. Der nach Kaliningrad fĂ€hrt ... Die Dolmetscherin hatte dem großen Menschen mit seiner GepĂ€ckkarre eingangs des Belorussischen Bahnhofs gewinkt, flink sortierte er unsere GepĂ€ckstĂŒcke. Die zwei großen in Packpapier verschnĂŒrten Kartons stapelte er auf Hinweis der Dolmetscherin gesondert. Sie hatte ihm auch die Nummer des Zugwagens genannt. Geschickt durcheilte und umfuhr er die Menschentrauben, die sich jeweils um die EingĂ€nge der Waggons sammelten. Rita - so heißt die Dolmetscherin - bleibt unserm Helfer am nĂ€chsten auf den Fersen. Auch sie wird in diese Stadt fahren. Zum ersten Mal. In viele andere StĂ€dte der Sowjetunion hat sie deutsche Reisende begleitet. Oft mehrmals. Ich kenne ihre Empfindungen, unser Reiseziel betreffend, nicht, weiß aber schon, dass ein Haushalt daraufhin umorganisiert, eine schulpflichtige Tochter zu ihrer beider Leidwesen zur Großmutter umgesiedelt werden musste. Daran, dass auch ich daheim Verschiedenes zu ordnen hatte, einiges nicht ohne Sorge beließ, denke ich im Augenblick ĂŒberhaupt nicht. Was aber denke ich? Vielleicht das, was ich weiß, aber kaum zu glauben wage: Ich fahre nach Kaliningrad? Eher werde ich von einer Empfindung geleitet, die sich nicht in Bild und Gedanken umsetzt, die nur Erwartung ist, feierliche, freudige, aufgeregte. Ähnlich vielleicht jenem GefĂŒhl, mit dem das Kind, vor fast fĂŒnfzig Jahren, mit den Eltern von der Großmutter auf den HUFEN kommend, durch winterliche Straßen ging, Kerzenschimmer hinter Fenstern entdeckte und so den heimatlichen Weihnachtsbaum und den darunter liegenden Geschenken in der TRAGHEIMER KIRCHENSTRASSE 17 entgegenfieberte. Und so sehen also Menschen aus, die in dieser Stadt wohnen. Ganz selbstverstĂ€ndlich sind sie in die Hauptstadt gefahren, haben Ämter aufgesucht, Freunde getroffen, eingekauft. Sind beladen mit Koffern und Kisten und fahren ganz natĂŒrlich in ihre Stadt zurĂŒck ... NatĂŒrlich - wie Leben ist, wenn es sich natĂŒrlich leben lĂ€sst ... Ich habe vor dreiundvierzig Jahren in einer furchtbaren, widernatĂŒrlichen Zeit meine Heimat verlassen mĂŒssen. Ich war ein dreizehnjĂ€hriges Kind, dem erst viele Jahre spĂ€ter aufging, was es hieß, keine Heimat zu haben. Meine Heimat liegt in der Stadt, in der diese Menschen wohnen, und nun bin ich auf dem Weg dorthin ... Nachwersche, Nachwersche, Komm an den Zaun! Wo bleibst du? Heute ist der vierte Oktober. Gestern, am 3. also, bin ich von Berlin nach Moskau geflogen, um die Mittagszeit. Ich war die letzte der Reisenden gewesen, die dem Flugzeug ĂŒber eine weite Strecke des Flugplatzes zueilte, der entsprechende Bus hatte die Leute aus dem FlughafengebĂ€ude lĂ€ngst an der Gangway abgeliefert. NatĂŒrlich begann sich meine mangelhafte FĂ€higkeit, Stress zu bewĂ€ltigen, bereits gewaltig zu regen. Obwohl ich mich nach einem schlauen Psycho-Buch so prĂ€pariert hatte, dass ich Dinge annehmen wollte, wie sie auf mich zukĂ€men. Also bereit sein fĂŒr das, was immer der Tag mir brĂ€chte. Sorge dich nicht - lebe, verlangte das Buch von mir, das wollte ich kĂŒnftig auch von mir verlangen. Vielleicht hĂ€tte ich lieber einen Tag spĂ€ter mit diesem Vorhaben beginnen sollen, denn was dieser 3. 10. mir abverlangte ...“ Mehr dazu erfahren Sie, wenn Sie die Einladung der Autorin Elisabeth Schulz-Semrau annehmen und gemeinsam mit ihr in die Stadt ihrer Kindheit zurĂŒckreisen. Nach Karalautschi-Königsberg-Kaliningrad. Übrigens soll Kaliningrad einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland sein – wenn sie denn dort stattfindet. Und noch was Schlaues: Als Kabelgatt wird auf Schiffen ein Lagerraum fĂŒr Kleingut wie Ersatzteile, Tampen, SchĂ€kel, Blöcke, Ankerkette, Werkzeug oder eben auch Farben und Lacke bezeichnet. Siehe die Story „Auf dem PrĂŒfstand“ aus dem Buch „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ von Walter Kaufmann. Und zum Schluss nochmals gute Reise! – durch Raum und Zeit. Und denken Sie daran, ein Buch mitzunehmen. Mindestens ein Buch 
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prseiten · 8 years ago
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Der Traum von Marlon Brando, kosmische Katastrophen und ein neues Abenteuer der Zeitreisenden – FĂŒnf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Wer hĂ€tte das gedacht, dass ein junges MĂ€dchen aus der DDR von Marlon Brando trĂ€umt und sich fĂŒr ihr Zimmer unbedingt ein Poster dieses amerikanischen Schauspielers wĂŒnscht. Aber schon wenige Zeilen nach dem Lesen des ersten von fĂŒnf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 03.03. 17 - Freitag, 10.03. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, wird der Grund dafĂŒr klar. Viel Spaß beim „Kirschenkosten“. Dazu gibt es eine weitere Geschichte aus der DDR, zwei Science-Fiction-Romane sowie ein neues Abenteuer der Zeitreisenden. Ob es ihr aber gelingt, ihre wichtige Botschaft an die Menschen der Zukunft zu senden, bleibt ungewiss. „Kirschenkosten“ von Hildegard und Siegfried Schumacher erschien erstmals 1978 im Verlag Neues Leben Berlin und 1985 unter dem Titel „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ in der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung Stuttgart: Christine Hollmann steht ihrem dickschĂ€deligen Großvater gewiss in nichts nach, wenn ihre Kriegslisten naturgemĂ€ĂŸ auch verschiedenen Objekten gelten. Weil ihre Eltern ihr nicht erlauben wollen, mit ihren fĂŒnf Freunden zum Zelten zu fahren, fĂ€hrt sie schließlich ohne diese Erlaubnis fort. Nach ihrer RĂŒckkehr ist sie jedoch nicht etwa lĂ€nger ĂŒber ihre Großfamilie, dafĂŒr aber zutiefst ĂŒber ihren Klassenkameraden Matthias enttĂ€uscht, der sich weit mehr fĂŒr Mathe als fĂŒr MĂ€dchen begeistern kann. Als die Schule wieder beginnt, nimmt er ihr gegenĂŒber immer hĂ€ufiger einen belehrenden Tonfall an, der sie verletzt. StĂŒck fĂŒr StĂŒck demontiert er selbst das Bild vom Strahlenden Ritter, das sie sich von ihm gemacht hatte. WĂ€hrend Christine sich bisher in ihrem Kaff am Rande der Welt gefĂŒhlt hat, hĂ€ufen sich in diesem denkwĂŒrdigen Jahr die unangenehmen Ereignisse, von denen der Kummer mit Matthias nur der Anfang war. Um sich ĂŒber ihre GefĂŒhle klar zu werden, beginnt sie, ein Buch zu schreiben. Aber muss Matthias, dieser fantasielose Knochen, sie ausgerechnet bei Mathe-Bolle damit verpfeifen? Wie ein Lauffeuer breitet sich die Kunde aus: Christine schreibt. Und da sie verstockt von ihrem Hobby nicht lassen will, setzt sie sich bei fast allen Lehrern voll in die Nesseln. Trost findet sie nur nachmittags bei ihrem PlĂŒschlöwen, den ihr Wolfgang geschenkt hat. Er selbst weilt fern, doch bald beginnen die Telegrafenleitungen zwischen Berlin und Hollershoh immer heftiger zu rauschen! Und hier der Beginn dieses Buches, in dem, wie schon angekĂŒndigt, Marlon Brando eine große Rolle spielt: „Er hing in meinem Zimmer. Endlich! Ganz groß hing er an der Wand. Seit ich ihn das erste Mal im Kino gesehen hatte, den kĂŒhnen Helden der „Bounty“, trĂ€umte ich von Marlon Brando. Der verwegene Blick, seine lĂ€ssige Art hatten es mir angetan, vor allem aber die Entschlossenheit, mit der er sich durchsetzte. Christine Hollmann, sagte ich mir, nimm dir ein Beispiel an ihm, beim Mittagessen sagst du es! FĂŒr das geplante Unternehmen brauchte ich die Erlaubnis meiner Eltern. So ist das, wenn man noch acht Monate auf die sechzehn zusteuert. Bis um zwei musste alles klar sein, da wollte ich mich mit BĂ€rbel, Susanne, Ecki und Gerd und natĂŒrlich Matthias an der BlĂ€nke treffen, um die letzten Vorbereitungen zu besprechen. Alles hing davon ab, dass jeder von uns mitfahren durfte. Unsere Eltern wussten, dass wir uns seit Ewigkeiten kannten und nie etwas passiert war. Über Jahre hatten wir rundum alle Geburtstage gemeinsam gefeiert, Verstecken und Blindekuh gespielt und im Wald Buden gebaut, und bei den Schlittenfahrten mit Großvaters Braunen, damals, als wir noch kleine Stippis waren, hatte unsere Freundschaft begonnen. Nun lag die neunte Klasse genauso in Ehren hinter uns wie die Arbeit bei der LPG Pflanzenproduktion. Wer gemeinsam lernt, der kann auch gemeinsam arbeiten, so lautete unser historischer Beschluss. Wir hatten uns fĂŒr drei Wochen als Brigade angemeldet, um unsere persönlichen Finanzen aufzubessern. Eine kluge Maßnahme, wie sich erwies. Als ordentliche Brigade erhielten wir ordentliche Arbeit. Wir strengten uns an, guckten auch nicht auf die Minute, und - ehrlich - es machte Spaß. Alle sechs sind wir motorisiert, schon der Schule wegen. Wir wurden als fliegende Brigade eingesetzt. Den Sprit spendierte die LPG. Kleine Zuwendungen festigen die Freundschaft. Unsere Arbeit gefiel dem Vorstand, und es war kein Wunder, dass die PrĂ€mie zum Schluss den Bereich Kleinigkeiten ĂŒberschritt. Vati als Chef ließ es sich nicht nehmen, uns die Auszeichnung höchst eigenhĂ€ndig zu prĂ€sentieren. Angesichts des vollzĂ€hlig versammelten Vorstands zeigte er uns stolz herum, und der Rat, die PrĂ€mie, die im Kollektiv erarbeitet worden war, auch kollektiv zu nutzen, stammte von ihm. Oma zu Hause sagte, dass ich mich nun schön erholen sollte. Nichts anderes wollten wir. Nach dem sozialistischen Lernen und Arbeiten sollte nun das sozialistische Leben kommen. Wir dachten nach. Dampferfahrt mit anschließendem Theater oder Friedrichstadtpalast waren alte HĂŒte. Den meisten MĂ€nnern ist zum Verbraten einer PrĂ€mie eine Sause am liebsten. Möglichst ohne Frauen, die können am 8. MĂ€rz feiern. Wir hatten nicht die Absicht, vorgetretene Pfade auszulatschen. Ecki fiel genau das Richtige ein: Zelttour mit unsern Mopeds. Das musste ich durchsetzen. NatĂŒrlich war es ungĂŒnstig, zaghaft zu fragen. Wer viel fragt, kriegt viel Antwort. Ich musste bestimmt auftreten. Ich sah auf meine Uhr. Das Mittagessen stand erst um zwölf auf dem Tisch. Nur nicht vorher verrĂŒckt machen! Ich rĂŒckte Marlons Bild gerade. Der FilmvorfĂŒhrer hatte die „Meuterei auf der ,Bounty‘' mehrere Male im Kulturhaus von der Leinwand flimmern lassen. Man konnte fast annehmen, er liebte Filme von der Seefahrt. Vielleicht war er ein verhinderter KapitĂ€n. Unsere Zelttour jedenfalls sollte nichts und niemand verhindern. Hatte ich mich durch die Angina im FrĂŒhjahr vom Besuch der Bounty abhalten lassen? Nein! Nie hatte ich Marlon Brando versĂ€umt, und sobald er an Bord gestiegen war, hörte die ĂŒbrige Welt zu existieren auf. Und doch, kaum hatte sich der Saal verdunkelt, bangte ich schon dem Wiederaufleuchten der Lampen entgegen, nicht nur weil mein Held sterben wĂŒrde, sondern auch weil selbst der lĂ€ngste Doppelfilm zu Ende geht, und dann sah ich Marlon nicht mehr. Aber nun hatte ich ihn frisch eingerahmt und fĂŒr immer. Das Bild des Segelschiffs, das bisher den Platz ĂŒber meinem Schreibtisch eingenommen hatte, war ein kĂŒmmerlicher Ersatz gewesen. Solch ein Schiff gab es an dem See, wo wir unsere Zelte aufschlagen wollten, nicht. Das gab es nirgends auf der Welt. Ich hatte es erfunden und vor der Marlonzeit gemalt, und frĂŒher war es Odysseus’ Schiff, mit dem ich ĂŒber blaue Meere fuhr. Odysseus sah wie Marlon aus. Ich wusste es, seit ich Marlon kannte. Ich war bei ihm auf dem Schiff, spĂŒrte das Rollen der See unter den Planken, und gleichzeitig war ich Penelope, zu der er glĂŒcklich heimkehrte. Ein schreckliches Ende wie auf der „Bounty“ gab es nicht. An Penelope störte mich nur, dass sie fĂŒnfundzwanzig Jahre warten und folglich uralt sein musste. Also war ich die Königstochter Nausikaa, die ich sowieso viel lieber hatte. Ich stellte es mir sehr schïżœïżœn vor, wie ich den schiffbrĂŒchigen Fremdling am Strand traf, und da war ich ganz sicher, ich hĂ€tte ihn festgehalten. Was man wirklich will, das schafft man!“ Nur ein bisschen Ă€lter als Christine aus „Kirschenkosten“ ist Liane aus dem 1988 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen Jugendbuch „Liane und ihr Baby“ von Elisabeth Schulz-Semrau: Liane stolperte benommen ĂŒber ausgestreckte Beine im Wartezimmer, murmelte eine Entschuldigung, öffnete eine TĂŒr, es war die falsche, sie fĂŒhrte in einen zweiten Untersuchungsraum. Liane erkannte es an dem besonderen Stuhl, von solch einem war sie gerade heruntergeklettert. Rasch warf sie die TĂŒr zu, fand die richtige nach draußen, wurde aber von der Sprechstundenhilfe zurĂŒckgerufen: Sie haben die Überweisung vergessen! Als Liane sie verstĂ€ndnislos ansah, drĂŒckte sie dem MĂ€dchen ein Blatt Papier in die Hand, fĂŒgte hinzu: Damit melden Sie sich bei der Schwangerenberatung Ihres Stadtbezirks! Und gleich am Anfang lernen wir nicht nur Liane, sondern auch ihr Baby kennen – zumindest ein bisschen: „Es ist soweit, Liane, sagte die Stationsschwester. Nach der Visite können Sie dann gehen. Das MĂ€dchen im Bett, in einem Zimmer hoch ĂŒber der Stadt, dieser großen und geteilten, rollte sich - oder soll man sagen krĂŒmmte sich - klein. So, als trachte es danach, in das winzige Bett neben sich, diesen Ableger eines Bettes, zu kriechen, um sich an das darin liegende, immer noch unbegreifbare Wesen zu kuscheln, sich an ihm festzuhalten, an ihm warm zu werden, sich womöglich ganz darein zu verwandeln, und sich vorzustellen als: Ich bin Sue Peterson, sechs Tage alt. Meine Mutter, Liane Peterson, muss mich wohl lieben, denn sie hat mich haben wollen. Gegen WiderstĂ€nde dieser Welt, die ich noch nicht auszumachen weiß, hat sie mich haben wollen! Und nun wird sie mich hĂŒten mĂŒssen... Und das große MĂ€dchen in dem großen Bett dachte: Sechzehn Jahre. Ist das lang, oder ist es eine kurze Zeit? Vor sechzehn Jahren habe ich so neben meiner Mutti gelegen. War sie da froh? Hatte sie mich da gern? War ich ihr so wichtig, wie Sue es fĂŒr mich ist? Damals wenigstens? Aber ich will, dass Sue mir auch in sechzehn Jahren noch ganz wichtig ist! Zweiunddreißig bin ich dann! Kann ich mir ĂŒberhaupt nicht vorstellen, so alt zu sein. Mutti ist sogar schon sechsunddreißig. Vielleicht macht einen Altsein so? Aber das kann ja auch nicht stimmen, Oma ist zwanzig Jahre Ă€lter und ganz anders. Das Maunzen neben sich lĂ€sst das MĂ€dchen zurĂŒckrollen. Erschrocken richtet es sich auf, beugt sich ĂŒber das Kinderbett. Aber es scheint nichts Beunruhigendes. Der winzige Mensch dort verzieht sein kleines Gesicht zu einer Fratze, so, als wĂŒrde er schon gegen irgendetwas protestieren. Liane sieht mit Neugier und Erstaunen auf den breitgepressten Mund, der die gesamte Kinnpartie böse wirken lĂ€sst. Dazu auf der Stirn ein großes V. Das Kind scheint zu trĂ€umen. Urplötzlich lĂ€chelt es und sieht aus wie Timm. So was, denkt die junge Mutter, worĂŒber kann es denn so lachen? Es kennt doch nichts bisher. Und sauer sein? WorĂŒber? Ist das komisch. Vielleicht ist ihm nicht gut? Liane blickt angestrengt auf das Kind. Das schlĂ€ft ruhig weiter, die FĂ€uste ans Kinn gepresst. Haben Sie das auch schon bemerkt, wendet sich Liane an die Frau im Bett gegenĂŒber, dass Ihr Kleiner Gesichter schneidet? Die Frau ist zwölf Jahre Ă€lter als Liane und hat bereits eine vierjĂ€hrige Tochter. Eine richtige Frau also, hatte Liane fĂŒr sich festgestellt. Die Frau liegt seit drei Tagen hier und hat einen Jungen geboren. Liane hatte sich immer ĂŒberwinden mĂŒssen, sie anzusprechen. Sie glaubte zu fĂŒhlen, die Frau habe etwas gegen sie oder ihr Jungsein. Gerade sechzehn? hatte sie erschrocken zu Liane rĂŒbergefragt. Eine andere Patientin, die bis gestern im Nebenbett gelegen hatte, auch mit einer Tochter, war achtzehn, und mit der hatte sie etwas erzĂ€hlen können. Aber meistens hatte die andere geredet. Sie war erfĂŒllt von ihrer Hochzeit, die demnĂ€chst stattfinden wĂŒrde. Dass sie nun doch das lange, glockig geschnittene Kleid und einen Schleier tragen könnte. Was es zu essen geben wĂŒrde. Wie viele GĂ€ste kĂ€men. Davor wĂ€re noch ein richtiger Polterabend, da wĂŒrden Kollegen von ihr und ihrem Mann kommen, und es wĂŒrde hoch hergehen. Schließlich gĂ€be es sogar eine kleine Hochzeitsreise. FĂŒnf Tage Budapest. Ihre Mutter nĂ€hme solange die Mandy... Aber du musst sie doch stillen, hatte Liane sich erschrocken erkundigt. MĂ€dchen, hatte die andere amĂŒsiert geantwortet, bis dahin habe ich doch lĂ€ngst abgestillt. Nee, ich will mir ja nicht meine Figur verderben! Da hatte sich die Frau aus dem Nebenbett eingemischt. Sie hatte am ersten Tag ziemlich apathisch dagelegen, und das Baby war von den Schwestern versorgt worden. Der Arzt hatte ihr den Bauch aufschneiden mĂŒssen, um das Kind lebendig herauszuholen. Wer hat Ihnen nur den Quatsch von der Figur erzĂ€hlt? Selbst wenn es so wĂ€re... Sie können Ihrem Kind nichts Besseres bieten als Muttermilch. Sie sehen ja, dass es bei mir schon jetzt nicht reicht. Ich werde tĂ€glich herkommen mĂŒssen, um mir Milch von MĂŒttern zu holen, die zuviel davon haben. Bettina, so hieß die kĂŒnftige Hochzeiterin, hatte nur die Augen verdreht, und als die Frau mal draußen war, zu Liane hinĂŒbergeflĂŒstert, als wĂŒrde der kleine Junge in seinem Bettchen seiner Mutter davon berichten. Na ja, die ist Lehrerin, da bekommt sie fĂŒrs schlaue Reden bezahlt. Ich weiß, was ich weiß. Ich lauf mal nicht mit 'ner Brust wie 'n Kuhbusen rum. Als sie sich von Liane verabschiedete, sagte sie: Besuch mich doch mal, Kleene. Wird schon alles laufen, mach dir keinen Kopp. Dein Macker ist zwar ein BĂŒbchen, aber den kriegste mit deiner Sue zusammen auch noch groß. Halt ihn nur fest am Schlips. MĂ€nner sind so was verdammt UnzuverlĂ€ssiges! Die erwachsene Frau im Bett gegenĂŒber hatte mit dem Kopf geschĂŒttelt, aber nichts gesagt.“ Nach diesen beiden BĂŒchern, die in einem so langsam immer ferner werdenden Land spielen, folgen noch drei BĂŒcher, die gleich von vornherein in fremden Welten und Zeiten handeln – zwei von Alexander Kröger und eines von Hardy Manthey. 1977 war im Verlag Neues Leben Berlin als Band 137 der Reihe „Spannend erzĂ€hlt“ der utopische Roman „Die Kristallwelt der Robina Crux“ von Alexander Kröger erschienen. Wie ein gewaltiger Spiegel ragt plötzlich die FlĂ€che eines Riesenkristalls vor Robina auf. Und obwohl die junge Kosmonautin das Höhenruder zurĂŒckreißt, erfolgt Sekundenbruchteile spĂ€ter ein schmetternder Aufprall. Das Beiboot ist auf jenem geheimnisvollen Kristallboliden havariert, den die Besatzung der REAKTOM auf der Heimreise zur Erde entdeckt hat. BestĂŒrzt sucht Robina Kontakt zum Raumschiff, um die Bergung zu veranlassen, doch die Funksignale bleiben ohne Antwort. Etwas Unfassbares ist geschehen. Die REAKTOM ist verschwunden, und Kernstrahlung deutet auf eine Katastrophe. Niemand wird Robina retten können; sie ist allein in dieser unwirtlichen Kristallwelt, viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Tiefe Verzweiflung ergreift die junge Kosmonautin, der nur ein Hoffnungsschimmer bleibt: Da ist jenes fremde Funkfeuer, dessen kalte Lumineszenz den Boliden in rhythmischem Abstand aus der SchwĂ€rze des Alls reißt. Und so geht es Robina nach der Katastrophe: „Robina öffnete die Augen; sie spĂŒrte Schmerzen im Nacken; das Pochen lief durch Hals und Kopf. Was sie sah, war wenig. Sie benötigte Sekunden, um sich zu orientieren. Dann begriff sie: Sie lag vor dem Steuersitz des Beibootes, der beĂ€ngstigend schrĂ€g ĂŒber ihr hing. Ihr linkes Bein klemmte verdreht zwischen Steuerung und dem Schalenrand des Sessels, der Helm stieß gegen die Pedale. Robina ĂŒbersah ein StĂŒck der Kabinendecke, des Sessels und die Armaturenverkleidung von unten. Platzangst ĂŒberfiel sie. ,Aufstehen!’, befahl sie sich, ,sehen!’ Aber auch als sie sich mĂŒhevoll aufgerichtet hatte, ĂŒberblickte sie nur wenig mehr. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass es sich bei der grau glĂ€nzenden Wand vor der Bugscheibe um einen Teil des Bootes selbst, eine der StabilisierungsflĂ€chen handelte. Rhythmisch zuckten darĂŒber Streulichter der geheimnisvollen Lumineszenz des Boliden. Robina durchlief abermals ein Angstschauer. Sie wandte sich zum Mikrofon und musste dazu den Kopf in eine unbequeme Lage drehen. Betont forsch sagte sie: „Hallo, Frank?“ Sie konnte nicht verhindern, dass die Stimme zitterte, der Ruf belegt klang. Und noch etwas irritierte: Sie hörte ihre eigene Stimme nicht ĂŒber das Außenmikrofon des Anzugs. Wieder ergriff sie eine Angstwelle, als ihr bewusst wurde, dass die Hermetik der Kabine gestört sein musste. ,Die GefĂ€hrten holen mich hier weg!’ Sie lauschte auf das beruhigende Summen der Sprechanlage des Anzugs. Hier schien alles in Ordnung zu sein. „Hallo, Frank!“ Stille. Außer diesem feinen Summen - Stille ... Robinas Blick glitt unstet ĂŒber die Armaturen. Die Zeiger standen auf Null. Die Signallampen, unheimlich dunkel, tot in den Fassungen, beschworen abermals Bangigkeit herauf. „Hallo, Frank, Stef!“ Robina spĂŒrte, wie Schweiß ausbrach, wie die Kopfhaut zu prickeln begann. „Mandy?“ Sie lauschte nicht mehr, ob das leise Summen von einer vertrauten Stimme durchbrochen wĂŒrde. Sie schrie: „Frank, zum Teufel, so melde dich doch!“ Nichts. Plötzlich klatschte sich Robina die behandschuhte Linke an den Helm. „Drehst durch, Robi“, sagte sie laut, und sie hielt sich die Uhr vor das Helmfenster. „Sie können dich nicht hören, absoluter Funkschatten – noch siebenunddreißig Minuten, Mist!“ Erleichtert atmete Robina auf. ,So ein Unsinn. Ein wenig havariert, und gleich spielt man verrĂŒckt. Es hĂ€tte doch schlimmer kommen können. Ich lebe, bin wohlauf, in dreißig Kilometer Entfernung sind die GefĂ€hrten, die schön verschnupft sein werden ĂŒber den Schrotthaufen, den ich fabriziert habe.’ Robina betĂ€tigte Schalter, zuckte mit den Mundwinkeln, als sie den implodierten Bildschirm wahrnahm. ,Nichts mehr zu machen mit dem schönen Boot’, dachte sie. ,Zeit, dass wir heim kommen!‘ Aber warum? Wie konnte das ĂŒberhaupt geschehen?’ Robina versuchte sich zu erinnern. ZunĂ€chst ließen sich die Bilder nur schwer ordnen bei dem dumpfen GefĂŒhl im Kopf: Unversehens hatten sich die Konturen des Landezeichens aus der strengen Geometrie der Kristalle gelöst. ,Na, setze ich eben ein wenig spĂ€ter auf; zieht sich doch weit, diese ebene LandeflĂ€che. Dort das Massiv. In dem befindet sich die Grotte. Da werde ich eben wenden, hinfahren, ausladen ...’ Da - Robina fĂŒhlt, wie ihr die Haare zu Berge steigen. Von vorn, gleichsam aus dem Boden, stĂŒrzt ein Beiboot wie das ihre auf sie zu, kommt rasend nĂ€her. Ohne Überlegung reißt sie am Höhenruder. Das Boot reagiert. „Jawohl, es hat reagiert!“, rief sie laut, aus ihrer Erinnerung auftauchend. Auch das zweite Boot vor ihr stieg, sie sieht deutlich die Unterseite des Rumpfes und die Stabilisatoren. ,Mein Spiegelbild!’, durchfĂ€hrt es sie. Da kam die Lichtwoge, der verdammte Schub ...“ Ebenfalls von Alexander Kröger stammt „Fundsache Venus“. Diesem Buch liegt die 2. ĂŒberarbeitete Auflage zugrunde, die 2012 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH, Halle erschien. Es enthĂ€lt die Neufassung von „Souvenir vom Atair“ (1985 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig) und „Andere“ (1990 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig): In „Fundsache Venus“ entdeckt Wally 327 Esch als Überlebende einer Rettungsexpedition das geborstene Raumschiff, und sie findet Dirk, ihren LebensgefĂ€hrten, aus dessen toter Hand sie ein Souvenir entnimmt, das, so glaubt sie, fĂŒr sie bestimmt ist. 18 Jahre hĂŒtet sie das Geheimnis dieses Geschenks. Dann berichtet sie dem Sohn Mark von der Operation in einem verlassenen Urwaldhospital und von Bea, einem MĂ€dchen mit Tigeraugen ... Sie bĂŒrdet damit dem jungen Mann eine Verantwortung auf, die er allein nicht tragen kann. Maren 021 Call kĂ€mpft leidenschaftlich gegen die Entstehung von Anderen auf der Erde und dem Mars. Sie fĂŒrchtet auf lange Sicht den Untergang des ursprĂŒnglichen Menschen. Alexander Kröger richtet in einer mitreißenden Handlung - in Sicht auf heutige RealitĂ€ten und Tendenzen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung - das Augenmerk des Lesers auf die Verantwortung der Menschen fĂŒr ihre Zukunft. Und hier aus Ausschnitt aus „Fundsache Venus“, in dem die komplizierte Beziehung zwischen Wally 327 Esch und ihrem Sohn Mark sichtbar wird: „Mark traf die Mutter zu Hause an. Sie hatte - wie des Öfteren - Unterlagen aus dem Institut mitgebracht und wertete sie aus. Sie saß im Halbdunkel, den Stereoprojektor vor sich, verglich Kristallstrukturen unzĂ€hliger Metallproben und ordnete sie ein. „Hallo, Mark“, grĂŒĂŸte sie. „Hast du gegessen?“ „Doch“, antwortete er. Er stand vor ihrer Projektionswand und versuchte ein System aus den verwirrenden Gitterlinien herauszulesen. „Aber ich könnte noch etwas vertragen, es gab Menga, fad zubereitet außerdem.“ Wally lachte. „Das trifft sich. Ich habe ein paar echte Steaks mitgebracht. Sie sind vorbereitet. Brauchst nur den Grill einzuschalten.“ WĂ€hrend Mark das Fleisch briet, trat Wally zu ihm, sah dem Sohn eine Weile zu, sagte dann obenhin: „Ich muss heute Nachmittag hinĂŒber nach Charleston, dienstlich. Ich denke, wir fahren gegen sechzehn Uhr mit dem Schnellboot. Zu tun habe ich höchstens eine Stunde, dann könnten wir ein wenig bummeln, einkaufen.“ In Mark regte sich sofort Abwehr. Zu oft sorgte die Mutter in der letzten Zeit fĂŒr gemeinsames Tun. FrĂŒher wĂ€re es ihm nicht eingefallen, ihr scharf zu entgegnen. Doch nun musste er sich beherrschen, um nicht aufzubrausen. So erwiderte er lediglich abweisend: „Ich komme nicht mit.“ Die Mutter fĂŒhlte sich durchschaut, biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. Mark befasste sich mit den Steaks. „Hast du etwas vor?“, fragte sie gewollt behutsam und sah ihn von unten her an. „Ja.“ »Mit Li wieder ...!“ Nur eine Sekunde zögerte Mark. „Ja!“ Es klang patzig und verbindlich. Sie schwieg, kehrte aber nicht wieder an ihre Arbeit zurĂŒck. Sie sah dem Sohn zu, wie er das Steak aß, ohne rechte Freude am seltenen Genuss. Und auf einmal tat es ihr leid, diese Unlust verursacht zu haben. In diesem Augenblick wurde es Wally Esch bewusst, sie wĂŒrde so nichts, gar nichts erreichen. Der Spalt zwischen ihr und dem Sohn wĂŒrde sich vergrĂ¶ĂŸern. Und ein weiteres Mal setzte sie an, sich Mark völlig zu offenbaren, ihm rĂŒckhaltlos erklĂ€ren, ihn einweihen ... >Er hat das Recht darauf, zu wissen!< Aber auch das hatte sie sich schon hundertmal vorgenommen - immer wieder. Stets fielen ihr die gleichen Gegenargumente ein: >Der Sohn ist zu jung. An seinem Anderssein hat er ohnehin genug zu tragen. Und du, Wally, kannst du es noch verkraften? Ich konnte nicht ahnen, dass er bereits in diesem Alter eine GefĂ€hrtin wĂŒnscht. Musste ich nicht annehmen, dass er wie andere noch fĂŒnf bis zehn Jahre damit warten wĂŒrde? Nein, Wally! Das sind Ausreden! Gerade, dass er sich verhĂ€lt wie andere, kannst du am allerwenigsten annehmen! Nichts ĂŒberstĂŒrzen!“ Die letzte Empfehlung dieses Newsletters gilt dem 3. Teil aus der „Zeitreisenden“-Reihe von Hardy Manthey. Dessen Titel lautet: „Das Gold der WĂŒste - endlich am Ziel?“: Diesmal scheint die schwedische Ärztin Maria Lindström aus dem 22. Jahrhundert, die in der Antike als elende Sklavin Aphrodite ihr kĂŒmmerliches Leben fristen musste, endlich in der Welt um 150 vor unserer Zeitrechnung angekommen zu sein. Sie ist keine Sklavin mehr, sondern reist als reiche und mĂ€chtige Frau zurĂŒck auf die Insel Sizilien. Sie wird Herrin ĂŒber Leben und Tod! Doch der Tempel und damit die Botschaft an die Menschen der Zukunft bleiben immer noch eine Illusion. Nur das Gold, das in der LandefĂ€hre lagert, kann das Ă€ndern. Doch die LandefĂ€hre steht in der fernen SalzwĂŒste, die heute zu Tunesien gehört. Wird sie MĂ€nner finden, die mit ihr zusammen die Gefahren nicht scheuen und das Gold bergen? Wird ihr Ehemann ihr diese Reise erlauben? Kein Römer hat zu dieser Zeit je diese WĂŒste mit eigenen Augen gesehen. Wird die magische Kraft des Goldes ausreichen, die MĂ€nner zu ĂŒberzeugen? Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark ĂŒberarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berĂŒcksichtigt. Und so liest sich der Anfang der dritten Teils. Er ist ĂŒberschrieben mit „Wieder in Syrakusae“: „Der Anblick der vielen bunt bemalten Kriegsschiffe fasziniert Aphrodite immer wieder. Es beeindruckt sie, wie vor und hinter ihr eine lange Kette von Kriegsgaleeren mit vollen Segeln an der OstkĂŒste von Sicilia entlang segelt. Nur der Anlass dazu stimmt Aphrodite traurig. Der Hochkultur Karthagos wird nun der Todesstoß versetzt. Tausende Menschen werden umgebracht. Zehntausende, vielleicht Hunderttausende werden in die Sklaverei verschleppt. Sechs Tage hat sie in Messina auf die Schiffe warten mĂŒssen. Mit dem Pferd wĂ€re sie jetzt schon in Syrakusae. Ihr Mann hat mit den Briefen und Befehlen der Offiziere, die die Flotte fĂŒr Syrakusae ankĂŒndigen sollen, auch ihr Kommen ankĂŒndigen lassen. Die Nachrichten von flĂŒchtigen und plĂŒndernden Sklaven machen den Landweg unsicher und es ist fraglich, ob wirklich eine Nachricht ankommen wird. Nun genießt sie hier die ruhige Reise. Auch der Blick auf die KĂŒste hat sie fĂŒr das Warten entschĂ€digt. Vor allem der Ätna wirkt aus der Ferne beeindruckend. Heute hat der Vulkan sich leider hinter einem Wolkenschleier versteckt oder sind sie schon zu weit entfernt? Sie ist froh, dass sie in Messina nicht noch lĂ€nger warten mussten. Denn sie durfte nicht in die Stadt. Die Therme und der Strand waren fĂŒr sie tabu. Genauso tabu scheinen fĂŒr sie die Kinder ihres Mannes zu sein. Die Tochter Melissa wechselt wenigstens ab und an mit ihr drei Worte. Sein Sohn Flavius behandelt sie wie Luft. Sie haben noch nicht einen zusammenhĂ€ngenden Satz miteinander gesprochen. Sie weiß nicht, wie sie an diesen Jungen herankommen soll. Überhaupt, von allem wird sie ferngehalten. Nirgendwo darf sie hin. Angeblich gĂ€be es zu viele Leute, die von ihr Schutz und göttlichen Rat erhoffen. Darum konnte sie nur zweimal in einer Holzwanne baden. Nur mit angewinkelten Beinen hatte sie darin Platz. Sie ist gespannt, ob in ihre HĂ€user ein Bad eingebaut wurde. Wenn nicht, wird es das Erste sein, was sie veranlassen wird. Auch im Meer wird sie dann wieder regelmĂ€ĂŸig schwimmen gehen. Die GĂ€ngelei durch ihren Mann lĂ€sst sie sich in Syrakusae nicht mehr gefallen. Besonders seit sie weiß, dass er sich nach der Vergewaltigung ihrer jungen Sklavin Emma zwei Tage spĂ€ter auch an Rose vergriffen hat. Die Ärmste hat er sogar noch brutaler geschlagen, weil sie nicht gleich so funktionierte, wie er es wollte. Sie weiß ĂŒberhaupt nicht mehr, wie sie sich ihrem Mann gegenĂŒber verhalten soll. Zu ihr ist er zwar höflich und zuvorkommend, aber sie muss mit ihm ĂŒber sein Verhalten zu ihren Sklavinnen reden. So einfach darf sie seine Taten nicht hinnehmen. Aber wie erklĂ€rt sie es ihm bloß, ohne dass sie ihn in Rage bringt und er sie womöglich auch noch schlĂ€gt? FĂŒr ihr Kind kann das tödlich enden. Ein Schatten auf der Matte kĂŒndigt jemanden an. Ihr Mann meldet sich: „Wie fĂŒhlst du dich, Aphrodite? Wie geht es deinem Kind? Den ganzen Tag nur faulenzen, das möchte ich auch mal!“ Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, mit ihm ein paar klĂ€rende Worte auszutauschen und so sagt Aphrodite: „Danke, mir und dem Kind geht es gut! Was man von dir offensichtlich nicht behaupten kann. Warum hast du dich an meinen beiden Sklavinnen vergriffen? Willst du sie schwĂ€ngern?“ „Wozu sind denn schließlich deine beiden Sklavinnen da? Soll ich lieber zu den Huren gehen? Ich bin ein Mann und brauche regelmĂ€ĂŸig eine Frau. Ich nehme sie mir noch nicht mal tĂ€glich vor. Nur dann, wenn ich es gar nicht mehr aushalte!“, empört sich ihr Mann. Beschwichtigend mahnt sie: „Ich dachte eigentlich, dass ich fĂŒr deine Befriedigung zustĂ€ndig bin!“ Er kontert verbittert: „Das bist du auch. Noch geht es auch bei dir und macht Spaß. Aber wenn bei dir auch von hinten der riesige Bauch zu sehen ist, habe ich vielleicht keine Lust mehr auf dich. Dann habe ich mir deine MĂ€dchen schon eingeritten. Wenn du dann entbunden hast, wirst du Tag und Nacht von mir rangenommen. Ich will einen Sohn von dir!“ „Den Sohn sollst du von mir bekommen, wenn es an der Zeit ist. Du kannst mich ruhig bis zum Schluss nehmen. Es ist sogar sehr gut fĂŒr die Geburt, wenn du tĂ€glich mit mir schlĂ€fst. Lass lieber die MĂ€dchen dafĂŒr in Ruhe. Bitte!“, bettelt Aphrodite und hofft auf seine Einsicht.“ Und wer den Weg die Zeitreisenden weiter verfolgen möchte, dem sei hier noch gesagt, dass aus dieser Reihe von Hardy Manthey bislang insgesamt 15 Teile vorliegen, also genĂŒgend Lesestoff, um damit durch die Zeiten zu reisen 
 Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3753 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books BĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Der Traum von Marlon Brando, kosmische Katastrophen und ein neues Abenteuer der Zeitreisenden – FĂŒnf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Wer hĂ€tte das gedacht, dass ein junges MĂ€dchen aus der DDR von Marlon Brando trĂ€umt und sich fĂŒr ihr Zimmer unbedingt ein Poster dieses amerikanischen Schauspielers wĂŒnscht. Aber schon wenige Zeilen nach dem Lesen des ersten von fĂŒnf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 03.03. 17 - Freitag, 10.03. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, wird der Grund dafĂŒr klar. Viel Spaß beim „Kirschenkosten“. Dazu gibt es eine weitere Geschichte aus der DDR, zwei Science-Fiction-Romane sowie ein neues Abenteuer der Zeitreisenden. Ob es ihr aber gelingt, ihre wichtige Botschaft an die Menschen der Zukunft zu senden, bleibt ungewiss. „Kirschenkosten“ von Hildegard und Siegfried Schumacher erschien erstmals 1978 im Verlag Neues Leben Berlin und 1985 unter dem Titel „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ in der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung Stuttgart: Christine Hollmann steht ihrem dickschĂ€deligen Großvater gewiss in nichts nach, wenn ihre Kriegslisten naturgemĂ€ĂŸ auch verschiedenen Objekten gelten. Weil ihre Eltern ihr nicht erlauben wollen, mit ihren fĂŒnf Freunden zum Zelten zu fahren, fĂ€hrt sie schließlich ohne diese Erlaubnis fort. Nach ihrer RĂŒckkehr ist sie jedoch nicht etwa lĂ€nger ĂŒber ihre Großfamilie, dafĂŒr aber zutiefst ĂŒber ihren Klassenkameraden Matthias enttĂ€uscht, der sich weit mehr fĂŒr Mathe als fĂŒr MĂ€dchen begeistern kann. Als die Schule wieder beginnt, nimmt er ihr gegenĂŒber immer hĂ€ufiger einen belehrenden Tonfall an, der sie verletzt. StĂŒck fĂŒr StĂŒck demontiert er selbst das Bild vom Strahlenden Ritter, das sie sich von ihm gemacht hatte. WĂ€hrend Christine sich bisher in ihrem Kaff am Rande der Welt gefĂŒhlt hat, hĂ€ufen sich in diesem denkwĂŒrdigen Jahr die unangenehmen Ereignisse, von denen der Kummer mit Matthias nur der Anfang war. Um sich ĂŒber ihre GefĂŒhle klar zu werden, beginnt sie, ein Buch zu schreiben. Aber muss Matthias, dieser fantasielose Knochen, sie ausgerechnet bei Mathe-Bolle damit verpfeifen? Wie ein Lauffeuer breitet sich die Kunde aus: Christine schreibt. Und da sie verstockt von ihrem Hobby nicht lassen will, setzt sie sich bei fast allen Lehrern voll in die Nesseln. Trost findet sie nur nachmittags bei ihrem PlĂŒschlöwen, den ihr Wolfgang geschenkt hat. Er selbst weilt fern, doch bald beginnen die Telegrafenleitungen zwischen Berlin und Hollershoh immer heftiger zu rauschen! Und hier der Beginn dieses Buches, in dem, wie schon angekĂŒndigt, Marlon Brando eine große Rolle spielt: „Er hing in meinem Zimmer. Endlich! Ganz groß hing er an der Wand. Seit ich ihn das erste Mal im Kino gesehen hatte, den kĂŒhnen Helden der „Bounty“, trĂ€umte ich von Marlon Brando. Der verwegene Blick, seine lĂ€ssige Art hatten es mir angetan, vor allem aber die Entschlossenheit, mit der er sich durchsetzte. Christine Hollmann, sagte ich mir, nimm dir ein Beispiel an ihm, beim Mittagessen sagst du es! FĂŒr das geplante Unternehmen brauchte ich die Erlaubnis meiner Eltern. So ist das, wenn man noch acht Monate auf die sechzehn zusteuert. Bis um zwei musste alles klar sein, da wollte ich mich mit BĂ€rbel, Susanne, Ecki und Gerd und natĂŒrlich Matthias an der BlĂ€nke treffen, um die letzten Vorbereitungen zu besprechen. Alles hing davon ab, dass jeder von uns mitfahren durfte. Unsere Eltern wussten, dass wir uns seit Ewigkeiten kannten und nie etwas passiert war. Über Jahre hatten wir rundum alle Geburtstage gemeinsam gefeiert, Verstecken und Blindekuh gespielt und im Wald Buden gebaut, und bei den Schlittenfahrten mit Großvaters Braunen, damals, als wir noch kleine Stippis waren, hatte unsere Freundschaft begonnen. Nun lag die neunte Klasse genauso in Ehren hinter uns wie die Arbeit bei der LPG Pflanzenproduktion. Wer gemeinsam lernt, der kann auch gemeinsam arbeiten, so lautete unser historischer Beschluss. Wir hatten uns fĂŒr drei Wochen als Brigade angemeldet, um unsere persönlichen Finanzen aufzubessern. Eine kluge Maßnahme, wie sich erwies. Als ordentliche Brigade erhielten wir ordentliche Arbeit. Wir strengten uns an, guckten auch nicht auf die Minute, und - ehrlich - es machte Spaß. Alle sechs sind wir motorisiert, schon der Schule wegen. Wir wurden als fliegende Brigade eingesetzt. Den Sprit spendierte die LPG. Kleine Zuwendungen festigen die Freundschaft. Unsere Arbeit gefiel dem Vorstand, und es war kein Wunder, dass die PrĂ€mie zum Schluss den Bereich Kleinigkeiten ĂŒberschritt. Vati als Chef ließ es sich nicht nehmen, uns die Auszeichnung höchst eigenhĂ€ndig zu prĂ€sentieren. Angesichts des vollzĂ€hlig versammelten Vorstands zeigte er uns stolz herum, und der Rat, die PrĂ€mie, die im Kollektiv erarbeitet worden war, auch kollektiv zu nutzen, stammte von ihm. Oma zu Hause sagte, dass ich mich nun schön erholen sollte. Nichts anderes wollten wir. Nach dem sozialistischen Lernen und Arbeiten sollte nun das sozialistische Leben kommen. Wir dachten nach. Dampferfahrt mit anschließendem Theater oder Friedrichstadtpalast waren alte HĂŒte. Den meisten MĂ€nnern ist zum Verbraten einer PrĂ€mie eine Sause am liebsten. Möglichst ohne Frauen, die können am 8. MĂ€rz feiern. Wir hatten nicht die Absicht, vorgetretene Pfade auszulatschen. Ecki fiel genau das Richtige ein: Zelttour mit unsern Mopeds. Das musste ich durchsetzen. NatĂŒrlich war es ungĂŒnstig, zaghaft zu fragen. Wer viel fragt, kriegt viel Antwort. Ich musste bestimmt auftreten. Ich sah auf meine Uhr. Das Mittagessen stand erst um zwölf auf dem Tisch. Nur nicht vorher verrĂŒckt machen! Ich rĂŒckte Marlons Bild gerade. Der FilmvorfĂŒhrer hatte die „Meuterei auf der ,Bounty‘' mehrere Male im Kulturhaus von der Leinwand flimmern lassen. Man konnte fast annehmen, er liebte Filme von der Seefahrt. Vielleicht war er ein verhinderter KapitĂ€n. Unsere Zelttour jedenfalls sollte nichts und niemand verhindern. Hatte ich mich durch die Angina im FrĂŒhjahr vom Besuch der Bounty abhalten lassen? Nein! Nie hatte ich Marlon Brando versĂ€umt, und sobald er an Bord gestiegen war, hörte die ĂŒbrige Welt zu existieren auf. Und doch, kaum hatte sich der Saal verdunkelt, bangte ich schon dem Wiederaufleuchten der Lampen entgegen, nicht nur weil mein Held sterben wĂŒrde, sondern auch weil selbst der lĂ€ngste Doppelfilm zu Ende geht, und dann sah ich Marlon nicht mehr. Aber nun hatte ich ihn frisch eingerahmt und fĂŒr immer. Das Bild des Segelschiffs, das bisher den Platz ĂŒber meinem Schreibtisch eingenommen hatte, war ein kĂŒmmerlicher Ersatz gewesen. Solch ein Schiff gab es an dem See, wo wir unsere Zelte aufschlagen wollten, nicht. Das gab es nirgends auf der Welt. Ich hatte es erfunden und vor der Marlonzeit gemalt, und frĂŒher war es Odysseus’ Schiff, mit dem ich ĂŒber blaue Meere fuhr. Odysseus sah wie Marlon aus. Ich wusste es, seit ich Marlon kannte. Ich war bei ihm auf dem Schiff, spĂŒrte das Rollen der See unter den Planken, und gleichzeitig war ich Penelope, zu der er glĂŒcklich heimkehrte. Ein schreckliches Ende wie auf der „Bounty“ gab es nicht. An Penelope störte mich nur, dass sie fĂŒnfundzwanzig Jahre warten und folglich uralt sein musste. Also war ich die Königstochter Nausikaa, die ich sowieso viel lieber hatte. Ich stellte es mir sehr schön vor, wie ich den schiffbrĂŒchigen Fremdling am Strand traf, und da war ich ganz sicher, ich hĂ€tte ihn festgehalten. Was man wirklich will, das schafft man!“ Nur ein bisschen Ă€lter als Christine aus „Kirschenkosten“ ist Liane aus dem 1988 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen Jugendbuch „Liane und ihr Baby“ von Elisabeth Schulz-Semrau: Liane stolperte benommen ĂŒber ausgestreckte Beine im Wartezimmer, murmelte eine Entschuldigung, öffnete eine TĂŒr, es war die falsche, sie fĂŒhrte in einen zweiten Untersuchungsraum. Liane erkannte es an dem besonderen Stuhl, von solch einem war sie gerade heruntergeklettert. Rasch warf sie die TĂŒr zu, fand die richtige nach draußen, wurde aber von der Sprechstundenhilfe zurĂŒckgerufen: Sie haben die Überweisung vergessen! Als Liane sie verstĂ€ndnislos ansah, drĂŒckte sie dem MĂ€dchen ein Blatt Papier in die Hand, fĂŒgte hinzu: Damit melden Sie sich bei der Schwangerenberatung Ihres Stadtbezirks! Und gleich am Anfang lernen wir nicht nur Liane, sondern auch ihr Baby kennen – zumindest ein bisschen: „Es ist soweit, Liane, sagte die Stationsschwester. Nach der Visite können Sie dann gehen. Das MĂ€dchen im Bett, in einem Zimmer hoch ĂŒber der Stadt, dieser großen und geteilten, rollte sich - oder soll man sagen krĂŒmmte sich - klein. So, als trachte es danach, in das winzige Bett neben sich, diesen Ableger eines Bettes, zu kriechen, um sich an das darin liegende, immer noch unbegreifbare Wesen zu kuscheln, sich an ihm festzuhalten, an ihm warm zu werden, sich womöglich ganz darein zu verwandeln, und sich vorzustellen als: Ich bin Sue Peterson, sechs Tage alt. Meine Mutter, Liane Peterson, muss mich wohl lieben, denn sie hat mich haben wollen. Gegen WiderstĂ€nde dieser Welt, die ich noch nicht auszumachen weiß, hat sie mich haben wollen! Und nun wird sie mich hĂŒten mĂŒssen... Und das große MĂ€dchen in dem großen Bett dachte: Sechzehn Jahre. Ist das lang, oder ist es eine kurze Zeit? Vor sechzehn Jahren habe ich so neben meiner Mutti gelegen. War sie da froh? Hatte sie mich da gern? War ich ihr so wichtig, wie Sue es fĂŒr mich ist? Damals wenigstens? Aber ich will, dass Sue mir auch in sechzehn Jahren noch ganz wichtig ist! Zweiunddreißig bin ich dann! Kann ich mir ĂŒberhaupt nicht vorstellen, so alt zu sein. Mutti ist sogar schon sechsunddreißig. Vielleicht macht einen Altsein so? Aber das kann ja auch nicht stimmen, Oma ist zwanzig Jahre Ă€lter und ganz anders. Das Maunzen neben sich lĂ€sst das MĂ€dchen zurĂŒckrollen. Erschrocken richtet es sich auf, beugt sich ĂŒber das Kinderbett. Aber es scheint nichts Beunruhigendes. Der winzige Mensch dort verzieht sein kleines Gesicht zu einer Fratze, so, als wĂŒrde er schon gegen irgendetwas protestieren. Liane sieht mit Neugier und Erstaunen auf den breitgepressten Mund, der die gesamte Kinnpartie böse wirken lĂ€sst. Dazu auf der Stirn ein großes V. Das Kind scheint zu trĂ€umen. Urplötzlich lĂ€chelt es und sieht aus wie Timm. So was, denkt die junge Mutter, worĂŒber kann es denn so lachen? Es kennt doch nichts bisher. Und sauer sein? WorĂŒber? Ist das komisch. Vielleicht ist ihm nicht gut? Liane blickt angestrengt auf das Kind. Das schlĂ€ft ruhig weiter, die FĂ€uste ans Kinn gepresst. Haben Sie das auch schon bemerkt, wendet sich Liane an die Frau im Bett gegenĂŒber, dass Ihr Kleiner Gesichter schneidet? Die Frau ist zwölf Jahre Ă€lter als Liane und hat bereits eine vierjĂ€hrige Tochter. Eine richtige Frau also, hatte Liane fĂŒr sich festgestellt. Die Frau liegt seit drei Tagen hier und hat einen Jungen geboren. Liane hatte sich immer ĂŒberwinden mĂŒssen, sie anzusprechen. Sie glaubte zu fĂŒhlen, die Frau habe etwas gegen sie oder ihr Jungsein. Gerade sechzehn? hatte sie erschrocken zu Liane rĂŒbergefragt. Eine andere Patientin, die bis gestern im Nebenbett gelegen hatte, auch mit einer Tochter, war achtzehn, und mit der hatte sie etwas erzĂ€hlen können. Aber meistens hatte die andere geredet. Sie war erfĂŒllt von ihrer Hochzeit, die demnĂ€chst stattfinden wĂŒrde. Dass sie nun doch das lange, glockig geschnittene Kleid und einen Schleier tragen könnte. Was es zu essen geben wĂŒrde. Wie viele GĂ€ste kĂ€men. Davor wĂ€re noch ein richtiger Polterabend, da wĂŒrden Kollegen von ihr und ihrem Mann kommen, und es wĂŒrde hoch hergehen. Schließlich gĂ€be es sogar eine kleine Hochzeitsreise. FĂŒnf Tage Budapest. Ihre Mutter nĂ€hme solange die Mandy... Aber du musst sie doch stillen, hatte Liane sich erschrocken erkundigt. MĂ€dchen, hatte die andere amĂŒsiert geantwortet, bis dahin habe ich doch lĂ€ngst abgestillt. Nee, ich will mir ja nicht meine Figur verderben! Da hatte sich die Frau aus dem Nebenbett eingemischt. Sie hatte am ersten Tag ziemlich apathisch dagelegen, und das Baby war von den Schwestern versorgt worden. Der Arzt hatte ihr den Bauch aufschneiden mĂŒssen, um das Kind lebendig herauszuholen. Wer hat Ihnen nur den Quatsch von der Figur erzĂ€hlt? Selbst wenn es so wĂ€re... Sie können Ihrem Kind nichts Besseres bieten als Muttermilch. Sie sehen ja, dass es bei mir schon jetzt nicht reicht. Ich werde tĂ€glich herkommen mĂŒssen, um mir Milch von MĂŒttern zu holen, die zuviel davon haben. Bettina, so hieß die kĂŒnftige Hochzeiterin, hatte nur die Augen verdreht, und als die Frau mal draußen war, zu Liane hinĂŒbergeflĂŒstert, als wĂŒrde der kleine Junge in seinem Bettchen seiner Mutter davon berichten. Na ja, die ist Lehrerin, da bekommt sie fĂŒrs schlaue Reden bezahlt. Ich weiß, was ich weiß. Ich lauf mal nicht mit 'ner Brust wie 'n Kuhbusen rum. Als sie sich von Liane verabschiedete, sagte sie: Besuch mich doch mal, Kleene. Wird schon alles laufen, mach dir keinen Kopp. Dein Macker ist zwar ein BĂŒbchen, aber den kriegste mit deiner Sue zusammen auch noch groß. Halt ihn nur fest am Schlips. MĂ€nner sind so was verdammt UnzuverlĂ€ssiges! Die erwachsene Frau im Bett gegenĂŒber hatte mit dem Kopf geschĂŒttelt, aber nichts gesagt.“ Nach diesen beiden BĂŒchern, die in einem so langsam immer ferner werdenden Land spielen, folgen noch drei BĂŒcher, die gleich von vornherein in fremden Welten und Zeiten handeln – zwei von Alexander Kröger und eines von Hardy Manthey. 1977 war im Verlag Neues Leben Berlin als Band 137 der Reihe „Spannend erzĂ€hlt“ der utopische Roman „Die Kristallwelt der Robina Crux“ von Alexander Kröger erschienen. Wie ein gewaltiger Spiegel ragt plötzlich die FlĂ€che eines Riesenkristalls vor Robina auf. Und obwohl die junge Kosmonautin das Höhenruder zurĂŒckreißt, erfolgt Sekundenbruchteile spĂ€ter ein schmetternder Aufprall. Das Beiboot ist auf jenem geheimnisvollen Kristallboliden havariert, den die Besatzung der REAKTOM auf der Heimreise zur Erde entdeckt hat. BestĂŒrzt sucht Robina Kontakt zum Raumschiff, um die Bergung zu veranlassen, doch die Funksignale bleiben ohne Antwort. Etwas Unfassbares ist geschehen. Die REAKTOM ist verschwunden, und Kernstrahlung deutet auf eine Katastrophe. Niemand wird Robina retten können; sie ist allein in dieser unwirtlichen Kristallwelt, viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Tiefe Verzweiflung ergreift die junge Kosmonautin, der nur ein Hoffnungsschimmer bleibt: Da ist jenes fremde Funkfeuer, dessen kalte Lumineszenz den Boliden in rhythmischem Abstand aus der SchwĂ€rze des Alls reißt. Und so geht es Robina nach der Katastrophe: „Robina öffnete die Augen; sie spĂŒrte Schmerzen im Nacken; das Pochen lief durch Hals und Kopf. Was sie sah, war wenig. Sie benötigte Sekunden, um sich zu orientieren. Dann begriff sie: Sie lag vor dem Steuersitz des Beibootes, der beĂ€ngstigend schrĂ€g ĂŒber ihr hing. Ihr linkes Bein klemmte verdreht zwischen Steuerung und dem Schalenrand des Sessels, der Helm stieß gegen die Pedale. Robina ĂŒbersah ein StĂŒck der Kabinendecke, des Sessels und die Armaturenverkleidung von unten. Platzangst ĂŒberfiel sie. ,Aufstehen!’, befahl sie sich, ,sehen!’ Aber auch als sie sich mĂŒhevoll aufgerichtet hatte, ĂŒberblickte sie nur wenig mehr. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass es sich bei der grau glĂ€nzenden Wand vor der Bugscheibe um einen Teil des Bootes selbst, eine der StabilisierungsflĂ€chen handelte. Rhythmisch zuckten darĂŒber Streulichter der geheimnisvollen Lumineszenz des Boliden. Robina durchlief abermals ein Angstschauer. Sie wandte sich zum Mikrofon und musste dazu den Kopf in eine unbequeme Lage drehen. Betont forsch sagte sie: „Hallo, Frank?“ Sie konnte nicht verhindern, dass die Stimme zitterte, der Ruf belegt klang. Und noch etwas irritierte: Sie hörte ihre eigene Stimme nicht ĂŒber das Außenmikrofon des Anzugs. Wieder ergriff sie eine Angstwelle, als ihr bewusst wurde, dass die Hermetik der Kabine gestört sein musste. ,Die GefĂ€hrten holen mich hier weg!’ Sie lauschte auf das beruhigende Summen der Sprechanlage des Anzugs. Hier schien alles in Ordnung zu sein. „Hallo, Frank!“ Stille. Außer diesem feinen Summen - Stille ... Robinas Blick glitt unstet ĂŒber die Armaturen. Die Zeiger standen auf Null. Die Signallampen, unheimlich dunkel, tot in den Fassungen, beschworen abermals Bangigkeit herauf. „Hallo, Frank, Stef!“ Robina spĂŒrte, wie Schweiß ausbrach, wie die Kopfhaut zu prickeln begann. „Mandy?“ Sie lauschte nicht mehr, ob das leise Summen von einer vertrauten Stimme durchbrochen wĂŒrde. Sie schrie: „Frank, zum Teufel, so melde dich doch!“ Nichts. Plötzlich klatschte sich Robina die behandschuhte Linke an den Helm. „Drehst durch, Robi“, sagte sie laut, und sie hielt sich die Uhr vor das Helmfenster. „Sie können dich nicht hören, absoluter Funkschatten – noch siebenunddreißig Minuten, Mist!“ Erleichtert atmete Robina auf. ,So ein Unsinn. Ein wenig havariert, und gleich spielt man verrĂŒckt. Es hĂ€tte doch schlimmer kommen können. Ich lebe, bin wohlauf, in dreißig Kilometer Entfernung sind die GefĂ€hrten, die schön verschnupft sein werden ĂŒber den Schrotthaufen, den ich fabriziert habe.’ Robina betĂ€tigte Schalter, zuckte mit den Mundwinkeln, als sie den implodierten Bildschirm wahrnahm. ,Nichts mehr zu machen mit dem schönen Boot’, dachte sie. ,Zeit, dass wir heim kommen!‘ Aber warum? Wie konnte das ĂŒberhaupt geschehen?’ Robina versuchte sich zu erinnern. ZunĂ€chst ließen sich die Bilder nur schwer ordnen bei dem dumpfen GefĂŒhl im Kopf: Unversehens hatten sich die Konturen des Landezeichens aus der strengen Geometrie der Kristalle gelöst. ,Na, setze ich eben ein wenig spĂ€ter auf; zieht sich doch weit, diese ebene LandeflĂ€che. Dort das Massiv. In dem befindet sich die Grotte. Da werde ich eben wenden, hinfahren, ausladen ...’ Da - Robina fĂŒhlt, wie ihr die Haare zu Berge steigen. Von vorn, gleichsam aus dem Boden, stĂŒrzt ein Beiboot wie das ihre auf sie zu, kommt rasend nĂ€her. Ohne Überlegung reißt sie am Höhenruder. Das Boot reagiert. „Jawohl, es hat reagiert!“, rief sie laut, aus ihrer Erinnerung auftauchend. Auch das zweite Boot vor ihr stieg, sie sieht deutlich die Unterseite des Rumpfes und die Stabilisatoren. ,Mein Spiegelbild!’, durchfĂ€hrt es sie. Da kam die Lichtwoge, der verdammte Schub ...“ Ebenfalls von Alexander Kröger stammt „Fundsache Venus“. Diesem Buch liegt die 2. ĂŒberarbeitete Auflage zugrunde, die 2012 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH, Halle erschien. Es enthĂ€lt die Neufassung von „Souvenir vom Atair“ (1985 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig) und „Andere“ (1990 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig): In „Fundsache Venus“ entdeckt Wally 327 Esch als Überlebende einer Rettungsexpedition das geborstene Raumschiff, und sie findet Dirk, ihren LebensgefĂ€hrten, aus dessen toter Hand sie ein Souvenir entnimmt, das, so glaubt sie, fĂŒr sie bestimmt ist. 18 Jahre hĂŒtet sie das Geheimnis dieses Geschenks. Dann berichtet sie dem Sohn Mark von der Operation in einem verlassenen Urwaldhospital und von Bea, einem MĂ€dchen mit Tigeraugen ... Sie bĂŒrdet damit dem jungen Mann eine Verantwortung auf, die er allein nicht tragen kann. Maren 021 Call kĂ€mpft leidenschaftlich gegen die Entstehung von Anderen auf der Erde und dem Mars. Sie fĂŒrchtet auf lange Sicht den Untergang des ursprĂŒnglichen Menschen. Alexander Kröger richtet in einer mitreißenden Handlung - in Sicht auf heutige RealitĂ€ten und Tendenzen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung - das Augenmerk des Lesers auf die Verantwortung der Menschen fĂŒr ihre Zukunft. Und hier aus Ausschnitt aus „Fundsache Venus“, in dem die komplizierte Beziehung zwischen Wally 327 Esch und ihrem Sohn Mark sichtbar wird: „Mark traf die Mutter zu Hause an. Sie hatte - wie des Öfteren - Unterlagen aus dem Institut mitgebracht und wertete sie aus. Sie saß im Halbdunkel, den Stereoprojektor vor sich, verglich Kristallstrukturen unzĂ€hliger Metallproben und ordnete sie ein. „Hallo, Mark“, grĂŒĂŸte sie. „Hast du gegessen?“ „Doch“, antwortete er. Er stand vor ihrer Projektionswand und versuchte ein System aus den verwirrenden Gitterlinien herauszulesen. „Aber ich könnte noch etwas vertragen, es gab Menga, fad zubereitet außerdem.“ Wally lachte. „Das trifft sich. Ich habe ein paar echte Steaks mitgebracht. Sie sind vorbereitet. Brauchst nur den Grill einzuschalten.“ WĂ€hrend Mark das Fleisch briet, trat Wally zu ihm, sah dem Sohn eine Weile zu, sagte dann obenhin: „Ich muss heute Nachmittag hinĂŒber nach Charleston, dienstlich. Ich denke, wir fahren gegen sechzehn Uhr mit dem Schnellboot. Zu tun habe ich höchstens eine Stunde, dann könnten wir ein wenig bummeln, einkaufen.“ In Mark regte sich sofort Abwehr. Zu oft sorgte die Mutter in der letzten Zeit fĂŒr gemeinsames Tun. FrĂŒher wĂ€re es ihm nicht eingefallen, ihr scharf zu entgegnen. Doch nun musste er sich beherrschen, um nicht aufzubrausen. So erwiderte er lediglich abweisend: „Ich komme nicht mit.“ Die Mutter fĂŒhlte sich durchschaut, biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. Mark befasste sich mit den Steaks. „Hast du etwas vor?“, fragte sie gewollt behutsam und sah ihn von unten her an. „Ja.“ »Mit Li wieder ...!“ Nur eine Sekunde zögerte Mark. „Ja!“ Es klang patzig und verbindlich. Sie schwieg, kehrte aber nicht wieder an ihre Arbeit zurĂŒck. Sie sah dem Sohn zu, wie er das Steak aß, ohne rechte Freude am seltenen Genuss. Und auf einmal tat es ihr leid, diese Unlust verursacht zu haben. In diesem Augenblick wurde es Wally Esch bewusst, sie wĂŒrde so nichts, gar nichts erreichen. Der Spalt zwischen ihr und dem Sohn wĂŒrde sich vergrĂ¶ĂŸern. Und ein weiteres Mal setzte sie an, sich Mark völlig zu offenbaren, ihm rĂŒckhaltlos erklĂ€ren, ihn einweihen ... >Er hat das Recht darauf, zu wissen!< Aber auch das hatte sie sich schon hundertmal vorgenommen - immer wieder. Stets fielen ihr die gleichen Gegenargumente ein: >Der Sohn ist zu jung. An seinem Anderssein hat er ohnehin genug zu tragen. Und du, Wally, kannst du es noch verkraften? Ich konnte nicht ahnen, dass er bereits in diesem Alter eine GefĂ€hrtin wĂŒnscht. Musste ich nicht annehmen, dass er wie andere noch fĂŒnf bis zehn Jahre damit warten wĂŒrde? Nein, Wally! Das sind Ausreden! Gerade, dass er sich verhĂ€lt wie andere, kannst du am allerwenigsten annehmen! Nichts ĂŒberstĂŒrzen!“ Die letzte Empfehlung dieses Newsletters gilt dem 3. Teil aus der „Zeitreisenden“-Reihe von Hardy Manthey. Dessen Titel lautet: „Das Gold der WĂŒste - endlich am Ziel?“: Diesmal scheint die schwedische Ärztin Maria Lindström aus dem 22. Jahrhundert, die in der Antike als elende Sklavin Aphrodite ihr kĂŒmmerliches Leben fristen musste, endlich in der Welt um 150 vor unserer Zeitrechnung angekommen zu sein. Sie ist keine Sklavin mehr, sondern reist als reiche und mĂ€chtige Frau zurĂŒck auf die Insel Sizilien. Sie wird Herrin ĂŒber Leben und Tod! Doch der Tempel und damit die Botschaft an die Menschen der Zukunft bleiben immer noch eine Illusion. Nur das Gold, das in der LandefĂ€hre lagert, kann das Ă€ndern. Doch die LandefĂ€hre steht in der fernen SalzwĂŒste, die heute zu Tunesien gehört. Wird sie MĂ€nner finden, die mit ihr zusammen die Gefahren nicht scheuen und das Gold bergen? Wird ihr Ehemann ihr diese Reise erlauben? Kein Römer hat zu dieser Zeit je diese WĂŒste mit eigenen Augen gesehen. Wird die magische Kraft des Goldes ausreichen, die MĂ€nner zu ĂŒberzeugen? Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark ĂŒberarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berĂŒcksichtigt. Und so liest sich der Anfang der dritten Teils. Er ist ĂŒberschrieben mit „Wieder in Syrakusae“: „Der Anblick der vielen bunt bemalten Kriegsschiffe fasziniert Aphrodite immer wieder. Es beeindruckt sie, wie vor und hinter ihr eine lange Kette von Kriegsgaleeren mit vollen Segeln an der OstkĂŒste von Sicilia entlang segelt. Nur der Anlass dazu stimmt Aphrodite traurig. Der Hochkultur Karthagos wird nun der Todesstoß versetzt. Tausende Menschen werden umgebracht. Zehntausende, vielleicht Hunderttausende werden in die Sklaverei verschleppt. Sechs Tage hat sie in Messina auf die Schiffe warten mĂŒssen. Mit dem Pferd wĂ€re sie jetzt schon in Syrakusae. Ihr Mann hat mit den Briefen und Befehlen der Offiziere, die die Flotte fĂŒr Syrakusae ankĂŒndigen sollen, auch ihr Kommen ankĂŒndigen lassen. Die Nachrichten von flĂŒchtigen und plĂŒndernden Sklaven machen den Landweg unsicher und es ist fraglich, ob wirklich eine Nachricht ankommen wird. Nun genießt sie hier die ruhige Reise. Auch der Blick auf die KĂŒste hat sie fĂŒr das Warten entschĂ€digt. Vor allem der Ätna wirkt aus der Ferne beeindruckend. Heute hat der Vulkan sich leider hinter einem Wolkenschleier versteckt oder sind sie schon zu weit entfernt? Sie ist froh, dass sie in Messina nicht noch lĂ€nger warten mussten. Denn sie durfte nicht in die Stadt. Die Therme und der Strand waren fĂŒr sie tabu. Genauso tabu scheinen fĂŒr sie die Kinder ihres Mannes zu sein. Die Tochter Melissa wechselt wenigstens ab und an mit ihr drei Worte. Sein Sohn Flavius behandelt sie wie Luft. Sie haben noch nicht einen zusammenhĂ€ngenden Satz miteinander gesprochen. Sie weiß nicht, wie sie an diesen Jungen herankommen soll. Überhaupt, von allem wird sie ferngehalten. Nirgendwo darf sie hin. Angeblich gĂ€be es zu viele Leute, die von ihr Schutz und göttlichen Rat erhoffen. Darum konnte sie nur zweimal in einer Holzwanne baden. Nur mit angewinkelten Beinen hatte sie darin Platz. Sie ist gespannt, ob in ihre HĂ€user ein Bad eingebaut wurde. Wenn nicht, wird es das Erste sein, was sie veranlassen wird. Auch im Meer wird sie dann wieder regelmĂ€ĂŸig schwimmen gehen. Die GĂ€ngelei durch ihren Mann lĂ€sst sie sich in Syrakusae nicht mehr gefallen. Besonders seit sie weiß, dass er sich nach der Vergewaltigung ihrer jungen Sklavin Emma zwei Tage spĂ€ter auch an Rose vergriffen hat. Die Ärmste hat er sogar noch brutaler geschlagen, weil sie nicht gleich so funktionierte, wie er es wollte. Sie weiß ĂŒberhaupt nicht mehr, wie sie sich ihrem Mann gegenĂŒber verhalten soll. Zu ihr ist er zwar höflich und zuvorkommend, aber sie muss mit ihm ĂŒber sein Verhalten zu ihren Sklavinnen reden. So einfach darf sie seine Taten nicht hinnehmen. Aber wie erklĂ€rt sie es ihm bloß, ohne dass sie ihn in Rage bringt und er sie womöglich auch noch schlĂ€gt? FĂŒr ihr Kind kann das tödlich enden. Ein Schatten auf der Matte kĂŒndigt jemanden an. Ihr Mann meldet sich: „Wie fĂŒhlst du dich, Aphrodite? Wie geht es deinem Kind? Den ganzen Tag nur faulenzen, das möchte ich auch mal!“ Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, mit ihm ein paar klĂ€rende Worte auszutauschen und so sagt Aphrodite: „Danke, mir und dem Kind geht es gut! Was man von dir offensichtlich nicht behaupten kann. Warum hast du dich an meinen beiden Sklavinnen vergriffen? Willst du sie schwĂ€ngern?“ „Wozu sind denn schließlich deine beiden Sklavinnen da? Soll ich lieber zu den Huren gehen? Ich bin ein Mann und brauche regelmĂ€ĂŸig eine Frau. Ich nehme sie mir noch nicht mal tĂ€glich vor. Nur dann, wenn ich es gar nicht mehr aushalte!“, empört sich ihr Mann. Beschwichtigend mahnt sie: „Ich dachte eigentlich, dass ich fĂŒr deine Befriedigung zustĂ€ndig bin!“ Er kontert verbittert: „Das bist du auch. Noch geht es auch bei dir und macht Spaß. Aber wenn bei dir auch von hinten der riesige Bauch zu sehen ist, habe ich vielleicht keine Lust mehr auf dich. Dann habe ich mir deine MĂ€dchen schon eingeritten. Wenn du dann entbunden hast, wirst du Tag und Nacht von mir rangenommen. Ich will einen Sohn von dir!“ „Den Sohn sollst du von mir bekommen, wenn es an der Zeit ist. Du kannst mich ruhig bis zum Schluss nehmen. Es ist sogar sehr gut fĂŒr die Geburt, wenn du tĂ€glich mit mir schlĂ€fst. Lass lieber die MĂ€dchen dafĂŒr in Ruhe. Bitte!“, bettelt Aphrodite und hofft auf seine Einsicht.“ Und wer den Weg die Zeitreisenden weiter verfolgen möchte, dem sei hier noch gesagt, dass aus dieser Reihe von Hardy Manthey bislang insgesamt 15 Teile vorliegen, also genĂŒgend Lesestoff, um damit durch die Zeiten zu reisen 
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prseiten · 7 years ago
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Spannende Tatsachen, ein dringendes Telegramm, Kraken-Alarm und eine mysteriöse Botschaft - FĂŒnf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Rund 40 BĂŒcher mit einer Gesamtauflage von fast sechs Millionen Exemplaren hat der in der vergangenen Woche in Ahrenshoop nur wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag verstorbene Schriftsteller Wolfgang Schreyer zwischen 1952 und 2016 geschrieben. Dazu gehören auch die beiden ersten der fĂŒnf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 24.11.17 – Freitag, 01.12.17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Auch diese beiden Titel belegen das besondere Kennzeichen seines Schreibens: spannend und auf hervorragend recherchierten Tatsachen beruhend, spannende Tatsachen eben. Das trifft auch auf „Entscheidung an der Weichsel“ von 1960 und auf „Preludio 11“ von 1964 zu. Das erneute oder erstmalige Lesen lohnt sich. Und „Preludio 11“ kann man sich, wenn man will, sogar ansehen, gehört es doch zu den nicht wenigen Schreyer-Romanen, die auch verfilmt wurden. Der deutsch-kubanische Spionagefilm ist inzwischen auch auf DVD erschienen. Auch die drei anderen Angebote dieses Newsletters von Max Walter Schulz, Carlos Rasch und Hardy Manthey sind jeweils auf ihre Art spannend erzĂ€hlt, berichten wie bei Schulz von Geschehnissen, die mit dem zweiten Weltkrieg zu tun haben, sowie bei Rasch von der Zukunft und bei Manthey von einer geheimnisvollen Zeitreisenden, die ein ganz bestimmtes, aber nur sehr schwer zu erreichendes Ziel verfolgt. Ob sie es diesmal schafft? Erstmals 1960 veröffentlichte Wolfgang Schreyer im Verlag des Ministeriums fĂŒr Nationale Verteidigung der DDR in Berlin seinen Dokumentarbericht ĂŒber Vorgeschichte und Verlauf des Warschauer Aufstandes „Entscheidung an der Weichsel“: Wolfgang Schreyers erstmals 1954 erschienener Roman „Unternehmen Thunderstorm“ war 17 Jahre lang im Buchhandel erhĂ€ltlich, insgesamt wurden 200.000 StĂŒck verkauft. In seinem autobiografischen Roman „Der zweite Mann“ schrieb er: „Jede mir zugĂ€ngliche Quelle, jeden erreichbaren Zeitzeugen befrage ich, sitze in LesesĂ€len, zapfe aus Ost und West alles an, bis sich ein Bild formt in mir ... Am Triumph nagt nur ein Zweifel: Trifft die Deutung des Geschehens, der ich gefolgt bin, auch restlos zu? HĂ€tte die Rote Armee zwar nicht im August, aber vielleicht doch im September 1944 Warschau nehmen und die letzten AufstĂ€ndischen retten können?“ Die Rechercheergebnisse zu seinem Roman wurden in dem 1960 beim Verlag des Ministeriums der Nationalen Verteidigung erschienen Sachbuch exakt, verstĂ€ndlich und gut lesbar dargestellt. Das Buch schildert den Warschauer Aufstand, wie er war; es verschweigt nichts. Der Autor enthĂŒllt die Methoden internationaler Spionagedienste, beschreibt das von den EnglĂ€ndern geplante militĂ€rische Großunternehmen im Detail, die Rolle der Generale, Konzerndirektoren und Diplomaten, die GrĂ€ueltaten der SS, Verhandlungen in Moskau ebenso wie Operationen der Roten Armee. Seinem Buch hatte Wolfgang Schreyer eine aufschlussreiche Vorbemerkung vorangestellt, in der er sein Vorhaben erklĂ€rte: „Die Leser des Romans „Unternehmen Thunderstorm“ mögen sich fragen, weshalb der Verfasser dieses Buches heute jene VorgĂ€nge wiederum aufgreift und sie in der vorliegenden Form darstellt. Ihm ging es darum, verlogenen Schilderungen, wie sie besonders vom westdeutschen Rundfunk und in Westillustrierten beharrlich verbreitet werden, erneut entgegenzutreten: Diesmal unter Verzicht auf jede erfundene Einzelheit oder romanhafte Episode, an Hand unwiderlegbarer Dokumente. Auch ist in den sechs Jahren, die seit der Niederschrift des Buches verstrichen sind, von polnischer Seite viel neues Tatsachenmaterial veröffentlicht worden, mit dem er, um das frĂŒher gegebene Bild zu ergĂ€nzen, seine Leser bekannt machen möchte. W. S. 1960 Eine Stadt widersteht Im Morgengrauen des 1. September 1939 drang die Wehrmacht in Polen ein. Der zangenförmige Grenzverlauf ermöglichte ihr einen Umfassungsangriff, wie zuvor im Falle der Tschechoslowakei. Deutsche Soldaten, zu Revanche und Völkerhass erzogen und durch monatelange Hetzpropaganda aufgeputscht, zerbrachen triumphierend Zollschranken, stĂŒrzten GrenzpfĂ€hle um und ĂŒberfluteten nun auch dieses Nachbarland. Auf die UntĂ€tigkeit der WestmĂ€chte bauend, setzten Hitlers Generale die Masse ihrer aktiven VerbĂ€nde und alle motorisierten Truppen im Osten ein. So hatte die nagelneue Kriegsmaschine des deutschen Imperialismus leichtes Spiel: 58 faschistische Divisionen warfen sich auf 32 polnische, 2000 moderne Flugzeuge zerfetzten 900 veraltete, Panzer mĂ€hten Kavallerie nieder. Von England und Frankreich völlig im Stich gelassen, ging Polens Armee nach tapferer Gegenwehr unter. Die Goebbelspropaganda höhnte: „Mit Mann und Ross und Wogen, hat sie der Herr geschlagen.“ Hitlers Blitzsieg schien vollkommen. Denn rascher noch als die Armee zerfiel der polnische Staat. Schon am 6. September floh die reaktionĂ€re Regierung, an ihrer Spitze Marschall Rydz-Smigly, aus der Hauptstadt. FĂŒnf Jahre hindurch hatte sie mit Nazideutschland Freundschaft gepflegt, im MĂ€rz 1939 noch an der ZerstĂŒckelung der Tschechoslowakei teilgenommen - nun entwich sie mitsamt dem Goldschatz ĂŒber die rumĂ€nische Grenze. Am 8. September erreichte die Vorhut der 10. Armee, das Panzerkorps Hoepner, den SĂŒdwestrand Warschaus. Sie griff aus dem Marsch heraus an. Ihr Versuch aber, quer durch die Arbeitervorstadt Ochota ins Zentrum zu stoßen, scheiterte am Widerstand von Garnison und Bevölkerung. Die Warschauer rissen das Pflaster auf, stĂŒrzten Straßenbahnwagen um, schossen aus Kellern und Dachluken. Dutzende Panzer blieben auf der Strecke, der Rest machte kehrt. Die Wehrmacht biss auf Granit. Drei Wochen lang hielten die Verteidiger aus, eingekreist und ohne Hoffnung. Ihr Heldenkampf reizte die Nazigenerale zum ersten brutalen Zerstörungswerk des Zweiten Weltkriegs. Sie ließen Warschau erbarmungslos bombardieren - wie bald darauf Rotterdam, London und Belgrad. Die brennende Stadt behauptete sich bis zum 28. September; dann erlag sie der Übermacht. Und ĂŒber die Ujazdowska-Allee, ĂŒber den trĂŒmmerbedeckten Pilsudskiplatz, auf dem inmitten seiner Generale Hitler stand, knallten faschistische Paradestiefel. „Das Schicksal hat entschieden ...“ „Polen ist als Kriegsschauplatz ein guter Bekannter unserer alten Heere“, schreibt um diese Zeit der Wiener Generalmajor Kerchnawe, und er macht den geraubten Bissen als kĂŒnftige MilitĂ€rprovinz genussvoll schmackhaft: „An UnterkĂŒnften ist kein Mangel. Verpflegung, auch fĂŒr große Heere, ist in Polen ausreichend aufzubringen. Die klimatischen und sanitĂ€ren VerhĂ€ltnisse sind bei guter Witterung gĂŒnstig. Das vielfach gehörte Urteil, Polen bestehe nur aus Wald und Sumpf, ist vollkommen unrichtig ...“ Als sie diese SĂ€tze drucken, haben die Eroberer lĂ€ngst gehandelt. Auf der Krakauer Burg, auf dem Warschauer BrĂŒhlpalais weht die Hakenkreuzfahne, und auch vom letzten Marktflecken haben sie Besitz ergriffen. Noch wĂ€hrend des Vormarsches hat der Oberbefehlshaber des Heeres als Inhaber der vollziehenden Gewalt das polnische Verwaltungspersonal verhaftet oder verjagt und es durch Nazis ersetzt: Je ein Landrat mit zwei Hilfsbeamten und sechs Gendarmen rĂŒckt hinter der angreifenden Truppe in die oft noch brennenden KreisstĂ€dte. Es folgt die Gestapo. Man schafft „Ordnung“. Binnen weniger Wochen macht der Faschismus aus Polen ein Zuchthaus und aus Warschau eine „deutsche Stadt". 3000 „Volksdeutsche“ hat es beim Einmarsch dort gegeben, nun schwillt die Zahl an. Eine vieltausendköpfige BĂŒrokratie, Parteidienststellen, Besatzerfamilien und das Personal deutscher Firmen machen sich breit. An Kinos, Droschken, Restaurants und Straßenbahnen erscheint das Schild NUR FÜR DEUTSCHE. GeschĂ€fte firmieren zweisprachig, die 98 Hauptstraßen erhalten deutsche Namen. Im SpĂ€therbst 1939 treffen sich Warschaus neue Herren im Hotelrestaurant „Europa“ am Adolf-Hitler-Platz, sie sitzen - meist gestiefelt und graugrĂŒn, braun oder schwarz uniformiert - in Weinstube, Bar oder Tearoom des CafĂ©-Club-Cabarett oder speisen in der „Silbernen Rose“ („gefĂŒhrt von deutschem Besitzer“). Sie bewohnen BarockpalĂ€ste. Die besten Kinos und sĂ€mtliche Theater sind fĂŒr sie. Sie planen Schlosskonzerte, Ballettabende, Weichselregatten. Im Fußballstadion spielt Schalke 04 gegen die „Deutsche Sportgemeinschaft Palais BrĂŒhl“. Man beschlagnahmt SchwimmbĂ€der und TennisplĂ€tze, reitet, saust im Auto durch die Stadt und kauft die LĂ€den leer. Gefragt sind Pelzwerk, Schmuck und Schuhe. Man zahlt mit Besatzungsgeld; ist der GeschĂ€ftsinhaber Jude, wird beschlagnahmt oder erpresst. Zum Statthalter beruft Hitler seinen „bewĂ€hrten MitkĂ€mpfer, Reichsminister Dr. Frank“, und ermĂ€chtigt ihn mit Erlass vom 12. Oktober 1939 „innerhalb seines Machtbereichs Recht zu setzen“. Von nun an ist das Wort dieses spĂ€ter in NĂŒrnberg gehenkten FaschistenhĂ€uptlings fĂŒr ein ganzes Volk Gesetz.“ Nur vier Jahre spĂ€ter befasste sich Wolfgang Schreyer zum ersten Mal mit den damals hochaktuellen Entwicklungen in der Karibik. Die Rede ist von seinem erstmals 1964 beim Verlag Das Neue Berlin erschienenen Roman „Preludio 11“. Dem E-Book liegt die ĂŒberarbeitete Fassung von 1988 aus dem MilitĂ€rverlag der DDR zugrunde: Preludio 11 ist der Deckname eines Kommandounternehmens zur Vorbereitung der Intervention an der SĂŒdkĂŒste Kubas Anfang der sechziger Jahre. Eine Gruppe Emigranten, Abenteurer und Feinde der Revolution wird in der Sierra del Mico, einer abgelegenen, gebirgigen Gegend, abgesetzt. Der Trupp soll das Einsatzgebiet aufklĂ€ren, Informationen sammeln und den Boden fĂŒr das spĂ€tere Eingreifen der HauptkrĂ€fte vorbereiten. Die Feinde haben aber ihre Rechnung ohne die Wachsamkeit und den Kampfesmut einfacher kubanischer Menschen gemacht ... Ein spannender Aktionsroman von 1964, dessen AuthentizitĂ€t ĂŒberzeugend wirkt und den heutigen Leser immer noch anspricht. Wolfgang Schreyer hatte auch das Drehbuch zu dem gleichnamigen, in einer Gemeinschaftsproduktion mit Kuba gedrehten DEFA-Film in der Regie von Prof. Kurt Maetzig geschrieben. Und hier ein erster Eindruck von „Preludio 11“, in dem wir Carlos Palomino kennenlernen: „Um drei Uhr nachts lĂ€utete das Telefon. Ich hob ab, ohne mich zu melden, hörte jemand atmen. Sie belauerten mich wie beim letzten Mal, fĂŒhrten ihren sinnlosen Nervenkrieg. Sicher wussten sie inzwischen, dass ich das Zimmer gewechselt hatte... Da fragte eine Stimme: „Carlos Palomino, hörst du den dumpfen Ton?“ „Wer spricht da? Wer sind Sie?“ „Das ist die Karibische Flotte mit dem ersten atomgetriebenen FlugzeugtrĂ€ger der Welt. Hör hin, Carlos, man hört das nicht alle Tage... Macht dich der Ton nicht nervös?“ Ich wollte antworten, doch schon war die Leitung tot. Und wieder glaubte ich das ferne Summen wahrzunehmen. Es stieg aus dem Meer, kroch ĂŒber die Uferstraße, durchdrang das hermetisch verschlossene Doppelfenster des Hotels. Ein dunkler, alles durchbohrender Laut. Bei der Ankunft, gestern Abend vorm Armeeministerium, hatte ich ihn zum ersten Mal gehört. Da glaubte ich noch, er stecke in meinem eigenen Kopf. Mein Gott, wie lange war das her. Sie hatten im teuersten Hotel Habanas fĂŒr jede Etage eine spezielle Farbe, von der LifttĂŒr bis zum Aschenbecher, das erleichterte die Orientierung und tat dem Auge wohl. Das Zimmer im zwanzigsten Stock glich haargenau meinem im elften; aber alles, was dort resedagrĂŒn gewesen war - Bettzeug, Krepppapier und Badewanne -, war hier mimosengelb. Und das gab es auch noch in Bleu, in dezentem Orange und in anderen gebrochenen Tönen. Nur die Mikrofone waren nicht angepasst, obwohl gerade da zarte Farbgebung notgetan hĂ€tte. Ich hatte lĂ€ngst heraus, dass hier keines installiert worden war. Anscheinend war dieses Zimmer fĂŒr weniger wichtige Leute bestimmt. Ich deckte mich nur mit dem Laken zu und lauschte dem Winseln der Klimaanlage. Doch der Schlaf wollte nicht mehr kommen. Erst dachte ich an die militĂ€rische Lage, dann an meine eigene. In gewissem Sinne hing beides zusammen. Mir gingen die Meldungen der letzten zwölf Stunden durch den Kopf. Ich zĂ€hlte sie auf: die Warnung vor den FroschmĂ€nnern, das US-Radarschiff auf der Höhe von Matanzas, der Sabotageakt im E-Werk dort, die atomgetriebene „Enterprise“, der angeknackte GĂŒterzug, die „Voodoo“ ĂŒber der Sierra, der Tieffliegerangriff auf die Avenida Monumental, das Elektronenhirn an Bord der Invasionsflotte, der Schlag gegen unsere FlugplĂ€tze. Und die Schutzhaftlisten, Alarmstufen, unklaren Weisungen, die Milizmobilisierung, Sandsackbarrikaden, Befestigung der Fichteninsel, der Entwicklungsplan fĂŒr die Sierra - unsere Gegenmaßnahmen. Ich wog das gegeneinander ab. Aber da war nicht viel zu wĂ€gen. Die Zeit verstrich, ich rollte von einer Seite auf die andere und fragte mich, was draußen geschah, hinter den luftdicht schließenden Scheiben. Das hatte sich wie toll gejagt, nun lag ich unter meterdicker Watte. Die vier Sender im Nachttischradio schwiegen, der Hausfunk spielte den „Lonely Boy“ und verstummte dann auch. Das Telefon wurde todsicher von EstĂ©bans Freunden abgehört, einen Wagen mit UKW-Empfang hatte ich nicht mehr. Die Stille konnte alles oder nichts bedeuten. Falls die Yanquis nicht gerade am MalecĂłn landeten, um ihre Botschaft wieder in Besitz zu nehmen, wĂŒrde man nichts merken. Gegen halb zwei stand ich auf; in diesem Aquarium war man von jeder Nachricht abgeschnitten. Was tun, ins Ministerium fahren? Mir fielen die erstaunten Blicke ein. („Du hier, Carlos? Es besteht kein Grund, den Kopf zu verlieren!“) - Ich duschte kalt, legte mich wieder hin. Ein Weilchen blĂ€tterte ich in dem Bedside-book. Spionagegeschichten, RaubĂŒberfall, Erpressung, Rauschgift, Mord. „Warnung: nicht nachts lesen!“ Ich knipste die Lampe aus; dies war jetzt blutige Wirklichkeit. Über mir krĂ€uselten matte Lichter, letzte Signale der Außenwelt. Schatten fielen, glitten und hĂŒpften im Rhythmus der Neonwerbung quer ĂŒber die Zimmerdecke. Es war, als ob sie Linien auf einen Wasserspiegel warfen, Skizzen zu lĂ€ngst versunkenen Bildern. Und das alles begann zu leben. Gesichter und Landschaften, Stimmungen und Erlebnisse stiegen vom Meeresgrund herauf. Selten blickt man so zurĂŒck, denn es taugt nichts. MĂ€nner wie MĂ€dchen, an denen was dran ist, haben gewöhnlich keine Zeit dazu. Wahrscheinlich wurde ich alt - jedenfalls fĂŒr unsere Begriffe. Bei uns in Lateinamerika macht man, wenn ĂŒberhaupt, in der Jugend Karriere und bleibt dann stehen, fett geworden oder ausgebrannt, ein erkaltender Vulkan. In mir aber war nichts erloschen, unendlich viel blieb noch zu tun. Ich war mit einem ZeitzĂŒnder auf die Welt gekommen. Das Leben fing fĂŒr mich erst mit dreißig an, als mein Traum in ErfĂŒllung ging, Bergingenieur zu werden. Die Eltern waren tot, auch sonst stand niemand Pate, ich wurde es aus eigener Kraft. Lange hatte es gedauert, bis das Geld beisammen war. Das Lohnniveau der fĂŒnfziger Jahre war eine erstklassige Bremse fĂŒr solche Burschen wie mich. Ich war Ziegeleiarbeiter gewesen, Asphaltkocher beim Straßenbau, Monteur in einer Ölraffinerie; zwischendurch auch Zigarrenmacher, Hilfslaborant in der Zuckerzentrale Palma Soriano und Fahrer eines Elektrokarrens auf dem US-StĂŒtzpunkt GunatĂĄnamo, wo ich mein bisschen Englisch lernte. Zuletzt hatte ich in Santiago Schreibmaschinen verkauft, fĂŒr fĂŒnfzig Peso Fixum und zehn Prozent Provision. Damit gelang mir der Absprung, aber bloß, weil ich nicht verheiratet war.“ Auch um einen Krieg und um seine Nachwirkungen geht es in der erstmals 1981 vom Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig gedruckten Novelle „Die Fliegerin oder Aufhebung einer stummen Legende“ von Max Walter Schulz: Ljuba ist tot. Dass Hellriegel es durch Gitta, seine geschiedene Frau, erfĂ€hrt, hat Ljuba selbst so gewollt. Und auch, dass er nach Moskau zu ihrem BegrĂ€bnis kommt, wo er Andrej, ihrem und seinem Sohn, begegnen wird. Drei Jahrzehnte sind vergangen. Doch was im Jahr 1944 an der bjelorussischen Front mit Hellriegel und Ljuba geschah, rĂŒckt plötzlich wieder sehr nah. Ein Tag, fast schon Legende, kettete sie auf Tod und Leben aneinander, zwang sie gemeinsam zum Widerstand, erzwang ihre Kraft, Trennendes zu ĂŒberwinden. „Mich interessiert die Möglichkeit des Menschseins mitten im Hass“, sagt Max Walter Schulz. In dieser Novelle gestaltet er die ungewöhnliche Liebe zwischen einer sowjetischen Fliegerin und einem einstigen faschistischen Soldaten, der sein Vaterland verliert und sich selber gewinnt. Welcher Anstrengung bedarf es fĂŒr Gitta, die Bedeutung jenes einzigen fernen Tages im Leben Hellriegels zu verstehen, und welch langen Weges bedarf es fĂŒr ihn, sich ganz zu befreien? Wir begegnen dem LokfĂŒhrer Hellriegel, als er eine ebenso dringende wie traurige Nachricht bekommt – mitten auf der Strecke, als er zu einem außerplanmĂ€ĂŸigen Halt gezwungen wird: „I. Der Esel schrie zur Sonne in der Nacht Heute nun, in der Nacht zum 20. Januar, im zehnten Jahr nach seiner unglĂŒckseligen ErzĂ€hlung, hat das Schicksal einen wirklichen, endgĂŒltigen Schlusspunkt gesetzt hinter die alte, wirre, reichlich unpassende Geschichte. Hellriegel wird heute davon erfahren wie aus dem Jenseits. Er wird das FrĂŒhstĂŒcken vergessen und schmerzhafter unberaten sein denn je zuvor. Die Fahrt geht zu Tal. Von den Baggern auf den Terrassen des Tagebaus ĂŒber weite Schleifen hinunter zur Sohle. Er hat vierzehn Waggons Abraum, vierzehn mal fĂŒnfundzwanzig Tonnen Last hinter der E-Lok. Was ist das schon. FĂŒr ihn ist es das AlltĂ€gliche, seit zehn Jahren das AlltĂ€gliche. Auf der Sohle wird gekippt, der Graben verfĂŒllt. Das machen andere. FĂŒr ihn geht's nach dem Kippen im Schub wieder hoch, dann vorspĂ€nnig wieder runter. Nichts Langweiliges. Auf der Maschine ist man sein eigner Herr. Fahrer, Abschmierer, Streckenfuchs. Freie Findigkeit schafft kurze Weile. Mal fĂ€hrst du Abraum, mal fĂ€hrst du Kohle. Abraum zur Sohle oder zur Kippe. Kohle zum Kraftwerk oder zur Brikettfabrik. Wie die Dispatcherzentrale will. Du bist dem Hauptdispatcher unterstellt, und der Hauptdispatcher ist dir unterstellt. In der Kampfgruppe ist der Hauptdispatcher mir unterstellt. Ausgewogene VerhĂ€ltnisse. Darauf kommt schließlich alles an. Hellriegel sagt, seine Arbeit mache ihm Spaß. Selten, dass ihm ein Waggon ausgleist. Schon Kunst, wie er abgesacktes oder schlingerndes Gleis befĂ€hrt. An Medaillen fehlt's dem Manne nicht. Heute fĂ€hrt er also Abraum in der FrĂŒhschicht. Es ist gleich halb neun. Nach dem Kippen wird er frĂŒhstĂŒcken. Der Januarmorgen, grau und trĂ€ge, befĂ€llt die aufgerissene Erde wie Mehltau. Im harschen Schnee höhlen rußige Lunker. feuchtkalte Luft und die Abgase von der Schwelerei schlieren gegen die Frontscheiben. Die Scheibenwischer laufen. Es riecht nach Schwefel und MĂŒhsal. Benno Hellriegel wird heute nicht zum FrĂŒhstĂŒcken kommen. Heute nicht. Das kann er jetzt, kurz vor halb neun, noch nicht wissen. Jetzt fĂ€hrt er mit dreihundertfĂŒnfzig Tonnen Achslast zu Tal und denkt sich etwas aus gegen die MĂŒhsal des trĂŒben Tages. HimbeergestrĂ€uch wird wieder rascheln, Eidechsen werden wieder besonnte Kiesel umtanzen. Denken hilft, wenn einem der Spaß vergehen will. Denken und sich gut stehen mit der Natur. Am unteren Stellwerk steht das Lichtsignal auf Halt. Hellriegel flucht. TrĂ€nt der Stellwerker? Der Zug, der vor ihm kippte, hat ihn schon aufwĂ€rts passiert. Signal ist Signal. Den Bremsdruck erhöhen. GefĂŒhlvoll. Nicht alle Bremsbacken fassen gleichmĂ€ĂŸig. Eisen schleift nun schrill auf Eisen. Die Klangringe auf den Achsen schlagen hell und hart dazwischen. Der Zug puffert, stottert. Nicht ganz zu vermeiden. Ein Mann verlĂ€sst das Stellwerk, geht ans Gleis, verharrt dort. Ein Mann im dunklen Mantel, Koppel ĂŒbergeschnallt, Pelzkappe, Stiefel. Wird einer vom Betriebsschutz sein, der mitgenommen werden will. Der Zug kommt zum Stehen. Der Einstieg zur Maschine befindet sich genau auf der Höhe des wartenden Betriebsschutzmannes. Hellriegel schiebt das Rollfenster hoch: „Was ist? Hast du Erbsen im Schuh?“ – „Ein dringendes Telegramm von weither“, antwortet der Mann. Die Poststelle in GroßgĂ€hren, beziehungsweise eine Frau Hebelaut, habe es telefonisch sofort nach Empfang ans Kombinat weitergeleitet. Sie meine, der Inhalt pressiere. Auch betrieblicherseits meine man, dass der Inhalt pressiere. Die Kombinatsleitung böte UnterstĂŒtzung an. In Form von sofortigem Urlaub, bezahltem oder unbezahltem, sowie bei der Erledigung der FormalitĂ€ten. Hellriegel hat sich aus der Fahrerlaube gebeugt und nimmt einen verschlossenen Umschlag mit Werk-Aufdruck entgegen. Es verschließt ihm vollendes den Mund, als er sieht, wie der außerordentlich bevollmĂ€chtigte Bote zwei Finger an die Kappe legt, militĂ€risch kehrtmacht und ins Stellwerk zurĂŒckstapft. Im Aufrichten sieht er Max, den Stellwerker, oben am Stellwerksfenster stehen, die Szene betrachtend mit gelassener Anteilnahme. Wie der Stellwerker Hellriegels verwirrtem Blick begegnet, zieht er sich sofort vom Fenster zurĂŒck. Dem Boten wird er seinen Leib- und Magenspruch verpassen: So ist das Leben! Ein UnglĂŒck aufs andere. Kauf dir ein Reitschwein... Hellriegel ist bewusst, dass er eine UnglĂŒcksbotschaft in den HĂ€nden hĂ€lt. Die Kollegen bezeigten deutlich scheuen Respekt. Allgemein nur noch bei tödlichen UnfĂ€llen zu bemerken. Es kann nur Gitta betreffen. Es kommt von weither. Gitta, seine geschiedene Gitta, ist der einzige Mensch in weiter Ferne... Gitta ist tödlich verunglĂŒckt... Vor vier Jahren ging sie in die SU, nach Moskau, als Auslandskorrespondentin beim Rundfunk. Ihr Traum... Im MĂ€rz wĂ€ren die vier Jahre um gewesen. Da wĂ€re sie zurĂŒckgekommen. Sie hatte schon die neue Stellung in Berlin... Vorigen Sommer war sie plötzlich in GroßgĂ€hren aufgetaucht, einfach mal zu Besuch, zu einem Kaffeeklatsch. Das einzige Mal seit der Scheidung. Einen andern hĂ€tte sie immer noch nicht gefunden. Freunde halt. Dann und wann auch mal einen zum Schlafen. Aber alles Nitschewo mit Liebe und so. Ganz aufgerĂ€umt, ganz lustig und heiter war sie gewesen. Fast schon unmenschlich lustig und heiter... Einen kupfernen Topf hatte sie ihm mitgebracht, einen alten, bĂ€urischen, vom offenen Feuer gezeichneten... Hatte Tee gemacht, in der KĂŒche, auf Gas, der musste draußen im Garten getrunken werden. Auf dem Gartentisch der kupferne Topf mit den Feuermalen. Und der Gartentisch musste dorthin, wo der Fingerhut steht. Der stand noch vergangenen Sommer. Der ging ihr bis zur Brust... Dann hat sie fotografieren wollen. Unbedingt. Stillleben: Tisch mit Geschiedenem, mit Topf und blauem, blauem Fingerhut... Wenn nichts Unmenschliches an ihr war, etwas Unheimliches ist an ihr gewesen... Sie versprach AbzĂŒge zu schicken. Nichts ist gekommen. Das ist gekommen. Das. Als letztes. Von ihrer Dienststelle wahrscheinlich... Sie hatte weiter keine Angehörigen... Angehörigen... Angehörigen... Der StreckenwĂ€rter sieht, dass der Kollege in der Fahrerkabine nicht die Kraft hat, den Briefumschlag zu öffnen. Da muss man etwas tun. Da schaltet der StreckenwĂ€rter die Strecke frei. Das Leben geht weiter. Der Dreck muss weg. Reiß dich zusammen, Kumpel! Fahr los! Der Kumpel fĂ€hrt nicht los. Der Kumpel bricht den Briefumschlag auf und liest das Telegramm. Da schaltet man eben noch mal auf Halt. Noch mal kurz. Man wird sehen, wie er's aufnimmt. Hellriegel nimmt folgenden Text nun in sein Bewusstsein auf: Heute Nacht verstarb Ljuba. Nach Lungenoperation. Ihr Bruder, General Kondratjew, bittet dich, an der Beerdigung teilzunehmen. Freitag, 24. Januar, 14.50 Ortszeit. Friedhof Nowo Alexandrowskoje. Bitte zur Teilnahme ergeht auf ausdrĂŒcklichen Wunsch der Verstorbenen. Ljuba stand auch mir nahe. Erwarte dich Donnerstag, 25., mit Interflug, Flug Nr. 600 am Flughafen Scheremetjewo. Hotelzimmer fĂŒr dich bestellt. Gitta.“ Nun aber geht es wieder ein paar Jahre zurĂŒck und doch zugleich in die Zukunft, in eine utopische Zukunft. Erstmals 1968 hatte Carlos Rasch im Verlag Neues Leben, Berlin als Band 81 der Reihe „Spannend erzĂ€hlt“ unter dem Titel „Krakentang“ wissenschaftlich-fantastische ErzĂ€hlungen veröffentlicht. Das E-Book bringt die unverĂ€nderte Originalausgabe vom Ende der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts: Hunderte Meter unter das Packkeis am Polarkreis, zehntausend Meter hoch in den Jet-Sturm ĂŒber dem Atlantik, auf die MondoberflĂ€che und weit ĂŒber unser Sonnensystem hinaus in die Galaxis fĂŒhrt uns der Autor in diesen wissenschaftlich-fantastischen ErzĂ€hlungen. Der Kampf Marlies van Treddenkamps gegen die fehlmodulierten Mortis-Polypen, der Rekordflug Kuba - Bagdad mit einem Unterschallflugzeug, das im Jet-Orkan im Überschall fliegt, und die AufklĂ€rung einer unterseeischen Katastrophe sind sicher Probleme der nĂ€chsten Jahrzehnte: Was hier an fantastischen Möglichkeiten geschildert wird, kann morgen schon Wirklichkeit sein. Mit dem Untergang der „Astronautic“, dem Unirdischen Raumschiff und der Mondstaubbarriere hat Carlos Rasch Raumfahrtthemen der ferneren Zukunft gestaltet. Bei aller Fantastik des Geschehens bleibt er auch hier den sich heute abzeichnenden Entwicklungslinien in Wissenschaft und Technik treu. Als Einstieg hier der Beginn des 1. Kapitels der TitelerzĂ€hlung „Krakentang“: „Werner Wagenburg verzog Ă€rgerlich sein Gesicht und schimpfte: „Verdammtes, ekelhaftes schwarzes Teufelspack!“ Mit einem Sprung war er am Bullauge, zog die lange Rutenantenne zu sich in die FunkkajĂŒte zurĂŒck und schlug dann hastig das runde Fenster mit dem dicken Glas zu. Fast wĂ€re auch noch diese letzte Sendeantenne abgerissen worden. Draußen vor dem Bullauge pendelte ein langer geschmeidiger Arm hin und her; wenige Augenblicke spĂ€ter waren es schon vier und schließlich ein ganzes BĂŒndel, die sich tastend wanden und bogen. Einer davon lag quer ĂŒber dem Glas und presste es. Werner Wagenburg konnte deutlich die doppelte Reihe kleiner Saugtrichter an der Unterseite erkennen. „Brrr.“ Er schĂŒttelte sich. Wollte das Biest das Bullauge eindrĂŒcken? Der Funker ĂŒberlegte, ob er das Bullauge erneut spaltbreit öffnen sollte, um den Kraken dort draußen mit dem heißen Lötkolben zu vertreiben, als der Ponton der Tangfarm unter einem Brecher erbebte und eine SpritzfontĂ€ne gegen seine KajĂŒtenwand schĂ€umte. Der Krake verschwand. Bisher hatte Werner Wagenburg in seiner behĂ€bigen Art die ganze Krakeninvasion immer noch als eine interessante, aber nicht sehr gefĂ€hrliche KuriositĂ€t angesehen. Er hoffte, dieser Spuk werde, wie schon in den Monaten zuvor, nach wenigen Stunden wieder verschwinden. Aber alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass die Farm dieses Mal von dem PhĂ€nomen der Krakenwanderung schwerer als die vorangegangenen Male betroffen wurde. Plötzlich schrillte das LF-GerĂ€t. Werner Wagenburg schnellte herum. Seine Sinne waren durch den KrakenĂŒberfall so wach, dass ihn dieses unerwartete LĂ€uten hinter seinem RĂŒcken wie ein Peitschenhieb traf. „Verdammt noch einmal. Mehr ruhig Blut, alter Junge“, redete er sich zu. „Ein Telefon ist noch lange kein Krakerich.“ Aus dem eingebauten Lautsprecher ertönte die Stimme Peter Skagens, des Ersten Offiziers: „Hallo, Werner! Wie steht’s bei dir? Hast du inzwischen eine Verbindung zum Festland herstellen können?“ „Nichts zu machen, Peter! Die schwarze Bande hat sĂ€mtliche Antennen demoliert, und ich wette, dass sie auch noch euer Radar klein bekommt. Vorhin habe ich so einen Krakerich auf dem Radarmast Karussell fahren sehen ...“ „Du hast eine gehörige Portion Humor. Hör auf, mich zu verkohlen. Die Lage ist viel zu ernst“, schimpfte der Erste Offizier. „Das Festland, Werner“, mahnte er. „Du musst eine Verbindung herstellen, egal, zu wem.“ „Ja doch, ja. Die Seefunkstelle auf Teneriffa und auch die auf den Bermudas rufen uns fortwĂ€hrend. Der Empfang funktioniert, sogar ohne Antennen. Aber Senden, das ist augenblicklich fast unmöglich. Ich versuche es ja schon immerzu. Doch die Kraken erlauben es nicht. Sie passen höllisch auf. Noch nicht einmal ein anstĂ€ndiges SOS brĂ€chte ich heraus, wenn es notwendig wĂ€re.“ „Bewahre uns der Himmel davor. Soweit wird es gar nicht erst kommen. - Höre! Du musst eine Antenne fit bekommen. Ich schicke dir einen zweiten Funker zur Hilfe und ein paar Matrosen zum Schutz.“ „Bist du verrĂŒckt? Ich werde wie eine Festung belagert. Zu mir kommt niemand durch. Die Biester sitzen schon vor meiner TĂŒr.“ Der Cheffunker auf der Seefunkstelle Teneriffa drehte kopfschĂŒttelnd drei Blatt Papier in seinen HĂ€nden hin und her. „Was es doch alles so gibt“, murmelte er. Die Meldungen waren innerhalb der letzten eineinhalb Stunden eingegangen. Die Texte stammten alle drei von dem deutschen SargassofĂ€nger „Kelb 2“, der zur Zeit eintausendsechshundert Meilen weit entfernt auf See stand, sich also etwa ĂŒber den unterseeischen FelsabhĂ€ngen der Nordatlantischen Schwelle befand. Das erste Blatt war ein fĂŒr die Deutsche Farmreederei bestimmtes Funkfernschreiben, das mitten im Satz abbrach: „Funkstation ,Kelb 2‘ - Sturm im Abflauen. Verarbeitung der TangstrĂ€nge des Kelb wegen zu großer Wellenhöhe vorlĂ€ufig nicht möglich. Infolge Sturm keine Algeninseln und keine TangstrĂ€nge. Seit heute morgen wieder Krakentang. Etwa zwanzig Polypen auf Deck angeschwemmt. Ihr Verhalten ist harmlos, aber zunehmend unruhig. Farmleitung rechnet mit Zunahme der 
“ „TrĂ€gerfrequenz erloschen“, lautete die Anmerkung des diensttuenden Fernschreibers, mit Rotstift eingetragen. Das zweite Blatt war das Stenogramm einer Bandaufnahme, die etwas spĂ€ter in der Sprechfunkabteilung der Seefunkstelle gemacht worden war. Einer der Funker auf der „Kelb 2“ hatte offenbar unter dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse gesprochen, denn die SĂ€tze hatten mehr den Charakter einer spontanen Schilderung als den eines offiziellen Berichtes: „Hallo, Teneriffa! Hier ,Kelb 2‘, Station B. Verbindung stehen lassen. Dauerkontakt zum Mitschneiden. Bei uns tun sich nĂ€mlich merkwĂŒrdige Sachen.“ Erst vor kurzem erschien in der EDITION digital der 16. und vorerst letzte Teil der nur als E-Books veröffentlichten „Zeitreisenden“-Reihe von Hardy Manthey – „Das geheime Haus des goldenen ItzamnĂĄ. Ein fantastischer Roman“: Im Teil 15 wagte die Zeitreisende Aphrodite in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts den Flug durch die Zeit mit Hilfe einer fremden Zeitmaschine. Der Flug durch das Zeitloch mit dem MilitĂ€rflugzeug Typ Lockheed C-130A endete mit einer Katastrophe. Das schwer beschĂ€digte Flugzeug stĂŒrzte in den WĂ€ldern Alaskas ab. Den Absturz ĂŒberlebten alle vier Besatzungsmitglieder, vielleicht nur dank der geheimen KrĂ€fte der Zeitreisenden. Erst sehr viel spĂ€ter erfahren die Überlebenden, dass sie im Jahr 833 nach Christus in Alaska gelandet sind. Mit der Zerstörung der Zeitmaschine, Aphrodites eigentlicher Auftrag, war fĂŒr sie jeder Weg zurĂŒck in die Zukunft unmöglich geworden. Doch nur mit der kontrollierten Zerstörung der Zeitmaschine konnte die Entstehung eines Schwarzen Loches verhindert werden. Das Schwarze Loch hĂ€tte die Erde und das ganze Sonnensystem fĂŒr immer geschluckt. DafĂŒr musste sie einen hohen Preis zahlen. Aphrodite hat nur eine einzige Hoffnung, sie muss eine Nachricht ĂŒber die Zeit hinweg an die Herren der Zeit hinterlassen. Eine Botschaft, so verstĂ€ndlich, dass die die Herren der Zeit sie finden könnten. Nur wenn sie vor ihrem Tod von ihnen gefunden wird, kann sie als Zeitreisende weiterleben. Sie weiß, dass im SĂŒden das Reich der Maya langsam untergeht, aber im 9. Jahrhundert existiert es noch und schafft monumentale Bauten. Obwohl der Niedergang der Hochkultur der Maya nicht mehr aufzuhalten ist, erkennt sie vielleicht aus eigenem Erleben einige Ursachen klarer und kann Theorien der Wissenschaftler der Zukunft ganz zu Fall bringen. Wichtig ist fĂŒr sie nur, dass ihre gewaltigen Tempel aus Stein die Zeiten ĂŒberdauert haben. Das können ihr die nordamerikanischen Nomadenvölker mit ihrer einfachen Art zu leben leider nicht bieten. Ihre imposanten ErdhĂŒgel und TotempfĂ€hle eignen sich leider nicht fĂŒr Botschaften, die weit ĂŒber das zwanzigste Jahrhundert hinaus die Menschen erreichen sollen. So hat sie sich schweren Herzens von ihren neuen Freunden trennen mĂŒssen und den gefahrvollen Weg in den SĂŒden gewagt. Dort im mittelamerikanischen Kulturraum angekommen, muss ihr Wissen und Können auch die mĂ€chtigen Priester der Tolteken ĂŒberzeugt haben. Denn wie wir aus Teil 15 bereits wissen, gelang ihr es tatsĂ€chlich, in einem Tempel im antiken Ixtlan eine Nachricht zu hinterlassen. Wird mit Hilfe der Studenten die Nachricht die Herren der Zeit erreichen? Wird sie rechtzeitig von den Herren der Zeit gefunden? Aber bevor wir ĂŒberhaupt die geheimnisvolle Zeitreisende finden, machen wir die Bekanntschaft mit den beiden mexikanischen Studenten – und zwar im Jahre 1973 vor der Nationalen Autonomen UniversitĂ€t in Mexiko City. Und die beiden jungen Leute haben offenbar ein Problem, das mit Aphrodite zu tun hat 
 „Jacob Urueta winkt seiner Freundin Isabella Arriaga lĂ€chelnd zu. Sie kommt auf der breiten Treppe, die den Platz in seiner ganzen LĂ€nge einnimmt, direkt auf ihn zu. Er geht ihr mit großen Schritten entgegen, umarmt sie und grĂŒĂŸt sie mit einem Kuss auf ihre Wange: „Hallo Isabella, wie geht es dir? Um es dir gleich zu beichten, ich war nicht bei den Leuten von der Presse. Wir mĂŒssen alles noch einmal ĂŒberdenken. So wie die Dinge zurzeit stehen, wage ich es nicht, unsere Entdeckung an die Presse weiterzugeben. Das Flugzeug von Seattle nach Alaska am 20. Dezember 1964 scheint es nie gegeben zu haben. Die Amerikaner mauern offensichtlich. Der Absturz in Alaska im Jahr 833 ist also völlig aus der Luft gegriffen. Die Standortangaben gibt es erst seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts. So wird die Geschichte dieser angeblichen Aphrodite zum Absurdum!“ „Feigling, ich denke, es ist alles klar und duldet keinen weiteren Aufschub. Diese unbekannte Frau, diese Zeitreisende, braucht doch unsere Hilfe“, klagt Isabella sichtlich enttĂ€uscht. Ein zartes Band verbindet sie mit der Zeitreisenden. Diese Frau ist so, wie sie gern sein wollte. Jacob nimmt sie an der Hand und gemeinsam gehen sie ĂŒber den Platz. Er warnt sie eindringlich: „Wir können nicht ĂŒbereilt handeln. Das alles kann fĂŒr uns ein Fiasko werden. Unser Studium, ach was, unsere ganze Zukunft wĂŒrden wir damit gefĂ€hrden oder gar ganz aufgeben mĂŒssen. Der mysteriösen Frau wĂŒrde es dann erst recht nicht weiterhelfen. Wir brauchen mehr Beweise, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen!“ „Du willst also kneifen“, empört sich Isabella, von ihm schwer enttĂ€uscht. „MĂ€nner sind eben doch Feiglinge!“ Nervös widerspricht er ihr leise mit zĂ€rtlichem Unterton: „Das ist nicht so, wie du es glaubst, Schatz. Ganz und gar nicht ist es so. Hast du dir die feinen Linien auf den Platten einmal genauer angesehen?“ Isabella schaut zu ihm auf und fragt: „Was soll der Quatsch denn jetzt schon wieder bedeuten? Du willst dich nur mit neuen fiktiven Ideen rechtfertigen.“ „Das solltest du aber unbedingt tun, bevor du der Presse die Story verkaufst“, warnt er sie und erklĂ€rt ĂŒberlegen wissend weiter: „Ich habe mir alles noch einmal ganz genau angeschaut. Die Linien sind in dem harten Stein so tief und sauber eingeschnitten, als hĂ€tte jemand mit der Nadel in Butter die Linien gezogen. So etwas ist mit viel technischem Aufwand erst seit den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts so sauber möglich. Ich fĂŒrchte ernsthaft, dass diese feinen Linien erst nach der Bergung der Platten von ihren Entdeckern nachtrĂ€glich eingearbeitet wurden. Mit etwas Aufwand wĂ€re es eine zusĂ€tzliche Aufwertung der Funde, auch wenn ich den Sinn der Geschichte immer noch nicht wirklich begreifen kann. Wenn die Botschaft doch echt ist, wissen wir beide immer noch nicht, ob tatsĂ€chlich ein Flugzeug 1964 in Alaska abgestĂŒrzt ist. Du hast doch bisher keinen einzigen Hinweis auf so ein UnglĂŒck in den Nachrichten der Zeitungen aus dieser Zeit gefunden. Selbst wenn wir etwas Passendes zu so einem UnglĂŒck in der Presse finden sollten, hat es nicht das Geringste zu bedeuten. Die Platten liegen seit Jahrzehnten unbeachtet hier. Wahrscheinlich erst lange nach dem UnglĂŒck hat sich ein Mann in der Absicht, die Fachwelt zu tĂ€uschen, die MĂŒhe gemacht, die Platten so nach seinem Willen zu verĂ€ndern. Der BetrĂŒger hat dabei nicht bedacht, dass die Platten aus völlig verschiedenen Orten stammen. Irgendetwas muss den Mann vor Jahrzehnten dann doch daran gehindert haben, die so aufgewerteten Platten gewinnbringend zu verĂ€ußern. Veröffentlichen wir die mysteriöse Botschaft doch, sind wir es, die dann diesem BetrĂŒger auf den Leim gegangen sind. Wir werden der ganzen Welt der LĂ€cherlichkeit preisgegeben, wenn wir am Ende doch den Schritt der Veröffentlichung wagen!“ Isabella bleibt stehen, hĂ€lt Jacob fest und widerspricht: „Mein BauchgefĂŒhl als Frau sagt mir, die Botschaft ist echt. Allerdings sind deine Argumente auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Es ist eine Option, die wir nicht ignorieren dĂŒrfen. Was ist aber, wenn die Botschaft doch echt ist? Wenn doch im neunten Jahrhundert die Frau mit dem Wissen aus der Zukunft die Botschaft auftragen ließ? Mit dem Wissen aus der Zeit um 1964 war man durchaus in der Lage, so eine Botschaft in so feinen Linien in den Stein zu meißeln. FĂŒr mich ist etwas anderes noch viel, viel brisanter. Ist die Botschaft doch echt, muss die Frau eine Zeitreisende sein. Verstehst du, die Frau kann durch die Zeit reisen. Ihr fehlen offensichtlich nur die nötigen technischen Hilfsmittel, ihre Reise durch die Jahrhunderte fortzusetzen. Die Botschaft ist definitiv nur an jemand gerichtet, der selbst ein Zeitreisender ist und sie von dort holen kann. ErfĂ€hrt er, wo sie lebte, wird er sie von dort auch holen. Es kann nicht anders sein, ihr Retter muss auch durch die Zeit reisen können. Begreif endlich die Bedeutung der Botschaft, Jacob! Wir rufen mit ihr nach einer Zeitreisenden und stellen zugleich den Kontakt zwischen zwei Zeitreisenden her. Nur wir können sagen, wo und in welcher Zeit die Zeitreisende gestrandet ist.“ „Dann soll doch der Zeitreisende die Botschaft selbst lesen und sie von dort holen. Was haben wir damit zu tun?“, widerspricht ihr Jacob und steuert auf eine freie Bank zu.“ Aber mit diesem Vorschlag von Jacob ist die Geschichte natĂŒrlich nicht zu Ende. Noch viele geheimnisvolle Abenteuer warten auf sie – und auf Aphrodite. Und vielleicht können die beiden Studenten der Zeitreisenden doch helfen? Im Übrigen ist es mit den Zeitreisen in Wirklichkeit so eine Sache. Stephen Hawking, einer der berĂŒhmtesten Wissenschaftler der Welt, hat dazu laut einem WDR-Bericht im Internet einen höchst interessanten und klugen Versuch gemacht: Wer eine Party plant, verschickt die Einladung immer davor. Macht Sinn, die Freunde sollen ja die Möglichkeit haben, dabei zu sein. Stephen Hawking, einer der einflussreichsten Physiker unserer Zeit, hat es im Juni 2009 genau umgekehrt gemacht. Er hat einen standesgemĂ€ĂŸen Raum angemietet, Champagner und Buffet bereitgestellt – die Einladung hat er jedoch erst danach verschickt. Trotzdem hat der Physiker auf Besucher gewartet. Das klingt einigermaßen verrĂŒckt. FĂŒr Hawking war das jedoch ein Versuch zum Thema Zeitreisen. „Die Einladung zur Party steht auf Papier, das viele Tausend Jahre ĂŒberstehen soll. Sollten Menschen irgendwann, in ferner Zukunft, durch die Zeit reisen können, könnten sie sich entscheiden, der Einladung zu folgen. Sie könnten zurĂŒck in die Vergangenheit reisen und die Party stĂŒrmen“, so Hawking. Es sollte die außergewöhnlichste Party der Welt werden. Und wurde die einsamste. FĂŒr Hawking war damit klar, dass die Menschheit niemals eine Zeitmaschine bauen wird. Okay, in der Wirklichkeit scheint es also (noch) nicht zu funktionieren. Die Literatur hat da allerdings ganz andere Möglichkeiten. Und selbst die Physik hat nachgewiesen, dass man, wenn schon nicht in die Vergangenheit, doch zumindest in die Zukunft reisen könne. Dazu braucht es eigentlich nichts weiter als ein Raumschiff, das schneller als das Licht fliegen kann 
 Und bis es soweit ist, bis dahin kann man immerhin davon lesen. Viel VergnĂŒgen! Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3873 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books BĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years ago
Text
Das geheime Wissen der Huren, merkwĂŒrdiges Verhalten einer Schauspielerin und das Orangerot des MĂŒllautos – Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis sowie zwei Superpreis-Angebote fĂŒr nur jeweils 99 Cents
Was wĂŒrden Sie dafĂŒr geben, könnten Sie durch die Zeiten reisen? Was wĂ€re Ihnen die Chance wert? Und ganz ehrlich, wĂŒrden Sie dieses Experiment wirklich wollen? Wie es zumindest in der Literatur funktionieren kann, das zeigt Hardy Manthey in seiner erfolgreichen, inzwischen auf insgesamt 16 Teile angewachsenen und nur als E-Books erschienenen Reihe „Die Zeitreisende“. Deren zehnter Teil ist der erste der drei Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 02.02.18 – Freitag, 09.02.18) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Diesmal befindet sich Aphrodite, seine Zeitreisende, im Land der Pharaonen. Ägypten ist ein Sehnsuchtsort auch von Hardy Manthey selbst. Um die möglicherweise ĂŒbertriebene Leidenschaft zu einem Beruf und deren Folgen geht es in dem Roman „Die Axt der Amazonen. Eine Penthesilea-Modifikation in Prosa“ von Wolfgang Licht. Zur Bekanntschaft mit einem höchst merkwĂŒrdigen Menschen und seinen Versuchen, die Welt zu retten, lĂ€dt Waldtraut Lewin in ihrem MĂ€rchen vom Eis und vom Feuer „Der Sohn des Adlers, des MĂŒllmanns und der hĂ€sslichsten Frau der Welt“ ein. Und vielleicht ist die Welt doch noch nicht verloren? Außerdem sind in dieser Woche zwei E-Books von Ulrich Hinse und von Klaus Möckel fĂŒr eine Woche zum Superpreis von nur jeweils 99 Cents zu haben. Mehr dazu am Ende dieser Ausgabe. Erstmals 2017 erschien bei der EDITION digital als E-Book unter dem Titel „Im Land der Pharaonen“ als 10. Teil der Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey – ĂŒbrigens in 2., stark ĂŒberarbeiteter Auflage: Hat die Zeitreisende Aphrodite das Ziel ihrer TrĂ€ume und SehnsĂŒchte erreicht? Über ein Jahrzehnt lebte sie glĂŒcklich an der Seite ihres Mannes. Es waren die schönsten Jahre ihres Lebens. Sie ist in dieser Zeit dreimal Oma geworden. Mit ihrem Wissen und ihrem Geld rettete sie unzĂ€hligen Kranken das Leben. Sie baute fĂŒr die Armen der Stadt und besonders fĂŒr Frauen ein soziales Netz auf und förderte die gegenseitige Hilfe der Frauen. Sie weckte bei ihnen das Bewusstsein dafĂŒr, sich aus eigener Kraft untereinander helfen zu können. Mit ihren Mitteln wurde das modernste Krankenhaus ihrer Zeit errichtet. Heiler aus allen Winkeln des Reiches eilten herbei und tauschten ihr Wissen mit Aphrodite aus. Reiche Römer stifteten gern Geld fĂŒr ihre Einrichtungen, um ihren Reichtum zu demonstrieren. Aphrodites Macht und ihr Einfluss auf das römische Reich erreichten ihren Höhepunkt. Nach dem Tod ihres Mannes konnte sie sich vor AntrĂ€gen der reichsten und mĂ€chtigsten MĂ€nner kaum retten. Doch fĂŒr sie gab es nur einen Mann, den sie auch ĂŒber seinen Tod hinaus liebte. Er wĂŒrde immer bei ihr sein. Die Zeitreisende hat nur ein Problem: Die geliebten Menschen um sie herum altern, sie aber nicht. Ihre Tochter kann man inzwischen fĂŒr ihre Mutter halten. Sie muss eine Entscheidung treffen. Wie es weitergeht, erfahren Sie in diesem Teil. Sie erlebt wieder unglaublich spannende Abenteuer und meistert sie exzellent im Ägypten zur Zeit von PtolemĂ€us X. Alexander I. Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark ĂŒberarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berĂŒcksichtigt. Wir treffen eine nachdenkliche Aphrodite zunĂ€chst am Strand: „Syrakus – 20 Jahre spĂ€ter Feuerrote Wolken am Horizont kĂŒndigen die Sonne an. Nur wenige Augenblicke noch, dann steigt die Sonne aus dem Meer. Ein besonders heißer Tag kann es auch heute wieder werden. Der milde schwache Wind von der See her und die Stille will Aphrodite heute besonders ausgiebig genießen. Schlafwandlerisch findet Hengst Tachos den Weg zum Strand, findet ihren gemeinsamen Platz, wo Aphrodite zum Baden und zum Meditieren jeden Tag die Sonne begrĂŒĂŸt. Ein Platz am Meer, der scheinbar nur ihr vorbehalten ist. Doch Aphrodite weiß, die Menschen der Antike haben nicht die Muße fĂŒr Erholung und Entspannung am Meer. FĂŒr die meisten Menschen hier hat das Meer etwas Bedrohliches. Nur die wagemutigsten MĂ€nner trauen sich auf das offene Meer hinaus. So kann Aphrodite sicher sein, dass auch heute an diesem frĂŒhen Morgen der Strand nur fĂŒr sie alleine da sein wird. Nur die Fischer werden sie vielleicht sehen, wie sie nackt in die Fluten steigt. Volle Netze sind ihnen so sicher, glauben die Fischer bis heute. Aphrodite will nach dieser wilden Nacht in ihrer Villa im Meer endlich wieder einen klaren Kopf bekommen. Sie springt vom Pferd und setzt sich erst einmal auf einen der großen Steine am Wasser. Ruhe suchend blickt sie der aufgehenden Sonne entgegen. Es ist ein erhabener Moment, wo Sonne und Meer vereint scheinen. Hier findet Aphrodite wieder die Kraft fĂŒr den neuen Tag. Es ist auch der Moment, wo die fliehende Nacht dem neuen Tag einen letzten Gruß schickt und der Himmel sich wie zum Dank in den schönsten Farben zeigt. Hier findet sie den nötigen Abstand von allem, was sie sonst so belastet. Sie muss ĂŒber vieles nachdenken. Viel muss neu ĂŒberdacht und neu entschieden werden, ist ihr lĂ€ngst klar geworden. So kann es jedenfalls nicht mehr weitergehen. Ihre kleine heile Welt hat einen gewaltigen Riss bekommen. Es war gestern wieder einer der Festtage, die sie lieber ganz schnell vergessen möchte. Alles artete aus und steigerte sich schon ins makaber Absurde. Ihre Tochter Mira mittendrin. Das alles nur, weil ausgerechnet Mira nicht verhĂŒten will. Aphrodite kann das ĂŒberhaupt nicht verstehen. Zum GlĂŒck kennt und hat sie die Mittel, eine Schwangerschaft zu verhindern. Und das zu einer Zeit, wo die Frau es hinnehmen muss, jedes Jahr schwanger zu werden, nur weil sie dem Trieb der MĂ€nner nichts entgegensetzen kann. Eine Frau, die es wagt, sich dem Mann zu verweigern, darf hart bestraft werden. So ist es der unumstĂ¶ĂŸliche Wille der Götter. Daran Ă€ndert sich auch nichts, wenn Jesus oder der Prophet Mohamed das alte Weltbild der Götter fĂŒr immer aus den Angeln heben werden. FĂŒr Frauen kommt es dann knĂŒppeldick und sie dĂŒrfen dann nur noch zu ihrem Mann aufschauen und ihn wie einen Gott anbeten. Ein Jahrhundert trennt sie zu ihrem GlĂŒck noch von dieser fĂŒr Frauen schrecklichen Zeit. Nur sie, die göttliche Aphrodite, hat die schĂŒtzende Pille und ihre Tochter, die dumme Kuh, will sie nicht nehmen. Dabei mĂŒssen die Frauen noch zweitausend Jahre auf diese Wunderpille warten. Doch Mira lehnt jede Art von VerhĂŒtungsmitteln rundweg ab. FĂŒr sie ist jedes Kind ein Geschenk der Götter. Mira hat jetzt schon drei Kinder. Drei Kinder großziehen, das reicht nach Aphrodites Ansicht. Was alle anderen Frauen natĂŒrlich ganz anders sehen. Eine Frau mit zehn Kindern ist hier die Regel. Viele schwache oder kranke Kinder lassen aber dann jeder Frau doch nur vier oder fĂŒnf Kinder. Miras Kinder, Minoa, Thelema und Perselos sind liebe Kinder, zum GlĂŒck gesund und wohlgeraten. Sie haben alle einen anderen Vater. Die fremden VĂ€ter werden sie vielleicht in ihrem Leben nie sehen. Mira sucht sich immer nur MĂ€nner aus, die zwar potent und gut im Bett sind, aber am Morgen danach auf ein Schiff steigen, um ferne LĂ€nder zu bereisen oder in den Krieg zu ziehen. VerrĂŒckter noch, Mira hofft scheinbar sogar, dass keiner der VĂ€ter jemals wiederkommt. Sie begrĂŒndet ihre herzlose Entscheidung ausgerechnet mit den leidvollen Erfahrungen ihrer Mutter. Selbst der arme und liebe Titus Anton, der leider viel zu frĂŒh verstorben ist, muss dafĂŒr herhalten. Die Götter mögen ihr und Mira das vergeben. Gestern Abend hat Mira sich den Mann fĂŒr das nĂ€chste Kind ausgesucht. Sie hat ihm so den Kopf verdreht, dass er blind vor Leidenschaft ĂŒber sie herfiel. Sie legte es richtig darauf an, dass der Mann, von seinen Trieben geblendet, alles um sich herum vergaß. Sie musste als Mutter mit ansehen, wie ihre Tochter von diesem eingebildeten Ägypter vielleicht wieder geschwĂ€ngert wurde. So schön fĂŒr sie auch guter Sex ist, zusehen ist nicht ihr Fall. Der Ägypter zeigte erstaunlich viel Ausdauer. Mira wollte, dass alle GĂ€ste und vor allem die hohen WĂŒrdentrĂ€ger sehen, wer sie dieses Mal schwĂ€ngert. Aphrodite und fĂŒnfzig andere von ihr geladene GĂ€ste schauten dabei zu, wenn sie nicht gerade selbst in gleicher Art und Weise miteinander beschĂ€ftigt waren. Dass ihre Tochter das als Hohepriesterin öffentlich tun durfte, nein sogar tun musste, entschuldigt nicht die Entgleisung. So hat sie ihre Tochter nicht erzogen. Auch wenn Mira sich mit ihrem Verhalten gerne auf ihre Mutter beruft. Doch als sie öffentlich von den MĂ€nnern genommen wurde, war sie im Gegensatz zu ihrer Tochter noch eine rechtlose Sklavin. Nun ja, ein paar MĂ€nner waren es dann spĂ€ter auch noch. Mira versteht es als ihr Vorrecht, sich auf diese Art den Vater fĂŒr ihr Kind zu suchen. Nun behauptete sie letzte Nacht in ihrem Rausch vor allen GĂ€sten, dass sie ĂŒber eine Schwangerschaft selbst entscheidet. Sie hat damit ein Tabu gebrochen. Über so etwas spricht man einfach nicht, denn die MĂ€nner glauben fest daran, dass nur sie alleine darĂŒber entscheiden, wann eine Frau schwanger wird. Das Wissen ĂŒber die fruchtbaren Tage einer Frau ist hier nur den Huren bekannt. Nur die Priesterinnen, die HetĂ€ren und die Huren wissen, wie sie sich vor den MĂ€nnern schĂŒtzen können. Die MĂ€nner dĂŒrfen es niemals erfahren. Ihre heile Welt wĂŒrde dann untergehen.“ Erstmals 1995 hatte Wolfgang Licht seinen Roman „Die Axt der Amazonen. Eine Penthesilea-Modifikation in Prosa“ bei HAAG + HERCHEN Frankfurt am Main veröffentlicht: Zoe ist eine erfolgreiche Schauspielerin und ihrem Beruf leidenschaftlich verfallen. Ihre SensibilitĂ€t ist sowohl Voraussetzung fĂŒr ihre berufliche Leistung, aber auch schwerwiegendes Hindernis bei der Suche nach persönlichem GlĂŒck. Sie leidet unter der Trennung von Erno, dem Vater ihres Sohnes Olaf, dessen Erziehung ihr zu entgleiten droht. Sich der Herausforderung stellend, die Penthesilea zu spielen, verfĂ€llt sie dieser Rolle so sehr, dass sie die Grenzen zur RealitĂ€t nicht mehr wahrnimmt. Schauen wir in die ersten drei Kapitel dieses zwischen Wirklichkeit und (Schau)Spiel changierenden Buches: „Teil 1 1. Kapitel Am Karfreitag betritt die Schauspielerin Zoe, von einer Abendvorstellung im StĂ€dtischen Theater kommend, ihre Wohnung in der Westvorstadt. Ihr ist heiß. Sie öffnet ein Fenster im Wohnzimmer, beugt sich weit hinaus, doch die Nachtluft erquickt sie nicht. Sie schließt das Fenster, geht ins Bad, bemĂŒht, die Stelle in der Diele zu umgehen, an der der Fußboden unter ihren Schritten einen knarrenden Laut gibt, von dem Olaf, ihr Kind, in seinem Zimmer, dessen TĂŒr stets offen steht, aufwachen könnte. Im Bad dreht sie den Wasserhahn auf, bildet aus beiden Handtellern eine Mulde, in die sie ihr Gesicht presst. Das treibt sie, bis sich ihre Haut kĂŒhl anfĂŒhlt und der Druck in ihrem Kopf nachlĂ€sst. Sie betritt das schmale Zimmer ihres Sohnes, Ein Lichtstreifen aus der Diele liegt ĂŒber dem Kinderbett. Sie betrachtet die Umrisse der kleinen, gekrĂŒmmt liegenden Gestalt, die sich unter der Zudecke abbildet, die im Schlafe sanften ZĂŒge, die wie kleine FĂ€cher aufgebogenen Wimpern ĂŒber den geschlossenen Augen. Sie atmet seinen Duft, unterdrĂŒckt das plötzlich aufschießende Verlangen, das Kind anzufassen. In ihrem Schlafzimmer zieht sie sich um zur Nacht. Doch sie ist noch nicht mĂŒde. Eine Weile verharrt sie vor Ernos Bett, das, neben dem ihren stehend, mit einer blauen Seidendecke ĂŒberzogen ist. Es ist ihr in diesem Augenblick, als berge dieses Bett die Erinnerung an Erno in solch starkem Maße, dass sie die krĂ€ftige, untersetzte Gestalt ihres Mannes vor sich zu sehen meint: erdbraune Augen im rötlichen Gesicht, seine ihm wohl unbewusste Bewegung, mit der er eine HaarstrĂ€hne aus der Stirn zu streichen versucht. Vor einem Jahr, auf den Tag genau, war er nach einer heftigen Auseinandersetzung aus diesem Zimmer gegangen. Seitdem hatten sie sich nicht wieder gesehen. Sie setzt sich auf einen Armstuhl neben dem Fenster und ĂŒberlĂ€sst sich der Erinnerung an Erno. 2. Kapitel Damals, es scheint ihr jetzt wie in einem frĂŒheren Leben, hat sie an vielen Abenden vor dem Einschlafen noch in ihrem jeweiligen Rollenbuch gelesen, wobei sie, die Arme ĂŒber der Bettdecke, Gesten andeutete, einen Satz, eine Sentenz vor sich hinsagte und gelegentlich sogar einen Ausruf tat, wenn sie die Szene fortriss. Erno hatte ihr vornĂ€chtliches Benehmen erduldet, ertragen; es ihrer beruflichen Begeisterung zugutegehalten, darin eine der Eigenheiten gesehen, die man einer KĂŒnstlerin nachsehen mĂŒsste. Einmal sprach sie Verse des Heilbronner KĂ€thchens an ihren Geliebten. Vor dem Schlafzimmerfenster hing ein orangefarbener Mond ĂŒber den ParkbĂ€umen. Ein Vogel, wahrscheinlich eine Amsel, sang ein sehnsĂŒchtig schwermĂŒtiges Lied, das, gedĂ€mpft durch die geschlossenen Fenster, ihre Worte nicht störte. Sie sprach von ihrer, vielmehr KĂ€thchens, beseligenden Liebe, die voller Selbstaufgabe war. Erno lag so, dass er Zoe den RĂŒcken zuwandte. Plötzlich begannen sich seine Schultern im Rhythmus heftiger werdender Atmung zu bewegen, und es kann sein, dass Zoe, das KĂ€thchen spielend, in einem seltsamen Identifikationsvorgang begriffen, die Wirkung ihres Spiels, ihrer Worte an Erno erproben wollte. Sie hatte einer ZĂ€sur im Text wegen eine Pause eingelegt, in der der geliebte Graf vom Strahl eine ernĂŒchternde, KĂ€thchen demĂŒtigende Bemerkung zu machen hatte. In diesem Augenblick drehte sich Erno ungestĂŒm zu ihr herum, ergriff ihre auf der Bettdecke umherfahrenden HĂ€nde, presste und kĂŒsste sie. Beugte dann sein Gesicht ĂŒber ihres, nahe, als versuche er im Schimmer des Mondes ihre ZĂŒge zu erkennen: Dass du das gesagt hast! Seine Stimme war unfest, er stammelte vor Erregung. Er hatte ihre Hand losgelassen, sich auf einen Ellenbogen gestĂŒtzt; strich dann mit der anderen Hand ĂŒber ihre SchlĂ€fe, den Hals, rĂŒckte nĂ€her, begann sie zu kĂŒssen, auf die Stirn, das Gesicht, die BrĂŒste. Und obwohl sie, noch im Bann ihres Spiels, ihn und sich selbst, die Frau Zoe, beobachtete, zog Leidenschaft sie wie in einen Sog, der sie endlich ihres Augenblicksbewusstseins beraubte; ihr einen langen hohen Laut auspresste. Erno war von ihr geglitten. Sein Gesicht an ihren Leib geschmiegt. Der Mond schien jetzt so hell, dass die Baumkronen draußen im Park Schatten an die ZimmerwĂ€nde warfen, ĂŒber ihre Körper, das Laken. 3. Kapitel In acht Tagen war die Premiere des StĂŒckes. Erno wĂŒrde diese AuffĂŒhrung nicht versĂ€umen. Nicht einmal war er einer ErstauffĂŒhrung, in der Zoe auftrat, ferngeblieben. Und diese Verse, ihr Wortlaut, aber mehr noch Zoes Spiel, ihre BĂŒhnenhingabe an den Partner, wĂŒrden Erno an ihre Liebe in jener Nacht erinnern. Ihr blieb nichts anderes ĂŒbrig, als ihm jetzt, an diesem Nachmittag, die Sache zu offenbaren, sich ihm anzuvertrauen. Sie saßen in den Sesseln vor dem Fenster, das im Gegensatz zu denen des Schlafzimmers auf eine verkehrsreiche Straße hinausging, deren LĂ€rm sie nur dadurch auf ein ertrĂ€gliches Maß dĂ€mpfen konnten, indem sie trotz herrschender SchwĂŒle und der verbrauchten Luft im Zimmer das Fenster verschlossen hielten. Zwischen ihnen stand ein Tisch, auf dem Ernos Zeitschriften Platz hatten, Zoes Rollenbuch und ihre beiden Kaffeetassen. An der dem Fenster gegenĂŒberliegenden Wand hing Ernos umfĂ€ngliche Sammlung von Hieb-, Stich- und Stoßwaffen aus den frĂŒheren Epochen der Wehrgeschichte. Da gab es StreitĂ€xte, Morgensterne, Hellebarden, Schwerter und KrummsĂ€bel. Man konnte die Entwicklung des Dolches vom Faustkeil ĂŒber den Stein- und Knochendolch, den Feuersteindolch, zum Kupfer- und Bronzedolch der Metallzeit verfolgen. Die verschiedenen Entwicklungsstufen der Äxte, worunter sich als besondere Kostbarkeit die Nachbildung einer sogenannten Amazonenaxt befand. Zoes Blick konnte sich in diesem Moment von den durch die schrĂ€g stehende Nachmittagssonne zum Funkeln und Gleißen gebrachten Waffen nicht lösen. Ihr war, als fĂ€nde sie in der Art, wie sie aufgehĂ€ngt waren und der im Grunde unerklĂ€rlichen Tatsache, dass Erno, der ein pazifistischer Charakter war, sie sammelte, einen Fingerzeig, wie sie ihre Sache am besten beginnen könnte. Da nahm sie aus den Augenwinkeln wahr, dass Erno sie anschaute. Wann ist es soweit, fragte er plötzlich, und Zoe erschrak, als hĂ€tte er ihre Gedanken verfolgen können. Sie wusste auch sofort, dass er die Premiere meinte. In einer Woche, sagte sie. Übrigens, du hast schon Verse aus dem StĂŒck gehört. Verse, sagte er, wann denn? Zoe beugte sich vor, griff nach seiner Hand, mit der er ein Buch hielt. - Gestern. Er sah verdutzt zu ihr. Sie stand auf, trat hinter seinen Stuhl und zog Ernos Kopf an ihren Leib. Sie wiederholte: gestern, gestern Abend, im Schlafzimmer, als wir bevor wir ... uns liebten, sagte sie sehr leise. Er beugte sich nach vorn ĂŒber den Tisch, um von ihr loszukommen, drehte sich dann um und starrte sie an: Du hast deklamiert, rief er, offenbar absichtlich dieses Wort gebrauchend, um sie herabzusetzen. Das ... das, was du mir gesagt hast, war Theater? Diese ... Worte, eingelernt? Die Art, wie du mich angesehen hast, der Ton deiner Stimme, Schauspielerei? Ihm schien Speichel den Mund zu fĂŒllen. Er umschloss die FlĂŒssigkeit mit Lippen und Wangen, schob sie umher wie einen Brocken, der ihm, dem Manne Erno, zum Bolus werden könnte, an dem er erstickte, bis er ihn zerbeißend, zerdrĂŒckend hinunterschluckte mit einem hörbaren GerĂ€usch. Ich fand sie schön, diese Verse, sagte sie. Ich habe dich nicht tĂ€uschen wollen. Er war aufgestanden, brĂŒsk; hatte eine Bewegung mit der Hand gemacht, als wolle er die Luft zerteilen; kam dann zurĂŒck, um seine Papiere vom Tisch zu nehmen. Willst du deinen Kaffee nicht austrinken? fragte Zoe, damit er sich beruhige. Plötzlich vernahm sie das polternde Rattern der Tatrabahn vor ihrem Hause, als höre sie es zum ersten Mal; die Vibration der Gleiskörper setzte sich durch Straße und Haus bis in ihr Zimmer fort. Erno nahm wie unter einem Zwang seine Kaffeetasse auf, sah hinein, schĂŒttelte den Kopf, wobei unklar blieb, ob er Zoes Frage verneinte oder ob ihm der Vorfall unbegreiflich blieb. FrĂŒher, sagte er plötzlich, empfand ich dein Spiel wie eine zweite, neue Wirklichkeit. Ich habe mich an deiner Kunst freuen können, die, wie ich glaubte, unsere persönlichen GefĂŒhle nicht berĂŒhrte. Aber das ist anders geworden. Wenn ich dich heute ĂŒben sehe, dich reden höre, weiß ich nicht, ob du als meine Frau sprichst oder als irgendeine Judith oder Magdalena. Ich kann bei dir Spiel und Wirklichkeit kaum noch unterscheiden; nicht einmal dann, wenn es um Ernsthaftes geht. Denke ich, du redest mit mir, ĂŒbst du eine Rolle, und glaube ich, du probst einen Text, sprichst du mit mir. Es war gestern Abend, dachte Zoe, nur ein Ă€ußerliches MissverstĂ€ndnis. Ich hĂ€tte eigene Worte finden können, sie wĂ€ren mir zugefallen. Und sie sagte zu Erno: Das sagst du so, aber dann, spĂ€ter, konntest du spĂŒren, was ich fĂŒhlte. Ja, sagte er bitter, gestern dachte ich es, aber heute weiß ich nicht, ob nicht auch das gespielt war. Schließlich gebrauchst du auf der BĂŒhne nicht bloß Worte. Das war boshaft, und Erno wusste es. - Wenn du deinen Empfindungen selbst nicht mehr traust, kann ich dir nicht helfen. Das sagte sie nun auch kĂŒhl, und so war das GesprĂ€ch auf ungute Weise zu Ende gegangen. Zoe blickt in die Dunkelheit hinter dem Fenster. Sie atmet tief auf. Heute glaubt sie zu wissen, was damals in Erno vorging. Er konnte sich nicht verzeihen, auf ihre von ihm sogenannten TheatergefĂŒhle mit einem Ausbruch wirklicher Leidenschaft reagiert zu haben. In jenen Tagen, wo er vielleicht gehofft hatte, Spannungen, die seiner geschiedenen Frau wegen schon lĂ€ngere Zeit bestanden, auflösen zu können, Erno war gegangen. Sein Vortrag im „Haus der Technik“ begann erst in ein paar Stunden. Zoe hatte das Fenster geöffnet, VerkehrslĂ€rm ĂŒberflutete sie. Die brandenden GerĂ€usche erschienen ihr wie Äußerungen des Lebens. Fließendes, treibendes Bereits 1981 war erstmals im Verlag Neues Leben Berlin das Buch „Der Sohn des Adlers, des MĂŒllmanns und der hĂ€sslichsten Frau der Welt. Ein MĂ€rchen vom Eis und vom Feuer“ von Waldtraut Lewin erschienen: Das Buch ist eine ebenso skurrile wie zarte Geschichte von einem, der auszog, die Welt zu retten und sich dabei fast selbst verlor. Die hĂ€sslichste Frau der Welt kann sich vor Verehrern kaum retten. Sie ist eben eine Sensation! Und so kommt es, dass ihr Sohn gleich zwei VĂ€ter hat: Einen stolzen Adler und jenen schönen MĂŒllmann, der eigentlich von der Frau gar nichts wissen will und ihr eben den Gefallen tut
 Als das wundersame Kind dann aber geboren wird – was ihre Mutter in einen tiefen Schlaf versenkt – streiten sich die beiden absonderlichen Erzeuger um die Vaterschaft. Denn dieser Sohn ist zu Höherem bestimmt, wie es scheint. Er hat nichts mehr und nichts weniger vor, als die Welt von allem Übel zu erlösen. Allerdings verliert er darĂŒber seine Mutter aus den Augen – und so etwas tut nie gut. Der Sohn eilt von Abenteuer zu Abenteuer, und ĂŒberall, wo er auf Unrecht und Verdrehtheiten stĂ¶ĂŸt, schafft er Ordnung. Jedenfalls meint er das, wĂ€hrend er weitereilt, getrieben von Neugier und dem Drang nach Gerechtigkeit. Aber nur etwas zu „stiften“ und dann fortzurennen, das reicht nicht aus, wie sich herausstellt. An welchen Ort seiner Taten er auch zurĂŒckkommt, immer muss er feststellen, dass sich die Dinge inzwischen zum Schlechten entwickelt haben. Und er kann weder verhindern, dass seine Mutter stirbt und seine Liebe, das kieselsteinerne FrĂ€ulein, in seinen Armen ganz und gar erstarrt. Alles scheint aus zu sein fĂŒr ihn. Aber zum GlĂŒck erwachsen ihm mĂ€chtige Helfer. All die Schwachen und BetrĂŒbten, denen er einst so unvollkommen geholfen hat, verbĂŒnden sich fĂŒr ihn, und gemeinsam sind sie stark. Und da sich außerdem noch seine beiden ungleichen VĂ€ter aussöhnen, um ihrem Sohn beizustehen, kann ja die Welt vielleicht doch noch gerettet werden. Wenn man sich auch zunĂ€chst eine blutige Nase geholt hat. Aber schließlich wird man aus Erfahrung klug
 Die absonderlichen Abenteuer des Sohns, die ihn mit vielen unglaublichen Geschöpfen zusammenfĂŒhren und in denen die Welt gleichsam durch ein leicht verzerrendes Brennglas betrachtet wird, sollen erstaunen, vergnĂŒgen und den Leser dazu anregen, das „Schiefe“ in diesen Geschichten in ihrem eigenen Kopf gerade zu rĂŒcken. Denn eigentlich kann immer nur der verfremdete Blick uns helfen, den Reiz der Wirklichkeit zu genießen. Nur die Fantasie öffnet den Blick. „Der Sohn des Adlers“ knĂŒpft an die Tradition des romantischen KunstmĂ€rchens an, wie wir es von Goethe, von Clemens Brentano und vor allem natĂŒrlich von E.T.A. Hoffmann her kennen – und das im Gewand einer modernen, ein bisschen surrealen und ein bisschen schrĂ€gen Sprache. Er hat eben, wie gesagt, zwei VĂ€ter
 Und so hebt die Geschichte vom wundersamen Kind an: „Erstes HauptstĂŒck von der merkwĂŒrdigen EmpfĂ€ngnis und Geburt des Sohnes, den Gaben des Adlers, der Harmonie der SphĂ€ren und der stillestehenden Zeit Bevor seine Mutter ihn empfing, war sie die hĂ€sslichste Frau, die man sich denken kann. Sie war so hĂ€sslich, dass sich die Leute auf der Straße bis zu den Knien bogen vor Staunen ĂŒber ihre HĂ€sslichkeit. Sie hatte eine Haut wie ein Nilpferd, ZĂ€hne wie ein Waldeber, Haare, die wie Schilfhalme aussahen, und ihre Augen trĂ€nten, und an ihren HĂ€nden wuchsen graue Krallen. Aber ihr Herz war wie ein sĂŒĂŸer Mandelkern in ihr. Der Ruhm ihrer HĂ€sslichkeit und ihres sĂŒĂŸen Herzens ging in großen Wellen von ihr aus und lockte viele MĂ€nner an, denn ein so hĂ€ssliches Weib zu besitzen ist eine große Ehre. Allen, die um sie warben, blieb bei ihrem Anblick fast das Herz stehen vor Beklommenheit und Entsetzen, aber dies Entsetzen wandelte sich alsbald in eine wilde Entschlossenheit, sie zu haben, und es war, als verfĂŒge sie im Winkel ihrer grauen verschwimmenden Augen ĂŒber mehr Bannkraft als ein großer Magnet, der so stark ist, dass er das Eisen aus den Schiffen zieht, und sie gehen unter. Da sie keinen der Freier erhörte, aber auch keinen abwies, zog der Schwarm von Liebhabern stĂ€ndig hinter ihr her wie ein Königsgefolge. Der eine schleppte ihre abgetragene Handtasche, der zweite ihren Sonnenschirm aus roter verschlissener Seide, der dritte ihren Regenschirm aus schwarzer Baumwolle, der vierte eine Standuhr, damit sie stets wisse, welche Stunde geschlagen habe, der fĂŒnfte zwei Zimmerlinden in Töpfen aus Majolika, falls sie im GrĂŒnen ausruhen wollte. Der sechste bat sie flehentlich, ein Schleppkleid anzuziehn, damit er ihr die Schleppe tragen dĂŒrfe, aber trotz ihrer GĂŒte ließ sie sich nicht dazu bewegen, etwas so Unmodernes wie ein Schleppkleid anzulegen. So musste dieser Freier nutzlos hinter ihr herlaufen und weinte oft, weil er ihr nicht dienen konnte. Eines Tages im Februar stieg das Thermometer auf golden, ein TaubenpĂ€rchen hackte gegen die Fensterscheibe, und die Krokusse im Rasen sprangen mit jenem GerĂ€usch auf, das von KĂŒssen herrĂŒhrte. Sie verspĂŒrte den heftigen Wunsch, auf der Straße vor einem CafĂ© zu sitzen und einen Eisbecher mit RosenblĂ€ttern und Pfefferminz zu essen und lief so schnell los, dass ihr fast die AbsĂ€tze von den Schuhen flogen und die Freier kaum zu folgen vermochten. Als sie mit ihren sechs Verehrern schließlich in der Sonne saß, standen die Leute im Halbkreis, um sie zu sehen. Touristen machten Fotos von ihr, um sie zu Hause ihren staunenden Kindern zu zeigen, und zwei Naturforscher stritten sich, ob ihre Haare wirklich welke Schilfhalme seien oder nur so wirkten. Mehrmals musste der sechste Freier, glĂŒcklich darĂŒber, etwas tun zu können, die Menge bitten, so viel Platz zu lassen, dass die Sonne durchkomme. Sie rĂŒhrte in ihrem Eisbecher mit RosenblĂ€ttern und Pfefferminz und hatte plötzlich keinen Appetit mehr. Die Standuhr schlug Mittag und einen Schlag darĂŒber hinaus. Ein großer Schatten fiel auf ihre Hand. Aufblickend, gewahrte sie einen riesigen Adler mit dunkelbraunem Gefieder, dessen gebogener Schnabel auf sie gerichtet zu sein schien. Ihr Herz klopfte stĂŒrmisch. Die Krallen des Vogels waren ihren FingernĂ€geln verwandt, und die gefĂŒhllosen Adleraugen glĂ€nzten. Sie brach ĂŒberstĂŒrzt auf und zahlte mit einer Muschel. Der Adler gab ihr ein StĂŒck das Geleit, man hörte das gewaltige Rauschen seiner Schwingen noch drei StraßenzĂŒge weiter, so dass der Magistrat annahm, der Staudamm sei gebrochen, und Vorkehrungen zur Rettung der Stadt traf. Unterwegs, in der quirlenden Menge, die sie umgab, traf sie das Orangerot des MĂŒllwagens wie eine Botschaft. Der MĂŒllfahrer trug eine MĂŒtze aus vielerlei Fellen, aber hauptsĂ€chlich vom Kaninchen. Die Haut seiner HĂ€nde und seines Angesichts war gelb vor Asche, aber als er die Hand hob, sich den Schweiß abzuwischen, entblĂ¶ĂŸte er einen gemeißelten Arm mit AderstrĂ€ngen. Seine unförmigen Handschuhe hingen ihm mĂŒĂŸig an der HĂŒfte. Die hĂ€sslichste Frau der Welt trat auf ihn zu, und wĂ€hrend ihr sĂŒĂŸes Herz zu leuchten begann, sagte sie: „Ich glaube, ich liebe dich.“ Weil der MĂŒllwagen lĂ€rmte wie ein Wachhund, musste sie ihre Worte wiederholen. Der MĂŒllfahrer besah sie von oben nach unten, darauf von unten nach oben, brach in GelĂ€chter aus und wandte sich ab.“ Zum Superpreis von jeweils 99 Cents stehen diesmal zwei BĂŒcher von Ulrich Hinse und von Klaus Möckel, die sich beide, aber auf sehr unterschiedliche Weise mit unterschiedlichen Zeiten und Menschen befassen – mit Rittern und mit schönen, einflussreichen Frauen: Erstmals 2014 legte die EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe den historischer Roman ĂŒber den Verbleib des Templerschatzes anno domini 1307 „Das Gold der Templer“ von Ulrich Hinse vor: Jaques de Molay, der Großmeister des in der ganzen Welt des Orients und des Okzidents bekannten, geschĂ€tzten aber auch gefĂŒrchteten Templerordens war entsetzt. Sein Orden sollte aufgelöst, die Ritter verhaftet werden und das riesige Vermögen der französischen Krone zufallen. Die Haftbefehle waren bereits ausgestellt und an alle Gouverneure und Bischöfe in Frankreich verteilt worden. Am Freitag, dem 13. Oktober 1307, sollen in den Morgenstunden ĂŒberall im Land die Vasallen des Königs jeden Templer festnehmen und einkerkern. Alle Templer zu retten scheint dem Großmeister nicht mehr möglich. Deshalb stellt er in aller Eile drei Maultierkarawanen zusammen, die mit wenigen Leuten das Archiv und das Gold in Sicherheit bringen sollen. Eine Karawane ist fĂŒr England bestimmt, eine soll ĂŒber See nach Portugal gehen und eine weitere auf die Festung der Templer nach Ponferrada in Spanien gebracht werden. Der junge flandrische Tempelritter Jan van Koninck hat zusammen mit dem Stellvertreter des Großmeisters die Ehre, die Karawane nach Spanien in Sicherheit zu bringen, als in den PyrenĂ€en sein Mentor erschlagen wird. Die Verantwortung lastet ab sofort auf seinen Schultern. Gelingt es ihm wirklich, die kleine Karawane gegen alle WiderstĂ€nde im Winter ĂŒber die PyrenĂ€en zu bringen und Ponferrada zu erreichen? Eine stattliche Anzahl französischer Soldaten, gefĂŒhrt von einem alten Landsknecht, hat sich auf seine Spur gesetzt. Und auch innerhalb der sonst eingeschworenen Templer gibt es WiderstĂ€nde. Es erscheint mehr als fraglich, das Gold vor dem gierigen französischen König Philipp IV. und seiner nicht viel besseren Frau Johanna von Navarra in Sicherheit zu bringen. Ein Roman aus der Zeit des finsteren Mittelalters, in der es ehrenhafte Ritter aber ebenso viele Schurken gab. Der historische Roman beginnt mit einem Kampf und mit dessen ĂŒberraschendem Ausgang: „1. Kapitel Die Glocken am Kirchturm der Stadt Kortrijk in Flandern lĂ€uteten. Dumpf wummerte ihr Klang ĂŒber das Schlachtfeld. Sie verkĂŒndeten den glanzvollen Sieg der Flandern gegen die Franzosen. Jan van Koninck, der zweiundzwanzigjĂ€hrige junge Mann mit den gekrĂ€uselten roten Haaren, den blauen Augen und der krĂ€ftigen, durchtrainierten Figur unter dem jetzt Blut bespritzten ledernen Wams, stand etwas gebeugt, auf sein blutiges Schwert gestĂŒtzt, am Rande eines EschenwĂ€ldchens. Eine Wurfaxt, die schon aus normannischer Zeit bekannte Franziska, steckte im GĂŒrtel. Er schaute auf die Szene vor ihm in der Niederung. Dicht gedrĂ€ngt vor einem Bach, der sich durch die morastige Senke schlĂ€ngelte, lagen Hunderte von toten Rittern in ihren ehemals glĂ€nzenden, jetzt nach der Schlacht aber stumpfen, blutigen RĂŒstungen und ebenso viele tote oder schwer verletzte Pferde. Jan summte ein leises Lied. Es war das Totenlied fĂŒr die Ritter des französischen Königs Philipp des Schönen, der selbst nicht an dem Massaker teilgenommen hatte. Der Sieg war ohnehin eingeplant. An eine Niederlage war nicht im Entferntesten gedacht worden. Deshalb hatte er seinen einĂ€ugigen Kanzler Pierre Flote als Feldherrn gesandt und Jaques de Chatillon als zukĂŒnftigen Gouverneur gleich mitgeschickt. Die unruhigen Flandern sollten zur Raison und der lukrative Tuchhandel mit England und der Hanse unter französische Kontrolle gebracht werden. Aber es war dann doch anders gekommen. Fast alle nordfranzösischen Ritter hatten ihr Leben fĂŒr den König auf dem Schlachtfeld lassen mĂŒssen, nur wenige waren entkommen. Über das Schlachtfeld mit den unzĂ€hligen Toten und Schwerverletzten wuselten unzĂ€hlige junge und alte zerlumpte Menschen und BĂŒrger aus Kortrijk, die den Toten und Sterbenden ihre WertgegenstĂ€nde abnahmen. Van Koninck nestelte an seinem Wams. Mit etwas MĂŒhe zog er den goldenen AnhĂ€nger hervor und betrachtete ihn. Er war, wie die Kette auch, aus purem Gold. Langsam strich er mit seinen Fingern ĂŒber das Wappen. Ein französisches Wappen, ein Königswappen, was die drei Lilien verrieten. Er hatte es einige Monate vorher von einem französischen Ritter bekommen, der den Aufstand der flĂ€mischen BĂŒrger in BrĂŒgge gegen die französische Besatzung nicht ĂŒberlebt hatte. Eigentlich hatte er den verletzten Franzosen aus Wut töten wollen, weil er durch seine Gegenwehr die Flucht des Gouverneurs Jaques de Chatillon ermöglicht hatte. HasserfĂŒllt hatte Jaques de Chatillon noch zurĂŒckgerufen, dass er schon allein deshalb zurĂŒckkommen wĂŒrde, nur um ihm eigenhĂ€ndig den Kopf abzuschlagen. Der verletzte Ritter hatte sich mit MĂŒhe die Kette mit dem Wappen abgenommen und dem jungen Flandern gegeben. Vielleicht bringt es dir irgendwann einmal GlĂŒck, hatte der Franzose gemurmelt, dann war er verschieden. Jan hatte das Medaillon zwar genommen, aber sonst hatte ihn der nach seiner Kleidung offensichtlich adelige Franzose nicht weiter interessiert. Er hatte ihn in seinem Blut liegen lassen und war den anderen flĂŒchtenden Franzosen hinterhergelaufen. Sein Vater Pieter, sein Bruder Wim und er, der jĂŒngste Sohn des Webers Pieter van Koninck, waren kurz darauf wegen ihres Mutes und ihres verwegenen Vorgehens bei der Befreiung von Flandern von Robert von Bethune, dem Grafen von Flandern, zum Ritter geschlagen worden. Dieses Mal war ihm de Chatillon nicht entkommen. SelbstgefĂ€llig war er in die Falle geritten und im sumpfigen Ufer des kleinen FlĂŒsschens vor Kortrijk stecken geblieben. Seine RĂŒstung war zu schwer, als dass er hĂ€tte problemlos absitzen und mit dem Schwert kĂ€mpfen können. Das war sein Todesurteil. Die flĂ€mische Infantrie war dem schwerfĂ€lligen Ritter zu Fuß deutlich ĂŒberlegen und Jan van Koninck hatte genau aufgepasst, wo Jaques de Chatillon hingeritten war. So kreuzten sich auf dem Schlachtfeld ihre Wege erneut. De Chatillon erkannte sofort, wer sich ihm in den Weg stellte, und versuchte mit krĂ€ftigen Schwerthieben, dem JĂŒngsten der Koninck-Sippe den Garaus zu machen. Aber der flinke, junge Flame wich allen Hieben geschickt aus, wehrte mit seiner Wurfaxt und dem Schwert die Hiebe ab und ließ den Franzosen sich mĂŒde schlagen. Wobei Jan höllisch aufpassen musste. Die Fechtkunst von de Chatillon war legendĂ€r. Aber dazu gehörte natĂŒrlich auch, dass sich der Ritter schnell und trickreich bewegen konnte. Aber genau das fehlte hier. Nur wenige Schritte gelangen dem schwer gerĂŒsteten Ritter im Sumpf. Er sank immer tiefer ein und konnte sich nur noch auf einem Fleck stehend verteidigen, wĂ€hrend Jan in seiner leichten Kleidung um ihn herumstapfte. Wenn er in seinem RĂŒcken stand, hatte er MĂŒhe, seinen Gegner durch die Sehschlitze zu erkennen. Als einige weitere Franzosen heranritten, um dem Gouverneur zu Hilfe zu eilen, machte Jan dem Kampf ein schnelles Ende. Er wehrte einen Schlag des Franzosen mit seiner Franziska ab und stieß ihm mit der ganzen Kraft seines rechten Arms das Schwert von unten durch den RĂŒstungsschlitz zwischen Helm und Harnisch in den Hals. Augenblicklich sackte de Chatillon zusammen und starb. Mit einem Ruck zog Jan sein Schwert aus dem Körper des Sterbenden, um die heranreitenden Franzosen abwehren zu können. Aber als die sahen, dass Reiten in dem Sumpf nicht möglich und ihr AnfĂŒhrer bereits gestorben war, zĂŒgelten sie die Pferde und ritten auf festen Untergrund zurĂŒck. Jan nahm noch an dem einen oder anderen ScharmĂŒtzel teil, aber der so ungleich begonnene Kampf war letztlich zugunsten der Flandern entschieden. Das, was niemand zu glauben gewagt hatte, war eingetreten. Die bĂŒrgerlichen flandrischen Infanteristen hatten mit ihren selbst gebastelten Waffen gegen die Truppe aus hochdekorierten, gut gerĂŒsteten französischen Rittern gewonnen. Die Ritter waren nicht zuletzt an ihrer Arroganz gescheitert. Flandern war unabhĂ€ngig geblieben und musste sich Philipp dem Schönen nicht beugen. 14 Jahre vor dem Roman ĂŒber die Templer, also 2000, hatte Klaus Möckel im Verlag Das Neue Berlin erstmals sein Buch ĂŒber Frankreichs berĂŒhmteste MĂ€tressen „Die Gespielinnen des Königs“ veröffentlicht: „Nun war es wirklich geschehen, sie war die Hure des Thronfolgers. Die Höflinge wĂŒrden es zwar nicht wagen, ihr das ins Gesicht zu sagen, aber denken wĂŒrden sie es.“ So beginnt der Autor seine ErzĂ€hlung ĂŒber Diane de Poitiers, die MĂ€tresse des spĂ€teren Königs Heinrich II., die noch heute als eine der schönsten Frauen in Frankreichs Geschichte gilt. Selbstbewusst und geschĂ€ftstĂŒchtig, brachte sie es zu großem Reichtum und fast unbeschrĂ€nkter Macht. Doch auch die anderen Damen in diesem Band, von denen die berĂŒhmteste Madame Pompadour ist, wussten ihre FĂ€higkeiten im Bett und am Hof zu nutzen. Von Glanz umgeben, meist intelligent und gerissen, umgarnten die Entragues, die Montespan, die Du Barry ihren Herrscher, um ihn dann am GĂ€ngelband zu fĂŒhren. Freilich war ihr Weg gefĂ€hrlich. Von so manchem Höfling angefeindet und von HinterhĂ€ltigkeit bedroht, durften sie nie die Gunst des Geliebten verlieren - das hĂ€tte den Untergang bedeutet. Dieses Buch ist ein SittengemĂ€lde, das vier Jahrhunderte französischer Geschichte darbietet. Spannend bis ins Detail, abenteuerlich und voller Witz fĂŒhrt es dem Leser eine Welt vor Augen, die ihn mit ihren bis zum Mord reichenden Intrigen, mit ihrer List und Gewalt, aber auch mit ihrem Charme und ihrer Lebhaftigkeit von Anfang bis Ende in den Bann schlĂ€gt. Wie und warum der dafĂŒr bestens prĂ€destinierte Autor dieses Buch geschrieben hat, das erlĂ€utert Klaus Möckel in seinem aufschlussreichen Vorwort: „Ist von Gespielinnen des Königs die Rede, denkt man vielleicht zuerst an leicht bekleidete Schönheiten, die sich auf samtenem Pfuhl ihrem leidenschaftlich entflammten Herrscher hingeben. Oder man stellt sich elegante Damen in raschelnden Seidenkleidern vor, bereit zum stĂŒrmischen TĂȘte-Ă -tĂȘte mit der entzĂŒckten MajestĂ€t; Bilder, die sich nicht von ungefĂ€hr ergeben: Im Bett errangen MĂ€tressen aller Zeiten ihre nachhaltigsten Siege. Doch die Rolle der Schönen, die meist aus dem hohen Adel stammten oder zumindest in diesen Stand erhoben wurden, erschöpfte sich keinesfalls im Liebesdienst. Wohl widmeten sie sich dieser Aufgabe mit Leidenschaft, zumal sie zum Dank dafĂŒr Gold, Edelsteine, kostbare GewĂ€nder, LĂ€ndereien und prĂ€chtige Schlösser erhielten. Sie glĂ€nzten aber auch in anderen Bereichen. Sie besaßen Bildung, brillierten mit Worten und mit ihrem gesamten Auftreten, verfĂŒgten ĂŒber natĂŒrliche Eleganz. Bei Hof wurden sie zu wichtigen Persönlichkeiten; sie redeten in der Mode, in der Kunst und oft sogar in der Politik mit. Zur „Maitresse en titre“ ernannt, verstanden sie sich als Partnerin an der Seite des Königs und liebten den Herrscher meist wirklich. Im Schutz des Monarchen konnten die jungen Damen ihren Besitzstand sichern und ihre Familien in einflussreiche Stellungen bringen. Über die Liebe zum König versuchten sie, Machtpositionen zu erobern, die Frauen ihrer Zeit sonst verwehrt waren. Zugleich waren sie aber in jeder Hinsicht von der Zuneigung des Herrschers abhĂ€ngig, gerieten in grĂ¶ĂŸte BedrĂ€ngnis, wenn sie diese Gunst verloren oder der König aus dem Leben schied. Um sich im höfischen Intrigenspiel zu behaupten, bedurfte es all ihrer Wachsamkeit und Intelligenz. Von den Königinnen, die sich gekrĂ€nkt in die Rolle der betrogenen Gemahlin zurĂŒckzogen, wurden sie vornehm mit Madame angesprochen, insgeheim jedoch Hure genannt. War die DemĂŒtigung zu groß, geschah das manchmal sogar in aller Öffentlichkeit. Die Verschwendungssucht der MĂ€tressen, die den Staat ein Vermögen kostete, wurde ihnen vom Volk verĂŒbelt und lieferte Neidern gute Argumente. Doch sie brauchten den Glanz, um bei Hof Anerkennung zu finden. Nur so konnten sie sich auf lĂ€ngere Zeit neben dem König behaupten. Was den Rang bei Hof betraf, mussten sich die Favoritinnen der Herrscher den Königinnen, die fĂŒr die Bewahrung der Thronfolge zustĂ€ndig waren, unterordnen. An Glanz und Schönheit jedoch, oft auch an Reichtum und besonders an der Möglichkeit, den Monarchen zu beeinflussen, standen die MĂ€tressen den Königinnen voran. Je nach Klugheit oder Raffinesse, nach Geschick oder Wendigkeit erhielten sie sich diesen unschĂ€tzbaren Vorteil auf möglichst lange Zeit. Sie versuchten nicht selten, ihre Stellung zu festigen, indem sie Kinder gebaren und den König dazu brachten, diese zu legitimieren. Die berĂŒhmteste aller französischen MĂ€tressen ist die Marquise von Pompadour; ihr ebenmĂ€ĂŸiges Gesicht mit der hohen Stirn, der schmalen Nase und den wachen Augen schaut uns von den EinbĂ€nden vieler Abhandlungen und Werke ĂŒber die Epoche Ludwigs XV. an. Sie hatte es darauf angelegt, die Geliebte des Königs zu werden, und gelangte, als das erreicht war, zu beachtlichem Einfluss. Sie war gebildet und kunstbegabt, verschwenderisch und mitunter großherzig. Sie verstand es, Allianzen zu schmieden, und mischte sich - keineswegs zum Wohl des Landes - in die Politik ein. Als sie den Herrscher mit ihren LiebeskĂŒnsten nicht mehr zu erwĂ€rmen vermochte, schaffte sie es, ihre Stellung zu behaupten, indem sie ihm jĂŒngere Gespielinnen zugestand. Mit der Renaissance tauchen erstmals jene Damen aus dem Schatten der Geschichte auf, die als königliche Favoritinnen zu Macht und Ehren kamen. So gilt AgnĂšs Sorel, die spĂ€ter mit entblĂ¶ĂŸter Brust sogar auf einem AltargemĂ€lde dargestellt wurde und dem Leben Karls VII. entscheidende Impulse verlieh, als erste offiziell anerkannte MĂ€tresse in Frankreich. Die Schicksale bekannter französischer MĂ€tressen, die in diesem Buch nachgezeichnet werden, sind eng mit den KĂ€mpfen und WechselfĂ€llen jener Jahrhunderte, den Religionskriegen und dem Niedergang des Ancien RĂ©gime, verbunden. Ihr Leben in Prunk und Überfluss stand hĂ€ufig in schroffem Gegensatz zum Elend der niederen Schichten. Kriege und Hungersnöte im Verein mit Seuchen wie der Pest oder den Pocken dezimierten immer wieder die Bevölkerung. Das Buch setzt im 15. Jahrhundert, dem Zeitalter der Jeanne d'Arc, ein und behandelt LebenslĂ€ufe bis hin zur Französischen Revolution. Die Gestaltung bewegt sich im Rahmen der geschichtlichen Überlieferung, ohne dass Fakten sklavisch aneinandergereiht werden. Einer anschaulichen Darstellung mögen die zum Teil etwas freier geformten Szenen und Dialoge dienen, genau wie die ins Geschehen verwobenen Anekdoten, die das Denken, FĂŒhlen und Handeln der Protagonisten zeigen. Wie stets im Leben bilden Tragik und Komik, Intelligenz, Dummheit, ja selbst Verbrechen dabei ein Ganzes. Das Buch handelt von Frauen zwischen grĂ¶ĂŸtem Ruhm und tiefster Verachtung, zwischen Macht und Ohnmacht, zwischen Leidenschaft und Resignation, fĂŒr die es eine Ehre und mitunter ein Fluch war, die Geliebte des Königs zu sein, und genauso widersprĂŒchlich sind ihre Wege. Bisweilen stark und selbstherrlich, dann wieder schwach und verlassen spiegeln sie „Glanz und Elend“ des höfischen Lebens wider, um den Titel eines bekannten Buches von Balzac abzuwandeln. Sie haben geliebt und gelitten, verschwendet, geherrscht und manchmal auch bereut. In ihrem Drang nach Besitz und Macht, aber auch mit ihrer Hoffnung auf erfĂŒllte Liebe stehen sie fĂŒr eine vergangene Zeit, die unserer Gegenwart dennoch nicht so fern ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.“ Kommen wir noch einmal auf das Thema Zeitreisen zurĂŒck. WĂŒrden Sie sich vielleicht mal mit der berĂŒhmtesten aller französischen MĂ€tressen treffen wollen, mit der Marquise von Pompadour? Und zwar nicht nur so zum Spaß, sondern um mit ihr ganz ernsthaft ĂŒber MĂ€nner und Frauen, ĂŒber Liebe und GlĂŒck sowie ĂŒber Macht und Einfluss und darĂŒber zu plaudern, wie man beides gewinnt und – verteidigt. Sie sehen schon, das sind ganz im Sinne von Klaus Möckel gar nicht so sehr historische Themen, sondern sehr gegenwĂ€rtige. Das dĂŒrfte jedenfalls eine sehr spannende Unterhaltung werden – noch dazu mit einer nach allen ĂŒberlieferten Beschreibungen und Bildnissen sehr schönen Frau (schauen Sie sich bitte mal zum Beispiel das elegante „PortrĂ€t der Madame de Pompadour“ des französischen Rokoko-KĂŒnstlers, Hofmalers und Pompadour-GĂŒnstlings François Boucher aus dem Jahre 1758 an) von hoher Bildung und Intelligenz, die mit vielen Gaben gesegnet war, wie Klaus Möckel zu berichten weiß: „Ihr Wissen mochte oberflĂ€chlich sein, aber sie hatte die FĂ€higkeit, es anzuwenden. FĂŒr eine Maitresse en titre fehlte ihr zwar die entsprechende Herkunft, doch sie wĂŒrde alles tun, diesen Makel durch ihre vielfĂ€ltigen VorzĂŒge wettzumachen.“ Ob und wie das gelingt, ist frisch und farbig in den „Gespielinnen des Königs“ zu erfahren – fast so, als wĂ€re man als stummer Zuschauer und Bewunderer der schönsten Frauen Frankreichs in Versailles und anderswo direkt dabei. Insofern ist es denn doch eine Art Zeitreise 
 Gute Reise also, viel Spaß beim Lesen und Französisch lernen und bis demnĂ€chst. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3903 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) KinderbĂŒcher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und SachbĂŒcher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und SachbĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years ago
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Eine Botschaft an die Zukunft - „Zeitreisende“ 16 von Hardy Manthey bei EDITION digital
Mit seiner seit 2011 ausschließlich als E-Books erschienenen Science-Fiction-Reihe ĂŒber die Abenteuer einer Zeitreisenden gehört der Sternberger Autor Hardy Manthey zu den Beststellerautoren der EDITION digital aus Godern bei Schwerin. Unter dem geheimnisvollen Titel „Das geheime Haus des goldenen Itzamná“ hat der Autor jetzt nach einer Pause von drei Jahren den bereits 16. Teil seiner Reihe vorgelegt. Unter dem Titel „Die Zeitreisende. Ein Leben zwischen Tod und Unsterblichkeit“ erscheint gleichzeitig eine Gesamtausgabe aller 16 E-Books, womit auch alle 15 vorhergehenden Teile in einer ĂŒberarbeiteten Fassung erhĂ€ltlich sind. Die bislang letzte Geschichte der Reihe beginnt im Jahre 1973 in Mexico City vor dem GebĂ€ude der Nationalen Autonomen UniversitĂ€t. Dort treffen sich die beiden ArchĂ€ologiestudenten Jacob Urueta und Isabella Arriaga, die nicht nur miteinander befreundet sind, sondern auch ein gemeinsames wissenschaftliches Ziel haben. Sie wollen beweisen, dass eine Zeitreisende eine Botschaft an die Zukunft gerichtet hat, damit sie gerettet werden kann. Aber wer soll ihnen glauben? Und dann wird auch noch Professor Billete ermordet, den die beiden erst nach langem Widerstand endlich fĂŒr ihre PlĂ€ne gewinnen konnten. Doch da erhalten Jacob und Isabella auf einmal ĂŒberraschend Hilfe von völlig unerwarteter Seite. Und ihr Traum scheint vielleicht doch noch Wirklichkeit zu werden 
 Nur wenige Buchseiten weiter findet sich der Leser auf einmal im nördlichen Mittelamerika, im frĂŒhen 9.Jahrhundert unserer Zeitrechnung, nahe der toltekischen Stadt Ixtlan wieder und begegnet dort einer ungewöhnlichen Frau: „Erschöpft und mĂŒde blickt Aphrodite hoch zum majestĂ€tischen Sternenhimmel. Es ist ihr Lieblingsplatz. Hier auf dem Dach ihrer LehmhĂŒtte kann sie sich endlich von den MĂŒhen des Tages erholen. Sie hat das noch vor drei Monaten schier Unmögliche geschafft, sie wurde von den Menschen hier aufgenommen. Nach den ersten folgenschweren Fehlern bei der Kontaktaufnahme zu Menschen, die sie aus den GeschichtsbĂŒchern als Tolteken kennt, ist sie nun doch angekommen. Dass sie nur mit den HĂ€ndlern den Weg zu den Hochkulturen Mesoamerikas finden konnte, war fĂŒr sie von Anfang an klar. Sie kann den Kontakt zu den Herren der Zeit nur ĂŒber die Steinbauten der Hochkulturen Mesoamerikas herstellen. So weit war das ihr Plan. Doch davon ist sie noch Lichtjahre weit entfernt.“ Band 16 und die Gesamtausgabe aller 16 Teile der „Zeitreisenden“-Reihe sind – wie auch die BĂ€nde 1 bis 15 - sowohl unter edition-digital.de als auch im Online-Buchhandel zu haben. Hardy Manthey wurde 1955 in Sternberg im damaligen Bezirk Schwerin geboren, wo er auch aufwuchs. Nach Schulbesuch und einer Lehre als GĂ€rtner leistete er seinen Grundwehrdienst in Berlin ab. Diese Berliner Zeit mit ihren vielfĂ€ltigen Angeboten an Museen und Kunstausstellungen, Theatervorstellungen und Konzerten erwies sich fĂŒr ihn als ein großer GlĂŒcksfall. Nach eigenem Bekunden faszinierten Manthey schon in der Kindheit Geschichte und Geschichten aus vergangenen Zeiten. Schon zu DDR-Zeiten und erst recht nach der Wende war er viel auf Reisen, natĂŒrlich zumeist auf den Pfaden der Weltgeschichte. Sein Traumland war Ägypten, wo er an den Pyramiden von der Geschichte der „Zeitreisenden“ heimgesucht wurde. „ZurĂŒck in der Heimat war es von nun an meine Bestimmung, ihre Geschichte niederzuschreiben. Eine schöne Aufgabe, die mich bis zum heutigen Tag fesselt.“ Die vor 23 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegrĂŒndete EDITION digital hat sich seit 2011 verstĂ€rkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte BĂŒcher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 900 Titel (Stand Oktober 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. JĂ€hrlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte BĂŒcher neu. Titelbilder können Sie unter http://edition-digital.de/Presse/ herunterladen. 26. Oktober 2017 Anlagen: Titelbild und Fotos zur kostenfreien Veröffentlichung EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstr. 2b 19065 Pinnow Telefon: 03860-505788 Fax: 03860-505789 [email protected] dewww.edition-digital.de V. i. S. d. P.: Gisela Pekrul Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3855 sowie http://edition-digital.de/Manthey/Zeitreisende16/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books BĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Manthey/Zeitreisende16/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Zwischen Wikingern und Weltall oder die Überlegenheit der Literatur gegenĂŒber der Physik - Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 13.01. 2017) Sind eigentlich Zeitreisen möglich? Mit Einstein sagt die Physik ja – zumindest was Zeitreisen in die Zukunft angeht. Schlechter sieht es dagegen fĂŒr Zeitreisen in die Vergangenheit aus. Sagt die Physik. In der Literatur dagegen ist beides möglich, wie die drei aktuellen Deals der Woche der EDITION digital beweisen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 13.01. 17 - Freitag, 20.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Rede ist von literarischen Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit. Und da geht es diesmal einmal zurĂŒck in die Vergangenheit, zu den Wikingern, einmal vorwĂ€rts in die Zukunft und einmal in – beide Richtungen. Das gilt zumindest fĂŒr die Science-Fiction-Reihe von Hardy Manthey, der ausdrĂŒcklich eine Zeitreisende durch Raum und Zeit schickt. Mehr dazu weiter unten. Begeben wir uns zunĂ€chst in den frĂŒhmittelalterlichen Nord- und Ostseeraum, zu den Wikingern. Erstes Angebot des zweiten Newsletters des neuen Jahres ist der erstmals 1990 als Druckausgabe im Rostocker Hinstorff Verlag erschiene historische Roman „Odins Schwert“ von Heinz-JĂŒrgen Zierke: Der junge Wikinger Ansgar muss die Ermordung seiner Eltern und den Raub seiner Schwester miterleben. Als er den Göttern geopfert werden soll, zerstört er im Tempel die Nachbildungen der Götter und flieht mit Odins Schwert. Er findet in Egil einen Blutsbruder und beide werden tollkĂŒhne Krieger, die von der Burg Vinborg aus zu Seeschlachten und RaubzĂŒgen aufbrechen. Odins Schwert scheint Asgar zu schĂŒtzen, der es nicht durch Blut entweiht. Doch als er die Mörder seiner Eltern kennt, schwört er nur noch Rache und richtet in seinem Heimatort ein Blutbad an. Das blutige Schwert lĂ€sst er im Tempel zurĂŒck. Doch ehe Ansgar und Gil gemeinsam kĂ€mpfen können, mĂŒssen sie sich erst einmal begegnen. Und diese Begegnung findet in einer fĂŒr Ansgar scheinbar aussichtslosen Situation statt. Dabei begegnen wir zunĂ€chst gar nicht Ansgar, sondern Egil: „Eine der beliebtesten Höhlen, die gleichwohl keiner ohne heimliches Grausen aufsuchte, in der man nur zu flĂŒstern wagte, hatte die See hinter dem Riesenstein ausgewaschen. In diesem Felsblock von der GrĂ¶ĂŸe eines Bauernhauses klaffte ein fingerbreiter Riss, gezackt wie ein Blitz um Mitternacht. Man konnte, wenn die Augen den gĂŒnstigsten Abstand fanden, durch den Stein weit hinaus auf die See schauen. Und in den WinternĂ€chten, bei Frostklirren und Mondschein, sah man die blakenden KienspĂ€ne, die den an Walhalls Göttertafel prassenden Helden leuchteten. Wehe aber, man trat zu nahe an den Spalt oder steckte gar den Finger hinein! Mit Donnergetöse wĂŒrde sich der Riss auftun, zuschnappen und den Finger, den Arm, den ganzen Leib des Verwegenen schlucken. Einst hatte der ungeschlachte Riese Hymi den jungen Gott Thor aufgefordert, seine StĂ€rke zu beweisen, indem er mit bloßen HĂ€nden des Riesen Goldbecher zerbrĂ€che. So sehr sich Thor auch anstrengte, alle Muskeln spannte, dass die Stirnadern platzen wollten, er drĂŒckte nicht einmal eine Delle in das GefĂ€ĂŸ. In aufloderndem Zorn schleuderte er den Becher gegen den Fels. Der Stein barst, das glĂ€nzende Metall aber zeigte nicht den geringsten Kratzer. Hohnlachend sprang der Riese mitsamt seinem Gold in den Spalt, bevor Thor ihm mit seinem Hammer den SchĂ€del zerschmettern konnte. Hymi saß noch heute in diesem Stein, und wenn ihm einer auf ArmeslĂ€nge nahe kam, packte er mit seiner BĂ€rentatze zu. So warnten die GroßmĂŒtter die Enkel. Die aber ... nun ja, sie bewiesen sich ihre Unerschrockenheit, wussten sich in dieser Grotte ungestört und konnten tun und treiben, was woanders Anstoß erregt hĂ€tte. Ein unerklĂ€rliches, aber sicheres GefĂŒhl zog Egil gerade dorthin, obwohl er sich sagte, dass ein Fremder nichts von diesem Versteck wissen konnte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er die zerschrammten FĂŒĂŸe im Geröll sah. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Zu spĂ€t. Der da lag, auf dem Bauch, die Arme unter dem Leib, als hĂ€tte er versucht, sich abzustĂŒtzen und wĂ€re dabei eingeknickt, die Beine leicht angezogen, das Gesicht zur Seite gedreht, der war ein junger Bursche, nicht Ă€lter als Egil, der Ă€rmlichen Kleidung nach ein Bauer oder Fischer, und der Schwertknauf, der unter der HĂŒfte hervorlugte, sagte ihm: ein Jungkrieger. Nur zögernd nĂ€herten sich die andern, MĂ€dchen, Burschen, Frauen, Kinder, mutiger die MĂ€nner, aber auch sie gespannt, bereit davonzulaufen, wenn die haarige Tatze sich aus dem Fels schöbe. Erst als Egil sah, wie sich der alte Lobdrok bĂŒckte, um mit seinen zitternden HĂ€nden den VerunglĂŒckten umzudrehen, regte er sich wieder, schob den Greis beiseite, setzte dem Toten den Fuß in den Nacken, ließ sein Schwert wirbeln und krĂ€hte: „Mir gehört er, mir!“ Unter den nackten Sohlen spĂŒrte er, da war noch Leben.“ Und nun vorwĂ€rts in die Zukunft und damit zugleich zurĂŒck in die Vergangenheit: Um eine geheimnisvolle Botschaft geht es auch in dem zweiten und fĂŒr die Neuauflage stark ĂŒberarbeiteten Teil der Science-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey. Die Buchreihe erzĂ€hlt von den atemberaubenden Abenteuern einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in MĂŒnchen erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stĂŒrzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse im ersten Teil der Reihe „Vom 22. Jahrhundert zurĂŒck in das antike Karthago“ und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden mĂŒssen. Maria Lindström ĂŒberlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde - allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos ĂŒberleben wird. Doch genau dieses Wissen ĂŒber die Zukunft der Stadt setzt sie fĂŒr ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu ĂŒbermitteln? Der zweite Teil der Reihe trĂ€gt den Titel „Von der Hure Roms zur mĂ€chtigen Priesterin“. Er fĂŒhrt die schöne blonde Aphrodite noch rechtzeitig vor dem 3. Punischen Krieg mit ihrem Herrn Eklasteos aus Karthago auf ein Schiff nach Sizilien. Viele Qualen und Erniedrigungen hat sie zu erdulden, obwohl sie zur Hure Roms aufsteigt und schließlich eine angesehene und reiche, aber rechtlose Ehefrau wird. Von ihrem Ziel, eine Botschaft in das 22. Jahrhundert zu senden, ist sie weit entfernt. Riskieren wir einen kurzen Blick in die Handlung dieser spannend miteinander verwobenen Vergangenheits-Zukunfts-Geschichte oder Zukunfts-Vergangenheits-Geschichte: „Sie steht auf und blickt ĂŒber das Meer. Es ist wunderschön und am Horizont glaubt sie, Land zu erkennen. TatsĂ€chlich, zur gleichen Zeit ruft einer der Matrosen, dass Inseln in Sicht seien. Nun werden wieder die RuderplĂ€tze besetzt. Es sind alles sehr krĂ€ftig gebaute MĂ€nner. Die MĂ€nner sind aber keine Sklaven, wie sie aus den Aufzeichnungen des Professors und dem Geschichtsunterricht von frĂŒher oder besser von ĂŒbermorgen erfahren hat. Die muskulösen Ruderer sind stolz auf ihre Leistung. Es ist schon beeindruckend, wie sie die großen Ruder bewegen. Sie legen sich im Angesicht des Landes mit Begeisterung in die Riemen, rudern aber nur so lange, bis die gefĂ€hrlichen Klippen umschifft sind. Ob sie die Freude mit den MĂ€nnern teilen kann, wenn sie in Syrakus angekommen sind? Was werden ihr Syrakus und Sizilien bringen? Ist sie weit genug entfernt vom Kriegsschauplatz Karthago? Sie will es hoffen und glauben. Aphrodite entspannt sich noch etwas und döst vor sich hin. Die Sonne steht schon hoch, es geht an der KĂŒste der kleinen Inseln vorbei in Richtung Osten. Bis ans Ufer reicht an manchen Stellen der Wald. Nur um kleine Siedlungen herum ist jeglicher Wald verschwunden. Ebenso karg, wie es ihr rund um das Mittelmeer aus der Erinnerung bekannt ist. Die mediterrane Landschaft spĂ€terer Jahrhunderte muss also erst noch durch Menschenhand entstehen. Das Wetter ist ruhig. Der Wind aus dem SĂŒden reicht soweit aus, dass keiner mehr rudern muss. Alles ist so schön, dass Aphrodite geneigt ist, das Leid um sie herum fĂŒr einen Moment zu vergessen. Das leise Jammern von Alana holt sie wieder in die so grausame RealitĂ€t zurĂŒck. Eigentlich mehr zufĂ€llig blickt Aphrodite nach hinten und sieht weit weg am Horizont ein Schiff mit vollen Segeln und mit langen Rudern kommen. Sie kann bald genau sehen, wie die Ruder das Wasser aufpeitschen. Das Schiff scheint sehr schnell, vor allem viel schneller als ihr Schiff zu sein. Aufgeregt ruft deshalb Aphrodite: „Ein Schiff kommt auf uns zu!“ Ihr Ruf löst unerwartet Panik aus. „Das sind SeerĂ€uber!“, ruft jemand von der Schiffsbesatzung. Sofort greifen die MĂ€nner in die Riemen und der Trommler schlĂ€gt immer schneller den Takt fĂŒr die Ruderer, aber das Schiff nĂ€hert sich immer mehr. Angst macht sich breit. Aphrodite hat von grausamen ÜberfĂ€llen gehört. Piraten töten die Besiegten eigentlich immer. Ein GlĂŒcksfall ist es, als Sklave verkauft zu werden. „FĂŒr mich kann es nicht schlimmer kommen“, denkt Aphrodite und beobachtet doch nervös, was nun passieren wird. An Zeichen und kurzen Kommandos des KapitĂ€ns, die sie nicht versteht, erkennt sie, dass ihr Schiff einen neuen Kurs nehmen soll. TatsĂ€chlich steuert es mehr auf die KĂŒste zu und die gefĂ€hrlichen Klippen kommen immer nĂ€her. Nun begreift auch Aphrodite, dass sie durch die Klippen dem grĂ¶ĂŸeren Piratenschiff entkommen wollen. Mit den gewagten Manövern gelingt es tatsĂ€chlich, den bedrohlich nahe kommenden Felsen und Untiefen auszuweichen. Nun steht die Frage auf allen Gesichtern: „Folgen ihnen die SeerĂ€uber weiter?“ Mit schnellem Takt treibt der Trommler alle zu Höchstleistungen an. Alle, die nicht helfen können, beobachten das Piratenschiff. Zuerst kommt es immer nĂ€her, doch plötzlich fĂ€llt es mehr und mehr zurĂŒck. Ein lautes Bersten von Holz, das vom Piratenschiff kommt, löst allgemeinen Jubel aus. Es hatte tatsĂ€chlich zu viel Tiefgang und ist bei der Verfolgung auf die Unterwasserfelsen geraten. Das Piratenschiff sinkt ĂŒberraschend schnell.“ Im Übrigen ist es natĂŒrlich besser, auch schon den ersten Teil der „Zeitreisenden“ gelesen zu haben, aber fĂŒr alle diejenigen, die gleich mit dem zweiten Teil beginnen, liefert der Autor zu Anfang eine geraffte Zusammenfassung der Ereignisse davor. Ebenfalls dem Genre Science Fiction ist auch das dritte und letzte Angebot dieses zweiten Newsletters des neuen Jahres zuzurechnen. Der utopische Roman „Die Ohnmacht der AllmĂ€chtigen“ von Heiner Rank war erstmals 1973 im Verlag Das Neue Berlin erschienen: Auf den ersten Blick scheint es ein Paradies zu sein, in das Asmo, der Mann ohne Erinnerung, verschlagen worden ist, ein Land des ungetrĂŒbten Genusses, des pausenlos anhaltenden GlĂŒcks. Die Dafotil, Bewohner des Planeten Astilot, kennen weder Mangel noch Sorge noch Krankheit, Alter, Unrecht, Strafe, Zwang, Gewalt. Was sie wĂŒnschen, geht in ErfĂŒllung, ihr Gruß lautet: „Viel Liebe!“ Und dennoch fĂ€llt es Asmo schwer, sich einzuleben. Das Aromakonzert auf der Duftorgel lĂ€sst ihn kalt, Jonas hemmungslose Hingabe befremdet ihn, die UnterwĂŒrfigkeit der Dienstautomaten macht ihn traurig, das zĂŒgellose Gebaren auf dem Tanzessen widert ihn an. Was soll er hier, wo er ein Fremdkörper ist und allein durch seine Existenz die ausgeklĂŒgelte Harmonie gefĂ€hrdet? Wem dient es, welche Absicht verbirgt sich dahinter? Heiner Rank begnĂŒgt sich nicht mit Andeutungen, wie es auf dem Planeten Astilot aussehen könnte, er geht ins Detail, und seine Fantasie ist bis zum letzten Kapitel frisch und unverbraucht. In Landschaften und Bauten, in technischen und sozialen Einrichtungen, in MachtverhĂ€ltnissen, menschlichen Beziehungen, Gewohnheiten und Anschauungen offenbart sich eine fremdartige Welt, farbig und vielgestaltig, immer wieder neu, ĂŒberraschend anders, fordert heraus zum Vergleich und zur Wertung. Die symbolhafte Fabel, eingebettet in eine von starken Spannungshöhepunkten getragene Handlung, stellt Fragen, die in der Utopie traditionell sind: Was ist GlĂŒck, worin liegt der Sinn des Lebens? Die Antwort ist nicht endgĂŒltig, kann es nicht sein, weil jede Zeit auf eigene Weise zu antworten weiß, doch sie fĂŒhrt dahin, dass wir Probleme wiedererkennen, dass wir BefĂŒrchtungen und Hoffnungen entdecken, die auch uns bewegen. Der Roman beginnt mit einer Woge – mit einer Woge Ozon: „Eine Woge Ozon wehte durch den Raum, kaum spĂŒrbar, sanft wie ein Hauch. Der Mann auf dem Bett begann sich zu bewegen. Er öffnete die Augen noch nicht, ganz gegen seine Gewohnheit; er zögerte, als wĂŒrde er ahnen, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor ihm etwas Neues, etwas Unbekanntes entgegentrat. Er lag reglos, atmete in tiefen ZĂŒgen einen fremden, belebenden Duft und ĂŒberließ sich den Bildern, die in ihm aufstiegen. Schaumkronen auf glasgrĂŒnem Wasser, das Rauschen der Brandung. Sein Pferd geht in spielerischem Trab ĂŒber den feuchten Sandstreifen des Ufers, mit beiden HĂ€nden hĂ€lt er sich an der wehenden MĂ€hne. Dicht neben ihm ein MĂ€dchen, braun gebrannt, in abgewetzten Hosen, ein rotes Band in dem vom Wind zerwĂŒhlten Haar. Weit vor ihnen die anderen Reiter, Schemen, verwischte Konturen, die rhythmisch auf und ab schwingen. Das MĂ€dchen singt. Ein wildes Lied, eine heisere Stimme. Ist es der Schmerz, sich fĂŒr lange Zeit von der vertrauten Welt zu trennen, Abschied zu nehmen von den Menschen, die sie liebt? Oder nur Ungeduld, freudige Erwartung, Sehnsucht nach der einmaligen, unwiderruflichen Tat, nach den Abenteuern der Erkenntnis? Der Mann lauschte. Fremde KlĂ€nge drangen in sein Ohr. SĂ€uselnde Geigen, darĂŒber die Tonperlen eines Cembalos. Die Musik störte. Sie gehörte nicht dazu, begann die Bilder zu verdrĂ€ngen. Er wollte sie festhalten, suchte nach den Namen fĂŒr das MĂ€dchen, die Freunde, das Meer. Vergeblich. Er fand die Namen nicht, und ohne Namen ließ sich nichts beschwören. Das MĂ€dchen, die Freunde, das Meer, sie versanken in Nebelschleiern. Der Mann schĂŒttelte Ă€rgerlich den Kopf und öffnete die Lider. Was er sah, war ihm unbekannt. Ein mittelgroßer, rechteckiger Raum. Die Zimmerdecke gab gelbes Licht, das keine Schatten warf. WĂ€nde und Fußboden waren grau, aus einem glĂ€nzenden pelzartigen Material, ebenso die wenigen apfelsinenfarbenen Möbel. Die Musik war noch da. Sie schien aus den WĂ€nden zu dringen. Der Mann richtete sich auf, hellwach. Er schwang sich aus dem Bett und streifte die Decke ab, die leicht an seiner Haut haftete. Sein Körper war muskulös, ohne Anzeichen von Fett, die Haut von gesundem Braun. Dreißig Jahre hĂ€tte man ihm gegeben auf den ersten Blick, doch der Ausdruck seiner Augen, die Linien um Kinn und Mund verrieten zwanzig Jahre mehr an Arbeit und Erfahrung.“ Und was das PhĂ€nomen der Zeitreisen angeht, da sollten wir vielleicht noch wissen, dass sich die Physiker vor Zeitreisen in die Vergangenheit fĂŒrchten. Denn bei dem PhĂ€nomen der „geschlossenen zeitartigen Kurven“ könnte es durchaus sein, dass man gewissermaßen durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reist und dort womöglich die eigene Vergangenheit durcheinander bringt. Und es soll sogar möglich sein, dass eine Gegenwart gleich mehrere Vergangenheiten hat – sagt die Physik. Was fĂŒr ein literarisches Thema 
 Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3730 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books BĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Zwischen Wikingern und Weltall oder die Überlegenheit der Literatur gegenĂŒber der Physik - Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 13.01. 2017) Sind eigentlich Zeitreisen möglich? Mit Einstein sagt die Physik ja – zumindest was Zeitreisen in die Zukunft angeht. Schlechter sieht es dagegen fĂŒr Zeitreisen in die Vergangenheit aus. Sagt die Physik. In der Literatur dagegen ist beides möglich, wie die drei aktuellen Deals der Woche der EDITION digital beweisen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 13.01. 17 - Freitag, 20.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Rede ist von literarischen Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit. Und da geht es diesmal einmal zurĂŒck in die Vergangenheit, zu den Wikingern, einmal vorwĂ€rts in die Zukunft und einmal in – beide Richtungen. Das gilt zumindest fĂŒr die Science-Fiction-Reihe von Hardy Manthey, der ausdrĂŒcklich eine Zeitreisende durch Raum und Zeit schickt. Mehr dazu weiter unten. Begeben wir uns zunĂ€chst in den frĂŒhmittelalterlichen Nord- und Ostseeraum, zu den Wikingern. Erstes Angebot des zweiten Newsletters des neuen Jahres ist der erstmals 1990 als Druckausgabe im Rostocker Hinstorff Verlag erschiene historische Roman „Odins Schwert“ von Heinz-JĂŒrgen Zierke: Der junge Wikinger Ansgar muss die Ermordung seiner Eltern und den Raub seiner Schwester miterleben. Als er den Göttern geopfert werden soll, zerstört er im Tempel die Nachbildungen der Götter und flieht mit Odins Schwert. Er findet in Egil einen Blutsbruder und beide werden tollkĂŒhne Krieger, die von der Burg Vinborg aus zu Seeschlachten und RaubzĂŒgen aufbrechen. Odins Schwert scheint Asgar zu schĂŒtzen, der es nicht durch Blut entweiht. Doch als er die Mörder seiner Eltern kennt, schwört er nur noch Rache und richtet in seinem Heimatort ein Blutbad an. Das blutige Schwert lĂ€sst er im Tempel zurĂŒck. Doch ehe Ansgar und Gil gemeinsam kĂ€mpfen können, mĂŒssen sie sich erst einmal begegnen. Und diese Begegnung findet in einer fĂŒr Ansgar scheinbar aussichtslosen Situation statt. Dabei begegnen wir zunĂ€chst gar nicht Ansgar, sondern Egil: „Eine der beliebtesten Höhlen, die gleichwohl keiner ohne heimliches Grausen aufsuchte, in der man nur zu flĂŒstern wagte, hatte die See hinter dem Riesenstein ausgewaschen. In diesem Felsblock von der GrĂ¶ĂŸe eines Bauernhauses klaffte ein fingerbreiter Riss, gezackt wie ein Blitz um Mitternacht. Man konnte, wenn die Augen den gĂŒnstigsten Abstand fanden, durch den Stein weit hinaus auf die See schauen. Und in den WinternĂ€chten, bei Frostklirren und Mondschein, sah man die blakenden KienspĂ€ne, die den an Walhalls Göttertafel prassenden Helden leuchteten. Wehe aber, man trat zu nahe an den Spalt oder steckte gar den Finger hinein! Mit Donnergetöse wĂŒrde sich der Riss auftun, zuschnappen und den Finger, den Arm, den ganzen Leib des Verwegenen schlucken. Einst hatte der ungeschlachte Riese Hymi den jungen Gott Thor aufgefordert, seine StĂ€rke zu beweisen, indem er mit bloßen HĂ€nden des Riesen Goldbecher zerbrĂ€che. So sehr sich Thor auch anstrengte, alle Muskeln spannte, dass die Stirnadern platzen wollten, er drĂŒckte nicht einmal eine Delle in das GefĂ€ĂŸ. In aufloderndem Zorn schleuderte er den Becher gegen den Fels. Der Stein barst, das glĂ€nzende Metall aber zeigte nicht den geringsten Kratzer. Hohnlachend sprang der Riese mitsamt seinem Gold in den Spalt, bevor Thor ihm mit seinem Hammer den SchĂ€del zerschmettern konnte. Hymi saß noch heute in diesem Stein, und wenn ihm einer auf ArmeslĂ€nge nahe kam, packte er mit seiner BĂ€rentatze zu. So warnten die GroßmĂŒtter die Enkel. Die aber ... nun ja, sie bewiesen sich ihre Unerschrockenheit, wussten sich in dieser Grotte ungestört und konnten tun und treiben, was woanders Anstoß erregt hĂ€tte. Ein unerklĂ€rliches, aber sicheres GefĂŒhl zog Egil gerade dorthin, obwohl er sich sagte, dass ein Fremder nichts von diesem Versteck wissen konnte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er die zerschrammten FĂŒĂŸe im Geröll sah. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Zu spĂ€t. Der da lag, auf dem Bauch, die Arme unter dem Leib, als hĂ€tte er versucht, sich abzustĂŒtzen und wĂ€re dabei eingeknickt, die Beine leicht angezogen, das Gesicht zur Seite gedreht, der war ein junger Bursche, nicht Ă€lter als Egil, der Ă€rmlichen Kleidung nach ein Bauer oder Fischer, und der Schwertknauf, der unter der HĂŒfte hervorlugte, sagte ihm: ein Jungkrieger. Nur zögernd nĂ€herten sich die andern, MĂ€dchen, Burschen, Frauen, Kinder, mutiger die MĂ€nner, aber auch sie gespannt, bereit davonzulaufen, wenn die haarige Tatze sich aus dem Fels schöbe. Erst als Egil sah, wie sich der alte Lobdrok bĂŒckte, um mit seinen zitternden HĂ€nden den VerunglĂŒckten umzudrehen, regte er sich wieder, schob den Greis beiseite, setzte dem Toten den Fuß in den Nacken, ließ sein Schwert wirbeln und krĂ€hte: „Mir gehört er, mir!“ Unter den nackten Sohlen spĂŒrte er, da war noch Leben.“ Und nun vorwĂ€rts in die Zukunft und damit zugleich zurĂŒck in die Vergangenheit: Um eine geheimnisvolle Botschaft geht es auch in dem zweiten und fĂŒr die Neuauflage stark ĂŒberarbeiteten Teil der Science-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey. Die Buchreihe erzĂ€hlt von den atemberaubenden Abenteuern einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in MĂŒnchen erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stĂŒrzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse im ersten Teil der Reihe „Vom 22. Jahrhundert zurĂŒck in das antike Karthago“ und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden mĂŒssen. Maria Lindström ĂŒberlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde - allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos ĂŒberleben wird. Doch genau dieses Wissen ĂŒber die Zukunft der Stadt setzt sie fĂŒr ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu ĂŒbermitteln? Der zweite Teil der Reihe trĂ€gt den Titel „Von der Hure Roms zur mĂ€chtigen Priesterin“. Er fĂŒhrt die schöne blonde Aphrodite noch rechtzeitig vor dem 3. Punischen Krieg mit ihrem Herrn Eklasteos aus Karthago auf ein Schiff nach Sizilien. Viele Qualen und Erniedrigungen hat sie zu erdulden, obwohl sie zur Hure Roms aufsteigt und schließlich eine angesehene und reiche, aber rechtlose Ehefrau wird. Von ihrem Ziel, eine Botschaft in das 22. Jahrhundert zu senden, ist sie weit entfernt. Riskieren wir einen kurzen Blick in die Handlung dieser spannend miteinander verwobenen Vergangenheits-Zukunfts-Geschichte oder Zukunfts-Vergangenheits-Geschichte: „Sie steht auf und blickt ĂŒber das Meer. Es ist wunderschön und am Horizont glaubt sie, Land zu erkennen. TatsĂ€chlich, zur gleichen Zeit ruft einer der Matrosen, dass Inseln in Sicht seien. Nun werden wieder die RuderplĂ€tze besetzt. Es sind alles sehr krĂ€ftig gebaute MĂ€nner. Die MĂ€nner sind aber keine Sklaven, wie sie aus den Aufzeichnungen des Professors und dem Geschichtsunterricht von frĂŒher oder besser von ĂŒbermorgen erfahren hat. Die muskulösen Ruderer sind stolz auf ihre Leistung. Es ist schon beeindruckend, wie sie die großen Ruder bewegen. Sie legen sich im Angesicht des Landes mit Begeisterung in die Riemen, rudern aber nur so lange, bis die gefĂ€hrlichen Klippen umschifft sind. Ob sie die Freude mit den MĂ€nnern teilen kann, wenn sie in Syrakus angekommen sind? Was werden ihr Syrakus und Sizilien bringen? Ist sie weit genug entfernt vom Kriegsschauplatz Karthago? Sie will es hoffen und glauben. Aphrodite entspannt sich noch etwas und döst vor sich hin. Die Sonne steht schon hoch, es geht an der KĂŒste der kleinen Inseln vorbei in Richtung Osten. Bis ans Ufer reicht an manchen Stellen der Wald. Nur um kleine Siedlungen herum ist jeglicher Wald verschwunden. Ebenso karg, wie es ihr rund um das Mittelmeer aus der Erinnerung bekannt ist. Die mediterrane Landschaft spĂ€terer Jahrhunderte muss also erst noch durch Menschenhand entstehen. Das Wetter ist ruhig. Der Wind aus dem SĂŒden reicht soweit aus, dass keiner mehr rudern muss. Alles ist so schön, dass Aphrodite geneigt ist, das Leid um sie herum fĂŒr einen Moment zu vergessen. Das leise Jammern von Alana holt sie wieder in die so grausame RealitĂ€t zurĂŒck. Eigentlich mehr zufĂ€llig blickt Aphrodite nach hinten und sieht weit weg am Horizont ein Schiff mit vollen Segeln und mit langen Rudern kommen. Sie kann bald genau sehen, wie die Ruder das Wasser aufpeitschen. Das Schiff scheint sehr schnell, vor allem viel schneller als ihr Schiff zu sein. Aufgeregt ruft deshalb Aphrodite: „Ein Schiff kommt auf uns zu!“ Ihr Ruf löst unerwartet Panik aus. „Das sind SeerĂ€uber!“, ruft jemand von der Schiffsbesatzung. Sofort greifen die MĂ€nner in die Riemen und der Trommler schlĂ€gt immer schneller den Takt fĂŒr die Ruderer, aber das Schiff nĂ€hert sich immer mehr. Angst macht sich breit. Aphrodite hat von grausamen ÜberfĂ€llen gehört. Piraten töten die Besiegten eigentlich immer. Ein GlĂŒcksfall ist es, als Sklave verkauft zu werden. „FĂŒr mich kann es nicht schlimmer kommen“, denkt Aphrodite und beobachtet doch nervös, was nun passieren wird. An Zeichen und kurzen Kommandos des KapitĂ€ns, die sie nicht versteht, erkennt sie, dass ihr Schiff einen neuen Kurs nehmen soll. TatsĂ€chlich steuert es mehr auf die KĂŒste zu und die gefĂ€hrlichen Klippen kommen immer nĂ€her. Nun begreift auch Aphrodite, dass sie durch die Klippen dem grĂ¶ĂŸeren Piratenschiff entkommen wollen. Mit den gewagten Manövern gelingt es tatsĂ€chlich, den bedrohlich nahe kommenden Felsen und Untiefen auszuweichen. Nun steht die Frage auf allen Gesichtern: „Folgen ihnen die SeerĂ€uber weiter?“ Mit schnellem Takt treibt der Trommler alle zu Höchstleistungen an. Alle, die nicht helfen können, beobachten das Piratenschiff. Zuerst kommt es immer nĂ€her, doch plötzlich fĂ€llt es mehr und mehr zurĂŒck. Ein lautes Bersten von Holz, das vom Piratenschiff kommt, löst allgemeinen Jubel aus. Es hatte tatsĂ€chlich zu viel Tiefgang und ist bei der Verfolgung auf die Unterwasserfelsen geraten. Das Piratenschiff sinkt ĂŒberraschend schnell.“ Im Übrigen ist es natĂŒrlich besser, auch schon den ersten Teil der „Zeitreisenden“ gelesen zu haben, aber fĂŒr alle diejenigen, die gleich mit dem zweiten Teil beginnen, liefert der Autor zu Anfang eine geraffte Zusammenfassung der Ereignisse davor. Ebenfalls dem Genre Science Fiction ist auch das dritte und letzte Angebot dieses zweiten Newsletters des neuen Jahres zuzurechnen. Der utopische Roman „Die Ohnmacht der AllmĂ€chtigen“ von Heiner Rank war erstmals 1973 im Verlag Das Neue Berlin erschienen: Auf den ersten Blick scheint es ein Paradies zu sein, in das Asmo, der Mann ohne Erinnerung, verschlagen worden ist, ein Land des ungetrĂŒbten Genusses, des pausenlos anhaltenden GlĂŒcks. Die Dafotil, Bewohner des Planeten Astilot, kennen weder Mangel noch Sorge noch Krankheit, Alter, Unrecht, Strafe, Zwang, Gewalt. Was sie wĂŒnschen, geht in ErfĂŒllung, ihr Gruß lautet: „Viel Liebe!“ Und dennoch fĂ€llt es Asmo schwer, sich einzuleben. Das Aromakonzert auf der Duftorgel lĂ€sst ihn kalt, Jonas hemmungslose Hingabe befremdet ihn, die UnterwĂŒrfigkeit der Dienstautomaten macht ihn traurig, das zĂŒgellose Gebaren auf dem Tanzessen widert ihn an. Was soll er hier, wo er ein Fremdkörper ist und allein durch seine Existenz die ausgeklĂŒgelte Harmonie gefĂ€hrdet? Wem dient es, welche Absicht verbirgt sich dahinter? Heiner Rank begnĂŒgt sich nicht mit Andeutungen, wie es auf dem Planeten Astilot aussehen könnte, er geht ins Detail, und seine Fantasie ist bis zum letzten Kapitel frisch und unverbraucht. In Landschaften und Bauten, in technischen und sozialen Einrichtungen, in MachtverhĂ€ltnissen, menschlichen Beziehungen, Gewohnheiten und Anschauungen offenbart sich eine fremdartige Welt, farbig und vielgestaltig, immer wieder neu, ĂŒberraschend anders, fordert heraus zum Vergleich und zur Wertung. Die symbolhafte Fabel, eingebettet in eine von starken Spannungshöhepunkten getragene Handlung, stellt Fragen, die in der Utopie traditionell sind: Was ist GlĂŒck, worin liegt der Sinn des Lebens? Die Antwort ist nicht endgĂŒltig, kann es nicht sein, weil jede Zeit auf eigene Weise zu antworten weiß, doch sie fĂŒhrt dahin, dass wir Probleme wiedererkennen, dass wir BefĂŒrchtungen und Hoffnungen entdecken, die auch uns bewegen. Der Roman beginnt mit einer Woge – mit einer Woge Ozon: „Eine Woge Ozon wehte durch den Raum, kaum spĂŒrbar, sanft wie ein Hauch. Der Mann auf dem Bett begann sich zu bewegen. Er öffnete die Augen noch nicht, ganz gegen seine Gewohnheit; er zögerte, als wĂŒrde er ahnen, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor ihm etwas Neues, etwas Unbekanntes entgegentrat. Er lag reglos, atmete in tiefen ZĂŒgen einen fremden, belebenden Duft und ĂŒberließ sich den Bildern, die in ihm aufstiegen. Schaumkronen auf glasgrĂŒnem Wasser, das Rauschen der Brandung. Sein Pferd geht in spielerischem Trab ĂŒber den feuchten Sandstreifen des Ufers, mit beiden HĂ€nden hĂ€lt er sich an der wehenden MĂ€hne. Dicht neben ihm ein MĂ€dchen, braun gebrannt, in abgewetzten Hosen, ein rotes Band in dem vom Wind zerwĂŒhlten Haar. Weit vor ihnen die anderen Reiter, Schemen, verwischte Konturen, die rhythmisch auf und ab schwingen. Das MĂ€dchen singt. Ein wildes Lied, eine heisere Stimme. Ist es der Schmerz, sich fĂŒr lange Zeit von der vertrauten Welt zu trennen, Abschied zu nehmen von den Menschen, die sie liebt? Oder nur Ungeduld, freudige Erwartung, Sehnsucht nach der einmaligen, unwiderruflichen Tat, nach den Abenteuern der Erkenntnis? Der Mann lauschte. Fremde KlĂ€nge drangen in sein Ohr. SĂ€uselnde Geigen, darĂŒber die Tonperlen eines Cembalos. Die Musik störte. Sie gehörte nicht dazu, begann die Bilder zu verdrĂ€ngen. Er wollte sie festhalten, suchte nach den Namen fĂŒr das MĂ€dchen, die Freunde, das Meer. Vergeblich. Er fand die Namen nicht, und ohne Namen ließ sich nichts beschwören. Das MĂ€dchen, die Freunde, das Meer, sie versanken in Nebelschleiern. Der Mann schĂŒttelte Ă€rgerlich den Kopf und öffnete die Lider. Was er sah, war ihm unbekannt. Ein mittelgroßer, rechteckiger Raum. Die Zimmerdecke gab gelbes Licht, das keine Schatten warf. WĂ€nde und Fußboden waren grau, aus einem glĂ€nzenden pelzartigen Material, ebenso die wenigen apfelsinenfarbenen Möbel. Die Musik war noch da. Sie schien aus den WĂ€nden zu dringen. Der Mann richtete sich auf, hellwach. Er schwang sich aus dem Bett und streifte die Decke ab, die leicht an seiner Haut haftete. Sein Körper war muskulös, ohne Anzeichen von Fett, die Haut von gesundem Braun. Dreißig Jahre hĂ€tte man ihm gegeben auf den ersten Blick, doch der Ausdruck seiner Augen, die Linien um Kinn und Mund verrieten zwanzig Jahre mehr an Arbeit und Erfahrung.“ Und was das PhĂ€nomen der Zeitreisen angeht, da sollten wir vielleicht noch wissen, dass sich die Physiker vor Zeitreisen in die Vergangenheit fĂŒrchten. Denn bei dem PhĂ€nomen der „geschlossenen zeitartigen Kurven“ könnte es durchaus sein, dass man gewissermaßen durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reist und dort womöglich die eigene Vergangenheit durcheinander bringt. Und es soll sogar möglich sein, dass eine Gegenwart gleich mehrere Vergangenheiten hat – sagt die Physik. Was fĂŒr ein literarisches Thema 
 Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3730 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books BĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Zwischen Wikingern und Weltall oder die Überlegenheit der Literatur gegenĂŒber der Physik - Drei E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 13.01. 2017) Sind eigentlich Zeitreisen möglich? Mit Einstein sagt die Physik ja – zumindest was Zeitreisen in die Zukunft angeht. Schlechter sieht es dagegen fĂŒr Zeitreisen in die Vergangenheit aus. Sagt die Physik. In der Literatur dagegen ist beides möglich, wie die drei aktuellen Deals der Woche der EDITION digital beweisen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 13.01. 17 - Freitag, 20.01. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Rede ist von literarischen Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit. Und da geht es diesmal einmal zurĂŒck in die Vergangenheit, zu den Wikingern, einmal vorwĂ€rts in die Zukunft und einmal in – beide Richtungen. Das gilt zumindest fĂŒr die Science-Fiction-Reihe von Hardy Manthey, der ausdrĂŒcklich eine Zeitreisende durch Raum und Zeit schickt. Mehr dazu weiter unten. Begeben wir uns zunĂ€chst in den frĂŒhmittelalterlichen Nord- und Ostseeraum, zu den Wikingern. Erstes Angebot des zweiten Newsletters des neuen Jahres ist der erstmals 1990 als Druckausgabe im Rostocker Hinstorff Verlag erschiene historische Roman „Odins Schwert“ von Heinz-JĂŒrgen Zierke: Der junge Wikinger Ansgar muss die Ermordung seiner Eltern und den Raub seiner Schwester miterleben. Als er den Göttern geopfert werden soll, zerstört er im Tempel die Nachbildungen der Götter und flieht mit Odins Schwert. Er findet in Egil einen Blutsbruder und beide werden tollkĂŒhne Krieger, die von der Burg Vinborg aus zu Seeschlachten und RaubzĂŒgen aufbrechen. Odins Schwert scheint Asgar zu schĂŒtzen, der es nicht durch Blut entweiht. Doch als er die Mörder seiner Eltern kennt, schwört er nur noch Rache und richtet in seinem Heimatort ein Blutbad an. Das blutige Schwert lĂ€sst er im Tempel zurĂŒck. Doch ehe Ansgar und Gil gemeinsam kĂ€mpfen können, mĂŒssen sie sich erst einmal begegnen. Und diese Begegnung findet in einer fĂŒr Ansgar scheinbar aussichtslosen Situation statt. Dabei begegnen wir zunĂ€chst gar nicht Ansgar, sondern Egil: „Eine der beliebtesten Höhlen, die gleichwohl keiner ohne heimliches Grausen aufsuchte, in der man nur zu flĂŒstern wagte, hatte die See hinter dem Riesenstein ausgewaschen. In diesem Felsblock von der GrĂ¶ĂŸe eines Bauernhauses klaffte ein fingerbreiter Riss, gezackt wie ein Blitz um Mitternacht. Man konnte, wenn die Augen den gĂŒnstigsten Abstand fanden, durch den Stein weit hinaus auf die See schauen. Und in den WinternĂ€chten, bei Frostklirren und Mondschein, sah man die blakenden KienspĂ€ne, die den an Walhalls Göttertafel prassenden Helden leuchteten. Wehe aber, man trat zu nahe an den Spalt oder steckte gar den Finger hinein! Mit Donnergetöse wĂŒrde sich der Riss auftun, zuschnappen und den Finger, den Arm, den ganzen Leib des Verwegenen schlucken. Einst hatte der ungeschlachte Riese Hymi den jungen Gott Thor aufgefordert, seine StĂ€rke zu beweisen, indem er mit bloßen HĂ€nden des Riesen Goldbecher zerbrĂ€che. So sehr sich Thor auch anstrengte, alle Muskeln spannte, dass die Stirnadern platzen wollten, er drĂŒckte nicht einmal eine Delle in das GefĂ€ĂŸ. In aufloderndem Zorn schleuderte er den Becher gegen den Fels. Der Stein barst, das glĂ€nzende Metall aber zeigte nicht den geringsten Kratzer. Hohnlachend sprang der Riese mitsamt seinem Gold in den Spalt, bevor Thor ihm mit seinem Hammer den SchĂ€del zerschmettern konnte. Hymi saß noch heute in diesem Stein, und wenn ihm einer auf ArmeslĂ€nge nahe kam, packte er mit seiner BĂ€rentatze zu. So warnten die GroßmĂŒtter die Enkel. Die aber ... nun ja, sie bewiesen sich ihre Unerschrockenheit, wussten sich in dieser Grotte ungestört und konnten tun und treiben, was woanders Anstoß erregt hĂ€tte. Ein unerklĂ€rliches, aber sicheres GefĂŒhl zog Egil gerade dorthin, obwohl er sich sagte, dass ein Fremder nichts von diesem Versteck wissen konnte. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er die zerschrammten FĂŒĂŸe im Geröll sah. Erschrocken schlug er sich auf den Mund. Zu spĂ€t. Der da lag, auf dem Bauch, die Arme unter dem Leib, als hĂ€tte er versucht, sich abzustĂŒtzen und wĂ€re dabei eingeknickt, die Beine leicht angezogen, das Gesicht zur Seite gedreht, der war ein junger Bursche, nicht Ă€lter als Egil, der Ă€rmlichen Kleidung nach ein Bauer oder Fischer, und der Schwertknauf, der unter der HĂŒfte hervorlugte, sagte ihm: ein Jungkrieger. Nur zögernd nĂ€herten sich die andern, MĂ€dchen, Burschen, Frauen, Kinder, mutiger die MĂ€nner, aber auch sie gespannt, bereit davonzulaufen, wenn die haarige Tatze sich aus dem Fels schöbe. Erst als Egil sah, wie sich der alte Lobdrok bĂŒckte, um mit seinen zitternden HĂ€nden den VerunglĂŒckten umzudrehen, regte er sich wieder, schob den Greis beiseite, setzte dem Toten den Fuß in den Nacken, ließ sein Schwert wirbeln und krĂ€hte: „Mir gehört er, mir!“ Unter den nackten Sohlen spĂŒrte er, da war noch Leben.“ Und nun vorwĂ€rts in die Zukunft und damit zugleich zurĂŒck in die Vergangenheit: Um eine geheimnisvolle Botschaft geht es auch in dem zweiten und fĂŒr die Neuauflage stark ĂŒberarbeiteten Teil der Science-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“ von Hardy Manthey. Die Buchreihe erzĂ€hlt von den atemberaubenden Abenteuern einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist. Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in MĂŒnchen erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stĂŒrzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse im ersten Teil der Reihe „Vom 22. Jahrhundert zurĂŒck in das antike Karthago“ und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden mĂŒssen. Maria Lindström ĂŒberlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde - allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos ĂŒberleben wird. Doch genau dieses Wissen ĂŒber die Zukunft der Stadt setzt sie fĂŒr ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu ĂŒbermitteln? Der zweite Teil der Reihe trĂ€gt den Titel „Von der Hure Roms zur mĂ€chtigen Priesterin“. Er fĂŒhrt die schöne blonde Aphrodite noch rechtzeitig vor dem 3. Punischen Krieg mit ihrem Herrn Eklasteos aus Karthago auf ein Schiff nach Sizilien. Viele Qualen und Erniedrigungen hat sie zu erdulden, obwohl sie zur Hure Roms aufsteigt und schließlich eine angesehene und reiche, aber rechtlose Ehefrau wird. Von ihrem Ziel, eine Botschaft in das 22. Jahrhundert zu senden, ist sie weit entfernt. Riskieren wir einen kurzen Blick in die Handlung dieser spannend miteinander verwobenen Vergangenheits-Zukunfts-Geschichte oder Zukunfts-Vergangenheits-Geschichte: „Sie steht auf und blickt ĂŒber das Meer. Es ist wunderschön und am Horizont glaubt sie, Land zu erkennen. TatsĂ€chlich, zur gleichen Zeit ruft einer der Matrosen, dass Inseln in Sicht seien. Nun werden wieder die RuderplĂ€tze besetzt. Es sind alles sehr krĂ€ftig gebaute MĂ€nner. Die MĂ€nner sind aber keine Sklaven, wie sie aus den Aufzeichnungen des Professors und dem Geschichtsunterricht von frĂŒher oder besser von ĂŒbermorgen erfahren hat. Die muskulösen Ruderer sind stolz auf ihre Leistung. Es ist schon beeindruckend, wie sie die großen Ruder bewegen. Sie legen sich im Angesicht des Landes mit Begeisterung in die Riemen, rudern aber nur so lange, bis die gefĂ€hrlichen Klippen umschifft sind. Ob sie die Freude mit den MĂ€nnern teilen kann, wenn sie in Syrakus angekommen sind? Was werden ihr Syrakus und Sizilien bringen? Ist sie weit genug entfernt vom Kriegsschauplatz Karthago? Sie will es hoffen und glauben. Aphrodite entspannt sich noch etwas und döst vor sich hin. Die Sonne steht schon hoch, es geht an der KĂŒste der kleinen Inseln vorbei in Richtung Osten. Bis ans Ufer reicht an manchen Stellen der Wald. Nur um kleine Siedlungen herum ist jeglicher Wald verschwunden. Ebenso karg, wie es ihr rund um das Mittelmeer aus der Erinnerung bekannt ist. Die mediterrane Landschaft spĂ€terer Jahrhunderte muss also erst noch durch Menschenhand entstehen. Das Wetter ist ruhig. Der Wind aus dem SĂŒden reicht soweit aus, dass keiner mehr rudern muss. Alles ist so schön, dass Aphrodite geneigt ist, das Leid um sie herum fĂŒr einen Moment zu vergessen. Das leise Jammern von Alana holt sie wieder in die so grausame RealitĂ€t zurĂŒck. Eigentlich mehr zufĂ€llig blickt Aphrodite nach hinten und sieht weit weg am Horizont ein Schiff mit vollen Segeln und mit langen Rudern kommen. Sie kann bald genau sehen, wie die Ruder das Wasser aufpeitschen. Das Schiff scheint sehr schnell, vor allem viel schneller als ihr Schiff zu sein. Aufgeregt ruft deshalb Aphrodite: „Ein Schiff kommt auf uns zu!“ Ihr Ruf löst unerwartet Panik aus. „Das sind SeerĂ€uber!“, ruft jemand von der Schiffsbesatzung. Sofort greifen die MĂ€nner in die Riemen und der Trommler schlĂ€gt immer schneller den Takt fĂŒr die Ruderer, aber das Schiff nĂ€hert sich immer mehr. Angst macht sich breit. Aphrodite hat von grausamen ÜberfĂ€llen gehört. Piraten töten die Besiegten eigentlich immer. Ein GlĂŒcksfall ist es, als Sklave verkauft zu werden. „FĂŒr mich kann es nicht schlimmer kommen“, denkt Aphrodite und beobachtet doch nervös, was nun passieren wird. An Zeichen und kurzen Kommandos des KapitĂ€ns, die sie nicht versteht, erkennt sie, dass ihr Schiff einen neuen Kurs nehmen soll. TatsĂ€chlich steuert es mehr auf die KĂŒste zu und die gefĂ€hrlichen Klippen kommen immer nĂ€her. Nun begreift auch Aphrodite, dass sie durch die Klippen dem grĂ¶ĂŸeren Piratenschiff entkommen wollen. Mit den gewagten Manövern gelingt es tatsĂ€chlich, den bedrohlich nahe kommenden Felsen und Untiefen auszuweichen. Nun steht die Frage auf allen Gesichtern: „Folgen ihnen die SeerĂ€uber weiter?“ Mit schnellem Takt treibt der Trommler alle zu Höchstleistungen an. Alle, die nicht helfen können, beobachten das Piratenschiff. Zuerst kommt es immer nĂ€her, doch plötzlich fĂ€llt es mehr und mehr zurĂŒck. Ein lautes Bersten von Holz, das vom Piratenschiff kommt, löst allgemeinen Jubel aus. Es hatte tatsĂ€chlich zu viel Tiefgang und ist bei der Verfolgung auf die Unterwasserfelsen geraten. Das Piratenschiff sinkt ĂŒberraschend schnell.“ Im Übrigen ist es natĂŒrlich besser, auch schon den ersten Teil der „Zeitreisenden“ gelesen zu haben, aber fĂŒr alle diejenigen, die gleich mit dem zweiten Teil beginnen, liefert der Autor zu Anfang eine geraffte Zusammenfassung der Ereignisse davor. Ebenfalls dem Genre Science Fiction ist auch das dritte und letzte Angebot dieses zweiten Newsletters des neuen Jahres zuzurechnen. Der utopische Roman „Die Ohnmacht der AllmĂ€chtigen“ von Heiner Rank war erstmals 1973 im Verlag Das Neue Berlin erschienen: Auf den ersten Blick scheint es ein Paradies zu sein, in das Asmo, der Mann ohne Erinnerung, verschlagen worden ist, ein Land des ungetrĂŒbten Genusses, des pausenlos anhaltenden GlĂŒcks. Die Dafotil, Bewohner des Planeten Astilot, kennen weder Mangel noch Sorge noch Krankheit, Alter, Unrecht, Strafe, Zwang, Gewalt. Was sie wĂŒnschen, geht in ErfĂŒllung, ihr Gruß lautet: „Viel Liebe!“ Und dennoch fĂ€llt es Asmo schwer, sich einzuleben. Das Aromakonzert auf der Duftorgel lĂ€sst ihn kalt, Jonas hemmungslose Hingabe befremdet ihn, die UnterwĂŒrfigkeit der Dienstautomaten macht ihn traurig, das zĂŒgellose Gebaren auf dem Tanzessen widert ihn an. Was soll er hier, wo er ein Fremdkörper ist und allein durch seine Existenz die ausgeklĂŒgelte Harmonie gefĂ€hrdet? Wem dient es, welche Absicht verbirgt sich dahinter? Heiner Rank begnĂŒgt sich nicht mit Andeutungen, wie es auf dem Planeten Astilot aussehen könnte, er geht ins Detail, und seine Fantasie ist bis zum letzten Kapitel frisch und unverbraucht. In Landschaften und Bauten, in technischen und sozialen Einrichtungen, in MachtverhĂ€ltnissen, menschlichen Beziehungen, Gewohnheiten und Anschauungen offenbart sich eine fremdartige Welt, farbig und vielgestaltig, immer wieder neu, ĂŒberraschend anders, fordert heraus zum Vergleich und zur Wertung. Die symbolhafte Fabel, eingebettet in eine von starken Spannungshöhepunkten getragene Handlung, stellt Fragen, die in der Utopie traditionell sind: Was ist GlĂŒck, worin liegt der Sinn des Lebens? Die Antwort ist nicht endgĂŒltig, kann es nicht sein, weil jede Zeit auf eigene Weise zu antworten weiß, doch sie fĂŒhrt dahin, dass wir Probleme wiedererkennen, dass wir BefĂŒrchtungen und Hoffnungen entdecken, die auch uns bewegen. Der Roman beginnt mit einer Woge – mit einer Woge Ozon: „Eine Woge Ozon wehte durch den Raum, kaum spĂŒrbar, sanft wie ein Hauch. Der Mann auf dem Bett begann sich zu bewegen. Er öffnete die Augen noch nicht, ganz gegen seine Gewohnheit; er zögerte, als wĂŒrde er ahnen, dass er nur noch wenige Sekunden hatte, bevor ihm etwas Neues, etwas Unbekanntes entgegentrat. Er lag reglos, atmete in tiefen ZĂŒgen einen fremden, belebenden Duft und ĂŒberließ sich den Bildern, die in ihm aufstiegen. Schaumkronen auf glasgrĂŒnem Wasser, das Rauschen der Brandung. Sein Pferd geht in spielerischem Trab ĂŒber den feuchten Sandstreifen des Ufers, mit beiden HĂ€nden hĂ€lt er sich an der wehenden MĂ€hne. Dicht neben ihm ein MĂ€dchen, braun gebrannt, in abgewetzten Hosen, ein rotes Band in dem vom Wind zerwĂŒhlten Haar. Weit vor ihnen die anderen Reiter, Schemen, verwischte Konturen, die rhythmisch auf und ab schwingen. Das MĂ€dchen singt. Ein wildes Lied, eine heisere Stimme. Ist es der Schmerz, sich fĂŒr lange Zeit von der vertrauten Welt zu trennen, Abschied zu nehmen von den Menschen, die sie liebt? Oder nur Ungeduld, freudige Erwartung, Sehnsucht nach der einmaligen, unwiderruflichen Tat, nach den Abenteuern der Erkenntnis? Der Mann lauschte. Fremde KlĂ€nge drangen in sein Ohr. SĂ€uselnde Geigen, darĂŒber die Tonperlen eines Cembalos. Die Musik störte. Sie gehörte nicht dazu, begann die Bilder zu verdrĂ€ngen. Er wollte sie festhalten, suchte nach den Namen fĂŒr das MĂ€dchen, die Freunde, das Meer. Vergeblich. Er fand die Namen nicht, und ohne Namen ließ sich nichts beschwören. Das MĂ€dchen, die Freunde, das Meer, sie versanken in Nebelschleiern. Der Mann schĂŒttelte Ă€rgerlich den Kopf und öffnete die Lider. Was er sah, war ihm unbekannt. Ein mittelgroßer, rechteckiger Raum. Die Zimmerdecke gab gelbes Licht, das keine Schatten warf. WĂ€nde und Fußboden waren grau, aus einem glĂ€nzenden pelzartigen Material, ebenso die wenigen apfelsinenfarbenen Möbel. Die Musik war noch da. Sie schien aus den WĂ€nden zu dringen. Der Mann richtete sich auf, hellwach. Er schwang sich aus dem Bett und streifte die Decke ab, die leicht an seiner Haut haftete. Sein Körper war muskulös, ohne Anzeichen von Fett, die Haut von gesundem Braun. Dreißig Jahre hĂ€tte man ihm gegeben auf den ersten Blick, doch der Ausdruck seiner Augen, die Linien um Kinn und Mund verrieten zwanzig Jahre mehr an Arbeit und Erfahrung.“ Und was das PhĂ€nomen der Zeitreisen angeht, da sollten wir vielleicht noch wissen, dass sich die Physiker vor Zeitreisen in die Vergangenheit fĂŒrchten. Denn bei dem PhĂ€nomen der „geschlossenen zeitartigen Kurven“ könnte es durchaus sein, dass man gewissermaßen durch die Zukunft in seine eigene Vergangenheit reist und dort womöglich die eigene Vergangenheit durcheinander bringt. Und es soll sogar möglich sein, dass eine Gegenwart gleich mehrere Vergangenheiten hat – sagt die Physik. Was fĂŒr ein literarisches Thema 
 Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3730 sowie http://www.edition-digital.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books BĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 10 years ago
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B 306, Halle 5: Zum fĂŒnften Mal zur Leipziger Buchmesse - EDITION digital aus Godern hat 600 E-Books im ReisegepĂ€ck
GODERN bei Schwerin – Die diesjĂ€hrige Leipziger Buchmesse findet vom 12. bis 15. MĂ€rz in der Pleißestadt statt. Zu den vielen Ausstellern gehört auch die Verlegerin Gisela Pekrul aus Godern bei Schwerin mit ihrer „EDITION digital“, die in diesem Jahr zum fĂŒnften Mal mit dabei ist. Am Stand B 306 in der Halle 5 können sich Fachbesucher, Journalisten und Lesefreunde insgesamt rund 600 E-Books ansehen, darunter ein Drittel seit der Leipziger Buchmesse 2014 publizierte Neuerscheinungen. Dazu gehören das Gesamtwerk oder bedeutende Titel beispielsweise von Ingrid Möller, Dorothea Iser, Hildegard und Siegfried Schumacher, Siegfried Maaß, Dietmar Beetz, Maria Seidemann, Heinz Kruschel, Bernd Wolff, Manfred Richter, Jutta Schlott, Christa Grasmeyer, Gerhard Dallmann, Erik Neutsch und Elisabeth Schulz-Semrau sowie von Renate KrĂŒger, Jurij Koch, Barbara KĂŒhl, Rainer Lindow, Jan Flieger, Joachim Lindner und Erich-GĂŒnther Sasse. Aber die EDITION digital hat nicht nur mehrere hundert elektronische BĂŒcher im ReisegepĂ€ck, sondern auch 13 Neuerscheinungen an gedruckten BĂŒchern, darunter vier Titel von Ulrich Hinse: seine beiden Pinnow-Krimis „Die PetermĂ€nnchenpuppe“ und „Falsches Spiel“ sowie seine „Schweriner Mordgeschichten“. Zum Messeprogramm des kleinen Mecklenburger Verlages gehören außerdem zwei Autoren-Lesungen und die PrĂ€sentation von zwei Softwareprogrammen fĂŒr die Produktion von eigenen E-Books und fĂŒr die Honorarabrechnung. So wird Isabel Leyla Erdem ihren spannenden Polit-Krimi „Hasta Siempre Bruder“ vorstellen. Hardy Manthey liest aus „Vom 22. Jahrhundert zurĂŒck ins antike Karthago“, dem ersten von insgesamt 15 Teilen seiner beliebten Scince-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“. Vier davon sind seit der letzten Buchmesse 2014 erschienen. Zudem kamen die ersten drei Teile der „Zeitreisenden“ in diesem Jahr als stark ĂŒberarbeitete Neuauflage heraus. Unter dem Titel „Verlagsprofi verrĂ€t sein Knowhow“ prĂ€sentiert Gisela Pekrul in Leipzig zwei Programme, mit denen sie sich ihre Arbeit selbst wesentlich erleichtert als Anregung zum Ansehen und natĂŒrlich auch zum Kaufen. Das eine ist ein sehr einfach zu handhabendes Konvertierungsprogramm aus Word in alle E-Book-Formate, mit dem auch Autoren ihr eigenes E-Book erstellen können. Das andere ist ein Programm zur Honorarabrechnung. Beide Programme wurden nach Pekruls Hinweisen von der Schweriner Firma Luniapps entwickelt. Die vor nunmehr 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegrĂŒndete EDITION digital hat sich seit 2011 verstĂ€rkt dem E-Book verschrieben. Wie Verlagschefin Gisela Pekrul erlĂ€uterte, bestehe der Vorteil der E-Books vor allem darin, dass man immer ausreichend LektĂŒre bei sich habe, die Schrift vergrĂ¶ĂŸern und sich mit manchen GerĂ€ten die BĂŒcher sogar vorlesen lassen könne. Außerdem seien digitale BĂŒcher oft preiswerter als gedruckte. Als sein erstes digitales Erzeugnis hatte der Verlag 1994 die CD-ROM „Mecklenburg-Vorpommern digital“ herausgebracht. Als erstes tatsĂ€chliches E-Book erschien zur Leipziger Buchmesse 2011 „Schloss Karnitten“ von Manfred Kubowsky. Heute umfasst das E-Book-Programm rund 620Titel (Stand MĂ€rz 2015) von 100 DDR-Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den Sience-Fiction-Autoren Carlos Rasch und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.ddrautoren.de. JĂ€hrlich erscheinen rund 200 E-Books neu, so als NĂ€chstes mehrere BĂŒcher von Herbert Otto, der am 15. MĂ€rz dieses Jahres 90 Jahre alt geworden wĂ€re. Dazu gehört auch sein 1986 unter anderen mit Katrin Sass und Marie Gruber verfilmter erotischer Gesellschaftsroman „Der Traum vom Elch“. Titelbilder können Sie unter http://www.ddrautoren.de/presse.htm herunterladen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3246 sowie http://www.ddrautoren.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books BĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.ddrautoren.de
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prseiten · 10 years ago
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B 306, Halle 5: Zum fĂŒnften Mal zur Leipziger Buchmesse - EDITION digital aus Godern hat 600 E-Books im ReisegepĂ€ck
GODERN bei Schwerin – Die diesjĂ€hrige Leipziger Buchmesse findet vom 12. bis 15. MĂ€rz in der Pleißestadt statt. Zu den vielen Ausstellern gehört auch die Verlegerin Gisela Pekrul aus Godern bei Schwerin mit ihrer „EDITION digital“, die in diesem Jahr zum fĂŒnften Mal mit dabei ist. Am Stand B 306 in der Halle 5 können sich Fachbesucher, Journalisten und Lesefreunde insgesamt rund 600 E-Books ansehen, darunter ein Drittel seit der Leipziger Buchmesse 2014 publizierte Neuerscheinungen. Dazu gehören das Gesamtwerk oder bedeutende Titel beispielsweise von Ingrid Möller, Dorothea Iser, Hildegard und Siegfried Schumacher, Siegfried Maaß, Dietmar Beetz, Maria Seidemann, Heinz Kruschel, Bernd Wolff, Manfred Richter, Jutta Schlott, Christa Grasmeyer, Gerhard Dallmann, Erik Neutsch und Elisabeth Schulz-Semrau sowie von Renate KrĂŒger, Jurij Koch, Barbara KĂŒhl, Rainer Lindow, Jan Flieger, Joachim Lindner und Erich-GĂŒnther Sasse. Aber die EDITION digital hat nicht nur mehrere hundert elektronische BĂŒcher im ReisegepĂ€ck, sondern auch 13 Neuerscheinungen an gedruckten BĂŒchern, darunter vier Titel von Ulrich Hinse: seine beiden Pinnow-Krimis „Die PetermĂ€nnchenpuppe“ und „Falsches Spiel“ sowie seine „Schweriner Mordgeschichten“. Zum Messeprogramm des kleinen Mecklenburger Verlages gehören außerdem zwei Autoren-Lesungen und die PrĂ€sentation von zwei Softwareprogrammen fĂŒr die Produktion von eigenen E-Books und fĂŒr die Honorarabrechnung. So wird Isabel Leyla Erdem ihren spannenden Polit-Krimi „Hasta Siempre Bruder“ vorstellen. Hardy Manthey liest aus „Vom 22. Jahrhundert zurĂŒck ins antike Karthago“, dem ersten von insgesamt 15 Teilen seiner beliebten Scince-Fiction-Reihe „Die Zeitreisende“. Vier davon sind seit der letzten Buchmesse 2014 erschienen. Zudem kamen die ersten drei Teile der „Zeitreisenden“ in diesem Jahr als stark ĂŒberarbeitete Neuauflage heraus. Unter dem Titel „Verlagsprofi verrĂ€t sein Knowhow“ prĂ€sentiert Gisela Pekrul in Leipzig zwei Programme, mit denen sie sich ihre Arbeit selbst wesentlich erleichtert als Anregung zum Ansehen und natĂŒrlich auch zum Kaufen. Das eine ist ein sehr einfach zu handhabendes Konvertierungsprogramm aus Word in alle E-Book-Formate, mit dem auch Autoren ihr eigenes E-Book erstellen können. Das andere ist ein Programm zur Honorarabrechnung. Beide Programme wurden nach Pekruls Hinweisen von der Schweriner Firma Luniapps entwickelt. Die vor nunmehr 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegrĂŒndete EDITION digital hat sich seit 2011 verstĂ€rkt dem E-Book verschrieben. Wie Verlagschefin Gisela Pekrul erlĂ€uterte, bestehe der Vorteil der E-Books vor allem darin, dass man immer ausreichend LektĂŒre bei sich habe, die Schrift vergrĂ¶ĂŸern und sich mit manchen GerĂ€ten die BĂŒcher sogar vorlesen lassen könne. Außerdem seien digitale BĂŒcher oft preiswerter als gedruckte. Als sein erstes digitales Erzeugnis hatte der Verlag 1994 die CD-ROM „Mecklenburg-Vorpommern digital“ herausgebracht. Als erstes tatsĂ€chliches E-Book erschien zur Leipziger Buchmesse 2011 „Schloss Karnitten“ von Manfred Kubowsky. Heute umfasst das E-Book-Programm rund 620Titel (Stand MĂ€rz 2015) von 100 DDR-Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den Sience-Fiction-Autoren Carlos Rasch und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.ddrautoren.de. JĂ€hrlich erscheinen rund 200 E-Books neu, so als NĂ€chstes mehrere BĂŒcher von Herbert Otto, der am 15. MĂ€rz dieses Jahres 90 Jahre alt geworden wĂ€re. Dazu gehört auch sein 1986 unter anderen mit Katrin Sass und Marie Gruber verfilmter erotischer Gesellschaftsroman „Der Traum vom Elch“. Titelbilder können Sie unter http://www.ddrautoren.de/presse.htm herunterladen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3246 sowie http://www.ddrautoren.de. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegrĂŒndet und gibt neben E-Books BĂŒcher ĂŒber Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.ddrautoren.de
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