Zeit für unser zweites Festival und (noch) einen weiteren Ausflug in die Berge! Dieses Mal ging es nach Takayama, wo einmal im Frühling und im Herbst ein Festival stattfindet, bei dem große Floats ausgestellt werden und Paraden durch die Stadt ziehen.
Für uns ging es um 8:15 in Shinjuku los. Das Bus Terminal war auch zum Glück gut ausgeschildert und entsprechend einfach zu finden, also kamen wir da nicht in Zeitnot oder ähnliches. Bus fahren ist jetzt halt nichts Besonderes, es ging ne Menge Berge hoch und dann waren wir gegen 14 Uhr da.
Nachdem wir unser Gepäck im Hotel lassen konnten, hat uns ein älterer Herr angesprochen und den Weg in die Innenstadt gezeigt (was ist es mit den japanischen Opas ey?), was auf jeden Fall sehr hilfreich war. Gleich zu Beginn entdeckten wir einen Straßenstand, bei dem es ziemlich günstig Yakitori (gegrilltes Hähnchen) gab, also dachten wir uns, das könnte man ja mal probieren. Es war das beste Hähnchen, das ich je gegessen hatte und wir haben es uns jeden der drei Tage, die wir in Takayama waren, wieder geholt 🤤😂
Ansonsten sind wir ein bisschen durch die Stadt geschlendert, wo überall Festival Stände Kleinigkeiten an Essen verkauft haben und sind durch Zufall auf die Parade gestoßen, das war ganz cool.
Takayama selbst bzw. die Innenstadt hat sehr viele alte traditionelle Häuser, das war auch echt toll anzusehen ☺️
Ist aber schon irgendwie anders als die Paraden, die ich in Deutschland so gesehen habe, es war überwiegend still nur mit zwischendurch traditioneller Musik von den Paradierenden 🤔
Das war bei der Nachtparade ein bisschen anders, da gab es die ganze Zeit Flötenspieler und Trommelnde. Zwischendurch hatte sich wohl einer der Wagen an einem Stromkabel verhangen, also mussten die Leute etwas improvisieren, aber hätte ich das nicht gewusst (Chiara stand in der Nähe und erzählte davon), wäre es mir nicht aufgefallen ☺️
Ich war auch echt dankbar, dass wir noch so viel von den Paraden mitbekommen haben, denn die eine wurde am zweiten Tag abgesagt, weil es den ganzen Tag geregnet hat 😔
Wir konnten uns aber trotzdem das traditionelle Marionettenspiel anschauen und haben sonst an dem Samstag einfach den ganzen Tag nur gegessen. Also echt ne ganze Menge. Ich hab bei einem Supermarkt eine gebackene Süßkartoffel gekauft und jetzt bin ich süchtig danach, weil sie nicht nur echt lecker sind, sondern auch für verhältnismäßig wenig Geld echt gut füllen 😌
Aber! Festival Essen! Nach den Okonomiyaki (Kohlpfannkuchen) vom Vorabend holten wir uns Taiyaki, Castella (kleine Küchlein) und probierten das lokal bekannte Hida Rind. Echt teuer, aber super lecker, ich glaube, ich hab noch nie besseres Rind gegessen?
Zusätzlich haben wir uns in Läden noch KitKat in den Geschmacksrichtungen Hafer, Hafer-Schoko und Orange sowie No Bake Cheesecake, Soufflé Pudding und Eis gekauft und es ist mir völlig egal, wenn ihr nicht den ganzen Beitrag über Essen lesen wollt, da werde ich nicht weniger drüber schreiben, wenn es bestimmt 80% des Trips für mich ausgemacht hat 😂
Als Ausgleich gab es dafür übrigens einen Apfel als Abendessen. Was mich erinnert: Obst und Gemüse ist in Japan leider super enttäuschend. Also erstens ist es echt teuer (abgesehen von so vorgeschnittenen Kohl-Sprossen-Karotten Mixen), es schmeckt auch einfach nach nichts 😭 Das macht Kochen hier leider echt traurig...
Dafür sind die Saucen großartig, aber...
Wie auch immer, am Sonntag war das Wetter wieder besser, also ging es mit dem Fressgelage weiter (für mich, Chiara hat nicht wirklich viel gegessen). Man sollte meinen, nach so viel Essen am Vortag ist der Hunger noch gestillt, aber es gab so viel leckeres... 😅
Dementsprechend akquirierte ich also einen Pudding, Donuts, ein Brötchen gefüllt mit Kartoffel, Bacon und Käse sowie ein Lemonpan (Zitronenbrötchen) und eine Kürbiskrokettte.
Takayama bzw. Hida hat übrigens ein Maskottchen, das wir am Anfang etwas gruselig fanden, aber es ist dann doch nach sehr kurzer Zeit echt niedlich geworden, keine Ahnung warum 😂
Wie gesagt, außer Essen und spazieren haben wir nicht so viel getan... Also wir haben uns noch drei Schreine angeschaut und dann ging es noch kurz Burger essen und in den Bus zurück. Ist also nicht viel passiert, aber Takayama ist echt schön, also hat es sich für mich definitiv gelohnt.
Man kann auch von da nach Shirakawa-go fahren - ein kleines sehr malerisches Dorf, das wir beide noch gerne sehen würden - aber mit dem Wetter und d Festival war nicht wirklich Zeit dafür. Werden wir aber bestimmt noch nachholen, ma schauen, wann ☺️
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CPAU:5 “LANDING”
It’s more than Death.
Nothing of what we are will remain.
It’s going to annihilate us.
That’s what it is.
That’s what’s waiting.
It’s annihilation.
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In einem früheren Zeitalter hatte die Reise von der Erde zum Mars ungefähr drei Monate gedauert. Drei Monate sind zwölf Wochen, oder 84 Tage. Das sind 2.016 Stunden. Inzwischen braucht man dank der neuesten Technologie nur noch 1 ½ Monate, daraus ergeben sich 1.008 Stunden, die man auf engstem Raum mit beinahe fremden Menschen verbringt, deren Gesellschaft man sich nur bedingt ausgesucht hat. Dieser enge Raum hat einige Angewohnheiten, die am Körper und Geist zerren. So besaß TERRA zwar einen Magnetismus, der es der Crew ermöglichte auf ihrem engen Lebensraum Schwerkraft zu simulieren -- aber es war eben nur das: eine Simulation.
In dieser Simulation eines akzeptablen Lebensraumes ging ein jeder seiner Tätigkeit nach. Sie schliefen, aßen, trainierten, ließen sich testen und waren mal mehr und mal weniger gesellig. Die Piloten lenkten TERRA sicher um Meteoriten und atmosphärische, negative Veränderungen herum. Die Wissenschaftler experimentierten und beobachteten die Veränderung ihres Umfeldes und ihrer Körper. Die Techniker behielten das Schiff genauestens im Auge. Und die Agents von der Special Force blieben in Form und versuchten sich auf das vorzubereiten, was möglicherweise auf sie zukam.
Auch wenn es sich um eine wissenschaftliche Expedition handelte kam die Besatzung nicht um das Mensch-sein herum. So bildeten sich zwangsweise Grüppchen. Eine war die der “Jocks”, wie Yunhee und Eunsook sie über einem wortkargen Frühstück um vier Uhr in der Früh grinsend getauft hatten. Die Jocks, das waren allen voran Jimin, Jooheon und Jeongguk. Kihyun war auch immer mit von der Partie und als Ärzte gesellten sich Shownu, Minhyuk und Wonho oft zu ihnen, da sie die Kartenspiele kannten. Manchmal saß Taehyung dabei, oder Frank der BabyBot, da sie ihn witzig und niedlich fanden. Sie waren dann oft sehr laut und lachten, rissen Sprüche und waren insgesamt eher anstrengend wie die beiden Frauen fanden.
Wer immer unter sich blieb waren Namjoon, Changkyun und Hoseok, die fast ausschließlich in ihre Arbeit und Diskussionen vertieft waren, denen Eunsook sich manchmal anschloss. Hyungwon und Yoongi blieben auch meist unter sich, die beiden verband Introversion und Stille, in der nur Taehyung und ab und zu Hoseok geduldet waren.
Seokjin war meist in seiner Ladestation oder tauchte wie aus dem Nichts auf, um seine Messungen durchzuführen. Yunhee wusste, dass er den Meisten hier unheimlich war, und sie konnte es ihnen nicht verdenken. Der Android durfte sich abfällige Bemerkungen anhören, die er emotionslos lächelnd hinnahm - für Feindlichkeiten dieser Art war er wahrscheinlich nicht vorbereitet.
Yunhee war meist allein, sie mied den großen Pulk und saß wenn dann nur zu den Stoßzeiten - also zum Essen und Trainieren - mit in der großen Runde. Sprüche kommentierte sie mit Augenrollen, alles weitere schien an ihr abzuprallen. Eunsook hatte Jimin einmal sagen hören, dass Yunhee genauso emotionslos und gruselig sein konnte wie Seokjin. Sie hatte ihm dafür etwas in sein Shampoo gemischt, das sein Haar für eine Woche quietschorange gefärbt hatte. Als Jimin wutschnaubend durch das Raumschiff gelaufen war und verlangt hatte, dass sich die Person gefälligst entschuldigte, hatten alle nur große Augen gemacht, oder sich schlapp gelacht. Eunsook hatte über den grellen Haarschopf des kleinen Muskelpaketes Yunhee einen Blick zugeworfen, den diese mit einem verkniffenen Grinsen und glitzernden Augen erwiderte.
Seitdem hatten die beiden Frauen ein Ritual entwickelt, früh aufzustehen und gemeinsam zu frühstücken, während das Shuttle noch langsam flog und noch nicht vollends ausgeleuchtet war, wenn die anderen noch schliefen. Meist schwiegen sie dabei, oder Eunsook redete mit ihrer schnellen, vom Schlaf noch rauen Stimme und Yunhee beobachtete, wie sie selbst immer entspannter dabei wurde.
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Es kam der Tag, an dem die Erde sich so voll und gänzlich über den Horizont ausbreitete, dass sie innerhalb der nächsten 24 Stunden in ihre Umlaufbahn gezogen werden würden.
“Laut Berechnungen haben wir nicht einmal mehr zwölf Stunden, da sich -- wie unsere reizenden Wissenschaftler bereits festgestellt haben -- die Ozonschicht der Erde innerhalb der letzten Jahrhunderte immens geändert hat”, begann Hyungwon mit seiner hohlen, eintönigen Stimme. Die Brauen hatte er blasiert in die Luft gezogen, auf seinem Gesicht spiegelten sich die blinkenden Statistiken, die über dem Tisch als Hologramm schwebten.
“Ist das eine Veränderung, die man als positiv oder negativ bewerten kann?”, fragte Taehyung und wirkte dabei etwas geistesabwesend, da er mit seiner eckigen, orangen Brille rumhantierte, die Gläser flimmerten immer wieder bläulich, sein modifiziertes Auge blinkte im Takt dazu.
“Ist das relevant?”, fragte Jeongguk mit gerunzelter Stirn und sein Mund öffnete sich leicht und zeigte große Schneidezähne, als er Taehyung irritiert bei seiner Tätigkeit beobachtete.
“Naja, negativ wäre, wenn die Atmosphäre um die Erde so.. kann man dünn sagen..? Ich sag dünn - wenn sie so dünn ist, dass ihr Magnetkern uns quasi an sich ran schleudert. Magst du Schleuderfahrten, Gukkie?”, fragte Taehyung und hob seine Brille ins Licht, wischte sie ein letztes Mal an seinem orangen Pullover ab, auf dem die Nummer 015 prangte, und setzte sie auf. Jeongguk presste währenddessen die Lippen aufeinander und sah hilfesuchend zu Namjoon als erhoffte er sich ein wegwerfendes Lachen.
Was er bekam war ein blasses Gesicht und eine besorgte Miene, die alle Wissenschaftler wie STOP-Schilder auf den gesenkten Schultern trugen. Auch Jimin war kreidebleich, Hyungwon trommelte mit den Fingern auf den Lippen.
Schließlich räusperte sich Namjoon: “Nun, es verhält sich wie folgt: laut unseren Berechnungen müsste die Atmosphäre der Erde, die Ozonschicht, die sie umgibt und schützt und das Leben innerhalb kreiert hat, um ein Drittel beschädigter sein, als sie es zum Zeitpunkt der Evakuierung war.”
Hier machte er eine Pause, er schien seine Gedanken zu sammeln.
“Was heißt ‘n das?”, fragte Jooheon stumpft, er wirkte aggressiv aber die Angst in seinen großen Augen war unverkennbar.
Hoseok, der um einiges schneller reden konnte, setzte nahtlos an: “Das bedeutet für die Erde, dass sich das Leben dort immens anpassen musste. Es ist schwer zu sagen, was wir vorfinden werden… aber es ist sicher, dass es sehr überlebensfähig ist. Wenn etwas überleben konnte.”, schloss er und stieß einen kurzen, hysterischen Lacher aus und fuhr sich mit der Hand durch’s wirre Haar, setzte das drahtige Brillengestell ab und hängte es in die Brusttasche.
“Und.. was bedeutet das für uns?”, fragte Yunhee in die Stille, ihre Stimme war leise, damit sie das Zittern besser kontrollieren konnte.
Eunsook leckte sich über die Lippen, ihr Blick war weggetreten, als sie mechanisch antwortete: “Es bedeutet, dass wir stärker angezogen werden. Es wird schwierig, das Shuttle kontrolliert zu landen. Wahrscheinlich wird es eine unkontrollierte Landung. Um nicht zu sagen es wird ein Ab--”
“--oookay, Freunde! Wie wär’s, wenn wir alle noch etwas essen, bevor wir sicher und wohlbehalten auf der Erde landen~”, trällerte der orange BabyBot von seinem Standpunkt zwischen Jooheon und Changkyun, die erschrocken zu beiden Seiten hüpften. Das pixelige Grinsen mit den fröhlich geschlossenen Augen auf dem kleinen Screen wirkte unheimlich angesichts der Situation.
“Wie soll ich denn jetzt was essen, Mann?!”, jammerte Wonho, die Hände auf die Wangen gepresst.
“Ist das so geplant? Konnte man nich’ vorher ausrechnen, dass wir--”, begann Kihyun hysterisch, brach allerdings ab und wandte sich von einem Wissenschaftler zum nächsten. Shownu kratzte sich nur am Kopf, Hoseok wischte sich mit den Händen über’s Gesicht und Eunsook und Changkyun warfen sich einen merkwürdigen Blick zu.
Namjoon hob die Hände: “Okay, okay, Ruhe bitte?! Wir sind alle vorbereitet auf Momente wie diese, oder nicht? Der Kern dieser Expedition ist, dass man so wenig wie möglich voraussagen konnte und wir uns alle in dem Wissen, dass es sehr holprig und spontan werden kann, hier raus gewagt haben!”, sagte er laut über die Proteste der anderen hinweg, seine schmalen Augen dunkel und seine Stimme hart. Eunsook griff nach seinem Arm.
“Was Namjoon-- unser Captain sagen möchte, ist dass wir es nicht voraussagen konnten. Nicht zu dem Maß. Dieses Raumschiff ist gemacht worden, um auch eine Bruchlandung als eine Landung gelten zu lassen. Wir schaffen das!”
“Das hört sich doch schon besser an! Bravo, 04, sehr lobenswerte Einstellung~”, krähte Frank und auf seinem Screen war eine feierliche Explosion wie an Sylvester zu sehen. Jimin sah ungläubig zu ihm herunter. “What the…”
“Kim hat Recht. Dieses Raumschiff wurde so konzipiert, dass es einem Absturz standhalten kann. Allerdings sollten wir so schnell wie möglich beginnen, alles abzusichern, wenn wir das Innenleben nicht in Schutt und Asche haben wollen..”, kommentierte Yoongi, der sich bis dato rausgehalten und am Tisch gesessen hatte. Seine breiten Hände mit den knochigen Fingern waren schon wieder mit der Technik beschäftigt, auf dem Tisch drehte sich, blau leuchtend und transparent, ihr Raumschiff TERRA. Er zoomte ran, klickte Ecken und Kanten, bearbeitete Codes. Um sie herum begann es zu surren und zu zischen, sie spürten, wie ihre Behausung sich bewegte.
“Na dann mal los! Alles fertig machen zur Landuuung~”, sang Taehyung schief und imitierte damit den orangen BabyBot, der jubelnd mit einstimmte. Die anderen waren nach wie vor blass, man warf sich misstrauische Blicke zu, es wurde wenig geredet. Alle strömten aus, um in ihren Behausungen alles in Schränken und Fächern unterzubringen, Betten wurden hoch geklappt, Wertsachen verstaut. Die passende Kleidung wurde angezogen, die letzte Mahlzeit und Dusche genommen. Niemand wusste, wann die nächste kommen würde. Wenn eine nächste kommen würde…
Man traf sich wieder im Gemeinschaftsraum, sie nahmen reihum am Tisch Platz und machten eine letzte Lagebesprechung. Die Waffen waren beladen, die Erste-Hilfe-Kits bestückt. Die Technologie lief auf Hochtouren, sie warfen sich unsichere Blicke zu. Seokjin war der Einzige nebst dem BabyBot, der lächelte und Eunsook wusste nicht, ob sie das beruhigen oder irritieren sollte.
Schließlich verschwand das Hologramm und Yoongi schniefte, beugte sich zurück und Taehyung und er tauschten einen langen Blick. Dann nickte er langsam und stand auf, ging auf seinen orangen Anzug zu und begann, sich anzuziehen. Es raschelte, nach und nach standen sie auf und das Geräusch von Reißverschlüssen, Klicken und Surren erklang, keiner sprach ein Wort. Da waren Namjoon und Hoseok in Glanzweiß, Eunsook in einem matten minzfarben daneben; Jeongguk und Yunhee in mattschwarz, Yoongi und Taehyung stachen in einem glänzenden Orange heraus. Jimin setzte sich in seinem mattgrauen Anzug in einen von zwei Pilotenstühlen und Hyungwon und er wurden wieder surrend ins Cockpit gehoben.
Die anderen nahmen jeder in einem Stuhl Platz, der eher einer Verankerung in der Wand glich, und es schlossen sich mechanische Sicherungsvorkehrungen um sie. Yunhee erinnerten sie an den Vergnügungspark, den es auf dem Mars gab. Der Unterschied war, dass das hier keine Achterbahnfahrt auf dem Mars war, sondern ein freier Fall auf die Erde.
“Dann wollen wir mal kontrolliert abstürzten”, hörten sie Jimin’s nasale Stimme durch den allgemeinen Lautsprecher schnarren, hier und da war ein trockenes Lachen als Antwort zu hören. Zahlen huschten über die gebogenen Glasvisiere ihrer Anzüge, ihre Herzfrequenzen und Adrenalinspiegel waren größtenteils bereits hoch.
Plötzlich, über das Murmeln der beiden Piloten hinweg, die Verbindung zur Station auf dem Mars aufbauten, erklang Seokjin’s ausgeglichene, freundliche Stimme:
“Team TERRA, als ihr Bord-Doktor möchte ich Sie daran erinnern, das Atmen nicht zu vergessen. Und mit Atmen meine ich das korrekte Atmen in solch einer Situation: Tief durch die Nase ein, anhalten und langsam durch den Mund wieder aus. Sie wollen den Sauerstoffverbrauch so gering halten wie irgend möglich. Wird Ihnen schwindelig drücken Sie -- wenn möglich -- den Notknopf, der genau in der Mitte ihres Brustkorbes in den Anzug eingebaut wurde. Im Notfall bin ich bemächtigt, diese Einstellung für die vorzunehmen.”
“Warum ist ausgerechnet eine Maschine dazu bemächtigt?”, hörten sie Jooheon’s Stimme über die Lautsprecher zischen. Überraschenderweise antwortete der Android selbst: “Weil mir im Gegensatz zu Ihnen nicht die Luft ausgehen kann, 09. Ich wünsche uns allen eine möglichst reibungslose Ankunft auf der Erde.”
Dazu wusste Jooheon wohl nichts mehr zu sagen, denn es blieb still.
Die Hauptbeleuchtung erlosch mit einem Flackern und die Notleuchten, alle in einem grellen orangen, blinken um sie herum von den Fußleisten und der Decke. Ein stetiges, summendes Geräusch, wie ein ferner Bienenschwarm, schwoll an und wurde zu einem wummernden Vibrieren -- die Kraft der Erdanziehung hatte ihr Shuttle erfasst. Hyungwon’s Stimme erklang durch die Lautsprecher, dumpf und knisternd: “TERRA an Delta, Mission wird wie besprochen fortgesetzt. Wir versuchen uns an einer kontrollierten Landung.”
“Delta an TERRA -- wir behalten Sie im Auge. Laut Berechnungen müssten sie mit dem jetzigen Kurs wahlweise in Russland, Korea oder Japan landen. Steuern Sie wenn möglich--”
Hier brach das Signal ab. Das Rütteln und Wummern um sie herum wurde immer lauter, die Herzfrequenzen rasten, der Druck stieg.
“Okay, wir gewinnen an Geschwindigkeit. Kurs ist nicht mehr zu beeinflussen, lediglich wie wir runtergehen”, schnarrte Jimin mit seiner hohen Stimme schnell über die Lautsprecher. Sie hörten Wonho im allgemeinen Funk jammern, Kihyun bedeutete ihm zischend, still zu sein. Heftiges Atmen knisterte in den Kopfhörern, der Druck auf ihre kleinen Körper im Angesicht der Atmosphäre um sie herum war immens. Eunsook nahm ein Flimmern im peripheren Blickfeld war, Yunhee fühlte sich so, als würden all ihre Organe sie durch den Mund verlassen wollen. Die simulierte Schwerkraft des Raumschiffes wankte im Angesicht des Magnetismus ihres ehemaligen Heimatplaneten, die Notfall-Leuchten blinkten, das Röhren des Alarms bereitete Kopfschmerzen.
“Es wird Japan, wir steuern auf Japan zu. Bei der Geschwindigkeit können wir nur minimal lenken, wir sollten den Notfall einleiten-”, begann Hyungwon, doch Jimin unterbrach ihn.
“Nein?! Wenn wir den Notfall einleiten, lösen wir eine Hälfte voll wichtiger Materialien und Lebensraum vom Shuttle und haben minimierten Wohnraum-”
“-und minimierte Gefahr, einen Krater ins Land zu schlagen und als Suizidfahrt bekannt zu werden?!, rief Hyungwon, er hörte sich kein bisschen ruhig und gesammelt mehr an. Der Druck schien immer noch zu steigen, das schwere Keuchen der anderen schallte durch die Lautsprecher.
“Wir landen in der Buch-”, begann Jimin, seine hohe Stimme klang zuversichtlich, doch Hyungwon unterbrach ihn erneut.
“-du willst auf dem Wasser landen? Weißt du, was für eine Geschwindigkeit wir drauf haben? Da ist eine BRÜCKE in der verdammten BUCHT-”
“-laut Berechnungen ist die Bucht tief genug, der Heckbrand wird gelöscht, der Umdruck gelöst und wir behalten das ganze Shuttle-”, argumentierte Jimin, seine Stimme vibrierte durch die Heftigkeit ihres Fluges als ob sein Kehlkopf wie ein Flummi auf und ab hüpfte.
“-du bist WAHNSINNIG?!”, brüllte Hyungwon, nun vollends hysterisch.
“Und du ein Idiot?!”, fauchte Jimin entschlossen und sie hörten ein lautes, bedrohliches Piepen über die Lautsprecher.
“Was zur Hölle?!”, schrien Jooheon und Kihyun, wahlweise Hoseok oder Wonho schien zu schluchzen, Namjoon schaltete sich mit dünner Stimme ein.
“Die Bucht, Jimin, die Bucht?!”
Und obwohl es nicht in seiner Macht lag, da der Captain sich ganz auf die Einschätzung seines Piloten verlassen musste, rief Jimin ein beinahe kämpferisches “AYE” aus und gerade in dem Moment, in dem sie dachten, sie könnten nicht mehr schneller und der Druck nicht heftiger werden, schien Jimin auf’s Gas zu drücken.
Mit einem Geräusch, das sich anhörte, mehr noch, anfühlte, als würde die Ozonschicht sie mit einem Haps einatmen, durchbrachen sie die letzten Höhen.
Das Shuttle TERRA schlug mit höchster Geschwindigkeit und 42 Grad, die Spitze mit Flammen versehen, in die Bucht von Tokyo ein. Sie verfehlten den Hafen von Yokosuka, schlugen auf der Höhe von Yokohama ins Wasser und tauchten wie durch ein Wunder unter besagter Brücke hindurch. Während sie an Geschwindigkeit verloren, steuerten sie auf Chiba zu und tauchten gemächlich wieder auf, wo das Shuttle mit einem gewaltigen Schlürfen beinahe aus dem Wasser sprang und dann dampfend auf der Oberfläche trieb.
Während des Aufpralls waren mehrere Dinge gleichzeitig passiert: durch die hitzige Diskussion mit Park Jimin war Chae Hyungwon die Luft ausgegangen und eine primäre Blutzufuhr zu seinem gehirn war auf Höhe seines linken Auges geplatzt. Er fiel beinahe sofort in einen komatösen Zustand. Jeon Jeongguk, der auf der Seite der Flanke gesessen hatte, die zuerst auf’s Wasser schlug, erlitt eine heftige Gehirnerschütterung und wurde umgehend ohnmächtig, ebenfalls Jung Hoseok und Im Changkyun.
Während das Shuttle sich noch unter Wasser befand, regten sich der Android und der BabyBot bereits. Frank verband sich automatisch mit dem Boardcomputer und schaltete die Schwerkraft ab und die Energie ausschließlich auf die Luftzufuhr zu konzentrieren. Kim Seokjin war innerhalb weniger Sekunden beim Zweitpilot und löste diesen aus seinem Sitz, zerrte ihn den Flur hinunter auf die Krankenstation und sprach gleichzeitig mit seelenruhiger, freundlicher über die Lautsprecher.
“Team TERRA. Bitte um Lebenszeichen eines jeden Einzelnen in jedweder Form.”
Es war Husten und Keuchen zu hören, jemand würgte und stöhnte. Der Druck auf ihre Körper schwand und einige lösten sich aus ihren Sicherheitsvorkehrungen. Das rote blinken und der Alarm schaltete sich von Frank gesteuert ab, das beruhigende, blaue Licht schaltete sich ein und die warme Deckenbeleuchtung ging flackernd an.
Jooheon und riss sich als erster den Helm vom Kopf: “Alter. Was für ‘ne Scheiße”, keuchte er und machte sich sofort am regungslosen Changkyun neben sich zu schaffen. “Fuck, FUCK, helft mir mal?!”
Yunhee und Kihyun hievten gerade Jeongguk zur Krankenstation, dessen Füße auf dem Boden schliffen, da er viel größer war, Eunsook und Namjoon folgten ihnen mit Hoseok zwischen Ihnen, sein Kopf baumelte von einer Seite zur anderen.
Jimin kam wie ein erschrockener Hase dreinblickend aus dem Cockpit gekrabbelt, er strauchelte beim Laufen an ihnen vorbei: “Wo.. ist Hyungwon? Geht’s ihm gut?”
Im Krankenzimmer stand Seokjin bereits über Hyungwon gebeugt während sich die anderen Mediziner um Jeongguk, Changkyun und Hoseok kümmerten. Seokjin hatte sich aus dem Oberteil seines Anzuges geschält sodass sein Oberkörper frei war. Aus seinen Armen ragten auf der einen Seite Instrumente, die Hyungwon’s eines Auge offen hielten. Aus dem Zeigefinger des anderen Arms ragte ein spitzes, schmales Gerät, das auf den Augapfel zusteuerte.
Bevor jemand reagieren konnte, hatte Jooheon sich eine Medizinschere von einem Beilagetisch geschnappt und rammte sie mit einem Aufschrei dem Androiden in den Kiefer. Der mit einem Zischen aufbrach, sodass man innerhalb des menschlich wirkenden Mundes durchsichtige, blau leuchtende Kabel sah und Funken sprühten. Das rechte Nasenloch leuchtete bläulich, das Auge wurde schwarz. Doch der Android fuhr unbeirrt vor und seine Stimme erklang nach wie vor freundlich:
“Ich bitte Sie mich meine Arbeit um das Leben ihres Team Kameraden fortfahren zu lassen, 09.” Mit einem Surren bohrte sich die Nadel vorsichtig am Auge vorbei in Hyungwon’s Kopf, der sich nicht rührte, sondern bleich und leblos dalag.
Inzwischen hatten Kihyun und Yunhee sich Jooheon gepackt, der sich heftig wehrte, Namjoon sah ihn entgeistert an. “LASS IHN IN RUHE, MASCHINE?!”, keifte Jooheon und versuchte, sich loszureißen, sein Kopf war knallrot. “Was soll der Scheiß?!”, fauchte Eunsook, die gerade bei Hoseok fertig war und rannte zu ihnen herüber, hob die Hände zum Gesicht des Androiden.
“Es wäre kontraproduktiv mich inmitten des Eingriffes zu berühren, 04.”, sagte Seokjin, sein Ton klang beinahe nachsichtig. Verzweifelt wandte Eunsook sich zu den Technikern um, Yoongi sah nur mit bleichem Gesicht auf Hoseok, dessen Blutdruck inzwischen stabil war, Taehyung erwiderte ihren Blick ungerührt mit einem Schulterzucken.
“Er hat Recht. Lass ihn seine Arbeit machen, ‘s tut ihm nich’ weh”, vertröstete er die Wissenschaftlerin und wandte sich um, verließ den Raum. Namjoon rieb sich über’s Gesicht und wandte sich dann um, stieß einen Finger auf Jooheon’s Brust.
“Dank dem Herrn oder wem auch immer, dass du überlebt hast. Alle Mann, Lagebesprechung.”
Mit verbissenem Gesicht riss Jooheon sich von Yunhee und Kihyun los und rollte mit der Schulter während sich der Raum langsam leerte. Es blieben nur Hoseok, Jeongguk und Changkyun, die nach wie vor ohnmächtig waren, und der Android mit der Schere im Kiefer, der weiterhin mit fokussiertem Blick und ruhigen Fingern Hyungwon operierte.
Mit einem verbissenen Schnauben folgte Jooheon den anderen.
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