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prseiten · 8 years ago
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Der gefälschte Regengott, ein Klavier mit Vorhängeschloss, der Traum eines Tempelritters und ein Mädchen zwischen Wirklichkeit und Fantasy – Sechs E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Auch dieses Mal ist wieder ganz schön viel los in den sechs Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 28.04.2017 - Freitag, 05.05.2017) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Eine Gruppe von Jugendlichen, die sich die Haifisch-Bande nennt, begibt sich auf eine nicht ungefährliche Zeitreise. Eine Opernsängerin adoptiert mehrere Kinder, und mit Peter gibt es Schwierigkeiten. Eine siebente Klasse macht sich noch zu DDR-Zeiten auf die Spuren von Johann Sebastian Bach. Einige Tempelritter wagen eine gefährliche Überfahrt. Felix, der gerne nascht, will mit seinem Opa ein kleines Segelboot bauen. Und ein zwölfjähriges Mädchen ist in Gefahr, bekommt aber von unerwarteter Seite Hilfe. Und je mehr man sich gerade in diese real-fantasy Geschichte versenkt, um so mehr zieht sie einen in ihren Bann … Im Jahre 2000 erschien im Würzburger Arena Verlag unter dem Titel „Verfolgung durch die grüne Hölle“ das dritte Buch, in dem Jan Flieger die Haifisch-Bande auf Zeitreise schickt: Ihr aktueller Ausflug führt Julia und Vanessa, Long Basti und Specki von der Haifisch-Bande wieder mit Hilfe der Zeitkugel von Old Krusemann, dem alten Seebären, zu den Maya. Eine große Maya-Ausstellung im Stadtmuseum hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt. Noch neugieriger aber waren sie geworden, als sie in der Ausstellung erfuhren, dass es sich bei der dort in einem Film gezeigten Skulptur des berühmten Regengottes Chac um eine Fälschung handelt. Aber wo ist das Original? Natürlich wollen es Julia und Vanessa, Long Basti und Specki finden und fliegen wieder durch die Zeiten zu den Maya. Tatsächlich finden sie dort die gesuchte Skulptur, kommen aber auch wieder in allergrößte Schwierigkeiten … Und so bereitet sich die Haifisch-Band auf ihren Ausflug durch die Zeiten vor, der natürlich wieder nur mit Hilfe von Old Krusemann und seiner Zeitkugel gelingen kann. Aber der alte Seebär hat eine Bitte: „Julia nickt zögernd und Long Bastis Antwort wartet Vanessa erst gar nicht ab. Sie rennt voraus, an der Skylandbrücke vorbei, durch die Straßen der Altstadt, immer den rot und weiß gestrichenen Leuchtturm vor Augen, der an der Spitze der Halbinsel steht, auf der sich auch Old Krusemanns Waggon befindet. Der alte Seebär wohnt nämlich nicht in einem Haus, sondern in einem alten Eisenbahnwaggon, den er leuchtend blau gestrichen hat, mit rotem Dach und weißen Fensterläden. Auf dem rostigen alten Anker vor dem Waggon hocken wie immer die Möwen. Einige fressen Old Krusemann sogar aus der Hand. Als die Kinder hereinstürmen, hockt Old Krusemann gerade an dem Tisch mit der Muschelplatte und bastelt an einem Flaschenschiff. Es riecht gewaltig nach Fisch in dem engen Raum. Wie in einer Fischfabrik. Julia verzieht das Gesicht. Vanessa gibt Old Krusemann einen Kuss auf die Wange. Dann zeigt sie ihm die Postkarte. „Da wollen wir hin!“ „Aber das ist ja ein Gemälde!“, wendet Old Krusemann ein. „Gibt es die Gegend denn überhaupt? Sonst weiß ich nicht, ob das überhaupt klappt.“ „Natürlich klappt das!“, behauptet Specki. „Auf jeden Fall finden wir das Bild toll“, ergänzt Julia vorsichtig. Aber da Julia immer übervorsichtig und sogar etwas ängstlich ist, klingt dieser Satz für die anderen geradezu nach wilder Entschlossenheit. „Wir wollen da unbedingt hin, zu den Geisterruinen im Dschungel“, bekräftigt Long Basti. Old Krusemann seufzt. „Wenn das man gut geht!“, brummt er. „Ihr werdet auf jeden Fall mehr Zeug mitnehmen müssen als beim letzten Mal. Zum Beispiel eine Machete, damit ihr euch im Urwald den Weg bahnen könnt. Ich hab da noch eine in meiner Seemannskiste. Die muss ich nur schärfen.“ „Und wenn wir alles zusammenhaben, versuchen wir’s?“, drängt Vanessa. Old Krusemann nickt nur. „Ja, min Deern!“ „Ich bin Vanessa“, grollt Vanessa leise. „Jaja, min Deern.“ Specki blickt Vanessa an und legt den Finger auf den Mund. Sie muss doch endlich mal begreifen, dass Old Krusemann zu jedem Mädchen „min Deern“ sagt. Genau so, wie er jeden Jungen mit „min Jong“ anredet. „Ihr müsst Tabletten gegen Malaria schlucken“, rät Old Krusemann. „Sonst seid ihr nachher krank. Malariatabletten habe ich auch noch irgendwo. Am besten, ich gebe sie euch gleich.“ „Klaro“, versichert Vanessa. Old Krusemann kramt in einem Schrank aus Treibholz und gibt jedem der vier eine Tablette. Dann spendiert er eine Cola. „Jeder einen Schluck und die Tablette ist runter.“ Dann besprechen die Kinder mit Old Krusemann, was sie alles auf die Reise mitnehmen. „Auf jeden Fall einen guten Fotoapparat und eine kleine Kamera“, meint Specki. „Wenn wir interessante Funde machen, müssen wir sie doch für die Nachwelt - äh, also für die Gegenwart festhalten.“ „Auf keinen Fall!“, fährt Old Krusemann auf. „Selbst wenn ihr einen solchen Ort findet, dürft ihr nie von ihm erzählen! Denn man wird euch fragen, wie ihr dorthin gekommen seid, zu den Maya-Ruinen. Und das will ich nicht! Die Kugel muss ein Geheimnis bleiben. Für immer!“ Ein bisschen mehr als zwei Jahrzehnte früher hatte Christa Grasmeyer im Verlag Neues Leben Berlin ihr Buch „Der unerwünschte Dritte“ veröffentlicht: Die Opernsängerin Edda Schumann aus Schwerin adoptiert Dörte als Baby und holt nach zwei Jahren noch die 12-jährige Sophie aus dem Heim, die sich daran gewöhnt hat, mit dem Verlust liebgewordener Menschen fertig zu werden. Mit viel Liebe und Geduld werden alle drei eine glückliche Familie. Und dann ist da noch Bodo und die erste Liebe der inzwischen 15-jährigen Dörte. Alles könnte so schön sein, wenn die Mutter nicht den 10-jährigen Peter aus dem Heim geholt hätte. Die Katze hat er getötet, die Fische vergiftet, er stört einfach. Und doch sucht Sophie verzweifelt eine lange Nacht hindurch den davongelaufenen Jungen, den sie vergrault hat. Schuld quält ihr Gewissen. Wenn wenigstens Bodo bei ihr wäre, aber der will seine Ruhe haben. Auch in dem folgenden kleinen Ausschnitt aus diesem Buch gibt es offenbar ein Problem mit Peter: „Dörte war mit den Hausaufgaben fast fertig, da hörte ich, dass Peter kam. Allerdings war ich einen Moment lang nicht ganz sicher, ob es Peter wirklich war. Kein Türenknallen, kein Poltern und Stampfen kündigte ihn an, sondern ein merkwürdig gedämpftes Einschnappen des Schlosses und ein leises Schurren. Aber als ich auf den Flur trat, sah ich ihn. Er stand, die Gummistiefel in der Hand, und griente mich an, lauernd, wie mir schien, jedenfalls nicht so frech wie sonst. Er behielt mich im Auge, während er vorsichtig die Stiefel abstellte, in seiner Hosentasche grabbelte und mir eine Handvoll schmieriger Kaubonbons hinstreckte. Diese erbärmliche, anbiedernde Geste brachte die Wut in mir zum Überkochen. Ich schlug ihm die Kaubonbons aus der Hand, packte ihn und zerrte ihn ins Zimmer vor das Aquarium. „Da, guck hin und freu dich! Es ist dir gelungen, sie sind alle tot.“ Er hatte zunächst keinen Widerstand geleistet. Nun begann er sich zu wehren und schrie: „"Das war ich nicht!“ „Wer sonst hat den Essig ins Wasser gegossen, meine Mutter etwa?“ Er stutzte. Er hatte wohl nicht erwartet, dass ich so schnell herausfinden würde, wodurch die Fische gestorben waren. Trotzdem leugnete er weiter. Dass er mal ehrlich etwas zugab, hatte ich noch nie erlebt. „Aus Versehen!“, plärrte er. „Ich hab's nicht gewollt, bloß aus Versehen ist der Essig reingekippt!“ „Dann hat sich hier also ein Naturwunder ereignet. Die Flasche kam aus der Küche herbeigeflogen.“ „Ich wollte trinken und hab die Flaschen verwechselt und vor Schreck den Essig verschüttet ...“ Ich schlug ihm ins Gesicht. „Für wie dumm hältst du mich?“ Er krallte sich an meinen Armen fest. Ich fühlte, dass er Angst hatte, dadurch wuchsen seine Kräfte. Wir kämpften miteinander, bis er sich losriss und in die Ecke bei der Tür stürzte. Dort eingeklemmt, bezog er die ihm eigene Verteidigungsstellung, beide Arme über den Kopf gelegt, ein Bein stoßbereit vorgestemmt. Meine Mutter hatte gesagt, diese Reflexbewegung habe er wahrscheinlich schon als ganz kleines Kind gelernt, es sei ein schlimmes Zeichen. Das fand ich auch, ein Zeichen nämlich für seine feige Natur. Er selber hatte keine Bedenken, Schwächere zu schlagen. Aber sobald es ihm an den Kragen ging, verschanzte er sich, und dann kam man kaum an ihn heran, ohne gestoßen, gebissen und gekratzt zu werden. Mit aller Gewalt riss ich ihm die Arme herunter, so dass er sich erneut festkrallen musste, um mich am Schlagen zu hindern. Irgendwie gelang es ihm, er kam von mir los und stürzte in sein Zimmer. Gerade noch rechtzeitig klemmte ich den Fuß zwischen die Tür. Er kroch unters Bett. Ich lief in die Küche und ergriff den Besen. Als ich zurückkehrte, sah ich Peter unter dem Bett hervorspähen. Ich stieß mit dem Besenstiel nach ihm. Blind vor Zorn stocherte ich und rammte den Stiel in die hintersten Ecken, egal, wie und wo ich Peter traf. Er wimmerte leise.“ Noch einmal ein knappes halbes Jahrzehnt früher hatte Rainer Hohberg in seinem im Gebr. Knabe Verlag Weimar veröffentlichten Buch „Der Junge aus Eisenach“ zu einer Begegnung mit Johann Sebastian Bach eingeladen: Wer war Johann Sebastian Bach? Wo und vor allem wie hat der heute weltberühmte Komponist gelebt? Fragen über Fragen, die sich die Schulklasse 7b aus Tannenstein stellt, deren Schule nur knapp 50 Kilometer entfernt von Eisenach steht – der Geburtsstadt von Bach. Der Ausgangspunkt der Rahmenhandlung, die nicht zuletzt einen Blick in das DDR-Schul- und Pionierleben Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erlaubt, ist ein sehr erfreulicher – die talentierte Katja hat beim Bezirksausscheid Junger Talente im Fach Klavier den 1. Platz belegt. Aber trotz dieses Erfolges kann die Klasse im Wettbewerb um den Wanderwimpel noch nicht so recht mithalten. Dann aber haben die Pioniere eine Idee und wollen in einem Forschungsauftrag das Leben des großen Komponisten erkunden und ein Programm und eine Wandzeitung zu Bach gestalten. Dazu fahren sie an ihrem Wandertag sogar nach Eisenach ins Bachhaus – entgegen dem Vorschlag, lieber den Erfurter Zoo zu besuchen. Auf diese Weise erfahren die Tannensteiner Schüler und mit ihnen die jungen Leser viel Interessantes und Wissenswertes aus dem Leben und Wirken von Johann Sebastian Bach als kleinem Jungen, der unbedingt Orgel spielen wollte, über seine Zeit als Organist in Arnstadt und seinen langen Besuch bei Buxtehude in Lübeck, aber auch über einen Arrest des Hofmusikers in Weimar und über sein Wirken als Thomaskantor in Leipzig. So entsteht ein farbiges Bild des Musikers und Menschen Bach. Der 1975 in der Reihe „Knabes Jugendbücherei“ erschienene „Junge aus Eisenach“ war die erste größere literarische Arbeit des Autors Rainer Hohberg. Geschrieben hatte er es als Einundzwanzigjähriger und darin eigene Erlebnisse verarbeitet. In Eisenach geboren, besuchte Hohberg dort mehrere Jahre eine Schule, in der einst auch Johann Sebastian Bach gelernt hatte. Die gebührende gesellschaftliche Aufmerksamkeit sei dem genialen Tonsetzer jedoch kaum zuteil geworden, wie Hohberg fand. Viele Kinder und Jugendliche kannten nicht einmal seinen Namen. Diesem Umstand wollte er seine Geschichten entgegensetzen. „Der Junge aus Eisenach“ erlebte fünf Auflagen und fand zahlreiche interessierte Leser. Und so geht die Geschichte los – zunächst noch ganz ohne Johann Sebastian: „Es war freitags in der letzten Unterrichtsstunde. Die Zeit tröpfelte langsam dahin. K-Wagen-Schleßinger, unser Musiklehrer, hatte bisher ununterbrochen geredet, hatte die Tafel mit Noten und anderen Zeichen vollgeschrieben, um uns den Unterschied zwischen Dur und Moll beizubringen. Herr Schleßinger war eigentlich Lehrer für den Unterrichtstag in der Produktion. Als K-Wagen-Konstrukteur und Leiter der erfolgreichen K-Wagen-Mannschaft unserer Schule hatte er unserem Ort Tannenstein und sich selbst einen Namen gemacht, den man im ganzen Bezirk kannte. Aber auch für den Musikunterricht kamen ihm seine technischen Fähigkeiten zustatten. An dem alten, schwarzen Konzertflügel, der in der linken Ecke des Musikkabinetts stand, war von ihm ein großes Vorhängeschloss angebracht worden, da man das eingebaute Schloss demoliert hatte. So konnten die Schüler in den Pausen nicht mehr darauf herumklimpern und das Instrument verstimmen. Aber leider war K-Wagen-Schleßinger etwas vergesslich. In jeder Musikstunde musste er uns die traurige Mitteilung machen, dass er den Schlüssel für den Flügel wieder vergessen habe und uns deshalb leider, leider nichts vorspielen könne. Die Sommersonne schien durch die geöffneten Fenster auf neunundzwanzig müde Schülergesichter. Sie lachte geradezu, und es war mir, als ob sie uns auslachte. Ich starrte in den blauen Himmel und kaute an einem schwierigen Gedanken herum. Ich versuchte mir vorzustellen, was passieren würde, wenn man mit einer Rakete in dieses Blau hineinfliegen könnte und immer geradeaus weiter. An ein Ende kommt man nicht. Das wusste ich von meinem Bruder. Aber ... „Rödinger, komm vor!“, donnerte Herr Schleßinger unerwartet los. Ich schreckte hoch, denn Rödinger, das war ich. Schleßinger sah man die Genugtuung an, mich aus meinen Gedanken geschreckt zu haben. „Erläutere mal bitte“, forderte er in einem gefährlich freundlichen Ton, „worin der Unterschied zwischen Dur und Moll besteht.“ Um die Zeit zum Überlegen zu gewinnen, ging ich langsam um die hintere Bank herum nach vorn zur Tafel. Das fasste Herr Schleßinger anscheinend als Provokation auf. Mir war trotz des Umweges nichts eingefallen. Ich stand da und schwieg. Er kam mit großen Schritten auf mich zu, postierte sich so nahe vor mir, dass ich den Zigarettenqualm aus seinem Anzug riechen konnte, und presste wütend zwischen seinen Zähnen hervor: „Rödinger, du alte Nachtmütze, dir werde ich ...“ Es mag Menschen geben, denen es nichts ausmacht, wenn ihnen so etwas gesagt wird. Ich werde diese Beschimpfung wohl in meinem ganzen Leben nicht wieder vergessen. In der Klasse murrten einige. Stühle knarrten. Die Unruhe wurde stärker. Ich ging langsam zu meinem Platz zurück. Den Rest der Stunde saß ich da wie gelähmt und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Schleßinger nahm Katja dran. Unsere Katja war beim Kreisausscheid Junger Talente als beste Klavierspielerin ausgezeichnet worden. Sie wusste alles: „Dur und Moll sind unsere wichtigsten Tongeschlechter. Je nachdem, was für Intervalle die einzelnen Töne einer Tonleiter im Vergleich zum Grundton bilden, sprechen wir von Dur- oder Moll-Tonleitern. Große Terz in Dur - kleine Terz in Moll. Große Sext in Dur - kleine Sext in Moll ...“ Ich verstand nur Bahnhof. Rote und schwarze Ringe tanzten vor meinen Augen. Mir wurde schwindlig. Während Katja sprach, schaute sie nicht Schleßinger, sondern mich an. Mit ihren großen, dunkelbraunen Augen, mitleidig. Soweit war es mit mir also schon gekommen.“ Die nächsten drei Angebote sind alles Eigenproduktionen der EDITION digital, welche sie jeweils sowohl als gedruckte Ausgabe wie als E-Books herausgebracht hat. 2015 erschien auf diese Weise „Der Traum des Templers und seine Reise über das Atlantische Meer. Ein historischer Roman über die Südamerikareise der Templer“ von Ulrich Hinse: Joao Lourenço, ein Templer, der als Johann Laurenz in der Nähe von Aachen groß wurde, hatte im Auftrag des Großmeisters Jaques de Molay einen Teil des Templervermögens nach Portugal gebracht. Mit Vertrauten des König Dionysius gelingt es, den in vielen christlichen Ländern verfolgten Templern eine neue Heimat in Portugal zu sichern und sie als Orden der Christusritter zu etablieren. Von dem Bischof von Lamego hört Joao, dass in Córdoba muslimische und jüdische Gelehrte Astronomie, Geografie und Kartenzeichnen unterrichten. Das interessiert ihn und er studiert die für Christen neuen Wissenschaften. Er kommt zu der Überzeugung, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel und auch Jerusalem nicht der Nabel der Welt ist, wie es die christlichen Mönche vermittelten. Er ist sicher, dass hinter dem Horizont des Atlantischen Meeres im Westen noch anderes Land liegen muss. Joao träumt davon, dorthin zu fahren. Er erwirbt ein schnelles Templerschiff, lässt es durch Handwerker des Ordens umbauen und wirbt Templerbrüder an, die mit ihm ins Unbekannte fahren wollen. Joao Lourenço findet das von Jan van Koninck (siehe dazu das Buch „Das Gold der Templer“) versteckte Gold und finanziert damit die Umsetzung seines Traums. Mit den herbstlichen Passatwinden fahren sie übers Meer nach Westen. Ein Roman aus der Zeit des tiefsten Mittelalters mit ehrenhaften Rittern, dogmatischen Klerikern, gelehrten Muslimen und erfinderischen Juden. Und natürlich mit fiesen Schurken. Aber beschäftigten wir uns zunächst einmal kurz mit der Hauptfigur und schauen in das erste Kapitel des historischen Romans: „Joao Lourenço war Tempelritter. Und er stellte etwas dar. Und das wusste er auch. Sein Selbstbewusstsein war groß, aber nicht so überzogen, dass er arrogant gewirkt hätte. Eigentlich hieß der große, kräftige, junge Mann gar nicht Joao Lourenço, sondern mit richtigem Namen Johann Laurenz, war Sohn eines angesehenen Kaufmanns und stammte aus der Nähe von Aachen. Er hatte sich im Zorn von seinem Elternhaus getrennt, war nach Paris gelangt und hatte dort zu den Templern gefunden, wo er zunächst bei dem Präzeptor Gerard de Villars als Knappe gedient hatte. Der Ritter hatte seine Gewandtheit und seine Intelligenz erkannt und so war er zum Ritter aufgestiegen und zusammen mit dem Flamen Jan van Koninck in den Orden aufgenommen worden. Mit Jan hatte er sich verbunden gefühlt, weil der ein ähnliches Schicksal erlitten hatte. Joao war bei den anderen Rittern beliebt, wegen seiner Umsichtigkeit geachtet und wegen seiner Körperkraft und Geschicklichkeit im Umgang mit den verschiedensten Waffen gefürchtet. Nicht zuletzt deshalb hatte Jaques de Molay, der Großmeister des Templerordens, den dunkelblonden Mann mit den ebenmäßigen Gesichtszügen aus dem kleinen Ort Heristal nahe Aix la Chapelle zu einem der Männer bestellt, die den Schatz der Templer in Sicherheit bringen sollten. Joao war knapp dreißig Jahre alt und deutlich größer als die meisten Männer seiner Zeit. Er überragte sie um mehr als eine Haupteslänge. Stolz trug er den weißen Mantel mit dem leuchtendroten Kreuz auf der Brust, den er erst vor gut einem Jahr von Jaques de Molay verliehen bekommen hatte, als er in den Orden aufgenommen worden war. Unter dem Mantel war das Kettenhemd zu erkennen und sein kräftiges, dunkelblondes, langes Haar wurde durch die Kapuze des Kettenhemdes verdeckt. Das Schwert an seiner linken Seite wurde nur unzureichend von dem Mantel verhüllt. Sein Gesicht war offen und wurde, anders als bei den meisten Tempelrittern, von einem gekräuselten Vollbart umrahmt. Er erschien allen, die mit ihm zu tun hatten, als ein freundlicher Mensch. Keiner hatte das Gefühl, sich vor ihm fürchten zu müssen. Wenn es aber sein musste, war er ein unerbittlicher, ja gelegentlich gnadenloser Streiter für den Glauben und seinen Orden. Es hatte ihm wehgetan, als er von Jaques de Molay von der bevorstehenden Verhaftung aller Templer in Frankreich in Kenntnis gesetzt wurde. Geehrt hatte ihn das Vertrauen seines Großmeisters, der ihn als Vertreter des Ritters Gerard de Villars einsetzte. De Villars wurde beauftragt, einen Teil des riesigen Ordensvermögens vor dem Zugriff des französischen Königs zu retten. Mit Schiffen des Ordens, die im Hafen der Stadt La Rochelle lagen, sollten sie nach Süden fahren. Das genaue Ziel kannte nur de Villars. Sein Freund Jan van Koninck, ein Ritter aus Flandern, der mit ihm zusammen im Temple de Paris ausgebildet und in die Reihen der Tempelritter aufgenommen worden war, sollte mit einem Wagenzug nach Kastilien und weiter zur Templerfestung Ponferrada. Ein weiterer Wagenzug der Templer sollte von der Kanalküste nach England übersetzen, um sich dort in Sicherheit vor ihren Verfolgern zu bringen. Knapp ein Jahr war vergangen, als sie sich von Paris aus in Bewegung gesetzt hatten. Nahe Orleans hatten sich die Wagenzüge getrennt. Villars und er waren Richtung La Rochelle weitergezogen, während Guido de Voisius und Jan van Koninck in Richtung der alten Westgotenresidenz Rennes le Chateau weitergefahren waren. Überraschend hatten sie sich im Sommer, der auf die Verhaftungen folgte, in der Templerfestung Ponferrada im iberischen Königreich Kastilien y Leon wiedergetroffen. De Villars hatte die Templerschiffe in einem kleinen Hafen in Asturien entladen lassen, um sie dann mit ihren Mannschaften nach, wer weiß wohin, zu entlassen. De Villars hatte Joao die Fracht und das Kommando übergeben und wollte allein auf dem Landweg nach Barcelona und von dort weiter zu den Ordensbrüdern nach Mallorca. Joao hatte sich für Portugal entschieden. Warum, wusste er nicht. Es war nur so ein Gefühl gewesen. Jetzt stand Joao Lourenço in einer kleinen Kirche in Galiziens Bergen gut eine Tagesreise südlich von Ponferrada und ebenso weit von der portugiesischen Grenze nördlich Bragança entfernt. Tränen rannen seine Wangen hinunter. Am Altar stand ein Mönch, der vor den Tempelrittern eine Totenmesse zelebrierte. Vor einer halben Stunde hatten sie vor dem Portal der kleinen Kirche seinen Freund Jan van Koninck beerdigt. Er war im Kampf gegen Söldner des französischen Königs, die ihn verfolgt hatten, um ihm das Gold der Templer abzunehmen, schwer verwundet worden. Die Hilfe durch Joao und seine Männer war eine halbe Stunde zu spät eingetroffen. Joao hatte zwar die Söldner niedergemacht, aber seine Ordensbrüder konnten nicht mehr gerettet werden. Jan hatten sie schwer verletzt vom Schlachtfeld geborgen und zu einem nicht weit entfernten Kloster gebracht. Aber die Mönche konnten auch nichts mehr für ihn tun. Auf seinen Wunsch hin hatten sie Jan von Koninck nach Santiago de la Requejada getragen, wo er vor dem Portal der kleinen Kirche bestattet werden wollte. Joao hatte sich zwar gewundert, aber der Wunsch seines Freundes war ihm Befehl gewesen. Der Abt hatte ihnen einen seiner Mönche als Wegkundigen mitgegeben, der auch die Totenmesse zelebrieren sollte. Und so waren Joao und seine Mannen den mühsamen Weg hinauf in die Berge geritten und an der kleinen, verlassenen Kirche angekommen. Verwundert hatte sich Joao umgesehen. Der Ort war ganz offensichtlich unbewohnt, die Häuser von allen Menschen verlassen. Einige wenige Ziegen grasten in der Nähe und ließen vermuten, dass Hirten anwesend waren. Zu sehen waren sie nicht. Seltsam war, dass genau hier in dieser Einöde Jan van Koninck hatte begraben werden wollen.“ Ebenfalls 2015 veröffentlichte Brigitte Rabeler bei der EDITION digital das Buch „Stolperjahre“: Felix, ein kleiner dickbäuchiger, aber in Mathematik begabter Junge lebt mit seiner Mutter allein. Seine Freunde sind der Opa, der ihm oft den fehlenden Vater ersetzen muss und Peter, ein begeisterter Fußballspieler. Durch seine Naschhaftigkeit, die auch vor fremden Türen nicht Halt macht, gefährdet er die Freundschaft mit Peter und gerät durch Ausreden in immer tiefere Konflikte. Da hilft ihm auch kein Kobold, der ihn nachts in seinen Träumen aufsucht. Auch die Erfüllung seines größten Wunsches, einen Vater zu bekommen, gerät ins Wanken, da dieser das Fußballidol seines besten Freundes ist. Wir lernen Felix gleich kennen – auch wenn das erste Kapitel des Buches fast wie ein Märchen anfängt, fast wie ein Märchen, wie auch die Autorin zugibt: „Es war einmal ein Junge. Ja, mit „es war einmal“, so fangen fast alle Märchen an. Aber dieses ist kein Märchen. Es geschah erst vor Kurzem und ganz in deiner Nähe in einem kleinen Städtchen am Rande eines großen Fußballfeldes. Also, noch einmal. Es war einmal ein Junge, der hieß Felix, Felix Kuhlbaum. An einem warmen Herbsttag saßen also der fünfjährige Felix und sein Opa Kurt auf dem Steg am See und ließen die Beine baumeln. Felix‘ Beine waren noch zu kurz, um in das kühle Nass einzutauchen. Darum spritzte Opa Kurt mit seinen großen Füßen dem Kleinen das Wasser auf die Beine. Das fand Felix spaßig und er jauchzte vor Vergnügen. Felix war gern bei Opa Kurt. Er konnte herrliche Seemannsgeschichten erzählen, aber auf großer Fahrt war er noch nie gewesen. Vor allem aber konnte er Fische fangen, denn er war Fischer. Bei Opa Kurt war es stets interessant. Überall gab es was zu entdecken oder zu beobachten. Und wenn Opa mal keine Zeit hatte, spielte er mit der vierjährigen Daysi, der schwarz-braun gefärbten Schäferhündin. Leider konnte Felix immer nur zum Opa, wenn dieser Zeit für ihn hatte. Das aber kam drei- bis viermal im Jahr vor. Ein altes Bauernhaus mit Scheune, das Opa Kurt von seinen Eltern geerbt hatte, ein kleiner Garten, und was das Beste war, ein Motorboot nannte er sein eigen. Zwar war das Boot nur ein Ruderkahn mit Außenbordmotor. Das aber war Felix vollkommen schnuppe. Viel zu gern fuhr er mit Opa Kurt an den Schilfgürtel, wo sie gemeinsam die Angeln auswarfen. In die Scheune und in den Schuppen durfte Felix nicht alleine gehen. Opa Kurt ermahnte ihn immer wieder, dass es zu gefährlich sei, da dort allerlei scharfes Werkzeug aufbewahrt wurde. Beim letzten Besuch hatten sie im Stroh ein Kätzchen entdeckt, das ihre Jungen gerade geworfen hatte. Felix war jeden Tag hingegangen, hatte sich in eine Ecke gesetzt, die Opa ihm zugewiesen hatte und die Kätzchen beobachtet. Diesen Herbst wollte Opa Kurt ihm zeigen, wie man ein kleines Segelboot bauen kann. Auch wollte er mit Felix Drachen steigen lassen. Darauf freute sich Felix schon sehr. Eigentlich war er ganz froh, als Opa Kurt anrief und sagte, dass er einige Tage zu Hause wäre und Felix zu ihm kommen könnte. Es waren doch Herbstferien, und der Hort, wie auch der Kindergarten, blieben für eine Woche geschlossen. Beide waren unter einem Dach, weil sonst die größeren schulpflichtigen Kinder nach der Schule ein Dorf weiter fahren müssten, um betreut zu werden. Außerdem hatte er keine Lust, mit den anderen draußen zu spielen. Sie hatten ihn mal wieder geärgert. Sein kleiner runder Bauch war oft genug Anlass zu Spötteleien. Er naschte ja auch viel zu gerne. Und besonders Kühlschränke hatten es ihm angetan. In ihm waren oft so wunderbare Speisen zu sehen, dass er immer etwas herausnahm und in den Mund steckte. Dieses Mal war es aber etwas anderes. Als seine Horterzieherin Frau Speck am letzten Tag vor den Ferien alle Kinder fragte, wo sie in den Ferien bleiben werden, hatte Felix geantwortet, dass er wieder zu Opa Kurt fährt. Sein Opa war erst 49 Jahre und ein sehr gut aussehender Mann mit einem kleinen Schnauzer. Einmal hatte er Felix vom Kindergarten abgeholt und mit der Erzieherin geflirtet. Das hatten natürlich die größeren Kinder mitbekommen. Seitdem lästerten sie, wenn Felix zum Opa fuhr. Sie meinten, Felix wäre seine Ersatzfreundin oder auch Lückenbüßer. Felix konnte zwar nicht viel mit den versteckten Anspielungen anfangen, war aber immer sehr verletzt.“ Nicht um einen Jungen, sondern um ein Mädchen geht es in dem 2016 bei der EDITION digital auch wieder sowohl als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book erschienenen Buch „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren, auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Aber schauen wir mal, was bei einem Orkan in dem Dorf passiert, wo das Mädchen aufwächst. Und achten Sie bitte genau auf den Schluss dieses Ausschnitts: „Nicht weit von dem Ort entfernt, wo die unterirdische Feier stattgefunden hatte, befand sich ein abgelegenes Dorf. Dieser Ort war von Ackerflächen umgeben. So wirkte er wie eine einsame Insel zwischen den Feldern. In der Dorfmitte stand eine denkmalgeschützte Feldsteinkirche. Die Anzahl der Häuser war übersichtlich. Die Kirche wurde von einer hohen Friedhofsmauer, die ebenfalls aus Feldsteinen bestand, umsäumt. Diese Steine waren Findlinge, die vor langer Zeit durch die Eiszeit hierher gebracht und nutzbringend verwertet wurden. Feldsteine gab es in dieser Gegend in Hülle und Fülle. Immer wieder mussten die Steine von den Feldern abgesammelt werden, sonst könnte es bei der Ernte für die Mähdrescher gefährlich werden. Kirche und Friedhofsmauer wurden kürzlich fachgerecht instandgesetzt und so boten beide zusammen ein schönes Bild im Dorfzentrum, um das die Bewohner des Dorfes von vielen Menschen aus der Umgebung beneidet wurden. Dass diese Instandsetzung durchgeführt werden konnte, war der Initiative einzelner Dorfbewohner zu verdanken. Sie unternahmen erfolgreich etwas gegen den Zerfall der Dorfmitte und sammelten Spendengelder von verschiedenen Stiftungen ein. Ein einsames Wohnhaus aus roten Backsteinen stand am Dorfende. Zu dem ummauerten Gehöft gehörte auch eine aus Feldsteinen errichtete Scheune, die gigantische Ausmaße hatte. In sie hatte man Ställe, Schuppen und Garagen integriert. Dennoch war noch genügend Platz vorhanden. Die asphaltierte Straße, die zu dem Haus führte, endete hier und mündete in einen Feldweg ein. An dem entgegengesetzten Ende des Dorfes befand sich ein großes Gut. Das wurde vor Jahren von einem Mann gekauft, der allen im Ort erzählte, er sei ein Graf, egal ob die Leute das hören wollten oder nicht. In diesem Teil von Deutschland war es wieder möglich, Gutshäuser und Schlösser zu erwerben. Der Name des neuen Besitzers ließ darauf schließen, dass das, was er den Leuten erzählte, stimmte. Woher er kam, wusste keiner. Wenn ihn jemand darauf ansprach, schien er gezielt mit Nebelbomben zu werfen. Das, was man herausbekam, ließ vermuten, dass er schon in vielen Gegenden der Welt gewesen war. Er sprach verschiedene Sprachen fließend, wie seine engsten Mitarbeiter feststellten. Die Straße endete genau am Eingangstor des Gutshofes, der, wie das Gutshaus, riesig war. Die Straße, die aus dem Ort heraus führte, begann in der Dorfmitte. Sie stieß rechtwinklig auf die Dorfstraße. Hier befanden sich die Bushaltestelle mit der Wendeschleife sowie der Briefkasten. Die Erben des Gutes wollten das große Anwesen nicht mehr haben, weil sie die dazugehörigen landwirtschaftlichen Flächen, die das ganze Dorf umschlossen, nach der deutschen Vereinigung nicht wiederbekamen. Sie wollten oder konnten diese Flächen nicht kaufen. Die Ackerflächen hatte der neue Gutsbesitzer von der Treuhandgesellschaft gleich mit erworben und betrieb jetzt einen landwirtschaftlichen Betrieb. Er hatte sich auf Ackerbaukulturen wie Mais, Raps und Getreide spezialisiert. Einige Leute hatten Arbeit bei ihm gefunden, wenn auch nur in der Saison, in der die Kulturen gepflegt und geerntet wurden. War dies geschehen, wurden die Arbeitskräfte noch für die Aussaat benötigt. Dann mussten sie auf das nächste Frühjahr warten. Tiere gab es auf dem Gut nicht. Die Dorfbewohner, die sonst noch Arbeit hatten, mussten das Dorf verlassen und weit fahren, um ihre Arbeitsstelle zu erreichen. Die regionale Arbeitslosigkeit war hoch. Es war nicht absehbar, dass es irgendwann hier weniger Arbeitslose geben würde. Zu viele Arbeitsplätze brachen in der Vergangenheit weg und neue entstanden nicht. Von einem großen Investor träumte hier keiner mehr. Darum nahm man die weiten Wege zur Arbeit in Kauf. Hier lebte man nur noch, weil man Eigentum hatte. Viele Menschen waren abgewandert. Diesen Trend gab es schon lange und der würde wohl noch weitergehen. Eine Umkehrung des Trends war nicht einmal ansatzweise erkennbar und das, obwohl die Vertreter der Politik nicht aufhörten zu erzählen, dass sie alles taten, um die Abwanderung zu stoppen. Es setzte langsam, aber stetig, eine Überalterung der Bevölkerung ein. Ansonsten gab es in dem Dorf nichts weiter. Der Kindergarten war seit Jahren geschlossen. Eltern, die noch Kinder in dem Alter hatten, mussten in den nächsten Ort fahren, wo noch einer existierte. Der einstige Dorfladen hatte dichtgemacht. Die Frau, der auch das Haus gehörte, hatte das Rentenalter erreicht. Ein Nachfolger fand sich nicht. Der Laden rentierte sich nicht mehr. Wenn man einkaufen wollte, musste man auf Verkaufsfahrzeuge der umliegenden Bäckereien, Fleischereien oder anderer Einrichtungen, die regelmäßig durch den Ort fuhren, warten oder mit dem Auto in die zwanzig Kilometer entfernte Kreisstadt fahren. Wer kein Auto hatte, konnte sich nicht problemlos versorgen. Die Fahrzeiten der Linienbusse ließen das nicht zu. Die Freiwillige Feuerwehr war nicht mehr eigenständig. Sie hatte sich mit der Feuerwehr aus dem Nachbarort zusammengeschlossen. Man musste Geld sparen. Hinter der Kirche befand sich der Friedhof. Daran grenzte der Sportplatz, auf dem der örtliche Fußballverein regelmäßig am Wochenende trainierte. Wenn hier Fußballspiele stattfanden, war das Dorf für wenige Stunden belebt, bis wieder jeder seiner Wege ging. Auch eine Schule gab es nicht mehr. Das einstige Schulgebäude war wieder Teil des Gutes. Die nicht mehr so zahlreich vorhandenen Kinder wurden mit den Schulbussen zu den umliegenden Schulen gefahren oder gleich in die Kreisstadt, wo sich auch die weiterführenden Schulen befanden. Dem Kalender nach hätte es eigentlich noch kalt sein müssen. Aber tagsüber war es brütend heiß, obwohl kein Sonnenstrahl zu sehen war. Die Hitze drückte. Am Himmel braute sich etwas zusammen. Das war jedem im Dorf klar, wenn er nach oben schaute. Es war nur komisch, dass der Wetterbericht nichts vorhergesagt hatte. In den Bäumen am Dorfrand, wo sich das Gut befand, hatten sich sehr viele Vögel niedergelassen. Angesichts des aufkommenden Unwetters achtete keiner darauf, sonst hätte sich jeder Vogelkundige gewundert, diese Vögel hier so zahlreich anzutreffen. Es waren Kolkraben, die hier sonst nur vereinzelt vorkamen. Einer unter ihnen war unnatürlich groß, das hätte jeden Vogelkenner verwundert. Aber die Menschen im Dorf achteten nicht darauf, weil sie mit sich und dem aufkommenden Unwetter zu tun hatten. Zunehmend bewölkte sich am Nachmittag der Himmel. Aber es kühlte sich nicht ab. Die Raben saßen die ganze Zeit in den Bäumen und waren stumm, so als erwarteten sie etwas Großes. Es sah so aus, als ob sie das Gut beobachteten. Plötzlich erhoben sich die Vögel und flogen davon. Wer sie beobachtet hätte, hätte bemerkt, dass der riesige Rabe die Schar anführte. In einer Senke, mitten auf der Ackerfläche, verschwanden alle. Aber es achtete keiner darauf. Man hatte mit dem, was da kommen sollte, zu tun und traf Vorkehrungen. Dann wurde es stürmisch. Die Leute begannen eilig, Türen und Fenster zu verschließen. Viele Hausbesitzer ließen die Jalousien herunter. Hof-, Stall- und Scheunentüren hatte man gesichert. Man ahnte, dass das Unwetter heftig werden würde. Es wurde stockfinster. Man hatte den Eindruck, die Nacht wäre innerhalb von Minuten hereingebrochen. Die Straßenbeleuchtung hatte sich eingeschaltet und in den Häusern brannte Licht. Der Orkan, der nun zu toben begann, ließ es in den Schornsteinen der Häuser laut aufheulen. Die ersten Äste brachen von den Bäumen. Dann wurde es taghell. Blitze zuckten auf. Merkwürdigerweise donnerte es noch nicht. Aber als es damit anfing, bekamen es die Menschen mit der Angst zu tun. Die Donnerschläge waren äußerst heftig und ließen alles ringsum erbeben. So etwas hatte hier noch keiner erlebt. Dann begann der Regen schlagartig und wie eine Sintflut. Er wurde von kirschgroßen Hagelkörnern durchmischt. Die prasselnden Hagelgeräusche trugen nicht zur Ruhe der Menschen bei. Wenige Minuten später liefen die ersten Dachrinnen über. Dazu peitschten die Windböen und die Blitze, die vom Donner begleitet wurden. Sie ließen die Einwohner erzittern. Die Wassermassen flossen als Sturzbäche von den Gehöften auf die tiefer gelegene Straße. Sie verwandelten sie in einen reißenden Strom aus Schlamm und Wasser, der Richtung Gut floss. Vor dem Gut bogen die Wassermassen ab und bahnten sich ihren Weg über die Ackerflächen. Sie flossen weiter zur Senke. Auch zum Haus am anderen Ende des Dorfes bewegten sich die Wassermassen und bogen dann Richtung Senke ab. Das Unwetter tobte die ganze Nacht. Viele Keller liefen voll Wasser. Am Morgen war alles vorbei. Die Leute wagten sich jetzt nach draußen, um die Schäden zu begutachten. Einige Häuser hatten keine Dächer mehr und auf den Straßen lagen umgestürzte Bäume. Viele Fensterscheiben waren kaputt und sogar einige Vordächer an den Häusern. Alles Mögliche lag im Dorf herum. Die Straßen waren überschwemmt. Rohr- und Kanalsysteme waren nicht mehr in der Lage, die heruntergekommenen Wassermassen aufzunehmen. Wasser war noch ausreichend vorhanden und floss nur langsam ab. Später sollte man feststellen, dass die Straßen an einigen Stellen unterspült waren. Die Menschen waren wie betäubt. Erst allmählich kamen sie zu sich. Die Aufräumarbeiten begannen. Hilfe ließ auf sich warten. Später sollten die Bewohner erfahren, dass es seit Menschengedenken hier so einen Sturm noch nicht gegeben hatte. Geahnt hatten sie das schon, als sie die Schäden sahen. Außerhalb des Dorfes gab es zwei Grundstücke, die nichts abbekommen hatten. Das eine war das Gut und das andere das einzeln stehende Haus am anderen Dorfende.“ Haben Sie genau aufgepasst? Es dürfte doch wohl wahrscheinlich kein Zufall gewesen, dass das schreckliche Unwetter nur zwei Grundstücke verschont hatte. Oder was glauben Sie? Wenn Sie mehr wissen wollen, dann lassen Sie sich auf diese spannende Geschichte zwischen Wirklichkeit und Fantasy ein, die nicht zuletzt viel Mut machen kann – auch und vor allem dann, wenn man sich bedroht fühlt wie Nadja Kirchner. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/editiondigital/news/3777 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: Die vor 22 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 900 Titel (Stand April 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte Bücher neu. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Der gefälschte Regengott, ein Klavier mit Vorhängeschloss, der Traum eines Tempelritters und ein Mädchen zwischen Wirklichkeit und Fantasy – Sechs E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Auch dieses Mal ist wieder ganz schön viel los in den sechs Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 28.04.2017 - Freitag, 05.05.2017) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Eine Gruppe von Jugendlichen, die sich die Haifisch-Bande nennt, begibt sich auf eine nicht ungefährliche Zeitreise. Eine Opernsängerin adoptiert mehrere Kinder, und mit Peter gibt es Schwierigkeiten. Eine siebente Klasse macht sich noch zu DDR-Zeiten auf die Spuren von Johann Sebastian Bach. Einige Tempelritter wagen eine gefährliche Überfahrt. Felix, der gerne nascht, will mit seinem Opa ein kleines Segelboot bauen. Und ein zwölfjähriges Mädchen ist in Gefahr, bekommt aber von unerwarteter Seite Hilfe. Und je mehr man sich gerade in diese real-fantasy Geschichte versenkt, um so mehr zieht sie einen in ihren Bann … Im Jahre 2000 erschien im Würzburger Arena Verlag unter dem Titel „Verfolgung durch die grüne Hölle“ das dritte Buch, in dem Jan Flieger die Haifisch-Bande auf Zeitreise schickt: Ihr aktueller Ausflug führt Julia und Vanessa, Long Basti und Specki von der Haifisch-Bande wieder mit Hilfe der Zeitkugel von Old Krusemann, dem alten Seebären, zu den Maya. Eine große Maya-Ausstellung im Stadtmuseum hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt. Noch neugieriger aber waren sie geworden, als sie in der Ausstellung erfuhren, dass es sich bei der dort in einem Film gezeigten Skulptur des berühmten Regengottes Chac um eine Fälschung handelt. Aber wo ist das Original? Natürlich wollen es Julia und Vanessa, Long Basti und Specki finden und fliegen wieder durch die Zeiten zu den Maya. Tatsächlich finden sie dort die gesuchte Skulptur, kommen aber auch wieder in allergrößte Schwierigkeiten … Und so bereitet sich die Haifisch-Band auf ihren Ausflug durch die Zeiten vor, der natürlich wieder nur mit Hilfe von Old Krusemann und seiner Zeitkugel gelingen kann. Aber der alte Seebär hat eine Bitte: „Julia nickt zögernd und Long Bastis Antwort wartet Vanessa erst gar nicht ab. Sie rennt voraus, an der Skylandbrücke vorbei, durch die Straßen der Altstadt, immer den rot und weiß gestrichenen Leuchtturm vor Augen, der an der Spitze der Halbinsel steht, auf der sich auch Old Krusemanns Waggon befindet. Der alte Seebär wohnt nämlich nicht in einem Haus, sondern in einem alten Eisenbahnwaggon, den er leuchtend blau gestrichen hat, mit rotem Dach und weißen Fensterläden. Auf dem rostigen alten Anker vor dem Waggon hocken wie immer die Möwen. Einige fressen Old Krusemann sogar aus der Hand. Als die Kinder hereinstürmen, hockt Old Krusemann gerade an dem Tisch mit der Muschelplatte und bastelt an einem Flaschenschiff. Es riecht gewaltig nach Fisch in dem engen Raum. Wie in einer Fischfabrik. Julia verzieht das Gesicht. Vanessa gibt Old Krusemann einen Kuss auf die Wange. Dann zeigt sie ihm die Postkarte. „Da wollen wir hin!“ „Aber das ist ja ein Gemälde!“, wendet Old Krusemann ein. „Gibt es die Gegend denn überhaupt? Sonst weiß ich nicht, ob das überhaupt klappt.“ „Natürlich klappt das!“, behauptet Specki. „Auf jeden Fall finden wir das Bild toll“, ergänzt Julia vorsichtig. Aber da Julia immer übervorsichtig und sogar etwas ängstlich ist, klingt dieser Satz für die anderen geradezu nach wilder Entschlossenheit. „Wir wollen da unbedingt hin, zu den Geisterruinen im Dschungel“, bekräftigt Long Basti. Old Krusemann seufzt. „Wenn das man gut geht!“, brummt er. „Ihr werdet auf jeden Fall mehr Zeug mitnehmen müssen als beim letzten Mal. Zum Beispiel eine Machete, damit ihr euch im Urwald den Weg bahnen könnt. Ich hab da noch eine in meiner Seemannskiste. Die muss ich nur schärfen.“ „Und wenn wir alles zusammenhaben, versuchen wir’s?“, drängt Vanessa. Old Krusemann nickt nur. „Ja, min Deern!“ „Ich bin Vanessa“, grollt Vanessa leise. „Jaja, min Deern.“ Specki blickt Vanessa an und legt den Finger auf den Mund. Sie muss doch endlich mal begreifen, dass Old Krusemann zu jedem Mädchen „min Deern“ sagt. Genau so, wie er jeden Jungen mit „min Jong“ anredet. „Ihr müsst Tabletten gegen Malaria schlucken“, rät Old Krusemann. „Sonst seid ihr nachher krank. Malariatabletten habe ich auch noch irgendwo. Am besten, ich gebe sie euch gleich.“ „Klaro“, versichert Vanessa. Old Krusemann kramt in einem Schrank aus Treibholz und gibt jedem der vier eine Tablette. Dann spendiert er eine Cola. „Jeder einen Schluck und die Tablette ist runter.“ Dann besprechen die Kinder mit Old Krusemann, was sie alles auf die Reise mitnehmen. „Auf jeden Fall einen guten Fotoapparat und eine kleine Kamera“, meint Specki. „Wenn wir interessante Funde machen, müssen wir sie doch für die Nachwelt - äh, also für die Gegenwart festhalten.“ „Auf keinen Fall!“, fährt Old Krusemann auf. „Selbst wenn ihr einen solchen Ort findet, dürft ihr nie von ihm erzählen! Denn man wird euch fragen, wie ihr dorthin gekommen seid, zu den Maya-Ruinen. Und das will ich nicht! Die Kugel muss ein Geheimnis bleiben. Für immer!“ Ein bisschen mehr als zwei Jahrzehnte früher hatte Christa Grasmeyer im Verlag Neues Leben Berlin ihr Buch „Der unerwünschte Dritte“ veröffentlicht: Die Opernsängerin Edda Schumann aus Schwerin adoptiert Dörte als Baby und holt nach zwei Jahren noch die 12-jährige Sophie aus dem Heim, die sich daran gewöhnt hat, mit dem Verlust liebgewordener Menschen fertig zu werden. Mit viel Liebe und Geduld werden alle drei eine glückliche Familie. Und dann ist da noch Bodo und die erste Liebe der inzwischen 15-jährigen Dörte. Alles könnte so schön sein, wenn die Mutter nicht den 10-jährigen Peter aus dem Heim geholt hätte. Die Katze hat er getötet, die Fische vergiftet, er stört einfach. Und doch sucht Sophie verzweifelt eine lange Nacht hindurch den davongelaufenen Jungen, den sie vergrault hat. Schuld quält ihr Gewissen. Wenn wenigstens Bodo bei ihr wäre, aber der will seine Ruhe haben. Auch in dem folgenden kleinen Ausschnitt aus diesem Buch gibt es offenbar ein Problem mit Peter: „Dörte war mit den Hausaufgaben fast fertig, da hörte ich, dass Peter kam. Allerdings war ich einen Moment lang nicht ganz sicher, ob es Peter wirklich war. Kein Türenknallen, kein Poltern und Stampfen kündigte ihn an, sondern ein merkwürdig gedämpftes Einschnappen des Schlosses und ein leises Schurren. Aber als ich auf den Flur trat, sah ich ihn. Er stand, die Gummistiefel in der Hand, und griente mich an, lauernd, wie mir schien, jedenfalls nicht so frech wie sonst. Er behielt mich im Auge, während er vorsichtig die Stiefel abstellte, in seiner Hosentasche grabbelte und mir eine Handvoll schmieriger Kaubonbons hinstreckte. Diese erbärmliche, anbiedernde Geste brachte die Wut in mir zum Überkochen. Ich schlug ihm die Kaubonbons aus der Hand, packte ihn und zerrte ihn ins Zimmer vor das Aquarium. „Da, guck hin und freu dich! Es ist dir gelungen, sie sind alle tot.“ Er hatte zunächst keinen Widerstand geleistet. Nun begann er sich zu wehren und schrie: „"Das war ich nicht!“ „Wer sonst hat den Essig ins Wasser gegossen, meine Mutter etwa?“ Er stutzte. Er hatte wohl nicht erwartet, dass ich so schnell herausfinden würde, wodurch die Fische gestorben waren. Trotzdem leugnete er weiter. Dass er mal ehrlich etwas zugab, hatte ich noch nie erlebt. „Aus Versehen!“, plärrte er. „Ich hab's nicht gewollt, bloß aus Versehen ist der Essig reingekippt!“ „Dann hat sich hier also ein Naturwunder ereignet. Die Flasche kam aus der Küche herbeigeflogen.“ „Ich wollte trinken und hab die Flaschen verwechselt und vor Schreck den Essig verschüttet ...“ Ich schlug ihm ins Gesicht. „Für wie dumm hältst du mich?“ Er krallte sich an meinen Armen fest. Ich fühlte, dass er Angst hatte, dadurch wuchsen seine Kräfte. Wir kämpften miteinander, bis er sich losriss und in die Ecke bei der Tür stürzte. Dort eingeklemmt, bezog er die ihm eigene Verteidigungsstellung, beide Arme über den Kopf gelegt, ein Bein stoßbereit vorgestemmt. Meine Mutter hatte gesagt, diese Reflexbewegung habe er wahrscheinlich schon als ganz kleines Kind gelernt, es sei ein schlimmes Zeichen. Das fand ich auch, ein Zeichen nämlich für seine feige Natur. Er selber hatte keine Bedenken, Schwächere zu schlagen. Aber sobald es ihm an den Kragen ging, verschanzte er sich, und dann kam man kaum an ihn heran, ohne gestoßen, gebissen und gekratzt zu werden. Mit aller Gewalt riss ich ihm die Arme herunter, so dass er sich erneut festkrallen musste, um mich am Schlagen zu hindern. Irgendwie gelang es ihm, er kam von mir los und stürzte in sein Zimmer. Gerade noch rechtzeitig klemmte ich den Fuß zwischen die Tür. Er kroch unters Bett. Ich lief in die Küche und ergriff den Besen. Als ich zurückkehrte, sah ich Peter unter dem Bett hervorspähen. Ich stieß mit dem Besenstiel nach ihm. Blind vor Zorn stocherte ich und rammte den Stiel in die hintersten Ecken, egal, wie und wo ich Peter traf. Er wimmerte leise.“ Noch einmal ein knappes halbes Jahrzehnt früher hatte Rainer Hohberg in seinem im Gebr. Knabe Verlag Weimar veröffentlichten Buch „Der Junge aus Eisenach“ zu einer Begegnung mit Johann Sebastian Bach eingeladen: Wer war Johann Sebastian Bach? Wo und vor allem wie hat der heute weltberühmte Komponist gelebt? Fragen über Fragen, die sich die Schulklasse 7b aus Tannenstein stellt, deren Schule nur knapp 50 Kilometer entfernt von Eisenach steht – der Geburtsstadt von Bach. Der Ausgangspunkt der Rahmenhandlung, die nicht zuletzt einen Blick in das DDR-Schul- und Pionierleben Anfang der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erlaubt, ist ein sehr erfreulicher – die talentierte Katja hat beim Bezirksausscheid Junger Talente im Fach Klavier den 1. Platz belegt. Aber trotz dieses Erfolges kann die Klasse im Wettbewerb um den Wanderwimpel noch nicht so recht mithalten. Dann aber haben die Pioniere eine Idee und wollen in einem Forschungsauftrag das Leben des großen Komponisten erkunden und ein Programm und eine Wandzeitung zu Bach gestalten. Dazu fahren sie an ihrem Wandertag sogar nach Eisenach ins Bachhaus – entgegen dem Vorschlag, lieber den Erfurter Zoo zu besuchen. Auf diese Weise erfahren die Tannensteiner Schüler und mit ihnen die jungen Leser viel Interessantes und Wissenswertes aus dem Leben und Wirken von Johann Sebastian Bach als kleinem Jungen, der unbedingt Orgel spielen wollte, über seine Zeit als Organist in Arnstadt und seinen langen Besuch bei Buxtehude in Lübeck, aber auch über einen Arrest des Hofmusikers in Weimar und über sein Wirken als Thomaskantor in Leipzig. So entsteht ein farbiges Bild des Musikers und Menschen Bach. Der 1975 in der Reihe „Knabes Jugendbücherei“ erschienene „Junge aus Eisenach“ war die erste größere literarische Arbeit des Autors Rainer Hohberg. Geschrieben hatte er es als Einundzwanzigjähriger und darin eigene Erlebnisse verarbeitet. In Eisenach geboren, besuchte Hohberg dort mehrere Jahre eine Schule, in der einst auch Johann Sebastian Bach gelernt hatte. Die gebührende gesellschaftliche Aufmerksamkeit sei dem genialen Tonsetzer jedoch kaum zuteil geworden, wie Hohberg fand. Viele Kinder und Jugendliche kannten nicht einmal seinen Namen. Diesem Umstand wollte er seine Geschichten entgegensetzen. „Der Junge aus Eisenach“ erlebte fünf Auflagen und fand zahlreiche interessierte Leser. Und so geht die Geschichte los – zunächst noch ganz ohne Johann Sebastian: „Es war freitags in der letzten Unterrichtsstunde. Die Zeit tröpfelte langsam dahin. K-Wagen-Schleßinger, unser Musiklehrer, hatte bisher ununterbrochen geredet, hatte die Tafel mit Noten und anderen Zeichen vollgeschrieben, um uns den Unterschied zwischen Dur und Moll beizubringen. Herr Schleßinger war eigentlich Lehrer für den Unterrichtstag in der Produktion. Als K-Wagen-Konstrukteur und Leiter der erfolgreichen K-Wagen-Mannschaft unserer Schule hatte er unserem Ort Tannenstein und sich selbst einen Namen gemacht, den man im ganzen Bezirk kannte. Aber auch für den Musikunterricht kamen ihm seine technischen Fähigkeiten zustatten. An dem alten, schwarzen Konzertflügel, der in der linken Ecke des Musikkabinetts stand, war von ihm ein großes Vorhängeschloss angebracht worden, da man das eingebaute Schloss demoliert hatte. So konnten die Schüler in den Pausen nicht mehr darauf herumklimpern und das Instrument verstimmen. Aber leider war K-Wagen-Schleßinger etwas vergesslich. In jeder Musikstunde musste er uns die traurige Mitteilung machen, dass er den Schlüssel für den Flügel wieder vergessen habe und uns deshalb leider, leider nichts vorspielen könne. Die Sommersonne schien durch die geöffneten Fenster auf neunundzwanzig müde Schülergesichter. Sie lachte geradezu, und es war mir, als ob sie uns auslachte. Ich starrte in den blauen Himmel und kaute an einem schwierigen Gedanken herum. Ich versuchte mir vorzustellen, was passieren würde, wenn man mit einer Rakete in dieses Blau hineinfliegen könnte und immer geradeaus weiter. An ein Ende kommt man nicht. Das wusste ich von meinem Bruder. Aber ... „Rödinger, komm vor!“, donnerte Herr Schleßinger unerwartet los. Ich schreckte hoch, denn Rödinger, das war ich. Schleßinger sah man die Genugtuung an, mich aus meinen Gedanken geschreckt zu haben. „Erläutere mal bitte“, forderte er in einem gefährlich freundlichen Ton, „worin der Unterschied zwischen Dur und Moll besteht.“ Um die Zeit zum Überlegen zu gewinnen, ging ich langsam um die hintere Bank herum nach vorn zur Tafel. Das fasste Herr Schleßinger anscheinend als Provokation auf. Mir war trotz des Umweges nichts eingefallen. Ich stand da und schwieg. Er kam mit großen Schritten auf mich zu, postierte sich so nahe vor mir, dass ich den Zigarettenqualm aus seinem Anzug riechen konnte, und presste wütend zwischen seinen Zähnen hervor: „Rödinger, du alte Nachtmütze, dir werde ich ...“ Es mag Menschen geben, denen es nichts ausmacht, wenn ihnen so etwas gesagt wird. Ich werde diese Beschimpfung wohl in meinem ganzen Leben nicht wieder vergessen. In der Klasse murrten einige. Stühle knarrten. Die Unruhe wurde stärker. Ich ging langsam zu meinem Platz zurück. Den Rest der Stunde saß ich da wie gelähmt und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Schleßinger nahm Katja dran. Unsere Katja war beim Kreisausscheid Junger Talente als beste Klavierspielerin ausgezeichnet worden. Sie wusste alles: „Dur und Moll sind unsere wichtigsten Tongeschlechter. Je nachdem, was für Intervalle die einzelnen Töne einer Tonleiter im Vergleich zum Grundton bilden, sprechen wir von Dur- oder Moll-Tonleitern. Große Terz in Dur - kleine Terz in Moll. Große Sext in Dur - kleine Sext in Moll ...“ Ich verstand nur Bahnhof. Rote und schwarze Ringe tanzten vor meinen Augen. Mir wurde schwindlig. Während Katja sprach, schaute sie nicht Schleßinger, sondern mich an. Mit ihren großen, dunkelbraunen Augen, mitleidig. Soweit war es mit mir also schon gekommen.“ Die nächsten drei Angebote sind alles Eigenproduktionen der EDITION digital, welche sie jeweils sowohl als gedruckte Ausgabe wie als E-Books herausgebracht hat. 2015 erschien auf diese Weise „Der Traum des Templers und seine Reise über das Atlantische Meer. Ein historischer Roman über die Südamerikareise der Templer“ von Ulrich Hinse: Joao Lourenço, ein Templer, der als Johann Laurenz in der Nähe von Aachen groß wurde, hatte im Auftrag des Großmeisters Jaques de Molay einen Teil des Templervermögens nach Portugal gebracht. Mit Vertrauten des König Dionysius gelingt es, den in vielen christlichen Ländern verfolgten Templern eine neue Heimat in Portugal zu sichern und sie als Orden der Christusritter zu etablieren. Von dem Bischof von Lamego hört Joao, dass in Córdoba muslimische und jüdische Gelehrte Astronomie, Geografie und Kartenzeichnen unterrichten. Das interessiert ihn und er studiert die für Christen neuen Wissenschaften. Er kommt zu der Überzeugung, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel und auch Jerusalem nicht der Nabel der Welt ist, wie es die christlichen Mönche vermittelten. Er ist sicher, dass hinter dem Horizont des Atlantischen Meeres im Westen noch anderes Land liegen muss. Joao träumt davon, dorthin zu fahren. Er erwirbt ein schnelles Templerschiff, lässt es durch Handwerker des Ordens umbauen und wirbt Templerbrüder an, die mit ihm ins Unbekannte fahren wollen. Joao Lourenço findet das von Jan van Koninck (siehe dazu das Buch „Das Gold der Templer“) versteckte Gold und finanziert damit die Umsetzung seines Traums. Mit den herbstlichen Passatwinden fahren sie übers Meer nach Westen. Ein Roman aus der Zeit des tiefsten Mittelalters mit ehrenhaften Rittern, dogmatischen Klerikern, gelehrten Muslimen und erfinderischen Juden. Und natürlich mit fiesen Schurken. Aber beschäftigten wir uns zunächst einmal kurz mit der Hauptfigur und schauen in das erste Kapitel des historischen Romans: „Joao Lourenço war Tempelritter. Und er stellte etwas dar. Und das wusste er auch. Sein Selbstbewusstsein war groß, aber nicht so überzogen, dass er arrogant gewirkt hätte. Eigentlich hieß der große, kräftige, junge Mann gar nicht Joao Lourenço, sondern mit richtigem Namen Johann Laurenz, war Sohn eines angesehenen Kaufmanns und stammte aus der Nähe von Aachen. Er hatte sich im Zorn von seinem Elternhaus getrennt, war nach Paris gelangt und hatte dort zu den Templern gefunden, wo er zunächst bei dem Präzeptor Gerard de Villars als Knappe gedient hatte. Der Ritter hatte seine Gewandtheit und seine Intelligenz erkannt und so war er zum Ritter aufgestiegen und zusammen mit dem Flamen Jan van Koninck in den Orden aufgenommen worden. Mit Jan hatte er sich verbunden gefühlt, weil der ein ähnliches Schicksal erlitten hatte. Joao war bei den anderen Rittern beliebt, wegen seiner Umsichtigkeit geachtet und wegen seiner Körperkraft und Geschicklichkeit im Umgang mit den verschiedensten Waffen gefürchtet. Nicht zuletzt deshalb hatte Jaques de Molay, der Großmeister des Templerordens, den dunkelblonden Mann mit den ebenmäßigen Gesichtszügen aus dem kleinen Ort Heristal nahe Aix la Chapelle zu einem der Männer bestellt, die den Schatz der Templer in Sicherheit bringen sollten. Joao war knapp dreißig Jahre alt und deutlich größer als die meisten Männer seiner Zeit. Er überragte sie um mehr als eine Haupteslänge. Stolz trug er den weißen Mantel mit dem leuchtendroten Kreuz auf der Brust, den er erst vor gut einem Jahr von Jaques de Molay verliehen bekommen hatte, als er in den Orden aufgenommen worden war. Unter dem Mantel war das Kettenhemd zu erkennen und sein kräftiges, dunkelblondes, langes Haar wurde durch die Kapuze des Kettenhemdes verdeckt. Das Schwert an seiner linken Seite wurde nur unzureichend von dem Mantel verhüllt. Sein Gesicht war offen und wurde, anders als bei den meisten Tempelrittern, von einem gekräuselten Vollbart umrahmt. Er erschien allen, die mit ihm zu tun hatten, als ein freundlicher Mensch. Keiner hatte das Gefühl, sich vor ihm fürchten zu müssen. Wenn es aber sein musste, war er ein unerbittlicher, ja gelegentlich gnadenloser Streiter für den Glauben und seinen Orden. Es hatte ihm wehgetan, als er von Jaques de Molay von der bevorstehenden Verhaftung aller Templer in Frankreich in Kenntnis gesetzt wurde. Geehrt hatte ihn das Vertrauen seines Großmeisters, der ihn als Vertreter des Ritters Gerard de Villars einsetzte. De Villars wurde beauftragt, einen Teil des riesigen Ordensvermögens vor dem Zugriff des französischen Königs zu retten. Mit Schiffen des Ordens, die im Hafen der Stadt La Rochelle lagen, sollten sie nach Süden fahren. Das genaue Ziel kannte nur de Villars. Sein Freund Jan van Koninck, ein Ritter aus Flandern, der mit ihm zusammen im Temple de Paris ausgebildet und in die Reihen der Tempelritter aufgenommen worden war, sollte mit einem Wagenzug nach Kastilien und weiter zur Templerfestung Ponferrada. Ein weiterer Wagenzug der Templer sollte von der Kanalküste nach England übersetzen, um sich dort in Sicherheit vor ihren Verfolgern zu bringen. Knapp ein Jahr war vergangen, als sie sich von Paris aus in Bewegung gesetzt hatten. Nahe Orleans hatten sich die Wagenzüge getrennt. Villars und er waren Richtung La Rochelle weitergezogen, während Guido de Voisius und Jan van Koninck in Richtung der alten Westgotenresidenz Rennes le Chateau weitergefahren waren. Überraschend hatten sie sich im Sommer, der auf die Verhaftungen folgte, in der Templerfestung Ponferrada im iberischen Königreich Kastilien y Leon wiedergetroffen. De Villars hatte die Templerschiffe in einem kleinen Hafen in Asturien entladen lassen, um sie dann mit ihren Mannschaften nach, wer weiß wohin, zu entlassen. De Villars hatte Joao die Fracht und das Kommando übergeben und wollte allein auf dem Landweg nach Barcelona und von dort weiter zu den Ordensbrüdern nach Mallorca. Joao hatte sich für Portugal entschieden. Warum, wusste er nicht. Es war nur so ein Gefühl gewesen. Jetzt stand Joao Lourenço in einer kleinen Kirche in Galiziens Bergen gut eine Tagesreise südlich von Ponferrada und ebenso weit von der portugiesischen Grenze nördlich Bragança entfernt. Tränen rannen seine Wangen hinunter. Am Altar stand ein Mönch, der vor den Tempelrittern eine Totenmesse zelebrierte. Vor einer halben Stunde hatten sie vor dem Portal der kleinen Kirche seinen Freund Jan van Koninck beerdigt. Er war im Kampf gegen Söldner des französischen Königs, die ihn verfolgt hatten, um ihm das Gold der Templer abzunehmen, schwer verwundet worden. Die Hilfe durch Joao und seine Männer war eine halbe Stunde zu spät eingetroffen. Joao hatte zwar die Söldner niedergemacht, aber seine Ordensbrüder konnten nicht mehr gerettet werden. Jan hatten sie schwer verletzt vom Schlachtfeld geborgen und zu einem nicht weit entfernten Kloster gebracht. Aber die Mönche konnten auch nichts mehr für ihn tun. Auf seinen Wunsch hin hatten sie Jan von Koninck nach Santiago de la Requejada getragen, wo er vor dem Portal der kleinen Kirche bestattet werden wollte. Joao hatte sich zwar gewundert, aber der Wunsch seines Freundes war ihm Befehl gewesen. Der Abt hatte ihnen einen seiner Mönche als Wegkundigen mitgegeben, der auch die Totenmesse zelebrieren sollte. Und so waren Joao und seine Mannen den mühsamen Weg hinauf in die Berge geritten und an der kleinen, verlassenen Kirche angekommen. Verwundert hatte sich Joao umgesehen. Der Ort war ganz offensichtlich unbewohnt, die Häuser von allen Menschen verlassen. Einige wenige Ziegen grasten in der Nähe und ließen vermuten, dass Hirten anwesend waren. Zu sehen waren sie nicht. Seltsam war, dass genau hier in dieser Einöde Jan van Koninck hatte begraben werden wollen.“ Ebenfalls 2015 veröffentlichte Brigitte Rabeler bei der EDITION digital das Buch „Stolperjahre“: Felix, ein kleiner dickbäuchiger, aber in Mathematik begabter Junge lebt mit seiner Mutter allein. Seine Freunde sind der Opa, der ihm oft den fehlenden Vater ersetzen muss und Peter, ein begeisterter Fußballspieler. Durch seine Naschhaftigkeit, die auch vor fremden Türen nicht Halt macht, gefährdet er die Freundschaft mit Peter und gerät durch Ausreden in immer tiefere Konflikte. Da hilft ihm auch kein Kobold, der ihn nachts in seinen Träumen aufsucht. Auch die Erfüllung seines größten Wunsches, einen Vater zu bekommen, gerät ins Wanken, da dieser das Fußballidol seines besten Freundes ist. Wir lernen Felix gleich kennen – auch wenn das erste Kapitel des Buches fast wie ein Märchen anfängt, fast wie ein Märchen, wie auch die Autorin zugibt: „Es war einmal ein Junge. Ja, mit „es war einmal“, so fangen fast alle Märchen an. Aber dieses ist kein Märchen. Es geschah erst vor Kurzem und ganz in deiner Nähe in einem kleinen Städtchen am Rande eines großen Fußballfeldes. Also, noch einmal. Es war einmal ein Junge, der hieß Felix, Felix Kuhlbaum. An einem warmen Herbsttag saßen also der fünfjährige Felix und sein Opa Kurt auf dem Steg am See und ließen die Beine baumeln. Felix‘ Beine waren noch zu kurz, um in das kühle Nass einzutauchen. Darum spritzte Opa Kurt mit seinen großen Füßen dem Kleinen das Wasser auf die Beine. Das fand Felix spaßig und er jauchzte vor Vergnügen. Felix war gern bei Opa Kurt. Er konnte herrliche Seemannsgeschichten erzählen, aber auf großer Fahrt war er noch nie gewesen. Vor allem aber konnte er Fische fangen, denn er war Fischer. Bei Opa Kurt war es stets interessant. Überall gab es was zu entdecken oder zu beobachten. Und wenn Opa mal keine Zeit hatte, spielte er mit der vierjährigen Daysi, der schwarz-braun gefärbten Schäferhündin. Leider konnte Felix immer nur zum Opa, wenn dieser Zeit für ihn hatte. Das aber kam drei- bis viermal im Jahr vor. Ein altes Bauernhaus mit Scheune, das Opa Kurt von seinen Eltern geerbt hatte, ein kleiner Garten, und was das Beste war, ein Motorboot nannte er sein eigen. Zwar war das Boot nur ein Ruderkahn mit Außenbordmotor. Das aber war Felix vollkommen schnuppe. Viel zu gern fuhr er mit Opa Kurt an den Schilfgürtel, wo sie gemeinsam die Angeln auswarfen. In die Scheune und in den Schuppen durfte Felix nicht alleine gehen. Opa Kurt ermahnte ihn immer wieder, dass es zu gefährlich sei, da dort allerlei scharfes Werkzeug aufbewahrt wurde. Beim letzten Besuch hatten sie im Stroh ein Kätzchen entdeckt, das ihre Jungen gerade geworfen hatte. Felix war jeden Tag hingegangen, hatte sich in eine Ecke gesetzt, die Opa ihm zugewiesen hatte und die Kätzchen beobachtet. Diesen Herbst wollte Opa Kurt ihm zeigen, wie man ein kleines Segelboot bauen kann. Auch wollte er mit Felix Drachen steigen lassen. Darauf freute sich Felix schon sehr. Eigentlich war er ganz froh, als Opa Kurt anrief und sagte, dass er einige Tage zu Hause wäre und Felix zu ihm kommen könnte. Es waren doch Herbstferien, und der Hort, wie auch der Kindergarten, blieben für eine Woche geschlossen. Beide waren unter einem Dach, weil sonst die größeren schulpflichtigen Kinder nach der Schule ein Dorf weiter fahren müssten, um betreut zu werden. Außerdem hatte er keine Lust, mit den anderen draußen zu spielen. Sie hatten ihn mal wieder geärgert. Sein kleiner runder Bauch war oft genug Anlass zu Spötteleien. Er naschte ja auch viel zu gerne. Und besonders Kühlschränke hatten es ihm angetan. In ihm waren oft so wunderbare Speisen zu sehen, dass er immer etwas herausnahm und in den Mund steckte. Dieses Mal war es aber etwas anderes. Als seine Horterzieherin Frau Speck am letzten Tag vor den Ferien alle Kinder fragte, wo sie in den Ferien bleiben werden, hatte Felix geantwortet, dass er wieder zu Opa Kurt fährt. Sein Opa war erst 49 Jahre und ein sehr gut aussehender Mann mit einem kleinen Schnauzer. Einmal hatte er Felix vom Kindergarten abgeholt und mit der Erzieherin geflirtet. Das hatten natürlich die größeren Kinder mitbekommen. Seitdem lästerten sie, wenn Felix zum Opa fuhr. Sie meinten, Felix wäre seine Ersatzfreundin oder auch Lückenbüßer. Felix konnte zwar nicht viel mit den versteckten Anspielungen anfangen, war aber immer sehr verletzt.“ Nicht um einen Jungen, sondern um ein Mädchen geht es in dem 2016 bei der EDITION digital auch wieder sowohl als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book erschienenen Buch „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren, auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Aber schauen wir mal, was bei einem Orkan in dem Dorf passiert, wo das Mädchen aufwächst. Und achten Sie bitte genau auf den Schluss dieses Ausschnitts: „Nicht weit von dem Ort entfernt, wo die unterirdische Feier stattgefunden hatte, befand sich ein abgelegenes Dorf. Dieser Ort war von Ackerflächen umgeben. So wirkte er wie eine einsame Insel zwischen den Feldern. In der Dorfmitte stand eine denkmalgeschützte Feldsteinkirche. Die Anzahl der Häuser war übersichtlich. Die Kirche wurde von einer hohen Friedhofsmauer, die ebenfalls aus Feldsteinen bestand, umsäumt. Diese Steine waren Findlinge, die vor langer Zeit durch die Eiszeit hierher gebracht und nutzbringend verwertet wurden. Feldsteine gab es in dieser Gegend in Hülle und Fülle. Immer wieder mussten die Steine von den Feldern abgesammelt werden, sonst könnte es bei der Ernte für die Mähdrescher gefährlich werden. Kirche und Friedhofsmauer wurden kürzlich fachgerecht instandgesetzt und so boten beide zusammen ein schönes Bild im Dorfzentrum, um das die Bewohner des Dorfes von vielen Menschen aus der Umgebung beneidet wurden. Dass diese Instandsetzung durchgeführt werden konnte, war der Initiative einzelner Dorfbewohner zu verdanken. Sie unternahmen erfolgreich etwas gegen den Zerfall der Dorfmitte und sammelten Spendengelder von verschiedenen Stiftungen ein. Ein einsames Wohnhaus aus roten Backsteinen stand am Dorfende. Zu dem ummauerten Gehöft gehörte auch eine aus Feldsteinen errichtete Scheune, die gigantische Ausmaße hatte. In sie hatte man Ställe, Schuppen und Garagen integriert. Dennoch war noch genügend Platz vorhanden. Die asphaltierte Straße, die zu dem Haus führte, endete hier und mündete in einen Feldweg ein. An dem entgegengesetzten Ende des Dorfes befand sich ein großes Gut. Das wurde vor Jahren von einem Mann gekauft, der allen im Ort erzählte, er sei ein Graf, egal ob die Leute das hören wollten oder nicht. In diesem Teil von Deutschland war es wieder möglich, Gutshäuser und Schlösser zu erwerben. Der Name des neuen Besitzers ließ darauf schließen, dass das, was er den Leuten erzählte, stimmte. Woher er kam, wusste keiner. Wenn ihn jemand darauf ansprach, schien er gezielt mit Nebelbomben zu werfen. Das, was man herausbekam, ließ vermuten, dass er schon in vielen Gegenden der Welt gewesen war. Er sprach verschiedene Sprachen fließend, wie seine engsten Mitarbeiter feststellten. Die Straße endete genau am Eingangstor des Gutshofes, der, wie das Gutshaus, riesig war. Die Straße, die aus dem Ort heraus führte, begann in der Dorfmitte. Sie stieß rechtwinklig auf die Dorfstraße. Hier befanden sich die Bushaltestelle mit der Wendeschleife sowie der Briefkasten. Die Erben des Gutes wollten das große Anwesen nicht mehr haben, weil sie die dazugehörigen landwirtschaftlichen Flächen, die das ganze Dorf umschlossen, nach der deutschen Vereinigung nicht wiederbekamen. Sie wollten oder konnten diese Flächen nicht kaufen. Die Ackerflächen hatte der neue Gutsbesitzer von der Treuhandgesellschaft gleich mit erworben und betrieb jetzt einen landwirtschaftlichen Betrieb. Er hatte sich auf Ackerbaukulturen wie Mais, Raps und Getreide spezialisiert. Einige Leute hatten Arbeit bei ihm gefunden, wenn auch nur in der Saison, in der die Kulturen gepflegt und geerntet wurden. War dies geschehen, wurden die Arbeitskräfte noch für die Aussaat benötigt. Dann mussten sie auf das nächste Frühjahr warten. Tiere gab es auf dem Gut nicht. Die Dorfbewohner, die sonst noch Arbeit hatten, mussten das Dorf verlassen und weit fahren, um ihre Arbeitsstelle zu erreichen. Die regionale Arbeitslosigkeit war hoch. Es war nicht absehbar, dass es irgendwann hier weniger Arbeitslose geben würde. Zu viele Arbeitsplätze brachen in der Vergangenheit weg und neue entstanden nicht. Von einem großen Investor träumte hier keiner mehr. Darum nahm man die weiten Wege zur Arbeit in Kauf. Hier lebte man nur noch, weil man Eigentum hatte. Viele Menschen waren abgewandert. Diesen Trend gab es schon lange und der würde wohl noch weitergehen. Eine Umkehrung des Trends war nicht einmal ansatzweise erkennbar und das, obwohl die Vertreter der Politik nicht aufhörten zu erzählen, dass sie alles taten, um die Abwanderung zu stoppen. Es setzte langsam, aber stetig, eine Überalterung der Bevölkerung ein. Ansonsten gab es in dem Dorf nichts weiter. Der Kindergarten war seit Jahren geschlossen. Eltern, die noch Kinder in dem Alter hatten, mussten in den nächsten Ort fahren, wo noch einer existierte. Der einstige Dorfladen hatte dichtgemacht. Die Frau, der auch das Haus gehörte, hatte das Rentenalter erreicht. Ein Nachfolger fand sich nicht. Der Laden rentierte sich nicht mehr. Wenn man einkaufen wollte, musste man auf Verkaufsfahrzeuge der umliegenden Bäckereien, Fleischereien oder anderer Einrichtungen, die regelmäßig durch den Ort fuhren, warten oder mit dem Auto in die zwanzig Kilometer entfernte Kreisstadt fahren. Wer kein Auto hatte, konnte sich nicht problemlos versorgen. Die Fahrzeiten der Linienbusse ließen das nicht zu. Die Freiwillige Feuerwehr war nicht mehr eigenständig. Sie hatte sich mit der Feuerwehr aus dem Nachbarort zusammengeschlossen. Man musste Geld sparen. Hinter der Kirche befand sich der Friedhof. Daran grenzte der Sportplatz, auf dem der örtliche Fußballverein regelmäßig am Wochenende trainierte. Wenn hier Fußballspiele stattfanden, war das Dorf für wenige Stunden belebt, bis wieder jeder seiner Wege ging. Auch eine Schule gab es nicht mehr. Das einstige Schulgebäude war wieder Teil des Gutes. Die nicht mehr so zahlreich vorhandenen Kinder wurden mit den Schulbussen zu den umliegenden Schulen gefahren oder gleich in die Kreisstadt, wo sich auch die weiterführenden Schulen befanden. Dem Kalender nach hätte es eigentlich noch kalt sein müssen. Aber tagsüber war es brütend heiß, obwohl kein Sonnenstrahl zu sehen war. Die Hitze drückte. Am Himmel braute sich etwas zusammen. Das war jedem im Dorf klar, wenn er nach oben schaute. Es war nur komisch, dass der Wetterbericht nichts vorhergesagt hatte. In den Bäumen am Dorfrand, wo sich das Gut befand, hatten sich sehr viele Vögel niedergelassen. Angesichts des aufkommenden Unwetters achtete keiner darauf, sonst hätte sich jeder Vogelkundige gewundert, diese Vögel hier so zahlreich anzutreffen. Es waren Kolkraben, die hier sonst nur vereinzelt vorkamen. Einer unter ihnen war unnatürlich groß, das hätte jeden Vogelkenner verwundert. Aber die Menschen im Dorf achteten nicht darauf, weil sie mit sich und dem aufkommenden Unwetter zu tun hatten. Zunehmend bewölkte sich am Nachmittag der Himmel. Aber es kühlte sich nicht ab. Die Raben saßen die ganze Zeit in den Bäumen und waren stumm, so als erwarteten sie etwas Großes. Es sah so aus, als ob sie das Gut beobachteten. Plötzlich erhoben sich die Vögel und flogen davon. Wer sie beobachtet hätte, hätte bemerkt, dass der riesige Rabe die Schar anführte. In einer Senke, mitten auf der Ackerfläche, verschwanden alle. Aber es achtete keiner darauf. Man hatte mit dem, was da kommen sollte, zu tun und traf Vorkehrungen. Dann wurde es stürmisch. Die Leute begannen eilig, Türen und Fenster zu verschließen. Viele Hausbesitzer ließen die Jalousien herunter. Hof-, Stall- und Scheunentüren hatte man gesichert. Man ahnte, dass das Unwetter heftig werden würde. Es wurde stockfinster. Man hatte den Eindruck, die Nacht wäre innerhalb von Minuten hereingebrochen. Die Straßenbeleuchtung hatte sich eingeschaltet und in den Häusern brannte Licht. Der Orkan, der nun zu toben begann, ließ es in den Schornsteinen der Häuser laut aufheulen. Die ersten Äste brachen von den Bäumen. Dann wurde es taghell. Blitze zuckten auf. Merkwürdigerweise donnerte es noch nicht. Aber als es damit anfing, bekamen es die Menschen mit der Angst zu tun. Die Donnerschläge waren äußerst heftig und ließen alles ringsum erbeben. So etwas hatte hier noch keiner erlebt. Dann begann der Regen schlagartig und wie eine Sintflut. Er wurde von kirschgroßen Hagelkörnern durchmischt. Die prasselnden Hagelgeräusche trugen nicht zur Ruhe der Menschen bei. Wenige Minuten später liefen die ersten Dachrinnen über. Dazu peitschten die Windböen und die Blitze, die vom Donner begleitet wurden. Sie ließen die Einwohner erzittern. Die Wassermassen flossen als Sturzbäche von den Gehöften auf die tiefer gelegene Straße. Sie verwandelten sie in einen reißenden Strom aus Schlamm und Wasser, der Richtung Gut floss. Vor dem Gut bogen die Wassermassen ab und bahnten sich ihren Weg über die Ackerflächen. Sie flossen weiter zur Senke. Auch zum Haus am anderen Ende des Dorfes bewegten sich die Wassermassen und bogen dann Richtung Senke ab. Das Unwetter tobte die ganze Nacht. Viele Keller liefen voll Wasser. Am Morgen war alles vorbei. Die Leute wagten sich jetzt nach draußen, um die Schäden zu begutachten. Einige Häuser hatten keine Dächer mehr und auf den Straßen lagen umgestürzte Bäume. Viele Fensterscheiben waren kaputt und sogar einige Vordächer an den Häusern. Alles Mögliche lag im Dorf herum. Die Straßen waren überschwemmt. Rohr- und Kanalsysteme waren nicht mehr in der Lage, die heruntergekommenen Wassermassen aufzunehmen. Wasser war noch ausreichend vorhanden und floss nur langsam ab. Später sollte man feststellen, dass die Straßen an einigen Stellen unterspült waren. Die Menschen waren wie betäubt. Erst allmählich kamen sie zu sich. Die Aufräumarbeiten begannen. Hilfe ließ auf sich warten. Später sollten die Bewohner erfahren, dass es seit Menschengedenken hier so einen Sturm noch nicht gegeben hatte. Geahnt hatten sie das schon, als sie die Schäden sahen. Außerhalb des Dorfes gab es zwei Grundstücke, die nichts abbekommen hatten. Das eine war das Gut und das andere das einzeln stehende Haus am anderen Dorfende.“ Haben Sie genau aufgepasst? Es dürfte doch wohl wahrscheinlich kein Zufall gewesen, dass das schreckliche Unwetter nur zwei Grundstücke verschont hatte. Oder was glauben Sie? Wenn Sie mehr wissen wollen, dann lassen Sie sich auf diese spannende Geschichte zwischen Wirklichkeit und Fantasy ein, die nicht zuletzt viel Mut machen kann – auch und vor allem dann, wenn man sich bedroht fühlt wie Nadja Kirchner. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/editiondigital/news/3777 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: Die vor 22 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 900 Titel (Stand April 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte Bücher neu. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Gruß nach Grevesmühlen, Überraschung aus dem Briefkasten und sprechende Raben – Acht E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Es gibt Geschichten, die muss einer einfach aufschreiben. So auch Joachim Behl, der gebürtige Grevesmühlener und Verfasser des ersten der insgesamt acht Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 17.03. 17 - Freitag, 24.03. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Er schreibt, dass er dazu regelrecht genötigt wurde. Und als Anwalt wird Behl wohl wissen, was Nötigung bedeutet. Weiter geht es mit zwei Künstlerbiografien, mit einer Überraschung aus dem Briefkasten und einem Buch mit einer einerseits gewissermaßen übernatürlichen, andererseits aber ganz normalen Handlung mit sprechenden Raben und anderen Geheimnissen sowie mit drei E-Books in englischer Sprache. Der erste Titel dieses Newsletters ist eine Eigenproduktion von EDITION digital aus dem Jahre 2016. Und das sagt Autor Joachim Behl über sein erstes Buch: „Der Ruf des toten Pfarrers“ ist ein Buch über 100 Jahre Geschichte der Familie Pehlke, entnommen aus fiktiven Gesprächen dreier Generationen. Die Situationen sind zwischen heiter und ernst angelegt, in denen es letztendlich auch um die letzten 100 Jahre deutsche Geschichte, insbesondere die Geschichte der DDR geht. Das Besondere ist, dass dieser Nichtkrimi von einem Musikfreak geschrieben ist, dem zu jeder Situation ein bestimmter passender Musiktitel einfällt, immerhin mehr Lieder, als das Buch Seiten hat. Die Story beginnt damit, dass ich (der Achim) seit Wochen von einem immer wiederkehrenden Nachttraum heimgesucht werde: Propst Ehlers steht vor seiner Kirche in Retschow (Mecklenburg) und bittet mich, zu sich zu kommen. Der Mann ist aber seit 20 Jahren tot. Dem Rat meiner Gabi, mich nach Retschow zu begeben, folge ich nach einigem Bedenken. Dort finde ich anfangs nur eine leere Kirche vor, in die plötzlich ein greller Lichtstrahl einfällt. Obwohl sich der Lichtstrahl als Sonnenlicht erweist, beginnt ein unglaublicher Zauber, der meinem Herzen Höchstleistungen abverlangt. Vor der Kirche treffe ich auf meine jungen Eltern, die aber schnell im Nichts verschwinden. Ein Pferdewagen fährt vorbei, dem ich folge. Der doch noch auftauchende Propst Ehlers dirigiert mich von Retschow nach Fulgenkoppel zum ehemaligen Haus meiner Großeltern. Der eigentlich kurze Weg dorthin führt über die ostpreußische Heimat meiner Mutter und ist gespickt mit wundervollen Erlebnissen, die sich in Fulgenkoppel fortsetzen. In was für Sphären ich mich bewege, ist mir gleichgültig. Ich genieße das Wunder, das am nächsten Morgen wieder endet. Kennt Ihr Albert Einsteins Gedanken über die „unfreie Willensbildung“ der Menschen? Ich bin überzeugt, dass der Mann auch ein Genie in Psychologie war, was diese kurze Familiengeschichte mit Bezug auf bekannte Persönlichkeiten der Zeit beweisen soll. Mein besonderer Gruß gilt Grevesmühlen, meiner unbedeutenden bedeutsamen Heimatstadt. Das Buch „Der Ruf des toten Pfarrers“ beginnt mit einer kategorischen Feststellung: „„Es geht mir gut!“ – Das ist der Anfang einer Geschichte, die zu schreiben ich mich genötigt sah. Sie ist so unglaublich und fantastisch, dass mir noch heute ein kalter Schauer über den Rücken läuft, wenn ich nur an sie denke. Vergesst für eine kurze Zeit all eure Vorbehalte gegen Wunder, die einfach so passieren und für die es keine vernünftige Erklärung gibt. Es ist nicht wichtig, wie sie zustande kommen. Wichtig ist, ob und was sie in uns bewirken. Ich habe ein Wunder erlebt, das mich so beeindruckt hat, dass ich es euch unbedingt erzählen muss. Dieses Wunder geschah an einem Wochenende mitten in Mecklenburg und hatte seinen Ausgang Samstag früh, kurz nach 10.00 Uhr. Ich beginne die Geschichte also mit den von mir abgegebenen, unglaublich bedeutungsvollen vier Worten: „Es geht mir gut!“ Gabi schaut mich erschrocken an. In ihrem Gesicht erkenne ich die Frage: Warum geht es ihm gut? Weil … Ja, warum eigentlich? Wie hat Westernhagen zum gleichen Thema gesungen: „Keine Ahnung, keine Meinung, kein Konzept, keine Lust, um aufzusteh’n.“ Das ist aber keine Antwort für Gabi, sondern die Beschreibung der eigenen Gemütsverfassung. Da will jemand in Ruhe gelassen werden. Lieber schweige ich. Aus dem Radio tönt stolz eine Stimme: „Mein Land – Mein Radio – Mein Lieblingsmix!“ Ich hasse diese Werbung nicht nur Samstag früh. So viele „mein“ auf einmal sind nur schwer zu verkraften. Wir hören diesen Sender nur, weil wir keinen besseren finden. Ist irgendwem schon mal aufgefallen, dass „Renft“ in Ostdeutschland nicht mehr verboten ist und eigentlich wieder öffentlich gespielt werden könnte? Mir auch nicht. Der Wecker bestätigt mir, dass es nicht mehr Samstag früh ist! Es ist nach zehn, und ich liege noch im Bett. Gabi ist seit zwei Stunden am Wirken. Sie nimmt es mir nicht ab, dass es mir gut geht. Kann ein 55 Jahre alter Mann 12 Stunden durchschlafen und immer noch müde sein? Doch, er kann. Woody Allen offenbart in einem seiner Filme, dass er sogar 16 Stunden Schlaf am Tag benötigt, um die restlichen 8 Stunden einigermaßen zu überstehen. Ich bin aber nicht Woody Allen und nicht im Film. Außerdem übertreibt der Typ immer so mit seinen Egoanfällen. Habe ich überhaupt 12 Stunden richtig geschlafen? Immer wieder drängen sich mir Bilder aus einem Traum auf, der mich seit Tagen verfolgt. Ich muss unbedingt aufstehen, sonst werde ich noch komischer. Fenster auf! Huh! Ein kalter Wind dringt in die Schlafstube, der mir nach dem Leben trachtet. Ob das die berüchtigte Schneekönigin ist? Wenn sie mich küsst, wird mein Herz zu einem Eisklumpen. Sofort bin ich hellwach. Langsam verflüchtet sich der feuchte Beschlag vom Fenster. Draußen sieht es wieder ungemütlich aus, so ungemütlich, dass man lieber gleich wieder ins Bett springen will. Halt! Ich flüstere die berühmten Zauberworte zu mir: „Yes, You can!“ Wusstet ihr schon, dass man mit solch starken Sprüchen in den USA Präsidentenwahlen gewinnen kann? Für mich gilt jetzt: Raus aus dem Bett und rein in die Klamotten. Dieser Tag verspricht, kein guter Tag zu werden. Überall bedrohliche, dicke schwarze Regenwolken am Himmel. Aber es regnet nicht. Der Garten sieht jämmerlich aus. Es ist Februar! Da hat er so auszusehen! Vom Aufstehen bis zum Fertigsein am Frühstückstisch benötige ich am Wochenende wie immer 90 Minuten: davon 35 Minuten Laufsport und 20 Minuten Duschen. Vor dem Laufen diktiere ich Petrus noch meinen Wunsch in den Himmel, seine Finger vom roten Regenknopf zu lassen. Sein Respekt gibt mir besondere Kraft. Ob der Sport mein Lebensalter erhöhen wird, kann ich nicht sagen. Auf alle Fälle steigert er meine Lebensgeister und Lebensenergie. Für die Pharma-, Gesundheits-, Fitness- und Sportartikelindustrie gelte ich aber als Saboteur unseres Wirtschaftswachstums, da ich zu Hause ganz normalen Sport mit ganz profanen Sportsachen treibe.“ Das Beschäftigen mit Künstler-Biografien ist wesentlicher Teil des Werks von Brigitte Birnbaum. Zum aktuellen Angebot gehören zwei Bücher mit den Biografien von drei Künstlern, wobei die ersten beiden miteinander lebten und arbeiteten. 1990 erschien erstmals im Kinderbuchverlag Berlin „Die Maler aus der Ostbahnstraße“ über Hans und Lea Grundig: Endlich ist es Hans und Lea gelungen: Für wenig Geld können sie ein Atelier beziehen, zwei lichte Räume in einem Mietshaus an der Ostbahnstraße, vier Treppen hoch. Der Blick geht über das Bahnhofsdach, Lärm dringt herauf, und der Qualm der Loks weht gegen das schlecht verkittete Fenster. — Eine schmutzige, verrußte Gegend, doch das stört die beiden nicht. Endlich werden sie ungehindert arbeiten können, malen und zeichnen, und sie werden leben in eigenen vier Wänden. Es ist das Jahr 1930 und eine schwere Zeit für die angehenden Künstler. Noch sind Hans und Lea Grundig unbekannt, wer Geld hat, kauft ihre Bilder nicht, und die Grundigs wissen, warum das so ist. Fürs erste hilft ein Kunstpreis weiter, ein paar hundert Mark, doch bald schon sind die Kassen wieder leer, und das wird nicht die einzige Sorge für Hans und Lea sein ... Sachkundig im Detail, lebendig und engagiert in der Schilderung von Leben und Werk, erzählt Brigitte Birnbaum von einem Künstlerehepaar, das den Schwierigkeiten des Alltags nicht nachgibt und mit seinen Bildern etwas bewirken will in dem alles beherrschenden Konflikt der Zeit: Es naht das Tausendjährige Reich. Und schon sind wir in der Dresdener Ostbahnstraße und treffen eine Vermieterin und einen eher unangenehmen Besucher: „Dort drüben muss das Haus gestanden haben, die Nummer 4, mit der Vorderfront zur Bahnhofsrückseite. Grau wird es gewesen sein. Häuser hinter Bahnhöfen sind immer angerußt. Vier Stockwerke hatte es. Das weiß ich genau und auch, dass die Ateliers unterm Dach lagen. Ich schaue hinauf, wo sich jetzt der Himmel dehnt, trete einen Schritt zurück und versuche, mir das Haus zu denken: Ein junges Paar verließ das Haus. Er öffnete ihr die in den Angeln durchhängende Tür, blieb auf dem Gehsteig stehen und schlug ihr den Mantelkragen hoch. Es war kalt an jenem frühen Februarnachmittag. Sie lachte. Hinter einem Fenster bewegte sich die Gardine. Auch der Mann, der die Ostbahnstraße vom oberen Ende her ansteuerte, blickte den beiden nach. Ihm schien, er kannte den in Kniehosen und Joppe, der die Frau unterhakte. Er konnte sich aber auch geirrt haben. Mit federnden Schritten betrat er das Haus und klingelte bei Hilscher. Der aufriegelnden Frau, einer dicklichen Person, stellte er sich vor: „Krüpel. Willi Krüpel, Kunstmaler.“ Sie bat ihn nicht herein, sondern sagte kurz angebunden: „Die Ateliers sind vermietet.“ „Beide?“ Er schob seinen rechten Fuß in den Türspalt. „Ich zahle ein paar Mark drauf.“ Sie antwortete nicht sofort. Sie überlegte. Schon drei Mark zusätzlich wären viel Geld. Ob der andere jeden Monat das Fällige aufbringen wird? „Gnädige Frau, wir einigen uns ...“ Er zeigte ihr lächelnd seine Zähne. Kräftige, ein wenig schief gewachsene Zähne. „Auf dem Schild in Ihrem Fenster verlangen Sie ...“ „Das Schild gilt nicht mehr.“ „Unerhört! Stellen ein Schild ins Fenster und haben längst vermietet.“ „Vor einer Minute.“ Plötzlich war sie froh, dass der andere vor diesem nachfragte. Der hatte freundliche Augen und benahm sich fürsorglich zu seiner Frau. „Sie müssten ihm begegnet sein.“ Krüpel hatte sich auf der Straße also nicht geirrt. Seine Miene veränderte sich. „Sie haben doch nicht etwa an Grundig vermietet?“ „Mei Gutester, ich vermiete, an wen es mir passt.“ „Ich passe Ihnen wohl nicht?“ Drohend reckte er sich. „Auf uns nationalsozialistischen Künstlern glaubt jeder herumtrampeln zu dürfen. Warten Sie nur ...“ „Sie betrampeln meine Schwelle“, unterbrach ihn Frau Hilscher, und als er widerstrebend den Fuß zurückzog, schloss sie energisch die Tür. Wütend stieg Willi Krüpel im Halbdunkel die fünf schmuddeligen Stufen abwärts. Hampelte derart mit den Armen, dass er sich die Knöchel an der Wand stieß. Schon an der Hochschule hatte ihn Grundig ausgestochen. In seiner bescheidenen, stillen Art war er bei den Professoren und unter den älteren Studenten beliebt. Fand sogar Anerkennung. Krüpel nicht. Und nun schnappte ihm Grundig das Atelier weg, wo Ateliers in Dresden rar sind, nahm ihm den Arbeitsplatz. Das würde Krüpel niemals ungesühnt lassen. „Was der sich einbildet“, murmelte Frau Hilscher, sich den schmalen Korridor entlangarbeitend. Dann entfernte sie das Schild aus ihrem Stubenfenster. Dass einer wie Krüpel kein Freund von Grundig war, machte ihr diesen und seine kleine, dunkelhaarige Frau nur sympathischer. Sie vermietete seit Jahren und besaß schließlich Erfahrung. Allerdings, ganz so bescheiden hatte Frau Hilscher sich das Mobiliar der neuen Mieter nicht vorgestellt. Sie fuhren am nächsten Vormittag ihre Wohnungseinrichtung auf einem Handkarren an, auf dem sonst ein Stubenmaler seine Leitern und Farben zu transportieren pflegte. Ohne fremde Hilfe schleppten die beiden ihre Habseligkeiten hinauf, und Frau Hilscher hörte, dass die junge Frau ihn „Witschel“ rief und er sie „mein Schwarzes“ nannte. Darüber schüttelte sie den Kopf, nicht über die drei Töpfe, das wacklige Bettgestell und den bunt bemalten Schrank. Noch heftiger hätte sie den Kopf geschüttelt, hätte sie gesehen, dass der Mann den Kanonenofen im großen Atelier anheizte und Wasser aufsetzte, um die Fußböden zu scheuern. Das war doch wohl Aufgabe der Frau. Sein Schwarzes aber, das Lea hieß, schaute, alles um sich her vergessend, aus dem Fenster auf die blanken Schienenstränge. Lea spürte weder die Kälte in dem hohen, bis unter die Decke verglasten Raum noch wie empfindlich der Wind durch jede Ritze blies. Von unten drangen Bahnhofsgeräusche herauf, und der Qualm der Loks wehte gegen die schlecht verkitteten Scheiben.“ Bereits 1975 hatte Brigitte Birnbaum ebenfalls im Kinderbuchverlag Berlin ein Buch für Kinder über Käthe Kollwitz veröffentlicht – „Tintarolo“: 1912 erhält Käthe Kollwitz - die von einer Freundin „Tintarolo“ genannt wird - den Auftrag für ein Plakat, das zum Bau von Kinderspielplätzen in Berlin aufrufen soll. Warum sie diesen Auftrag annimmt, wie sie an dem Plakat arbeitet, und welches Schicksal es hat, wird in dieser Erzählung berichtet. Und auch das Leben der Berliner Arbeiterkinder Trude und Anni, die ihr Modell stehen, wird erzählt. Ein Buch, das die Kinder nicht nur mit dem Leben einer Künstlerin und ihrer Arbeit bekannt macht, sondern auch eine Geschichte des Lebens der Kinder vor dem ersten Weltkrieg. Begleiten wir Käthe Kollwitz, die gerade von einer kurzen Reise zurückkehrt, ein Stück: „Tintarolo. So wird die Frau genannt, die eben in die Weißenburger Straße einbiegt und auf das Haus mit der Nummer 25 zusteuert. Eine Freundin nennt sie so. Eine Freundin aus der Zeit, als beide noch junge Mädchen waren und gemeinsam hier in Berlin an einer Schule für Malerinnen studierten. Inzwischen haben sie längst geheiratet und sind Mütter geworden. Geblieben ist ihre Freundschaft, die Liebe zu ihrer Arbeit und dieser merkwürdige Spitzname. Er ist italienisch und bedeutet „Sparbüchschen“. Tintarolo wechselt ihren Koffer von rechts nach links. Die Kälte beißt durch die gestrickten Fingerhandschuhe. Die Frau seufzt und schiebt ihre Rechte in die schützende Manteltasche. Doch sie seufzt nicht über ihre erklammten Finger und nicht, weil der Koffer zu schwer wäre. Er ist leicht. Nur ein paar Tage war sie verreist, hat sich mit der Freundin getroffen, die Tintarolo zu ihr sagt. Die Frau ist nicht etwa betrübt, weil sie niemand vom Bahnhof abholte. Sie weiß, dass Peter, ihr Jüngster, jetzt in der Schule sitzt und Hans, der Älteste, gleich nach den Weihnachtsferien an seine Universität zurückgefahren ist. Sie weiß auch, dass ihr Mann um diese Stunde viel zu tun hat, und wenn Lina nicht aufpasst, vergisst er wieder zu frühstücken. Aber sicher hat Lina aufgepasst. Tintarolo öffnet die Haustür und, obwohl nur klein und schmächtig, steigt sie mit kräftigen Schritten über die ausgetretenen Stufen nach oben. An der ersten Etage geht sie vorbei, wendet sich zur zweiten. Man sieht es den Dielen an, dass viele Menschen in den letzten Jahren ihre Sorgen diese Treppen hinaufgeschleppt haben. Im zweiten Stockwerk steht die Flurtür offen, auch die Tür zum Wartezimmer. Es ist überfüllt. Hier hat Dr. Kollwitz seine Arztpraxis. Ein rascher Blick der Frau gleitet über die Wartenden. Behände steigt sie noch höher. Husten und das Wimmern eines Kindes dringen an ihr Ohr. Dieses klägliche Weinen schmerzt sie, und sie denkt: Ich hätte nicht Urlaub machen dürfen, wenn es auch nur ein paar Tage waren. Vor der Wohnungstür in der dritten Etage bleibt Tintarolo stehen, setzt den Koffer ab und sucht nach dem Schlüssel, denn sie will Lina nicht aus ihrer Arbeit in der Küche reißen. Aber Lina hat gute Ohren. Jedes Geräusch ist ihr vertraut. Zu lange lebt sie schon in dieser Familie, die ohne ihre Hilfe nicht so gut funktionieren würde. Lina hat bereits gehört, wer da draußen steht und seinen Schlüssel nicht findet. Sie geht und öffnet. „Da ist sie ja schon, die Frau Kollwitz!“, ruft Lina erfreut. „Also doch mit dem Vormittagszug angekommen!“ Sie schüttelt Tintarolos Hand und nimmt den Koffer. Tintarolo, das ist Käthe Kollwitz, die Frau vom Dr. Kollwitz, und von dem Spitznamen ahnt nicht einmal Lina etwas. Er ist das Geheimnis der beiden Freundinnen. Während Frau Kollwitz in dem finsteren Flur Hut und Mantel ablegt, bedauert Lina den Peter: „Wird der Junge aber enttäuscht sein! Gleich von der Schule wollte er zum Bahnhof, weil er glaubte, Sie kämen erst nachmittags.“ „Dann stellen Sie ihm sein Mittag recht warm.“ Käthe Kollwitz lächelt. Der liebe Peter! Ohne in den Garderobenspiegel zu gucken, streicht sie ihr glattes, im Nacken geknotetes Haar zurück. „Ich wärm schon seit Tagen“, brummelt Lina unzufrieden, „Ihr Mann gönnt sich kaum eine halbe Stunde fürs Essen.“ Besorgt blickt Frau Kollwitz die andere an. „Diphtherie“, sagt Lina nur, „in unserer Gegend scheint es diesmal besonders schlimm zu sein.“ Sie will in die Küche, wo es auf dem Herd mahnend zu zischen beginnt. „Ist mein Atelier angeheizt?“, fragt Frau Kollwitz hinter ihr her. Lina dreht sich herum. „Nein. Sie werden doch nicht noch heute arbeiten wollen?“ „Ich müsste, Lina.“ „Erst mal ausruhen müssen Sie sich, nach so einer weiten Reise“, meint Lina kopfschüttelnd und verschwindet hastig in der Küche. Beinah freut sich Käthe Kollwitz, dass ihr Arbeitsraum kalt ist. Heute kann sie sich dort also nicht vor die Staffelei stellen. Heute ist noch ein Faulenztag. Dennoch seufzt sie bedrückt und tritt zögernd ins Wohnzimmer. Auf dem Tisch mit dem Schreibzeug häufen sich Post und Zeitschriften. Sie sieht es sofort, denkt aber an etwas anderes. Auf das grüne Sofa setzt sie sich und wendet ihr Gesicht den beiden Fenstern zu, hinter denen die raubereiften, starren Äste eines Baumes leicht hin und her schwanken. Aber sie bemerkt die zitternden Zweige nicht. Besorgt denkt sie an ihre Arbeit. Bald muss sie diese abliefern, und noch hat sie nicht einen Strich auf dem Papier. Hoffte sie nicht, auf der Reise werde ihr etwas einfallen? Hatte sie sich mit solchen Gedanken nicht selbst beschwindelt? Davongefahren war sie, ausgerückt. Sie steht auf, blättert im Kalender, zählt die Tage, die ihr noch zum Arbeiten bleiben. Viele sind es nicht.“ Ganz andere Zeiten, ein ganz anderes Thema, davon erzählt Rudi Czerwenka in seinem erstmals 2005 im BS-Verlag Rostock veröffentlichten Buch „Die Waldschenke. Oder Erbe und Erben des Harry Witt und andere Ausrutscher“: Ernst Kapulat wuchs allein mit seiner Mutter auf. Sie nahm das Geheimnis über den Lorbass, seinen Vater, mit ins Grab. Eines Tages jedoch erhielt er einen Brief. Als Erbe seines verstorbenen Vaters Harry Witt wurde er gemeinsam mit seiner ihm bisher unbekannten Schwester Besitzer der romantischen Waldschenke an der Ostsee. Als der kaufwillige Graf nur wenig Geld bot, überließ die Schwester Ernst das Erbe. Der junge Mann, der in den Nachwendejahren seine Lehre als Kfz-Mechaniker nicht beenden durfte und nun gemeinsam mit seinem Freund eine Mitfahrgemeinschaft betrieb, wurde Gastwirt. Er fand in dem fernen Ort Liebe, Freunde, und eine weitere Schwester. Aber wer ist eigentlich Ernst Kapultat? Ist er möglicherweise sogar abergläubisch? „Abergläubisch war Ernst Kapulat nicht. Er stutzte nur, als er an jenem Freitag, der ausgerechnet noch der 13. war, zwischen der normalen Geschäftspost und den üblichen Werbeprospekten auch einen an ihn persönlich adressierten Brief aus dem überquellenden Kasten fischte. Der Absender, eine Laborfirma mit banalem, aber kompliziertem Namen, sagte ihm nichts. Private Korrespondenzpartner hatte es kaum. Die Leute, die er kannte, saßen alle irgendwo in der Nähe, keineswegs in Thüringen, und sie griffen zum Telefon, wenn es etwas zu bereden gab. Er drehte den Brief hin und her und versenkte ihn erst mal in der Jackentasche. Wer weiß, wer ihm da irgendwelchen unnützen Kram andrehen wollte. Dabei ahnte er nicht, welche Überraschung ihm bevorstand. Thüringen lag allerdings gar nicht so weit weg von der Stadt an der mittleren Saale, wo er geboren, wo er aufgewachsen war, in der er lebte. Hier war seine Mutter einst als ostpreußisches Waisenkind gelandet, hatte sich durch die schlimme Nachkriegszeit geschlängelt und war schließlich zur Abteilungsleiterin einer Großwäscherei aufgestiegen. Sie war stolz auf sich, auf ihr Kollektiv und auf ihre Orden, die sie während der Demonstrationen an den staatlichen Feiertagen am Rockaufschlag trug. Ihre Karriere hatte auch dann nicht gelitten, als sie vorübergehend pausieren musste, weil sie ein Söhnchen in die Welt setzte. Seit diesem Tag war sie wenigstens nicht mehr so ganz allein. Die Zeiten waren ernst, das Leben war ernst. Und so nannte sie ihn ungeachtet anderer Vorschläge aus dem Kreis der Kolleginnen Ernst. Ernst Kapulat gedieh entsprechend der staatlichen Planvorgaben und den dafür installierten Erziehungseinrichtungen: Kinderkrippe und Kindergarten, Oberschule und Hort. Nach dem Abitur begann er zu denken und selbst zu entscheiden. Studieren wollte er nicht, er hatte die Nase voll vom ewigen Bänkedrücken. Er interessierte sich für Autos, wenn diese Vorliebe auch dazumal auf Typen wie Trabant, Wartburg, Shiguli und Polski Fiat beschränkt war. Schon vor dieser Zeit war nebenbei ein anderes Interesse in ihm erwacht. Sonderbar, fast alle seiner Mitschüler hatten Väter. Nur wenige mussten auf deren stete Anwesenheit verzichten, kamen jedoch in Genuss monatlicher Erziehungsbeihilfen. Er dagegen hatte niemanden. Wenn er seine Mutter wegen dieser biologischen Besonderheit ansprach, winkte sie ab und besann sich auf ihre ostpreußische Abstammung: „Dat Arschloch! Disser Lorbass!“ Dabei blieb es, bis er künftige Nachfragen in dieser Richtung unterließ. Und dann war es zu spät. Mariechen Kapulat schloss für immer die Augen. Das Sterbegeld wurde bereits in der neuen Währung ausgezahlt. Den Abstieg in die „blühenden Landschaften“ brauchte sie nicht mehr mitzuerleben. Ernst sichtete den kärglichen Nachlass. Alles, Urkunden und andere Dokumente, Fotos und Orden, passte in einen einzigen Karton. Ansonsten lebte er weiter wie bisher, in der gleichen Wohnung, mit dem gleichen Mobiliar. Als sein Schulfreund Fred Lange, gleichfalls Autofanatiker, nach einer Lehrstelle Ausschau hielt, schloss er sich diesem an. Die Zeiten waren noch günstig. Westeuropäische, überseeische und fernöstliche Wagen überschwemmten den neuen Absatzmarkt. Die meisten davon hatten zwar schon etliche Jahre auf ihren Blechbuckeln; doch gerade davon profitierten die Werkstätten. Im ersten Lehrjahr lief alles gut für die beiden Stifte bzw. Azubis, wie man sie jetzt titulierte. Dann gab ihr Chef die Werkstatt auf und verlegte sich auf den noch lukrativeren Autohandel. Fred war verpflichtet, die antiken Rostlauben irgendwelchen Leuten aufzuschwatzen und fühlte sich dabei recht unwohl. Das Ende der Kfz-Laufbahn nahte, als die staatlichen Fördermittel lockten. Sein Altautohändler wurde zum Besitzer eines modernen Autosalons. Für die beiden jungen Beinahe-Facharbeiter sah er keine Verwendung mehr und kündigte ihnen. Aber Kumpel Fred hatte die Regeln der neuen Zeit schneller begriffen als sein Freund. Die beiden gründeten eine eigene Firma, eine Mitfahragentur. Sie warben Leute, die täglich die gleichen langen Anfahrtsstrecken zur Arbeitsstelle bewältigen mussten, erklärten ihnen die Einsparungen im Fall gemeinsamer Fahrzeugnutzungen, führten die Pendler zusammen, brauchten selbst nicht mehr unter schmierigen Karossen herumzukriechen und verdienten nun auf saubere Weise ihr Geld. Ernst wurde nun mit Herr Kapulat angeredet und fühlte sich aufgewertet. Wenn er nach Hause kam, war er keineswegs mehr so ausgelaugt wie zu seinen Lehrzeiten. Manchmal war er nur ein wenig neidisch auf den Kompagnon, wie der z. B. mit den Mädchen schäkerte, die bei der Agentur vorsprachen. Er bemühte sich, dem Freund nachzueifern.“ Ebenfalls in der Gegenwart spielt das in diesem Jahr bei der EDITION digital sowohl als gedrucktes Buch wie auch als E-Book erschienene literarische Debüt von Johan Nerholz „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“. Trotzdem ist das für Kinder ab 10 Jahren geschriebene Buch voller Geheimnisse. Und was für welche: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren - auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen. Hören wir an dieser Stelle einmal in eine „Unterredung mit Raskara“ hinein: „„Kommt herein“, rief eine dunkle und feste Stimme. Mutter und Tochter kamen der Aufforderung nach. In einer Nische neben der Tür saß auf einem hohen Lehnstuhl eine äußerst große Frau. Sie war in einen dunkelgrünen Umhang gehüllt, dessen Saum goldgelb war. Die Ärmel zierte auch ein solcher Saum. Das also war die berühmte Raskara. Wegen ihrer Weisheit und ihres Könnens hatte man sie zur Anführerin der anderen Welten gewählt. Sie war noch riesiger als die Kleine sich vorgestellt hatte. Jetzt, da die Kleine vor ihr stand, stellte sie das mit leichtem Erschrecken fest, obwohl die Frau saß. Das, was sie gehört hatte, war nicht übertrieben. Das schmale Gesicht war blass. Sie hatte nur wenig Falten, obwohl sie uralt war, als sie starb. Ihr Mantel, der mit einer goldenen Kordel um ihre Taille geschlossen wurde, reichte ihr bis zu den Knöcheln und ihr sehr langes, weißes Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten. Die eisblauen Augen blickten durchdringend. Diesen Blick fürchteten viele. Die Kleine war jetzt unsicher. Aber die Mutter schien keine Furcht zu haben. „Guten Abend, Raskara!“ „Dir auch einen guten Abend, Ingrid von Dudenheim und auch dir, Griseldis von Dudenheim.“ Die große Frau lächelte freundlich. „Auch ich wünsche Ihnen einen guten Abend!“ Raskara nickte der Tochter zu, bevor sie sich der Frau zuwandte. „Hattet ihr eine gute Reise?“ „Wir hatten schon bessere Reisen“, sagte Frau von Dudenheim mit Nachdruck. Die große Frau im Lehnstuhl lächelte nachsichtig und wies mit einer einladenden Handbewegung auf zwei Stühle, die vor ihrem Lehnstuhl standen. „Setzt euch!“ „Musste das denn wirklich sein?“ Frau von Dudenheim machte ihrem Ärger Luft. „Es musste“, sagte Raskara bestimmt. Dann wandte sie sich direkt an die Kleine. „Du bist die Tochter der Ingrid von Dudenheim und endlich hier erschienen.“ Die Angesprochene nickte und beobachtete Raskara. Dann wusste sie, dass sie etwas sagen musste. „Ich freue mich, Sie kennenzulernen.“ Raskara lächelte immer noch. „Schon gut. Aber du kannst mich duzen. Das machen alle und ich mache es auch.“ Die Kleine nickte. „Verstanden.“ „Weißt du, weswegen ich dich sprechen möchte?“ Ein Kopfschütteln war die Antwort. „Korfylos ist vor kurzem in dem Dorf gewesen, in dessen Nähe du jetzt lebst. Du weißt, das kann gefährlich für dich werden.“ Die Kleine wandte sich nun der Anführerin voll zu und sah sie fest und entschlossen an. Ihre Unsicherheit war verflogen. „Korfylos war schon sehr oft in meiner Nähe. Was kann er mir noch antun? Habe ich noch etwas zu verlieren? Ich habe keine Angst vor ihm.“ Raskara sah die Kleine milde an. Die erwiderte ihren Blick. „Er kann dir noch einiges antun, wenn er es will.“ „Kann er?“ Raskara überhörte geflissentlich die Ironie. „Oh ja! Er ist sehr mächtig, wie auch du wissen solltest. Wenn er dich zu fassen kriegt, kann er dir auch noch deine Kräfte nehmen.“ „Warum sollte er?“ „Er ist nach all den Jahren, die seitdem vergangen sind, immer noch wütend auf dich.“ „Was hat er davon?“ „Rache! Dann bist du völlig wehrlos und man behandelt dich wie jemand, der keine Ehre hat.“ Die beleibte Frau stöhnte bei diesen Worten leise auf. „Es soll geschehen, was geschieht.“ Nun wurde Raskara ernst. „Das möchte ich verhindern. Du weißt nicht, was das bedeutet, wenn man so leben muss. Dagegen ist das, was du jetzt durchmachst, ein Kinderspiel.“ „Wie soll das gehen?“ Die Kleine sah Raskara trotzig an, aber die ließ sich nicht beirren. Sie sprach weiter. „Ich will, dass du näher zu mir ziehst. So ist gewährleistet, dass er dir nicht noch mehr antut.“ Die Kleine schüttelte entschieden den Kopf. „Ich danke dir, aber dort ist meine Heimat. Die ist nicht weit entfernt von hier und Rontur ist auch noch da. An mich kommt Korfylos dort nicht heran.“ „Du bist leichtsinnig“, mahnte Raskara.“ 1968 wurde bei Seven Seas Publishers Berlin Time of the Storks von Herbert Otto veröffentlicht – das ist englische Ausgabe seiner erstmals zwei Jahre zuvor im Aufbau-Verlag Berlin erschienenen, in 14 Sprachen übersetzten und 1971 von DEFA-Regisseur Siegfried Kühn verfilmten Erzählung „Zeit der Störche“: In front of a serene summer landscape Susanne and Christian go through the story of her love. Susanne, already promised to another man, feels a unprecedented affection for the human strong, unconventional but also aimless Christian, who brings them into a deep conflict and its controlled and manageable life suddenly call into question. Hier das Ganze noch einmal auf Deutsch: Vor einer heiteren Sommerlandschaft erleben Susanne und Christian die Geschichte ihrer Liebe. Die Lehrerin Susanne Krug, bereits einem anderen, grundsoliden Mann versprochen, fühlt eine nie gekannte Zuneigung zu dem menschlich starken, unkonventionellen, aber auch ziellosen Montagearbeiter Christian Smolny, der sie in einen tiefen Konflikt bringt und ihr geregeltes und überschaubares Leben plötzlich in Frage stellt. Und so liest sich der Anfang von „Time oft Storks“ auf Englisch: „Krempen lay forty kilometres from the city, and on Sundays railway connections were poor. Wolfgang had offered to drive her down, and insisted that she explain why she didn’t want him to. It was simply that she wanted to arrive there alone, and walk through the village as she used to, lugging her case. She would pass the meadows leading to her old school; and, under the inquisitive stares of the villagers, she would pause to put her trunk down. She would see the distillery, no longer working but the chimney still standing, with a stork’s nest on top. What would the storks be doing now, in August? Preparing for their long journey, she thought. And on her journey, Susanne decided, she would have time to look forward to Krempen: to the little attic under the roof, the holidays, the long walks. Wolfgang took her to the station. The train was late. Railway stations also observe the day of rest, she thought. They’re quieter, tidier — and the trains take their time. „You’re staying a week?“ he asked. „Perhaps a little longer, if I like it.“ „Don’t forget we’re going on holiday ....“ „I won’t,“ said Susanne. „And you mustn’t forget the fruit salad in the pantry. And do remember to eat once in a while.“ Poring over his books, he often forgot about food. How different people were. On the station, some hurried to and fro, others stood quietly by their luggage. The young man seated on his trunk was watching Susanne. Later he would say she had been watching him too, although she had only glanced at him for a second and then turned away with a disdainful look. She wouldn’t remember that: one often reacts without realising it. The arrival of the train was announced. „Shall I fetch you?“ he asked. „I’ll phone — or write.“ She stood at the open window of the carriage door. When the train started moving out he jumped up to kiss her again, and she realised that for the first time since she had known him, she was going alone on a holiday. No duties, no children. A whole week to herself: chatting with Gisela occasionally, reading, swimming, going down to the old wooden landing-stage. It was more than two years now .. . She’d been a child then, and now she was almost a married woman. In the evening, Einstein will play the flute. He'll drive me mad one day with his eternal warbling, Gisela had written. Why had she married him if she didn’t love him? Because she could dominate him, and out of vanity. Susanne thought: The trains are a little slower on Sundays. In Bieberstädt she had to wait a full hour for the connection. It was just six, and there was still a patch of sunlight at the end of the platform where she sat perched on her case. She had brought books and could have read, but she sat with her face up to the sun; and with the warmth and quiet, a feeling of tiredness came over her. Although she had slept till midday she was not completely rested.“ Ebenfalls auf Englisch erschienen sind zwei Bücher von Walter Kaufmann. Im selben Jahr 1996, als Herbert Otto seine Erzählung „Zeit der Störche“ veröffentlichte, publizierte Seven Seas Publishers Berlin „American Encounter“: This is the story of one man’s impression of life in the Great Society. Foot-loose and fancy-free he follows the lead of his insatiable curiosity, taking the armchair traveler on a memorable junket. The book is no Baedeker. From his arrival (when he winds up in a hotel that has been freshly raided as a place of questionable repute) until his last backward glance at Kennedy Airport (as his home-winging plane rises for its trans-Atlantic flight), the days and nights of his journey are filled with adventure, people, humor and heart... For whether he is exploring the canyon which is Wall Street, or the dusty and treeless playgrounds of Harlem, whether he braves the swirling traffic of a well-regulated metropolis, or the back lanes of a Southern town gone mad with lynch spirit, his story of the American Way moves swiftly — and with a forthrightness that will charm the reader. He narrates his American Encounter with an open-minded freshness and with a sharp eye that penetrates the smog of big-city living and big-city headlines. Und auch hier ein kurzer Auszug aus dem Buch: 1. Chapter Mr. Becker, having declared his profession, is asked what kind of an author he is. „I write novels and short stories.“ „And politics?“ „Not at all,“ he replies, smiling. With that he may proceed toward the Landing Hall - and into America. Egon E. Kisch : PARADISE AMERICA This author (he won’t attempt to hide his identity behind a pseudonym) was asked no such questions when, on a cold Wednesday in February, he confronted the gentle voiced, elderly Immigration Officer at John F. Kennedy International Airport, New York. His passport was in order and so was his American visa. Yet he had forebodings. Would he be turned back at the last moment? He had come as more than a tourist: Events in Viet Nam and Mississippi had prompted his journey, and although he did not propose to write specifically about any one subject, he did intend to report on life in America as he found it. „What’s the purpose of your visit?“ the Immigration Officer asked. „A short stay in the States,“ he answered noncommittally. „About how long?“ „Perhaps a month.“ A closer inspection of his visa revealed that it would expire before then — but America accepted him with equanimity. The Immigration Officer merely advised him to have his visa extended at the earliest opportunity; it was always good to make provisions for eventualities — like sickness and so on. And for further travels. With that he was permitted to proceed toward the Customs Room where presently his suitcase came sliding down a chute. Ingeniously contrived trolleys were available to wheel his luggage to a conveyor belt which transported it further toward an exit. Here, after the briefest inspection, he was dismissed into a huge hall — a veritable fair of commerce with glaring advertisements, shops, newsstands, exhibitions, tourist offices, information desks and airline counters, all crowded with travelers. Innumerable doors led in all directions, elevators soared to upper stories and moving staircases vanished into basements. Yet, more expediently than he thought possible, he found himself in the open amid fleets of taxis and rows of buses: Welcome to New York, you stranger, travel around and be impressed! He mounted a bus and minutes later the utopian aspects of the airport with ist control towers, roaring tarmacs, its feverishly busy and vast areas of modern constructions, its winding roads and crowded parking lots, receded behind him. Manhattan-bound, without fixed plans, he concentrated on the immediate — which precluded the slightest notion that he should be returning here within a fortnight to make his way through a labyrinth of passageways („follow the green light — follow the ted ... insure your life for a dollar ...“) to a point where an airplane would be starting with connections to Louisville, Kentucky. In Louisville, having come down with a raging toothache that threatened to delay him indefinitely, he had occasion to remember with gratitude the first American he spoke to on American soil — that solicitous Immigration Officer who trusted him to behave as predictably as any other in a million tourists .... But our author is getting ahead of himself. It would seem that he had best decide on relating his varied and manifold experiences in the United States in chronological order.“ 1972 brachte Seven Seas Publishers Berlin erstmals „Beyond the Green World of Childhood“ von Walter Kaufmann heraus: Like all children Stefan lives in a world of his own—a carefree world of his own fantasies. But Stefan is the son of a Jewish lawyer in pre-World War II Germany . .. Why were those men in brown uniforms chasing that lad? Why did he deny being a Jew when he was so ashamed of himself afterwards? When such questions intrude the quiet security of his world is shattered. Doubts, fear, the first stirring of young love-new emotions enter Stefan’s world and take possession of him. He learns the meaning and the force of fear, what it means to be a Jew in Hitler’s Germany ... to see his friends disappear, his father taken away; and finally he too takes leave of home and country. In this collection of reminiscences the author captures with delicate simplicity the mood of childhood and of growing up in a time of fear. Lesen wir ein Stück aus dem Text „The Simple Things“: „Georg is still my friend. This may seem strange, for Georg is nowhere I can hold my hand out to him. He is half my lifetime away from me. He may be dead. He is still my friend—symbolically. I remember when I was a boy, when I was eleven, Georg would wait for me on the corner of our street. He would not come to our home. Was it pride that prevented him, shyness or fear of trespassing into an alien world? I do not know that. I only know that I went out to Georg, leaving behind me this: Our house with the winding stone stairs to the front door; by that door an electric bell ringing clearly through the hall, summoning Kate, the maid; Kate hurrying along passages, softly over carpets, swinging back glass doors that caused a noise like air sucked from a shaft, and then opening the front door, admitting callers into the restrained stillness of the house—into the study, or into father’s spacious library that revealed his severe sense of order, or—if the guest be mother’s—into the light and airy morning room upstairs, where water-colour landscapes in simple frames reflected the sunlight which fell through the french windows overlooking the garden; the china collection sparkled in the sunlight, the glass case sparkled, and the polished grand piano stood in black contrast to the slender yellow chairs around the slender yellow table. I leapt down the stone stairs, flinging the front door shut behind me, and the sound echoed through the passage. Running along the street to the corner I sprang on Georg, breathless. „Hallo,“ I said. „I knew you’d come.“ „D’you like chestnuts?“ Georg said. He searched his pockets and produced large brown chestnuts, playing them from hand to hand. „Fine,“ I said. „Let’s go roast them.“ „Sure.“ Then we trotted off, Georg thrusting his hands in his pockets to keep the chestnuts from spilling, his dark hair unruly, his cotton shirt open across his chest despite the wind. Side by side we clattered along the pavements with our socks falling around our ankles, and we headed toward the forest. Remembering Georg now, recalling those distant days of my youth, I form a pattern from many memories that are like lantern slides in the repository of my mind. And from that pattern emerges our friendship, acquiring a new meaning. Squatting by a small fire we had built in an open space in the forest, the two of us watched the chestnuts roasting and turning colour, the shells cracking in the heat. We did not speak. There were trees all about us, oaks and elms and birch trees with patches of clear sky between and sun- rays stabbing through the leaves. Georg fed the fire with dry twigs and I turned the chestnuts over and over in the heat. At length, Georg broke the silence. „Listen,“ he said, „father won’t let me join the Hitler Youth, no matter what happens.“ „Does that bother you?“ I asked. „You know that I can’t.“ „That’s different. You’re a few.“ „Even if I wasn’t, I wouldn’t go.“ „Why?“ „Uniforms, marching, drums and noise—and being ordered around.“ I shook my head. „I don’t like that.“ „Me neither.““ Und das wars für heute. This is he End. I wish you a lot of pleasure in reading. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3759 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Abitur im Sozialismus, Templer-Gold und sprechende Raben - EDITION digital 2017 wieder bei der Leipziger Buchmesse dabei
Halle 4, B401 – das ist die Standnummer der EDITION digital aus Godern bei Schwerin, die auch in diesem Jahr wieder auf der Leipziger Buchmesse vertreten ist. Der Frühjahrstreff der Branche findet vom 23. bis 26. März in der sächsischen Messestadt statt. In ihrem Reisegepäck nimmt Verlegerin Gisela Pekrul diesmal vor allem fünf Schwerpunkttitel mit nach Leipzig – und zwar alles gedruckte Bücher. In seinem Buch „Abitur im Sozialismus. Schülernotizen 1963 – 1967“ begibt sich Autor Werner Müller gemeinsam mit ehemaligen Klassenkameraden der Erweiterten Oberschule „Rainer Fetscher“ auf eine Zeitreise in die Schullandschaft der DDR und beschreibt, wie es damals wirklich war – ein spannendes Stück Dokumentarliteratur. Am 23. März, 16 Uhr, lädt die EDITION digital in Halle 2, Stand B 400 zu einer Lesung mit Buchverkauf zu „Abitur im Sozialismus“ ein. Ein ganz anderes Stück DDR-Geschichte wird in dem Band „Pioniere der 8. Mot.-Schützendivision der NVA im Bild. Eine Sammlung privater Fotos aus dem Besitz ehemaliger Angehöriger der 8. MSD“ von Manfred Biewald sichtbar. Fast 900 Amateuraufnahmen lassen die Geschichte dieser Einheiten anschaulich nachvollziehen und stellen eine interessante Ergänzung zu dem gleichfalls von Manfred Biewald herausgegebenen Band „Pioniere in der 8. Motorisierten Schützendivision der Nationalen Volksarmee der DDR“ dar – und das trotz der strengen Geheimhaltung unter den Bedingungen der DDR-Streitkräfte. Gleich zweimal setzt sich Ulrich Hinse mit dem Thema des Templerordens und seinem Goldschatz auseinander - einmal als historischer Roman und einmal als Krimi: im dritten Teil seiner Reihe über das Gold der Templer „Das Gold der Andentempler. Ein historischer Roman über den Aufenthalt der Templer bei dem Volk der Chachapoya in den Anden“ greift der Autor die Möglichkeit auf, einige der Templer hätten in Südamerika ein ganz neues Leben begonnen und sich mit der einheimischen Bevölkerung vermischt. Auch in der Krimimalerzählung „Das Jakobsweg-Komplott“ geht es um das Gold der Templer. Allerdings spielt dieses Buch nicht im Mittelalter, sondern in der Gegenwart. Der deutsche Kriminalhauptkommissar Raschke aus Mecklenburg-Vorpommern ist als Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs, wird Zeuge eines Mordes und befindet sich plötzlich in großer Gefahr … Von einer geradezu unglaublichen und übernatürlichen Hilfe für ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat und bei seinen Großeltern in einem Dorf aufwächst, erzählt Johan Nerholz in seinem literarischen Debüt „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“. Das mit Raben, die sprechen können, und vielen anderen Geheimnissen aufwartende Buch wurde für Kinder ab 10 Jahren geschrieben. Alle Titel sind sowohl als Druckausgabe wie auch als E-Book unter edition-digital.de sowie im stationären und Online-Buchhandel zu haben und – das ist neu – auch am Messestand. Die vor 22 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 880 Titel (Stand März 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte Bücher neu. Titelbilder können Sie unter http://www.edition-digital.de/Presse/ herunterladen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3758 sowie http://www.edition-digital.de/Presse/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Wie man zum Krimischreiben angeregt wird, von sagenhaften Zwergen und sprechenden Raben – Acht E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Nicht immer weiß man als Leser, wie ein Schriftsteller zu seinem Stoff kommt. Und woher nehmen speziell Krimi-Autoren ihre Anregungen? Dank C.U. Wiesner wissen wir, wie das geschehen kann: Dazu braucht es einen tatsächlichen Fall und ein Preisausschreiben. Mehr dazu und über seine Kriminalerzählung „Jonas wird misstrauisch“ ein klein wenig später. Denn diese ist einer von insgesamt acht aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 03.02. 17 - Freitag, 10.02. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Dazu gehören weiter ein zweiter Krimi, Kindheitserinnerungen von C.U. Wiesner, Sagenhaftes aus dem Harz und ein historischer Roman, der vor und während der Revolution von 1848 spielt, sowie zwei bemerkenswerte Bücher von Wolf Spillner und ein Fantasy-Abenteuer, das Mut macht. Neugierig geworden? Dann folgen Sie bitte. Jetzt. „Der Viertel Schlüssel“. Der erste der Krimis dieses Newsletters stammt von Ulrich Völkel und erschien erstmals 1988 beim Militärverlag der DDR: Der Autor hatte zuvor Gegenwartsbücher und historische Romane geschrieben, war vielen Lesern kein Unbekannter mehr. Nun versuchte er sich, dem Beispiel anderer Autoren folgend, auch auf dem Gebiet der Kriminalliteratur. Und dem „Vierten Schlüssel“ merkt man die Erfahrung des Verfassers, auch ein bisschen seine Routine im Umgang mit dem geschriebenen Wort an. Da ist gleich von der ersten Seite an Spannung, die Personen sind Menschen von Fleisch und Blut, und ihre Handlungen und Motive erscheinen logisch und verständlich. Und noch etwas bringt Völkel in den Kriminalroman ein: Er erzählt zwei scheinbar unabhängige Fälle, die sich auf eigenartige Weise berühren. Eine bisher kaum gekannte Konstruktion mit zweifellos neuartigen Spannungselementen, die selbst den geübten Krimileser nicht ohne Überraschung aus der Lektüre entlassen. Und sein Krimi beginnt auch gleich mit einer Überraschung. Aber lesen Sie selbst: „Achim Bauer blickte auf seine Uhr: drei Minuten vor acht. Er hätte also noch zwei Minuten Zeit gehabt, um zu Gisela Werner zu gehen, deren Zimmer sich neben dem kleinen Sekretariat befand, linke Tür, während seines rechts abging. Termin war acht Uhr. Er nahm seine Unterlagen auf, überblickte noch einmal den Schreibtisch, ob nichts liegen geblieben war, rückte die Bleistifte wie Soldaten zurecht und ging aus dem Zimmer. Die Sekretärin saß an der Maschine. Da sie nach ihm gekommen war, grüßte er knapp und fragte sie, ob Kollegin Werner in ihrem Zimmer sei. Die Antwort wartete er gar nicht erst ab. Er hatte bereits die Klinke der gepolsterten Tür in der Hand, als die Sekretärin bejahte, und betrat den Raum, in dem die Abteilungsleiterin saß. Gisela Werner machte sich gerade Notizen in ihrem Kalender. Sie blickte auf und lächelte ihm zu. „Guten Morgen, Achim.“ Er trat zu ihr, beugte sich schnell hinab und küsste ihre Wange. „Guten Morgen, mein Schatz.“ Dann blickte er auf ihren Terminkalender. „Alles voll. Und wo ist Platz für mich?“ Er spielte den Schmollenden. „Achim!“, wies sie ihn zurecht. „Du weißt, ich mag das nicht im Büro. Braucht bloß mal jemand hereinzukommen. Also lass das bitte in Zukunft.“ Unmutsfalten auf der Stirn zeigten an, dass sie wirklich verärgert war. „Kommen wir zur Sache. Du bist der Meinung, dass die von mir vorgeschlagene Materialeinsparung auf Kosten der statischen Festigkeit geht. Ist das so?“ Er ging ohne sichtbaren Übergang, als hätten sie bereits geraume Zeit miteinander gesprochen, auf ihren sachlichen Ton ein. Seine Verärgerung ließ er sich nicht anmerken, denn das hätte keinen Eindruck auf sie gemacht. Dafür kannte er sie inzwischen zu gut. Gisela Werner war zwei Personen in einer: leidenschaftliche Geliebte im Bett und unnahbar strenge Chefin im Büro. Es war eine seltsame Art von Verhältnis, das sie miteinander verband. Begonnen hatte alles, als sie ihre erste gemeinsame Dienstreise unternahmen. Hätte ihm jemand am Morgen gesagt, wie der Abend enden würde, wäre ihm das absurd vorgekommen. Zwar spielten sie sich die Bälle während der Verhandlung wie ein lang aufeinander eingestimmtes Paar zu, verstanden sich fast wortlos, wann der eine, wann der andere reden musste, aber eigentlich funktionierten sie wie ein perfekt konstruierter Computer. Dass es zwischen ihnen irgendwelche anderen als dienstliche Beziehungen geben könnte, schien gänzlich ausgeschlossen zu sein. Noch während des gemeinsamen Essens am Abend mit den Vertretern des Partnerbetriebes herrschte ein durchaus sachlicher Ton. Gisela Werner war eine schöne Frau, gut gewachsen, die Bluse wohlgefüllt, schlanke Taille, runde Hüften, straffes Gesäß und lange Beine mit schmalen Fesseln. Ihr Gesicht, oval, von weich fallenden, kurz geschnittenen kastanienbraunen Haaren umrahmt, fiel besonders durch sinnliche volle Lippen und tiefdunkle Augen auf. Die Nase war schmal mit einem leichten Sattel. Vielleicht war ihm das alles nie bewusst geworden, weil er, wenn er in ihr schon die Frau sah, so eben doch eine, die ihm bei der Entscheidung, wer Leiter der Abteilung werden sollte, vorgezogen worden war, die erfolgreichere Konkurrentin also. Außerdem hatte er nie Verhältnisse mit gleichaltrigen Frauen gehabt. Er brauchte stets das Gefühl, der Überlegene zu sein. Selbstbewusste, aus eigenem Antrieb handelnde Frauen akzeptierte er höchstens im beruflichen Bereich. So waren alle seine Liebschaften gewesen, so war auch seine Ehe. Als sie nach dem Abendessen im Lift in ihre Hoteletage fuhren, sagte sie: „Ich dusche mich und ziehe etwas anderes an, dann gehe ich in die Bar. Kommst du mit.“ Sie fragte nicht, sie sagte es.“ Zwei Jahrzehnte zuvor hatte C.U. Wiesner erstmals 1967 in der beliebten Blaulicht-Reihe des Verlages Das Neue Berlin seine Kriminalerzählung „Jonas wird misstrauisch“ veröffentlicht. Wie er zu dieser Geschichte kam, erzählte der Autor selbst: „An einem Wintertag des Jahres 1967 verließ der Kollege P., leitender Mitarbeiter des Eulenspiegel Verlages, um die Mittagszeit sein Büro in der Kronenstraße 73/74, um sich, wie er sagte, kurz mit einem alten Kriegskameraden zu treffen. Als seine Kollegen Feierabend machten, war P. noch immer nicht zurückgekehrt. Am nächsten Tag erschien er, sonst ein Muster an Korrektheit, nicht zum Dienst. Die Kollegen begannen sich zu wundern, zumal er am Vortage nicht mal seinen Mantel mitgenommen hatte. Bald schwirrten die Gerüchte durch das Haus. Am Morgen darauf ging in einem Dorf bei Bernau eine junge Frau zur Arbeit. In einem Waldstück blieb ihr vor Schreck beinahe das Herz stehen. An dem Ast einer Eiche baumelte ein Mann mit heraushängender Zunge … Der Fall P. konnte nie aufgeklärt werden. Als der Verlag Neues Berlin einen Wettbewerb um die beste Kriminalerzählung ausschrieb, beschloss ich, mich zu beteiligen. Da ich für längere Arbeiten gern den häuslichen vier Wänden entfleuchte, suchte ich mir ein ruhiges Quartier in der Uckermark. Als ich mit meinem Trabant gen Norden fuhr, hielt mich kurz hinter der Berliner Stadtgrenze ein junger Mann an. Ob ich bis Zerpenschleuse führe? Nachdem er eingestiegen war, erzählte er mir, er habe gerade seine Abiturprüfung bestanden. Ich gratulierte ihm und fragte ihn, warum er dann so ein trübseliges Gesicht mache. Da sagte er mir mit Tränen in den Augen, vor drei Tagen habe sich sein Lieblingslehrer erhängt. Kurz vor Templin fand ich nach einigem Suchen mein Quartier. Es lag mitten im Walde, im Ortsteil Dreihäuser. In einem der drei kleinen Gehöfte bezog ich eine einfache Laube. Als es dunkel wurde schaute ich durch das Fenster auf den mondbeschienen alten Bauerngarten - und stutzte. Hinter den Beeten, dicht am Zaun lagen fünf flache Hügel. Sie sahen aus wie fünf Gräber. Am nächsten Morgen erzählte mir meine Wirtin, die Bauersfrau Lemke: Jo, dat sind tatsächlich Gräber. Im April 1945 war hier ne Flüchtlingsfamilie einquartiert, und die ham sich, wie denn der Russe immer näher kam, vor lauter Angst inne Scheune uffjebammelt. Wat sollten wir damals machen - in dem Wirrwarr und die Kampfhandlungen? Da hat se unser Vadder eben mussten hier im Jarten bejraben. Noch nie habe ich eine Geschichte so schnell zu Ende geschrieben wie in der Laube zu Dreihäuser. Später gewann ich dafür sogar den ersten Preis, und sie wurde 1967 in der Blaulicht-Reihe veröffentlicht. Und so liest sich ein Ausschnitt aus dieser im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Geschichte: „Dr. Soltwedel stieg allein aus und bat mich, zunächst im Wagen zu bleiben. Ich malte mir aus, was für Formalitäten die jetzt abziehen würden. Wozu das alles? Ich wollte wissen, auf welche Art Ammoneit umgekommen war. Nach zehn Minuten kehrte der Alte mit einem VP-Leutnant zurück. Ich musste meine Papiere vorzeigen. „Bitte, kommen Sie mit“, sagte der Leutnant. Den ersten und letzten Toten hab’ ich 1945 gesehen, als Junge. Mir wurde jetzt doch etwas unbehaglich. Komisch, da liest man so viele Krimis und kuckt sich die schönsten Leichen im Fernsehen an. Aber in Wirklichkeit ..., und wenn man jemanden gut gekannt hat ... Der Leutnant brauchte mich nicht erst zu fragen, wer das sei, als er die Decke zurückschlug. „Karl Ammoneit“, sagte ich schnell und wandte mich ab. Verdammt noch mal, mir zitterten die Knie. „Na, nun kommen Sie“, sagte der Leutnant, „wir können die Fragen auch in unserem Wagen stellen.“ Während die Leiche weggefahren wurde, saßen wir in dem Funkwagen. Ich durfte während des Gesprächs rauchen. Ob ich Ammoneit näher gekannt hätte, wollten sie wissen. Ich sagte, dass wir oft miteinander auf Dienstfahrt gewesen seien. Nach ein paar belanglosen Fragen erzählten sie mir endlich, wie es passiert war. Ammoneit hatte sich gestern etwa zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Uhr am Brückengeländer erhängt. Warum, warum, warum? dachte ich immerzu und fragte schließlich auch. Der Leutnant musterte mich aufmerksam. „Haben Sie eine Vermutung?“, erkundigte er sich. Ich schüttelte den Kopf. „Steigen Sie aus und begleiten Sie uns zu Ihrem Wagen!“, sagte er. Was sollte denn das nun wieder? Dachte der vielleicht, Ammoneit hätte einen Abschiedsbrief in meinem Handschuhfach hinterlassen? „Wo bewahren Sie Ihr Werkzeug auf?“, fragte er. Dämliche Frage. Auf der Hutablage ganz bestimmt nicht. Ich öffnete den Kofferraum. „Zeigen Sie uns Ihr Abschleppseil!“ Mir wurde siedendheiß. Eine Redensart meiner Großmutter fiel mir ein: Im Hause des Erhängten soll man nicht vom Strick sprechen. Das Abschleppseil! Ich bin als Kraftfahrer ein ordentlicher Mensch, zweifacher Aktivist, keinen selbst verschuldeten Unfall, Jonas, unser Vorbild. Aber manchmal schludert man eben doch. Mein Abschleppseil, viel älter als dieser Wagen und offenbar schon etwas morsch, war vor etwa vier Wochen gerissen, als ich auf der Autobahn einen Wolga anrucken wollte. Wir hatten dann seins benutzt und meine beiden Enden in den Kofferraum geschmissen. Ein paar Mal hatte ich mir vorgenommen, ein neues Seil zu besorgen. „Träumen Sie nicht, Bürger!“, sagte der Leutnant ungeduldig. Ich griff neben das Reserverad, holte das kurze Ende hervor und setzte zu meiner Beichte an. „Sie brauchen nicht weiterzusuchen“, unterbrach er mich. „Genosse Hauptwachtmeister, zeigen Sie ihm das andere Ende!“ Der Volkspolizist hatte es schon in der Hand. Ich erkannte es sofort als meins. „Mit diesem Seil“, sagte der Leutnant, „ist die Tat begangen worden.“ Wiederum anderthalb Jahrzehnte nach dieser Krimimalerzählung druckte der bereits mehrfach erwähnte Berliner Eulenspiegel Verlag unter dem Titel „Machs gut Schneewittchen“ zehn Geschichten aus der Kinderzeit von C.U. Wiesner: „Auf den folgenden Seiten tauchen die Gestalten meiner Kindheit aus dem Nebel der Vergangenheit auf: der böse Kaufmann Sumpf, dessen Weib ich in ohnmächtiger Rachsucht beinahe umgebracht hätte, der furzende Lehrer Buchhorn, dem ich einen Spitznamen verpasste, der ihm bis zum Lebensende anhing, die Kinder des Reichspropagandaministers auf der Insel Schwanenwerder, der Feldmarschall von Mackensen in der Uniform der Totenkopfhusaren, welcher schmählich im Katzendreck erstickte, und viele andere. Meine Heimatstadt nannte ich 1982 nicht beim Namen, aber sie ist unschwer als Brandenburg an der Havel zu erkennen. Auch die meisten Personen verschlüsselte ich, denn man weiß ja nie …Trotzdem wäre es einmal beinahe schiefgegangen. 1986 veranstaltete die größte Buchhandlung der Stadt eine Signierstunde. Mehr als zweihundert Leser standen Schlange, aber so was war im Leseland DeDeDingsda keineswegs ungewöhnlich. Bei der anschließenden Lesung saß in der ersten Reihe ein Mann, der mir durch seine Schnapsfahne und seinen finsteren Blick auffiel. Leicht verunsichert überlegte ich: Woher kennste denn den Kerl? Nachdem der Beifall verrauscht war, zischte mir der Mann zu: „Det is ne Schweinerei von dir, dette jeschrieben hast, wie dolle mein Vadder jeschielt hat. Komm du mir nachher hier raus, sag ick dir!“ Nun erst erkannte ich meinen ehemaligen Jungenschaftsführer Günter, der in dem Kapitel ‚Als ich ein Großdeutscher Pimpf war‘ zu Recht nicht sehr schmeichelhaft weggekommen ist. Ich verließ die Buchhandlung durch die Hintertür. Wie lange können Ressentiments noch weiterglimmen? Er war damals dreizehn, ich zwölf Jahre alt. Eigentlich sollte der Schutzumschlag ein Mädchen und einen Jungen in der Kinderuniform des Tausendjährigen Reiches zeigen. Dies verhinderte der Leiter des Eulenspiegel Verlages: „Solange ich was zu sagen habe, kommen mir keine Nazisymbole auf die Umschläge!“ Die beiden Kindlein, die auf der damaligen Auflage zu sehen waren, trugen neckisches Zivil. So fragten auf den Buchbasaren viele Käufer: „Das ist doch wohl ein Kinderbuch?“ – Dann musste ich sie immer warnend darauf hinweisen, dass in dem Buch viele unanständiger Sprüche vorkämen. Auch die Titelfigur, mit der ich ja aus reiner Pointensucht nicht durchweg liebevoll umgegangen bin, ist mir noch einmal leibhaftig begegnet. Nach einer Lesung 1989 in der Freien Universität Berlin stand eine ansehnliche Dame vor mir: „Kennst du mich nicht mehr? Ich bin doch dein Schneewittchen.“ Sie hat mir nichts nachgetragen, und solange wir nicht gestorben sind, reden wir ab und an noch gerne miteinander. Wer wissen möchte, wie es dem Erzähler fürderhin ergangen ist, der greife bittschön zu seinem Buche Lebwohl, Rapunzel! – Aber das gibt es diesmal nicht als Deals der Woche. Dafür aber präsentieren wir ein Stück aus einer der zehn Geschichten aus der Kinderzeit von C.U. Wiesner, in der er davon erzählt, wie seine Laufbahn als Kaviervirtuose scheiterte: „Man müsste Klavier spielen können, behauptete man vor einem Menschenalter, denn wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen. Was mögen das für rückständige Zeiten gewesen sein! Ein junger Mann von heute würde bei den meisten Mädchen als bleicher Spinner abblitzen, versuchte er, auf diese altmodische Art zu landen, es sei denn, er säße schön und blond wie der Franzose Richard Clayderman im weißen Frack am weißen Flügel und spielte Pour Adeline oder Song Of Joy. Aber wer klimpert sonst schon noch selber auf dem Piano herum, wo es doch viel bequemer ist, eine Platte aufzulegen oder den Rekorder einzuschalten? Im Zeitalter der wachsenden Spezialisierung überlässt man die Musik den professionellen Fachleuten, anstatt sich mit hausgemachter Stümperei abzugeben. Was mich betrifft, so bin ich ein altmodischer Mensch und bedauere das Dahinsterben des Klavierspielens. Eingeweihte wissen, dass ich nicht von jenem Instrument rede, wie es Annerose Schmidt in internationalen Konzertsälen zu immer neuen Ehren führt. Ich meine jenes Klavier, das in einem Café stand. Drei würdige Herren, Violine, Cello, Piano, gaben dort nachmittags zu Mokka und Kirschtorte die Serenade von Toselli oder das Poem von Fibig, vertauschten nach dem Abendbrot den schwarzen Smoking mit der Lüsterjacke, die Streichinstrumente mit Saxofon und Schlagzeug und spielten zu gedämpftem Licht eine so leise, zärtliche Barmusik, dass man seiner Partnerin beim Tanzen nicht das Ohr abbeißen musste, um ihr mitzuteilen, dass man das erste Mal in dieser zauberhaften Stadt sei. So was gab es, Ehrenwort! bei uns noch Mitte der sechziger Jahre, zum Beispiel im Bahnhofshotel zu Quedlinburg. Als die Nostalgiewelle trotz allen Hohngeschreis der Presse auch bei uns eindrang, vielleicht nicht so sehr die Seelen wie die Haushalte überspülte, hegte ich die heimliche Hoffnung, auch das Klavier mit seiner dezenten Barmusik würde wieder in unseren Breiten heimisch werden. Ein törichtes Hoffen, wie inzwischen jeder weiß. Wäre ich nicht ein so faules und undiszipliniertes Kind gewesen, so könnte ich heute mich und die Meinen an den himmlischsten Gaben der Frau Musica laben. In meinem Zimmer stünde ein braunes, matt glänzendes Klavier mit messingnen Kerzenleuchtern. Und wenn mir so wäre, mitten in der Nacht, so setzte ich mich im Schlafanzug auf den harten Schemel, schlüge behutsam den Deckel auf und spielte mit versonnenem Lächeln die Mondscheinsonate. Geboren bin ich in einer Eckkneipe, im letzten Monat der Weimarer Republik. Die Stammkunden nannten das Lokal den „Blauen Affen“, obwohl es eigentlich ganz anders hieß. Es verkehrten dort Arbeiter, Straßenbahner und Inhaber kleiner Läden, Kommunisten, Sozialdemokraten und parteilose Kleingärtner. Familienväter versoffen ihren Wochenlohn und Arbeitslose ihr Stempelgeld. Selbst der berüchtigte Zuhälter und Messerstecher Schmalte Brebeck trank ab und an seine Molle und seinen Korn, soll jedoch niemals randaliert haben. Der „Blaue Affe“ muss eine mächtig verräucherte Stampe gewesen sein, hatte aber außer den herkömmlichen schlichten Getränken auch einiges zu bieten, nämlich Bockwurst mit Kartoffelsalat, Soleier und Buletten und nicht zuletzt das Klavierspiel meines Vaters. Das war nämlich das einzige, was ihm in dieser Kneipe Spaß machte. Als sehr jungen Mann hatte ihn der Rat der älteren Geschwister dazu verdammt, meiner Großmutter am Tresen mannhaft zur Seite zu stehen. Mein Vater hat nie Klavierspielen gelernt, aber es ist noch heute so mit ihm: Er nimmt ein Instrument zur Hand, fingert ein bisschen daran herum, und schon entlockt er ihm zusammenhängende und durchaus melodisch klingende Töne. Im „Blauen Affen“ spielte er im Nu die allerneuesten Schlager: „In einer kleinen Konditorei ...“, „Schöner Gigolo, armer Gigolo ...“, „Adieu, du kleiner Gardeoffizier ...“, „Es war einmal ein Musikus ...“ Die Schlager des Jahres 1935 hießen: „Regentropfen, die an dein Fenster klopfen ...“ und: „Du kannst nicht treu sein, nein, nein, das kannst du nicht ...“. Man sagt mir nach, ich hätte neben Vaters Klavier gestanden und aus voller zweijähriger Kehle mitgesungen. Es waren schlechte Zeiten für eine Arbeiterkneipe, deren Pächter von der Adlerbrauerei doch ziemlich ausgeräubert wurde. Die verlangte als Pacht vierzig Prozent vom Bierumsatz, wobei Vater natürlich das Bier nur von der Adlerbrauerei beziehen durfte, und das war fast noch schlechter als das, was man heute für gewöhnlich in den Kaufhallen meiner Heimatstadt in seinen Korb fischt.“ Bevor wir uns anderen Themen zuwenden, wollen wir etwas Sagenhaftes einschieben und zwar Sagen aus dem Harz. Unter dem Titel „Von Geisterspuk und Hexenflug“ hatte Bernd Wolff 1997 Jüttners Verlagsbuchhandlung Wernigerode einen „Sagenspiegel des Harzes“ des Harzes vorlegt: Teufelsmauer, Roßtrappe, Hübichenstein, Brocken – so vielfältig wie die Landschaft des Harzgebirges sind seine Sagen, in denen sich Denken und Hoffen, Freude und Schrecken, Leid und Zuversicht widerspiegeln. Dieses Sagenbuch, in dem Bernd Wolff die alten Begebenheiten auf eigene poetische Weise und mit der nötigen Portion hintergründigen Humors nacherzählt, hilft dem Leser über das Vergnügen am Text hinaus, die mündlichen Überlieferungen in ihrem historischen Zusammenhang zu begreifen. Dazu werden auch mitunter schriftliche Quellen herangezogen. Deshalb sind die Sagen nicht wie üblich nach Ortschaften, sondern nach Themenkreisen geordnet. Hüttenkobolde und Zwerge, Götter und Riesen, Hexen und der in diesen Bergen besonders präsente Teufel, Bergleute, Schatzsucher, Reiche, Arme und Geprellte sowie gruselige Nachtgeister bevölkern die Seiten. Jedes der übergeordneten Kapitel wird eingeleitet durch ein Zitat aus Goethes „Faust“, das zeigt, wie dieses Nationalepos unserem Gebirge besonders verbunden ist. So stellt sich unschwer die Verbindung von Volksdichtung und klassischer deutscher Literatur her, die beide aus einem Born geschöpft sind. Und als ein Beispiel für die sagenhafte Lektüre sei hier der Text „Über das Vorhandensein von Zwergen“ angeführt: „In alten Zeiten, als das Berühren eines Buckligen noch Glück brachte, fanden sich allenthalben Zwerge im Harz. Abseits von den Menschen lebten sie ihr stilles Leben in Höhlungen und Löchern und ließen sich nur im Notfall blicken. Wer auf gutem Fuß mit den Hausgeistern stand und ihnen abends oder zu Feiertagen Milch und Brot vor die Tür stellte, dem gaben sie sich auch zu erkennen, borstig wie Igel, mit aufmerksamen Mardergesichtern, rotpelzigen Fuchsmützen, grämlich-breiten Dachsnasen. Mit klugen, urweisen Augen wie Steinkäuze oder Uhus. Dem wühlten sie mitunter Schätze zutage, Katzengold und Bachedelsteine, Tongeschirr aus verschütteten Tagen, Steigbügel oder Sporen, uralte, grünspanige Münzen. Sie kannten sich in der Erde aus und nutzten die feinsten Spalten und Gänge, wo große Bergleute hoffnungslos stecken geblieben wären. Desgleichen kannten sie alle Heil- und Zauberkräuter. Und sie verstanden die Kunst, sich von einem Augenblick auf den anderen unsichtbar zu machen, so dass man die Augen rieb und nicht wusste, hatte man sie nun erblickt oder nicht. Sie hielten sich fern von menschlichen Siedlungen, doch in erreichbarer Nähe; sie lebten an Flussläufen und dort, wo Erze zu vermuten waren; im Ausgraben, Schmelzen und Schmieden blieben sie unübertroffene Meister. Sie waren so breit wie hoch, gedrungene, kurzhalsige, kurzbeinige Gesellen, die sich auf geheime Zeichen und Künste verstanden und die Nacht zum Freund hatten. Sie trugen zipflige Ohrenmützen wie die Bergknappen, Lederschürzen und unterm Knie gebundene Hosen mit Hinterleder, so konnten sie nirgends hängen bleiben. Man wüsste nichts von ihnen, wenn sie sich nicht immer wieder zu den Menschen hingezogen fühlten, denen sie halfen und deren Hilfe sie brauchten, mit denen sie auch zuweilen ihren Schabernack trieben und die sie bestahlen, was letztlich zum Zerwürfnis führte.“ In nicht ganz so alter Zeit, sondern vor und während der Revolution von 1848 spielt der Roman „Sieben Rebellen“ von Heinz-Jürgen Zierke, der erstmals 1967 im VEB Hinstorff Verlag Rostock herauskam: An einem Morgen im Februar 1848. Hinrich Knubbe hebt die Peitsche. „Schlag zu!", befiehlt Herr von Negendangk. Aber Knubbe lässt die Peitsche sinken vor dem Bauern Krumbeck, dem Vater seiner Braut. Und der Herr hetzt ihn mit Hunden vom Hof. In der Stunde der Not findet Hinrich neue Freunde, Bauernsöhne, Tagelöhner, Bürger aus der Kreisstadt. Nur Krumbeck verschließt vor ihm das Tor. Der landstolze Kleinbauer will seine Tochter nicht dem Leibkutscher geben. Negendangk ruft Militär. Da bricht in Berlin die Revolution aus. Die Soldaten ziehen ab. Die Bauern veranlassen Krumbeck, seine Zustimmung zur Hochzeit zu geben. Kaum aber haben sich die Stürme der Revolution gelegt, erhalten Knubbe und seine Freunde im Dorf den Gestellungsbefehl. Jetzt vor der Ernte? Sie ziehen zum Landratsamt, um ihre Freistellung zu verlangen. Neugierige strömen ihnen zu. Die Behörden fürchten einen Aufstand und schicken nach den Kürassieren. Fünf Mann schlagen sich nach Berlin durch. Sie geraten in den Sturm auf das Zeughaus. Hinrich wird verwundet. Er will Preußen verlassen. Aber die Sehnsucht nach Gertrud und dem Kind, das sie erwartet, lässt ihn noch einmal die Heimat aufsuchen. Unerkannt gelangt er bis zu Krumbecks Gehöft. Aber der Bauer, aus Angst um seine Tochter, liefert ihn den Häschern aus. Zunächst aber ist in dem Buch von Heinz-Jürgen Zierke gar nicht von Politik die Rede, sondern von Liebe – und von Verlorenheit, Verlorenheit wie ein Groschenstück im Hafersack. Schlagen wir gleich das 1. Kapitel auf: „Das Küchenmädchen Grete Koppen hätte sich gern noch einmal unter die Decke gekuschelt, aber ihre Freundin Berta schüttelte sie heftig und brüllte ihr ins Ohr: „Aufstehen! Er pfeift!" „Wer pfeift?“ „Wer schon! Dein Leibkutscher." Sie liefen beide zugleich ans Küchenfenster, stießen sich gegenseitig an und kicherten. Ein Glück, dass die Mamsell noch nicht unten war, aber so eilig hatte die es nie. Das Fenster klemmte. Der stete Wrasen ließ das Holz quellen, und in der Februarkälte hatte sich Eis in die Ritzen gesetzt. Berta schlug mit ihrer fleischigen Hand gegen den Riegel. Das Eis knirschte, es gab nach, das Fenster ließ sich aufstoßen. Die eisige Morgenluft brannte in den verschlafenen Gesichtern. Der Pferdeknecht und Kutscher Hinrich Knubbe schleppte Wasser in den Stall und pfiff dabei laut vor sich hin. Als der alte Kuhknecht Wilhelm Schüller seinen grauen Kopf aus der Stalltür steckte, um sich, wie jeden Morgen, über den frühen Lärm zu beschweren, fischte Hinrich ein Stück Eis vom Brunnenrand und zielte damit auf die dicken Zapfen, die in dichter Reihe von der Dachtraufe herabhingen. Der Wurf saß. Ein armlanges Eisstück zersplitterte vor Schüllers Füßen, fast hätte es ihm die Stummelpfeife aus der Hand geschlagen. „Den Vogel, der am Morgen pfeift, den holt am Abend die Katze“, zeterte der Kuhknecht und zog sich in die dunstige Wärme des Stalles zurück. „Gute Laune heute. Wer weiß, wo er gestern Abend war!", stichelte Berta, während sie sich das Gesicht abspülte. Grete war die Neckereien der Freundin gewöhnt und antwortete doch immer wieder darauf. „Er ist wieder spät nach Hause gekommen und doch als erster auf den Beinen." Sie fachte die Glut an, die versteckt unter der Asche glimmte, und legte kieniges Kiefernholz nach, das hell aufflammte. „Hast wieder die halbe Nacht wach gelegen, und dann kannst du morgens nicht aus den Laken finden!“ „Pah, ich hab nicht gewartet, ich konnte nur nicht einschlafen. Meinetwegen soll er glücklich werden mit dem Bauernmädchen, ich sehe nichts davon." „Du hast es gut, kommst heraus aus dieser Sandkuhle. Aber ich an deiner Stelle hätte nicht so schnell aufgegeben. Was ist denn an Gertrud Krumbeck dran? Die ist genauso dürr wie du. Ich verstehe nicht, was er an ihr findet." Grete war wirklich sehr schmal. Wie ein Rehkitz, dachte sie manchmal, wenn sie sich im Spiegel sah, nur nicht so staksig auf den Beinen. Berta war dagegen kräftig und drall, hatte runde Arme, breite Hüften und ein glattes Gesicht, das immer ein wenig rot schien, vor Lachen oder vor Anstrengung, je nachdem. „Die Wirtschaft gibt ihm Wilhelm Krumbeck nie im Leben. Eigentlich dumm von dem Bauern. Ist doch selbst nur ein armer Schlucker, und einen besseren Schwiegersohn als Hinrich kann er sich gar nicht wünschen: groß und kräftig - was er anpackt, gelingt ihm -, und immer ist er freundlich. Ich habe ihn noch nie wütend gesehen. Nur manchmal fliegt ein Schatten über seine Augen und macht sie traurig. Ob er dann an seine Mutter denkt? Ich glaube, in einem solchen Augenblick hast du dich in ihn verliebt. Werde bloß nicht eifersüchtig, weil ich für ihn schwärme. Ich gönne ihn dir." Grete rührte die dampfende Grütze um, die die Mägde und Knechte zum Frühstück bekamen. „Ach, jetzt fängt der auch noch an!“ Ein dünner, erfrorener Ton klirrte durch den Morgen, brach ab, setzte neu an, seufzte, kreischte auf, stöhnte, zitterte, fing sich zu einer eintönigen Melodie, die niemand kannte. Inspektor Merker kratzte auf seiner Geige. Grete zog das Fenster zu. „Dann wird es heute sein Abschiedsessen? Oder deins für ihn natürlich. Rühr ihm nur einen Kloß Butter an seine Grütze; die Mamsell merkt’s schon nicht. Ab morgen, wenn ich austeile, kriegt er nicht ein Lot mehr als alle andern. Das hat er schon deinetwegen verdient." Grete keilte stumm die Grütze in die Blechschüsseln. So sehr sie sich auf die neue Stellung in der Stadt freute, so schwer drückte der Gedanke, Hinrich vielleicht nie mehr zu sehen. Sie schalt mit sich selbst deswegen; denn Hinrich hatte keinen Blick für sie, er war immer freundlich, ja, aber nie freundlicher als zu Berta Siewert oder Trine Pust auch. Dass Grete seine Grütze mehr schmälzte, dass sie ihm den Kanten Brot breiter, die Scheibe Speck dicker schnitt, bemerkte er wohl gar nicht. Er hatte nur Augen für Gertrud Krumbeck, und doch kam sich Grete verloren vor wie ein Groschenstück im Hafersack, wenn sie sich vorstellte, dass sie übermorgen früh nicht mehr von Hinrichs Pfeifen geweckt wurde.“ Es folgen zwei Bücher des Fotografen und Schriftstellers Wolf Spillner. Zunächst das 1984 im Kinderbuchverlag Berlin erschienene „Durch Urwald und Dünensand. Aus Naturschutzgebieten und Nationalparks der CSSR, der VR Polen und der DDR“: Für dieses Buch ist Wolf Spillner fast dreißigtausend Kilometer gefahren und viele Hundert Kilometer gewandert und geklettert. Bekannte und unbekannte Pflanzen und Tiere in geschützten Landschaften wollte er beobachten und fotografieren, um darüber berichten zu können. So kam er in verschiedene Naturschutzgebiete und Nationalparks in der Volksrepublik Polen, in der CSSR und in der DDR. Von den Seen der wilden Gänse und seltenen Schwarzhalstaucher seines mecklenburgischen Dorfes, über die im Frühjahr und Herbst die Seeadler fliegen, ist er zu den scheuen Wisenten gefahren und vor ihnen davongerannt. Durch glutheißen Sand der Wanderdünen an der Ostsee ist er gestapft und durch den Sommerschnee der Hohen Tatra, dort, wo die Karpatengämsen leben. In den regennassen Waldbergen der Bieszczady hat er den Schwarzstorch auf seinem Nest gesehen und die seltene, kleine Orchidee Korallenwurz auf der Insel Rügen. Unter der Tarnkappe seines Versteckzeltes hat er mit Notizbuch und Kamera auf Bäumen und im Sumpf, zwischen Felsgeröll und im Schnee gesessen, um die scheuen Tiere zu belauschen und Bilder von ihrem Leben für dieses Buch zu sammeln. Das war nicht immer leicht. Aber es war immer schön, denn viele freundliche Menschen, die sich in den Reservaten und Nationalparks um den Schutz der Natur sorgen, haben ihm sehr geholfen. Nur so konnte dieses Buch im Laufe einiger Jahre entstehen. Spillner hat viel von der Schönheit der Natur gesehen und doch nur einen Teil vom Reichtum unseres blauen Planeten. Hier ein kurzer Auszug aus dieser Liebeserklärung an unseren blauen Planeten: „Über diese Seen fliegen viele Vögel. Das Trompeten der Kraniche klingt dort im Frühjahr und Herbst, der klagende Flötenruf der Brachvögel im späten Sommer und das Geschrei der Blessgänse bis in den Winter hinein. Im Frühjahr und Sommer werden die beiden Seen von den Vögeln nicht nur überflogen, dann sind die kleinen Inseln, die weiten Schilfzonen und die verkrauteten Flachwasserbuchten Brutstätten und Mauserplätze. In dieser Zeit verstummen die Vogellaute nie, nicht am Tage und nicht in der Nacht. Die Seen sind nicht sehr groß. Wenn die Kraniche in winkligen Flugkeilen am blassen Frühjahrshimmel zu ihren Brutplätzen ziehen, überqueren sie das Wasser und die Schilfwälder unter sich in wenigen Minuten. Wie zwei seichte Schüsseln liegen die Seen im flachwelligen Land nebeneinander. Aus der Höhe ihres Fluges könnten die Kraniche weit zur Linken die Türme der Stadt Wismar und dahinter die Ostsee erkennen und fern im Süden die Bezirksstadt Schwerin. Um die Seen breiten sich Felder, im Westen schließt sich ein Torfmoor an, und vier Dörfer liegen rund um die Seen. Die Kinder aus den Dörfern können in diesen Seen nicht baden. Das Wasser ist zu flach und der Seegrund mit einer dicken Schicht verrottender Pflanzen bedeckt. Und wenn das Wasser warm genug zum Baden ist, dann wird es dicht von Wasserpest, Wasserschlauch und anderen Pflanzen durchzogen. Algen bilden auf seiner Oberfläche große, gelbgrüne Teppiche. Millionen und aber Millionen brauner und roter Wasserflöhe tanzen im Wasser zwischen den Pflanzen umher. Wer mag in solcher „Suppe“ aus Wasserflöhen baden? Die Kinder fahren daher zum tiefen Rugensee, zur Ostsee oder zum großen Schweriner See. Die Vögel aber lieben die Seen mit den vielen Wasserpflanzen. Auch jene Wasservögel, die an anderen Gewässern schon selten geworden sind, nisten dort. Deshalb stehen die Seen zwischen den Feldern von Bobitz und Drispeth, Wendisch Rambow und Dambeck unter Naturschutz. Kein Jäger darf hier den Gänsen und Enten nachstellen, kein Angler mit seinem Boot die Trauerseeschwalben, Schwarzhalstaucher und Bartmeisen stören. Das Naturschutzgebiet Dambecker Seen gehört den Wasservögeln. Im Winter ist es still an den Seen. Nur der Wind pfeift über das Eis, biegt das Röhricht und fegt den Schnee von den Feldern hinter Hecken und im Schilfwald zu meterhohen Wehen. Von den Schwarzpappeln und Weiden halten Bussarde Ausschau nach Mäusen, der Fuchs lässt im Schnee die Perlschnur seiner Spuren zurück, und in der Dämmerung brechen die Wildschweine durch das raschelnde Schilf. Selten nur wispern ein paar Blaumeisen, die aus dem Moorwald kommen, zwischen den Schilfrispen. Solange das Eis die Dambecker Seen gefangenhält, bleiben die Wasservögel dort, wo es wärmer ist als bei uns. Die Graugänse haben das Schutzgebiet schon im Sommer verlassen. Mit ihren Jungen sind sie davongeflogen. Doch im Herbst, wenn die Schlehen in den Hecken reifen und der Weißdorn mit roten Beeren überschüttet ist, ziehen andere Wildgänse an die Seen. Zunächst sind es nur wenige, dann hundert, und Ende Oktober fallen Bless- und Saatgänse, die aus Sibirien und von Skandinavien kommen, zu Tausenden ein, um hinter dem Schilf auf der großen, freien Wasserfläche zu schlafen. In mondhellen Raureifnächten klingen ihre Stimmen hell und keifend weit über die Seeufer hin. Morgens in der Dämmerung erheben sie sich flügelrauschend und verteilen sich über die Felder.“ Das zweite Buch von Wolf Spillner, „Taube Klara oder Zufälle gibt es nicht“ erschien ebenfalls im Kinderbuchverlag Berlin, allerdings drei Jahre später als „Durch Urwald und Dünensand“: Es geht darin um Hannes, seine Mutter und seinen Vater, um seine Oma und um Opas Lieblingstaube Klara. Die allerdings ist tot. Aber warum? Das Buch „Taube Klara“ wurde in acht Sprachen übersetzt und 1991 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Schauen wir kurz hinein: „Der Zug schaukelt. Er stuckert, und die Räder tuckern auf den Schienenstößen. Mutter schläft. Sie hat sich in die Ecke gekuschelt, den Mantel halb über sich. Ihr Kopf schaukelt an der Lehne hin und her. Sie sieht richtig lieb aus, wenn sie schläft. Wie auf Befehl kann sie schlafen. Das hat sie sich beigebracht, und das braucht sie auch, wenn sie Nachtdienst hat im Krankenhaus. Aber sie kann auch auf einen Schlag wieder wach sein, und dann ist sie voll da, ohne lange zu blinzeln. Augen auf, und es geht weiter. Mit der Arbeit oder was gerade so anliegt. Willenssache, sagt sie, reine Willenssache. Über dem Koffer wackeln meine Skier hin und her. Wenn sie runterfallen, knallen sie uns und den anderen Leuten genau auf die Beine. Aber sie fallen nicht. Mutter hat ihre Tasche davorgeklemmt. Kann gar nichts passieren. Mutter ist perfekt, sagt Vater. Ob er das immer gut findet, weiß ich nicht, denn wenn er von See kommt, ist sie der Käptn zu Hause. Sie ist immer der Käptn, und sie weiß, was Sache ist, egal, was anliegt. Für Oma wollte sie's auch wissen. Und Oma sagt: Du machst mir bisschen angst! In meinem Campingbeutel steckt der Vogel aus Holz. Eine Taube ist das nicht. Er hat keine roten Augen wie Klara, und Klara ist tot, und Oma weiß das. Wie es dazu kam, weiß ich noch immer nicht. Vielleicht wollte Mutter Klara gar nicht totmachen. Kann ja sein, dass es Zufall war. Zufälle gibt es nicht, sagt Vater. Alles hat Ursachen! Kein Schiff läuft aus Zufall auf Grund. Wer seinen Kahn auf Grund setzt, der hat nicht aufgepasst. Oder der weiß zuwenig. Und dann, peng, passiert es. Wenn der Hund nicht, dann hätt er den Hasen gehabt, sagt Vater. Wenn der Hund nicht gekackt hätte! Aber solche Sprüche will Mutter nicht hören. Das gehört sich nicht! Also hält sich Vater zurück. Er grient nur ein bisschen und sagt: Wenn der Hund nicht ... Ich weiß genau, was Vater denkt, und Mutter natürlich auch. Es kann schon ausreichen, dass sie sauer ist. Kommt ganz drauf an, wie ihr Dienst war. Was alles passiert ist im Krankenhaus. Zufall oder nicht - Klara ist tot. Liegt im Müllcontainer am Jammerfeld. Nichts mit weggeflogen oder Habicht! Das kann man Oma nicht erzählen.“ Ein bisschen jünger als Hannes aus Spillners „Taube Klara“ ist die Heldin aus dem in diesem Jahre bei der EDITION digital sowohl als gedrucktes Buch wie auch als E-Book erschienene Fantasy-Geschichte „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren – auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen … Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Und auch hier wollen wir einmal kurz hineinlesen. Es geht um eine recht merkwürdige Feier: „Die Nacht war schon lange hereingebrochen. Auf einem riesigen Feld stand ein einzelner Baum. Warum er immer noch hier stand, wusste keiner. Noch war es nachts kalt. Eine sehr kleine, helle und augenscheinlich weibliche Gestalt näherte sich langsam dem Baum. Wenn ein Mensch sie beobachtet hätte, hätte er seinen Augen nicht getraut. Sie schwebte gut einen halben Meter über dem Boden und leuchtete im hellsten Weiß. Dadurch war in ihrer Umgebung alles erleuchtet. Kein Mensch konnte sie beobachten und das war so gewollt. Hier auf dem riesigen Feld weitab von den umliegenden Dörfern brauchte sie sich nicht umzusehen. Außerdem war es dunkel. In größerer Entfernung sah man das Leuchten nicht mehr. Es waren außerdem Vorkehrungen getroffen worden, die eine etwaige Beobachtung von nicht Eingeweihten erfolgreich verhinderten. Das tat man jedes Jahr an diesem Tag. Selbst als es vor vielen Jahren in der Nähe des Baumes auf dem Feldweg einen schweren Unfall gab, merkte niemand etwas von dem, was hier vor sich ging. Die Gestalt berührte mit der rechten Hand den Baum und der trat einen Schritt beiseite. Eine nach unten führende Wendeltreppe wurde sichtbar, die die Leuchtgestalt betrat. Als sie von der Erdoberfläche verschwunden war, bedeckte der Baum wieder das Loch. Alles war erneut dunkel. Die Wendeltreppe, die die kleine Gestalt hinunter schwebte, war lang. Je tiefer die Kleine kam, desto wärmer wurde es. Licht benötigte sie nicht, denn sie leuchtete selber. Noch weiter unten, hörte sie Musik, die immer lauter wurde. Als sie das Ende der Treppe erreichte, war die Musik ohrenbetäubend. Sie wollte weiter gehen, wurde aber daran gehindert. Plötzlich, wie aus dem Nichts, stand ein riesiger Hund vor ihr. Furchtlos sah sie das monströse Tier an. „Wer bist du?“ Feindselig klang die Stimme des Hundes. „Das weißt du ganz genau.“ Belustigt sah sie ihn an. Das aber machte den Hund reizbar. „Ich habe dich hier unten noch nie gesehen“, knurrte er. „Mag sein, aber deine Frage ist dumm. Du solltest nicht so ahnungslos tun. Das ist nicht gut für dich.“ „Das lass meine Sorge sein“, gab der Hund zurück „Was soll das jetzt werden?“ Sie wich keinen Millimeter. „Nichts! Bleibt noch die Frage, was du hier willst!“ Das riesige Tier fletschte die Zähne. Sie verschränkte die Arme und blickte den Hund herausfordernd an. „Meinst du, ich habe Angst vor dir?“ Der Hund ignorierte das. „Bleib bloß nicht zu lange hier.“ Gehässigkeit machte sich in der Stimme des Hundes breit. Die Kleine zuckte nun doch zusammen und holte tief Luft. Aber dann siegte ihre Gelassenheit. „Geh lieber beiseite. Ich kann dir erneut schaden.“ Angewidert gab der Hund den Weg frei. Sie ging weiter. Hier unten waren viele Gäste. Über die Instrumente, die von den Musikern benutzt wurden, hätte sich jeder Uneingeweihte gewundert. Aber hier waren sie normal. Sie sahen wie riesige Meeresmuscheln aus. Die Personen, die an einer der langen Wände saßen und Musik machten, taten das, indem sie auf diesen Instrumenten unterschiedlichster Größen bliesen. Das Ganze war sehr laut und für die Gäste hörte es sich offensichtlich reizvoll an. Viele bewegten sich nach dieser fremdartigen Musik. Tanzen konnte man das aber nicht nennen, wie die neu Angekommene befand. Ein Büfett war an einer Seite des unterirdischen Saales eingerichtet worden und es kam immer jemand vorbei, der sich bediente. Sie beobachtete das mit Interesse, aber es schien sie nicht zu beeindrucken. Hier wurde gefeiert wie immer an diesem Tag. Selbst Störungen von außerhalb, wie einst der schwere Unfall, hatten keinen Einfluss darauf. Dabei hatte dieser Unfall auch hier für Aufsehen gesorgt. Eins hätte jedem Betrachter auffallen müssen, der sie hierher begleitet hätte. Ihr Leuchten war verschwunden und sie schwebte nicht mehr. Sie lief jetzt völlig normal. Dabei war sie kein gewöhnlicher Mensch und die anderen hier unten auch nicht. Aber sie war die Kleinste. In den Ecken der riesigen unterirdischen Halle standen hohe Tische, um die sich die Gäste versammelten. Sie unterhielten sich angeregt. Manche hatten sich lange nicht gesehen und außerdem kamen jedes Jahr neue Gäste dazu. Das kindliche Wesen wollte gerade stehen bleiben und den Gesprächen lauschen, doch eine Stimme lenkte sie ab. „Du bist dieses Mal gekommen! Das freut mich. Wie lange hab ich dich nicht gesehen!“ Die Kleine wandte sich nicht um.“ Aber fragen Sie jetzt bitte nicht, wie und woher ein Fantasy-Autor auf seine Ideen kommt. Möglicherweise jedoch verfügt er über die seltene Gabe, Raben sprechen zu hören und hat sie ganz einfach ausgefragt. Oder es war auch ganz anders. Auf jeden Fall aber lesenswert. Und das ist doch die Hauptsache. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3738 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Wie man zum Krimischreiben angeregt wird, von sagenhaften Zwergen und sprechenden Raben – Acht E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Nicht immer weiß man als Leser, wie ein Schriftsteller zu seinem Stoff kommt. Und woher nehmen speziell Krimi-Autoren ihre Anregungen? Dank C.U. Wiesner wissen wir, wie das geschehen kann: Dazu braucht es einen tatsächlichen Fall und ein Preisausschreiben. Mehr dazu und über seine Kriminalerzählung „Jonas wird misstrauisch“ ein klein wenig später. Denn diese ist einer von insgesamt acht aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 03.02. 17 - Freitag, 10.02. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Dazu gehören weiter ein zweiter Krimi, Kindheitserinnerungen von C.U. Wiesner, Sagenhaftes aus dem Harz und ein historischer Roman, der vor und während der Revolution von 1848 spielt, sowie zwei bemerkenswerte Bücher von Wolf Spillner und ein Fantasy-Abenteuer, das Mut macht. Neugierig geworden? Dann folgen Sie bitte. Jetzt. „Der Viertel Schlüssel“. Der erste der Krimis dieses Newsletters stammt von Ulrich Völkel und erschien erstmals 1988 beim Militärverlag der DDR: Der Autor hatte zuvor Gegenwartsbücher und historische Romane geschrieben, war vielen Lesern kein Unbekannter mehr. Nun versuchte er sich, dem Beispiel anderer Autoren folgend, auch auf dem Gebiet der Kriminalliteratur. Und dem „Vierten Schlüssel“ merkt man die Erfahrung des Verfassers, auch ein bisschen seine Routine im Umgang mit dem geschriebenen Wort an. Da ist gleich von der ersten Seite an Spannung, die Personen sind Menschen von Fleisch und Blut, und ihre Handlungen und Motive erscheinen logisch und verständlich. Und noch etwas bringt Völkel in den Kriminalroman ein: Er erzählt zwei scheinbar unabhängige Fälle, die sich auf eigenartige Weise berühren. Eine bisher kaum gekannte Konstruktion mit zweifellos neuartigen Spannungselementen, die selbst den geübten Krimileser nicht ohne Überraschung aus der Lektüre entlassen. Und sein Krimi beginnt auch gleich mit einer Überraschung. Aber lesen Sie selbst: „Achim Bauer blickte auf seine Uhr: drei Minuten vor acht. Er hätte also noch zwei Minuten Zeit gehabt, um zu Gisela Werner zu gehen, deren Zimmer sich neben dem kleinen Sekretariat befand, linke Tür, während seines rechts abging. Termin war acht Uhr. Er nahm seine Unterlagen auf, überblickte noch einmal den Schreibtisch, ob nichts liegen geblieben war, rückte die Bleistifte wie Soldaten zurecht und ging aus dem Zimmer. Die Sekretärin saß an der Maschine. Da sie nach ihm gekommen war, grüßte er knapp und fragte sie, ob Kollegin Werner in ihrem Zimmer sei. Die Antwort wartete er gar nicht erst ab. Er hatte bereits die Klinke der gepolsterten Tür in der Hand, als die Sekretärin bejahte, und betrat den Raum, in dem die Abteilungsleiterin saß. Gisela Werner machte sich gerade Notizen in ihrem Kalender. Sie blickte auf und lächelte ihm zu. „Guten Morgen, Achim.“ Er trat zu ihr, beugte sich schnell hinab und küsste ihre Wange. „Guten Morgen, mein Schatz.“ Dann blickte er auf ihren Terminkalender. „Alles voll. Und wo ist Platz für mich?“ Er spielte den Schmollenden. „Achim!“, wies sie ihn zurecht. „Du weißt, ich mag das nicht im Büro. Braucht bloß mal jemand hereinzukommen. Also lass das bitte in Zukunft.“ Unmutsfalten auf der Stirn zeigten an, dass sie wirklich verärgert war. „Kommen wir zur Sache. Du bist der Meinung, dass die von mir vorgeschlagene Materialeinsparung auf Kosten der statischen Festigkeit geht. Ist das so?“ Er ging ohne sichtbaren Übergang, als hätten sie bereits geraume Zeit miteinander gesprochen, auf ihren sachlichen Ton ein. Seine Verärgerung ließ er sich nicht anmerken, denn das hätte keinen Eindruck auf sie gemacht. Dafür kannte er sie inzwischen zu gut. Gisela Werner war zwei Personen in einer: leidenschaftliche Geliebte im Bett und unnahbar strenge Chefin im Büro. Es war eine seltsame Art von Verhältnis, das sie miteinander verband. Begonnen hatte alles, als sie ihre erste gemeinsame Dienstreise unternahmen. Hätte ihm jemand am Morgen gesagt, wie der Abend enden würde, wäre ihm das absurd vorgekommen. Zwar spielten sie sich die Bälle während der Verhandlung wie ein lang aufeinander eingestimmtes Paar zu, verstanden sich fast wortlos, wann der eine, wann der andere reden musste, aber eigentlich funktionierten sie wie ein perfekt konstruierter Computer. Dass es zwischen ihnen irgendwelche anderen als dienstliche Beziehungen geben könnte, schien gänzlich ausgeschlossen zu sein. Noch während des gemeinsamen Essens am Abend mit den Vertretern des Partnerbetriebes herrschte ein durchaus sachlicher Ton. Gisela Werner war eine schöne Frau, gut gewachsen, die Bluse wohlgefüllt, schlanke Taille, runde Hüften, straffes Gesäß und lange Beine mit schmalen Fesseln. Ihr Gesicht, oval, von weich fallenden, kurz geschnittenen kastanienbraunen Haaren umrahmt, fiel besonders durch sinnliche volle Lippen und tiefdunkle Augen auf. Die Nase war schmal mit einem leichten Sattel. Vielleicht war ihm das alles nie bewusst geworden, weil er, wenn er in ihr schon die Frau sah, so eben doch eine, die ihm bei der Entscheidung, wer Leiter der Abteilung werden sollte, vorgezogen worden war, die erfolgreichere Konkurrentin also. Außerdem hatte er nie Verhältnisse mit gleichaltrigen Frauen gehabt. Er brauchte stets das Gefühl, der Überlegene zu sein. Selbstbewusste, aus eigenem Antrieb handelnde Frauen akzeptierte er höchstens im beruflichen Bereich. So waren alle seine Liebschaften gewesen, so war auch seine Ehe. Als sie nach dem Abendessen im Lift in ihre Hoteletage fuhren, sagte sie: „Ich dusche mich und ziehe etwas anderes an, dann gehe ich in die Bar. Kommst du mit.“ Sie fragte nicht, sie sagte es.“ Zwei Jahrzehnte zuvor hatte C.U. Wiesner erstmals 1967 in der beliebten Blaulicht-Reihe des Verlages Das Neue Berlin seine Kriminalerzählung „Jonas wird misstrauisch“ veröffentlicht. Wie er zu dieser Geschichte kam, erzählte der Autor selbst: „An einem Wintertag des Jahres 1967 verließ der Kollege P., leitender Mitarbeiter des Eulenspiegel Verlages, um die Mittagszeit sein Büro in der Kronenstraße 73/74, um sich, wie er sagte, kurz mit einem alten Kriegskameraden zu treffen. Als seine Kollegen Feierabend machten, war P. noch immer nicht zurückgekehrt. Am nächsten Tag erschien er, sonst ein Muster an Korrektheit, nicht zum Dienst. Die Kollegen begannen sich zu wundern, zumal er am Vortage nicht mal seinen Mantel mitgenommen hatte. Bald schwirrten die Gerüchte durch das Haus. Am Morgen darauf ging in einem Dorf bei Bernau eine junge Frau zur Arbeit. In einem Waldstück blieb ihr vor Schreck beinahe das Herz stehen. An dem Ast einer Eiche baumelte ein Mann mit heraushängender Zunge … Der Fall P. konnte nie aufgeklärt werden. Als der Verlag Neues Berlin einen Wettbewerb um die beste Kriminalerzählung ausschrieb, beschloss ich, mich zu beteiligen. Da ich für längere Arbeiten gern den häuslichen vier Wänden entfleuchte, suchte ich mir ein ruhiges Quartier in der Uckermark. Als ich mit meinem Trabant gen Norden fuhr, hielt mich kurz hinter der Berliner Stadtgrenze ein junger Mann an. Ob ich bis Zerpenschleuse führe? Nachdem er eingestiegen war, erzählte er mir, er habe gerade seine Abiturprüfung bestanden. Ich gratulierte ihm und fragte ihn, warum er dann so ein trübseliges Gesicht mache. Da sagte er mir mit Tränen in den Augen, vor drei Tagen habe sich sein Lieblingslehrer erhängt. Kurz vor Templin fand ich nach einigem Suchen mein Quartier. Es lag mitten im Walde, im Ortsteil Dreihäuser. In einem der drei kleinen Gehöfte bezog ich eine einfache Laube. Als es dunkel wurde schaute ich durch das Fenster auf den mondbeschienen alten Bauerngarten - und stutzte. Hinter den Beeten, dicht am Zaun lagen fünf flache Hügel. Sie sahen aus wie fünf Gräber. Am nächsten Morgen erzählte mir meine Wirtin, die Bauersfrau Lemke: Jo, dat sind tatsächlich Gräber. Im April 1945 war hier ne Flüchtlingsfamilie einquartiert, und die ham sich, wie denn der Russe immer näher kam, vor lauter Angst inne Scheune uffjebammelt. Wat sollten wir damals machen - in dem Wirrwarr und die Kampfhandlungen? Da hat se unser Vadder eben mussten hier im Jarten bejraben. Noch nie habe ich eine Geschichte so schnell zu Ende geschrieben wie in der Laube zu Dreihäuser. Später gewann ich dafür sogar den ersten Preis, und sie wurde 1967 in der Blaulicht-Reihe veröffentlicht. Und so liest sich ein Ausschnitt aus dieser im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Geschichte: „Dr. Soltwedel stieg allein aus und bat mich, zunächst im Wagen zu bleiben. Ich malte mir aus, was für Formalitäten die jetzt abziehen würden. Wozu das alles? Ich wollte wissen, auf welche Art Ammoneit umgekommen war. Nach zehn Minuten kehrte der Alte mit einem VP-Leutnant zurück. Ich musste meine Papiere vorzeigen. „Bitte, kommen Sie mit“, sagte der Leutnant. Den ersten und letzten Toten hab’ ich 1945 gesehen, als Junge. Mir wurde jetzt doch etwas unbehaglich. Komisch, da liest man so viele Krimis und kuckt sich die schönsten Leichen im Fernsehen an. Aber in Wirklichkeit ..., und wenn man jemanden gut gekannt hat ... Der Leutnant brauchte mich nicht erst zu fragen, wer das sei, als er die Decke zurückschlug. „Karl Ammoneit“, sagte ich schnell und wandte mich ab. Verdammt noch mal, mir zitterten die Knie. „Na, nun kommen Sie“, sagte der Leutnant, „wir können die Fragen auch in unserem Wagen stellen.“ Während die Leiche weggefahren wurde, saßen wir in dem Funkwagen. Ich durfte während des Gesprächs rauchen. Ob ich Ammoneit näher gekannt hätte, wollten sie wissen. Ich sagte, dass wir oft miteinander auf Dienstfahrt gewesen seien. Nach ein paar belanglosen Fragen erzählten sie mir endlich, wie es passiert war. Ammoneit hatte sich gestern etwa zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Uhr am Brückengeländer erhängt. Warum, warum, warum? dachte ich immerzu und fragte schließlich auch. Der Leutnant musterte mich aufmerksam. „Haben Sie eine Vermutung?“, erkundigte er sich. Ich schüttelte den Kopf. „Steigen Sie aus und begleiten Sie uns zu Ihrem Wagen!“, sagte er. Was sollte denn das nun wieder? Dachte der vielleicht, Ammoneit hätte einen Abschiedsbrief in meinem Handschuhfach hinterlassen? „Wo bewahren Sie Ihr Werkzeug auf?“, fragte er. Dämliche Frage. Auf der Hutablage ganz bestimmt nicht. Ich öffnete den Kofferraum. „Zeigen Sie uns Ihr Abschleppseil!“ Mir wurde siedendheiß. Eine Redensart meiner Großmutter fiel mir ein: Im Hause des Erhängten soll man nicht vom Strick sprechen. Das Abschleppseil! Ich bin als Kraftfahrer ein ordentlicher Mensch, zweifacher Aktivist, keinen selbst verschuldeten Unfall, Jonas, unser Vorbild. Aber manchmal schludert man eben doch. Mein Abschleppseil, viel älter als dieser Wagen und offenbar schon etwas morsch, war vor etwa vier Wochen gerissen, als ich auf der Autobahn einen Wolga anrucken wollte. Wir hatten dann seins benutzt und meine beiden Enden in den Kofferraum geschmissen. Ein paar Mal hatte ich mir vorgenommen, ein neues Seil zu besorgen. „Träumen Sie nicht, Bürger!“, sagte der Leutnant ungeduldig. Ich griff neben das Reserverad, holte das kurze Ende hervor und setzte zu meiner Beichte an. „Sie brauchen nicht weiterzusuchen“, unterbrach er mich. „Genosse Hauptwachtmeister, zeigen Sie ihm das andere Ende!“ Der Volkspolizist hatte es schon in der Hand. Ich erkannte es sofort als meins. „Mit diesem Seil“, sagte der Leutnant, „ist die Tat begangen worden.“ Wiederum anderthalb Jahrzehnte nach dieser Krimimalerzählung druckte der bereits mehrfach erwähnte Berliner Eulenspiegel Verlag unter dem Titel „Machs gut Schneewittchen“ zehn Geschichten aus der Kinderzeit von C.U. Wiesner: „Auf den folgenden Seiten tauchen die Gestalten meiner Kindheit aus dem Nebel der Vergangenheit auf: der böse Kaufmann Sumpf, dessen Weib ich in ohnmächtiger Rachsucht beinahe umgebracht hätte, der furzende Lehrer Buchhorn, dem ich einen Spitznamen verpasste, der ihm bis zum Lebensende anhing, die Kinder des Reichspropagandaministers auf der Insel Schwanenwerder, der Feldmarschall von Mackensen in der Uniform der Totenkopfhusaren, welcher schmählich im Katzendreck erstickte, und viele andere. Meine Heimatstadt nannte ich 1982 nicht beim Namen, aber sie ist unschwer als Brandenburg an der Havel zu erkennen. Auch die meisten Personen verschlüsselte ich, denn man weiß ja nie …Trotzdem wäre es einmal beinahe schiefgegangen. 1986 veranstaltete die größte Buchhandlung der Stadt eine Signierstunde. Mehr als zweihundert Leser standen Schlange, aber so was war im Leseland DeDeDingsda keineswegs ungewöhnlich. Bei der anschließenden Lesung saß in der ersten Reihe ein Mann, der mir durch seine Schnapsfahne und seinen finsteren Blick auffiel. Leicht verunsichert überlegte ich: Woher kennste denn den Kerl? Nachdem der Beifall verrauscht war, zischte mir der Mann zu: „Det is ne Schweinerei von dir, dette jeschrieben hast, wie dolle mein Vadder jeschielt hat. Komm du mir nachher hier raus, sag ick dir!“ Nun erst erkannte ich meinen ehemaligen Jungenschaftsführer Günter, der in dem Kapitel ‚Als ich ein Großdeutscher Pimpf war‘ zu Recht nicht sehr schmeichelhaft weggekommen ist. Ich verließ die Buchhandlung durch die Hintertür. Wie lange können Ressentiments noch weiterglimmen? Er war damals dreizehn, ich zwölf Jahre alt. Eigentlich sollte der Schutzumschlag ein Mädchen und einen Jungen in der Kinderuniform des Tausendjährigen Reiches zeigen. Dies verhinderte der Leiter des Eulenspiegel Verlages: „Solange ich was zu sagen habe, kommen mir keine Nazisymbole auf die Umschläge!“ Die beiden Kindlein, die auf der damaligen Auflage zu sehen waren, trugen neckisches Zivil. So fragten auf den Buchbasaren viele Käufer: „Das ist doch wohl ein Kinderbuch?“ – Dann musste ich sie immer warnend darauf hinweisen, dass in dem Buch viele unanständiger Sprüche vorkämen. Auch die Titelfigur, mit der ich ja aus reiner Pointensucht nicht durchweg liebevoll umgegangen bin, ist mir noch einmal leibhaftig begegnet. Nach einer Lesung 1989 in der Freien Universität Berlin stand eine ansehnliche Dame vor mir: „Kennst du mich nicht mehr? Ich bin doch dein Schneewittchen.“ Sie hat mir nichts nachgetragen, und solange wir nicht gestorben sind, reden wir ab und an noch gerne miteinander. Wer wissen möchte, wie es dem Erzähler fürderhin ergangen ist, der greife bittschön zu seinem Buche Lebwohl, Rapunzel! – Aber das gibt es diesmal nicht als Deals der Woche. Dafür aber präsentieren wir ein Stück aus einer der zehn Geschichten aus der Kinderzeit von C.U. Wiesner, in der er davon erzählt, wie seine Laufbahn als Kaviervirtuose scheiterte: „Man müsste Klavier spielen können, behauptete man vor einem Menschenalter, denn wer Klavier spielt, hat Glück bei den Frauen. Was mögen das für rückständige Zeiten gewesen sein! Ein junger Mann von heute würde bei den meisten Mädchen als bleicher Spinner abblitzen, versuchte er, auf diese altmodische Art zu landen, es sei denn, er säße schön und blond wie der Franzose Richard Clayderman im weißen Frack am weißen Flügel und spielte Pour Adeline oder Song Of Joy. Aber wer klimpert sonst schon noch selber auf dem Piano herum, wo es doch viel bequemer ist, eine Platte aufzulegen oder den Rekorder einzuschalten? Im Zeitalter der wachsenden Spezialisierung überlässt man die Musik den professionellen Fachleuten, anstatt sich mit hausgemachter Stümperei abzugeben. Was mich betrifft, so bin ich ein altmodischer Mensch und bedauere das Dahinsterben des Klavierspielens. Eingeweihte wissen, dass ich nicht von jenem Instrument rede, wie es Annerose Schmidt in internationalen Konzertsälen zu immer neuen Ehren führt. Ich meine jenes Klavier, das in einem Café stand. Drei würdige Herren, Violine, Cello, Piano, gaben dort nachmittags zu Mokka und Kirschtorte die Serenade von Toselli oder das Poem von Fibig, vertauschten nach dem Abendbrot den schwarzen Smoking mit der Lüsterjacke, die Streichinstrumente mit Saxofon und Schlagzeug und spielten zu gedämpftem Licht eine so leise, zärtliche Barmusik, dass man seiner Partnerin beim Tanzen nicht das Ohr abbeißen musste, um ihr mitzuteilen, dass man das erste Mal in dieser zauberhaften Stadt sei. So was gab es, Ehrenwort! bei uns noch Mitte der sechziger Jahre, zum Beispiel im Bahnhofshotel zu Quedlinburg. Als die Nostalgiewelle trotz allen Hohngeschreis der Presse auch bei uns eindrang, vielleicht nicht so sehr die Seelen wie die Haushalte überspülte, hegte ich die heimliche Hoffnung, auch das Klavier mit seiner dezenten Barmusik würde wieder in unseren Breiten heimisch werden. Ein törichtes Hoffen, wie inzwischen jeder weiß. Wäre ich nicht ein so faules und undiszipliniertes Kind gewesen, so könnte ich heute mich und die Meinen an den himmlischsten Gaben der Frau Musica laben. In meinem Zimmer stünde ein braunes, matt glänzendes Klavier mit messingnen Kerzenleuchtern. Und wenn mir so wäre, mitten in der Nacht, so setzte ich mich im Schlafanzug auf den harten Schemel, schlüge behutsam den Deckel auf und spielte mit versonnenem Lächeln die Mondscheinsonate. Geboren bin ich in einer Eckkneipe, im letzten Monat der Weimarer Republik. Die Stammkunden nannten das Lokal den „Blauen Affen“, obwohl es eigentlich ganz anders hieß. Es verkehrten dort Arbeiter, Straßenbahner und Inhaber kleiner Läden, Kommunisten, Sozialdemokraten und parteilose Kleingärtner. Familienväter versoffen ihren Wochenlohn und Arbeitslose ihr Stempelgeld. Selbst der berüchtigte Zuhälter und Messerstecher Schmalte Brebeck trank ab und an seine Molle und seinen Korn, soll jedoch niemals randaliert haben. Der „Blaue Affe“ muss eine mächtig verräucherte Stampe gewesen sein, hatte aber außer den herkömmlichen schlichten Getränken auch einiges zu bieten, nämlich Bockwurst mit Kartoffelsalat, Soleier und Buletten und nicht zuletzt das Klavierspiel meines Vaters. Das war nämlich das einzige, was ihm in dieser Kneipe Spaß machte. Als sehr jungen Mann hatte ihn der Rat der älteren Geschwister dazu verdammt, meiner Großmutter am Tresen mannhaft zur Seite zu stehen. Mein Vater hat nie Klavierspielen gelernt, aber es ist noch heute so mit ihm: Er nimmt ein Instrument zur Hand, fingert ein bisschen daran herum, und schon entlockt er ihm zusammenhängende und durchaus melodisch klingende Töne. Im „Blauen Affen“ spielte er im Nu die allerneuesten Schlager: „In einer kleinen Konditorei ...“, „Schöner Gigolo, armer Gigolo ...“, „Adieu, du kleiner Gardeoffizier ...“, „Es war einmal ein Musikus ...“ Die Schlager des Jahres 1935 hießen: „Regentropfen, die an dein Fenster klopfen ...“ und: „Du kannst nicht treu sein, nein, nein, das kannst du nicht ...“. Man sagt mir nach, ich hätte neben Vaters Klavier gestanden und aus voller zweijähriger Kehle mitgesungen. Es waren schlechte Zeiten für eine Arbeiterkneipe, deren Pächter von der Adlerbrauerei doch ziemlich ausgeräubert wurde. Die verlangte als Pacht vierzig Prozent vom Bierumsatz, wobei Vater natürlich das Bier nur von der Adlerbrauerei beziehen durfte, und das war fast noch schlechter als das, was man heute für gewöhnlich in den Kaufhallen meiner Heimatstadt in seinen Korb fischt.“ Bevor wir uns anderen Themen zuwenden, wollen wir etwas Sagenhaftes einschieben und zwar Sagen aus dem Harz. Unter dem Titel „Von Geisterspuk und Hexenflug“ hatte Bernd Wolff 1997 Jüttners Verlagsbuchhandlung Wernigerode einen „Sagenspiegel des Harzes“ des Harzes vorlegt: Teufelsmauer, Roßtrappe, Hübichenstein, Brocken – so vielfältig wie die Landschaft des Harzgebirges sind seine Sagen, in denen sich Denken und Hoffen, Freude und Schrecken, Leid und Zuversicht widerspiegeln. Dieses Sagenbuch, in dem Bernd Wolff die alten Begebenheiten auf eigene poetische Weise und mit der nötigen Portion hintergründigen Humors nacherzählt, hilft dem Leser über das Vergnügen am Text hinaus, die mündlichen Überlieferungen in ihrem historischen Zusammenhang zu begreifen. Dazu werden auch mitunter schriftliche Quellen herangezogen. Deshalb sind die Sagen nicht wie üblich nach Ortschaften, sondern nach Themenkreisen geordnet. Hüttenkobolde und Zwerge, Götter und Riesen, Hexen und der in diesen Bergen besonders präsente Teufel, Bergleute, Schatzsucher, Reiche, Arme und Geprellte sowie gruselige Nachtgeister bevölkern die Seiten. Jedes der übergeordneten Kapitel wird eingeleitet durch ein Zitat aus Goethes „Faust“, das zeigt, wie dieses Nationalepos unserem Gebirge besonders verbunden ist. So stellt sich unschwer die Verbindung von Volksdichtung und klassischer deutscher Literatur her, die beide aus einem Born geschöpft sind. Und als ein Beispiel für die sagenhafte Lektüre sei hier der Text „Über das Vorhandensein von Zwergen“ angeführt: „In alten Zeiten, als das Berühren eines Buckligen noch Glück brachte, fanden sich allenthalben Zwerge im Harz. Abseits von den Menschen lebten sie ihr stilles Leben in Höhlungen und Löchern und ließen sich nur im Notfall blicken. Wer auf gutem Fuß mit den Hausgeistern stand und ihnen abends oder zu Feiertagen Milch und Brot vor die Tür stellte, dem gaben sie sich auch zu erkennen, borstig wie Igel, mit aufmerksamen Mardergesichtern, rotpelzigen Fuchsmützen, grämlich-breiten Dachsnasen. Mit klugen, urweisen Augen wie Steinkäuze oder Uhus. Dem wühlten sie mitunter Schätze zutage, Katzengold und Bachedelsteine, Tongeschirr aus verschütteten Tagen, Steigbügel oder Sporen, uralte, grünspanige Münzen. Sie kannten sich in der Erde aus und nutzten die feinsten Spalten und Gänge, wo große Bergleute hoffnungslos stecken geblieben wären. Desgleichen kannten sie alle Heil- und Zauberkräuter. Und sie verstanden die Kunst, sich von einem Augenblick auf den anderen unsichtbar zu machen, so dass man die Augen rieb und nicht wusste, hatte man sie nun erblickt oder nicht. Sie hielten sich fern von menschlichen Siedlungen, doch in erreichbarer Nähe; sie lebten an Flussläufen und dort, wo Erze zu vermuten waren; im Ausgraben, Schmelzen und Schmieden blieben sie unübertroffene Meister. Sie waren so breit wie hoch, gedrungene, kurzhalsige, kurzbeinige Gesellen, die sich auf geheime Zeichen und Künste verstanden und die Nacht zum Freund hatten. Sie trugen zipflige Ohrenmützen wie die Bergknappen, Lederschürzen und unterm Knie gebundene Hosen mit Hinterleder, so konnten sie nirgends hängen bleiben. Man wüsste nichts von ihnen, wenn sie sich nicht immer wieder zu den Menschen hingezogen fühlten, denen sie halfen und deren Hilfe sie brauchten, mit denen sie auch zuweilen ihren Schabernack trieben und die sie bestahlen, was letztlich zum Zerwürfnis führte.“ In nicht ganz so alter Zeit, sondern vor und während der Revolution von 1848 spielt der Roman „Sieben Rebellen“ von Heinz-Jürgen Zierke, der erstmals 1967 im VEB Hinstorff Verlag Rostock herauskam: An einem Morgen im Februar 1848. Hinrich Knubbe hebt die Peitsche. „Schlag zu!", befiehlt Herr von Negendangk. Aber Knubbe lässt die Peitsche sinken vor dem Bauern Krumbeck, dem Vater seiner Braut. Und der Herr hetzt ihn mit Hunden vom Hof. In der Stunde der Not findet Hinrich neue Freunde, Bauernsöhne, Tagelöhner, Bürger aus der Kreisstadt. Nur Krumbeck verschließt vor ihm das Tor. Der landstolze Kleinbauer will seine Tochter nicht dem Leibkutscher geben. Negendangk ruft Militär. Da bricht in Berlin die Revolution aus. Die Soldaten ziehen ab. Die Bauern veranlassen Krumbeck, seine Zustimmung zur Hochzeit zu geben. Kaum aber haben sich die Stürme der Revolution gelegt, erhalten Knubbe und seine Freunde im Dorf den Gestellungsbefehl. Jetzt vor der Ernte? Sie ziehen zum Landratsamt, um ihre Freistellung zu verlangen. Neugierige strömen ihnen zu. Die Behörden fürchten einen Aufstand und schicken nach den Kürassieren. Fünf Mann schlagen sich nach Berlin durch. Sie geraten in den Sturm auf das Zeughaus. Hinrich wird verwundet. Er will Preußen verlassen. Aber die Sehnsucht nach Gertrud und dem Kind, das sie erwartet, lässt ihn noch einmal die Heimat aufsuchen. Unerkannt gelangt er bis zu Krumbecks Gehöft. Aber der Bauer, aus Angst um seine Tochter, liefert ihn den Häschern aus. Zunächst aber ist in dem Buch von Heinz-Jürgen Zierke gar nicht von Politik die Rede, sondern von Liebe – und von Verlorenheit, Verlorenheit wie ein Groschenstück im Hafersack. Schlagen wir gleich das 1. Kapitel auf: „Das Küchenmädchen Grete Koppen hätte sich gern noch einmal unter die Decke gekuschelt, aber ihre Freundin Berta schüttelte sie heftig und brüllte ihr ins Ohr: „Aufstehen! Er pfeift!" „Wer pfeift?“ „Wer schon! Dein Leibkutscher." Sie liefen beide zugleich ans Küchenfenster, stießen sich gegenseitig an und kicherten. Ein Glück, dass die Mamsell noch nicht unten war, aber so eilig hatte die es nie. Das Fenster klemmte. Der stete Wrasen ließ das Holz quellen, und in der Februarkälte hatte sich Eis in die Ritzen gesetzt. Berta schlug mit ihrer fleischigen Hand gegen den Riegel. Das Eis knirschte, es gab nach, das Fenster ließ sich aufstoßen. Die eisige Morgenluft brannte in den verschlafenen Gesichtern. Der Pferdeknecht und Kutscher Hinrich Knubbe schleppte Wasser in den Stall und pfiff dabei laut vor sich hin. Als der alte Kuhknecht Wilhelm Schüller seinen grauen Kopf aus der Stalltür steckte, um sich, wie jeden Morgen, über den frühen Lärm zu beschweren, fischte Hinrich ein Stück Eis vom Brunnenrand und zielte damit auf die dicken Zapfen, die in dichter Reihe von der Dachtraufe herabhingen. Der Wurf saß. Ein armlanges Eisstück zersplitterte vor Schüllers Füßen, fast hätte es ihm die Stummelpfeife aus der Hand geschlagen. „Den Vogel, der am Morgen pfeift, den holt am Abend die Katze“, zeterte der Kuhknecht und zog sich in die dunstige Wärme des Stalles zurück. „Gute Laune heute. Wer weiß, wo er gestern Abend war!", stichelte Berta, während sie sich das Gesicht abspülte. Grete war die Neckereien der Freundin gewöhnt und antwortete doch immer wieder darauf. „Er ist wieder spät nach Hause gekommen und doch als erster auf den Beinen." Sie fachte die Glut an, die versteckt unter der Asche glimmte, und legte kieniges Kiefernholz nach, das hell aufflammte. „Hast wieder die halbe Nacht wach gelegen, und dann kannst du morgens nicht aus den Laken finden!“ „Pah, ich hab nicht gewartet, ich konnte nur nicht einschlafen. Meinetwegen soll er glücklich werden mit dem Bauernmädchen, ich sehe nichts davon." „Du hast es gut, kommst heraus aus dieser Sandkuhle. Aber ich an deiner Stelle hätte nicht so schnell aufgegeben. Was ist denn an Gertrud Krumbeck dran? Die ist genauso dürr wie du. Ich verstehe nicht, was er an ihr findet." Grete war wirklich sehr schmal. Wie ein Rehkitz, dachte sie manchmal, wenn sie sich im Spiegel sah, nur nicht so staksig auf den Beinen. Berta war dagegen kräftig und drall, hatte runde Arme, breite Hüften und ein glattes Gesicht, das immer ein wenig rot schien, vor Lachen oder vor Anstrengung, je nachdem. „Die Wirtschaft gibt ihm Wilhelm Krumbeck nie im Leben. Eigentlich dumm von dem Bauern. Ist doch selbst nur ein armer Schlucker, und einen besseren Schwiegersohn als Hinrich kann er sich gar nicht wünschen: groß und kräftig - was er anpackt, gelingt ihm -, und immer ist er freundlich. Ich habe ihn noch nie wütend gesehen. Nur manchmal fliegt ein Schatten über seine Augen und macht sie traurig. Ob er dann an seine Mutter denkt? Ich glaube, in einem solchen Augenblick hast du dich in ihn verliebt. Werde bloß nicht eifersüchtig, weil ich für ihn schwärme. Ich gönne ihn dir." Grete rührte die dampfende Grütze um, die die Mägde und Knechte zum Frühstück bekamen. „Ach, jetzt fängt der auch noch an!“ Ein dünner, erfrorener Ton klirrte durch den Morgen, brach ab, setzte neu an, seufzte, kreischte auf, stöhnte, zitterte, fing sich zu einer eintönigen Melodie, die niemand kannte. Inspektor Merker kratzte auf seiner Geige. Grete zog das Fenster zu. „Dann wird es heute sein Abschiedsessen? Oder deins für ihn natürlich. Rühr ihm nur einen Kloß Butter an seine Grütze; die Mamsell merkt’s schon nicht. Ab morgen, wenn ich austeile, kriegt er nicht ein Lot mehr als alle andern. Das hat er schon deinetwegen verdient." Grete keilte stumm die Grütze in die Blechschüsseln. So sehr sie sich auf die neue Stellung in der Stadt freute, so schwer drückte der Gedanke, Hinrich vielleicht nie mehr zu sehen. Sie schalt mit sich selbst deswegen; denn Hinrich hatte keinen Blick für sie, er war immer freundlich, ja, aber nie freundlicher als zu Berta Siewert oder Trine Pust auch. Dass Grete seine Grütze mehr schmälzte, dass sie ihm den Kanten Brot breiter, die Scheibe Speck dicker schnitt, bemerkte er wohl gar nicht. Er hatte nur Augen für Gertrud Krumbeck, und doch kam sich Grete verloren vor wie ein Groschenstück im Hafersack, wenn sie sich vorstellte, dass sie übermorgen früh nicht mehr von Hinrichs Pfeifen geweckt wurde.“ Es folgen zwei Bücher des Fotografen und Schriftstellers Wolf Spillner. Zunächst das 1984 im Kinderbuchverlag Berlin erschienene „Durch Urwald und Dünensand. Aus Naturschutzgebieten und Nationalparks der CSSR, der VR Polen und der DDR“: Für dieses Buch ist Wolf Spillner fast dreißigtausend Kilometer gefahren und viele Hundert Kilometer gewandert und geklettert. Bekannte und unbekannte Pflanzen und Tiere in geschützten Landschaften wollte er beobachten und fotografieren, um darüber berichten zu können. So kam er in verschiedene Naturschutzgebiete und Nationalparks in der Volksrepublik Polen, in der CSSR und in der DDR. Von den Seen der wilden Gänse und seltenen Schwarzhalstaucher seines mecklenburgischen Dorfes, über die im Frühjahr und Herbst die Seeadler fliegen, ist er zu den scheuen Wisenten gefahren und vor ihnen davongerannt. Durch glutheißen Sand der Wanderdünen an der Ostsee ist er gestapft und durch den Sommerschnee der Hohen Tatra, dort, wo die Karpatengämsen leben. In den regennassen Waldbergen der Bieszczady hat er den Schwarzstorch auf seinem Nest gesehen und die seltene, kleine Orchidee Korallenwurz auf der Insel Rügen. Unter der Tarnkappe seines Versteckzeltes hat er mit Notizbuch und Kamera auf Bäumen und im Sumpf, zwischen Felsgeröll und im Schnee gesessen, um die scheuen Tiere zu belauschen und Bilder von ihrem Leben für dieses Buch zu sammeln. Das war nicht immer leicht. Aber es war immer schön, denn viele freundliche Menschen, die sich in den Reservaten und Nationalparks um den Schutz der Natur sorgen, haben ihm sehr geholfen. Nur so konnte dieses Buch im Laufe einiger Jahre entstehen. Spillner hat viel von der Schönheit der Natur gesehen und doch nur einen Teil vom Reichtum unseres blauen Planeten. Hier ein kurzer Auszug aus dieser Liebeserklärung an unseren blauen Planeten: „Über diese Seen fliegen viele Vögel. Das Trompeten der Kraniche klingt dort im Frühjahr und Herbst, der klagende Flötenruf der Brachvögel im späten Sommer und das Geschrei der Blessgänse bis in den Winter hinein. Im Frühjahr und Sommer werden die beiden Seen von den Vögeln nicht nur überflogen, dann sind die kleinen Inseln, die weiten Schilfzonen und die verkrauteten Flachwasserbuchten Brutstätten und Mauserplätze. In dieser Zeit verstummen die Vogellaute nie, nicht am Tage und nicht in der Nacht. Die Seen sind nicht sehr groß. Wenn die Kraniche in winkligen Flugkeilen am blassen Frühjahrshimmel zu ihren Brutplätzen ziehen, überqueren sie das Wasser und die Schilfwälder unter sich in wenigen Minuten. Wie zwei seichte Schüsseln liegen die Seen im flachwelligen Land nebeneinander. Aus der Höhe ihres Fluges könnten die Kraniche weit zur Linken die Türme der Stadt Wismar und dahinter die Ostsee erkennen und fern im Süden die Bezirksstadt Schwerin. Um die Seen breiten sich Felder, im Westen schließt sich ein Torfmoor an, und vier Dörfer liegen rund um die Seen. Die Kinder aus den Dörfern können in diesen Seen nicht baden. Das Wasser ist zu flach und der Seegrund mit einer dicken Schicht verrottender Pflanzen bedeckt. Und wenn das Wasser warm genug zum Baden ist, dann wird es dicht von Wasserpest, Wasserschlauch und anderen Pflanzen durchzogen. Algen bilden auf seiner Oberfläche große, gelbgrüne Teppiche. Millionen und aber Millionen brauner und roter Wasserflöhe tanzen im Wasser zwischen den Pflanzen umher. Wer mag in solcher „Suppe“ aus Wasserflöhen baden? Die Kinder fahren daher zum tiefen Rugensee, zur Ostsee oder zum großen Schweriner See. Die Vögel aber lieben die Seen mit den vielen Wasserpflanzen. Auch jene Wasservögel, die an anderen Gewässern schon selten geworden sind, nisten dort. Deshalb stehen die Seen zwischen den Feldern von Bobitz und Drispeth, Wendisch Rambow und Dambeck unter Naturschutz. Kein Jäger darf hier den Gänsen und Enten nachstellen, kein Angler mit seinem Boot die Trauerseeschwalben, Schwarzhalstaucher und Bartmeisen stören. Das Naturschutzgebiet Dambecker Seen gehört den Wasservögeln. Im Winter ist es still an den Seen. Nur der Wind pfeift über das Eis, biegt das Röhricht und fegt den Schnee von den Feldern hinter Hecken und im Schilfwald zu meterhohen Wehen. Von den Schwarzpappeln und Weiden halten Bussarde Ausschau nach Mäusen, der Fuchs lässt im Schnee die Perlschnur seiner Spuren zurück, und in der Dämmerung brechen die Wildschweine durch das raschelnde Schilf. Selten nur wispern ein paar Blaumeisen, die aus dem Moorwald kommen, zwischen den Schilfrispen. Solange das Eis die Dambecker Seen gefangenhält, bleiben die Wasservögel dort, wo es wärmer ist als bei uns. Die Graugänse haben das Schutzgebiet schon im Sommer verlassen. Mit ihren Jungen sind sie davongeflogen. Doch im Herbst, wenn die Schlehen in den Hecken reifen und der Weißdorn mit roten Beeren überschüttet ist, ziehen andere Wildgänse an die Seen. Zunächst sind es nur wenige, dann hundert, und Ende Oktober fallen Bless- und Saatgänse, die aus Sibirien und von Skandinavien kommen, zu Tausenden ein, um hinter dem Schilf auf der großen, freien Wasserfläche zu schlafen. In mondhellen Raureifnächten klingen ihre Stimmen hell und keifend weit über die Seeufer hin. Morgens in der Dämmerung erheben sie sich flügelrauschend und verteilen sich über die Felder.“ Das zweite Buch von Wolf Spillner, „Taube Klara oder Zufälle gibt es nicht“ erschien ebenfalls im Kinderbuchverlag Berlin, allerdings drei Jahre später als „Durch Urwald und Dünensand“: Es geht darin um Hannes, seine Mutter und seinen Vater, um seine Oma und um Opas Lieblingstaube Klara. Die allerdings ist tot. Aber warum? Das Buch „Taube Klara“ wurde in acht Sprachen übersetzt und 1991 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Schauen wir kurz hinein: „Der Zug schaukelt. Er stuckert, und die Räder tuckern auf den Schienenstößen. Mutter schläft. Sie hat sich in die Ecke gekuschelt, den Mantel halb über sich. Ihr Kopf schaukelt an der Lehne hin und her. Sie sieht richtig lieb aus, wenn sie schläft. Wie auf Befehl kann sie schlafen. Das hat sie sich beigebracht, und das braucht sie auch, wenn sie Nachtdienst hat im Krankenhaus. Aber sie kann auch auf einen Schlag wieder wach sein, und dann ist sie voll da, ohne lange zu blinzeln. Augen auf, und es geht weiter. Mit der Arbeit oder was gerade so anliegt. Willenssache, sagt sie, reine Willenssache. Über dem Koffer wackeln meine Skier hin und her. Wenn sie runterfallen, knallen sie uns und den anderen Leuten genau auf die Beine. Aber sie fallen nicht. Mutter hat ihre Tasche davorgeklemmt. Kann gar nichts passieren. Mutter ist perfekt, sagt Vater. Ob er das immer gut findet, weiß ich nicht, denn wenn er von See kommt, ist sie der Käptn zu Hause. Sie ist immer der Käptn, und sie weiß, was Sache ist, egal, was anliegt. Für Oma wollte sie's auch wissen. Und Oma sagt: Du machst mir bisschen angst! In meinem Campingbeutel steckt der Vogel aus Holz. Eine Taube ist das nicht. Er hat keine roten Augen wie Klara, und Klara ist tot, und Oma weiß das. Wie es dazu kam, weiß ich noch immer nicht. Vielleicht wollte Mutter Klara gar nicht totmachen. Kann ja sein, dass es Zufall war. Zufälle gibt es nicht, sagt Vater. Alles hat Ursachen! Kein Schiff läuft aus Zufall auf Grund. Wer seinen Kahn auf Grund setzt, der hat nicht aufgepasst. Oder der weiß zuwenig. Und dann, peng, passiert es. Wenn der Hund nicht, dann hätt er den Hasen gehabt, sagt Vater. Wenn der Hund nicht gekackt hätte! Aber solche Sprüche will Mutter nicht hören. Das gehört sich nicht! Also hält sich Vater zurück. Er grient nur ein bisschen und sagt: Wenn der Hund nicht ... Ich weiß genau, was Vater denkt, und Mutter natürlich auch. Es kann schon ausreichen, dass sie sauer ist. Kommt ganz drauf an, wie ihr Dienst war. Was alles passiert ist im Krankenhaus. Zufall oder nicht - Klara ist tot. Liegt im Müllcontainer am Jammerfeld. Nichts mit weggeflogen oder Habicht! Das kann man Oma nicht erzählen.“ Ein bisschen jünger als Hannes aus Spillners „Taube Klara“ ist die Heldin aus dem in diesem Jahre bei der EDITION digital sowohl als gedrucktes Buch wie auch als E-Book erschienene Fantasy-Geschichte „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren – auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen … Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Und auch hier wollen wir einmal kurz hineinlesen. Es geht um eine recht merkwürdige Feier: „Die Nacht war schon lange hereingebrochen. Auf einem riesigen Feld stand ein einzelner Baum. Warum er immer noch hier stand, wusste keiner. Noch war es nachts kalt. Eine sehr kleine, helle und augenscheinlich weibliche Gestalt näherte sich langsam dem Baum. Wenn ein Mensch sie beobachtet hätte, hätte er seinen Augen nicht getraut. Sie schwebte gut einen halben Meter über dem Boden und leuchtete im hellsten Weiß. Dadurch war in ihrer Umgebung alles erleuchtet. Kein Mensch konnte sie beobachten und das war so gewollt. Hier auf dem riesigen Feld weitab von den umliegenden Dörfern brauchte sie sich nicht umzusehen. Außerdem war es dunkel. In größerer Entfernung sah man das Leuchten nicht mehr. Es waren außerdem Vorkehrungen getroffen worden, die eine etwaige Beobachtung von nicht Eingeweihten erfolgreich verhinderten. Das tat man jedes Jahr an diesem Tag. Selbst als es vor vielen Jahren in der Nähe des Baumes auf dem Feldweg einen schweren Unfall gab, merkte niemand etwas von dem, was hier vor sich ging. Die Gestalt berührte mit der rechten Hand den Baum und der trat einen Schritt beiseite. Eine nach unten führende Wendeltreppe wurde sichtbar, die die Leuchtgestalt betrat. Als sie von der Erdoberfläche verschwunden war, bedeckte der Baum wieder das Loch. Alles war erneut dunkel. Die Wendeltreppe, die die kleine Gestalt hinunter schwebte, war lang. Je tiefer die Kleine kam, desto wärmer wurde es. Licht benötigte sie nicht, denn sie leuchtete selber. Noch weiter unten, hörte sie Musik, die immer lauter wurde. Als sie das Ende der Treppe erreichte, war die Musik ohrenbetäubend. Sie wollte weiter gehen, wurde aber daran gehindert. Plötzlich, wie aus dem Nichts, stand ein riesiger Hund vor ihr. Furchtlos sah sie das monströse Tier an. „Wer bist du?“ Feindselig klang die Stimme des Hundes. „Das weißt du ganz genau.“ Belustigt sah sie ihn an. Das aber machte den Hund reizbar. „Ich habe dich hier unten noch nie gesehen“, knurrte er. „Mag sein, aber deine Frage ist dumm. Du solltest nicht so ahnungslos tun. Das ist nicht gut für dich.“ „Das lass meine Sorge sein“, gab der Hund zurück „Was soll das jetzt werden?“ Sie wich keinen Millimeter. „Nichts! Bleibt noch die Frage, was du hier willst!“ Das riesige Tier fletschte die Zähne. Sie verschränkte die Arme und blickte den Hund herausfordernd an. „Meinst du, ich habe Angst vor dir?“ Der Hund ignorierte das. „Bleib bloß nicht zu lange hier.“ Gehässigkeit machte sich in der Stimme des Hundes breit. Die Kleine zuckte nun doch zusammen und holte tief Luft. Aber dann siegte ihre Gelassenheit. „Geh lieber beiseite. Ich kann dir erneut schaden.“ Angewidert gab der Hund den Weg frei. Sie ging weiter. Hier unten waren viele Gäste. Über die Instrumente, die von den Musikern benutzt wurden, hätte sich jeder Uneingeweihte gewundert. Aber hier waren sie normal. Sie sahen wie riesige Meeresmuscheln aus. Die Personen, die an einer der langen Wände saßen und Musik machten, taten das, indem sie auf diesen Instrumenten unterschiedlichster Größen bliesen. Das Ganze war sehr laut und für die Gäste hörte es sich offensichtlich reizvoll an. Viele bewegten sich nach dieser fremdartigen Musik. Tanzen konnte man das aber nicht nennen, wie die neu Angekommene befand. Ein Büfett war an einer Seite des unterirdischen Saales eingerichtet worden und es kam immer jemand vorbei, der sich bediente. Sie beobachtete das mit Interesse, aber es schien sie nicht zu beeindrucken. Hier wurde gefeiert wie immer an diesem Tag. Selbst Störungen von außerhalb, wie einst der schwere Unfall, hatten keinen Einfluss darauf. Dabei hatte dieser Unfall auch hier für Aufsehen gesorgt. Eins hätte jedem Betrachter auffallen müssen, der sie hierher begleitet hätte. Ihr Leuchten war verschwunden und sie schwebte nicht mehr. Sie lief jetzt völlig normal. Dabei war sie kein gewöhnlicher Mensch und die anderen hier unten auch nicht. Aber sie war die Kleinste. In den Ecken der riesigen unterirdischen Halle standen hohe Tische, um die sich die Gäste versammelten. Sie unterhielten sich angeregt. Manche hatten sich lange nicht gesehen und außerdem kamen jedes Jahr neue Gäste dazu. Das kindliche Wesen wollte gerade stehen bleiben und den Gesprächen lauschen, doch eine Stimme lenkte sie ab. „Du bist dieses Mal gekommen! Das freut mich. Wie lange hab ich dich nicht gesehen!“ Die Kleine wandte sich nicht um.“ Aber fragen Sie jetzt bitte nicht, wie und woher ein Fantasy-Autor auf seine Ideen kommt. Möglicherweise jedoch verfügt er über die seltene Gabe, Raben sprechen zu hören und hat sie ganz einfach ausgefragt. Oder es war auch ganz anders. Auf jeden Fall aber lesenswert. Und das ist doch die Hauptsache. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3738 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years ago
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Geheimnisvolle große schwarze Raben in Pinnow - Fantasy-Autor Johan Nerholz liest aus seinem Romandebüt
Der Tag ist gut gewählt: Wenn am Sonnabend, dem 25. November, Fantasy-Autor Johan Nerholz ab 16 Uhr in der Gaststätte „Am Petersberg“ in Pinnow zu lesen beginnt, wird es langsam dunkel und man kann sich leicht vorstellen, wie große schwarze Raben die Landschaft bevölkern. Denn solche Raben spielen in im Februar bei der EDITION digital erschienenen Buch „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ eine sehr wichtige Rolle – auch wenn zumindest anfangs alles völlig normal scheint: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen attackiert wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter ihrem Schutz. Und Nadja lernt sich zu wehren – auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen auch von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und zu beherrschen, die kein Mensch beherrschen kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidendem Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen … Johan Nerholz – dieser Autorenname ist ein Pseudonym. Sein Träger wurde im Herbst 1966 in Potsdam geboren. Seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte er zunächst in einem kleinen Dorf bei Potsdam und dann in einer Kleinstadt ebenfalls nahe Potsdam. Nach dem Ende seiner Schulzeit erlernte Nerholz den Beruf eines Anlagentechnikers und legte neben seiner Berufsausbildung an der Abendschule das Abitur ab. Es folgten ein Arbeitsjahr in einer Papier verarbeitenden Fabrik sowie eine wenige Monate dauernde Tätigkeit als Erziehungshelfer in einem Kinderheim, bis er zum Wehrdienst einberufen wurde. Nach der Armeezeit studierte er an der Universität in Potsdam, absolvierte ein Referendariat und begann dann als Lehrer an einem Gymnasium zu arbeiten. Dort ist er auch heute noch tätig. Sein spannend und geheimnisvoll erzähltes literarisches Debüt ist sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe unter edition-digital.de sowie im stationären und Online-Buchhandel zu haben – und selbstverständlich am Sonnabend auch in Pinnow Die vor 23 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 900 Titel (Stand November 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte Bücher neu. Titelbilder und Foto können Sie unter http://www.edition-digital.de/Presse herunterladen. Johan Nerholz: Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke ISBN: 978-3-95655-742-2 EDITION digital, Pinnow 375 Seiten Preis: 15,80 Euro http://edition-digital.de/Nerholz/Raben/ Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/editiondigital/news/3865 sowie http://edition-digital.de/Nerholz/Raben/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: Die vor 23 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 900 Titel (StandNovember 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte Bücher neu. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Nerholz/Raben/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Reisen durch Raum und Zeit und nach anderswo, drei Tagebücher und ein Kriminalfall auf dem Jakobsweg – Sieben E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Reisen und Erinnerungen. So könnte man vielleicht die beiden zentralen Themen dieser sieben Deals der Woche beschreiben, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 09.06. – Freitag, 16.06.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. In mehreren Fällen stehen die Reisen im Vordergrund, manchmal eher die Erinnerungen und nicht selten geht beides zusammen. Manchmal sind konkrete Orte das Ziel, manchmal geht es wie bei der Buchreihe von Hardy Manthey um Reisen durch Raum und Zeit, und manchmal sind es wie bei Uwe Berger und bei Elisabeth Schulz-Semrau Rückbesinnungen auf eine schon weit zurückliegende oder auf eine kürzere Zeit zurückliegende Vergangenheit. Kein Wunder, dass mehrere der diesmal angebotenen Bücher Tagebücher sind oder in Tagebuchform verfasst worden sind. Und einmal geht es um Gold, um einen schier unermesslichen Goldschatz, der vor langer, langer Zeit zusammengetragen wurde, aber bis in die Gegenwart wirkt. Mehr dazu im ersten Deal dieser Woche. Viel Spaß beim Lesen und Gute Reise! – durch Raum und Zeit. Es ist bereits seit längerer Zeit sein Thema. Intensiv und in mehreren Büchern hat sich Ulrich Hinse mit dem Gold der Templer befasst – zumeist in historischen Romanen. Es gibt aber auch ein Buch, das in der Gegenwart spielt. 2013 legte der Autor bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe die Kriminalerzählung „Das Jakobsweg-Komplott“ vor: Mysteriöse Morde lassen die Pilger auf dem Jakobsweg von den Pyrenäen bis Santiago de Compostela erschaudern. Zufällig wurde einer der Pilger, der deutsche Kriminalhauptkommissar Raschke aus Mecklenburg-Vorpommern, Zeuge einer Tat. Zunächst scheint die Begegnung zufällig. Dann jedoch beginnt eine Mordserie, die parallel zur Pilgerwanderung des Polizisten geschieht. Auch auf Raschke, der offenbar als lästiger Zeuge beseitigt werden soll, werden Anschläge verübt. Für die spanische Polizei wird der Deutsche zum Lockvogel, der sie zu den Tätern führen soll. Schon bald zeichnet sich ab, dass es bei den Morden um das verschwundene Gold der Templer geht und die Jagd nach dem Killer erst in Santiago de Compostela zu Ende sein könnte. Gelingt der spanischen Polizei rechtzeitig die Entlarvung der Täter und Hintermänner oder schaffen es die einfallsreichen Mörder, den deutschen Pilger aus dem Weg zu räumen? Ein spannender Krimi über den Jakobsweg und das Mysterium des Templerschatzes. Und so fängt das Buch an: Mit Raschkes Ankunft in Pamplona: „Raschke stolperte. Um ein Haar wäre er beim Aussteigen aus dem Zug mitsamt seinem Rucksack lang auf den Bahnsteig in Pamplona geschlagen. „Himmel, Arsch und Zwirn, das fängt ja gut an“, fluchte er so laut, dass sich einige Reisende irritiert nach ihm umsahen, „das ist kein gutes Omen für eine Pilgerwanderung.“ Gut fünf Stunden vorher hatte sein Flieger in Biarritz aufgesetzt. Bei der Landung war die Maschine ziemlich durchgeschüttelt worden, weil über den Pyrenäen und dem Badeort an der französisch-spanischen Grenze ein heftiges Gewitter tobte. Das Wetter lud nicht dazu ein, nach Saint Jean Pied de Port zu fahren, um dort mit der Pilgerwanderung zu beginnen, wie es viele seiner Mitreisenden taten. Aber das hatte er ohnehin nicht vorgehabt, sondern war mit der Bahn nach Pamplona gefahren. Jahre hatte er den Traum gehabt, einmal den berühmten Pilgerweg zu wandern. Jetzt war es endlich so weit. Ein Buch war es gewesen, das ihn hatte träumen lassen. Nicht das von Shirley McLaine, Paulo Coelho oder gar von Hape Kerkeling. Nein, ein Buch über den geheimnisvollen Mönchsorden der Templer, der im Mittelalter von vielen Herrschern gefürchtet und wegen seiner ungeheuren Reichtümer beneidet wurde. Die Ritter hatten Burgen, Kirchen und eine Menge anderer Spuren hinterlassen, über die jeder zwangsläufig stolpern musste, der über den Camino de Santiago, wie man den Pilgerweg in Spanien nannte, zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Galizien, dem kühlen Nordosten Spaniens, wanderte. Fast achthundert Kilometer zu laufen, erforderte eine gute Vorbereitung und vor allem Zeit. Und genau die hatte der siebenundfünfzigjährige Erste Kriminalhauptkommissar, Chef der Mordkommission in Rostock und vierfacher Großvater, bisher nicht gehabt. Der übliche dreiwöchige Urlaub hätte nicht gereicht, um so weit zu wandern. Sechs Wochen, so hatte er sich ausgerechnet, würde er brauchen. Mit seinen über hundert Kilogramm Lebendgewicht war er kein geübter Wanderer und schon während der Zeit seiner Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei hatte er es verstanden, sich vor den dreißig Kilometer langen Pflichtmärschen zu drücken. Er, der zu Hause selbst die kürzesten Strecken mit dem Auto fuhr. Gedankenverloren kraulte er seinen weißen Vollbart. Den hatte er sich extra wachsen lassen. Zu einem richtigen Pilger gehörte natürlich ein Vollbart, fand er. Als er seiner Frau von dem Vorhaben erzählt hatte, konnte sie nur milde lächeln. Sie wusste aus mehr als dreißig Ehejahren wie sinnlos es war, ihren Mann von etwas abzuhalten, was er sich fest in den Kopf gesetzt hatte. Lediglich auf einem Handy hatte sie bestanden, um Verbindung halten zu können. Erst hatte er sich geweigert, eines mitzunehmen, dann aber zugestimmt, um sie zu beruhigen. Ganz anders seine Kinder. Opa pilgert, hatten sie spöttisch bemerkt, als sie von seinem Plan erfuhren. Er möge seinen Urlaub besser mit Mutti an der See verbringen oder eine Wellness-Kur machen, als allein durch Nordspanien zu laufen. Ruf uns an, wir holen dich ab, hatten seine Kollegen großzügig angeboten und hinter seinem Rücken Wetten abgeschlossen, ob er eine oder zwei Wochen durchhalten würde. Mehr würde er auf keinen Fall schaffen und die meiste Zeit sowieso mit dem Bus, einem Taxi oder per Anhalter unterwegs sein. Aber Raschke hatte unbeirrt an seinem Plan gearbeitet. Immer wieder war er in Outdoor-Läden gewesen, hatte sich zu Wanderunterwäsche, Socken und Oberbekleidung beraten lassen, über die Notwendigkeit jedes einzelnen Ausrüstungsgegenstandes nachgedacht, Karten gekauft, Pilgerführer studiert und sehr umsichtig seine Ausrüstung zusammengestellt. So war er schließlich auf knapp acht Kilo Gepäck gekommen. Den orangefarbenen Rucksack hatte er wie alle anderen Pilger auf der Rückseite mit einer Jakobsmuschel verziert. So erkannte man sich untereinander und war zudem für jeden in Spanien als Pilger erkennbar. Seine knallrote Windjacke, ein breiter, heller Sonnenhut, ein so genannter Sombrero, gut eingelaufene Wanderstiefel, mit denen er ausgiebig an den Wochenenden trainiert hatte, zwei Wanderstöcke und, ganz wichtig, der Pilgerpass als Legitimation für die Herbergen und Dokumentation seiner Reise beim Pilgerbüro in Santiago komplettierten seine Ausrüstung.“ Und dann passieren jede Menge Dinge, mit denen der Pilger Raschke nie gerechnet hätte … Geradezu Unglaubliches präsentiert auch Hardy Manthey in seiner Reihe „Die Zeitreisende“. Der erste Teil trägt den Titel „Vom 22. Jahrhundert zurück in das antike Karthago“ und wurde für die 2. Auflage stark überarbeitet. Das E-Book beschreibt die atemberaubenden Abenteuer einer jungen Frau, die durch Raum und Zeit reist: Sie ist eine auffallend schöne, blonde und vor allem intelligente Schwedin, die in München erfolgreich Medizin studiert hat. Die blinde Liebe zu einem Mann stürzt sie in das Abenteuer ihres Lebens. Ihre Erlebnisse in diesem Roman und in seinen Fortsetzungen schildern beklemmend realistisch, was Frauen seit vielen tausend Jahren, zum Teil bis heute, erdulden und erleiden müssen. Maria Lindström überlebt als einzige einen Flug zum Pluto und landet sicher auf der Erde – allerdings 150 Jahre vor Christi Geburt. Als Aphrodite schließt sie sich Nomaden auf dem Weg nach Karthago an. In die noch unzerstörte antike Stadt zieht sie in Ketten ein und muss als begehrte Hure ihrem Herrn dienen. Aphrodite hat nicht nur das elende Sklavenleben zu erdulden, noch mehr Sorgen macht sie sich, ob sie den 3. Punischen Krieg und die Zerstörung Karthagos überleben wird. Doch genau dieses Wissen über die Zukunft der Stadt setzt sie für ihre Rettung ein. Wird es ihr gelingen, rechtzeitig Karthago zu verlassen und in das 22. Jahrhundert, aus dem sie als Maria startete, eine Botschaft zu übermitteln. Das Buch schildert die Ereignisse überaus spannend und macht süchtig auf die weiteren Teile. Der Autor hat seinem Buch übrigens einen wichtigen persönlichen Hinweis beigegeben: „Ich widme dieses Buch meiner Frau, die mir Mut machte, meine persönlichen Aufzeichnungen zu veröffentlichen und die für mein zeitintensives Hobby Verständnis aufbringt.“ Und im Unterschied zur sonstigen Verfahrensweise wollen wir hier keinen Ausschnitt aus dem Buch selbst zur Kenntnis geben, sondern das aufschlussreiche Vorwort des Verfassers. Wie ist es eigentlich zu dieser Reihe gekommen? Was hat es damit Geheimnisvolles auf sich? Aber lesen Sie selbst: „Bevor ich dem geneigten Leser meinen Roman zumute, bedarf es wohl einiger klärender Worte zur Entstehung dieses spannenden Titels über die Zeitreisende. Denn der Anlass meines Buches ist nicht weniger abenteuerlich als die Geschichte, die ich Ihnen in meinem Roman erzählen werde. Alles begann mit jenem denkwürdigen Tage im Jahre 2004 direkt an der Cheopspyramide. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt ein hoffentlich normaler Mann, der gerne spannende Romane las und sich brennend für Geschichte interessierte. Meine Vorliebe für die Vergangenheit hat mir nicht nur eine kleine Bibliothek beschert, sondern mich auch auf meinen zahlreichen Reisen an viele geschichtsträchtige Orte geführt. Bei allem Interesse für Geschichte und ihre oft dramatischen Ereignisse suchte ich alles aus dem rationalen wissenschaftlichen Standpunkt zu betrachten und mir auch so zu erklären. Selbst die Religionen und Mythen des Altertums hatten nur wissenschaftlich betrachtet einen Platz in meiner Gedankenwelt. Die Idee, selbst Geschichten oder gar Romane zu schreiben, kam mir dabei nie. Lieber telefonierte ich, statt mühselig lange Briefe zu verfassen. Das alles stimmte bis zu diesem denkwürdigen Tag im September des Jahres 2004 auch. Nun also stand ich mit meiner Frau an diesem frühen Morgen vor der Cheopspyramide und war wie schon beim ersten Besuch von diesem Bauwerk ergriffen. Ich berührte einen dieser Quader und spürte ein Kribbeln in den Händen, gerade so, als seien sie eingeschlafen. Nun weiß ich nicht, ob das überhaupt hierher gehört. Das können Sie hinterher für sich selbst entscheiden. Ich schüttelte meine Hände, das Kribbeln ließ langsam nach, und ich konnte meinen Spaziergang um die Pyramiden fortsetzen. Doch jetzt meldete sich in mir ganz aus der Tiefe eine weibliche Stimme, die mir sagte, dass ich von nun an einen Auftrag zu erfüllen hätte. Ich konterte, ja, wir Menschen müssen doch immer einen Auftrag erfüllen und ignorierte einfach die immer schwächer werdende Stimme. Die Fahrt zurück zu unserem Hotel in Hurgada dauerte über sieben Stunden. Ich verfiel in eine Art Halbschlaf. Plötzlich tauchte vor mir eine wunderschöne Frau auf und plauderte munter drauf los. Sie brauche mich, behauptete sie kühn. Ich hätte den Auftrag, ihre Abenteuer niederzuschreiben. Sie duldete keinen Widerspruch und begann sofort, mir ihre Geschichte zu erzählen. Eine Vollbremsung holte mich zurück in die Realität. Etwas verdattert schaute ich mich um und dachte nur: „Whow, was für ein verrückter Traum!“ Vor allem konnte ich mich an jede Einzelheit klar erinnern. So etwas hatte ich zuvor noch nie erlebt. Meine Träume waren sonst bei mir nur undeutliche Erinnerungsfetzen. Für eine Stunde hielt ich mich wach. Als es draußen dunkel wurde, siegte erneut die Müdigkeit. Sobald ich die Augen schloss, war diese Frau wieder da und erzählte ihre Geschichte unbeirrt weiter. Ich protestierte und sagte ihr, dass ich als Mann doch nicht über eine Frau schreiben könne. „Das geht doch nicht!“ Sie erwiderte, gerade weil ich ein Mann sei, müsse ich ihre Erlebnisse niederschreiben. Ich müsse mich auch einfach nur an ihre Erzählung halten. Denn nur ein Mann habe den nötigen gesunden Abstand, der für ihre wahrlich abenteuerliche Geschichte notwendig sei. Sie behauptete, dass besonders Frauen gerne dazu neigen, sich einmal erlebte schlimme Dinge am Ende schönzureden. Das wolle sie aber nicht. „Ihr Männer seid dagegen oft schön brutal realistisch.“ Ich solle mich also nicht ständig herausreden und in Zukunft lieber aufmerksam zuhören, belehrte sie mich erneut. So gab ich mich geschlagen und wurde beinahe eins mit ihr. Denn diese Frau lässt mich bis heute nicht mehr los. Wenn ich jetzt schreibe, genügt etwas Konzentration und schon kann ich loslegen. Mit ihr bin ich in ferne Welten gereist und habe oft Raum und Zeit durchbrochen. Fünfzehn dicke Bücher sind so schon bis heute entstanden. Ich weiß noch nicht, wann es ein Ende geben wird. Das werden Sie als Leser sicher auch mit entscheiden! Aber vielleicht ist sie eines Tages einfach weg. So weg, wie sie damals gekommen ist? Ich habe mich auch oft schon gefragt, warum es ausgerechnet eine Zeitreisende sein musste. Warum ist es kein Mann, der durch Raum und Zeit reisen kann? Ein Mann, ein wahrer Held, eben ein ganzer Kerl, der all diese Abenteuer bestehen muss. Ich habe diese Variante für mich auch schon durchgespielt. Schon allein aus Solidarität zu meinem Geschlecht. Was soll angeblich diese Frau besser können als ein Mann? Doch mein Wunschheld war schon an den ersten Abenteuern in der Antike kläglich gescheitert. Die Natur des Mannes erlaubt es in vielen Situationen einfach nicht, sich kampflos zu unterwerfen. Sich gar wie unsere Heldin oft ganz aufzugeben, fällt jedem Mann unglaublich schwer. Sich wie unsere Protagonistin unter Zwang zu prostituieren, ist doch die brutalste Form der Selbstaufgabe. Oder etwa nicht? Die modernen Waffen könnten einen männlichen Helden auch nicht lange vor den Gefahren beschützen. Auch ein Recke braucht mal etwas Schlaf. Wenn ich also mit meiner Hauptfigur glaubwürdig bleiben wollte, müsste ich sie am Ende doch viel zu früh opfern. Schade, aber leider wahr. Meine Heldin dagegen hat wahrlich viele Fehler gemacht, aber nie wirklich um jeden Preis gekämpft. Ehre, Ruhm oder gar Macht waren ihr nie wichtig. Nur für die Liebe und für ihre Kinder kämpfte sie bis zur Erschöpfung. Das ist das Geheimnis ihres Erfolges bis heute, glaube ich. Das ist eben das Naturwunder Frau! Folgen Sie also dieser Frau auf ihren vielen Abenteuern durch Raum und Zeit. Ich wünsche Ihnen dabei gute Unterhaltung! Hardy Manthey“. Machen Sie sich also selbst ein Bild von dieser in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Zeitreisenden. Höchst geheimnisvoll und stellenweise sogar unheimlich, vor allem aber ermutigend und hoffnungsvoll geht es auch in diesem Jahr von Johan Nerholz bei der EDITION digital sowohl als E-Book wie als gedruckte Ausgabe vorgelegtem literarischen Debüt „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ zu: Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz dieser Vögel. Und Nadja lernt sich zu wehren – auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen … Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt wurde für Kinder ab 10 Jahre geschrieben. Hier ein Auszug aus diesem lesenswerten Buch, das gekonnt zwischen Realem und Überrealem wechselt. In unserem Textauszug befinden wir uns kurz nach einem gewaltigen Unwetter: „Die Großeltern waren im Dorf, um zu sehen, ob sie helfen konnten. Nadja hätte mitgehen können, wollte aber nicht. Sie gab vor, die Tiere zu versorgen. Das Mädchen hielt sich nicht gern im Dorf auf. Nadja lebte bei den Großeltern mütterlicherseits. Ihre Eltern waren vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Da war sie noch ein Baby. Väterlicherseits gab es nur noch eine Großmutter, die im Nachbardorf wohnte. Sie kam selten zu Besuch. Es hieß im Dorf, dass sie einst nicht wollte, dass ihr Sohn Nadjas Mutter heiratete. Aber die anderen Großeltern sagten, dass das nicht wahr sei. Sie hatte sich lediglich zurückgezogen und wollte nach dem Tod des Sohnes ihre Ruhe haben. Eine Tochter von ihr, Nadjas Tante, lebte weit weg von hier und meldete sich nur sporadisch per Telefon. Sie war verheiratet und hatte zwei Kinder. Gesehen hatte man sie und ihre Familie lange nicht mehr. Nachdem der Kater alles gefressen hatte, zog er wieder von dannen. Barry kam auf das Mädchen zu. Er wollte sich wieder Streicheleinheiten abholen und die bekam er auch. Dann hörte sie Schritte. Der Hund lief zum Tor, aber es waren keine Fremden, die ankamen. Dann hätte der Hund anders reagiert. Das Hoftor öffnete sich knarrend und die Großeltern betraten den Hof. Barry begrüßte sie freudig winselnd. Nadja sah auf. Die alten Leute kamen langsam auf das Haus zu. Die Enkelin sah sie fragend an. „Sieht es schlimm aus?“ „Frag lieber nicht!“ Der Großvater hatte das gesagt. Er ging in die Scheune und die Großmutter ging in das Haus. Im Vorbeigehen tätschelte sie ihr kurz das Gesicht. „Ich weiß nicht, was wir ohne dich machen würden.“ Im Gegensatz zu Nadja und dem Großvater war sie eine große und stattliche Frau, der man ihr Alter noch nicht ansah. Trotzdem war auch sie bereits siebzig Jahre alt. Einen Augenblick später kam der Großvater aus der Scheune. Stolz sah er seine Enkelin an. „Na, meine Kleine? Hast die Tiere gut versorgt! Aber nach dem Regen hättest du den Schafen kein Wasser geben müssen. Das nehmen die jetzt sowieso nicht auf. Hätte dir Arbeit erspart.“ Er strahlte seine Enkelin liebevoll und stolz an. Andere Kinder in ihrem Alter halfen nicht so viel. Aber ihre Enkeltochter tat das und machte das gern. „Und was machen wir jetzt?“ Erwartungsfroh sah sie den alten Mann an. „Gar nichts! Die Aufräumarbeiten im Ort sind im vollen Gang. Unsere Hilfe wurde nicht benötigt und wir haben nichts abbekommen. Heute wird für uns ein ruhiger Tag.“ „Das hätte auch anders ausgehen können!“ Der Großvater nickte versonnen. „Stimmt! Es grenzt an ein Wunder, wenn ich mir so die Schäden im Ort ansehe. Auf Gebäude gestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und mit Wasser vollgelaufene Keller und …“ Der Großvater winkte ab. „Wer hilft denen jetzt?“ „Sie helfen sich untereinander. Es ist noch keine Hilfe zu erwarten. Die Straßen sind noch nicht frei. Möglich, dass es in wenigen Stunden anders aussieht. Ich wünsche es allen, die Hilfe brauchen.“ Nadja schaute ihren Großvater an. „Hatten wir wirklich dieses Glück?“ Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Der Sturm hatte sie geängstigt. Die Hagelkörner hörte sie die ganze Zeit auf das Dach prasseln. Das Mädchen hatte das Gefühl gehabt, sie würden früher oder später das Dach durchschlagen. Es hörte sich an, als ob pausenlos kleine Steine mit großer Wucht auf die Ziegel prasselten. Die Tür ihres Zimmers hatte sie nicht zugemacht, so dass sie das Gefühl hatte, nahe bei den Großeltern zu sein. „Wir hatten dieses Glück gehabt. Aber jetzt werden wir ins Haus gehen.“ „Schon?“ „Ich glaube, ja. Wir werden gleich Mittag essen und morgen wirst du wieder in die Schule können, denke ich.“ Nadja verzog bei dieser Mitteilung das Gesicht. Sie wäre am liebsten noch ein paar Tage zu Hause geblieben. Am wohlsten und sichersten fühlte sie sich bei den Großeltern und den Tieren, die ihr noch nie ein Leid zugefügt hatten, was man von anderen nicht sagen konnte. Mittag wurde in der Küche gegessen. Anschließend redete man über den Tag. Das war ein tägliches Ritual. Dieses Mal wurde am Mittagstisch über die Zerstörungen im Dorf geredet. „Es sieht schlimm aus! Wir können froh sein, dass wir verschont blieben. Nur der alte Hoffmann hat schon alle Schäden auf seinem Hof beseitigt. Er will heute sogar noch nachschauen, ob in seinem Jagdgebiet alles in Ordnung ist. Ihn hat es nicht so schlimm getroffen.“ Die Großmutter, die das der Enkelin berichtete, machte eine kurze Pause. „Dass der das alles noch so schafft, ist ein Wunder. Er hat Glück gehabt. Darüber werden sich andere nicht freuen.“ Der Großvater musste bei seinen Worten ein wenig grinsen. „So wie bei uns“, antwortete die Großmutter. „Herr Hoffmann ist cool.“ Nadja hatte das eingeworfen. „Nadja!“ Missbilligend sah die Großmutter ihre Enkeltochter an. Sie mochte solche Wörter nicht. Nun redete der Großvater schnell weiter. „Wenn der Strom bald wieder kommt, brauchen wir nicht einmal etwas mit den Sachen in der Tiefkühltruhe zu machen. Viel ist nicht mehr da. Der Winter ist vorbei.“ Der Großvater warf seiner Frau einen Blick über den Küchentisch zu. „Ich kenne genug Leute, die uns gewünscht hätten, dass wir auch etwas abbekommen! Manche haben so komisch geguckt, als wir erzählten, dass wir nichts an Schäden zu vermelden haben“, sagte die Großmutter. „Das habe ich bemerkt.“ Der alte Mann atmete tief durch. „Vielen von denen wäre ein Totalschaden bei uns lieb gewesen“, sagte die Großmutter bitter. Nadja hütete sich davor, genauer nachzufragen. Man hätte ihr ohnehin keine Antwort gegeben. Dass man den Großeltern nicht wohlgesonnen war, wusste sie auch so. Man hatte das auch sie schon spüren lassen.“ Ein ganz anderes Stück Literatur legte der Lyriker, Schriftsteller und Kulturfunktionär Uwe Berger 2013/2014 unter dem Titel „Ungesagtem lauschen“ als E-Book bei der EDITION digital vor – „Aus dem Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012“ heißt es im Untertitel: Der Autor stellt sein Tagebuch der Jahre 2000 bis 2012 vor. Rückblickend auf seine Teilnahme 1988 an einer offiziellen Kulturdelegation der DDR in Polen heißt es: „Dummheit und Arroganz, Regelungswut und Zynismus waren auf unserer Seite eklatant und vorherrschend.“ Uwe Berger war sich zu dem Zeitpunkt bewusst, dass „es so nicht weitergehen konnte“. In diesem Bewusstsein spricht er von seinem estnischen Freund Lennart Meri, der estnischer Staatspräsident geworden war. Der deutsche Komponist Kurt Schwaen und seine Gattin Ina ziehen ihn in den Dunstkreis der Musik. Dr. Malte Herwig, der ihn im Auftrag der Spiegel-Redaktion nach seiner Mitwirkung bei einem Literaturzirkel der Stasi befragt hat, informiert ihn, dass seine Entschuldigung unterdrückt werden sollte. Herwig verlässt den Spiegel. Seiner Enkelin berichtet der Autor, wie im Krieg der geschniegelte Chef der Flakbatterie seine fünfzehnjährigen Soldaten über die Rieselfelder hetzte, weil sie russischen Kriegsgefangenen Brot gegen Schnitzereien gegeben hatten. So reihen sich nicht nur die unterschiedlichsten Eindrücke, sondern begegnen sich auch Gestern und Heute. Es folgen einige Tagebuchnotizen vom Herbst 2000 bis zum Frühjahr 2001: 22. September 2000 Von der Veranda des Schlosshotels Göhren-Lebbin in Mecklenburg blicke ich auf die von alten Bäumen eingerahmten Golfplätze, nichts weiter als gepflegte Wiesen, die sich weit in die Landschaft hinein ziehen. Hinter dem Waldsaum, der das Bild abschließt, liegt der der Müritz benachbarte Fleesensee, eine große ruhige Wasserfläche. Gestern haben wir die kleine Stadt Malchow besucht. Eine drehbühnenartige Straßenbrücke wurde zur Seite bewegt, um wartende Schiffe durchzulassen. Der Pfarrer der Stadtkirche zeigte uns seine Wirkungsstätte, ein im Stil der Backsteingotik im 19. Jahrhundert errichtetes Gebäude. 7. November 2000 Der estnische Präsident Lennart Meri ist zu einem Staatsbesuch in die BRD gekommen. Von ihm und seiner Gattin Helle haben Anne und ich eine Einladung zum Mittag-Büfett in das Hilton-Hotel am Gendarmenmarkt erhalten. Wir finden eine Versammlung vor, in der alte und sehr alte Menschen dominieren. Da wir in der Nähe des Mikrofons stehen, tritt Meri auf uns zu und sieht mich fragend an. Ich weise auf meine Frau und sage: „Das ist Doktor Anneliese Berger. Mein Name ist Uwe Berger.“ Meri lächelt sein bekanntes Lächeln und erwidert gedehnt: „Ja ... wenn Sie hier nicht gemeinsam stünden, dann hätte ich Sie nicht erkannt.“ Anne war ihm damals ziemlich in die Augen gefallen. Entschuldigend fügt Meri hinzu: „Es ist ein Vierteljahrhundert her, dass wir uns gesehen haben.“ Immerhin hat er nachgerechnet. Seine Frau, eine große, schlanke Blondine, kommt dazu, und er stellt sie uns vor. Helle Meri lächelt freundlich und bescheiden. Sie scheint kein Wort Deutsch zu sprechen, so wie wir kein Wort Estnisch verstehen. Aber das tut der Begegnung keinen Abbruch. Meri ist im Gesicht voller geworden. Morgen will er die Schule im Bezirk Tiergarten besuchen, in der er 1935 als Diplomatenkind eingeschult wurde. Ich habe festgestellt, dass unsere Schulen ganz dicht beieinanderlagen, seine in der Derfflinger-, meine in der Lützowstraße. Unsere Wege führten uns weit auseinander, bis uns Kasachstan und Paul Fleming zusammenbrachten. Heute stehen wir hier. Da ich weiß, dass die Begegnung kurz sein wird, sage ich den einen Satz: „Sie sind ein guter Geist in meinem Leben.“ Meri sieht mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck an und wendet sich zum Mikrofon, um eine kleine Rede an die Versammelten zu halten. Im Haus der Deutschen Wirtschaft des DIHT hören wir am Nachmittag einen kurzen, aber konzentrierten Vortrag Meris. Er zieht eine eindrucksvolle Bilanz der ökonomischen Entwicklung des neuen Estlands und fordert den raschen EU-Beitritt seiner geliebten Heimat: „Wer so weit ist, ist so weit.“ 8. November 2000 Im Lichthof des Auswärtigen Amtes am Werderschen Markt wird am Nachmittag die Ausstellung „Estnische Malerei der Jahrtausendwende" eröffnet. Wir sind von der Botschafterin Dr. Riina Kionka eingeladen. Lennart Meri kommt in Begleitung des Hausherrn Joseph Fischer. Leider verstehen wir die Reden an unserem Standort nur teilweise. Meri, der ja auch Schriftsteller ist, spricht von einem früheren Aufenthalt in Ostberlin. Die Kunst, wo immer sie auch entsteht, sei etwas Bleibendes, ganz im Gegensatz zu den politischen Umständen. Moderne Kunst überdaure, wenn sie wirkliche Kunst sei und nicht nur dem Markt diene. Vielen Dank, lieber Freund! Mit feiner Ironie glossiert der Redner den Begriff „Leitkultur“, indem er ihn auf die estnische Kultur bezieht. Die Ausstellung ist hervorragend und nicht, wie ich einen der zahlreichen geladenen Gäste herablassend äußern höre, „ganz hübsch“. Es wäre gerecht, die Exponate an dem zu messen, was früher in Estland war oder sein konnte. Aber auch, wenn man moderne Kunst aus Mitteleuropa heranzieht, behaupten diese Bilder ihren Platz, zumal, wenn man bedenkt, wie viel konsequent Leeres hier produziert wird. Aufgefallen ist mir das 2000 entstandene Bild „The mind is a selfprotecting mechanism“ von Jaan Elken, eine in blaugrauen und mattroten Tönen gehaltene abstrakte Hommage an den autonomen Geist, also eine differenzierte Aussage zu Geschichte, Identität und Souveränität Estlands, kein Nichts in Nichts, keine absolute Beliebigkeit. Dramatische Darstellung ist auch die Abstraktion „Nüchterne Berechnung und strenge Disziplin“ von Rein Kelpman, ein ebenfalls 2000 geschaffenes Bild. Der kalte blau gegliederte Hintergrund mit dem weiß blitzenden Element im Vordergrund impliziert im Rationalen das Irrationale, in der Berechnung das Bewegte, in der Disziplin die Leidenschaft. Oder der Doppelakt „Ein Jahrhundert geht zu Ende“ von Olev Subbi aus dem Jahr 1999. Zwei sitzende Frauen, in diskreter Haltung nackt, aber nicht ausgezogen, die eine mit dem Rücken zum Betrachter, die andere sich an ihm vorbei frontal ins Leben wendend, den breitkrempigen Hut ins markante Gesicht gezogen. Resignation und Wagnis, Abkehr und Zuversicht - kalkig graublaue Farben fügen Gestalten und Mauerwerk vor dem Rot, Grün, Gelb und Blau der Küstenlandschaft zusammen. Das realistische Bild hat einen abstrakten, symbolhaften Sinn und genügt durch seine Farbgebung abstrakten Regeln. Das alle Werke der Ausstellung Verbindende ist diese realistische Abstraktheit oder abstrakte Sinnhaftigkeit. Vergleichbares finde ich nur in der klassischen Moderne, bei Edvard Munch etwa oder den Brücke-Malern. Ich meine, das besondere Merkmal der estnischen Schule schafft ein nicht zu übersehendes Vor-Bild. 16. März 2001 Anne hat es geschafft. Seit Juli vorigen Jahres ist sie befreit von der Last ihrer gut und weiterhin gut gehenden Praxis. Ein jüngerer Arzt ist an ihre Stelle getreten. Für Anne und mich ist das ein Neuanfang. Hatte ich bisher nur einen Wochenendgast zu Hause, lebe ich nun mit einer aufmerksamen und selbstsicheren Gefährtin zusammen. Wir begründen unsere Liebe auf anderer Basis ganz von vorn. Arzt mit Leib und Seele, gibt sie ihre Medizin natürlich nicht auf. Sie hat sich ein kleines Zimmer neu gestaltet, dessen Wände mit Büchern und Akten tapeziert sind und in dessen Mitte ein, wie ich es nenne, logistisches Zentrum mit Computer, Kopierer und anderen Geräten thront. Für mich bedeutet ihre Anwesenheit - ein schönes Wort übrigens - die Möglichkeit, mich wieder mehr auch dem Nachsinnen, Aufschreiben und Managen zu widmen. Zurzeit habe ich mich unter anderem auf eine geistige Reise in das alte Mexiko begeben. Das ist eine nahe und doch ferne und fremde Kultur. Die uralten olmekischen Masken, Kolossalstatuen und Statuetten, die klassische Stadt Teotihuacán mit der Sonnenpyramide, der Mondpyramide, dem Tempel des Quetzalcoatl und die Menschenopfer. Lieber als der Opferschädel aus Tenochtitlán mit den Kunstaugen und den in Mund- und Nasenöffnung gerammten Steinmessern sind mir freilich die erotischen Keramiken der Moche-Kultur in Peru. 12. Mai 2001 Gemeinsam mit meiner Doktorin nehme ich teil an einem Symposium Reise- und Impfmedizin, das im Auswärtigen Amt am Werderschen Markt stattfindet. Getagt wird im „Weltsaal“, der im alten Teil des Gebäudekomplexes liegt. Dieser alte Teil aber ist nichts anderes als das Hauptgebäude der ehemaligen Deutschen Reichsbank, das nach dem zweiten Weltkrieg zum Sitz des Zentralkomitees der SED gemacht wurde. Im Reichsbankgebäude arbeitete mein Vater von 1939 bis 1945. Als Freimaurer war er von seinem leitenden Posten in der Augsburger Filiale abberufen und hierher strafversetzt worden. Nach dem Krieg besuchte ich ihn in dem Haus, das vorübergehend vom Berliner Stadtkontor belegt war. Eine sogenannte Entnazifizierungskommission hatte ihn als nicht tragbar für eine Tätigkeit in dieser Nachfolgebank befunden. Meinem Vater standen die Tränen in den Augen. „Heb den Kopf. Sei stolz“, sagte ich als siebzehnjähriger Kriegsheimkehrer zu ihm. Ich empfahl ihm eine Haltung, die ich dann auch für mich in Anspruch nahm, als die DDR zugrunde ging und ihre Bruchstücke mir und anderen als Schuldvorwürfe um die Ohren flogen. Im ZK-Gebäude, von dessen Fassadenplatten die Kommunisten die Reliefs eines den Nazis genehmen Bildhauers heruntergeschlagen hatten, sprach ich Anfang der siebziger Jahre vor, um Reiner Kunze in unsere Gedichtsammlung „Lyrik der DDR“ zu bekommen. Ich wartete stundenlang auf das Orakel eines parteiamtlichen Zensurgremiums. Nach den beiden nicht gerade angenehmen Begegnungen mit dem Haus sehe ich nun heute auf den langen alten Außentreppen in einer Beratungspause leger gekleidete Symposiumsteilnehmer in der Frühjahrssonne sitzen. Ein schöneres Bild als je zuvor. Nicht erwehren kann ich mich des Gedankens, dass auf die Kriegsplaner und die Bilderstürmer die Verursacher des protzigen Vorbaus gefolgt sind.“ Und noch ein Tagebuch – allerdings auch wieder ein ganz anderes Stück Literatur und eine ganz andere Art Tagebuch. Diesmal lässt die Schriftstellerin Brigitte Birnbaum ein Kind sprechen beziehungsweise schreiben. „Das Siebentagebuch“ war erstmals 1984 im Kinderbuchverlag Berlin erschienen und ist vielleicht konfliktreicher und kritischer als man auf den ersten Blick vermuten mag: Sieben Tage lang wohnt Inez Bliewernicht in einem Schloss, und in dieser Woche entsteht ihr Siebentagebuch. Anfangs sind es natürlich die neuen Eindrücke, die sie beschäftigen: das Schloss und seine Geschichte, Sagen, die aus alter Zeit überliefert sind, Umgang mit den noch unbekannten Mädchen und Jungen, der andersartige Tagesverlauf, Vorfreude auch auf die bevorstehende große Reise zu den Freunden in Witebsk ... Später tauchen aber Fragen auf: Ist die Betreuerin Heide Bliewernicht wirklich Inez' Tante? Was aus der eigenen Familiengeschichte weiß Inez, und was weiß sie nicht? Wen trifft die Schuld? Wo liegt die Wahrheit? Wolken ziehen am Himmel auf, wen wird der Regen nass machen, und wird Inez endgültig eine Inessa werden? Dieses spannende „Siebentagebuch“ beginnt natürlich mit dem ersten Tag. Und der ist ein Sonntag: 1. TAG, Sonntag In meinem Leben braucht sich nichts zu ändern. Wirklich nicht. In meinem alltäglichen. Mein augenblickliches ist ja nicht alltäglich. Ausnahmezustand, würde Vati sagen. In einem Schloss wohnen ist schließlich etwas Besonderes. Oder? Das fetzt! Auch wenn es nur noch als Jugendherberge dient. Trotzdem ein bisschen unheimlich. Aus allen Ecken springt einen das Damals an. Besonders abends. Den Festsaal und andere Prunkräume hat man zugeschlossen. Wir sind in der oberen Etage untergebracht. Da steht auf dem Flur wenigstens keine blecherne Ritterrüstung rum. Leider hab ich das Bett neben der Tür erwischt. Das würde ich gern ändern. Aber keine von den drei anderen tauscht mit mir. Das Schloss soll uralt sein und einzigartig. Möglich. Jedenfalls ist die Wartburg größer. Liegt auf einer Insel, das Schloss. Unsere Busse konnten nicht bis auf den Hof rollen, mussten vor der Brücke halten. Sonst wären sie in der Einfahrt des Torhauses stecken geblieben. Das Torhaus mit dem mecklenburgischen Wappen ähnelt dem in Güstrow. Vati war mal mit Mutti und mir in Güstrow, als er für unseren Trabbi oder für unser Boot einen Anlasser brauchte. Nur ist dieses Torhaus kleiner, und in ihm wohnt der Herbergsvater. Eine ulkige Type, der Herbergsvater. Empfing er uns doch am Hauptportal und ließ sich von jedem die Hausschuhe vorweisen. Auch von unseren acht erwachsenen Begleitern. Die guckten vielleicht! „Wi hebb'n so'n Boden, dei bliwwt nich liggen, hei hackt licht an de Stäwel“, sagte er. „Und noch eins, Herrschaften ...“ Zwei Hunde hätte er. Er wies auf den Park ringsum, auf die frühen roten Tulpen im Rondell, die anfangen wollen zu blühen, auf die Fliederbüsche. „Hollt ji in'n Middelweg, denn doon ji min Hunn nix.“ Ich denk mir, die beiden Hunde sind ein Trick. Er hat gar keine. Er will nur die Beete und den Rasen vorm Zertrampeln schützen. „Genosse, Sie müssen hochdeutsch mit den Schülern sprechen«, verlangte unser Reiseleiter und arbeitete sich in seine ladenneuen Filzpantoffeln. „So verstehen sie Ihre Anordnungen nicht.“ „Wie das? Alles Gören aus unserer Gegend und mich nicht verstehen.“ Er blickte unschuldig in die Runde. „Na? Und ordne ich was an? I bewohre! Ich sage man bloß, was sie wissen müssen, damit es keinen Ärger gibt.“ Dabei strich er sich mit der Hand über seinen kahlen Kopf. „Spukt es hier auch?“ „»Wieso denn nicht?“ In gewissen Nächten laufe ein Mädchen ohne Kopf durch die Alleen. „»Iiiiiiih! Ohne Kopf!“ Bin also in ein Geisterschloss geraten. Fantastisch! Sie erscheine aber nur dem, der sich nicht ordentlich gewaschen habe. „Wird Zeit, dass sie einer erlöst“, krähte grinsend der Größte von denen aus der Zehnten, bei dem sich bereits ein Bärtchen über der Oberlippe andeutete. „Erlöst kann sie nur werden durch einen Jüngling, der noch nie geküsst hat.“ Das verkündete Heide, eine der Betreuerinnen. Vorwurfsvoll funkelte sie der Reiseleiter an. Aber nicht sie, der Junge wurde rot. „Süh mal kiek!“, staunte der Herbergsvater, „de jung Fruu weet Bescheid!“ Natürlich übertrieb er wie alle Erwachsenen, wenn sie mal höflich sein wollen. Jung ist die Frau nämlich nicht mehr, bestimmt fast mindestens fünfunddreißig. Ich hab sie schon unter die Lupe genommen, weil sie mich im Bus scharf musterte. Sie dachte wohl, ich merke es nicht. Sicher missfällt ihr, dass ich amerikanische Jeans trage, echte Lois, für Typen, die nicht alt werden, aus Hamburg, von Oma. Vielleicht sollte ich morgen wie die meisten anderen auch Pioniertracht anziehen, wenigstens die Bluse. Der Pulli, Omas Ostergeschenk, passt in der Farbe wirklich nicht zum roten Halstuch. Das weiß ich selbst. Aber Halstuch ist Pflicht. Sonst streichen sie mich womöglich. Ich glaub, dann renn ich auch ohne Kopf rum, und nicht nur in gewissen Nächten. Ich kann nicht in Worten ausdrücken, wie glücklich ich war, als mir die Direktorin mitteilte, dass ich, wie es heißt, „in Anerkennung hervorragender Leistungen bei der Erfüllung des Pionierauftrages in diesem Schuljahr und für die aktive Teilnahme an der internationalen Pionieraktion mit dem Freundschaftszug in die Sowjetunion delegiert“ werde. Ich hab gleich bei Mutti in der Poliklinik angerufen. Mutti wollte es nicht glauben. Vier Wochen in ein Ferienlager bei Witebsk! Hier im Schloss sollen wir uns auf diese Reise vorbereiten.“ Viel unterwegs war in seinem langen Leben auch Walter Kaufmann, der am 19. Januar 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geborene deutsch-australische Schriftsteller. Er hat viel Schreckliches und viel Schönes erlebt und viel zu erzählen. 1997 erschienen erstmals in der edition reiher im Dietz Verlag Berlin seine Storys von gestern und heute „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“: Dazu schrieb Walter Kaufmann: Jene Bildpostkarte aus Sydney war die erste von vielen, die ich über die Jahre an Barbara, der Ruth in diesem Buch, geschickt hatte und die ich alle noch bei ihr aufbewahrt fand - sorgsam in einen Schuhkarton geschichtet. Sie riefen die Zeit zurück, zu fernen Küsten, und enthielten sie selten mehr als nur Grüße, lösten sie doch Erinnerungen aus, die sich zu Storys formen ließen, zu einem Buch, das mit „Regen in Rio“ seinen vorläufigen Abschluss fand. Danach, in den späten neunziger Jahren, waren es nicht länger die Postkarten, die mich anregten, sondern in einem Notizbuch festgehaltene Stichworte: über einen Grafen im Schloss, einen Berliner in Bulgarien, einen kanadischen Flieger auf Fidschi, und den Tod eines V-Manns. Dazwischen fanden sich auch die Zeilen über einen für immer abgemusterten und seitdem sehr gealterten Seemann, dessen Braut zeitlebens die See gewesen war — die See verlassen zu müssen, hatte ihn auf sich selbst zurückgeworfen und ihm seine Einsamkeit bewusst gemacht: „Menetekel“, und wohl nicht nur „Menetekel“ in dieser Prosasammlung, ist eine anrührende kleine Geschichte geworden. Als Kostprobe aus „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ hier eine Geschichte, die auf hoher See spielt – und in einem Kabelgatt. Der Titel dieser Story lautet „Auf dem Prüfstand“: MS Freundschaft, Atlantik Mai 1959 Verglichen mit der Reise, für die ich in diesem Frühling angemustert hatte, waren meine Reisen zwischen Sydney und den Fidschi Inseln kaum mehr als Abstecher gewesen: Vor Jahreswechsel würden wir nicht wieder in Rostock einlaufen. Eine argentinische Weihnacht stand uns bevor und ein brasilianisches Neujahr - was für mich sieben Monate im Schlund eines Maschinenraums bedeutete, in dem es stank und heiß war und laut, das Stampfen der Motoren übertönte jedes Wort, das nicht gebrüllt wurde. In der Hoffnung auf Ausgleich in südamerikanischen Häfen, Buenos Aires, Montevideo, Rio de Janeiro, stellte ich mich auf die Überfahrt ein. Bewusst hatte ich meine australische Seefahrerei verschwiegen und mich nur dazu bekannt, auf Schiffen die Welt erleben zu wollen, also eher ein Sehmann als ein Seemann zu sein. Folglich fand ich mich sehr bald auf dem Prüfstand. Es hatte mich unter Fahrensleute verschlagen, die sehr anders waren als jene raubeinigen Iren und Schotten und deren australische Nachfahren auf australischen Frachtern. Dies waren arbeitsame Ostdeutsche mit unverkennbarem Stolz auf ihr Schiff, welterfahrene Männer, die den Anfechtungen und Verlockungen von Hamburg, Bremen, Amsterdam und Antwerpen standhielten und von denen nicht zu vermuten war, dass sie die Flagge wechseln würden. Eher wäre das von mir zu erwarten gewesen - zu sehr schien mir Wolf Mattäus, ein blonder Hüne, der seine erste Reise als Zweiter Ingenieur fuhr, darauf bedacht zu sein, dass im Bereich seiner Verantwortung durch einen wie mich kein Schaden entstünde. Was hieß, dass er stets ein Auge auf mich hatte. Selbst mit anpackend, jeden Griff erläuternd, spornte er mich an, so gewissenhaft wie er selbst zu werden und sogar eine Drecksarbeit wie das Säubern der Bilgen als unumgänglich hinzunehmen. Verglichen mit dieser Schinderei erwies sich das Pönen, das Anstreichen des Schornsteins, als ein Segen - Arbeit an Deck und in frischer Luft! Natürlich bemühte ich mich um Qualität, um den saubersten blauen, den saubersten roten Streifen auf gelben Grund. Aber ich schindete auch Zeit dabei. Was Wolf Mattäus nicht entging. „Kein Schonplatz da oben“, ließ er mich wissen und legte fest, wann spätestens die Arbeit fertig sein müsse - weit eher als ich eingeplant hatte. So kam es, dass ich sehr bald meiner Wut Luft machte und durch den Schornstein Flüche in den Maschinenraum brüllte. Das brachte Wolf Mattäus auf den Plan. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand er plötzlich auf dem Peildeck und blickte hoch zum Schornstein, wo ich auf der Stellage mit meinen Farbtöpfen werkelte. „Nun“, fragte er, „was macht das Meisterwerk?“ Er tat, als hätte er meine Flüche nicht gehört, zeigte sich gelassen und schlug dann ein paar Worte unter vier Augen im Kabelgatt vor, wo ich ja ohnehin die Pinsel und Farbtöpfe verstauen müsse. Mir schwante nichts Gutes. „Mag sein, Sie sind nicht auf die Heuer angewiesen“, begann er, als wir uns im Kabelgatt gegenüberstanden. „Da sind Sie besser dran als wir anderen. Finden Sie das gut?“ Ich schwieg. „Eben noch laut und plötzlich stumm - wie kommt’s?“ Noch immer schwieg ich. „Also gut“, sagte er, „In Zukunft bremsen Sie sich und brüllen nicht vor aller Ohren los. Das geht nirgends. Und auf Schiffen schon gar nicht. Ist das klar?“ Ich nickte. „Dann haben wir uns ja verstanden.“ Er zeigte ein kaum merkliches Lächeln und reichte mir die Hand. Das nahm mich für ihn ein. Ich packte zu, und nie vergesse ich ihm, dass er bis zum Ende der Reise seinen Rang kein zweites Mal herauskehrte, er schlicht Wolf Mattäus blieb - ein Mann unter Männern.“ Und noch einmal geht es um eine Reise – diesmal ist es eine sehr persönliche Reise in die Vergangenheit. Und noch einmal um ein Tagebuch. 1990 hatte Elisabeth Schulz-Semrau ihr Buch „Drei Kastanien aus Königsberg … „ veröffentlicht: Tagebuch einer Reise in das heutige Kaliningrad: Erst im Herbst 1988 gelingt der gebürtigen Königsbergerin die Wiederbegegnung mit ihrer Vaterstadt, der bis dahin für Ausländer verbotenen Stadt. Viele Leser hatten sich nach dem Report „Suche nach Karalautschi“ (1984) mit ihren Lebensberichten, Dokumenten und Fotos an die Autorin gewandt. Nun folgt sie einer Einladung des Kaliningrader Kulturfonds, der sich die Aufgabe gestellt hat, die ganze Geschichte der 700-jährigen Stadt wieder lebendig zu machen. Die Autorin überbringt Zeugnisse der gebürtigen Königsberger Käthe Kollwitz und E. T. A. Hoffmann, sie nimmt an Feierlichkeiten zu Ehren Immanuel Kants teil, und sie sucht die alten Straßen, Plätze und vertrauten Winkel ihrer Kindheit. Die verwandelte Stadt, die Kaliningrad heißt und doch noch Königsberg wie Karalautschi ist, wird zum Ort der Begegnung mit liebenswerten Menschen, deren Schicksal unter den Hitler- und Stalinregimes betroffen macht. Die Autorin erringt ein neues, lebendiges Verhältnis zu dieser Stadt der Geburt und entdeckt sie als gemeinsame Heimat. Begleiten wir die Autorin ein Stück und schauen wir an den Anfang ihres berührenden Buches: „Zugfahrt nach Kaliningrad An dem Zug stand es wirklich, an jedem Waggon sogar: KALININGRAD: Moskau-Kaliningrad. Die da leicht benommen, hastigen Schritts, diesem Labkan eines Gepäckträgers zu folgen sucht, eine Frau, nicht mehr jung, füllig geworden, bin ich. Und ich werde, alle Zeichen stehen dafür, in diesen Zug einsteigen. Der nach Kaliningrad fährt ... Die Dolmetscherin hatte dem großen Menschen mit seiner Gepäckkarre eingangs des Belorussischen Bahnhofs gewinkt, flink sortierte er unsere Gepäckstücke. Die zwei großen in Packpapier verschnürten Kartons stapelte er auf Hinweis der Dolmetscherin gesondert. Sie hatte ihm auch die Nummer des Zugwagens genannt. Geschickt durcheilte und umfuhr er die Menschentrauben, die sich jeweils um die Eingänge der Waggons sammelten. Rita - so heißt die Dolmetscherin - bleibt unserm Helfer am nächsten auf den Fersen. Auch sie wird in diese Stadt fahren. Zum ersten Mal. In viele andere Städte der Sowjetunion hat sie deutsche Reisende begleitet. Oft mehrmals. Ich kenne ihre Empfindungen, unser Reiseziel betreffend, nicht, weiß aber schon, dass ein Haushalt daraufhin umorganisiert, eine schulpflichtige Tochter zu ihrer beider Leidwesen zur Großmutter umgesiedelt werden musste. Daran, dass auch ich daheim Verschiedenes zu ordnen hatte, einiges nicht ohne Sorge beließ, denke ich im Augenblick überhaupt nicht. Was aber denke ich? Vielleicht das, was ich weiß, aber kaum zu glauben wage: Ich fahre nach Kaliningrad? Eher werde ich von einer Empfindung geleitet, die sich nicht in Bild und Gedanken umsetzt, die nur Erwartung ist, feierliche, freudige, aufgeregte. Ähnlich vielleicht jenem Gefühl, mit dem das Kind, vor fast fünfzig Jahren, mit den Eltern von der Großmutter auf den HUFEN kommend, durch winterliche Straßen ging, Kerzenschimmer hinter Fenstern entdeckte und so den heimatlichen Weihnachtsbaum und den darunter liegenden Geschenken in der TRAGHEIMER KIRCHENSTRASSE 17 entgegenfieberte. Und so sehen also Menschen aus, die in dieser Stadt wohnen. Ganz selbstverständlich sind sie in die Hauptstadt gefahren, haben Ämter aufgesucht, Freunde getroffen, eingekauft. Sind beladen mit Koffern und Kisten und fahren ganz natürlich in ihre Stadt zurück ... Natürlich - wie Leben ist, wenn es sich natürlich leben lässt ... Ich habe vor dreiundvierzig Jahren in einer furchtbaren, widernatürlichen Zeit meine Heimat verlassen müssen. Ich war ein dreizehnjähriges Kind, dem erst viele Jahre später aufging, was es hieß, keine Heimat zu haben. Meine Heimat liegt in der Stadt, in der diese Menschen wohnen, und nun bin ich auf dem Weg dorthin ... Nachwersche, Nachwersche, Komm an den Zaun! Wo bleibst du? Heute ist der vierte Oktober. Gestern, am 3. also, bin ich von Berlin nach Moskau geflogen, um die Mittagszeit. Ich war die letzte der Reisenden gewesen, die dem Flugzeug über eine weite Strecke des Flugplatzes zueilte, der entsprechende Bus hatte die Leute aus dem Flughafengebäude längst an der Gangway abgeliefert. Natürlich begann sich meine mangelhafte Fähigkeit, Stress zu bewältigen, bereits gewaltig zu regen. Obwohl ich mich nach einem schlauen Psycho-Buch so präpariert hatte, dass ich Dinge annehmen wollte, wie sie auf mich zukämen. Also bereit sein für das, was immer der Tag mir brächte. Sorge dich nicht - lebe, verlangte das Buch von mir, das wollte ich künftig auch von mir verlangen. Vielleicht hätte ich lieber einen Tag später mit diesem Vorhaben beginnen sollen, denn was dieser 3. 10. mir abverlangte ...“ Mehr dazu erfahren Sie, wenn Sie die Einladung der Autorin Elisabeth Schulz-Semrau annehmen und gemeinsam mit ihr in die Stadt ihrer Kindheit zurückreisen. Nach Karalautschi-Königsberg-Kaliningrad. Übrigens soll Kaliningrad einer der Austragungsorte der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland sein – wenn sie denn dort stattfindet. Und noch was Schlaues: Als Kabelgatt wird auf Schiffen ein Lagerraum für Kleingut wie Ersatzteile, Tampen, Schäkel, Blöcke, Ankerkette, Werkzeug oder eben auch Farben und Lacke bezeichnet. Siehe die Story „Auf dem Prüfstand“ aus dem Buch „Im Schloss zu Mecklenburg und anderswo“ von Walter Kaufmann. Und zum Schluss nochmals gute Reise! – durch Raum und Zeit. Und denken Sie daran, ein Buch mitzunehmen. Mindestens ein Buch … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3793 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years ago
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Der große Kampf gegen Kaduro, den Herrscher der Halbwelt - Teil 2 der Nadja-Kirchner-Fantasy-Reihe bei EDITION digital
Offenbar gefällt den Lesern das Anfang 2017 bei der EDITION digital erschiene Buch „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz sehr gut. So stand seine spannende Geschichte um das damals zwölfjährige Mädchen, das keine Eltern mehr hat, in einem Dorf bei ihren Großeltern aufwächst und bei unerwarteten Bedrängnissen Hilfe von völlig unerwarteter und geradezu überirdischer Seite bekommt, zum Beispiel bei Amazon als E-Book einige Zeit auf Platz 1 der Bestseller-Liste. Und ihre Abenteuer gehen weiter. Unter dem Titel „Nadja Kirchner und die gefährlichen Wesen der Halbwelt“ ist bei der EDITION digital soeben der zweite Teil dieser für Kinder ab 12 Jahren und für Erwachsene geschriebenen Fantasy-Reihe erschienen. Plötzlich ist Nadja wieder in Gefahr, in großer Gefahr. Das inzwischen etwa 14-jährige Mädchen ist die Bannherrin der geheimnisvollen Senke, in der die großen sprechenden Raben leben, und sie war von dem riesigen Dämonenhund Takesch in der Kunst der Verteidigung geübt worden. Aber jetzt ist Takesch verschwunden – ohne dass Nadja zunächst davon weiß. Eher zufällig erfährt sie, dass ihr einstiger Beschützer selber in große Schwierigkeiten geraten und scheinbar verloren ist – er wurde in die Halbwelt verschleppt. Und es ist gut möglich, dass ihn Kaduro, der Herrscher der Halbwelt, umdreht und gegen die Raben und deren Geister und überhaupt alle anderen Welten einsetzt. Natürlich will Nadja das verhindern und ihren Takesch gegen alle Warnungen aus den Fängen des Tyrannen Kaduro befreien. Heimlich macht sie sich auf den Weg, um Takesch zu finden und zu retten. Aber damit zieht sie sich nicht nur den Zorn von Rontur, dem Anführer der Raben, zu, sondern sie begibt sich auch in höchste Lebensgefahr. Wird sie es dennoch schaffen, ihren Freund Takesch zu retten und ihn zurückzubringen? Wie wird Kaduro reagieren? Und welche Rolle spielt in dem ganzen Geschehen eigentlich Korfylos, der Geist mit dem dunkelhaarigen Pferdeschwanz und einstige Gegner der Raben? Johan Nerholz – dieser Autorenname ist ein Pseudonym. Sein Träger wurde im Herbst 1966 in Potsdam geboren. Seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte er zunächst in einem kleinen Dorf bei Potsdam und dann in einer Kleinstadt ebenfalls nahe Potsdam. Nach dem Ende seiner Schulzeit erlernte Nerholz den Beruf eines Anlagentechnikers und legte neben seiner Berufsausbildung an der Abendschule das Abitur ab. Es folgten ein Arbeitsjahr in einer Papier verarbeitenden Fabrik sowie eine wenige Monate dauernde Tätigkeit als Erziehungshelfer in einem Kinderheim, bis er zum Wehrdienst einberufen wurde. Nach der Armeezeit studierte er an der Universität in Potsdam, absolvierte ein Referendariat und begann dann als Lehrer an einem Gymnasium zu arbeiten. Dort ist er auch heute noch tätig. Die ebenso spannend und geheimnisvoll wie sein literarisches Debüt „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ erzählte Fortsetzung ist sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe unter edition-digital.de sowie im stationären und Online-Buchhandel zu haben. Beiden Ausgaben ist auch eine hilfreiche Übersicht der im Buch vorkommenden Personen, Tiere und Geister beigegeben. Titelbilder können Sie unter http://www.edition-digital.de/Presse herunterladen. Johan Nerholz: Nadja Kirchner und die gefährlichen Wesen der Halbwelt. Teil 2 der Nadja-Kirchner-Fantasy-Reihe ISBN: 978-3-95655-871-9 (Buch), 978-3-95655-872-6 (E-Book) EDITION digital 316 Seiten, 15,80 Euro Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/editiondigital/news/3901 sowie http://edition-digital.de/Nerholz/Halbwelt/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books (vorwiegend von ehemaligen DDR-Autoren) Kinderbücher, Krimis, historische Romane, Fantasy, Zeitzeugenberichte und Sachbücher (NVA-, DDR-Geschichte) heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen sowie Belletristik und Sachbücher über Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 900 Titel (Stand Februar 2018) Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Nerholz/Halbwelt/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 8 years ago
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Unter dem Schutz der Raben oder im Reich der Fantasy - EDITION veröffentlicht literarisches Debüt von Johan Nerholz
Fast scheint es, als gehe in dem jetzt bei der EDITION digital erschienenen Buch „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ von Johan Nerholz alles normal zu. Ein zwölfjähriges Mädchen, das keine Eltern mehr hat, wächst in einem Dorf bei ihren Großeltern auf. Auch wegen ihrer guten Leistungen in der Schule wird die kleine und stille Nadja von anderen Jungen aus dem Dorf angefeindet und sogar angegriffen. Doch niemand scheint ihr zu helfen. Da findet sie eines Tages einen jungen Raben, den sie mit nach Hause bringt. Gemeinsam mit ihren Großeltern pflegt sie ihn gesund. Und dann wird das Tier offensichtlich von seinen Raben-Eltern abgeholt. Einer der beiden Raben ist riesig. Als Nadja kurze Zeit später wieder von einigen Jungen angegriffen wird, kommen ihr die Raben zu Hilfe und vertreiben die Angreifer. Kurz darauf wird Nadja in die Senke gelockt, die früher mal ein kleiner See war und die schon lange kein Mensch mehr betreten konnte. Dort gibt sich ihr der riesige Rabe Rontur zu erkennen. Er ist der Anführer der Raben und kann sprechen. Ab sofort steht das Mädchen unter dem Schutz der Raben. Und Nadja lernt sich zu wehren – auch mit übernatürlichen Mitteln. Die braucht sie aber auch, da das Mädchen von übernatürlichen Gestalten angegriffen wird. Zu ihrem Schutz wird der riesige ehemalige Dämonenhund Takesch abgestellt. In diesem Zusammenhang lernt Nadja auch eine ihr bisher unbekannte Seite ihrer bei einem mysteriösen Autounfall getöteten Mutter Manuela kennen. Sie war einst Bannherrin des Sees gewesen und hatte damit auch für den Schutz der Raben gesorgt. Und der Dämonenhund Takesch war damals Beschützer ihrer Mutter. Im weiteren Verlauf der Handlung, die mehr und mehr zwischen der Wirklichkeit und dem Reich der Fantasy changiert, muss sich Nadja auch noch ganz anderer Feinde erwehren, und sie lernt Dinge kennen und beherrschen, die kein Mensch leisten kann. Schließlich kommt es zu einem alles entscheidenden Kampf. Und Nadja trifft eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen … Das spannend und geheimnisvoll erzählte literarische Debüt „Nadja Kirchner und die Raben aus der geheimnisvollen Senke“ ist sowohl als E-Book wie auch als gedruckte Ausgabe unter edition-digital.de und in allen stationären und Online-Buchhandlungen zu haben. Johan Nerholz – dieser Autorenname ist ein Pseudonym. Sein Träger wurde im Herbst 1966 in Potsdam geboren. Seine Kindheit und Jugendzeit verbrachte er zunächst in einem kleinen Dorf bei Potsdam und dann in einer Kleinstadt ebenfalls nahe Potsdam. Nach dem Ende seiner Schulzeit erlernte Nerholz den Beruf eines Anlagentechnikers und legte neben seiner Berufsausbildung an der Abendschule das Abitur ab. Es folgten ein Arbeitsjahr in einer Papier verarbeitenden Fabrik sowie eine wenige Monate dauernde Tätigkeit als Erziehungshelfer in einem Kinderheim, bis er zum Wehrdienst einberufen wurde. Nach der Armeezeit studierte er an der Universität in Potsdam, absolvierte ein Referendariat und begann dann als Lehrer an einem Gymnasium zu arbeiten. Dort ist er auch heute noch tätig. Die vor 22 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber auch zahlreiche gedruckte Bücher – zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit mehr als 860 Titel (Stand Februar 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Alexander Kröger, Carlos Rasch, Heiner Rank, Gerhard Branstner und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 10 bis 15 gedruckte Bücher neu. Mehr Informationen erhalten Sie unter http://www.edition-digital.de/Nerholz/Raben/ ISBN (Buch): 978-3-95655-742-2. EDITION digital, Preis: 15,80 Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3736 sowie http://www.edition-digital.de/Presse/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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