#ich würde ja gerne sagen dass ich überrascht bin
Explore tagged Tumblr posts
Text
Einfach 30% der Stimmen bei der Stadtratswahl an die Afd. CDU hat 30,5%.
Ich kann das alles nicht mehr. Ich will das alles nicht mehr. Auch nur eine Wahlbeteiligung von 57%. Wo sind die alle? Sind die zu faul EINMAL alle paar Jahre ihren Hintern von der Couch zu kriegen und wählen zu gehen??? So schwer ist es nicht!
#german stuff#ich würde ja gerne sagen dass ich überrascht bin#aber bin ich nicht#nur VERDAMMT enttäuscht#wie kann es denn sein dass diese hirnverrbannten Vollidioten 30% der Stimmen bekommen??#30%!!!!#ich schwöre wenn diese knapp 40% der Leute die nicht wählen waren auch gewählt hätten sehe das anders aus#aber diese faulen Säcke bekommt man anscheinend ja nichtmal dazu einen Brief zu verschicken 🙄🙄#wie kann einem Politik so egal sein?#/'tschuldigung für meinen Ausdruck aber ich bin einfach SO wütend über die Wahlergebnisse in meinem Ort
5 notes
·
View notes
Text
Ich glaub, das hier ist Teil 7, der längste, der noch nicht mal vollständig ist? Lets go?
Oh und... 👉Teil 6
15:17 Uhr, Großraumbüro, Polizeirevier, Rocky Beach
Gerade dachte Smyth mal die Ruhe genießen zu können, während man Shaw mit anderen Aufgaben betraut hatte, da kam jemand Bekanntes zur Tür des Reviers rein: Skinner „Skinny“ Norris.
Er sah absolut unpassend in dieser Umgebung aus – zumindest ohne Handschellen und Polizeibegleitung. Ihm war das wohl auch bewusst, und er streckte trotzig das Kinn vor, während er betont lässig am Empfang lehnte. Die leise Frage der Kollegin konnte Smyth nicht hören, wohl aber die Antwort: „Ich will zum Supercop Shaw.“
Smyth, bereits dabei näher zu treten, hörte die Kollegin fragen: „Wie ist Ihr Name?“. Skinny zögerte merklich, schien dann aber zu denken, dass ihn schon genügend Polizisten kannten und das auch keinen Unterschied mehr machte: „Skinner Norris. Ist Shaw nicht da?“
„Worum geht es denn?“, fragte die Polizistin unbeirrbar.
„I c h m ö c h t e g e r n e m i t P e t e r S h a w s p r e c h e n.“, sagte Skinny langsam und deutlich, als hätte er es mit einem besonders begriffsstutzigen Kind zu tun. Smyth entschied sich dafür, sich selbst zu opfern: „Guten Tag, Mr Norris. Ich bin Officer Smyth. Viellicht erinnern Sie sich, dass ich dabei war als Officer Shaw Sie befragt hat.“
„Ja, ich weiß.“, sagte Skinny halbwegs höflich und scheinbar froh, dass jemand verstanden hatte, worum es ihm ging.
„Der Kollege Shaw hat gerade noch zu tun. Wenn Sie möchten können Sie gerne warten, oder ich kann Ihnen vielleicht helfen.“ Smyth ließ den abschätzenden Blick über sich ergehen. Schließlich seufzte Skinny: „Ich würde gerne warten.“
„Kommen Sie mit. Mr Norris.“, sagte Smyth. „Möchten Sie etwas trinken? Kaffee, Wasser?“
„Whisky habt ihr wohl nicht, was?“, fragte der junge Mann flappsig. Als aber keine Reaktion kam, sagte er: „Wasser bitte.“ Smyth lächelte leicht. So großmäulig er sich gab, so schnell verlor er den Wind aus den Segeln. Kaum hatte er das Glas Wasser und saß vor Shaws Schreibtisch erklang das ungleichmäßige Klicken, seiner Metallringe und schwarz lackierten Fingernägel gegen das Glas, als er nervös damit herum spielte.
„Wenn es etwas Dringendes ist, könnten Sie mich schon ins Bild setzten.“, bot Smyth an, hinterm eigenen Schreibtisch sitzend.
„Ich bin mir nicht sicher, ob das was für die Polizei ist.“, gestand Skinny.
„Warum sind Sie dann hier?“, fragte Smyth direkt.
„Sie wissen doch wie Peter ist.“, sagte Skinny Augen rollend. „Kein Rätsel kann er ignorieren, keine Damsel in Distress, die er nicht retten will.“ Smyth war etwas überrascht von dieser Einschätzung. Vor allem weil Skinny Shaw sonst so kritisch gegenüberstand. Das mit den Rästeln war auch neu, nicht aber der offensichtliche Heldenkomplex, den hatte Smyth bereits oft genug in Aktion gesehen.
„Wer muss denn gerettet werden?“, fragte Smyth. Skinny verzog das Gesicht. „Ich weiß nicht mal, ob es so ist. Ich hab nur ein mieses Gefühl. Da ist dieses Mädel, sie ist 14 und eine Ausreißerin, wenn sich denn ihre Eltern scheren würden, wo sie ist.“
„Und was ist mit ihr?“, fragte Smyth.
„Verschwunden is sie.“, sagte Skinner. „Sonst ist sie immer zu uns gekommen, wenn was war. Anfang der Woche war sie mal wieder da. Stress mit den Alten dachte ich erst. Bis sie dann angefangen hat zu heulen und mir erzählt hat, dass sie schwanger is.“
„Von dir?“, fragte Smyth ernst nach.
„Sach mal hackts bei Ihnen? Ich hab doch schon gesagt, dass sie 14 ist.“, echauffierte sich Skinner. Fair enough, dachte sich Smyth. Aber Nachfragen musste trotzdem sein.
„Ziemlich jung für eine Schwangerschaft.“, meinte Smyth.
„Soll aber vorkommen.“, sagte Skinny düster. „Ihre Eltern könne sie das nicht sagen, die würden sie steinigen. Gläubige Menschen scheinbar. Oder einfach nur Arschlöcher...“
„Skinny, was machst du denn hier?", fragte Shaw plötzlich von der Seite. Smyth bemerkte, dass Skinny ordentlich zusammen gezuckt war, sich aber schnell wieder im Griff hatte. Er lümmelte in dem Stuhl und sah Shaw schief und trotzig an: „Hast doch gesagt, ich soll mich an dich wenden, wenn was ist.“
Shaw lächelte zustimmend und nickte: „Natürlich. Was ist los?“
Skinny seufzte und sagte dann schnell: „Hier die Kurzfassung: 14-jähriges Mädchen verschwunden, schwanger und ihre Eltern werden sich nicht darum scheren, wo sie ist. Nein, ich weiß nicht wer ihr Macker ist oder wie weit sie ist. Alle bekannten Freunde habe ich schon gefragt. Keine Spur. Nur ein ganz mieses Gefühl.“
Shaw setzte sich nachdenklich vor Skinny auf die Tischkante: „Warum hast du mich nicht angerufen, sondern bist direkt hier her gekommen?“
Skinny verzog das Gesicht: „Warum ist das wichtig? Mein Schrottteil von Handy ist mal wieder kaputt.“
Shaw lehnte sich vor und zog mit zwei Fingern den Kragen von Skinnys Lederjacke auf: „Und hat dein kaputtes Handy irgendwas mit dem Hämatom hier zu tun?" Smyth konnte überrascht einen Blick auf einen fast schwarzen Fleck auf Skinners Brust werden. Wie hatte Shaw das so schnell gesehen?
Skinny schlug Shaws Hand zur Seite: „Nein, das war mein Privatvergnügen.“
„Skinny.“, sagte Peter vorwurfsvoll. „Das sieht mir so aus, als hätte man dein Schlüsselbein angeknackst. Und das zu einer Zeit, in der du ratlos genug bist dich an mich zu wenden? Komm schon, Skinny, das kannst du doch besser.“ Shaw schien tatsächlich den richtigen Ton mit Skinner zu treffen, denn er knirschte mit den Zähnen: „Das Mädchen war bei uns in der Bauwagenkolonie. Eines Abends fangen die Hunde an zu kläffen und bevor wir wissen, was los ist, zerren irgendwelche dunklen Gestalten Nelly aus dem Bauwagen. Ich bin hinterher und habt mir eine gefangen.“
Peter nickte verstehend: „Hast du schon eine Ahnung, wer das war?"
„Ne, aber es war kein Teenie wie Nelly.", sagte Skinny düster. Auch Shaws Miene verdunkelte sich gleich: „Hat Nelly gesagt, dass etwa gegen ihren Willen geschah?“
„Nicht direkt. Sie wurde wohl gedrängt aber nicht gezwungen. Nicht dass das einen wirklichen Unterschied machen würde. Aber jetzt mit dem Baby, muss der baldige Vater wohl etwas unternehmen.“
„Glauben Sie, man wird ihr was an tun?“, fragte nun Smyth.
„Wer weiß. Wenn Nelly tot wär, kann man sie keine Aussage mehr machen, wobei dann wahrscheinlich immer noch DNA Spuren zu finden wären – solange es eine Leiche gibt. Wenn man sie hingegen dazu bringt das Kind zu verlieren und sie so sehr einschüchtert, dass sie nie wieder was sagt, wäre es für alle Beteiligten von Vorteil.“
„Außer für Nelly.“, merkte Shaw trocken an.
Skinny verzog unwillig den Mund: „Kannst du mir helfen?“
Shaw seufzte: „Ich schätze mal, du kommst zu mir, weil es keinen offiziellen Anlass gibt das Mädchen zu suchen.“
„Niemand außer mir und den Kids vermisst sie. Ihre Eltern wissen wahrscheinlich noch nicht mal, dass etwas passiert ist. Mir egal, ob du daraus eine offizielle Suche nach Nelly machen willst, oder deine beiden Schatten anrufst und ihr auf eigene Faust los zieht.“ Shaw nickte nachdenklich.
„Mir ist egal wer etwas unternimmt, ich weiß nur, dass Nellys Chancen um ein vielfaches besser stehen, je mehr Leute nach ihr suchen.“ Skinner hatte die Sache sich bereits gut überlegt. Und scheinbar gab es zwei Personen, die er zu Shaws engen Bekanntenkreis zählte und vielleicht auch helfen konnten.
„Da hast du recht.“, stimmte Peter zu. „Kennst du Nellys Nachnamen? Wenn nämlich nicht und du nur gesehen hast, wie ein Unbekannter ein junges Mädchen mit Gewalt entführt hat, dann ist das durchaus ein Grund Ermittlungen zu beginnen. Wir können ja ohne den Namen nicht einfach bei den Eltern nachfragen.“
Skinny zog die Augenbrauen hoch: „Ihr echter Name muss mir entfallen sein. Überhaupt nannte jeder sie nur bei ihrem Spitznamen Nelly.“
„Ich spreche mit Cotta.“, sagte Shaw. „Können Sie bitte die Aussage ins Protokoll aufnehmen?!“
„Ja klar.“, sagte Smyth bereitwillig. In diesem Fall hatte das entführte Mädchen eindeutig Vorrang. Und vielleicht verriet Skinner noch etwas mehr über die gemeinsame Vergangenheit.
„Alles noch mal von vorne erzählen?“, fragte Skinny ernüchtert nach.
„Jep.“, sagte Smyth. „Doch ein Kaffee?“
„Bitte.“, sagte Skinny.
„Möchten Sie auch eine Anzeige wegen dem Angriff stellen?“, fragte Smyth.
„Bringt ja nichts.“, murmelte Skinny.
Smyth rollte mit den Augen: „Wenn wir denjenigen finden, aber Nelly nicht aussagebereit ist, könnte es nützlich werden.“
„Fick mein Leben.“, murmelte Skinny besonders leise. „Ja gut ich möchte eine Anzeige aufgeben. Gegen unbekannt.“
Als Shaw wieder zu Ihnen stieß und erzählte, dass er bei Inspektor Cotta erreicht hatte eine umfassende Ermittlung zu beginnen, schien es für Smyth fast so, als wäre Skinny überrascht wie sehr man sich für Nelly ins Zeug legte. Oder das Shaw ihm tatsächlich half.
„Hallo Skinny.“, sagte Cotta, als er ebenfalls zu ihnen trat. Sogar der Inspektor schien Skinny von Früher zu kennen. Vermutlich aber nicht als Hilfesuchenden.
„Hallo, Inspector Cotta.“, sagte Skinny neutral.
„Wir müssen möglichst alle Kontakte von dem Mädchen haben.“, erklärte der Inspektor.
Skinny nickte und kramte in seiner Lederjacke. Er zog ein kleines Smartphone in einer golden glitzernden Hülle hervor. „Das ist im Bauwagen liegen geblieben. Ich kann es nicht entsperren, aber zu wem auch immer sie Kontakt hatte, sollte darin zu finden sein.“
„Das ist super.“, sagte Shaw. „Da haben wir eine gute Chance, Beweise zu finden.“
Skinny lächelte halbherzig: „Aber leider wird es uns nicht verraten wo sie ist.“
„Wir werden Sie finden.“, sagte Shaw aufmunternd und ganz und gar nicht dem folgend, was man in der Ausbildung lernte. Leere Versprechen zu machen konnte nämlich auch nach hinten losgehen. Skinny nickte verbissen.
Nachdem sie alles zu der Anzeige aufgenommen hatten und eine Durchsuchung der Daten auf dem Telefon angeordnet wurde, hatte sich Skinny verabschiedet in dem Versprechen Kontakte zu befragen, die für die Polizei zu lichtscheu waren. Shaw begleitete ihn noch zur Tür und kaum dass Skinny weg war tippte er eine Nachricht auf seinem Handy.
Smyth runzelte die Stirn. Einen Informanten vielleicht?
19:32 Uhr, vor dem Polizeirevier, Rocky Beach.
Bis zum Feierabend, dachte Smyth nicht mehr an all die ungeklärten Fragen um Shaw. Er machte seine Arbeit gewissenhaft und schnell wie immer und machte sich dann wie üblich Feierabend. Das einzige, das Smyth auffiel war, dass er vor dem Revier von Skinny erwartet wurde. Aber sie blieben nicht lange allein, denn ein weiterer junger Mann gestellte sich zu ihnen, der junge Mann von Schrottplatz. Just. Neffe von Titus Jonas.
Smyth hätte weitergehen sollen, nach Hause, ein Fertiggericht in die Mikrowelle schieben, einen alten Film streamen und gut wärs gewesen. Aber da stand das Rätsel in Form von einem Kollegen mit seinem mysteriösen Jugendfeind und einer weiteren Person, die Smyth soweit noch nicht einschätze konnte.
„Gibt es schon etwas Neues?“, fragte Smyth sich mental in den Arsch beißend.
Skinny rümpfte die Nase: „Nee. Nur ein Haufen Leute, die schwören, dass sie nichts wissen.“
„Wir sollten uns den Tatort ansehen.“, fragte der junge Mann namens Just.
„Da waren Kollegen schon“, sagte Shaw. „Aber wir können bestimmt einen zweiten Blick riskieren.“ Das sahen die Vorschriften bestimmt anders, andererseits war der Tatort, das Freeman-Gelände fast so etwas wie öffentlicher Raum.
„Wenn jemand noch eine Spur findet, dann die Superspürnasen:“, sagte Skinny ironisch. „Wo ist eigentlich mein alter Kumpel Stan Silver?“
„Arbeiten.“, sagte Just sehr kurz angebunden. „Aber er weiß auch Bescheid und hält die Augen auf.“ Smyth runzelte die Stirn. Wer zu Hölle war Stan Silver? Der Name war bisher noch nie vorgekommen im Zusammenhang mit Shaw. Vielleicht bestand der Zusammenhang auch nur zwischen Just und Skinny. Schwer zu sagen.
„Dann machen wir uns mal auf den Weg.“, sagte Shaw. Smyth fand sich selbst sagen: „Melden Sie sich, wenn sie was herausfinden:“ So viel zum wohl verdienten, ungestörten Feierband. Aber natürlich gingen verschwundene Kinder vor.
Smyth hörte am Abend aber nichts mehr von Shaw. Stunde um Stunde verstrichen, aber niemand meldete sich.
7:28 Uhr, Polizeipräsidium, Rocky Beach
Als Smyth am nächsten Tag zur Arbeit erschien, saß Shaw bereits über eine Akte gebeugt an seinem Platz. Seine Kaffeetasse war bereits wieder leer. Er war wohl schon länger hier. Frühaufsteher waren Smyth schon immer suspekt gewesen.
„Guten Morgen.“, sagte Smyth und warf einen Blick auf die Akte.
„Morgen.“, sagte Shaw kurzangebunden.
„Ist die Forensik schon fertig mit dem Handy?“, fragte Smyth überrascht.
„Nein. Ich habe einen Externen damit betraut, das Handy zu analysieren. Er ist wesentlich schneller. Mehrere Chats mit Schulfreunden und Internetbekanntschaften.“, erklärte Shaw.
„Keine Spur?“, hinterfragte Smyth. Shaw brummte: „Einer ist unter >Love< eingespeichert. Und die Chats lesen sich... naja sagen wir mal so etwas habe ich nicht mit 14 geschrieben, geschweige denn geschickt bekommen.“
Smyth hing die Uniformjacke über den Bürostuhl: „Was haben Sie dann mit 14 gemacht?“
„Hauptsächlich um mein Leben rennen und um Waffen kämpfen.“, sagte Shaw nebenbei in der Akte blätternd.
„Soll das eine Hunger-Games-Referenz sein?“
Shaw sah fragend auf: „Nein, wieso?“
„Äh schon gut.“ Smyth deutete auf die Akte. „Unanständige Texte?“
Shaw verzog das Gesicht: „Oh ja. Der Verfasser wollte Nelly immer wieder dazu drängen, sich heimlich mit ihm zu treffen. Keiner sollte davon wissen. Sie würden es nicht verstehen und nicht sehen wie reif Nelly doch schon ist. Alles Textbuch getreues Grooming. Liebesbekundungen und Geheimhaltungsschwüre. Nelly war aber nicht so auf den Kopf gefallen. Sie traf ihn nie allein, sondern hat sich nur an öffentlichen Orten mit ihm getroffen und klar gemacht, dass sie die Gespräche schätzt aber noch nicht bereit für Sex ist.“
„Das scheint sich ja geändert zu haben.“, bemerkte Smyth.
„Besser wäre es.“, sagte Shaw düster. „Wenn nicht... Die letzten Nachrichten lesen sich wie ein Thriller. Wo bist du? Warum meldest du dich nicht? Du bist nicht zu unserem Treffen erschienen. Betrügst du mich? Du warst nicht in der Schule, ich habe auf dich gewartet. Dann hat Nelly ihm geschrieben, dass sie schwanger ist und ab da wird es richtig krank. Lauter Anschuldigungen, dass sie nicht richtig verhütet hat. Und dann das Drängen zu einer Abtreibung.“
Smyth schluckte eine Welle von Übelkeit hinunter: „Wow, ich glaube, ich brauche keinen Kaffee mehr.“ Wenn Smyth das genauer betrachtete wirkte Shaw tatsächlich auch etwas blass: „Seien Sie froh nur die Zusammenfassung von mir bekommen zu haben. Es geht aber noch weiter. Nelly wollte nicht mitspielen und auch keine Abtreibung. Erst versucht der Typ sie zu überreden, dass sie noch zu jung sei und sich nicht mit einem Baby belasten wolle und als sie sich dann Nelly abmeldete mit der Nachricht, dass sie nachdenken müsse, gingen wüste Beschimpfungen und Bedrohungen los. Das Mädchen ist nicht zu Beneiden.“
Smyth sah sich die Protokolle des Chatverlaufs an. „Zeitlich kommt es ihn, dass sie nach ihrer Nachricht bald zu Skinner Norris gekommen ist.“
„Sogar ziemlich direkt, denn sie kommt eigentlich aus Santa Monica. Mit dem Bus oder oder Anhalter dauert es in etwa genau so lange wie sie gebracht hat, um bei Skinny aufzutauchen.“, sagte Shaw.
„Wissen Sie denn schon wer Nelly ist? Und ihre Eltern?“, fragte Smyth. Shaw sah mit einem unbewegten Blick auf: „Nein, sonst hätte ich die Eltern ja verständigen müssen. Ich weiß lediglich durch die Funkzellenabfrage, dass sie sich in den Wochen zu vor in Santa Monica aufgehalten hat. Bis ein genauer Name und ihre Familie gefunden wurde, wird es wohl noch etwas dauern.“
Smyth zog eine Augenbraue hoch. Shaw hatte keinen Tell, dass er log, außer dass er dermaßen gelangweilt aussah, als hätte er diese Frage schon tausendfach beantwortet.
„Glauben Sie, der Mann – der werdende Vater – kommt auch aus Santa Monica?“, fragte Smyth.
Shaw wog den Kopf hin und her: „Wahrscheinlich. Mein... externer Ermittler hat ein Täterprofil erstellt. Der Mann hat mehrfach versucht spontane Treffen einzuleiten, also weit können sie nicht von einander entfernt sein. Außerdem würde sie wohl kaum dort bleiben, wo sie ihm jederzeit über den Weg laufen könnte.“
Smyth warf einen Blick auf ein Handschriftlich verfasstes Täterprofil, das scheinbar mehrere Seiten umfasste mit Querverweisen zu den entsprechenden Chatstellen. Saubere Arbeit. „Dann sollten wir auch die Kollegen aus Santa Monica verständigen. Nicht, dass das Mädchen in seinem Keller sitzt und wir uns in Rocky Beach dumm und dämlich suchen.“, sagte Smyth.
„Das glaube ich nicht. Aus den Gesprächen geht hervor, dass er wohl noch bei seinem Eltern lebt und da wohl immer jemand Zuhause ist. Ein fremdes Mädchen würde denen wohl auffallen.“ Shaw rieb sich über die Augen. „Aber mit den Kollegen haben sie natürlich recht.“
„Dann schicke ich gleich ein Schreiben rüber.“, sagte Smyth. Wurde Zeit Shaw nicht alles alleine machen zu lassen.
„Skinny hat noch etwas gesagt, über dass ich nachdenke.“ Shaw lehnte sich in seinem Stuhl zurück: „Der Typ, der ihn angegriffen hat, war verdammt schnell und gut koordiniert. Und so wie Skinny Brust aussah, habe ich den Verdacht, dass er das professionell macht. Vielleicht ist es nur der Handlanger vom werdenden Vater, vielleicht der Vater selbst, aber vielleicht können wir die Suche damit eingrenzen.“
„Wie stellen Sie sich das vor?“, fragte Smyth ratlos. „Alle Männer, die irgendwann mal Kampfsport gemacht haben zu überprüfen. In Kalifornien?“
„Ein bisschen mehr haben wir schon. Es gibt verschiedene kleine Hinweise in den Chats. Der werdende Vater ist vorbestraft und geht nicht mehr zur Schule, scheint aber auch noch nicht zu Arbeiten. Selbst wenn der Kampfsporttyp nur ein Handlanger ist, ist er vermutlich im ähnlichen Alter.“, sagte Shaw. Smyth zeigte sich nicht beeindruckt: „Trotzdem ziemlich dürftig.“
Shaw runzelte unzufrieden die Stirn und griff nach seinem Handy. Während er jemanden anrief, stand er auf und ging in richtig Hinterausgang, wohin die meisten Raucher für die Zigarettenpause gingen. Smyth konnte gerade noch hören: „Hey Dritter, ich bräuchte deine Hilfe...“
War Shaw jetzt sauer? Oder hatte er irgendeinen Informanten? Aber welchen Informanten nannte man Dritter?
16:23 Uhr, am Rande des Einkaufsviertels, Rocky Beach.
Smyth starrte durch die Windschutzscheibe auf das Haus: „Okay, was machen wir hier?“
„Nachschauen, ob hier vielleicht Nelly ist.“, sagte Shaw.
„Wieso?“, fragte Smyth.
„Brauchen Sie jetzt nen Grund nach einem verschwunden Kind zu suchen?“, fragte Skinner Norris vom Rücksitz, wo er breitbeinig in der Mitte saß und sich natürlich nicht angeschnallt hatte. Smyth wusste nicht, ob man das als Mut oder Dummheit bewerten sollte.
„Einen Grund nicht aber sachdienliche Anhaltspunkte.“ Smyth war einen eisigen Blick nach hinten. Skinny rollte mit den Augen und stieg aus. Shaw versuchte es versöhnlicher: „Die Recherchen von einem Freund haben ergeben, dass diesem Haus verschiedene Kampfsportarten unterrichtet werden, aber gerade Sommerpause ist. Also sollte niemand hier sein.“
„Was das verschlossene Tor erklärt.“, sagte Smyth trocken. Shaw steig aus: „Wir können ja mal schauen, ob uns etwas auffällt.“ Etwas unwillig bei einer so nonexistenten Hinweislage stieg Smyth auch aus dem Auto aus und besah sich Haus, Zaun und Boden. Nichts was hier auffällig war.
Skinny scharrte ungeduldig mit den Schuhen im Staub: „Gehen wir jetzt rein?“
Smyth schüttelte den Kopf: „Ohne Durchsuchungsbefehl dürfen wir nicht auf das Gelände.“ Skinny verzog das Gesicht und sah zu Shaw, als würde er erwarten, dass dieser widersprach. Als das nicht passierte, stöhnte er genervt auf und starrte böse auf das Haus. Nach einem Moment hob er fragend den Kopf: „Aber wenn ihr eine verdächtige Person über den Zaun steigen sehen würdest, solltet ihr doch hinterher, oder?“
„Ja, schon.“, sagte Shaw. „Aber mit deinem Hämatom bei der Höhe-“ Skinny unterbrach ihn: „Ja, ja, sei mal Freund und Helfer und stell dich hierher. Leicht in die Knie gehen die Hände miteinander verschränken, festen Stand suchen. Gaaaanz toll. Und jetzt hop.“ Shaw hatte natürlich verstanden, was Skinny wollte sonst wäre das alles nach hinten losgegangen. Aber so machte er Skinny eine astreine Räuberleiter, sodass sich Skinny ohne Problem über den Zaun schwingen könnte. Und ohne seine verletzte Brust überanstrengen zu müssen.
Smyth blinzelte drei mal: „Kollege, ich glaube, Sie haben gerade bei einem Einbruch geholfen.“
„Da weiß ich nichts von.“, sagte Shaw ruhig. „Aber wir sollten der verdächtigen Person folgen.“'
„Sie meinen Ihrem Freund, der gerade eingebrochen ist?“, harkte Smyth noch mal nach. Shaw schüttelte den Kopf: „Als Freunde kann man uns wirklich nicht bezeichnen.“ Einsehend, dass nicht mehr Informationen kommen würden, betrachtete Smyth den hohen Zaun. Smyth selbst war bei Weitem nicht so groß wie Shaw und so kam die leise Frage: „....machen Sie mir auch ne Räuberleiter?“
Shaw grinste und stellte sich sofort in Position: „Sicher... allez hopp.“
„Wenn Sie mich fallen lassen, Shaw, verlassen Sie wieder den Innendienst.“ Smyth zeigte den besten drohenden Blick, der Kadetten und Verbrecher gleichermaßen einschüchterte. Shaw aber verdrehte nur die Augen: „Weniger quatschen, mehr hopp.“
Hopp.
Smyth stieg ergebend in die dargebotenen Hände und wurde überraschend sicher hoch gehoben. Gekonnt schwang Smyth ein Bein über den Zaun und sah runter: „Wie kommen Sie jetzt hoch?“
„Springen Sie erst mal runter.“ Shaw lächelte leicht, und als Smyth unten war, ging er zwei Schritte zurück und sprang mit einem einzigen Satz so hoch, dass er die Zaunkante erreichte.
„Angeber.“, murmelte Smyth.
Skinny lachte gehässig: „Sie haben ja keine Ahnung.“
„Könnten wir jetzt bitte ein Kind suchen gehen?“, fragte Shaw.
Smyth nickte kurz. Alles was passiert war und alle neuen Informationen müssten später sortiert werden. Vielleicht klärte sich ja schon etwas aus, sobald bekannt war wer Dritter war und wie der wiederum dieses Haus gefunden hatte. Und wer hatte das Täterprofil erstellt?
_____
tbc. Teil 8
(Weiter bin ich nicht gekommen, obwohl meine Ideen ein bisschen wild geworden sind. Wie man an diesem ziemlich langen Teil sehen kann.)
33 notes
·
View notes
Text
Tatort Stuttgart Fanfics, die ich in meinem Leben brauche und irgendwann einmal schreiben werde:
• Alters WG: Nicht nur Thorsten braucht das, nein, auch ich! Thorsten und Basti beim Abendessen, beim Fernsehen und Brettspiele spielen, bei Wochenendausflügen, beim Kampf um die Dusche, beim Wäsche Waschen, auf dem gemeinsamen Weg zur Arbeit, und und und.
• Maja & Henri: Basti vermisst seine Kinder und er hat eine reunion mit den beiden verdient. Vielleicht auch im Zusammenhang mit der Alters WG, wodurch Thorsten nämlich merkt, wie sehr Basti seine Kinder vermisst. Deshalb organisiert Thorsten einen Samstag zu viert und als Maja und Henri dann abends wieder gehen um bei Freund*innen zu übernachten, überfällt Basti Thorsten mit einer fetten Umarmung, weil sein Herz gerade zu voll ist zum Sprechen und zum "Danke" sagen.
• Bastis "Jugendfreund": Ah ja, der Jugendfreund eines jeden Tatort Ermittlers. Ich hab sowieso einen soft spot für die Teenagerzeiten von KHKs, also würde ich gerne in die Jugendzeit von Basti schauen, insbesondere eines bi Bastis. Mit 16 oder so outet sich sein bester Freund Clemens bei ihm und vielleicht gesteht er Basti auch seine Liebe und das wirft Basti total aus der Bahn. Vielleicht ist er auch in Clemens verliebt, vielleicht auch nicht, aber auf jeden Fall ist es sehr #healing und #comforting.
• alternatives "Grabenkämpfe": Passend zum queeren Jugendfreund (aber ohne Outing in der Jugend) trifft Basti wieder auf Clemens so nach über 10 Jahren. Basti sieht den Ring an Clemens' Finger und fragt eifrig nach, wer denn die Glückliche sei, nur damit Clemens ihm sagt, dass er mit einem Mann verheiratet ist. Alternative zur Alternative: Basti ist hier schon von Julia getrennt und auch Clemens ist single und das Wiedersehen entflammt längst vergessene/verdrängte Gefühle.
• Thorsten erzählt vom Ex-Freund: Wie genial wäre es bitte, wenn Thorsten-"[Frauen?] Keine Ahnung, ich bin da kein Spezialist."-Lannert sich an einem gemütlichen Abend mit Sebastian über dies und jenes unterhält und dann auf einmal so droppt, dass er mal einen Freund hatte???? Bastis Kopf würde explodieren, meiner vermutlich auch.
• canon bi Basti & Alters WG: Thorsten ist über's Wochenende weg und Basti hat die WG für sich alleine. Aus irgendeinem Grund kommt Thorsten aber früher zurück am Sonntagmorgen und hat noch schnell frische Brötchen geholt. Im Bad hört er die Dusche laufen und er ruft sowas wie "Bin schon wieder da." durch die Tür und geht dann zur Küche, wo ein überrumpelter Sebastian mit hochrotem Kopf am Küchentisch sitzt und über seine eigenen Worte stolpert, als er erklärt, wer da gerade im Badezimmer ist. Als ein paar Minuten später ein Mann mit nassen Haaren in die Küche kommt, weiß Thorsten nicht ganz, ob er ihm ein Brötchen anbieten oder erst einmal die Hand reichen soll.
• Thorsten hat einen schönen Tag: Ich hab hier definitiv zu wenig Thorsten, also möchte ich einfach, dass er einen schönen, entspannten Tag hat. Vielleicht macht er an einem himmlischen Frühlingstag eine kleine Spritztour und dann zu Hause (ja, natürlich wieder die Alters WG!) überrascht Sebastian ihn mit seinem Lieblingsessen, natürlich selbst gekocht!
#yoo das ist viel länger geworden als beabsichtigt 😅#hab's mal niedergeschrieben damit ich die Ideen nicht verliere#tatort stuttgart#thorsten lannert#sebastian bootz#mehl stuff
17 notes
·
View notes
Text
Vague Assoziationen
1.
Luhmann in Recife: vier volle Tage, nur vier volle und tolle Tage, die im Zentrum eines kleinen Forschungsprojektes von mir stehen, zu dem ich im November nach Recife fahren und recherchieren werde. Recife kenne ich wie meine Westentasche aka Vestingmantel, also unbeständig (immer ist was anderes drin). Recife nennt sich die Hauptstadt der Schiffbrüchigen, das stimmt, darum hat man mich auf Initiative von Ricardo Campos und João Mauricio Adeodato, Torquato Castro jr. und Pedro Parini dorthin für fast ein Jahr lang eingeladen, um dort Gastprofessor zu sein. Das war 2019, seitdem arbeite ich zur Anthropofagie. Jenes Jahr war der Moment, an dem die sieben mageren Jahre anfingen, zu verschwinden und die sieben fetten Jahre anfingen, zu erscheinen. Ich bin mehr als dankbar für dieses Jahr dort, mehr als dankbar heißt: bis heute bin ich überfordert von allem dem, was ich da gesehen habe und ich werde bis zu den Momenten, an denen ich keine Zettel mehr schreiben kann, dazu Zettel notieren, die zum Beispiel hier auf dem tumblr mit dem hashtag #Forschungsbericht versehen sind. Unter anderem passierte dort, was immer passiert, wenn ich irgendwo bin: Ich habe eine furchtbar fruchtbare Zeit und Kollegen sagen, ich würde mal wieder scheitern.
Der Nowak GT (Gran Tourismo) rief nach dem Jahr besorgt an, der will ja, dass ich nicht verkomme (dafür liebe ich ihn und schätze ihn unendlich!) und erzählte mir von meinem Scheitern dort, was mich gelinde gesagt ein wenig überraschte bis schockierte, aber das ist unser aller Alltag, dazu kann man sich immer Albertis Motto vor Augen führen: Ein fliegendes, beflügeltes Auge, dessen Nerven ausgerissen im Wind flattern und zu dem Alberti die Frage notiert: Quid tum? So sind sie, die Humanisten, die menschlichen Wesen, die nicht nur Bücher verschlingen, sogar auch Bilder und Wein, Luft und die Geliebten, beim Fahrradfahren verschlucken sie noch Insekten, hui geht es durch das Leben und dann ist es vorbei, selten zur passenden Zeit, denn so schön wie auf Erden kann es im Himmel gar nicht sein, sagt der Staatsrechtslehrer Christoph Schlingensief (sic!), Kollege aus alten Zeit bei Bazon Brock.
2.
Eine der Folgeveranstaltung zu dem Gastaufenthalt in Recife fand gestern Abend nicht beim Italiener statt. Ich gehe schon auch zum Italiener, aber nicht, wenn es um Staatsrechtslehre geht. Gestern ging es um Staatsrechtslehre, nämlich Luhmann in Recife. Auf Initiative von Ricardo Spindola haben wir ein kleines Symposium mit Marcelo Neves und Gabriel Brito beim Graf 19 veranstaltet, das ist eine gute und anständige deutsche Eckkneipe in Bockenheim, mit Schnitzel und jenem Haufen seltsam frischer und doch noch schwerer Remoulade, den die Frankfurter gerne Grüne Sauce nennen und auf den sie sehr stolz sind. Die Brasilianer mussten also alle Frankfurter Schnitzel essen, nur ich durfte den Megateller paniertes Schnitzel mit Bratensauce und Käsespätzle haben (Brauteller, weil Luhmann aus dem Bierbrauergewerbe kam).
Hauptsache keine (alte/neue) Pizza und Hauptsache nichts von dem, wo sich deutsche Staatsrechtslehrer sonst gerne treffen, um sich behaglich und nicht so deutsch zu fühlen. Nicht mal Wein wurde erlaubt, nur Apfelwein, Bier oder Wasser.
Marcelo Neves ist einer von denen, die Luhmann nach Recife eingeladen haben. Ab und an kommen deutsche Professoren, schnappen sich eine Urkunde für einen Ehrendoktor oder einen Orden und sind dann bald wieder weg. Das hat Luhmann auch gemacht, aber Luhmann ist ein Magier und Zeitreisender: 4 volle Tage war er da! Das heißt: eine ganze kosmologische Zeit lang, die Zeit, die man braucht, damit sich alles einmal umdreht. Dafür hatte er Gründe und Abgründe, die er kannte. Die Passage, die ich im Werk von Luhmann für diese vier Tage als Schlüsselpassage sehe, das ist Zettel 80,2,2 aus seinem Zettelkasten, derjenige Zettel, auf dem er Begriff vague Assoziationen fallen lässt. Man muss wissen, dass Luhmann Schreiben für Kerben/ Kurven/ Dämmen/Dämmern hält, das schreibt er auf einem anderen Zettel. Schreiben ist für Luhmann eine graphische und choreographische, juridische Kulturtechnik, die nennt er an anderer Stellen wörtlich Kerben (wie in Curb your enthusiasm). Luhmann kennt Lexika und er weiß, dass man ihm vorhalten kann, dass er sich dort auf Zettel 80,2,2, verschreiben würde, dass man vague Assoziationen in Deutschland anders schreiben würde, eher so: vage Assoziationen. Er kerbt dennoch ein u ein. Eine Kuhle und coole nouvelle vague, kleiner Schuss french theory and paris, ein Tropfen vogue.
Zu diesem kleinen u werde ich in Recife in November vier Wochen recherchieren, d.h. Fotos sammeln, Interviews mit 'Überlebenden' führen, natürlich mit the Neves' two bodies, mit den Gebrüdern Neves, denn von allen Leuten gibt es immer doppelte, große und kleine Versionen. Nicht nur Marcelo Neves ist für Luhmanns Aufenthalt in Recife wichtig gewesen, sondern auch sein Bruder, dessen Name mir auf beschämende Weise jetzt nicht einfällt, obschon er mir schon mitgeteilt wurde: Der Zensor in meinen Kopf muss sagen: jetzt nicht Fabian, der ist jetzt nicht wichtig, erst später einmal. Die Gebrüder Neves, die beiden Grimms von Luhmanns Aufenthalt in Recife, haben Luhmann auf eine Bootsfahrt mitgenommen, die im Zentrum meiner Recherche steht.
Schon wegen der Bootsfahrt zwischen Warburg und Melchior (die zum Start der Jurastudiums von Warburg führte) interessieren mich solche Bootsfahrten: da sind die Leute im Vaguen unterwegs. Dass Carl Schmitt fast panische Angst vor dem Wasser hatte, das ist bekannt. Alle reagieren phobisch auf das Vague, aber alle anders, manche übersetzen die engen Stellen in Ängste, die anderen in Liebe, die dritten ins Gesetz, die vierten in Schlupflöcher, die fünften in Triumphbögen, die sechsten in Fangschrecken. Luhmann reagierte auf die Wellen und das Schaukeln, die Pointe sei jetzt schon verraten: fantastisch! und lässt ihn als den ironischen, deutschen Professor (den Bekennenden deutscher Gesellschaftstheorie) von bolischen Details in großen Bögen aufblitzen. Luhmann trank in Recife, was er in Europa nicht trank, unter anderem Caipirinha. Der fuhr in Brasilien auf See, durch Riffe zu Resten des atlantischen Urwaldes, dahin, wo die Küste heute noch aussieht wie zu der Zeit, als Franz Post sie für die Westindien Company malte und zeichnete. Man kann sagen, dass er dort eine furchtbar fruchtbare Zeit hatte, diese Zeit großartig fand - und zuhause die Leute schon die Telefonate vorbereiteten, um ihn nicht verkommen zu lassen. Dogmatik ist Technik, etwas zu erfahren, das ist schon Schilderung, auch Abschirmung und Beschirmung, aber auch Betrachtung, inklusive Perzeption, die in den Falten ist.
Gunther Teubner hat Vorarbeiten zu dieser Recherche gemacht, mit einigen Texten, etwa solchen zu den tausend Leibern der Könige, immer Texte, in denen es um das Verhältnis zwischen romanischen Ländern und germanischen Ländern, um nördlichere und südlichere Gefillde geht, um Frankfurt und Sizilien, immer um Derrida und Luhmann, also immer um das Verhältnis zwischen Dekonstruktion und System. Diese Arbeiten begleite ich in verschlimmerten Versionen ("Derrida, Luhmann, Steinhauer" oder aber "Uneinige Probleme mit reflexivem Recht"). Diese Begleitung von fremden Texten ist seltame Kumpanei, kläffende companionship mit Buchstaben, wie ein irrender Dominikaner (wie ein verlaufener Hund des Herren) begleitet ein Schreiben das andere. Aufzeichnende, aufweichende, aufquillende Lektüre am Marginalen der juridischen Kulturtechniken, nottiert von Spezialisten für knirschende und knarzende Wege: Für Geschichten und Theorien, an denen etwas nicht stimmt, aber dran ist.
3.
Symposium gestern war super, voller Erfolg! Ricardo Spindola, Gabriel Brito und Marcelo Neves tun unendlich viel für die deutsche Wissenschaftskultur, es ist überwältigend.
Das u, eine These: Nachdem Luhmann mit der stoischen Lektüre zu de constantia nicht weiter kommt, fängt er an südamerikanische Literatur zu lesen, um zu leben und lesen, um zum Leben zu lesen und zum Lesen zu leben. Das Nachleben der Antike lässt ihn wie ein u abbiegen, zu Mantis Maturana und Viper Varela. Er möchte zwischen nomos und physis die Kurve kratzen - und entwickelt nun ein Vorstellung zu Beständigkeit/ Unbeständigkeit, die sich an der Biologie und am Begriff der Autopoiesis orientiert - er meint, die Mechanik loszuwerden und weiterhin stoisch weiterzukommen. Kam er auch, nach Recife zum Beispiel. Das Nachleben der Antike lässt uns immer leben, wenn auch asymptomatisch, also so, als ob wir überleben würden.
#Forschungsbericht#letter#geschichte und theorie us#vague assoziationen#geschichte und theorie des vagen#wozu Anthropofagie?
1 note
·
View note
Text
André stand jetzt hinter Uta.
„Deren Strahlen zeigt, dass du ihnen wieder schöne Momente geschenkt hast.“ meinte er. „Mmmh ja, es ist schön, wenn man sieht, dass sie das auch so gut annehmen.“ Der Umschlag wanderte ungeöffnet in eine Box.
Uta notierte noch jetzt alle anderen Terminwünsche, die per Mail gekommen waren, und bestätigte sie durch einen kurzen Anruf. André hatte ihr eine Notiz hinterlassen: Bin mal kurz weg.
Also nahm sie sich ein Buch und verzog sich in den hinteren Garten, um zu entspannen. Sie zog sich aus und legte sich nackt in die Hängematte.
Zunächst las sie, dann nickte sie ein. Geweckt wurde sie, als sie eine Zunge kreisend um ihre Brustwarzen spürte. Sie machte die Augen auf und blickte in die Augen von Herrn Schröder.
„Sie?“ fragte sie überrascht.
„Ja,“ sagte er „seitdem ich diese wunderschönen Brüste im Ansatz gesehen haben, gehen sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich musste sie einfach mal anfassen, streicheln, massieren, mit meiner Zunge berühren.“
„Aber Herr Schröder, was würde denn Ihre Frau dazu sagen?“
„Mir egal. Ihr Mann hatte schon recht, der Sex bleibt bei uns ziemlich auf der Strecke.“
„Nun,“ sagte sie „ich bin...“ „Sexualberaterin..
„Ich habe es gelesen“, sagte er und fragte dann: „Wenn ich Sie so bezahle, würden Sie mir dann zeigen, wie „Mann“ wieder Lust am Sex bekommt?“
„Aber sicher doch. Es gibt aber Regeln, die Sie beachten müssen.“
„Mach ich alles.“
„Gut, gehen wir in meine Praxis und setzen einen Behandlungsvertrag auf.“
„Gern, aber sagen Sie Peter zu mir, das Herr Schröder ist so unpersönlich.“
„Okay Peter, setzen Sie sich und erzählen mir erst einmal, was Ihnen wichtig ist. Dabei ziehen Sie bitte immer das Teil ihrer Kleidung aus, das Ihnen am meisten das Gefühl gibt Sie einzuengen.“ Sie notierte, was er ihr erzählte und sah, dass er wirklich Kleidungsstück um Kleidungsstück ablegte.
„Wie fühlen Sie sich so?“ fragte sie.
„Wenn Sie es noch nicht so genau benennen können, stehen Sie auf, gehen ein paar Schritte, atmen Sie dabei tief ein und tief aus. Wenn Sie einatmen nehmen Sie die Hände in einem großen Bogen nach oben, fügen sie
zusammen und ziehen Sie sie vor sich, langsam, bis zu Ihrem Bauchnabel, geschlossen runter. Wiederholen Sie das sechs Mal, und beschreiben Sie mir dann, wie Sie sich fühlen.“
„Gut, ich fühle mich entspannt.“ „So, dann lesen Sie hier den Behandlungsplan durch. Wenn er Ihnen zusagt, bitte rechts unten unterschreiben. Die Anzahlung beträgt dreißig Prozent.“ Er unterschrieb, griff in seine Jackentasche, die auf dem Stuhl hing, und zahlte. Sie schrieb eine Quittung aus und überreichte ihm seine Termine.
„Und jetzt? Einen kleinen Vorgeschmack?“
„Warum nicht.“ Sie wies ihn an sich leicht breitbeinig hinzustellen. Dann hockte sie sich hinter ihn und massierte, zwischen seine Schenkel fassend, seine Hoden. Sie nahm dabei die Samenstränge zwischen Daumen
und Zeigefinger und strich sie immer von der Schwanzwurzel bis zu den Hoden. Sie ließ sich Zeit damit und er begann leise zu stöhnen. Nach einer Weile wechselte sie die Seite, kam nach vorn und legte die Daumenballen an die Seiten des Hodensacks, ließ sie vorsichtig nach unten gleiten. Kreisförmig, zwischen den Handflächen reibend.
Das Stöhnen von Peter wurde lauter.
Da griff sie mit beiden Daumen so zu, dass die Daumen an dem Hodensack vorn lagen, die Zeigefinger dahinter. Dann begann sie wiederholt um die Drüsen zu kreisen, wieder nach unten weg gleitend.
„Bitte...“ bat er.
„Nein, das reicht für heute. Gehen Sie nach Hause. Diese Atemübungen morgens und abends und wenn sie unter Stress stehen.
Wir sehen uns übermorgen wieder.“
„Darf ich...“ fragte er, „Was?“ Fragte sie, obwohl sie es ahnte.
„noch einmal Ihre wunderschönen Brüste anfassen?“
„Na gut, aber dann...“
„Ja, dann gehe ich.“
Uta war überrascht, er konnte es gut. Sie genoss seine Berührungen und ließ so doch mehr zu als sie wollte. Er massierte und knetete ihre Brüste, spielte sanft mit ihren Nippeln, dann streichelte er wieder die Brüste von unten, ganz leicht glitten seine Hände dann über die obere Seite. Jetzt ignorierte er ihre Brüste, streichelte stattdessen ihren Hals, ihren Bauch, ihre Schultern. Er sah, dass ihre Nippel hart wurden, dann umspannte er die Brust mit der Hand, ließ wieder los, wiederholte den Vorgang pro Brust drei Mal. Dann schaute er sie an, sie, die inzwischen so heiß geworden war, dass sie tropfte.
„Bis übermorgen.“ flüsterte er während er sich lächelnd anzog und verschwand. Uta stand da, zitternd, bebend. Ihr Mann trat schmunzelnd ein. „Interessant, interessant, da hat er ja eine sehr gute Vorarbeit geleistet.“ er legte sie in den Schalensessel, die Beine zog er über seine Schultern, löste
den Gürtel seiner Hose und den Knopf. Dann zog er den Reißverschluss hinunter, seine Shorts glitten herunter und er stieß seinen federnden Schwanz in das so geile, nasse Loch. Sie atmete immer noch schnell, es veränderte sich jetzt in ein lustvolles stöhnen und lustvolle kleine Schreie entwichen ihr, als sie die Fickstöße entgegen nahm. In dem Augenblick, in dem er seine Ficksahne in sie hineinspritze, kam auch sie. Ihr Saft drängte sich an seinem Schwanz vorbei und sickerte in den schönen Schalensessel.
„Dass du dich nie beherrschen kannst.“ keuchte er, „Du hast,“ stöhnte sie, „die Vorarbeit von Peter ausgenutzt.“
„Stimmt, es war einfach geil zu sehen wie er es machte. Und das er auch prompt deinen Schwachpunkt, deine Brüste, auserkoren hatte, um dich in Ekstase zu versetzen.“
„Ist er ein Patient?“
„Ja, ist er.“
Sie ließ sich von ihm hochziehen, wechselte dann den Bezug des Sessels aus,
nahm den anderen für die Waschmaschine mit.
Malon Herbst
Lustvolle Geschichten- Momente der Lust und Sinnlichkeit
Taschenbuch - 252 Seiten . . . . ISBN: 9783745095173
11,00 €
------------------------------------------
ansonsten aber über jede Buchhandlung innerhalb von 2 Tagen mit ISBN Angabe bestellbar. ————————————————————————————————
0 notes
Text
Lost in Translation: Wie ich auf BLACKPINK stieß und ein liebeskrankes Mädchen wurde
BLACKPINK ist meine absolute Lieblingsgruppe, sie sind die Gruppe welche ich am meisten und aktivsten verfolge.
Aber, wie habe ich sie gefunden. Tatsächlich schon recht früh würde ich sagen. Ich glaube entweder zwischen ihrem Debütalbum und Kill This Love oder nach Kill This Love.
Kennengelernt habe ich sie damals, weil ich die Serie Lucifer gefeiert habe und mir gerne Edits dazu angesehen habe. Und in einem dieser Edits zum Charakter Mazekeen, wo ihr Debütsong BOOMBAYEAH im Hintergrund verwendet wurde.
Mir gefiel dieser Song und ja, somit hatte ich eine Gruppe gefunden, welche mich die nächsten Jahre begleiten würde, auch wenn ich es damals noch nicht wusste.
Nun ja, seit dem war ich auf jede neue Veröffentlichung gespannt und hörte ihre Musik sehr gerne. Lange, sehr lange Zeit waren sie die einzige K-Pop-Gruppe weiche ich gehört habe und ich habe auch noch sehr viel westliche Musik, besonders Deutsche.
Ich habe es wirklich mit anderen Gruppen versucht, doch auch wenn ich teilweise gute Songs fand, konnte mich keine von Ihnen richtig fangen.
Von da an war ich immer aktiv dabei, von Loveisick Girls, über How You Like That, bis hin zu Pink Venom und Shut Down, war ich immer aktuell dabei und habe mich darauf gefreut.
Wo wir schon bei den ganzen Songtiteln sind, kommen wir mal auf ein paar dumme Fehler meinerseits zu sprechen, aufgrund meiner kaum bis nicht vorhandenen Fähigkeiten, die englische Sprache ordentlich zu verstehen und zu übersetzen und dies dann nicht mal zu hinterfragen.
Fangen wir da an mit Whistle, welches ich damals, warum auch immer, Whitelist ausgesprochen habe und ich mit mittlerweile, schon sehr lange, frage, warum? Vor allem, wenn man mal darüber nachdenkt, macht das auch überhaupt keinen Sinn und passt nicht zum Song. Und als Nächstes hätten wir Lovesick Girls, dieser Song hieß beim mir Lovestick Grils und ehrlich ich habe mich eine ganze Weile lang gefragt, was dieser Titel eigentlich soll, bis ich dann mal festgestellt habe, dass ich die dumme in dieser ganzen Sache bin. Woher solche Dinge kamen? Wie gesagt meine nicht vorhandenen Fähigkeiten im Englischen und vielleicht auch weil ich keine K-Pop begeisterten Freunde habe, die mich dahingehend hätte korrigieren können. Aber gut, jetzt weiß ich es ja besser.
Lass uns doch nun auch noch ein paar Worte über die Mitglieder verlieren. Zum Beispiel, dass ich Ewigkeiten gebraucht habe, mir zu merken, wer wer ist. Die Namen hatte ich relativ schnell drauf. Immerhin sind 3 von 4 ja Namen, welche auch hier im Westen sehr geläufig sind. Da konnte man sich Jisoo, mit dem einzigen koreanischen Künstlernamen, wobei im Falle von Jennie auch richtigen Name, in der Gruppe auch leicht merken.
Jisoo war auch die Erste, welche ich als meine Bias bezeichnet habe, einfach weil ich mich mit ihr damals am meisten identifizieren konnte. Hauptsächlich wegen zwei Dingen, einmal das sie wohl Haufenweise Pikachu Stuff im Besitz hatte und ich ein großer Pokemon Fan bin. Zweitens, sie war auch schlecht in Englisch und irgendwie hat mich das damals so ein bisschen getröstet.
Irgendwann hatte ich die Namen dann endlich drauf, also ich konnte sie zuordnen. Gab zwar eine Zeit, in dem es mich überrascht hat, das Jennie kein Künstlername ist, sondern auch ihr echter Name. Aber, ich war damals noch auch noch neu in dem ganzen Koreanischen Thema und musste mich erst mal vertraut machen, um zu verstehen das halt auch in Südkorea westliche Namen vorkommen.
Wenn wir schon mal bei Jennie sind – lass uns mal über den Rap in BLACKPINK sprechen, also eher darüber, wer die Rappen in Blackpink sind. Mir ist natürlich klar, dass es Lisa und Jennie sind, aber eine ganze Weile lang, dachte ich, es wäre nur Lisa. Und auch heute schießt mir bei BLACKPINK und dem Wort Rap immer noch zuerst Lisa in den Kopf und dann Jennie.
#BLACKPINKDiscovery#KPopJourney#LovestickGrilChronicles#LostInTranslation#KPopFangirlProblems#KPopMisheardLyrics#LanguageStruggles#KPopBias#UltimateBiasJisoo#RapQueensofBLACKPINK
0 notes
Text
VER – ÄNDERUNG
Dies wird wahrscheinlich mein persönlichster Artikel, den ich je schreiben werde. Wahrscheinlich hab ich ihn deswegen schon etliche Male angefangen und kann dennoch nicht die richtigen Worte finden. Weil es mir eigentlich nicht wirklich liegt, Leuten zu erzählen, wie es in meiner Gefühlswelt aussieht. Und genau das bringt mich zum Thema dieses Artikels. Wie haben wir uns in den letzten 3 Jahre verändert? Was hat diese Zeit mit uns gemacht? Mit uns – als Menschen. Ich weiss noch, als ich zum ersten Mal meinen Rucksack packte, um auf eine Demo gegen die Coronamaßnahmen zu gehen. Ich wusste nicht, was auf mich zukommen wird. Ich wusste nicht, welche Leute ich dort treffen werde und mit welchen Schicksalen ich konfrontiert sein werde. Ich habe meiner Freundin damals versprochen, dass mich das, was ich ab jetzt tun werde, nicht verändern wird. Doch wie soll man es schaffen, in einer völlig verrückt gewordenen Welt, noch so zu bleiben wie man bisher gewesen ist? Meine Tochter war erst vor kurzem zur Welt gekommen und ich wollte sie wahrscheinlich einfach nur beruhigen, doch im Insgeheimen wusste ich, dass ich dieses Versprechen vielleicht nicht halten kann. Nach der ersten Demo habe ich dann gelesen, was die Zeitung über uns schreibt. Wir wären Rechtsradikale, Nazis, Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker, Staatsverweigerer, aggressiv, gewaltbereit und so weiter und so fort. Ich muss zugeben, dass mich das damals wirklich gekränkt hat. Ich muss anmerken, dass ich ein Mensch bin, der sich so etwas zu Herzen nimmt. Für mich gibt es kein «das ist nur so dahingesagt». Ich kenne den Wert und vor allem die Macht von Worten, ansonsten würde ich nicht meine Artikel schreiben und als ich das gelesen habe, war mir von Anfang an bewusst, was diese falsche Darstellung bei der Gesellschaft anrichten würde. Wie das unser Bild in der Gesellschaft für immer verändern würde. Ich habe mich tagelang darüber geärgert. Nicht wir waren die Feinde der Demokratie! Wir zwingen niemanden unseren Willen auf! Ich verachte niemanden, weil derjenige eine andere Ansicht zu gewissen Dingen hat! Ich bin nicht der Faschist! Mich überraschte auch, wie aggressiv die Polizei teilweise gegen uns vorging. Als hätten wir keine Rechte. Als wären wir keine Menschen. Ich wage es auch zu behaupten, dass einige Polizisten Spass daran hatten, so mit uns umzugehen. Als ich dann zwei Wochen später wieder demonstrierte, wurde ich von mehreren Polizisten, die in voller Kampfmontur aufmarschierten, zu Boden gerissen, so dass ich mir eine Wunde am Kopf zuzog und eine Oberkörperprellung erlitt. Nun, wie soll so ein Erlebnis jemanden nicht verändern? Wie soll man mit solchen Erfahrungen noch an Gerechtigkeit in unserem Land glauben? Wie soll man noch an das Gute in gewissen Menschen glauben? Ja – ich weiss, man kann jetzt sagen dass nicht alle Polizisten, beziehungsweise Menschen, gleich sind. Ja, das stimmt schon. Aber jeder könnte so sein und ist der Blickwinkel erst einmal verändert, lässt er sich sehr schwer wieder zurückverändern. Also was war mein Fehler, weswegen diese Polizisten glaubten, dass ich so etwas verdiene? Weil ich gewisse Fehler in der Politik aufzeige? Weil ich mir nicht von korrupten Politikern vorschreiben lassen will, was ich zu tun und zu lassen habe? Weil ich befürchte, dass wir jedes kleine Stückchen Freiheit, dass wir jetzt im «Namen der Gesundheit» aufgeben, am Ende nie mehr zurückbekommen werden? Weil ich ein besorgter Vater bin, der seine Tochter in Freiheit aufwachsen sehen möchte? Weil ich möchte, dass sie niemals ihr unbeschwertes Lachen verliert? Das Lachen, dass für mich alles auf der Welt bedeutet. Ist das mein Verbrechen? Ich muss zugeben, je mehr ich ihr Lachen beschütze, desto mehr verliere ich mittlerweile mein eigenes, aber wenn das der Preis ist, bin ich gerne bereit diesen zu bezahlen. Ich habe bisher etliche Anzeigen und Ermittlungen, die gegen mich geführt wurden, doch bringt mich das bestimmt nicht von meinem Weg ab und ganz bestimmt nicht von der Strasse. Viele fragen mich, warum ich mir das überhaupt noch antue. Doch wenn ich mir das nicht antue, wer dann? Und was wäre, wenn das jeder sagen würde? Wenn sich das keiner mehr antun würde? Wer nimmt dann unseren Platz ein? Vielleicht «niemand»? Und was kann «niemand» ändern? Richtig, gar nichts! Und bei allem, was ich schon auf der Strasse erlebt habe, muss ich sagen, so komisch es sich anhört, ist mein Platz genau dort. Jeder Schritt, den ich dort mache, bringt mich ein Stück weiter, in Richtung meines Zieles. Unserem Ziel! Und mit jedem Schritt verändern wir uns, unsere Gesellschaft und auch, zumindest sehe ich das so, die Strasse auf der wir gehen. Irgendwann, wenn meine Tochter alt genug ist, möchte ich mit ihr die Ringrunde gehen, die wir alle 2 Wochen marschieren und ihr erzählen, wie wir dort gegen die Unterdrückung in unserem Land gekämpft haben. Dass sich ihr Vater gegen Polizisten stellte, die hinter eisernen Strassensperrgittern standen. Dass er alles Mögliche getan hat, um das Böse zu besiegen. Dass er nie einen Schritt zurückwich und mit völlig Fremden Seite an Seite für das Gute gekämpft hat. Dass er zwar grosse Angst hatte, aber er für seine Tochter selbst diese überwunden hat. Wenn ich auf einer Demo bin, blicke ich immer gerne in den Himmel. Es fühlt sich immer seltsam und surreal an. Ich liebe die Ruhe, die dort oben herrscht, während hier unten ein Chaos aus Sirenen und Pfefferspray regiert. Ich bewundere seine grenzenlose Freiheit, eine Freiheit die wir eigentlich alle hätten, doch die wir uns von ein paar machtgeilen Personen, die sich die Unterdrückung der Menschheit zum Lebensziel gemacht haben, nehmen lassen. Wir könnten so vieles sein. Wir könnten alle eins sein. Doch wir lassen uns spalten. Durch Grenzen die sie ziehen, durch Lügen, die sie uns lehren und durch Stempel, die sie uns aufdrücken. Dann frage ich mich immer: »Wann wird sich das jemals ändern? Wann werden wir uns endlich ändern? Werden wir uns jemals ändern?» Ich höre oft Leute zu mir sagen, dass es mehr Menschen wie mich geben müsste. Aber was bin ich für ein Mensch? Was macht mich ihrer Meinung nach anders als die anderen? Was mache ich anders als die anderen? Ehrlich gesagt weiss ich die Antworten darauf auch nicht. Ich verzweifle auch manchmal und liege nachts wach, weil ich keinen Plan habe, wie es weiter gehen soll. Obwohl ich immer ausgeglichen und selbstsicher wirke, weiss ich auch nicht alles. Eigentlich weiss ich gar nichts. Wie soll man auch in einer Welt, in der anscheinend keine Logik mehr herrscht, noch etwas wissen können? Ich weiss nur, ich wache jeden Tag auf, und bin bereit über meine Grenzen hinauszugehen, um das Leben, dass wir jetzt gerade unter diesen Umständen führen müssen, in ein besseres zu verwandeln. Ich weiss, dass ich bereit bin Opfer zu bringen, um das zu erreichen. Und ich rede jetzt nicht davon auf einen Restaurantbesuch oder einen Shoppingtag in Parndorf zu verzichten. Versteht mich nicht falsch – ich würde auch gerne mit meiner Tochter in den Zoo gehen oder ihr einen Christkindlmarkt zeigen, aber das sind für mich keine Opfer. Zwar ist es meine persönliche Motivation, ihr bald einen Christkindlmarkt zeigen zu können, aber ich rede davon, sich selbst zurückzunehmen und seine eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen, damit das grosse Ganze vorankommt. Dinge zu tun, die man vor einiger Zeit noch für unmöglich gehalten hat. Ich habe am 20.11. 2021 zum ersten Mal auf einer Demo gesprochen. Ich mag es eigentlich nicht im Mittelpunkt zu stehen, aber ich dachte mir es müssen gewisse Dinge gesagt werden, die bisher noch niemand gesagt hat. Ich konnte die Nacht davor nicht schlafen und bereits als ich aufgestanden bin, hab ich gezittert als hätte ich Schüttelfrost. Als ich auf der Bühne stand und mich tausende Menschen ansahen, bekam ich nur schwer einen zusammenhängenden Satz aus mir heraus. Doch als ich merkte dass mir diese Menschen wirklich zuhören, wirklich verstehen was ich ihnen sagen möchte und fühlen welcher Schmerz und welche Wut in jedem meiner Wörter steckt, war es ein überwältigendes Gefühl. Ich bin für diese Erfahrung sehr dankbar und ich hoffe, dass ich die Welt an diesem Tag, ein Stück zum Positiven verändern konnte. Mir ging es nicht darum, auf einer Bühne zu stehen und gesehen zu werden, sondern darum etwas zu bewegen. Veränderung beginnt zuerst in uns. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es für jeden von uns einen Plan auf dieser Welt gibt, dem wir folgen, die Frage ist nur, ob wir ihn akzeptieren oder nicht. Werden wir ein Teil der Veränderung sein, oder nicht? Lassen wir diese Veränderung zu, oder nicht? Zugegeben – Veränderung kann einem Angst machen, weil sie meist mit Ungewissheit verbunden ist, aber muss Veränderung immer negativ behaftet sein? Veränderung bedeutet doch auch Weiterentwicklung. Veränderung bedeutet, aus alten Fehlern lernen. Veränderung bedeutet, nicht mehr zu akzeptieren, wie es bisher gewesen ist. Es kommt jetzt immer öfter vor, dass einige Menschen meinen, dass ich nicht mehr der Alte bin. Dass ich früher lustiger gewesen bin. Dass mein Lachen herzlicher gewesen ist. Dass ich früher unbeschwerter war. Nun – wie würde es euch gehen, wenn ihr jeden Tag eine Gradwanderung zwischen Freiheitskampf, Aufklärung des Umfeldes und halbwegs vernünftigem Familienleben vollbringen müsstet? Wie würde es euch gehen, wenn ihr ständig mit schlimmen Schicksalen konfrontiert werdet, euch Leute um Hilfe bitten, und dabei ihre ganze Hoffnung in euch stecken? Wie würde es euch gehen, wenn Menschen euch als eine Art Orakel sehen, dass ihnen erzählen soll, dass bald alles wieder gut wird? Wie würde es euch gehen, wenn ihr Menschen Zuversicht geben müsst, obwohl ihr selbst gerade nicht weiter wisst? Anfangs wollte ich nie in diese Lage kommen, in der ich mich jetzt befinde, das war nie mein Plan, allerdings bin ich heute dafür dankbar, dass ich es bin. Ich kann Menschen helfen. Ich kann ein wenig Ruhe in das Chaos bringen. Mich persönlich stört es nicht sehr, sollte ich mich verändert haben, doch ich habe meiner Freundin am Anfang versprochen, dass ich mich nicht verändern werde. Das bin ich ihr irgendwie schuldig, denn sie verdient es, den Mann zu behalten, in den sie sich einst verliebt hat. Und ich bemühe mich wirklich dieser Mann zu bleiben, denn sie musste in den letzten zwei Jahren auf so vieles verzichten. Ein intaktes Familienleben. Einen Partner der da ist. Stattdessen hat sie einen Mann an ihrer Seite, der obwohl er da ist, nur körperlich anwesend ist. Stattdessen ist sie jedes Mal wenn ich das Haus verlasse, um auf eine Demo zu gehen, in Sorge ob ich gesund wieder nach Hause komme. Stattdessen haben wir manchmal Streit, weil ich allen Menschen helfen möchte, aber sie dabei vergesse. Weil ich ihr manchmal nicht die Wertschätzung gebe, die sie verdient. Dabei mache ich alles was ich tue, eigentlich nur für sie und unseren kleinen Sonnenschein. Ich weiss, sie macht sich eigentlich nur Sorgen. Sie ist die stärkste Frau die ich kenne, weil sie das alles so erträgt. Auch sie bringt ihre Opfer. Ja – ich denke wir haben uns verändert. Die Welt um uns herum. Wir alle. Manche zum Guten, manche zum Schlechten. Manche wuchsen über sich selbst hinaus und manche zeigten wie hässlich ihr Innerstes ist. Manche kämpfen für das Böse und manche stellen sich ihnen entgegen. Und was mich angeht, erinnert mich meine Situation an das Lied «Ich komm zurück» von Gentleman, auf das ich durch Zufall gestossen bin, in dem er singt: Ich leg’ Krümel auf meinen Wegen aus Und später führen sie mich nach Haus Auch wenn ich nicht auf dem Weg bleib’ Weil mich was ablenkt und umtreibt Auch wenn du mich grad nicht siehst Ich komm’ zurück, glaub mir, ich komm’ zurück Für mich heisst das, dass ich meiner Freundin versprochen habe mich nicht zu verändern. Doch ich wusste von Anfang an, dass ich mich verändern werde. Darum habe ich Krümel auf meinem Weg ausgestreut, um später wieder zu mir selbst zurückzufinden. Auch wenn sie gerade nicht den Mann sieht, in den sie sich damals verliebt hat, verspreche ich ihr, dass er wieder zurückkommen wird. @Thomas Karlik https://der-schandstaat.info/dem-eu-wahnsinn-sind-wir-aufgesessen/ Read the full article
0 notes
Text
Mir ist aufgefallen, dass sich unter diesem Post unterschiedliche Interpretationen von Thiels Vergangenheit gesammelt haben – und sich einige von meiner eigenen Interpretation unterscheiden. Das hat mich überrascht, weil ich eigentlich dachte, wir würden alle davon ausgehen, dass Thiel, wenn auch nicht ursprünglich aus Hamburg, zumindest auch nicht aus Münster kommt. Deswegen hatte ich diesen Post überhaupt erst gemacht.
Eure Kommentare dazu haben mich allerdings zum Nachdenken gebracht. Deshalb wollte ich das Thema hier gerne noch mal aufgreifen. Wenn ihr mich fragt, dann zeigen die unterschiedlichen Reaktionen auf diesen Post ja schon, wie undurchsichtig und widersprüchlich Thiels Vergangenheit ist :D
Ich bin noch einmal zwei Folgen durchgegangen und würde sagen: Wir haben alle recht. Und Unrecht. Gleichzeitig. Warum? Ganz einfach: Der Tatort macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt.
Der Post ist ein bisschen länger geworden als gedacht, deswegen gibt es den Rest unter dem Cut. Und eine kurze Zusammenfassung ganz am Ende.
In der ersten Folge (Der dunkle Fleck, 2002) wird Thiel von Frau Klemm gefragt:
K: Und? Wie haben Sie sich so eingelebt? T: Joa. Geht so. K: Ist 'n bisschen was anderes hier als Ihr Hamburger Kiez, was? T: [lacht] Joa, büsschen. (00:19:56)
Etwas später spricht er mit Nadeshda:
N: Sie werden ja schnell zum richtigen Münsteraner. T: Hm, ich glaub', das dauert noch. Sind Sie denn von hier? (00:24:25)
Nichts aus diesen beiden Gespräche deutet darauf hin, dass Thiel in Münster groß geworden ist. Erst recht nicht, dass er und Frau Klemm sich in irgendeiner Art und Weise schon mal begegnet sind (darauf komme ich später noch mal zurück). Aber auch in seiner Unterhaltung mit Nadeshda gibt er keinen Grund zur Annahme, dass er diese Stadt kennt oder gar zur Schule dort gegangen ist. Die Art, wie er seine Frage stellt – "Sind Sie denn von hier?", mit Betonung auf dem Sie �� macht deutlich: "Ich komme nicht von hier, Sie aber ja vielleicht schon?"
In seinem Telefonat mit seinem Vater sagt Thiel:
Jaha, ich habe schon Freunde gefunden hier, ja. – Du bist nicht der Einzige, den ich hier in Münster kenne, auch wenn du das immer denkst. – Das stimmt doch gar nicht! – Nein, ich bin nicht wegen dir hierher gezogen. (00:26:36)
Kein Wort von einer Vergangenheit in Münster. Kein "Dass ich hier zur Schule gegangen bin, hast du wohl vergessen, oder?", kein "Ich kenne doch noch Leute von früher", kein "Ich wollte eben wieder zurück". Er ist immer "hierher" und nie "zurück" gezogen. Und wenn er mit seinen Eltern mal in Münster gelebt hat, warum sollte Herbert dann denken, dass er niemanden dort kennt?
Thiel erzählt Boerne:
Ich hab' auch erst seit zwei Jahren wieder Kontakt mit [meinem Vater]. Zunächst nur telefonisch, aber als ich gemerkt habe, dass er alleine doch irgendwie nicht so richtig zu Rande kommt, hab' ich mich eben hierher versetzen lassen. (00:29:32)
Auch hier wieder: Thiel erwähnt mit keinem Wort eine Verbindung zu Münster.
Nur in einem späteren Gespräch mit seinem Vater fragt Thiel:
Wieso hast du damals eigentlich den Kontakt abgebrochen, als ich mit Mama nach Hamburg gezogen bin? (01:05:26)
Wir lernen: Thiel kommt auch nicht ursprünglich aus Hamburg. Er ist als Kind mit seiner Mutter dort hingezogen. Ob er aber vorher in Münster gelebt hat? Unklar. Herbert könnte genauso gut später nach Münster gezogen sein, immerhin sind inzwischen 30 Jahre vergangen.
Meiner Meinung nach lässt das auf jeden Fall Raum zur Interpretation. Ich habe ihr Gespräch damals so verstanden, dass die Thiels irgendwo zusammen gewohnt haben, bis die Mutter mit ihrem Sohn nach Hamburg gezogen und Herbert irgendwann nach Münster gezogen ist. Man kann es aber natürlich auch so auslegen, dass alle vorher zusammen in Münster gewohnt haben. Beide Möglichkeiten werfen Fragen auf: Wenn Thiel vorher weder in Münster noch in Hamburg gewohnt hat, warum hören wir dann nie von dieser ominösen dritten Stadt? Gleichzeitig, wenn Thiel ursprünglich aus Münster kommt, warum sagt er es nie? Im Gegenteil, warum formuliert er alle seine Aussagen so, als würde er zum ersten Mal in Münster leben?
Leider habe ich gerade die Zeit nicht, mich noch mehr durch ältere Folgen zu klicken – aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch mehr Episoden gibt, in denen es aus dem ein oder anderen Grund so klingt, als hätte Thiel keine frühere Verbindung zu Münster. Ich würde – nur basierend auf meiner Erinnerung – sogar so weit gehen zu sagen, dass die Episode "Gott ist auch nur ein Mensch" (2017) die erste Folge war, in der explizit Bezug auf Thiels (angebliche) Kindheit in Münster genommen wurde.
K: Ich habe damals mit Nika zusammen in einer Kommune gewohnt. Und da hat Ihr Herr Vater uns des Öfteren mit Klein Frankie besucht. T: [lacht] Sie wollen mir ernsthaft erzählen, dass Sie mich schon als Kind kannten? K: Ja. Unsere Wege haben sich schon sehr früh gekreuzt. (00:14:22)
*schaut in die Kamera wie bei The Office*
Puuh. Ich weiß ja nicht, Leute. Ich sehe euer Argument. Technisch gesehen ist es jetzt Canon. Dass Thiel aus Münster kommt, dass die beiden sich schon seit seiner Kindheit kennen. Aber überzeugen tut mich das nicht. Vor dem Hintergrund der ersten Folge ergibt das einfach keinen Sinn für mich. Thiel scheint sich sowieso nicht mehr erinnern zu können, schön und gut. Aber Frau Klemm? In keiner der früheren Folgen wird auch nur ansatzweise angedeutet, dass sie Thiel als Kind schon kannte. Und jetzt plötzlich, in [checks notes] Folge 32, ganze 15 Jahre später, wird das mit einem Mal Thema?
Für mich ist diese ganze Kommunen-Geschichte nur Mittel zum Zweck gewesen. Etwas, das die Drehbuchautoren Silber und Wettke eingebaut haben, weil es für den Plot gepasst hat und witzig sein sollte. Da passen ja noch ganz andere Dinge nicht: Zum Beispiel die Tatsache, dass die Schauspielerin von Klara Wenger 15 Jahre jünger als Axel Prahl ist und ich es doch für sehr unwahrscheinlich halte, dass sich ihre Figuren schon als Kinder gekannt haben können.
Es reiht sich ein in die vielen temporären Wahrheiten, die der Tatort Münster sich im Laufe der Jahre überlegt hat. Wie Thiels angebliche Tochter, die wir seit "Fangschuss" nicht mehr gesehen haben. Wie Boernes Interesse am Jagen oder Kochen oder Kunstmachen oder seine engsten BFFs Friedhelm und Veronika, von denen wir noch nie etwas gehört hatten und wahrscheinlich auch nie wieder etwas hören werden.
Irgendwann scheinen die Drehbuchautor*innen vergessen zu haben, dass das Prinzip einer permanente Gegenwart nicht bedeutet, dass man die Figuren und ihre Vergangenheiten in jeder Folge beliebig neu auslegen kann, wie es gerade besser in den Plot passt.
Anyways. Was ich eigentlich sagen möchte, ist: Es ergibt sowieso alles keinen Sinn, also können wir auch glauben, was wir glauben wollen. Der Canon widerspricht sich selbst, hat er schon immer, wird er für immer. Thiel kommt gleichzeitig aus Münster und nicht aus Münster. Und jetzt muss ich diesen Post beenden, bevor ich wieder wütend werde.
TL;DR: In der ersten Folge "Der dunkle Fleck" (2002) wird es aus meiner Sicht eher so dargestellt, als würde Thiel zum ersten Mal in Münster wohnen. Seine Aussage, dass er als Kind mit seiner Mutter nach Hamburg gezogen ist, lässt Raum für Interpretation: Ob sie vorher in Münster oder in einer anderen, dritten Stadt gewohnt haben, bleibt unklar. Erst in "Gott ist auch nur ein Mensch" (2017) wird zum ersten Mal explizit die (angebliche) Kindheit von Thiel in Münster angesprochen. Angeblich deshalb, weil es vorher keinerlei Andeutungen auf das Kommunenleben gab, von dem Frau Klemm spricht, und die Idee eher wie ein simpler Plot Device wirkt. Am Ende ist es wohl Auslegungssache, inwiefern man dem Canon in dieser Hinsicht Glauben schenkt.
Cornchrunchie over and out
Alberich is literally me every time I hear whatever fun thing the writers came up for Thiel's past this time
#episode: der mann der in den dschungel fiel#episode: der dunkle fleck#episode: gott ist auch nur ein mensch#thiel#vergangenheit#kindheit#klemm#herbert thiel#analyse#meta#for real guys#der canon ist so uneindeutig#jeder eurer headcanons ist valid
114 notes
·
View notes
Photo
Cotta headcanon / backstory
character asks -> do they have any scars?
Neben zahlreichen kleineren Narben (eine unter anderem auf dem Knie - danke an Caroline, die ihn damals als sie klein waren etwas zu enthusiastisch auf der Schaukel angestoßen und ins steinige Sandbett geschleudert hat), hat Cotta eine sehr große und verästelte Narbe auf dem oberen Rücken, die sich bis über das linke Schulterblatt zieht.
Cotta hat sie sich in den ersten Wochen im Polizeidienst zugezogen und ist bis heute nicht sonderlich stolz darauf. Dennoch hat er daraus eine Lehre fürs Leben mitgenommen, die vielleicht auch erklärt, warum er es nicht so gerne sieht, wenn die drei Fragezeichen vollkommen alleine losziehen, ohne einem Erwachsenen (gerade ihm) vorher etwas zu sagen. And the story goes something like this (don’t ask me why, when and how the boys saw Cotta’s naked back, i just wanted to have him have to tell the story):
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
“Ich komm wohl nicht darum herum das zu erzählen, was?”
Die drei neugierigen Blicke, die ihm entgegen sahen, waren Antwort genug. Cotta seufzte tief und überlegte einen Moment, wo er anfangen sollte, dann begann er zu reden.
“Es war mein erster, größerer Fall beim LAPD. Ich war sozusagen gerade erst aus dem Training raus und erst seit wenigen Wochen wirklich als Polizist unterwegs. Durch Zufall wurde ich in die Ermittlungen rund um eine Angriffsserie in Los Angeles gezogen, bei der ein uns damals noch unbekannter Mann scheinbar zufällig Personen angriff und sie mit einem Messer schwer verletzte. Bisher war zwar keiner der Menschen gestorben, aber die Art und Weise der Angriffe legte nahe, dass der Täter keinerlei Skrupel zeigte und ein Todesopfer durchaus in Kauf nehmen würde.”
“Ich erinnere mich an den Fall”, unterbrach ihn Justus, der dem ganzen nachdenklich gelauscht hatte und Cotta überraschte es irgendwie überhaupt nicht, dass der erste Detektiv sich an einen Fall zu einer Zeit erinnerte, zu der er noch ein kleines Kind gewesen sein musste. “Die Opfer waren mitnichten zufällig gewählt, sondern waren alle an einem anderen Fall beteiligt gewesen, bei dem eine Frau und ihre Kinder wochenlang von einem Unbekannten bedroht wurden. Schließlich hat er sie von der Straße gedrängt und der Wagen ist einen Abhang heruntergestürzt… Der Mann mit dem Messer wollte sich rächen, weil er das Gefühl hatte, die Polizei und die Rettungskräfte hätten damals nicht genug getan, um die Frau und ihre Kinder zu retten.”
“Danke, Justus, dass du das Ende jetzt schon vorweggenommen hast”, murmelte Peter mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme.
“Aber Justus hat Recht.” Dass er das einmal freiwillig sagen würde, hätte Cotta auch nicht geahnt. Er schüttelte leicht den Kopf und erzählte dann weiter. “Alle Opfer der Messerattacken waren entweder Rettungskräfte oder Ersthelfer, die an der Bergung des Autowracks beteiligt gewesen waren - oder Polizisten, die das Stalking zuvor nicht ernst genug genommen hatten. Die Verbindung ist uns leider erst viel zu spät aufgefallen. - Ich habe jedenfalls eines der Opfer entdeckt und danach hat mich der Fall nicht mehr losgelassen. Und ich war jung und übermäßig von meinen Fähigkeiten überzeugt, also dachte ich, dass ich daran mitarbeiten sollte.”
Er machte eine kleine Pause, doch die drei Fragezeichen schienen die Parallelen zu ihrem Verhalten entweder nicht zu ziehen oder gewissenhaft zu überhören. “Wir haben dann irgendwann doch die richtigen Schlüsse gezogen und den Mann identifiziert. Die Fahndung ging raus, aber er entzog sich vollkommen unseren Blicken und attackierte sogar noch zwei weitere Personen in der Zeit. Tja, und dann…”
Cotta konnte nicht abstreiten, dass er die gespannten Blicke genoss, während er eine bedeutungsvolle Pause einlegte und einen Schluck Wasser nahm.
“Dann habe ich einen großen Fehler begangen.”
Wie erwartet zuckte Bestürzung über die Gesichter der Jungs. Die Geschichte entwickelte sich scheinbar nicht so, wie sie erwartet hatten - aber eine Narbe diesen Ausmaßes kam eben auch nicht von einer mutigen Heldentat.
“Was für einen Fehler, Inspektor?”, fragte Bob schließlich und spielte Cotta damit direkt in die Karten.
“Meine Kollegin und ich waren auf Streife. - Sie war schon seit mehr als zwanzig Jahren im Dienst und ich war - naja, unerfahren und sollte von ihr ein bisschen was lernen. Es war nachts und es war spät und es war furchtbar langweilig, wenn ich ehrlich bin. Meine Kollegin war kurz in einem Fast Food Restaurant, um uns einen Kaffee zu holen, als ich den gesuchten Mann entdeckte. Er stand genau auf der gegenüberliegenden Straßenseite! Und anstatt auf meine Kollegin zu warten, habe ich sie lediglich kurz angefunkt und danach gleich die Verfolgung aufgenommen, obwohl ich keinerlei Erfahrung damit hatte.”
Jetzt mussten sie aber langsam die Parallelen erkennen.
“Und ich bin auch prompt in eine Fall gelaufen, habe die Umgebung nicht richtig gesichert und hatte keinerlei Überblick über die Situation, die ich vollkommen unterschätzt hatte.”
Er ließ die Worte einige Sekunden lang sinken. Auf Justus Gesicht flackerte schließlich das Verständnis auf.
“Und dann hat der Mann sie angegriffen.”
“Ja”, bestätigte Cotta und bei der aufkommenden Erinnerung rollte er unbewusst die linke Schulter nach hinten. “Auf einmal war er genau hinter mir, hat mich zu Boden geworfen und mit das Messer in den Rücken gerammt.”
Peter sog scharf die Luft ein.
“Und was haben SIe gemacht?”, fragte Bob leise.
“Was sollte ich schon machen? Ich habe natürlich versucht mich zu wehren, aber in der Position war es praktisch unmöglich.”
Er gab ihnen einen Moment, um sich das Ganze bildlich vorstellen zu können.
“Meine Kollegin hat mich schließlich gerettet. - Sie hat mir das Leben gerettet. Hätte mich das Messer in die Wirbelsäule getroffen, dann wäre ich heute vielleicht nicht einmal hier. Ich lag ein paar Tage im Krankenhaus und war mehrere Wochen nicht einsatzfähig. Mal ganz abgesehen davon, dass ich eh zur Schreibtischarbeit für die nächste Zeit degradiert wurde.”
“Aber… Sie hatten mitgeholfen einen Serientäter zu fassen!”
“Nein, ich habe mich von einem Serientäter überwältigen lassen und jegliche Protokolle ignoriert wie ein Anfänger. Das war verdammt dumm und genauso wurde ich damals auch behandelt.”
Das war ganz offensichtlich nicht das Ende, das sich die drei Fragezeichen erhofft hatten und Cotta nahm einen weiteren Schluck Wasser, um das siegreiche Lächeln zu kaschieren, das sich in seine Mundwinkel schlich. Hoffentlich war die Lektion angekommen - und würde dieses Mal auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Aber vielleicht brauchten die Jungs noch einen Schubs in die richtige Richtung. Nur zur Sicherheit.
“Versteht ihr jetzt, warum ich euch andauernd sage, dass ihr euch raushalten oder zumindest besonnen vorgehen sollt? Ich hatte damals ein Polizeitraining hinter mir und glücklicherweise eine sehr erfahrene Kollegin, auf die ich mich verlassen konnte - ihr seid noch nicht einmal erwachsen! Und wenn ihr euch ohne Bescheid zu geben in irgendeinen Fall stürzt, habt ihr niemanden, der euch im Notfall den Rücken stärken könnte!”
Für einen Moment sahen die drei bedrückt aus und jeder von ihnen stierte in eine andere Richtung. Peter rührte gedankenverloren in seiner Cola die Eiswürfel herum. Dann sah er jedoch plötzlich auf.
“Aber… wir haben doch Sie.”
Justus’ und Bobs Blicke zuckten ebenfalls zu ihm. Sie nickten.
#Die drei Fragezeichen#Die Drei ???#inspektor cotta#ref photo used#bc uhhh have you ever tried drawing a naked back?? that's hard!#the case is sponsored by various cases from detective conan#i wrote this last night at 4am don't judge me
57 notes
·
View notes
Text
Ich brauche dich.. Ich brauche dich jetzt.. dringend.. Ich brauche dich mehr als du denkst.. am liebsten wäre ich bei dir.. jetzt .. aber es geht nicht.. ich kann nicht bei dir sein.. und ich kann dir nicht sagen wie dringend ich dich brauche.. ich könnte schon.. aber irgendwas hält mich auf.. es ist nicht mein Körper.. sondern mein Inneres ich.. ich kann dich ohne dich.. aber auch nicht mit dir.. das Gefühl macht mich echt fertig.. ich frage mich.. was ich dir bedeute.. was ich für dich bin.. was du über mich denkst.. was du denkst, wenn du mich ansiehst.. was denkst du gerade über mich? Würde es mir besser gehen, wenn ich wüsste was du über mich denkst..? Ich frage mich warum du minutenlang online bist.. ohne mir zu schreiben.. siehst du das ich schreibe und du wartest das ich sie abschicke? Weil du mi signalisieren, dass du wartest du da bist.. mir zuhörst.. ich denke nicht.. ich denke du schreibst mit jemanden.. und bist gar nicht auf meinem Chat.. ich glaube auch nicht, dass du auf eine Antwort von mir wartest.. irgendwie macht mich der Gedanke traurig.. mich macht es auch traurig, dass du mir nicht schreibst.. aber ich könnte dir ja auch schreiben.. aber ich will dich nicht stören.. nerven.. dir Belast sein.. wenn dir danach ist.. wirst du mir schon schreiben.. wenn ich dir jetzt eine Nachricht schicken würde.. ob du sie dann direkt lesen würdest? Und die Hacken direkt blau wären.. weil ich mich getäuscht hätte und du doch auf unserem Chat bist.. zu spät.. du bist wieder offline..
Ich bin so zwischen Nähe und Distanz.. ich würde gerade nichts anderes gerne wollen.. als von dir ganz fest in den Arm genommen und nicht mehr losgelassen werden.. anderseit habe ich Angst.. ich weiß nicht wovor.. aber da ist diese andere Seite.. die eine gewisse Distanz aufbaut.. und mich immer wieder ein Stück von dir wegschubst.. dabei brauche ich dich gerade doch am meisten.. du bist und warst die letzten Tage.. Wochen.. mein Anker.. mein Fels in der Brandung.. dabei musstest du nicht viel machen.. es hat schon gereicht, dass du einfach da warst.. und ich bei dir sein konnte..
Ich hoffe du schreibst mir heute nochmal..
Du hast mir geschrieben.. du hast gefragt, ob es mir besser geht.. und mich darauf angesprochen.. was das auf dem Bild bei Facebook ist.. ich habe dir geschrieben.. und versucht die Situation ein bisschen runterzuspielen.. bin auf deine Fragen nicht eingegangen..ist der Hoffnung, dass du es dabei belässt.. auf der anderen Seite wünschte ich mir.. du würdest nochmal danach fragen und nicht locker lassen.. ich hoffe du liest meine Nachricht heute überhaupt noch.. ich wünschte ich könnte dir sagen.. was passiert ist.. ich wünschte ich könnte dir die Wahrheit sagen.. und sagen wie sauer ich auf mich selbst bin.. doch das schlimmste daran ist.. dass es keinen Außenstehenden interessiert und mich das noch mehr pusht damit weiterzumachen..
Als könntest du meine Gedanken hier in der Nachricht lesen.. hast du nochmal gefragt wie es mir geht.. dir geht es selber nicht gut.. und du sollst dir nicht immer soviele Gedanken um mich machen.. denk dran.. ich bin unsterblich 😙😉.. doch ich schreibe wieder Drumherum.. weil ich dich einfach nicht damit belasten möchte .. was mit mir ist.. und mir es wichtiger ist.. dass es dir besser geht..
Das ist über eine Person, die seit dem Tod meines Vaters einen sehr großen Teil meines Herzens eingenommen hat.. Ich bin ihr unendlich dankbar.. dafür, dass sie mich in dieser schweren Zeit und bis heute nicht alleine gelassen hat! Ich kann mich ihr gegenüber öffnen, ohne das sie mich verurteilt.. & das obwohl ich mich noch nie einer Person geöffnet habe! Ich war überrascht von mir selbst.. 🥰 Aber es war gleichzeitig auch ein unglaublich schönes Gefühl endlich diesen einen Menschen gefunden zu haben.. wo man sich fallen lassen kann und man weiß.. diese Person fängt einen auf.. ganz egal was ist.. ❤️ Danke.
2 notes
·
View notes
Text
Writer's Month - Day 13: night
Auf dem Heimweg fängt es zu regnen an und Jelena schlägt spontan vor, dass die Jungs bei ihr übernachten. Bald ist Alkohol involviert und dank ein paar Pokerkarten nimmt die Nacht eine ganz andere Wendung.
This is something very different for me. It's also a bit mature.
Justus, Peter, Bob und Jelena radelten in der Dunkelheit zurück nach Rocky Beach. Am Himmel waren weder Mond noch Sterne zu sehen. Dicke, dunkle Wolken bedeckten jeden letzten Zentimeter. “Wir sollten uns beeilen”, sagte Bob. “Ich glaube, es fängt gleich an zu regnen.” “Wir hätten mit dem Auto fahren sollen”, murrte Peter. Da fiel ihm auch schon der erste Tropfen auf die Nase. “Heute Mittag sah es noch nach deutlich besserem Wetter aus”, verteidigte sich Justus. “Und der Wetterbericht hatte auch keinen Regen vorhergesagt.” “Der Wetterbericht hat aber auch nie Recht”, maulte sagte Peter. “Bis wir zu Hause ankommen, sind wir bestimmt klatschnass.” Bob grinste und fing ein paar Tropfen mit der Hand auf. “Vor allem Jelena wird ihren Spaß haben. Stimmt’s?” Jelena schüttelte schmunzelnd den Kopf. “Bob, du hast genauso ein weißes Hemd an wie ich. Du wirst genau die gleichen Probleme haben.” “Aber du bist ein Mädchen”, erinnerte Peter sie. “Hat mich das jemals interessiert?” “Stimmt auch wieder”, sagte Justus. “Ich muss sagen, es hat mich schon immer verwirrt, dass es anscheinend einen Unterschied zwischen BHs und Bikini-Oberteilen gibt. In einem läuft man herum und will angesehen werden, aber wenn man im anderen gesehen wird ist es ein Skandal.” Peter und Bob sahen sich amüsiert und verwirrt an. Jelena schien dieses Thema aber nicht zu stören. “Ganz genau!”, rief sie. “Es ist einfach sinnlos. Ich meine, ich kann es ja noch einigermaßen verstehen, wenn Leute sauer werden, wenn wir ohne Oberteil rumlaufen. Unsere Brüste zählen ja offiziell als sekundäre Geschlechtsmerkmale. Aber das ist ja eigentlich kein Grund, dass wir sie im Gegensatz zu Männern bedecken müssen. Das ist bei keinem anderen sekundären Geschlechtsmerkmal der Fall.” “Kannst du das Mal für Leute übersetzen, die vielleicht in Bio nicht aufgepasst haben und sich mit dem Thema nicht so stark beschäftigen?”, fragte Peter zögerlich. “Männer sind Arschlöcher”, sagte Jelena knapp. Bob schüttelte lächelnd den Kopf. “Das hatte ich mir schon gedacht.”
Die Drei Fragezeichen kauerten sich auf ihren Fahrrädern zusammen. Mittlerweile regnete es wie aus Gießkannen. “Sagt mal, Jungs”, sagte Jelena, während sie sich die nassen Haare aus dem Gesicht strich, “was haltet ihr von einer Übernachtungsparty? Bis zu mir sind es um die zwanzig Minuten weniger im Regen als nach Rocky Beach.” “Klingt gut”, sagte Justus. “Tante Mathilda wäre das bestimmt lieber, als dass ich mir eine Erkältung einfange.” Bob nickte. “Unsere Eltern werden es verstehen. Stimmt’s Peter?” Peter nickte nur als Antwort. Der Regen floss ihm schon längst den Rücken herunter. Umso kürzer er das ertragen musste, desto besser. “Fahr vor”, sagte er knapp und musste direkt darauf niesen.
Fünf Minuten später kamen sie vor dem Tor von Jelenas Villa zum Stehen. Sie stiegen von ihren Rädern, schleppten sie hinter den Zaun und krochen dann ins Haus. Bob schüttelte seine nassen Haare. Peter ächzte. “Jelena, du hast doch garantiert Lust, uns die Sachen zurückzugeben, die du von uns geklaut hast, damit wir uns was Trockenes anziehen können, oder?”, fragte er. Als er Jelena ansah, sah er augenblicklich mit knallroten Wangen wieder weg. Ihr Hemd war komplett durchsichtig geworden und natürlich hatte sie mal wieder nichts darunter an. “Zurückgeben?”, wiederholte Jelena. “Absolut nicht. Aber ausleihen, das schon.” “War das Hemd, das du gerade anhast, nicht auch mal meins?”, fragte Bob nach. “War es”, sagte Jelena. Justus hatte unterdessen etwas Anderes entdeckt. “Ist das Vodka?”, fragte er kritisch nach und deutete auf eine Flasche auf dem Wohnzimmertisch. Jelena rollte mit den Augen und lächelte fies. “Jushka… Ich bin Russin… Mein Blut besteht aus Vodka. Außerdem ist es nicht explizit verboten, unter 21 Alkohol zu trinken. Man darf ihn nur nicht verkauft bekommen.” Sie legte ihre Hände auf seine Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: “Außerdem weiß ich ganz genau, dass du auf Whiskey stehst.” Justus schubste sie mit einem spielerischen Augenrollen weg. “Also, Jungs. Ich gehe mich umziehen und bringe euch euer Zeug. Dann werden wir einmal in unserem Leben zu normalen Teenagern und trinken was. In Ordnung?” “Von mir aus”, sagte Peter. “Davon wird einem wenigstens warm.”
Wenige Minuten später kam Jelena mit einem Stapel Klamotten wieder. Sie selbst hatte sich einen alten Hoodie von Peter übergeworfen, der für sie wie ein Kleid war. “Zum Glück hatte ich meine Haare geflochten, sonst wären die morgen noch nass”, sagte sie ächzend. Sie zog das Haargummi aus ihren Haaren und zerrte die einzelnen Strähne auseinander. Schließlich schüttelte sie wild ihre Haare, damit sie sich wieder richtig anordneten und öffnete den “geheimen” Alkoholschrank von ihrem Vater. “Also, Jushka. Whiskey?” “Gerne”, seufzte Justus. Er zog sich um und ließ sich auf eins der beiden Sofas fallen. “Kann man bei dir auch Tee bekommen?”, fragte Bob. Er machte sich kaum die Mühe, sein Hemd ganz zu zu knöpfen. Hier störte das niemanden. “Mit einem ordentlichen Schuss Rum?” Jelena schmunzelte. “Klar.” Sie stellte eine Flasche Whiskey und eine Flasche Rum auf den Tisch und lief in die Küche, um Wasser heiß zu machen. “Peter, was trinkst du?”, fragte sie, als sie wieder zurück kam. “Er will Sekt”, sagte Bob, bevor Peter antworten konnte. “Er traut sich nur nicht, weil das ein ‘Mädchengetränk’ ist.” Peter wurde rot. Jelena kicherte und holte eine Flasche Sekt aus dem Schrank. Sie schloss ihn mit dem Fuß und stellte die Flasche auf dem Tisch ab. Sie schnappte sich die Rumflasche. “Tee kommt gleich, Andryusha”, sagte sie. “Gläser sind in dem Schrank da.” Sie fuhr Peter auf dem Weg in die Küche durch die Haare. Wenig später kam sie mit einer Tasse Tee zurück. Mit einem Lächeln stellte sie sie Bob hin. Endlich saßen sie zusammen im Wohnzimmer, jeder mit dem Getränk seiner Wahl. Lächelnd stießen sie an. Sofort als Bob seinen ersten Schluck nahm, sah er Jelena schief an. Jelena schmunzelte. “Ordentlich genug?” “Sehr ordentlich”, sagte Bob. Justus schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Schluck Whiskey. “Was ist denn?”, fragte Peter unschuldig. “Na, probier mal”, sagte Bob und er reichte ihm die Tasse. Peter sah die Flüssigkeit kritisch an und trank. Dann lachte er und gab Bob die Tasse zurück. “Ist da überhaupt Tee drin?” “Klar”, sagte Jelena. “Ich bin doch kein Betrüger.”
“Ich will mal Absatzschuhe tragen”, sagte Bob, nachdem Jelena ihm noch ein Glas rum angedreht hatte. “Wirklich?”, fragte Peter kichernd. Jelena war sofort dabei. “Was ist deine Schuhgröße?”, fragte sie und stand auf. “Ehrlich jetzt?”, fragte Bob überrascht. “10.5, aber-” “Bin gleich wieder da.” Jelena lief mit ihrem Glas in der Hand die Treppe hinauf und kam nur wenige Sekunden später mit knallroten High Heels in der Hand zurück. Bob schien seine Worte wieder zurücknehmen zu wollen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Peter und Justus jubelten, als er die roten Schuhe anzog und Jelena ihm beibrachte, wie man darin lief. Einige Minuten später stieg Peter von Sekt auf Vodka um. Als nächstes versuchte er, einen Kozachok zu tanzen, weil er dachte, dass das doch einfach sein könnte - und wurde dabei von Jelena ausgelacht. Eine Runde später holte Jelena ihre Make-up-Paletten, die sie fast nie benutzte. Der Abend wurde immer später und die Gespräche und Ideen immer wilder.
Am nächsten Morgen wachte Bob mit einem brummenden Schädel auf. Er ächzte und setzte sich auf. Das Knirschen einer Kaffeemaschine hallte in seinem Kopf. Da fiel ihm auf, wo er war. Er lag zur Hälfte auf einer Couch in Jelenas Wohnzimmer, zur anderen auf dem Boden. Peter und Justus lagen in ähnlich komischen Positionen im Zimmer. Jelena war nicht zu sehen. Überall lagen Kleidungsstücke verteilt. Das lag daran, dass keiner von ihnen mehr irgendwas an hatte. “...Jelena?”, fragte Bob unsicher in die Leere. Er hätte auch rufen können, aber irgendwie wollte er nicht, dass Justus und Peter aufwachten. Dieser Plan ging allerdings nicht auf. Justus regte sich und stöhnte. Er rieb sich den Kopf. “Was zum…?” “... Morgen”, sagte Bob verwirrt. “Ist es überhaupt Morgen?”, fragte Justus nach. “Keine Ahnung”, antwortete Bob. “Morgen, Jungs”, sagte da Jelena und kam mit einer Kaffeekanne und vier Tassen ins Wohnzimmer. Sie war komplett nackt. Justus vergaß bei dem Anblick, sich abzustützen und fiel mit dem Gesicht zuerst auf das Sofa zurück. Bob blieb die Luft weg. “Jelena… Du hättest dir auch was anziehen können”, stammelte er verwirrt. Jelena rollte mit den Augen. “Du könntest auch aufhören, mich anzustarren. Offensichtlich stört es dich nicht, dass ich nackt bin. Und du hast genauso wenig an.” Sie stellte die Kaffeekanne und die Tassen auf dem Wohnzimmertisch ab. Da rührte sich Peter, der mit dem Kopf auf dem Tisch eingeschlafen war. “Das hier ist deine Schuld”, sagte Justus entschieden, nachdem er sich wieder gesammelt hatte. Jelena ächzte verächtlich. “Woher sollte ich wissen, dass ihr keinen Alkohol vertragt?” “Warte mal”, unterbrach Bob. “Soll das heißen, dass du dich an mehr erinnerst? Ich weiß fast nichts mehr.” Jelena kicherte. “Viel weiß ich auch nicht mehr. Du bist in High Heels rumgelaufen, Peter wollte einen Kozachok tanzen und Justus hat sich schminken lassen - davon ist aber nicht mehr viel übrig.” Sie deutete auf die Pokerkarten auf dem Tisch. “Ich würde mal vermuten, dass wir Strip Poker gespielt haben. Das ist dann wohl ziemlich spaßig geworden.” Sie zwinkerte Justus zu, der gerade die Knutschflecken an Bobs Körper entdeckt hatte. “Du hast selbst welche”, sagte sie ihm. Peter rieb sich die Augen. “Was ist- Heilige-!” Mehr brachte er nicht raus. Sein Blick war an Jelena fest geheftet. An ihrem schlanken Körper, ihrer perfekten Haut, den Narben und den Knutschflecken. Jelena lachte. “Gefällt dir der Anblick?” Sie posierte kurz und fiel dann lachend zu Boden. “Du solltest dich sehen! Gestern warst du noch deutlich direkter.” Justus schenkte sich seufzend einen Kaffee ein. Kurz dachte er daran, ihn mit Whiskey zu mixen. Das war alles gerade etwas zu viel für ihn. Aber Alkohol klang gerade gar nicht gut. Er wollte lieber wissen, was in der letzten Nacht passiert war. Peter rieb sich verwirrt den Kopf. Das alles ergab für ihn gar keinen Sinn. Bob nahm Justus nur die Kaffeekanne ab. Er schob Peter eine Tasse Kaffee hin und goss sich selbst eine ein. Peter leerte die Tasse fast in einem Zug. “Das ist das Verrückteste, das mir je passiert ist”, ächzte er. Jelena goss sich auch einen Kaffee ein. Bob schmunzelte. “Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, was wir angestellt haben. … Und wer das hier zu verantworten hat.” Er stupste einen der Knutschflecken an Jelenas Hals, woraufhin sie kurz zusammenzuckte. “Bob, lass das, ich bin da empfindlich”, murmelte sie leise. Die Jungs lachten. “Empfindlich, ja?”, fragte Justus. “Dann haben wir ja endlich deine Schwachstelle gefunden.” Jelena wurde rot und versteckte sich hinter ihrer Tasse. “Klappe, Jushka.” Bob schmunzelte. “Glaubt ihr, man könnte das mal wiederholen?”, fragte da Justus. Jelena verschluckte sich fast an ihrem Kaffee und Peter riss die Augen auf. Bob lachte nur. “Von mir aus gerne”, sagte er. “Peter?” “Äh- Ich… Ich meine… Wenn… Ja?”, stammelte Peter. “Jelena?” Jelena seufzte und grinste plötzlich. “Mein Vater kommt so schnell nicht zurück, also… Wir können hier gerne regelmäßige Pokerabende machen.” Sie zwinkerte den Jungs zu.
#die drei ???#die drei fragezeichen#justus jonas#peter shaw#bob andrews#jelena charkova#i don't even know how to tag this#justus/peter/bob/jelena#?!#i guess that's what's going on#writersmonth2021
5 notes
·
View notes
Text
Stress
Langsam, beinahe wie in Zeitlupe, sah ich den Stift fallen. Doch noch bevor er den Tisch erreichte, wurde mir schwarz vor Augen.
Kapitel 1 Ich wache in einem etwas zu hartem Bett, dass in einem etwas zu weißen Raum steht auf. Die Intensivstation, wie immer. Routiniert drücke ich auf den Rufknopf, woraufhin kurz später eine Schwester durch die Tür kommt. „So früh habt ihr mich hier nicht wieder erwartet, nicht wahr?“, meinen zynischen Kommentar quittiert sie mit einem tadelnden Blick. „Bist du dir sicher, dass du Witze darüber machen willst, Theresa? Wir sehen dich mittlerweile immer häufiger hier und die Zeit, die du bewusstlos bist, wird auch immer länger. „Wie lange war es diesmal?“, frage ich mit einem seufzen. „Fünf Tage“ „Fünf...“, murmle ich leicht schockiert. Fünf Tage, das ist ein ganzer Tag länger als beim letzten Mal. „Ich vermute mal, du hast in der Schule nichts davon erzählt, du hast nämlich eine regelrechte Massenpanik ausgelöst.“ „Seid ihr der Lösung nähergekommen?“, frage ich, anstatt zu antworten. Verwirrt darüber, dass ich nicht auf ihre Aussage reagiere, schweigt sie einen Moment. Ob sie über die Antwort nachdenkt oder nur unnötig versucht mich davor zu verschonen, kann ich nicht sagen. „Nun ja, wir vermuten, dass deine Symptome stressbedingt sind. Das würde erklären, warum du immer häufiger Anfälle hast. Als Kind dreht sich das Leben eher um Spiel, Spaß und was Mama zum Mittagessen macht, aber je älter man wird, desto mehr Stressfaktoren kommen dazu. Wie zum Beispiel Deutschklausuren im Abitur.“ „Das bringt euch weder der Ursache noch der Lösung näher, da es alles Dinge sind, die wir schon wussten.“, erwidere ich darauf. Ich weiß ja, dass es egoistisch und eingebildet klingt, aber ich bin es langsam satt, immer wieder bewusstlos im Krankenhaus zu liegen, allerdings komme ich mir ziemlich mies vor, als ich sehe, wie unwohl sich die Schwester fühlt. Sie es nicht verdient so behandelt zu werden. „Wann kann ich wieder raus?“, mein Versuch das Thema zu wechseln, wird sofort von ihr aufgenommen. „Wir können dich noch nicht entlassen.“, sagt sie mit einer fröhlichen Fassade. Genau wie ich auch weiß sie, dass wir mal wieder nichts finden werden, was uns der Ursache dieser merkwürdigen Krankheit näherbringt. Egal wie viele Tests auch gemacht werden. „Es sind noch ein paar Tests für die nächsten Tage angesetzt.“ Ich seufze innerlich. Wie immer werde ich diese Tests über mich ergehen lassen. Für die Ärzte und Schwestern, die mir so gerne helfen würden, für meine Familie, die auch keine Lust auf ständige Krankenhausbesuche hat und für die leise Stimme in meinem Kopf, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat. „Könnt ihr mich wenigstens auf eine offene Station verlegen? Ich hab das Gefühl, dass ich einer Menge Leuten einiges erklären muss.“ „Ich werde gucken, was sich machen lässt.“
Kapitel 2 Ein paar Stunden lang liege ich noch auf der Intensivstation, aber da ich leider mein Handy habe, muss ich der halben Schule über Social Media erklären, dass ich wieder wach bin, das alles okay sei und ich nur einen Schwächeanfall hatte und noch ein paar Tage zwecks Nachuntersuchung im Krankenhaus bleiben müsse. Das stimmt zwar nur zum Teil, aber das müssen meine Mitschüler ja nicht wissen. Als ich am frühen Abend auf mein Zimmer darf, kommen meine Eltern und ein paar meiner engeren Freunde aus der Schule zu Besuch. Mein Bruder hat mal wieder besseres zu tun, aber mir solls recht sein, er wäre sowieso nur ein Miesepeter. Sobald meine Eltern sich zum Ende der Besuchszeit von mir verabschiedet haben, schlafe ich auch schon ein. Wie immer ist mein Krankenhausleben sehr spannend. Ich arbeite die Schulaufgaben nach, die ich verpasst habe und ansonsten spiele ich irgendwelche kurzweiligen Handyspiele. Täglich wird mir Blut abgenommen, um es durch irgendwelche Hightech Geräte zu jagen, die keine neuen Erkenntnisse liefern werden. Mein ganzes Leben lang, machen sie schon dieselben Tests und haben immer noch keine Ergebnisse. Doch zwei Tage nachdem ich aufgewacht bin, wird mein Alltag tatsächlich interessanter. Ich will nicht lügen, als es am Nachmittag an der Tür klopft, bin ich bereits überrascht, da meine Eltern noch bei der Arbeit sind und mein Bruder niemals freiwillig zum Krankenhaus kommen würde. Doch als auf mein herein, das so ziemlich coolste Mädchen der Schule das Zimmer betritt, bin ich noch überraschter, denn ich kann mir nicht vorstellen, was sie bei jemandem wie mir will. Als sie jedoch hereinkommt setzt sie sich auf die Bettkannte, als sei es das selbstverständlichste auf der Welt. „Ich hab gehört, was du allen erzählt hast.“, es ist nicht zu überhören, dass sie auf irgendetwas hinaus will, allerdings weiß ich nicht worauf, außerdem bin ich mir sowieso nicht sicher, ob ich in der Lage wäre etwas zu sagen, da ich immer noch irritiert bin, dass sie hier sitzt als mache sie das Täglich. „Was hast du wirklich?“, spezifiziert sie ihre Worte, nach ein paar Sekunden unangenehmen Schweigens. „Du hast gegenüber allen behauptet, dass alles in Ordnung sei und du seist gesund und hättest nur einen Schwächeanfall gehabt. Aber Menschen, die gesund sind kippen, nicht mitten in der Arbeit um und vor allem bleiben sie keine fünf Tage bewusstlos. Du fehlst ziemlich oft, lange in der Schule. Das passiert öfter, hab ich recht?“ Sie scheint sich wirklich nicht so leicht abfinden zu lassen, wie meine anderen Mitschüler, also zerbreche ich mir den Kopf wie ich sie möglichst einfach abwickeln kann. Bis sie aufsteht. „Na gut“, sagt sie. Ich habe wohl zu lange zum Überlegen gebraucht. „Wenn du es mir nicht sagen willst.“ Ich sehe ihren Augen an, dass es sie etwas verletzt. Doch als ich immer noch nichts sage, dreht sie sich um und geht zur Tür. Ihre Hand berührt bereits die Klinke, als ich endlich etwas über die Lippen brachte. „Warte“, sage ich deutlich vernehmlich. Bevor sie sich wieder zu mir umdreht, sehe ich sie grinsen und spüre ein stechen in der Brust. War das alles etwa nur ein Trick? Spielt sie nur mit mir? Ich wische den Gedanken bei Seite, als sie sich mit ernstem Blick zu mir umdreht „Sie wissen es nicht.“ Ihr ernster Blick weicht einem verwirrten „Die Ärzte, meine ich. Ich hab das schon immer, sie vermuten, dass es am Stress liegt, damit ließe sich auch erklären, warum es während der Klausur passiert ist und warum es häufiger wird, je älter ich werde. Aber eigentlich haben sie nichts. Sie machen seit Jahren immer wieder Tests mit mir und um ehrlich zu sein bin ich froh, nicht genau zu wissen, was sie tun, wenn ich bewusstlos bin, aber bisher, sind sie weder einer Lösung noch einer wirklichen Ursache, auch nur nahegekommen. Manchmal sag ich ziemlich gemeine Dinge, wenn ich wieder aufwache deswegen, aber das tut mir auch im selben Moment wieder unglaublich leid, da ich weiß, dass sie ihr bestes für mich geben und ich so undankbar bin…“, ich rede noch ein paar Minuten vor mich hin, einiges was ich sage hat in etwa so
viel Inhalt wie eine leere Mandarinenschale und doch hört sie mir weiter ruhig zu, bis ich fertig erzählt habe. Sie kommt wieder auf mich zu und setzt sich auf die Bettkante und sieht mich mit einem nachdenklichen Blick an, bevor sie anfängt zu sprechen: „Ich weiß nicht genau, was ich sagen soll. Ich könnte jetzt natürlich Floskeln bringen, wie ‚alles wird wieder gut‘ oder andere bescheuerte leere aussagen, aber genauso gut könnte ich auch aus Solidarität meinen Kopf so lange gegen eine Backsteinmauer schlagen, bis ich ohnmächtig werde, davon hättest du nichts und ich nur eine Fette Beule, die ich wahrscheinlich auch bei einer dieser Floskeln zu erwarten hätte, da du mir wahrscheinlich eine verpassen würdest…“, ihre trockene Stimme, beim letzten Teil ihres Monologes bringt mich zum Lachen. Ich habe nicht mehr wirklich gelacht, seit ich kein Kind mehr bin und es fühlt sich einfach großartig an, als würde ich von innen gewärmt werden. Ihr Blick wird erst fröhlich, doch nach ein paar Sekunden weicht der fröhliche Blick wieder einem ernsten. Ich höre auf zu lachen, da ich mich frage, was los sei, was sie mir allerdings schon beantwortet, bevor ich es überhaupt fragen kann. „Ich hab sich noch nie lachen sehen.“ Das war es mit der Wärme, denn diese weicht wieder der vertrauten inneren Kälte. „Ich hatte auch nicht viel zu lachen in den letzten Jahren.“ „Aber grade, wenn du Probleme mit Stress hast, solltest du viel lachen und das Leben genießen!“ „Das kann ich nun mal nicht ein…“ „Lass mich dir helfen!“ Da ist wieder dieses Stechen von eben „Woher soll ich wissen, ob ich dir vertrauen kann? Wer sagt mir, dass das alles kein Trick ist?“, jetzt spüre ich nicht nur eine innere Kälte, sondern wie meine innere Titanic auf meinen inneren Eisberg zu brettert. „Wer sagt mir, dass du es nicht machst wie die Mobberin in der sechsten Klasse, die vertrauen zu ihren Opfern aufbaut, nur um das dann auszunutzen“, ich sehe die Trauer in ihren Augen und weiß, dass ich unbedingt aufhören muss zu reden, und doch flüstere ich noch „wer sagt mir…“ „Ich kann dir nicht beweisen, dass ich dir helfen werde.“ und sie steht auf. Nein! „Es tut mir wirklich leid, dass du so denkst“ Stopp, nein! Sie wendet sich Richtung Tür. „Na dann, wir sehen und Ja bald in der Schule.“ Nein, bitte geh nicht, lass mich nicht allein. Sie geht los, ihre Schritte sind schneller und entschlossener als beim letzten Mal. Ich wollte das nicht sagen! Es tut mir leid! „Bitte geh nicht!“, flüstere ich noch, doch die Tür ist bereits hinter ihr ins Schloss gefallen. „Ich brauch deine Hilfe doch“, sage ich noch, doch dann wird mir schwarz vor Augen.
Kapitel 3 Es gibt Sachen, die einfach nicht passieren sollten. 5 ½ Tage bewusstlos zu sein, und dass nur zwei Tage nachdem man schon einmal 5 Tage bewusstlos war, gehört definitiv dazu. „Können wir jetzt endlich darüber reden?“, fragt die Krankenschwester.Ich reiße mich aus meinen Gedanken los: „Worüber denn?“ „Über das, was mit diesem Mädchen passiert ist.“ „Wer hat denn behauptet, dass Irgendwas passiert ist?“ „Weiß nicht, vielleicht die Tatsache, dass du zusammengebrochen bist, als sie gegangen ist? Wem willstdu eigentlich was vormachen, Theresa?“ „Ist das nicht offensichtlich?“, die Gereiztheit ist meiner Stimme anzuhören, „Mir selbst natürlich.“ Ich mache eine kurze Pause, die Krankenschwester schien auf etwa zu warten. „Sie hat mir ihre Hilfe angeboten.“ „Und weiter?“ „Was weiter?“ „Na ja, ich weiß allein von meinen Kollegen, wie viele dir bereits ihre Hilfe angeboten haben. Denen hast du immer nur gesagt, dass sie sich mit ihrem eigenen Leben beschäftigen sollen … was nicht unbedingt logisch ist, da es zu unserem Leben gehört anderen zu helfen, aber ich schweife vom Thema ab. Du hast sie abgewiesen und dich anderweitig beschäftigt und warst immer weit davon entfernt ohnmächtig zu werden.“ Ich seufze: „Ich wollte ihr Angebot eigentlich annehmen, aber ich hab sie stattdessen mit einer Mobberin verglichen.“ Ich ziehe die Knie an, klemme mein Kissen zwischen Beine und Brust und vergrabe mein Gesicht darin. Gerne hätte ich angefangen über meine Dummheit zu heulen. „Du magst sie wirklich gerne, oder?“, fragt die Krankenschwester. „Wie meinst du das?“, frage ich über den Rand meines Kissens hinweg lugend. „Ich meine mehr als nur Freundschaftlich.“ „Nein …“, ich lege das Kissen wieder weg. „Vielleicht. Keine Ahnung. Ich hab mir nie Gedanken über so etwas Gemacht.“ „Was meinst du mit 'so etwas'?“ „Ich meine damit Romantik, Liebe, Beziehung, Sexualität, den ganzen Kram.“ „Du bist jetzt achtzehn Jahre alt, da kann man sich über solche Sachen Gedanken machen.“ „Könnte man schon, aber ich möchte niemandem die Last aufbinden, mit einer tickenden Zeitbombe zusammen zu sein.“ „Du bist doch keine tickende Zeitbombe!“, die Empörung ist ihrer Stimme anzuhören, es scheint sie zu schockieren, wie ich über mich selbst rede, obwohl sie es eigentlich mittlerweile gewohnt sein sollte. „Was soll ich denn sonst sein?“, frage ich resigniert. Ich habe mich schon lange damit abgefunden. „Niemand kann sagen, wann und wo es wieder passieren wird. Niemand kann sagen wie lange es beim nächsten Mal dauert, bis ich wieder aufwache. Es kann nicht mal jemand sagen, ob ich beim nächsten Mal wieder aufwachen werde. Erklär mir bitte, warum ich keine Zeitbombe bin!“ Ich grabe meine Fingernägel in meine Knie. So zu reden gefällt mir nicht. Auch den Blick in den Augen der Krankenschwester mag ich nicht, die von meinem Monolog ziemlich mitgenommen wirkt. „Wir geben ja schon unser bestes“, flüstert sie mehr zu sich selbst als zu mir. „Ich weiß“, antworte ich dennoch.Die nächsten Minuten sitzen wir schweigend nebeneinander, jeder in seine eigene Gedankenwelt vertieft.
Kapitel 4 Es klopft an der Tür. „Maxine!“, stoße ich überrascht hervor, als sie die Tür öffnet. „Max reicht vollkommen.“, erwidert sie. Die Krankenschwester legt mir eine Hand auf die Schulter und sagt, dass sie uns allein lassen würde. Max sieht ihr irritiert nach, als sie den Raum verlässt. „Darf sie das?“„Was?“ „Dich einfach mit mir allein lassen, nachdem … na ja, du weißt schon.“ „Nachdem ich das letzte Mal ohnmächtig geworden bin? Du musst mich wirklich nicht schonen. Jedenfalls würde es auch nicht viel helfen, wenn sie hierbleibt. Sollte es so schlimm werden, dass ich ohnmächtig werde, würde ihre Anwesenheit auch nicht viel bringen.“ „Darf ich Fragen wie sich das anfühlt?“ „Klar darfst du. Also stell dir vor du hättest enormen Stress. Und jetzt stell dir vor, alles vor deinen Augen verschwimmt auf einmal und dann ist alles weg. Wenn du mehr wissen willst, stell dir vor du hättest das Gefühl im nächsten Moment wieder wach zu werden, aber in Wirklichkeit liegst du in einem Krankenhausbett und man erzählt dir, dass du fünf Tage weg warst.“ „Oh man, das muss frustrierend sein.“ „Frustrierend ist, dass mich jetzt wahrscheinlich die ganze Schule für einen Freak hält.“ „Oh ja, sie haben überall in der Schule ‚Freak gesucht!‘ Poster aufgehangen, auf denen dein Gesicht ist.“ Ihre Bemerkung bringt mich wieder zum Lachen, sie jedoch wird nachdenklich. „Schieß los, worüber denkst du nach.“ „Ich will nicht, dass du wieder ohnmächtig wirst.“ „Ich würde eher wieder ohnmächtig werden, wenn du es mir nicht sagst, da ich mich dann stressen würde, weil ich nicht weiß was dich bedrückt, und ob ich nicht irgendwie helfen könnte.“, schnell senke ich meinen Kopf und lasse meine Haare in mein Gesicht fallen. Ich will nicht, dass sie sieht, dass ich rot geworden bin. „Ich finde wirklich du solltest versuchen das Leben leichter zu nehmen.“, ich hebe den Kopf, meine Wangen sind immer noch rot, doch mittlerweile nicht mehr aus Verlegenheit, sondern aus Wut. Doch noch bevor ich zu einer gereizten Antwort ansetzen kann, redet Max schon weiter: „Ich verstehe, dass das bescheuert klingt, in etwa wie ‚Du bist depressiv? Sei doch einfach glücklicher!‘, aber ich habe drüber nachgedacht, und auf die Gefahr hin, dass das jetzt merkwürdig klingt, ich hab dich über die letzten Jahre … nun ja, nicht direkt beobachtet, sagen wir du bist mir aufgefallen…“, ich werde wieder rot, „… und ich habe in den letzten Tagen die Leute gefragt, mit denen du für gewöhnlich Zeit verbringst. Alle haben gesagt, dass du nie was mit ihnen außerhalb der Schule gemacht. Ich verstehe, dass der Gedanke gruselig ist, aber woher willst du wirklich wissen, ob deine Anfälle nicht weniger, oder zumindest kürzer, werden, wenn du versuchst mehr Spaß zu haben.“ Meine Wut war verflogen, und unser vorheriges Gespräch kommt mir wieder in den Sinn. Ich hätte am liebsten Geweint, da ich an diesem Punkt meine eigenen Gefühle nicht mehr verstehe. Was sollte es heißen, dass ich ihr aufgefallen bin? Konnten meine Anfälle wirklich weniger werden, wenn ich mich wie ein normaler Teenager verhalte? Max sieht mich mit großen Augen an. Sie wartet auf meine Antwort, doch ich weiß noch nicht wie ich antworten soll. Schweren Herzens drehe ich meinen Kopf und schaue aus dem Fenster, ich kann mich nicht konzentrieren, solange ich in ihre Augen gucke. Was ich vorher gesagt hatte, tut mir unglaublich leid. Ich weiß nicht mal warum ich das gesagt habe. Ich hab mich so sehr gestresst, dass ich sie vertrieben habe, dass ich in Ohnmacht gefallen bin. Heißt das nicht auch, dass ich nicht in Ohnmacht falle, solange sie bei mir ist? Nein, das ist Unsinn, seit wann denke ich so unlogisch? Max räuspert sich und fragt: „Darf ich …“, sie wird rot, „darf ich mich neben dich setzen.“ Diese Frage wirft mich aus dem Konzept. Als sie meinen fragenden Blick sieht, rudert sie zurück: „Es tut mir leid, ich … ich hätte das nicht fragen sollen, es war nur ein Gedanke von mir.“ Ich reiße mich zusammen und rücke ein Stück zur Seite und klopfe neben mir aufs Bett. Max Augen leuchten auf, und ich spüre ein Flattern in der
Magengegend. Konnte es tatsächlich sein, dass ich mich in sie verliebt habe? Sie streift ihre Schuhe ab und setzt sich neben mich. „Weißt du“, setze ich an, „Ich muss mich entschuldigen“, ich sehe ihr in die Augen, die sofort Widerwillen ausstrahlen, als sie das hört. Sie öffnet bereits den Mund, doch ich bin schneller als sie. „Versuch nicht es mir auszureden, was ich gesagt habe war nicht okay. Ich weiß nicht mal, warum ich das gesagt habe. Das ist nicht, was ich wirklich empfinde. Ich denke, ich habe einfach Angst. Die ganzen letzten Jahre, habe ich diese Mauer um mich herum aufgebaut, doch dann kommst du mit einem Metaphorischen Vorschlaghammer und setzt ihr einen gezielten schlag zu. Ich habe das Licht, durch die Risse reinkommensehen und mich erstmal davor versteckt. Doch ich habe mittlerweile gemerkt, dass das Licht warm und schön ist, nicht kalt und gruselig, verstehst du was ich meine?“, diesmal bin ich es, die auf eine Antwort warten muss. Nach ein paar gespannten Augenblicken blickt sie auf den Bereich zwischen uns, wo meine rechte und ihre linke Hand nebeneinander liegen. Sie atmet einmal tief ein und schließt die Augen, als würde sie den Mut sammeln, das nächste auszusprechen.Zu meiner Überraschung greift Max nach meiner Hand und verschränkt ihre Finger mit meinen. Sie sagt ein wenig zu schnell und ein wenig zu laut, um alltäglich zu klingen: „Lass uns gemeinsam den Vorschlaghammer nehmen. Lass uns die Mauer zusammen einreißen, Tera.“ Mein Herz macht einen Salto rückwärts. Sie hat mir einen Spitznamen gegeben, dass hat schon lange niemand mehr getan. Ich bringe kein Wort heraus, also nicke ich nur, woraufhin Max erleichtern aufatmet. Wir verbringen den Rest des Tages, Seite an Seite und unterhalten uns über alles Mögliche, bis ich mit meinem Kopf an ihre Schulter gelehnt einschlafe.
7 notes
·
View notes
Text
Rückschau
In diesem Monat habe ich echt lange darüber nachgedacht, welchen Artikel ich veröffentlichen soll. Ich habe einige zur Auswahl. Von einem Artikel über Schreibgruppen, über die Frage was man wirklich als Autor*in braucht (keine Geldsorgen, Schnaps und ein Cottages am Meer natürlich! Dah!) bis hin zu Fast Food Verlagen.... Alles mögliche ging mir durch den Kopf und irgendwie kam ich auf den Gedanken, dass ich noch nie geschaut habe, welcher Artikel in der Vergangenheit am besten ging. Der Blog existiert seit über 5 Jahren und früher habe ich noch häufiger einen Artikel veröffentlicht als im Moment. Wenn man also rechnet, pro Monat mindestens 1 Artikel, verteilt auf 5 Jahre, macht das ... also das macht ... Verdammt! Ich kann nicht rechnen, aber es macht schon eine ordentliche Reihe an Artikeln, wie man unschwer an der Kategorie Handwerk erkennen kann, die mir als Archiv dient. Das Ding ist gut gefüllt. Und trotzdem weiß ich nicht, welches DER Artikel ist. Welcher Artikel am besten abgeschnitten hat. Also dachte ich mir, das ist doch eine interessante und mit Google Analytics auch beantwortbare Frage, warum nicht nachschauen. Nun ja, was soll ich sagen? Ich bin etwas überrascht. Das ausgerechnet das der beste Artikel in dem Jahr Juli 2020 bis Juli 2021 ist hätte ich nicht erwartet, aber gut, hier habt ihr ihn:
Own Voice und Diversität
Huckleberry Finn, die Geisha, die Söhne der großen Bärin, Winnetou 1 und Winnetou 2, das Dschungelbuch und Kim ...
Ich denke unter der Auswahl dürfte jeder von uns mindestens ein Werk kennen und schon gelesen haben. Vielleicht habt ihr auch gemocht, was ihr da gelesen habt? Warum auch nicht. Eine Reise in eine bunte, aufregende und fremde Welt, andere Völker und ihr Leben und das alles kann man erfahren, ohne einen CO2 Fußabdruck von der Größe des Mount Blanc zu hinterlassen, ist doch perfekt. Denkt man, aber, wenn es nach own voice und der Darstellung von Diversität geht, seid ihr ganz schön auf dem Holzweg.
Das Schreiben von Indianerromanen als Mensch der weißen Mittelschicht in Deutschland ist out. Egal, wie gut ihr recherchiert habt. Own voice ist in.
Was das ist und warum es, meiner Meinung nach, mit dem Anspruch diverse Charaktere in Büchern darzustellen gewaltig kracht, lest ihr hier.
Own Voice:
„Own voice“, „eigene Stimme“, stammt aus dem englischen Sprachraum, doch was heißt die komische Verklausulierung „eigene Stimme“?
Ganz verklausuliert? Dass jeder seine eigene Geschichte schreiben sollte.
Und? Machen wir das nicht alle?, wird man sich jetzt fragen? Ist nicht jede Idee, die man hat own voice, also eine Geschichte dir mir gehört, weil sie in meinem Kopf entstanden ist und ich ihr mit meinem Schreibstil, mit meiner Art mich auszudrücken einen ganz eigenen Stempel aufdrücke?
Nicht so ganz, denn das „Eigen“ in own voice bezieht sich auf eher auf den eigenen biografischen Hintergrund, die eigene Herkunft, die eigene Erfahrungen und die eigene Lebenswelt, statt auf eine eigene Idee. Diese und nicht die Welt und Erfahrungen, Probleme von anderen soll in den Geschichten zum Tragen kommen. Klarer ausgedrückt:
Wenn du ein Mitglied der weißen Mittelschicht in Deutschland und noch dazu männlich und gut verdienend bist, kannst du schlicht und ergreifend nicht über den Lebensalltag von Alleinerziehenden schreiben. Egal ob die alleinerziehende Person männlich, weiblich oder divers ist. Einfach, weil dein Hintergrund, dein Leben, deine Erfahrungen das nicht hergeben.
Tust du es doch, ist es ein Affront. Denn, jemand, der nicht in der Situation ist, die er in seinem Buch darstellt, wird niemals verstehen und auch nicht korrekt darstellen können, die die Personen, die er in seinem Buch darstellt, fühlen.
Soweit so klar verständlich?
Man soll nicht über etwas schreiben, was man nicht kennt.
Okay, aber was ist mit der Literatur als Mittel der Kritik? Die Kunst, sei es nun Film, Literatur oder sonst was, war schon immer Raum und Mittel um auf Missstände aufmerksam zu machen in dem man die Missstände in den Bildern, dem Film, dem Buch darstellt. Wie sonst, sollen gerade marginalisierte Gruppen es schaffen Kritik zu üben? Die haben doch gar nicht die Mittel dazu.
Die Kunst als Mittel der Kritik. Klar, Künstler haben schon immer auf Probleme aufmerksam gemacht. Und oft genug haben sie teuer dafür bezahlt. Sicher könnte man meinen, dass solche Projekte doch in Ordnung sind. Immerhin schreibt man sie nicht, um berühmt zu werden, sondern aus einem nobleren Grund. Man möchte anderen helfen, möchte etwas bewegen, etwas Positives auslösen. Da kann man doch sicher eine Ausnahme machen oder?
Nein. Nicht wenn es nach der own voice Bewegung geht.
Auch wenn man einen guten Zweck damit verfolgt, ist es nicht in Ordnung über Dinge zu schreiben, von denen man keine Ahnung haben kann, weil man nicht in der Lage ist.
Aber was, wenn ich einen sehr guten Freund habe, der Alleinerziehend ist? Da bekomme ich die Probleme Tag für Tag mit. Außerdem habe ich mich mit zig anderen Alleinerziehenden getroffen, mit ihnen über ihre Anliegen gesprochen und sie über ihre täglichen Kämpfe befragt. Hier, ich habe tausende Seiten Recherche vorzuweisen. Gilt das nicht?
Nein. Auch das gilt nicht, wenn man nach own voice geht. Egal, wie gut man recherchiert, wenn es nicht Teil der eigenen Erfahrungen ist, weil man es selbst erlebt hat, darf man, kann man, nicht darüber schreiben.
Wer sich jetzt fragt, wie denn dann Randgruppen zu ihrer Stimme kommen sollen, wenn nicht andere ihnen helfen, für den hat own voice eine Antwort parat: Den Randgruppen muss geholfen werden. Sie müssen ermutigt werden für sich selbst einzustehen, selber Bücher über ihre Situation zu schreiben, selbst auf sich aufmerksam zu machen und über ihr Leben zu erzählen. Aber in keinem Fall darf ein Außenstehender das für sie tun, in dem er sie als Figuren stilisiert und in seinem Buch auftreten lässt. Anstatt über sie zu reden sollen sie reden. Oder eben schreiben.
Problem?:
Wer sich das durch den Kopf gehen lässt, wird auf Anhieb Probleme entdecken.
Erstens: Wenn es nach own voice geht, wären viele Bücher, die wir heute zu den Klassikern der Literatur zählen gar nicht mehr möglich. Okay, das ist jetzt nicht wirklich ein großes Problem, aber ich weiß nicht, ob es nicht schade ist. Zugegeben, Mark Twain habe ich nie gelesen und Karl May nach den ersten Kapiteln verworfen, aber ehrlich? Um „Die Söhne der großen Bärin“, wäre es mir schade. Auf die würde ich ebenso wenig in meinem Bücherregal verzichten wollen, wie auf die Kriminreihe von Tony Hillerman. Aber gut, das ist eher Geplänkel und nicht wirklich wichtig.
Neben dem Fakt, dass unsere Bücherregale sicher sehr viel leerer wären, wenn wir schon früher dem Grundsatz von own voice gefolgt wären, gibt es noch ein zweites großes Problem: Wenn dem Ansatz von own voice gefolgt wird, hat das zwangsläufig die Konsequenz, dass manche Teile unserer Gesellschaft einfach nicht zu Wort kommen können, da sie weder die Zeit, noch die Mittel haben, ihre Geschichte selbst zu schildern. Oder weil sie es auch nicht wollen, da es für sie unter Umständen zu traumatisch wäre alles noch einmal durchleben zu müssen. Beides sind legitime Gründe nicht zum Stift zu greifen, führen aber dazu, dass der Gesellschaft als Ganzes einfach ganze Welten fehlen. Wäre es da nicht hilfreich, wenn sich jemand von Außen einbringt und ihre Geschichten erzählt?
Nein, laut own voice ist das nicht vorgesehen.
Was man allerdings machen kann ist, dass man die gesellschaftlichen Bedingungen abändert, so dass auch diese Gruppen die Möglichkeit erhalten ihre Geschichte selbst zu erzählen. Wie genau das dann aussehen soll und wie lange das dauern wird, dazu gibt es kaum Lösungsvorschläge, allerdings weiß jeder, dass es eine ganze Weile dauert, um gesellschaftliche Zustände so weit zu ändern, dass auch marginalisierte Gruppen zu Wort kommen können. Genügend Beispiele haben wir ja. Leider.
Das nächste Problem, dass bei own voice auftreten kann, würde ich gern das „Zeugenproblem“ nennen.
Die Realität, die wir wahrnehmen ist von uns selbst, unseren Erfahrungen und unseren Einstellungen abhängig. Zwei Menschen können das Gleiche beobachten und doch werden sie andere Angaben machen. Verrückt oder? Kommt bei Zeugenaussagen aber regelmäßig vor und jeder Polizist kennt das Phänomen.
Was sagt uns das über Geschichten, die nun nichts anderes als ein Zeugnis sind?
Sie sind ebenfalls zutiefst persönlich.
Was eine Alleinerziehende berichtet, kann eine zweite vielleicht schon nicht mehr nachvollziehen, weil ihre Wahrnehmung und auch ihre Umstände anders sind. Wenn wir also own voice gerecht werden wollen, müssten wir eigentlich tausende und abertausende von Geschichten aus einer und derselben Gruppe haben, denn jedes Mitglied der Gruppe wird sein Leben anders beschreiben. Schreibt nur ein Mitglied, wird das der Gruppe gar nicht gerecht. Ein anderes Mitglied könnte dagegen sofort wieder zu Feld ziehen und, berechtigt, sagen, dass das seine Welt nicht abbildet. Einziger Weg das zu umgehen wäre, wenn man zu Beginn einer jeden Geschichte klarstellt, dass es sich um die Aussage eines Mitglieds handelt, die aber natürlich nicht stellvertretend für alle anderen Mitglieder stehen soll, weil… own voice.
Und als ob all diese Probleme nicht schon schwer genug zu bewältigen wären gibt es noch ein ganz großes Problem: own voice steht in Konflikt mit einem anderen Konzept. Nämlich dem der Diversität.
Bring mehr Farbe in die Geschichten!
Diversität fordert uns Autoren und Autorinnen dazu auf, endlich mehr Farbe in unsere Figuren zu bringen. Die Zeit der weißen Mittelschichtcharaktere ist vorbei. Unsere Gesellschaft besteht aus mehr Menschen als diesen und es ist an der Zeit sie auch in unseren Büchern genauso bunt abzubilden, wie sie ist.
An sich eine klasse Idee, aber… wie soll ich als Mitglied der weißen Mittelschicht einen Charakter auf die Beine stellen, der genau das nicht ist? Laut own voice geht das und darf ich das gar nicht, da mir zu so einer Figur der Hintergrund und die Erfahrungen fehlen. Mir als weißer Frau der Mittelschicht bleibt, laut own voice, nichts anders übrig, als über die Schulprobleme meiner Kinder und meinen Frust in der Ehe zu schreiben.
Vielleicht, wenn es richtig schlimm läuft, erwischt mich eine schwere Erkrankung, Krebs geht bei uns in der Familie um, und dann kann ich darüber schreiben. Aber, verglichen mit dem, mit dem andere zu kämpfen haben, erscheint mir das doch reichlich profan und langweilig und ich setze meine Kraft eigentlich lieber für andere Dinge ein. Außerdem ist eine weiße Hauptfigur mit Krebs nun alles mögliche, aber nicht divers.
Also, own voice und der Ruf nach Diversität sind sicher tolle Konzepte, doch beide gleichzeitig kann ich nicht bedienen und ich denke, bei den wenigsten in unserer Gesellschaft ist das der Fall, einfach aufgrund der Art, wie unsere Gesellschaft gestrickt ist. Wir sind da leider noch richtig übel 1950ziger Jahre, man muss es einfach so sagen. Natürlich könnte man das als Herausforderung betrachten und eine Gesellschaft aus der Sicht einer weißen Person schildern, die extremst 1950ziger anmutetet, um am Ende zu lüften, dass es sich um unsere Zeit handelt, aber wirklich?
Fakt ist, beide Konzepte stehen sich diametral gegenüber und können daher nur schwer bis gar nicht angewandt werden. Zudem bin ich der Meinung, dass man sich sehr wohl auch für andere Gruppen und Menschen einsetzen und ihre Geschichte erfolgreich und mit viel Respekt authentisch erzählen kann, einfach in dem man seine Hausaufgaben, aka Recherche, macht und das Buch vor der Veröffentlichung von sensitivity readern (Lesern die aus der entsprechenden Gruppe stammen und daher Ahnung haben sollten) prüfen lässt. Noch besser: Schon während des Entstehens arbeitet man eng mit der entsprechenden Gruppe zusammen und lässt sich von ihnen ihre Geschichte erzählen. Dann kann man dem Ruf nach Diversität und own voice doch gerecht werden. Die Konzepte als etwas zu verstehen, was auf Biegen und Brechen in seiner Reinform eingehalten werden muss, sehe ich als sehr problematisch. Sowohl für rein weiße Autoren und Autorinnen, als auch für die entsprechenden betroffenen Gruppen. Also, nutzt euer Hirn, recherchiert, redet mit den Betroffenen, behandelt sie mit dem Respekt, den ihr auch entgegengebracht bekommen wollen würdet und dann schreibt und lasst es prüfen. Das wäre der richtige Ansatz von own voice und Diversität.
#schreibblogg#schreiben#autorenleben#german writer#selfpublishing#lesen#buch#buchchontent#lesefuttter leseliebe#autorenaufinstagram
2 notes
·
View notes
Text
Veronica - Pt.02 (Jean x OC)
Ikemen Vampire Fanfiction
Language: german
Word count: 2,7k+
Blinzelnd kämpfte ich mich aus dem tiefen Schlaf, aus der Schwere und Wärme die mich gefesselt hielt und erkannte nach mehreren Augenblicken die Stoffe des Himmelbettes, in welchem ich lag. Mein Körper fühlte sich taub an, als ich versuchte mich aufzustützen und brauchte mehrere Anläufe, bis ich eine sitzende Position erreichte. Mein Blick glitt über die Vorhänge zu dem Fenster, durch welches Sonnenlicht den Raum flutete. Das Zimmer in dem ich residierte.
Geistesabwesend führte ich meinen steifen Arm zur Seite meines Halses und zuckte zusammen. Der Schmerz war real. Es war keine Einbildung gewesen. 'Es wird nicht reichen um hier zu überleben.', hallte die sonore Stimme von Jean in meinem Kopf.
'Was soll ich nur tun?', fragte ich mich selbst und schlug die Bettdecke zur Seite, um die Füße auf den Boden daneben abzustellen. Ich fühlte mich gefangen in der Höhle der Löwen - oder un genauer zu sein, in einer Villa voller Vampire. Und erneut fragte ich mich, wie ich hierher gekommen war, während mein Blick auf dem Schminktisch hängen blieb.
Das alles hier, kam mir so verdammt vertraut und gleichzeitig so ungemein fremd vor. Ich erinnere mich daran, dass ich ein geregeltes Leben hatte, einen Job und Träume, doch es kam mir weiter entfernt vor. Was habe ich gestern getan? Vor einer Woche? Einem Monat? Oder einem Jahr?
Ih konnte meine entfernten Erinnerungen nicht greifen, geschweige denn benennen. Mein Blick fiel auf den Kimono, den ich bei meiner Ankunft hier getragen habe.
"Veronica?", drang eine Stimme dumpf durch die geschlossene Türe, gefolgt von einem Klopfen. Meine Gedanken brauchten einen Moment, bis ich sie Sebastian zuordnen konnte. Es entstand eine Stille nach dem Klopfen, denn ich wollte nicht antworten. "Veronica?"
Er klang besorgt, doch ich antwortete immer noch nicht. Veronica war ein Name, der mir eingefallen war. Ob es mein wirklicher Name war, wusste ich nicht, denn meine Erinnerungen spielten mir zunehmend Streiche. Ich konnte Selbstverteidigung, wusste die Etikette zu wahren und doch erinnerte ich mich nicht an das, was ich gestern Morgen getan hatte. Nach weiteren stillen Sekunden, die quälend langsam verstrichen, hörte ich Sebastians Schritte, sich entfernen.
Mit einem tiefen Atemzug stand ich auf und ging zu dem Fenster um es zu öffnen. Eine frühlingshafte Briese bauschte die Gardinen zu meinen Seiten auf und ich roch den Geruch von Harz, Blumen und Wald. Eine Melodie säuselte leicht und spielend im Wind, doch konnte ich den Ursprung nicht ausmachen. Ob sie von Mozart stammt?
Wolfgang Amadeus Mozart war ebenfalls ein Resident dieses Anwesens. Und er war neben Theodorus Van Gogh mit Abstand einer der unhöflichsten Menschen, denen ich je begegnet war. Aber seine Musik zu hören, ließen meine Gedanken zur Ruhe kommen. Kurz ließ ich mich von der leichten Musik einhüllen. War das etwa... die Zauberflöte?
Eine Abwandlung, sicherlich, aber die Klänge kamen mir furchtbar vertraut vor.
Energisch schüttelte ich meinen Kopf. Ich musste zunächst einmal herausfinden, wo genau ich hier bin. Comte sagte gestern, dass wir hier am Rande von Paris wären. Wenn ich aus meinem Fenster sah, konnte ich einen Wald erkennen und zur Seite tatsächlich eine größere Stadt. Definitiv nicht das Paris, welches ich von Postkarten oder Fotos kenne. Also musste auch etwas an dieser Zeitreise-Theorie dran sein...
Erneutes Klopfen an der Tür lenkte mich von meinen Gedanken hab. "Veronica? Seid Ihr wach?"
Nein, dachte ich genervt und versuchte meine Gedanken wieder zu sammeln und den Stand der Sonne zu bestimmen. Doch wenn man nicht einmal wusste, welcher Monat war, ließ sich der nur schwer bestimmen, wie mir nach einigen Augenblicken klar wurde.
"Ich lasse Euch etwas von dem Frühstück in der Küche übrig." - Als würde ich mit jemanden von euch frühstücken wollen, schnaufte ich meinen Gedanken tonlos und griff nun doch sicherheitshalber zu dem Morgenmantel, der über dem Stuhl des Schminktisches lag. Das fließende Material passte sich meinem Körper schamlos an, als ich den Knoten unter meiner Brust zuband.
Erst dann hörte ich die Schritte, wie sie dumpf von der geschlossenen Türe die Stelle verließen. War es schamlos, kein schlechtes Gewissen zu verspüren? Ich hätte warten können, bis Sebastian weg war, stattdessen...
Nein. Die Szene gestern in der Küche klar vor Augen sagte ich mir, dass ich nichts falsches getan hatte.
"Könnt Ihr nicht schlafen, Veronica?"
"Sebastian? Ich hätte nicht gedacht, dass noch jemand wach ist. Der Hallengang ist komplett dunkel.", sagte ich mit einem verlegenem Lächeln, eine Hand noch an der Rausteinwand, während ich die Treppen zur Küche hinunter stolperte.
"Ihr seht blass aus. Ist alles in Ordnung?", fragte Sebastian, doch ich winkte mit der Hand ab, um ihn zu beruhigen. "Ich habe nur schlecht geschlafen. Und eine Zeitreise scheint Spuren zu hinterlassen."
Sebastian füllte ein Glas mit kristallklarem Wasser, während ich mich in der Küche auf einen Stuhl beim Arbeitstisch hinsetzte. Mit einem erleichterten Lächeln nickte ich ihm zu. "Danke, Sebastian."
"Nicht dafür." Eine Spur eines Lächelns setzte sich auf seinem Gesicht ab. "Ich bin hier ein einfacher Butler."
"Das wart Ihr aber nicht immer, oder?", fragte ich und lehnte mich zurück, das Glas zu meinem Lippen angehoben, spähte ich über den Rand zu ihm. Sebastian hob prüfend eine Augenbraue. "Ihr seid nicht von hier. Eure Augen verraten, dass Ihr aus dem asiatischen Raum kommt. Ich möchte auf Japan tippen. Das Essen, welches Ihr heute Abend serviert habt und sicherlich Ihr gemacht habt, hatte allerdings den üblichen europäischen Geschmack, meine Gratulation zu Euren herausragenden Kochkünsten an dieser Stelle, Sebastian, jedoch war es nicht perfekt." Ein schlaues Lächeln zog sich über meine Lippen, als Sebastian mir aufmerksam zuhörte und nicht nur interessiert meinen Ausführungen lauschte, sondern auch überrascht.
"Eure Höflichkeit und die Art, wie Ihr Eure Tätigkeit hier ausübt, würde ebenso zu einem Japaner passen, als zu einem Europäer. Also... wie ist Euer wirklicher Name?"
Sebastian starrte mich an, dann hob er die Hände vor seine Brust. Das klatschende Geräusch seiner behandschuhten Hände, wie sie gegeneinander klatschten füllte die stille Küche. Mit einem anerkennenden Lächeln nickte er mir zu. "Eure Begabung zu kombinieren ist herausragend und hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Sir Arthur."
Ich hob eine Augenbraue. "Der verrottete Flirt?", fragte ich skeptisch, doch Sebastian schmunzelte lediglich. "Ihr habt recht, Veronica. Mein Name ist Akihiko Satou, doch fand ich den Namen Sebastian passender, als Comte mich hierher eingeladen hat. Ich komme ursprünglich aus Japan, und ich nehme an, wie Ihr aus dem 21th Jahrhundert."
Darauf war ich nicht gefasst und ich trank ruhig von dem Glas. Das kühle Wasser spülte durch meine Kehle und ließ mich die Beherrschung wieder finden. "Vielleicht.", antwortete ich knapp. "Ich weiß jedoch nicht, wie ich hierher gekommen bin, oder, was ich zuvor gemacht habe. Wo ich gewesen bin." Ich fasste mir mit der freien Hand gegen die Stirn.
Akihiko oder Sebastian begann wieder damit das Besteck zu polieren, während er mich prüfend betrachtete. "Ihr könnt Euch an überhaupt nichts erinnern?", fragte er verwundert.
Das Glas gab ein leises Geräusch von sich, als ich es vor mir auf den Tisch anstellte. "Nur aus meiner frühen Vergangenheit. Dass ich aus Deutschland stamme und dass ich dort alleine mit meiner Mutter lebte. Ich habe eine Schwester, die von uns nichts mehr wissen will." Das auszusprechen versetzte mir einen kleinen Stich. "Sie hat psychische Probleme.", schob ich als Erklärung hinten nach und hoffte, dass Sebastian nicht weiter fragen würde. Zu meiner Erleichterung nickte er nur. "Von Deutschland ist es nicht weit bis nach Paris.", sagte er leise, vertieft in die Politur.
"Ich glaube allerdings nicht, dass ich in Deutschland war." Ein tiefes Seufzen entfuhr mir. "Ich wollte immer nach Japan. Es gibt dort vieles zu sehen."
"Verständlich. Es ist such eine völlig andere Kultur als in Europa.", erwähnte Sebastian. "Ja.", erwiderte ich knapp. "Ich wollte die Welt bereisen und so viel sehen wie nur möglich. Was hat Euch nach Frankreich getrieben, Akihiko?"
"Bitte", begann er und sortierte das Besteck ein. "Bleibt bei Sebastian und lasst die Höflichkeit bei Seite. Jemanden aus meiner Zeit als Gast zu beherbergen weckt nostalgische Gefühle. Ich hätte es gerne, wenn Ihr mich familiär betrachtet."
Ich hob die Augenbrauen, doch dann nickte ich mit einem Lächeln, bevor er fortfuhr: "Ich studierte Geschichtswissenschaften. Napoleon Bonaparte war einer der größten Helden für mich, als ich ein Kind war, las ich ein Buch ��ber ihn. Als ich in Frankreich mein Studium fortsetzen wollte, traf ich auf Comte de Saint-Germain und lud mich hierher ein. Es war wie ein wahr gewordener Traum, dass ich die Charaktere unserer Geschichte hier wieder treffen kann, wie sie wirklich sind. Unsere Geschichtsbücher haben viel über sie verdreht, es ist erstaunlich, wie normal sie sind."
Schweigend lauschte ich Sebastian während er in seinem Monolog über seine Reise hierher verfiel. "Normal.", wiederholte ich leise.
"Pardon?"
Ich schüttelte meinen Kopf. "Normal ist kaum das passende Wort hierfür. Vielmehr wie ein Märchen oder ein abenteuerlicher Roman, den sich jemand als Fanfiktion ausgedacht hat.", endete ich meinen Satz und rieb mir die Stirn. "Was kommt als nächstes? Dämonen und Vampire?", fragte ich mit einem Lachen.
Dämonen... ein Schauer rann über meine Schultern, als ich mich an meinen Traum erinnerte. Ich konnte die Figuren nicht erkennen, aber es war eine abgedrehte Inuyasha Geschichte. Ich holte tief Luft. "So etwas gibt es nicht."
Sebastian war still geworden und sah mich prüfend an. "Ich würde nicht sagen, dass es so etwas nicht gibt. Nichts scheint unmöglich, wenn man bedenkt, wo wir uns befinden. Im 19ten Jahrhundert mit Menschen die historischen Hintergrund besitzen."
Ich drehte das Glas zwischen meinen Händen und sah Sebastian einfach nur abwartend an. "Was willst du mir damit sagen?", fragte ich ruhig, als er fortfuhr. "Die bloße Existenz dieser verschiedenen Figuren in einer Zeitlinie ist unglaublich alleine. Die logische Erklärung ist, dass sie alle Vampire sind."
Ich blinzelte.
Logische Erklärung... Na klar. Doch Sebastians Gesicht war so ernst und ruhig, sein Blick so prüfend. "Du meinst das ernst?", fragte ich und die Realisierung ließ meinen Gedanken entschwinden, den ich soeben noch hatte, während ich sein Gesicht studierte und hoffte dort einen Hinweis zu finden, dass er scherzte.
Doch ich fand keinen.
"Das ist also die Erklärung, warum sie alle hier leben? Sie sind Vampire?" Ich konnte es nicht glaubten und mein Puls beschleunigte sich.
"Nein. Es war nur ein Scherz.", sagte zu meine Verblüffung Sebastian und lächelte flach. Ich starrte ihn an und kniff die Augen zusammen. "Es gibt keine logische Erklärung für die Existenz historischer Figuren in diesem Anwesen. Es ist einfach ein Wunder."
"Mhm.", machte ich und schob das Glas von mir. "Für einen Augenblick hattest du mich, Sebastian. Ohne dir zu nahe zu treten, du solltest solche Scherze nicht erzählen."
"Ah, ich schätze man sollte lachen, wenn man das tut.", grinste Sebastian und schüttelte zerstreut seinen Kopf, als er die Schublade mit dem Besteck schloss. "Ich denke Ihr solltet versuchen wieder zu schlafen, Veronica. Ich werde auch bald zu Bett gehen."
Noch immer ein wenig skeptisch hob ich eine Augenbraue, dann nickte ich schmunzelnd. Was für ein komischer Kauz. "Ja, du hast recht. Gute Nacht, Sebastian."
"Gute Nacht."
Ich nagte an meiner Unterlippe, als ich daran zurückdachte. Sebastian hat mir die Wahrheit gesagt und es anschließend als Scherz revidiert. Wie konnte er?
War ich es nicht Wert, die Wahrheit zu erfahren? Im Spiegel des Schminktisches betrachtete ich die Bisswunde, von letzter Nacht. Die zwei Bisslöcher waren noch deutlich zu sehen, als rosarote Male, auf meiner blassen Haut. Mit dem Finger tastete ich sie ab. Die Heilung war verhältnismäßig weit vorgeschritten.
Mit einem tiefen Atemzug lehnte ich mich in den Stuhl zurück und justierte meine gelockten Haare über meine Schultern, sodass sie das Mal verdeckten. Dann schob ich das seidige Nachthemd über meinen Bauch und betrachtete die Narbe unterhalb meines Nabels.
Wieder klopfte es an meine Türe. "Veronica, seid ihr wach?!" Wieder Sebastian. Ich rollte mit den Augen und zog mein Nachthemd wieder zurück und schob den Morgenmantel ordentlich über meine Schultern. "Veronica! Ein Feuer breitet sich aus!"
Kurz erstarrt sprang ich von dem Stuhl auf und ging zur Tür. Sebastians Stimme klang wirklich etwas höher als sonst. Doch ein Feuer? Warum sollte ich das glauben?
"Gott, es breitet sich schneller aus als gedacht! Sebastian, wir müssen alle raus bringen!" Wessen Stimme war das?
"Verfluchter Mist! Raus hier!"
"Veronica, bitte!"
Unter der Türe drang Rauch und ich ging einen panischen Schritt zurück. Oh verflucht, die meinen das ernst! Ohne nachzudenken griff ich nach dem Türknopf und öffnete mit Schwung die Tür und stolperte in die Korridor, bereit mich vor den Flammen nötigenfalls abzuschirmen, die sich durch den Korridor fraßen.
Nur, dass da keine Flammen waren.
"Ah, na endlich. Guten Morgen Schönheit.", grinste mich Arthur mit einem dreisten Grinsen an. Neben ihn stand lächelnd Dazai, der gemütlich einen Zug von seiner Pfeife nahm und den Rauch zur Decke pustete. Isaac neben Sebastian starrte mich erschrocken an und Sebastian selbst sah erleichtert aus. Doch das änderte sich schlagartig. "Es gibt kein Feuer, richtig?" Es war keine Frage, als ich ihn mit verengten Augen fixierte.
"Es tut mir aufrichtig leid, dass wir zu solchen Maßnahmen greifen mussten, doch anders seid Ihr nicht aus Eurem Zimmer zu bekommen.", erwiderte Sebastian. Ich rümpfte die Nase und ließ meinen Groll freien Lauf: "Ich hasse nichts mehr als angelogen zu werden!", blaffte ich und wirbelte zu Dazai und Arthur. "Ihr solltet eure Nase nicht in Angelegenheiten stecken, die euch nichts angehen!"
Ich war wütend und ich wusste, dass ich meine Emotionen zu ungefiltert freien Lauf ließ, als ich mich wieder zu meinem Zimmer drehte. "Warte!"
Eine Hand umfasste den Türknauf und Isaac stand nur Zentimeter von mir entfernt. Ich biss die Kiefer zusammen und starrte ihn zornig an, was ihn zum schlucken brachte. Seine kirschblütenfarbenen Augen hielten meinem Blick nur kurz stand, als er zu Boden starrte. "... ich... ich habe sie überredet mit zu helfen, damit du aus deinem Zimmer kommst, Veronica. Ich muss mich bei dir entschuldigen."
Unwirsch schnaufte ich, doch als ich bemerkte, dass Isaac den Türknauf so fest umklammert hielt, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, zügelte das meine Wut. Sein Arm zitterte und unruhig rang er nach Worten. "Ich habe... es... ich wollte dich gestern Nacht nicht angreifen! Ich wollte dir auch keine Angst einjagen. Ich war so vertieft in meiner Arbeit, dass ich vergessen habe Roughe zu trinken. Und als ich auf dem Weg zur... Küche war..."
"War ich im Weg." Von Erkenntnis gepackt hob ich meine Augenbrauen und Isaac begegnete meinem Blick fast hoffnungsvoll. "Es... es soll nicht wie eine Ausrede klingen, Veronica. Ich hätte vorsichtiger sein müssen, jetzt solange du hier bist. Es... ist einfach... Ich würde nie etwas tun, das dir schadet, Veronica!"
Die Stimme von Isaac zitterte und schließlich verstummte er gänzlich und ließ seinen Blick sinken. Dennoch war ihm die Schuld an der Stirn abzulesen und wie unwohl er sich wegen dem, was gestern Nacht passierte fühlte. Dabei hat Isaac doch wirklich gar nichts gemacht.
"Es ist... nichts passiert.", rang ich mit mir selbst zu sagen, woraufhin Isaac seinen Blick etwas hob jedoch wagte er es nicht mir in die Augen zu sehen. "Ich muss jedoch auf eine Erklärung bestehen." Damit drehte ich mich zu Sebastian. "Auf eine ausführliche Erklärung."
Sebastian erwiderte meinen Blick ruhig und verbeugte sich nach einige Sekunden. "Natürlich."
"Ich muss mich umziehen, Isaac.", erinnerte ich ihn woraufhin sein Blick zu seiner Hand glitt, die noch immer den Türknauf fest umklammert hielt. "Ah-!", entkam ihm und er zog seine Hand weg, als hätte er sich soeben verbrannt. Ich musste schmunzeln. Auch wenn sich Isaac ständig meinem Blick entzog und bei dem Abendessen kaum ein Wort gesprochen hatte, war er erstaunlich emphatisch, aber auch extrem introvertiert. "Danke.", sagte ich deshalb. "Nimm es dir bitte nicht zu sehr zu Herzen, Isaac. Es ist nichts passiert. Ich war erschrocken."
Sieh an, ich konnte meine Gefühle auch sehr gut herunterschlucken. Isaac wirkte noch immer unsicher und sah mir schüchtern nach, als ich durch die Tür wieder in mein Zimmer ging. Kaum verschlossen atmete ich tief durch und lauschte ihnen.
"Also kommt sie wieder raus?", fragte Arthur sichtlich verwirrt.
"Hast du ihr nicht zugehört? Natürlich kommt sie wieder.", entgegnete Isaac hörbar unsicher. Ein seidiges, leises Lachen dass von Dazai stammte füllte die Pause. "Sieh an wie sehr sich Ai-kun um Toshiko-san sorgt."
"Aww Newt, wie süß!"
"Was?! Haltet die Klappe ihr zwei!"
"Wir sollten den anderen Residenten Bescheid geben, dass wir uns im Speisesaal treffen. Ich werde Comte informieren.", beruhigte Sebastian die drei und gab gleichzeitig wieder Struktur in das Chaos.
"Ich wecke Napoleon.", erklärte Isaac, wo hingegen Arthur die Brüder und Dazai 'Wolf-kun' Bescheid geben wollten.
Ich atmete tief durch und ging zurück zu dem Schminktisch. Die Hand über der Schulter hob ich meine Locken an und betrachtete die Bissnarbe.
Und wer gab Jean Bescheid?
#ikemen series#ikemen vampire#ikevamp#fanfiction#fanfiktion#ikevamp fanfic#ikevamp writing#ikemen vampire fanfiction#ikevamp fanfiction#ikevamp fic#deutsche fanfiktion#deutsche ikevamp fanfiktion
2 notes
·
View notes
Photo
Kapitel 4: Ein guter Vater
Am nächsten Morgen blickten Fraser und Fergus erstaunt und zugleich sehr erfreut auf, als Claire sich beim Frühstück zu ihnen gesellte. Normalerweise frühstückten "die Männer" am Samstag- und am Sonntagmorgen allein, denn sie waren Frühaufsteher und Claire schlief an ihren freien Tagen gern aus. Nach dem Frühstück fragte Claire Fraser, ob er zehn Minuten für ein Gespräch unter vier Augen hätte. Sie hatte ihre Bitte gerade ausgesprochen, als Fergus erschreckt aufsah. Dann sah er seinen Vater ärgerlich an:
"Papa, was ist gestern Abend geschehen?"
Fraser und Claire sahen einander überrascht an, dann antworteten sie, wie aus einem Mund:
"Nichts!"
Fergus, der zwischenzeitlich von seinem Stuhl gerutscht war, lief zu Claire, die auf der anderen Seite des Tisches saß und hielt ihr seine Ärmchen entgegen. Claire hob ihn auf ihren Schoß.
"Claire, Sie werden uns doch nicht verlassen, oder? Sie werden doch nicht, wie sagt man, kündeln?"
"Kündigen, Fergus, das heißt kündigen. Nein, ich werden nicht kündigen."
"Aber warum wollen Sie denn dann mit Papa sprechen? An einem Sonntagmorgen?"
Claire zog den Kopf des Jungen an ihre Brust. Ohne es zu bemerken, begann sie ihren Körper langsam vor und zurück zu bewegen, als wollte sie ihn in den Schlaf wiegen.
"Fergus, Dein Papa hat nichts Falsches getan und ich werde auch nicht kündigen. Ich muss mit Deinem Papa etwas besprechen, Business-Kram, langweiliges Zeug. Du kannst derweil schon hinauf gehen, Gesicht waschen, Zähne putzen und Deine Sachen anziehen."
“Frühstück” by marijana1
Der kleine Lockenkopf nickte.
"Ich freue mich doch so auf den Frühling und den Sommer, Claire."
"So, kannst Du mir sagen, warum?"
"Weil, wenn es dann wieder warm wird, kann ich doch mit Ihnen wieder Fußball spielen."
Claire lacht, dann streichelte sie Fergus noch einmal über den Kopf und ließ ihn langsam auf den Boden gleiten. Der Junge wollte sogleich aus dem Zimmer rennen, doch Claire rief ihn noch einmal zurück: "Fergus!?"
Erstaunt drehte sich der Junge um. Claire deutete mit ihrem Kopf in Richtung Fraser:
"Fergus, Dein Papa liebt Dich sehr und er würde niemals etwas tun, was Dir schadet oder Dich verletzt."
Fergus verstand. Langsam ging er zu Fraser, der ihm seine Arme entgegenstreckte und ihn auf seinen Schoß hob.
"Entschuldigung, Papa."
Jamie drückte den Jungen an seine Brust.
"Entschuldigung angenommen."
Sie verharrten einen Moment in dieser Weise. Dann fuhr Fraser fort:
"Ich würde nie etwas tun oder wollen, dass Claire uns verlässt. Ich bin doch glücklich, dass Du es so gut bei ihr hast, dass Ihr Euch so gut versteht. Du musst Dir keine Sorgen machen. Ich will doch, dass es Dir gut geht, Fergus."
"Danke, Papa."
Anstelle einer Antwort, gab Fraser dem Kind einen Kuss auf die Stirn und drückte es noch einmal an seine Brust. Dann setzte er Fergus auf den Boden und sagte:
"Geh’ jetzt. Wasch Dich und zieh' Dich an. Wir wollen doch in das Museumsdorf nach Düppel fahren."
“Museumsdorf Düppel” by Lienhard Schulz, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=305226
Fergus strahlte und er konnte sich die Frage nicht verkneifen:
"Claire, wollen Sie mit uns …"
"Nein, heute ist Dein Tag mit Papa. Und für mich ist heute mein freier Tag. Wir sehen uns zum Tee oder später zum Abendessen."
Fergus nickte und ergab sich in sein Schicksal. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, fragte Fraser:
"Claire, was liegt Ihnen auf dem Herzen? Haben Sie die Sonntagszeitungen gesehen?"
"Nein, aber ich kann mir vorstellen, was sie schreiben."
Fraser griff zum Stuhl neben sich, wo eine der Berliner Sonntagszeitungen lag und reichte sie Claire.
"Berlins neues Glamour-Paar bekennt sich öffentlich zu seiner Liebe"
war dort zu lesen. Und natürlich waren auch die entsprechenden Bilder zu sehen. Eines dieser Bilder, war in den Mittelpunkt der Seite gerückt worden und wurde von einem kitschigen großen roten Herz umrahmt.
Claire schüttelte den Kopf, schloss die Seiten und gab die Zeitung an Fraser zurück.
"Nein, das ist nicht der Grund, warum ich mit Ihnen sprechen möchte. Es geht und David Gehrmann und seine Freundin Geillis Duncan."
Fraser sah sie erstaunt an.
"Ich kenne Geillis bereits seit einigen Jahren und David kenne ich seit sie zusammen sind, so um die vier Jahre."
Fraser schwieg und sah sie weiterhin fragend an.
"Sie werden sich sicherlich fragen, warum ich Ihnen das nicht bereits gestern Abend gesagt habe. Oder in jenem Moment, als wir ihnen begegneten. Ich war so sehr überrascht und brauchte eine Zeit, um das zu verarbeiten. Ich wollte es nicht vor Ihnen verheimlichen."
"O.K., aber was ist das Problem?"
"Geillis war diejenige, die mich auf Ihre Anzeige in der 'Wirtschaftswoche' aufmerksam gemacht und mich gedrängt hat, mich bei Ihnen zu bewerben."
"Arbeitete sie in der …"
"Nein, sie war viele Jahre selbständige Modeberaterin … im höherpreisigen Segment. Aber seitdem sie mit dem 'reichen Dave' zusammen ist … macht sie das nur noch hin und wieder. Sie liebt es mit einem Croissant, einem starken Kaffee und einer Zigarette zu frühstücken und nebenbei irgendwelche Klatschblätter zu lesen. Die waren ihr aber ausgegangen und notgedrungen hat sie in die 'Wirtschaftswoche' hineingeschaut, die Dave auf dem Frühstückstisch liegen gelassen hatte. Sie kam ganz aufgeregt zu mir und zeigte mir das Jobangebot. Geillis wusste, dass ich von meinem verstorbenen Ehemann Schulden geerbt hatte und … sie meinte mit einem dreifachen meines Krankenschwestergehalts seien diese schneller zurückzuzahlen. Noch am selben Abend haben wir zusammen mein Bewerbungsschreiben aufgesetzt."
"Aber das ist doch eine gute Geschichte. Ich muss ihrer Freundin sehr dankbar sein, dass sie Sie auf das Job-Angebot aufmerksam gemacht hat. Wo ist das Problem?"
"Das Problem ist, dass Geillis und ich uns schon seit vielen jahren nahe stehen. Sie kennt mich besser als vielleicht irgendjemand anderes. Sie durchschaut mich, wenn ich versuche, sie anzulügen und ich erwarte, dass sie mich in den nächsten Tagen anrufen und nur so mit Fragen löchern wird."
Fraser nickte.
"Ich verstehe."
Für einen Augenblick schwiegen sie.
"Was könnten wir tun, um ihre Freundin zu überzeugen? Haben Sie eine Idee?" fragte Fraser dann.
"Ich weiß es nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass ich ihren Fragen momentan nicht … allein gegenübertreten möchte."
Erneut nickte Fraser.
"Was halten Sie davon, wenn wir Geillis und Dave zu einem Abendessen einladen und ihnen so quasi die Homestory bieten, die sich die Klatschpresse von uns wünscht?"
"Das wäre sicherlich eine Möglichkeit …"
Claire schien sich nicht sicher zu sein und plötzlich klopfte es leise an der Tür. Sie wussten beide, dass dies Fergus sein würde und dass damit die Zeit, in der sie unter vier Augen sprechen konnten, zu Ende war.
"Herein!"
Fergus trat durch die Tür und lächelte. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, lief er seinem Vater entgegen, der ihn aufhob und auf seinen Schoß nahm. Fraser sah ihn mit einem leicht prüfenden Blick an, dann sagte er:
�� "Das hast Du gut gemacht!"
"Was?" fragte der Junge und drehte sein Gesicht zu Frasers hinauf.
"Na, Du hast Dich gewaschen und ordentlich angezogen und vor allem hast Du geklopft!”
Fergus seufzte.
"Das habe ich in der letzten Woche mit Claire … trainiert. Sie hat gesagt, es sei unhöflich, nicht zu klopfen und dass man das nicht tut."
"Da hat Claire recht. Jetzt geh' und hol' Deine Jacke. Dann können wir losfahren."
Während Fergus davon stürmte, wandte sich Fraser noch einmal an Claire:
"Danke. Ich habe viele Wochen lang versucht, es ihm beizubringen. Irgendwann habe ich aufgegeben. Er war immer so enthusiastisch und hat es vergessen."
"Er wird und kann auch weiterhin enthusiastisch sein. Ich werde ihm das auf keinen Fall austreiben. Aber jetzt, wo er zur Schule geht …"
Fraser schmunzelte und nickte.
Plötzlich erscholl ein Ruf aus dem Flur:
"Papa, kommst Du? Ich bin fertig."
"Die Pflicht ruft. Ich muss gehen," sagte Fraser und stand auf, "wir sprechen heute Abend noch einmal, was wir wegen Geillis und Dave tun können."
"Danke. Habt viel Spaß. Sehen wir uns zum Tee?" erwiderte Claire.
"Ja, sicher," gab Fraser zurück. Beinahe hätte er sich zu ihr gebeugt, sie umarmt und ihr einen Kuss auf die Wange gedrückt. Doch er konnte sich gerade noch zurückhalten.
“Fenster” by OlgaofDG
Als "die beiden Männer" gegangen waren, räumte Claire den Tisch ab und brachte das Geschirr in die Küche. Sie wusste, dass das nicht zu ihren Aufgaben gehörte. Aber warum sollte das Geschirr dort herumstehen, bis Frau Curtius kam, und den Tisch für den Tee vorbereitete? In der Küche machte sich Claire ein großes Sandwich, das sie als Mittagessen verspeisen wollte. Dann nahm sie den Aufzug in ihre Wohnung. Nachdem sie sich einen Tee gemacht hatte, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und begann Tagebuch zu schreiben. Es gab so viele Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen und Tagebuch schreiben war seit vielen Jahren der Weg für Claire, ihre Gedanken zu ordnen und ihnen Richtung zu geben. Zwei Stunden später machte sie sich einen frischen Tee und begann, ihr Sandwich zu essen. Anschließend griff sie zu einem Buch, legte sich auf ihre Couch und begann zu lesen. Als sie bemerkte, dass sie müde wurde, stellte sie den Wecker ihres Smartphons, deckte sich zu schlief kurz darauf ein.
Kurz nach sechszehn Uhr klingelte Claires Smartphone. Sie streckte sich. Dann stand sie auf, faltete die Wolldecke zusammen und ging ins Badezimmer. Zehn Minuten später trat sie ins Esszimmer, wo sie von "den beiden Männern" und einer großen Kanne frischen Tees begrüßt wurde. Das intensive Aroma des Tee hüllte sie ein und für einen Augenblick dachte Claire, dass sie um nichts in der Welt jetzt an einem anderen ort sein wollte. Frau Curtius hatte bereits den Tisch gedeckt und um die Teekanne herum luden Tabletts mit kleinen Sandwiches, Scones und Teeküchlein zum Genießen sein. Claire musste lächeln, als sie beobachtete, wie Fergus, der noch aufgeregt mit ihr redete, mit seinen Augen schon ganz bei den schmackhaften Delikatessen war. Auch Fraser war Claires Blick nicht entgangen und er grinste.
“Museumsdorf Düppel” by Andreas Paul - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=21251947
Beim anschließenden Essen musste Jamie seinen Pflegesohn mehrfach ermahnen, nicht mit vollem Mund zu sprechen, ansonsten müsste er ihn Flegelsohn nennen. Fergus lachte, denn er wusste ganz genau, dass Fraser es nie böse meinte, wenn er ihn ermahnte. Doch dann war sein Hunger gestillt und er begann, Claire davon zu erzählen, was er zusammen "mit Papa" an diesem Nachmittag erlebt hatte. Ausführlich schilderte er die Fahrt in das Museumsdorf Düppel. Es war eines der zehn meistbesuchten Kindermuseen in und um Berlin. Um 11. 00 Uhr hatten sie an einer Führung durch das mittelalterliche Dorf teilgenommen und dabei verschiedene Handwerkshäuser besichtigt. Anschließend ging es zu den Ställen, wo sie zottelige historische Tierarten wie Skuddenschafen und Weideschweine beobachten konnten.
“Skuddenschaf im Museumsdorf Düppel” by Lotse - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=24947309
Zum Abschluss besuchten sie das Zentrum für experimentelle, mittelalterliche Archäologie. Hier erlebten Vater und Sohn, wie gewebt und geflochten wurde und wie traditionelles Handwerk im Mittelalter aussah. Sie hörten einen kurzen Vortrag darüber, wie aus Holz Teer entsteht und was der Neandertaler damit zu tun hatte. Für den Nachmittag wurden noch Mittelalter-Spiele für Kinder angeboten, doch mittlerweile hatten "die Frasers" ordentlich Hunger und Jamie bat den Fahrer, sie zum Inselcafé auf der Potsdamer Freundschaftsinsel zu fahren. Dort aßen sie und der Fahrer zu Mittag, beobachteten vorbeifahrende Tretboote und genossen die wunderschöne Lage der Insel. Anschießend machten sie noch einen Spaziergang durch den liebevoll angelegten Garten und besuchten den weitläufigen Wasserspielplatz, der jedoch aufgrund der Jahreszeit nicht mehr voll in Betrieb war. Als sie wieder zum Parkplatz zurückkehrten, waren sie glücklich aber auch ein wenig erschöpft. Gemeinsam freuten sie sich, bald in ihrem warmen Zuhause und bei Claire zu sein. Das allerdings erwähnte keiner der beiden "Fraser Männer". Beide sagten nur, wie sehr sie sich "auf den Tee" freuten.
“Blick von der Freundschaftsinsel Potsdam auf das Museum Barberini” by Bärwinkel, Klaus - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59439592
Nachdem Tee gingen sie hinüber in den Wintergarten, wo Fraser einige Tage zuvor die Eisenbahn aufgebaut hatte. Während "die beiden Männer" sich ihrem Hobby widmeten, und alle möglichen Arten von Zügen über die Gleise schickten, stellte Claire einen der Sessel, die vor dem Kamin standen, so, dass sie die Wärme des Kamins im Rücken spürte. Außerdem konnte sie auf diese Weise "die beiden Männer" beobachten und hin- und wieder durch die Glasüberdachung in den leicht beleuchteten Garten sehen.
Um 18.00 Uhr ging Claire, um den Tisch zum Abendessen zu decken. Das von Frau Curtius vorbereitete Essen stand in einem speziellen Kühlschrank, so dass Claire nur Teller, Gläser und Besteck decken musste. Anschließend konnte sie belegte Platten mit Käse und Wurst, sowie Salate und Brot aus dem Kühlschrank nehmen und dazu stellen. Hatte sie jemals zuvor soviel Freude dabei empfunden, Hausarbeiten zu erledigen? Claire konnte sich nicht daran erinnern. Plötzlich fiel ihr ein Spruch ein, den Onkel Lamb ihr immer leise ins Ohr geflüstert hatte, wenn sie sich für irgendetwas bei ihm bedankte: “Was man aus Liebe tut wird immer gut.”
“Abendessen” by JillWellington
Nachdem sie gegessen hatten, brachte Fraser Fergus zum Duschen und Claire räumte den Tisch ab. Dann gesellte sie sich zu "den beiden Männern", die bereits in Fergus Zimmer auf seinem Piratenbett saßen. Zu Claires Überraschung lag ein großes Buch auf Fergus' Knien, das sie noch nicht kannte. Er hielt es ihr entgegen und sie las den Titel: "Ein Jahr im Mittelalter: Essen und Feiern, Reisen und Kämpfen, Herrschen und Strafen, Glauben und Lieben."
"Das hat Papa mir heute geschenkt!" verkündete Fergus stolz, um sofort hinzuzufügen: "Liest Du mir daraus vor, Claire?"
"Nein," antwortete sie und fügte hinzu: "Heute ist mein freier Tag. Dein Papa liest Dir heute vor. Aber ich höre gern mit zu und Du darfst Dich beim Zuhören an mich kuscheln. Ok?"
Fergus strahlte und reichte Fraser das Buch.
Als das Kind eingeschlafen war, verließen sie leise das Zimmer. Fraser deutete auf die Tür zu seinem Wohnzimmer.
"Lassen Sie uns noch kurz besprechen, was wir in Bezug auf Geillis und Dave tun."
Claire nickte.
Fraser fragte, ob sie etwas trinken wolle, doch Claire lehnte ab. Als sie dann in den Sesseln vor dem Kamin saßen verlor sie keine Zeit:
"Ich habe darüber nachgedacht, was Sie heute Morgen gesagt haben. Ich denke, es ist der einzige Weg, Geillis zu überzeugen."
"Gut. Ich werde Dave anrufen. Aber ich darf Sie daran erinnern, dass ich am Mittwoch für zehn Tage auf Dienstreise nach Skandinavien und Asien aufbreche. Ich komme erst am Samstag der folgenden Woche zurück."
Fraser hatte sein Smartphone aus der Hosentasche gezogen und begann, in seinem Kalender herumzuwischen.
"Die Tage danach, Sonntag bis einschließlich Mittwoch, habe ich mir freigehalten, um Zeit mit Fergus zu verbringen und damit sie frei machen können. Wir könnten Geillis und Dave frühestens am Wochenende darauf treffen. Meinen Sie, dass Sie Geillis bis dahin …"
"Ja," stimme Claire zu, die wusste, worauf er hinauswollte. "Schließlich bin ich dann rund um die Uhr für Fergus verantwortlich. Da kann ich mich nicht mit ihr treffen und auch keine langen Telefonate führen."
Fraser nickte. Dann fügte er hinzu:
"Und über Ihre freien Tage müssen Sie Ihre Freundin auch nicht informieren."
"Genau. Da gibt es selbst in Deutschland kein Gesetz, dass mich dazu verpflichtet."
Fraser erhob sich und Claire dachte schon, dass er das Gespräch beenden wolle, doch er ging langsam zu der Glastür, die auf den Balkon hinausführte und sah hinaus. Leise begann er zu sprechen:
"Claire, ich weiß nicht, was Sie von alledem halten. Ich … weiß nicht, was Sie von mir denken. Unsere Firma … wir … verschieben jeden Tag Millionen, manchmal hunderte von Millionen über den gesamten Erdball. Ich frage mich oft, wie es dazu kommen konnte. Wir haben vor vielen Generationen mit einem kleinen Geschäft angefangen und jetzt ist ein Multinationaler Konzern daraus geworden."
“Kamin” by ianetmoreno
Er hielt einen Moment inne.
"Ich versuche alles zu tun, damit es nicht nur um Profit geht. Wir unterstützen karitative Organisationen und NGO's in der ganzen Welt. Und überall, wo wir Mitarbeiter beschäftigen, zahlen wir nicht nur den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn. Hier liegt der Mindestlohn bei etwas mehr als 8 Euro. Wir zahlen bereits seit Jahren über 13 Euro. Ich will Mitarbeiter, die nicht zwei oder drei Jobs brauchen, um ihre Familien zu ernähren. Und dennoch …"
Wieder hielt er einen Augenblick inne.
"Ich weiß nicht, Claire, was Sie denken, Vielleicht denken Sie ja, dass ich ein Mensch bin, der sein Geld dafür einsetzt, um zu bekommen, was er will. Koste es, was es wolle. Aber wissen Sie, mir ist das alles so egal. Die Firma, dieses Haus … das alles bedeutet mir nichts. Ich könnte das alles morgen verkaufen und ich würde es nicht einen Augenblick vermissen."
Fraser drehte sich um und sah Claire an.
"Das einzige, das mir etwas bedeutet, Claire, ist der kleine Mensch, der da drüben in seinem Piratenbett schläft."
Er atmete tief ein und aus. Dann fuhr er fort:
"Als ich ihn an jener Brücke in Paris fand … erst dachte ich, dass dort nur ein Bündel von dreckigen Kleidern lag … doch dann bewegte sich dieses Bündel …. An jenem Abend begegnete er mir zuerst abweisend, ja aggressiv … ich setzte mich in einiger Entfernung von ihm auf den Boden und begann mit ihm zu sprechen … und irgendwann an diesem Abend machte er mir das größte Geschenk, dass man einem Menschen machen kann. Er schenkte mir sein Vertrauen."
Fraser schluckte. Doch es vergingen nur Sekunden, dann hatte er sich wieder im Griff.
"Ich nehme an, Sie kennen die griechischen Stoiker?"
Claire lächelte.
"Man konnte nicht die Nichte meines Onkels sein und sie nicht kennen," antwortete sie.
"Das dachte ich mir. Einer der griechischen Stoiker, Seneca, schreibt in einem seiner Briefe an Lucillus: 'Nichts Gutes, was wir besitzen, kann uns wirklich erfreuen, wenn wir es nicht mit Freunden teilen können.' Ich kann dem Kind nicht die fünf Jahre seiner Kindheit wiedergeben, die bereits vergangen sind. Aber ich kann alles dafür tun, dass die kommenden Jahre seines Lebens besser sind. Ich möchte ihm alle Möglichkeiten bieten … er ist ein aufgewecktes intelligentes Kind. Ich möchte, dass er die Möglichkeit hat, auf die besten Schulen zu gehen, die besten Universitäten zu besuchen … wenn er es will. Ich möchte, dass er seine Fähigkeiten und Talente entdecken und entwickeln kann. Alles andere hier ist nicht wirklich von bleibendem Wert, man kann es nicht greifen oder festhalten. Das, was Menschen Erfolg nennen, all' das, was die Zeitungen zu Schlagzeilen erheben, ist nur eine flüchtige Erscheinung. Wert bekommen diese Dinge nur dadurch, weil der Mensch ihnen einen Wert beimisst. Wenn ich einmal sterbe, glauben Sie wirklich ich würde es vermissen, hundert Millionen mehr Gewinn gemacht zu haben? Sicherlich nicht. Aber ich weiß, dass ich jede Gelegenheit bereuen werde, die ich nicht genutzt habe, diesem frechen Zwerg Gutes zu tun. Verstehen Sie das?"
“Vater und Sohn” by Olichel
Claire war aufgestanden und zu ihm getreten.
"Ja, das verstehe ich."
"Dann verstehen Sie, dass wir das alles nur für Fergus tun."
Sie hätte schnell mit einem "Ja" antworten können, doch als sie sah, welche Gefühle sich auf seinem Gesicht spiegelten, verstand Claire ihn nicht nur, sie spürte, was er empfand.
Vorsichtig legte sie ihre rechte Hand an seine Schulter.
"Jamie, Sie sind ein guter Vater. Sie sind es wirklich."
Fraser sah sie an und schluckte.
"Glauben Sie das wirklich oder …"
"Nein, kein 'oder'. Davon bin ich überzeugt, weil ich es an jedem Tag, den ich bisher hier mit Ihnen und Fergus verbracht habe, mit eigenen Augen gesehen habe."
"Danke, Claire. Es bedeutet mir viel, wenn Sie dieses Urteil fällen."
Er schwieg einen Augenblick, doch Claire spürte, dass es tief in seinem Inneren noch etwas gab, das ihn bewegte.
"Claire, sagen Sie mir bitte ganz ehrlich: Haben Sie die Stelle wegen dem Geld angenommen?"
Jetzt musste sie lachen.
"Es wäre gelogen, wenn ich Ihnen erzählen würde, dass das großzügige Gehalt bei meiner Bewerbung keine Rolle gespielt hätte. Von dem anderen Geld … wusste ich ja noch gar nichts. Wie ich sagte, mein Mann hat mir einen Berg von Schulden hinterlassen und Geillis meinte ganz zu Recht, dass ich mit dem Geld, dass ich bei Ihnen verdiene, diese Schulden reduzieren könnte. Aber schlussendlich hat nicht das Geld den Ausschlag gegeben, die Stelle anzunehmen. Sie wissen, ich habe meine Eltern ebenfalls im Alter von fünf Jahren verloren und … irgendwie war da etwas, was mich gleich mit Fergus verbunden hat. Nein, das Geld hat nicht den Ausschlag gegeben."
Ein leichtes Lächeln zog über Frasers Gesicht.
"Danke, Claire. Für alles, was Sie für Fergus und mich tun. Schlafen Sie gut."
Claire hätte ihm gern noch so Vieles gesagt, doch sie wusste, dass es besser war, jetzt zu schweigen.
"Gute Nacht Jamie."
Während Fraser seinen Blick wieder in den leicht beleuchteten Garten richtete, ging sie zu Tür. Doch ehe sie den Griff berührte, drehte sie sich noch einmal kurz um.
"Jamie?"
"Ja?" fragte Fraser überrascht.
"Sie sind ein guter Vater. Vergessen Sie das nicht."
6 notes
·
View notes
Text
Strength
Kurzbeschreibung: Die Mädchen reden über erste Dates und ein Plan wird geschmiedet. Charaktere: Sprotte, Frieda, Melanie, Trude, Wilma, Matilda Pairing: Sprotte/Frieda, Wilma/Matilda (Trude/Steve, Melanie/Nick werden nur erwähnt) Einordnung: nach "Colorful" und "Question" Word Count: 3729
A/N: Hallo, ihr Lieben. Heute mal wieder etwas später, da ich das Kapitel erst zu Ende schreiben musste und zwischen schreiben und nochmaligen prüfen gerne etwas Zeit verstreichen lasse. Um meinem Hirn etwas Zeit zum Neuaufladen zu geben. ^^ Und da ich scheinbar Sprotte/Frieda nicht loslassen kann, geht es jetzt nach "Colorful" und "Question" weiter mit der Beziehung zwischen beiden. Ich hatte das ehrlich nicht geplant, aber irgendwie beschreibe ich doch wie sie zusammen kommen. Wenigstens übe ich so das Schreiben von Romance ein bisschen. Und es hat auch richtig Spaß gemacht dieses Kapitel zu schreiben, auch wenn ich ewig gebraucht habe, um diesem ein Wort zuzuordnen. Irgendwie passte nichts richtig, aber letztlich sollen die einzellnen Worte ja inspirieren und nicht Vorlagen für etwas sein.
~ O ~ O ~
»Was habt ihr an eurem ersten Date gemacht?« Überrascht hoben sich vier Köpfe beinahe gleichzeitig und blickten zu Sprotte hinüber, die angestrengt in ihr Vokabelheft starrte und auf ihrer Lippe herum kaute. »Wieso? Planst du etwa was?«, fragte Melanie misstrauisch und ließ ihre perfekt gefeilten und lackierten Nägel auf dem Tisch trommeln, ehe sie plötzlich zu strahlen begann. »Oder bist du endlich über Fred hinweg und willst mit einem Jungen ausgehen? Kennen wir ihn etwa?! Sag schon!« »Nein. Natürlich nicht! Ich bin nur neugierig.«, verteidigte sich Sprotte schnell und versuchte vergeblich, die verräterische Röte aus ihrem Gesicht zu vertreiben. Immer noch wich sie den neugierigen Blicken ihrer Freundinnen aus, während ihr Stift ruhelos zwischen ihren Fingern kreiste. Es war ein Fehler gewesen etwas zu sagen. Auch nur ihren Mund zu öffnen und Melanie dadurch Ideen zu geben. Denn wenn sie erstmal Blut geleckt hatte, konnte sie nichts mehr aufhalten und sie würde Sprotte so lange nerven bis diese schließlich nachgab. Aber Sprotte konnte nicht länger schweigen und sich mit ihren eigenen Ideen ewig im Kreis drehen. Sie konnte seit Tagen nicht mehr richtig schlafen, sich nicht konzentrieren und sie brauchte endlich Antworten. Und das so schnell wie möglich. »Ach. Steve und ich hatten unser erstes Date nach der Schule. Er hat mich auf dem Pausenhof gefragt und wir sind gemeinsam mit dem Fahrrad in die Stadt gefahren. Wir haben ein Eis zusammen gegessen und sind durch den Park gegangen. Und als wir bei mir Zuhause waren, hat er mich dann geküsst. Es war so romantisch!« Trude seufzte verträumt und bemerkte gar nicht, wie dabei ihre tintenverschmierten Finger über ihre Wange und ihr Kinn glitten und dunkle Spuren hinter sich herzogen. Melanie lachte darüber verschmitzt, ehe sie Trude ein Taschentuch hinhielt, damit diese sich sauber machen konnte. »Also, Nick hat mich in ein Café in der Innenstadt eingeladen. Wir haben dort Kuchen gegessen, Kaffee getrunken und uns unterhalten, bis es dunkel wurde. Er hat meine Hand gehalten, die Rechnung übernommen und mich dann nach Hause gebracht.« Ein breites Lächeln huschte über Melanies Gesicht, ehe sie plötzlich ihren Stift hart auf das Papier schlug und die Stirn in Falten legte. »Mit Willi war ich beim ersten Date im Kino gewesen. Ich weiß nicht mehr, was für einen Film wir gesehen haben, aber er hat dort in der Dunkelheit meine Hand genommen und bis die Lichter angingen nicht mehr losgelassen. Danach bin ich alleine nach Hause gefahren und das nächste Mal hat er mich im Schulflur abgefangen und wir haben unter der Treppe geknutscht, wo uns niemand sehen konnte.« Nachdenklich fuhr Melanies Finger über ihren Hefter, ehe sie schräg lächelte. Sie sah plötzlich sehr traurig aus, als hätte die Erinnerung an Willi alle Freude in ihr verdrängt. »Romantische Dates oder große Gesten waren noch nie Willis Stärke gewesen. Unsere Dates waren immer geheim und meine Briefe hat er bei sich im Zimmer versteckt oder später weggeschmissen. Selbst als alle bereits von unserer Beziehung wussten, sind wir noch umhergeschlichen, als würden wir was verbotenes tun und niemand sollte davon erfahren. Alles war immer ganz geheim und irgendwie aufregend dadurch. Bis ich zu einem seiner Geheimnisse wurde.« Melanie seufzte schwer, ehe sie wieder lächelte und ein Herz in die rechte obere Ecke ihres Heftes malte. »Zum Glück ist Nick da ganz anders.« »Also mein erstes Date mit Matilda war nach dem Theaterkurs.«, sagte Wilma schnell und legte ihren Arm stolz um ihre Freundin, die sich kichernd an sie lehnte. »Ich hab sie zum Minigolf eingeladen. Und Tilda hier hat mich haushoch geschlagen!« Beide Mädchen kicherten kurz, während Trude träumerisch seufzte und an ihrem Ohrring spielte. Sprotte vermutete, dass ihr nächstes Date mit Steve auch auf dem Minigolfplatz stattfinden würde. Schließlich sprach nichts gegen das Austauschen von Ideen. »Na ja, und mit Leonie war mein erstes Date hier gewesen. Wir haben uns die Hühner angesehen, Händchen gehalten und uns geküsst. Sonst konnten wir das ja nur im Schatten hinter der Bühne oder im dunklen Kino machen. Sie wollte nicht mal meine Hand halten, wenn es jemand sehen konnte.«, fuhr Wilma fort und verzog beim Gedanken an ihre Ex-Freundin kurz das Gesicht. Sie hatte es gehasst, sich verstecken zu müssen, aber noch mehr haben sie die neugierigen Blicke und blöden Kommentare ihrer Mitschüler gestört. Sie verstand, warum Leonie sich lieber verstecken wollte, aber Wilma hatte es nicht länger gekonnt. Und mit Matilda musste sie es auch nicht mehr. Selbst ihre Mitschüler beachtete sie nicht mehr, wenn sie Händchen hielten oder sich auf dem Pausenhof küssten. Sprotte seufzte kurz, ehe sie ihren Stift auf den Tisch legte und sich mit der Hand die Haare aus dem Gesicht wischte. Sie wusste jetzt zwar, was ihre Freundinnen an ihren ersten Dates gemacht haben, aber geholfen hatte es ihr nicht wirklich. Sie wollte etwas Besonderes machen, aber sie wusste einfach nicht was. Warum war es nur so schwer, das perfekte erste Date zu planen? Bei ihr und Fred war es doch auch so leicht gewesen. »Was ist denn mit dir?« Überrascht blickte Sprotte auf und legte fragend den Kopf schief, während Matilda sie ruhig anblickte. »Wie war dein erstes Date mit Fred gewesen? Wir haben dir schließlich auch von unseren erzählt.«, fragte sie freundlich und blinzelte ihr kurz wissend zu. So als wüsste sie von Sprottes Geheimnis. Als wüsste sie, dass Sprotte ihre beste Freundin geküsst hatte. Das sie die Frage zu einem bestimmten Zweck gestellt hatte. Und das sie jetzt ein Date für sie beide plante. Panik ergriff Sprotte bei diesem Gedanken und sie lächelte gequält zurück, ehe sie wieder ihren Stift in die Hand nahm und kreisen ließ. Sie durfte sich nichts anmerken lassen. Niemand wusste etwas davon. Sie musste einfach ruhig bleiben, lächeln und Matildas Blick ausweichen. Denn Lügen konnte sie immer noch nicht, ohne das es jeder bemerkte. »Ich hab Fred am Baumhaus getroffen, nachdem wir vom Reiterhof zurückgekommen sind. Ich hab ihm von den Pferden und unseren letzten Tagen dort erzählt. Er hat meine Hand genommen und mich geküsst.« Und sie hatte ihm auch ihren eigenen Liebesbrief zugesteckt, den sie auf der Rückfahrt und in ihrem Zimmer schnell verfasst hatte. Aber das wollte sie nicht vor den anderen sagen. Schon gar nicht vor Melanie, die mit hochgezogenen Augenbrauen da saß und sie kritisch anblickte. Stille breitete sich zwischen den Mädchen aus, während Sprotte eine ausholende Bewegung mit ihrer Hand machte. »Das ist alles.« »Das war doch kein Date gewesen!«, meldete sich sofort Melanie zu Wort und schnappte sich Sprottes rotierenden Stift aus ihren Fingern. »Und hör endlich auf damit! Das macht mich ganz nervös.« Sprottes bösen Blick ignorierend, warf Melanie ihre Haare über ihre Schulter und sah ihre Freundin ungläubig an, ehe sie fortfuhr. »Ein Treffen am Baumhaus des Pygmäen ist ganz bestimmt kein Date gewesen!« »Und woher willst du das wissen?! Du warst doch gar nicht dabei!«, brauste Sprotte auf und war für einen Moment versucht, den Tisch umzuwerfen und den Tee darauf in ihrem ganzen Wohnwagen zu verteilen. Melanies Gesicht wäre das Putzen danach wert, aber da fuhr diese schon ungerührt fort. »Fred am Baumhaus zu treffen ist kein richtiges erstes Date! Ihr seid da vielleicht zusammen gekommen, aber ich weiß zufällig, dass ihr einen Tag danach ins Kino gegangen seid. Nur ihr zwei alleine. Und das Fred dir eine Packung Kaugummis mitgebracht hat. Das war euer erstes Date gewesen.« Zufrieden nickte Melanie und blinzelte der kichernden Trude kurz zu, ehe sie sich wieder über ihre Matheaufgaben beugte, als wäre damit das Gespräch für sie beendet. Entrüstet schnappte Sprotte nach Luft und wurde puterrot. Lautlos bewegten sich ihre Lippen bis sie endlich Worte hervor pressen konnte, ohne Melanie anzuschreien. »Entschuldige mal! Wer hat dir denn davon erzählt?! Und warum darfst du bestimmen, was mein erstes Date mit Fred gewesen ist? Ich sollte es jawohl am besten wissen, oder?« »Das denke ich eher nicht.«, meinte Melanie nachsichtig und klopfte Sprotte kurz auf die Schulter, was diese noch wütender machte. Melanie behandelte sie in diesem Moment wie ein Kleinkind, dass die Sorgen und Probleme der Erwachsenen nicht versteht und deswegen unerklärliche Wutanfälle bekommt. Als wüsste Sprotte nichts von Liebe, Verabredungen oder Jungs. Als wären sie plötzlich in der Zeit zurückgereist, wo Frieda noch mit Torte zusammen gewesen war und sie alle auf die unausweichliche Trennung gewartet hatten. Genauso hatte Melanie sie da auch angesehen. Herablassend und ein wenig bedauernd. »Ach Sprotte.«, seufzte Melanie schwer und fing sich einen warnenden Blick von Wilma ein, den sie beflissentlich ignorierte. »Ein Date ist sich hübsch anzuziehen und sich zurechtzumachen. An einen schönen Ort zu gehen und dort Zeit zu zweit verbringen. Nicht in alten, zerbeulten Hosen unter einem Baum sitzen und erzählen. So wie ihr es schon hunderte Male zuvor gemacht habt. Eine Verabredung ist etwas Besonderes. Hab ich nicht recht?« Kurz ließ Melanie ihren Blick über ihre Freundinnen gleiten, die nur stumm nickten und Sprottes verratenen Blick auswichen. Nur Matilda legte leicht den Kopf schief und lächelte Sprotte an. Als machte sie sich über Sprotte lustig. Diese blickte wütend aus dem Fenster und ignorierte Melanies siegessichere Lächeln. Denn sie lag falsch. Als Fred und Sprotte sich am Baumhaus getroffen haben, war es ein Date gewesen. Auch wenn sie keine hübschen Sache getragen oder gekämmte Haare gehabt hatte. Auch wenn sie sich schon öfter beim Baumhaus oder Wohnwagen getroffen hatten, um zu reden, war es an diesem Tag anders gewesen. Schließlich hatte Fred sie da zum zweiten Mal geküsst! Und ihre Hand gehalten! Und sie hatte ihm ihren Liebesbrief gegeben und sich für den nächsten Tag verabredet. Obwohl .... Fred hatte sie auch auf dem Reiterhof geküsst und ihr heimlich seinen Liebesbrief zugesteckt. Sie hatten gemeinsam an der Koppel gestanden und geredet. Und das war ganz sicher kein Date gewesen. Hatte Melanie etwa recht? War Sprotte wirklich so dumm und leichtgläubig und wusste nicht, wie ein richtiges Date auszusehen hatte? Sprotte wollte Frieda eigentlich für ihr erstes richtiges Date zum Wohnwagen einladen, ihr etwas kochen und reden. Sie wollte eine Kerze auf den Tisch stellen, so wie sie es in Filmen immer machen und im Kerzenschein Friedas Hand halten. Aber plötzlich kam ihr die Idee dumm und kindisch vor. Das wäre keine Verabredung, sondern ein normales Treffen zwischen den Mädchen gewesen. So wie sie es immer machten. Aber Frieda verdiente was Besseres. Sie verdiente ein richtiges Date, wo sie sich hübsch machen konnte und Sprotte sie ausführen würde. Damit sie wusste, dass Sprottes es ernst mit ihr meinte. Dass sie es wirklich versuchen wollte. Als ihre feste Freundin. Wieder breitete sich die Stille zwischen den Mädchen aus. Und während Melanie, Trude, Wilma und Matilda weiter an ihren Schulaufgaben arbeiteten, starrte Sprotte auf ihr halb beschriebenes Blatt und legte sich einen Plan zurecht. Ohne dabei den forschenden Blick von Matilda zu bemerken, die immer wieder zu Sprotte schielte und geheimnisvoll lächelte. Minuten zogen sich in die Länge bis plötzlich die Wohnwagentür aufgerissen wurde und mit dem kalten Januarwind Frieda hereingeweht wurde. Ihre Wangen waren hinter ihrem dicken Schal und der lilafarbenen Mütze gerötet. Aber sie lächelte fröhlich, während sie die Tür wieder hinter sich zu zog und ihren Mantel, Handschuhe, Schal und Mütze achtlos auf die Matratze warf. »Hallo! Ihr seid ja noch alle hier! Tut mir leid, dass ich erst so spät komme, aber unser Meeting hat noch so lange gedauert. Und Joe hat sich strikt geweigert an der Spendenaktion in der Stadt mitzumachen, obwohl er bei den anderen Aktionen auch nicht dabei gewesen ist. Könnt ihr das glauben?« Schnaufend ließ sich Frieda neben Sprotte fallen, ihren Rucksack zwischen ihren Füßen, während sie gierig zu der Teekanne in der Mitte des Tisches schielte. »Ist da noch Tee drin? Oder ist er schon kalt? Muss ich Neuen aufsetzen? Es ist so verdammt kalt draußen. Sicher wird es heute Abend wieder schneien. Danke.« Erleichtert nahm sie die saubere Tasse entgegen, die ihr Trude hinhielt und füllte sich dampfenden Tee ein, den sie nah an ihr Gesicht hielt. Tief atmete sie den süßen Duft von ›Heiße Liebe‹ ein und seufzte wohlig. Ihre tauben Finger begannen zu kribbeln und eine angenehme Wärme begann sich in ihrem Körper auszubreiten. Lächelnd sah sie auf und bemerkte, wie Sprotte schnell ihrem Blick auswich und etwas in ihr Heft zu kritzeln begann, das nicht nach Vokabeln aussah. Kurz überlegte Frieda, ob Sprotte ihr wohl böse war, weil sie erst so spät gekommen ist, aber genauso schnell verwarf sie den Gedanken auch wieder. Sie hatten sich nachmittags ganz normal vor der Schule voneinander verabschiedet. Sicher war es Sprotte nur peinlich so nah neben ihr zu sitzen. Weil sie nicht ihre Hand nehmen oder sie küssen konnte. Aber dafür hatten sie schließlich auch noch später Zeit. Schnell holte Frieda ihre Schulaufgaben aus ihrem Rucksack und breitete sie neben Sprottes aus, wobei sie diese immer wieder spielerisch mit ihrem Ellbogen anstupste und dafür ein verhaltenes Lächeln zugworfen bekam. Mit neuem Eifer stürzte sich Frieda in ihre Aufgaben, als Melanie die angenehme Stille zwischen den Mädchen unterbrach. »Was war dein erstes Date mit Maik gewesen?« Überrascht blickte Frieda auf und lächelte verwirrt. Sie spürte, wie Sprotte sich neben ihr plötzlich versteifte und ihren Kopf noch weiter über ihre Aufgaben beugte, sodass ihr Haar in unordentlichen Locken über ihrem Heft schwebte. »Was?« »Dein erstes Date mit Maik? Was habt ihr da gemacht?«, fragte Melanie erneut und sah sie dabei an, als wäre es die normalste Sache der Welt jemanden aus dem Nichts so etwas zu fragen. »Mein erstes Date mit Maik? Mh, gute Frage.« Nachdenklich tippte sich Frieda mit dem Stift gegen die Lippe, während sie erst Melanie ansah und dann ihre restlichen Freundinnen, die sie gespannt beobachteten. »Vielleicht unser Ausritt alleine mit den Pferden? Wir haben ein kleines Picknick zusammen gemacht.« Frieda zuckte kurz mit den Schultern, ehe sie sich wieder ihren Aufgaben zuwandte und Melanie abfällig schnauben hörte. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte Frieda sie an, während Melanie mit ihrer Hand in der Luft wedelte. »Ach komm schon. Das war doch kein richtiges Date gewesen. Nach dem Ausritt mit den Knirpsen seid ihr noch etwas in der Gegend herumgeritten. Sehr romantisch. Und außerdem hatte Maik dir da noch nichts von seiner Freundin erzählt. Das zählt nicht.« »Ok. Dann muss ich mich wohl geirrt haben. Ich wusste ja nicht, dass du die Bestimmerin in Sachen Liebe und Verabredungen bist und darüber entscheiden darfst.«, antwortete Frieda augenverdrehend. »Wie kommst du überhaupt darauf?« »Sprotte hat damit angefangen. Sie hat nach unseren ersten Dates gefragt. Und nur noch deins hat uns fehlt. Also ...« Kurz blickte Frieda zu Sprotte hinüber, deren Gesicht dunkelrot angelaufen war und die verzweifelt versuchte so zu tun, als wäre sie schwer mit ihren Englischvokabeln beschäftigt. Dabei hatte sie seit Friedas Ankunft kein einziges Wort in ihr Heft geschrieben. »Na schön. Dann war mein erstes Date mit Maik wohl, als er mich am Wochenende hier besuchen kam. Wir sind Essen und ins Kino gegangen. Nichts Außergewöhnliches.« Wissend nickte Melanie mit dem Kopf und berichtete in kurzen Worten, was die anderen Mädchen bei ihren ersten Dates gemacht haben. Frieda lächelte dabei und fing Matildas Blick auf, die sie kurz angrinste, ehe sie demonstrativ auf ihre Uhr guckte. »Oh Mann, Wilma! Wir müssen los, sonst kommen wir zu spät zum Abendessen mit meinen Eltern.« Schnell stopfte sie ihre Sachen in ihren Rucksack und stieß ihrer Freundin ungeduldig in den Rücken, als diese ganz langsam ihr Heft zuschlug und an ihrem Tee nippte. Leicht drehte sich Wilma zur Seite, um Matilda am Arm zu fassen und sie kurz zu küssen, ehe sie sich ebenfalls erhob. »Na los. Hoffentlich hat deine Mutter heute wirklich Königsberger Klopse gemacht.« Träumerisch lächelnd schlüpfte Wilma in ihre Winterjacke, während Matilda sie grinsend von der Seite anstieß. »Na klar, hat sie das. Du hast sie schließlich darum gebeten. Den Wunsch konnte sie dir ja schlecht abschlagen, so sehr hast du davon geschwärmt.« Schnell griff sie nach der Hand ihrer Freundin, schlang sich den Rucksack über die Schulter und öffnete die Tür, wodurch wieder ein eisiger Wind ins Innere des Wohnwagens wehte und die wohlige Wärme vertrieb. »Bis morgen!«, riefen beide Mädchen fast gleichzeitig, ehe sich die Tür hinter ihnen schloss und sie ihre knirschenden Schritte und lachenden Stimmen hörten, die sich langsam entfernten. »Ach Mist. Ich muss auch los! Steve hatte Nachhilfe und wir wollten uns danach bei ihm Zuhause treffen und ein bisschen Zeit miteinander verbringen.« Sofort lief Trude bei diesen Worten rot an und mied die grinsenden Gesichter ihrer Freundinnen, während auch sie ihre Sachen zusammenpackte und ihre warmen Wintersachen anzog. »Ich komm mit.«, meinte auch Melanie, die kurz auf ihr Handy blickte, bevor sie sich erhob und ihre Schulsachen einfach achtlos in ihre Tasche stopfte. »Nick holt mich an der Kreuzung ab und wir fahren noch ins Kino. Da läuft ein neuer Horrorfilm, den wir uns unbedingt ansehen wollen.« Während sich Melanie flink anzog, kreuzten sich Friedas und Sprottes Blicke und beide grinsten kurz. Besser hätten sie es nicht planen können. Schnell verabschiedeten sich auch die beiden anderen Wilden Hühner von ihren Freundinnen und verschwanden in die graue Kälte hinaus. Kurz lauschten Sprotte und Frieda noch auf die sich entfernenden Schritte von ihren Freundinnen, ehe sich Friedas kühle Finger mit Sprottes auf dem Tisch verschränkten und sie ihren Kopf an ihre Schulter lehnte. Sie musste ihr Gesicht nur etwas zur Seite neigen, damit sie Sprottes Lippen berühren konnte und sie lächelte glücklich gegen diese. Schnell erledigten beide Mädchen ihre angefangenen Hausaufgaben, ehe sie ihre offenen Hefte, benutzten Teetassen und herumliegende Stifte auf den Tisch zurückließen und sich auf die Matratze setzten. Sprotte hatte neuen Tee aufgesetzt und so saßen beide Mädchen mit ihren dampfenden Teetassen auf der alten Matratze. Frieda eng an Sprottes Brust gekuschelt, eine warme Decke um sie geschlungen, während sie von ihrem Meeting bei ihrer Hilfsorganisation erzählte und das Radio leise im Hintergrund spielte. Das fahle Grau des Tages schwand langsam und machte der kalten Nacht schnell Platz. Die Zeiger auf Sprottes Uhr wanderten unaufhörlich im Kreis, während die Mädchen miteinander redeten oder einfach glücklich schwiegen. Ihre Hände dabei unsichtbar unter der Decke ineinander verschränkt. Aber schließlich mussten auch sie die angenehme Wärme ihres Wohnwagens verlassen, um nach Hause zu fahren. Sprottes Mutter hatte bereits zweimal angerufen und nach ihrer Tochter gefragt, während Frieda nur eine SMS von ihrem Bruder Titus bekam, der wissen wollte, wo sie blieb. Schnell zogen sich beide Mädchen an und schalteten das warme Licht im Wohnwagen aus, ehe sie diesen abschlossen und noch mal beim Hühnerstall vorbeischauten, wo sie ihre gefiederten Schwestern dick aufgeplustert und wohlig gurrend vorfanden. Ihre Schritte knirschten laut auf dem gefrorenen Gras und sie konnten ihren Atem in der Luft vor sich schweben sehen, ehe sie einfach hindurch gingen. Ihre Nasen waren von der Kälte gerötet, aber ihre Hände schmiegten sich warm aneinander, als Sprotte das quietschende Tor hinter sich schloss und Frieda kurz auf die Nase küsste, ehe sie ihr Rad aufhob und aufstieg. Schweigend fuhren beide Mädchen die Straße entlang nach Hause. Die Straßenlaternen warfen bewegte Schatten auf ihre Gesichter und ließen den Asphalt unter ihren Rädern dunkel schimmern. Frieda spürte, dass Sprotte ihr etwas sagen wollte, aber scheinbar nicht wusste, wie sie es machen sollte. Sie hatte sie weder nach dem Grund für ihr plötzliches Interesse an Verabredungen gefragt, noch ihr ständiges Grübeln den Nachmittag über angesprochen. Und so war sie nicht überrascht, als Sprotte plötzlich im gelben Licht einer Straßenlaterne anhielt und schnell von ihrem Fahrrad stieg. Auch Frieda hielt an und stellte sich neben Sprotte, die angestrengt zur anderen Seite blickte und an ihrer Nase rieb, als hoffte sie auf einen plötzlichen Gedankenblitz. »Ich ...« Ruckartig drehte sich Sprotte zu Frieda um und stieß unsanft gegen sie, was sie beide beinahe zu Fall brachte. Hart schlossen sich Sprottes Finger um Friedas Arme und zogen sie an sich, um sie zu stabilisieren. Kichern blickte Frieda zu Sprotte hinauf und bemerkte erstaunt, wie angespannt und blass ihr Gesicht wirkte. Vorsichtig hob Frieda ihre Hand und fuhr mit einem behandschuhten Finger über Sprottes Wange, um die Anspannung dort zu vertreiben. Mit nur mäßigem Erfolg. »Was ist los? Du bist schon den ganzen Nachmittag so komisch.« Für einen Moment trafen sich ihre Augen und Sprotte holte tief Luft, ehe sie etwas gequält lächelte. »Ich ... Ich wollte dich den ganzen Nachmittag .... Ach .... Die letzten Tagen über schon etwas fragen. Ich wusste bloß nicht wie. Also sag ich es jetzt einfach.« Wieder sog sie tief die kalte Nachtluft ein und schloss die Augen, ehe sie fortfuhr:«Willst du mit mir ausgehen?« Überrascht lachte Frieda auf, während ihr Herz einen plötzlichen Purzelbaum in ihrer Brust vollzog. Damit hatte sie nicht gerechnet. Auch Sprotte öffnete wieder ihre Augen und blickte Frieda etwas vorwurfsvoll an. Aber diese lächelte sie nur verwirrt an. »Natürlich geh ich mit dir aus, Dummerchen. Ich dachte, das hätten wir bereits vor Tagen geklärt.« Fragend legte Frieda den Kopf schief, während Sprotte erleichtert und etwas peinlich berührt lächelte. Sie schien mit dieser Antwort nicht gerechnet zu haben. »Ja, ich weiß. Aber ich meine auf ein richtiges Date. Du und ich. Zusammen.« Kurz wedelte Sprotte mit ihrer Hand zwischen sich und Frieda hin und her, ehe sie diese wieder sinken ließ. Sie kam sich wie die größte Vollidiotin auf diesen Planeten vor. »Oh.«, machte Frieda nur und legte ihre Hände auf Sprottes Wange, um sie zu sich hinunter zu ziehen und ihre Lippen sanft gegen ihre zu schmiegen. Nach endlosen Sekunden lösten sie sich wieder voneinander und grinsten sich an. »Ja, ich will mit dir auf ein Date gehen. Sag mir einfach wann und wo. Ich werde da sein.« Erleichtert rieb Sprotte ihre kalte Nase gegen Friedas, ehe sie diese noch einmal zum Abschied küsste und sich dann vollständig von ihr löste. »Ok. Ich sag dir Bescheid und alles andere kannst du mir überlassen. Das wird das beste erste Date, das du jemals hattest!«, versprach Sprotte überschwänglich, während sie sich wieder auf ihr Fahrrad schwang und breit grinste. »Ich freu mich schon.«, antwortete Frieda glücklich und winkte ihrer Freundin zum Abschied zu, ehe sie abbog und im Licht der Straßenlaternen zum Haus ihrer Eltern fuhr. Auch Sprotte trat in die Pedale und kam gerade rechtzeitig Zuhause an, um beim Abendessen die Standpauke ihrer Mutter zu hören, während ihr Vater versuchte nicht zu lachen. Aber Sprotte hörte kein einziges Wort davon, da sie bereits in Gedanken mit der Planung ihres ersten Dates mit Frieda beschäftigt war. Es würde perfekt werden. Und dann würde selbst Melanie zugeben müssen, dass Sprotte etwas von der Liebe verstand.
6 notes
·
View notes