#das auge des richters
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Sabin Tambrea (Ludwig II Darsteller)
Die liebsten Gedichte des Königs (3/12)
Die dritte Ballade spricht ganz die Sprache des Mittelalters. Die Verfasserin war Annette von Droste zu Hülshoff. Ihr zentrales Motiv ist das der Buße und der Suche nach Erlösung. Es sind einmal mehr düstere Verse, die in Wahnsinn und Visionen kulminieren. Auch hier spiegelt sich Ludwigs Lebenswelt, die einerseits von Rittern und Edelfrauen bevölkert war; sich aber andererseits immer im Kampf mit der "Sünde" befand . . .
Der Graf von Thal
1838.
I.
Das war der Graf von Thal, So ritt an der Felsenwand; Das war sein ehlich Gemahl, Die hinter dem Steine stand.
Sie schaut' im Sonnenstrahl Hinunter den linden Hang, »Wo bleibe der Graf von Thal? Ich hört' ihn doch reiten entlang!
Ob das ein Hufschlag ist? Vielleicht ein Hufschlag fern? Ich weiß doch wohl ohne List, Ich hab' gehört meinen Herrn!«
Sie bog zurück den Zweig. »Bin blind ich oder auch taub?« Sie blinzelt' in das Gesträuch, Und horcht' auf das rauschende Laub.
Öd' war's, im Hohlweg leer, Einsam im rispelnden Wald; Doch überm Weiher, am Wehr, Da fand sie den Grafen bald.
In seinen Schatten sie trat. Er und seine Gesellen, Die flüstern und halten Rat, Viel lauter rieseln die Wellen.
Sie starrten über das Land, Genau sie spähten, genau, Sahn jedes Zweiglein am Strand, Doch nicht am Wehre die Frau.
Zur Erde blickte der Graf, So sprach der Graf von Thal: »Seit dreizehn Jahren den Schlaf Rachlose Schmach mir stahl.«
»War das ein Seufzer lind? Gesellen, wer hat's gehört?« Sprach Kurt: »Es ist nur der Wind, Der über das Schilfblatt fährt.« -
»So schwör' ich beim höchsten Gut, Und wär's mein ehlich Weib, Und wär's meines Bruders Blut, Viel minder mein eigner Leib:
Nichts soll mir wenden den Sinn, Daß ich die Rache ihm spar'; Der Freche soll werden inn', Zins tragen auch dreizehn Jahr'.
Bei Gott! das war ein Gestöhn!« Sie schossen die Blicke in Hast. Sprach Kurt: »Es ist der Föhn, Der macht seufzen den Tannenast.« -
»Und ist sein Aug' auch blind, Und ist sein Haar auch grau, Und mein Weib seiner Schwester Kind -« Hier tat einen Schrei die Frau.
Wie Wetterfahnen schnell Die Dreie wendeten sich. »Zurück, zurück, mein Gesell'! Dieses Weibes Richter bin ich.
Hast du gelauscht, Allgund? Du schweigst, du blickst zur Erd'? Das bringt dir bittre Stund'! Allgund, was hast du gehört?« -
»Ich lausch' deines Rosses Klang, Ich späh' deiner Augen Schein, So kam ich hinab den Hang. Nun tue was Not mag sein.« -
»O Frau!« sprach Jakob Port, »Da habt Ihr schlimmes Spiel! Grad' sprach der Herr ein Wort, Das sich vermaß gar viel.«
Sprach Kurt: »Ich sag' es rund, Viel lieber den Wolf im Stall, Als eines Weibes Mund Zum Hüter in solchem Fall.«
Da sah der Graf sie an, Zu Einem und zu Zwein; Drauf sprach zur Fraue der Mann: »Wohl weiß ich, du bist mein.
Als du gefangen lagst Um mich ein ganzes Jahr, Und keine Silbe sprachst: Da ward deine Treu' mir klar.
So schwöre mir denn sogleich: Sei's wenig oder auch viel, Was du vernahmst am Teich, Dir sei's wie Rauch und Spiel.
Als seie nichts geschehn, So muß ich völlig meinen; Darf dich nicht weinen sehn, Darfst mir nicht bleich erscheinen.
Denk' nach, denk' nach, Allgund! Was zu verheißen Not. Die Wahrheit spricht dein Mund, Ich weiß, und brächt' es Tod.«
Und konnte sie sich besinnen, Verheißen hätte sie's nie; So war sie halb von Sinnen, Sie schwur, und wußte nicht wie.
II.
Und als das Morgengrau In die Kemnate sich stahl: Da hatte die werte Frau Geseufzt schon manches Mal;
Manch Mal gerungen die Hand, Ganz heimlich wie ein Dieb; Rot war ihrer Augen Rand, Todblaß ihr Antlitz lieb.
Drei Tage kredenzt' sie den Wein, Und saß beim Mahle drei Tag', Drei Nächte in steter Pein In der Waldkapelle sie lag.
Wenn er die Wacht besorgt, Der Torwart sieht sie gehn, Im Walde steht und horcht Der Wilddieb dem Gestöhn'.
Am vierten Abend sie saß An ihres Herren Seit', Sie dreht' die Spindel, er las, Dann sahn sie auf, alle beid'.
»Allgund, bleich ist dein Mund!« »Herr, 's macht der Lampe Schein.« »Deine Augen sind rot, Allgund!« »'s drang Rauch vom Herde hinein.
Auch macht mir's schlimmen Mut, Daß heut vor fünfzehn Jahren Ich sah meines Vaters Blut; Gott mag die Seele wahren!
Lang ruht die Mutter im Dom, Sind Wen'ge mir verwandt, Ein' Muhm' noch und ein Ohm: Sonst ist mir keins bekannt.«
Starr sah der Graf sie an: »Es steht dem Weibe fest, Daß um den ehlichen Mann Sie Ohm und Vater läßt.«
»Ja, Herr! so muß es sein. Ich gäb' um Euch die zweie, Und mich noch obendrein, Wenn's sein müßt', ohne Reue.
Doch daß nun dieser Tag Nicht gleich den andern sei, Lest, wenn ich bitten mag, Ein Sprüchlein oder zwei.«
Und als die Fraue klar Darauf das heil'ge Buch Bot ihrem Gatten dar, Es auf von selber schlug.
Mit einem Blicke er maß Der nächsten Sprüche einen; »Mein ist die Rach'«, er las; Das will ihm seltsam scheinen.
Doch wie so fest der Mann Auf Frau und Bibel blickt, Die saß so still und spann, Dort war kein Blatt geknickt.
Um ihren schönen Leib Den Arm er düster schlang: »So nimm die Laute, Weib, Sing' mir einen lust'gen Sang!« -
»O Herr! mag's Euch behagen, Ich sing' ein Liedlein wert, Das erst vor wenig Tagen Mich ein Minstrel gelehrt.
Der kam so matt und bleich, Wollt' nur ein wenig ruhn, Und sprach, im oberen Reich Sing' man nichts Anderes nun.«
Drauf, wie ein Schrei verhallt, Es durch die Kammer klingt, Als ihre Finger kalt Sie an die Saiten bringt.
»Johann! Johann! was dachtest du An jenem Tag, Als du erschlugst deine eigne Ruh' Mit einem Schlag? Verderbtest auch mit dir zugleich Deine drei Gesellen; O, sieh nun ihre Glieder bleich Am Monde schwellen!
Weh dir, was dachtest du Johann Zu jener Stund'? Nun läuft von dir verlornem Mann Durchs Reich die Kund'! Ob dich verbergen mag der Wald, Dich wird's ereilen; Horch nur, die Vögel singen's bald, Die Wölf' es heulen!
O weh! das hast du nicht gedacht, Johann! Johann! Als du die Rache wahr gemacht Am alten Mann. Und wehe! nimmer wird der Fluch Mit dir begraben, Dir, der den Ohm und Herrn erschlug, Johann von Schwaben!«
Aufrecht die Fraue bleich Vor ihrem Gatten stand, Der nimmt die Laute gleich, Er schlägt sie an die Wand.
Und als der Schall verklang, Da hört man noch zuletzt, Wie er die Hall' entlang Den zorn'gen Fußtritt setzt.
III.
Von heut' am siebenten Tag' Das war eine schwere Stund', Als am Balkone lag Auf ihren Knien Allgund.
Laut waren des Herzens Schläge: »O Herr! erbarme dich mein, Und bracht' ich Böses zuwege, Mein sei die Buß' allein.«
Dann beugt sie tief hinab, Sie horcht und horcht und lauscht: Vom Wehre tost es herab, Vom Forste drunten es rauscht.
War das ein Fußtritt? nein! Der Hirsch setzt über die Kluft. Sollt' ein Signal das sein? Doch nein, der Auerhahn ruft.
»O mein Erlöser, mein Hort! Ich bin mit Sünde beschwert, Sei gnädig und nimm mich fort, Eh' heim mein Gatte gekehrt
Ach, wen der Böse umgarnt, Dem alle Kraft er bricht! Doch hab' ich ja nur gewarnt, Verraten, verraten ja nicht!
Weh! das sind Rossestritte.« Sie sah sie fliegen durchs Tal Mit wildem grimmigen Ritte, Sie sah auch ihren Gemahl.
Sie sah ihn dräuen, genau, Sie sah ihn ballen die Hand: Da sanken die Knie der Frau, Da rollte sie über den Rand.
Und als zum Schlimmen entschlossen Der Graf sprengt' in das Tor, Kam Blut entgegen geflossen, Drang unterm Gitter hervor.
Und als er die Hände sah falten Sein Weib in letzter Not, Da konnt' er den Zorn nicht halten, Bleich ward sein Gesicht so rot.
»Weib, das den Tod sich erkor!« - »'s war nicht mein Wille« sie sprach, Noch eben bracht' sie's hervor. »Weib, das seine Schwüre brach!«
Wie Abendlüfte verwehen Noch einmal haucht sie ihn an: »Es mußt' eine Sünde geschehen - Ich hab' sie für dich getan!«
Annette von Droste-Hülshoff
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Diagonale Wissenschaft
1.
Einen Text nicht aus demjenigen heraus zu erklären, was mit ihm zu tun hat, sondern aus demjenigen heraus erklären, was mit ihm nicht(s) zu tun hat, nicht(s) zu tun haben will und nicht(s) zu tun haben soll, das würde ich eine diagonale/ transversale Wissenschaft nennen. Das ist eine Wissenschaft, die den Kreuzungen und Versäumungen nachgeht, einer verkehrenden Effektivtät von Texten und anderen Zügen. Eine diagonale Wissenschaft geht Assoziationen nach, die widerständig und insistierend sind, die 'durchgehen', aber nicht glatt, nicht gut geschmiert, nicht ohne zu stocken. Diese Assoziationen können auch Abwendungen sein.
Ein Text ist noch auf andere Weise effektiv als durch ein Mitzutunhaben. Ein Text ist nicht nur durch und im Kontext effektiv, nicht nur durch Resonanz, nicht nur durch die Begriffe und Referenzen, die ihn inspiriert haben, ihn hervorgebracht haben sollen oder ihm folgen sollen. Das ist noch andere Effektivität, sowohl in die Richtung seiner Zukunft als auch in die Richtung seiner Vergangenheit. Da ist das, was manche als Verdrängung begreifen wollen. Da ist das, was Klossowski in einem Kommentar zu Bachofen als Übertrumpfen erwähnt; da sind die (modernen) Operationen der Übersetzung und Reinigung, die Latour am Anfang seines Buches über die Verfassung der Moderne beschreibt. Das gibt es Hyperreferenzen, rhetorische Ensemble, es gibt das Futter und die Verdauung eines Textes. Es gibt Dispositive. Es gibt die Aporie, Paradoxie und die Passage, die wiederum kommt als Tunnel, Pass, kreuzungs- und kurvenreich vor. Ein Text sitzt einer sedimentären Geschichte auf. Her ist gesetzt wie hergewirbelter Staub. Ein Text ist zensiert, verlogen, ein Ersatz, frisiert und ins Wahre gebogen, gefällt oder aber über den Tisch gezogen.
2.
Akademische Übungen erklären in einer Systemkultur einen Text aus demjenigen heraus, was mit ihm zu tun hat und lassen alles weg, was weder zu diesem Text gehört, ihm also eigentümlich verbunden sein soll oder aber mit ihm zu tun haben sollen, wie Clubmitglieder miteinander, nicht aber mit dem Personal zu tun haben. Ab einem gewissen Grad, eher schnell als langsam, wird die Verbindung des Textes hermeneutische Inzucht, obschon man doch ganz züchtig unterscheiden will, womit der Text zu tun haben soll und womit der nicht zu tun haben soll, was ihm eigen und was ihm fremd sein soll.
Oskar Bülows Text liegt in einem gekachelten, klinischen Raum, dessen Wände leicht abwaschbar sind und dessen Türen elektronische Schiebetüren sind, die geräuschlos auf und zu gehen, noch bevor man meint, sie darum bitten zu müssen, sie wissen es immer vorher. Dieser Text liegt dort gut beleuchtet und zusammen mit den anderen Texten, deren Autoren ihn gelesen und zitiert, dann entweder ihm zugestimmt oder ihm widersprochen haben. Das liegt das eigene Bündel, der Bund desses, was miteinander zu tun hat und mit anderem nichts zu tun, nichts zu schaffen hat. Man muss die Situation nicht als hermeneutische Inzucht begreifen, man kann das auch als die klinische und gekachelte, leicht abwaschbare, damit allem dem durch und durch gewissenhafte akademische Rekonstruktion der Bedeutung dieses Textes begreifen. Mir geht das auf den Sack - und das einzig Gute daran ist, dass es völlig irrelevant ist, was uns gefällt oder nicht gefällt, was uns auf den Sack geht oder aber nicht.
3.
Bülows Text ist für das Lob des Richteramtes bekannt geworden. Welche beiden Richter fallen einem spontan ein, wenn man an deutsche Gerichte im 19. Jahrhundert denkt? Mir fallen spontan zwei Richter an, einer vom Anfang des 19. Jahrhunderts und einer vom Ende des 19. Jahrhunderts. Der eine ist der Dorfrichter Adam. Natürlich steht am Anfang dieses seltsam systemfixierten Jahrhunderts ein Adam. Am Ende steht der Dresdner Richter Schreber vor meinen Auge. Adam und Schreber klammern als populäre Figuren meine Vorstellung vom Richter im 19. Jahrhundert. Der eine ist alles andere als sittlich, dafür ist der andere paranoid-schizophren noch dazu (wenn ich mich an die richtige Version der Schizophrenie erinnere). Bülows Bewertung, das meine ich im doppelten Sinne, also die Art und Weise, wie er das Richteramt bewertet und wie er dafür bewertet wird, das steht in einem Verhältnis zu solchen Richtern, also sowohl zu einem Bild des Richters, wie Kleist es liefert, und zur Realität eines Richters, wie Schreber sie liefert. Das ist ja ein seltsames Verhältnis, das ist Spannung. Ob es ein Missverhältnis ist? Das Missen ist ja auch Begehren, hieße also noch nicht viel, wenn man dieses Verhältnis ein Missverhältnis nennt. Bülows Vorstellung eines Richteramts steht nicht nur zu diesen beiden Richtern in einem schrägen Verhältnis. Vergleicht man das, was er schreibt, mit demjenigen, was Albrecht Mendelsohn-Bartholdy um 1906 herum über das Imperium des Richters schreibt, dann steht auch das in einem, vorsichtig gesagt, schrägen Verhältnis zueinander. Kurz gesagt: Erklärt man sich Bülows Text aus allem dem heraus, was mit diesem Text zu tun hat, erscheint das, was er schreibt als klar und normal. Was soll denn daran schräg sein? Liest man den Text aus demjenigen heraus, mit dem dieser Text nichts zu tun hat, auch nichts zu tun haben will und nichts zu tun haben soll, dann ist das ein sehr sehr sehr schräger und verdrehter Text, deutlich Phantasy-Literatur, auch wenn explizit keine Orks und Elfen auftauchen.
Ist ein bisschen so, wie wenn man Senf einmal mit Würstchen ist, dann schmeckts. Ist man Senf mit Honigmelone schmeckts nicht. Das erstaunt erstaunlich viele Akademiker nicht. Manche erstaunt das, dazu gehöre ich. Die Selbstverständlichkeit, die Plausibilität, die klare Erklärbarkeit, das Einrasten der Rezepte, das als Rezeption genügen soll: das ist vielen das Ziel der Arbeit, nicht das Problem der Arbeit. Bei anderen ist es eher anders herum. Energeia und enargeia, die beiden leicht verwechselbaren (Vor-)Ladungen dessen, was wahrnehmbar sein soll, die sind schon eine Herausforderung, nicht unbedingt ein Problem, aber doch das, was die Arbeit herausfordert, die mit interessant erscheint und die einer archäologischen Geste entspricht.
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Krypto-Führungskraft: Ripple wird Kampf gegen SEC verlieren
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Der Präsident des Chia-Netzwerks, Gene Hoffman, hat seine Zuversicht zum Ausdruck gebracht, dass Ripple seinen laufenden Rechtsstreit gegen die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC) verlieren wird. Hoffman machte diese Behauptung in einem Twitter-Thread, in dem er den Token von Chia Network, XCH, als kein Wertpapier verteidigte und versprach, Chia-Eigenkapital zu registrieren, um legal zu bleiben. Dies kommt, nachdem Gary Gensler, der SEC-Vorsitzende, angedeutet hat, dass alle Kryptowährungen außer Bitcoin Wertpapiere sind. Hoffman erklärte, dass das Unternehmen Chia XCH besitzt und niemals Token verkauft hat. Der gesamte Handel mit XCH erfolgte über "Farmers Farming". Hoffmans Überzeugung ist, dass ein Token, wenn es nicht verkauft wird, nicht als Sicherheit betrachtet werden kann. Matt Hamilton, der ehemalige Director of Developer Relations von Ripple, forderte Hoffman heraus, indem er darauf hinwies, dass die Registrierung von Eigenkapital die SEC nicht davon abhielt, Ripple zu verfolgen. Hamilton warnte Hoffman, den Fall Ripple genau im Auge zu behalten, da die SEC versucht zu argumentieren, dass Verkäufe auf dem Sekundärmarkt auch Wertpapiere sein können. Hoffman behauptete jedoch, dass Chias Methode speziell entwickelt wurde, um den gleichen Fehler zu vermeiden, den Ripple machte, indem er XRP verkaufte, bevor er Ripple-Aktien registrierte. Hoffman stellte auch klar, dass er keine Gespräche mit der SEC über den regulatorischen Status des Token geführt habe, aber er glaube, dass es sich nicht um ein Wertpapier handele. Hoffmans Kommentare deuten darauf hin, dass er optimistisch in Bezug auf die Einhaltung der Gesetze durch Chia ist und an das Ergebnis des laufenden Rechtsstreits von Ripple mit der SEC glaubt. Dennoch ist die Haltung der SEC zur Wertpapierregulierung im Bereich der Kryptowährung nicht ganz klar, und es bleibt abzuwarten, wie sich ihre laufenden Fälle auf die Regulierungslandschaft der Branche auswirken werden. Die SEC hat die Aktivitäten von Ripple seit letztem Dezember genau unter die Lupe genommen und behauptet, dass das Unternehmen ein nicht registriertes Wertpapierangebot im Wert von 1,3 Milliarden US-Dollar durchgeführt habe. Ripple hat seine Unschuld beteuert und argumentiert, dass XRP kein Wertpapier, sondern eine Währung ist. Der Fall ist noch nicht abgeschlossen, wobei Ripple einen Antrag auf Abweisung der Klage gestellt hat, der vom Richter abgelehnt wurde. Die Haltung der SEC zur Klassifizierung von Kryptowährungen war ein heißes Thema in der Kryptoindustrie. Der Vorsitzende der Agentur, Gary Gensler, erklärte kürzlich, dass die meisten Kryptowährungen, mit Ausnahme von Bitcoin und Ethereum, unter die Definition von Wertpapieren fallen könnten. Er merkte auch an, dass Kryptowährungsbörsen bei der Agentur registriert werden sollten, und nannte den Anlegerschutz als Hauptgrund. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Hoffmans Kommentare darauf hindeuten, dass Chia Network von seiner Rechtskonformität überzeugt ist und das Unternehmen plant, Chia-Eigenkapital zu registrieren, um auf der rechten Seite des Gesetzes zu bleiben. Die Regulierungslandschaft in der Kryptoindustrie bleibt jedoch ungewiss, und der Ausgang des Rechtsstreits von Ripple mit der SEC könnte einen Präzedenzfall für zukünftige Fälle schaffen. Es ist wichtig, die Entwicklung dieses Themas im Auge zu behalten und sicherzustellen, dass alle Unternehmen in der Kryptoindustrie die bestehenden Vorschriften einhalten. Bildquelle: Pixabay Read the full article
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Goethe und Schiller: Xenien
Xenien von Goethe und Schiller
1. Der ästhetische Thorschreiber.
Halt Passagiere! Wer seid ihr? Wes Standes und Charakteres?
Niemand passieret hier durch, bis er den Paß mir gezeigt.
2. Xenien.
Distichen sind wir. Wir geben uns nicht für mehr noch für minder,
Sperre du immer, wir ziehn über den Schlagbaum hinweg.
3. Visitator.
Öffnet die Koffers. Ihr habt doch nichts Konterbandes geladen?
Gegen die Kirche? den Staat? Nichts von französischem Gut?
4. Xenien.
Koffers führen wir nicht. Wir führen nicht mehr, als zwei Taschen
Tragen, und die, wie bekannt, sind bei Poeten nicht schwer.
5. Der Mann mit dem Klingelbeutel.
Messieurs! Es ist der Gebrauch, wer diese Straße bereiset,
Legt für die Dummen was, für die Gebrechlichen ein.
6. Helf Gott!
Das verwünschte Gebettel! Es haben die vorderen Kutschen
Reichlich für uns mit bezahlt. Geben nichts. Kutscher, fahr zu.
7. Der Glückstopf.
Hier ist Messe, geschwind, packt aus und schmücket die Bude,
Kommt Autoren, und zieht, jeder versuche sein Glück.
8. Die Kunden.
Wenige Treffer sind gewöhnlich in solchen Butiken,
Doch die Hoffnung treibt frisch und die Neugier herbei.
9. Das Widerwärtige.
Dichter und Liebende schenken sich selbst, doch Speise voll Ekel!
Dringt die gemeine Natur sich zum Genusse dir auf!
10. Das Desideratum.
Hättest du Phantasie und Witz und Empfinden und Urteil,
Wahrlich dir fehlte nicht viel, Wieland und Lessing zu sein!
11. An einen gewissen moralischen Dichter.
Ja der Mensch ist ein ärmlicher Wicht, ich weiß – doch das wollt' ich
Eben vergessen, und kam, ach wie gereut mich's, zu dir.
12. Das Verbindungsmittel.
Wie verfährt die Natur, um Hohes und Niedres im Menschen
Zu verbinden? Sie stellt Eitelkeit zwischen hinein.
13. Für Töchter edler Herkunft.
Töchtern edler Geburt ist dieses Werk zu empfehlen,
Um zu Töchtern der Lust schnell sich befördert zu sehn.
14. Der Kunstgriff.
Wollt ihr zugleich den Kindern der Welt und den Frommen gefallen?
Malet die Wollust – nur malet den Teufel dazu.
15. Der Teleolog.
Welche Verehrung verdient der Weltenschöpfer, der gnädig
Als er den Korkbaum schuf, gleich auch die Stöpsel erfand!
16. Der Antiquar.
Was ein christliches Auge nur sieht, erblick' ich im Marmor:
Zeus und sein ganzes Geschlecht grämt sich und fürchtet den Tod.
17. Der Kenner.
Alte Vasen und Urnen! Das Zeug wohl könnt' ich entbehren;
Doch ein Majolika-Topf machte mich glücklich und reich.
18. Erreurs et Verité
Irrtum wolltest du bringen und Wahrheit, o Bote, von Wandsbeck;
Wahrheit, sie war dir zu schwer; Irrtum, den brachtest du fort.
19. H. S.
Auf das empfindsame Volk hab' ich nie was gehalten, es werden,
Kommt die Gelegenheit, nur schlechte Gesellen daraus.
20. Der Prophet.
Schade, daß die Natur nur Einen Menschen aus dir schuf,
Denn zum würdigen Mann war und zum Schelmen der Stoff.
21. Das Amalgama.
Alles mischt die Natur so einzig und innig, doch hat sie
Edel- und Schalksinn hier, ach! nur zu innig vermischt.
22. Der erhabene Stoff.
Deine Muse besingt, wie Gott sich der Menschen erbarmte,
Aber ist das Poesie, daß er erbärmlich sie fand?
23. Belsatzer, ein Drama.
König Belsatzer schmaust in dem ersten Akte, der König
Schmaust in dem zweiten, es schmaust fort bis zu Ende der Fürst.
24. Gewisse Romanhelden.
Ohne das mindeste nur dem Pedanten zu nehmen, erschuft du,
Künstler, wie keiner mehr ist, einen vollendeten Geck.
25. Pfarrer Cyllenius.
Still doch von deinen Pastoren und ihrem Zofenfranzösisch,
Auch von den Zofen nichts mehr mit dem Pastorenlatein.
26. Jamben.
Jambe nennt man das Tier mit einem kurzen und langen
Fuß, und so nennst du mit Recht Jamben das hinkende Werk.
27. Neueste Schule.
Ehmals hatte man Einen Geschmack. Nun gibt es Geschmäcke,
Aber sagt mir wo sitzt dieser Geschmäcke Geschmack?
28. An deutsche Baulustige
Kamtschadalisch lernt man euch bald die Zimmer verzieren,
Und doch ist Manches bei euch schon Kamtschadalisch genug.
29. Affiche.
Stille kneteten wir Salpeter, Kohlen und Schwefel,
Bohrten Röhren, gefall' nun das Feuerwerk auch.
30. Zur Abwechslung.
Einige steigen als leuchtende Kugeln und andere zünden,
Manche auch werfen wir nur spielend, das Aug' zu erfreun.
31. Der Zeitpunkt.
Eine große Epoche hat das Jahrhundert geboren,
Aber der große Moment findet ein kleines Geschlecht.
32. Goldnes Zeitalter.
Ob die Menschen im ganzen sich bessern? Ich glaub' es, denn einzeln
Suche man, wie man auch will, sieht man doch gar nichts davon.
33. Manso von den Grazien.
Hexen lassen sich wohl durch schlechte Sprüche citieren,
Aber die Grazie kommt nur auf der Grazie Ruf.
34. Tassos Jerusalem von demselben.
Ein asphaltischer Sumpf bezeichnet hier noch die Stätte,
Wo Jerusalem stand, das uns Torquato besang.
35. Die Kunst zu lieben.
Auch zum Lieben bedarfst du der Kunst? Unglücklicher Manso,
Daß die Natur auch nichts, gar nichts für dich noch gethan!
36. Der Schulmeister zu Breslau.
In langweiligen Versen und abgeschmackten Gedanken
Lehrt ein Präzeptor uns hier, wie man gefällt und verführt.
37. Amor als Schulkollege.
Was das entsetzlichste sei von allen entsetzlichen Dingen?
Ein Pedant, den es jückt, locker und lose zu sein.
38. Der zweite Ovid.
Armer Naso, hättest du doch wie Manso geschrieben,
Nimmer, du guter Gesell', hättest du Tomi gesehn.
39. Das Unverzeihliche
Alles kann mißlingen, wir können's ertragen, vergeben;
Nur nicht, was sich bestrebt, reizend und lieblich zu sein.
40. Prosaische Reimer.
Wieland, wie reich ist dein Geist! Das kann man nun erst empfinden,
Sieht man, wie fad' und wie leer dein Caput mortuum ist.
41. Jean Paul Richter.
Hieltest du deinen Reichtum nur halb so zu Rate, wie jener
Seine Armut, du wärst unsrer Bewunderung wert.
42. An seinen Lobredner.
Meinst du, er werde größer, wenn du die Schultern ihm leihst?
Er bleibt klein wie zuvor, du hast den Höcker davon.
43. Feindlicher Einfall.
Fort ins Land der Philister, ihr Füchse mit brennenden Schwänzen,
Und verderbet der Herrn reife papierene Saat.
44. Nekrolog.
Unter allen, die von uns berichten, bist du mir der liebste,
Wer sich lieset in dir, liest dich zum Glücke nicht mehr.
45. Bibliothek schöner Wissenschaften.
Jahrelang schöpfen wir schon in das Sieb und brüten den Stein aus,
Aber der Stein wird nicht warm, aber das Sieb wird nicht voll.
46. Dieselbe.
Invaliden Poeten ist dieser Spittel gestiftet,
Gicht und Wassersucht wird hier von der Schwindsucht gepflegt.
47. Die neuesten Geschmacksrichter.
Dichter, ihr armen, was müßt ihr nicht alles hören, damit nur
Sein Exerzitium schnell lese gedruckt der Student!
48. An Schwätzer und Schmierer.
Treibet das Handwerk nur fort, wir können' euch freilich nicht legen,
Aber ruhig, das glaubt, treibt ihr es künftig nicht mehr.
49. Guerre ouverte.
Lange neckt ihr uns schon, doch immer heimlich und tückisch,
Krieg verlangtet ihr ja, führt ihn nun offen, den Krieg.
50. An gewisse Kollegen.
Mögt ihr die schlechten Regenten mit strengen Worten verfolgen,
Aber schmeichelt doch auch schlechten Autoren mehr.
51. An die Herren N. O. P.
Euch bedaur' ich am meisten, ihr wähltet gerne das Gute,
Aber euch hat die Natur gänzlich das Urteil versagt.
52. Der Kommissarius des Jüngsten Gerichts.
Nach Kalabrien reist er, das Arsenal zu besehen,
Wo man die Artillerie gießt zu dem Jüngsten Gericht.
53. Kant und seine Ausleger.
Wie doch ein einziger Reicher so viele Bettler in Nahrung
Setzt! Wenn die Könige baun, haben die Kärrner zu thun.
54. J—b.
Steil wohl ist er, der Weg zur Wahrheit, und schlüpfrig zu steigen,
Aber wir legen ihn doch nicht gern auf Eseln zurück.
55. Die Stockblinden.
Blinde, weiß ich wohl, fühlen und Taube sehen viel schärfer,
Aber mit welchem Organ philosophiert denn das Volk?
56. Analytiker.
Ist denn die Wahrheit ein Zwiebel, von dem man die Häute nur abschält?
Was ihr hinein nicht gelegt, ziehet ihr nimmer heraus.
57. Der Geist und der Buchstabe.
Lange kann man mit Marken, mit Rechenpfennigen zahlen,
Endlich, es hilft nichts, ihr Herrn, muß man den Beutel doch ziehn.
58. Wissenschaftliches Genie.
Wird der Poet nur geboren? Der Philosoph wird's nicht minder,
Alle Wahrheit zuletzt wird nur gebildet, geschaut.
59. Die bornierten Köpfe.
Etwas nützet ihr doch, die Vernunft vergißt des Verstandes
Schranken so gern, und die stellet ihr redlich uns dar.
60. Bedientenpflicht.
Rein zuerst sei das Haus, in welchem die Königin einzieht,
Frisch denn, die Stuben gefegt! dafür, ihr Herrn, seid ihr da.
61. Ungebühr.
Aber, erscheint sie selbst, hinaus vor die Thüre, Gesinde!
Auf den Sessel der Frau pflanze die Magd sich nicht hin.
62. Wissenschaft.
Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem andern
Eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt.
63. An Kant.
Vornehm nennst du den Ton der neuen Propheten? Ganz richtig,
Vornehm philosophiert heißt wie Rotüre gedacht.
64. Der kurzweilige Philosoph.
Eine spaßhafte Weisheit doziert hier ein lustiger Doktor
Bloß dem Namen nach Ernst, und in dem lustigsten Saal.
65. Verfehlter Beruf.
Schade, daß ein Talent hier auf dem Katheder verhallet,
Das auf höherm Gerüst hätte zu glänzen verdient.
66. Das philosophische Gespräch.
Einer, das höret man wohl, spricht nach dem andern, doch keiner
Mit dem andern; wer nennt zwei Monologen Gespräch?
67. Das Privilegium.
Dichter und Kinder, man gibt sich mit beiden nur ab, um zu spielen,
Nun so erboset euch nicht, wird euch die Jugend zu laut.
68. Litterarischer Zodiacus.
Jetzo, ihr Distichen, nehmt euch zusammen, es thut sich der Tierkreis
Grauend euch auf; mir nach, Kinder! wird müssen hindurch.
69. Zeichen des Widders.
Auf den Widder stoßt ihr zunächst, den Führer der Schafe,
Aus dem Dykischen Pferch springet er trotzig hervor.
70. Zeichen des Stiers.
Nebenan gleich empfängt euch sein Namensbruder; mit stumpfen
Hörnern, weicht ihr nicht aus, stößt euch der Hallische Ochs.
71. Zeichen des Fuhrmanns.
Alsobald knallet in G** des Reiches würdiger Schwager,
Zwar er nimmt euch nicht mit, aber er fährt doch vorbei.
72. Zeichen der Zwillinge.
Kommt ihr den Zwillingen nah', so sprecht nur: Gelobt sei J—
C—! »In Ewigkeit« gibt man zum Gruß euch zurück.
73. Zeichen des Bärs.
Nächst daran strecket der Bär zu K** die bleiernen Tatzen
Gegen euch aus, doch er fängt euch nur die Fliegen vom Kleide.
74. Zeichen des Krebses.
Geht mir dem Krebs in B*** aus dem Weg, manch lyrisches Blümchen,
Schwellend in üppigem Wuchs, kneipte die Schere zu Tod.
75. Zeichen des Löwen.
Jetzo nehmt euch in acht vor dem wackern Eutinischen Leuen,
Daß er mit griechischem Zahn euch nicht verwunde den Fuß.
76. Zeichen der Jungfrau.
Bücket euch, wie sich's geziemt, vor der zierlichen Jungfrau zu Weimar,
Schmollt sie auch oft – wer verzeiht Launen der Grazie nicht?
77. Zeichen des Raben.
Vor dem Raben nur sehet euch vor, der hinter ihr krächzet,
Das Nekrologische Tier setzt auf Kadaver sich nur.
78. Locken der Berenice.
Sehet auch wir ihr in S*** den groben Fäusten entschlüpfet,
Die Berenicens Haar striegeln mit eisernem Kamm.
79. Zeichen der Wage.
Jetzo wäre der Ort, daß ihr die Wage beträtet,
Aber dies Zeichen ward längst schon am Himmel vermißt.
80. Zeichen des Skorpions.
Aber nun kommt ein böses Insekt, aus G—b—n her,
Schmeichelnd naht es, ihr habt, flieht ihr nicht eilig, den Stich.
81. Ophiuchus.
Drohend hält euch die Schlang' jetzt Ophiuchus entgegen,
Fürchtet sie nicht, es ist nur der getrocknete Balg.
82. Zeichen des Schützen.
Seid ihr da glücklich vorbei, so naht euch dem zielenden Hofrat
Schütz nur getrost, er liebt und er versteht auch den Spaß.
83. Gans.
Laßt sodann ruhig die Gans in L***g und G**a gagagen,
Die beißt keinen, es quält nur ihr Geschnatter das Ohr.
84. Zeichen des Steinbocks.
Im Vorbeigehn stutzt mir den alten Berlinischen Steinbock,
Das verdrießt ihn, so gibt's etwas zu lachen fürs Volk.
85. Zeichen des Pegasus.
Aber seht ihr in B**** den Grad ad Parnassum, so bittet
Höflich ihm ab, daß ihr euch eigne Wege gewählt.
86. Zeichen des Wassermanns.
Übrigens haltet euch ja von dem Dr***r Wassermann ferne,
Daß er nicht über euch her gieße den Elbstrom aus.
87. Eridanus.
An des Eridanus Ufern umgeht mir die furchtbare Waschfrau,
Welche die Sprache des Teut säubert mit Lauge und Sand.
88. Fische.
Seht ihr in Leipzig die Fischlein, die sich in Sulzers Zisterne
Regen, so fangt euch zur Lust einige Grundeln heraus.
89. Der fliegende Fisch.
Neckt euch in Breslau der fliegende Fisch, erwartet's geduldig,
In sein wäss'risches Reich zieht ihn Neptun bald hinab.
90. Glück auf den Weg.
Manche Gefahren umringen euch noch, ich hab' sie verschwiegen,
Aber wir werden uns noch aller erinnern – nur zu!
91. Die Aufgabe.
Wem die Verse gehören? Ihr werdet es schwerlich erraten,
Sondert, wenn ihr nun könnt, o Chorizonten, auch hier!
92. Wohlfeile Achtung.
Selten erhaben und groß und selten würdig der Liebe
Lebt er doch immer, der Mensch, und wird geehrt und geliebt.
93. Revolutionen.
Was das Luthertum war, ist jetzt das Franztum in diesen
Letzten Tagen, es drängt ruhige Bildung zurück.
94. Parteigeist.
Wo Parteien entstehn, hält jeder sich hüben und drüben,
Viele Jahre vergehn, eh' sie die Mitte vereint.
95. Das Deutsche Reich.
Deutschland? aber wo liegt es? Ich weiß das Land nicht zu finden,
Wo das gelehrte beginnt, hört das politische auf.
96. Deutscher Nationalcharakter.
Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens;
Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus.
97. Rhein.
Treu, wie dem Schweizer gebührt, bewach' ich Germaniens Grenze,
Aber der Gallier hüpft über den duldenden Strom.
98. Rhein und Mosel.
Schon so lang' umarm' ich die lotharingische Jungfrau,
Aber noch hat kein Sohn unsre Umarmung erfreut!
99. Donau in B**.
Bacchus, der lustige, führt mich und Komus, der fette, durch reiche
Triften, aber verschämt bleibt die Charis zurück.
100. Donau in O**.
Mich umwohnet mit glänzendem Aug' das Volk der Fajaken,
Immer ist's Sonntag, es dreht immer am Herd sich der Spieß.
101. Main.
Meine Burgen zerfallen zwar, doch getröstet erblick' ich
Seit Jahrhunderten noch immer das alte Geschlecht.
102. Saale.
Kurz ist mein Lauf und begrüßt der Fürsten, der Völker so viele,
Aber die Fürsten sind gut, aber die Völker sind frei.
103. Ilm.
Meine Ufer sind arm, doch höret die leisere Welle,
Führt der Strom sie vorbei, manches unsterbliche Lied.
104. Pleiße.
Flach ist mein Ufer und seicht mein Bächlein, es schöpften zu durstig
Meine Poeten mich, meine Prosaiker auch.
105. Elbe.
All' ihr andern, ihr sprecht nur ein Kauderwelsch. Unter den Flüssen
Deutschlands rede nur ich, und auch in Meißen nur, deutsch.
106. Spree.
Sprache gab mir einst Ramler und Stoff mein Cäsar, da nahm ich
Meinen Mund etwas voll, aber ich schweige seitdem.
107. Weser.
Leider von mir ist gar nichts zu sagen, auch zu dem kleinsten
Epigramme, bedenkt! geb' ich der Muse nicht Stoff.
108. Gesundbrunnen zu ***.
Seltsames Land! Hier haben die Flüsse Geschmack und die Quellen,
Bei den Bewohnern allein hab' ich noch keinen verspürt.
109. P** bei N**.
Ganz hypochondrisch bin ich vor Langerweile geworden,
Und ich fließe nur fort, weil es so hergebracht ist.
110. Die **chen Flüsse.
Unsereiner hat's halter gut in **cher Herren
Ländern, ihr Joch ist sanft und ihre Lasten sind leicht.
111. Salzach.
Aus Juvaviens Bergen ström' ich, das Erzstift zu salzen,
Lenke dann Bayern zu, wo es an Salze gebricht.
112. Der anonyme Fluß.
Fastenspeisen dem Tisch des frommen Bischofs zu liefern,
Goß der Schöpfer mich aus durch das verhungerte Land.
113. Les fleuves indiscrets.
Jetzt kein Wort mehr, ihr Flüsse. Man sieht's, ihr wißt euch so wenig
Zu bescheiden, als einst Diderots Schätzchen gethan.
114. An den Leser.
Lies uns nach Laune, nach Lust, in trüben, in fröhlichen Stunden,
Wie uns der gute Geist, wie uns der böse gezeugt.
115. Gewissen Lesern.
Viele Bücher genießt ihr, die ungesalznen, verzeihet,
Daß dies Büchelchen uns überzusalzen beliebt.
116. Dialogen aus dem Griechischen.
Zur Erbauung andächtiger Seelen hat F*** S***,
Graf und Poet und Christ, diese Gespräche verdeutscht.
117. Der Ersatz.
Als du die griechischen Götter geschmäht, da warf dich Apollo
Von dem Parnasse; dafür gehst du ins Himmelreich ein.
118. Der moderne Halbgott.
Christlicher Herkules, du ersticktest so gerne die Riesen,
Aber die heidnische Brut steht, Herkuliscus! noch fest.
119. Charis.
Ist dies die Frau des Künstlers Vulkan? Sie spricht von dem Handwerk
Wie es des Roturiers adliger Hälfte geziemt.
120. Nachbildung der Natur.
Was nur Einer vermag, das sollte nur Einer uns schildern,
Voß nur den Pfarrer und nur Iffland den Förster allein.
121. Nachäffer.
Aber da meinen die Pfuscher, ein jeder Schwarzrock und Grünrock
Sei auch an und für sich unsrer Beschauung schon wert
122. Klingklang.
In der Dichtkunst hat er mit Worten herzlos geklingelt,
In der Philosophie treibt er es pfäffisch so fort.
123. An gewisse Umschöpfer.
Nichts soll werden das Etwas, daß Nichts sich zu Etwas gestalte,
Laß das Etwas nur sein! nie wird zu Etwas das Nichts.
124. Aufmunterung.
Deutschland fragt nach Gedichten nicht viel; ihr kleinen Gesellen,
Lärmt, bis jeglicher sich wundernd ans Fenster begibt.
125. Das Brüderpaar.
Als Kentauren gingen sie einst durch poetische Wälder,
Aber das wilde Geschlecht hat sich geschwinde bekehrt.
126. K**.
Höre den Tadler! Du kannst, was er noch vermißt, dir erwerben;
Jenes, was nie sich erwirbt, freue dich! gab dir Natur.
127. An die Moralisten.
Richtet den herrschenden Stab auf Leben und Handeln und lasset
Amorn, dem lieblichen Gott, doch mit der Muse das Spiel.
128. Der Leviathan und die Epigramme.
Fürchterlich bist du im Kampf, nur brauchst du etwas viel Wasser;
Aber versuch es einmal, Fisch! in den Lüften mit uns.
129. Luise von Voß.
Wahrlich, es füllt mit Wonne das Herz, dem Gesange zu horchen,
Ahmt ein Sänger, wie der, Töne des Altertums nach.
130. Jupiters Kette.
Hängen auch alle Schmierer und Reimer sich an dich, sie ziehen
Doch nicht hinunter, doch und ziehst sie auch schwerlich hinauf.
131. Aus einer der neuesten Episteln.
Klopstock, der ist mein Mann, der in neue Phrasen gestoßen,
Was er im höllischen Pfuhl Hohes und Großes vernahm.
132. B**s Taschenbuch.
Eine Kollektion von Gedichten? eine Kollekte
Nenn es, der Armut zulieb' und bei der Armut gemacht.
133. Ein deutsches Meisterstück.
Alles an diesem Gedicht ist vollkommen, Sprache, Gedanke,
Rhythmus, das einzige nur fehlt noch, es ist kein Gedicht.
134. Unschuldige Schwachheit.
Unsre Gedichte nur trifft dein Spott? O schätzet euch glücklich,
Daß das Schlimmste an euch eure Erdichtungen sind.
135. Das Neueste aus Rom.
Raum und Zeit hat man wirklich gemalt, es steht zu erwarten,
Daß man mit ähnlichem Glück nächstens die Tugend uns tanzt.
136. Deutsches Lustspiel.
Thoren hätten wir wohl, wir hätten Fratzen die Menge,
Leider helfen sie nur selbst zur Komödie nichts.
137. Das Märchen.
Mehr als zwanzig Personen sind in dem Märchen geschäftig,
Nun, und was machen sie denn alle? Das Märchen, mein Freund.
138. Frivole Neugier.
Das verlohnte sich auch, den delphischen Gott zu bemühen,
Daß er dir sage, mein Freund, wer der Armenier war.
139. Beispielsammlung.
Nicht bloß Beispielsammlung, nein, selber ein warnendes Beispiel,
Wie man nimmermehr soll sammeln für guten Geschmack.
140. Mit Erlaubnis.
Nimm's nicht übel, daß nun auch deiner gedacht wird! Verlangst du
Das Vergnügen umsonst, daß man den Nachbar vexiert?
141. Der Sprachforscher.
Anatomieren magst du die Sprache, doch nur ihr Kadaver,
Geist und Leben entschlüpft flüchtig dem groben Skalpell.
142. Geschichte eines dicken Mannes.
Dieses Werk ist durchaus nicht in Gesellschaft zu lesen,
Da es, wie Rezensent rühmet, die Blähungen treibt.
143. Anekdoten von Friedrich II.
Von dem unsterblichen Friedrich, dem einzigen, handelt in diesen
Blättern der zehenmalzehn tausendste sterbliche Fritz.
144. Litteraturbriefe.
Auch Nicolai schrieb an dem trefflichen Werk? Ich will's glauben,
Mancher Gemeinplatz auch steht in dem trefflichen Werk.
145. Gewisse Melodien.
Dies ist Musik fürs Denken! Solang' man sie hört, bleibt man eiskalt,
Vier, fünf Stunden darauf macht sie erst rechten Effekt.
146. Überschriften dazu.
Frostig und herzlos ist der Gesang, doch Sänger und Spieler
Werden oben am Rand höflich zu fühlen ersucht.
147. Der böse Geselle.
Dichter, bitte die Musen, vor ihm den Lied zu bewahren,
Auch dein leichtestes zieht nieder der schwere Gesang.
148. Karl von Karlsberg.
Was der berühmte Verfasser des menschlichen Elends verdiene?
Sich in der Charité gratis verköstigt zu sehn.
149. Schriften für Damen und Kinder.
»Bibliothek für das andre Geschlecht, nebst Fabeln für Kinder«.
Also für Kinder nicht, nicht für das andre Geschlecht.
150. Dieselbe.
Immer für Weiber und Kinder! Ich dächte, man schriebe für Männer,
Und überließe dem Mann Sorge für Frau und für Kind!
151. Gesellschaft von Sprachfreunden.
O wie schätz' ich euch hoch! Ihr bürstet sorglich die Kleider
Unsrer Autoren, und wem fliegt nicht ein Federchen an?
152. Der Purist.
Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern,
Nun so sage doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht.
153. Vernünftige Betrachtung.
Warum plagen wir, einer dem andern? Das Leben zerrinnet,
Und es versammelt uns nur einmal wie heute die Zeit.
154. An **.
Gerne plagt' ich auch dich, doch es will mir mit dir nicht gelingen,
Du bist zum Ernst mir zu leicht, bist für den Scherz mir zu plump.
155. An **.
Nein! Du erbittest mich nicht. Du hörtest dich gerne verspottet,
Hörtest du dich nur genannt, darum verschon' ich dich, Freund.
156. Garve.
Hör' ich über Geduld dich, edler Leidender, reden,
O, wie wird mir das Volk frömmelnder Schwätzer verhaßt.
157. Auf gewisse Anfragen.
Ob dich der Genius ruft? Ob du dem Rufenden folgest?
Ja, wenn du mich fragst – nein! Folge dem Rufenden nicht.
158. Stoßgebet.
Vor dem Aristokraten in Lumpen bewahrt mich, ihr Götter,
Und vor dem Sansculott auch mit Epauletten und Stern!
159. Distinktionszeichen.
»Unbedeutend sind doch auch manche von euren Gedichten!«
Freilich, zu jeglicher Schrift braucht man auch Komma und Punkt.
160. Die Adressen.
Alles ist nicht für alle, das wissen wir selber, doch nichts is
Ohne Bestimmung, es nimmt jeder sich selbst sein Paket.
161. Schöpfung durch Feuer.
Arme basaltische Säulen! Ihr solltet dem Feuer gehören,
Und doch sah euch kein Mensch je aus dem Feuer entstehn.
162. Mineralogischer Patriotismus.
Jedermann schürfte bei sich auch nach Basalten und Lava,
Denn es klinget nicht schlecht, hier ist vulkanisch Gebirg'!
163. Kurze Freude.
Endlich zog man sie wieder ins alte Wasser herunter,
Und es löscht sich nun bald dieser entzündete Streit.
164. Triumph der Schule.
Welch erhabner Gedanke! Uns lehrt der unsterbliche Meister,
Künstlich zu teilen den Strahl, den wir nur einfach gekannt.
165. Die Möglichkeit.
Liegt der Irrtum nur erst, wie ein Grundstein, unten im Boden,
Immer baut man darauf, nimmermehr kommt er an Tag.
166. Wiederholung.
Hundertmal werd' ich's euch sagen und tausendmal: Irrtum ist Irrtum!
Ob ihn der größte Mann, ob ihn der kleinste beging.
167. Wer glaubt's.
Newton hat sich geirrt? ja doppelt und dreifach! und wie denn?
Lange steht es gedruckt, aber es liest es kein Mensch.
168. Der Welt Lauf.
Drucken fördert euch nicht, es unterdrückt euch die Schule;
Aber nicht immer, und dann geben sie schweigend sich drein.
169. Hoffnung.
Allen habt ihr die Ehre genommen, die gegen euch zeugten;
Aber dem Märtyrer kehrt späte sie doppelt zurück.
170. Exempel.
Schon Ein Irrlicht sah ich verschwinden, dich, Phlogiston! Balde,
O Newtonisch Gespenst! folgst du dem Brüderchen nach.
171. Der letzte Märtyrer.
Auch mich bratet ihr noch als Huß vielleicht, aber wahrhaftig!
Lange bleibet der Schwan, der es vollendet, nicht aus.
172. Menschlichkeiten.
Leidlich hat Newton gesehen und falsch geschlossen, am Ende
Blieb er, ein Brite, verstockt; schloß er, bewies er so fort.
173. Und abermals Menschlichkeiten.
Seine Schüler hörten nun auf, zu sehn und zu schließen,
Reservierten getrost, was er auch sah und bewies.
174. Der Widerstand.
Aristokratisch gesinnt ist mancher Gelehrte, denn gleich ist's,
Ob man auf Helm und Schild oder auf Meinungen ruht.
175. Neueste Farbentheorie von Wünsch.
Gelbrot und grün macht das Gelbe, grün und violblau das Blaue!
So wird aus Gurkensalat wirklich der Essig erzeugt!
176. Das Mittel.
Warum sagst du uns das in Versen? Die Verse sind wirksam,
Spricht man in Prosa zu euch, stopft ihr die Ohren euch zu.
177. Moralische Zwecke der Poesie.
»Bessern, bessern soll uns der Dichter!« So darf denn auf euren
Rücken des Büttels Stock nicht einen Augenblick ruhn?
178. Sektions-Wut.
Lebend noch exenterieren sie euch, und seid ihr gestorben,
Passet im Nekrolog noch ein Prosektor euch auf.
179. Kritische Studien.
Schneidet, schneidet, ihr Herrn, durch Schneiden lernet der Schüler,
Aber wehe dem Frosch, der euch den Schenkel muß leihn!
180. Der astronomische Himmel.
So erhaben, so groß ist, so weit entlegen der Himmel!
Aber der Kleinigkeitsgeist fand auch bis dahin den Weg.
181. Naturforscher und Transcendental-Philosophen.
Feindschaft sei zwischen euch, noch kommt das Bündnis zu frühe,
Wenn ihr im Suchen euch trennt, wird erst die Wahrheit erkannt.
182. An die voreiligen Verbindungsstifter.
Jeder wandle für sich, und wisse nichts von dem andern,
Wandeln nur beide gerad', finden sich beide gewiß.
183. Der treue Spiegel.
Reiner Bach, du entstellst nicht den Kiesel, du bringst ihn dem Auge
Näher, so seh' ich die Welt, ***, wenn du sie beschreibt.
184. Nicolai.
Nicolai reiset noch immer, noch lang' wird er reisen,
Aber ins Land der Vernunft findet er nimmer den Weg.
185. Der Wichtige.
Seine Meinung sagt er von seinem Jahrhundert, er sagt sie,
Nochmals sagt er sie laut, hat sie gesagt und geht ab.
186. Der Plan des Werkes.
Meine Reis' ist ein Faden, an dem ich drei Lustra die Deutschen
Nützlich führe, so wie formlos die Form mir's gebeut.
187. Formalphilosophie.
Allen Formen macht er den Krieg, er weiß wohl, zeitlebens
Hat er mit Müh' und Not Stoff nur zusammengeschleppt.
188. Der Todfeind.
Willst du alles vertilgen, was deiner Natur nicht gemäß ist,
Nicolai, zuerst schwöre dem Schönen den Tod!
189. Philosophische Querköpfe.
Querkopf! schreiet ergrimmt in unsre Wälder Herr Nickel,
Leerkopf! schallt es darauf lustig zum Walde heraus.
190. Empirischer Querkopf.
Armer empirischer Teufel! Du kennst nicht einmal das Dumme
In dir selber, es ist ach! a priori so dumm.
191. Der Quellenforscher.
Nicolai entdeckt die Quellen der Donau! Welch Wunder!
Sieht er gewöhnlich doch sich nach der Quelle nicht um.
192. Derselbe.
Nichts kann er leiden, was groß ist und mächtig, drum, herrliche Donau,
Spürt dir der Häscher so lang' nach, bis er seicht dich ertappt.
193. N. Reisen, XI. Band, S. 177.
A propos Tübingen! Dort sind Mädchen, die tragen die Zöpfe
Lang geflochten, auch dort gibt man die Horen heraus.
194. Der Glückliche.
Sehen möcht' ich dich Nickel, wenn du ein Späßchen erhaschest,
Und von dem Fund entzückt, drauf dich im Spiegel besiehst.
195. Verkehrte Wirkung.
Rührt sonst einen der Schlag, so stockt die Zunge gewöhnlich,
Dieser, so lange gelähmt, schwatzt nur geläufiger fort.
196. Pfahl im Fleisch.
Nenne Lessing nur nicht, der Gute hat vieles gelitten,
Und in des Märtyrers Kranz warst du ein schrecklicher Dorn.
197. Die Horen an Nicolai.
Unsere Reihen störtest du gern, doch werden wir wandeln,
Und du tappe denn auch, plumper Geselle! so fort.
198. Fichte und Er.
Freilich tauchet der Mann kühn in die Tiefe des Meeres,
Wenn du, auf leichtem Kahn, schwankest und Heringe fängst.
199. Briefe über ästhetische Bildung.
Dunkel sind sie zuweilen, vielleicht mit Unrecht, o Nickel!
Aber die Deutlichkeit ist wahrlich nicht Tugend an dir.
200. Modephilosophie.
Lächerlichster, du nennst das Mode, wenn immer von neuem
Sich der menschliche Geist ernstlich nach Bildung bestrebt.
201. Das grobe Organ.
Was du mit Händen nicht greifst, das scheint dir Blinden ein Unding,
Und betastest du was, gleich ist das Ding auch beschmutzt.
202. Der Lastträger.
Weil du vieles geschleppt und schleppst und schleppen wirst, meinst du,
Was sich selber bewegt, könne vor dir nicht bestehn.
203. Die Weidtasche.
Reget sich was, gleich schießt der Jäger, ihm scheinet die Schöpfung,
Wie lebendig sie ist, nur für den Schnappsack gemacht.
204. Der Unentbehrliche.
Könnte Menschenverstand doch ohne Vernunft nur bestehen,
Nickel hätte fürwahr menschlichsten Menschenverstand.
205. Die Xenien.
Was uns ärgert, du gibst mit langen entsetzlichen Noten
Uns auch wieder heraus unter der Reiserubrik.
206. Lucri bonus odor
Gröblich haben wir dich behandelt, das brauche zum Vorteil
Und im zwölften Band schilt uns, da gibt es ein Blatt.
207. Vorsatz.
Den Philister verdrieße, den Schwärmer necke, den Heuchler
Quäle der fröhliche Vers, der nur das Gute verehrt.
208. Nur Zeitschriften.
Frankreich faßt er mit einer, das arme Deutschland gewaltig
Mit der andern, doch sind beide papieren und leicht!
209. Das Motto.
Wahrheit sag' ich euch, Wahrheit und immer Wahrheit, versteht sich:
Meine Wahrheit; denn sonst ist mir auch keine bekannt.
210. Der Wächter Zions.
Meine Wahrheit besteht im Bellen, besonders wenn irgend
Wohlgekleidet ein Mann sich auf der Straße mir zeigt.
211. Verschiedene Dressuren.
Aristokratische Hunde, sie knurren auf Bettler, ein echter
Demokratischer Spitz klafft nach dem seidenen Strumpf.
212. Böse Gesellschaft.
Aristokraten mögen noch gehn, ihr Stolz ist doch höflich,
Aber du löbliches Volk bist so voll Hochmut und grob.
213. An die Obern.
Immer bellt man auf euch! bleibt sitzen! es wünschen die Beller
Jene Plätze, wo man ruhig das Bellen vernimmt.
214. Baalspfaffen.
Heilige Freiheit! Erhabener Trieb der Menschen zum Bessern!
Wahrlich, du konntest dich nicht schlechter mit Priestern versehn!
215. Verfehlter Beruf.
Schreckensmänner wären sie gerne, doch lacht man in Deutschland
Ihres Grimmes, der nur mäßige Schriften zerfleischt.
216. An mehr als einen.
Erst habt ihr die Großen beschmaust, nun wollt ihr sie stürzen;
Hat man Schmarotzer doch nie dankbar dem Wirte gesehn.
217. Das Requisit.
Lange werden wir euch noch ärgern und werden euch sagen:
Rote Kappen, euch fehlt nur noch das Glöckchen zum Putz.
218. Verdienst.
Hast du auch wenig genug verdient um die Bildung der Deutschen,
Fritz Nicolai, sehr viel hast du dabei doch verdient.
219. Umwälzung.
Nein, das ist doch zu arg! Da läuft auch selbst noch der Kantor
Von der Orgel, und ach! Pfuscht auf den Klaven des Staats.
220. Der Halbvogel.
Fliegen möchte der Strauß, allein er rudert vergeblich,
Ungeschickt rühret der Fuß immer den leidigen Sand.
221. Der letzte Versuch.
Vieles hast du geschrieben, der Deutsche wollt' es nicht lesen;
Gehn die Journale nicht ab, dann ist auch alles vorbei.
222. Kunstgriff.
Schreib die Journale nur anonym, so kannst du mit vollen
Backen deine Musik loben, er merkt es kein Mensch.
223. Dem Großsprecher.
Öfters nahmst du das Maul schon so voll und konntest nicht wirken,
Auch jetzt wirkest du nichts, nimm nur das Maul nicht so voll.
224. Mottos.
Setze nur immer Mottos auf deine Journale, sie zeigen
Alle die Tugenden an, die man an dir nicht bemerkt.
225. Sein Handgriff.
Auszuziehen versteh' ich, und zu beschmutzen die Schriften,
Dadurch mach' ich sie mein, und ihr bezahlet sie mir.
226. Die Mitarbeiter.
Wie sie Glieder verrenken, die Armen! Aber nach dieser
Pfeife zu tanzen, es ist auch beim Apollo! kein Spaß.
227. Unmögliche Vergeltung.
Deine Kollegen verschreist und plünderst du! Dich zu verschreien
Ist nicht nötig, und nichts ist auch zu plündern an dir.
228. Das züchtige Herz.
Gern erlassen wir dir die moralische Delikatesse,
Wenn du die zehen Gebot' nur so notdürftig befolgst.
229. Abscheu.
Heuchler ferne von mir! Besonders du widriger Heuchler,
Der du mit Grobheit glaubst Falschheit zu decken und List.
230. Der Hausierer.
Ja, das fehlte nun noch zu der Entwicklung der Sache,
Daß als Krämer sich nun Kr**er nach Frankreich begibt.
231. Deutschlands Revanche an Frankreich.
Manchen Lakai schon verkauftet ihr uns als Mann von Bedeutung,
Gut! wie spedieren euch hier Kr**** als Mann von Verdienst.
232. Der Patriot.
Daß Verfassung sich überall bilde! Wie sehr ist's zu wünschen,
Aber ihr Schwätzer verhelft uns zu Verfassungen nicht!
233. Die drei Stände.
Sagt, wo steht in Deutschland der Sansculott'? In der Mitte,
Unten und oben besitzt jeglicher, was ihm behagt.
234. Die Hauptsache.
Jedem Besitzer das Seine! und jedem Regierer den Rechtsinn,
Das ist zu wünschen, doch ihr, beides verschafft ihr uns nicht.
235. Anacharsis der Zweite.
Anacharsis dem ersten nahmt ihr den Kopf weg, der zweite
Wandert nun ohne Kopf klüglich, Pariser, zu euch.
236. Historische Quellen.
Augen leiht dir der Blinde zu dem, was in Frankreich geschiehet,
Ohren der Taube, du bist, Deutschland, vortrefflich bedient.
237. Der Almanach als Bienenkorb.
Lieblichen Honig geb' er dem Freund, doch nahet sich täppisch
Der Philister, ums Ohr saus' ihm der stechende Schwarm!
238. Etymologie.
Ominos ist dein Name, er spricht dein ganzes Verdienst aus,
Gern verschafftest du, ging es, dem Pöbel den Sieg.
239. Ausnahme.
Warum tadelst du manchen nicht öffentlich? Weil er ein Freund ist,
Wie mein eigenes Herz tadl' ich im stillen den Freund.
240. Die Insekten.
Warum schiltst du die einen so hundertfach? Weil das Geschmeiße,
Rührt sich der Wedel nicht stets, immer dich leckt und dich sticht.
241. Einladung.
Glaubst du denn nicht, man könnte die schwache Seite dir zeigen?
Thu es mit Laune, mit Geist, Freund, und wir lachen zuerst.
242. Warnung.
Unsrer liegen noch tausend im Hinterhalt, daß ihr nicht etwa,
Rückt ihr zu hitzig heran, Schultern und Rücken entblößt.
243. An die Philister.
Freut euch des Schmetterlings nicht, der Bösewicht zeugt euch die Raupe,
Die euch den herrlichen Kohl fast aus der Schüssel verzehrt.
244. Hausrecht.
Keinem Gärtner verdenk' ich's, daß er die Sperlinge scheuchet,
Doch nur Gärtner ist er, jene gebar die Natur.
245. Currus virum miratur inanes.
Wie sie knallen die Peitschen! Hilf Himmel! Journale! Kalender!
Wagen an Wagen! Wie viel Staub und wie wenig Gepäck.
246. Kalender der Musen und Grazien.
Musen und Grazien! oft habt ihr euch schrecklich verirret,
Doch dem Pfarrer noch nie selbst die Perücke gebracht.
247. Taschenbuch.
Viele Läden und Häuser sind offen in südlichen Ländern,
Und man sieht das Gewerb', aber die Armut zugleich.
248. Vossens Almanach.
Immer zu, du redlicher Voß! Beim neuen Kalender
Nenne der Deutsche dich doch, der dich im Jahre vergißt.
249. Schillers Almanach von 1796.
Du erhebest uns erst zu Idealen und stürzest
Gleich zur Natur uns zurück, glaubst du, wir danken dir das?
250. Das Paket.
Mit der Eule gesiegelt? Da kann Minerva nicht weit sein!
Ich erbreche, da fällt »von und für Deutschland« heraus.
251. Das Journal Deutschland.
Alles beginnt der Deutsche mit Feierlichkeit, und so zieht auch
Diesem deutschen Journal blasend ein Spielmann voran.
252. Reichsanzeiger.
Edles Organ, durch welches das Deutsche Riech mit sich selbst spricht,
Geistreich, wie es hinein schallet, so schallt es heraus.
253. A. d. Ph.
Woche für Woche zieht der Bettelkarren durch Deutschland,
Den auf schmutzigem Bock Jakob, der Kutscher, regiert.
254. A. D. B.
Zehnmal gelesene Gedanken auf zehnmal bedrucktem Papiere,
Auf zerriebenem Blei stumpfer und bleierner Witz.
255. A. d. Z.
Auf dem Umschlag sieht man die Charitinnen, doch leider
Kehrt uns Aglaia den Teil, den ich nicht nennen darf, zu.
256. Deutsche Monatschrift.
Deutsch in Künsten gewöhnlich heißt mittelmäßig! und bist du
Deutscher Monat, vielleicht auch so ein deutsches Produkt.
257. G. d. Z.
Dich, o Dämon! erwart' ich und deine herrschenden Launen,
Aber im härenen Sack schleppt sich ein Kobold dahin.
258. Urania.
Deinen heiligen Namen kann nichts entehren, und wenn ihn
Auf sein Sudelgefäß Ewald, der frömmelnde, schreibt.
259. Merkur.
Wieland zeigt sich nur selten, doch sucht man gern die Gesellschaft,
Wo sich Wieland auch nur selten, der Seltene, zeigt.
260. Horen. Erster Jahrgang.
Einige wandeln zu ernst, die andern schreiten verwegen,
Wenige gehen den Schritt, wie ihn das Publikum hält.
261. Minerva.
Trocken bist du und ernst, doch immer die würdige Göttin,
Und so leihest du auch gerne den Namen dem Heft.
262. Journal des Luxus und der Moden.
Du bestrafest die Mode, bestrafest den Luxus, und beide
Weißt du zu fördern, du bist ewig des Beifalls gewiß.
263. Dieser Musenalmanach.
Nun erwartet denn auch, für seine herzlichen Gaben,
Liebe Kollegen, von euch unser Kalender den Dank.
264. Der Wolfische Homer.
Sieben Städte zankten sich drum, ihn geboren zu haben,
Nun, da der Wolf ihn zerriß, nehme sich jede ihr Stück.
265. M***.
Weil du doch alles beschriebst, so beschreib uns zu gutem Beschlusse
Auch die Maschine noch, Freund, die dich so fertig bedient.
266. Herr Leonhard **.
Deinen Namen les' ich auf zwanzig Schriften, und dennoch
Ist es dein Name nur, Freund, den man in allen vermißt.
267. Pantheon der Deutschen, I. Band.
Deutschlands größte Männer und kleinste sind hier versammelt,
Jene gaben den Stoff, diese die Worte des Buchs.
268. Borussias.
Sieben Jahre nur währte der Krieg, von welchem du singest?
Sieben Jahrhunderte, Freund, währt mir dein Heldengedicht.
269. Guter Rat.
Accipe facundi Culicem, studiose, Maronis,
Ne, nugis positis, arma virumque canas.
270. Reineke Fuchs.
Vor Jahrhunderten hätte ein Dichter dieses gesungen?
Wie ist das möglich? Der Stoff ist ja von gestern und heut'.
271. Menschenhaß und Reue.
Menschenhaß? Nein, davon verspürt' ich beim heutigen Stücke
Keine Regung, jedoch Reue, die hab' ich gefühlt.
272. Schinks Faust.
Faust hat sich leider schon oft in Deutschland dem Teufel ergeben,
Doch so prosaisch noch nie schloß er den schrecklichen Bund.
273. An Madame B** und ihre Schwestern.
Jetzt noch bist du Sibylle, bald wirst du Parze, doch fürcht' ich,
Hört ihr alle zuletzt gräßlich als Furien auf.
274. Almansaris und Amanda.
Warum verzeiht mir Amanda den Scherz und Almansaris tobet?
Jene ist tugendhaft, Freund, diese beweiset, sie sei's.
275. B**.
Wäre Natur und Genie von allen Menschen verehret,
Sag, was bliebe, Phantast, denn für ein Publikum dir?
276. Erholungen. Zweites Stück.
Daß ihr seht, wie genau wir den Titel des Buches erfüllen,
Wird zur Erholung hiemit euch die Vernichtung gereicht.
277. Moderezension.
Preise dem Kinde die Puppen, wofür es begierig die Groschen
Hinwirft, so bist du fürwahr Krämern und Kindern ein Gott.
278. Dem Zudringlichen.
Ein vor allemal willst du ein ewiges Leben mir schaffen?
Mach im zeitlichen doch mir nicht die Weile so lang.
279. Höchster Zweck der Kunst.
Schade fürs schöne Talent des herrlichen Künstlers! O hätt' er
Aus dem Marmorblock doch ein Kruzifix uns gemacht.
280. Zum Geburtstag.
Möge dein Lebensfaden sich spinnen, wie in der Prosa
Dein Periode, bei dem leider die Lachesis schläft.
281. Unter vier Augen.
Viele rühmen, sie habe Verstand; ich glaub's, für den einen,
Den sie jedesmal liebt, hat sie auch wirklich Verstand.
282. Charade.
Nichts als dein Erstes fehlt dir, so wäre dein Zweites genießbar,
Aber dein Ganzes, mein Freund, ist ohne Salz und Geschmack.
283. Frage in den Reichsanzeiger. W. Meister betreffend.
Zu was Ende die welchen Namen für deutsche Personen?
Raubt es nicht allen Genuß an dem vortrefflichen Werk?
284. Göschen an die deutschen Dichter.
Ist nur erst Wieland heraus, so kommt's an euch übrigen alle,
Und nach der Lokation! Habt nur einstweilen Geduld!
285. Verleger von P** Schriften.
Eine Maschine besitz' ich, die selber denkt, was sie drucket,
Obengenanntes Werk zeig' ich zur Probe hier vor.
286. Josephs II. Diktum an die Buchhändler.
Einem Käsehandel vergleich er eure Geschäfte?
Wahrlich der Kaiser, man sieht's, war auf dem Leipziger Markt.
287. Preisfrage der Akademie nützlicher Wissenschaften.
Wie auf dem Ü. fortan der teure Schnörkel zu sparen?
Auf die Antwort sind dreißig Dukaten gesetzt.
288. G. G.
Jeder, siehst du ihn einzeln, ist leidlich klug und verständig,
Sind sie in Corpore, gleich wird dir ein Dummkopf daraus.
289. Hörsäle auf gewissen Universitäten.
Prinzen und Grafen sind hier von den übrigen Hörern gesondert,
Wohl! Denn trennte der Stand nirgends, er trennte doch hier!
290. Der Virtuose.
Eine hohe Noblesse bedien' ich heut' mit der Flöte,
Die, wie ganz Wien mir bezeugt, völlig wie Geige sich hört.
291. Sachen, so gesucht werden.
Einen Bedienten wünscht man zu haben, der leserlich schreibet
Und orthographisch, jedoch nichts in Bell-Letters gethan.
292. Französische Lustspiele von Dyk.
Wir versichern auf Ehre, daß wir einst witzig gewesen,
Sind wir auch hier, wie gestehen's, herzlich geschmacklos und fad'.
293. Buchhändler-Anzeige.
Nichts ist der Menschheit so wichtig, als ihre Bestimmung zu kennen;
Um zwölf Groschen kurant wird sie bei mir jetzt verkauft.
294. Auktion.
Da die Metaphysik vor kurzem unbeerbt abging,
Werden die Dinge an sich morgen sub hasta verkauft.
295. Gottesurteil. (Zwischen einem Göttinger und Berliner.)
Öffnet die Schranken! Bringet zwei Särge! Trompeter geblasen!
Almanachsritter heraus gegen den Ritter vom Sporn!
296. Sachen, so gestohlen worden. (Immanuel Kant spricht.)
Zwanzig Begriffe wurden mir neulich diebisch entwendet,
Leicht sind sie kenntlich, es steht sauber mein I. K. darauf.
297. Antwort auf obigen Avis.
Wenn nicht alles mich trügt, so hab' ich besagte Begriffe
In Herrn Jacobs zu Hall Schriften vor kurzem gesehn.
298. Schauspielerin.
Furiose Geliebten sind meine Forcen im Schauspiel,
Und in der Comédie glänz' ich als Brannteweinfrau.
299. Professor Historiarum.
Breiter wird immer die Welt, und immer mehr Neues geschiehet,
Ach! die Geschichte wird stets länger und kürzer das Brot!
300. Rezension.
Sehet wie artig der Frosch nicht hüpft! Doch find' ich die hinteren
Füße um vieles zu lang, so wie die vordern zu kurz.
301. Litterarische Adreßkalender.
Jeder treibe sein Handwerk, doch immer steh' es geschrieben:
Dies ist das Handwerk, und der treibet das Handwerk geschickt.
302. Neueste Kritikproben.
Nicht viel fehlt dir, ein Meister nach meinen Begriffen zu heißen,
Nehm' ich das einzige aus, daß du verrückt phantasierst.
303. Eine zweite.
Lieblich und zart sind deine Gefühle, gebildet dein Ausdruck,
Eins nur tadl' ich, du bist frostig von Herzen und matt.
304. Eine dritte.
Du nur bist mir der würdige Dichter! es kommt dir auf eine
Platitüde nicht an, nur um natürlich zu sein.
305. Schillers Würde der Frauen.
Vorn herein liest sich das Lied nicht zum besten, ich les' es von hinten,
Strophe für Strophe, und so nimmt es ganz artig sich aus.
306. Pegasus, von ebendemselben.
Meine zarte Natur schockiert das grelle Gemälde,
Aber, von Langbein gemalt, mag ich den Teufel recht gern.
307. Das ungleiche Verhältnis.
Unsre Poeten sind seicht, doch das Unglück ließ sie vertuschen,
Hätten die Kritiker nicht ach! so entsetzlich viel Geist.
308. Neugier.
Etwas wünscht' ich zu sehn, ich wünschte einmal von den Freunden,
Die das Schwache so schnell finden, das Gute zu sehn.
309. Jeremiaden aus dem Reichs-Anzeiger.
Alles in Deutschland hat sich in Prosa und Versen verschlimmert,
Ach und hinter uns liegt weit schon die goldene Zeit.
310. Böse Zeiten.
Philisophen verderben die Sprache, Poeten die Logik,
Und mit dem Menschenverstand kommt man durchs Leben nicht mehr.
311. Skandal.
Aus der Ästhetik, wohin sie gehört, verjagt man die Tugend,
Jagt sie, den läst'gen Gast, in die Politik hinein.
312. Das Publikum im Gedränge.
Wohin wenden wir uns? Sind wir natürlich, so sind wir
Platt, und genieren wir uns, nennt man es abgeschmackt gar.
313. Das goldene Alter.
Schöne Naivität der Stubenmädchen zu Leipzig,
Komm doch wieder, o komm, witzige Einfalt, zurück!
314. Komödie.
Komm Komödie wieder, du ehrbare Wochenvisite,
Siegmund, du süßer Amant, Maskarill, spaßhafter Knecht.
315. Alte deutsche Tragödie.
Trauerspiele voll Salz, voll epigrammatischer Nadeln,
Und du Menuettschritt unsers geborgten Cothurns.
316. Roman.
Philosoph'scher Roman, du Gliedermann, der so geduldig
Still hält, wenn die Natur gegen den Schneider sich wehrt.
317. Deutsche Prosa.
Alte Prosa komm wieder, die alles so ehrlich heraussagt,
Was sie denkt und gedacht, auch was der Leser sich denkt.
318. Chorus.
Alles in Deutschland hat sich in Prosa und Versen verschlimmert,
Ach! und hinter uns liegt weit schon die goldene Zeit.
319. Gelehrte Zeitungen.
Wie die Nummern des Lotto, so zieht man hier die Autoren,
Wie sie kommen, nur daß niemand dabei was gewinnt.
320. Die zwei Fieber.
Kaum hat das kalte Fieber der Gallomanie uns verlassen,
Bricht in der Gräkomanie gar noch ein hitziges aus.
321. Griechheit.
Griechheit, was war sie? Verstand und Maß und Klarheit! Drum dächt' ich,
Etwas Geduld noch, ihr Herrn, eh' ihr von Griechheit uns sprecht.
322. Warnung.
Eine würdige Sache verfechtet ihr, nur mit Verstande
Bitt' ich! daß sie zum Spott und zum Gelächter nicht wird!
323. Übertreibung und Einseitigkeit.
Daß der Deutsche doch alles zu seinem Äußersten treibet,
Für Natur und Vernunft selbst, für die nüchterne schwärmt!
324. Neueste Behauptung.
Völlig charakterlos ist die Poesie der Modernen,
Denn sie verstehen bloß charakteristisch zu sein.
325. Griechische und moderne Tragödie.
Unsre Tragödie spricht zum Verstand, drum zerreißt sie das Herz so,
Jene setzt in Affekt, darum beruhigt sie so!
326. Entgegengesetzte Wirkung.
Wir Modernen, wir gehn erschüttert, gerührt aus dem Schauspiel,
Mit erleichterter Brust hüpfte der Grieche heraus!
327. Die höchste Harmonie.
Ödipus reißt die Augen sich aus, Jokaste erhenkt sich,
Beide schuldlos; das Stück hat sich harmonisch gelöst.
328. Aufgelöstes Rätsel.
Endlich ist es heraus, warum uns Hamlet so anzieht,
Weil er, merket das wohl, ganz zur Verzweiflung uns bringt.
329. Gefährliche Nachfolge.
Freunde, bedenket euch wohl, die tiefere kühnere Wahrheit
Laut zu sagen, sogleich stellt man sie euch auf den Kopf.
330. Geschwindschreiber.
Was sie gestern gelernt, das wollen sie heute schon lehren,
Ach! was haben die Herrn doch für ein kurzes Gedärm!
331. Die Sonntagskinder.
Jahrelang bildet der Meister und kann sich nimmer genugthun,
Dem genialen Geschlecht wird es im Traume beschert!
332. Xenien.
Muse, wo führst du uns hin? Was, gar zu den Manen hinunter?
Hast du vergessen, daß wir nur Monodistichen sind?
333. Muse.
Desto besser! Geflügelt wie ihr, dünnleibig und lustig,
Seele mehr als Gebein, wischt ihr als Schatten hindurch.
334. Acheronta movebo.
Hölle, jetzt nimm dich in acht, es kommt ein Reisebeschreiber,
Und die Publizität deckt auch den Acheron auf.
335. Sterilemque tibi Proserpina vaccam.
Hekate! Keusche! dir schlacht' ich »die Kunst zu lieben« von Manso,
Jungfer noch ist sie, sie hat nie was von Liebe gewußt.
336. Elpänor.
Muß ich dich hier schon treffen, Elpänor? Du bist mir gewaltig
Vorgelaufen? und wie? Gar mit gebrochnem Genick?
337. Unglückliche Eilfertigkeit.
Ach, wie sie Freiheit schrien und Gleichheit, geschwind wollt' ich folgen,
Und weil die Trepp' mir zu lang deuchte, so sprang ich vom Dach.
338. Achilles.
Vormals im Leben ehrten wir dich, wie einen der Götter,
Nun du tot bist, so herrscht über die Geister dein Geist.
339. Trost.
Laß dich den Tod nicht reuen, Achill. Es lebet dein Name
In der Bibliothek schöner Scientien hoch.
340. Seine Antwort.
Lieber möcht' ich fürwahr dem Ärmsten als Ackerknecht dienen,
Als des Gänsegeschlechts Führer sein, wie du erzählst.
341. Frage.
Du verkündige mir von meinen jungen Nepoten,
Ob in der Litteratur beide noch walten und wie?
342. Antwort.
Freilich walten sie noch und bedrängen hart die Trojaner,
Schießen manchmal auch wohl blind in das Blaue hinein.
343. Frage.
Melde mir auch, ob du Kunde vom alten Peleus vernahmest,
Ob er noch weit geehrt in den Kalendern sich liest?
344. Antwort.
Ach! ihm mangelt leider die spannender Kraft und die Schnelle,
Die einst des G*** herrliche Saiten belebt.
345. Ajax.
Ajax! Telamons Sohn! So mußtest du selbst nach dem Tode
Noch forttragen den Groll wegen der Rezension?
346. Tantalus.
Jahrelang steh' ich so hier, zur Hippokrene gebücket,
Lechzend vor Durst, doch der Quell, will ich ihn kosten, zerrinnt.
347. Phlegyasque miserrimus omnes admonet.
O ich Thor! Ich rasender Thor! Und rasend ein jeder,
Der, auf des Weibes Rat horchend, den Freiheitsbaum pflanzt.
348. Die dreifarbige Kokarde.
Wer ist der Wütende da, der durch die Hölle so brüllet
Und mit grimmiger Faust sich die Kokarde zerzaust.
349. Agamemnon.
Bürger Odysseus! Wohl dir! Bescheiden ist deine Gemahlin,
Strickt dir die Strümpfe, und stecke keine drei Farben dir an!
350. Porphyrogeneta, den Kopf unter dem Arme.
Köpfe schaffet euch an, ihr Liebden! Thut es beizeiten!
Wer nicht hat, er verliert, auch was er hat, noch dazu!
351. Sisyphus.
Auch noch hier nicht zur Ruh', du Unglücksel'ger! Noch immer
Rollst du bergauf wie einst, da du regiertest, den Stein!
352. Sulzer.
Hüben über den Urnen! Wie anders ist's, als wir dachten!
Mein aufrichtiges Herz hat mir Vergebung erlangt.
353. Haller.
Ach! Wie schrumpfen allhier die dicken Bände zusammen,
Einige werden belohnt, aber die meisten verziehn.
354. Moses Mendelsohn.
Ja! du siehst mich unsterblich! »Das hast du uns ja in dem Phädon
Längst bewiesen.« – Mein Freund, freue dich, daß du es siehst!
355. Der junge Werther.
»Worauf lauerst du hier?« – Ich erwarte den dummen Gesellen,
Der sich so abgeschmackt über mein Leiden gefreut.
356. L***.
»Edler Schatten, du zürnst?« – Ja, über den lieblosen Bruder,
Der mein modernd Gebein lässet im Frieden nicht ruhn.
357. Dioskuren.
Einen wenigstens hofft' ich von euch hier unten zu finden,
Aber beide seid ihr sterblich, drum lebt ihr zugleich.
358. Unvermutete Zusammenkunft.
Sage, Freund, wie find' ich denn dich in des Todes Behausung,
Ließ ich doch frisch und gesund dich in Berlin noch zurück?
359. Der Leichnam.
Ach, das ist nur mein Leib, der in Almanachen noch umgeht,
Aber es schiffte schon längst über den Lethe der Geist.
360. Peregrinus Proteus.
Siehest du Wieland, so sag ihm: ich lasse mich schönstens bedanken,
Aber er that mir zu viel Ehr' an, ich war doch ein Lump.
361. Lucian von Samosata.
»Nun Freund, bist du versöhnt mit den Philosophen? Du hast sie
Oben im Leben, das weiß Jupiter! tüchtig geneckt.«
362. Geständnis.
Rede leiser, mein Freund. Zwar hab' ich die Narren gezüchtigt,
Aber mit vielem Geschwätz oft auch die Klugen geplagt.
363. Alcibiades.
Kommst du aus Deutschland? Sieh mich doch an, ob ich wirklich ein solcher
Hasenfuß bin, als bei euch man in Gemälden mich zeigt?
364. Martial.
Xenien nennet ihr euch? Ihr gebt euch für Küchenpräsente?
Ißt man denn, mit Vergunst, spanischen Pfeffer bei euch?
365. Xenien.
Nicht doch! Aber es schwächten die vielen wäss'richten Speisen
So den Magen, daß jetzt Pfeffer und Wermut nur hilft.
366. Rhapsoden.
Wer von euch ist der Sänger der Ilias? Weil' ihm so gut schmeckt,
Ist hier von Heyne ein Pack Göttinger Würste für ihn.
367. Viele Stimmen.
Mir her, ich sang der Könige Zwist! Ich die Schlacht bei den Schiffen!
Mir die Würste! ich sang, was auf dem Ida geschah.
368. Rechnungsfehler.
Friede! Zerreißt mich nur nicht! Die Würste werden nicht reichen,
Der sie schickte, er hat sich nur auf Einen versehn.
369. Einer aus dem Chor. (Fängt an zu recitieren.)
»Wahrlich, nichts Lustigers weiß ich, als wenn die Tische recht voll sind,
Von Gebacknem und Fleisch, und wenn der Schenke nicht säumt –
370. Vorschlag zur Güte.
Teilt euch wie Brüder! Es sind der Würste gerade zwei Dutzend,
Und wer Astyanax sang, nehme noch diese von mir.
371. Philosophen.
Gut, daß ich euch, ihr Herren, in pleno beisammen hier finde,
Denn das eine, was not, treibt mich herunter zu euch.
372. Aristoteles.
Gleich zur Sache, mein Freund. Wir halten die Jenaer Zeitung
Hier in der Hölle und sind längst schon von allem belehrt.
373. Dringend.
Desto besser! So gebt mir, ich geh' euch nicht eher vom Leibe,
Einen allgültigen Satz, und der auch allgemein gilt.
374. Einer aus dem Haufen.
Cogito ergo sum. Ich denke und mithin, so bin ich,
Ist das eine nur wahr, ist es das andre gewiß.
375. Ich.
Denk' ich, so bin ich! Wohl! Doch wer wird immer auch denken?
Oft schon war ich, und hab' wirklich an gar nichts gedacht!
376. Ein Zweiter.
Weil es Dinge doch gibt, so gibt es ein Ding aller Dinge,
In dem Ding aller Ding' schwimmen wir, wie wir so sind.
377. Ein Dritter.
Just das Gegenteil sprech ich. Es gibt kein Ding als mich selber!
Alles andre, in mir steigt es als Blase nur auf.
378. Ein Vierter.
Zweierlei Dinge lass' ich passieren, die Welt und die Seele,
Keins weiß vom andern, und doch deuten sie beide auf eins.
379. Ein Fünfter.
Von dem Ding weiß ich nichts, und weiß auch nichts von der Seele,
Beide erscheinen mir nur, aber sie sind doch kein Schein.
380. Ein Sechster.
Ich bin ich, und setze mich selbst, und setz' ich mich selber
Als nicht gesetzt, nur gut! setz' ich ein Nicht-Ich dazu.
381. Ein Siebenter.
Vorstellung wenigstens ist; ein Vorgestelltes ist also,
Ein Vorstellendes auch, macht, mit der Vorstellung, drei!
382. Ich.
Damit lock' ich, ihr Herrn, doch keinen Hund aus dem Ofen,
Einen erklecklichen Satz will ich, und der auch was setzt.
383. Ein Achter.
Auf theoretischem Feld ist weiter nichts mehr zu finden,
Aber der praktische Satz gilt doch: Du kannst, denn du sollst!
384. Ich.
Dacht' ich's doch! Wissen sie nichts Vernünftiges mehr zu erwidern,
Schieben sie's einem geschwind in das Gewissen hinein.
385. David Hume.
Rede nicht mit dem Volk, der Kant hat sie alle verwirret,
Mich frag, ich bin mir selbst auch in der Hölle noch gleich.
386. Rechtsfrage.
Jahrelang schon bedien' ich mich meiner Nase zum Riechen,
Hab' ich denn wirklich an sie auch ein erweisliches Recht?
387. Puffendorf.
Ein bedenklicher Fall! doch die erste Possession scheint
Für dich zu sprechen, und so brauche sie immerhin fort.
388. Gewissensskrupel.
Gerne dien' ich den Freunden, doch thu' ich es leider mit Neigung,
Und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin.
389. Decisum.
Da ist kein andrer Rat, du mußt suchen, sie zu verachten,
Und mit Abscheu alsdann thun, wie die Pflicht dir gebeut.
390. Herkules.
Endlich erblick' ich auch den gewaltigen Herkules! Seine
Übersetzung! Er selbst leider war nicht mehr zu sehn.
391. Herakliden.
Ringsum schrie, wie Vögelgeschrei, das Geschrei der Tragöden
Und das Hundegebell der Dramaturgen um ihn.
392. »Pure Manier.«
Schauerlich stand das Ungetüm da. Gespannt war der Bogen,
Und der Pfeil auf der Sehn' traf noch beständig das Herz.
393. Er.
Welche noch kühnere That, Unglücklicher, wagest du jetzo,
Zu den Verstorbenen selbst niederzusteigen, ins Grab!
394. Ich.
Wegen Tiresias mußt' ich herab, den Seher zu fragen,
Wo ich den guten Geschmack fände, der nicht mehr zu sehn.
395. Er.
Glauben sie nicht der Natur und den alten Griechen, so holst du
Eine Dramaturgie ihnen vergeblich herauf.
396. Ich.
O die Natur, die zeigt auf unsern Bühnen sich wieder,
Splitternackend, daß man jegliche Rippe ihr zählt.
397. Er.
Wie? So ist wirklich bei euch der alte Kothurnus zu sehen,
Den zu holen ich selbst stieg in des Tartarus Nacht?
398. Ich.
Nichts mehr von diesem tragischen Spuk. Kaum einmal im Jahre
Geht dein geharnischter Geist über die Bretter hinweg.
399. Er.
Auch gut! Philosophie hat eure Gefühle geläutert,
Und vor dem heitern Humor fliehet der schwarze Affekt.
400. Ich.
Ja, ein derber und trockener Spaß, nichts geht uns darüber,
Aber der Jammer auch, wenn er nur naß ist, gefällt.
401. Er.
Also sieht man bei euch den leichten Tanz der Thalia
Neben dem ernsten Gang, welchen Melpomene geht?
402. Ich.
Keines von beiden! Uns kann nur das christlichmoralische rühren,
Und was recht populär, häuslich und bürgerlich ist.
403. Er.
Was? Es dürfte kein Cäsar auf euren Bühnen sich zeigen,
Kein Anton, kein Orest, keine Andromache mehr?
404. Ich.
Nichts! Man siehet bei uns nur Pfarrer, Kommerzienräte,
Fähndriche, Sekretärs oder Husarenmajors.
405. Er.
Aber ich bitte dich, Freund, was kann denn dieser Misère
Großes begegnen, was kann Großes denn durch sie geschehn?
406. Ich.
Was? Sie machen Kabale, sie leihen auf Pfänder, sie stecken
Silberne Löffel ein, wagen den Pranger und mehr.
407. Er.
Woher nehmt ihr denn aber das große gigantische Schicksal,
Welches den Menschen erhebt, wenn es den Menschen zermalmt?
408. Ich.
Das sind Grillen! Uns selbst und unsre guten Bekannten,
Unsern Jammer und Not suchen und finden wir hier.
409. Er.
Aber das habt ihr ja alles bequemer und besser zu Hause,
Warum entfliehet ihr euch, wenn ihr euch selber nur sucht?
410. Ich.
Nimm's nicht übel, mein Heros. Das ist ein verschiedener Kasus,
Das Geschick, das ist blind, und der Poet ist gerecht.
411. Er.
Also eure Natur, die erbärmliche, trifft man auf euren
Bühnen, die große nur nicht, nicht die unendliche an?
412. Er.
Der Poet ist der Wirt und der letzte Aktus die Zeche,
Wenn sich das Laster erbricht, setzt sich die Tugend zu Tisch.
413. Muse zu den Xenien.
Aber jetzt rat' ich euch, geht, sonst kommt noch gar der Gorgona
Fratze oder ein Band Oden von Haschka hervor.
414. An die Freier.
Alles war nur ein Spiel! Ihr Freier lebt ja noch alle,
Hier ist der Bogen und hier ist zu den Ringen der Platz.
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Transkript Liturgische Kleidung im evangelischen Gottesdienst: Warum tragen wir den Talar? II Podcast
Emily Hammer: Ein vollständiges Transkript dieses Podcasts findet ihr in der Videobeschreibung, und dort findet ihr auch meine Quellen.
[Flötenmusik]
EH: Ich heiße Emily, ich studiere in Kiel Theologie, und für ein Projekt im Fach praktische Theologie wollte ich der Frage nachgehen: Warum tragen evangelische Pastor*innen im Gottesdienst den Talar? Im Laufe meiner Recherche bin auch andere Formen der liturgischen Kleidung gestoßen, die evangelische Pfarrer*innen innerhalb und außerhalb des Gottesdienstes tragen. Die historischen Hintergründe und die modernen Beweggründe werde ich in diesem Podcast mit Hilfe meiner Gesprächspartner untersuchen.
[Flötenmusik]
EH: Als Erstes habe ich mit Herrn Schöllkopf gesprochen. Er ist Kirchenhistoriker und hat mir von der Entstehung des Talars erzählt.
Wolfgang Schöllkopf: Mein Name ist Wolfgang Schöllkopf, ich bin 62 Jahre alt, und seit 35 Jahren evangelischer Pfarrer der württembergischen Landeskirche. Ich war Beauftragter der Landeskirche für württembergische Kirchengeschichte und habe in dieser Eigenschaft zusammen mit landeskirchlichem Archiv und einer Kollegin dort die beiden Reformationsausstellungen unserer Landeskirche gestaltet. 2009 hatten wir württembergisches Reformationsjubiläum und 2017 das große Luther Jubiläum und im Zusammenhang mit der zweiten Ausstellung haben wir dann auch in der Ausstellung selber die Geschichte des württembergischen Talars etwas dargestellt und da kam mein Aufsatz, der ist in dem Ausstellungskatalog praktisch erschienen.
EH: Ein Link zu dem Aufsatz von Herrn Schöllkopf findet ihr in der Beschreibung. Einer der bedeutendsten und die wohl bekannteste Figur der Reformation war Martin Luther. Seine theologischen Ideen bilden die Grundlage für das was evangelisch-lutherische Christ*innen heute glauben. Was trug Luther selbst im Gottesdienst?
EH: Wenn ich mir Luther vorstelle, stelle ich mir ihn eben nicht im Talar vor, was eigentlich nicht so logisch ist. Man denkt vielleicht wir ziehen uns einfach so an wie Luther, aber das machen wir ja gar nicht. Warum trug Luther diesen schwarzen Gehrock, in dem wir ihn uns so vorstellen?
WS: Also ihr schöner Begriff vom schwarzen Gehrock ist etwas missverständlich, ähm, der Gehrock ist ja eine bürgerliche ein bürgerliches Gewand der höheren Herren des 19. Jhdt. Die trugen Gehrock. Also erstens Mal muss man noch mal was glaube ich zur theologischen Gewichtung sagen. Luther war das relativ wurscht. Die Adiaphora
EH: Adiaphora sind Handlungen und Verhaltensweisen, über die verschieden sittliche Urteile möglich sind, und die deshalb nicht allgemein verbindlich sein können.
WS: Das kann man so machen oder so machen, Hauptsache man hat eine anständige lutherische Theologie und verkündigt dem Menschen die Freiheit eines Christenmenschen in Christus, dann kann man aus- und anziehen was man will – also mal karikiert gesagt. Aber, natürlich musste er in seiner Zeit äh sich nicht nur inhaltlich absetzen in dem was er sagt und schreibt, sondern auch optisch. Denn er trifft ja Kirchengebäude an, bevor die ersten evangelischen Kirchen gebaut werden, sehen sie alle katholisch aus, ist ja klar. Und auch die Priester prägen und wir haben ja den, das ist heute noch so, dass in den Gemeinden und der Volksfrömmigkeit oft die Äußerlichkeiten eine größere Rolle spielen, als uns Theologinnen und Theologen recht ist. Aber es ist einfach so, dass das Auge mitempfindet und in der visuellen Welt, die wir heute haben nicht mehr die Hörwelt sondern die Sehwelt natürlich eine ganz entscheidende Rolle spielt. Das hat sich total verändert seit Luther. Und nun wollte er mit dem was er an- und auszieht zeigen, dass was Neues begonnen hat. Da ist er aber erstaunlich liberal. Am Anfang einfach die Schaube. Das war dieser schwarze Überwurf des höheren Bürgertums der Männer am Sonntag sozusagen. Die war auch oft pelzbesetzt, wenn Sie sie sich die alten Luther Bilder angucken von Cranach und anderen, und da trägt er immer die Schaube. Die ist vorne offen, hat einen Pelz, an dem er auch seinen Reichtum zeigen kann, und so ging er auf die Kanzel. Wenn er dann an den Altar trat, zur Feier des heiligen Abendmahles, dann zog er in der Frühzeit sogar noch das liturgische Messgewand des Priesters an, und zwar die die Kasel, also diesen reichbestickten goldbesetzten Überwurf. Da hatte er gar keine Berührungsängste. Das hat dann an die Messe erinnert. Er hat ja eine lutherische Messe gefeiert. Ähm. Da war Luther liberaler wie viele andere Reformatoren. Das ist die eine Tradition, die ist ganz bürgerlich, also man zieht am Sonntag was Schönes an. Das macht er auch. Um zu zeigen es ist Sonntag.
EH: Aber eben nichts Besonderes was ihn anderen herausstechen ließe.
WS: Genau. Sie haben vorher die Freikirchen erwähnt, wo die Pfarrerin im Kostüm und der Pfarrer im Anzug. So muss man sich das eigentlich vorstellen. Genau.
EH: Freikirchen sind evangelische Gemeinschaften, die nicht den Volkskirchen angehören wie bspw. der evangelischen Kirche in Deutschland, EKD genannt. In der Regel entstehen sie um den Glauben entschieden anders auszuüben als die bestehende Kirche. Eine bekannte freikirchliche Gruppe sind die Baptisten.
WS: Und nur wie gesagt beim Sakrament geht er noch einen Kompromiss ein und sagt, ja wenn ich an den Altar trete, auf der Kanzel Schaube und am Altar Kasel. Das hat er dann später gelassen, weil er gemerkt hat, die Vermengung tut der Gemeinde nicht gut.
EH: Luther trug also keinen Talar. Woher kommt er dann?
WS: Jetzt kommt die zweite Tradition vom Begriff Talar her, die kommt eigentlich von der Universität. Im späten Mittelalter trugen die Professoren Talar. Talis heißt der Knöchel, also einen schwarzen Überwurf, Rock, der bis zum Knöchel reicht. Und wenn Sie sich die alten Talare anschauen, also wenn ich mich meinen Pfarrer vorstelle, bei dem ich als Kinderkirchenkind und Jugendmitarbeiter in der Gemeinde aufgewachsen bin, der trug die Alten trugen ihre Talar immer gerade so über dem Knie. Das war dann eher die Erinnerung an der Schaube. Das war auch auf dem Friedhof geschickter, weil er nicht so dreckig wird. Also hat ja auch immer praktische Seiten. Und später, wir, heute, auch ich selber, trage ihn wieder als Talis Talar bis zum Knöchel, das sieht eher liturgischer aus. Der, der nur bis übers Knie, die sind eher noch die alte Amtstracht, mit dem der Pfarrer ja auch aufs Rathaus ging wenn mit dem Bürgermeister was zu besprechen war oder zu Empfängen. Sie haben ja die Frage auch aufgeschrieben, wann wird der Rock eigentlich zum liturgischen Gewand?
EH: Ja.
WS: Das wird er im 19. Jhdt. Ja, und dann kommt diese preußische Vereinheitlichung im 19. Jhdt. durch die Dominanz der Preußen-
[Gelächter]
WS: -nicht nur im politisch-militärischen, sondern auch im theologisch-liturgischem. Das hat natürlich eine anti-katholische Seite gehabt für die Preußen. Jetzt lasst und doch mal diesen Wildwuchs beenden bei den Evangelischen. Was die an und auszeihen, das versteht ja kein Mensch.
EH: Ja
WS: Das wird jetzt, das wird jetzt vereinheitlicht. Und da machen witzigerweise, also interessanterweise auch die Länder mit, die eigentlich gar nicht so eng mit den Preußen verbunden waren, wie Bayern und Württemberg. Also wir hier im Süden, lasst doch die Preußen machen da in Potsdam und Berlin. Ähh, natürlich kamen die bis zum Rhein und so weiter, das wusste man schon, und notgedrungen musste man auch manche Dinge machen wie die Preußen, ja, spätestens als das Deutsche Reich dann gegründet wurde unter preußischer Führung. Aber kirchlich und auch emotional von der Prägung her waren wir hier im Süden eigentlich keine großen Preußen. Aber bei dieser Vereinheitlichung des Gewandes war eigentlich immer noch Amtstracht, haben wir mitgemacht. Und jede Landeskirche hat dann diesen preußischen Talar ein bisschen variiert, bayerische Variante, rheinische Variante, württembergische, hat aber insgesamt, ähm, das war Friedrich Wilhelm III, … was die da liturgisch gemacht haben. Schleiermacher hat es ja mit denen zusammen auch theologisch begleitet in Berlin… und dann wird dieser Talar, der wird dann eigentlich nicht mehr im Alltag getragen oder in der Amtsstube oder beim Besuch auf dem Rathaus. Der wird in der Sakristei angezogen und ist liturgisches Gewand. Was ich ganz bewegend finde, ich glaube ich habe es in dem Aufsatz auch geschrieben, ist die Erinnerung, dass durch die diese preußische Vereinheitlichung der deutsche Rabbiner – Entschuldigung, eigentlich nicht der Rabbiner, sondern der Kantor ist da der Liturg – diesen Talar auch trägt. Und ihn auch im dritten Reich trug.
EH: Mm
WS: Da ist, es war also am Samstag in der Synagoge bei uns hier in Ulm Gottesdienst und der Kantor trägt den gleichen preußischen Talar. Das Beffchen sieht ein bisschen anders auch, dann hat er den Gebetsschal um, aber, aber im Grunde ist das der gleiche Rock und das ist doch bei der Geschichte die wir haben und der Ungeschichte, das ist ein wahnsinniges Zeichen, oder?
EH: Ja, absolut.
WS: Das haben die Preußen gar nicht bedacht, was sie da anrichten.
EH: Und nun zum Beffchen. Das sind die zwei weißen Stoffstreifen, die an den Kragen des Talars angebracht werden.
WS: Geschichtlich ist interessant, dass das Beffchen ja gar keine kirchliche Einrichtung war. Wenn sie alte Stiche angucken, dann tragen die höheren Hofbeamten, tragen alle Beffchen. Wenn sie heute noch einen französischen Richter angucken, und eine Richterin, dann hat die ein großen, viel schöner wie wir, ein großes weißes Beffchen. Das war die Hofkleidung, und zwar ist das wie der Blinddarm. Ein Rudimentärorgan geworden. Ähm, das war ein weißer Kragen damit das Puder der Perücke, das die Perücke weiß macht, nicht auf den schwarzen Rock fällt. So ist es in der Mode ja oft, wenn man Modegeschichte anguckt, dann hat sich was, was mal praktisch war, hat sich dann ritualisiert.
EH: Mm
WS: Und dann ist dieser Kragen immer kleiner geworden, Blinddarm, und dann sind die zwei weißen Streifen übrigen geblieben. Aber Sie finden sie in schwarzer oder grauer oder sonstiger Form bei den Augustinerchorherren, an ganz vielen anderen Stellen. Aber, sie wurden wiederrum ein Erkennungszeichen der evangelischen Pfarrerin. Diese zwei komischen Dinger da.
EH: Das Beffchen hat auch einige Streitigkeiten ausgelöst.
WS: Ja, die Befestigungstechnik wurde ja im 19 Jhdt. Zum, zum theologischen Krieg!
EH: Ach so!
WS: Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Also man hat… die einen haben das pragmatisch gesehen, und haben gesagt hei da muss man irgendwas erfinden das man das gescheit dahin kriegt. Dieses Einsteckbeffchen oder was wir heute haben damit das einfach einfacher geht wie diese alte komplizierte Technik. Und dann sind die Neulutheraner aufgestanden, sie sind in Kiel.
EH: Mhm.
WS: Also haben sie da Harms‘ Geist noch wehen.
EH: Ja, ganz viele Harms Straßen, Schulen.
WS: Ja, genau, das war ja der Haupt Neolutheraner. Und der hat dann plötzlich, was völlig unlutherisch ist, diese ganzen Äußerlichkeiten zu theologischen Grundsatzfragen gemacht, nur äh seine, seine Deutung des Beffchens, die finde ich, die hat auch wieder Humor, das kann er ja hoffentlich nicht todernst gemeint haben. Er sagt die beiden streifen symbolisieren Gesetz und Evangelium, deswegen ist das lutherische Beffchen ganz gespalten, weil die Lutheraner können Gesetz und Evangelium am saubersten unterscheiden. Das unierte Beffchen der preußischen Union, wo sich lutherische und unierte, ähh reformierte mischen, das ist ja bis heute halb zugenäht. Und nur unter offen weil, sagt Harms, die können Gesetz und Evangelium nur halb unterscheiden. Das reformiert Beffchen in den reformierten Landeskirchen, ganz unten sind die beiden streifen zugenäht. Da sagt Harms mit Häme, die Reformierten konnten Gesetz und Evangelium noch nie unterscheiden. Das ist nett, das sagt auch was aus, aber ist nur mit Humor zu ertragen. Als sich dann diese Besonderheiten ausprägten, dass die Lutheraner und die unierten und die reformierten eine Beffchenvariante erfunden haben damit man ihre Konfession noch erkennt, ähm, da kam Harms dann mit dieser... mit diesem theologischen Überbau. Aber bitte, also sicher nicht, also äh der war ja nicht dumm, also das war sicher nicht Tod ernst gemeint.
WS: Äh, für sie interessant, eine Neudebatte und auch eine Veränderung in der Einstellung zum liturgischen Gewand kam mit den Pfarrerinnen. 68/69 wurden bei uns ja erst 1968 wurden ja erst Frauen zum Pfarramt zugelassen und dann hat man in ganz vielen anderen Diskussion diskutiert, was ziehen die jetzt an? Und, und da gibt es Begründungen, die sind sowas von frauenfeindlich, typisch für die 60er Jahre, dass es einem da den Magen umdreht, wenn es zum Beispiel heißt, sie kann kein klassisches Beffchen anziehen. Wissen Sie warum?
EH: Ja, weil sie keinen hat der das für sie bügelt zu Hause.
WS: Ja genau, weil sie hat ja keine Ehefrau. Also, sowas von unmöglich! Ja. Kinder, Küche, Kirche. Äh. An sowas wird’s deutlich. Und dann erfindet man diesen leichteren Damentalar. Die Frauen sagten dann zu Recht, jetzt sind wir wieder zweiter Klasse so wie früher als wir nicht auf die Kanzel durften als Katechtinnen, das geht jetzt gerade weiter. Wir wollen die klassische. Da wird’s dann zum Kampf um Selbstbewusstsein. Ähm und um die gleiche Position und Gleichstellung. Das man sagt: Wir ziehen den gleichen Talar an wie die Männer.
EH: Zum Abschluss des historischen Teils noch die Frage:
EH: Denken sie, dass die heute getragenen Talare oder andere Gewänder im Sinne Luthers sind oder im Sinne der Reformation?
WS: Also Luther wären sie wohl, so wie ich ihn kenne, schon wieder zu priesterlich geworden.
EH: Mm.
WS: Auch der schwarze Talar ist ja eigentlich zu klerikal für Luther. Das wollte er ja eigentlich nicht. Also wenn es nach Luther ginge, müssten wir eigentlich in unserem Sonntagshäs, sagen wir bei uns im schwäbischem, also Sonntagsstart auf die Kanzel und dann wenn wir Sakrament an den Altar gehen dann einen rock einen Überwurf anziehen.
EH: Okay.
WS: Das wäre wohl Luthers Variante. Aber, ich finde in der Unübersichtlichkeit der Moderne und in unserer auf die Augen konzentrierte Gesellschaft den Wiedererkennungswert eines liturgischen Gewandes für ganz, ganz entscheidend und wichtig.
[Entspannende Klaviermusik]
EH: Jetzt kommen wir zum zweiten Teil dieses Podcasts. Warum tragen Pastor*innen den Talar oder eben nicht? Ich habe meine Gesprächspartner gefragt was sie in ihren Gottesdiensten tragen.
[Entspannende Klaviermusik]
Nicolai Opifanti: Laut Kirchengesetz bei uns in der württembergischen Landeskirche, sobald ich eine gottesdienstliche Handlung vollziehe, habe ich Talar zu tragen.
EH: Mm.
NO: Ähm bei manchen Jugendgottesdiensten, klar, normal auch ne gottesdienstliche Handlung, oder wenn ich in der Minikirche bin, da trage ich auch Talar, fällt mir gerade ein, nur in der Kinderkirche trage ich keinen.
EH: Das ist Nicolai Opifanti.
NO: Bin Pfarrer in Stuttgart-Degerloch seit fast zweieinhalb Jahren, also am Ende meiner unständigen Zeit sozusagen und bin jetzt schon ein bisschen am gucken wo die Reise hingeht.
EH: Neben seiner Pfarrtätigkeit ist er auch auf Instagram unter @pfarrerausplastik aktiv. Es lohnt sich auf jeden Fall da rein zu schauen
EH: Was machst du da bei Instagram?
NO: Was mache ich da? Ich berichte eigentlich über meinen Alltag als Pfarrer und nimm die Leute mit in, in meinen Alltag. Mir ist da wichtig nicht zu trennen zwischen dem rein Professionellem und meinem Privaten. Ich sag immer so ein bissle ich leb so ein bissle digitales Pfarrhaus. So wie früher vielleicht in der scheinbar guten alten Welt das Pfarrhaus der Mittelpunkt war von so ‘nem Dorf und auch vom gesellschaftlichen Leben. Und relative transparent gelebt wurde als Pfarrer, so will ich auf Social Media transparent leben und einfach zeigen der Pfarrer ist kein, oder die Pfarrerin ist kein Heiliger, sondern ist normaler Mensch wie alle anderen nur vielleicht ‘nem Beruf der heute nicht mehr so alltäglich ist. Der sich eben hauptsächlich mit Gott und allen Fragen die sich darum drehen beschäftig.
EH: Matthias Gössling ist ebenfalls Pfarrer.
Matthias Gössling: Mein Name ist Matthias Gössling, bin evangelischer Pfarrer, stehe kurz vor meinem Ruhestand. Bin im 10. Jahr hier auf dem Kirchberg als geistlicher Leiter tätig
EH: Er ist Mitglied in der Gemeinschaft St. Michael, die wiederrum Teil der Berneuchener Bewegung ist. Die Berneuchener Bewegung ist ein Überbegriff für Gemeinschaften die sich unter anderem für kirchliche Reformen im gottesdienstlichem Leben einsetzen. Hierzu zählen zum Beispiel evangelische Tagzeitgebete und das Bestreben nach Ökumene. Er trägt im Gottesdienst eine Albe mit Kasel. Die Albe ist ein Tunika-ähnliches weißes Gewand. Darüber kann auch die Kasel getragen werden. Das ist ein weit geschnittener ärmelloser Überwurf, der oft farbig und bestickt ist.
MG: Die evangelische Michaels Bruderschaft und der Berneuchener Kreis, die haben dann durch die zeit quasi immer wieder auch für sich selbst und für andere versucht Formen zu finden, weil ihnen wichtig war sozusagen wir würden heute sagen die Gestaltwerdung des Glaubens, die Ganzheitlichkeit des Glaubens. All diese Themen, auch Meditation war damals schon ein wichtiges Thema, also nicht nur Liturgie, sondern auch Meditation und, und auch natürlich die theologische Diskussion über diese Themen, dass das etwas ist was sie versuchen in ihren jeweiligen Gemeinden in die Gemeinde hineinzutragen. Bei mir war es eben so, das hatte ich vorhin gesagt, ich war früher in normalen Gemeinden tätig und habe in allen Gemeinden zum Beispiel auch nur die Albe damals also nicht farbig Gewänder oder so, aber die Albe, und dann auch später die Kasel in weiß in die Gemeinde eingeführt, nicht weil ich so ein militanter schwarzer Talar Gegner bin oder so, überhaupt nicht, ich hab meinen schwarzen Talar, den habe ich immer noch den trage ich auch zwischendurch mal bei bestimmten Gelegenheiten, das gibt es auch durchaus dass ich den noch mal anziehe, das man den nicht tragen könnte, es ist nur die Frage zu welchen Gelegenheiten was. Ich habe zum Beispiel in meiner früheren Gemeinde in den Predigtgottesdiensten die hatte einen schwarzen Talar getragen, und wenn ich einen Sakramentsgottesdienst hatte, und das war später eigentlich jeden Sonntag, zumindest sonntags und im Vorabendsgottesdienst hatte ich immer Predigtgottesdienst aber sonntags immer ein Abendmahl, dann habe ich eben sonntags immer weiß getragen. Also insofern denke ich mir, dass man das auch so ein bisschen differenzieren kann, durchaus so wie ich bei Sakramentsgottesdienst oder bei Taufgottesdiensten … und eben auch bei Trauer, obwohl Trauer kein Sakrament ist, aber bei solchen Feiern eigentlich immer weiß getragen haben. Und das hat sich dann auch gehalten als ich die Kirche gewechselt hatte. Insofern habe ich das getan was eigentlich bruderschaftlich soll, gemacht werden soll, was nicht überall geht aus ganz vielen verschiedenen Gründen, dass man das was man selbst für sich innerhalb der Gemeinschaften der Berneuchener Gemeinschaften erkannt hat, was man dort gemeinsam auch erarbeitet hat, dass man das auch versuchen sollte nach besten Möglichkeiten in die Gemeinden in denen man lebt eben hineinzubringen. Wenn man im Pfarrdienst ist geht das vielleicht ein bisschen einfacher, als wenn man Presbyter, Kirchengemeinderat, Kirchenvorstand ist oder normales Gemeindeglied ist, da ist es vielleicht ein bisschen schwieriger Dinge einzubringen in die Gemeinde, aber das geht natürlich auch man kann auch immer wieder anfragen stellen warum macht ihr das so und nicht anders
EH: Warum ist es ihnen denn wichtig bei den Sakramenten weiß zu tragen? Was ist an der Farbe dran?
MG: Ja das eine gute Frage, ähm, mein früherer neutestamentlicher Professor in Münster, Willi Marxen, hat mal gesagt, Glauben ist eschatologisches existieren. Also glaube… etwas steil formuliert aber ich find’s vom Inhalt her eigentlich ganz toll, man lebt im Prinzip jetzt schon das, was, was vorweg was äh es geht also um konkretes glauben, jetzt schon das was eigentlich im Himmel erst ist, sag ich jetzt mal so. Und das, glaube ich, ist… gerade beim Abendmahl wird das in besonderer Weise auch deutlich, dass wir schon im Prinzip das himmlische Mahl feiern, ja, in aller Sprungstückhaftigkeit wie wir das machen können mit all dem. Mit all unseren eigenen persönlichen Maken die wir dabei haben. Aber das von daher dieser Glanz des Himmels sozusagen schon hinein spielen soll äh etwas vielleicht übertrieben formuliert darstellt. Dann denke ich mir ist gerade so weiß als, als ich mein das kommt ja auch oft die weißen Gewänder die auch im neuen Testament an verschieden stellen durchaus eine Rolle als Zeichen der himmlischen Boten, als Zeichen des himmlischen geht es in besonderer Weise gerade auch um sowohl bei Taufe als auch bei Abendmahl ähm spielt das ne Rolle. Und insofern finde ich, dass das in besonderer Weise eine gut angemessene Farbe ist. Also.
EH: Nicolai findet die Farbe weiß oft fehl am Platz.
NO: Ganz ehrlich ne Stola ist genauso also…
[Gelächter]
EH: Eine Stola ist ein langer Schal, von ca. 10cm breite, den sicher der*die Liturg*in umhängt. Er ist meisten in liturgischen Farben gehalten und manchmal bestickt.
NO: Oder ne Albe, das das geht beides bei uns. Aber das machen die wenigsten weil damit macht man sich noch ... das ist noch abgefahrener. Bei uns sind die dann immer weiß, oft, und man sieht aus wie ein Engel, also das ist noch irgendwie transzendenter.
[Gelächter]
Eh: Herr Gössling hat gerade geschildert, dass weiß für ihn eine sehr symbolträchtige Farbe ist. Herr Schöllkopf hingegen findet es schade, dass die Farbe schwarz einen schlechten Ruf bekommen hat.
WS: Die Farbe schwarz hat sich total verändert. Die war im 19. Jhdt. eine festliche Farbe. Heute ist es ja keine Farbe mehr, sondern ein Zustand!
[Gelächter]
WS: Und zwar ein depressiver Zustand für viele Menschen. Früher ging man noch zur Hochzeit in einem schwarzen Anzug, heute geht man nicht mal mehr auf den Friedhof, vielleicht, im schwarzen Anzug. Also schwarz war nicht nur die Farbe der Trauer, sondern auch die des Fests. Aber das hat sich total verändert. Und jetzt gibt es ja die Albe uns in Württemberg finde ich sehr ich hab‘ auch noch eins das Chorhemd. Das man einfach über den schwarzen Talar einfach einen weißen Überwurf zieht beim Sakrament, Taufe, Abendmahl. Daraus ist der weiße Talar entstanden, haben wir bei den Katholiken abgeguckt. Der verunklart die Szene natürlich wieder ein bisschen. Da würden dann unbedarfte Gemeindeglieder sagen, ist der jetzt oder die jetzt katholisch oder, oder wie?
[Gelächter]
EH: Ja.
WS: Ja. Es ist genau so bei der Stola. Wir tragen die Stola als Parament, als farbiges, liturgisches Parament.
EH: Als Paramente bezeichnet man die im Kirchenraum verwendete Textilien. Hierzu zählen liturgische Gewänder aber auch andere Textilien wie zum Beispiel Teppiche.
WS: Aber die... eigentlich ist die Stola das Zeichen des Priesters, geweihten Priesters.
EH: Ja.
EH: Luther hat als erstes die Stola weggelassen. Das war ihm klar. Diesen Stand will ich nicht mehr, ja. Was wir heute aus ästhetischen oder aus individualistisch-ästhetischen Gründen machen, hatte früher vielleicht einen ganz anderen Sinn und jetzt basteln wir da jeder ein bisschen dran rum.
EH: Wenn ihm vorgeworfen wird seine Kleidung sei katholisch sagt Herr Gössling:
MG: Ja, das hat sich eben auch im Laufe der Jahre eben auch verändert und man passt sich denke ich ökumenisch auch ein Stück weit mehr an, dass man sieht wo anders geht’s auch, warum eigentlich nicht bei uns? Und ich denke man gewinnt eine gewisse ökumenische Weite auch und das ist, sagen wir mal, den Berneuchenern immer sehr eigen gewesen, dass wir eigentlich immer sehr ökumenisch gedacht haben. Nicht so sehr abgrenzen, sondern eigentlich mehr so inkludierend, also eigentlich immer mehr so was einschließend auch ist. Das man wo anders auch sieht: Wir müssen uns nicht abgrenzen. Wenn mir jemand sagt: Mensch, das ist ja ganz katholisch! Dann sag ich immer dazu: Was ist daran schlimm? Ich meine, das setzt ja voraus, diese Frage, wenn einer sagt: Och, das ist ja ganz katholisch! Das jetzt ja voraus, dass das was ganz Schlimmes wäre. Aber was ist denn daran schlimm? Ich meine das muss mir ja erstmal einer erklären, was daran schlimm ist. Es gibt sicher manches was ich... ich mein ich komm aus einem evangelischen Pfarrhaus, was mich durchaus von meinen Kindesbeinen an anders geprägt hat oder so, aber das heißt nicht, dass das schlimm ist.
EH: Ich war erstaunt als ich lernte, dass alle meine Gesprächspartner das Colarhemd tragen. Das Colarhemd ist ein Hemd mit einem flachen, weißen Stehkragen. Sie machen aus folgenden Gründen:
NO: Ja... Ähm tatsächlich ist es aber auch so ein Abarbeiten gerade an diesem Zwiespalt zwischen einerseits Vertreter eines Berufs zu sein, der, der irgendwie auch mit dem Heiligen einfach zu tun hat, ähm mit Gott zu tun hat. Und daher nicht von dieser Welt ein Stück weit ist so wie jede Christin jeder Christ ja formal nicht von dieser Welt ist. Und gleichzeitig mitten in der Welt zu sein und ich bin da selbst voll oft in der Spannung drin. Und manchmal ist mir eher danach das zu betonen, dass ich mitten in der Welt bin und Teil, Teil der Gemeinde Teil, Teil des Lebens bin und Teil von, von unserer Welt und manchmal möchte ich aber auch zeigen, hey es gibt da noch was anderes und je nach Gefühl wähle ich das dann auch aus, wobei ich eigentlich nur Colar trage wenn mir wichtig ist, dass das ich jetzt auch ein Amt repräsentiere. Also ich trage das nicht wie manche katholischen Kollegen immer, sondern bei mir in erster Linie in Seelsorgefällen trage ich das. Um eben auch zu zeigen hier ist mehr als nur wir beide sondern hier ist auch vielleicht noch ein Stück weit was anderes in unserem Raum. Also dass Gott mit in dieses Gespräch geht. Dafür steht natürlich nicht der Colar, aber er kann bei den Menschen das auslösen, dass sie nachdenken: Hey, hier ist jetzt auch noch mal was anderes. Und, und das ist nicht gerade unwichtig, ich find es sieht einfach auch noch gut aus.
[Gelächter]
EH: Ja.
NO: Ich find’s tatsächlich auch noch stylisch.
[Gelächter]
NO: Das ist ein ganz profaner Grund, aber ich finde tatsächlich, ich find die Dinger cool.
[Gelächter]
MG: Ich werde nie vergessen, dass ich mal im Krankenhaus war, hab auf dem Flur gesessen und da war… ich hab irgendwie gewartet, ich weiß nicht mehr was da genau war, ich weiß nur, dass dann irgendwie ‘ne Frau war, die da immer auf und ab ging ganz aufgeregt, die ich aber gar nicht kannte. Und im Nachhinein ist dann, es stellte sich heraus, dass da ihr Mann gestorben war uns sie auch zu meiner Gemeinde gehörte oder irgendwie sowas war, auf jeden Fall hab ich die Frau nachher getroffen und die sagte zu mir: Wenn ich gewusst hätte, dass Sie Pfarrer sind, dann hätte ich Sie sofort angesprochen dass sie noch mal zu meinem Mann kommen. Und das hat mich damals bewogen, dass ich gesagt habe: Mensch nochmal, wenn ich in so ein Krankenhaus gehe oder an solchen Stellen bin oder wenn ich …. Dann möchte ich durchaus als Pfarrer zu erkennen sein. Dann geht es mir gar nicht darum... ich mein dieses Priestertum aller Gläubigen ist ja schön und gut, aber das heißt ja nicht dass immer alle das gleich machen müssen oder so oder die gleiche Aufgabe an allen Stellen haben.
EH: Priestertum aller Gläubigen ist ein Grundsatz Luthers. Er sagt, dass es außer Jesus Christus keine Vermittler*innen also Priester*innen gibt, und dass somit jede*r gläubige*r zur Verkündigung befähigt ist.
MG: Und ähm, dass man dann auch als einer der für, für die öffentliche Verkündigung, für die seelsorgliche Begleitung von Menschen zuständig ist, dass man dann auch als solcher erkannt wird, dass finde ich für mich nicht heraushebend oder sondern das finde ich einfach nur gut, dass Leute das dann erkennen können, wenn sie denn sowas kennen. Und insofern hab ich da überhaupt keine... mich durchaus da auch mich entsprechend anzuziehen. Und außerdem ich kann mich als... ich kann mir immer eine Jeans anziehen und T-Shirt tragen und kann sehr pastoral-klerikal daher kommen und ich kann meinen Colar tragen und trotz… und die Leute merken ich hab das Herz am richtigen Fleck und kann mit Leuten gut und die reden mit mir. Also es gibt das eine und das andere.
WS: Also ich gehe zum Beispiel relativ schwarz-weiß oder manchmal auch mit Colar ins Krankenhaus. Weil der Krankenhausbetrieb bei uns ist so riesig, dass es einfach ne Hilfe ist wenn alle dort Beschäftigten und auch die Patientinnen und Patienten die dort liegen wissen, dass ist jetzt ein Pfarrer. Der kommt da nicht im Schlafanzügle und dann denkt man wer… was macht der jetzt hier, sondern…
WS: Jetzt fehlt mir gerade ihr Bild ah, da sind sie wieder, schön! Ja... Computer ist auch nur ein Mensch.
WS: Also das müsste man sich überlegen. Es geht so ein bisschen gegen den Trend in vielem. Die Amtstracht, sie hat halt keine gute Lobby in vielem, weil der gesellschaftliche und damit auch der kirchliche Trend eigentlich dagegen geht. Zum Beispiel die Individualisierung. Wir wollen ja nicht mehr alle gleich aussehen. Das is ja furchtbar!
EH: Nicolai hat ein gespaltenes Verhältnis zu seinem Talar.
NO: Auf der einen Seite weiß ich noch wo ich erstmal als Vikar dann meinen eigenen Talar anhatte, der dann auch für mich geschneidert wurde. Ich war richtig stolz einfach dieses Gewand zu tragen. Weil ich mich da so ein Stück weit in… erstens mal so das Ziel erreicht war von vielen Jahren heftigen Studierens und hinarbeiten auf dieses Ziel Pfarrer werden. Und auf der anderen Seite so ein bisschen auch Ehrfurcht da war, dass man, dass man sich in so ein Gewand schmeißt was viele Menschen hatten, die diese Welt sehr positiv geprägt haben. Also evan... es gibt ja viele evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer, die wirklich Geschichte geschrieben haben. Und dieses Gewand dann anzuziehen das viele, viele bedeutende Personen vor mir schon getragen haben war irgendwie Ehre, es hat mich mit Ehre und Stolz erfüllt. Und gleichzeitig sehe ich tatsächlich, dass der Talar auch Trennwand an. So ähnlich wie du es auch angeteasert hast. Empfinde ich schon beim Gottesdienst, dass dadurch auch eine Trennung passiert zwischen mir und der Gemeinde. Dadurch, dass einfach klar ist da vorne ist einer der anders gekleidet ist rein ganz optisch und der sich auch von der Maße abgebt und vielleicht so ein Stück weit unnahbar dadurch macht und unangreifbar. Und das erlebe ich schon auch, dass dieser Talar auch diese Wirkung auf Menschen haben kann. Vor allen Dingen auch auf Jüngere. Ich merke das immer auch bei Taufen, dass wenn ich Talar anhabe erstens mal die Tauffamilien ganz komisch gucken weil die mich normal nur kennen in zivil und mich dann zu ersten mal sehen in Amtskleidung, die denken auf einmal oh Gott ist der seriös und zum anderen auch die Kinder tatsächlich mich mit großen Augen anschauen, manche bewundern, manche aber auch tatsächlich Angst kriegen. Und was dieses Gewand macht, das ist ja nichts Alltägliches.
EH: Er wünscht sich mehr Flexibilität in Bezug auf Kleidung
NO: Es sind eigentlich Adiaphora, also sprich Sachen die nicht heilsentscheidend sind, sondern die, dienen irgendwie den Menschen ähm Gott näher zu bringen. Zu mindestens ist das so wie ich das Protestant interpretiere. Und das heißt es ist in dem Gespür jedes einzelnen... jeder einzelnen Pastorin jedes einzelnen Pastors zu gucken wann trage ich was. Und was ist angemessen, zum Beispiel Stichwort Taufgottesdienst ich glaube in manchen Taufgottesdiensten bei manchen Familien würde ich lieber ohne Talar die Taufe vollziehen. Bei manchen dagegen ist es voll pädagogisch super sinnvoll ihn zu tragen und das gleich auch bei manchen Gottesdiensten. Zum Beispiel ich hab schon viele Familiengottesdienste gehabt wo ich gemerkt hab, hey du bist ein Fremder für jetzt mit dem Talar wenn wir das einfach ohne den Talar machen würden wäre die ganze Atmo hier viel entspannter. Und gleichzeitig in einem Abendmahlsgottesdienst wo es sehr liturgisch ist, wäre es total affig keinen Talar zu tragen, ähm sondern… weil wegen der Abendmahlsgottesdienst einfach davon lebt, dass es ein bisschen liturgischer ausgeprägt ist und dieses Mystische mehr zum Ausdruck bringt, was auch Gott in sich trägt. Und da diese Vielfalt auch, die Gott selber in sich hat auch in der Kleidung zu tragen und die Freiheiten die wir als Protestant*innen habe auch mehr an der Kleidung zu zeigen, das würde ich mir wünschen
EH: Obwohl Herr Gössling zu seiner liturgischen Kleidung steht und sich freuen würde wenn andere sie auch tragen würden, sieht er in anderen Bereichen mehr Handlungsbedarf.
MG: Ich bin da nicht… das, das, das muss nicht alles einheitlich sein. Ich meine, wenn wir in manchen anderen Dingen mehr zur Einheitlichkeit kommen würden, also sagen wir mal nicht Einheitlichkeit, das klingt so uniformiert. Ich würde ja eher sagen, dass man mehr zu der tieferen Einsicht gelangen würde, dass was zu einem Gottesdienst dazugehört, dass das nicht irgendwie Eventveranstaltung ist, sondern, dass es darum geht sagen wir mal nicht die Zeitung irgendwie zu wiederholen was in der Zeitung schon steht, sondern irgendwie zu dem zu finden jeweils neu was mich trägt, dann wäre ich ja auch schon ganz zufrieden.
[Gelächter]
EH: Für Herrn Schöllkopf ist der Talar nicht wegzudenken.
WS: Wir haben nicht mehr so einen Stand in der Gesellschaft, dass wir automatisch dazugehören und automatisch erkannt werden. Wir müssen da glaube ich auch wieder was dafür tun und da hilft uns unser Rock. Er hilft mir kollegial, denn er verbindet mich mit denen die vor mir waren, die nach uns kommen, und auch mit denen den Schwestern und Brüder, die jetzt gerade im Amt sind. Das halte ich für mich wichtig, daran denke ich immer, wenn ich ihn anziehe in der Sakristei. Und er hilft uns als Kirche, dass wir erkennbar bleiben in einer ziemlich… in der Wahl der Möglichkeiten. Das sind seine Stärken, ja.
[fröhliche Klaviermusik]
EH: Wir sind am Ende des Podcasts angekommen. Wir haben verschiedene Stimmen mit verschiedenen Einstellungen zum Talar gehört. Sie alle finden liturgische Kleidung sinnvoll und hilfreich, jedoch bestimmte Formen in bestimmten Situationen. Daran sehen wir, dass eine gewisse Entscheidungsfreiheit der geistlichen und pädagogischen Gestaltung des Gemeindelebens positiv beeinflussen kann. Stand meines jetzigen Wissens denke ich, dass der preußische Talar absolut seine Daseinsberechtigung hat. Die schlichte, unaufgeregte Farbe lässt ihn zu jeder Gelegenheit passend aussehen. Ich schätze auch seine zeitlose Verbindung an den vergangenen, jetzigen und kommenden Pastor*innen. Als einer der wenigen evangelisch-lutherischen liturgischen Traditionen sollten wir m.E. um seine Erhaltung kämpfen. Was denkt ihr dazu? Schreibt mir doch eure Meinung in die Kommentare.
EH: Produktion, Schnitt und Sounddesign waren von mir, Emily Hammer.
EH: Ich danke meinen Gesprächspartnern Matthias Gössling, Nicolai Opifanti und Wolfgang Schöllkopf für ihre bereichernden Ideen und für ihre Zeit.
EH: Musik- und Bildercredits findet ihr in der Beschreibung.
[ende der fröhlichen Klaviermusik]
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Quarentena: um ensaio
Quando o isolamento social começou, eu achava que teria um pouco mais de tempo para ler e escrever. Estava errada. Todas as demandas aumentaram, a maioria ligada a leituras. Da graduação, as do tipo egoístas: provavelmente, terás que ler mais de uma vez, com atenção, para entender o que está ali.
Todos os clientes da agência, de repente, se deram conta do quanto o digital é importante e exigiram conteúdo como um urso que passou o inverno hibernando vai atrás de comida ao acordar. Foram dias vorazes.
Passei cerca de 2 meses nesse frenesi intenso de produzir conteúdo, ler materiais e participar das aulas, que pareciam infinitos. Não vou mentir: atrasei muitas coisas em boa parte das cadeiras.
Erro meu pensar que teria mais tempo, durante o isolamento.
Eu queria muito adotar um cachorrinho e, finalmente, adotamos um filhote – agora que teríamos tempo de educa-lo. Mas eu não tinha previsto o filhote demandaria tanto Nem que eu teria que ficar com ele sozinha o tempo todo. O isolamento do Alisson acabou cedo. Apenas um mês e o trabalho já voltou, de novo exposto ao vírus todos os dias.
Acho que o pior desse isolamento é que, com o tempo tão lotado de tantas coisas, eu sinto falta de ler e escrever. Nunca foi um hábito sair de casa, adoro ler no conforto e segurança de casa.
Talvez ter morado tanto tempo em uma cidade pequena e sem criminalidade, tenha me deixado mal-acostumada. Sair sem preocupações é um luxo que não se pode ter em Porto Alegre. Frequentemente, quando estou de férias, e tenho paz e tranquilidade, sinto saudades da última casa em que moramos em Ivoti: o quintal era praticamente do tamanho da casa, tinha uma árvore do tipo “mangueira” enorme, na qual meu pai prendeu um balanço feito de tábua de madeira e cordas rústicas, tinha duas ou três laranjeiras, entre as quais prendemos uma rede. É engraçado como um pedaço de terra que nem sequer é nosso possa ser tão querido na imensidão do planeta.
Sinto falta de encontrar um espaço assim em Porto Alegre, que seja pertinho, confortável e seguro. Preciso de um espaço meu para ler e escrever livremente.
A quarentena me fez pensar muito sobre isso. E a saudade de ler e escrever só cresce. O apartamento fica num bairro calmo de Porto Alegre, ouço os passarinhos cantando, os raios de sol da tarde entram pela janela, dando um toque dourado a tudo que toca. O filhote dorme aos meus pés e, no geral, há silêncio na rua, entrecortado pelo riso de uma criança de algum dos condomínios da volta. Mas ainda assim, o apartamento é pequeno, tudo está uma zona, desânimo e pressão por todos os lados. É impossível encontrar um cantinho de leitura nesse caos.
Eu gostaria muito de ter encontrado um café ou um parque para ler e escrever, como aqueles de filme. A vida pode parecer um filme às vezes, mas se fosse mesmo, eu teria que reclamar com o roteirista. Que raios de história é essa?
A quarentena em si não me incomoda. Eu gosto de estar em casa. Estou esperando ansiosamente que cheguem as férias e eu possa ler mais, e escrever mais. E gravar mais vídeos. Em meio à toda essa confusão, comecei a tocar um projeto que estava na gaveta há tempos: fazer vídeos para o youtube e publicar. Muita ansiedade numa pessoa só. Queria me dividir em pelo menos dez “eu” pra poder fazer tudo que tenho vontade. Queria ver mais filmes também.
Esse isolamento de certa forma me fez voltar àquela menina de 12/14 anos, mais ou menos – meu auge criativo da adolescência, provavelmente. Foi uma experiência interessante. Desde aquela época eu já sabia que queria ser escritora, não sei muito bem por quê.
Ainda que não tenha conseguido mais tempo para executar os planos que tenho, a quarentena me possibilitou reerguer alguns hábitos e desejos antigos. As aulas foram grandes motivadores para alguns deles. Voltei a fotografar, comecei a gravar vídeos com assuntos que eu gostava de escrever em blogs, aprendi a editar os vídeos, voltei a desenhar – e até comecei a querer me aprofundar mais em mangás, animes e HQs. Descobri que HQs de não-ficção são extremamente interessantes.
São tantas as possibilidades para ser como uma escritora. São tantas as oportunidades e diferentes mundos que os professores nos apresentam. E quero experimentar cada uma dessas possibilidades ao longo da vida. Não sei muito bem como, e é assustador não ter um plano definido. Mas é sensacional assumir a identidade da profissão: eu sou uma escritora. Só levou 10 anos pra chegar aqui, e uma pandemia.
- Amanda Richter
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Käte, Königsee, 21st November, 1940
Dear big one,
My sincere thanks for your lovely letter, the newspaper clippings and last but not least for the chocolates, for which our fat one, of course, always has an eye. We were very happy that our big one wrote to us in detail.
I sincerely regret that you were sick; but there’s nothing to be done. I would like to see our big one with glasses! I’m laughing at the mere idea. Whether you look like a professor or, as dad always says, like a "bread eater"? Now I hope that you take a little more care and do not have to watch the bed again!
Now I want to tell about myself, because you're so strangely curious that one can't resist answering your question. Until last Friday everything went fine in our kindergarten. But on that day, our director Ms. Wolf kept cutting me off for no reason, so I told my papa about it. He complained to Frau Wolf and one word led to another. Dad said he said he wanted to go to Rudolstadt and take me to another kindergarten where there was a certified leader. To which she replied in her anger, "You can take your daughter with you!" And so, it happened that I have been at home since Friday until the district manager Hermann has another job for me. Overall, I was very happy with my job. The greatest reward comes when the children hang on you like that. At least you know that you have achieved something. Even now when the children see me on the street they run away from the mother’s hand and towards me. Cries and shouts "Aunt Kate" come from every corner! Even in Rudolstadt at the train station a little boy called out to me. You can believe me that I don't want anything more than being back in a Kindergarten soon. My working hours were from 8 a.m. until 7.30 in the evening. We were 3 helpers, 1 nanny from Saxony & Mrs. Wolf. About 14 days ago we got a certified one from Lobenstein, but she had no control.
So now I have probably answered all of your questions and now I want to slowly come to a close. I bought our mum a blanket on which I still have to embroider, so it can be ready by Christmas. It’s a pretty cross-stitch rose pattern, in the colours dark red, red, 3 x pink, yellow, green & brown. Mama mustn't see it before Christmas and I always go over to Waltraud Fichte in the evening. Mum keeps scolding me a little when I go away; but she thinks we're moving around.
Now I want to close and will soon hear something from you again. What about Christmas vacation? Unfortunately, you have not yet complied with my urgent request and told me what you want. I would have liked to make you happy! So, let me know immediately, ok?
Warm kisses and greetings,
From your Karl
Text written in the margins:
The teacher Enders married Hilde Lettermann on Saturday. Judge wedding. A few days before, Lieselotte Gunkel also married a musician from out of town.
Greetings from Papa & Mama and Hannchen. Papa is writing the next one himself. Many greetings to Elvira & family & to Mrs. Hillger.
A picture of the following of the kindergarten is included. This is in the former shoe factory in Lange (at the petrol station)
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(Keep reading for German text and envelope)
Liebe Große,
Meinen herzlichsten Dank für deinen lieben Brief, die Zeitungsausschnitte und nicht zuletzt für die Pralinen, auf die unsere Dicke natürlich wie immer, gleich ein Auge hat. Wir haben uns sehr gefreut, daß unsere Große mal ausführlich geschrieben hat.
Daß du krank warst, tut mir aufrichtig leid; aber daran ist ja nun nichts mehr zu ändern. Unsere Große möchte ich mal mit Brille sehen! Bei der bloßen Vorstellung muß ich schon lachen. Ob du aussiehst wie ein Professor oder, wie Papa immer sagt, wie ein "Brotfresser"? Nun hoffe ich, daß du dich bißchen mehr schonst und nicht gleich wieder das Bett hüten mußt!
Jetzt will ich mal von mir erzählen; denn dir fragst so komisch neugierig an, daß man garnicht wiederstehen kann dir auch diese Frage zu beantworten. Bis vorigen Freitag ging alles in Ordnung in unseren Kindergarten. Aber am genannten Tage kanzelte mich andauernd unsere Leiterin Frau Wolf ohne jeden Grund ab, dass ich diesen Vorfall meinem Papa erzählte. Dieser beschwerte sich bei Frau Wolf und ein Wort gab das andere. Papa sagte er sagt er wollte nach Rudolstadt fahren und mich in einen anderen Kindergarten nehmen, wo eine geprüfte Leiterin wäre. Darauf antwortete sie in ihren Zorn "da können Sie ihre Tochter mitnehmen!" So kam es, dass ich nun seit Freitag zu Hause bin, bis der Kreisleiter Hermann eine andere Stelle für mich hat. Im großen Ganzen war ich mit meiner Stelle sehr zufrieden. Der schönste Dank war es, wenn die Kinder so am einem hängen. Da weiß man wenigstens, dass man etwas erreicht hat. Auch jetzt, wenn mich die Kinder auf der Straße sehen rennen sie von der Mütter Hand weg und auf mich zu. Aus allen Ecken schreit und ruft es "Tante Käte"! Sogar in Rudolstadt auf dem Bahnhof ruft mich ein kleiner Junge. Du kannst mir glauben, daß ich mir nichts seligeres wunchse, als bald wieder in einem Kindergarten tätig zu sein. Meine Arbeitszeit war von früh 8 Uhr, bis abends 1/2 7 Uhr festgelegt. Wir waren 3 Helferinnen, 1 Kinderpflegerin aus Sachsen & Frau Wolf. Vor ca. 14 Tagen bekommen wir noch eine geprüfte aus Lobenstein, die aber keine Leitung hat.
So, nun hatte ich wohl alle deine Fragen beantwortet und will nun langsam zum Schließ kommen. Unserer Mutti habe ich eine Decke gekauft am die ich noch faste sticken muß; denn sie soll doch bis Weihnachten fertig sein. Es ist ein hübsches Rosenmuster in Kreuzstich. In den Farben: dunkelrot, rot, 3 x rosa, gelb, grün & braun. Mutti darf es vor Weihnachten noch nicht sehen und da gehe ich abends immer rüber zur Waltraud Fichte. Mutti schimpft ja immer bißchen, wenn ich weggehe; aber sie denkt wir ziehen rum.
Nun will ich aber schließen und laß bald mal wieder was von dir hören. Wie ist es mit Weihnachtsurlaub? Meine dringlichen Bitte bist du leider noch nicht nachgekommen und hast mir mitgeteilt was du dir wünschst. Hätte dir doch gern eine Freude gemacht! Also, sofort nachholen, gelt?
Sei herzlichst geküßt & gegrüßt
von deinem Karl
Am Sonnabend hatte Lehrer Enders mit Hilde Lettermann verheiratet. Richter Hochzeit. Ein paar Tage vorher hatte auch Lieselotte Gunkel mit einem auswärtigen Musiker Hochzeit.
Viele Grüße von Papa & Mutti sowie Hannchen. Papa schreibt dennächste selbst. Viele Grüße an Elvira & Familie & an Frau Hillger.
Ein Bild von der Gefolgschaft des Kindergartens liegt bei. Dieser befindet sich in der frühere Schuhfabrik Lange (bei Tankstelle)
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#Käte Barucker#christmas#Author: Käte Barucker#Location: Königssee#Frau Wolf#Lieselotte Gunkel#Hilde Lettermann#Waltraud Fichte#Kindergarten#Elvira#Frau Hillger#1940#November 1940
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Das Gemälde "Betty" von Gerhard Richter aus dem Jahre 1977, stellt ein Portrait eines jungen Mädchen dar, dass horizontal liegend zu dem Betrachter aufschaut. Es handelt sich hier um ein Drei- Viertel-Portrait. Das Mädchen trägt ein rotes Oberteil mit blauem Rand, ihre Augen sind offen und ihr Mund, welcher durch seine Röte auffällt ist leicht geöffnet. Der Betrachter kann lediglich die dunkle Ockerfarbe und eine Kante des Untergrunds, jedoch nicht das Objekt, worauf das Mädchen liegt, erkennen. Die Farbart des Bildes ist lokal, die natürlichen Farben der Haut, Haare und Augen wurden scheinbar eingehalten. Der Farbauftrag ist plakativ. Das Bild scheint aus den Primärfarben zu bestehen: das Oberteil und der Mund des Mädchens sind rötlich, die Augen und der Rand ihres Oberteils blau und ihre Haut, Haare sowie der das Objekt, auf welchem sie liegt, gelblich dargestellt. Die Farben unterscheiden sich inhärent voneinander, was einen Farb-an-sich-Kontrast schafft. Den Mittelpunkt der Komposition stellt die obere Gesichtshälfte des Mädchens dar, wobei ihr Auge und Mund den Blick des Betrachters direkt einfangen. Ihre entspannte Haltung und träumerischer, jedoch etwas müder Blick erschaffen eine Atmosphäre der Ruhe, die Perspektive und Größe ihres Kopfes stellen eine Illusion der Vertrautheit und Intimität her. Ihre dunkelblonden Haare scheinen im Hintergrund zu verschwimmen, wobei ihr Gesicht scharf fokussiert ist und ist durch eine unsichtbare Lichtquelle beleuchtet, sodass die untere Gesichtshälfte beschattet ist, während die obere hell erleuchtet und herausgehoben wird.
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High Speed
1.
Ich arbeite in Hochgeschwindigkeit, hoffentlich verlieren die Redaktion und die Drucker heute nicht noch die Geduld. Ich schreibe für die "Sozialen Systeme" einen Aufsatz über Warburgs Formeln, die Pathosformeln. Das ist unter anderem ein Beitrag zur Geschichte und Theorie von Referenzen, die Wendungen sind und bleiben, sich insofern nicht inwendig auf der Seite der Selbstreferenz und nicht auswendig auf der Seite der Fremdreferenz halten können. Sie wechseln sogar windig zwischen dem Selbst und dem Fremden, verwechseln Systeme mit anderen Systemen, mit Umwelten und mit völlig unsystematischem Zeugs. Damit spielen sie für Kulturtechniken eine wichtige Rolle, sie reagieren auf eine und reagieren mit einer Rigidität des Unverbindlichen.
Warburgs Formeln sind auch Teil von kalkulierbaren Formen, dabei aber sollen sie mit Unbeständigkeit, Meteorologie und Polarität umgehen, denn von allem dem sind sie auch gezeichnet, sie zeichnen es nicht nur. Text ist fertig, Fußnotenapparat noch nicht, im Laufe des Tages wird es werden. Diese Formeln taugen nur phasen- und stellenweise für eine Theorie der Selbstreferenz, denn sie formulieren und formatieren regende Wendereferenzen. Kleiner Teaser für besonders hungrige Mäuler, der Anfang:
2.
"Das Folgende ist ein Beitrag aus derjenigen Kulturtechnikforschung, die Bild- und Rechtswissenschaft ist. Wir, das ist eine informelle, kleine Gruppierung am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte und Rechtstheorie, gehen in Thesen davon aus, dass es soziale Systeme und Zeitschriften gibt. Wir gehen aber auch davon aus, dass es beides durch Schein und zum Schein gibt. Das ist ein Schein, den wir auch als vis und visio (das sind beides wahrnehmbare und ausübbare Effekte) begreifen. Er ist Teil von Wissen, das technisch auch auf ungesicherter Grundlage reproduziert wird und dabei andere Episteme übersetzt, zum Beispiel Glauben, Meinen, Träumen, Phantasieren oder Ahnen, auch von Delirien und Phantasma wird so etwas gewußt.
Man kann und soll diese mehr oder weniger sichern epistemischen Weisen unterscheiden, weil man auch ein Auge auf solche Übersetzungen haben soll – und das soll man, weil sie sich durchsetzen und durchsetzt sind. Rein kommen sie nicht vor. Wir gehen also davon aus, dass es soziale Systeme und Zeitschriften auch dann gibt, wenn dafür gesicherte Gründe fehlen oder dasjenige was in ihnen geschrieben wird, überhaupt nicht feststeht. Darüber hinaus begreifen wir diesen, trotz allem gebenden oder vorkommenden Schein als etwas, das im Namen von Wissenschaft, Meinung und Glauben der Gesellschaft so wichtig ist, dass sie wiederum alles dasjenige davon, was richtig sein soll, aufwendig schützt und verteidigt und alles dasjenige davon, was falsch sein sollen, aufwendig bekämpft.
Noch einmal anders gesagt gehen wir davon aus, dass es Dogmatik gab, gibt und geben wird, und dass das der Gesellschaft viel Wert und viel Kampf wert ist. Dogmatik ist in dem Sinne die kulturtechnische Reproduktion desjenigen Wissens, das als und mit vis/visio gemeint wird und über wahrnehmbare und ausübbare Effekte zur Erscheinung gebracht wird. Den Begriff den Dogmas verstehen wir als Begriff für das Wissen, das technisch (artifiziell) zur Erscheinung gebracht wahrnehmbar und ausübbar wird. Warum es Dogmatik gibt, soll hier nicht geklärt werden.[ii] Für Dogmatik braucht man keine Juristen und Theologen, nicht unbedingt Anwälte, Gesetzgeber, Richter und Polizisten, auch keine akademisch qualifizierten Wissenschaftler und Experten, auch wenn die sicher alle Hilfe anbieten. Man braucht dafür Kulturtechniken, die Wissen artifiziell, also durch Technik erscheinen lassen, wahrnehmbar und ausübbar machen. Solche Kulturtechniken formulieren, formieren und formatieren Wissen, durch Form, die mit Information und Noise einhergeht. Die Kulturtechniken händeln und bestreiten Wissen, sie operationalisieren Differenz, tilgen, löschen oder vernichten Differenz aber nicht und stellen sie auch nicht ab. Weil sie Differenz operationalisieren, sind sie per definitionem normativ. Sie werden selten als dogmatisch beschrieben, oft aber (nämlich wenn sie nur dem Recht eigen sein sollen) als juristisch, manchmal (wenn sie nicht nur dem Recht eigen sein sollen und dem Recht auch fremd sein können) als juridisch.
Die Rigidität des Unverbindlichen interessiert uns also im Kontext solcher Kulturtechniken. Dazu möchten wir Aby Warburg als einen Rechtswissenschaftler, genauer gesagt als Rechtshistoriker und Rechtstheoretiker vorstellen. Ein zentraler Begriff bei Warburg lautet dort zwar nicht Form, aber meint eine Formel und das ist auch Form, die wiederholt und wiederholend sein soll, er nennt sie Pathosformel und versteht sie als ein Element solcher Kulturtechniken.
Eine Pathosformel zeichnet auch Unterscheidungen, also auch Distinktionen, auch Distinktes (also zum Beispiel auch Heiliges und Sakrales, aber auch Dämonisches) und zeichnet so etwas auch ab. Eine Pathosformel zieht, das heißt kontrahiert und distrahiert, trägt, verträgt, überträgt und trainiert in diesem Sinne so etwas auch, lässt es tragen, betrachten und trachten (also damit zielführend planen). Alles, was entweder steht oder sich bewegt kann sie in dem Sinne formieren, formulieren und formatieren, immer wird dann dadurch Regung gehen, die Warburg gesteigert als Pathos, passioniert und pathologisch versteht.
3.
Die Gruppe, in der ich zwar arbeite und aus der heraus ich diesen Text geschrieben habe, für die ich aber nicht Sprecher bin, ist unter der Begriff Theoriemosaik von Marietta Auer, im Rahmen der Forschung zur Privatrechtstheorie und multidisziplinären Rechtstheorie zusammengestellt und wird mit den Mitteln des Leibniz-Preises von Marietta Auer finanziert. Der Text kommt, wie wir sagen, aus Auerhaus, einem selten zu treffenden, aus luxuriösem und großzügigem, aber scharf streitenden Forum. Kollegen bezeichnen das als Rückzugort und Elfenbeinturm, dass sie das schätzen, das ist mehr oder weniger wahrscheinlich.
We strike back, alle diejenigen, die behaupten, dass Kulturtechnikforschung keinen Sinn macht, keine Rechtswissenschaft und nicht auf der Höhe der Zeit, irrelevant und qualitätszersetzend für deutsche Fakultäten und Fachbereiche sei, also zum Beispiel die Beispiele, die man nicht nennen soll. Wir sind Juristen geworden, um Streit führen zu können und zurückschlagen zu können.
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Demon Stories - Divine Pleasure
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In order to celebrate my first day in Norway, I decided to share this story with you! Its a short story about the harmful hobbies of one certain demon king, how Ri-Il still manages to have fun and about some certain item that will be somehow very important for future happenings in DeA! It gives some forbidden insights of certain demons...
And, btw I decided two group my demon centric sidestories under the name “Demon Stories” /o/~ there are just three so---
----- enjoy~!
Der Tod war wunderschön. Das Töten die höchste aller Künste. Der Schrei war der größte Genuss, das Foltern herrlichstes Vergnügen.
Der Tod hatte so viele Facetten. Auf so viele Arten konnte er herbeigeführt werden; eine schöner als die andere. Ein Schmerzensschrei angenehmer als der andere; einige waren schrill, andere eher ein leises Aufstöhnen, als wäre das Sterben eine schwierige, anstrengende Tat. Das Blut, das letzte Blut, dass aus dem sich nicht mehr bewegenden Körper heraustrat – eine Leiche nannte man das – besaß ebenso eine Schönheit, eine ruhige Schönheit, wie das emporsprudelnde Blut, dass sich über den Toten und ihm noch ein schönes, rotes Bad gönnte ehe er starb. Was für ein letzter Anblick das sein musste! Wie ein Rahmen, der das Gesicht des Mörders, des Richters und des Henkers zu gleich verzierte… ehe das Licht jäh ausgeschaltet wurde und der Körper zu Boden stürzte. Mal dumpf, mal mit einem Knall, je nach dem wie schwer die Leiche war. Manchmal war es auch nur ein Kopf. Oder nur der Torso… seine Schlangen waren doch so gierig und rissen so gerne die Körper der Wächter auseinander; mochten sich den Spaß nicht nehmen lassen, wenn er ihnen gereicht wurde. Viel zu gerne setzten sie ihre Zähne in das Fleisch von Wächtern, welches doch so zart war, im Vergleich zu dem der Dämonen. Man musste nicht ziehen. Sie rissen, glitten beinahe auseinander und dann lag das Fleisch schon zerfetzt auf dem Boden.
Der Tod veränderte alles.
Bevor der Tod eintrat waren sie noch edle Kämpfer gewesen, geschmückt mit Waffen und Edelsteinen, mit ihren feinfühligen Gesichtern und einer Haut, die weder widerstandsfähig noch robust war. Sie vernarbten schnell; sie zerrissen schnell, rissen entzwei – und wenn der Tod kam dann waren sie auch nicht länger hübsch. Der Tod riss ihre Schönheit an sich und schuf hässliche Fratzen, die Entsetzen und Grauen zeigten, den Moment des Todes einfangend und ihm Tribut zollend – viel schöner, viel schmeichelnder, als jede Verbeugung es sein könnte.
Dämonen lösten sich auf, wenn sie starben. Wächter aber blieben bestehen: dieser erhabene Moment blieb bestehen. Der Augenblick des Todes wurde eingefroren in ihren Gesichtern, die Leinwand des Künstlers. Der Künstler des Todes! Ah, die Leichen entzückten ihn immer mehr. Sie verwesten zwar und waren schon nach mehreren Tagen nicht mehr ansehnlich, aber wenn sie gerade gestorben waren, dann waren sie entzückend anzusehen. Manchmal verleitete dieser Anblick ihn sogar dazu ihnen noch einmal über die Wange zu streichen; ihre Frisur zu richten indem er ihre Haare hinter ihr Ohr strich und manchmal schloss er auch ihre Augen, als müsse er sich für den Genuss bedanken.
Ah, dachte Kasra, der König der Dämonen, was war der Tod für eine Herrlichkeit!
Er blickte mit Zufriedenheit über das Feld, das vor gut drei Stunden noch strahlend grün in der Sonne geglänzt hatte, da es noch früh am Morgen gewesen war und der Tau wie tausende Perlen das Gras und die Blumen veredelt hatte. Jetzt war das Gras niedergestrampelt und verbrannt. Nicht länger grün, sondern braun und schwarz; hier und dort hatten sich rote Seen ausgebreitet. Genau neben ihm lag ein Wächter im Gras, der sich in seinem Todeskrampf an dem Gras festgekrallt hatte. Nicht von ihm getötet. Er hätte dafür gesorgt, dass der Wächter nach oben sah und nicht nach unten… was für eine Verschwendung. Aber einige seiner Untertanen verstanden sich nicht in der Kunst des Tötens. Sie sahen es nur als Spaß… und Kasra wusste, dass einem diese Kunst nur schwer beigebracht werden konnte. Entweder man hatte ein Auge dafür, ein Gefühl dafür… oder man hatte es nicht. Es war eine Gabe: nichts, was einem angelernt werden konnte.
Wieder ließ Kasra seine rotglühenden Feueraugen über das Kunstwerk schweifen, welches er und seine Dämonen geschaffen hatten. Der Himmel war blau, aber man sah die Farbe des Himmels kaum, so sehr brannten die Gebäude, die Sträucher, die Blumentöpfe, die Bäume mit ihren bunten Girlanden. Es hatte etwas gefeiert werden sollen offensichtlich… das Fest der Elemente konnte es nicht sein, das wüsste Kasra, immerhin war das auch für ihn ein ganz gewisses Freudenfest… ein Geburtstag womöglich, hah, sicherlich von einem Kind. Jetzt war es sein Todestag.
Aber nicht alle Wächter waren tot, immerhin brauchte Kasra auch noch ein wenig Material um einer weiteren von ihm so sehr geliebten Kunst nachgehen zu können: dem Foltern. Es waren auch nicht alle Gebäude der hier lebenden Wächter abgebrannt, denn sie waren nicht nur zum Töten hier – nun, gut, die meisten seiner Untertanen waren es. Aber Kasra war es nicht. Er war hier, weil er etwas abholen musste; etwas, was ihm gehörte, etwas, was ihm zustand.
„Meine Hoheit…“ Gerade hatte der König sich in Bewegung setzen wollen, um zu dem Gebäude zu gelangen, welches die anderen überragte – wohl die Behausung des Höchstrangigsten Wächter hier, dem die Verwaltung dieser kleinen Wächterkolonie oblag. Kasra und seine Dämonen hatten das Haus aus weißen Backstein und mit blauen Dach unangetastet gelassen – bis auf die Wächter die herausgezerrt worden waren, eine Tempelwächterin und ein kleines Mädchen, die immer noch weinte, da man die Tempelwächterin gerade ausbluten ließ. Kasra wandte sich von diesem genüsslichen Anblick ab und sah zu einem seiner neuesten und jüngsten Hordenmitgliedern, dessen schwarzer Kopf sich in Demut tief nach unten beugte. Er war nicht so stämmig wie andere Mitglieder der königlichen Horde: hoch und schmal; alles an ihm war spitz. Seine Nase und ganz besonders seine viel zu großen Ohren, die, wenn man sie abreißen würde, sicherlich genauso lang waren wie sein Kopf.
„Meine Hoheit…“, wiederholte er noch einmal als glaube er, dass Kasra es schon beim ersten Mal nicht gehört hatte:
„… wenn Ihr es erlaubt, dann möchte ich Euch meine Komplimente aussprechen. Es war eine Ehre Eurer hohen Kunst heute beiwohnen zu dürfen und Euch töten zu sehen.“
Kasras Lippen kräuselten sich ein belustigt. Da wollte sich wohl jemand einschleimen… er hoffte wohl darauf, dass Kasra ihn einladen würde zum Foltern der Gefangenen. Schon öfter hatte der Junge den Wunsch geäußert dies tun zu dürfen. Aber dieser Noivern… er hatte seinem König heute eine große Gunst erwiesen, weshalb er es sich womöglich überlegen sollte, ihn am Festschmaus teilhaben zu lassen, obwohl er eigentlich vorzog dies alleine zu tun. Es war doch eine intime Sache zwischen ihm… und seinem Opfer.
Nun heute sollte er vielleicht eine Ausnahme machen. Noivern verneigte sein schwarzes Haupt so tief vor ihm und es war nicht von der Hand zu weisen, dass sie nur hier waren wegen ihm – wegen ihm und seinem ausgezeichneten Gehör und Gespür. Dank ihm hatten sie von dieser versteckten Wächterbasis in Finnland erfahren – und von dem Relikt, das sie bis zu diesem Tage hier behütet hatten. 50 Wächter hatten hier gelebt. 50 Wächter, die nun entweder tot oder Spielzeug waren. Die armen Hikari in ihrem Jenseits! Manchmal wünschte Kasra sich, er könnte einen Spion ins Jenseits schicken: er wüsste zu gerne was die bleichen Hikari-Gesichter so über ihn sprachen… fürchteten sie ihn? Fürchteten sie ihn, wie sie noch keinen anderen Dämon je gefürchtet hatten?
Dieser Gedanke gefiel Kasra und beschäftigte ihn mehr, als Noiverns pinke Augen, die ihn anstrahlten, als sein König ihm eine Floskel als Antwort gab – aber das erfreute, etwas verspielte Grinsen versiegte, als er den Blick eines anderen mächtigen Dämons traf, welcher sicherlich auch schon so manches Mal Thema im Jenseits gewesen war: Ri-Il.
Kasra lächelte ihn an, Ri-Il lächelte zurück.
Es lag keine Freude in diesem Blickaustausch, nur das Gewissen, dass sie sich gesehen hatten. Ri-Il verneigte sich ein wenig, doch sein Lächeln schien sichergehen zu wollen, dass Kasra genau wusste, dass diese Verbeugung kein Zeichen des Respekts war. Nie neigte er seinen Kopf zu tief als das seine spottende Höflichkeit mit Respekt und Ergebenheit verwechselt werden könnte. Wenn Ri-Il sich verneigte, dann sah es aus, als würde er ihn verspotten. Aber egal wie sehr er ihn auch verspotten mochte: dienen musste er seinem König dennoch und darin lag eine gewisse, sehr erheiternde Ironie. Manchmal malte Kasra sich aus, wie er des Fürsten dünne Taille einfach zerbrach… wie seine Schlangen ihre Fangzähne hineinjagten und die Knochen auseinander rissen… Ob Ri-Il schön schreien konnte? Hach, Kasra wollte ihn leiden sehen…
Nun, das war eine Vorstellung mit der Kasra sich ein anderes Mal beschäftigen würde – obwohl sie ihm in diesem Moment große Freude bereitete – denn er war nun gespannt darauf sein Geschenk ihn Augenschein zu nehmen. Seine Untertanen – ganz gleich ob sie Mitglieder seiner Horde waren oder von Ri-Ils – verneigten sich vor ihm, als er an ihnen vorbei ging. Sein Gesicht, wo wieder ein zufriedenes Lächeln ruhte, war rot gefärbt; das Blut ihn wieder zu sehr geliebt, aber seine Hörner, seine goldenen Hörner, die sich an seinem Hinterkopf zu einer Krone wandten, waren makellos und glänzten auf wie Edelsteine als die Sonne es durch Wolken und Rauch schaffte und auf das Schlachtfeld hernieder strahlte, als hätte das Licht das Gold seiner Hörner gesucht.
Sie glänzten auch noch, als der König der Dämonen den kleinen, eher bescheidenen Eingangsraum des Gebäudes betrat, so selbstverständlich, als wäre er eingeladen worden – und während jene Dämonen, die sich schon fleißig der Plünderung widmeten, sich eilends vor ihren König verneigten, oder sich sogar auf die Knie begaben, richtete sich Draußen vor dem Gebäude ein braunhaariger Dämon auf und beeilte sich zu seinem Fürsten, welcher schon längst seine Wirbelsäule wieder in eine aufrechte Position gebracht hatte.
„Ri-Il-sama…“ Seine Stimme klang etwas inständig, aber sein Fürst antwortete ihm ganz gelassen:
„Ja, Darius-kun?“
„Kann es wirklich sein… Sind wir, Eure Horde, wirklich nur hier… Stimmen die Gerüchte, dass wir nur hier sind wegen…“ Ri-Il unterbrach ihn mit einem leisen Kichern:
„Oh, Darius-kun, was der König will, das soll der König auch bekommen.“
„Aber wir sind die stärkste Horde und doch kein Lieferdienst – und Ihr! Dass Ihr Euch extra hierherbemühen müsst, nur weil der König…“ Auch wenn Ri-Il von der Empörung seines Kommandeurs erheitert war, so hob er die Hand in einer eleganten, aber auch gebieterischen Manier und sofort schwieg sein Kommandeur.
„Wir machen den König heute sehr glücklich, Darius-kun…“ Ri-Il legte seine Hand wieder auf seinen Rücken, nachdem er sich sicher war, dass Darius nicht weitersprechen würde, denn pinke Augen ruhten auf ihnen. Pinke, junge Augen, die Ri-Il noch nicht so oft gesehen hatte, aber er war sich ziemlich sicher, dass er sich diese Augen, dieses Gesicht und den Namen Noiverns merken sollte. Er warf dem neuen Hordenmitglied eines seiner spitzen Lächeln zu, ehe dieser sich, ertappt in seinem Starren, abwandte und seinem König hinterher eilte. Er hatte zu große Ohren.
„… und das sollte doch das wichtigste sein.“
War es aber nicht. Das war es weder für Darius – noch für Ri-Il, auch wenn er lächelte, so wie er es immer tat. Genau wie Kasra, der sich etwas belustigt in einer Stube umsah, in welchen nur ein Stuhl und ein paar Vasen umgeworfen worden waren – aber ansonsten waren Stube und Esszimmer unberührt geblieben und es war Kasra, als beträte er ein Miniaturmuseum. Die Stühle und der Tisch waren ihm viel zu klein und er musste auch darauf achten, dass er beim Wechsel eines Raumes den Kopf einzog. Irritieren tat ihn das nicht; er war durchaus interessiert an der Art, wie die Wächter hier gelebt hatten. Ein friedliches, idyllisches, langweiliges Leben musste es gewesen sein… eintönig… von einem Tag zum anderen lebend, in Frieden und Harmonie, versteckt vom Krieg… der sie nun eingeholt hatte um ihnen zu zeigen, dass niemand vor dem Krieg fliehen konnte. Vielleicht waren die Hikari doch nicht so traurig über den Verlust der Zeit und Klima-Wächter und der paar Illusionswächter. Es waren immerhin Deserteure gewesen, die zwar etwas wertvolles beschützten, aber dennoch vor dem Krieg geflohen waren um ein „besseres“ Leben zu führen – und Deserteure wurden jawohl auch bei den Wächtern Feiglinge genannt? Bestraft? Schnell und klanglos wahrscheinlich… kunstlos, völlig kunstlos… Einfallslos…
Nun Kasra hatte ihnen ein passendes Ende verliehen, als er ihnen den Krieg vor die Haustür gebracht hatte – ihre entsetzten Gesichter, als ihr Bannkreis, der sie vorher noch geschützt hatte, gebrochen war! Herrlich! Aber nun kam die größte Herrlichkeit; der Grund, weshalb sie hier waren…
Und Kasra fand den Weg auch ganz ohne, dass Noivern ihn sagen musste, wo im Haus er nach dem Relikt suchen musste. Es war, als würde es ihn anziehen, rufen. Doch er ließ sich den Genuss nicht nehmen, sich die vielen kleinen Gegenstände, die Wandmalereien und die Teppiche anzusehen, die die Wächter hier gesammelt hatten. Ab und zu zeigte er auf dieses oder jenes und es wurde für ihn mitgenommen, ohne, dass er es sagen musste; es war ja nicht deren erster Raubzug und seine Hordenmitglieder waren zu bedingungslosem, schweigsamen Gehorsam erzogen – und sie kannten die Gewohnheiten des Königs sich Souvenirs mitzunehmen. Hier und dort hielt er inne und nahm sich einen Krug oder ein Buch in die Hand, blätterte es durch, besah sich den Schreibtisch im Arbeitszimmer und betrachtete die Federkiele über dessen goldene Gravuren er mit den Fingern strich… Ah, die Wächter waren nicht talentiert im Töten, verstanden dessen Kunst nicht, verstanden nicht den Reiz zu genießen… aber sie waren Meister in Detailarbeit, das musste man ihnen lassen. Meister geworden, das musste dazu betont werden, denn einst waren es die Dämonen gewesen, die sich darin hatten brüsten können.
Einst… damals in Aeterniem.
Entzückt blieb Kasra plötzlich stehen und betrachtete ein halb fertiggestelltes Kunstwerk, das in dem letzten Raum hing, einem ovalen, von Licht durchfluteten Raum, mit einem hübschen Deckendekor und die für Wächter so typischen Säulen, die an kyrillische Säulen erinnerten. Die Augen des Dämonenkönigs leuchteten, als er das längliche Kunstwerk an der Wand sah.
Aeterniya.
Die ehemalige Hauptstadt der Wächter in all ihrer Pracht tat sich vor ihm auf, mit Fantasie und Ideenreichtum und Können wieder zum Leben erweckt auf einer rechteckigen Leinwand, die gut drei Meter breit war. Unvollendet; der Himmel war nur begonnen, der Horizont bestand nur aus groben Bleistiftlinien… oh sollte das Lerenien-Sei werden, dort im Hintergrund? Im entzückten Schweigen betrachtete Kasra die Leinwand genauer; niemand der anderen anwesenden Dämonen wagte es ihn bei seiner Betrachtung zu stören.
Die pastelligen Töne, in die das Bild gehalten war, missfielen ihn. Die vielen Vögel, die über die nur schwach angedeuteten Wolken schwebten, irritierten ihn. Aber die Gebäude und die Straßen, die Wasserfälle, die angedeuteten Gebirge…
„Noivern.“ Kasra musste selbst etwas über seinen aufgeregten Tonfall schmunzeln – es fiel ihm schwer, seine Freude zu verbergen auf die das junge Hordenmitglied sich zurecht etwas einbilden konnte. Aber anstatt ihn, der nun vortrat, bereits jetzt schon zu loben, gab er ihm einen Befehl.
„Finde heraus ob einer unserer Gäste dort draußen der Künstler ist.“
„Sehr wohl, mein König.“
„Bete dafür, dass er es ist.“ Noivern hob den Kopf wieder, den er eben noch verbeugt hatte und sah mit entzückten Augen in die stolzen, erfreuten Flammenaugen seines Königs.
„Denn dann darfst du heute Nacht mit mir feiern.“ Das neueste Hordenmitglied war so überrumpelt, dass er zu keiner Antwort fähig war und sich stattdessen noch einmal verneigte, ehe er eilends zwei Schritte rückwärts ging und sich dann beeilte zurück zu gehen, begleitet von einigen eifersüchtigen Blicken seiner Hordenmitglieder – es kam nicht oft vor, dass irgendjemand von ihnen Kasra erfreuen konnte und noch seltener kam es vor, dass sie zum Foltern eingeladen wurden.
Meistens genoss Kasra den Neid unter seinen Hordenmitgliedern, aber nun interessierte er sich nicht für sie, denn sein alleiniges Interesse galt dem Kunstwerk Aeterniyas, welchem er gänzlich verfallen war. Seine Augen sogen jedes Detail in sich auf und er war so vertieft, dass er nicht bemerkte, dass ein anderer Dämon statt Noivern vorgetreten war, der sich neben Kasra stellte und wie immer ein dümmliches Gesicht machte.
„Sind wir deswegen hier, Majestät?“
„Nein, Suren.“ Kasra betrachtete nach wie vor das Gemälde, ehe er sich etwas widerstrebend an seinen obersten Kommandeur widmete, der ihm trotz aller Oberflächlichkeit und Dummheit immer die besten Dienste geleistet hatte. Mit ihm konnte Kasra töten und kämpfen, ohne sich zu langweilen; mit ihm trank und lachte er.
„Das ist nur ein sehr glücklicher Fund.“ Natürlich verstand Suren nicht warum das Kunstwerk ein glücklicher Fund genannt werden sollte, aber sein Verständnis für Kunst war auch überaus begrenzt: selbst seine Art zu töten war eher plump… aber manchmal recht unterhaltsam.
„Wir sind deswegen hier.“ Kasra machte einen Wink zu einer gläsernen Vitrine, welche unter dem Bild stand. Ein länglicher Gegenstand ward darin gebettet; ein Gegenstand, der leicht in der Sonne glänzte – besonders der dunkelblaue Kristall oberhalb des Stabs leuchtete und funkelte in der Sonne, die durch das Deckenfenster hineinschien.
„Ist das eine Waffe? Eine Wächterwaffe?“ Als nächstes würde Suren wohl die dumme Frage stellen, ob sie damit kämpfen sollten, dachte Kasra und grinste ein wenig – aber für einen Nicht-Kenner musste der Gegenstand wohl wie eine eigenartige, veraltete Waffe der Hikari aussehen, die doch so gerne Stäbe einsetzten. Aber dieser in sich geschwungene Stab war keine Waffe… doch das wusste wohl nur Kasra.
„Das ist ein sogenannter Regenstab“, erklärte Kasra obwohl es eigentlich absolut vergeudete Liebesmüh war Suren irgendetwas zu erklären was nicht mit dem Benutzen der Fäuste oder dem Rumspielen im Bett zu tun hatte. Er war sogar zu dumm um Dinge zu verstehen die in seiner Epoche geschahen. Von Aeterniem hatte Suren noch nie etwas gehört, ehe Kasra nicht den vergeblichen Versuch unternommen hatte ihn zu unterrichten – nun konnte er sich wenigstens den Namen der vergangem Zeit merken, auch wenn er sich manchmal damit begnügte „irgendetwas mit A“, „das Alte mit A“ zu sagen.
„Er wurde einst in Aeterniem von den Klimawächtern benutzt um in einen Tanz den Regen herbei zu beschwören.“ Bei dem Wort „Regen“ wurde Suren sofort hellhörig.
„Regen? Warum tanzt man denn für Regen?“
„Damit man keinen Durst leidet und die Ernte gelingt“, erwiderte Kasra erheitert über Surens dumme Frage und fuhr mit seinen langen Fingern über das Glas und den goldenen Rand der Vitrine.
„Wenn wir damit tanzen… regnet es denn auch bei uns?“ Der König lachte auf, antwortete aber nicht, während Suren ernsthaft die Stirn runzelte.
„Nehmen wir den Stab deswegen mit?“
„Nein, Suren, es ist nichts als alter Aberglaube und Tradition. Wir nehmen ihn mit, damit er an einen besseren Ort kommt.“
Wahrlich, der Stab schien nur auf Kasra gewartet zu haben; auf jemanden, der ihn zu schätzen wusste. Zwar hatten die Nachfahren ihn in eine Glasvitrine gelegt und offensichtlich auch gut gepflegt, aber die Vitrine war nicht verschlossen und Kasra musste nur den Deckel heben und schon konnte er das teure Relikt aus der Vitrine befreien. Ah, genau wie er es sich gedacht hatte… dieses Holz, aus dem der Stab geschnitzt war, stammte von einem Baum, der heute ausgestorben war – hart und robust und doch glatt und geschmeidig. Ein Genuss für Kasras Fingerkuppel, die über die Inschriften fuhren, die in das Holz geritzt worden waren – ehe er den Stab senkte… doch nicht ohne sein eigenes Spiegelbild triumphierend in dem blauen Kristall zu betrachten. Was für ein schönes Blau! Wie passend!
„Wie ich sehe ist unser König fündig geworden.“ Ri-Il lächelte und auch Kasra lächelte wieder – aber dieses Mal konnte ihn das Lächeln seines Fürstens nicht irritieren. Dafür war seine eigene Freude zu groß.
„Das bin ich.“
„Ein neues Objekt für Eure Sammlung! Wie überaus erfreulich.“
„Wahrhaftig!“ Kasra legte den Stab nicht aus der Hand, sondern wog diesen etwas hoch und runter, als wäre es ein Zepter, während er auf Ri-Il zuschritt und die Leiche eines Wächters ebenso leicht zertrat, wie die einst weißen Blumen. Blut und körperliche Überreste klebten an seinen Stiefeln, aber dies interessierte den König nicht, als wäre dies erstrebenswerte Dekoration.
Aber den düsteren Blick Darius‘ bemerkte er… dieses kleinen, sehr gut dressierten Kommandeurs, der Ri-Il so über alle Maßen anhimmelte. Wie rührend so eine Treue! Darius gab sich Mühe es zu verbergen, aber es schien ihm so absolut nicht zu gefallen, dass ausgerechnet Ri-Il und seine ach so starke Horde hatten antreten müssen für so eine ach so einfache… Besorgung. Er schien wohl nicht zu finden, dass Kasra Ri-Il mit Respekt behandelte. Haha – aber das Wort des Königs war Gesetz!
„Nun, ich würde dich ja gerne als kleine Erkenntlichkeit zu einem festlichen Bankett im Schloss einladen, Ri-Il, ich weiß ja, dass du ein erlesener Feinschmecker bist und einige deiner Hordenmitglieder würde ich selbstredend ebenfalls nach Lerenien-Sei einladen… “ Kasra genoss den immer noch feindseligen Blick Darius‘ der sich einfach nicht zusammen nehmen konnte und den König unglaublich erheiterte. Er liebte solche Blicke. Er gab nichts Schöneres als hassende, wütende Blicke von niederen Wesen, die nichts, absolut nichts gegen ihn tun konnten und ihn trotz ihres Hasses mit knirschenden Zähnen dienen mussten. Kasra liebte solche Blicke mehr als die neidischen und ehrfürchtigen Blicke seiner ergebenen Untertanen.
„… aber ich verzichte heute auf ein Dinner.“ Kasra deutete mit den Augen auf einen Haufen von Büchern – rund 20 Stück – die eine Dämonin gerade aus dem Haus trug.
„Ich verschlinge stattdessen diese Bücher.“
Suren hatte das Sinnbild ganz offensichtlich nicht verstanden, obwohl es so einfach gewesen war – aber Ri-Il natürlich, der auch absolut nicht traurig war nicht mit Kasra zu dinieren. Er lächelte einfach immer noch, was Kasra nun langsam doch ein wenig nervte.
„Dabei wünsche ich Euch jeden nur erdenklichen Spaß, Majestät. Es ist schön zu sehen, wie wichtig dem König der Dämonen die Weiterbildung ist!“ Ri-Il verneigte sich elegant und schwungvoll schalkhaft und auch Darius tat es, allerdings weniger elegant, mehr mit Wut und Widerwille geladen. Kasra wollte Ri-Il gerade antworten, als er Noiverns Blick erhaschte, der ihm, anstatt ihn in seiner Konversation zu stören nur zunickte und Kasra verstand sofort: er hatte den Künstler des Bildes ausgemacht und er lebte. Gut. Sehr gut! Was für ein Glück! Was für ein Freudentag! Scheinbar musste Kasra seine Abendplanung ein wenig ändern, aber für Noivern würde er schon Platz finden, wie er ihm auch mit einem Blick bedeutete – der König vergaß seine Versprechen nicht. Sie würden zusammen feiern. Mal sehen, wie kreativ der Bursche beim Foltern war…
Kasra wandte sich wieder Ri-Il zu:
„Vergiss nicht die Feier zu meinem 107ten Krönungstag, Ri-Il – ich erwarte gute und brauchbare Wahre von dir für meine private Feierlichkeit. Sollte ich diesen Abend nicht genießen können…“ Ri-Il beendete seinen Satz gekonnt, wie der Geschäftsmann der er war:
„Das werdet Ihr, Majestät. Ihr wisst – dafür stehe ich mit meinem Namen. Wir alle – und ganz besonders Ihr – werden die Feierlichkeiten niemals vergessen, davon bin ich überzeugt. Sie wird besonders werden…“ Ri-Ils Augen öffneten sich einen kurzen Augenblick, aber Kasra ängstigte dieser Anblick nicht – er erwiderte diese Herausforderung, diese Abneigung, mit einem ebenso selbstsicheren Grinsen und genauso großer Abneigung.
„… Majestät. Auf das wir noch viele weitere Feste zu Euren Ehren werden feiern können!“
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"Literature can save a life. Just one life at a time."
Teju Cole on carrying and being carried. Translation, refugees, new words.
New York Books, July 5, 2019
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A reproduction of a scene from an ancient Greek vase depicting the flight from Troy, with Aeneas carrying his father Anchises on his back, nineteenth century
The English word translation comes from the Middle English, which originates from the Anglo-French translater. That in turn descends from the Latin translatus: trans, across or over, and latus, which is the past participle of ferre, to carry, related to the English word “ferry.” The translator, then, is the ferry operator, carrying meaning from words on that shore to words on this shore.
Every work of translation carries a text into the literature of another language. Fortunate to have had my work translated into many languages, I am now present as an author in the literature of each of those languages. Dany Laferrière, in his 2008 novel I Am a Japanese Writer, expresses this slightly strange notion more beautifully than I can:
When, years later I myself became a writer and was asked, “Are you a Haitian writer, a Caribbean writer or a Francophone writer?” I would always answer that I took the nationality of my reader, which means that when a Japanese reader reads my books, I immediately became a Japanese writer.
Much is found in translation. There’s the extraordinary pleasure of having readers in languages I don’t know. But there’s also the way translation makes visible some new aspect of the original text, some influence I didn’t realize it had absorbed. When I think about the Italian translation of my work, I can feel the presence of Italo Calvino and Primo Levi, unnerved and delighted that I mysteriously now share their readership. When I’m translated into Turkish, it is Nâzım Hikmet’s political melancholy I think of. Maybe those who like his work will, reading me in Turkish, find something to like in mine as well? In German, perhaps even more than English, I sense the hovering presences of writers who shaped my sensibility—writers like Walter Benjamin, Thomas Mann, Hermann Broch, and W.G. Sebald, among many others. Thanks to translation, I become a German writer.
I trust my translators utterly. Their task is to take my work to a new cohort of my true readers, the same way translation makes me a true reader of Wisława Szymborska, even though I know no Polish, and of Svetlana Alexievich, even though I know no Russian.
Gioia Guerzoni, who has translated four of my books into Italian so far, has worked hard to bring my prose into a polished but idiomatic Italian. Recently, she was translating an essay of mine, “On the Blackness of the Panther,” which ranged on various matters, from race, the color black, and colonialism, to panthers, the history of zoos, and Rainer Maria Rilke. It wasn’t an easy text to translate. In particular, the word “blackness” in my title was a challenge. To translate that word, Gioia considered nerezza or negritudine, both of which suggest “negritude.” But neither quite evoked the layered effect that “blackness” had in my original title. She needed a word that was about race but also about the color black. The word she was looking for couldn’t be oscurità (“darkness”), which went too far in the optical direction, omitting racial connotations. So she invented a word: nerità. Thus, the title became: “La nerità della pantera.” It worked. The word was taken up in reviews, and even adopted by a dictionary. It was a word Italian needed, and it was a word the Italian language—the Italian of Dante and Morante and Ferrante—received through my translator.
Translation, after all, is literary analysis mixed with sympathy, a matter for the brain as well as the heart. My German translator, Christine Richter-Nilsson, and I discussed the epigraph to my novel Open City, the very first line in the book. It reads, in English, “Death is a perfection of the eye.” The literal translation, the one Google Translate might serve up, would be something like “Tod ist eine Perfektion des Auges.” But Christine sensed that this rendering would equate “death” with “perfection of the eye,” rather than understanding that death was being proposed as the route to a kind of visionary fullness. So she first thought of “Vollendung,” which describes a finished state of fullness; then she thought further, and landed on “Vervollkommnung.” Vervollkommnung is a noun that embeds the verb “kommen,” and with that verb, the idea that something is changing and coming into a state of perfection. That was the word she needed.
Christine also knew that what I was calling the eye in my epigraph was not a physical organ (“das Auge”), it was the faculty of vision itself. But I didn’t write “seeing,” so “des Sehens” would not quite have worked. In conversation with my German editor, she decided on something that evoked both the organ and its ability: der Blick. So, after careful consideration, her translation of “Death is a perfection of the eye” was “Der Tod ist eine Vervollkommnung des Blickes.” And that was just the first sentence.
A young woman from Bonn named Pia Klemp is currently facing a long-drawn-out legal battle in Italy. Klemp, a former marine biologist, is accused of rescuing people in the Mediterranean in 2017. If the case comes to trial, as seems likely, she and nine others in the humanitarian group she works with face enormous fines or even up to twenty years in prison for aiding illegal immigration. (Klemp’s plight is strikingly similar to that of another young German woman, Carola Rackete, who was arrested in Italy this week for captaining another rescue boat.) Klemp is unrepentant. She knows that the law is not the highest calling. As captain of a converted fishing boat named Iuventa, she had rescued endangered vessels carrying migrants that had been launched from Libya. The precious human lives were ferried over to the Italian island of Lampedusa. The question Klemp and her colleagues pose is this: Do we believe that the people on those endangered boats on the Mediterranean are human in precisely the same way we are human?
When I visited Sicily a couple of years ago and watched a boat of rescued people with bewildered faces come to shore, there was only one possible answer to that question. And yet we are surrounded by commentary that tempts us to answer it wrongly, or that makes us think our comfort and convenience are more important than human life.
Because Pia Klemp’s holy labor takes place on water, it reminds me of an earlier struggle. In 1943, the Danes received word that the Nazis planned to deport Danish Jews. And so, surreptitiously, at great personal risk, the fishermen of north Zealand began to ferry small groups of Danish Jews across to neutral Sweden. This went on, every day, for three weeks, until more than 7,000 people, the majority of Denmark’s Jewish population, had been taken to safety.
Currently in my own country, hundreds of people die on the border in the name of national security. Children are separated from their parents and thrown in cages. A few years ago, I visited No Más Muertes (No More Deaths), a humanitarian organization in Arizona that provides aid to travelers by leaving water, blankets, and canned food at strategic points in the Sonoran Desert. These are activities that the US government has declared illegal. The organization also conducts searches for missing migrants, and often locates the bodies of those who have died of hunger or thirst in the desert.
A young geographer named Scott Warren, working with No Más Muertes and other groups, has sought to help travelers cross safely. He provides water and, when possible, shelter. For this holy labor, Warren was arrested and charged last year with harboring migrants. Although the case against him recently ended in a mistrial, the US Attorney’s Office in Arizona is seeking a retrial. Warren is far from the only No Más Muertes volunteer to have been arrested as part of the government’s war on those who offer life-saving help to our fellow citizens.
Can we draw a link between the intricate and often modest work of writers and translators, and the bold and costly actions of people like Pia Klemp and Scott Warren? Is the work of literature connected to the risks some people undertake to save others? I believe so—because acts of language can themselves be acts of courage, just as both literature and activism alert us to the arbitrary and essentially conventional nature of borders. I think of Edwidge Danticat’s words in her book Create Dangerously:
Somewhere, if not now, then maybe years in the future, a future that we may have yet to dream of, someone may risk his or her life to read us. Somewhere, if not now, then maybe years in the future, we may also save someone’s life.
And I think of a friend of mine, a filmmaker and professor from Turkey who signed a letter in 2016 condemning the slaughter of Kurds by the Turkish state and calling for a cessation of violence. She was one of more than 1,100 signatories from universities and colleges in Turkey. In response, Recep Tayyip Erdoğan’s government initiated investigations of every Turkish signatory, accusing them all of terrorism. Most, my friend included, now face long trials and prison sentences. Many have been fired from their jobs or hounded by pro-government students. Some have already been jailed.
My friend and the other academics were carrying their fellow citizens. With the stroke of a pen, they attempted to carry them across the desert of indifference, over the waters of persecution. For this, they face consequences similar to those faced by Pia Klemp and Scott Warren: public disrepute, impoverishment, prison time. My friend finds herself in great danger for her stand, and so now it is her turn to be ferried to greater safety, because she did the right thing, and we must, too.
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Das ist gemein!
So gemein! Weihnachtswünsche. Menno ... ! Und ich sage jetzt auch nicht "Warum"! - Wieder keine Selbstschuss-Anlage von Lego in Orange im Etat - Soeben am Screen bei einer Recherche nur ein Staubsauger in der Werbung? Das Thema kommt mir bekannt vor. Huckepack wieder bei wem? Guckuck, Eure mal wieder? Braunbär und Bronzebär? Was genau wollen? Gut, wo waren wir noch? Bin verwirrt. Und habe soeben Alzheimer. Auch die Störungen häufen sich heute. Die technischen. Das Thema? Ach ja richtig - Weihnachten ohne Etat - Traurig - https://twitter.com/Makeiev - Aber ansonsten hat mir das Video mit dem Kinder-Chor beispielsweise wirklich gut gefallen. Was? Auaaaaaa ... ! WAS war das? Stich Hand links? Und doppelt codierte Technik. Mit sublimen Gänsegeschnatter ..
Och neee ... ! Alles muss man selber machen: Nicht noch mehr billiger Weihnachtsbraten frisch vor die Flinte. Obwohl: Wir sind arm! Wir können uns keine teuren Geschenke mehr leisten. Wollten Sie also auch wieder mitspielen bei der geführten Wanderung? Auf wessen Dienst-Rechner? Ja sicher doch. Darling! Deine mal wieder? Och nee ... ! Und nun? Nicht noch mal ... ! Schatz? Moment mal: Die Quelle ist wo genau? ... Na sieh' einer an. Bingo! Ja. Eine Brennessel soll sehr gesund sein! Ja bitte? Sie bieten sich schon wieder an? Darf ich da noch mal auf die unteren "Test"-Beiträge verweisen? Toll. Bin begeistert über diese Billig-Angebote von Brennessel und Braten. Weihnachten ist gerettet. Und nun noch Billig-Pizza? Das wird vielleicht ein Fest. Wer will?
22 : 07 Uhr. Na also ... Wer sagt es denn ... Aber seit wann sabbeln die Dinger denn so sublim? 22 : 08 Uhr. Och nee ... Ich wollte eigentlich keine Party feiern mit Richter und Kosher Nostra bei so viel Verpflegung. Vielleicht noch ein Jäger-Schnitzel dazu? Ganz nach guter alter Art? Mit Maggi-Fertigsauce. Was sonst! Schatz? Auch wieder wollen? 22 : 10 Uhr ... Gerne doch! Dann versuchen Sie es doch: Ratte auf Toast? Treffer! Wie? Sehe ich so aus, als ob ich das Wort "Ratlines" genau an dieser Stelle in gebotener Ausführlichkeit ernsthaft erklären will? Die Lernumgebung des Zug der Zeit wird da aber noch mehr Bildungs-Material liefern möglichst mit einer guten Mischung aus universitären Quellen und Bild-Material. Ein behutsamer Gang auf diesem Wander- und Verständnisweg ist sicher notwendig, und dieser Weg ist kein leichter, aber er bietet eben auch einen durchaus komplexen Einblick in Landschaften, die langsam entstehen könnten. 22 : 28 Uhr. Satellitentechnik hilft. In der Tat. Entzündungsfeeling Ohr Wange rechts. Ja sicher doch. Dann mal mehr: Clouding, weitere Befehlsketten. Und Sie wollten auch wieder?
22 : 53 Uhr. Ein Blick in den Vorrat. Frisch versorgt. Ich sage es ja immer wieder. Solche. Und solche. Überall. Und Sie wollten sich von wem genau Ihre Scheiss-Haltung finanzieren lassen? Sind Sie sicher? Soeben im Backofen gelandet 4 perfekte Flühlings-Lollen. "Hallo"? Ja bitte? Noch vor dem "Aktualisieren" auch wieder sublim sabbeln wollen? 22 : 56 Uhr. Ach, wir versuchen jetzt den beleidigten Beschuss? Einbrennen unter Auge links? Und das Andeuten an meiner Brustmuskulatur links soll was genau werden? Schatz, lass' dir doch bitte mal die Sache mit der Lagerhaft erklären! Und den uralten Männern mit Muskeln!
22 : 53 Uhr. Ein Blick in den Vorrat. Frisch versorgt. Ich sage es ja immer wieder. Solche. Und solche. Überall. Und Sie wollten sich von wem genau Ihre Scheiss-Haltung finanzieren lassen? Sind Sie sicher? Soeben im Backofen 4 gelandet perfekte Flühlings-Lollen. "Hallo"? Ja bitte? Noch vor dem "Aktualisieren" auch wieder sublim sabbeln wollen? 22 : 56 Uhr. Ach, wir versuchen jetzt den beleidigten Beschuss? Einbrennen unter Auge links? Und das Andeuten an meiner Brustmuskulatur links soll was genau werden? Schatz, lass' dir doch bitte mal die Sache mit der Lagerhaft erklären! Und den uralten Männern mit Muskeln! 00 : 50 Uhr. Wie "nee"? Das sublime, eher ältliche Gesabble soeben. Doch, 2 Frühlingsrollen waren bereits, sagen mir mal, für den Zweck geeignet. Und soeben habe ich Alzheimer? Kein Wunder ... ! Cyberfeld KI: Bitte, bitte nicht noch mehr ... Was genau sollte ich schreiben?
ISLA - Blog Label “Lernumgebung des Zug der Zeit”
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Blick durch den Spion. Aug 2020
Meine arme Frau muß posieren. Für ein Wegwerfbild mit digitaler Bilderfassung.
Aber zum Thema: “Links ist das neue Rechts. Auf dem immer gleichen Weg in den Polizei- und Spitzelstaat.”
Linke jaulen ja stets auf, als stünde ihr Schwanz in Flammen, wenn man von der Hufeisenbeziehung zwischen den politischen Extremen spricht. Ich selbst halte das Hufeisen als Modell auch für nicht zutreffend.
Meiner Meinung nach ist der Nationalsozialismus, verschämt Faschismus genannt, ganz einfach eine Untermenge des Internationalsozialismus. Des Internationalsozialismus, wie er mehr oder weniger verkappt von der Zeit, von (Tages-)Spiegel, Süddeutscher und den Öffentlich Rechtlichen vertreten wird.
Als ich dieser Tage Interviews mit oder Meinungsäußerungen von Richtern, Verfassungsschützern und Politikern las, zu Themen wie Energiewende, Letzter Generation usw., ist mir mal wieder klargeworden, wie korrupt und ideologisch durchseucht die Republik, unsere “Öffentliche Sache” schon ist.
Und ich verstehe nicht, wie Spiegelkolumnisten, Rundfunkredakteure etc auch nur eine Minute glauben können, daß sie 1933 nicht unter Jubel auf den Nazi-Zug aufgestiegen wären, der nach der Machtergreifung durch Deutschland und Europa donnerte.
Es waren doch die gleichen Charaktere und die gleichen Themen. Heute der Weltuntergang durch Klimawandel. Damals der durch den begrenzten “Lebensraum”. Weltweite Verschwörungen, damals das Weltjudentum. Heute die Turbokapitalisten und “Rechte Netzwerke”, die hinter jeder Laterne lauern sollen. Parteigänger der Linken, BDS z.B. führen in den USA auch 2022 schon wieder Listen von “bösen Unterstützern der jüdischen Apartheid”.
Und natürlich springen als erste wieder Ärzte, Journalisten und Juristen auf den Zug auf. Verfassungsrichter schwafeln was von “Notwehrsituation” der Freaks von der Letzten Hemden. Ärzte, die sich in Nürnberg nach dem Krieg einmal Standesregeln gegeben hatten, z.B. niemanden gegen seinen Willen zu einer Behandlung zu zwingen, machen sich schon wieder zu Handlangern einer hysterischen Politik.
Demonstranten werden wieder zusammengeprügelt, obwohl sie völlig gewaltfrei ihre Meinung äußern. Es werden Verschwörungstheorien von “rechten” Netzwerken in die Welt gesetzt, die angeblich die Demokratie “delegitimieren” möchten, um klammheimlich einen Polizei und Überwachungsstaat aufbauen zu können. Während die Linke selber ganz offen davon spricht, daß die Demokratie nicht geeignet sei, die Probleme zu lösen, vor denen wir angeblich stehen. Und nicht zuletzt: Die Menschen werden wieder nach Hautfarbe, Religion, Herkunft und Geschlecht geschieden wie zu den schlimmsten Führer-Zeiten.
Und zu all dem halten die Nutznießer in den Redaktionen den Mund oder bejubeln ganz offen und unverschämt die “Bewegung”.
Und natürlich wird wieder aufgerüstet gegen das eigene Volk. Die Geheimdienste beginnen damit, gegen jeden zu agieren, der nicht mit dem klimabewegten Internationalsozialimus jubeln will. Richter sprechen ganz unverschämt parteiische Urteile. Und maßregeln diejenigen Kollegen, die sich nicht korrumpieren lassen wollen.
Ach, ich könnte noch ewig so weiterschreiben.
Ich habe Ende der Siebziger, während der Achtziger unzählige Stunden mit einem alten Richter verbracht. Der am Tage der Machtübernahme mit einer Morduntersuchung gegen einen hohen SS-Mann, Opfer ein lokaler SPD-Funktionär, Arbeiterführer, beauftragt war. Dessen Amtsgericht in Arnswalde von der SS belagert wurde, die schließlich den Gefangenen befreite.
Seine Bericht, wie seine Kollegen und Vorgesetzten ihn nicht nur nicht unterstützten. Sondern auch auf Seiten der Mörder standen.
So, wie heute Richter ganz offen sagen, daß die Freaks von Letzte Hemden doch eigentlich ganz vernünftige “junge” Menschen seien, deren Anliegen ja auch wirklich wichtig sei. So waren damals viele Juristen derselben Ansicht in Bezug auf die doch eigentlich ganz vernünftigen Leute von SA uns SS, deren Anliegen doch eigentlich vernünftig und dringlich genug wären, um nicht mit langatmiger Demokratie und unnötigen Strafen wichtige Zeit zu vergeuden.
Denn Angesichts der jüdischen Weltverschwörung und des Mangels an “Lebensraum” sahen sich die Nationalsozialisten wahrscheinlich genauso zum Handeln, auch vermittels zivilem Ungehorsam, gezwungen wie heute all die Kapitalismuskritiker, Islamverherrlicher, Weltuntergangentgegengeher und Letzten Hemden der Gegenwart. Und hatten auch ganz klein angefangen: Mit Demonstrationen, Blockaden, “Störungen”, Rumbrüllen in den Unis, dem Besetzen von Büros unliebsamer Professoren, dem “Bestimmen des Diskurses”, mit der Einführung von neuen Sprachregelungen und Begriffen usw. usw. usw.
Die neue “Bewegung” ist noch nicht alt. Mal sehen, wie sich die Sache weiterentwickelt. Ich auf jeden Fall habe nie mit “Heil Gender” unterschrieben. Ich war nie in der Partei. Ich habe nie für Zwangsbehandlungen, Sterilisationen, irreversible Operationen an Minderjährigen etc etc etc geworben. Nicht für die stille Enteignung von Unter- und Mittelschicht. Nicht für Vorschriften zu Sprachgebrauch, Bekleidung, Frisuren etc etc etc. Nicht für das Canceln politischer Gegner. Nicht für Bespitzelung, Zensur und das Mauern von Meinungs-Korridoren. (Welcher normale Mensch sagt eigtl. “Korridor” zu Flur?)
Ich plädiere gegen staatlich gelenkte oder finanzierte Medien. Gegen Konsens- und Mehrheiten-Wissenschaft. Gegen Katechismus-Zwang. Und letztendlich auch noch für Kernkraft. Wumms.
Und zu allerletzt, als Radaktivist der ersten Stunde (1979), dafür: Jedem Radfahrer nach 3 Rotlichtsünden das Fahrzeug zu entziehen, da ein Entzug der Fahrerlaubnis nicht möglich ist. Dann hätte ich endlich wieder Ruhe vor diesen Typen/Typinnen, die sich vor jeder roten Ampel an mir vorbeidrängeln. Was ich als auch sexuelle Nötigung empfinde, dieses lautlose Von-Hinten-Heranstalken, um sich dann in ungebührlicher Nähe an mir vorbeizureiben in ihren seltsamen, ehrenrührigen Klamotten. Mir diesen Anblick aufzuzwingen allein ist schon eine Notzuchthandlung an mir. Und was hier zählt ist das Empfinden des Opfers. I feel unsafe next to Spandexwürsten.
Usw usw. Genug jetzt. Mir liegt so vieles auf meinem kleinen Herzen. Das ja auch bei einem erwachsenen Mann kaum mehr als faustgroß ist, glaube ich. (Hab noch nie eins gesehen)
Und das nächste Mal dann zum Thema “Enteigung und Zerschlagung von organisiertem Verbrechen im Bereich Ästhetik und Schönheitsempfinden.” Also von Firmen wie Jack Wolfskin, Adolf Dassler, Nike usw. Volksbegehen “Enteignet New Balance”. Und die User-Interface-Designer von Facebook, Meta, Mastodon und Twitter gleich mit. Warum? Weil wir es wollen. Weil wir es sollen. Wir sind nicht mehr. Aber dafür bin ich Wer.
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Einem Sturm ins Auge zu schauen
Im Auge des Sturms steht die Zeit
Hängt trübe und staubig die Ewigkeit
Die Farben flüchten ins Dämmerkleid
Man hört kein Atmen - meilenweit
-
Legt um mich, schwarz, ein Trauerflor
Und schirmt mich vor dem lauten Krachen
Lässt draußen stumm den Schauerchor
Mit Teufeln tanzen, Leichen lachen
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Doch langsam kriegt es mich zu fassen!
Zerrt mich zärtlich in den Rachen
Dunkel, schwarz - ich lass mich treiben
Lass es mich völlig einverleiben
-
Und alles steht und nichts ist laut
Kein Ton mehr sich hier runter traut
Selbst wenn der Richter nach mir rief,
Hier ists zu schwarz, hier ists zu tief
-
Und endlich, Gott, kann ich vergessen
Schmerz und Leid und Angst und Zeit
Selbst zu atmen und zu essen
Bin von jeder Pflicht befreit
-
Hier gibt es nichts wovors mir graut
Die Wale singen Scarborough Fair
Es tanzen Nixen wild umher
Und jedes Biest ist mir vertraut
-
Dann zuckt das Auge, sucht umher!
Bin plötzlich nicht mehr tief im Meer
Es blinzelt, blickt und mich erwischts:
Du fragst “Was ist?“
Schweigen,
“Nichts“
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Pelé-Rarität unter Staubschicht WM-Ball von 1974 in Polizeikeller entdeckt 01.04.2022, 16:20 Uhr Nach fast 50 Jahren taucht ein Original-Spielball der Fußball-WM von 1974 in Essen wieder auf. Unter der dicken Staubschicht finden sich bekannte Namen wie Pelé und Paulo César. Eine Zeitzeugin erinnert sich: Fußball war damals deutlich bodenständiger als heute. Nach Jahrzehnten im Keller einer Essener Polizeiwache ist ein Original-Spielball der Fußball-WM von 1974 wieder aufgetaucht. Der Essener Polizeipräsident Frank Richter übergab den lange vergessenen schwarz-weiß-roten Lederball mit 21 Unterschriften der damaligen brasilianischen Mannschaft am Freitag dem Leiter des Krupp-Archivs, Prof. Ralf Stremmel. Brasiliens Seleção - mit Weltstar Pelé, der die WM in Deutschland zusammen mit Uwe Seeler eröffnete, aber seit 1971 nicht mehr im Nationalteam mitspielte und mit ihrem Trainer Mário Zagallo - hatte 1974 während der WM in einem Essener Hotel nahe der Villa Hügel gewohnt, das dem Stahlkonzern Krupp gehörte. Einer der Polizisten, die damals zum Objektschutz eingeteilt waren, habe den Ball mit den Unterschriften damals als Erinnerungsstück von der Mannschaft geschenkt bekommen, erzählte Richter. Der Ball wurde im Keller der Wache Essen-Rellinghausen gelagert und dort vergessen - bis ihn ein Beamter vor kurzem beim Aufräumen mit einer dicken Staubschicht wieder entdeckte. Beim vorsichtigen Reinigen seien dem Polizisten die Unterschriften ins Auge gefallen. Er sei zwar kein Fußballfan, aber Namen wie Pelé hätten ihn doch stutzig gemacht. Experten des deutschen Fußball-Museums in Dortmund bestätigten die Echtheit des Balls. Er soll künftig in der Krupp-Ausstellung gezeigt werden. Keine siegeswilligen Brasilianer Nach dem Terroranschlag 1972 bei den Olympischen Spielen von München hätten bei der Unterbringung der Gastmannschaft in Essen starke Sicherheitsvorkehrungen gegolten, erzählt die damalige Geschäftsführerin des Hotels "Touring", Marianne Beerlage (heute Kirschfink). So sei vor dem Einzug der Mannschaft rund um das Hotel ein hoher Holzzaun errichtet worden, hinter dem deutsche Fußballfans immer wieder als buchstäbliche Zaungäste standen. Pelé sei damals als Fußball-Superstar teils mit einem Rolls Royce chauffiert worden, berichtete sie. Zu den Aufgaben der Polizisten habe es auch gehört, Telefongespräche aus dem Hotel in die brasilianische Heimat der Spieler zu vermitteln - ganz altmodisch händisch mit Steckern. Bis eine Verbindung stand, habe es manchmal Stunden gedauert. Die Spieler hätten dabei oft auf dem Boden rund um den Polizeibeamten gesessen, der für sie die Verbindung stöpselte, erzählt Beerlage. Besonders ehrgeizig und siegeswillig seien die brasilianischen Spieler ihr damals nicht vorgekommen, erinnert sich die 87-jährige. Tatsächlich landete Titelverteidiger Brasilien nach einer Niederlage gegen die Niederlande im Spiel um Platz drei und verlor auch diese Begegnung gegen Polen mit 0:1.
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