#der graf von thal
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Sabin Tambrea (Ludwig II Darsteller)
Die liebsten Gedichte des Königs (3/12)
Die dritte Ballade spricht ganz die Sprache des Mittelalters. Die Verfasserin war Annette von Droste zu Hülshoff. Ihr zentrales Motiv ist das der Buße und der Suche nach Erlösung. Es sind einmal mehr düstere Verse, die in Wahnsinn und Visionen kulminieren. Auch hier spiegelt sich Ludwigs Lebenswelt, die einerseits von Rittern und Edelfrauen bevölkert war; sich aber andererseits immer im Kampf mit der "Sünde" befand . . .
Der Graf von Thal
1838.
I.
Das war der Graf von Thal, So ritt an der Felsenwand; Das war sein ehlich Gemahl, Die hinter dem Steine stand.
Sie schaut' im Sonnenstrahl Hinunter den linden Hang, »Wo bleibe der Graf von Thal? Ich hört' ihn doch reiten entlang!
Ob das ein Hufschlag ist? Vielleicht ein Hufschlag fern? Ich weiß doch wohl ohne List, Ich hab' gehört meinen Herrn!«
Sie bog zurück den Zweig. »Bin blind ich oder auch taub?« Sie blinzelt' in das Gesträuch, Und horcht' auf das rauschende Laub.
Öd' war's, im Hohlweg leer, Einsam im rispelnden Wald; Doch überm Weiher, am Wehr, Da fand sie den Grafen bald.
In seinen Schatten sie trat. Er und seine Gesellen, Die flüstern und halten Rat, Viel lauter rieseln die Wellen.
Sie starrten über das Land, Genau sie spähten, genau, Sahn jedes Zweiglein am Strand, Doch nicht am Wehre die Frau.
Zur Erde blickte der Graf, So sprach der Graf von Thal: »Seit dreizehn Jahren den Schlaf Rachlose Schmach mir stahl.«
»War das ein Seufzer lind? Gesellen, wer hat's gehört?« Sprach Kurt: »Es ist nur der Wind, Der über das Schilfblatt fährt.« -
»So schwör' ich beim höchsten Gut, Und wär's mein ehlich Weib, Und wär's meines Bruders Blut, Viel minder mein eigner Leib:
Nichts soll mir wenden den Sinn, Daß ich die Rache ihm spar'; Der Freche soll werden inn', Zins tragen auch dreizehn Jahr'.
Bei Gott! das war ein Gestöhn!« Sie schossen die Blicke in Hast. Sprach Kurt: »Es ist der Föhn, Der macht seufzen den Tannenast.« -
»Und ist sein Aug' auch blind, Und ist sein Haar auch grau, Und mein Weib seiner Schwester Kind -« Hier tat einen Schrei die Frau.
Wie Wetterfahnen schnell Die Dreie wendeten sich. »Zurück, zurück, mein Gesell'! Dieses Weibes Richter bin ich.
Hast du gelauscht, Allgund? Du schweigst, du blickst zur Erd'? Das bringt dir bittre Stund'! Allgund, was hast du gehört?« -
»Ich lausch' deines Rosses Klang, Ich späh' deiner Augen Schein, So kam ich hinab den Hang. Nun tue was Not mag sein.« -
»O Frau!« sprach Jakob Port, »Da habt Ihr schlimmes Spiel! Grad' sprach der Herr ein Wort, Das sich vermaß gar viel.«
Sprach Kurt: »Ich sag' es rund, Viel lieber den Wolf im Stall, Als eines Weibes Mund Zum Hüter in solchem Fall.«
Da sah der Graf sie an, Zu Einem und zu Zwein; Drauf sprach zur Fraue der Mann: »Wohl weiß ich, du bist mein.
Als du gefangen lagst Um mich ein ganzes Jahr, Und keine Silbe sprachst: Da ward deine Treu' mir klar.
So schwöre mir denn sogleich: Sei's wenig oder auch viel, Was du vernahmst am Teich, Dir sei's wie Rauch und Spiel.
Als seie nichts geschehn, So muß ich völlig meinen; Darf dich nicht weinen sehn, Darfst mir nicht bleich erscheinen.
Denk' nach, denk' nach, Allgund! Was zu verheißen Not. Die Wahrheit spricht dein Mund, Ich weiß, und brächt' es Tod.«
Und konnte sie sich besinnen, Verheißen hätte sie's nie; So war sie halb von Sinnen, Sie schwur, und wußte nicht wie.
II.
Und als das Morgengrau In die Kemnate sich stahl: Da hatte die werte Frau Geseufzt schon manches Mal;
Manch Mal gerungen die Hand, Ganz heimlich wie ein Dieb; Rot war ihrer Augen Rand, Todblaß ihr Antlitz lieb.
Drei Tage kredenzt' sie den Wein, Und saß beim Mahle drei Tag', Drei Nächte in steter Pein In der Waldkapelle sie lag.
Wenn er die Wacht besorgt, Der Torwart sieht sie gehn, Im Walde steht und horcht Der Wilddieb dem Gestöhn'.
Am vierten Abend sie saß An ihres Herren Seit', Sie dreht' die Spindel, er las, Dann sahn sie auf, alle beid'.
»Allgund, bleich ist dein Mund!« »Herr, 's macht der Lampe Schein.« »Deine Augen sind rot, Allgund!« »'s drang Rauch vom Herde hinein.
Auch macht mir's schlimmen Mut, Daß heut vor fünfzehn Jahren Ich sah meines Vaters Blut; Gott mag die Seele wahren!
Lang ruht die Mutter im Dom, Sind Wen'ge mir verwandt, Ein' Muhm' noch und ein Ohm: Sonst ist mir keins bekannt.«
Starr sah der Graf sie an: »Es steht dem Weibe fest, Daß um den ehlichen Mann Sie Ohm und Vater läßt.«
»Ja, Herr! so muß es sein. Ich gäb' um Euch die zweie, Und mich noch obendrein, Wenn's sein müßt', ohne Reue.
Doch daß nun dieser Tag Nicht gleich den andern sei, Lest, wenn ich bitten mag, Ein Sprüchlein oder zwei.«
Und als die Fraue klar Darauf das heil'ge Buch Bot ihrem Gatten dar, Es auf von selber schlug.
Mit einem Blicke er maß Der nächsten Sprüche einen; »Mein ist die Rach'«, er las; Das will ihm seltsam scheinen.
Doch wie so fest der Mann Auf Frau und Bibel blickt, Die saß so still und spann, Dort war kein Blatt geknickt.
Um ihren schönen Leib Den Arm er düster schlang: »So nimm die Laute, Weib, Sing' mir einen lust'gen Sang!« -
»O Herr! mag's Euch behagen, Ich sing' ein Liedlein wert, Das erst vor wenig Tagen Mich ein Minstrel gelehrt.
Der kam so matt und bleich, Wollt' nur ein wenig ruhn, Und sprach, im oberen Reich Sing' man nichts Anderes nun.«
Drauf, wie ein Schrei verhallt, Es durch die Kammer klingt, Als ihre Finger kalt Sie an die Saiten bringt.
»Johann! Johann! was dachtest du An jenem Tag, Als du erschlugst deine eigne Ruh' Mit einem Schlag? Verderbtest auch mit dir zugleich Deine drei Gesellen; O, sieh nun ihre Glieder bleich Am Monde schwellen!
Weh dir, was dachtest du Johann Zu jener Stund'? Nun läuft von dir verlornem Mann Durchs Reich die Kund'! Ob dich verbergen mag der Wald, Dich wird's ereilen; Horch nur, die Vögel singen's bald, Die Wölf' es heulen!
O weh! das hast du nicht gedacht, Johann! Johann! Als du die Rache wahr gemacht Am alten Mann. Und wehe! nimmer wird der Fluch Mit dir begraben, Dir, der den Ohm und Herrn erschlug, Johann von Schwaben!«
Aufrecht die Fraue bleich Vor ihrem Gatten stand, Der nimmt die Laute gleich, Er schlägt sie an die Wand.
Und als der Schall verklang, Da hört man noch zuletzt, Wie er die Hall' entlang Den zorn'gen Fußtritt setzt.
III.
Von heut' am siebenten Tag' Das war eine schwere Stund', Als am Balkone lag Auf ihren Knien Allgund.
Laut waren des Herzens Schläge: »O Herr! erbarme dich mein, Und bracht' ich Böses zuwege, Mein sei die Buß' allein.«
Dann beugt sie tief hinab, Sie horcht und horcht und lauscht: Vom Wehre tost es herab, Vom Forste drunten es rauscht.
War das ein Fußtritt? nein! Der Hirsch setzt über die Kluft. Sollt' ein Signal das sein? Doch nein, der Auerhahn ruft.
»O mein Erlöser, mein Hort! Ich bin mit Sünde beschwert, Sei gnädig und nimm mich fort, Eh' heim mein Gatte gekehrt
Ach, wen der Böse umgarnt, Dem alle Kraft er bricht! Doch hab' ich ja nur gewarnt, Verraten, verraten ja nicht!
Weh! das sind Rossestritte.« Sie sah sie fliegen durchs Tal Mit wildem grimmigen Ritte, Sie sah auch ihren Gemahl.
Sie sah ihn dräuen, genau, Sie sah ihn ballen die Hand: Da sanken die Knie der Frau, Da rollte sie über den Rand.
Und als zum Schlimmen entschlossen Der Graf sprengt' in das Tor, Kam Blut entgegen geflossen, Drang unterm Gitter hervor.
Und als er die Hände sah falten Sein Weib in letzter Not, Da konnt' er den Zorn nicht halten, Bleich ward sein Gesicht so rot.
»Weib, das den Tod sich erkor!« - »'s war nicht mein Wille« sie sprach, Noch eben bracht' sie's hervor. »Weib, das seine Schwüre brach!«
Wie Abendlüfte verwehen Noch einmal haucht sie ihn an: »Es mußt' eine Sünde geschehen - Ich hab' sie für dich getan!«
Annette von Droste-Hülshoff
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Neuer Beitrag im Kunstblog von Kunstplaza
Es wurde ein neuer Beitrag veröffentlicht im Kunstblog von Kunstplaza unter https://www.kunstplaza.de/kunstgeschichte/kunstgeschichte-kunst-der-neuzeit-kuenstler-adalbert-stifter/
Kunstgeschichte - Kunst der Neuzeit - Künstler: Adalbert Stifter
1805 – 1868, der österreichische Schriftsteller wird zu den bedeutendsten Autoren des Biedermeier gezählt. Generationen von Schülern würden eher für den Titel “langweiligster Autor des Planeten” plädieren – mit Aneinanderreihung von Über-60-Wort-Sätzen wie diesem:
“Durch die duftblauen Waldrücken noch glänzender, liegt es geklemmt in den Thalwindungen, weithin sichtbar, erst ein Lichtfaden, dann ein flatternd Band, und endlich ein breiter Silbergürtel um die Wölbung dunkler Waldesbusen geschlungen – dann, bevor sie neuerdings schwarze Tannen- und Föhrenwurzeln netzt, quillt sie auf Augenblicke in ein lichtes Thal hervor, das wie ein zärtlich Auge aufgeschlagen ist in dem ringsum trauernden Waldesdunkel.”
Ferdinand Georg Waldmüller – Bildnis Adalbert Stifter
(Der Hochwald, Seite 1) zeigt er tatsächlich auch dem enthusiastischsten Deutschlehrer seine Grenzen …
Stifter war damals selbst als Pädagoge tätig, über den Erfolg seiner Bemühungen gibt der Artikel des Literaturwissenschaftlers Albrecht Koschorke: “Erziehung zum Freitod: Adalbert Stifters pädagogischer Realismus” (d-nb.info/1095781669/34) hoffentlich nicht abschließend Auskunft.
Weniger bekannt ist Stifter als kunstsinniger und in der Kunst tätiger Mensch: Ab 1853 bewirkte er als Landeskonservator für Oberösterreich die Erhaltung und Restaurierung wunderschöner Kunstwerke wie dem Kefermarkter Flügelaltar; auch das Überdauern des Stadtbild von Steyr soll mit auf Stifter zurückgehen.
Gotischer Kefermarkter Flügelaltar
Steyr Panorama Winter von Christianhandl [CC BY-SA 3.0]
Während der 1850er-Jahre engagierte sich Stifter außerdem mit Gründungspräsident Johann Nepomuk Graf Ungnad von Weißenwolff für den Aufbau des Oberösterreichischen Kunstvereins und die Kunst-Ankäufe der vom Kunstvereins getragenen Oberösterreichischen Landesgalerie (der ersten Galerie im gesamten deutschen Raum, die aus dem Volk entstand und dem Volk gewidmet war).
Stifter hat früh selbst zu malen begonnen, chronologische geordnete Abbildungen seiner Gemälde von 1823 bis kurz vor seinem Tod gibt es hier: Bibliotheca Augustana: Das malerische Werk zu besichtigen; eine gelungene Betrachtung seines ebenso kurzen wie unerfüllten Lebens im folgenden Video:
Stifter gehört heute noch für alle Menschen zumindest gelegentlich zur Lektüre, die die Kunst der deutschen Sprache mehr als oberflächlich erfassen möchten. Als direktes Vorbild hat er sich jedoch allein deshalb überlebt, weil die Aufmerksamkeitsspanne des twitter-geschulten Durchschnittslesers gerade bis zum ersten Komma eines Stifter-Satzes reicht.
Dafür hat Stifter die schönste literarische Geschenkidee für Sadisten verfasst: Der “Nachsommer”, 1000 Seiten mit garantiert weniger Handlung als Musils Mann ohne Eigenschaften, denen der gequälte Leser irgendwann “die einzelnen Wörter zählt, wie sie in den Ozean der Ewigkeit hinuntertropfen”. (in Anlehnung an ein Stifter-Zitat, der von Hören und Stille und Minuten sprach).
Eher überraschend ist, dass Ernährungswissenschaftler Adalbert Stifter noch nicht als abschreckendes Beispiel für sich entdeckt haben: Mit sechs Mahlzeiten täglich, zweitem Frühstück aus Schnitzel mit Kartoffelsalat, sechs Forellen zur Vorspeise und dreigängigem Hauptgang inklusive einer ganzen gebratenen Ente frass er sich zielsicher eine Leberzirrhose an, um sein Leben mit 62 in tiefer Depression selbst zu beenden – selten wird so präzise nachvollziehbar vorgeführt, was der lecker Braten aus Pfanne und Ofen dem gesamten Stoffwechsel antun kann.
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Kaiser Maximilian I., von Gottes Gnaden Römischer König, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, König von Ungarn, Dalmatien, Kroatien etc., Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, Lothringen, Brabant, der Steiermark, Kärnten, Krain, Limburg, Luxemburg, Geldern, Graf von Flandern, Habsburg, Tirol, Pfirt, Kyburg, Arthois und Burgund, Pfalzgraf von Hennegau, Holland, Seeland, Namur und Zutphen, Markgraf des Heiligen Römischen Reiches und Burgau, Landgraf von Elsaß, Herr von Friesland und auf der Windischen Mark, von Pordenone, Salins und Mechelen etc. verstarb am 12. Januar 1519 in Wels bei Linz, nachdem er bereits vier Jahre lang seinen Sarg auf Reisen mitgeführt hatte. Zuvor empfing er noch die Sterbesakramente, übergab sein kaiserliches Siegel und verbat sich ausdrücklich, mit seinem Titel angesprochen zu werden. Leichenhemd und Hosen zog er noch selbst an. Der Leichnam wurde, laut Maximilians Anordnung, gegeißelt, ihm wurden die Zähne ausgebrochen und in den Umhang des von Maximilians Vater, Friedrich III. gegründeten St.-Georgs-Orden gehüllt. Den weiteren Anordnungen wurde Folge geleistet und die sterblichen Überreste zusammen mit Kalk und Asche in einen Sack eingenäht und einen Sarg gelegt. Seinem Enkel und direktem Nachfolger, Karl V., König von Spanien, hinterließ er ein gute Grundlage zu dem Reich, in dem nie die Sonne unterging – man kann es an den Orten und Ländern ablesen, deren Titel er trug. Maximilian, der junge Erzherzog, heute würde man sagen: ein Teenager, war damals noch nicht ganz 16 Jahre alt und verbrachte fast ein ganzes Jahr in Dillingen. „Uff den hailigen auben in Wichenacht“ 1474, also am 24. Dezember, kam er mit einer 60 Mann starken Abordnung in der Donaustadt an und hielt sich bis zum 5. November 1475 unter Obhut des Fürstbischofs Johann II., Graf von Werdenberg, hier auf.
Sonsten hatte Maximilianus ein Majestätisches Ansehen/und einen geraden daurhafften Leib/welchen Er durch stethe Rit-terliche Ubungen und Jagd-Lust noch mehr erhärtet/daß Er hernach im Krieg viel Ungemach außstehen konnte. Absonderlich erlernete Er zu Dillingen Dillingen/(allwo Er sich ein gantzes Jahr lang unter währendem Krieg seines Herrn Vatters mit Hertzog Carln zu Burgund auffgehalten) un-ter Anführung Diepholten von Stein/Ritters/die Jägerey mit sonderbahrem Lust/auch solcher Emsigkeit und Begierde daß Ihm alle Rittsteeg/Klingen/Först/Wasser/Wälder/Berg und Thal in der MargGrafschafft Burgaw/auch in der Gegend zwischen dem Lech/Iler/Donau und Altmühl viel besser als einigem Landmann selbiger Orthen bekannt worden.
Der Sohn des Kaisers in Dillingen? „So provinziell und unbedeutend Dillingen heute ist …“: diesen Satz habe ich schon öfter gebraucht, zur damaligen Zeit, war es anders! Die Familie Werdenberg/Monfort, eine einflußreiche und mächtige Familie, hatte mit Johann II. als Augsburger Bischof einen hervorragenden Diplomaten in der Familie. Die bairischen Herzöge gelüstete es nach Gebieten jenseits des Lech: immerhin hatten sie schon früh – bedingt durch den Tod des letzten Staufers Konradin – Höchstädt, Lauingen und Gundelfingen unter ihre Herrschaft bringen können. Wemding, nahe der Reichstadt Nördlingen, gehörte ebenfalls Baiern-Landshut. Dattenhausen bekam von den Wittelsbachern, in der Person von Kaiser Ludwig dem Baiern, Stadtrecht verliehen und hatte eine kleine Burg. Heute ein Dörflein, war es einmal mit Graben und Pallisaden befestigt, hatte Tore und blieb als Herrschaft Dattenhausen-Unterbechingen lange Zeit bei dem wittelsbachischen Familienzweig der Pfalz-Neuburger. Die Markgrafschaft Burgau, im Besitz der Habsburger – der Familie, aus der der Kaiser stammte, wurde immer wieder an die Augsburger Bischöfe verpfändet, und die Baiern versuchten lange Zeit, letztlich jedoch erfolglos, auch dieses große Gebiet unter ihren Herrschaftsbereich zu bringen. In diesen Konflikten zwischen Baiern und Österreich konnte der junge Johannes von Werdenberg eben erfolgreich vermitteln und wurde schnell Mitglied des kaiserlichen Rates. Seine Kenntnisse und sein Wissen machten ihn schon zu Lebzeiten Peters von Schaumberg zum Nachfolger auf dem Augsburger Bischofsstuhl. In den Chroniken wird er als „Prachtfürst“ bezeichnet und soll ein sehr lebensfreudiger Bischof gewesen sein: er begann die Burg in Dillingen zu einem gotischen Schloß auszubauen und trat selbst in reiferem Alter auf Feierlichkeiten sehr weltlich, fast übermütig auf – Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg ermahnte ihn einmal in einem Brief sinngemäß, daß es grauen Pferden nicht anstehe, sich auf die Rennbahn zu begeben. Den Machtbereich seiner Familie, den Werdenberg/Montfort, mag man an dieser Karte ablesen:
wikipedia, Marco Zanoli, CC-BY-NC-SA-4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/
Aislingen, Langenau, Dischingen-Trugenhofen, Kellmünz an der Iller, Tübingen (Stadt und Landkreis), Balderschwang, das österreichische Bundesland Vorarlberg, Vaduz (Residenzort des Fürstentums Lichtentein), der Kanton St. Gallen und viele weitere Regionen und Orte tragen bis heute die Kirchenfahne aus dem Wappen der Werdenberg/Montfort. Eine kleine Übersicht kann man hier einsehen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Wappen_mit_dem_Emblem_der_Pfalzgrafen_von_Tübingen
In Dillingen waren also hochranginge Politiker des Reiches ansässig, die am Puls der Zeit und alles andere als unbedeutend oder provinziell waren. Und Maximilian: ein ganzes Jahr hier in Dillingen und im verpfändeten Günzburg. Ein Jahr ist im Alter eines 16-jährigen eine Ewigkeit, erst recht wenn der Vater und andere Aufsichtspersonen aus dem Umfeld der Familie abwesend sind; das wird damals nicht anders gewesen sein als heutzutage und in diesem Jahr konnte sich Maximilian seiner großen Leidenschaft, der Jagd, hingeben. Sein Vater, Kaiser Friedrich III., der seine österreichischen Länder nur ungern verließ, war gerade dabei, die von Karl dem Kühnen belagerte Stadt Neuss zu entsetzen.
Belagerung von Neuss durch Karl den Kühnen Universitätsbibliothek Heidelberg, “Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses – Der Weisskunig”, S.117, CC-BY-SA-3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/ https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/jbksak1888/0147
Der Kölner Erzbischof stritt sich mit seinem Domkapitel und dem Rest des Adels, deren Rechte er übergangen hatte. Und wo zwei sich streiten … Karl der Kühne, Herzog von Burgund wollte der lachende Dritte sein und seinen Machtbereich erweitern.
Kaiser Friedrich III.
Herzog Karl der Kühne
Einen jugendlichen Thronfolger setzt man nicht unnötig einer Gefahr aus: Friedrich kümmerte sich um die Streitigkeiten und den Erhalt des Reiches und Maximilian um seine Jagdleidenschaft. Bischof Johannes II. wird kein zu strenges Regiment geführt haben und sorgte mit seiner Hofhaltung sicherlich für weitere Zerstreuung und Anregung für den jungen Mann, der sich zwischen Lech und Iller, Donau und Altmühl bald besser ausgekannt haben soll, als manche Einheimischen. Diepold von Stain zu Reisensburg begleitete ihn auf seinen Streifzügen und der wittelsbachische Verwalter von Heidenheim (das tatsächlich einmal bayrisch war!) lud den Prinzen ein, auch die wittelsbachischen Jagdgebiete um Heidenheim, Höchstädt und nördlich von Dillingen zu besuchen oder sich auch direkt in Landshut, am Hofe des Herzogs, zur Jagd zu begeben. Auch in späteren Jahren, als er selbst Herrscher war, begab Maximilian sich immer wieder gerne und oft nach Dillingen und Augsburg; so oft, daß man ihn am französischen Königshof als „Bürgermeister von Augsburg“ verspottete. Schnell begriff Kaiser Maximilian den Wert von illustrierten Buchdrucken und schrieb mehrere autobiographische Werke, deren Erzählungen er mit Holzschnitten illustrieren ließ, “Multimedia” ist keine Erfindung von heute! Die folgenden Illustrationen sind dem Werke „Theuerdank“ entnommen:
Bayerische Staatsbibliothek, Münchener Digitalisierungszentrum Digitale Bibliothek, Pfintzing, Melchior/Schäufelein, Hans Leonhard: “Die geuerlicheiten vnd einsteils der geschichten des loblichen streytparen vnd hochberümbten helds vnd Ritters herr Tewrdannckhs, Nürnberg, 1517 CC-BY-NC-SA-4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/” 14: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00013106/image_72 26: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00013106/image_126 68: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00013106/image_313
Die Episoden sollen sich, nach Friedrich Zoepfel, auf die Dillinger Zeit Maximilians beziehen.
Weiterführende Links:
Friedrich ZOEPFL, Kaiser Maximilian I. in Dillingen: https://periodika.digitale-sammlungen.de/dillingen/Blatt_bsb00007618,00067.html?prozent=
https://maximilian2019.tirol/geschichte/
http://www.fugger-und-welser-museum.de/news/
https://www.facebook.com/Kaiser.Maximilian.I/
Kaiser Maximilian I. in Dillingen Kaiser Maximilian I., von Gottes Gnaden Römischer König, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, König von Ungarn, Dalmatien, Kroatien etc., Erzherzog von Österreich, Herzog von Burgund, Lothringen, Brabant, der Steiermark, Kärnten, Krain, Limburg, Luxemburg, Geldern, Graf von Flandern, Habsburg, Tirol, Pfirt, Kyburg, Arthois und Burgund, Pfalzgraf von Hennegau, Holland, Seeland, Namur und Zutphen, Markgraf des Heiligen Römischen Reiches und Burgau, Landgraf von Elsaß, Herr von Friesland und auf der Windischen Mark, von Pordenone, Salins und Mechelen etc.
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König Ludwig und die Dichtung (Eine Reihe)
Friedrich Schiller nahm bei König Ludwig II. (1845 - 1886) den ersten Platz unter den Dichtern ein. Er war für ihn der unerreichbare Dramatiker, der unübertreffliche Idealist. Überhaupt stand König Ludwig in weit engerer Beziehung zu der schönen Literatur als die meisten Staatsoberhäupter seiner Zeit.
Ludwig schätzte aber auch die Poesie von anderen Dichtern. In der folgenden Reihe stelle ich seine liebsten Balladen vor . . .
TEIL I. " Der Erlkönig"
TEIL II. "Belsazar"
TEIL III. "Der Graf von Thal"
TEIL IV. "Die Zauberin im Walde
TEIL V. "Die Lorelei"
TEIL VI. "Die Weiber von Winsperg"
... next part coming soon!
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