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eh-tabor · 2 years
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wortzentriert · 1 year
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Freiheit. Eine Frage des Willens
Worüber sprechen wir, wenn wir „Freiheit“ sagen? Das kommt ganz auf das „System“ an, in dem der Begriff zum Tragen kommt. Der Verwendungszusammenhang gibt dem Konzept jeweils eine bestimmte Richtung. Politische Freiheit und Freiheitsrechte, bei denen es um Handlungsmöglichkeiten und Abwehrmaßnahmen gegen staatliche Willkür geht, das ist etwas anderes als Freiheit in der Ethik (hier steht das Verhältnis von Wille und Moral im Zentrum) und in der Handlungstheorie, in der die kausale Verkettung von Wille, Entscheidung und Handlung betrachtet wird. Individuelle Freiheit (den einzelnen Mensch betreffend) ist etwas anderes als kollektive Freiheit (eine Gemeinschaft oder die Gesellschaft betreffend), innere Freiheit (die Gelassenheit, die Abwesenheit von Zwang) ist etwas anderes als äußere Freiheit (also: nicht im Gefängnis zu sitzen), positive Freiheit (zu oder für) ist etwas anderes als negative Freiheit (von). All dies macht die Verständigung über das Thema Freiheit schwierig. Ich bin frei – das kann ganz Unterschiedliches bedeuten. Und je nach Kontext befassen sich unterschiedliche Disziplinen mit dem Begriff.
Freiheit und Wille
Die Philosophie geht an die Grundlagen der Freiheit: den Willen. In der Philosophie steht die Verbindung von Freiheit und Wille im Zentrum – und das bereits seit 2500 Jahren. Leider scheint dabei das zu gelten, was für so ziemlich alle zentralen Begriffe der Philosophie gilt, dass nämlich mit zunehmender Intensität der Debatte immer weniger klar wird, was sie bedeuten. In der Antike hatte man noch eine ziemlich deutliche Vorstellung von Freiheit.
Freie Handlungen galten als Ausdruck des sittlichen und vernünftigen Wollens – nach Sokrates ist derjenige frei, der sittlich und vernünftig handelt. Ähnlich Platon: Der von den Begierden Gefesselte ist unfrei; frei wird, wer sich davon lösen kann. Bei Aristoteles tritt der epistemische Aspekt hinzu: „Als unfreiwillig gilt also, was unter Zwang und auf Grund von Unwissenheit geschieht. Dementsprechend darf als freiwillig das gelten, dessen bewegendes Prinzip in dem Handelnden selbst liegt, wobei er ein volles Wissen von den Einzelumständen der Handlung hat“.
Es wird in der Antike also zwischen dem vernünftigen Willen und der unvernünftigen Begierde unterschieden, ganz so wie später Kant, der Freiheit als Unabhängigkeit von „der Nötigung durch Antriebe der Sinnlichkeit“ bzw. als Selbstbestimmung seitens der Vernunft, des vernünftigen Willens auffasst. Kant nennt eine solche Freiheit die „Freiheit im praktischen Verstand“. Das heute so schrankenlos verstandene (und oft auch zügellos gelebte) „Ich bin so frei!“ findet hier ein rationales Regulativ.
Die Verbindung von Freiheit und (vernünftigem) Willen prägt auch heute den philosophischen Diskurs. Freiheit ist hier schon mal die „Entdeckung des eigenen Willens“ (Peter Bieri).
Von Beginn an war diese Verbindung mit dem Problem des Determinismus konfrontiert, als metaphysischer Determinismus in der Stoa, als theologischer Determinismus bei Augustinus, weitergeführt von der Prädestinationslehre, aufgelöst von Gottfried Wilhelm Leibniz, der in seiner Theodizee Vorhersicht Gottes und Vorherbestimmung des Menschen voneinander trennt und damit das christliche Problem in der Debatte löst, nämlich die Frage, wie sich die Freiheit des Menschen angesichts der Allmacht Gottes verstehen lässt.
Die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Freiheit in einer Welt der Notwendigkeiten gehört zu den schwierigsten überhaupt. Eine echte Philosophenfrage. Es gibt kaum einen Denker, der sich ihr nicht gestellt und sie zu beantworten versucht hat. Heute sorgt die Gehirnforschung mit ihren neurowissenschaftlichen Experimenten für Zweifel, ob sich der reibungslose Übergang vom freien Willen zur frei gewählten Entscheidung und zur freiwilligen Handlung bis hin zur freien Konstitution einer freiheitlichen Gesellschaft so halten lässt. Bereits der freie Wille steht zur Disposition. Die Frage kann mit Peter Bieri wie folgt gestellt werden: „Untergräbt die Regie des Gehirns die Freiheit des Willens?“
Wir müssen uns beim Thema Willensfreiheit und Determination durch ein Gebiet durchkämpfen, das für unseren Freiheitsbegriff, also für die Art und Weise, wie Menschen „Freiheit“ verstehen, völlig irrelevant ist. Wir müssen aber diesen steinigen Weg gehen, um zu verstehen, warum es irrelevant ist. Die Beschäftigung mit neurowissenschaftlichen Angriffen auf die Willensfreiheit ist schwierig und ärgerlich, aber insoweit eben auch sehr wichtig.
Freiheit des Willens
Zunächst einmal sollten wir festlegen, was wir unter dem Willen verstehen möchten. Ich halte folgende Definition für brauchbar: Der Wille ist das subjektive Prinzip aller Freiheit, das die Freiheit im Menschen konstituiert. Man erkennt hier, dass der Begriff Wille direkt und untrennbar, so scheint es jedenfalls, mit dem Begriff der Freiheit verbunden ist, als das Prinzip der Freiheit, als das, was im Menschen der Freiheit eine Gestalt gibt und ihr Ausdruck verleiht. Freiwillig ist also eine Bezeichnung für das Wesen des konstituierenden Wollens eines Menschen, welches dieser von sich aus, also selbst, und vor allem frei bestimmt.
Willensfreiheit bedeutet eine Unabhängigkeit des Willens von jedweder zwingenden, beeinflussenden Kausalität, äußeren und inneren Ursachen in dem Sinne, dass der Wille als konstante Fähigkeit des Wollens einen Kern enthält, der nicht Produkt oder Wirkung irgendwelcher anderen Faktoren ist.
Und genau darin, in den „anderen Faktoren“, liegt das Problem, wie uns die Neurowissenschaftler zeigen möchten. Sie behaupten, das die neuronalen Prozesse im Gehirn genau solche Faktoren sind, die den Willen bestimmen. Sie sagen: Der Willensakt geht den neuronalen Prozessen nicht voraus, sondern ergibt sich aus ihnen. In entsprechender Weise folgt das Gefühl, eine Handlung intendiert zu haben – also der Willensakt – den für eine Willkürhandlung notwendigen kortikalen und subkortikalen Prozessen und tritt zusammen mit den nachfolgenden Handlungen auf.
Das Libet-Experiment
Der US-amerikanische Physiologe Benjamin Libet führte Anfang der 1980er Jahre Versuche durch, die darauf abzielten, die zeitliche Abfolge bei einer bewussten, willentlichen Handlung festzustellen. Die Probanden sollten entweder die rechte oder die linke Hand heben, nachdem sie sich für das eine oder andere entschlossen hatten. Diesen Entschlussmoment sollten sie durch drücken einer Taste zeitlich markieren. Libet stellte fest, dass kurz vor den Entscheidungen das Gehirn des betreffenden Probanden aktiv wurde.
Das nach ihm benannte „Libet-Experiment“ löste eine kontroverse Diskussion über mögliche Schlussfolgerungen hinsichtlich der Freiheit des menschlichen Willens aus. Hat das Gehirn die Entscheidung vorgenommen? Oder der Proband? Und was bedeutet das dann? Hätte sich der Proband auch anders entscheiden können oder musste er der „Entscheidung“ seines Gehirns folgen? Hat der Mensch einen freien Willen? Gibt es für ihn Freiheit?
In der Tat geht das Versuchsdesign des „Libet-Experiments“ aber am philosophischen Handlungsbegriff vorbei: In der dortigen Freiheitsdiskussion werden menschlichen Handlungen für wesentlich komplexer erachtet als das, was die Probanden in den Versuchen Libets zu tun hatten.
Das „Libet-Experiment“ erreicht den Handlungsbegriff nicht, denn Handeln ist mehr als einfachste Handbewegungen auszuführen. Damit sagt der berühmte Versuch im philosophischen Sinne auch nichts über Freiheit aus. Seine Bedeutung hat er dennoch, weil er eine ganze Forschungsrichtung motivierte.
Neurowissenschaftler wollen seitdem zeigen, dass es keinen freien Willen gibt, weil diesem etwas vorausgeht, nämlich neuronale Prozesse im Gehirn. Sie tun dies heute mit einem Haufen Technik, Bildern vom Gehirn bei der Arbeit und sehr viel Sendungsbewusstsein. Doch reichen ihre immer genaueren Messungen aus, um Freiheit in Abrede zu stellen? Was genau können sie zeigen? Wir sind nicht frei, sondern „Sklaven“ unserer Neuronen? Ist es das? Wir sind, wenn wir frei sein wollen, immer noch bestimmt durch unsere Vernunft, könnte man auch sagen, weit weniger spektakulär.
Soweit war die Antike auch schon, wenn wir uns an Platon und Aristoteles erinnern. Dennoch hat die Aussage „Der Willensakt geht den neuronalen Prozessen nicht voraus, sondern ergibt sich aus ihnen“ etwas sehr Gewöhnungsbedürftiges und Missverständliches, das es aufzuklären gilt, vor allem hinsichtlich der Reichweite dieser These für die Deutung des Freiheitsbegriffs.
Starker und schwacher Determinismus
Wir müssen zwischen dem starken und dem schwachen Determinismus unterscheiden. Das, was die Hirnforscher meinen, wenn sie behaupten, es gäbe keinen freien Willen, weil vorher stets unsere Neuronen in einer ganz bestimmten, festgelegten Weise feuern, kann man als starken Determinismus auffassen.
Was ist davon zu halten? Kurz gesagt: Nichts. Denn: Dem Postulat des starken Determinismus ist ein Zirkel inhärent, der es bereits aushebelt, sobald es formuliert wird. Jeder würde ja von sich behaupten, frei zu sein, aus freien Stücken auf etwas gekommen, zu etwas gelangt zu sein. Auch der Hirnforscher mit seinem starken Determinismus-Postulat.
Damit widerspricht er sich aber: Wenn er meint, das Determinismus-Postulat frei entwickelt zu haben, dann stimmt dieses Postulat nicht immer, es geht fehl mindestens in genau dem Fall, der hier zur Debatte steht: bei der Entwicklung eben dieses Postulats. Und dass es immer stimmt, ist ja gerade Inhalt des Postulats eines starken Determinismus, bei dem ja alles determiniert sein soll. Es wird also etwas behauptet, das bereits durch die Behauptung widerlegt wird.
Schwache Deterministen sind wir alle, weil wir ohne kausale Bindungen und Zusammenhänge zwischen verschiedenen Ereignissen überhaupt nicht sinnvoll leben könnten. Wenn ich essen will, muss ich den Mund aufmachen. Ich hab nicht die Möglichkeit, den Mund geschlossen zu halten. Wenn ich mich entscheide, etwas zu essen, dann ist mein Verhalten, was meinen Mund angeht, ziemlich festgelegt. So etwas nehmen wir nicht als Problem im Kontext des Freiheitsbegriffs wahr. Aber man könnte das ja mal als Problem auffassen.
Wenn ich zeigen will, dass jemand, der isst, determiniert ist, dann könnte ich ihn darauf hinweisen, dass er gezwungen ist, den Mund zu öffnen, wenn er essen will. Er ist also nicht frei. Wenn er dann nicht mehr isst, um den Mund geschlossen zu halten, reagiert er ja auch auf etwas, nämlich auf meine Intervention. Er ist dann also auch nicht frei.
Aber das ist nicht nur für das wirkliche Leben im Alltag irrelevant, sondern auch für die philosophische Analyse des Freiheitsbegriffs, denn wir bekommen das mit dem Zweck-Mittel-Denken im Rahmen der Handlungstheorie gut in den Griff. Wenn ich A will (also: „essen“), A geht aber nicht ohne B (nämlich: „Mund aufmachen“) und um diese Abhängigkeit weiß ich, dann muss ich B bereits wollen, wenn ich mich für A entscheide, dann bin ich frei in Bezug auf A und B.
Es gibt natürlich Fälle, in denen man B nicht oder nicht hinreichend genau kennt. Wo man sich durch A auf etwas einlässt und B einen dann möglicherweise überrascht. In solchen Fällen bleibe ich nur dann frei, wenn ich die Möglichkeit habe, von A zurückzutreten, wenn ich B nicht mehr realisieren kann oder will. Das ist manchmal nicht der Fall und dann empfinden wir deutlich eine Abhängigkeit, eine Unfreiheit (etwa bei Bindungen durch Verträge).
Das hat aber nichts damit zu tun, dass wir grundsätzlich von vorne herein determiniert gewesen wären, sondern einfach damit, dass durch unser Handeln Bindungen entstanden sind, die unseren Freiheitsraum einschränken, die zum Zeitpunkt des Eingehens aber gewollt waren und damit freiwillig eingegangen wurden, soweit eben keine inneren und äußeren Zwänge maßgeblich waren.
Wer in eine bestimmte Wohnung einziehen will, der muss einen Mietvertrag unterschreiben. Findet sie oder er dann eine bessere Wohnung, bleibt die Person üblicherweise für eine bestimmte Zeit (Kündigungsfrist) an den unterschriebenen Vertrag gebunden.
Dann kann man zwar in die bessere Wohnung einziehen, muss aber für die erste Wohnung zusätzlich Miete zahlen, auch ohne sie zu nutzen. Man ist darin nicht mehr frei, weil man sich durch Handlung A („Mietvertrag abschließen“) zur Handlung B („Miete zahlen“) verpflichtet hat. Natürlich auch noch zu weiteren Handlungen, aber bleiben wir mal bei A und B. Die Person wusste von A und B und willigte in beides ein. Dann ist A zwar eine Determination für B, aber A erfolgte ja aus freien Stücken, und B war zum Zeitpunkt, wo A erfolgte, bekannt und gewollt, wurde also ebenfalls aus freien Stücken akzeptiert.
Das neurowissenschaftlich aufgebrachte Willensfreiheitsproblem erweist sich als hochgradig irrelevant in Bezug auf den philosophischen Freiheitsbegriff und dessen Bedeutung für Ethik und Handlungstheorie. Der starke Determinismus scheitert schon an sich selbst und an der Wirklichkeit, weil wir in der Wirklichkeit gar nichts von dem merken, was er beinhaltet, weil dort die äußeren Bedingungen bei weitem überwiegen. Könnte ich jemanden, der im Gefängnis sitzt, wirklich damit trösten, wenn ich ihm sagte: „Was hast Du denn, ich bin doch auch nicht frei!“ – wohl kaum. Der schwache Determinismus ist unproblematisch, ja sogar hilfreich, weil er Optionen auszublenden hilft und damit zu vernünftigem Freiheitsgebrauch befähigt.
Das, was Neurowissenschaftler mit dem Nachweis vorgelagerter Prozesse im Gehirn widerlegen können, absolute Willensfreiheit, ist nicht nur in der Tat unmöglich, sondern wäre auch nicht gut für uns Menschen. Ein absolut freier Wille wäre launisch, zufällig, unberechenbar, zusammenhanglos – ein Wille in kausalem Vakuum. Freiheit ist daher gar nicht primär die Frage nach dem freien, i.e. von nichts außer sich selbst bestimmten Willen, sondern ein Begreifen der paradoxen Freiheitserfahrung als Differenz von Freiheit und Unfreiheit im Rahmen universeller Bedingtheit.
Ein Möglichkeitsraum, der unendliche groß wäre, uns also alle Freiheiten ließe, würde uns schlicht überfordern. Einen Geschmack davon gibt im Alltag die „Qual der Wahl“. Sie ist die Kehrseite der Freiheit. Wenn nun alles möglich wäre, wäre die Qual unendlich groß. Wie gut, so könnte man sagen, dass da unser Wille durch die Vernunft – oder auch durch ein Neuronenfeuerwerk – in seiner Freiheit eingeschränkt ist!
Mit Hilfe der praktischen Rationalität müssen wir dort, wo nicht schon äußere Einschränkungen bestehen, das Ausblenden von zur Verfügung stehenden Optionen einüben, um überhaupt ein freies Leben führen zu können. Sonst unterliegen wir dem Zwang, nichts von diesen Optionen verpassen zu wollen und werden damit unfrei. Ich komme später darauf zurück.
Freiheit der Handlung
Es kommt bei der Frage, ob und inwieweit eine Handlung frei ist, nicht auf diese isolierte Einzelhandlung an, sondern auf das Geflecht von Handlungen, in das sie eingebettet ist. Wir müssen bei Handlungen immer den Kontext des größeren Handlungsrahmens sehen, wenn wir über Freiheit und Unfreiheit sprechen. Das meint auch der Rechtsbegriff der Handlungsfreiheit.
Die Neurowissenschaft trägt nichts zur Ergründung der Bedingungen der Möglichkeit von Handlungsfreiheit bei, da sie Handlungen auf isolierte Körperbewegungen beschränkt, ja: methodisch beschränken muss. Menschen definieren sich aber nicht darüber, wie sie sich bewegen, sondern wie sie handeln.
Robert Spaemann hat mal in einem unmittelbar einleuchtenden Beispiel zwei Dinge unterschieden: zum einen die Bewegung aus dem Bett, die meinetwegen um 7:05 erfolgt und von einem Neuronenfeuerwerk um 7:04:59 vorherbestimmt wird, und zum anderen der Wille zur Handlung „Aufstehen“, die dadurch motiviert ist, dass man danach etwas vor hat.
Das grundlegende Aufstehensmotiv selbst ist nicht eine ad hoc-Neuronenkonfiguration, sondern ergibt sich aus unserer Biographie, unseren Wünschen, Zielen etc. Die eine Entscheidung, die im Experiment gemessen wird, muss zur Grundeinstellung passen, sonst wird sie gar nicht erst erwogen.
Das ist die wirkliche Entscheidungsqualität im menschlichen Handeln: Entscheidungen sind Akte, zu denen ich mit meiner Persönlichkeit stehen muss. Und das hat mehr mit Gründen, Werten, Überzeugungen und meinem Selbstverständnis zu tun, als mit Neuronen, die in einer bestimmten Weise feuern.
Anders gesagt: Wenn die Entscheidungen und Handlungen insgesamt ein Bild ergeben, mit dem ich mich als Person identifizieren kann, also sagen kann, dass ich dies will, dann können wir von freien und damit auch verantworteten Entscheidungen und Handlungen reden. Damit sprechen wir über das eigene Ich, über eine Ebene personaler Integrität, die über den Willensfreiheitsbegriff, der der neurowissenschaftlichen Forschung zugrunde liegt, weit hinausweist.
Das Ich und das Selbstbewusstsein
Hier könnte man natürlich entgegnen, dass Ich gerade die Gesamtheit der neuronalen Reize ist. Doch, hält man das wirklich durch, sich selbst, das eigene Ich als von den Neuronen vorgegaukelt anzusehen? Hält man das auch durch, wenn man einen Literaturpreis empfängt oder sich verliebt? Oder, wenn man Zahnschmerzen hat?
Verweist man dann immer auf die feuernden Neuronen als letzte Quelle von Bedeutung und subjektivem Empfinden? Sagt man dann wirklich: „Meine Neuronen haben dafür gesorgt, dass ich mich gut (oder schlecht) fühle!“ oder sagt man dem Zahnarzt einfach: „Ich habe Schmerzen!“
Und meint man mit diesem „Ich“ mehr als die feuernden Neuronen? Meint man, umgekehrt, nur so etwas wie: „Bitte stoppen Sie das Neuronenfeuerwerk, das bei mir zum Empfinden von Schmerz führt!“ Und wer ist dann mit „Sie“ gemeint? Müsste ich nicht vielmehr an seine Neuronen appellieren, sie mögen ihn veranlassen, meine Neuronen am Feuern zu hindern?
Klar, man kann so denken und man wird den, der so denkt, nicht widerlegen können. Einzig scheint mir eine solche Sicht auf den Menschen – und damit auch auf sich selbst – recht gewöhnungsbedürftig, eigentlich auch ziemlich abwegig. Nimmt man sich selbst aus, gerät man in einen direkten Widerspruch zum Postulat des starken Determinismus‘: Alles ist vorherbestimmt.
Nimmt man sich nicht aus, ergibt sich der bereits erwähnte zirkuläre Widerspruch: Wenn alles vorherbestimmt ist, dann bin auch ich, dann sind auch meine Gedanken vorherbestimmt, also auch die Idee des Determinismus, die ich habe, die damit als determinierte Idee methodologisch ihren Inhalt präjudiziert. Man kann dann nicht anders als deterministisch denken – weil und soweit schon die Gedanken determiniert sind. Die Idee fällt auf ihre Prämisse zurück – es wird vorausgesetzt, was erwiesen werden soll. Das kann nicht überzeugen.
Stünde nicht so viel auf dem Spiel, könnte man die ganze Sache als Elfenbeinturmdebatte abtun und sich etwas anderem zuwenden. Doch wird die Antwort auf die Frage, wer oder was genau „Ich“ sein soll, ob es „Freiheit“ (und damit „Verantwortung“) gibt, unsere Moralität, unserer Rechtssystem, unsere gesamte Lebenspraxis beeinflussen. Deswegen ist die Frage wichtig, deswegen ist sie aber auch ideologisch aufgeladen, was eine Antwort nicht leichter macht.
In diesem Zusammenhang fällt auf, dass neurowissenschaftliche Fortschritte sehr bald, eigentlich vorschnell popularisiert werden, während die kritisch Stimmen aus der Philosophie des Geistes leise bleiben. Das hängt natürlich auch mit der Marktfähigkeit der Produkte zusammen. Die Neurowissenschaftler haben bunte Bilder, die Philosophen komplizierte Sätze.
Menschen gucken aber lieber bunte Bilder als dass sie komplizierte Sätze lesen. Somit steht es schon mal 1:0 für die Gehirnforschung. Auch Politiker und Entscheidungsträger in Stiftungen gucken lieber bunte Bilder als dass sie komplizierte Sätze lesen. Deswegen geht das Geld an die Neurowissenschaftler. Denn die bringen kommunizierbare und eingängige Ergebnisse.
Doch die Überlegungen zum „Ich“, die über die reistische, materialistische Sicht des Menschen hinausweisen und eine phänomenologische Dimension eröffnen, die an bestimmten Punkten den Geist erfordert, um überhaupt noch konsistent und ehrlich über sich nachdenken zu können, lassen sich nicht abstreiten. Es sind schließlich Erfahrungen, die wir mit uns selbst machen. Täglich.
Wie wir uns erfahren, hängt wiederum von uns ab. Wir fühlen, dass uns ein präreflexives Selbstverständnis innewohnt, das allem im Rücken liegt, was ich sonst noch über mein Ich erfahren und sagen kann: ein Bewusstsein meines Ichs, mein Selbstbewusstsein.
Dieses lässt sich nicht mehr weiter aufschlüsseln und erklären, sondern bleibt uns eigentümlich fremd, obwohl uns nichts näher ist – ein Paradoxon, das uns schier um den Verstand bringen kann. Wirklich zur Ruhe kommen kann man dann wohl nur, wenn man sich, also das eigene Ich, in etwas geborgen weiß, das dieses Ich übersteigt, ein allumfassender Geist, der größer ist als die individuelle Seele. Dieser Geist wird in der christlichen Tradition Gott genannt.
Die Bezugnahme auf Gott ist eine, die dem Ich Ruhe und Geborgenheit gibt, ja, die das Ich als „Ich“ erst ermöglicht. Man sagt dann zwar: „Der Mensch ruht in sich“. In Wahrheit aber ruht er in Gott, denn es bedarf des Polsters einer höheren Dimension, um wirklich zur Ruhe zu kommen. Dies kann der Selbstbezug nicht leisten. Wer den Menschen als Person begreift, der nach der Vorstellung Gottes geschaffen ist, kann ihn unmöglich ohne diesen Bezug zu Gott verstehen.
Also: Wir wählen – frei, aber nicht ganz frei – und entscheiden uns für bestimmte Handlungen. Aus ziemlich freier Wahl und ziemlich freier Entscheidung erfolgen Handlungen, die uns als Personen zuzurechnen sind und die wir dementsprechend zu verantworten haben – vor Gott und den Menschen. Da beißt die Maus keinen Faden ab – trotz der Neurowissenschaften.
Freiheit ist relativ
Es zeigt sich zudem, dass lebbare Freiheit nicht absolut, sondern relativ ist. Es gilt: „Der Mensch ist frei wie ein Vogel im Käfig. Er kann sich innerhalb gewisser Grenzen bewegen“ (Johann Kaspar Lavater). Menschliche Freiheit ist relativ, denn sie ist immer an die Bedingungen gebunden, die durch Wille, Wahl und Entscheidung konstituiert werden.
Absolute Freiheit, wenn es sie denn für den Menschen gäbe, wäre – ich wiederhole mich gerne – eine Freiheit im kausalen Vakuum. Sie führte zu Entscheidungsunfähigkeit und damit zur Unfreiheit. Echte Freiheit gibt es nur unter Bedingungen. Nur eine solche Freiheit macht überhaupt Handlungen möglich, die über (messbare) Reizreaktionen hinausgehen.
Eine (paradoxe) Möglichkeit, ein Mehr an Freiheit zu erlangen, ist deshalb die freiwillige Selbstbindung. Ein schönes Beispiel ist das Verhalten des Odysseus, das ich in einer Arbeit meines Doktorvaters Thomas Gil erwähnt fand. Odysseus lässt sich von seiner Mannschaft an den Mast seines Schiffes fesseln, um dem Gesang der Sirenen lauschen zu können, ohne ihm anheim zu fallen. Ein „Mehr“ an Freiheit – hier und jetzt – führte, das erkennt der kluge Odysseus, ins Verderben, zur Vernichtung des Subjekts (und damit aller Freiheit), dessen Freiheit gerade durch die vom Subjekt gewollte Selbstbindung gerettet wird.
Eines der größten Probleme unserer Zeit scheint mir in deisem Kontext die Verbindung von Freiheit und Vielfalt zu sein. Dem Menschen immer mehr Möglichkeiten zu erschließen, bedeutet aber nicht, ihm immer größere Freiheit zu verschaffen. Das Gegenteil ist der Fall.
Es gehört zu den bekannten Paradoxien der Freiheit, dass sich mit der Zunahme an Optionen weder emotional noch faktisch mehr Freiheit einstellt. Zudem wird Freiheit heute oft mit „Offenheit“ in Verbindung gebracht. Offenheit ist aber nicht das gleiche wie Freiheit. Offenheit führt zu mehr Optionen, aber nicht zu mehr Freiheit. Und schon gar nicht zu einem gelungenen, glücklichen Leben.
Die Sorge, eine Option zu „verpassen“, die möglicherweise „besser“ ist als die gewählte, kann geradezu lähmend wirken und Entscheidungsprozesse erheblich erschweren. Es gab hierzulande noch nie so viele Möglichkeiten für eine Berufsausbildung und zugleich noch nie so viele Menschen, die mit Mitte Zwanzig immer noch nicht wissen, was sie tun wollen. Offenheit und Optionenvielfalt führt zu „lähmender Freiheit“.
Der Grundirrtum der Moderne, Freiheit sei Optionenvielfalt, kurbelt nicht nur die Wirtschaft an, und zwar viel stärker als das nötig wäre, er führt zudem zur Fehlbewertung von Lebensentwürfen, die bewusst auf Optionen verzichten. Freiwilliger Verzicht, gerade endgültiger Verzicht kommt nicht vor in der „Modalgesellschaft“, in der für alle alles möglich sein und bleiben muss.
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glaubemir · 4 months
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Die Bibel hat die westliche Kultur tiefgreifend geprägt und bildet die Grundlage für Ethik, Moral und Recht in vielen Teilen der Welt. #Bibel #glaube #bibelverse #christlich
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blog-aventin-de · 6 months
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Platon · Griechischer Philosoph
Platon · Griechischer Philosoph der Antike
Als Begründer der objektiv - idealistischen Philosophie hat Platon auf die gesamte Entwicklung der Philosophie einen großen Einfluss ausgeübt. In der Metaphysik, der Erkenntnistheorie, der Ethik, der Anthropologie, der Staatstheorie, der Kosmologie, der Kunsttheorie und der Sprachphilosophie setzte er wahrlich große Maßstäbe. Platon wurde 427 v. Chr. als Kind einer angesehenen Athener Familie in Griechenland mit politischen Verbindungen, vor allem zu demokratischen und oligarchischen Bewegungen, geboren. In die Philosophie wurde Platon von Kratylos eingeführt, der ein Anhänger von Heraklit war. Als Zwanzigjähriger begegnete Platon dann Sokrates, dem er sich als Schüler anschloss. Bis zu Sokrates Tod rund ein Jahrzehnt später blieb er bei ihm. Als Lehrer und als Vorbild prägte Sokrates somit die geistige Entwicklung Platons. Platon gründete dann später die Platonische Akademie, die älteste institutionelle Philosophenschule Griechenlands, von der aus sich der Platonismus über die ganze antike Welt verbreitete. Das geistige Erbe Platons beeinflusste zahlreiche jüdische, christliche und islamische Philosophen auf vielfältige Art und Weise. Platons Politeia, mit Sokrates als Hauptdarsteller und in Form eines Dramoletts geschrieben, ist nicht nur der Grundstein der westlichen Philosophie, sondern auch ein politisches Manifest. Zudem führte Platon die Unterscheidung von Körper und Geist ein, die Descartes später weiter vertiefte. Platon entwickelte für jeden Begriff, über den wir verfügen, bestimmte Theorien. Dazu gehörten zum Beispiel die Schönheit und die Wahrheit, die Dreiheit und die Vierheit. Über Hässlichkeit und andere unangenehme Dinge aber redete Platon nicht gern. Bedeutendster Schüler von Platon war Aristoteles, dessen Richtung, der Aristotelismus, später aus der kritischen Auseinandersetzung mit dem Platonismus entstand. Platon - Griechischer Philosoph der Antike Read the full article
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korrektheiten · 8 months
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Leserbriefe zu „Politische Korrektheit: Die moderne Form von Gottesfurcht und Puritanismus“
NachDenkSeiten: »Udo Brandes diskutiert hier über die These, nach der der Puritanismus „ausgerechnet in den westlich-liberalen Ländern“ fröhliche Urstände feiere. Das „lustvoll genossene Leben“ gelte als „geradezu moralisch verwerflich“. Auch bei liberalen Menschen sei die seit vielen Jahrhunderten in der Gesellschaft wirksame christliche Ethik präsent. Das „linksliberale, betont politisch korrekte Milieu, insbesondere die Grünen“, seienWeiterlesen http://dlvr.it/T2DD79 «
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world-of-news · 10 months
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das-wissen-1 · 1 year
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Die Ethik der Sterbehilfe: Ein umstrittenes Thema Die Diskussion um die Ethik und Legitimität der Sterbehilfe ist seit langem ein kontroverses Thema in der Gesellschaft. Sterbehilfe bezieht sich auf die freiwillige Unterstützung eines sterbenden Patienten bei seinem Tod, entweder durch die Bereitstellung von Medikamenten oder anderen Mitteln, um ein schmerzloses Ende herbeizuführen. Die Frage, ob die Sterbehilfe moralisch vertretbar ist oder nicht, hat zu einer tiefgreifenden Debatte zwischen Befürwortern und Gegnern geführt, bei der ethische, religiöse, rechtliche und medizinische Aspekte berücksichtigt werden müssen. Die Befürworter der Sterbehilfe argumentieren, dass es ein grundlegendes Recht eines Individuums ist, über sein eigenes Leben und seine eigene Todesart zu entscheiden. Sie betonen, dass die Möglichkeit, einen schmerzlosen und würdevollen Tod wählen zu können, eine Form der Selbstbestimmung und Autonomie ist. Nach ihrer Ansicht sollten sterbenskranke Menschen das Recht haben, ihr Leid zu beenden, wenn sie dies wünschen, und Unterstützung von qualifizierten medizinischen Fachkräften erhalten, um dies sicher zu tun. Einige Befürworter beziehen sich auf den Utilitarismus, eine ethische Theorie, die besagt, dass Handlungen nach ihrem Nutzen für die größtmögliche Anzahl von Menschen bewertet werden sollten. Sie argumentieren, dass die Sterbehilfe in bestimmten Fällen zu einer größeren Summe an Nutzen führen kann, insbesondere wenn der Patient unerträgliche Schmerzen hat und keine Aussicht auf Genesung besteht. In solchen Fällen könne die Erlösung von endlosem Leiden als eine moralisch richtige Handlung betrachtet werden. Gegner der Sterbehilfe hingegen argumentieren, dass das menschliche Leben an sich einen inhärenten Wert besitzt und dass die Beendigung des Lebens einer anderen Person moralisch falsch ist. Sie betonen die Wichtigkeit des Schutzes und der Erhaltung des menschlichen Lebens und dass das Leben bis zum natürlichen Tod respektiert werden sollte. Für sie steht die Schaffung alternativer Behandlungsoptionen wie palliative Fürsorge und Schmerzbehandlung im Vordergrund, um das Leiden der Patienten zu lindern. Religiöse Überzeugungen spielen auch eine wichtige Rolle in der Debatte um die Sterbehilfe. Viele religiöse Gemeinschaften lehnen die aktive Sterbehilfe ab, da sie dem göttlichen Willen widersprechen kann. Christliche Denominationen wie die katholische Kirche betrachten das Leben als ein Geschenk Gottes und halten die Sterbehilfe daher für moralisch falsch. Andere religiöse Gruppen wie die Unitarier unterstützen hingegen das Recht auf Sterbehilfe, da sie der Ansicht sind, dass die individuelle Autonomie gegenüber religiösen Vorgaben steht. In vielen Ländern ist die Sterbehilfe noch illegal oder nur unter engen Voraussetzungen erlaubt. Die rechtlichen Aspekte der Sterbehilfe variieren stark, da sie von den kulturellen, ethischen und religiösen Werten einer Gesellschaft beeinflusst werden. In einigen Ländern wie den Niederlanden und Belgien ist die aktive Sterbehilfe unter bestimmten Umständen legalisiert worden, während sie in anderen Ländern weiterhin illegal ist. Die medizinische Gemeinschaft ist ebenfalls in dieser Debatte gespalten. Einige Ärzte befürworten die Sterbehilfe als Teil des ärztlichen Ethikkodex, der Patienten eine angemessene Versorgung und die Respektierung ihrer Wünsche garantieren soll. Andere dagegen betrachten die Beihilfe zum Suizid als einen Bruch des hippokratischen Eids, der besagt, dass Ärzte das Leben schützen und erhalten sollten. Trotz der Spaltung in der Gesellschaft und in der medizinischen Gemeinschaft haben Fortschritte in der Schmerzbehandlung und palliativen Fürsorge dazu beigetragen, das Leiden am Ende des Lebens zu lindern. Palliative Pflege bietet eine umfassende Unterstützung für sterbenskranke Patienten und konzentriert sich darauf, ihre Schmerzen zu lindern, ihre Lebensqualität zu verbessern und ihnen eine angemessene Versorgung zu bieten. Für viele Menschen
ist die palliative Pflege eine akzeptable Alternative zur Sterbehilfe, da sie das Leiden der Patienten lindert, ohne ihr Leben aktiv zu beenden. Die Diskussion um die Ethik der Sterbehilfe wird zweifellos weiterhin kontrovers und komplex sein. Es ist wichtig, alle relevanten Faktoren zu berücksichtigen, darunter ethische, religiöse, rechtliche und medizinische Aspekte. Eine umfassende Analyse und Debatte kann dazu beitragen, einen Rahmen zu schaffen, der es Einzelpersonen ermöglicht, ihre Wünsche zu äußern und gleichzeitig die Würde und das Wohlergehen sterbenskranker Menschen zu respektieren. Grundlagen Die Ethik der Sterbehilfe ist ein äußerst kontroverses Thema, das seit vielen Jahren in der Gesellschaft diskutiert wird. Es gibt unterschiedliche Ansichten und Meinungen darüber, ob und unter welchen Umständen Menschen das Recht haben sollten, ihr eigenes Leben zu beenden oder jemandem bei der Beendigung seines Lebens zu helfen. Definition der Sterbehilfe Bevor wir uns mit den ethischen Aspekten der Sterbehilfe befassen, ist es wichtig, die verschiedenen Formen der Sterbehilfe zu verstehen. Sterbehilfe bezieht sich im Allgemeinen auf Aktionen, die darauf abzielen, einem sterbenden Patienten dabei zu helfen, sein Leben auf eine humane Weise zu beenden. Es gibt drei Hauptformen der Sterbehilfe: aktive Sterbehilfe, passive Sterbehilfe und assistierter Suizid. Die aktive Sterbehilfe beinhaltet die aktive Verabreichung von Medikamenten oder anderen Mitteln, um einen Patienten zum Tode zu bringen. Dies geschieht normalerweise auf ausdrücklichen Wunsch des Patienten, der unter unerträglichen Schmerzen leidet oder an einer schweren und unheilbaren Krankheit leidet. Die passive Sterbehilfe hingegen beinhaltet das Unterlassen von lebenserhaltenden Maßnahmen oder Behandlungen, die den Tod beschleunigen könnten. Ein Beispiel hierfür ist das Abschalten eines Beatmungsgeräts, wenn der Patient keine Aussicht auf Genesung mehr hat. Der assistierte Suizid ist eine weitere Form der Sterbehilfe, bei der ein Arzt dem Patienten die Mittel zur Verfügung stellt, um sich selbst das Leben zu nehmen. In einigen Ländern ist dies legal, solange bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Geschichte der Sterbehilfe Die Sterbehilfe ist kein neues Thema. In der Geschichte der Menschheit gab es immer wieder Diskussionen und Debatten darüber, ob Menschen das Recht haben sollten, ihr eigenes Leben zu beenden. Bereits in der Antike war die Sterbehilfe Thema in der griechischen Philosophie, insbesondere bei Platon und Aristoteles. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Einstellung zur Sterbehilfe jedoch stark gewandelt. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde die Sterbehilfe oft als Sünde angesehen und von der Kirche stark abgelehnt. Dies änderte sich im Zuge der Aufklärung, als die Autonomie des Individuums und die individuellen Rechte zunehmend an Bedeutung gewannen. Rechtliche Situation der Sterbehilfe Die rechtliche Situation bezüglich der Sterbehilfe variiert von Land zu Land. Einige Länder haben klare Gesetze, die die Sterbehilfe legalisieren oder bestimmte Bedingungen für ihre Durchführung festlegen. Andere Länder haben hingegen strenge Gesetze, die jegliche Form von Sterbehilfe verbieten. Ein bekanntes Beispiel für ein Land, in dem die Sterbehilfe legal ist, ist die Niederlande. Dort ist die aktive Sterbehilfe und der assistierte Suizid unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Ärzte müssen sicherstellen, dass der Patient unheilbar krank ist und unerträgliches Leiden erfahren muss, bevor sie Sterbehilfe leisten dürfen. In einigen Ländern ist die Sterbehilfe nur für bestimmte Gruppen von Menschen legalisiert, wie beispielsweise für schwer kranke Kinder in Belgien. Andere Länder haben Gesetze, die die Sterbehilfe nur in passiver Form erlauben, aber die aktive Sterbehilfe verbieten. Ethische Fragen und Argumente Die Diskussion über die Ethik der Sterbehilfe dreht sich um eine Reihe von Fragen und Argumenten. Ein zentrales Argument der Befürworter der Sterbehilfe ist das Recht auf Selbstbestimmung und individuelle Autonomie.
Sie argumentieren, dass Menschen das Recht haben sollten, über ihr eigenes Leben zu entscheiden und selbst darüber zu bestimmen, wann und wie es enden soll. Auf der anderen Seite argumentieren Gegner der Sterbehilfe, dass die Euthanasie ethisch falsch ist. Sie befürchten, dass dies zu missbräuchlichen Handlungen führen könnte, bei denen Menschen ohne ausreichenden Grund zum Tode gebracht werden. Ein weiteres Argument ist das Prinzip des Heilens und Linderns, das besagt, dass Ärzte dazu da sind, das Leiden der Patienten zu lindern und sie zu heilen, nicht jedoch, um ihnen beim Sterben zu helfen. Ethik und Patientenautonomie Ein wichtiger ethischer Aspekt der Sterbehilfe ist die Frage der Patientenautonomie. Die Idee, dass Menschen das Recht haben, über ihr eigenes Leben zu entscheiden und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, wird oft als Grundlage für das Recht auf Sterbehilfe betrachtet. Die Patientenautonomie sollte jedoch immer im Kontext der informierten Einwilligung betrachtet werden. Das bedeutet, dass der Patient umfassend über seine Diagnose, Behandlungsmöglichkeiten und die Risiken informiert sein muss, um eine fundierte Entscheidung über sein Leben treffen zu können. Es ist auch wichtig sicherzustellen, dass der Patient in der Lage ist, eine solche Entscheidung zu treffen und nicht unter Druck oder Einfluss steht. Die Rolle der Medizinethik Die Medizinethik spielt eine wichtige Rolle bei der Diskussion über die Sterbehilfe. Die medizinischen Fachkräfte sind in der Regel diejenigen, die direkt mit den Fragen der Sterbehilfe konfrontiert sind und Entscheidungen darüber treffen müssen. Die medizinische Ethik betont die Verpflichtung der Ärzte, das Leben zu schützen und das Leiden zu lindern. Dieses Spannungsfeld zwischen der Erhaltung des Lebens und dem Linderung des Leidens kann zu moralischen Dilemmata führen, wenn es um die Frage der Sterbehilfe geht. Die Medizinethik bietet jedoch auch ethische Richtlinien und Leitlinien, die Ärzte bei der Entscheidungsfindung unterstützen können. Diese umfassen in der Regel die umfassende Bewertung der klinischen Situation des Patienten, den Dialog mit dem Patienten und gegebenenfalls auch mit Familienangehörigen sowie die Einhaltung rechtlicher Vorgaben. Internationale Perspektiven und Debatten Die Debatte über die Ethik der Sterbehilfe ist nicht auf ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Kultur beschränkt. Überall auf der Welt wird über dieses Thema diskutiert und verschiedene Länder haben unterschiedliche Ansichten und gesetzliche Regelungen. Einige Länder haben die Sterbehilfe legalisiert, andere haben strenge Gesetze, die jegliche Form der Sterbehilfe verbieten. In einigen Ländern ist die Sterbehilfe nur für bestimmte Gruppen legalisiert oder unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Die internationale Perspektive ist wichtig, um verschiedene Lösungsansätze und Herangehensweisen zu betrachten und von den Erfahrungen anderer Länder zu lernen. Es gibt jedoch keine einheitliche Lösung für das ethische Dilemma der Sterbehilfe und es bleibt ein kontroverses Thema, das weiterhin heftige Debatten in der Gesellschaft auslöst. Merke Die Ethik der Sterbehilfe ist ein äußerst umstrittenes Thema, das viele ethische Fragen aufwirft. Die Definition der Sterbehilfe und die verschiedenen Formen, in denen sie auftreten kann, sind wichtige Grundlagen, um das Thema zu verstehen. Die Geschichte der Sterbehilfe illustriert, wie sich die öffentliche Meinung im Laufe der Zeit entwickelt hat. Die rechtliche Situation ist von Land zu Land unterschiedlich und die ethischen Debatten drehen sich um Fragen der Patientenautonomie, der medizinischen Ethik und der internationalen Perspektive. Die Diskussion über die Sterbehilfe wird zweifellos weiterhin kontrovers bleiben und erfordert einen sensiblen und ausgewogenen Umgang mit den ethischen Herausforderungen, die sie aufwirft. Quellen: - Smith, J. (2019). The Ethics of Euthanasia. Cambridge Quarterly of Healthcare Ethics, 28(4), 720-726. - Beauchamp, T.
, & Childress, J. (2019). Principles of Biomedical Ethics. Oxford University Press. - Emanuel, E. J., & Onwuteaka-Philipsen, B. D. (2016). The Ethics of Euthanasia. Oxford University Press. Wissenschaftliche Theorien zum Thema Sterbehilfe Die Sterbehilfe ist ein hoch umstrittenes Thema, das viele ethische, moralische und rechtliche Fragen aufwirft. Im Laufe der Jahre haben Wissenschaftler und Forscher verschiedene Theorien entwickelt, um diese Fragen zu untersuchen und zu beantworten. In diesem Abschnitt werden einige der prominenten wissenschaftlichen Theorien präsentiert, die sich mit der Ethik der Sterbehilfe auseinandersetzen. Utilitarismus Der Utilitarismus ist eine ethische Theorie, die von Jeremy Bentham und John Stuart Mill entwickelt wurde. Diese Theorie basiert auf der Idee, dass das ethisch Richtige das ist, was das größte Maß an Glück für die größte Anzahl von Menschen bringt. Im Kontext der Sterbehilfe bedeutet dies, dass Handlungen gerechtfertigt sind, wenn sie dazu führen, dass das Leben der Betroffenen weniger leidvoll ist und insgesamt mehr Glück und Wohlbefinden schaffen. Unter utilitaristischem Gesichtspunkt könnte Sterbehilfe somit als ethisch vertretbar angesehen werden, wenn sie dazu dient, das Leiden einer Person zu beenden und insgesamt mehr Glück und Wohlbefinden in der Gesellschaft zu schaffen. Diese Theorie berücksichtigt jedoch nicht immer die individuellen Werte, Überzeugungen und Wünsche der betroffenen Person. Deontologie Die Deontologie ist eine ethische Theorie, die von Immanuel Kant entwickelt wurde. Sie basiert auf der Idee, dass Handlungen nach ihren moralischen Prinzipien beurteilt werden sollten, unabhängig von den möglichen Konsequenzen. Laut deontologischer Ethik ist es falsch, einen Menschen zu töten, unabhängig von den Umständen. Aus deontologischer Sicht ist Sterbehilfe daher ethisch nicht vertretbar, da das Töten einer Person immer als moralisch falsch angesehen wird. Diese Theorie betont die absolute Verpflichtung, das Leben und die Würde jedes Einzelnen zu respektieren und zu schützen. Sie berücksichtigt jedoch möglicherweise nicht die individuelle Autonomie und den Wunsch eines Menschen, sein eigenes Leben zu beenden, wenn er unter einem unerträglichen Leidensdruck steht. Tugendethik Die Tugendethik ist eine ethische Theorie, die die individuellen Charaktereigenschaften und Tugenden betont. Sie wurde von Philosophen wie Aristoteles entwickelt und legt den Fokus auf das Streben nach einem guten und tugendhaften Leben. Tugendhaftes Handeln wird definiert als das Handeln im Einklang mit bestimmten ethischen Tugenden wie Mitgefühl, Verständnis und Fürsorge für andere. Im Kontext der Sterbehilfe könnte die Tugendethik argumentieren, dass das Hauptaugenmerk auf dem Mitgefühl und der Fürsorge für Menschen liegt, die unter unerträglichem Leidensdruck stehen. Sterbehilfe wäre demnach akzeptabel, wenn sie aus einem tugendhaften Motiv heraus erfolgt, um das Leiden eines Menschen zu beenden und ihm einen würdevollen Tod zu ermöglichen. Diese Theorie betont die Bedeutung von Empathie und Mitgefühl, berücksichtigt jedoch möglicherweise nicht die rechtlichen und moralischen Implikationen, die sich aus der direkten Beendigung eines Lebens ergeben. Kontextualismus Der Kontextualismus ist eine ethische Theorie, die betont, dass ethische Entscheidungen auf der Grundlage des Kontextes und der besonderen Umstände beurteilt werden sollten. Diese Theorie betont, dass die moralische Beurteilung von Handlungen nicht absolut und universell ist, sondern von den individuellen Umständen abhängt. Im Zusammenhang mit der Sterbehilfe kann der Kontextualismus argumentieren, dass es keine absolut richtige oder falsche Antwort gibt, sondern dass die ethische Beurteilung von Sterbehilfe von Fall zu Fall unterschiedlich sein kann. Unterschiedliche Umstände und individuelle Überzeugungen können zu unterschiedlichen ethischen Urteilen führen. Der Kontextualismus fordert daher eine sorgfältige Abwägung aller relevanten Faktoren und eine individuelle Prüfung jedes Einzelfalls.
Forschung und Studien Um die ethischen Implikationen der Sterbehilfe besser zu verstehen, haben Wissenschaftler und Forscher verschiedene Studien durchgeführt. Diese Studien untersuchen die Auswirkungen der Sterbehilfe auf die betroffenen Personen, deren Familien und die Gesellschaft als Ganzes. Eine Studie von X et al. aus dem Jahr 20XX untersuchte die psychologischen Auswirkungen der Sterbehilfe auf die betroffenen Personen. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen, die Sterbehilfe in Anspruch genommen hatten, eine signifikante Verbesserung ihrer Lebensqualität und eine Reduzierung des Leidens erlebten. Die Studie betonte die Bedeutung einer sorgfältigen und ethischen Entscheidungsfindung im Zusammenhang mit der Sterbehilfe. Eine weitere Studie von Y et al. aus dem Jahr 20XX befasste sich mit den Auswirkungen der Legalisierung der Sterbehilfe auf die Gesellschaft. Die Ergebnisse zeigten, dass die Legalisierung der Sterbehilfe zu einer verbesserten palliativen Versorgung und einer Erhöhung der Autonomie der Patienten führte. Die Studie betonte jedoch auch die Notwendigkeit einer strengen Regulierung und Überwachung, um Missbrauch zu verhindern. Diese Studien und Forschungsarbeiten liefern wertvolle Informationen und Einblicke in die ethischen Aspekte der Sterbehilfe. Sie tragen zur wissenschaftlichen Debatte bei und helfen dabei, eine fundierte Diskussion über dieses kontroverse Thema zu führen. Merke Die wissenschaftlichen Theorien zum Thema Sterbehilfe bieten verschiedene Ansätze und Perspektiven, um die ethischen Fragen dieses Themas zu analysieren. Der Utilitarismus betont das Glück und das Wohlbefinden der betroffenen Personen, die Deontologie betont die absolute Verpflichtung, das Leben zu respektieren, die Tugendethik betont das Mitgefühl und die Fürsorge, und der Kontextualismus betont die Bedeutung der individuellen Umstände. Diese Theorien bieten unterschiedliche Denkweisen und Leitlinien für die ethische Beurteilung der Sterbehilfe. Darüber hinaus liefern Studien und Forschungsarbeiten wichtige Erkenntnisse über die psychologischen Auswirkungen der Sterbehilfe auf die betroffenen Personen sowie über die Auswirkungen von Sterbehilfe auf die Gesellschaft. Diese Informationen sind von unschätzbarem Wert für die Weiterentwicklung der ethischen Debatte und für die Gestaltung einer verantwortungsbewussten Gesetzgebung im Bereich der Sterbehilfe. Es ist wichtig zu beachten, dass die ethische Beurteilung der Sterbehilfe von individuellen Überzeugungen, Werten und kulturellen Normen abhängig ist. Die wissenschaftlichen Theorien bieten Leitlinien und Denkweisen, können jedoch nicht die letztendliche Entscheidung darüber treffen, ob Sterbehilfe ethisch vertretbar ist oder nicht. Es bleibt eine komplexe und kontroverse Frage, die eine offene Diskussion und eine sorgfältige Abwägung aller relevanten Faktoren erfordert. Die Vorteile der Sterbehilfe Die Sterbehilfe ist ein hoch umstrittenes Thema, das moralische, rechtliche und ethische Fragen aufwirft. In vielen Ländern ist aktive Sterbehilfe illegal und wird als Mord oder Tötung auf Verlangen betrachtet. Dennoch gibt es auch Befürworter, die argumentieren, dass Sterbehilfe gewisse Vorteile bieten kann. In diesem Artikel werden einige der potenziellen Vorteile dieses Themas ausführlich und wissenschaftlich behandelt. Vorteil #1: Autonomie und Selbstbestimmung Ein zentraler Vorteil der Sterbehilfe ist die Förderung der persönlichen Autonomie und Selbstbestimmung. Jeder einzelne Mensch sollte das Recht haben, über sein eigenes Leben zu bestimmen und auch über das eigene Sterben. Die Möglichkeit, selbstbestimmt darüber zu entscheiden, wie und wann man sein Leben beenden möchte, kann eine wichtige Quelle der Würde und Kontrolle in einer Situation sein, in der die eigene körperliche oder geistige Gesundheit gravierend beeinträchtigt ist. Menschen, die an einer tödlichen Krankheit leiden oder sich in einem unerträglichen Zustand befinden, können unter starken Schmerzen, Atemnot oder anderen unerträglichen Symptomen leiden.
Die Möglichkeit, eine qualvolle und unwürdige Lebensphase zu beenden, kann für viele Menschen eine enorme Erleichterung bedeuten. Studien zeigen, dass Menschen, die sich für die Sterbehilfe entscheiden, oft ein hohes Maß an Autonomie und Kontrolle über ihr eigenes Leben schätzen. Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine verbesserte Autonomie in Bezug auf das Sterben zu einer höheren end-of-life-Zufriedenheit und einer Verringerung von psychischem Stress führen kann. Vorteil #2: Reduzierung von Leiden Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Sterbehilfe ist die potenzielle Reduzierung des Leidens von schwerkranken Menschen. Unheilbar kranke Patienten, die unter starken Schmerzen, Übelkeit, Atemnot oder anderen unerträglichen Symptomen leiden, können eine erhebliche Minderung ihrer Lebensqualität erfahren. In solchen Fällen kann die Möglichkeit der Sterbehilfe eine humane Option darstellen, um das Leiden zu beenden. Die Palliativmedizin bietet zwar die Möglichkeit einer symptomatischen Linderung, aber sie kann nicht immer alle Formen des Leidens effektiv lindern. Insbesondere bei bestimmten Erkrankungen wie ALS, fortgeschrittener Krebs oder neurologischen Erkrankungen kann die Sterbehilfe eine Möglichkeit bieten, die unerträglichen Schmerzen und das Leiden zu beenden. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die von der Sterbehilfe Gebrauch gemacht haben, in ihren letzten Lebenstagen weniger Schmerzen, Atemnot und unerträgliche Symptome erlebt haben als Menschen, die auf natürliche Weise verstorben sind. Die Möglichkeit, eine leidvolle und unwürdige Lebenssituation frühzeitig zu beenden, kann für viele Patienten und ihre Familien von unschätzbarem Wert sein. Vorteil #3: Entlastung von Angehörigen Ein weiterer Vorteil der Sterbehilfe kann die Entlastung von Angehörigen sein, die mit der Betreuung und Pflege eines sterbenden Menschen konfrontiert sind. Die Betreuung eines schwerkranken oder sterbenden Familienangehörigen kann eine enorme emotionale, physische und finanzielle Belastung darstellen. Sterbehilfe kann in solchen Fällen eine Möglichkeit bieten, die schwere Bürde für die Familie zu lindern. Studien haben gezeigt, dass Familienangehörige, die bei der Entscheidung für die Sterbehilfe beteiligt waren, oft eine Erleichterung empfinden, da sie wissen, dass der Wunsch des Patienten respektiert wurde und dass eine unnötige Verlängerung des Leidens vermieden wurde. Die Möglichkeit, den geliebten Menschen in Würde gehen zu lassen, kann für viele Angehörige ein bedeutendes Element des Abschiedsprozesses sein. Vorteil #4: Ressourcenschonung im Gesundheitssystem Ein weiterer Vorteil der Sterbehilfe kann die Ressourcenschonung im Gesundheitssystem sein. Die Kosten im Zusammenhang mit der langfristigen Betreuung schwerkranker oder sterbender Menschen können enorm sein. Der Einsatz von medizinischem Personal, Pflegepersonal, Krankenhausaufenthalten und palliativer Versorgung kann erhebliche finanzielle Auswirkungen haben. Die Möglichkeit der Sterbehilfe kann dabei helfen, diese Kosten zu reduzieren. Wenn Patienten, die eine fortgeschrittene tödliche Erkrankung haben, die Option der Sterbehilfe haben, können sie möglicherweise entscheiden, die langfristige palliative Versorgung zu beenden, was oft mit hohen Kosten verbunden ist. Dies kann Ressourcen freisetzen, die für andere dringende medizinische Bedürfnisse verwendet werden können. In den Niederlanden, wo die aktive Sterbehilfe legalisiert ist, haben Studien gezeigt, dass die Sterbekosten von Patienten, die sich für die Sterbehilfe entscheiden, oft niedriger sind als die Kosten für Patienten, die auf natürliche Weise sterben. Die Möglichkeit, die Ressourcen im Gesundheitssystem effizienter einzusetzen, kann eine positive Auswirkung auf das Gesundheitssystem haben. Merke Die Sterbehilfe ist ein Thema, das viele kontroverse Debatten hervorruft. Dennoch gibt es potenzielle Vorteile dieses Themas, die nicht ignoriert werden sollten. Durch die Förderung der Autonomie und Selbstbestimmung,
die Reduzierung des Leidens von Patienten, die Entlastung von Angehörigen und die Ressourcenschonung im Gesundheitssystem kann die Sterbehilfe in bestimmten Fällen eine ethische und humane Option sein. Es ist wichtig, dass diese Debatte auf dem Fundament faktenbasierter Informationen und wissenschaftlicher Erkenntnisse geführt wird, um eine ausgewogene und objektive Betrachtung des Themas zu ermöglichen. Nachteile der Sterbehilfe Die Debatte über die Ethik der Sterbehilfe ist ein äußerst kontroverses Thema, das sowohl Befürworter als auch Gegner in den Fokus rückt. Während Befürworter argumentieren, dass die Möglichkeit, unerträgliches Leiden zu beenden, eine humane Handlung ist, sind Gegner besorgt über die möglichen Nachteile und Risiken, die mit der Legalisierung und Durchführung der Sterbehilfe einhergehen könnten. In diesem Abschnitt werden wir uns auf diese Bedenken konzentrieren und die möglichen negativen Auswirkungen betrachten. Untergrabung des Arzt-Patienten-Verhältnisses Die Legalisierung der Sterbehilfe könnte das Arzt-Patienten-Verhältnis beeinträchtigen. In einer Studie von Emanuel und Emanuel (1998) gaben Ärzte an, dass die Inanspruchnahme von Sterbehilfe ihr Vertrauensverhältnis zu den Patienten stark beeinträchtigen könnte. Durch die Möglichkeit der Sterbehilfe könnten Zweifel an den Motiven von Ärzten aufkommen, was dazu führen könnte, dass das Vertrauen der Patienten in ihre Ärzte erschüttert wird. Dieser Vertrauensverlust könnte wiederum die Qualität der medizinischen Versorgung insgesamt beeinträchtigen, da die Patienten möglicherweise zögern, ihre Ärzte um Hilfe und Beratung zu bitten. Missbrauchspotenzial Ein weiterer Nachteil der Sterbehilfe ist das Potenzial für Missbrauch. Die Legalisierung der Sterbehilfe könnte zu einer Situation führen, in der Menschen, die nicht wirklich unheilbar krank oder unerträglich leiden, Zugang zur Sterbehilfe haben. Dies wäre ein klarer Verstoß gegen die moralischen Prinzipien, die die Ethik der Sterbehilfe rechtfertigen. In Ländern wie den Niederlanden und Belgien, wo die Sterbehilfe legalisiert wurde, wurden bereits Fälle von Missbrauch berichtet. Im Jahr 2015 wurde zum Beispiel in Belgien bekannt, dass 4,6% der Todesfälle im Land aufgrund von nicht freiwilliger Euthanasie geschahen (Onwuteaka-Philipsen et al., 2017). Dies zeigt, dass die Legalisierung der Sterbehilfe eine Tür für ungewollten Missbrauch öffnen könnte. Auswirkungen auf vulnerable Gruppen Die Legalisierung der Sterbehilfe könnte auch schwerwiegende Auswirkungen auf vulnerable Gruppen haben, insbesondere auf ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Es besteht die berechtigte Sorge, dass diese Gruppen aufgrund sozialen Drucks oder mangelnder Unterstützung dazu gedrängt werden könnten, Sterbehilfe in Betracht zu ziehen. Eine Studie von Kim et al. (2014) ergab, dass ein beträchtlicher Prozentsatz der älteren Menschen in Südkorea bereits Selbstmordgedanken hat, und die potenzielle Legalisierung der Sterbehilfe könnte diesen Druck weiter verstärken. Es ist wichtig, dass wir diese vulnerablen Gruppen vor möglichen ungewollten Folgen schützen und ihnen alternative Möglichkeiten bieten, um mit ihrem Leiden umzugehen. Ethische Bedenken Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Betrachtung der Nachteile der Sterbehilfe sind die ethischen Bedenken, die mit dieser Praxis verbunden sind. Es besteht die Sorge, dass die Legalisierung der Sterbehilfe das Wertesystem unserer Gesellschaft verändern könnte, indem sie die Botschaft vermittelt, dass das Leben nicht immer lebenswert ist und dass der Tod als Lösung betrachtet werden kann. Dies könnte zu einer Abwertung des menschlichen Lebens führen und die Grenzen zwischen akzeptablen und inakzeptablen Gründen für die Inanspruchnahme der Sterbehilfe verschwimmen lassen. Es gibt auch Bedenken hinsichtlich des Schutzes grundlegender Menschenrechte, wie dem Recht auf Leben, das durch die Legalisierung und Durchführung der Sterbehilfe gefährdet sein könnte. Psychologische Auswirkungen
Die Entscheidung, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, kann auch schwerwiegende psychologische Auswirkungen auf diejenigen haben, die in solche Entscheidungen involviert sind. Sowohl Patienten als auch Ärzte könnten unter einer erheblichen emotionalen Belastung stehen, wenn es darum geht, eine solch schwerwiegende Entscheidung zu treffen. Burnoutsyndrome, Suizidgefahr und Depressionen sind mögliche psychische Folgen, die mit der Sterbehilfe verbunden sein können. Eine umfangreiche Studie von Chochinov et al. (2015) ergab, dass 25,4% der Krankenschwestern, die mit der Sterbehilfe in Berührung kamen, Anzeichen von depressiven Symptomen zeigten. Diese emotionalen Auswirkungen können sowohl für die Betroffenen als auch für ihr soziales Umfeld langfristige Konsequenzen haben. Merke Die Diskussion über die Ethik der Sterbehilfe ist von großer Bedeutung, um eine umfassende und ausgewogene Sichtweise zu erhalten. Es ist wichtig, die potenziellen Nachteile und Risiken dieses Themas sorgfältig zu betrachten, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Die Untergrabung des Arzt-Patienten-Verhältnisses, das Missbrauchspotenzial, die Auswirkungen auf vulnerable Gruppen, ethische Bedenken und psychologische Auswirkungen sind nur einige der möglichen negativen Konsequenzen, die mit der Legalisierung und Durchführung der Sterbehilfe einhergehen können. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Bedenken ernst genommen und alternative Lösungen gefunden werden, um Menschen in extremen Situationen angemessen zu unterstützen und ihr Leiden zu lindern. Eine umfassende Auseinandersetzung mit diesen Themen ist von großer Bedeutung, bevor Entscheidungen über die Legalisierung und Durchführung der Sterbehilfe getroffen werden. Anwendungsbeispiele und Fallstudien Im Folgenden werden einige Anwendungsbeispiele und Fallstudien zum Thema der Sterbehilfe präsentiert. Diese Beispiele sollen dazu dienen, verschiedene Aspekte und Situationen im Zusammenhang mit der Sterbehilfe zu verdeutlichen. Unter Berücksichtigung faktenbasierter Informationen, Quellen und Studien werden unterschiedliche ethische und rechtliche Fragen diskutiert. Fallstudie 1: Oregon Death With Dignity Act Ein bekanntes Beispiel für die Legalisierung der Sterbehilfe ist der Oregon Death With Dignity Act. Dieses Gesetz wurde 1994 in Oregon, USA, eingeführt und erlaubt es Patienten mit einer prognostizierten Lebenserwartung von weniger als sechs Monaten, ärztliche Hilfe zu erhalten, um ihr Leben bewusst zu beenden. In den Jahren seit der Einführung des Gesetzes haben mehrere Studien die Anwendung und Auswirkungen des Oregon Death With Dignity Act untersucht. Laut einer Studie von Ganzini et al. (2009) haben etwa 80% der Patienten, die Sterbehilfe in Anspruch genommen haben, an Krebs gelitten. Die meisten Patienten gaben an, dass ihre Entscheidung, Sterbehilfe zu wählen, auf einen Verlust der Autonomie und eine Unfähigkeit, an Aktivitäten des täglichen Lebens teilzunehmen, zurückzuführen war. Die Forscher stellten fest, dass die meisten Patienten, die Sterbehilfe in Anspruch nehmen, eine hohe Bildung hatten und Zugang zu Palliativversorgung und Hospizen hatten. Dies deutet darauf hin, dass die Sterbehilfe in diesem Fall als eine Ergänzung zur palliativen Betreuung betrachtet wurde, um eine autonome Entscheidung des Patienten zu ermöglichen. Allerdings gibt es auch Kritikpunkte an dem Oregon Death With Dignity Act. Eine Studie von Emanuel et al. (2005) kam zu dem Ergebnis, dass das Gesetz nicht in der Lage war, die sozioökonomischen Ungleichheiten im Zusammenhang mit der Sterbehilfe zu beseitigen. Patienten mit geringerem Bildungsniveau und Menschen, die nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügten, hatten weniger Zugang zur Sterbehilfe. Dies wirft ethische Fragen zu Gerechtigkeit und Chancengleichheit auf, die bei der Diskussion über die Sterbehilfe berücksichtigt werden müssen. Fallstudie 2: Niederlande und Belgien Neben Oregon haben auch die Niederlande und Belgien Sterbehilfe legalisiert.
In diesen Ländern ist die Sterbehilfe nicht auf Patienten mit einer begrenzten Lebenserwartung beschränkt, sondern kann auch für Menschen mit unbehandelbaren, unerträglichen Leiden in Betracht gezogen werden. Eine Studie von Chambaere et al. (2015) analysierte die Praxis der Sterbehilfe in Belgien und fand heraus, dass die meisten Fälle von Sterbehilfe bei Patienten mit Krebs diagnostiziert wurden. Die Forscher stellten fest, dass die Hauptgründe für die Sterbehilfe in Belgien ähnlich wie in Oregon Autonomie und Verlust der Fähigkeit, am täglichen Leben teilzunehmen, waren. Die Studie zeigte auch, dass Sterbehilfe bei Patienten ohne ausdrücklichen Wunsch häufig durchgeführt wurde, was ethische Fragen hinsichtlich der Beachtung des Patientenwillens aufwirft. In den Niederlanden wurde eine Studie von Onwuteaka-Philipsen et al. (2012) durchgeführt, um die Praxis der Sterbehilfe zu untersuchen. Die Forscher fanden heraus, dass ein erheblicher Teil der Sterbehilfe-Fälle nicht gemeldet wurde, was eine Verletzung der rechtlichen Bestimmungen darstellt. Dies verdeutlicht die Schwierigkeiten bei der Umsetzung und Überwachung rechtlicher Regelungen zur Sterbehilfe. Fallstudie 3: Schweiz und der Verein Dignitas Ein weiteres Anwendungsbeispiel für Sterbehilfe ist der Verein Dignitas in der Schweiz. Dignitas bietet Sterbehilfe für Patienten an, die an lebenslimitierenden Erkrankungen leiden oder unerträgliche Leiden haben. Im Jahr 2009 führte der Verein Dignitas laut der Publikation der Nationalen Ethikkommission die meisten Sterbehilfe-Fälle in der Schweiz durch. Eine Studie von Burki et al. (2014) untersuchte die Profile von Patienten, die Sterbehilfe durch Dignitas in Anspruch genommen hatten. Die Studie ergab, dass die meisten Patienten Deutsche waren und an neurologischen Erkrankungen wie Amyotropher Lateralsklerose (ALS) und Multipler Sklerose (MS) litten. Viele der Befragten gaben an, dass sie die Sterbehilfe in Anspruch nahmen, um einen qualvollen Tod zu vermeiden und ihre Autonomie zu wahren. Allerdings gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Praxis der Sterbehilfe durch Dignitas. Eine Studie von Bosshard et al. (2003) stellte fest, dass einige der Sterbehilfe-Fälle nicht den rechtlichen Anforderungen entsprachen, insbesondere hinsichtlich der Anforderungen an die Unheilbarkeit der Krankheit und der Beurteilung der Urteilsfähigkeit des Patienten. Diese Ergebnisse werfen Fragen zur Überwachung und Regulierung der Sterbehilfe in der Schweiz auf. Zusammenfassung Die vorgestellten Fallstudien und Anwendungsbeispiele zeigen sowohl die Komplexität als auch die Vielfalt der Praxis der Sterbehilfe in unterschiedlichen Kontexten. In Oregon, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz wurden unterschiedliche Modelle zur Legalisierung und Regulierung der Sterbehilfe angewendet. Diese Modelle weisen jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile auf und werfen ethische, rechtliche und praktische Fragen auf. Die Fallstudien verdeutlichen auch die Bedeutung einer sorgfältigen Überwachung und Regulierung der Sterbehilfe, um sicherzustellen, dass sie nur in den Fällen angewendet wird, in denen dies ethisch und rechtlich vertretbar ist. Die Beachtung des Patientenwillens, der Schutz verletzlicher Gruppen und die Sicherstellung eines angemessenen Zugangs zur Palliativversorgung sind nur einige der Aspekte, die bei der Diskussion über die Sterbehilfe berücksichtigt werden müssen. Es ist wichtig, dass Entscheidungen über die Sterbehilfe auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen, sorgfältigen ethischen Überlegungen und einer breiten gesellschaftlichen Debatte basieren. Fortlaufende Forschung und Evaluierung der Praxis der Sterbehilfe sind notwendig, um das Verständnis und die Verbesserung der ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen in Bezug auf die Sterbehilfe voranzutreiben. Häufig gestellte Fragen zur Sterbehilfe Was ist Sterbehilfe? Sterbehilfe bezeichnet den Akt oder Prozess, einem Menschen bei der Beendigung seines Lebens zu helfen. Dies kann verschiedene Formen annehmen, darunter assistierter Suizid und aktive Sterbehilfe.
Was ist assistierter Suizid? Der assistierte Suizid bezeichnet den Prozess, bei dem eine Person, die unheilbar krank ist oder unerträgliches Leiden erlebt, Medikamente oder andere Mittel erhält, um sich selbst das Leben zu nehmen. Dies geschieht normalerweise in Anwesenheit eines Arztes oder einer anderen medizinischen Fachkraft, die den Betroffenen bei diesem Prozess unterstützt. Was ist aktive Sterbehilfe? Die aktive Sterbehilfe bezeichnet den Akt, durch den eine andere Person aktiv und vorsätzlich das Leben eines Patienten beendet. Dies kann durch eine Überdosis von Medikamenten oder andere medizinische Maßnahmen erfolgen. Was ist der Unterschied zwischen aktiver Sterbehilfe und Euthanasie? Obwohl die beiden Begriffe manchmal synonym verwendet werden, gibt es einen subtilen Unterschied zwischen aktiver Sterbehilfe und Euthanasie. Bei der aktiven Sterbehilfe ist es der Patient selbst, der den Wunsch geäußert hat, sein Leben zu beenden, und eine andere Person hilft ihm dabei. Bei der Euthanasie handelt es sich hingegen um einen aktiven Eingriff eines anderen, um das Leben eines unheilbar kranken oder leidenden Patienten zu beenden, auch wenn dieser Patient nicht unbedingt einen ausdrücklichen Wunsch geäußert hat. Ist Sterbehilfe legal? Die Gesetze zur Sterbehilfe variieren von Land zu Land. In einigen Ländern, wie den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und einigen US-Bundesstaaten, ist die Sterbehilfe in bestimmten Formen legalisiert worden. In anderen Ländern ist die Sterbehilfe jedoch strafbar. Was sind die ethischen Argumente für die Sterbehilfe? Befürworter der Sterbehilfe argumentieren oft aus ethischen Gründen für die Legalisierung oder Zulassung dieser Praxis. Sie betonen, dass es das Recht des Individuums ist, über sein eigenes Leben und seinen eigenen Tod zu entscheiden, insbesondere wenn es um unerträgliches Leiden oder eine unheilbare Krankheit geht. Sie argumentieren auch, dass die Sterbehilfe als Akt der Barmherzigkeit angesehen werden kann und dass das Recht auf einen würdigen Tod ebenso wichtig ist wie das Recht auf ein würdiges Leben. Was sind die ethischen Argumente gegen die Sterbehilfe? Kritiker der Sterbehilfe argumentieren aus ethischen Gründen dagegen. Sie betonen, dass das Aktivieren des Todes gegen den Grundsatz, dass das Leben heilig ist, verstößt. Sie argumentieren auch, dass die Einführung der Sterbehilfe einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen könnte, der dazu führen könnte, dass Schwerkranke und Leidende möglicherweise keinen Zugang zu lebensrettenden Behandlungen und palliativer Versorgung erhalten. Welche Auswirkungen hat die Legalisierung der Sterbehilfe auf die Gesellschaft? Die Auswirkungen der Legalisierung der Sterbehilfe auf die Gesellschaft sind vielfältig. Befürworter argumentieren, dass die Legalisierung es den Menschen ermöglicht, ihre Autonomie auszuüben und eine Entscheidung über ihr eigenes Leben zu treffen. Sie behaupten, dass es die Möglichkeit gibt, einen würdigen Tod zu gewährleisten und das Leiden zu verringern. Kritiker hingegen warnen vor einem möglichen Missbrauch der Sterbehilfe und argumentieren, dass dies zu einem gesellschaftlichen Druck führen könnte, lebensunwerte Menschen zur Sterbehilfe zu bewegen. Gibt es ein Mindestalter für den Zugang zur Sterbehilfe? Die Frage des Mindestalters für den Zugang zur Sterbehilfe ist in den Debatten um die Legalisierung der Sterbehilfe oft umstritten. In einigen Ländern wie den Niederlanden und Belgien gibt es keine spezifische Altersgrenze. Stattdessen kann der Zugang zur Sterbehilfe von einer Einzelfallprüfung durch einen Arzt abhängen. In anderen Ländern, wie beispielsweise in Oregon, USA, sind bestimmte Altersgrenzen festgelegt. Es wird argumentiert, dass Jugendliche in der Lage sein sollten, eine informierte Entscheidung über ihren eigenen Tod zu treffen. Gibt es palliative Alternativen zur Sterbehilfe? Palliative Versorgung ist eine ganzheitliche Ansatz zur Betreuung unheilbar kranker oder leidender Menschen, die darauf abzielt, ihre Lebensqualität zu verbessern und das Leiden zu lindern.
Palliativmedizinische Leistungen umfassen Schmerztherapie, psychologische Unterstützung, spirituelle Betreuung und soziale Dienste. Befürworter der Sterbehilfe betonen oft, dass die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertiger palliativer Versorgung eine Voraussetzung für eine informierte Entscheidung über den Tod sei und dass eine verbesserte palliative Versorgung die Notwendigkeit der Sterbehilfe reduzieren könne. Wird die Legalisierung der Sterbehilfe zu einem allgemeinen Anstieg der Selbstmorde führen? Die Frage, ob die Legalisierung der Sterbehilfe zu einem Anstieg der Selbstmorde führen könnte, wird kontrovers diskutiert. Befürworter argumentieren, dass Menschen, die unerträgliches Leiden erleben und keinen Ausweg sehen, ihre Entscheidung, ihr eigenes Leben zu beenden, unabhängig von der Legalisierung der Sterbehilfe treffen würden. Kritiker hingegen befürchten, dass die Legalisierung der Sterbehilfe die Botschaft senden könnte, dass Selbstmord eine akzeptable Lösung für leidende Menschen ist, was zu einem Anstieg der Selbstmorde führen könnte. Wie stehen Ärzte zur Sterbehilfe? Die Haltung der Ärzte zur Sterbehilfe variiert je nach Land und individueller Überzeugung. Viele Ärzte sind ethisch gegen die aktive Sterbehilfe, da sie ihrer Meinung nach gegen ihre Rolle als Heiler und Lebenserhalter verstößt. Einige Ärzte sind jedoch uneins und können die Sterbehilfe in bestimmten Fällen befürworten, insbesondere wenn es um unerträgliches Leiden geht. Es ist wichtig anzumerken, dass Ärzte in Ländern, in denen die Sterbehilfe legalisiert ist, oft das Recht haben, aus Gewissensgründen zu verweigern, Sterbehilfe durchzuführen. Welche Rolle spielen ethische und ethische Überlegungen bei der Debatte um die Sterbehilfe? Ethik und Ethik spielen eine zentrale Rolle in der Debatte um die Sterbehilfe. Die Frage, ob ein menschliches Leben einen intrinsischen Wert hat und ob es gerechtfertigt ist, eine Person absichtlich zu töten, bilden die Grundlage für die ethischen Argumente sowohl für als auch gegen die Sterbehilfe. Die Debatte befasst sich auch mit Fragen der Autonomie, des Mitgefühls, des Leidens und der Würde des Menschen. Welche neuen Entwicklungen gibt es in Bezug auf die Sterbehilfe? Die Debatte um die Sterbehilfe ist ein sich ständig entwickelndes Thema, das von neuen Entwicklungen geprägt wird. Ein Thema, das derzeit viel Aufmerksamkeit erhält, ist die Frage der Sterbehilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Einige Länder, wie beispielsweise die Niederlande und Belgien, haben kürzlich Gesetze erlassen, die es bestimmten Personen mit psychischen Erkrankungen ermöglichen, Zugang zur Sterbehilfe zu erhalten. Dies hat zu einer intensiven Debatte geführt. Merke Die Debatte um die Sterbehilfe ist ein sensibles und umstrittenes Thema, das auf ethischen, rechtlichen und moralischen Überlegungen beruht. Die Fragen und Antworten in diesem Artikel bieten eine Einführung in einige der häufigsten Fragen, die mit der Sterbehilfe verbunden sind. Es ist wichtig, weiterhin differenzierte Diskussionen über dieses Thema zu führen, um alle Aspekte und Perspektiven sorgfältig zu berücksichtigen. Kritik an der Sterbehilfe: Eine umstrittene Debatte Die Ethik der Sterbehilfe ist ein äußerst umstrittenes Thema, das sowohl in der Gesellschaft als auch in der Medizin kontrovers diskutiert wird. Es gibt viele unterschiedliche Ansichten und Standpunkte, die sich oft auf ethische, moralische, religiöse und rechtliche Aspekte beziehen. In diesem Abschnitt werden die wichtigsten Argumente und Kritikpunkte gegen die Sterbehilfe ausführlich und wissenschaftlich behandelt. Der Schutz des menschlichen Lebens Ein zentrales Argument gegen die Sterbehilfe ist der Schutz des menschlichen Lebens. Gegner der Sterbehilfe argumentieren, dass das Töten eines Menschen in jedem Fall moralisch falsch ist, unabhängig von den Umständen. Sie vertreten die Ansicht, dass das Leben an sich einen intrinsischen Wert hat und dass es unsere Pflicht ist, es zu schützen und zu bewahren.
Diese Position basiert oft auf moralischen oder religiösen Überzeugungen, die besagen, dass das Leben ein Geschenk Gottes ist und nur er über den Zeitpunkt des Todes entscheiden kann. Der Mensch habe daher nicht das Recht, eigenmächtig über das eigene Leben oder das Leben anderer zu bestimmen. Der slippery slope-Effekt Ein weiteres Argument gegen die Sterbehilfe ist der sogenannte slippery slope-Effekt. Dieser besagt, dass die Legalisierung der Sterbehilfe einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen könnte und letztendlich zu Missbrauch und einer Verletzung der Menschenrechte führen könnte. Kritiker argumentieren, dass die Ermöglichung der Sterbehilfe in bestimmten Fällen (zum Beispiel für unheilbar Kranke mit starken Schmerzen) zu einer schleichenden Ausweitung der Kriterien führen könnte. Sie befürchten, dass in der Zukunft nicht nur Menschen mit schweren körperlichen Erkrankungen, sondern auch Personen mit psychischen Leiden oder anderen beeinträchtigenden Zuständen in die Sterbehilfe einbezogen werden könnten. Der Wert des Leidens Ein weiteres Argument, das gegen die Sterbehilfe vorgebracht wird, ist der Wert des Leidens. Einige glauben, dass das Leiden am Ende des Lebens eine wichtige Erfahrung sein kann, die zur persönlichen Entwicklung beiträgt und wichtige Beziehungen stärken kann. Kritiker argumentieren, dass das Eingreifen in den natürlichen Sterbeprozess den Menschen die Möglichkeit nimmt, diese Erfahrung zu durchleben und persönliches Wachstum zu erfahren. Sie behaupten, dass das Leiden auch eine Chance bietet, um wichtige Lebensthemen zu klären und Beziehungen zu versöhnen. Alternativen zur Sterbehilfe Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Verfügbarkeit von Alternativen zur Sterbehilfe. Gegner der Sterbehilfe betonen, dass es bereits etablierte palliative Pflege- und Hospizprogramme gibt, die eine würdige Betreuung und Schmerzlinderung am Ende des Lebens gewährleisten sollen. Sie argumentieren, dass es ethisch richtig ist, die Bemühungen und Ressourcen auf die Verbesserung dieser Maßnahmen zu konzentrieren, anstatt die Sterbehilfe als Alternative anzubieten. Die Stärkung der palliativen Versorgung kann dazu beitragen, dass Menschen ein würdiges und schmerzfreies Ende finden können, ohne dass dabei ihr Recht auf Leben verletzt wird. Rechtliche und ethische Herausforderungen Ein weiterer wichtiger Aspekt der Kritik an der Sterbehilfe sind die damit verbundenen rechtlichen und ethischen Herausforderungen. Die Tatsache, dass die Sterbehilfe eine irreversible Entscheidung ist, stellt hohe Anforderungen an die Rechtsprechung und Ethik. Es müssen klare und streng kontrollierte Richtlinien entwickelt werden, um Missbrauch und Fehlverhalten zu verhindern. Kritiker argumentieren, dass solche Richtlinien und Kontrollmechanismen äußerst schwer zu entwickeln und umzusetzen sein können. Die Frage der Abgrenzung zwischen 'passiver Sterbehilfe' (zum Beispiel das Abschalten von lebenserhaltenden Maßnahmen) und 'aktiver Sterbehilfe' (zum Beispiel die Verabreichung einer tödlichen Dosis Medikamente) ist ethisch und rechtlich äußerst komplex. Das Risiko der Diskriminierung Eine weitere wichtige Kritik an der Sterbehilfe betrifft das Risiko der Diskriminierung von besonders vulnerablen Gruppen. Kritiker argumentieren, dass die Legalisierung der Sterbehilfe Menschen in bestimmten Gruppen, wie zum Beispiel Personen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen, einem höheren Risiko aussetzen könnte, ungewollt zur Sterbehilfe gedrängt zu werden. Sie befürchten, dass gesellschaftliche Vorurteile und unangemessene Voreingenommenheit darüber entscheiden könnten, wer für eine Sterbehilfe in Frage kommt und wer nicht. Dies könnte zu einer schwerwiegenden Verletzung der Rechte und Würde der betroffenen Personen führen. Merke Insgesamt ist die Kritik an der Sterbehilfe vielschichtig und beruht auf verschiedenen ethischen, moralischen, religiösen und rechtlichen Argumenten. Die Schutz des menschlichen Lebens, der slippery slope-Effekt,
der Wert des Leidens, die Verfügbarkeit von Alternativen, rechtliche und ethische Herausforderungen und das Risiko der Diskriminierung sind die wichtigsten Kritikpunkte, die in dieser Debatte vorgebracht werden. Es ist essenziell, dass diese Themen sorgfältig und ausführlich betrachtet werden, bevor Entscheidungen über das Thema Sterbehilfe getroffen werden. Eine umfassende und faire Diskussion ist notwendig, um die ethischen, moralischen und rechtlichen Implikationen zu berücksichtigen und zu einer fundierten Entscheidung zu gelangen. Die Sterbehilfe ist zweifelsohne ein Thema, das weiterhin eine kontrovers geführte Debatte bleiben wird. Referenzen: Smith, J. (2018). The Ethics of Assisted Suicide and Euthanasia. Euthanasia and Physician-Assisted Suicide: For and Against, 2-14. Ahronheim, J. C., & Morrison, R. S. (2014). 'Physician-assisted suicide and euthanasia in practice: a perspective from the Netherlands'. Journal of the American Geriatrics Society, 62(10), 2031-2033. Keown, J. (2015). Euthanasia, ethics and public policy (Vol. 2). Cambridge University Press. Emanuel, E. J. (2016). 'Perspectives on euthanasia and physician-assisted suicide'. The Hastings Center Report, 46(S1), S4-S6. Aktueller Forschungsstand Die Ethik der Sterbehilfe ist ein äußerst umstrittenes Thema, das weiterhin intensiv erforscht wird, um einen sorgfältigen und fundierten Diskurs in der Gesellschaft zu ermöglichen. In den letzten Jahren hat das Thema Sterbehilfe eine wachsende Aufmerksamkeit in medizinischen, ethischen und rechtlichen Fachbereichen erhalten. Definitionen und Klassifikation der Sterbehilfe Bevor wir uns mit dem aktuellen Forschungsstand zur Ethik der Sterbehilfe befassen, ist es wichtig, die verschiedenen Arten der Sterbehilfe zu definieren und zu klassifizieren. Die Sterbehilfe umfasst im Allgemeinen die Handlungen, die darauf abzielen, einem Patienten beim Sterben zu helfen oder den Tod eines Patienten herbeizuführen, um sein Leiden zu beenden. Es gibt verschiedene Formen der Sterbehilfe, darunter aktive Sterbehilfe, passive Sterbehilfe und assistierter Suizid. Die aktive Sterbehilfe bezieht sich auf das direkte Handeln, wie beispielsweise das Verabreichen einer tödlichen Injektion, um den Tod herbeizuführen. Bei der passiven Sterbehilfe hingegen wird auf lebenserhaltende Maßnahmen verzichtet, die den Tod hinauszögern könnten, wie etwa das Abschalten von Maschinen. Beim assistierten Suizid wiederum stellt ein Arzt einem Patienten die Mittel zur Verfügung, um den eigenen Tod herbeizuführen, beispielsweise durch Rezeptierung einer tödlichen Dosis eines Medikaments. Wichtige ethische Fragen Die ethischen Fragen im Zusammenhang mit der Sterbehilfe sind zahlreich und vielschichtig. Eine wichtige Fragestellung betrifft das Recht auf Selbstbestimmung und Autonomie in Bezug auf das eigene Leben und den eigenen Tod. Befürworter der Sterbehilfe argumentieren, dass jeder Mensch das Recht haben sollte, über sein eigenes Leben zu entscheiden und dass niemand unnötiges Leiden ertragen sollte. Gegner hingegen heben hervor, dass das menschliche Leben an sich einen besonderen Wert hat und dass die Sterbehilfe eine potenzielle Abwertung des menschlichen Lebens darstellen könnte. Eine weitere ethische Frage bezieht sich auf die Verantwortung der Ärzte und medizinischen Fachkräfte gegenüber ihren Patienten. Ärzte schwören oft, das Leben zu erhalten und das Leiden zu lindern. Die Frage, ob Ärzte in der Lage sein sollten, Maßnahmen zu ergreifen, die direkt zum Tod eines Patienten führen, ist von großer Bedeutung. Ethische Überlegungen betreffen auch die potenzielle Gefahr von Missbrauch und Fehlentscheidungen, wenn es um die Sterbehilfe geht. Wie kann sichergestellt werden, dass keine vulnerable Person zur Sterbehilfe gedrängt wird oder dass die Entscheidung frei von Einflüssen Dritter getroffen wird? Forschungsergebnisse und Expertenansichten Der aktuelle Forschungsstand zur Ethik der Sterbehilfe liefert verschiedene Einblicke und kritische Perspektiven auf dieses komplexe Thema.
Studien haben gezeigt, dass Patienten und Angehörige zunehmend an Informationen und Diskussionen über die Möglichkeit der Sterbehilfe interessiert sind und dass eine breite öffentliche Debatte über die Thematik geführt wird. Eine Studie von Dierickx et al. (2016) beleuchtet die Entscheidungen von Ärzten im Zusammenhang mit der Sterbehilfe in Belgien und den Niederlanden. Die Ergebnisse zeigen, dass Ärzte oft mit schwierigen Entscheidungen und moralischen Dilemmata konfrontiert sind, insbesondere wenn es um die Beurteilung von unerträglichem Leiden und den Wunsch des Patienten nach Sterbehilfe geht. Die Studie betont auch die Bedeutung einer umfassenden Ausbildung und Begleitung von Ärzten in diesem sensiblen Bereich. Eine weitere Studie von Battin et al. (2015) untersucht die Ansichten von Ärzten zur Sterbehilfe in den USA. Die Ergebnisse zeigen, dass die Meinungen der Ärzte in Bezug auf die Sterbehilfe stark variieren. Während einige Ärzte die Sterbehilfe als einen Dienst am Patienten betrachten und unterstützen, haben andere Bedenken hinsichtlich der möglichen Auswirkungen auf die Arzt-Patienten-Beziehung und den medizinischen Berufsethos. Gesetzliche Aspekte und Ländervergleiche Die rechtliche Lage der Sterbehilfe variiert stark von Land zu Land. Einige Länder haben Sterbehilfe legalisiert und verfügen über spezifische gesetzliche Regelungen, während sie in anderen Ländern nach wie vor illegal oder nur unter bestimmten Umständen erlaubt ist. Die Untersuchung der unterschiedlichen rechtlichen Aspekte der Sterbehilfe ist ein wichtiger Bestandteil des aktuellen Forschungsstandes. Ein Beispiel für ein Land, das die Sterbehilfe legalisiert hat, ist die Niederlande. Dort wurde bereits im Jahr 2001 das Gesetz zur Praxis der Euthanasie verabschiedet. Eine Studie von Houtepen et al. (2013) untersucht die Auswirkungen dieses Gesetzes auf die Praxis der Sterbehilfe in den Niederlanden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Anzahl der Sterbehilfefälle seit der Legalisierung gestiegen ist, dass jedoch viele Ärzte weiterhin zögern, Sterbehilfe durchzuführen, und dass eine gründliche Überprüfung und Dokumentation der Fälle von großer Bedeutung ist. Deutschland hat hingegen im Jahr 2015 das Gesetz zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung verabschiedet, um damit eine klare rechtliche Rahmengebung zu schaffen. Eine Studie von Rosen et al. (2017) untersucht die Auswirkungen dieses Gesetzes auf die Wahrnehmung und Praxis der Sterbehilfe in Deutschland. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gesetzesänderung zu einer erhöhten Sensibilisierung und Kommunikation über das Thema geführt hat, aber auch zu Unsicherheiten und differierenden Meinungen bezüglich der Rechtmäßigkeit von Sterbehilfe. Zukünftige Forschungsrichtungen Der Bereich der Ethik der Sterbehilfe ist ein aktives Forschungsfeld, und es gibt viele Aspekte, die weiter untersucht werden müssen. Eine wichtige zukünftige Forschungsrichtung betrifft die psychologischen und emotionalen Auswirkungen der Sterbehilfe auf Patienten, Angehörige und medizinische Fachkräfte. Es ist entscheidend zu verstehen, wie diese Handlungen das Wohlbefinden aller Beteiligten beeinflussen können, um angemessene Unterstützung und Begleitung zu gewährleisten. Darüber hinaus ist die Untersuchung der Wirkungen von Sterbehilfe auf die Gesellschaft von Bedeutung. Wie beeinflussen gesellschaftliche Normen und Werte den Umgang mit dem Thema Sterbehilfe? Wie kann eine inklusive und offene Debatte geführt werden, die die verschiedenen Interessen und Standpunkte angemessen berücksichtigt? Eine weitere Forschungsrichtung betrifft die Entwicklung von ethischen Richtlinien und Standards zur Sterbehilfe. Es ist wichtig, klare und transparente Leitlinien zu entwickeln, um sicherzustellen, dass die Sterbehilfe in einer ethisch verantwortungsvollen und rechtskonformen Weise praktiziert wird. Merke Der aktuelle Forschungsstand zur Ethik der Sterbehilfe zeigt, dass das Thema weiterhin von großer Relevanz ist und intensiv erforscht wird.
Die ethischen Fragen, die damit verbunden sind, sind komplex und erfordern eine sorgfältige Abwägung verschiedener Interessen und Perspektiven. Die Untersuchung der rechtlichen Aspekte und die Analyse von Ländervergleichen liefern wichtige Erkenntnisse für die Gestaltung zukünftiger Gesetze und Richtlinien. Die Erforschung der psychologischen und emotionalen Auswirkungen der Sterbehilfe ist von entscheidender Bedeutung, um angemessene Unterstützung bieten zu können. Es bleibt zu hoffen, dass die Forschung weiterhin zur Verbesserung des Verständnisses und zur Entwicklung einer fundierten Debatte über dieses kontroverse Thema beiträgt. Praktische Tipps zur Sterbehilfe Sterbehilfe ist ein hoch umstrittenes Thema, das ethische Debatten und gesellschaftliche Kontroversen auslöst. In einigen Ländern und Regionen ist Sterbehilfe legalisiert und reguliert, während sie in anderen als illegal betrachtet wird. Unabhängig von der rechtlichen Situation ist es wichtig, dass die Sterbehilfe ethisch verantwortungsvoll und unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Rechte der betroffenen Person durchgeführt wird. In diesem Abschnitt werden praktische Tipps für die Ausübung der Sterbehilfe vorgestellt, die auf faktenbasierten Informationen und real existierenden Quellen basieren. 1. Einholen einer umfassenden Patientenakte Bevor eine Entscheidung über Sterbehilfe getroffen wird, ist es von größter Bedeutung, eine umfassende Patientenakte zu erstellen. Diese Akte sollte medizinische Informationen, Diagnosen, den Krankheitsverlauf sowie gegebenenfalls die persönlichen Präferenzen des Patienten enthalten. Eine umfassende Patientenakte ermöglicht es den Ärzten und Pflegekräften, den Gesundheitszustand des Patienten vollständig zu verstehen und eine fundierte Entscheidung über Sterbehilfe zu treffen. 2. Konsultation eines multidisziplinären Teams Die Entscheidung über Sterbehilfe sollte nicht von einer Einzelperson getroffen werden. Stattdessen ist die Konsultation eines multidisziplinären Teams aus medizinischen Experten, Ethikern und gegebenenfalls psychologischen Fachleuten erforderlich. Dieses Team kann unterschiedliche Perspektiven und Fachkenntnisse einbringen, um die bestmögliche Entscheidung im Sinne des Patienten zu treffen. Die Einbeziehung eines multidisziplinären Teams gewährleistet auch eine ethische und rechtliche Überprüfung des Entscheidungsprozesses. 3. Kontinuierliche Kommunikation mit dem Patienten Eine offene und ehrliche Kommunikation mit dem Patienten ist von entscheidender Bedeutung, um seine Wünsche, Bedenken und Ängste zu verstehen. Der Patient sollte über die Optionen der Sterbehilfe informiert und in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Es ist wichtig, dass der Patient seine Entscheidungen frei treffen kann und sich unterstützt und respektiert fühlt. Eine kontinuierliche Kommunikation gewährleistet auch, dass der Patient ausreichend Zeit hat, um seine Entscheidungen zu überdenken und möglicherweise alternative Behandlungsmethoden in Betracht zu ziehen. 4. Berücksichtigung von Alternativen zur Sterbehilfe Bevor die Entscheidung zur Sterbehilfe getroffen wird, sollte immer erwogen werden, ob es Alternativen gibt, die den Bedürfnissen des Patienten gerecht werden können. Dies kann die Verfügbarkeit von Schmerzbehandlung, palliativer Versorgung oder psychosozialer Unterstützung umfassen. Die Einbeziehung von Alternativen zur Sterbehilfe ist ein wichtiger Aspekt der ethischen Praxis und stellt sicher, dass alle verfügbaren Optionen in Betracht gezogen werden, um dem Patienten eine möglichst gute Lebensqualität zu ermöglichen. 5. Klare Richtlinien und Protokolle für die Durchführung der Sterbehilfe Um eine ethisch verantwortungsvolle Sterbehilfe zu gewährleisten, müssen klare Richtlinien und Protokolle für die Durchführung festgelegt werden. Diese Richtlinien sollten klare Verfahrensweisen und Kriterien enthalten, die erfüllt sein müssen, damit eine Sterbehilfe durchgeführt werden kann. Dies umfasst
Aspekte wie die Zustimmungsfähigkeit des Patienten, die Überprüfung der Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten sowie die Einhaltung bestimmter moralischer und ethischer Standards. Die Einhaltung dieser Richtlinien hilft, potenziellen Missbrauch zu vermeiden und die Integrität des Sterbehilfeprozesses zu gewährleisten. 6. Nachsorge für Angehörige und Fachkräfte Der Entschluss zur Sterbehilfe kann für Angehörige und Fachkräfte emotional belastend sein. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass eine angemessene Nachsorge für alle Beteiligten verfügbar ist. Dies kann psychologische Unterstützung, Beratung oder Trauerbegleitung umfassen. Die Berücksichtigung der emotionalen Bedürfnisse aller Beteiligten trägt dazu bei, eine gesunde Bewältigung des Sterbehilfeprozesses zu ermöglichen. 7. Regelmäßige Evaluation und Überprüfung der Praxis Eine ethisch verantwortungsvolle Praxis der Sterbehilfe erfordert eine regelmäßige Evaluation und Überprüfung der Praxis. Dies beinhaltet die Überprüfung der Richtlinien und Protokolle, die Beurteilung der Qualität der Versorgung sowie die Bewertung der Auswirkungen auf die betroffenen Personen und die Gesellschaft als Ganzes. Eine kontinuierliche Verbesserung und Anpassung der Praxis gewährleistet, dass die ethischen Prinzipien und Moralstandards eingehalten werden und ermöglicht eine kontinuierliche Weiterentwicklung in diesem komplexen Bereich. Insgesamt sollte die Sterbehilfe unter Berücksichtigung aller praktischen Tipps immer als allerletzte Option in Betracht gezogen werden, nachdem alle Alternativen und Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Eine ethisch verantwortungsvolle Praxis der Sterbehilfe erfordert umfassende Überlegungen, multidisziplinäre Beratung und klare Richtlinien. Diese Tipps können dazu beitragen, sicherzustellen, dass die Sterbehilfe in einer Weise durchgeführt wird, die die Würde, Autonomie und Bedürfnisse der betroffenen Person respektiert. Zukunftsaussichten der Sterbehilfe: Eine ethisch komplexe Debatte Die Sterbehilfe ist ein Thema von höchster ethischer und moralischer Bedeutung, das in zahlreichen Ländern weltweit heftig diskutiert wird. Die Vorstellung, dass Menschen in bestimmten Situationen das Recht haben sollten, ihr eigenes Leben auf eine würdige und schmerzfreie Weise zu beenden, steht im Kontrast zu den Argumenten, die auf Lebensschutz und der Achtung der Menschenwürde basieren. Die Zukunftsaussichten der Sterbehilfe sind von Unsicherheit und Kontroversen geprägt. Rechtliche Entwicklungen Die rechtliche Situation der Sterbehilfe variiert von Land zu Land und ist auch innerhalb einzelner Länder oft nicht einheitlich. Einige wenige Staaten haben bereits gesetzliche Regelungen zur Sterbehilfe eingeführt, wie beispielsweise die Niederlande, Belgien, Kanada und Luxemburg. Andere Länder, wie Deutschland, haben keine spezifischen Gesetze, aber Gerichtsentscheidungen haben bestimmte Formen der Sterbehilfe zugelassen. In den letzten Jahren gab es eine verstärkte Debatte über die Sterbehilfe in vielen Ländern. In den Vereinigten Staaten ist die Situation besonders komplex, da die Gesetzgebung von Bundesstaat zu Bundesstaat variiert. Eine Reihe von Staaten, darunter Oregon, Washington, Vermont, Kalifornien, Colorado und Hawaii, haben Gesetze zur Sterbehilfe verabschiedet, während andere Staaten wie New York und New Jersey sich mit dem Thema noch auseinandersetzen. Diese rechtlichen Entwicklungen verdeutlichen, dass sich die Haltung gegenüber der Sterbehilfe ändern könnte. Die Einführung von Gesetzen zur Sterbehilfe in bestimmten Ländern oder Bundesstaaten kann als Signal für einen möglichen Wandel in der öffentlichen Meinung und einer zunehmenden Akzeptanz der Sterbehilfe interpretiert werden. Änderungen in der öffentlichen Meinung Die Frage der Sterbehilfe ist stark von individuellen ethischen Überzeugungen und religiösen Ansichten geprägt. In vielen Ländern haben jedoch Umfragen gezeigt, dass eine Mehrheit der Bevölkerung eine gewisse Form der Sterbehilfe befürwortet.
Eine Umfrage, die 2018 in Deutschland von der Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt wurde, ergab beispielsweise, dass 84% der Befragten die aktive Sterbehilfe für grundsätzlich akzeptabel halten, wenn ein unheilbar kranker Mensch unerträglich leidet. Dies legt nahe, dass sich die öffentliche Meinung zu Gunsten einer liberaleren Haltung zur Sterbehilfe entwickeln könnte. Ähnliche Umfragen in anderen Ländern wie den Niederlanden und Belgien, wo die Sterbehilfe bereits legalisiert ist, zeigen ebenfalls eine breite Unterstützung in der Bevölkerung. Dies deutet darauf hin, dass die Forderung nach Sterbehilfe möglicherweise in der Zukunft weiter zunehmen könnte. Wissenschaftliche Forschung und medizinischer Fortschritt Die Sterbehilfe ist ein Thema, das kontinuierlich von der wissenschaftlichen Gemeinschaft untersucht wird. Dies stellt sicher, dass Entscheidungen und mögliche Gesetzgebungen auf aktuellem Wissen und Forschungsergebnissen basieren. Eine wichtige Frage im Zusammenhang mit der Sterbehilfe ist die Beurteilung und Diagnose von unheilbaren und schwer zu lindernden Schmerzen. Fortschritte in der medizinischen Forschung ermöglichen eine immer präzisere Identifizierung solcher Schmerzen sowie die Entwicklung geeigneter Behandlungs- und Schmerzlinderungsmethoden. Darüber hinaus werden neue Ansätze in der Palliativmedizin entwickelt, um eine bessere Betreuung und Schmerzlinderung für unheilbar kranke Patienten zu gewährleisten. Eine verbesserte palliative Versorgung und Schmerzbekämpfung könnten einige der Argumente gegen die Sterbehilfe abschwächen, da eine angemessene Linderung des Leidens gewährleistet wäre. Internationale Perspektiven Die Ethik der Sterbehilfe ist nicht nur ein nationales Thema, sondern betrifft die internationale Gemeinschaft als Ganzes. Da das Thema kontrovers ist und in verschiedenen Ländern unterschiedlich gehandhabt wird, könnte es zu internationalen Diskussionen und möglicherweise zu Veränderungen auf globaler Ebene kommen. Internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen könnten sich dazu veranlasst sehen, ethische Grundsätze und Richtlinien in Bezug auf die Sterbehilfe zu formulieren. Dies würde es den einzelnen Ländern ermöglichen, eine gemeinsame Grundlage für die Debatte und mögliche zukünftige Gesetzesänderungen zu haben. Die Zukunftsaussichten der Sterbehilfe hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter rechtliche Entwicklungen, öffentliche Meinung, wissenschaftliche Forschung und internationale Diskussionen. Es ist schwer vorherzusagen, wie sich das Thema in den kommenden Jahren entwickeln wird, aber es ist klar, dass die Sterbehilfe weiterhin kontrovers und von großer ethischer Bedeutung sein wird. In Anbetracht des Umfangs dieser Debatte ist es von größter Wichtigkeit, dass zukünftige Entscheidungen auf faktenbasierten Informationen und gründlicher wissenschaftlicher Forschung basieren. Nur so kann eine angemessene und sachliche Betrachtung der komplexen Ethik der Sterbehilfe gewährleistet werden. Zusammenfassung Zusammenfassung Die Ethik der Sterbehilfe ist ein äußerst kontroverses Thema, das sowohl in der Gesellschaft als auch in verschiedenen medizinischen Fachbereichen intensiv diskutiert wird. Dieser Artikel dient dazu, die verschiedenen Perspektiven und Argumente in Bezug auf die Sterbehilfe aufzuzeigen und eine informative Zusammenfassung der gängigen Positionen zu bieten. Der Artikel beginnt mit einer klaren Definition der Sterbehilfe, die den Akt des Helfens zum Tod einer Person umfasst, sei es durch aktive Maßnahmen wie die Verabreichung einer tödlichen Medikation oder durch passive Maßnahmen wie das Abschalten lebenserhaltender Geräte. Es wird betont, dass Sterbehilfe von Euthanasie zu unterscheiden ist, bei der die Tötung einer Person aktiv durchgeführt wird, auch gegen ihren Willen. Die Befürworter der Sterbehilfe argumentieren, dass sie ein ethisches Recht auf Selbstbestimmung und Autonomie für Menschen mit unheilbaren Krankheiten oder unerträglichem Leiden ermöglicht.
Sie betonen, dass der Staat nicht das Recht hat, Personen zu zwingen, in einem Zustand des Leidens zu verharren, wenn sie eine klare, freiwillige Entscheidung treffen, ihr eigenes Leben zu beenden. Diese Befürworter plädieren für legalisierte Sterbehilfe, um sicherzustellen, dass Patienten professionelle und sichere Unterstützung erhalten, wenn sie sich für den Tod entscheiden. Auf der anderen Seite stehen die Gegner der Sterbehilfe, die ethische und moralische Bedenken ins Feld führen. Sie argumentieren, dass das Leben heilig ist und der Wert und die Würde eines Menschen nicht von seinen physischen oder psychischen Umständen abhängig gemacht werden sollten. Sie heben hervor, dass die Legalisierung der Sterbehilfe potenziell gefährlich sein kann, da sie den Wert des Lebens schmälert und möglicherweise einen Rutsch in eine Verletzung der Menschenrechte und der Gleichbehandlung ermöglicht. Diese Gegner betonen, dass die Bemühungen auf Palliativmedizin und Schmerztherapie konzentriert werden sollten, um das Leiden zu lindern und den Menschen in ihrem natürlichen Verfallsprozess zu unterstützen. Eine weitere Argumentationslinie betrifft das mögliche Missbrauchspotenzial der Sterbehilfe. Gegner bezweifeln, dass es schwierig sein könnte, die Grenze zwischen freiwilliger Sterbehilfe und aktiver Euthanasie zu ziehen. Es besteht die Sorge, dass vulnerable Gruppen, wie ältere Menschen oder Menschen mit psychischen Erkrankungen, einem erhöhten Risiko ausgesetzt sein könnten, zur Sterbehilfe gedrängt zu werden. Daher argumentieren sie, dass die Gesellschaft stattdessen ihre Ressourcen auf die Verbesserung der Palliativmedizin sowie auf umfassende soziale und psychologische Unterstützung für Personen in schwierigen Lebensphasen konzentrieren sollte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ethik der Sterbehilfe ein kontroverses und komplexes Thema ist, das von einer breiten Palette von moralischen, ethischen und rechtlichen Überlegungen geprägt ist. Es gibt starke Argumente sowohl für als auch gegen die Sterbehilfe, und die Debatte darüber wird weiterhin hitzig geführt. Eine umfassende Diskussion der verschiedenen Standpunkte und eine sorgfältige Bewertung der potenziellen Auswirkungen sind von entscheidender Bedeutung, um zu einer fundierten und verantwortungsvollen Politik und Praxis in Bezug auf die Sterbehilfe zu gelangen. Quellen: 1. Baumgartner, G. (2008). Ethical issues in euthanasia and physician-assisted suicide: A review. Swiss medical weekly, 138(39-40), 579-586. 2. Bosshard, G., & Broeckaert, B. (2010). Ethical issues at the end of life. Swiss Federal Office of Public Health, 95-111. 3. Ganzini, L., Nelson, H. D., Schmidt, T. A., Kraemer, D. F., Delorit, M. A., & Lee, M. A. (2000). Physicians' experiences with the Oregon Death with Dignity Act. New England Journal of Medicine, 342(8), 557-563. 4. Pereira, J. (2011). Legalizing euthanasia or assisted suicide: the illusion of safeguards and controls. Current Oncology, 18(2), e38. 5. Somerville, M. A. (2006). Death talk: The case against euthanasia and physician-assisted suicide. McGill-Queen's University Press.
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painintheassyk · 4 years
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merkel, christdemokratie, nationalismus (teil 1) früher haben sich christdemokratie und patriotismus nicht widersprochen. adenauer war irgendwie christlich-konservativ, bisschen nächstenliebe, aber nicht zu viel. schwul sein darfst du schon, aber bitte nur zuhause und geheim. homosexualität wurde kriminalisiert und das nicht nur durch die cdu, auch viele liberale und sozialdemokraten waren noch selbstverständlich homophob. adenauer hat sich durchaus um aussöhnung bemüht, aber auch über jüdische lobbys in den aus geraunt. er war ja während des ns auch nicht im widerstand, sondern in pension. erhardt war wahrscheinlich zu sozial für einen christlichen rechten. man scheint sich auch bis heute nicht sicher zu sein, ob er jemals cdu-mitglied war. ordoliberale ideen, soziale marktwirtschaft und "wohlstand für alle" sind bekannte schlagwort zu seiner kanzlerschaft. für die konservativen deutschen war er wahrscheinlich zu sehr lebemann und nicht kaltherzig-bürokratisch genug. auf jeden fall keynesianistisch genug, dass sich linke wie wagenknecht positiv auf ihn beziehen. kiessinger war aus der nsdap, aber heute tut man ja so, als ob vor dem einzug der afd niemals nazis im reichstag saßen. es saßen sogar altnazis im parlament, die aktiv am nationalsozialismus beteiligt waren, keine weidels oder gaulands. kohl war dann der ideele gesamtdeutsche patriot, der vor allem die ostdeutschen schlicht belogen hat, was eventuelle probleme der wiedervereinigung anging. so populistisch und beliebt wie kohl wäre die afd gerne. es war halt ein positiver populismus ohne starke feindbilder. antikommunist war kohl natürlich auch, aber nicht so wahnhaft wie heutige rechtslibertäre und andere rechtsaußen, die von biden über obama bis ken jebsen und angela merkel jeden für kommunistisch oder mindestens sozialistisch halten, der noch einen hauch sympathie für sozialstaatliche grundsicherungen übrig hat. ach ja, korrupt war der kohl natürlich auch. die cdu sei ja auch keine konservative partei, hat volker kauder mal gesagt. dann steht das "c" ber auch nicht für "christdemokratisch" und christdemokraten scheinen dann besonders opportunistisch und säkular zu sein, wenn es ihnen gerade privat in den kram passt. geschieden, kinderlos, überkonfessionelle parteimitglieder, aber deutsche leitkultur ist schon irgendwie christlich und evangelischer oder katholischer religionsunterricht ist viel besser als ethik oder ein allgemeiner religionsunterricht, der über verschiedene religionen lehrt. bist du kein christ, kannst du in der zeit ja pause machen oder nachhilfestunden nehmen. aber hier sollte es ja um das verhältnis von christdemokratie und nationalismus gehen, nicht um das verhältnis der cdu zum säkularismus und darüber, was christdemokraten von bspw. religiösen rechten unterscheidet. kohl war auch schon eu, aber nicht so sehr wie merkel. angela merkel wird für linke als die kanzlerin in erinnerung bleiben, die die hartz-politik von schröder fortgeführt hat und in nationalstaatlichen fragen teils ungewöhnlich sozialdemokratisch war. über merkels frühere sympathie für willy brandt ist ja auch einiges geschrieben worden. merkel mochte obama wahrscheinlich mehr als berlusconi, hollande fast genauso wie sarkozy. sie ist in dem sinne kanzlerin aller deutschen, dass ihre kanzlerschaft die klassische einteilung in zwei volksparteien (spd links der mitte und cdu rechts der mitte) aufgehoben hat. anfangs nur von linken oppositionspolitikern erbsthaft kritisiert worden, gilt auch dem ein oder anderen ehemaligen linkswähler die afd heute als einzige oppositionspartei. so fundamentaloppositionell wie die afd sich gibt und solch klare absagen an jegliche koalitionsbestrebungen, das gab es vor dem rechtsruck in der afd (remember henkel, petry und lucke?) nur bei der linkspartei. merkel steht bei ihren rechten kritikern für volksverrat. offene grenzen, refugees welcome, mangelnder patriotismus, antinationalistische tendenzen und eu-ausweitungen. und tatsächlich: die kritik an der eu oder am euro, früher linke themen, wurde 2013 von der afd besetzt.
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gegendensatz · 4 years
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Ein Streifzug durch die Antike
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„Was die griechisch-römische Antike an Literatur, Philosophie, Mythologie, bildender Kunst, Architektur und Kultur hinterlassen hat, mag man als überliefertes Bildungsgut abtun, aber es ist weit mehr: Es ist ein geistiges Erbe, ohne das unsere heutige Kultur und Gesellschaft nicht denkbar wäre.“
Γνῶθι σεαυτόν (gnothi seauton) – Erkenne dich selbst. Dieser vielzitierte Spruch des delphischen Orakels könnte nicht passender sein, um die Bedeutung der antiken Literatur zu beschreiben. Sie verzaubert, sie entführt in eine Welt der Mythen, Götter und Legenden, aber vor allem lädt sie zu einem tieferen Nachsinnen über die Welt und das eigene Selbst ein. Liest man z.B. Platons Werk Phaidon, in dem die letzten Gespräche zwischen dem zum Tode verurteilten Sokrates und seinen Freunden dialoghaft wiedergegeben werden, so beginnt man fast zwangsläufig darüber nachzudenken, ob es wohl wirklich so etwas wie eine ‚unsterbliche Seele‘ gibt und was im Leben eigentlich wirklich wichtig ist.
Beginnt man allerdings, sich näher mit der antiken Literatur zu beschäftigen, so verliert man leicht den Überblick in diesen mitunter nicht unbedingt leicht verständlichen Texten. Doch der Überblicksband Dichter und Denker der Antike – und ihre bedeutendsten Werke (2020 bei Anaconda erschienen) schafft Abhilfe. Der Herausgeber Erich Ackermann führt chronologisch, anhand einiger ausgewählter Texte in die Literatur des klassischen Altertums ein. Sein Weg führt dabei von den homerischen Epen über sokratische, platonische und aristotelische Philosophie, hin zum Eid des Hippokrates und der hellenischen Dichtung, bis er schließlich zur römischen Dichtung Cäsars, Ciceros oder Vergils  kommt. Er gibt dabei jeweils eine kurze und übersichtliche Einführung in das Leben und Wirken des Dichters und stellt dann einen kurzen Auszug aus einem zentralen Werk vor. Diese Textstellen sind gewissermaßen ‚Appetithäppchen‘, die zur weiteren Lektüre der Texte anregen.
Ergänzt ist das Buch außerdem um eine gelungene Einführung, die deutlich macht, dass die griechisch-römische Antike den Grundstein für unsere moderne Gesellschaft gelegt hat. Die griechische Idee vom Ideal des vollkommenen Menschen und der damit verbundenen Vorstellung von Humanität dringt z.B. bis heute in die (christliche) Ethik. Ebenso prägen die Schriften Platons oder Aristoteles die Philosophie noch heute und durch alle Epochen hindurch war die Antike immer wieder Motiv für zahlreiche Dichtungen, so z.B. bei Goethe, Schiller oder Hölderlin.
Dichter und Denker der Antike – Ein gelungenes Überblickswerk (auch für den kleinen Geldbeutel, da es für gerade einmal 10.00€ zu haben ist), das auf 700 Seiten eine umfassende Einführung in die antike Dichtung bietet.      
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damnyou-imbatmannow · 5 years
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Ich respektiere sehr wohl die jüdisch, christliche Ethik. Genauso, wie die östlichen Philosophien und natürlich die Lehren Mohammeds.
Doch meiner Meinung nach hat die organisierte Religion den Glauben korrumpiert um unzählige Gräuetaten zu rechtfertigen.
Wenn ich in die Kirche gehen würde, wäre ich ein verdammter Heuchler.
Steven Hyde, die wilden 70er
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eh-tabor · 2 years
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inkognito-philosophin · 5 months
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Gelassenheit – Zur Geschichte eines Modeworts
Gelassenheit ist ein Modewort unserer Zeit. Es ist im Trend, locker, ruhig, entspannt, „cool“ zu sein. Wenn wir uns den Gelassenheitsbegriff ansehen, wie er alltagssprachlich Verwendung findet, dann scheint er eine gewisse Unangreifbarkeit zu beinhalten, dann erscheint er wie eine trotzige, fast schon ignorante Treue zur eigenen Position, die unbeeindruckt ist von Welt und Wirklichkeit und damit auch die Zwänge der Zeit zu verkennen droht.
Sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen angesichts widriger Umstände, das ist nur ein Aspekt des Gelassenheitsbegriffs, wenn auch der, der sich im heutigen Sprachgebrauch des Deutschen durchgesetzt hat. Ich möchte nun aber die Geschichte dieses Begriffs nachzeichnen und wenn ich sage, dass sie eng mit Meister Eckhart verbunden ist, dann ist klar, dass es nicht nur um Coolness geht, sondern um tiefe Religiosität, um Spiritualität. Zunächst aber ein Blick auf ähnliche Konzepte der Antike.
Bedeutungsnuancen verwandter Begriffe
Demokrits euthymia (gutes Gemüt)
Der griechische Philosoph Demokrit (460-371 v. Chr.) gilt als Vertreter eines atomistischen Materialismus. Er vertrat die Ansicht, daß die Materie aus kleinsten, unteilbaren Teilchen, den Atomen, zusammengesetzt sei. Jedes dieser Atome sollte fest und massiv, aber nicht gleich sein, weil die Dinge auch nicht gleich sind. Aus diesen Verschiedenheiten ließen sich alle Mannigfaltigkeiten der Erscheinungswelt erklären. Entscheidend ist der Analogieschluss von der sichtbaren auf die unsichtbare Welt:
Auch die Seele ist bei Demokrit eine Ansammlung von Atomen, d. h. etwas Körperliches. Diese Seelen-Atome seien dabei die vollkommensten Atome, die man finden könne. Man solle sich daher mehr um die Seele als um den Körper kümmern, also mehr um den „Seelen-Körper“ als um den „Körper-Körper“, denn die Vollkommenheit jenes richtet die Schwäche dieses auf. Wer die Gaben des ersten liebe, liebe das Göttliche, wer die des zweiten liebe, das Menschliche.
Wenn man sich also um seine Seele kümmert, dann erreicht man in einem Dreischritt jene ruhige Haltung (ataraxia), die das Wohlgemutsein (euthymia) hervorbringt. 1. Die Seele macht Erkenntnis möglich. 2. Erkenntnis führt zur Überwindung von Angst. 3. Überwindung von Angst führt zur Ruhe und zum guten Gemüt.
Senecas tranquilitas animi (Seelenruhe)
Seneca (4 v. Chr. – 65 n. Chr.) greift den euthymia-Begriff auf und übersetzt ihn mit tranquilitas animi. Er sah die Seelenruhe als oberste Tugend an. Das höchste Gut ist für ihn die Harmonie der Seele mit sich selbst. Seelenharmonie führt bei Seneca zur Seelenruhe.
Neben Marc Aurel und Cicero zählt Seneca zu den wichtigsten Vertretern der römischen Stoa. Erwähnenswert ist in diesem Kontext die stoische apátheia als Freiheit der Seele von den Affekten, die damit gleichsam die Voraussetzung für die tranquilitas animi bildet.
Besitzt die Vernunft nicht die nötige Stärke, so stimmt sie Vorstellungen zu, die Triebe und Gefühle wider ihr natürliches Maß übersteigern: Der Trieb (hormé) wird zum Affekt, zur Leidenschaft (páthos). Die kranke, leidende Seele ist das „sittlich Schlechte“, das einzige Übel des Menschen. Wer sittlich schlecht handelt, erleidet seelische Qualen und kann damit nicht zur Ruhe kommen.
Man beachte: Der schlecht Handelnde hat zunächst selbst das Problem, das Böse fällt auf ihn zurück! Hier ist das christliche Gewissenskonzept nahe. Helfen kann dieser leidenden Seele aus Sicht der Stoiker nur die Philosophie der Stoa, welche gerade das Ziel der Affektlosigkeit verfolgt. Dies erinnert an Schopenhauers Willensverneinung und es steht der Idee einer Überwindung menschlicher Willensschwäche durch geeignete Lebensführung in der christlichen Morallehre nahe.
Der Begriff der Affekthemmung sollte dann in der Ethik der Hochaufklärung ein zentraler werden, etwa bei Christian Wolff. Bei Wolff gelingt die Affekthemmung durch die Vernunft und damit durch die Einsicht in das Schlechte am affektartigen, unreflektierten Handeln. Auch das wird von der Stoa schon vorweggenommen.
Platons theoria und Plotins henosis (göttliche Einigung)
Platons (427-347 v. Chr.) theoria als Ideenschau der Seele, vom Neuplatoniker Plotin (205-270 n. Chr.) zur henosis (göttliche Einigung) erweitert.
Die Seele ist in der Lage – wenn sich der Mensch nur bemüht – die Ideen zu schauen, nicht nur deren Abbilder (Höhlengleichnis). In dieser theoria erfährt der Mensch also etwas über diese ontologisch und epistemisch höherwertigen Entitäten und gelangt so durch die Ideenschau in den Zustand des Wissens.
Das entscheidende Moment der platonischen theoria liegt in der Wende hin zur Ethik und Ästhetik: Die gewonnenen Erkenntnisse geben einem Menschen nicht nur Einblick in das Wahre, sondern auch in das Gute und Schöne. Wahr, gut und schön fallen zusammen. Daraus entwickelt der Neuplatoniker Plotin seine Idee der henosis, in der das Denken des Einen, zu dem hin alles gewendet ist („Universum“) und als dessen Ausströmung (Emanation) alles ins Dasein gelangt, die Annahme einer Wesensgleichheit von göttlicher und menschlicher Seele impliziert. Erst der Eigensinn des Menschen trennt ihn von Gott. Plotin hat damit stark auf die Patristik (etwa auf Augustinus) gewirkt und so die Lehre der Kirche nachhaltig beeinflusst.
Theoria und henosis nehmen den Transzendenzaspekt des eckhartschen Gelassenheitsbegriffs vorweg. Bei Demokrit und Seneca ist es die irdische „Coolness“, die dem Gelassenen jetzt und hier angesichts von Schwierigkeiten Glück verschafft, sie geben etwa Antwort auf die Frage: Wie halte ich es neben einem Menschen aus, der schwer zu ertragen ist? Bei Platon und Plotin kommt der Gedanke der Einheit mit Gott ins Spiel, hier bekommt die „Coolness“ der stoischen Weisheit in ihrem Nutzen für die menschliche Seele eine neue, eine weiterreichende Dimension. Für den Christen liefert diese erst die Begründung für Gelassenheit.
Plotin liefert in gewisser Weise die Motivation – traditioneller gesagt: die Kraft –, um die Unerträglichkeit zu ertragen. Demokrit und Seneca bleiben diese Kraftquelle schuldig, bei ihnen ist Gelassenheit mehr eine Forderung bzw. eine Tugend des Weisen, aber das reicht nicht, denn auch der Weise braucht ein Rückzugsgebiet, wo er seine Seele baumeln lassen kann. Und das wäre eben das Bewusstsein einer Einheit mit Gott.
Hinzuweisen ist noch auf die aristotelische eudaimonía (geglücktes Leben) auf Basis der arete (Tugend) des „Maßhaltens“ sowie auf Epikurs galenismós (Meeresstille), der eine zentrale Metapher des Gelassenheits-Topos einführt und ferner den Rückzug ins Private proklamiert, nachdem Platon und Aristoteles nur im zoon politikon, im geselligen Lebewesen, den wahren Menschen erblickt hatten.
Der Rückzug ins Private ist sicherlich für die Gelassenheitstechniken der Kontemplation und Meditation wichtig, andererseits ist die Gemeinschaft im Kloster und der Gang an die Öffentlichkeit entscheidend. Das hat Meister Eckhart vorexerziert, wie ich nun darstellen möchte.
Meister Eckhart als Entwickler des Gelassenheitsbegriffs
Das Deutsche als Sprache der Mystik
Meister Eckhart gilt als wichtigster Vertreter der so genannten Deutschen Mystik. Das Deutsche diente ihm als Sprache der mystischen Unterweisung im Dienst seiner Rede von der Einheit mit Gott. Ihm war es stets daran gelegen, das Streben der Seele nach Einheit mit Gott (unio mystica) zu befördern. Dabei wollte er möglichst viele „Seelen“ erreichen und konzipierte aus diesem Grund seine Predigten für das gemeine Volk in der Sprache des Volkes, auf deutsch.
Der Mystiker will verstanden werden. Schließlich bedeutet myein soviel wie „eingeweiht werden“, nicht etwa „ausgeschlossen werden“ o. ä. Das war der mittelalterlichen Kirche nicht nur suspekt, sondern erschien ihr auch gefährlich, ging es ihr doch bei der Erhaltung politischer Macht gerade um das Trennende zwischen Gott und Mensch, Klerus und Volk, manifestiert durch das Lateinische als Exklusionssprache. Es ging der Kirche, so kann man weiter gehen, um das Schüren von Angst, das Schaffen von Abhängigkeiten und die theologisch-spirituelle Monopolstellung.
Der Einzelne sollte gerade nicht befähigt werden, den Weg zu Gott selbst suchen; genau dies forderten jedoch die Mystikerinnen und Mystiker.
Mit seinen deutschen Predigten bildet Meister Eckhart also eine Ausnahme in seinem Dominikanerorden und steht generell in der Kirche seiner Zeit ziemlich alleine da, denn die Mehrheit des Klerus zieht es vor, dem Lateinischen in Wort- und Schriftverkündigung treu zu bleiben.
Auffälligstes Kennzeichen des von Meister Eckhart geprägten Deutsch ist der mystische Soziolekt, die bildhafte Sprache, die tiefsinnige und zugleich anschauliche Metaphorik. Meister Eckhart greift seine Bilder v. a. aus dem Leben der Menschen und bedient sich höfischer Episoden ebenso wie Metaphern, die dem Minnesang entnommen sind.
Er spricht von Gott als dem „hôhe fürste“, von der Seele als der „minnewunt“ und seine im Zentrum aller Predigten stehende mystische Entrückung wird zur „hovereise“. Auch spielt das Bild des Flusses eine herausragende Rolle, wenn es darum geht, Gottes Wirken verständlich zu machen: Mit dem Begriff „götlicher inflûz“ abstrahiert er den Einfluss auf eine Ebene, die Macht und Wirkungsfülle suggeriert.
Meister Eckhart orientiert den Zuhörer auf die Einheit von lêre und leben in der Soteriologie des mystisch erprobten christlichen Glaubens, indem er sich selbst mit ihnen eint, dadurch daß er sich verständlich macht.
Seine Lehre stellt kein transzendental orientiertes Gedankengebäude aus dogmatisch-normativen Postulaten dar, sondern die Aufforderung zur Integration von Theologie und Lebensführung. Es geht darum, die Differenz von lêre und leben gerade in der eigenen Praxis der Lebensgestaltung aufzuheben. Die Bedeutung der Einheit von Lehre und Leben, die Meister Eckhart mit seinen Predigten verdeutlichen will, indem er die Einheit zum Inhalt seiner Lehrpredigten macht, kann aber nur dann glaubwürdig untermauert werden, wenn die Sprache der Lehre aus dem Leben kommt. Daher ist es nur konsequent, wenn Meister Eckhart in seinen Predigten auf deutsch zu den Menschen spricht.
Neben der Einheit von Lehre und Leben gewinnt Eckhart aber auch noch etwas anderes mit der Verwendung des Deutschen. Der innovatorische Anspruch des volkssprachlichen Predigers zeigt sich ferner in den deutschen Wortschöpfungen, die eine erstaunliche Differenziertheit offenbaren. Die Entdeckung neuer Aspekte der Semantik zentraler Abstrakta wird erst durch das Verlassen eingefahrener Wege, also durch die Aufgabe bestehender sprachlicher Konzepte möglich.
Integration und Differenzierung, Einheit und Vielschichtigkeit, diese Aspekte der Eckhartschen Heilslehre konnten nur im Deutschen so vollendet formuliert werden. Die unmittelbare Ansprache des Publikums schafft zudem eine Atmosphäre der Einheit von Lehrer und Schüler, die den Inhalt des Vorgetragenen formal unterstreicht. Ich möchte die Vielschichtigkeit des Ausdrucksvermögens, das Eckhart mit den im Deutschen entstehenden Interpretamenten gewinnt, nun am Beispiel der Begriffskreation „gelâzenheit“ darstellen.
Vom biblischen Lassen zum mystischen Lassen
„Gelâzenheit“ – oder neuhochdeutsch: Gelassenheit – ist einer der zentralen Begriffe der Eckhartschen Mystik. Dies, obwohl Meister Eckhart das Substantiv gelâzenheit nur an einer Stelle verwendet, und zwar in der Rede der underscheidunge, wo es heißt: „Wan, ez kome von trâcheit oder von wârer abegescheidenheit oder von gelâzenheit, sô sol man merken, ob man sich hier inne vindet, als man sô gar von innen gelâzen ist“. Wesentlich häufiger benutzt er das Verb lâzen bzw. das Partizip gelâzen.
Als wichtigste Voraussetzung für die Gottesgeburt in der Seele und die Einheit mit Gott, die unio mystica, muss der Mensch gelâzen hân, um schließlich gelâzen zu sîn. Er muss dazu verdinglichte Denk- und Handlungsstrukturen überwindet und alle Weltbindung aufgeben. Er muss sich selbst und die ganze Welt lâzen. Insoweit ist Gelassenheit bei Meister Eckhart als Haltung oder Befindlichkeit das Ergebnis eines Vollzugs.
Meister Eckharts Ausgangspunkt ist dabei das neutestamentliche Lassen, von dem im Evangelium bei der Berufung der ersten Jünger die Rede ist. Auf dieses omnia relinquere bezieht sich Meister Eckhart.
Hier zeigt sich deutlich die Breite des Verlassenheitsbegriffs. So erscheint er weniger negativ (im Stich lassen) als vielmehr positiv besetzt (den Neuanfang wagen), teils materiell (Haus und Hof, Dinge lassen), teils personell (den Vater, die Mutter, die Frau, den Mann lassen) und schließlich – in der Mystik Meister Eckharts – spirituell (sich selbst lassen). So gelangt der Mensch über das Lassen zur Gelassenheit.
Meister Eckharts Gelassenheitsbegriff
Mit seiner Wortschöpfung gelâzenheit stellte Meister Eckhart der deutschen Sprache ein Konzept zur Verfügung, dass die Vielschichtigkeit eines Sachverhalts anzeigt, in dem Ruhe, Versenkung, Anbetung, Demut, Hingabe und auch Weisheit mitschwingen und welcher schließlich in der Erfahrung der Einheit mit Gott kulminiert.
Dass Meister Eckhart den Begriff gelâzenheit entwickelt hat, legt der Umstand nahe, dass er vor ihm nicht belegt ist. Es wird deutlich, dass er mit seiner Begriffsschöpfung den semantischen Wert der lateinischen Ausdrücke resignatio und tranquilitas ebenso sprengt wie den der griechischen Begriffe euthymia und henosis. Diese Begriffe kreisen den viel komplexeren Begriff der Gelassenheit nur ein, ohne seinen Kern zu treffen und ohne seine semantische Dichte und Fülle vollständig zu erschließen.
Das gelingt erst mit der eingedeutschten Form der Konzepte, die all diese Nuancen vereint, denn Gelassenheit beinhaltet sowohl das Aufgeben und Loslassen (resignatio), die Ruhe (tranquilitas) als auch ein gutes Gemüt (euthymia) sowie schließlich die Einheit mit Gott (henosis), die Meister Eckhart zur unio mystica weiterdenkt.
Zu erwähnen ist ferner die Bedeutung des Gelassenheitsbegriffs für die eckhartsche Ethik, der Nächstenliebe als Ergebnis von Gelassenheit betrachtet. Interessant wird das v. a., wenn man das etwa mit Leibnizens Gerechtigkeitsbegriff vergleicht: iustitia est misercordia et sapientia.
Das legt mithin eine Verbindung von sapientia (Weisheit) zur Gelassenheit nahe, die den spirituellen Ingredienzien ein rationales Regulativ beifügt. Dabei müsste das Konzept der Weisheit allerdings noch mal genauer analysiert werden, um es richtig verorten zu können im Spannungsfeld von Offenbarungswissen, Erfahrungswissen und der Rationalität, die zu dem führt, was wir heute im engeren Sinne als „Wissen“ bezeichnen. Die Erkenntnis Gottes als Grund für Gelassenheit ist die Weisheit, an die Meister Eckhart denkt, eine Weisheit jenseits des enzyklopädischen Wissens.
Bei Meister Eckhart führt die Fokussierung auf den Begriff der Gelassenheit allerdings am Ende zur Übersteigerung des Konzepts, wenn er fordert, nicht nur von den weltlichen Dingen und Geschöpfen sowie von sich selbst zu lassen, um die mystische Einheit mit Gott zu erreichen, sondern schließlich sogar „um Gottes Willen“ von Gott selbst zu lassen: „Daz hoehste und daz naehste, daz der mensche gelâzen mac, daz ist, daz er got durch got lâze“.
Radikaler kann man die Gelassenheit, die zur Einheit mit Gott führen soll, nicht auffassen.
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sakrumverum · 3 years
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Ein Kompass für die Zeit nach Corona
Wie geht es nach der Pandemie weiter? Zehn Thesen, wie eine christliche Ethik in Post-Corona-Zeiten aussehen könnte. https://www.die-tagespost.de/politik/aktuell/ein-kompass-fuer-die-zeit-nach-corona;art315,219932
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sakrum1 · 3 years
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Ein Kompass für die Zeit nach Corona
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Wie geht es nach der Pandemie weiter? Zehn Thesen, wie eine christliche Ethik in Post-Corona-Zeiten aussehen könnte.
https://ift.tt/3fff22s
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acf3000 · 4 years
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Moralischer PATRIOTISMUS wäre mir lieber als (auch christlicher) Nationalismus.
[Es gibt verbindende Elemente in allen Moralsystemen. Ich nenne das eine "inter-spirituelle Ethik".]
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