#Linkssein
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Rechts sein: Begriff und Philosophie
Ein Mangel Über das Linkssein und das Rechtssein könnte man ganze Bücher füllen. Eigentlich. Faktisch findet die Debatte aber kaum statt. Eine medial tonangebende Linke verhindert jeden Diskurs außerhalb einer eigennützigen linken Sicht, in der “rechts” – wie sollte es denn anders sein – als Synonym für “Extremismus” missbraucht wird. Rechts ist man dann aus rechter Sicht vorzugsweise hinter…
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Schon immer waren es Intellektuelle, die Ressentiments formulierten. Beim Antizionismus kommt hinzu, dass er der akademischen Linken zur moralischen Selbstvergewisserung dient.
[...] Der Antizionismus ist das Ticket, dessen Gegenzeichnung, egal was man sonst so veranstaltet, die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der edlen Seelen garantiert. Genau deshalb gedeiht er nirgends besser als im akademischen und im Kulturbetrieb.
Mit dem Zerbröckeln der Institutionen der Arbeiterbewegung – Gewerkschaften, Parteien, Kulturverbände – hat in den vergangenen Jahrzehnten mehr und mehr die Universität in einer bestimmten Hinsicht deren Rolle übernommen. Der Ort, an dem man mit linken Ideen in Berührung kommt, an dem agitiert, rekrutiert und ein kollektives Gedächtnis bewahrt wird, ist nicht mehr der Betrieb, sondern das Studium. Die Studenten, die sich 1968 die Uni als ihren Stützpunkt zu eigen machten, waren freilich nur die Vorreiter einer allgemeineren Tendenz: Heutzutage entscheidet darüber, wo einer politisch steht, weniger die Klassenzugehörigkeit als vielmehr der Bildungsgrad.
Seinen Ausdruck findet das nicht zuletzt in der Verlagerung politischer Konflikte aufs Feld der Repräsentation, von Sprache und Symbolik – Felder also, auf denen der intellektuell Geschulte sich rundum heimisch fühlen kann (was die Rechten, die doch einstmals als Wahrer der Kultur sich gerieren durften, wiederum zur Weißglut treibt). »Linkssein« wird unter diesen Bedingungen aus einer Frage des materiellen Interesses zu einer des Habitus: zur moralischen Selbstvergewisserung, dass man nicht bloß zu den Privilegierten gehört, sondern zugleich, oder vielmehr gerade deswegen, zu den Guten.
Auszuhalten ist diese Welt selbst für die Sieger im akademischen Wettbewerb nur, wenn beständig und verbissen Sinn produziert wird: wenn man sich einreden kann, das, womit man sich so durchwurstelt, diene zugleich einem höheren Zweck, der »Diversität« und der »Inklusion«, dem Frieden und der Völkerverständigung. Niemand ist dafür anfälliger als die Kopfarbeiter, und niemand darum auch einfacher aufzustacheln zur Fronde gegen jene, welche die edlen Zwecke in Frage stellen.
Genau das tut Israel, ob es will oder nicht. Gerade weil es durch seine bloße Existenz den Hass der Feinde der Menschheit auf sich zieht, gemahnt es daran, dass nicht jeder Konflikt sich schon verflüchtigen würde, wenn nur alle so sensibel und aufgeklärt wären wie der Bildungsbürger; dass es Feindschaften gibt, gegen die nicht die Feder hilft, sondern nur das Schwert; dass man dem Strom der Geschichte zu widerstehen hat, wenn man nicht in dessen destruktiven Sog geraten will. Exakt das also, was zu verleugnen die Gesellschaft sich ihre Bildungseinrichtungen hält.
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Die Niedertracht als politisches Programm und der Niedergang des humanistischen Menschenbilds
Ein Dreischritt ins neue Jahr
Die Linke ist dabei, den Kulturkampf zu verlieren, und verabschiedet sich von ihrem humanistischen Menschenbild. Niedertracht als politisches Programm gewinnt die Hegemonie in Gesellschaft, Staat und Kultur. Um die Dynamiken einer dysfunktionalen Gesellschaft zu verstehen, kann sich ein Blick auf die Sozialdynamik der bürgerliche Familie als aufschlussreich erweisen
Die Linke verliert nicht nur an politischem Einfluss und wohl auch den Kulturkampf - den Zwischenschritt zwischen gesellschaftlicher und staatlicher Machtergreifung der Rechten. Sie verliert auch ihr Menschenbild. Dass es für Revolutionen, ja auch für Reformen, die diesen Namen verdienen, kein historisches Subjekt und keinen kulturellen Diskurs gibt, ist die melancholische Grundierung dieses „Irgendwie-links-Seins“ - doch nach und nach stellt sich heraus, dass es dafür auch keine soziale und keine kulturelle Trägersubstanz mehr gibt.
Beinahe jeder aus linken Milieus kennt das »Rückkehr nach Reims«-Gefühl.
Wie können Menschen, die noch vor nicht allzu langer Zeit auf mehr Mitmenschlichkeit und mehr Gerechtigkeit hofften, nun den rassistischen, autoritären, nationalistischen Bewegungen hinterherlaufen und jeder Leugnung, jedem Verschwörungsphantasma, jeder wohlfeilen Denunziation von Sündenböcken, jeder sozialen Gewalttat zustimmen? Man hat sich nicht nur vom Linkssein verabschiedet, sondern sich gleich des humanistischen Menschenbilds und seiner demokratischen Organisation entledigt. Was bleibt, das sind die „versprengten Linken“.
Die Niedertracht bekam ihre Texte von Autoren wie Christa Meves, Franz Schönhuber, David Irving und Thilo Sarrazin und sie wurden nicht nur gelesen, sondern verehrt.
Die Prophetien der »Neuen« Rechten boten nicht nur eine andere Erzählung, sie boten eine andere Sprache. Wer diese adaptierte, war für Kritik nicht mehr empfänglich. Die Kulturgeschichte der rechtsextremen Semantik hat tiefe Wurzeln; so ist ihre derzeitige Blüte zu verstehen. Es verbreitete sich eine zwar nicht wirklich neue, aber bis dahin marginalisierte oder verborgene Befindlichkeit. eine Haltung, die die unterschiedlichsten Impulse begleitet, von der Nostalgie über das fundamentalistisch Religiöse, das Esoterische und das Fremdenfeindliche, das Demokratiefeindliche und Gegenaufklärerische, die Autoritäts- und Ordnungssucht.
Eine Kunst und eine Kritik, die sich der Niedertracht in radikaler Weise entgegensetzen, sind derzeit nicht vorstellbar. Längst ist gerade Kultur zu abhängig von Ökonomie und Politik des Bourgeois, dem man mittlerweile den Namen „Mainstream“ gegeben hat. Dieser Mainstream ist zwar nicht mehr an eine Klassenzugehörigkeit gebunden, wohl aber an ein Klasseninteresse: die Bewegung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben; die Bindung kultureller und politischer Möglichkeiten an die ökonomische Situation. Wie nun aber der Bourgeois im Blick des spätromantischen Künstlers zu einer Projektion wurde, so ist auch der Mainstream, gegenüber welchem sich der postmoderne Künstler so hilflos-zornig wähnt, vor allem Projektion.
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#regressive Linke#Niedergang der Linken#niedertracht#Georg Seeßlen#Niedergang des Humanismus#Esoterik#Verschwörungstheorien#Neue Rechte#regressive left#linker antisemitismus#Instagram
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„Europa hat längst vergessen, was es heißt, stolz auf seine Nationalstaaten zu sein. Europa hat es nicht mehr nötig, denn seine Identität versteht sich von selbst, ist ein Faktum. Nationalstolz ist hier im besten Fall unangebracht und im schlechtesten eine Reinkarnation von Nationalismus. Ein Linker zu sein ist in Europa Ehrensache. Dieses europäische Linkssein, die T-Shirts mit Sicheln und Hämmern, die roten Sterne auf Käppchen - all das war in meiner ersten Zeit in Wien sehr schmerzhaft für mich. Denn ich hatte in meinem Koffer nichts mitgebracht als meine unter der roten russischen Sonne vermoderte Heimat, eine nach Sibirien deportierte Vergangenheit, ein mit russischer Propaganda vollgefülltes Gehirn und Angst. Angst, ein Mensch zu sein, Angst, recht zu haben, Angst vor der Freiheit und der Verantwortung für das eigene Leben."
Tanja Maljartschuk: Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus
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Die Wählerwanderung
Manova: »Sechs Prozent Nazis ― o.k.. Zehn Prozent Nazis ― kann passieren. Aber 20 Prozent? Das schockiert denn doch und lässt Erinnerungen an die Weimarer Republik wach werden. Jeder fünfte Deutsche würde heute AfD Wählen. Und die Altparteien, um ihre Pfründe bangend, springen im Viereck. Auch die Linke tut sich schwer damit, wandern doch aus ihrem Lager besonders viele Wähler in die scheinbar genau entgegengesetzte Richtung. Die Lösung des Rätsels könnte darin liegen, dass es sich bei besagten Wählern gar nicht um Nazis handelt, sondern um Bürger, die Ampel und Union für eine Krankheit, die Linke in ihrer derzeitigen Verfassung aber keineswegs für das Heilmittel halten. In ihrem rigiden Moralismus bei nebensächlichen Fragen und in ihrer Verachtung für die Belange der Arbeitnehmer ― traditionell ja die Kernklientel von „Sozialisten“ ― etabliert sich die Linkspartei immer mehr als die kleine Schwester der Grünen. Eingebettete Rebellen, die offenbar nur der zielgruppenspezifischen Beschwichtigung dienen, braucht aber kein Mensch. Wenn Linkssein nur noch bedeutet, möglichst viele Menschen mit möglichst wüsten Worten als „rechts“ zu beschimpfen, wird die Erfolgsstory der AfD ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben. Exklusivabdruck aus „Die (Selbst)Zerstörung der deutschen Linken: Von der Kapitalismuskritik zum woken Establishment“. http://dlvr.it/Sr3bJg «
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Linkssein ist nur denkbar als Feindschaft gegenüber dem Tod.
Thomas Ebermann: Störung im Betriebsablauf. Systemirrelevante Betrachtungen zur Pandemie.
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burning headlines november 2022
burning headlines november 2022
07.11.2022 *** > »Energiekrise, Inflation und soziale Verwerfungen: Eigentlich scheinen die Zeiten prädestiniert für eine Partei, die sich Die Linke nennt. Doch die ist zerstritten und fährt ein schlechtes Wahlergebnis nach dem anderen ein. Im Interview spricht Sahra Wagenknecht über das Linkssein, ihre Vorstellungen von vernünftiger Politik sowie die Krise der Linkspartei und verrät, ob sie…
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Kraenzchen. Ausschnitt. ca 1978
Familienidyll. Wochenende in der Natur ohne meinen zuverlässig Zwietracht säenden großen Bruder.
Damals war man noch freizügiger, deswegen nur ein Ausschnitt. Wer war für die Blumenkränze zuständig? Ich. Zumindest für den schönen großen auf dem Kopfe meiner Mutter.
Die Methode hatte ich von einer alten Dame, die bei uns im Haus unter dem Dach wohnte. Und diese Technik kam / kommt ganz ohne Hilfsmittel aus. Die Blumen allein genügen, ganz zum Schluss benötigt man ein paar lange, kräftige Grashalme.
Ich wundere mich oft darüber, daß aus mir ein stinknormaler Hetero geworden ist. Dabei hätte ich wirklich alle Anlagen zum schwulen Damenfriseur. Schon immer interessiert an Mode und der Welt des Weiblichen und der Kunst und des Schmucks und und.
Ein Wunder auch, daß ich in einem technischen Beruf gelandet bin. Aber auch da hatte ich vor meinen Zeitgenossen erkannt, was da an coolem Neuen in Form von Computern auf uns zurollt. Entsprechend war mein Blick auf die Kisten auch eher der eines Designers? als der des damals prototypischen, ständig heimlich onanierenden Ingenieurs ohne Kontakt zu Frauen.
Während auf der anderen Seite auch der typische Durchschnittslinke der Siebziger/Achtziger Computer noch für “doof” hielt oder für ein “Herrschaftsinstrument des MIK”. (“Militärisch Industrieller Komplex” für diejenigen, die sich in der Geschichte des Champagner-Linksseins nicht so auskennen.) In linken Kreisen verheimlichte man seine Faszination für diese Kisten lieber. Und hätten die Grünen schon damals das Sagen gehabt, wären Computer schlicht und einfach bis heute “verboten” und “rechts”.
Computer steckten aus linksgrüner Sicht in der gleichen Schublade wie “Atomkraft”. (Ich erinnere an den Streit der damaligen “Sprachsensiblen”. So wie heute Flüchtling / Geflüchtetes, ging es damals um Atomkraft / Kernkraft )
Ein seltsamer Zwiespalt. Ich hatte in der Schule keine Probleme mit Mathe, lehnte die Mathematik aber ab. Weil ich allen Ernstes der Ansicht war, daß Mathematik sowas wie impotent mache. (Wenn ich schon Dr. S sah, unseren Physik- und Mathelehrer!)
Trotzdem legte ich mir in einem Impulskauf als kleiner Junge eine Elektronikzeitschrift zu. Sauteuer, so dick wie ein Telefonbuch, ich verstand kein Wort. Von meinem mageren Taschengeld. Weil? Es darin um Computer ging.
Und dieser Impuls damals war ein ästhetischer. Und eben nicht naturwissenschaftliche Neugier. Es war die gleiche Faszination wie die, die ich verspürte als ich, was weiß ich, die ersten Punks auf Plattencovers sah. Einfach dieser Blitz, der einen trifft, wenn man merkt, da funkelt etwas ganz ganz großes hinten im Dunst am Horizont. Etwas, das alles ändern wird. Da ist ein riesiges persisches Heer unterwegs in der Ferne. (Um mal wieder eines meiner etwas abwegigen Bilder zu bemühen, die nur ich für treffend halte.)
So, ich muss zurück ins HomeOffice. Zurück zum Rechner.
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Von der Gefahr den Absprung zu verpassen.
Neulich war ein alter Bekannter bei mir. Uns verbindet eine lange Freundschaft. Er ist das komplette Gegenteil von mir. So fällt ihm Zuhause die Decke auf dem Kopf, wenn er alleine ist, während ich Einsamkeit durchaus zu schätzen weiß. Nicht, dass ich Gesellschaft von anderen Menschen nicht ab und an zu schätzen wüsste, doch bin ich nicht permanent auf der Suche nach ihr. Er ist jedoch niemand, bei dem man besser irgendwelche Themen ausspart. Irgendwie kamen wir auf das Thema Club zu sprechen. In aller Regelmäßigkeit ging ich früher in entsprechende Tanzlokalitäten. Teilweise ging es bereits Donnerstags los und endete im Wachkoma Sonntag Nachmittag. Wenn man nicht wusste wohin mit sich, ging man einfach in seine „Stammlokalität“ und man traf immer jemanden, mit dem man die Nacht zum Tag machen konnte. Es war eine sehr schöne Zeit. Es geht mir hier jedoch nicht um Nostalgie. Er wollte mich dazu bewegen, es ihm gleichzutun und wieder in die besagte „Stammlokalität“ zu gehen. Um Werbung zu machen, erzählte er mir, wer sich dort, von früher, aufhält. Doch anders als er, empfand ich das nicht als positiv, sondern eher befremdlich. Ich selber habe mir immer Grenzen für etwas gesetzt. Nie wollte ich so ein gruseliger Erwachsener werden, der sich in irgendwelchen Studentenclubs herumtreibt. Der besagte Club ist ein Studentenzentrum. Ich begann mir die Frage zu stellen, warum man da immernoch hingeht. Ich verspüre überhaupt keinen Drang danach. Er redete mir gut zu, damit ich mich sozial nicht abschotte. Dabei habe ich das gar nicht vor. Nur sind Tanzläden irgendwie nichts mehr für mich. Und ich will eigentlich nicht auf Leute treffen, die selber irgendwie den Absprung nicht geschafft haben. So würde ich das tatsächlich einordnen. Gut, wir leben in einer Zeit, wo Großeltern rumlaufen wie Teenager. Ich werde wohl damit klarkommen müssen, dass es so ist. Was mich aber noch viel mehr ärgert, ist die Enttäuschung. Ein Studentenclub ist in 90 % der Fälle politisch eher links orientiert. Linkssein stand früher damit in Verbindung, keine hohe Meinung von der Polizei und Obrigkeiten zu haben. Sie hätten die vergangen beiden Jahre Zeit gehabt, sich entsprechend zu positionieren. Stattdessen wurde man Teil des Ganzen und warb sogar noch groß damit. Das ist auch einer der Gründe warum eine innere Stimme eher ablehnend reagiert. Dass dieser Club auch nur zusehen musste, wie er seine Rechnungen bezahlt, leuchtet mir ein. Es ist ein schmaler Grat zwischen Idealismus und Idiotie. Hätte man sich anders entschieden, gäbe es ihn wahrscheinlich nicht mehr. Es kam bisher nicht oft vor, dass ein Staat dich dazu zwingt geschlossen zu bleiben. Bei den Gästen sieht es allerdings anders aus. Der Staat konnte zwar stichprobenartig kontrollieren, doch zu keiner Zeit alles abdecken. Ich unterscheide bei den Gästen in jene, die sich auch im Netz klar für die Regierungslinie ausgesprochen haben und jenen, die sich wenigstens neutral verhielten. Nicht wenige, die früher jede Form von autoritärem Gehabe ablehnten und DIY (do it yourself) gepredigt haben, warteten nur darauf vom Staat Genehmigungen für irgendwas zu erhalten. Ich würde sagen, sie haben selber nicht gelebt, was sie zuvor stets gepredigt haben. Klar, jeder soll seine Lebenszeit so nutzen wie er oder möchte. Von mir aus können sie alle auch noch als Rentner in Studentenclubs gehen. Nur mich schreckt das alles ab. Ich kann nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen. Ich weiß aber auch, dass ich mit meiner Positionierung einen Weg gewählt habe, der es nur erschwert möglich macht, Menschen kennen zu lernen und Vertrauen aufzubauen, von einer Partnerschaft ganz zu schweigen. Ich weiß schlussendlich noch nicht wie es für mich weitergeht und ob ich seiner Einladung nachkomme. Man lebt ja auch nur einmal.
#alltag#freizeit#freundschaft#gesellschaft#heuchelei#oberflächlichkeiten#leben#kultur#text#lebensqualität
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Wie kann linkssein fast eine Beleidigung geworden sein :|
Große Teile der aktuellen “politischen Mitte” und Bevölkerung haben weniger ein Problem mit Faschismus oder faschistoiden Parteien als mit linksradikaler Politik und verstehen nicht, was es bedeutet “in der Mitte” zu sein, wenn Diskurs immer weiter nach rechts gedrückt wird.Die CSU und große Teile der CDU stehen nicht in der Mitte zwischen Nazis und radikalen Linken, sondern eher in der Mitte zwischen der SPD und der NPD (SPD ist nichtmal mehr mitte-links, sondern nur noch Mitte meiner Meinung nach)
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Zusammenhalt ist so `ne Sache wenn niemand zusammenhält.
[Dieses Bild wurde aufgenommen im Dorf Damanek der Komune Malishevë, das Dorf in dem meine Mutter aufgewachsen ist. Auf dem Bild sind Blumen zu sehen die sich hinter einem Zaun auf einer Wiese befinden, darüber blauer Himmel.]
Wer glaubt, dass das Patriarchat allein gestürzt werden kann durch die Bekämpfung von häuslicher Gewalt die an Frauen ausgeübt wird hat irgendwas nicht verstanden. Natürlich, das ist das Ziel nur wie erreichen wir dieses Ziel? und wer ist wir?
Wer sagt, "jetzt lass doch mal die genderspezifische Sprache, Frauen werden geschlagen! Das ist ein viel schlimmeres Problem." - hat nicht verstanden, dass das eine mit dem anderen in einer Wechselwirkung zueinander steht. Sprache ist Macht und Macht wird von Mehrheiten missbraucht um Minderheiten zu unterdrücken. Macht ist etwas mit dem sehr vorsichtig und bewusst umgegangen werden muss. So ist es. Heute ist es ein vergessenes Pronomen, morgen ist es ein Schlag in unser Gesicht. Das Problem baut auf und nicht ab, wenn nicht alles berücksichtigt wird. Wird mein Pronomen nicht richtig gesetzt, werde ich also auch automatisch aus der Gruppe ausgeschlossen - ob es nun so gemeint ist oder nicht. Meine und die Anwesenheit aller Frauen ist damit also nicht so wichtig als das sie erwähnt werden müsste.
"Du bist viel zu sensibel, lass dich doch nicht persönlich angreifen von diesen Dingen." Das ist ja schön und gut, das Problem dabei ist aber, dass diese Dinge mich in meinem privaten wie auch beruflichen Leben beeinträchtigen und blockieren. Diese Probleme sind nicht ausgelöst von mir weil ich darauf reagiere. Ich reagiere darauf um diese Probleme sichtbar zu machen. Und ja verdammt nochmal, ich bin wütend. Das Patriarchat hat mir 18 Jahre meines Lebens genommen, in deren gewaltvollen Fesseln ich mich befand und befinde, die ich realisierte und mich nun versuche davon zu befreien. Mit diesem Problem bin ich nicht allein.
In "Linken" - Kontexten ist es meiner Meinung nach besonders schwierig diese Probleme anzusprechen, da die Meisten von sich glauben, dass das "Linkssein" allein sie von allen Vorurteilen heilt und befreit. Das Ding ist aber, dass es ein Prozess ist, in dem wir uns gegenseitig auf Themen aufmerksam machen, die uns, die jeweiligen Betroffenen, betreffen.
Wer also auf ein sexistisches oder rassistisches Kommentar ausgerufen wird oder bzw. aufmerksam gemacht wird, fühlt sich besonders gekränt weil, "wir doch eigentlich nicht so sind, du weißt doch - links und so". Die eigentliche Kunst besteht also darin, zu lernen seine Vorstellungen auch in die Tat umzusetzen. Schließlich hat sich noch niemand ernsthaft verletzt weil er/sie eine Beleidigung unterlassen hat, die andere Personen exkludieren oder diskriminieren könnte - im Gegensatz er/sie sorgt damit sogar für ein angenehmeres Gruppenklima.
Dazu gehört auch die Stärke zu besitzen oder zu erlernen sich in homogenen Gruppen gegen eine exkludierende oder diskriminierende Äußerung zu positionieren die eine Gruppierung bzw. Person betrifft die nicht anwesend ist.
Viel Liebe und Stärke an diese Personen, die es schaffen, trotz starkem Gegenwind ihren Vorstellungen zu einem respektvollen kollektiven Umgang miteinander gerecht zu werden.
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Tristan Garcia
"Ob jemand wirklich links ist oder bloss so tut, um eine moralische Dividende einzustreichen, zeigt sich in seinem Verhältnis zur eigenen Postanschrift. Ist ihm daran gelegen, wo er wohnt? Oder kann er von seinem Wohnort abstrahieren, weil ja, richtig gedacht, alles auch anders sein könnte? Linkssein als Frage der Abstraktionskraft: Es war Gilles Deleuze, der die sozialistische Sensibilität einmal trefflich als eine Sache der Wahrnehmung definierte. Sie geht nicht von sich aus, sondern vom anderen Ende, vom grossen, weiten Horizont. Zuoberst steht die Menschheit, dann folgen der eigene Kontinent, das eigene Land, die Stadt, das Quartier, die eigene Strasse, zuletzt die persönliche Adresse. Zuerst kommt die Menschheit, zuletzt der Mensch. Der Liberale hingegen verfährt genau umgekehrt. Er geht vom eigenen Selbst und von seinen Interessen aus – und stösst mental erst dann in die Weite der Welt vor. Das Kollektiv der Menschheit bleibt für ihn ein blasses Konstrukt beziehungsweise ein bloss vorgeschobenes Argument, er hält sich an die einzelnen Menschen mit ihren jeweils speziellen Biografien. Den Liberalen interessiert nicht, zu wem die Individuen gehören, sondern, was sie konkret tun, wirken und sagen. In der liberalen Form des Universalismus ist im Grundsatz der eine Mensch so einzigartig wie jeder andere auch – und es gibt keinen, der nicht etwas besser könnte als alle anderen. Zwischen den linken und den liberalen Universalisten sitzt bequem der Konservative. Der Einheit der Menschheit begegnet er mit derselben Skepsis wie der Rede von Individuen, die ihrer kulturellen Identität Schmied sind. Die entscheidende Kategorie ist hier weder das ganz Allgemeine noch das Einzelne, sondern das Besondere, frei nach dem Bonmot des Gegenaufklärers Joseph de Maistre: «Ich habe in meinem Leben Franzosen, Italiener, Russen gesehen. Ich weiss dank Montesquieu sogar, dass man Perser sein kann. Was jedoch den Menschen anbelangt, so erkläre ich, dass ich ihm nie im Leben begegnet bin.» Neuer Rassismus Während die Romantiker des 19. Jahrhunderts in der Volksseele und dem Nationalgeist die wahren Akteure menschlicher Geschichte zu erkennen glaubten, halten sich die neuen Konservativen von heute vorzugsweise an die Kollektivkategorien von Geschlecht, sexueller Orientierung, Generation, Ethnie, Klasse oder Religion. Es gibt für sie keine Menschen, sondern – um im Beispiel zu bleiben – bloss Frauen, Homosexuelle, Alte, Schwarze, Arme und Muslime. Was der Einzelne tut oder sagt, widerspiegelt in dieser Optik bloss, was er ist. Seine ureigene Identität bestimmt sich durch seine Gruppenzugehörigkeit. Dieser alte Natur- und Kulturdeterminismus, den viele allzu früh abgeschrieben haben, ist in jüngerer Zeit also unter dem Banner moderner Identitätspolitik wieder salonfähig geworden. Der französische Starphilosoph Tristan Garcia widmet sich der Identitätspolitik in seinem neuen Buch «Wir» in extenso, und er darf, wenn auch in hochdifferenzierter Form, als einer ihrer kritischen Analytiker gelten. Kritik ist eher selten, weil sich herumgesprochen hat, dass die neuen Konservativen ihre Politik als antirassistische Initiative gegen die Diskriminierung von Minderheiten verstehen – und wer möchte schon als Rassist gelten? Doch sind, recht bedacht, die Anprangerung von Rassismus und der Gebrauch rassistischer Kategorien zur Beschreibung der Gesellschaft zwei Paar Schuhe, die nicht zueinander passen. Das zeigt sich rasch, wenn man die Konsequenzen des identitätspolitischen Furors am Beispiel eines Gedankenexperiments durchspielt, das en vogue ist: jenem der Diversität. Das Gedankenexperiment Wie versucht der liberale Individualist ein diverses Gremium zu besetzen? Er spricht mit einer Menge Leute in Zweiersitzungen. Das ist aufwendig, aber lohnend. Unterschiedliches Aussehen oder Herkunft sind ihm weitgehend egal, er hält Ausschau nach unterschiedlichen Erfahrungen, Empfindsamkeiten und Überzeugungen. Wer jedoch Diversität ausschliesslich nach identitätspolitischen Kriterien definiert, braucht im Grunde bloss Bewerbungsschreiben zu scannen. Sein Interesse gilt dem Phäno- und Genotyp der Bewerber. Allerdings könnte er mit seinem Ansinnen ziemlich Pech haben. Denn womöglich findet er sich unverhofft in einem Gremium wieder, in dem alle Mitglieder anders aussehen, aber trotzdem gleich denken (zumal wenn sie überzeugte Anhänger der identity politics sind). Das wäre dann der neue diverse Konformismus. Das Experiment enthält eine Prise Salz – und eine Menge Ironie. Indem sie Menschen unterschiedlicher Herkunft grundsätzlich unterschiedliche Denkweisen zuschreiben, gebärden sich bekennende Antirassisten ganz offen als Rassisten, als wären sie deren Komplizen wider Willen. Und zugleich führen sie den Rassismus ad absurdum: Zwar verfehlen sie ihr Ziel, nämlich durch die Versammlung verschiedener Phäno- oder Genotypen echte Diversität herzustellen, beweisen aber gerade dadurch, dass der Rassismus jeder Grundlage entbehrt. Garcia weist nun in poststrukturalistisch aufgemotzter, also auf die Dauer eher anstrengender Diktion auf die Dialektik hin, die hier spielt: Antirassismus schlägt in Rassismus um (und vice versa), Befreiung in gesellschaftlichen Stillstand. Er spricht von einer «Zeit verallgemeinerter Feindseligkeit» und einem «Bürgerkrieg» unter halbwegs zivilen Bedingungen. Alle möglichen Gruppen überbieten sich in der Hervorhebung ihrer Diskriminierungsvorteile und polemisieren zugleich gegen die Darstellung der Konkurrenten als Opfer der Mehrheitsgesellschaft. Dabei ist die Lage ziemlich unübersichtlich, nach Garcia lässt sich mittlerweile kaum mehr ermitteln, «wer unter uns privilegiert und wer benachteiligt ist». Der Opferwettbewerb So gross das Durcheinander, so klar ist zugleich: Im grossen identitätspolitischen Machtspiel hält der weisse, alte, heterosexuelle Mann die Arschkarte in den Händen, denn er besetzt eine gleich mehrfach verbürgte Mehrheitsposition in der Gesellschaft. Ihm kommt die Rolle jenes Akteurs zu, der diskriminiert, ohne diskriminiert zu werden. Mittlerweile hat jedoch auch er dazugelernt und beansprucht den Opferstatus für sich, um ihn nach allen Regeln der Kunst zu bewirtschaften. Dabei macht ihn die Rolle des Leidenden, wenn er sie sich strategisch zu eigen macht, zu einer unfreiwillig komischen Figur: Denn beides gleichzeitig geht nicht – jammern und den Kämpfer mimen. Für alle anderen Player gilt derweil die Regel: Je mehr Minderheits-, also potenzielle Diskriminierungspositionen jemand auf sich vereinigt, desto höher ist sein identitätspolitischer Score – und desto gewichtiger seine Stimme im Wettbewerb um Aufmerksamkeit. Lässt sich aus diesem immer intensiveren und aggressiveren Spiel ein Ausweg skizzieren, bevor uns die Karten um die Ohren fliegen? Für Garcia muss eine grundlegende moderne Einsicht am Anfang stehen: Das identitätspolitische Machtspiel ist die Reaktion auf eine Drift, die uns alle verbindet. Das menschliche Leben unterliegt einer seit dem 19. Jahrhundert wirkenden «Entgründung» (Garcia), deren Folgen wir erst langsam begreifen. Die natürlichen und sozialen Unterscheidungen, an die wir uns halten, lassen sich kaum mehr letztbegründen. Die Kategorien, mit denen wir Leben und Gesellschaft analysieren, haben nach Garcia kein Fundament in der Wirklichkeit, sondern sind bloss unsere eigenen Denkwerkzeuge. Sie sind zu starr, um das fluide Leben zu fassen, das wir selbst sind. Je besser wir dank den Kategorien den einen grossen Lebenszusammenhang begreifen, desto klarer sehen wir zugleich, dass sie nicht immer und überall gelten, sondern bloss im Normfall. Werden statt sein An die Stelle von Prinzipien treten Prozesse, klare Demarkationen werden zu blossen Variationen. Die Arten, die Geschlechter, die verschiedenen Alter, die Rassen und Klassen bilden für den Homo sapiens – streng philosophisch betrachtet – jeweils ein Kontinuum mit graduellen Abstufungen unterschiedlicher Intensitäten statt klar abtrennbaren Wesenheiten. Die Frage ist nicht mehr: Wo beginnt und endet ein bestimmtes «wir»? Die Frage ist vielmehr: Wann hat es begonnen, sich zu bilden, und wann wird es zu etwas anderem? Frei nach Darwin: Der Mensch ist nicht, sondern wird. Er lebt als Tier unter Tieren, mit seiner tierischen Prähumanität über gemeinsame Verwandte verbunden. Und nichts hält ihn davon ab, das eigene Gewordensein durch transhumanistische Experimente weiter zu verändern. Wir erleben eine einzige grosse Drift und sind zugleich Teil von ihr. Garcia berichtet von den Forschungsfronten der Wissenschaft, um Deleuze’ Einsicht zu radikalisieren, wonach alles, was ist, auch anders sein könnte. Eine praktikable Ethik lässt sich aus dieser Einsicht schwerlich ableiten – und sie ist auch nicht frei von Ideologie, nach dem Motto: Wenn an der Oberfläche alles zerfliesst, dann fliesst im Untergrund alles nur umso stärker zusammen. Aber einen gelassenen Blick auf die identitätspolitisch dominierte Gegenwart erlaubt solches Denken allemal. Zurzeit spielen alle mit gezinkten Karten, um ihren Score zu verbessern. Die schlechte Nachricht ist, dass es am Ende eines gezinkten Spiels nur Verlierer gibt. Die gute Nachricht ist, dass die Verlierer diesmal zugleich die Gewinner sind. Tristan Garcia: Wir. Suhrkamp, Berlin 2018. 331 S., Fr. 42.90."
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Linker Opportunismus | Rubikon
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Linker Opportunismus | Rubikon
Projekt Kritische Aufklärung: DIE LINKE zündet ein großes Feuerwerk zum 70. Jahrestag der Gründung des Staates Israel. Es »blickt heute mit Stolz auf 70 Jahre Demokratie mit einer lebendigen und pluralistischen Zivilgesellschaft und einer immensen Vielfalt in den Formen des Zusammenlebens«, heißt es in einen Antrag mit dem Titel »70 Jahre Staat Israel«, den die Fraktion der LINKEN zusammen mit den Grünen in den Bundestag eingebracht hat (1).
Bemerkenswert ist, dass Diether Dehm ihn mit unterzeichnet hat. Bisher hatte er den konsequenten Kritiker genau der rechtsopportunistischen Politik gegeben, die er nun selber offensiv vorantreibt. Und Fraktionschef Dietmar Bartsch präsentierte sich in seiner Bundestagsrede zum Geburtstag des Judenstaates am 26. April gleich noch mal staatstragender als sonst. Er mahnte die Deutschen zur Israelsolidarität und begründete seine Forderung mit der »moralischen Pflicht, alles zu tun, dass Auschwitz sich nicht wiederholt« (2). Wie kommt so ein Gebaren bei Ihnen als jüdischem linken Israeli an?
Moshe Zuckermann: Solche Aussagen kommen mir vor wie der Versuch von Deutschen, die offenbar wenig Ahnung davon haben, was sich in den letzten Jahren in Israel abspielt, sich aus feierlichem Anlass an den ideologischen Vorgaben der israelischen Propaganda im Ausland Hasbara zu orientieren. Was meinen diese Menschen, wenn sie im Zusammenhang von Israel von »Demokratie« reden? Was für ein Israel meinen sie, wenn sie »Solidarität« mit ihm anmahnen?
Und was hat das mit dem Postulat zu tun, dass Auschwitz sich nicht wiederhole? Abgesehen von den Klischees, die hier klebrig zusammengefaselt werden, zeugen diese Positionen der LINKEN-Fraktion von einer peinlichen Realitätsferne, die den Verdacht aufkommen lässt, dass es ihr gar nicht um ein reales Israel zu tun ist; vielmehr manifestieren sich in ihnen deutschbefindliche Vermessenheiten.
Projekt Kritische Aufklärung: Was ist denn in diesem Tagen Realität in Israel?
Moshe Zuckermann: Die Realität in Israel ist die, dass die Regierungskoalition, die rechteste in seiner Parlamentsgeschichte, dabei ist, die Grundfesten der Demokratie zu demontieren: Der Oberste Gerichtshof wird attackiert, um die Judikative der Exekutive gefügig zu machen. Vom Umkreis des Premierministers, der sich schwersten Korruptionsvorwürfen zu entwinden trachtet, wird die Polizeigewalt desavouiert.
Das Erziehungsministerium, in der Hand der Nationalreligiösen Partei, ist bestrebt, das gesamte Bildungswesen immer mehr religiösen Vorgaben unterzuordnen. Miri Regev, die Kulturministerin, eine erklärte Faschistin, erweist sich immer wieder als eine vulgäre, machtbesessene, kulturresistente Person, die vor allem damit befasst ist, sich in beschämendster Art und Weise bei Netanjahu und seiner Frau einzuschleimen.
Politik wird größtenteils nur noch populistisch betrieben. Fremdenhass, ethnisches Ressentiment und Rassismus bestimmen in vielerlei Hinsicht den Alltagsdiskurs. Das Militär, in Avigdor Liebermans Händen, ist damit befasst, auf unbewaffnete Palästinenser zu schießen. Ich könnte jetzt die gesamte Zeit unseres Gesprächs darauf verwenden, solcherlei Widerlichkeiten aufzuzählen.
Ich will es nicht tun, aber vor allem eines hervorheben: Israel ist ein Land, das seit über 50 Jahren ein brutales Okkupationsregime unterhält, mit dem es das palästinensische Volk knechtet, und mit einem riesigen Siedlungswerk permanent völkerrechtswidrige Expansion betreibt. Das ist keine Demokratie. Das ist keine Zivilgesellschaft. Das ist ein Land, das jedes Recht verwirkt hat, sich noch auf die »Lehren von Auschwitz« zu berufen.
Projekt Kritische Aufklärung: Das könnten Sie in der LINKEN nicht sagen, ohne zumindest von der Parteichefin Katja Kipping und ihren Anhängern der Anwendung »doppelter Standards« und damit mehr oder weniger direkt des Antisemitismus angeklagt zu werden. Dabei rekurrieren Kipping & Co offenbar, ohne die Quelle explizit zu nennen, auf den umstrittenen »3-D-Test für Antisemitismus« des rechtsgerichteten ehemaligen israelischen Vizeministerpräsidenten Natan Scharanski (anders als oftmals behauptet, können sie sich jedenfalls nicht auf die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) berufen, denn darin ist nicht die Rede von »doppelten Standards«, Israel wird gar nicht erwähnt (3); beides taucht nur in einem Anhang mit unverbindlichen Beispielen auf.
Erst in einer von der Deutschen Bundesregierung ergänzten und damit verfälschten Fassung der IHRA-Definition findet sich der Satz »Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.« (4). Laut diesem »Test« ist Antisemit, wer Israel anders als andere Staaten behandelt und selektiv für ein Verhalten kritisiert, das bei anderen Staaten ignoriert wird.
Scharanski und mittlerweile auch Kipping sowie ihre Genossen sind der Überzeugung − in der Regel liefern sie für ihre gewagte These keine Belege −, die Anwendung »doppelter Standards« gegen Israel sei eine gängige Politikpraxis. Folgt man ihrer Logik, kann man kaum eine negative Aussage über die Netanjahu-Regierung machen, ohne gleichzeitig alle Missstände in anderen Ländern anzuprangern – selbst Verhältnisse, die überhaupt nicht mit den zum Teil einzigartigen israelischen vergleichbar sind.
Es gibt ja nicht allzu viele Staaten, die seit mehr als einem halben Jahrhundert ein Besatzungsregime unterhalten etc. Auf Basis einer manipulativen Gleichsetzung von Judentum mit Israel, die ebenfalls von Scharanski sowie dem gesamten Lager der zionistischen Rechten vorangetrieben wird, macht die LINKE-Parteispitze seit Jahren vor allem mit dem »Doppelten-Standards«-Vorwurf jede nach links abweichende emanzipative Meinung nieder.
Dietmar Bartsch hat in seiner Geburtstagsrede das, was in seiner Partei noch an »Kritik« an den von Ihnen beschriebenen Zuständen übrig geblieben ist, gut auf den Punkt gebracht: Dafür, dass die Zwei-Staaten-Lösung, die Netanjahu nie wollte und der er längst eine endgültige Absage erteilt hat, bis heute nicht zustande gekommen ist, gebe es »vielschichtige Gründe«, z.B. »fehlende Empathie und Mitgefühl auf allen Seiten«, die »Kontroverse über die Siedlungspolitik«. Er sei zwar mit einigen »politischen Entscheidungen Israels« nicht einverstanden, so Bartsch. »Aber als deutscher Staatsbürger, demokratischer und linker Politiker ist es nicht meine Aufgabe, Israel zu belehren«, erklärte er, um dann anschließend auch die Israelpolitik der Deutschen Bundesregierung mit keinem einzigen Wort zu kritisieren.
Immerhin konnte er sich noch zu der Aussage »Die Palästinenserinnen und Palästinenser brauchen einen eigenen Staat« durchringen. Dafür bekam er nur von fast allen Mitgliedern seiner Fraktion Applaus. Als er darüber hinaus erklärte, auch Israel müsse das Völkerrecht akzeptieren, waren es schon erheblich weniger, die noch Beifall spendeten.
Moshe Zuckermann: Wenn Bartsch tatsächlich meint, dass es nicht die Aufgabe eines demokratischen linken Politikers sei, Israel zu belehren, dann sollte er – und mit ihm vielleicht gleich seine gesamte Fraktion – am besten ganz verstummen. Was soll das heißen − »belehren«? Israel betreibt ein barbarisches Besatzungsregime – seit wann muss man als linker Politiker Lehrmeister werden, um sich diesem menschenverachtenden Zustand zu widersetzen? Selbst feige Rationalisierungen sollten zumindest ein Mindestmaß an Niveau wahren, wenn sie ernstgenommen werden wollen.
Und was Sie über Katja Kipping sagen, ist vollkommen richtig: Israel muss man nicht abstrus vergleichend moralisch-ausgewogen kritisieren, sondern um den Zustand der Unterdrückung der Palästinenser abzuschaffen. Wenn man sich des Antisemitismus-Vorwurfs bedient, um sich diesem Muss zu entziehen, dann ist das nichts als ideologische Erbärmlichkeit.
Wenn der Kampf gegen menschliches Leid bei Linken erst rationalisiert werden muss, dann ist es höchste Zeit, sich zu fragen, worin sie ihr Linkssein noch erblicken.
Darüber hinaus muss aber gesagt werden: Wenn deutsche Linke aus historischen Gründen Skrupel haben, Israel anzuklagen – was wiederum nur auf deutsche Befindlichkeiten verweist –, dann sollten sie wenigstens ihren Mund halten, wenn das israelische Staatsbürger oder Juden in der Welt tun; von Solidarität rede ich schon gar nicht mehr. Wenn sie sich stattdessen aber auf die lächerliche Definition von Antisemitismus berufen, die Sie hier zitieren, dann haben sie sich selbst disqualifiziert: Sie begehen dann Verrat nicht nur an ihrer eigenen Gesinnung, sondern auch am gerechten Kampf gegen die israelische Besatzungspolitik.
Und noch etwas: Wenn man sich als Linker Scharanski zum Maßstab der Definition von Antisemitismus wählt, dann führt man die Emanzipationsagenda ad absurdum. Scharanski bezog sein politisches Kapital aus einem im Westen im Kontext des Kalten Krieges gefeierten Dissidententum gegen die Sowjetunion. In Israel angekommen schloss er sich (wie die meisten Einwanderer aus der ehemaligen UdSSR) sogleich dem rechten nationalistischen Lager der israelischen Politlandschaft an. Als Vorsitzender der Jewish Agency, eine Position, die es ihm ermöglicht hat, viel im Ausland zu weilen und ab einem bestimmten Zeitpunkt sich aus der israelischen Tagespolitik herauszuhalten, war ihm das Doppelpack Hasbara plus Instrumentalisierung des Antisemitismus-Vorwurfs Raison d’Être seines (ideologisch prästabilisierten) Jobs. Wahrlich kein Grund, sich an ihm im Hinblick auf Antisemitismus-Bekämpfung zu orientieren. Aber wie gesagt, es geht primär um das Besatzungsregime, das Israels Politik bestimmt. Hier müsste linke Kritik ansetzen.
Projekt Kritische Aufklärung: Ganz das Gegenteil tun die Fraktion und die Parteichefs von DIE LINKE: Sie arbeiten seit zehn Jahren intensiv daran, − interessanterweise vorwiegend – den zivilgesellschaftlichen Widerstand der Palästinenser und der israelischen wie internationalen jüdischen Linken gegen die Besatzung zu diskreditieren: Bereits 2008 hatte Gregor Gysi in seiner Rede zum 60. Geburtstags Israels den Abschied vom Antiimperialismus verkündet, der freilich schon längst vollzogen war, und seine Partei aufgefordert, sich zur Israelsolidarität als deutsche Staatsräson zu bekennen (5).
2011 hat die LINKE-Fraktion einstimmig eine Resolution verabschiedet, mit der sie nicht nur die Kampagne Boycott Divestment and Sanctions (BDS), sondern auch jeden Boykott von Waren aus den völkerrechtswidrig besetzten Gebieten als verbrecherisch deklariert hat (6). »Wir treten überall und entschieden gegen antisemitisches Gedankengut und rechtsextreme Handlungen auf. Dazu gehört ebenso, dass wir Aufrufe zum Boykott israelischer Waren klar verurteilen«, erklärte die damalige LINKE-Vorsitzende Gesine Lötzsch (7).
Der aktuelle »70 Jahre Staat Israel«-Antrag von DIE LINKE und den Grünen macht noch deutlicher, dass die Partei auf den Pro-Netanjahu-Kurs der Bundesregierung gebracht werden soll. Flankierende Maßnahmen waren aus den eigenen Reihen befeuerte Diffamierungskampagnen in den Springer-Krawallmedien, aber auch in den »antideutschen« Kriegspropaganda-Organen, wie Jungle World und Konkret, gegen die LINKEN-Politiker, die das nicht mitmachen wollten, beispielsweise Norman Paech. Diese paar – es waren erschreckend wenige − Aufrechten sind längst weg vom Fenster.
Moshe Zuckermann: Ja, ich kann Ihnen da nur zustimmen. Ich selbst war auf der LINKEN-Veranstaltung im Jahre 2008, bei der Gysi die programmatische Rede zum neuen Kurs hielt. Ich war entsetzt. Einige alte Genossinen und Genossen aus der Partei kamen auf mich zu und fragten mich, was denn in den gefahren sei. Ich wusste nicht, was ich ihnen antworten sollte, aber mir wurde damals schon klar, dass sich da eine affirmative Wende vollzieht. Was mich dabei irritierte, war, dass für die deutsche Staatspolitik die Beziehung zu Israel zu einer Art Schibboleth geronnen war; Israel ist bis zum heutigen Tag der Lackmustest, den man bestehen muss, um überhaupt in den politischen Nationalkonsens aufgenommen zu werden.
Damals irritierte es mich noch, zumindest was DIE LINKE anbelangte, heute widert es mich nur noch an. Die Partei, die ja, zumindest mit ihrem rechten Flügel, schon seit einigen Jahren bestrebt ist, wählbar und regierungsfähig zu werden, hat sich schon längst von ihrem Anspruch des Linksseins verabschiedet. Dass sie es aber in dieser perfiden »wiedergutmachenden« Art und Weise meint, tun zu sollen, ist unerträglich. Sie wäre nicht die erste linksgerichtete Partei, die Gesinnungsverrat begangen hätte.
Aber dass dies gleich per Solidarität mit dem sich zunehmend faschisierenden, also allem Linken zutiefst feindlichen Israel geschehen muss, nur weil dieses Israel sich als Judenstaat ausgibt, obwohl es das humanistische Judentum permanent verrät, ist eigentlich eine Farce. Dass diese Leute sich nicht schämen, sich selbst für Linke zu erachten, ist nicht nur im Hinblick auf ihre realpolitischen Intentionen, sondern auch im Hinblick auf ihr Verständnis, was es heißt, links zu sein, ein empörender Witz.
Projekt Kritische Aufklärung: In dem »70 Jahre Staat Israel«-Antrag solidarisiert sich DIE LINKE ja nicht nur mit dem das humanistische Judentum diskreditierenden rechtsgerichteten Israel. Es wird darin ja auch die Forderung an die Bundesregierung erhoben, dieses Israel als nichtständiges Mitglied in den UN-Sicherheitsrat zu hieven, seine Interessen in »internationalen Organisationen« zu vertreten, die Palästinensische Autonomiebehörde unter Druck zu setzen, keine »Märtyerrenten für Familien von Terroristen« mit deutschen und europäischen Gelder zu finanzieren.
Bedenkt man, dass jeder Palästinenser, der heute auch nur in völlig gewaltloser Weise von seinem Selbstverteidigungsrecht gegen die Willkürherrschaft des israelischen Militärs und der rechtsradikalen Siedler Gebrauch macht, als »Terrorist« gebrandmarkt wird, dann kann man sich vorstellen, was das heißt. Wichtig ist aber vor allem, dass DIE LINKE von Merkel fordert, »weiterhin« für die »Sicherheitsinteressen des Staates Israel als einem zentralen Prinzip der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik aktiv einzutreten«, bezogen auf ein Israel in den Grenzen von 1967 (die aber gar nicht existieren).
Das heißt, DIE LINKE will, dass die bisherige Israelpolitik der Großen Koalition weitergeht. Das wiederum bedeutet praktisch: Von der Zwei-Staaten-Lösung zu reden, aber keinen Finger dafür krumm machen, dass sie durchgesetzt wird, lieber Rüstungsexporte in ein Krisengebiet, enge Kooperation zwischen der Bundeswehr und dem israelischen Militär, Abnicken der Belagerung und des Aushungers von Gaza, inklusive Schießbefehl gegen unbewaffnete Zivilisten, auch Kinder (8) etc. etc. Aber das ist noch längst nicht alles, wofür DIE LINKE streitet. Ferner verlangt sie in ihrem Antrag, dass »schnellstmöglich die weiteren Forderungen aus dem interfraktionellen Beschluss zur Bekämpfung des Antisemitismus« umgesetzt werden sollen. Gemeint ist die von CDU/CSU, SPD, FDP, Grünen und AfD verabschiedete Resolution »Antisemitismus entschlossen bekämpfen« (9).
DIE LINKE hatte sich der Stimme enthalten. Aber nach eigenen Angaben vor allem deshalb, weil die antragstellenden Parteien sie von einer Mitwirkung ausgeschlossen hatten – nicht etwa weil sie die üblen Inhalte abgelehnt hatte. Die Resolution enthält u.a. die Forderung nach Bekämpfung des BDS mit der dringenden Empfehlung an die Justiz zu prüfen, ob diese zivilgesellschaftliche Kampagne nicht als »Volksverhetzung« geahndet werden kann. Das heißt, die LINKE-Fraktion befürwortet eine juristische Gleichsetzung von Boykott-Aufrufen gegen Israel mit Holocaust-Leugnung und auch eine Kriminalisierung des BDS.
Aber das ist immer noch nicht alles. Der Beschluss verlangt auch die Anwendung eines Sonderrechts gegen »Ausländer«, die zu »antisemitischen Hass« aufrufen. Da die Antragsteller bekanntlich nicht nur Judenfeindlichkeit, sondern auch Zionismuskritik und Kritik an der Netanjahu-Politik als »Antisemitismus« definieren, wird damit die Meinungsfreiheit von Flüchtlingen und anderen Migranten ohne gesicherten Aufenthaltsstatus massiv eingeschränkt. Wer nicht spurt, dem droht zukünftig die Ausweisung. Zunächst hatte die LINKE-Fraktion wenigstens noch in diesem einen Punkt Bedenken geäußert.
Mit ihrem »70 Jahre Staat Israel«-Antrag wurden nun aber offenbar auch noch die letzten Skrupel über Bord geworfen, denn er enthält keinen einzigen Einwand mehr gegen diese unsägliche »Antisemitismus entschlossen bekämpfen«-Resolution. Damit hat sich DIE LINKE zu den Abschiebeparteien gesellt. Berücksichtigt man dann noch – und das ist überaus wichtig −, dass die LINKE-Fraktion und -Parteiführung die Antisemitismus-Definition von der Bundesregierung und den anderen bürgerlichen rechten Parteien übernommen hat, wird klar, dass ihre u.a. in dem Israel-Antrag enthaltene Forderung nach offensiver Bekämpfung von Judenhass − die eine vernünftige wäre, wenn DIE LINKE eine aufgeklärte marxistische Antisemitismus-Definition vertreten würde und nicht eine rechtszionistisch-neokonservative − nicht zuletzt als Kampfansage an die nichtzionistische jüdisch-israelische und nahezu die gesamte internationalistische Linke zu lesen ist.
Denn mit ihrer rechten Israel-Politik und der demagogischen Antisemitismus-Definition, die sie sich zu eigen gemacht hat, stigmatisiert die LINKE-Fraktion nicht nur Millionen von Palästinensern und ultraorthodoxen Juden, die Israel aus religiösen Gründen ablehnen, sondern stempelt auch renommierte jüdische Intellektuelle, beispielsweise Judith Butler und Naomi Klein, sowie internationale Linke wie Angela Davis und Ken Loach als »Antisemiten« und »Rechtsextremisten« ab.
Welche Folgen kann es perspektivisch für die Aufarbeitung deutscher Vergangenheit haben, wenn der Aufruf zum Boykott israelischer Waren mit Holocaust-Leugnung und anderen Straftatbeständen rechter Volkverhetzung auf ein Stufe gestellt wird, wie es CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne, AfD und nun auch DIE LINKE anregen?
Moshe Zuckermann: Ich glaube, mit Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit hat das, was gegenwärtig in Deutschland abläuft, nichts mehr zu tun. Ich würde da eher von Hitlers verlängertem Arm sprechen. Anstatt sich sachlich und rational mit vorhandenem Rassismus, Fremdenhass und Antisemitismus auseinanderzusetzen, werden unappetitliche Erscheinungen, die aber eben doch nur Randerscheinungen sind, aufgebauscht, als ginge es um die Heraufkunft eines Vierten Reiches − um mit diesem Popanz politisch-ideologische Ziele zu verfolgen. Vollkommen klar ist, dass dabei Fremdbestimmtes zum Wesen des Debattierten erhoben wird.
Dass sich in diesem Zusammenhang DIE LINKE selbst aufhebt, ist schlimm, leider aber keine neue Entwicklung; sie hat, wie schon gesagt, bereits vor Jahren begonnen. Das hat damit zu tun, dass im siegenden Kapitalismus, die revolutionäre Linke nur als Außenstehende etwas zu bieten hat, als unerbittliche Opposition gegen das Bestehende, auch noch in Zeiten, in denen diese Opposition keine Aussicht auf minimalen Erfolg hat. Eine Linke aber, die sich ohne Chance versucht, »relevant« zu machen, sieht eben so aus, wie das, was Sie beschrieben haben. Darin hat sie ihre Relevanz als Linke verwirkt. Da braucht man sich nichts mehr vorzumachen.
Projekt Kritische Aufklärung: Die LINKE-Fraktion bezieht sich auch auf den Bericht eines »Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus« der Bundesregierung und fordert die Umsetzung der darin enthaltenen Empfehlungen (10). Besonders interessant ist, dass in diesem Bericht in DIE LINKE ein »antiisraelischer Flügel« gesucht und gefunden wird, dem angeblich »einflussreiche und relevante Akteure« angehören und in dem »Antisemitismus mit Israelfeindschaft einhergeht«. Als Beispiel wird die Weigerung von elf Fraktionsmitgliedern, darunter Ulla Jelpke, im Jahr 2008 angeführt, an der Abstimmung eines Antrags zur Antisemitismusbekämpfung teilzunehmen, in dem sie sich zur »Solidarität mit Israel als bundesdeutsche Staatsräson« verpflichten mussten (11).
Dass die LINKE-Fraktion es offenbar akzeptiert, zumindest nicht ablehnt, wenn einige ihrer eigenen Mitglieder als »Antisemiten« diffamiert werden, ist schon überaus bemerkenswert. Dass sie keine Einwände erhebt, wenn nun mit dem Segen der Bundesregierung sogar schon der vor zehn Jahren noch artikulierte Ungehorsam weniger Genossen gegenüber der von Adenauer – übrigens ein Antisemit (12) – geprägten prowestlichen, prozionistischen und antikommunistischen Staatsdoktrin Deutschlands als »Antisemitismus« gehandelt wird, kommt einer bedingungslosen Kapitulation vor einer zunehmend aggressiven und militarisierten deutschen Außenpolitik gleich.
Vor allem aber muss man festhalten, dass die von der LINKEN-Fraktion offenbar goutierte Antisemitismus-Definition einen Grad an Inflationierung aufweist – verweigerte Unterstützung für die rechte deutsche Israelpolitik = Antisemitismus; darauf muss man erst mal kommen −, den man durchaus als McCarthyesk bezeichnen kann.
Moshe Zuckermann: Ja, so darf man das sehen. Was aber dabei auffällt, ist die unsägliche Dynamik der vorsätzlichen Antisemitisierung des Diskurses. Da wartet ein »Unabhängiger Expertenkreis Antisemitismus« der Bundesregierung mit der Behauptung auf, »Antisemitismus mit Israelfeindschaft« sei in der LINKEN ausgemacht worden, und schon ist etwas in die Welt gesetzt worden, was fortan als Tatsache behandelt zu werden hat.
Diese Taktik ist ja mittlerweile mit solcher Emphase zur neuen Polit- und Medienpraktik geronnen, dass man nur noch wie ein Ochs vorm Berg stehen kann, sich der eigenen Ohnmacht nicht einmal mehr schämend, sondern sie achselzuckend hinnehmend. Dass dies aber einer Partei widerfahren kann, die den Anspruch erhebt, links zu sein, mithin in Ideologiekritik geschult sein müsste, ist das eigentlich Erschreckende an dieser Tendenz.
Aber meine eigene Einlassung dazu ist offenbar überflüssig. Denn wenn DIE LINKE seit nunmehr zehn Jahren den von Gysi eingeläuteten Kurs fährt, dann erübrigt es sich, sie noch etwas zu zeihen, das sie offenbar nicht mehr für problematisch erachtet. In dem Moment, wo »unabhängige Experten» es geschafft haben, Antisemitismus, Antizionismus und Israelkritik gleichzusetzen und diese Gleichsetzung allgemein akzeptiert worden ist, erhebt sich einzig die Frage, ob eine linke Partei dieses verformte Allgemeine mittragen will. Es gab Zeiten, da speiste sich die Daseinsberechtigung von Linken darin, das Allgemeine als das reale schlecht Bestehende eben nicht akzeptieren zu können. Das gilt für die deutsche Partei DIE LINKE offenbar nicht mehr.
Projekt Kritische Aufklärung: Die Linksfraktion hat sich in ihrem Israel-Antrag auch explizit positiv auf Joachim Gauck bezogen. Das ist zumindest objektiv ein gegen die gesamte Linke gerichteter Tabubruch und eine neue Qualität von Kotau vor der bürgerlichen Rechten. Denn kaum jemand hat mit so viel geschichtsklitternder Energie die deutsche Normalisierung vorangetrieben wie Gauck. Allein schon, indem er nicht müde wurde, die DDR mit dem Hitler-Regime auf eine Stufe zu stellen und ein Geschichtsbild von Deutschland zu präsentieren, in dem der Unterschied zwischen Zuchthaus und Zyklon B nur noch ein gradueller ist.
Der fanatische »fundamentale Antisozialist«, wie Daniela Dahn ihn treffend genannt hatte, hat aber nicht nur mit Geschichtsfälschungen Karriere gemacht, sondern auch mit seiner damit stets verbundenen Propaganda für deutsche Kriegsbeteiligungen. Nur wer die Verbrechen Nazi-Deutschlands derart relativiert, kann den von den Rechten immer lauter geforderten Schlussstrich bis über den kategorischen Imperativ »Nie wieder Krieg!« durchziehen.
Dass die LINKE-Fraktion nun Joachim Gauck als Vorbild für sich entdeckt hat, ist vielleicht ein Indiz für eine wachsende Bereitschaft einiger ihrer Mitglieder, den Rubikon in nicht allzu ferner Zukunft zu überschreiten. »Mit seiner Forderung nach Solidarität mit Israel begibt sich Gysi in die feine Gesellschaft der Kriegstreiber«, hatte die junge Welt vor zehn Jahren die historische Israel-Rede des damaligen LINKEN-Chefs kommentiert als »außenpolitische Reifeprüfung« bezeichnet. »Die Parteirechte ist nunmehr um die Herstellung einer prozionistischen Hegemonie bemüht. Dabei geht es nicht nur um Israel« (13). Das, was sie unter »Solidarität« mit dem Judenstaat versteht, wäre für eine parlamentarische Linke im Täterland, die sich »demokratischer Sozialismus« auf die Fahnen geschrieben hat, aber ihre Zelte im Friedenslager abbrechen will, doch so ziemlich die einzige scheinbar stimmige Exit-Strategie.
Allemal wäre die von den Transatlantikern in der LINKEN schon lange geforderte Identifikation mit den »Sicherheitsinteressen« eines angeblich in seiner Existenz bedrohten Israel die beste Legitimationsideologie für ein Ja zu Militärschlägen im Nahen und Mittleren Osten, wie sie unlängst die USA, Frankreich und Großbritannien in Syrien − sehr zum Bedauern von Verteidigungsministerin von der Leyen ohne Deutschland − durchgeführt haben.
Moshe Zuckermann: Zu fragen bleibt gleichwohl – über die Beschreibung dieses Zustands hinaus; und auch ich habe nichts weiter getan als zu beschreiben –, warum dem so ist. Warum will sich DIE LINKE ihres Linksseins entledigen? Warum will sie gerade das loswerden, was ihre Gesinnungsidentität ausmachen und ihre Weltausrichtung formulieren müsste? Ich frage das deshalb, weil es sein kann, dass wir hier ein Gespräch über Gespenster führen.
Wenn Linke keine Linken mehr sind, dann braucht man über sie eigentlich gar nicht mehr in linken Kategorien zu sprechen.
Dann sind sie eben keine Linke mehr, so wie ein Proletarier, der zum Bürgertum aufgestiegen ist, kein Proletarier mehr ist und auch nicht mehr als solcher beurteilt werden braucht. Oder geht es hier lediglich um unsere eigene narzisstische Kränkung, um unser subjektives Gefühl, verraten worden zu sein?
Wie kann man aber jemanden kritisieren, der von vornherein durch Wort und Tat bezeugt, dass das, wofür er kritisiert wird, ihn gar nicht mehr tangiert? Wenn die Parteioberen der LINKEN nichts mehr zu tun haben, als sich des materiellen wie politischen Kapitals zu bemächtigen, welches sie aus ihrer Vergangenheit mitschleppen; wenn sie ihre Vergangenheit nicht nur verleugnen, sondern meinen, sie »überwinden« zu sollen, dann gibt es eigentlich gar nichts mehr im linken Sinne zu erörtern. Wenn DIE LINKE meint, sich mit einem Land wie Israel bzw. mit dem, was aus Israel geworden ist, solidarisieren zu sollen, dann erweist man ihr die falsche Ehre, sie noch als eine linke Partei anzusehen – eine Ehre, auf die sie übrigens vielleicht überhaupt keinen Wert mehr legt.
Projekt Kritische Aufklärung: Ja, offenbar legen zumindest die Karrieristen in der LINKEN mehr Wert darauf, mit am Tisch der Parteien sitzen zu dürfen, die den neoliberalen Konsens vertreten, also die Interessen der ökonomischen Eliten. Es gibt noch integre Linke in DIE LINKE, aber der Aufstand der Anständigen bleibt regelmäßig aus. Sei es Kadavergehorsam, Resignation, Ohnmacht oder pure Angst davor, wie mittlerweile Routine, von den Gegnern in der Partei als »antisemitische Sau« durchs Dorf getrieben zu werden. Es regt sich ja nicht einmal Protest gegen die sich stetig vergrößernde nach rechts offene Flanke der radikalen Israelsolidarisierer unter den LINKEN-Politikern, die seit Jahren mit »antideutschen« Bellizisten und Islamhassern an einem Strang ziehen.
Ein Beispiel ist Petra Pau, die mit neokonservativen Kriegshetzern und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) kooperiert. Diese Netanjahu-Lobby-Organisation hatte noch nie etwas mit Friedenspolitik und den fortschrittlichen Kräften in Israel am Hut, aber in den vergangenen Jahren ist sie gefährlich nach rechts abgerutscht. Offiziell distanziert sie sich von Gaulands Truppe, aber wie selbst die Jüdische Allgemeine berichtet, sind AfDler in der DIG aktiv (14).
Pau hat auch keine Probleme mit dem kürzlich ernannten Antisemitismusbeauftragen der Bundesregierung: Felix Klein fand sich am israelischen Gedenktag für die Gefallenen und Terroropfer, einige Tage vor seinem offiziellen Amtsantritt, an der Spitze eines von einer an die »Mächte der Finsternis« glaubende, evangelikal-charismatischen Sekte initiierten »Marsch des Lebens« (15). Statt diese Ungeheuerlichkeit zu skandalisieren, fiel Petra Pau nichts anderes ein als sie zu beschweigen und den Antisemitismusbeauftragen zu loben: »Ich schätze den neuen Amtsinhaber Felix Klein sehr«, sagte sie rund eine Woche nach dessen peinlichen Auftritt in einem Interview (16).
Es ist doch grotesk, dass eine LINKE-Politikerin einen Mann als geeignet für die Antisemitismusbekämpfung in diesem Land hält, der offenbar keinerlei Berührungsängste gegenüber christlichen Fundamentalisten hat – durchgeknallten religiösen Fanatikern, denen Vertreter der Amtskirche eine »dämonologische Deutung des Nationalsozialismus« bescheinigt haben (17).
Mittlerweile ist die deutsche, auch die staatsoffizielle, Israelsolidarität wohl so weit nach rechts gerückt, dass sie schon mit Judenhassern den Schulterschluss sucht – Hauptsache es sind Zionisten.
Moshe Zuckermann: Es erübrigt sich, über die Person Petra Pau zu reden. Denn wenn sie DIE LINKE repräsentiert, dann ist DIE LINKE eben keine linke Partei mehr. Was soll an Petra Pau noch links sein? Sie sagen: »Es gibt noch integre Linke in DIE LINKE, aber der Aufstand der Anständigen bleibt regelmäßig aus.« Was soll an diesen Linken noch integer sein, wenn sie es zulassen, dass ihre Partei so verrottet? Wenn sie ohnmächtig sind, sind sie irrelevant für das, was wir hier bereden. Wenn sie aber feige sind, verdienen sie nichts Besseres, als was ihnen widerfährt. Wir reden hier nicht von der Überwindung des Kapitalismus; auf diese können wir in der gegenwärtigen historischen Phase noch lange warten.
Wir reden von einer effektiven Opposition gegen den Verrat an den Grundsätzen der Partei. Und diese Opposition ist offenbar nicht da. Somit bleibt nur das, was die Verräter am linken Kampf zustande gebracht haben. Was soll man davon schon großartig erwarten? Und was soll man sich großartig über den Schulterschluss mit einer evangelikalen Sekte wundern, wenn Israels Premierminister genau das schon seit Jahren praktiziert? Wenn er keine Berührungsangst mit Antisemiten und Rassisten hat (ganz im Gegenteil), muss ich eine solche Berührungsangst nicht von jemandem erwarten, der in Deutschland staatsoffiziell zum Antisemitismusbeauftragten ernannt worden ist. Und wenn Petra Pau ihn schätzt, dann ist das eben das Spiegelbild dessen, was man heute offenbar von einer Repräsentantin der LINKEN erwarten darf.
Projekt Kritische Aufklärung:Bei der Antisemitismus-Bekämpfung setzt man im Täterland viel lieber auf eine mehr als fragwürdige Identifikation statt auf Solidarität, die den Anstand hätte, die nötige Distanz zu den Objekten von Judenhass zu wahren. Denn dieser Menschengruppe gehören nun mal rund 98,8 Prozent der Deutschen nicht an – egal, wie viele Israelfahnen sie sich umhängen, von denen sich ohnehin nur einige Juden repräsentiert wissen wollen.
Nicht mehr nur »antideutsche« Israelsolidarisierer – bei ihnen ist seit jeher ein fast schon unheimlich anmutendes Verlangen zu beobachten, sich als »jüdische Opfer« zu inszenieren − versuchen verzweifelt, als die jüdischsten Juden daherzukommen, auch die politische Klasse: Abgeordnete der Globke-Partei trugen im Bundestag an einem verabredeten Aktionstag gegen Antisemitismus in Deutschland die Kippa, bei Kundgebungen auch Vertreter der anderen etablierten Parteien, auch LINKE-Politiker, wie Berlins Kultursenator Klaus Lederer und Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow mussten unbedingt dabei sein. Und natürlich wollte auch die AfD nicht nachstehen − mit dem Ergebnis, dass auch Faschisten und andere Rechtsradikale die Kippa spazieren trugen. Wie erleben Sie solche Demonstrationen eines neuerdings entdeckten rechtsradikal-linken deutschen Konsenses gegen Antisemitismus – was ist davon zu halten?
Moshe Zuckermann: Wie ich das erlebe? Ich war bei der »Deutschland trägt Kippa«-Aktion so peinlich berührt wie schon lange nicht mehr. Sie zählen die Gründe dafür zum Teil selbst auf. Aber es geht noch darüber hinaus.
Denn nicht nur sind mir derlei Philosemitismen schon immer auf die Nerven gegangen, weil sich hinter ihnen ja das Ressentiment gegen Juden verbirgt, welches mit umgekehrten Vorzeichen auch den Antisemitismus antreibt.
Es bedarf nur einer opportunen gesellschaftlichen oder politischen Stimmungswende, damit der Philo- in einen Antisemitismus zurückfällt. Nicht nur ist die kitschige Klebrigkeit des selbstgefälligen Hochgefühls, gemessen daran, worum es eigentlich zu gehen hätte, unerträglich. Wichtig ist darüber hinaus die symbolische Ordnung, die da angesprochen wird.
Wissen die deutschen Kippa-Träger denn nicht, dass die Kippa eine religiöse Kopfbedeckung ist? Wissen sie nicht, dass die allermeisten Juden auf der Welt, einschließlich vieler in Israel lebender Juden, keine Kippa tragen, weil sie eben ein religiöses Bekenntnis indiziert? Und wissen diese Leute nicht, dass es verschiedene Kippot gibt – etwa die schwarze Kippa, welche orthodoxe, mithin nicht- bzw. antizionistische Juden tragen? Oder die gehäkelte Kippa, das Erkennungsmerkmal nationalreligiöser Juden, u.a. Hauptträger des Siedlerkontigents im Westjordanland – hat man sich etwa mit der Aktion auch zu ihnen bekannt?
Aber das Ärgerlichste bei alledem: Wie kommen Nichtjuden dazu, jüdische Menschen mittels der Verwendung eines Utensils aufs Religiöse zu reduzieren? Was da subkutan mitgetragen wird, bedarf einer eigenen Erörterung. Aber auch die mag überflüssig sein: Es ist erschreckend, von welcher eklatanten und bornierten Ignoranz die Träger dieser deutschen-allzu-deutschen Aktion geschlagen sind.
Projekt Kritische Aufklärung: Nun, Bodo Ramelow hat sich für die gehäkelte Kippa der Nationalreligiösen entschieden. Ob das ein Ausdruck seiner Gesinnung oder seiner Unwissenheit ist – diese Frage bleibt unbeantwortet. Die allgemein unter den Verwaltern der herrschenden Meinung in diesem Land grassierende Ignoranz gegenüber dem Judentum mag nicht zuletzt den kulturindustriell geprägten Klischees geschuldet sein, die durch Hollywood-Holocaust-Kitsch verbreitet werden.
Überhaupt fragwürdig ist, ob Aktionen wie »Deutschland trägt Kippa« wirklich auf die Bekämpfung des Antisemitismus zielen. Denn die politische Klasse hierzulande, inklusive der LINKEN-Fraktionen in den Parlamenten, hat noch nie zur »Solidarität« aufgerufen, wenn jüdische Linke, die man früher der Verschwörung mit dem Bolschewismus angeklagt hat, in diesem Land diffamiert, beleidigt oder bedroht werden. Als 2017 ein wild gewordener CDU-Bürgermeister kritische Juden zu unerwünschten Personen in seiner Stadt erklärt hat, darunter sogar ein deutscher Staatsbürger, der in Frankfurt aufgewachsen ist, hat die Restpolitik – von Jutta Ditfurths ÖkoLinX bis zur AfD – sich an der Seite des Jägers, nicht der Gejagten eingefunden. Womöglich ist die »Reduzierung« von Juden aufs Religiöse nicht das einzige Problem …
Moshe Zuckermann: Sie reden beim Frankfurter Vorfall u.a. von mir. In der Tat empfand ich die Unverfrorenheit des Bürgermeisters mir gegenüber als einen lebensgeschichtlichen Affront. Schon krass, was sich dieser Mensch da herausgenommen hat. Wer ist er denn, sich überhaupt anmaßen zu dürfen, mich in die antisemitische Ecke zu stellen, die er vorgeblich bekämpfen möchte. Ich habe da einen Verdacht: Ein Deutscher wie er könnte sich doch aus der Sache (der Parteinahme bei der Erörterung des israelisch-palästinensischen Konflikts) heraushalten und es unterlassen, einen Juden des Antisemitismus zu bezichtigen. Er könnte schlicht seine Klappe halten.
Wenn er aber dennoch meint, sich aufspreizen zu sollen, gerät er für mich in den Verdacht, ein Problem mit mir, dem Juden, zu haben. Er kann sich mit dem Juden übersolidarisieren und sein Deutschsein durch ein Kippa-Tragen kompensieren, wie es Leute aus seiner Partei idiotischerweise getan haben. Oder er kann seine latente Aggression auf den Juden durch eine Attacke auf diesen ausleben, indem er ihn nämlich dessen bezichtigt, was ihn selbst, den Deutschen, unterschwellig umtreibt.
Ich habe den Verdacht, dass besagter Frankfurter Bürgermeister selbst von einem antisemitischen Ressentiment angetrieben ist. Da mögen auch andere ideologische Momente mit eine Rolle spielen, namentlich der Hass auf den israelischen, kapitalismuskritischen Marxisten, aber primär ist da das Problem am Werk, dass während mich in meiner Israelkritik die Sorge um das Land, in dem ich lebe, motiviert, bei einem Uwe Becker ein Stück Antisemitismus in seiner Echauffierung über meine Israelkritik (in »seiner« Stadt) vorwaltet. Gleiches mag da für Ditfurth und Konsorten gelten. Diese Antisemitismusbekämpfung ist keine. Sie ist selbst zum Teil antisemitisch durchseucht.
Projekt Kritische Aufklärung: Haben diese Erfahrungen und Einsichten Ihr einst intensives Verhältnis zur politischen Kultur Deutschlands, in der kritische Akzente vor einigen Jahren noch möglich waren, vor allem zur deutschen Linken und LINKEN grundlegend beschädigt?
Moshe Zuckermann: Ja, das kann man so sagen: beschädigt, wenn nicht zerstört. Das wird zwar eine Menge Leute in Deutschland, ehemalige Linke unter ihnen, freuen, aber ich denke nicht in diesen subjektiven Kategorien. Die deutsche Linke hat sich eben in vielerlei Hinsicht ihrem Untergang verschrieben; sie willfahrt darin dem vorherrschenden Zeitgeist. Als Marxist kann ich mich nicht damit abfinden und behaupte, dass sich das alles noch wenden kann, ja noch wenden muss. Aber persönlich will ich nicht leugnen, dass für mich, was mein linkes Selbstverständnis in Deutschland anbelangt, eine Ära zu Ende gegangen ist.
Jene, die sich darüber freuen, ehemals linke Weggenossen von mir, sind nunmehr zu meinen Gesinnungsfeinden geworden. Sie haben Verrat an der Sache begangen, und sie interessieren mich, wenn überhaupt, nur noch als schäbige Verräter. Jene, die das bedauern und sich wünschen, dem wäre nicht so, sind nicht besser dran als ich. Im Übrigen habe ich Wichtigeres anzuvisieren als die Probleme der deutschen Linken: Das Land, in dem ich lebe – Israel –, treibt mit großen Schritten der Selbstaufhebung, mithin seiner bedrohlichen Faschisierung zu. Dies gilt es, von links zu bekämpfen, und sei‘s durch rigorose, kompromisslose kritische Reflexion.
Redaktionelle Anmerkung: Der Artikel erschien zuerst beim Projekt Kritische Aufklärung.
Quellen und Anmerkungen:
(1) Antrag DIE LINKE, Bündnis 90/Die Grünen v. 25.4.2018: 70 Jahre Staat Israel, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/018/1901850.pdf, S. 1f. (2) Dietmar Bartsch: Das Existenzrecht Israels ist selbstverständlich unverhandelbar, Rede im Deutschen Bundestag v. 26.4.2018, https://www.youtube.com/watch?v=FRoIjCYXO3g (3) Arbeitsdefinition Antisemitismus der IHRA. Pressemitteilung v. 26.5.2016, https://www.holocaustremembrance.com/sites/default/files/press_release_document_antisemitism.pdf, S. 1 (4) Bundesregierung unterstützt internationale Arbeitsdefinition von Antisemitismus, https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/kulturdialog/06-interkulturellerdialog/-/216610 (5) Gregor Gysi: Die Haltung der deutschen Linken zum Staat Israel, Rede auf der Veranstaltung »60 Jahre Israel« der Rosa-Luxemburg-Stiftung v. 14.4.2008, https://www.die-linke.de/themen/nachrichten/detail/die-haltung-der-deutschen-linken-zum-staat-israel/ (6) Entschieden gegen Antisemitismus, Beschluss der Bundestagsfraktion DIE LINKE v. 7.6.2011, https://www.linksfraktion.de/themen/positionspapiere/detail/entschieden-gegen-antisemitismus/ (7) LINKE verurteilt Aufrufe zum Boykott israelischer Waren, Erklärung von Gesine Lötzsch v. 30.4.2011, https://www.die-linke.de/detail/linke-verurteilt-aufrufe-zum-boykott-israelischer-waren/ (8) Snipers ordered to shoot children, Israeli general confirms, Electronic Intifada v. 22.4.2018, https://electronicintifada.net/blogs/ali-abunimah/snipers-ordered-shoot-children-israeli-general-confirms (9) Antrag CDU/CSU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen v. 17.1.2018: Antisemitismus entschlossen bekämpfen, http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/19/004/1900444.pdf (10) Antrag DIE LINKE, Bündnis 90/Die Grünen v. 25.4.2018: 70 Jahre Staat Israel, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/018/1901850.pdf, S. 3f. (11) Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus v. 7.4.2018, http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/119/1811970.pdf, S. 155 (12) Konrad Adenauer über »die Macht der Juden«, ZDF-Sendung »Zur Person«, Interview mit Günter Gaus v. 29.12.1965, https://www.youtube.com/watch?v=90EVIH4KZsc&t=6s, ab Min. 27:40 (13) Werner Pirker, Im Zweifel für Israel, junge Welt v. 25.4.2008, http://www.antiimperialista.org/de/node/5636 (14) Martin Krauss: Petry lässt kaschern, Jüdische Allgemeine v. 28.1.2016, http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/24528 (15) Christina Bachmann: Christen in Berlin setzen Zeichen gegen Antisemitismus, Israelnetz v. 19.4.2018, https://www.israelnetz.com/gesellschaft-kultur/gesellschaft/2018/04/19/christen-in-berlin-setzen-zeichen-gegen-antisemitismus/ (16) Petra Pau: Zumutung für den Amtsträger, Interview, Das Parlament v. 30.4.2018, https://www.bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2018/-/553434 (17) Hartmut Zeller: Marsch auf Dachau, Süddeutsche Zeitung v. 10.2.2015, http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/gedenkstaette-marsch-auf-dachau-1.2334651
Rubikon Magazin Moshe Zuckermann Quelle
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Linkssein und Popstar-RuhmDanger Dans Selbstreflexion
Die JF schreibt: »Danger Dan ist Paradebeispiel für einen rappenden Salonsozialisten. Unironisch, unwitzig und hofiert von den Öffentlich-Rechtlichen. Ein Kommentar von Boris T. Kaiser. Dieser Beitrag Linkssein und Popstar-RuhmDanger Dans Selbstreflexion wurde veröffentlich auf JUNGE FREIHEIT. http://dlvr.it/Sq1w4l «
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Linke Steigbügelhalter des Kapitals
Linke Steigbügelhalter des Kapitals
Die alten Mächtigen haben mit den neuen Linken einen Juniorpartner gefunden, um die Menschen und ihre Kultur in einem historisch einmaligen Maße zu zermalmen. [dropcap]K[/dropcap]atja Kipping, die Führerin der neuen Linken, jedenfalls der Partei, die diesen Namen trägt, schalt kürzlich in einer Fernsehdiskussion Österreichs Außenminister Sebastian Kurz: „Ihre europäische Lösung bedeutet Tränengas…
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