#Insel des Helios
Explore tagged Tumblr posts
Text
Die Erle
Andere Namen: Frau Else, Eller, Mönch, Seicherl
Schon in der griechischen Mythologie ist die Erle stark mit der Magie verknüpft: Die Töchter des Helios verwandeln sich in Trauer um ihren Vater in Erlen. Die große Zauberin Circe, ebenfalls Tochter des Helios, lebt mit ihren in Erlen verwandelten trauernden Schwestern auf der Insel Aiaia. Die Erle gilt hier also auch als Sitz der Seelen.
In der Irisch-keltischen Mythologie entsteht das erste Menschenpaar aus Bäumen: Der Mann aus einer Erle, die Frau aus einer Eberesche. Auch hier ist die Erle folglich eng mit der menschlichen Seele verbunden. Da die Kelten den Erlen große Verehrung entgegenbrachten, werden keltische Kultorte in den altbayrischen Wallfahrtsorten Erlbach, Irlach und Erlach vermutet, deren Namen alle mit der Erle verbunden sind.
Im Volksglauben galten Erlen als Bannbäume für die Seelen von Verbrechern, aber auch feenartige Wesen wie die Ellefru (Erlenfrau) wohnten in ihr. Darauf weist auch der Volksname „Frau Else“ hin. Im Brauchtum heißt es, wenn man die Axt an ihren Baum anlegt, klagt sie, schlägt man den Baum, dann blutet sie. Natürlich beruht auch der von Goethe formulierte Mythos vom Erlkönig auf der Überzeugung, der Baum sei Sitz der feenartigen Geister.
Nach dem altfränkischen Recht der Lex salica sollten vier Erlenstäbe zerbrochen und auseinandergeworfen werden, wenn ein Mitglied aus der Sippe schied. Die roten Bruchstellen des Erlenholzes symbolisierten dabei den Trennungsschmerz.
Im christlichen Mythos ist das Kreuz Christi aus Erlenholz gezimmert gewesen. Deshalb ist es vom Blute Christi rot gefärbt. In Thüringen war es bis Ende des 19. Jahrhunderts Brauch an Karfreitag Erlenzweige schweigend ins Haus zu tragen und daraus Kreuze zu fertigen. Eng damit verbunden sind magische Bräuche, nach denen die Erle Karfreitag gebrochen und geschlagen werden musste.
Der magische Baum Erle wurde auch zum Wettermachen genutzt. Wenn eine Hexe am Erlenbaum rüttelte, so konnte sie Gewitter heraufbeschwören. Ein am Karfreitag in den Boden gesteckter erlenzweig vertrieb den Mehltau und auch Maulwürfe. Auch zum Vertreiben von Spatzen und Mäusen wurden erlenzweige verwendet, die am Karfreitag gebrochen worden waren. Drei mit rotem Faden zusammengebundene erlenzweige schützen vor dem bösen Blick. Neben Hasel- und Weidenrute, war auch der Erlenreis mit der Wassersuche in der Radiästhesie verbunden.
Die Baumessenz der Schwarzerle schärft den verstand, unterstützt das Verstehen und die Erkenntnis von Zusammenhängen. Sie klärt die Wahrnehmung auf allen Ebenen. Die Essenz gibt die Kraft, unsere begrenzten psychischen Muster zu überschreiten und höheres Wissen zu erwerben.
©️Stefan Brönnle
Erle (Alnus glutinosa)
Verbreitung: Uferregionen, Gräben, Auenlandschaften
Ernte: Blätter und Rinde ab Frühjahr / Sommer
Verarbeitung: Abkochung, Auflage frischer Blätter auf das Zahnfleisch
Anwendung: In der Medizin ist die Erle weniger bekannt, wird jedoch eingesetzt um Krätze und andere Hautleiden zu lindern Besonders von Eiterflechte geplagte Haut soll gut auf eine Behandlung ansprechen. Auch Verbrennungen und Entzündungen werden mit Destillaten aus Erlenblättern oder -rinde behandelt. Weiterhin empfiehlt man sie bei Problemen mit dem Zahnfleisch. Die zerriebenen frischen Blätter lindern Zahnfleischbluten und leichte Entzündungen. Abkochungen halfen bei Beschwerden im Rachenraum. Außerdem wirken sie mild beruhigend auf entzündete Bronchien.
Mythologie und Magie: Die Kelten brachten die Erle mit dem Gott Bran in Verbindung, als Symbol der Wiederauferstehung, In dem altirischen „Lied der Waldbäume“ wird die Erle (oder Eise) als Kampfhexe bezeichnet. In der Wolfdietrichsage aus dem 13. Jahrhundert erscheint dem entsetzten Wolfdietrich nachts am Lagerfeuer die raue Else. Die Figur der Erlenfrau ist uralt und hat ihren Ursprung vermutlich bereits in der Eisenzeit. Sie ist die „blutende Mutter“, da sich ihr Saft in Verbindung mit Luft rot verfärbt. Später wurde sie aufgrund dieser Tatsache zur rothaarigen Hexe, die Irrlichter schickte, um Reisende vom rechten Weg abzubringen. Der nordischen Sage zufolge wurden die ersten Menschen aus Ulmen- oder Erlenholz (Embla / Frau) und Eschenholz (Ask / Mann) gefertigt.
Erlen wachsen in einem mystischen Zwischenreich, nicht wirklich an Land, aber auch noch nicht im Wasser und sind daher enger mit den Kleinen Leuten, den Wassermännern, Sumpfhexen, Nebel- und Moorgeistern, verbunden als viele andere Bäume. Ein Erlenbruch mag ein wenig unheimlich und düster erscheinen, vereinfacht aber gleichzeitig den Kontakt zur anderen Seite. Wer mit ihren Kräften umgehen kann, erlebt in der Erle einen machtvollen Baum, der der Weide in nichts nachsteht. Sie ist eine Verkörperung des Schwarzmondes, die dunkle Schwester der Weide. Als Schwellenbaum weiß dıe Erle um Dinge, die mit Übergängen zu tun haben und ist deren Geheimnisträger. Mit diesem Wissen um die anderen Welten, Tod und Wiedergeburt wirkt sie manchmal etwas schwermütig, verschlossen und ein wenig unnahbar. Wenn eine Erle nicht mit Ihnen reden will, seien Sie sicher, dass es zu Ihrem eigenen Schutz geschieht. Derjenige, der seine Emotionen nicht scheut und von der Erle dazu eingeladen wird, mıt ıhrer Energie zu arbeiten, könnte mit ihr gemeinsam die Grenzen des Möglichen überschreiten. Die Erlenkraft wird ihn dazu inspirieren, an seiner spirituellen Entwicklung zu arbeiten. AuRerdem steht ihm nun ein mächtiger Schutzgeist zur Seite.
Ganz besonders geeignet sind die Kräfte der Erle um Zugang zum Reich der Elementale und Naturwesen zu erhalten, mit dem Ziel, diese Welt und ihre Regeln besser zu verstehen. Wo die Weide leicht und eher mütterlich ist, ist Erlenkraft tiefgründig und eignet sich hervorragend für Frauen, die ein wenig sinnlicher und geheimnisvoller wirken wollen. Flöten um Naturgeister zu rufen sind in der Regel aus Erlenholz. Ebenso wurden viele Schutzamulette aus diesem Holz hergestellt. Das Holz von Erlen ist stark wasserresistent (Venedig wurde auf dem Holz von Erlen erbaut) und wird aufgrund des „Anlaufens“ oft für Zauberstäbe benutzt, mit denen Menstruationsrituale oder Dunkelmond-Anrufungen vollzogen werden.
Aus: Der grüne Hain
1 note
·
View note
Text
Insel Rhodos - Der Koloss
Insel Rhodos · Der Koloss · Helios · Griechenland
In der Antike wurde auf Rhodos eine über 30 Meter hohe, monumentale Bronze-Statue des Sonnen- und Stadtgottes Helios, die etwa 292 v. Chr. nach zwölfjähriger Bauzeit vollendet war, aufgestellt. Die Kolossalstatue »Der Koloss von Rhodos« stürzte dann etwa 227/226 v. Chr. infolge eines Erdbebens ein. Nach dem Erdbeben bekam Rhodos zwar große finanzielle Unterstützung aus ganz Griechenland, um die Statue wieder aufzubauen, aber die Rhodier ließen die Bronzeteile aus Furcht vor einem neuen Einsturz einfach liegen. Man sagt, dass ein Orakel daran Schuld gewesen sei. Das griechische Sprichwort »Ein Übel, das gut liegt, soll man nicht von der Stelle bewegen« erinnert uns noch heute daran. Etwa 880 Jahre später konnten Besucher von Rhodos die Trümmer immer noch liegen sehen. Laut einer Beschreibung von Plinius des Älteren klafften in den zerbrochenen Gliedern der Statue so große riesige Höhlungen, dass nur sehr große Männer den Daumen der Statue mit beiden Armen zu umfassen vermochten. Am 15. Februar 1113 erließ Papst Paschalis II. eine Bulle, in der er Gerhard Sasso zum Gründer des Souveränen Ritterordens vom Heiligen Johannes zu Jerusalem ernannte. Durch diese Ernennung erreichte der Orden seine Unabhängigkeit von der Kirche und gelangte so zur großen Selbstständigkeit. Bis zu diesem Zeitpunkt war es vornehmste Aufgabe des Ordens gewesen bedürftige und kranke Pilger zu betreuen. Im Laufe der Zeit aber entwickelte sich aus den Betreuern ein Heerschar mit eiserner Faust und unbezwinglichem Herzen, die in seinen Reihen die Blüte des Adels aus Frankreich, Italien, Deutschland, England, Spanien und Portugal vereinte. Je mehr die Kreuzzüge der »Franken« damals zur Befreiung der heiligen Stätten in große Politik und Machtgier ausarteten, um so mehr riefen sie auch bei den Rittern von Jerusalem Eroberungsgelüste wach. Als Ziel wählten sie schließlich Rhodos. Welch geeigneteren Stützpunkt konnte es auf dem großen Wasserweg zwischen Ost und West, dem Mittelmeer, schon geben! Obschon Rhodos damals noch immer zum Byzantinischen Reich gehörte, war es zu guter Letzt zu einem Seeräubernest verkommen. Bereits seit der Eroberung Konstantinopels durch das Heer des vierten Kreuzzugs 1204 suchten die Ritter von Jerusalem nun nach einem neuen Sitz, und erst recht, als ihre feste Niederlassung in Palästina im Jahr 1291 mit dem ganzen Heiligen Land an die Muslime verloren ging. So brachen sie mit den Scharen ihrer Gewappneten und ihrem Kriegsgerät auf zur Eroberung der Insel Rhodos, geführt von ihrem Hochmeister Foulques de Villaret. Für diese große Unternehmung brauchten sie freilich gewaltige Geldmittel; der Papst und der französische König Philipp der Schöne stellten sie zur Verfügung. Als der Feldzug dann gegen Rhodos kurz vor der Durchführung stand, sammelten sich in der Hafenstadt Brindisi, an der Adria in der süditalienischen Region Apulien, so viele Freiwillige, dass die zu ihrer Aufnahme entsandten Schiffe nicht ausreichten. Die Kreuzritter ankerten zunächst, 1306, fünfzig Meilen südlich der Stadt Rhodos bei Feraklos, an der Ostküste der Insel, und sandten Kundschafter aus. Zugleich schickten sie Gesandte nach Konstantinopel, zu Kaiser Andronikos II. Paläologos, und verlangten die Überlassung von Rhodos zu entgegenkommenden Bedingungen und mit der Zusage, sie würden dafür die Insel frei machen von Seeräubern. Andronikos, der die »Lateiner« nicht besonders liebte, wies diese Vorschläge zurück und hieß die Gesandten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Erzürnt über die beleidigende Haltung des Kaisers von Byzanz entschloss man sich nun zur endgültigen Landung des ganzen Heeres auf Rhodos. Die griechische Bevölkerung tat sich sogleich mit den Sarazenen auf der Insel zusammen und begann mit der Verteidigung, wollten die Eindringlinge abzuwehren - aber vergeblich. Andronikos sandte daraufhin Truppen aus Byzanz, die sich aber nur kurze Zeit halten konnten und bald überwältigt wurden. Am 15. August 1309 zog Foulques de Villaret mit seinem Heer durch die Tore von Rhodos ein. Von diesem Tag an nahmen die Ritter von Jerusalem den neuen Namen »Ritter von Rhodos« an, um deutlich zu machen, dass die Insel nunmehr ihr Besitz sei. Unter schwerer Besteuerung und harter Fronarbeit der griechischen und sarazenischen Bewohner bauten die Ritter ein mächtiges Kastell, eine ganze mit hohen Mauern umzogene Stadt mit Hochmeisterpalast, großen Hallen und hohen Zinnen über den Trümmern der antiken und byzantinischen Mauern. Das ausgedehnte Areal unterteilten sie in gesonderte Quartiere; die Verteidigungsanlagen wurden den »Zungen« zugeteilt. Feste und hohe Wohnhäuser ließen sie errichten, Balkone, Fenster und Türen wurden mit Wappen und Emblemen geschmückt; Straßen legten sie an und neue Hafenanlagen. Der Gesamtkomplex des furchteinflößenden gigantischen Mauerrings mit seinen runden und viereckigen Türmen, den massigen, gewölbten Toren, den gepflasterten Hauptstraßen, den Bastionen, die von der äußeren Mauer durch tiefe Gräben getrennt und nur über eiserne Zugbrücken erreichbar waren, galt gegen das Ende ihrer Herrschaft als stärkste Festung des Abendlandes. Zweihundertdreizehn Jahre lang residierten hier nacheinander einundzwanzig Gebieter des Ordens, meist dem hohen Adel Frankreichs entstammend, wie d-Aubusson und d-Amboise, bis zum letzten der Reihe, Villiers de L’Isle-Adam, der zu den bedeutendsten Gestalten des späten Mittelalters zählt. Die Herrschaft der »fränkischen Ritter« unterwarf auch die benachbarten Inseln, auf denen sie wie auf Rhodos Kirchen, Festungen, Schulen und Klöster errichteten und überall dieselben Gesetze einführten. Deren Bewohner, meist orthodoxe Griechen, hielten den Fremden zugute, dass sie die Inseln der Ägäis gegen die häufigen Piratenüberfälle zu schützen vermochten, bis die verhängnisvolle Stunde schlug, da die Ritter ihre Herrschaft aufgeben und Rhodos mitsamt ihren Schwesterinseln einer anderen, drückenderen Knechtschaft preisgeben mussten. 1479 versuchten die Türken zum ersten Mal, sich der Insel zu bemächtigen. Die gelandeten Truppen wurden jedoch verjagt und retteten sich nur mühsam auf ihre Schiffe. Im folgenden Jahr entsandte Sultan Mehmed II. eine erheblich größere Flottenmacht gegen Rhodos, um die Stadt einzuschließen und einzunehmen. Aber nach 90 Tagen Belagerung war auch dieses Mal wieder das Schicksal den Rittern günstig: Als die Türken nämlich schon auf den Wällen kämpften und der Fall der Stadt nicht mehr abzuwenden schien, widerrief ihr Anführer seinen Plünderungsbefehl; er wollte die reiche Beute mit niemandem teilen. Das verdross seine Streiter dermaßen, dass sie sogleich abließen weiter zu kämpfen, zurückwichen und vom Ordensheer fast vollständig vernichtet wurden. Die 8.000 zum Pfählen der Verteidiger schon zugespitzten Pfosten der Türken wurden dann als Palisaden verwendet. Der Sieger, d-Aubusson, machte sich unverzüglich an die Verstärkung der Wälle. Auch das neue große Hochspital ist sein Werk: Die berühmtesten Ärzte, die tüchtigsten Chirurgen jener Zeit verpflichtete er dafür. Aber gegen den Verrat in den eigenen Reihen besaßen auch sie kein Heilmittel. So meldete beispielsweise der Großkanzler insgeheim alle Kriegsvorbereitungen nach Konstantinopel. Sultan Soliman der Prächtige schließlich setzte es sich in den Kopf, die Ritter für immer von Rhodos zu vertreiben. Er sandte zunächst einen Drohbrief an den Hochmeister Villiers de L’Isle-Adam, der bedeutungsschwer mit den Worten schloss: »Wo mein Heer den Fuß hinsetzt, da kommen alle durch die furchtbare Schneide unseres Schwertes um«. Der Hochmeister jedoch antwortete nur kühl und abweisend. Da ergrimmte der mächtige Sultan dermaßen, dass er die Stunde kaum abwarten konnte, um mit all seiner Heeresmacht Rhodos anzugreifen, dessen Befestigungen von der Land- wie von der Seeseite als uneinnehmbar galten. Er öffnete seine kaiserlichen Schatzkammern und begann blindlings, unermessliche Summen für den großen Kriegszug auszugeben. Zu Tausenden wurden Kanonen, Bomben, Schwerter, Krummsäbel, Äxte, Beile, Flinten, kurz Kriegswaffen aller Art, bereitgestellt, gewaltige Mengen. Für den Transport eines Heeres von 25.000 Schwerbewaffneten wurde eine Flotte von 500 Galeeren, 50 Lastkähnen, 50 Fregatten und 100 Galionen zusammengezogen, bemannt mit insgesamt 40.000 Ruderern. Ohne große Mühe besetzten die Türken die kleine Insel Chalki, nordwestlich von Rhodos. Dann nahmen sie Kurs auf ihr eigentliches Ziel. Weithin war die See bedeckt vom Wald zahlloser Masten, an denen blutrote Fahnen mit dem goldenen Halbmond wehten. Die Ritter von Rhodos hatten sich in Erwartung des Angriffes hinter ihren starken Mauern wohl verschanzt. Kaum näherten sich die türkischen Galeeren, schlug ihnen Geschützfeuer aus dem Hafenkastell Haghios Nikolaos entgegen, am »Mandraki«, dessen Einfahrt eine schwere Kette sperrte. Auch den hinter festen Mauern liegenden Arsenalhafen hatte man durch Ketten verriegelt; hier eröffnete der hohe Naillac-Turm das Feuer auf die türkischen Schiffe. Die Verteidigung war in fünf Abschnitte eingeteilt, sowohl auf der Landseite wie nach der See hin, bis zum starken Kastell; tagelang, Monate hindurch, kämpften hier Griechen und Franken Seite an Seite. Ununterbrochen donnerten die Geschütze, die Erde zitterte, und die ganze Stadt war vom Pulverdampf verdunkelt. Soliman verkündete, er werde nichts Lebendes schonen, nicht einmal Katzen. Ein Sturmangriff nach dem anderen erfolgte. Die Moslems erzwangen die Landung, sie versuchten mit Leitern und mit Seilen die hohen Mauern zu ersteigen, während die fränkischen und griechischen Verteidiger sie mit einem Hagel von Pfeilen, mit kochendem Teer und siedendem Pech empfingen. Minengänge und Pulverlager flogen krachend in die Luft; in den Festungsgräben türmten sich die Toten. Als die 3000 eingeschlossenen Streiter Munition und Lebensmittel zu Ende gehen sahen, versuchten sie einen Ausfall durch das d'Amboise-Tor an der Nordwestecke des großen Kastells, ohne zu ahnen, dass der Bär seine Beute draußen bereits erwartete. Viele Franken und Griechen bezahlten diesen Versuch mit ihrem Leben. Die beiden Erzbischöfe, der orthodoxe und der römische, mit ihren Geistlichen, die Bürger mit ihren Frauen und Kindern stürmten nun durch die Straßen, bewaffnet mit Steinen, Knüppeln, Messern und Dolchen, und vollbrachten, wie ein Chronist berichtet, heldenhafte Taten, deren die tapfersten Krieger sich rühmen könnten. Erbittert wurde in den engen Straßen gekämpft, und rings um das große Kastell floss das Blut in Strömen. Allein an einem Tag fielen 3.000 Türken und zahlreiche Kämpfer des Verteidigerheeres, darunter der Oberst der Artillerie, der Generalkapitän der Galeeren und viele Ordensritter. Über vier Monate währte dieses gigantische Ringen, da begann die Kraft der Ritter zu erlahmen. Der Sultan forderte, sie sollten an Bord türkischer Schiffe abziehen und sich in Kreta an Land setzen lassen. Der Metropolit von Rhodos, Euthymios, ein Freund der Ritter, schmiedete noch ein Komplott gegen die Türken - es war nicht von Erfolg gekrönt - und kostete sein und vieler Christen Leben. Am 25. Dezember 1522 schließlich wurde die Kapitulation unterzeichnet. Die Ritter von Rhodos waren besiegt und mussten die Insel verlassen und für immer ihre schönste Besitzung aufgeben. Außer ihren Rüstungen nahmen sie nur ihre Urkunden und Archive mit, die Reliquien und Heiligenbilder, ihre Banner und Kirchengeräte. 4.000 rhodische Katholiken schlossen sich ihnen an. Nach neunjährigem Umherirren ließen sie sich schließlich in Malta nieder und nannten sich fortan Malteserritter. An jenem Tag gab der Padischah den Befehl, es solle ein Muezzin auf den Turm von Arap-Kalé steigen, der 'bis in den dritten Himmel' reicht, und solle mit lauter Stimme allem Volk die ruhmreiche Eroberung verkünden. Dann hielt Soliman seinen Einzug - in ein über und über mit Gold besticktes Gewand gekleidet. Vor ihm schritt das Regiment der Janitscharen, hinter ihm folgte seine 400 Mann starke Leibwache (Solouchen), vier hohe Würdenträger (Kechajaden), vier hohe Offiziere der Solouchen und vierzig hohe Zivilbeamte (Kotsampaden), alle weiß gekleidet und mit hohen, kostbar verzierten Hüten. Eine unübersehbare Menge von Menschen drängte sich hinterdrein, die Kanonen donnerten, und die Triumphmärsche der Kapellen übertönten einander, während am Horizont die Mastspitzen der Galeeren verschwanden, auf denen die Ritter in die Ferne zogen. Die neuen Herren von Rhodos feierten ein rauschendes Siegesfest. Die christliche Bevölkerung hockte unterdessen angstvoll in den Kellern ihrer Häuser. Am 1. Januar 1523 begab sich Soliman in prunkvollem Zug nach San Giovanni, um dort zu beten und Allah zu danken. Dicht gedrängt lauschten die Mohammedaner in der Kirchen der Verlesung des 'Hati Seriph', der 'allerhöchsten Anordnung' über die Umwandlung dieses christlichen Gotteshauses in eine Moschee. Der mächtige Sultan erließ noch Verordnungen an die türkischen Gouverneure, an die Janitscharen, an die Emire und an die geistlichen Würdenträger, dann verließ er Rhodos und kehrte nach Konstantinopel zurück. Von nun an hatten Rhodos und seine Schwesterinseln Jahrhunderte unerträgliche Knechtung zu ertragen. Die schönsten jungen Griechinnen und 'Kourtessen', fränkische Fräuleins, wurden in die Harems der Paschas verschleppt und die jungen Männer der Inseln auf den Sklavenmärkten Anatoliens verkauft. Kirchen wurden zu Moscheen, an die Stelle der Glockentürme traten Minaretts. In der mauerumgürteten Festungsstadt entstanden neue Häuser und Schulen und große Moscheen, darunter als prächtigste die Soliman-Moschee. Bei Sonnenuntergang schlossen sich die Tore des großen Ritterkastels; Griechen und Lateinern war der Zugang untersagt. Mit der Zeit gewährten die Türken ihren christlichen Untertanen außerhalb von Rhodos einige Rechte, erlaubten freie Religionsausübung und den Gebrauch der Muttersprache; auch wurde eine örtliche Selbstverwaltung zugestanden und eine nur einmal jährlich zu entrichtende Abgabe, die 'Maktou' eingeführt. Im Freiheitskampf von 1821 gingen Rhodos und die anderen Inseln des Dodekanes leer aus. Das Londoner Protokoll von 1830 überließ diese Inselgruppe weiterhin der Türkei. Erst beim Ausbruch des italienisch-türkischen Krieges im Mai 1912, als die Italiener den Dodekanes besetzten, schien die Stunde der Freiheit zu schlagen. Auf den zwölf Inseln wie in ganz Griechenland feierte man die Italiener als Befreier mit Fahnenschmuck und festlichen Reden - Italiens Staatsmänner versicherten und beschworen, dass ihr Land die Inseln nur vorübergehend besetze. Doch die Zeit lehrte wiederum anderes: Der Duce beanspruchte das Mittelmeer für Italien als 'mare nostrum', und die ägäischen Inseln galten als 'nostre isole del Egeo'. Die Italiener setzten sich fest und unterwarfen die Inseln für einen Zeitraum von 33 Jahren der tyrannischsten Verwaltung. Terror, Zwangsmaßnahmen, Verfolgungen, Schließung von Schulen, Verbot der griechischen Sprache und vieles andere mehr konnten durch alles, was die neuen Herren für die Verschönerung der Inseln taten, nicht aufgewogen werden. Und als mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges auch diese Drangsale vorüber waren, galt es, eine neue Geduldsprobe zu bestehen: Erst 1947 endlich wurde der Dodekanes mit Griechenland wiedervereinigt. Und mit ihm Rhodos, die anmutige Braut des Sonnengottes Helios. Insel Rhodos · Der Koloss · Helios · Griechenland Read the full article
#AVENTINStorys#Belagerung#Byzanz#Dodekanes#Freiheit·Libertas#Griechenland#Halbmond#Helios#Herrschaft#Insel#Kreuz#Kreuzzug#Metropolit#Mittelmeer#Moschee#Orden#Ort·Siedlung#Pilger#Rhodos#Ritter#Sonnengott#Sultan
0 notes
Text
Korfiotisches Kaffee-Tagebuch: Liston und Boschetto Durrell
Korfiotisches Kaffee-Tagebuch: Liston und Boschetto Durrell
Der größte öffentliche Platz des Balkans und einer der schönsten Plätze der Welt: der Spianada in Kérkyra, umrahmt auf der einen Seite von einer historischen Häuserfront und dem Gouverneurspalast, auf der anderen Seite der Blick auf die alte Festung und das Meer.
Doch der Spianada hat noch mehr zu bieten. Schon an meinem ersten Tag habe ich dem Boschetto Durell, bis 2016 Boschetto Gardens.…
View On WordPress
#Bittere Limonen#Buschetto Durrell#Buschetto Gardens#Durrell#Earl of Guilford#Flat White#Frederick North#Garten der Götter#Gerald Durrell#Griechenland#Griechenlandurlaub#Griechische Inseln#Griechisches Kaffee-Tagebuch#Griechisches Kaffeetagebuch#Insel der Phäaken#Insel des Helios#Ionische Akademie#Kérkyra#Kerkyra#Korfiotisches Kaffee-Tagebuch#Korfiotisches Kaffeetagebuch#Korfu#Korfu-Stadt#Lawrence Durrell#Leuchtende Orangen#Liston#Paleopoli#Rhodos#Schwarze Oliven#Spianada
0 notes
Text
ich bin circe
,,nach der langen zeit unter dichten wolken schienen die sterne besonders hell zu leuchten und hingen wie lampions in der dunkelheit." - madeline miller
eine völlig neue sicht auf die geschichte der tochter des helios. eine atemberaubende geschichte so vielseitig und fesselnd erzählt. dies ist wirklich eines meiner lieblingsbücher und ich hoffe das einige es vieleicht auch lesen werden da es sich wirklich lohnt.
Unsterblich. Unvollkommen. Unbezähmbar.
Circe ist die Tochter des mächtigen Sonnengotts Helios und der Nymphe Perse, doch sie ist ganz anders als ihre göttlichen Geschwister. Ihre Stimme klingt wie die einer Sterblichen, sie hat einen schwierigen Charakter und ein unabhängiges Temperament; sie ist empfänglich für das Leid der Menschen und fühlt sich in deren Gesellschaft wohler als bei den Göttern. Als sie wegen dieser Eigenschaften auf eine einsame Insel verbannt wird, kämpft sie alleine weiter. Sie studiert die Magie der Pflanzen, lernt wilde Tiere zu zähmen und wird zu einer mächtigen Zauberin. Vor allem aber ist Circe eine leidenschaftliche Frau: Liebe, Freundschaft, Rivalität, Angst, Zorn und Sehnsucht begleiten sie, als sie Daidalos, dem Minotauros, dem Ungeheuer Scylla, der tragischen Medea, dem klugen Odysseus und schließlich auch der geheimnisvollen Penelope begegnet. Am Ende muss sie sich als Magierin, liebende Frau und Mutter ein für alle Mal entscheiden, ob sie zu den Göttern gehören will, von denen sie abstammt, oder zu den Menschen – die sie lieben gelernt hat.
#mustread#favourite#buchempfehlung#roman mythology#madeline miller#eisele#fnatasy#ichbincirce#circe#mythos#greek gods
0 notes
Text
“Gebt mir eure Müden, eure Armen, Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren, Die bemitleidenswerten Abgelehnten eurer gedrängten Küsten; Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturme Getriebenen, Hoch halt’ ich mein Licht am gold’nen Tore! Sende sie, die Heimatlosen, vom Sturm Gestoßenen zu mir. Hoch halte ich meine Fackel am goldenen Tor.”
Die Freiheitsstatue (englisch Statue of Liberty, offiziell Liberty Enlightening the World, auch Lady Liberty, französisch La Liberté éclairant le monde) ist eine von Frédéric-Auguste Bartholdi geschaffene neoklassizistische Kolossalstatue bei New York. Sie steht auf Liberty Island im New Yorker Hafen, wurde am 28. Oktober 1886 eingeweiht und ist ein Geschenk des französischen Volkes an die Vereinigten Staaten. Die Statue ist seit 1924 Teil des Statue of Liberty National Monument und seit 1984 als Weltkulturerbe der UNESCO klassifiziert.
Die Statue stellt die in Roben gehüllte Figur der Libertas, der römischen Göttin der Freiheit, dar. Die auf einem massiven Sockel stehende Figur aus einer Kupferhülle auf einem Stahlgerüst reckt mit der rechten Hand eine vergoldete Fackel hoch und hält in der linken Hand eine Tabula ansata mit dem Datum der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Zu ihren Füßen liegt eine zerbrochene Kette. Die Statue gilt als Symbol der Freiheit und ist eines der bekanntesten Symbole der Vereinigten Staaten. Mit einer Figurhöhe von 46,05 Metern und einer Gesamthöhe von 92,99 Metern gehört sie zu den höchsten Statuen der Welt, bis 1959 war sie die höchste.
Bartholdi wurde von dem französischen Juristen und Politiker Édouard René de Laboulaye inspiriert, der 1865 erklärt hatte, dass jedes Monument, das zu Ehren der amerikanischen Unabhängigkeit errichtet würde, ein gemeinsames Projekt der Völker Frankreichs und der Vereinigten Staaten sein müsse. Wegen der angespannten politischen Lage in Frankreich begannen die Arbeiten an der Statue erst in den frühen 1870er Jahren. Laboulaye schlug 1875 vor, die Franzosen sollten die Statue und die Amerikaner den Sockel finanzieren sowie den Bauplatz bereitstellen. Bartholdi vollendete den Kopf und den Fackelarm noch bevor das endgültige Aussehen der Statue feststand. Diese Teile wurden bei Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentiert. Die Finanzierung erwies sich insbesondere auf amerikanischer Seite (für den Sockel) zunächst als schwierig und 1885 waren die Arbeiten am Sockel wegen Geldmangels von der Einstellung bedroht. Joseph Pulitzer veranstaltete in seiner Zeitung New York World eine Spendenkampagne zur Vollendung des Projekts. Die Statue wurde in Frankreich vorgefertigt, in Einzelteile zerlegt nach New York transportiert und auf der damals Bedloe’s Island genannten Insel zusammengesetzt. Präsident Grover Cleveland weihte sie am 28. Oktober 1886, am Bartholdi-Day, ein.
Für den Unterhalt und die Verwaltung war bis 1901 das United States Lighthouse Board, die Bundesbehörde für Leuchttürme, zuständig. Anschließend übernahm das Kriegsministerium diese Aufgaben. Seit 1933 gehört die Statue zum Zuständigkeitsbereich des National Park Service. Im Jahr 1938 war sie wegen Renovierungsarbeiten erstmals für die Öffentlichkeit gesperrt. In den frühen 1980er Jahren war die Bausubstanz so stark abgenutzt, dass eine umfassende Restaurierung notwendig war. Von 1984 bis 1986 wurden die Fackel und ein großer Teil der inneren Struktur ersetzt. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und nach Hurrikan Sandy war die Statue jeweils zeitweilig geschlossen.
#gallery-0-9 { margin: auto; } #gallery-0-9 .gallery-item { float: left; margin-top: 10px; text-align: center; width: 33%; } #gallery-0-9 img { border: 2px solid #cfcfcf; } #gallery-0-9 .gallery-caption { margin-left: 0; } /* see gallery_shortcode() in wp-includes/media.php */
Ursprüngliche Idee
Der Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi, der die Freiheitsstatue entwarf und ihre Errichtung maßgeblich vorantrieb, auf einer Fotografie von Napoleon Sarony aus dem Jahr 1880
Bartholdis Designpatent (1879)
Die Idee für das Projekt der Freiheitsstatue geht auf eine Bemerkung zurück, die der französische Jurist und Politiker Édouard René de Laboulaye im Jahr 1865 machten. Bei einem Gespräch nach einem festlichen Abendessen in seinem Haus bei Versailles bemerkte der begeisterte Anhänger der Nordstaaten während des Sezessionskriegs: „Sollte ein Denkmal in den Vereinigten Staaten errichtet werden, das an ihre Unabhängigkeit erinnert, dann denke ich, dass es nur natürlich ist, wenn es durch vereinte Kräfte entsteht – ein gemeinschaftliches Werk unserer beiden Nationen.“
Laboulayes Bemerkung war nicht als konkreter Vorschlag beabsichtigt, doch sie inspirierte den Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi, der beim Festessen als Gast anwesend war. Angesichts des monarchistischen Staatssystems Frankreichs unter Kaiser Napoleon III., das im starken Gegensatz zu den republikanischen Idealen der USA stand, unternahm Bartholdi vorerst keine weiteren Schritte, außer die Idee mit Laboulaye zu besprechen. Stattdessen trat er an Ismail Pascha, den osmanischen Khedive von Ägypten, heran und präsentierte ihm den Plan, in Port Said am nördlichen Ende des Sueskanals einen Leuchtturm in Form einer in Roben gehüllten antiken Fellachin, die eine Fackel hochhält, zu errichten. Bartholdi fertigte Skizzen und Modelle an, die Statue wurde aber nie errichtet. Ein klassisches Vorbild für das Sues-Projekt war der Koloss von Rhodos. Diese Bronzestatue des griechischen Sonnengottes Helios soll über 30 Meter hoch gewesen sein, stand an einem Hafeneingang und hielt eine Fackel hoch, um Schiffe zu leiten.
Der Deutsch-Französische Krieg, in dem Bartholdi als Major der Miliz diente, verzögerte das amerikanische Projekt weiter. Während des Krieges wurde Napoleon III. gefangengenommen und abgesetzt. Bartholdis Heimatregion Elsass ging an das Deutsche Reich verloren und in Frankreich bildete sich die liberalere Dritte Republik. Da Bartholdi ohnehin eine Reise in die Vereinigten Staaten geplant hatte, kamen er und Laboulaye überein, dass die Zeit reif sei, die Idee einflussreichen Amerikanern vorzustellen. Im Juni 1871 reiste Bartholdi mit einem Empfehlungsschreiben Laboulayes nach New York. Sein Blick fiel dort auf Bedloe’s Island in der Upper New York Bay. Jedes ankommende Schiff musste diese Insel passieren, weshalb sie als Standort für eine Statue geeignet schien. Die Insel war 1800 vom Parlament des Staates New York an die Bundesregierung abgetreten worden, damit dort Verteidigungsanlagen errichtet werden konnten. Neben einflussreichen New Yorkern besuchte Bartholdi auch Präsident Ulysses S. Grant, der ihm versicherte, dass die Verwendung der Insel als Bauplatz kein Problem sein werde. Bartholdi bereiste die Vereinigten Staaten per Eisenbahn und traf sich mit zahlreichen Personen, von denen er überzeugt war, dass sie dem Projekt wohlwollend gegenüberstehen. Allerdings war er besorgt darüber, dass die öffentliche Meinung beiderseits des Atlantiks noch nicht zustimmend genug gesinnt war, weshalb er zusammen mit Laboulaye beschloss, mit einer öffentlichen Kampagne noch zu warten.
Der Löwe von Belfort
Bartholdi hatte 1870 ein erstes Modell seines Konzepts angefertigt. Der Sohn des Künstlers John La Farge behauptete später, Bartholdi habe die ersten Entwürfe während seines USA-Aufenthalts im Atelier seines amerikanischen Freundes in Rhode Island gezeichnet. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich entwickelte Bartholdi sein Konzept weiter. Er arbeitete auch an einer Reihe von Skulpturen, die das französische Nationalgefühl nach dem verlorenen Krieg stärken sollten. Eines dieser Werke war der Löwe von Belfort, eine monumentale Skulptur aus rotem Sandstein unter der Zitadelle von Belfort. Der wehrhafte Löwe, 22 Meter lang und elf Meter hoch, verkörpert eine für die Romantik typische Emotionalität, die Bartholdi später auf die Freiheitsstatue übertrug.
Aussehen, Stil und Symbolik
Bartholdi und Laboulaye berieten, wie die Idee der Freiheit am besten umzusetzen sei. In der frühen amerikanischen Geschichte gab es zwei Frauenfiguren als kulturelle Symbole der Nation. Columbia galt als Personifikation der Vereinigten Staaten, ähnlich wie Marianne in Frankreich. Sie hatte die frühere Figur einer indianischen Prinzessin abgelöst, die mittlerweile für die Amerikaner als unzivilisiert und beleidigend galt. Die andere bedeutende Frauenfigur in der amerikanischen Kultur war eine Verkörperung der Freiheit, abgeleitet von der Freiheitsgöttin Libertas, die im Römischen Reich insbesondere von freigelassenen Sklaven angebetet worden war. Eine Freiheitsfigur zierte die meisten amerikanischen Münzen jener Zeit und beeinflusste zahlreiche Kunstwerke, darunter Thomas Crawfords Statue of Freedom auf der Kuppel des Kapitols. Eine Freiheitsfigur befand sich auch auf dem Großen Siegel von Frankreich.
Künstler des 18. und 19. Jahrhunderts, die republikanische Ideale darstellen wollten, griffen oft auf eine Verkörperung der Freiheit zurück. Bartholdi und Laboulaye vermieden aber das Bild einer revolutionären Freiheit, wie sie beispielsweise im Gemälde Die Freiheit führt das Volk von Eugène Delacroix dargestellt wird. In diesem Gemälde, das an die französische Julirevolution von 1830 erinnert, führt die entblößte und gewaltbereite Freiheit eine bewaffnete Menschenmenge an. Laboulaye hegte keine Sympathien für Revolutionen und wünschte deshalb eine vollständig bekleidete Figur in wallender Robe. Anstelle des gewalttätigen Eindrucks in Delacroix’ Werk wollte Bartholdi der Statue ein friedliches Erscheinungsbild geben, weshalb sie eine Fackel als Symbol des Fortschritts tragen sollte.
Crawfords Statue trug ursprünglich einen Pileus, eine Kopfbedeckung der freigelassenen Sklaven im Römischen Reich. Kriegsminister Jefferson Davis, ein Südstaatler und der spätere Präsident der Konföderierten Staaten, war besorgt, dass der Pileus auf der Statue of Freedom als Symbol des Abolitionismus verstanden werden könnte und ordnete an, ihn durch einen Helm zu ersetzen. Auch Delacroix’ Freiheitsfigur trug einen Pileus, und Bartholdi überlegte sich zunächst, seine eigene Figur ebenfalls damit auszustatten. Schließlich wählte er jedoch eine Krone als Kopfbedeckung und vermied dadurch eine Anspielung auf Marianne, die immer einen Pileus trägt. Die siebenstrahlige Krone ist der Gloriole antiker Helios- oder Sol-Darstellungen entlehnt. Sie symbolisiert ursprünglich die Sonne, hier aber die sieben Weltmeere und die sieben Kontinente. Zusammen mit der Fackel sollen sie die Botschaft verkünden, dass die Freiheit die Welt erleuchtet.
Bartholdis frühe Modelle waren vom Konzept her alle gleich: Eine Frauenfigur im neoklassizistischen Stil, welche die Freiheit repräsentiert, trägt eine Stola und eine Pella (Kleid und Umhang, üblich bei Darstellungen römischer Göttinnen) und hält eine Fackel hoch. Das Gesicht soll nach jenem seiner Mutter, Charlotte Beysser Bartholdi, modelliert worden sein. Andere Quellen bezeichnen Isabella Eugenie Boyer, die Ehefrau von Isaac Merritt Singer, als Modell. Bartholdi entwarf die Figur mit einer ausdrucksstarken, unkomplizierten Silhouette. Dadurch sollte sie sich gut von der Szenerie des Hafens abheben und die Schiffspassagiere würden sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrnehmen können, wenn sie sich Manhattan näherten. Er gab der Figur klassische Konturen und wandte eine vereinfachte Art der Modellierung an. Dadurch wollte er den ungeheuren Ausmaßen des Projekts und seinem feierlichen Zweck gerecht werden. Bartholdi schrieb über seine Technik:
Statue of Freedom von Thomas Crawford
„Die Oberflächen sollten deutlich und einfach sein, bestimmt durch ein mutiges und klares Design, an den wichtigen Stellen akzentuiert. Die Vergrößerung der Details oder ihre Vervielfachung ist zu vermeiden. Durch die Übertreibung der Formen, um sie klarer sichtbar zu machen, oder ihre Anreicherung mit Details würden wir die Proportionen des Werks zerstören. Schließlich sollte das Modell wie das Design einen zusammenfassenden Charakter haben, wie man es bei einem raschen Entwurf tun würde. Es ist notwendig, dass dieser Charakter das Produkt von Willensäußerung und Beobachtung ist, und dass der Künstler durch die Konzentration seines Wissens die Form und die Linie in ihrer größten Einfachheit findet.“
Neben dem Wechsel der Kopfbedeckung der Statue gab es weitere Designänderungen, als sich das Projekt weiterentwickelte. Bartholdi schwebte vor, dass die Statue eine zerbrochene Kette halten solle, fand dann aber, dass dies in der Zeit nach dem Sezessionskrieg entzweiend wirken könne. Die Statue erhebt sich tatsächlich über einer zerbrochenen Kette, doch wird diese von der Robe teilweise verdeckt und ist vom Boden aus schwer wahrzunehmen. Bartholdi war zunächst unschlüssig, was die Statue in ihrer linken Hand halten sollte. Seine Wahl fiel auf eine Tabula ansata als Symbol der Rechtsprechung. Er bewunderte zwar die Verfassung der Vereinigten Staaten, für die Inschrift wählte er jedoch JULY IV MDCCLXXVI (4. Juli 1776), womit er das Datum der Unabhängigkeitserklärung mit der Freiheit in Zusammenhang brachte.
Rücksprachen mit der Gießerei Gaget, Gauthier & Cie. ließen Bartholdi zum Schluss kommen, dass die Verkleidung aus Kupferplatten bestehen sollte, die durch Treiben in die gewünschte Form gebracht wurden. Ein Vorteil dieses Verfahrens war, dass die Statue im Verhältnis zu ihrem Volumen leicht sein würde – das Kupfer musste nur 2,4 Millimeter dick sein. Bartholdi legte für die Statue eine Höhe von 151 Fuß und 1 Zoll (46,05 Meter) fest. Es gelang ihm, einen seiner ehemaligen Lehrer, den Architekten Eugène Viollet-le-Duc, für das Projekt zu interessieren. Viollet-le-Duc sah einen Backsteinpfeiler im Innern der Statue vor, an dem die Verkleidung verankert werden sollte.
Ankündigung und erste Arbeiten
1875 hatten sich die politischen Verhältnisse in Frankreich stabilisiert und die Wirtschaft erholte sich. Das wachsende Interesse an der bald stattfindenden Centennial Exhibition in Philadelphia bewog Laboulaye, öffentliche Unterstützung zu suchen. Er präsentierte das Projekt im September 1875 und gab die Gründung der Franko-Amerikanischen Union bekannt, welche die Finanzmittel beschaffen sollte. Mit der Ankündigung erhielt die Statue einen Namen, Liberty Enlightening the World auf Englisch bzw. La Liberté éclairant le monde auf Französisch; beides bedeutet übersetzt: „Die Freiheit, die Welt erhellend“. Die Franzosen sollten die Statue finanzieren, die Amerikaner den Sockel. Die Ankündigung rief allgemein positive Reaktionen hervor, wenn auch zahlreiche Franzosen den Vereinigten Staaten die ausbleibende Unterstützung während des Kriegs übel nahmen. Französische Monarchisten lehnten die Statue ab, und sei es nur, weil der Vorschlag vom liberalen Laboulaye kam, der kurz zuvor zum Senator auf Lebenszeit ernannt worden war. Laboulaye organisierte Anlässe, um das Wohlwollen der Reichen und Mächtigen zu sichern. Dazu gehörte eine Sondervorstellung am 25. April 1876 in der Pariser Oper mit einer neuen Kantate von Charles Gounod namens La Liberté éclairant le monde.
Trotz der anfänglichen Konzentration auf die Eliten gelang es der Union, Geld in allen Bevölkerungsschichten zu sammeln; zu den Spendern gehörten auch 181 französische Gemeinden. Laboulayes politische Verbündete unterstützten das Anliegen, ebenso Nachkommen der französischen Kontingente im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Zuwendungen kamen auch von weniger idealistischen Kreisen, die auf amerikanische Unterstützung beim französischen Versuch des Baus eines Panamakanals hofften. Das Kupferhandelsunternehmen Japy Frères spendete das gesamte benötigte Kupfer im Wert von 64.000 Francs. Das Kupfer soll aus einer Mine bei Visnes auf der norwegischen Insel Karmøy stammen, jedoch konnte dies nicht zweifelsfrei ermittelt werden.
Obwohl die Planungen für die Statue noch nicht abgeschlossen waren, begann Bartholdi in der Werkstatt von Gaget, Gauthier & Cie. den Kopf und den rechten Arm mit der Fackel anzufertigen. Im Mai 1876 reiste er als Mitglied der französischen Delegation an die Centennial Exhibition und traf Vorkehrungen für ein riesiges Gemälde der Statue, das in New York im Rahmen der Hundertjahrfeier gezeigt werden sollte. Der Arm traf erst im August in Philadelphia ein, weshalb er nicht im Ausstellungskatalog verzeichnet war. Während einige Berichte das Werk korrekt identifizierten, sprachen andere vom „kolossalen Arm“ (Colossal Arm) oder von „Bartholdis elektrischem Licht“ (Bartholdi Electric Light). Auf dem Ausstellungsgelände stand eine Reihe monumentaler Kunstwerke, die um die Aufmerksamkeit der Besucher rangen, darunter ein übergroßer Brunnen von Bartholdi. Dennoch erwies sich der Arm gegen Ende der Ausstellung als beliebte Attraktion, und Besucher stiegen auf den Balkon der Fackel, um das Gelände zu überblicken. Nach Ende der Ausstellung wurde der Arm nach New York transportiert, wo er mehrere Jahre im Madison Square Park zu sehen war, bis er nach Frankreich zurückgebracht wurde, um ihn an der Statue zu befestigen.
#gallery-0-10 { margin: auto; } #gallery-0-10 .gallery-item { float: left; margin-top: 10px; text-align: center; width: 33%; } #gallery-0-10 img { border: 2px solid #cfcfcf; } #gallery-0-10 .gallery-caption { margin-left: 0; } /* see gallery_shortcode() in wp-includes/media.php */
Während seiner Reise in die Vereinigten Staaten trat Bartholdi mit verschiedenen Gruppierungen in Kontakt und drängte zur Bildung eines amerikanischen Komitees der Franko-Amerikanischen Union. In New York, Boston und Philadelphia bildeten sich Spendenkomitees zur Finanzierung des Fundaments und des Sockels. Die New Yorker Gruppe übernahm schließlich am meisten Verantwortung für die Spendensammlung und wird häufig als „amerikanisches Komitee“ bezeichnet. Eines der Mitglieder war der damals 19-jährige Theodore Roosevelt, zukünftiger Gouverneur von New York und Präsident der Vereinigten Staaten. Am 3. März 1877, am letzten Tag seiner Amtszeit, unterzeichnete Präsident Grant eine Resolution, wonach der Präsident berechtigt war, die Statue von Frankreich entgegenzunehmen und einen Standort festzulegen. Sein Nachfolger Rutherford B. Hayes folgte Bartholdis Empfehlungen, und seine Wahl fiel auf Bedloe’s Island.
Arbeiten in Frankreich
Nach seiner Rückkehr nach Paris im Jahr 1877 konzentrierte sich Bartholdi auf die Fertigstellung des Kopfes, der während der Weltausstellung 1878 gezeigt wurde. Die Spendenaktion dauerte an, unter anderem mit dem Verkauf von Modellen der Statue. Außerdem waren Eintrittskarten zur Werkstatt von Gaget, Gauthier & Cie. erhältlich, wo die Besucher die Arbeiten besichtigen konnten. Die französische Regierung bewilligte eine Lotterie. Zu gewinnen gab es unter anderem einen wertvollen Silberteller und ein Terrakotta-Modell der Statue. Bis Ende 1879 kamen rund 250.000 Francs zusammen.
Der Kopf und der Arm waren mit der Unterstützung von Viollet-le-Duc entstanden. Er starb im September 1879 und hinterließ keine Hinweise darauf, wie er die Verbindung zwischen der Kupferverkleidung und dem vorgeschlagenen Backsteinpfeiler bewerkstelligt hätte. Im folgenden Jahr gelang es Bartholdi, die Dienste des innovativen Ingenieurs Gustave Eiffel zu sichern. Er und sein leitender Konstrukteur Maurice Koechlin beschlossen, den Pfeiler aufzugeben und stattdessen einen Turm aus Eisenfachwerk zu errichten. Koechlin verwendete keine vollkommen starre Struktur, da sonst die Beanspruchung zu Bruchstellen in der Kupferverkleidung führen würde. Die Statue sollte sich leicht mit dem Wind bewegen und das Metall sich in der Sommerhitze ausdehnen können. Zu diesem Zweck konstruierte er ein Geflecht kleinerer Rahmen-Fachwerkträger, mit denen er die Tragkonstruktion und die Kupferplatten verband. Diese Träger mussten in einem arbeitsaufwendigen Verfahren einzeln hergestellt werden. Zur Verhinderung von Kontaktkorrosion zwischen der Kupferverkleidung und der eisernen Tragkonstruktion ließ Eiffel die Verkleidung mit Asbest isolieren, der zuvor in Schellack getränkt wurde. Der Wechsel des Materials der Tragkonstruktion von Mauerwerk zu Eisen erlaubte es Bartholdi, seine Pläne für die Montage der Statue zu ändern. Ursprünglich wollte er die Verkleidung an Ort und Stelle montieren, parallel zur Errichtung des Backsteinpfeilers. Nun entschloss er sich, die Statue in Frankreich vorzufertigen, sie in Einzelteile zerlegt in die Vereinigten Staaten zu transportieren und auf Bedloe’s Island wieder zusammensetzen zu lassen.
Mit dieser Bauweise wurde die Statue zu einem der frühesten Beispiele einer Vorhangfassade, bei der das Äußere des Bauwerks nur sein Eigengewicht trägt und durch ein Tragwerk im Innern gestützt wird. Eiffel fügte zwei Wendeltreppen hinzu, um Besuchern den Aufstieg zum Aussichtspunkt in der Krone zu erleichtern. Der Zugang zur Aussichtsplattform rund um die Fackel wurde ebenfalls gewährleistet, doch die Schmalheit des Arms erlaubte nur eine schmale, zwölf Meter lange Leiter. Eiffel und Bartholdi koordinierten ihre Arbeit sorgfältig, sodass fertiggestellte Teile der Verkleidung exakt auf die Tragkonstruktion passten.
Im Rahmen einer Zeremonie am 24. Oktober 1881 vernietete Levi P. Morton, damaliger amerikanischer Botschafter in Frankreich, die erste Kupferplatte an den großen Zeh der Statue. Die Verkleidung wurde nicht in exakter Reihenfolge von unten nach oben gefertigt. Die Arbeiten schritten gleichzeitig an unterschiedlichen Segmenten voran, was für Besucher oft verwirrend schien. Bartholdi vergab einige Aufträge an Subunternehmer, beispielsweise entstanden die Finger gemäß seinen exakten Vorgaben in einer Kupferschmiede in der südfranzösischen Stadt Montauban. 1882 war die Statue bis zur Taille fertiggestellt; ein Ereignis, das Bartholdi mit der Einladung von Journalisten zu einem Mittagessen auf einer Plattform innerhalb der Statue feierte. Laboulaye starb im Mai 1883, seine Nachfolge als Vorsitzender des französischen Komitees trat Ferdinand de Lesseps, der Erbauer des Sueskanals, an. Die vollendete Statue wurde Botschafter Morton am 4. Juli 1884 anlässlich einer Zeremonie in Paris präsentiert und Lesseps verkündete, dass die französische Regierung die Transportkosten nach New York übernehmen werde. Als die Arbeiten am Sockel genügend weit fortgeschritten waren, wurde die Statue in ihre 350 Einzelteile zerlegt und für den Transport in 214 Kisten verpackt und mit dem Frachter Isere durch stürmisches Wetter über den Atlantik transportiert.
Spendenaktion, öffentliche Kritik und Errichten der Statue
Das amerikanische Komitee stieß beim Spendensammeln auf große Schwierigkeiten. Der Gründerkrach von 1873 führte zu einer wirtschaftlichen Depression, die über ein Jahrzehnt anhielt. Die Freiheitsstatue war nicht das einzige Projekt, das unter Geldmangel litt; beispielsweise zogen sich die Arbeiten am Washington Monument mit mehreren Unterbrechungen über dreieinhalb Jahrzehnte hin. Es gab Kritik sowohl an Bartholdis Statue als auch an der Tatsache, dass die Amerikaner den Sockel für dieses Geschenk finanzieren mussten. In den Jahren nach dem Sezessionskrieg bevorzugte die Öffentlichkeit realistische Kunstwerke, die Helden und Ereignisse der amerikanischen Geschichte zum Inhalt hatten, im Gegensatz zu Allegorien, wie sie in der Freiheitsstatue dargestellt werden sollten. Es herrschte auch die Meinung vor, dass Kunstwerke im öffentlichen Raum von Amerikanern gestaltet werden müssten. Dass der in Italien geborene Constantino Brumidi den Auftrag zur Ausschmückung des Kapitols erhalten hatte, rief heftige Kritik hervor, obwohl der Künstler inzwischen eingebürgert worden war. Das Magazin Harper’s Weekly meinte, Bartholdi hätte sowohl die Statue als auch den Sockel spenden können und die New York Times stellte fest: “No true patriot can countenance any such expenditures for bronze females in the present state of our finances.” (deutsch: „Kein wahrer Patriot kann bei der aktuellen Lage unserer Finanzen irgendwelche Ausgaben für bronzene Frauen gutheißen.“) Angesichts dieser Kritik unternahm das amerikanische Komitee mehrere Jahre wenig.
Das Fundament für Bartholdis Statue sollte im Fort Wood gesetzt werden. Diese ausgediente Militärbasis war zwischen 1807 und 1811 auf Bedloe’s Island entstanden. Seit 1823 war sie kaum noch benutzt worden, mit Ausnahme des Sezessionskriegs, als das Militär dort ein Rekrutierungsbüro betrieb. Die Tenaillierung des Festungsbauwerks hatte die Form eines elfstrahligen Sterns. Das Fundament und der Sockel wurden nach Südosten ausgerichtet, sodass Schiffspassagiere, die sich vom Atlantik her den New Yorker Hafen näherten, die Statue wahrnehmen konnten. 1881 beauftragte das New Yorker Komitee den Architekten Richard Morris Hunt mit dem Entwurf des Sockels. Hunt legte einen detaillierten Plan vor und rechnete damit, dass die Bauarbeiten etwa neun Monate dauern würden. Er schlug vor, den Sockel 114 Fuß (34,75 Meter) hoch zu bauen. Mit Finanzierungsproblemen konfrontiert, reduzierte das Komitee die Höhe auf 89 Fuß (27,13 Meter).
Hunts Sockelentwurf enthält Elemente klassischer Architektur, darunter dorische Portale. Die große Masse ist mit architektonischen Details fragmentiert, sodass die Aufmerksamkeit auf die Statue gelenkt wird. Bei der Form handelt es sich um eine abgeschnittene Pyramide; die Seitenlänge beträgt an der Basis 62 Fuß (18,90 Meter), an der Oberkante 39,4 Fuß (12,01 Meter). Die vier Seiten sind in ihrer Erscheinung identisch. Über den Türen auf jeder Seite befinden sich je zehn goldene Scheiben, auf denen gemäß einem Vorschlag Bartholdis die Wappen der damals 40 Bundesstaaten platziert werden sollten, was jedoch letztlich unterblieb. Darüber befindet sich auf jeder Seite ein durch Säulen eingerahmter Balkon. Nahe der Sockelspitze platzierte Bartholdi eine Aussichtsplattform, über der sich die Statue selbst erhebt. Gemäß dem Schriftsteller Louis Auchincloss „beschwört [der Sockel] schroff die Macht des antiken Europas herauf, über der sich die dominierende Figur der Freiheitsstatue erhebt“ (“craggily evokes the power of an ancient Europe over which rises the dominating figure of the Statue of Liberty”). Das Komitee engagierte den früheren Armeegeneral Charles Pomeroy Stone mit der Aufsicht über die Bauarbeiten. Die Errichtung des 15 Fuß (4,57 Meter) tiefen Fundaments begann am 9. Oktober 1883, die Grundsteinlegung erfolgte am 5. August 1884. Gemäß Hunts ursprünglichem Konzept sollte der Sockel aus festem Granit bestehen. Finanzielle Überlegungen zwangen ihn wiederum zur Änderung seines Planes. Der endgültige Plan sah bis zu 6 Meter dicke, mit Granitblöcken verkleidete Zementwände vor. Die hergestellte Betonmasse war die bis dahin größte weltweit. Zu diesem Zweck lieferte das deutsche Unternehmen Dyckerhoff in Amöneburg 8000 Fässer Portlandzement.
Das Spendensammeln für die Statue begann 1882, und das Komitee organisierte eine große Anzahl entsprechender Veranstaltungen. Die Dichterin Emma Lazarus wurde gebeten, mit der Spende eines Originalwerks zu einer solchen Veranstaltung, einer Versteigerung von Kunstwerken und Manuskripten, beizutragen. Sie lehnte zunächst ab, mit der Begründung, sie könne kein Gedicht über eine Statue verfassen. Damals war sie auch mit der Hilfe für Flüchtlinge, die vor antisemitischen Pogromen in Osteuropa geflohen waren, beschäftigt. Diese Flüchtlinge waren gezwungen, in Verhältnissen zu leben, welche die wohlhabende Lazarus nie erlebt hatte. Sie sah eine Möglichkeit, ihr Mitgefühl für die Flüchtlinge mit der Statue in Verbindung zu bringen. Daraus resultierte das Sonett The New Colossus, inklusive der symbolhaften Zeilen “Give me your tired, your poor/Your huddled masses yearning to breathe free” (deutsch: „Gebt mir eure Müden, eure Armen/Eure geknechteten Massen, die sich danach sehnen, frei zu atmen“).
Selbst mit diesen Anstrengungen blieb das Spendenaufkommen hinter den Erwartungen zurück. 1884 legte Grover Cleveland, Gouverneur von New York, sein Veto gegen einen Unterstützungsbeitrag von 50.000 Dollar ein. Ein ähnlicher Versuch im Kongress, 100.000 Dollar zur Verfügung zu stellen (genug, um das Projekt abzuschließen), scheiterte im darauf folgenden Jahr, als demokratische Repräsentanten der Überweisung nicht zustimmten. Das New Yorker Komitee, das nur 3.000 Dollar auf dem Konto hatte, suspendierte die Arbeiten am Sockel, was das Projekt gefährdete. Gruppierungen in anderen amerikanischen Städten, darunter Boston und Philadelphia, boten die Übernahme der gesamten Baukosten an und forderten als Gegenleistung die Verlegung der Statue. Joseph Pulitzer, Herausgeber der Zeitung New York World, kündigte eine Spendenkampagne an, die 100.000 Dollar aufbringen sollte. Er versprach, den Namen jedes Spenders zu veröffentlichen, und sei der gespendete Geldbetrag noch so klein.
Als die Spenden zu fließen begannen, nahm das Komitee die Arbeiten am Sockel wieder auf. 1885 stellten die New Yorker ihren wiedergewonnenen Enthusiasmus zur Schau, als das französische Schiff Isère, das die Kisten mit den zerlegten Einzelteilen der Statue transportierte, am 17. Juni im New Yorker Hafen ankam. Rund 200.000 Menschen säumten die Docks und Hunderte von Schiffen stachen in See, um die Isère willkommen zu heißen. Am 11. August 1885, nach fünf Monaten mit täglichen Spendenaufrufen, gab die New York World bekannt, dass 102.000 Dollar von 120.000 Spendern zusammengekommen seien und dass 80 Prozent der Gesamtsumme sich aus Spenden von weniger als einem Dollar zusammensetze.
Trotz des Erfolgs der Spendenkampagne war der Sockel erst im April 1886 vollendet. Unmittelbar danach begann der Zusammenbau der Statue. Eiffels Eisenfachwerk wurde im Innern des Betonsockels zusammengesetzt und an Stahlträgern verankert. Danach wurden die Kupferplatten sorgfältig befestigt. Aufgrund der zu geringen Breite des Sockels war es nicht möglich, ein Gerüst aufzustellen und die Arbeiter hingen beim Befestigen der Kupferplatten an Seilen. Dennoch kam es zu keinem tödlichen Unfall. Bartholdi hatte geplant, Scheinwerfer auf dem Balkon der mit Blattgold überzogenen Fackel zu installieren, um sie zu beleuchten. Eine Woche vor der Einweihung lehnte das Army Corps of Engineers diesen Vorschlag ab, da es befürchtete, die Lotsen auf vorbeiziehenden Schiffen könnten geblendet werden. Stattdessen ließ Bartholdi Bullaugen in die Fackel schneiden und die Scheinwerfer darin unterbringen. Auf der Insel wurde ein kleines Kraftwerk für die Statuenbeleuchtung und andere elektrische Bedürfnisse installiert. Nach der Fertigstellung der Verkleidung beaufsichtigte Frederick Law Olmsted, der Planer des Central Park und des Prospect Park, die Säuberungsarbeiten auf der Insel.
Einweihung
Die Einweihungszeremonie fand am Nachmittag des 28. Oktober 1886 statt. Präsident Grover Cleveland, einstiger Gouverneur von New York, war Schirmherr der Feierlichkeiten. Am Morgen wurde in New York eine Parade abgehalten, die Zuschauerzahl wird auf mehrere Hunderttausend bis eine Million geschätzt. Cleveland führte die Parade an und begab sich anschließend auf die Tribüne, um Blas- und Marschkapellen aus dem ganzen Land vorbeiziehen zu sehen. General Stone trat als Großmarschall der Parade auf. Die Festzugsroute begann am Madison Square, wo einst der Arm ausgestellt worden war, und führte über Fifth Avenue und Broadway zum Battery Park an der Südspitze von Manhattan. Der Festzug machte dabei einen kleinen Umweg über die Park Row, um am Hauptsitz von New York World vorbeizukommen. Beim Passieren der New York Stock Exchange warfen Händler Börsenticker-Papierstreifen aus den Fenstern und begründeten damit die New Yorker Tradition der Konfettiparade.
Die nautische Parade begann um 12:45 Uhr. Präsident Cleveland ging an Bord einer Yacht, die ihn nach Bedloe’s Island brachte. Im Namen des französischen Komitees hielt Ferdinand de Lesseps die erste Rede, gefolgt vom Vorsitzenden des New Yorker Komitees, Senator William M. Evarts. Eine französische Flagge war über das Gesicht der Statue drapiert und sollte abgenommen werden, um sie am Ende von Evarts’ Rede zu enthüllen. Doch Bartholdi missverstand eine Pause als Abschluss und ließ die Flagge vorzeitig herunterfallen. Der einsetzende Jubel brachte Evarts’ Rede abrupt zu Ende. Als Nächster sprach Cleveland, der erklärte: “A stream of light shall pierce the darkness of ignorance and man’s oppression until Liberty enlightens the world.” (deutsch: „Ein Lichtstrom soll die Dunkelheit der Ignoranz und der Unterdrückung des Menschen durchdringen, bis die Freiheit die Welt erleuchtet.“) Bartholdi, den man in der Nähe des Podiums erblickte, wurde aufgefordert, ebenfalls etwas zu sagen, doch er lehnte ab. Der bekannte Redner Chauncey Depew schloss mit einer übermäßig langen Ansprache ab.
Diese Zeremonie war ausschließlich geladenen Gästen vorbehalten, die Öffentlichkeit erhielt keinen Zugang zur Insel. Die einzigen anwesenden Frauen waren Bartholdis Gattin und Lesseps’ Enkelin. Behördenvertreter hatten befürchtet, Frauen könnten im Gedränge verletzt werden. Suffragetten aus der Umgebung fühlten sich durch die Einschränkung beleidigt, mieteten ein Boot und näherten sich der Insel. Die Anführerinnen der Gruppe hielten eigene Reden, priesen die Verkörperung der Freiheit durch eine Frau und forderten das Frauenwahlrecht. Ein offiziell geplantes Feuerwerk musste wegen schlechten Wetters auf den 1. November verschoben werden.
Kurz nach der Einweihung forderte die afroamerikanische Zeitung Cleveland Gazette, dass die Fackel der Statue nicht eher leuchten sollte, bis die Vereinigten Staaten tatsächlich eine freie Nation seien:
„‚Die Freiheit erleuchtet die Welt‘, in der Tat! Der Ausdruck widert uns an. Diese Regierung ist eine schreiende Farce. Sie kann ihre Bürger innerhalb ihrer eigenen Grenzen nicht beschützen oder vielmehr sie tut es nicht. Schmeißt die Bartholdi-Statue mitsamt Fackel und allem in den Ozean, bis die ‚Freiheit‘ dieses Landes derartig ist, dass es einem biederen und fleißigen Farbigen möglich ist, seinen Lebensunterhalt und den seiner Familie in anständiger Weise zu verdienen, ohne ‚ge-kukluxt‘, womöglich ermordet zu werden, ohne dass seine Tochter und Ehefrau auf schockierende Weise behandelt und sein Eigentum zerstört wird. Die Vorstellung, dass die ‚Freiheit‘ dieses Landes ‚die Welt erleuchtet‘, oder gar Patagonien, ist zutiefst lächerlich.“
– Cleveland Gazette
Weitere Entwicklung
Plakat der Regierung, das mit der Freiheitsstatue für den Kauf von Kriegsanleihen wirbt (1917)
Als die Fackel am Abend der Einweihung beleuchtet wurde, erzeugte dies nur einen schwachen Schimmer, der von Manhattan aus kaum zu sehen war. Die New York World beschrieb das Leuchten als “more like a glowworm than a beacon” (deutsch: „eher wie ein Glühwürmchen als ein Leuchtfeuer“). Bartholdi schlug vor, die Statue zu vergolden, um die Lichtreflexion zu vergrößern, was sich aber als zu teuer erwies. Das United States Lighthouse Board, die für Leuchttürme zuständige Bundesbehörde, übernahm die Statue im Jahr 1887 und sicherte zu, die Fackel mit einer Ausrüstung für gesteigerte Leuchtkraft auszustatten. Trotz dieser Bemühungen blieb die Statue nachts praktisch unsichtbar. Als Bartholdi 1893 in die USA zurückkehrte, schlug er weitere Maßnahmen vor, die sich allesamt als ineffektiv erwiesen. Er setzte sich erfolgreich für eine verbesserte Beleuchtung im Innern der Statue ein, sodass die Besucher Eiffels Design besser wahrnehmen konnten. 1901 ordnete Präsident Theodore Roosevelt, einst Mitglied des New Yorker Komitees, die Übergabe der Statue an das Kriegsministerium an, da sie sich als Leuchtturm nicht bewährt habe. Während der militärischen Verwaltung von Bedloe’s Island war bis 1923 eine Einheit des Army Signal Corps auf der Insel stationiert, danach Militärpolizei.
Die Statue entwickelte sich rasch zu einem Wahrzeichen. Erzählungen von Einwanderern, die über New York einreisten, berichteten von einem erhebenden Gefühl beim ersten Anblick der Statue. Ein Einwanderer aus Griechenland erinnerte sich:
“I saw the Statue of Liberty. And I said to myself, ‘Lady, you’re such a beautiful! [Sic] You opened your arms and you get all the foreigners here. Give me a chance to prove that I am worth it, to do something, to be someone in America.’ And always that statue was on my mind.”
„Ich sah die Freiheitsstatue. Und ich sagte zu mir: ‚Lady, du bist eine solche Schönheit! Du hast deine Arme geöffnet und bringst alle Ausländer hierher. Gib mir eine Chance zu beweisen, dass ich es wert bin, etwas zu tun, um in Amerika jemand zu sein. Und stets war diese Statue in meinen Gedanken.“
– Ein griechischer Einwanderer
Ursprünglich hatte die Statue eine matte Kupferfärbung, doch kurz nach 1900 breitete sich aufgrund der Oxidation eine grüne Patina aus. Erste Presseberichte darüber erschienen 1902, vier Jahre später bedeckte sie die gesamte Statue. Überzeugt davon, dass die Patina ein Zeichen von Korrosion war, bewilligte der Kongress 62.800 Dollar, um die Statue gründlich zu überstreichen. Gegen den Außenanstrich erhoben sich erhebliche öffentliche Proteste. Das Army Corps of Engineers untersuchte die Patina darauf, ob sie schädliche Auswirkungen habe und kam zum Schluss, dass sie die Verkleidung eher schütze, die Konturen weicher mache und die Statue dadurch schöner werde. Die Statue erhielt daraufhin nur einen Innenanstrich. Das Army Corps of Engineers installierte auch einen Aufzug, um Besucher von der Basis zum obersten Teil des Sockels zu transportieren.
Am 30. Juli 1916, während des Ersten Weltkriegs, verübten deutsche Saboteure einen Sprengstoffanschlag auf die Black-Tom-Halbinsel in Jersey City, unweit von Bedloe’s Island gelegen (heute Teil des Liberty State Park). Rund 1000 Tonnen Munition, die nach Großbritannien und Frankreich verschifft werden sollten, explodierten und sieben Menschen kamen ums Leben. Die Statue erlitt kleinere Schäden, überwiegend am Fackelarm, und wurde für zehn Tage geschlossen. Die Reparaturkosten für die Statue und die Gebäude auf der Insel betrugen rund 100.000 Dollar. Der enge Aufstieg zur Fackel wurde aus Gründen der öffentlichen Sicherheit gesperrt und blieb es bis heute.
Im selben Jahr begann Ralph Pulitzer, der seinen Vater als Herausgeber der New York World abgelöst hatte, eine Spendenkampagne. Es sollten 30.000 Dollar für ein Beleuchtungssystem gesammelt werden, um die Statue nachts anzuleuchten. Pulitzer behauptete, es habe 80.000 Spender gegeben, doch die Kampagne verfehlte ihr Ziel. Ein wohlhabender Gönner beglich die Differenz im Geheimen, was erst 1936 herauskam. Mit einem Unterwasserkabel wurde die Insel an das Stromnetz auf dem Festland angeschlossen und entlang der Mauern von Fort Wood wurden Flutlichter platziert. Gutzon Borglum, der später Mount Rushmore schuf, entwarf die Fackel neu und ersetzte das ursprüngliche Kupfer zu einem großen Teil mit bemalten Glasfenstern. Am 2. Dezember 1916 schaltete Präsident Woodrow Wilson mit einem Telegrafenknopf die Beleuchtung ein. Sie tauchte die Statue in strahlendes Licht.
Nachdem die USA 1917 in den Krieg eingetreten waren, war die Statue häufig auf Rekrutierungsplakaten und Werbungen für Liberty-Bonds-Kriegsanleihen abgebildet. Sie sollte die Bevölkerung auf das Kriegsziel, die Sicherung der Freiheit, aufmerksam machen und daran erinnern, dass das umkämpfte Frankreich den USA die Freiheitsstatue geschenkt hatte. 1924 nutzte Präsident Calvin Coolidge die durch das Altertumsgesetz (Antiquity Act) verliehene Befugnis und erklärte Bedloe’s Island mit der Freiheitsstatue zum Statue of Liberty National Monument. Der einzige geglückte Suizid ereignete sich fünf Jahre später, als ein Mann aus einem der Fenster in der Krone stieg, sich in den Tod stürzte und bei den Füßen der Statue aufprallte.
National Park Service (1933–1982)
1933 übertrug Präsident Franklin D. Roosevelt die Verantwortung für die Statue dem National Park Service (NPS). Ab 1937 war der NPS für ganz Bedloe’s Island zuständig. Nach dem Abzug der Armee begann der NPS, die Insel in einen Park umzuwandeln. Die Works Progress Administration (WPA) riss die meisten der alten Gebäude ab, flachte das östliche Ende der Insel ab und bepflanzte es neu. Außerdem setzte sie Granitstufen für einen neuen öffentlichen Zugang zur Statue von der hinteren Seite her. Die WPA führte auch Restaurationsarbeiten an der Statue durch und entfernte dabei vorübergehend die Strahlen der Krone, um ihre verrosteten Träger zu ersetzen. Verrostete gusseiserne Stufen im Sockel und im oberen Treppenteil im Innern der Statue wurden durch neue aus Stahlbeton ersetzt. Kupferne Verschalungen wurden montiert, um weitere Schäden durch Regenwasser, das durch den Sockel sickerte, abzuwenden. Die Statue war von Mai bis Dezember 1938 für die Öffentlichkeit geschlossen.
Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Statue für Besucher geöffnet, war aber aufgrund der Verdunkelung nachts nicht erleuchtet. Für kurze Zeit wurde die Beleuchtung am 31. Dezember 1943 und am 6. Juni 1944 (D-Day) eingeschaltet, als die Lichter das Signal „kurz-kurz-kurz-lang“, den Morsecode für V für Victory („Sieg“) sendeten. Eine neue, leistungsfähige Beleuchtung wurde 1944/45 installiert und ab 8. Mai 1945 (VE-Day) war die Statue erneut nach Sonnenuntergang beleuchtet. Die Beleuchtung war jeden Abend nur für wenige Stunden eingeschaltet; erst seit 1957 wird die Statue jede Nacht durchgehend angestrahlt. 1946 wurde der öffentlich zugängliche Teil im Innern der Statue mit einer speziellen Plastikfolie überzogen, sodass Graffiti abgewaschen werden können.
1956 beschloss der Kongress, Bedloe’s Island in Liberty Island umzubenennen; ein Vorschlag, den bereits Bartholdi gemacht hatte. Das Gesetz schuf auch die Voraussetzung, ein Einwanderungsmuseum auf der Insel zu finanzieren. Unterstützer betrachteten dies als Genehmigung des Projekts, doch die Regierung verzögerte die Freigabe der Geldmittel. Präsident Lyndon B. Johnson erklärte 1965 die benachbarte Insel Ellis Island zu einem Teil des Statue of Liberty National Monument. Schließlich öffnete 1972 das Einwanderungsmuseum in der Basis der Statue mit einer von Präsident Richard Nixon geleiteten Zeremonie seine Tore. Wegen fehlender finanzieller Mittel musste das Museum 1991 geschlossen werden, nachdem auf Ellis Island ein neues Museum eröffnet worden war.
1976 ließ der NPS aus Anlass der Zweihundertjahrfeier der Vereinigten Staaten ein neues Beleuchtungssystem installieren. Die Statue war Mittelpunkt von Operation Sail, einer Regatta von Großseglern aus aller Welt, die am 4. Juli 1976 den New Yorker Hafen anliefen und Liberty Island umsegelten. Der Festtag endete mit einem großen Feuerwerk in der Nähe der Statue.
Restaurierung und weitere Entwicklung seit 1982
Im Zuge der Planungen für die Hundertjahrfeier der Statue im Jahr 1986 untersuchten französische und amerikanische Ingenieure das Bauwerk eingehend. Sie kamen 1982 zum Schluss, dass die Statue eine umfassende Restaurierung benötigte. Der rechte Arm war unsachgemäß am Hauptteil befestigt worden. Er schwankte bei starkem Wind mehr und mehr, sodass ein erhebliches Absturzrisiko bestand. Zusätzlich war der Kopf rund 60 Zentimeter seitlich vom Mittelpunkt montiert worden und einer der Strahlen bohrte ein Loch in den rechten Arm, wenn sich die Statue im Wind bewegte. Die Rahmenstruktur war stark korrodiert und rund zwei Prozent der Platten der Außenhülle mussten ersetzt werden. Zwar war das Problem mit der Rahmenstruktur bereits 1936 erkannt worden, als einige gusseiserne Ersatzträger montiert worden waren, doch der größte Teil der Korrosion war durch Farbschichten verdeckt, die man im Laufe der Jahre angebracht hatte.
Im Mai 1982 verkündete Präsident Ronald Reagan die Bildung der Statue of Liberty–Ellis Island Centennial Commission, geleitet vom Chrysler-Vorsitzenden Lee Iacocca, welche die benötigten Geldmittel auftreiben sollte. Der Kommission gelang es, mehr als 350 Millionen Dollar Spendengelder zu sammeln. Diese Spendenkampagne gehörte zu den ersten, an der sich Unternehmen zu Marketingzwecken beteiligten (Cause Marketing). 1983 warb American Express für sich, indem es bei jeder mit einer Kreditkarte getätigten Transaktion einen Cent zur Renovierung beisteuerte. Allein diese Kampagne erbrachte 1,7 Millionen Dollar.
1984 war die Statue aufgrund der Renovierungsarbeiten eingerüstet und für die Öffentlichkeit gesperrt. Die Farbschichten, die über Jahrzehnte an der Innenseite der Kupferverkleidung angebracht worden waren, wurden mit Flüssigstickstoff entfernt. Zwei Schichten Steinkohlenteer, die beim Bau der Statue aufgetragen worden waren, um Lecks abzudichten und Korrosion zu verhindern, wurden durch das Sodablasting-Verfahren entfernt, ohne das Kupfer weiter zu beschädigen. Eine auf Asbest basierende Substanz, die Bartholdi zur Verhinderung der Kontaktkorrosion ohne Erfolg verwendet hatte, behinderte die Arbeit der Restauratoren. Arbeiter im Innern der Statue mussten Schutzkleidung mit integriertem Atemschutzgerät tragen. Löcher in der Kupferverkleidung wurden repariert und, wo notwendig, durch neues Kupfer ersetzt. Die Ersatzverkleidung stammte vom Dach der Bell Laboratories, das eine ähnliche Patina aufwies; im Gegenzug erhielt das Laboratorium Teile der alten Verkleidung zu Testzwecken. Es stellte sich heraus, dass seit den Änderungen von 1916 Wasser in die Fackel eindrang, weshalb man sie durch eine Kopie ersetzte. Die Restauratoren erwogen den Ersatz von Arm und Schulter, doch der National Park Service bestand auf einer Reparatur.
September 2001: Die Freiheitsstatue mit den brennenden Türmen des World Trade Center im Hintergrund
Zur Restaurierung gehörte auch der Ersatz der gesamten Verankerung. Die im Puddelverfahren hergestellten Eisenstäbe, die Eiffel verwendet hatte, wurden Schritt für Schritt entfernt. Die neuen Stäbe, die am Pylon befestigt sind, bestehen aus kohlenstoffarmem rostfreiem Stahl, die Stäbe, die nun die Klammern an der Verkleidung festhalten, aus Ferralium, einer Legierung, die sich bei Bewegungen der Statue leicht biegt und wieder in die Ausgangsposition zurückkehrt. Um zu verhindern, dass sich der Strahl und der Arm gegenseitig berühren, wurde der Strahl um einige Grad neu ausgerichtet. Auch die Beleuchtung ersetzte man ein weiteres Mal; seither werfen Halogenlampen Lichtstrahlen auf bestimmte Bereiche des Sockels und heben diese dadurch hervor. An die Stelle eines in den 1960er Jahren gebauten unscheinbaren Eingangs im Sockel trat ein breites Portal mit monumentalen Bronzetüren, auf denen symbolisch die Renovierung dargestellt ist. Ein moderner Aufzug ermöglicht Menschen mit Behinderungen den Zugang zum Aussichtsbereich des Sockels. Hinzu kam auch ein Notaufzug, der bis zur Höhe der Schulter der Statue reicht.
Die Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung und zum hundertjährigen Jubiläum der Statue vom 3. bis 6. Juli 1986 trugen die Bezeichnung Liberty Weekend (Freiheitswochenende). Am 4. Juli fand eine Neuauflage von Operation Sail statt. Einen Tag darauf nahm Ronald Reagan im Beisein des französischen Präsidenten François Mitterrand die Wiedereinweihung der Statue vor.
Unmittelbar nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 wurde Liberty Island für die Öffentlichkeit gesperrt. Ende 2001 durfte die Insel wieder betreten werden, doch der Sockel und die Statue blieben weiterhin Sperrbereich. Der Zugang zum Sockel war ab 3. August 2004 wieder gestattet, doch der National Park Service gab bekannt, Besuchern könne der Zutritt zur Statue aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt werden. Die Behörde begründete diese Maßnahme damit, dass in Notfällen eine Evakuierung mit Schwierigkeiten verbunden wäre.
Die neue Treppe für den Zugang in die Krone
Ken Salazar, Innenminister in Barack Obamas Regierung, kündigte am 17. Mai 2009 an, dass die Statue am 4. Juli wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, als „besonderes Geschenk an Amerika“. Seither war die Zahl der Besucher, die pro Tag bis zur Krone hinaufsteigen durften, beschränkt.
Nach dem 125. Jubiläum am 28. Oktober 2011 wurde die Statue für ein Jahr geschlossen, um im Inneren ein neues Treppensystem einzubauen, mit dem moderne Sicherheitsanforderungen erfüllt werden und künftig mehr Personen gleichzeitig die Statue besuchen können. Nur einen Tag nach der Wiedereröffnung am 28. Oktober 2012 musste die Statue aufgrund der Auswirkungen von Hurrikan Sandy erneut geschlossen werden. Die Statue selbst war nicht beschädigt, aber Teile der Infrastruktur im Sockel wurden zerstört. Die Renovierung dauerte bis zum folgenden Sommer, am Nationalfeiertag, dem 4. Juli 2013 wurde die Freiheitsstatue wieder eröffnet.
Besichtigung
Der Eintritt zum Statue of Liberty National Monument ist frei. Allerdings sind sämtliche Besucher auf die kostenpflichtige Benutzung der Fähren angewiesen, da private Schiffe und Boote nicht an der Insel anlegen dürfen. Seit 2007 hält die Gesellschaft State Cruises die Konzession für den Transport und den Kartenverkauf. Sie trat an die Stelle des Unternehmens Circle Line, das zuvor seit 1953 den Fährbetrieb durchgeführt hatte. Die Fähren, die beim Liberty State Park in Jersey City und beim Battery Park in Lower Manhattan ablegen, verkehren jeweils auch über Ellis Island, sodass eine Rundfahrt möglich ist. Besucher, die den Sockel betreten wollen, müssen im Besitz einer zusätzlichen, kostenlosen Eintrittskarte sein.
Inschriften, Gedenktafeln und Würdigungen
An und in der Nähe der Freiheitsstatue gibt es mehrere Gedenktafeln. Eine Tafel an der Kupferverkleidung unmittelbar unter den Füßen verkündet, dass die Statue die Freiheit repräsentiert, von Bartholdi entworfen und vom Pariser Unternehmen Gaget, Gauthier et Cie. erbaut wurde. Eine weitere Tafel, ebenfalls mit Bartholdis Namen versehen, weist die Statue als Geschenk des französischen Volkes aus, das „die Allianz der zwei Nationen bei der Erlangung der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten“ ehrt und „ihre dauernde Freundschaft“ bestätigt (“honors the Alliance of the two Nations in achieving the Independence of the United States of America and attests their abiding friendship”). Eine Tafel des New Yorker Komitees erinnert an die Spendenkampagne zur Errichtung des Sockels. Der Grundstein weist ebenfalls eine Tafel auf, platziert von den Freimaurern.
Freunde der Dichterin Emma Lazarus stifteten 1903 ihr zu Ehren eine Bronzetafel mit dem Gedicht The New Colossus. Bis zur Renovierung 1986 hing sie im Innern des Sockels, seither befindet sie sich in der Basis im Statue of Liberty Museum. Ergänzt wird sie durch eine Gedenktafel, die 1977 vom Erinnerungskomitee für Emma Lazarus gestiftet wurde und das Leben der Dichterin würdigt.
Am westlichen Ende der Insel befindet sich eine Gruppe von fünf Statuen des Bildhauers Phillip Ratner aus Maryland. Sie ehren jene Personen, die eng mit der Entstehung der Freiheitsstatue in Zusammenhang stehen. Dargestellt sind die Amerikaner Pulitzer und Lazarus sowie die Franzosen Bartholdi, Laboulaye und Eiffel.
1984 erklärte die UNESCO die Freiheitsstatue zum Weltkulturerbe. Die UNESCO beschreibt in ihrer Erklärung der Bedeutung die Statue als “masterpiece of the human spirit [… that] endures as a highly potent symbol—inspiring contemplation, debate and protest—of ideals such as liberty, peace, human rights, abolition of slavery, democracy and opportunity” (deutsch: „Meisterwerk des menschlichen Geistes […, das] ein dauerhaftes starkes Symbol für Ideale wie Freiheit, Frieden, Menschenrechte, Abschaffung der Sklaverei, Demokratie und Chancen ist und zum Nachdenken, zu Debatten und zum Protest anregt“).
1985 wurde die Freiheitsstatue von der American Society of Civil Engineers in die Liste der Historic Civil Engineering Landmarks aufgenommen.
Nachbildungen
Aufgrund der universellen Ausstrahlung der Symbolik der Freiheitsstatue entstanden im Laufe der Jahre weltweit zahlreiche Nachbildungen in verschiedenen Größen. Die bekannteste Version im Entstehungsland Frankreich befindet sich in Paris am westlichen Ende der Île aux Cygnes, einer schmalen künstlichen Insel in der Seine nahe dem Eiffelturm. Diese Figur ist eigentlich keine Nachbildung, sondern die ältere Schwester der New Yorker Dame. Diese 11,5 m hohe und 14 t schwere Bronzestatue ist nämlich ein Abguss des Gipsmodells im Maßstab 1:4, das Bartholdi zur Vorbereitung seines Hauptwerkes erstellt hatte. Der Abguss vom Modell wurde Frankreich in Paris als Colonie Parisienne ansässigen Amerikanern als Dank geschenkt und am 4. Juli 1889 zum Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten vom Staatspräsidenten Sadi Carnot und dem amerikanischen Botschafter Whitelaw-Reid in Paris eingeweiht. Die Statue wurde schließlich in der virtuellen Blickrichtung zu ihrem viermal so hohen Gegenstück im New Yorker Hafen aufgebaut. In der französischen Hauptstadt gibt es zwei weitere, kleinere Nachbildungen der Statue; Nachbildungen gibt es in mehreren weiteren französischen Städten, unter anderem seit 2004 in Bartholdis Heimatstadt Colmar. Außerdem befindet sich bei der Pont de l’Alma in Paris die Flamme de la Liberté (Flamme der Freiheit), eine 3,5 m hohe Nachbildung der Flamme der Freiheitsstatue aus vergoldetem Kupfer in natürlicher Größe auf einem Sockel aus grauem und schwarzem Marmor. Sie wurde 1987 der Stadt Paris als Dank von der International Herald Tribune und verschiedenen Spendern übergeben.
Eine der ältesten Nachbildungen in den Vereinigten Staaten entstand um 1900, befand sich jahrzehntelang auf dem Dach des Liberty-Lagerhauses in Manhattans Lower East Side und wird seit den 1960er Jahren vor dem Brooklyn Museum ausgestellt. Die Nachbildung vor dem 1997 eröffneten New York-New York Hotel & Casino in Las Vegas ist halb so hoch wie das Original.
Im Rahmen der patriotischen Kampagne Strengthen the Arm of Liberty („Stärkt den Arm der Freiheit“) spendeten die Boy Scouts of America in den Jahren 1949 bis 1952 rund zweihundert Nachbildungen verschiedenen amerikanischen Bundesstaaten und Städten. Von diesen rund 2,5 Meter hohen Statuen ist etwa die Hälfte erhalten geblieben. Die Göttin der Demokratie, die 1989 während der Proteste auf dem Platz des himmlischen Friedens errichtet wurde, wies zwar gewisse Ähnlichkeiten mit der Freiheitsstatue auf, die Erbauer entschieden sich jedoch bewusst gegen eine genaue Kopie, da diese zu pro-amerikanisch gewesen wäre.
1992, zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas, errichtete der Künstler Hartmut Skerbisch im Rahmen des Steirischen Herbstes vor dem Eingang der Grazer Oper eine in Größe und Dimension identische Kopie des Skeletts der Freiheitsstatue. Nur die Fackel wurde durch ein Schwert, die Tafel durch eine Kugel ersetzt. Die Statue behielt den Arbeitstitel Lichtschwert.
Kultureller Einfluss
Antianarchistische und xenophobe Propaganda-Karikatur während der Hochphase der Red Scare (Roten Angst) von 1919, veröffentlicht in der Tageszeitung Commercial Appeal, Memphis (Tennessee); der Untertitel (ironisch in biblischer Sprache (Mt 11,28 EU)) bedeutet übersetzt: „Kommt zu mir, ihr Unterdrückten“ (Come unto me, ye opprest)
Die Freiheitsstatue hat einen hohen Wiedererkennungseffekt und ist für viele Menschen ein Symbol der Vereinigten Staaten, ähnlich wie das Sternenbanner oder Uncle Sam. Um diese Symbolik entstehen zum Teil hitzige Kontroversen, die selten die Statue selbst betreffen. Vielmehr wird nach der Wahrhaftigkeit der Symbolik gefragt, die entweder mit dem „American Dream“ und der Offenheit der amerikanischen Gesellschaft bestätigt oder aber als Heuchelei abgelehnt wird. In den amerikanischen Medien gilt die Freiheitsstatue als Wächterin der von ihr symbolisierten Werte. Dabei ist sie weltweit, insbesondere jedoch im eigenen Land, Objekt zahlreicher Karikaturen, in denen sie mit verändertem Gesichtsausdruck, anderen Posen oder mit unterschiedlichen Objekten in ihren Händen gezeigt wird.
Das Abbild der Freiheitsstatue ziert zahlreiche amerikanische Briefmarken und Münzen. So erschien sie 1986 auf Gedenkmünzen aus Anlass des hundertsten Jubiläums, 1997 auf dem American Platinum Eagle, 2001 auf der New Yorker Ausgabe der State Quarters und seit 2007 auf dem Präsidentendollar. Die Fackel der Freiheitsstatue ist auf der aktuellen Zehn-Dollar-Note doppelt abgebildet. Mit der Freiheitsstatue werden oft Konsumartikel wie Coca-Cola oder Kaugummi beworben. Zahlreiche Institutionen mit regionalem Bezug nutzen sie als Identifikationsfigur. Von 1986 bis 2000 war sie beispielsweise auf neuen Kfz-Kennzeichen des Staates New York abgebildet. Das Team New York Liberty der Women’s National Basketball Association ist nicht nur nach der Statue benannt, sondern bildet sie auch in ihrem Logo ab, wobei die Flammen der Fackel einem Basketball ähneln. Auch das Logo der New York University enthält die Fackel.
Zahlreiche Künstler ließen sich von der Freiheitsstatue inspirieren, so zum Beispiel Andy Warhol. Wie in anderen Kunstsparten steht die Freiheitsstatue auch in der Musik für gegensätzliche politische Ansichten. Der Country-Sänger Toby Keith besang sie im Lied Courtesy of the Red, White and Blue (The Angry American), einem leidenschaftlichen und patriotischen Bekenntnis zu den Vereinigten Staaten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Dem gegenüber war das Album Bedtime for Democracy der Punkband Dead Kennedys mit einer in parodistischer Weise gezeichneten Statue auf dem Cover ein Protest gegen die Politik der Reagan-Regierung.
In zahlreichen Filmen dient die Freiheitsstatue als Kulisse. Ein frühes Beispiel ist Der Einwanderer von Charlie Chaplin (1917). Als Handlungsort spielt die Statue unter anderem in den Filmen Saboteure von Alfred Hitchcock (1942), Ghostbusters II (1989), Remo – unbewaffnet und gefährlich (1985) und X-Men (2000) eine Rolle. In Science-Fiction-Filmen ist die Beschädigung oder Zerstörung der Statue oft ein Symbol für Hoffnungslosigkeit oder das Ende der Zivilisation, beispielsweise in Independence Day (1996), The Day After Tomorrow (2004) und Cloverfield (2008). Als besonders prägend für das Genre gilt der Film Planet der Affen (1968), in dem der überlebende Held die Trümmer der Statue findet und erkennt, dass er auf der Erde der Zukunft gelandet ist, die von den Menschen zerstört wurde.[109] 1979 schrieb Robert Holdstock in der Encyclopedia of Science Fiction über die Freiheitsstatue:
“Where would [science fiction] be without the Statue of Liberty? For decades it has towered or crumbled above the wastelands of deserted [E]arth—giants have uprooted it, aliens have found it curious … the symbol of Liberty, of optimism, has become a symbol of science fiction’s pessimistic view of the future.”
„Wo wäre Science Fiction ohne die Freiheitsstatue? Jahrzehntelang ragte oder zerbröselte sie über den Ödländern der menschenleeren Erde. Riesen haben sie entwurzelt, Aliens fanden sie sonderbar … das Symbol der Freiheit, von Optimismus, wurde zu einem Symbol der pessimistischen Sicht der Zukunft von Science Fiction.“
– Robert Holdstock
Lady Liberty "Gebt mir eure Müden, eure Armen, Eure geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren, Die bemitleidenswerten Abgelehnten eurer gedrängten Küsten;
0 notes
Text
In der Obhut Apolls - Jannis Manglis
In der Obhut Apolls · Jannis Manglis · Griechenland · Rhodos
Einst, so berichtet der Mythos, teilten die Götter die Erde. Apollon-Helios, den Lenker des Sonnenwagens, vergaßen sie aber. Als er bei Anbruch der Nacht in den Olymp zurückkehrte und hörte, was geschehen war, zürnte er und drohte, nie mehr mit den feuerschnaubenden Rossen das Himmelsgewölbe zu befahren ... so werde die Welt in ewiger Dunkelheit trauern. Pindars siebente olympische Ode vermerkt die Verwirrung: Ungeschehen machen wollte da Zeus die Verlosung. Doch nicht ließ Apollon es zu. Denn drunten, so sprach er, im schäumenden Meer säh'n seine Augen ein Eiland wachsen vom Grund herauf, vielen Menschen gut zur Nahrung, und üppig für Herden. Und sogleich hieß er die Schicksalsgöttin, die mit dem goldenen Stirnband geschmückte, die Arme heben und der Götter Eid, den großen, wahrhaft und feierlich sprechen, und Gewährung nickte Zeus dazu: dass jenem für alle Zeit das Eiland, das nun ans Licht gestiegene, zugehören solle. Erfüllt ward das Wort. Blühend stieg aus den Fluten Rhodos und ist zu eigen ihm, der die sengenden Strahlen zeugt, der feueratmenden Rosse Herrn. Wenn man vom Schiff aus die Stadt Rhodos vor sich auftauchen sieht, hat man zuerst den seltsamen Eindruck, sie sei ein großes, gepanzertes Kriegsschiff, auf der Ausfahrt begriffen, oder, allenfalls, eine Festungsstadt. Kommt man näher heran, so unterscheidet man, in der ganzen Länge des Ufers, hellleuchtend die großen Hotels und Villen, die mittelalterlichen Mauern, das mächtige Kastell der Ritter, daneben hie und da schlanke Minaretts, die wie Pfeile in den blauen Himmel empor ragen. Schön und gepflegt ist die Stadt. Neue Hotels, ansehnliche Wohnhäuser, sauber gehaltene Straßen, üppig blühende Gärten. Überall grüne Rankengewächse, Bougainvillea, Jasmin und Efeu - in den Wällen schäumt es zu Zeiten nur so vom Rot und Gelb der Blüten. Obendrein begegnen einem auf Schritt und Tritt Zeugnisse der wechselnden Kulturen von Jahrhunderten: von der griechischen Klassik über das Mittelalter der Ritter-Epoche bis zur osmanischen Baukunst der Türken-Zeit und der italienischen und heutigen Moderne. Die kieselgepflasterte »Straße der Ritter« liegt noch immer da wie zu jener Zeit, als die gepanzerten Herren der Insel, ihrer Ordensregel gemäß, auf ihr nur hoch zu Ross in die Bürgerstadt ausreiten durften. Die Häuser der Magister und die Herbergen der einzelnen Landsmannschaften, der »Zungen«, sind wohlerhalten oder wiederhergestellt; heute wohnen Bürgersleute darin. Am oberen Ende der Straße ragt rechter Hand, eindrucksvoll in seiner Ausdehnung, das Kastell, der im 14. Jahrhundert erbaute und von den Italienern wieder errichtete Palast des Hochmeisters. Köstlicher noch ist das alte Hospital am Anfang der Ritterstraße; heute birgt es das Archäologische Museum. Der große Krankensaal mit seinen Seitennischen, vor denen Gedenksteine an die einstigen Glaubensstreiter erinnern, ist eine der anrührendsten Stätten Griechenlands. Straßen und Kafenions am Hafen und bei der Markthalle sind, zumal im Sommer, voll braungebrannter Männer und blonder Sirenen des Nordens. Überall erklingen die ungewohntesten Sprachen. Doch es gibt auch schmale Gässchen, deren Pflaster nur aus Strandkieseln besteht und deren tiefe Stille nur gestört wird durch das zärtliche Geflüster von Liebespärchen, die Hand in Hand einherschreiten. Winzige Tavernen und kleine Restaurants verbreiten liebenswürdige Atmosphäre. Die Einheimischen sind freundlich und hilfsbereit. Seit dem Altertum gedeihen hier - dank der günstigen Lage der Insel im Schnittpunkt zwischen Europa, Anatolien und Afrika - Handel und Handwerk, und die alten Traditionen leben fort: Webarbeiten, Goldschmuck, Keramik, zum Teil auf Rhodos selbst hergestellt, füllen die Läden. Auch alle anderen Erzeugnisse griechischer Handfertigkeit bietet man an. Die Antike? Nur einige aufrecht stehende Säulen, alte Grundmauern, ein Stadion und ein kleines Theater, ein Odeion, auf den Hängen westlich der Stadt liegen frei. Der Großteil der alten Wohnstadt unter Neu-Rhodos wird erst langsam ausgegraben. Lindos jedoch hat nicht aufgehört, bewohnt zu werden, und wer seinen Weg durch die bezaubernde schöne Landschaft der Insel mit ihren weiß schimmernden Dörfern nimmt, sieht plötzlich, von der hochgelegenen Wegbiegung »Stavri«, vor sich die legendenumwobene Stadt vor blauem Himmel und noch blauerer See aufleuchten wie eine Phantasmagorie. Im Anblick des der Athena geweihten Felsberges der Akropolis, mit ihren dorischen Säulen, gewinnt die ferne Vergangenheit in verklärtem Glanz lebendige Gestalt. Doch Lindos schmale Gassen, die mit Kieseln gepflasterten, geht man an Torbögen und Pforten vorbei, die wie mit Kerbschnitt geziert sind. Die Häuser haben Höfe, deren Boden kunstvolle Muster aus farbigen Kieseln, etwa verschlungene Girlanden, schmücken, und ringsherum niedrige Steinbänke mit duftenden Blumen. Zitronen- und Orangenbäume oder Weinlauben spenden kühlen Schatten. Im Innern prangen die berühmten »Sparverien« oder andere Stickereien sowie rhodische Teller aus alter Zeit. Mitten im Dorf liegt die Kirche der Panaghia, die im Jahr 1489 auf Anordnung des Großmeisters d'Aubusson erbaut wurde. Die 44 Dörfer der Insel sind sauber, weißgekalkt und freundlich. Männer und Frauen tragen bei Festen zumeist, in manchen Dörfern gar noch täglich, die alten, von Ort zu Ort unterschiedlichen Volkstrachten. Zuklüftete Ufer, fruchtbare und mit kleinen Windmühlen besetzte Ebenen, die Fichtenwälder der Berge, die angenehm kühlen Täler, die silbern sprudelnden Quellen, all dies, gesegnet vom Lichtgott Apollon, begeistert, ja bezaubert den fremden Gast und trägt ihn zurück in eine idyllische Vorzeit, da der ziegenfüßige Pan mit dem lieblichen Schall seiner Flöte den unbeseelten Dingen Leben einhauchte, sie zu friedfertigem und heiterem Sein zu erwecken. Rhodos schließt als köstliches Juwel die Perlenkette weiterer Inseln, die man Dodekanes, »Zwölfinselgruppe«, nennt. Tatsächlich gehören dazu 163 Inseln und Inselchen, viele davon freilich nur unbewohnte Felseilande, vom Wogenschlag zärtlich umkost oder wild umbrandet. Auf etlichen leben ein paar Hirtenfamilien. Die eigentlichen Zwölfinseln sind Rhodos, Karpathos, Kasos, Chalki, Symi, Tilos, Nisyros, Astypaläa, Kos, Kalymnos, Leros und Patmos; die kleine Insel Megisti oder Kastellorizo weit im Osten vor der türkischen Küste zählt als dreizehnte dazu. Nach Ansicht der Geologen hingen diese Inseln früher mit Kleinasien zusammen und wurden durch Erdbeben und Flutkatastrophen vom Festland abgetrennt. Die Urbewohner waren Leleger und Telchinen, nach ihnen kamen Eliaden und Karer. Kadmos und die Phönizier gelangten auf der Suche nach der von Zeus entführten Europa hierher. Später folgten Pelasger und Makarer, noch später Althaimenes, der Sohn des kretischen Königs Katreas. Pythia hatte prophezeit, Katreas werde von einem seiner Söhne getötet werden; daher verließ Althaimenes die Heimat, um Rhodos zu erobern, und sich dort niederzulassen. Doch Jahre vergingen, und endlich wollte Katreas seinen Sohn einmal wiedersehen. Eines Nachts landeten die Kreter dann auf Rhodos, wurden für Seeräuber gehalten und niedergemacht. Althaimenes erschlug, ohne es zu wissen, seinen eigenen Vater. Nach dem Untergang der minoischen Kultur und der Zerstörung der mykenischen Herrensitze durch die Dorer zogen Flüchtlingsscharen aus Griechenland übers Meer und nahmen die Westküste Kleinasiens in Besitz. An der Südküste aber, auf Rhodos und den umliegenden Inseln ließen sich Dorer vom Peloponnes nieder. Sie gründeten einen Sechsstädtebund, zu dem die drei rhodischen Städte Ialysos, Lindos und Kameiros sowie Kos, Knidos und Halikarnass gehörten. Schon Homer erwähnt die Teilnahme der Inseln am Zug gegen Troja, zu dem sie 30 Schiffe stellten. Rhodos entstandte neun, geführt von Tlepolemos, dem Sohn des Herakles und der Astyocheia. Auch Kalymnos, Kos, Nisyros, Karpathos, Kasos und Symi beteiligten sich: Deren Anführer waren Pheidippos, Antiphos und Nireus, auch sie Söhne des Herakles aus seinen Verbindungen mit verschiedenen Nymphen. Homer nennt Nireus, den König von Symi, den schönsten Mann von allen, die gen Ilion zogen. Auf Symi wurden aber auch die Charitinnen, die drei Grazien, geboren, Töchter Apolls und der Nymphe Ägle (Glanz). Ihren Namen verdankt die Insel der Tochter des Königs Ialysos auf Rhodos; Symi wurde von Glaukos, einem berühmten Schwimmer, übers Meer hierher entführt. Dass Glaukos später das Schiff Argo erbaute, mit dem die Argonauten gen Kolchis zogen, ist bezeichnend: Noch heute werden auf vielen der Inseln gute seetüchtige Schiffe gebaut. In der Obhut Apolls · Jannis Manglis · Griechenland · Rhodos Read the full article
0 notes