#25 Jahre Schreiblabor
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techniktagebuch · 6 years ago
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19. Jahrhundert, 1970er, heute
Federhalter und Laptops
Als Erinnerung an unsere Arbeit an ihren Schreibschwierigkeiten sandte mir eine ehemalige Studentin einmal einen antiken Federhalter mit goldener Feder und schlankem Elfenbeingriff, glatt vom vielen Gebrauch. Es war ein schönes, zartes Instrument, und als ich mir die elegante Schrift vorstellte, die es einmal hervorgebracht hatte, besorgte ich mir eine Flasche Tinte und versuchte damit zu schreiben. Ich produzierte ein hässliches Durcheinander aus Kratzern und Flecken, verlor meinen Gedankengang völlig, legte den Stift in meine Schreibtischschublade und nahm mit Erleichterung das Schreiben an meinem Desktop-Computer wieder auf. Die aktuelle, vertraut gewordene Schreibtechnologie wirkte unendlich schneller und einfacher, flexibler und produktiver.
Mein Scheitern war aber nicht die Schuld des Federhalters. Charles Dickens schrieb schnell und fließend mit der Schreibfeder. Und wenn ich ihn wieder zum Leben erwecken könnte, ihm meinen Laptop leihen und ihm sagen könnte, er solle seine Manuskripte als Microsoft-Word-Dokumente erstellen und einreichen, wäre er ebenso verwirrt. Die erste – aber nicht hinreichende – Voraussetzung für das erfolgreiche Schreiben mit einer beliebigen Technologie besteht darin, dass man lernen muss, sie produktiv zu nutzen.
Junge Autoren würden sich heute fast genauso eingeschränkt fühlen, wenn sie das Gerät benutzen müssten, mit dem ich in den 70er Jahren meine Dissertation geschrieben habe: eine klapprige mechanische Schreibmaschine, oft in meinem im Wald geparkten VW-Bus inmitten von unzähligen Büchern und Artikeln. Diese Art des Schreibens erscheint heute sogar mir primitiv und unbeholfen, aber damals kam es mir notwendig vor, dort mit meinen eigenen Ressourcen allein zu sein, abgeschieden vom Rest der Welt. Gegenwärtige Verfasser von Dissertationen, die daran gewöhnt sind, Text mit wenigen Tastendrücken zu verschieben und zu überarbeiten, wären schon vom Gerät selbst frustriert – all die klemmenden Tasten, Tippfehler und verpfuschten Seiten. Insgesamt würden sie einen enormen Verlust an Flexibilität, Vernetzung und Zugang zu Informationen verspüren. Wenn sie mit ihren Laptops in Internet-Cafés sitzen, sind sie mit ganzen Bibliotheken, riesigen Datenbanken und globalen Wissenschaftsnetzwerken ihres Fachs verbunden. Sie können Querverweise zwischen mehreren Dokumente erstellen und mit Softwaresystemen statistische Analysen, theoretische Modelle der Reaktionen in explodierenden Sternen oder mehrfarbige dreidimensionale Darstellungen komplexer Moleküle gestalten. Die elektronischen Dokumente, die sie mir zeigen, oft auf Flash-Laufwerken, die an meinen Computer angeschlossen werden, enthalten viele Bilder, aufwändige Grafiken oder Partituren, die sie aus anderen Dokumenten importiert haben.
Das sind revolutionäre Änderungen in der Art, wie das Schreiben betrieben, konsumiert und gelehrt wird, und für mich jedenfalls sind sie wunderbar. Ich vermisse weder meine alte Schreibmaschine noch die Stapel aus Studentenarbeiten und Dissertationsentwürfen, die ich handschriftlich überarbeitet habe. Ich arbeite gerne mit Autoren vor dem Bildschirm, wir teilen uns eine Tastatur, spielen mit Sätzen herum oder vergleichen Entwürfe. In dieser Hinsicht wirkt das Schreiben, das Überarbeiten und das Lehren des Schreibens viel einfacher als früher.
Aber Federhalter, Schreibmaschinen und neue Informationstechnologien sind alle auf die gleiche Weise beschränkt: Sie können den Schreibenden nicht sagen, was sie ausdrücken sollen. Deshalb bleiben die grundlegendsten rhetorischen Herausforderungen, vor denen Schriftsteller stehen, unverändert. Unabhängig von ihren Werkzeugen und Systemen müssen Schreibende im gegenwärtigen Moment, in dem alles Schreiben stattfindet, Sprache und Gedanken eins werden lassen, um eine überzeugende Geschichte an imaginierte Leser zu vermitteln, die nicht anwesend sind. Wenn es sich um Studierende oder Wissenschaftler handelt, muss es bei dieser Geschichte um eine wichtige Frage gehen, auf die sie mit plausiblen Antworten oder einem interessanten, begründeten Argument mit überzeugenden Beweisen eingehen können. Zu diesem Zweck müssen sie eine aktuelle Schreibtechnologie halbwegs professionell einsetzen, aber in diesem entscheidenden Moment, in dem das Schreiben stattfindet (oder auch nicht), wird diese Schreibtechnologie ihnen keine Stimme liefern, keine erfundene Version ihrer selbst, durch die sie mit imaginierten Lesern – ob handschriftlich oder mit einer Tastatur – über Zeit und Raum in Verbindung treten können.
Deshalb haben technologische Entwicklungen das wissenschaftliche Schreiben im Grunde nicht einfacher gemacht. In den Jahrzehnten, seitdem ich die getippte Kopie meiner Dissertation eingereicht hatte, haben sich die durchschnittlichen Promotionszeiten verlängert, insbesondere in Bereichen, in denen traditionelle Dissertationsmonografien gefordert werden. Die Art des Schreibens hat sich ebenso verändert wie die akademischen Arbeitsmärkte, die Maßstäbe für Signifikanz und die möglichen Ablenkungen von der anstehenden Aufgabe. Die zentralen Probleme, vor denen junge Wissenschaftler bei der Bewältigung dieser Aufgabe stehen, sind im Wesentlichen die gleichen geblieben.
(Keith Hjortshoj, aus dem Englischen übersetzt von Google Translate und DeepL mit Nachbesserungen durch Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 6 years ago
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Seit 1967
Von Hand
Meine Geschichte des Schreibens, die Schulerfahrungen ausgeklammert, beginnt 1967. Meine Dissertation musste geschrieben werden. Und obwohl ich leidlich mit einer Schreibmaschine umgehen konnte, war es mir trotz Tipp-Ex unmöglich, meinen Text einigermaßen ordentlich zu Papier zu bringen, so dass ich professionelle Hilfe brauchte.
Zehn Jahre später begann ich literarische Texte zu schreiben. Erst waren es Gedichte und Kurzgeschichten, eine (inzwischen veröffentlichte) Novelle und schließlich auch ein Roman. Was hat sich seither für mich verändert? Eigentlich nicht viel. Ich schreibe immer noch von Hand und übertrage zeitnah das nur für mich lesbare Geschreibsel in eine für alle lesbare Schrift. Soweit, so gleich. Der Aufwand, der dann folgte, unterschied sich allerdings gewaltig von dem, der heute betrieben werden muss. Für einen Geschichtenschreiber, der keinen Verlag mit einem gut funktionierenden Lektorat im Hintergrund hat, war die Textüberarbeitung via Schreibmaschine mit gewaltigem Arbeitsaufwand verbunden. Tipp-Ex war da das geringste Übel. Ganze Passagen mussten immer wieder neu geschrieben werden. Das hieß schnibbeln und kleben, bis die einzelnen Blätter aus bis zu fünf Lagen bestanden. Was Wunder, dass so manche kleine Unschönheit auf Fortbestehen beharrte und sich durchsetzte, wenn der Eifer des Autors erlahmte. Dann kam der PC und mit ihm eine vorher kaum vorstellbare Arbeitserleichterung. Eure Frage, ob die Dateien auf die damals üblichen Disketten passten, kann ich mit ja beantworten. Selbst der 500-Seiten-Roman passte drauf. Ob man auf Word überhaupt Texte fertigschreiben kann, war eine weitere Frage. Man kann. Das ist wie beim Naschen. Man muss auch mal “nein” sagen können.
(Rudolf Schimke)
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techniktagebuch · 27 years ago
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Sommer 1997
Faxschlange
Während eines Portugalurlaubs sandte mir meine Sekretärin die Endfassung eines von mir mit Hilfe eines Experten von der FH Hildesheim erstellten Gesetzentwurfs zur „solidarischen Berufsbildungsfinanzierung“ zur Endkorrektur per Fax. Die rund einhundert Seiten Gesetzentwurf mit Begründung liefen dort auf eine Endlosrolle Faxpapier. Wir legten die 30 m Monsterschlange im Garten aus, so dass ich mir Stück für Stück an den Liegestuhl heranziehen konnte. Das Bild von dieser Schlange, zwischen deren Windungen die damals dort noch zahlreichen Wiedehopfe und portugiesischen Elstern herumhüpften und im Rasen nach Würmern pickten, ist mir unvergesslich.
(Klaus Luther)
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techniktagebuch · 6 years ago
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2018
Das Rückgrat des Textes
So, wie vor 25 Jahren zu schreiben, linear wie mit Methode Brief, also oben anfangen auf einem Blatt Papier und dann bis zum Ende fortlaufend einen dem Anspruch genügenden Text zu verfassen, das habe ich fast verlernt. Schreibend “für die Wissenschaft” am Laptop, Tablet, Smartphone findet man mich täglich, von Kurznachricht bis Übersichtsartikel, in englisch, deutsch, gelegentlich französisch. Diktierfunktionen, Rechtschreibkorrektur, online verfügbare Übersetzungshilfen, Synonymwörterbücher und Grammatiken nutze ich gern. Doch im Vergleich bin ich nicht schneller als vor 25 Jahren, ich beschäftige mich meist nur mehr damit, Abschnitte zu verschieben, zu löschen, Sätze neu zu formulieren, Passagen einzuschieben, Übergänge anzupassen und alles nochmal anders zu formatieren. Hätte ich im “Füllerzeitalter” nicht ein bisschen länger über Struktur und Argumentation nachgedacht und große Korrekturen lieber vermieden?
Auch und gerade Naturwissenschaftler*innen müssen präzise und verständlich schreiben können, um etwa die Reproduzierbarkeit von Experimenten sicherzustellen oder über das eigene Gebiet hinaus mit Fachleuten und Öffentlichkeit zu kommunizieren. Wie kann die Lehre Wege dazu erschließen, gute wissenschaftliche Texte erstellen zu lernen? Am Anfang steht für mich das Herausarbeiten des Konzepts, der adäquaten Struktur. Das “Rückgrat” eines Textes möchte ich es nennen, das Gerüst, die Knochen also, die miteinander gut und beweglich verbunden sind, und an denen dann das “Fleisch” des Textes andockt. Dazu kann man hervorragend Methoden des Füllerzeitalters mit jetziger Technik und Online-Tools verbinden und gemeinsam zielführend einsetzen, so etwa wie in den dargestellten Beispielen, die in einer vom Schreiblabor unterstützten Veranstaltung entstanden sind.
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(Katharina Kohse-Höinghaus)
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techniktagebuch · 6 years ago
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11.10.2018
Technik mit Technik mit Technik mit Technik …
Ich bin eine schüchterne Twitter-Nutzerin, d.h. ich sage nie was, sondern folge nur vorsichtig anderen Twitter-Nutzenden, die Dinge schreiben oder Links zu Texten teilen, die ich interessant finden könnte. Ich finde auch vieles interessant, manches rätselhaft, etliches bewundernswert oder erfreulich. Vor diesem Hintergrund schaute ich gestern Nacht auf dem Weg ins Bett noch einmal nach neuen Twitter-Beiträgen und fand unter anderem einen Tweet der Kolleginnen im Schreibzentrum der Universität Bochum:
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Man konnte darin ein Video anklicken, was ich dann auch tat. Was ich fand, kann man hier sehen: 
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Ein Video zum Geburtstag des Bielefelder Schreiblabors, das unsere jubiläumsbedingte Einladung, im Techniktagebuch etwas zum Thema Schreiben und Technik zu schreiben, an diesem Ort und in einer sehr schönen Verschachtelung aufgreift: Mit Videotechnik wird die Nutzung einer Brainstormingtechnik zur Exploration von Ideen zum Verhältnis von Schreiben und Technik aufgezeichnet. So ein schönes Geschenk! Wir danken! Und auf Twitter versteckt wie ein Osterei. Wir haben‘s gefunden und tragen es sogleich ins Techniktagebuch.
(Stefanie Haacke)
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techniktagebuch · 6 years ago
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29.08.2018
25 Jahre Schreiblabor – Wie hat Technik mein Schreiben beeinflusst?
Die stärksten Veränderungen durch Technik liegen bei mir mehr als 25 Jahre zurück:
Ich habe 1960 mit dem Studium von Politikwissenschaft, Geschichte und Germanistik begonnen. Damals habe ich noch alles mit der Hand geschrieben und aus Büchern auf Karteikarten exzerpiert. Die Reinfassung der Arbeiten habe ich mit einer mechanischen Schreibmaschine getippt. Dafür habe ich mir das 10-Finger-System beigebracht. Tippfehler wurden mit Tipp-Ex korrigiert. Bis zu zehn Durchschläge waren möglich. (Ich habe noch einige Arbeiten aus dieser Zeit.)
Anfang der 70er Jahre bekam ich eine elektrische Schreibmaschine, mit der ich viel leichter und schneller tippen konnte. Weiterhin habe ich eine erste Fassung meiner Texte mit der Hand geschrieben und sie anschließend getippt. Wenn ich etwas am Text verändern wollte, habe ich die Seiten auseinandergeschnitten und Textpassagen eingeklebt. Die Rohfassung meiner Diss (1975) bestand aus langen Fahnen aneinander geklebter Passagen. Statt mit der Hand zu exzerpieren, konnte man nun aus Büchern Seiten kopieren. In Bibliotheken und Archiven bestand außerdem die Möglichkeit, Dokumente zu filmen, weshalb man ebenfalls weniger exzerpieren musste. Dies hatte Vor- und Nachteile: Man sparte enorm Zeit, machte sich das Kopierte aber längst nicht so intensiv zu eigen wie bei einem Exzerpt.
Die Belegexemplare meiner Diss habe ich mit Hilfe eines Kopierers produziert: die getippten Seiten verkleinert und so vervielfältigt, dass man sie zum Schluss in der Mitte durchschneiden und anschließend binden lassen konnte. Eine Denkaufgabe!
Wenn Texte vervielfältigt werden sollten, schrieb ich sie auf eine Wachsmatrize, von der Abzüge gemacht werden konnten.
Anfang der 80er Jahre ging ich dazu über, meine Texte zunächst in ein Diktiergerät zu sprechen und dann abzutippen. Das hat mir ganz wesentlich geholfen, meine Schreibhemmungen zu überwinden.
Mitte der 80er Jahre konnte ich einen Computer nutzen, um die Kursbescheinigungen für meine KollegiatInnen zu schreiben. Dafür schrieb mir mein Mann Werner Paarmann ein Computer-Programm auf eine Audio-Kassette. Die Texte schrieb ich auf einer Schreibmaschine, die an den Computer angeschlossen war. Der dazu gehörende Nadeldrucker konnte mehrere Durchschläge produzieren.
Bald hatte ich auch einen eigenen PC, der die Schreibmaschine ersetzte und ebenfalls an den Nadeldrucker angeschlossen werden konnte. Die Vorläufigkeit des Getippten, die Möglichkeit, jederzeit etwas zu verändern, zu verbessern, Textteile hin- und herzuschieben erleichterte mir die Textproduktion enorm. Während mir früher das Schreiben oft schwer fiel, macht es mir jetzt auch Spaß.
In den letzten 25 Jahren war für mich die E-Mail die wichtigste technische Neuerung. Sie ersetzt mir seither viele Briefe und Telefonate und beschleunigt viele Vorgänge. Allerdings wird mir die Erwartung, immer sogleich auf eingehende Nachrichten und Anfragen zu reagieren, oft auch zur Plage.
(Helga Jung-Paarmann)
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techniktagebuch · 6 years ago
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25.08.2018
Persönliche Bestandsaufnahme 1980–2018
Vor ca. 38 Jahren habe ich eine elektronische Schreibmaschine überlassen bekommen, weil meine damals studierende Tochter einen ersten portablen Rechner erhielt. Diese elektronische Schreibmaschine hat mein Schreiben schon sehr deutlich verändert. Vorher habe ich alle Entwürfe mit Tinte (oder Bleistift) auf  Papier gebracht. Natürlich mit Änderungen, Streichungen und Ergänzungen, um dann beim Tippen in die mechanische Schreibmaschine festzustellen, dass andere Formulierungen denn doch besser gewesen wären. Oder um in den letzten Zeilen Tippfehler zu produzieren und die ganze Seite neu schreiben zu müssen. Das wurde mit der elektronischen Schreibmaschine schon sehr viel besser.
Vor 22 Jahren bekam ich dann meinen ersten PC. Das Schreiben wurde dadurch für mich revolutioniert: Erst einmal reinhacken und speichern, dann überarbeiten und speichern und dann die kleinen Hilfen – wie Passagen aus anderen Schriftstücken einfügen, automatische Rechtschreibprüfung, Einstellung der Seitenränder, Verwendung alter Schriftstücke – durch die Möglichkeit einer aktuellen Bearbeitung. Aber: Es ist nicht mehr schwierig, ellenlange Schriftstücke anzufertigen. Das verleitet manche Menschen dazu, über Seiten hinweg nicht wirklich notwendige Erläuterungen oder Ansichten auf das Papier zu bringen.
Ach ja, und das Schleppen von dicken Ordnern entfällt, denn USB-Sticks sind klein und leicht. Leider schleichen sich viele “denglische” Wörter in die Texte, wenn man nicht aufpasst.
(Barbara Schneider)
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techniktagebuch · 6 years ago
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2018
Schreiben. Mit Stift & Tastatur.
Ich gehöre zu einer Generation, die im Studium ihren ersten Computer hatte. Und damit war ich voll im Trend. Inzwischen bin ich paradoxerweise schon fast wieder modern, indem ich in Schreibworkshops die Teilnehmenden ausdrücklich ermutige und auffordere, das Schreiben mit der Hand als Strategie zum Ordnen der Gedanken, beim ersten Formulieren oder beim Überarbeiten zu nutzen. Außerdem verzichte ich selbst seit Jahren bewusst auf den Einsatz digitaler Medien während meiner Workshops.
Das bedeutet allerdings nicht, dass ich mich als technophob bezeichnen würde. Im Gegenteil. Möglich wird mein regelmäßiges Austoben mit Flipchart und Moderationsmaterial lediglich, weil ich Dienste wie wetransfer nutzen kann, über die ich den Teilnehmenden die Photodokumentation meiner und unserer gemeinsam erarbeiteten analogen „Tafelbilder“ zum Download verfügbar machen kann. Keineswegs alle Teilnehmenden nutzen das Angebot, innerhalb von einer Woche die Materialien herunterzuladen, aber dass die Möglichkeit dazu grundsätzlich besteht, ist ihnen wichtig.
Ein zweiter Bereich, in dem ich mich sehr gerne technisch unterstützen lasse, ist das Vereinbaren von Terminen. Mein Mittel der Wahl hier ist Doodle. Nicht nur für (Netzwerk-)Veranstaltungen mit vielen, über das ganze Land verteilten Kolleginnen und Kollegen, sondern auch für Einzelschreibcoachings. Ich kann Termine anbieten, Interessierte können sich eintragen, alles sehr einfach und unkompliziert.
So mag ich Technik am liebsten. Wenn sie so simpel anzuwenden ist und so leise, quasi im Hintergrund, einfach funktioniert, dass man sie gar nicht bemerkt. Denn dann kann ich mich umso besser auf das Eigentliche konzentrieren, das Schreiben (mit der Hand, oder am Rechner, wie bei diesem Text).
(Vera Leberecht)
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techniktagebuch · 7 years ago
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Sommersemester 2017
Die Arbeit mit dem Gesetz
Früher war vielleicht nicht alles besser, aber man sah auf jeden Fall häufiger als heute Jura-Studierende mit diesen dicken roten Büchern – dem Schönfelder – herumlaufen. Das Internet scheint auch dem Lesen von Gesetzen den Rang abgelaufen zu haben. Zumindest beobachtete ein Jura-Professor, dass Studierende den Umgang mit Gesetzestexten im Studium zu wenig üben, stattdessen Suchmaschinen nutzen. Im Examen haben sie dann große Probleme, weil digitale Inhalte nicht zugelassen sind und nur Gesetze als Hilfsmittel mitgebracht werden dürfen.
Der Jura-Prof hatte eine Idee:
„Die Arbeit mit dem Gesetz kann den Studierenden besser vermittelt werden, wenn der Dozent die Arbeit mit dem Gesetz vorführt, den Gesetzestext liest, blättert, vorliest, selbst auf Absätze und einzelne Wörter zeigt, die ihm wichtig erscheinen. Diese Aktionen sind für die Studierenden derzeit nicht erkennbar. Das kann durch den Einsatz eines Visualizers geändert werden. Dieses Gerät besteht im Wesentlichen aus einer auf einem Gerüst installierten vollautomatischen Kamera, die an einen Beamer angeschlossen werden kann. Der unter der Kamera auf die Präsentationsfläche gelegte Gegenstand wird fokussiert und auf das Beamerbild übertragen. Damit ist es möglich, Studierenden in Echtzeit – und mit mehr Sinnen als derzeit – die Arbeit mit dem Gesetzestext greifbar und begreifbar zu machen.“
(Andrea Frank)
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techniktagebuch · 32 years ago
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19. Januar 1993
Brief nach Bielefeld
Die Postleitzahlen waren kürzer, Briefe wurden noch handschriftlich verfasst und Telefonnummern konnte man nicht einfach im Internet nachsehen. Ins Gespräch gekommen sind wir aber trotzdem, dauerte eben alles länger.
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Sehr geehrte Frau Frank, ich freue mich über Ihre Anfrage wg. wissenschaftlichem Schreiben. Seit einigen Jahren führe ich entsprechende Veranstaltungen durch und diese Arbeit wächst sich immer mehr aus, so daß ich auch gerne ein Schreiblabor aufbauen würde. Leider hat die FU kein Geld dafür. Umso mehr interessiert mich, was Sie machen. Vielleicht können wir einmal telefonieren? Leider habe ich keine Telefon-Nr. von Ihnen, sonst würde ich es gleich probieren. Da ich noch heute für den Rest der Woche verreise, werde ich auch erst nächste Woche dazu kommen, Schriftliches zusammenzustellen. Mit freundlichen Grüßen Ihr Otto Kruse
(Andrea Frank)
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techniktagebuch · 6 years ago
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Juni 2018 – 2006 – 1992
Besser schreiben durch mehr Technik? 
Im Juni 2018 bereite ich ein Schreibseminar für Wissenschaftler vor, in dem es um gutes Schreiben gehen soll. Weil ich nach einer guten Form suche, den Teilnehmenden zu ermöglichen, ihr eigenes, kontextangemessenes Verständnis von „gut“ herauszuarbeiten, lese ich erstmal ziemlich viel darüber, wie „gut“ in unterschiedlichen Kontexten definiert wird. Ich besorge eine Menge Bücher über gutes Schreiben, Stil, Rhetorik des Schreibens etc.
Eins davon ist ein Klassiker von William Zinsser: „On Writing Well“. Ich habe die achte Auflage von 2006. Das Buch ist zuerst erschienen im Jahr 1976, und im Vorwort äußert sich Zinsser zu den Veränderungen, die sich seitdem in Bezug auf das Schreiben vollzogen haben. „So wie sich Amerika in den letzten 30 Jahren beständig verändert hat, so auch mein Buch …“ (meine Übersetzung). Zinsser, der sich als „arbeitender Schreiber“ (working writer) versteht, der seine Erfahrungen mit dem Handwerk mit anderen teilt, beschreibt einige der Veränderungen der letzten 30 Jahre: gesellschaftliche, demographische, technologische Entwicklungen, die die Themen und Formen des Schreibens beeinflusst haben. Vor allem das Memoiren-Schreiben habe zugenommen. Ihm komme es manchmal so vor, als schriebe mittlerweile die Hälfte der US-amerikanischen Bevölkerung an Memoiren. Als er die erste Version seines Buchs schrieb, so Zinsser, hatte er „keine Ahnung von den elektronischen Wundern, die den Akt des Schreibens bald revolutionieren würden“. In den 80ern die elektronische Textverarbeitung, in den 90ern das Internet, E-Mail … eine Revolution. Heute schreibe praktisch jeder.
Das sei, so Zinsser, eine gute Sache, aber leider habe keiner „all den Computer-Schreibern gesagt, dass die Essenz guten Schreibens Umschreiben ist“, und so seien mit der Verfügbarkeit elektronischer Textverarbeitung zwei Dinge gleichzeitig passiert: „Gute Schreiber wurden besser, und schlechte Schreiber wurden schlechter“. Die guten Schreiber nutzten die elektronischen Erleichterungen für extensives Überarbeiten ihrer Texte, die schlechten ließen sich von der Leichtigkeit des Schreibens erster Entwürfe und vom schönen Schriftbild am Bildschirm blenden und richteten mit schlecht geschriebenen E-Mails und Websites mehr Schaden als Nutzen an. Zinsser schließt sein Vorwort mit dem Gedanken, dass gutes Schreiben auch in Zukunft gutes altes hartes Denken erfordern wird.
Vielleicht gibt es aber noch eine dritte Möglichkeit – jenseits von guten Schreibern, die mit Textverarbeitung noch besser, und schlechten Schreibern, die durch Textverarbeitung noch schlechter werden. Hier meine eigene erste Erfahrung: Als ich 1992 ein vernichtendes Feedback auf die erste Version meiner Magisterarbeit erhielt, an der ich schon lange und intensiv gearbeitet hatte, hat Word 5, das erste Textverarbeitungsprogramm meines Lebens, mich gerettet, weil es mir erlaubte, die Arbeit neu zu sortieren (neues Dokument, neue Textstruktur), ohne ganz neu mit dem Schreiben zu beginnen (Sätze und Absätze aus dem alten ins neue Dokument kopieren, neu arrangieren und einbetten). Die Textverarbeitung hat neues Denken aus dem alten Material heraus und mit dem alten Material ermöglicht. Umstrukturierung statt Neuschreiben. Zumindest für mich ist die Erinnerung an Word 5 eng verbunden mit der Erfahrung, Texte und Gedanken weiterentwickeln zu können und nicht im Durcheinander stecken bleiben zu müssen. Ich kann mir gut vorstellen, wie viel höher die Schwelle vor der Zeit digitaler Textverarbeitung gewesen sein muss, umfangreiche Texte zu schreiben und nicht in der Masse des Materials und der Ideen unterzugehen. So hat, um zu Zinssers Überlegungen zurückzukehren, die digitale Technik vielleicht das gute alte harte Denken demokratisiert.
(Stefanie Haacke)
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techniktagebuch · 7 years ago
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Weihnachten 2017
Kompetente Väter
Wir spielen Vater und Kind. Johannes (4) ist der Vater, ich (42) bin das Kind. Das Kind ist krank. Der Vater will Medizin kaufen. Routiniert greift er zu einem Holzbrettchen aus dem Kaufmannsladen, wischt – energisch! – mit dem Zeigefinger nach links. Tippt. “Medizin get (k) auft”. Und das mit dem k wird auch noch klappen.
(Swantje Lahm)
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techniktagebuch · 6 years ago
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25. Juni 2018
Parallelwelten aufschreiben, festhalten, organisieren
Das Leben an sich ist ja schon komplex. Manchmal ist es aber noch komplexer.
Heute ist Montag, der 25. Juni 2018 und ich organisiere die Auswanderung meiner Familie von Bielefeld in die Schweiz. Nach vielen Arbeitsjahren im Bielefelder Schreiblabor zieht uns ein fester Job dorthin. Eine Alltagstechnik, die mir gerade hilft, unser Leben in zwei Paralleluniversen unter einen Hut zu kriegen ist ein Kalender von BusyB (jetzt geht es mir wie meiner Kollegin und Freundin Stefanie Haacke aus dem Schreiblabor: ja, das fühlt sich an wie Werbung). Hier ist mal ein Foto:
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Also, die Alltagstechnik besteht für mich v.a. aus zweierlei:
Listen machen und Unerledigtes mitnehmen – Pro Woche schreibe ich alles, was ich zu erledigen habe, rechts auf die Wochenkalenderseite (Tagestermine links zum jeweiligen Tag). Auch Sachen, die ich vielleicht diese Woche noch gar nicht schaffen kann. Alles, was am Ende der Woche noch nicht erledigt ist, schreibe ich am Montagmorgen, wenn ich die nächste Kalenderwochenseite aufschlage, wieder hin als Liste (wie Koffer verschicken, dass findet erst in 1 ½ Wochen statt, aber es ist mir letzte Woche eingefallen und jetzt schreibe ich es eben jede Woche hin, bis ich es erledigt habe). Meistens kommt dann noch was Neues dazu, im Laufe der Woche sowieso. Alles, was ich erledigt habe, streiche ich.
Paralleluniversen abbilden – Wenn ich in meinem Kalender vorblättere, zum Beispiel in den August, dann stehen auf der einen Seite (links) die zukünftigen aktuellen Termine in der Schweiz:
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Rechts habe ich eine Spalte „Bielefeld“ benannt: dort notiere ich alles, was dann gerade im Bielefelder Paralleluniversum an wichtigen Terminen ansteht. Das bildet eigentlich ganz schön ab, dass ich in dieser Zeit in zwei Welten lebe und denke – in meiner eigenen präsenten Welt in der Schweiz und gedanklich viel in der Welt meiner Kinder, die sich dann gerade zwischen Bielefeld, Nordseeinseln, den Omas in Berlin und Mecklenburg befinden (Sommerferien, Schulkinder, Betreuungsproblem). Mein Mann wird das managen. Ich habe es auf dem Papier gegenwärtig.
Die Abbildung des (Un)Erledigten und des zukünftig Gleichzeitigen hilft mir in der Planung und gibt mir Sicherheit. Und Irgendwie fällt mir jetzt beim Schreiben auf, dass wir eigentlich oft irgendwie in Paralleluniversen unterwegs sind: gerade ist meine längste Freundin schwer erkrankt, sie wohnt nicht in Bielefeld, sondern in meinem Heimatort Berlin. Ich habe in den letzten Jahren nicht besonders viel an sie gedacht, aber gerade tue ich das jeden Tag. Dazu schreibe ich nichts in meinen Kalender. Da gibt es nichts zu organisieren. Ich kann nur versuchen, diese Präsenz, die meine Freundin in meinen Gedanken hat, immer wieder auch zu manifestieren. Indem ich sie anrufe, ihr eine E-Mail schreibe, einen Brief schicke. Aus meinem Universum in Bielefeld oder bald in der Schweiz in ihr Universum in Berlin. Paralleluniversen sind eben manchmal auch Mist.
(Svenja Kaduk)
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techniktagebuch · 6 years ago
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20. Juni 2018
Als wär es aus Papier
Wir haben heute um einen Tisch gesessen und darüber beraten, was wir anlässlich des 25jährigen Jubiläums des Bielefelder Schreiblabors machen wollen, und zwei von uns haben ihre Notizen auf dem iPad mit dem iPad-Stift gemacht, zwei andere hatten Laptops und einer einen echten Schreibblock, Papierkopien und echte Stifte. Und erst am Ende des Gesprächs ist klar geworden, dass Kathrin Passig die Stiftfunktionen des iPads und die damit verbundenen Notiermöglichkeiten noch nicht kannte. Sie meinte, das sei etwas fürs Techniktagebuch.
OK also: Im Kern stelle ich die App GoodNotes vor, mit der man das iPad wie ein Notizbuch nutzen kann, aber um das zu tun, muss ich auch das iPad insgesamt als Arbeitsinstrument ein bisschen beschreiben. Die Möglichkeit, darauf mit einem elektronischen Stift handschriftliche Notizen zu machen, ist einer der Hauptgründe gewesen, mir das ganz schön teure Apple-Tablet zu kaufen (nach langem Überlegen). Kolleginnen hatten es vor mir, und sie saßen immer in Sitzungen mit diesem Stift und schrieben damit auf das Display des iPads, als wäre es aus Papier. Einmal habe ich von einer Kollegin dann sogar per Mail ein pdf geschickt bekommen mit handschriftlichen Anmerkungen, und mir wurde klar, dass sie diese Anmerkungen mit diesem Stift auf dem iPad-Display gemacht hatte.
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Weitere Erkundungen verstärkten den Eindruck, dass sich auf dem Gerät (und natürlich in den entsprechenden Clouds) sehr viele Dokumente speichern lassen, dass man auf dem Gerät auch Windows-kompatible Office-Programme laufen lassen und es entsprechend auch zur Textverarbeitung und für das Basteln und Vorführen von Powerpoint-Präsentationen etc. nutzen kann. Ganz zu schweigen von Onlinekalendern, Internetbrowser, Mailprogramm, Zeitungslese-Apps. etc. etc.
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Am besten aber ist, dass man das iPad auf eine sich sehr natürlich anfühlende Weise wie ein Notizbuch nutzen kann, in dem man Dinge mit der Hand aufschreibt. Mit der App GoodNotes kann man so viele hübsch aussehende Notizhefte generieren, wie man will. Man kann sie benennen, man kann sie nach Kategorien ordnen, man kann sie vollschreiben (mit dem Stift, aber auch mit der Tastatur), sie haben unendlich viele Seiten … Man kann reinmalen, man kann Fotos und ganze pdfs einbinden und auch diese wieder mit handschriftlichen Notizen und Verzierungen versehen, und hat so mit dem knapp 500 Gramm schweren Gerät und dem zwar teuren aber bislang robusten Stift im Prinzip alles was man braucht, um Mitschriften von Vorträgen, Besprechungen, Diskussionen anzufertigen und darauf zurückzugreifen, wann immer man will.
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Was hat das verändert für mich? Ich glaube es macht ein bisschen flexibler und irgendwie sicherer, in allen möglichen Situationen auf das zurückgreifen zu können, was ich notiert habe, aber die Tätigkeit des Notizenmachens hat sich – bis aufs Fotografieren und Fotos einbinden – eigentlich nicht grundlegend geändert. Auch in den 80ern, 90ern usw. habe ich genau auf dieselbe Weise Notizen gemacht wie heute. Der Unterschied: die Zettel, Hefte, Notizbücher, Ausdrucke etc., in und auf die ich damals meine Notizen gemacht habe, habe ich in Leitz-Ordner abgeheftet oder ins Regal gestellt, und sie sind dann je nach Papierqualität langsam vergilbt. Eine große Veränderung ist also, dass ich ganz viel Material und Platz spare durch die neue, digitale Form der Erzeugung von Notizen. Und dass alles auf einem Gerät passiert: handschriftlich notieren, Texte markieren, Word-Dokumente bearbeiten, Powerpoints basteln, Fotos machen (auch solche von Folien und Dokumenten), Termine eintragen, Mails schreiben, Videokonferenzen abhalten usw. usw. Manchmal stelle ich mir vor, dass die elektronischen Grundlagen dieser Art des Arbeitens irgendwann wieder weg sein könnten, und dass dann alles verschwindet und sich in Nichts auflöst, was ich da notiert, gekritzelt, datiert, benannt, formuliert, aufgenommen und gesammelt habe. Aber ein Haus voller Leitz-Ordner kann auch abbrennen. Und überhaupt. Was ist schon für die Ewigkeit.
Noch ein Nachsatz: Es ist seltsam, so über Geräte und Apps zu schreiben. Ist das Werbung? Diesen etwas unangenehmen Eindruck, eine Art Werbeträger zu sein, hatte ich schon einige Male in Gruppensituationen, wenn ich mein iPad und meinen Stift benutzt habe und dann irgendwann jemand auf mich zugekommen ist und gesagt hat: Zeig mal. Ist das gut?
(Stefanie Haacke)
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techniktagebuch · 6 years ago
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20. Juni 2018
Ich falle durch ein Wurmloch in der Zeit und komme in Bielefeld wieder heraus
Audiotranskription der Besprechung, die diesem Beitrag über handschriftliche Notizen auf dem iPad voranging. Ich kann in der Aufnahme nur meine eigene Stimme eindeutig zuordnen, deshalb sind alle anderen unmarkiert, es handelt sich aber um mehrere Personen.
Kathrin: Was ist das eigentlich für ein interessantes Riesending? Ist das ein iPad?
Ich deute auf ein Tablet im A4-Format.
– Ja, das ist ein iPad Pro.
Kathrin: Darf ich's mal in die Hand nehmen? Ich hab das noch nie in der Größe gesehen.
– Ja, klar. Ich find's halt super zum Lesen von Dokumenten ...
Ich halte das Tablet kurz in der Hand. Es ist nicht schwerer als das nur halb so große, aber eben auch ein paar Jahre ältere iPad meiner Mutter.
Kathrin: Wenn's einem nachts im Bett aufs Gesicht fällt, ist das keine Verbesserung gegenüber dicken Büchern.
– Ich lese auch keine Romane damit, eher am Schreibtisch.
Kathrin: Aber man kann endlich PDFs vernünftig auf dem Tablet lesen.
– Genau. Das ist die gleiche Qualität wie in DIN A4.
– Und markieren und vollmalen, das find ich echt sehr gut.
Kathrin: Mit dem Stift? Ach, drum haben eure Stifte so einen Apple-Anschluss am Ende, das war mir gar nicht klar, das hab ich noch nie gesehen.
– Ach, echt nicht? Ich hätte gedacht, das ist ...
Kathrin: Kann das bitte ins Techniktagebuch?
– Das ist total wundervoll! Hier, schau dir das an ...
Kathrin: Ich hab mich schon gewundert, ich dachte vielleicht irgendwie ein Stift mit USB-Stick oder so was.
– Also hier zum Beispiel hab ich jetzt gerade einen Text einer Kollegin kommentiert. Handschriftlich, also wie ich das sonst auf einem Ausdruck mache. Man kann es natürlich am Computer auch machen, aber so ist es natürlich sehr komfortabel, da hast du immer alles dabei. Hast du am Computer auch, aber der ist halt noch dicker ...
Kathrin: Ah, vielleicht gibt es doch ein Comeback der Handschrift.
– Schau, hier. Das find ich jetzt in dieser Sache gut, dass man sowohl PDFs als auch Folien und so weiter, Fotos, reinladen kann, während man in der Veranstaltung ist. Das ist ein PDF, und da sind meine Notizen, und da hab ich die Folien fotografiert und kommentiert, hier ist wieder ein Stück PDF, und das ist echt super, da kann man super Notizdokumente machen.
Kathrin: Könnt ihr das bitte alle ins Techniktagebuch ...? Ich glaube, das steht da noch nicht.
– Ich dachte, du müsstest das auf jeden Fall kennen.
Kathrin: Alle Uni-Veranstaltungen, bei denen ich bisher war, waren praktisch rein papiernotizenbasiert.
– Bei uns ist es so ... für uns Leitungsfiguren sind das sogar dienstliche Dinger. Im Rektorat sitzen alle nur damit, es gibt kein Papier mehr.
Kathrin: Das ist aber wirklich ungewöhnlich. Die Veranstaltungen mit Leuten aus der Hochschulleitung, gerade die waren immer am papierfreudigsten von allen.
Erst beim Transkribieren merke ich, dass ich bei näherer Betrachtung gar nicht so viel über das Innenleben von Universitäten oder ihren Rektoraten weiß. So oft bin ich da auch wieder nicht, ich kann also kaum beurteilen, wie ungewöhnlich die Bielefelder Situation ist.
– Es gibt im Rektorat kein Papier mehr, das rumgeschickt wird.
Kathrin: Schreibt das alles auf! Das ist total ungewöhnlich!
– Da hast du die ganzen Informationen drin, also die Datenbanken und die ganze Literatur ...
– Wir haben Zugriff auf unsere Ordner, die wir auf den Laufwerken an der Uni haben ...
– Dann ist es für Präsentationen super ...
– Das ist halt super, weil sonst war ich immer nur in meinem Büro und hab Unterlagen gesucht ...
Kathrin: Ihr lebt in einem merkwürdigen Paralleluniversum!
– Wir dachten, das ist normal.
Kathrin: Nein, das ist überhaupt nicht normal! Also speziell an Unis nicht!
– Wenn du bei uns in eine Rektoratssitzung kommst – früher kamen die immer mit solchen Bergen von Papier an, jetzt haben sie alle nur so ein Teil dabei.
Kathrin: Ich bin durch ein Wurmloch in der Zeit gefallen und zehn Jahre in der Zukunft wieder rausgekommen.
Der jüngste Mitarbeiter am Tisch: Ich aber auch.
(Schreiblabor Bielefeld, Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 8 years ago
Text
2001 – 2016
Schreiben mit dem Mund
„Einer der Gründe, warum ich mich mit insistierender Beharrlichkeit in unsere Milchstraße hineinschleudern werde, ist: (Geschichte) SCHREIBEN“ (Faraj Remmo, kurz vor dem Urknall)
2001 habe ich angefangen an der Universität Bielefeld zu studieren. Das ist nichts Ungewöhnliches. Aber für einen Tetraplegiker (Hals abwärts durch einen Unfall gelähmt) eine große Herausforderung, die mit vielen Schwierigkeiten, unter anderem beim Schreiben, verbunden ist. Meine Hausarbeiten habe ich, wenn es ging, (abgesprochen mit den ProfessorInnen und Dozentinnen) nicht in schriftlicher, sondern in mündlicher Variante absolviert. Was meistens auch gut gelungen ist.
Vor gut zwei Jahren, irgendwann im Jahr 2016, habe ich zum ersten Mal eine E-Mail mit der Mundmaus verfasst und sie an Andrea Frank, die Leiterin des Schreiblabors der Uni Bielefeld, geschickt. Der Inhalt meiner ersten E-Mail überhaupt lautete: „Liebe Andrea, das ist meine erste E-Mail, die ich selbst mit meinem Mund gerade geschrieben habe!!! Liebe Grüße Faraj“. Andrea hat nach ein paar Minuten geantwortet: „wow wie hast du das gemacht?“
Die Mundmaus ist ein Eingabegerät für meinen PC. Sie ist mit einer Spitze ausgestattet, mit der ich mit meinem Mund den Cursor auf dem Bildschirm bewegen kann. Um schreiben zu können, erscheint durch ein Programm (Klickmaster) eine Leiste auf dem Bildschirm, mit der ich die unterschiedlichen Funktionen der Maus aufrufen kann, z.B. rechte Maustaste oder linke Maustaste. Ein weiteres Programm stellt eine Bildschirmtastatur zur Verfügung, mit der ich einzelne Buchstaben oder vorgeschlagene Wörter anklicken kann, so dass ich am Ende mit meinem Mund Texte schreiben kann.
Somit kann ich endlich meine E-Mails privat öffnen und selber lesen, ich kann selber im Netz recherchieren und ich habe dadurch mehr Freiheit und Privatsphäre.
(Faraj Remmo)
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