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The Chronicles of D.C.L. - Revolution
430 posts
Uninteressante Gedanken rund ums Thema Film, häufig gestört durch geschwätzige Anekdoten und müde Kalauer
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dclblog · 9 days ago
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Hot Frosty (O-Ton)...
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...ist genau die Art von aggressiv unlustigem, heftig vorhersehbarem Setzbaukasten-Wohlfühl-Weihnachtskomödchen, mit dem man mich jagen kann und das ich mir nie angeschaut hätte, wäre ich nicht aufgrund von Umständen dazu gezwungen worden.
Mein Problem ist gar nicht, dass "Hot Frosty" schlecht ist, sondern dass er so unfassbar generisch daherkommt, so absolut ungewillt zu sein scheint, in irgendeiner Form, auf irgendeiner Ebene auch nur ein Mü mehr zu machen als das bare minimum, dass ich mit diesem Werk noch nicht einmal etwas hatte, über das ich mich mal wieder so richtig ärgern konnte, sondern nur etwas, was ich so langweilig fand, dass sich die an sich sehr kommode Laufzeit von gut 90 Minuten mindestens doppelt so lang anfühlte.
D.C.L.
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dclblog · 9 days ago
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Back in Action (O-Ton)...
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...ist natürlich einmal mehr flott runtergedrehte Netflix-Action-Einheitsware, kann aber in Sachen Besetzung erstaunlich viele Pluspunkte sammeln: war beispielsweise die Chemie zwischen Halle Berry und Mark Wahlberg in "The Union" so gar nicht vorhanden, kommt bei Cameron Diaz und Jamie Foxx hier deutlich mehr rüber - zwar wirken die beiden eher wie allerbeste Kumpels als ein glaubhaftes Pärchen - und der Running Gag, dass sie nie zum Kuss kommen, ließ in mir den Verdacht reifen, dass entweder Diaz oder Foxx eine "no kissing"-Klausel im Vertrag stehen haben - aber die beiden haben so sichtlich Spaß miteinander, dass es irgendwann tatsächlich auf mich übersprang. Was das Ganze für mich dann endgültig, wenn auch mehr als knapp über die Ziellinie brachte, war Andrew Scott, der mir ansonsten in seinem Filmen gerne mal das Herz rausreißt, hier aber allein mit der Modulation in seiner Stimme oft und erstaunlich kontinuierlich mitten in mein Lachzentrum traf.
Dies soll freilich keine unbedingte Empfehlung sein. Dieses Ding ist mindestens 30 Minuten zu lang, erfindet keinerlei Räder neu und setzt in Sachen Action auch nicht gerade neue Maßstäbe. Aber es ist sympathisch und streckenweise witzig genug, um als Hirnausschalt-Gedöns absolut ausreichend zu funktionieren.
D.C.L.
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dclblog · 9 days ago
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Juror #2 (O-Ton)...
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...ist eine kleine, nüchterne Parabel um Schuld und Sühne, die allerhöchstwahrscheinlich Clint Eastwoods Schwanengesang darstellen wird. Es gibt definitiv aufregendere, nachhallendere Werke in Eastwoods Regieregister, aber ich merkte während der Sichtung auch immer wieder, was mir in Zukunft fehlen wird: diese unaufgeregt nüchterne Inszenierung von großen Themen und tiefer Tragik, die Konzentration auf das Ensemble und ein Spiel, was sich entfalten kann, und nicht zuletzt eine immer noch tief sitzende, tief gehende Beschäftigung mit urmenschlichen Themen. Es gibt deutlich schlechtere letzte Kunstwerke.
D.C.L.
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dclblog · 9 days ago
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Nosferatu (O-Ton)...
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...schafft das Kunststück, eine tiefe filmische Verneigung vor dem originalen Stummfilmklassiker und doch etwas zu sein, was in dieser Form nur heutzutage gedreht werden kann. Eingefangen in im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Bilder, die selbst in ihren scheußlichsten Schilderungen noch solch virtuose bewegte Gemälde sind, dass ich zwar hin und wieder wohlig gegruselt, aber insgesamt zumeist euphorisch und glücklich war ob all dieser opulent morbiden Schönheit auf der Leinwand, gibt Robert Eggers eben nicht nur wie er selbst paraphrasiert im Interview sagte dem Mythos des Vampirs seine Zähne zurück, er geht auch sehr ausführlich und intensiver als alle vor ihm auf die sinnlichen, verführerischen und berauschenden Aspekte ein, die eben auch immer Teil der Schauermärchen um Dracula und Co. waren. So ist die Besetzung von Bill Skarsgard eben nicht nur ein Casting-Stunt (der "It"-Boy wird zum Dracula-Verschnitt), sondern eingedenk dessen, dass dieser Nosferatu hinter Ganzkörpermaske, Makeup, Riesenschnauzer und einem Akzent, der grenzwertig wäre, würde Skarsgard ihn nicht so unapologetisch durchziehen auch eine Virilität und, ja, ich möchte sagen, Sex Appeal mitbringen muss, absolut folgerichtig - jemand vom Kaliber Skarsgard vermag eben nicht nur verstörende Gravitas und abgründige Bosheit mitzubringen, sondern auch erstaunlich verständlich zu machen, warum ihn irgendwer im Allgemeinen und Lilly Rose Depps Ellen Hutter im Speziellen dereinst zum Schäferstündchen einlud. Mit diesem Kniff gelingt es Eggers zum einen, aus einer Legende, in der sämtliche Abfolgen altbekannt zu sein scheinen, eine erstaunlich stimmige Dreiecksbeziehung zu basteln und damit zum anderen Ellen Hutter eine agency zu geben, die sie eben nicht zur damsel in distress und auch nicht ausschließlich zum Opfer, sondern zur wenn auch tragischen Heldin macht - und das alles ohne jegliche Didaktik, die für mich bekanntlich der Tod jeder großen Kunst ist. Depp geht voll in ihrer Rolle auf und wird schleichend, aber unaufhaltsam zur Naturgewalt, bei der ich keine Sekunde ihres wunderbaren Spiels verpassen wollte. An ihrer Seite ein Nicolas Hoult, der die Schrecken um ihn herum sehr greif- und fühlbar macht und Eggers Muse Willem Dafoe in vollem Purzelmodus, der nach "The Lighthouse" einmal mehr zeigt, dass er alle an die Wand spielen könnte, wenn er wollte, aber lieber der Jugend die Bühne bereitet und ihr hilft, an seiner Seite zu glänzen - was für ein feiner Kollege, was für ein wunderbarer Schauspieler!
"Nosferatu" ist ein erotischer Alptraum, ein schrecklich schöner Bilderreigen, eine sinnlich-betörende Fahrt in den Abgrund.
Ich liebte jede Sekunde von diesem Ding.
D.C.L.
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dclblog · 1 month ago
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Carry-On (O-Ton...)
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...bedient sich ungeniert bei so ziemlich allen Vertretern des bei mir durchaus beliebten Nischengenres "redlicher Typ wird via Funk von fiesem Typ zu blöden Sachen gezwungen", und auch wenn er in meinen Augen nie so ganz an die fein morbide Klaustrophobie von "Phone Booth" oder den relaxten Thrill von "Nick of Time" herankommt, so reicht es doch allemal für einen sehr kurzweiligen, bisweilen gar spannenden Trip. Deutlich aufgewertet wird das Ding von einem ungeniert kotzbrockigen Jason Bateman, den ich normalerweise gar nicht auf dem Schirm habe, der aber hier eine Schurkenperformance abliefert, die mir noch eine ganze Weile im Gedächtnis blieb.
Kein Muss, und natürlich nicht in Ansätzen so gut wie die einzig wahre Weihnachts-Action "Die Hard", aber auch absolut keine Zeitverschwendung.
D.C.L.
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dclblog · 1 month ago
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Gladiator II (O-Ton)...
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...ist ein Paradebeispiel für einen Film, dem man getrost das Prädikat "mixed bag" verleihen darf. Wir haben auf der einen Seite einen handwerklich immer noch brillanten Ridley Scott, der die absurdesten, aufwendigsten Setpieces auch mit fast 90 noch so wegdrehen kann, dass sie wie eine filigrane Fingerübung wirken, auf der anderen Seite immer wieder allzu wackeliges CGI. Wir haben einen formidablen Cast, allen voran Denzel Washington, der sich mit überschäumender Energie in seinen schillernden Schurken reinwirft, dass er selbst noch die Szenen zu stehlen scheint, in denen er gar nicht beteiligt ist, und dann immer wieder das Gefühl, dass ebendieser Edelcast sich mit einem Drehbuch abmühen muss, welches mal Feinschliff, mal Komplettrenovierung gut vertragen hätte.
Mein Hauptproblem mit "Gladiator II" ist freilich, dass sich der Film nie ganz entscheiden kann, ob er er nostalgisch den einfach gestrickten Gut-Böse-Regeln des gemeinen Sandalenfilmes folgen oder doch lieber eine mit der Zeit gehende Dekonstruierung von Machtstrukturen sein will. Scott versucht beides und so kommt beides nie so ganz zum Fruchten: seine Fortsetzung ist insgesamt zu grobschlächtig, damit die fein differenzierteren Momente irgendeinen Nachhall haben können, diese vergiften aber wiederum ein Ende, in welchem uns verkauft werden soll, dass hier einmal mehr das Rechtschaffende gegen die Tyrannei gewann. In Zeiten, in denen beispielsweise ein Robert Eggers vormacht, wie eben nicht alle historischen Figuren in Filmen moderne, aufgeklärte Menschen sein müssen, um spannende, sinnstiftende Charaktere zu sein, wirkt der herkömmliche Ansatz "alle Helden sind moderne US-Amerikaner" ohnehin schon obsolet. Wenn man dann noch merkt, dass der Regisseur eigentlich selbst viel zu schlau für das Ganze ist, wird es schwierig. Der Gedanke "bei Michael Bay hätte ich zumindest die Intention der patriotischen Schlachtplatte geglaubt" sollte nie in einem Kino gedacht werden, leider dachte ich ihn nicht nur einmal während "Gladiator II".
Doch wie bei Ridley Scott üblich gibt es auch hier genügend Nachhall, Widerhaken, die in Herz und Hirn feststecken und zu denen ich immer wieder zurückkehre. Ja, der Film ist ein chaotisches Dingsbums, aber so etwas von Scott serviert zu bekommen ist eben immer noch besser als vieles andere.
D.C.L.
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dclblog · 2 months ago
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"Community"-Rewatch-Tagebuch 5:
Kleine, kurze Anmerkung: sollte irgendwer versucht sein, diese wunderbare Serie ein erstes Mal zu schauen: die Katze war übers Laptop gelaufen und hatte für einen Moment etwas umgestellt, weswegen ich entsetzt sagen kann: die deutsche Synchro ist VERHEEREND und sollte nie, nie, NIE dem wunderbaren Original vorgezogen werden - für alle nicht Englisch-Affinen: Untertitel sind Freunde.
Verstehe zumindest jetzt zum ersten Mal die Bekannten, welche die Serie nur aus dem deutschen TV kannten und meine Begeisterung so gar nicht verstanden.
D.C.L.
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dclblog · 2 months ago
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"Community"-Rewatch-Tagebuch 4:
Wer wissen will, wie unsere Zukunft in Sachen unterhaltender Kunst aussieht, sollte AI irgendwann wirklich alles übernehmen: die vierte Staffel ist ein geradezu perfektes Fallbeispiel dafür, dass alles kopierbar ist, außer Geschmack.
Der bei NBC in Ungnade gefallene Harmon (ja, ich komme anderntags auch noch zu den teils scheußlichen Dingen, die hinter den Kulissen liefen) ist nach unfreiwilligem Rausschmiss als Showrunner beleidigt abgezogen und anstatt einer einzelnen Zombiefolge wie in der Blütezeit der Serie erleben wir eine ganze Zombiestaffel: leblos und in seinem verzwungenen Melken von schalen Gags fast schon gruselig.
Habe diese Staffel oft ausgelassen, dies ist "erst" die dritte Sichtung. Die erste war damals "live" und die Enttäuschung über Harmons Rausschmiss so frisch, dass sie auch dann kaum Chancen auf meine Liebe gehabt hätte, wäre sie brillant gewesen. War beim zweiten Mal deutlich gnädiger, vielleicht, weil ich mich vorher gewappnet hatte. Jetzt, im dritten Durchgang bin ich aufrichtig fasziniert davon, WIE schlecht sie ist. Ja, es ist ungünstig, wenn es in einer Sitcom so gut wie nichts zu lachen gibt - ich musste in 13 Folgen genau einmal kichern. Schlimmer ist, dass der gesamte Cast vergessen zu haben scheint, wie gutes Schauspiel funktioniert: Pudy ist ein grienender Dödel, Chase hat so sichtlich keinen Bock mehr, dass es schmerzt, Glover scheint bisweilen aufrichtig verzweifelt zu sein, wie unlustig seine Sätze geworden sind, Brie wirkt da ambitioniert, wo sie früher selbst den allergrößten Unfug mit federleichter Virtuosität wegspielte, Browns Ultrachristin mutet durch das Wegfallen aller verletzlicher Nuancen bisweilen fast schon monströs an und McHale, der bis dato in seiner Stimme eine unglaublich feine "Ich bin ein abgefuckter Geldhai und kann selbst nicht glauben, dass mich das, was ich gerade sage, aufrichtig berührt"-Melodie hatte, die mich bisweilen weinen ließ, sagt all seine Pep Talks runter wie ein Stationsvorsteher, dem der PC kaputtgegangen ist.
Übertreibe ich? Womöglich. Maßlos? Nein.
Am Schlimmsten, aber auch am Bezeichnendsten ist freilich, dass die im letzten Beitrag beschriebenen drei Harmon-Methoden niemals zusammen berücksichtigt und seltenst konsequent durchgezogen werden. Wie als hätte ein Algorithmus alle Elemente gefüttert bekommen, die diese Serie ausmachen, um daraus sechs Stunden Fernsehen zu basteln, werden wir mit allem zugeworfen, was wir geliebt haben, ohne dass irgendwas funktioniert oder gar irgendeinen Nachhall hat. Es sieht alles aus wie "Community", klingt mitunter wie "Community", aber es bleibt eine oberflächliche Sitcom, die nie die Tiefen verstanden zu haben scheint, die das Ganze so fantastisch machten - oder schlicht nicht mehr bereit ist, in sie vorzudringen.
Um nicht in Gänze unfair zu sein: es gibt ein paar wenige, gelungene Aspekte an diesem Autounfall von einer Staffel. Dass Britta einmal aufrichtig Liebe und Anerkennung bekommt - lange überfällig - dabei tatkräftig von Pierce unterstützt wird, war das einzige, was mich berührte, aber es hat mich berührt. Überhaupt zieht sich Jacobs vom Ensemble noch am Allerbesten aus der Affäre und wird zum unerwarteten Herz in einer Staffel, der ansonsten zu viel davon fehlt. Dass Evil Abed sich zum weisen Abed gewandelt hat ist ein schöner Verweis auf eine bald 60 Jahre alte Scifi-Serie, und ansonsten...fällt mir nichts mehr ein.
Es gibt Dinge, die kopierbar sind. Soups könnten jetzt schon komplett von AI geschrieben werden (nehme an, einige sind es schon). Oberflächliche Unterhaltung kann von Algorithmen oberflächlich kopiert werden.
Aber wenn in all den Jahren kein Mensch nachkam, der die Alptraumlogik eines David Lynch so verstand, dass irgendetwas WIRKLICH Vergleichbares entstand, der begriff, dass Whedon bei aller menschlichen Scheißigkeit schreiberisch mehr war als "witty people saying witty things" (looking at you, die meisten Marvel-Filme nach dem ersten "Avengers") und der die Mittel eines Dan Harmon so zu nutzen wusste, dass echte Poesie entstand, wenn also schon echte Menschen am Kopieren echter menschlicher Visionen scheitern, dann bleibe ich ein unerschütterlicher Optimist in dieser Angelegenheit und sage: eine künstliche "Intelligenz" wird es gleich zehnmal nicht schaffen.
D.C.L.
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dclblog · 2 months ago
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"Community"-Rewatch-Tagebuch 3:
Dürfte ich eine Serie wählen, die ich aus meinem Gedächtnis löschen könnte, um sie noch einmal komplett neu zu erleben - dann wäre das wahrscheinlich, nein, ziemlich sicher "Breaking Bad". Was für ein Trip.
Direkt danach kommt aber gleich "Community", und das liegt allergrößtenteils an den wunderbaren Konzeptfolgen, die irgendwann während der ersten Staffel begannen, alles, was ich über die Struktur einer Sitcom zu wissen glaubte, sprengten und mich als ein Mensch, der sich eine bisweilen sehr überfordernde Welt gerne gedanklich in spielerische, bisweilen ans Phantastische grenzende Formen strukturiert, abholten wie noch keine Serie zuvor oder danach.
Das Erfolgsrezept beruht dabei auf drei einfachen Prinzipien:
1. Die Grundprämisse darf so bescheuert wie irgend möglich sein.
Ein Mafiafilm, in dem es sich eigentlich lediglich um das Beschaffen einer beliebten Mensa-Mahlzeit geht? Warum nicht!
Ein Paintball-Wettbewerb, der über Staffeln hinweg Actionfilme, Western, Star Wars und Agententhriller parodiert? Unbedingt!
Eine "Law & Order"-Folge, in der das Opfer eine runtergefallene Wurzel aus einem Biologieprojekt ist? Aber klar!
2. Ebendiese Grundprämisse wird mit fast schon grenzwertig penibler Liebe zum Detail durchgezogen. Wenn Scorsese verscheißert wird, stimmen die entsprechenden Einstellungen bis hin zur kleinsten Kamerafahrt. Wenn der erste Paintball-Shooter gedreht wird, inszeniert "The Fast and the Furious"-Regisseur Justin Lin, der sich kein bisschen drum schert, dass hier nur Farbe fließt und kein Blut und das Ganze so durchzieht, als wäre es ultraharte Action.
Diese Fallhöhe sollte eigentlich nicht so gut funktionieren, oder anders: der Jux der Prämisse und der Ernst der Ausführung sollten sich im schlechtesten Fall gegenseitig negieren.
Stattdessen ist es noch jedes Mal alles todkomisch UND sauspannend. Ich lache laut UND fiebere gespannt mit.
Das liegt ganz klar auch an Nummer
3. Das Herz, das menschliche Drama, welches auf der realen Ebene stattfindet. Ja, es ist saumäßig lustig, wenn die study group sich in ein D&D-Spiel hineinsteigert und es so plastisch erzählt, dass ich als Zuschauer irgendwann selbst vergesse, dass diese Folge de facto nur seinen Cast filmt, der um einen Tisch herum sitzt - eine Huldigung des Ensembles folgt demnächst ausführlicher. Was wiederum gar nicht lustig ist, ist das darunterliegende Anliegen, einem depressiven Fan des Spieles das Match seines Lebens zu liefern.
Eine tagelang andauernde Kissenschlacht zwischen einem Decken- und einem Kissenfort im Stile einer Ken Burns-Civil War-Doku zu erzählen: grandios absurd. Weniger absurd, vielmehr erstaunlich profund und tief gehend ist das, was diese Folge über Freundschaft zu erzählen hat.
Diese drei Prinzipien sind die Grundsteine dafür, was "Community" für mich so großartig und einzigartig macht. Es gibt viele, die versucht haben, ihnen zu folgen. So gut wie Dan Harmon hat es sonst niemand gemacht.
Schreibe das und wappne mich innerlich für die Harmon-befreite vierte Staffel...
D.C.L.
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dclblog · 2 months ago
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"Community"-Rewatch-Tagebuch 2:
Diese Serie ist, das zeigt sich einmal mehr, weit davon entfernt, perfekt zu sein - und ich meine hier nicht die Harmon- und seelenlose vierte Staffel, die um ein Haar das Ende von allem bedeutet hätte und der ich nach erneuter Sichtung einen eigenen Beitrag widmen werde.
"Community" ist ein Produkt seiner Zeit und damit wie alle Kunst - vor allem Komik - prädestiniert dafür, in manchen Bereichen nicht gut zu altern. Es gibt bisweilen arg grenzwertige Klischees über Frauen und Männer, einen so gedankenlos reingeworfenen "dark elf"-Gag, dass einer der besten Beiträge der Fernsehgeschichte zum Thema mentale Gesundheit auf keinem legalen Streamer mehr zu sehen ist (hänge in den Kommentaren ein sehr informatives Video eines großen Fans der Serie und der Folge an, das erklärt, was daran auch dann noch problematisch ist, wenn man der klassischen Blackface-Interpretation nicht folgen mag), und natürlich vor allem in Staffel 1 bis 3 einen inflationären Gebrauch des Wortes "gay" als Schimpfwort - ja, ausschließlich von den Arschgeigen der Serie und ja, es wird niemals wirklich von den Sympathieträgern goutiert, gelegentlich korrigiert, und ja, als jemand, der 2009 halbwegs wach durch die Welt ging, weiß ich, dass dies ein sehr realistischer Blick auf die damals (wie teilweise heute) weit verbreitete Terminologie ist, aber es ist in dieser Häufung und fehlenden Hinterfragung bestenfalls unnötig.
Doch anders als andere Serien, vor allem Sitcoms, bleibt "Community" nie stehen. Bereits in Staffel 3 hinterfragt Pierce of all people in einer Folge, die corporate virtue signalling verscheißert, nachdem er diverse schwule Männer kennenlernte, warum "gay" mit "lame" gleichgesetzt wird. Am Ende der Staffel lehnt er den slur komplett ab. Apropos Pierce: ich könnte ganze Aufsätze über diese Figur, ihren Einsatz im narrativen Gefüge der Serie und ihre problematischen Aspekte schreiben, deshalb nur kurz: ja, einerseits gibt es immer die Gefahr, dass man mit diesem bigotten Typen und nicht über ihn lacht - gerade in Staffel 1 liefert Chevy Chase einen solchen Meisterkurs in line delivery, dass ich auch bei der x-ten Sichtung über wirklich WIRKLICH unmögliche Sätze laut kichern muss - andererseits, und das ist wirklich eine beachtliche Leistung, läuft die Serie gerade mit dieser Figur nie Gefahr, ins Satireparadox zu stürzen wie so viele andere gut gemeinte Kunst vor und nach ihr. Ich habe in all den Jahren nicht ein rassistisches, sexistisches oder homophobes Meme gesehen, das Pierce als seinen Helden feiert, er ist so klar ein einsamer, trauriger, alter, und, in diesem Kontext wichtiger: uncooler Mann, der da von der Serie verachtet wird, wo er hasst und da Empathie erfährt, wo er liebt, dass er schlicht ebenso wenig instrumentalisiert werden kann wie Brooks "Springtime for Hitler" - dass dieses Händchen auch für Harmon nicht selbstverständlich ist, zeigt sich spätestens dadurch, wie begeistert sein Rick Sanchez von einigen alt right-Gruppen aufgenommen wird. Nein, auch das ist kein Diss gegen "Rick & Morty" - wenn wir nur noch Kunst für den kleinsten gemeinsamen Verständnisnenner machen, wird es schwierig - aber eben ein klares Lob für "Community".
Apropos Lob: alles, was ich obig kritisierte, fällt vor allem dadurch auf, weil es wie eine Anomalie wirkt in einer Serie, die sich manchmal auf Stereotype im Interesse einer Pointe verlässt, aber insgesamt extrem vielschichtig mit ihren Figuren umgeht: acht Jahre nach 9/11 sehen wir einen Muslim auf dem Spektrum, der einer der größten Filmnerds in der Geschichte des Fernsehens ist, wir sehen einen queeren Rektor (gespielt von Jim Rash, einem schwulen Schauspieler, der auch immer wieder Drehbücher beisteuerte), dessen Queerness weitestgehend von allen akzeptiert wird, wir haben die klassische "will they won't they"-Schönheit, die sich nach wenigen Folgen als verplante Stonerin herausstellt... Klischees werden auf ihre Echtheit überprüft, veralbert und wo nötig über Bord geworfen, denn am Ende ist das die nicht nur für 2009 verdammt inklusive Aussage dieser wunderbaren Serie: egal wer du bist, hier hast du einen Platz.
"Community" ist wie eingangs gesagt weit davon entfernt, perfekt zu sein. Wie mir wieder einmal auffält: es sind die perfekten Dinge die ich verehre. Und die inperfekten, die ich liebe.
D.C.L.
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dclblog · 2 months ago
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"Community"-Rewatch Tagebuch 1:
Allerspätestens bei "Soooomewheeeere oooout theeeere" wieder schwer verliebt.
Werde diesen Folgenschluss wohl nie schauen können, ohne zu flennen. Weil Harmon hier zum ersten Mal das schafft, was später ein Markenzeichen der Serie wird: eine Grundprämisse in all ihrer sillyness durchzuziehen und dabei sehr tiefes, sehr herzliches menschliches Drama zu erzählen.
"Community" ist und bleibt die Antithese zu "Rick & Morty" - und umgekehrt.
Was dahingehend spannend ist, dass beide Serien zutiefst nihilistisch sind. Aber wo Harmons jüngere Serie durchdrungen ist von einem fatalistischen Zynismus, der als einzige halbwegs positive Antwort auf die Sinnlosigkeit von ALLEM ein saloppes "Let's watch TV" zu bieten hat*, ist "Community" ein Appell dafür, sich inmitten des Nichts eine Welt nach eigenen Regeln zu schaffen, und das kann wie der Name schon andeutet nur gemeinsam funktionieren. Vielleicht ist sie auch deshalb meine absolute Go-To-Serie, wenn die Zeiten hart werden (bin im 6. Durchlauf in zehn Jahren): kenne schlicht keine andere Kunst, die einerseits die resignierte Weltmüdigkeit so ernst nimmt und andererseits derart plausible Auswege daraus aufzeigt. Fühle mich noch jedes Mal getröstet, ohne mich verarscht zu fühlen.
Und Jeff Winger hat schlicht die beste redemption arc seit Ebenizer Scrooge. Vom Systemgewinner zum Systemverlierer, der am Schluss der Serie merkt, dass er als einziger nicht mehr zurück will in die Kälte des Systems, welches ihn mit Kusshand wieder nehmen würde: trotz all dem, was ab der 4. Staffel an...röchel...Turbulenzen um die Serie passiert, diese Entwicklung bleibt glaubwürdig und (mich) sehr berührend.
*Das sollte wirklich kein Diss gegen "Rick & Morty" sein, auch wenn ich persönlich der Ansicht bin, dass diese Serie noch viel mehr von ihren (brillanten) Gimmicks lebt als die (dahingehend nicht minder brillante) "Community"-Saga und sich in dem, was sie eigentlich erzählen will, durch die redundante Natur eines zynischen Weltbildes seit Jahren nur um sich selbst dreht.
D.C.L.
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dclblog · 3 months ago
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Don't Move (O-Ton)...
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...ist einer der Reißer, die in zweierlei Hinsicht hätten schiefgehen können: zum einen läuft die Grundprämisse um Iris, die noch wenige Minuten hat, bevor ihr ganzer Körper bewegungsunfähig wird, was dahingehend ungünstig ist, weil ihr Serienmörder Richard folgt, naheliegender Weise Gefahr, ein voyeuristisches Zelebrieren von Gewalt an und ein sich Suhlen in der Viktimisierung von Frauen zu sein, zum anderen wirft der Grundplot die Frage auf, inwieweit überhaupt nennenswerte Wendungen in einer Geschichte zu erwarten sind, in der sich die Protagonistin über weite Strecken des Filmes nicht rühren kann.
Beide dieser Klippen umschifft "Don't Move" mit Bravour. Der Blick des Filmes auf seine Heldin ist ein sehr empathischer, anteilnehmender, aber niemals ein sich ergötzender oder im anderen Extrem mitleidiger - für letzteres besteht auch gar kein großer Anlass, weiß sich Iris doch auch dann noch immer wieder zu helfen, wenn ihr bis auf Blinzeln alles genommen wurde. Es ist wunderbar paradox, wie eine Figur, welche verwundbar ist wie kaum eine andere in der Filmgeschichte, durchgehend so viel Kraft und Überlebenswillen ausstrahlen kann. Dies liegt natürlich in nicht geringem Maße auch an Kelsey Asbille, welche sich mit so viel Power durch diese fordende Rolle kämpft, dass man zu jeder Sekunde mit ihr mitfiebert, teilweise ganze Bewegungsabläufe instinktiv imitiert. Finn Wittrock ist spielerisch ein idealer Sparringspartner, charmant genug, um beim Zusehen nicht komplett unerträglich zu sein, aber mit ausreichender Jämmerlichkeit im Gepäck, die sein Arschloch-Richard mehr als verdient hat.
Was den Plot angeht kann ich nur sagen: es gab diverse Momente in diesem Film, bei denen ich mir eingestehen musste, dass ich keinerlei Schimmer hatte, wie diese Geschichte weitergehen würde. Es hilft, dass "Don't Move" immer wieder altbekannte Tropen aufbricht oder ihnen scheinbar folgt und dann kurz vor der Zielgeraden ad absurdum führt. Kombiniert wird das mit einer Inszenierung, die wirklich was von Suspense versteht und eingefangen ist in Bilder, die mal vor melancholischer, mal vor morbider Poesie nur so strotzen.
"Don't Move" gibt einiges an Freiraum für Interpretationsmöglichkeiten. Blickt man mit einer systemkritischen Brille drauf, ist es wohl nicht gerade verwunderlich, dass in einem Film des Genres Thriller/Horror anno 2024 die körperliche Autonomie einer Frau komplett abgeschafft wird. Auf einer philosophischeren Ebene könnte dieser Film auch als Allegorie darauf gesehen werden, wie Trauer Traumata auslösen kann, die uns so lähmen, dass wir wortwörtlich bewegungsunfähig sind.
Mir kann jetzt gerne vorgeworfen werden, dass ich mal wieder zu viel in einen Film reininterpretiere, und das ist in diesem Fall voll okay, denn "Don't Move" funktioniert erfreulicherweise auch ganz schlicht als sehr unterhaltsamer Schocker prächtig, der mit gut anderthalb Stunden auch die perfekte Länge hat.
Ich war wirklich sehr positiv überrascht von diesem Ding.
D.C.L.
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dclblog · 3 months ago
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Young Woman and the Sea (O-Ton)...
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...ist eine faszinierend aus der Zeit gefallene Schmonzette, welche die inspirierende Geschichte um Trudy Ederle, welche in den 1920er Jahren als erste Frau den Ärmelkanal durchschwamm auf allerhöchster Kitschstufe erzählt und ein Weltbild propagiert, welches vor grob geschätzt 60 Jahren wohl als ernsthaft progressiv hätte wahrgenommen werden können: hier kämpft ein Kalenderspruchfeminismus gegen ein Disney-Patriarchat, dessen Vertreter allesamt dümmliche, aber amüsante Zwirbelbartschurken sind, die man leicht austricksen und somit für gesellschaftlichen Wandel sorgen kann - was für ein gefährlicher Irrtum, was für ein unterkomplexer Blick auf systemische Veränderung.
Auf der Plusseite steht relativ einsam, aber standhaft Daisy Ridley, welche durch ihr nuanciertes Spiel ein Drehbuch aufwertet, das nicht eine dezente Note zu spielen weiß - spannend, dass "Nyad" annähernd zeitgleich eine durchaus ähnliche Geschichte erzählte und dabei so viel differenzierter, auch und gerade gegenüber der Hauptfigur war. Aber ja, ich muss gestehen: irgendwann war ich doch auch durchaus eingenommen von einer Optik, die zwar viel mehr Märchenbuch als realistisches Zeitportrait ist, sich dieser Ästhetik aber mit derart vollem Einsatz hingibt, dass es gelegentlich bewegte Bilder zu bestaunen gibt, die an die entrückte Romantik eines Caspar David Friedrich zumindest heranreichen. Der Film mag ein bisschen Unfug sein, aber mei, ist er bisweilen hübsch!
Was nicht heißen soll, dass ich ihn irgendwem groß ans Herz legen würde. Habe immer gewisse Grundprobleme mit dem Genre des Biopics und "Young Woman and the Sea" tat absolut nichts dafür, mich von meinen dahingehenden Vorurteilen abzulenken.
D.C.L.
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dclblog · 4 months ago
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The Substance (O-Ton)...
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...könnte wohl sehr verkürzt als die große, böse Schwester von Great Gerwigs "Barbie" bezeichnet werden. Coralie Fargeats stinkwütende Groteske nimmt unser aller Obsession um ewige Jugend und Schönheit und die gesellschaftliche Behandlung von Frauen, die nicht mehr diesen Idealvorstellungen entsprechen und baut daraus einen Plot, der im Grunde nicht mehr macht, als eine SciFi-Grundprämisse nach alter South Park-Manier unzensiert ihren logischen Lauf nehmen zu lassen, was dann schlüssiger Weise in einem Finale mündet, in welchem sich Cronenberg und Carpenter in vollem Bodyhorror-Modus die Hand zu reichen scheinen.
Viel wurde über diese letzten 30 Minuten geschrieben, und ja: es ist das Aberwitzigste, Garstigste, Absurdeste, was ich in doch einigen Jahren auf einer Leinwand betrachtete. Ich verstehe insofern alle, die sich hier mit Grausen abwendeten, muss aber, was meine Reaktion darauf angeht, klar sagen: als Freund von gut gemachtem Gore habe ich mich hier nicht geekelt, sondern köstlichst amüsiert und war auf dem Heimweg richtiggehend beseelt, in der Gewissheit, mit diesem durch und durch enthemmten Endspurt mal wieder ein kompromisslos pures, großes Stück Kino betrachtet haben zu dürfen.
Es spricht für die Brillanz des Filmes, dass in meinen Augen der wahre Horrormoment, welcher mich bis heute verfolgt und nachhaltig verstörte, eine Szene ist, in der auf dem Papier nichts weiter passiert, als dass sich Demi Moores Elisabeth für ein Date fertig macht. Diese Szene, von Moore so grandios gespielt, dass sie wegen mir nächstes Jahr alle Preise gewinnen soll, ist von einer solch hoffnungslosen Tragik, dass sie mir das Herz brach und einen Film noch einmal um einige Klassen aufwertete, der ansonsten sehr nach der Devise "Dezenz ist Schwäche" arbeitet (looking at you, Dennis Quaid). Nicht weniger meisterhaft spielt Margarete Qualley als Sue, Elisabeths perfektionierte Doppelgängerin auf, von Fargeat so durchgehend mit einem sabbernden male gaze gefilmt, dass dieser sich irgendwann selbst entlarvt und zu seiner eigenen Parodie wird. Moore und Qualley tragen sowohl das Drama als auch das Absurditätenkabinett mit Leichtigkeit und halten so grundverschiedene Genres zusammen, die bei einem anderen Duo unter Umständen in tausend Teile zersprungen wären.
"The Substance" ist erschütterndes Drama, feministische Brachial-Satire und Grand Guignol-Horror zu einem Cocktail gemixt, der bestimmt für einige zu stark sein mag, um wirklich genossen werden zu können.
Ich für meinen Teil hatte eine bomfazionöse Zeit mit diesem wunderbar grauslichen Meisterstück von einem Film.
D.C.L.
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dclblog · 5 months ago
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Beetlejuice Beetlejuice (O-Ton)...
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...ist das seit Jahren, nein, Jahrzehnten von mir herbeigesehnte Lebenszeichen des wirren, wilden, kompromisslos weirden Künstlers, der in Tim Burton steckte und mir die sogenannte Jugendzeit ein bisschen erträglicher machte, bevor ihm Disney die Seele auszusaugen schien wie Monica Belluccis "Delores" es in diesem Film hier zu tun pflegt. Was hab ich es vermisst, das zurückgekehrte Gefühl, hier jemandem zuschauen zu dürfen, der allen Konventionen zum Trotz immer wieder auf alles scheißt und sein ureigenes Ding durchzieht, die garstig-fröhlichen Gags, welche in dieser traumwandlerischen Mischung aus makaber und schnuckelig nur einer so hinkriegt, diese Huldigungen an die seltsamen Außenseiterfiguren, die mit Winona Ryder altbewährt nostalgisch daherkommen und mit Jenna Ortega eine stimmige Aktualisierung erhalten, das fast schon pythoneske "And now to something completely different", getragen von einem aberwitzig spielfreudigen Cast, der sich mit so viel Verve in die noch so absurdesten Ideen des Altmeisters reinwirft, dass es eine helle Freude ist, sei es Michael Keaton, der auch jenseits der 70 noch all in geht und seinen Dämon so virtuos wie todkomisch durch italienische Arthouse-Filme, Liebesballaden und Splatterslapstick manövriert, oder Belucci als wandelndes Puzzle und schillernde Hommage an die Hammer-Horrorfilme, oder Willem Dafoe als abgehalfterter Film Noir-Schmonzettenschauspieler, der nach dem Tod eine Detektei im Jenseits leitet (wer bitte muss schon angesichts dieser Prämisse nicht wenigstens ein bisschen kichern?), oder die stets brillante Catherine O'Hara, deren Delia Deetz immer noch so wunderbar unmöglich ist wie vor 36 Jahren, oder Justin Theraux, der aus seinem Arschgeigenfreund nur mit Mimik und Sprache so viele Extra-Pointen rausholt, dass es für zwei Charaktere gereicht hätte, oder...bevor ich jetzt anfange, meine Lieblingsmomente nachzuerzählen, höre ich lieber auf und schließe mit einer kleinen Fragerunde:
Ist "Beetlejuice Beetlejuice" besser oder schlechter als das Original? Ganz ehrlich, als jemand, der gestern das Double Feature im Kino sah, finde ich es gar nicht so leicht zu sagen, erreicht der zweite Teil doch selten diese wunderbare Guerillakino-Atmosphäre eines Filmes, den ein verrückter Twentysomething mit verhältnismäßigem Minimalbudget machte, dafür stellte ich bei der Fortsetzung persönlich deutlich weniger Längen fest als in "Beetlejuice", der bei aller Liebe und Nostalgie gelegentlich etwas braucht, um in die Pötte zu kommen. Und wo früher deutlich weiter in Sachen Düster-Horror gegangen wurde, gibt es anno 2024 scheinbar keine Zügel mehr dahingehend, wie surrealistisch die Witze werden dürfen.
Apropos Witze: Muss man Burtons Sinn für Humor besitzen, um hier Freude zu haben? Definitiv, denn auch wenn hier durchaus um die Ecke auch tiefe Themen, die sich zumeist um Tod und Trauer drehen, verhandelt werden, und es die ein oder andere Szene gibt, die zumindest mal an so etwas wie Suspense schrammt, ist dies hier vor allem eine Nummernrevue, und wer die Nummern des Regisseurs früher schon nicht mochte, sollte eventuell von diesem Werk Abstand halten.
Letzte Frage: Gibt es narrativ stringentere Filme? Aber hallo, dies ist schließlich Burton, dessen Stärke jetzt noch nie explizit im geradlinigen Storytelling lag, welches nicht durch die ein oder andere Nebenhandlung an der Grenze zur Überfrachtung schrammt.
Aber das war mir persönlich wirklich komplett Wurscht. "Beetlejuice Beetlejuice" traf so kontinuierlich und feste in mein Humorzentrum, dass ich während dieses Filmes kräftiger und mehr lachte, als in allen diesjährigen Neuerscheinungen zusammen.
Habe das Kino gestern sehr glücklich verlassen, weil ich wieder wusste, warum dieser Typ mit den wirren Haaren vor vielen Jahren mal mein Lieblingsregisseur gewesen ist.
D.C.L.
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dclblog · 5 months ago
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Rebel Ridge (O-Ton)...
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...nimmt die "Ein Mann legt sich mit der kompletten Polizei einer Kleinstadt an"-Prämisse von "First Blood", um dann daraus einen Thriller zu basteln, in dem die Action eher rar gesät, dann aber umso wuchtiger daherkommt und dafür Raum lässt für virtuos inszenierte psychologische Kammerspiele, in denen die Spannungskurve auch deswegen stetig steigt, weil gerade in der ersten Hälfte viele unvorhergesehene narrative Haken geschlagen werden. Getragen wird das Ganze von einem Aaron Pierre, der sich mit dieser Granatenperformance als neuer Star empfiehlt, bringt er doch mit überbordendem Charisma, Charaktertiefe und immenser Spielfreude das volle Paket mit, um sehr bald ganz groß rauszukommen, sowie einem routiniert kaltschnäuzigen Don Johnson und AnnaSophia Robb, die mit Pierre ein überzeugendes Duo der Rechtschaffenheit bildet.
Mit "Rebel Ridge" präsentiert uns Regisseur Jeremy Saulnier nicht den im Trailer beworbenen Reißer, sondern einen Thriller, der sich nicht scheut, den Finger in die Wunden des US-Polizeisystems zu stecken und sich zudem Zeit lässt, seine wohlig beklemmende Atmosphäre schleichend auszubreiten und dabei erstaunlich wie erfreulich viel an echtem Suspense zu erzeugen.
Sehempfehlung!
D.C.L.
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dclblog · 5 months ago
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Kinds of Kindness (O-Ton)...
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...wirkt wie Yorgos Lanthimos grimmige Antithese zu seinem eigenen, kurz zuvor erschienenem Werk "Poor Things". Verschloss dieser zwar nie die Augen vor anthropologischen Scheußlichkeiten, so war er unterm Strich am Ende doch ein flammender Appell dafür, die Menschen trotz allem zu lieben. Nichts davon ist hier zu finden. In drei garstigen Geschichten wird mit großer, bisweilen genüsslicher Grausamkeit ein Gesellschaftsbild zelebriert, in welchem die sich darin tummelnden Figuren nicht nur Gefangene oder Nutznießer kapitalistischer, patriarchaler und religiöser Strukturen sind - gelegentlich sind sie beides gleichzeitig - sondern auch entweder gar nichts oder viel zu wenig dafür tun, dass sich irgendetwas an der Unterdrückungsspirale zugunsten der im Titel zynisch beschworenen "Kindness" verändert. Der alles durchziehende Nihilismus ist dabei nicht von einer attraktiven Sogkraft wie beispielsweise Tom Cruise "Vincent"-Figur in Manns Meisterstück "Collateral", sondern roh, unerbittlich und von einer fast schon absurden Kompromisslosigkeit, die mich immerhin einmal laut und lange auflachen ließ. Ja, wenn Humor das Erkennen von Anomalien ist, dann mag "Kinds of Kindness" nicht selten sehr komisch sein, zumindest, wenn man es schafft, jegliche Moralvorstellungen über Bord zu werfen und sich auf diesen Giftcocktail von einem Film einzulassen.
Was ihn freilich auch über einige durchaus zu lange Erzählpassagen sowie die ein oder anderen Momente, in denen seine Edgyness verdächtig substanzlos anmutet hinwegrettet, ist der fantastische Cast, darunter die üblichen Verdächtigen Stone, Dafoe und Qualley, aber auch Jesse Plemons, der gleich drei sehr verschiedene Charaktere findet, die mir auf unterschiedliche Weise allesamt zutiefst unangenehm sind - was gar kein Diss sein soll, Plemons macht genau das in meinen Augen so gut wie derzeit niemand sonst.
"Kinds of Kindness" ist anstrengendes Feel-Bad-Kino, was ich gar nicht so bewertend meine, wie es klingt. Anders als bei "Poor Things" habe ich keinerlei Verlangen, ihn so bald nochmal zu sehen, aber andererseits freue ich mich eben alle Jahre wieder auch über sperrige Filme, die mich in meiner Geduld, in meinem Geschmack und in meiner Moral herausfordern. So gesehen hat dieses Ding hier alles richtig gemacht.
D.C.L.
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