Uninteressante Gedanken rund ums Thema Film, häufig gestört durch geschwätzige Anekdoten und müde Kalauer
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"Community"-Rewatch-Tagebuch 5:
Kleine, kurze Anmerkung: sollte irgendwer versucht sein, diese wunderbare Serie ein erstes Mal zu schauen: die Katze war übers Laptop gelaufen und hatte für einen Moment etwas umgestellt, weswegen ich entsetzt sagen kann: die deutsche Synchro ist VERHEEREND und sollte nie, nie, NIE dem wunderbaren Original vorgezogen werden - für alle nicht Englisch-Affinen: Untertitel sind Freunde.
Verstehe zumindest jetzt zum ersten Mal die Bekannten, welche die Serie nur aus dem deutschen TV kannten und meine Begeisterung so gar nicht verstanden.
D.C.L.
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"Community"-Rewatch-Tagebuch 4:
Wer wissen will, wie unsere Zukunft in Sachen unterhaltender Kunst aussieht, sollte AI irgendwann wirklich alles übernehmen: die vierte Staffel ist ein geradezu perfektes Fallbeispiel dafür, dass alles kopierbar ist, außer Geschmack.
Der bei NBC in Ungnade gefallene Harmon (ja, ich komme anderntags auch noch zu den teils scheußlichen Dingen, die hinter den Kulissen liefen) ist nach unfreiwilligem Rausschmiss als Showrunner beleidigt abgezogen und anstatt einer einzelnen Zombiefolge wie in der Blütezeit der Serie erleben wir eine ganze Zombiestaffel: leblos und in seinem verzwungenen Melken von schalen Gags fast schon gruselig.
Habe diese Staffel oft ausgelassen, dies ist "erst" die dritte Sichtung. Die erste war damals "live" und die Enttäuschung über Harmons Rausschmiss so frisch, dass sie auch dann kaum Chancen auf meine Liebe gehabt hätte, wäre sie brillant gewesen. War beim zweiten Mal deutlich gnädiger, vielleicht, weil ich mich vorher gewappnet hatte. Jetzt, im dritten Durchgang bin ich aufrichtig fasziniert davon, WIE schlecht sie ist. Ja, es ist ungünstig, wenn es in einer Sitcom so gut wie nichts zu lachen gibt - ich musste in 13 Folgen genau einmal kichern. Schlimmer ist, dass der gesamte Cast vergessen zu haben scheint, wie gutes Schauspiel funktioniert: Pudy ist ein grienender Dödel, Chase hat so sichtlich keinen Bock mehr, dass es schmerzt, Glover scheint bisweilen aufrichtig verzweifelt zu sein, wie unlustig seine Sätze geworden sind, Brie wirkt da ambitioniert, wo sie früher selbst den allergrößten Unfug mit federleichter Virtuosität wegspielte, Browns Ultrachristin mutet durch das Wegfallen aller verletzlicher Nuancen bisweilen fast schon monströs an und McHale, der bis dato in seiner Stimme eine unglaublich feine "Ich bin ein abgefuckter Geldhai und kann selbst nicht glauben, dass mich das, was ich gerade sage, aufrichtig berührt"-Melodie hatte, die mich bisweilen weinen ließ, sagt all seine Pep Talks runter wie ein Stationsvorsteher, dem der PC kaputtgegangen ist.
Übertreibe ich? Womöglich. Maßlos? Nein.
Am Schlimmsten, aber auch am Bezeichnendsten ist freilich, dass die im letzten Beitrag beschriebenen drei Harmon-Methoden niemals zusammen berücksichtigt und seltenst konsequent durchgezogen werden. Wie als hätte ein Algorithmus alle Elemente gefüttert bekommen, die diese Serie ausmachen, um daraus sechs Stunden Fernsehen zu basteln, werden wir mit allem zugeworfen, was wir geliebt haben, ohne dass irgendwas funktioniert oder gar irgendeinen Nachhall hat. Es sieht alles aus wie "Community", klingt mitunter wie "Community", aber es bleibt eine oberflächliche Sitcom, die nie die Tiefen verstanden zu haben scheint, die das Ganze so fantastisch machten - oder schlicht nicht mehr bereit ist, in sie vorzudringen.
Um nicht in Gänze unfair zu sein: es gibt ein paar wenige, gelungene Aspekte an diesem Autounfall von einer Staffel. Dass Britta einmal aufrichtig Liebe und Anerkennung bekommt - lange überfällig - dabei tatkräftig von Pierce unterstützt wird, war das einzige, was mich berührte, aber es hat mich berührt. Überhaupt zieht sich Jacobs vom Ensemble noch am Allerbesten aus der Affäre und wird zum unerwarteten Herz in einer Staffel, der ansonsten zu viel davon fehlt. Dass Evil Abed sich zum weisen Abed gewandelt hat ist ein schöner Verweis auf eine bald 60 Jahre alte Scifi-Serie, und ansonsten...fällt mir nichts mehr ein.
Es gibt Dinge, die kopierbar sind. Soups könnten jetzt schon komplett von AI geschrieben werden (nehme an, einige sind es schon). Oberflächliche Unterhaltung kann von Algorithmen oberflächlich kopiert werden.
Aber wenn in all den Jahren kein Mensch nachkam, der die Alptraumlogik eines David Lynch so verstand, dass irgendetwas WIRKLICH Vergleichbares entstand, der begriff, dass Whedon bei aller menschlichen Scheißigkeit schreiberisch mehr war als "witty people saying witty things" (looking at you, die meisten Marvel-Filme nach dem ersten "Avengers") und der die Mittel eines Dan Harmon so zu nutzen wusste, dass echte Poesie entstand, wenn also schon echte Menschen am Kopieren echter menschlicher Visionen scheitern, dann bleibe ich ein unerschütterlicher Optimist in dieser Angelegenheit und sage: eine künstliche "Intelligenz" wird es gleich zehnmal nicht schaffen.
D.C.L.
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"Community"-Rewatch-Tagebuch 3:
Dürfte ich eine Serie wählen, die ich aus meinem Gedächtnis löschen könnte, um sie noch einmal komplett neu zu erleben - dann wäre das wahrscheinlich, nein, ziemlich sicher "Breaking Bad". Was für ein Trip.
Direkt danach kommt aber gleich "Community", und das liegt allergrößtenteils an den wunderbaren Konzeptfolgen, die irgendwann während der ersten Staffel begannen, alles, was ich über die Struktur einer Sitcom zu wissen glaubte, sprengten und mich als ein Mensch, der sich eine bisweilen sehr überfordernde Welt gerne gedanklich in spielerische, bisweilen ans Phantastische grenzende Formen strukturiert, abholten wie noch keine Serie zuvor oder danach.
Das Erfolgsrezept beruht dabei auf drei einfachen Prinzipien:
1. Die Grundprämisse darf so bescheuert wie irgend möglich sein.
Ein Mafiafilm, in dem es sich eigentlich lediglich um das Beschaffen einer beliebten Mensa-Mahlzeit geht? Warum nicht!
Ein Paintball-Wettbewerb, der über Staffeln hinweg Actionfilme, Western, Star Wars und Agententhriller parodiert? Unbedingt!
Eine "Law & Order"-Folge, in der das Opfer eine runtergefallene Wurzel aus einem Biologieprojekt ist? Aber klar!
2. Ebendiese Grundprämisse wird mit fast schon grenzwertig penibler Liebe zum Detail durchgezogen. Wenn Scorsese verscheißert wird, stimmen die entsprechenden Einstellungen bis hin zur kleinsten Kamerafahrt. Wenn der erste Paintball-Shooter gedreht wird, inszeniert "The Fast and the Furious"-Regisseur Justin Lin, der sich kein bisschen drum schert, dass hier nur Farbe fließt und kein Blut und das Ganze so durchzieht, als wäre es ultraharte Action.
Diese Fallhöhe sollte eigentlich nicht so gut funktionieren, oder anders: der Jux der Prämisse und der Ernst der Ausführung sollten sich im schlechtesten Fall gegenseitig negieren.
Stattdessen ist es noch jedes Mal alles todkomisch UND sauspannend. Ich lache laut UND fiebere gespannt mit.
Das liegt ganz klar auch an Nummer
3. Das Herz, das menschliche Drama, welches auf der realen Ebene stattfindet. Ja, es ist saumäßig lustig, wenn die study group sich in ein D&D-Spiel hineinsteigert und es so plastisch erzählt, dass ich als Zuschauer irgendwann selbst vergesse, dass diese Folge de facto nur seinen Cast filmt, der um einen Tisch herum sitzt - eine Huldigung des Ensembles folgt demnächst ausführlicher. Was wiederum gar nicht lustig ist, ist das darunterliegende Anliegen, einem depressiven Fan des Spieles das Match seines Lebens zu liefern.
Eine tagelang andauernde Kissenschlacht zwischen einem Decken- und einem Kissenfort im Stile einer Ken Burns-Civil War-Doku zu erzählen: grandios absurd. Weniger absurd, vielmehr erstaunlich profund und tief gehend ist das, was diese Folge über Freundschaft zu erzählen hat.
Diese drei Prinzipien sind die Grundsteine dafür, was "Community" für mich so großartig und einzigartig macht. Es gibt viele, die versucht haben, ihnen zu folgen. So gut wie Dan Harmon hat es sonst niemand gemacht.
Schreibe das und wappne mich innerlich für die Harmon-befreite vierte Staffel...
D.C.L.
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"Community"-Rewatch-Tagebuch 2:
Diese Serie ist, das zeigt sich einmal mehr, weit davon entfernt, perfekt zu sein - und ich meine hier nicht die Harmon- und seelenlose vierte Staffel, die um ein Haar das Ende von allem bedeutet hätte und der ich nach erneuter Sichtung einen eigenen Beitrag widmen werde.
"Community" ist ein Produkt seiner Zeit und damit wie alle Kunst - vor allem Komik - prädestiniert dafür, in manchen Bereichen nicht gut zu altern. Es gibt bisweilen arg grenzwertige Klischees über Frauen und Männer, einen so gedankenlos reingeworfenen "dark elf"-Gag, dass einer der besten Beiträge der Fernsehgeschichte zum Thema mentale Gesundheit auf keinem legalen Streamer mehr zu sehen ist (hänge in den Kommentaren ein sehr informatives Video eines großen Fans der Serie und der Folge an, das erklärt, was daran auch dann noch problematisch ist, wenn man der klassischen Blackface-Interpretation nicht folgen mag), und natürlich vor allem in Staffel 1 bis 3 einen inflationären Gebrauch des Wortes "gay" als Schimpfwort - ja, ausschließlich von den Arschgeigen der Serie und ja, es wird niemals wirklich von den Sympathieträgern goutiert, gelegentlich korrigiert, und ja, als jemand, der 2009 halbwegs wach durch die Welt ging, weiß ich, dass dies ein sehr realistischer Blick auf die damals (wie teilweise heute) weit verbreitete Terminologie ist, aber es ist in dieser Häufung und fehlenden Hinterfragung bestenfalls unnötig.
Doch anders als andere Serien, vor allem Sitcoms, bleibt "Community" nie stehen. Bereits in Staffel 3 hinterfragt Pierce of all people in einer Folge, die corporate virtue signalling verscheißert, nachdem er diverse schwule Männer kennenlernte, warum "gay" mit "lame" gleichgesetzt wird. Am Ende der Staffel lehnt er den slur komplett ab. Apropos Pierce: ich könnte ganze Aufsätze über diese Figur, ihren Einsatz im narrativen Gefüge der Serie und ihre problematischen Aspekte schreiben, deshalb nur kurz: ja, einerseits gibt es immer die Gefahr, dass man mit diesem bigotten Typen und nicht über ihn lacht - gerade in Staffel 1 liefert Chevy Chase einen solchen Meisterkurs in line delivery, dass ich auch bei der x-ten Sichtung über wirklich WIRKLICH unmögliche Sätze laut kichern muss - andererseits, und das ist wirklich eine beachtliche Leistung, läuft die Serie gerade mit dieser Figur nie Gefahr, ins Satireparadox zu stürzen wie so viele andere gut gemeinte Kunst vor und nach ihr. Ich habe in all den Jahren nicht ein rassistisches, sexistisches oder homophobes Meme gesehen, das Pierce als seinen Helden feiert, er ist so klar ein einsamer, trauriger, alter, und, in diesem Kontext wichtiger: uncooler Mann, der da von der Serie verachtet wird, wo er hasst und da Empathie erfährt, wo er liebt, dass er schlicht ebenso wenig instrumentalisiert werden kann wie Brooks "Springtime for Hitler" - dass dieses Händchen auch für Harmon nicht selbstverständlich ist, zeigt sich spätestens dadurch, wie begeistert sein Rick Sanchez von einigen alt right-Gruppen aufgenommen wird. Nein, auch das ist kein Diss gegen "Rick & Morty" - wenn wir nur noch Kunst für den kleinsten gemeinsamen Verständnisnenner machen, wird es schwierig - aber eben ein klares Lob für "Community".
Apropos Lob: alles, was ich obig kritisierte, fällt vor allem dadurch auf, weil es wie eine Anomalie wirkt in einer Serie, die sich manchmal auf Stereotype im Interesse einer Pointe verlässt, aber insgesamt extrem vielschichtig mit ihren Figuren umgeht: acht Jahre nach 9/11 sehen wir einen Muslim auf dem Spektrum, der einer der größten Filmnerds in der Geschichte des Fernsehens ist, wir sehen einen queeren Rektor (gespielt von Jim Rash, einem schwulen Schauspieler, der auch immer wieder Drehbücher beisteuerte), dessen Queerness weitestgehend von allen akzeptiert wird, wir haben die klassische "will they won't they"-Schönheit, die sich nach wenigen Folgen als verplante Stonerin herausstellt... Klischees werden auf ihre Echtheit überprüft, veralbert und wo nötig über Bord geworfen, denn am Ende ist das die nicht nur für 2009 verdammt inklusive Aussage dieser wunderbaren Serie: egal wer du bist, hier hast du einen Platz.
"Community" ist wie eingangs gesagt weit davon entfernt, perfekt zu sein. Wie mir wieder einmal auffält: es sind die perfekten Dinge die ich verehre. Und die inperfekten, die ich liebe.
D.C.L.
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"Community"-Rewatch Tagebuch 1:
Allerspätestens bei "Soooomewheeeere oooout theeeere" wieder schwer verliebt.
Werde diesen Folgenschluss wohl nie schauen können, ohne zu flennen. Weil Harmon hier zum ersten Mal das schafft, was später ein Markenzeichen der Serie wird: eine Grundprämisse in all ihrer sillyness durchzuziehen und dabei sehr tiefes, sehr herzliches menschliches Drama zu erzählen.
"Community" ist und bleibt die Antithese zu "Rick & Morty" - und umgekehrt.
Was dahingehend spannend ist, dass beide Serien zutiefst nihilistisch sind. Aber wo Harmons jüngere Serie durchdrungen ist von einem fatalistischen Zynismus, der als einzige halbwegs positive Antwort auf die Sinnlosigkeit von ALLEM ein saloppes "Let's watch TV" zu bieten hat*, ist "Community" ein Appell dafür, sich inmitten des Nichts eine Welt nach eigenen Regeln zu schaffen, und das kann wie der Name schon andeutet nur gemeinsam funktionieren. Vielleicht ist sie auch deshalb meine absolute Go-To-Serie, wenn die Zeiten hart werden (bin im 6. Durchlauf in zehn Jahren): kenne schlicht keine andere Kunst, die einerseits die resignierte Weltmüdigkeit so ernst nimmt und andererseits derart plausible Auswege daraus aufzeigt. Fühle mich noch jedes Mal getröstet, ohne mich verarscht zu fühlen.
Und Jeff Winger hat schlicht die beste redemption arc seit Ebenizer Scrooge. Vom Systemgewinner zum Systemverlierer, der am Schluss der Serie merkt, dass er als einziger nicht mehr zurück will in die Kälte des Systems, welches ihn mit Kusshand wieder nehmen würde: trotz all dem, was ab der 4. Staffel an...röchel...Turbulenzen um die Serie passiert, diese Entwicklung bleibt glaubwürdig und (mich) sehr berührend.
*Das sollte wirklich kein Diss gegen "Rick & Morty" sein, auch wenn ich persönlich der Ansicht bin, dass diese Serie noch viel mehr von ihren (brillanten) Gimmicks lebt als die (dahingehend nicht minder brillante) "Community"-Saga und sich in dem, was sie eigentlich erzählen will, durch die redundante Natur eines zynischen Weltbildes seit Jahren nur um sich selbst dreht.
D.C.L.
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Don't Move (O-Ton)...
...ist einer der Reißer, die in zweierlei Hinsicht hätten schiefgehen können: zum einen läuft die Grundprämisse um Iris, die noch wenige Minuten hat, bevor ihr ganzer Körper bewegungsunfähig wird, was dahingehend ungünstig ist, weil ihr Serienmörder Richard folgt, naheliegender Weise Gefahr, ein voyeuristisches Zelebrieren von Gewalt an und ein sich Suhlen in der Viktimisierung von Frauen zu sein, zum anderen wirft der Grundplot die Frage auf, inwieweit überhaupt nennenswerte Wendungen in einer Geschichte zu erwarten sind, in der sich die Protagonistin über weite Strecken des Filmes nicht rühren kann.
Beide dieser Klippen umschifft "Don't Move" mit Bravour. Der Blick des Filmes auf seine Heldin ist ein sehr empathischer, anteilnehmender, aber niemals ein sich ergötzender oder im anderen Extrem mitleidiger - für letzteres besteht auch gar kein großer Anlass, weiß sich Iris doch auch dann noch immer wieder zu helfen, wenn ihr bis auf Blinzeln alles genommen wurde. Es ist wunderbar paradox, wie eine Figur, welche verwundbar ist wie kaum eine andere in der Filmgeschichte, durchgehend so viel Kraft und Überlebenswillen ausstrahlen kann. Dies liegt natürlich in nicht geringem Maße auch an Kelsey Asbille, welche sich mit so viel Power durch diese fordende Rolle kämpft, dass man zu jeder Sekunde mit ihr mitfiebert, teilweise ganze Bewegungsabläufe instinktiv imitiert. Finn Wittrock ist spielerisch ein idealer Sparringspartner, charmant genug, um beim Zusehen nicht komplett unerträglich zu sein, aber mit ausreichender Jämmerlichkeit im Gepäck, die sein Arschloch-Richard mehr als verdient hat.
Was den Plot angeht kann ich nur sagen: es gab diverse Momente in diesem Film, bei denen ich mir eingestehen musste, dass ich keinerlei Schimmer hatte, wie diese Geschichte weitergehen würde. Es hilft, dass "Don't Move" immer wieder altbekannte Tropen aufbricht oder ihnen scheinbar folgt und dann kurz vor der Zielgeraden ad absurdum führt. Kombiniert wird das mit einer Inszenierung, die wirklich was von Suspense versteht und eingefangen ist in Bilder, die mal vor melancholischer, mal vor morbider Poesie nur so strotzen.
"Don't Move" gibt einiges an Freiraum für Interpretationsmöglichkeiten. Blickt man mit einer systemkritischen Brille drauf, ist es wohl nicht gerade verwunderlich, dass in einem Film des Genres Thriller/Horror anno 2024 die körperliche Autonomie einer Frau komplett abgeschafft wird. Auf einer philosophischeren Ebene könnte dieser Film auch als Allegorie darauf gesehen werden, wie Trauer Traumata auslösen kann, die uns so lähmen, dass wir wortwörtlich bewegungsunfähig sind.
Mir kann jetzt gerne vorgeworfen werden, dass ich mal wieder zu viel in einen Film reininterpretiere, und das ist in diesem Fall voll okay, denn "Don't Move" funktioniert erfreulicherweise auch ganz schlicht als sehr unterhaltsamer Schocker prächtig, der mit gut anderthalb Stunden auch die perfekte Länge hat.
Ich war wirklich sehr positiv überrascht von diesem Ding.
D.C.L.
#filmkritik#kritik#d.c.l.#spielfilm#chronicles of d.c.l.#thriller#horor#drama#don't move#kelsey asbille#finn wittrock
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Young Woman and the Sea (O-Ton)...
...ist eine faszinierend aus der Zeit gefallene Schmonzette, welche die inspirierende Geschichte um Trudy Ederle, welche in den 1920er Jahren als erste Frau den Ärmelkanal durchschwamm auf allerhöchster Kitschstufe erzählt und ein Weltbild propagiert, welches vor grob geschätzt 60 Jahren wohl als ernsthaft progressiv hätte wahrgenommen werden können: hier kämpft ein Kalenderspruchfeminismus gegen ein Disney-Patriarchat, dessen Vertreter allesamt dümmliche, aber amüsante Zwirbelbartschurken sind, die man leicht austricksen und somit für gesellschaftlichen Wandel sorgen kann - was für ein gefährlicher Irrtum, was für ein unterkomplexer Blick auf systemische Veränderung.
Auf der Plusseite steht relativ einsam, aber standhaft Daisy Ridley, welche durch ihr nuanciertes Spiel ein Drehbuch aufwertet, das nicht eine dezente Note zu spielen weiß - spannend, dass "Nyad" annähernd zeitgleich eine durchaus ähnliche Geschichte erzählte und dabei so viel differenzierter, auch und gerade gegenüber der Hauptfigur war. Aber ja, ich muss gestehen: irgendwann war ich doch auch durchaus eingenommen von einer Optik, die zwar viel mehr Märchenbuch als realistisches Zeitportrait ist, sich dieser Ästhetik aber mit derart vollem Einsatz hingibt, dass es gelegentlich bewegte Bilder zu bestaunen gibt, die an die entrückte Romantik eines Caspar David Friedrich zumindest heranreichen. Der Film mag ein bisschen Unfug sein, aber mei, ist er bisweilen hübsch!
Was nicht heißen soll, dass ich ihn irgendwem groß ans Herz legen würde. Habe immer gewisse Grundprobleme mit dem Genre des Biopics und "Young Woman and the Sea" tat absolut nichts dafür, mich von meinen dahingehenden Vorurteilen abzulenken.
D.C.L.
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The Substance (O-Ton)...
...könnte wohl sehr verkürzt als die große, böse Schwester von Great Gerwigs "Barbie" bezeichnet werden. Coralie Fargeats stinkwütende Groteske nimmt unser aller Obsession um ewige Jugend und Schönheit und die gesellschaftliche Behandlung von Frauen, die nicht mehr diesen Idealvorstellungen entsprechen und baut daraus einen Plot, der im Grunde nicht mehr macht, als eine SciFi-Grundprämisse nach alter South Park-Manier unzensiert ihren logischen Lauf nehmen zu lassen, was dann schlüssiger Weise in einem Finale mündet, in welchem sich Cronenberg und Carpenter in vollem Bodyhorror-Modus die Hand zu reichen scheinen.
Viel wurde über diese letzten 30 Minuten geschrieben, und ja: es ist das Aberwitzigste, Garstigste, Absurdeste, was ich in doch einigen Jahren auf einer Leinwand betrachtete. Ich verstehe insofern alle, die sich hier mit Grausen abwendeten, muss aber, was meine Reaktion darauf angeht, klar sagen: als Freund von gut gemachtem Gore habe ich mich hier nicht geekelt, sondern köstlichst amüsiert und war auf dem Heimweg richtiggehend beseelt, in der Gewissheit, mit diesem durch und durch enthemmten Endspurt mal wieder ein kompromisslos pures, großes Stück Kino betrachtet haben zu dürfen.
Es spricht für die Brillanz des Filmes, dass in meinen Augen der wahre Horrormoment, welcher mich bis heute verfolgt und nachhaltig verstörte, eine Szene ist, in der auf dem Papier nichts weiter passiert, als dass sich Demi Moores Elisabeth für ein Date fertig macht. Diese Szene, von Moore so grandios gespielt, dass sie wegen mir nächstes Jahr alle Preise gewinnen soll, ist von einer solch hoffnungslosen Tragik, dass sie mir das Herz brach und einen Film noch einmal um einige Klassen aufwertete, der ansonsten sehr nach der Devise "Dezenz ist Schwäche" arbeitet (looking at you, Dennis Quaid). Nicht weniger meisterhaft spielt Margarete Qualley als Sue, Elisabeths perfektionierte Doppelgängerin auf, von Fargeat so durchgehend mit einem sabbernden male gaze gefilmt, dass dieser sich irgendwann selbst entlarvt und zu seiner eigenen Parodie wird. Moore und Qualley tragen sowohl das Drama als auch das Absurditätenkabinett mit Leichtigkeit und halten so grundverschiedene Genres zusammen, die bei einem anderen Duo unter Umständen in tausend Teile zersprungen wären.
"The Substance" ist erschütterndes Drama, feministische Brachial-Satire und Grand Guignol-Horror zu einem Cocktail gemixt, der bestimmt für einige zu stark sein mag, um wirklich genossen werden zu können.
Ich für meinen Teil hatte eine bomfazionöse Zeit mit diesem wunderbar grauslichen Meisterstück von einem Film.
D.C.L.
#filmkritik#kritik#d.c.l.#spielfilm#chronicles of d.c.l.#drama#horror#gore#the substance#dennis quaid#demi moore#margaret qualley#coralie fargeat
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Beetlejuice Beetlejuice (O-Ton)...
...ist das seit Jahren, nein, Jahrzehnten von mir herbeigesehnte Lebenszeichen des wirren, wilden, kompromisslos weirden Künstlers, der in Tim Burton steckte und mir die sogenannte Jugendzeit ein bisschen erträglicher machte, bevor ihm Disney die Seele auszusaugen schien wie Monica Belluccis "Delores" es in diesem Film hier zu tun pflegt. Was hab ich es vermisst, das zurückgekehrte Gefühl, hier jemandem zuschauen zu dürfen, der allen Konventionen zum Trotz immer wieder auf alles scheißt und sein ureigenes Ding durchzieht, die garstig-fröhlichen Gags, welche in dieser traumwandlerischen Mischung aus makaber und schnuckelig nur einer so hinkriegt, diese Huldigungen an die seltsamen Außenseiterfiguren, die mit Winona Ryder altbewährt nostalgisch daherkommen und mit Jenna Ortega eine stimmige Aktualisierung erhalten, das fast schon pythoneske "And now to something completely different", getragen von einem aberwitzig spielfreudigen Cast, der sich mit so viel Verve in die noch so absurdesten Ideen des Altmeisters reinwirft, dass es eine helle Freude ist, sei es Michael Keaton, der auch jenseits der 70 noch all in geht und seinen Dämon so virtuos wie todkomisch durch italienische Arthouse-Filme, Liebesballaden und Splatterslapstick manövriert, oder Belucci als wandelndes Puzzle und schillernde Hommage an die Hammer-Horrorfilme, oder Willem Dafoe als abgehalfterter Film Noir-Schmonzettenschauspieler, der nach dem Tod eine Detektei im Jenseits leitet (wer bitte muss schon angesichts dieser Prämisse nicht wenigstens ein bisschen kichern?), oder die stets brillante Catherine O'Hara, deren Delia Deetz immer noch so wunderbar unmöglich ist wie vor 36 Jahren, oder Justin Theraux, der aus seinem Arschgeigenfreund nur mit Mimik und Sprache so viele Extra-Pointen rausholt, dass es für zwei Charaktere gereicht hätte, oder...bevor ich jetzt anfange, meine Lieblingsmomente nachzuerzählen, höre ich lieber auf und schließe mit einer kleinen Fragerunde:
Ist "Beetlejuice Beetlejuice" besser oder schlechter als das Original? Ganz ehrlich, als jemand, der gestern das Double Feature im Kino sah, finde ich es gar nicht so leicht zu sagen, erreicht der zweite Teil doch selten diese wunderbare Guerillakino-Atmosphäre eines Filmes, den ein verrückter Twentysomething mit verhältnismäßigem Minimalbudget machte, dafür stellte ich bei der Fortsetzung persönlich deutlich weniger Längen fest als in "Beetlejuice", der bei aller Liebe und Nostalgie gelegentlich etwas braucht, um in die Pötte zu kommen. Und wo früher deutlich weiter in Sachen Düster-Horror gegangen wurde, gibt es anno 2024 scheinbar keine Zügel mehr dahingehend, wie surrealistisch die Witze werden dürfen.
Apropos Witze: Muss man Burtons Sinn für Humor besitzen, um hier Freude zu haben? Definitiv, denn auch wenn hier durchaus um die Ecke auch tiefe Themen, die sich zumeist um Tod und Trauer drehen, verhandelt werden, und es die ein oder andere Szene gibt, die zumindest mal an so etwas wie Suspense schrammt, ist dies hier vor allem eine Nummernrevue, und wer die Nummern des Regisseurs früher schon nicht mochte, sollte eventuell von diesem Werk Abstand halten.
Letzte Frage: Gibt es narrativ stringentere Filme? Aber hallo, dies ist schließlich Burton, dessen Stärke jetzt noch nie explizit im geradlinigen Storytelling lag, welches nicht durch die ein oder andere Nebenhandlung an der Grenze zur Überfrachtung schrammt.
Aber das war mir persönlich wirklich komplett Wurscht. "Beetlejuice Beetlejuice" traf so kontinuierlich und feste in mein Humorzentrum, dass ich während dieses Filmes kräftiger und mehr lachte, als in allen diesjährigen Neuerscheinungen zusammen.
Habe das Kino gestern sehr glücklich verlassen, weil ich wieder wusste, warum dieser Typ mit den wirren Haaren vor vielen Jahren mal mein Lieblingsregisseur gewesen ist.
D.C.L.
#filmkritik#kritik#d.c.l.#spielfilm#chronicles of d.c.l.#komödie#horror#beetlejuice beetlejuice#michael keaton#winona ryder#jenna ortega#willem dafoe#catherine o'hara#justin theroux#monica bellucci
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Rebel Ridge (O-Ton)...
...nimmt die "Ein Mann legt sich mit der kompletten Polizei einer Kleinstadt an"-Prämisse von "First Blood", um dann daraus einen Thriller zu basteln, in dem die Action eher rar gesät, dann aber umso wuchtiger daherkommt und dafür Raum lässt für virtuos inszenierte psychologische Kammerspiele, in denen die Spannungskurve auch deswegen stetig steigt, weil gerade in der ersten Hälfte viele unvorhergesehene narrative Haken geschlagen werden. Getragen wird das Ganze von einem Aaron Pierre, der sich mit dieser Granatenperformance als neuer Star empfiehlt, bringt er doch mit überbordendem Charisma, Charaktertiefe und immenser Spielfreude das volle Paket mit, um sehr bald ganz groß rauszukommen, sowie einem routiniert kaltschnäuzigen Don Johnson und AnnaSophia Robb, die mit Pierre ein überzeugendes Duo der Rechtschaffenheit bildet.
Mit "Rebel Ridge" präsentiert uns Regisseur Jeremy Saulnier nicht den im Trailer beworbenen Reißer, sondern einen Thriller, der sich nicht scheut, den Finger in die Wunden des US-Polizeisystems zu stecken und sich zudem Zeit lässt, seine wohlig beklemmende Atmosphäre schleichend auszubreiten und dabei erstaunlich wie erfreulich viel an echtem Suspense zu erzeugen.
Sehempfehlung!
D.C.L.
#filmkritik#kritik#d.c.l.#spielfilm#chronicles of d.c.l.#drama#action#thriller#rebel ridge#aaron pierre#don johnson#terry richmond#annasophia robb#netflix#jeremy saulnier
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Kinds of Kindness (O-Ton)...
...wirkt wie Yorgos Lanthimos grimmige Antithese zu seinem eigenen, kurz zuvor erschienenem Werk "Poor Things". Verschloss dieser zwar nie die Augen vor anthropologischen Scheußlichkeiten, so war er unterm Strich am Ende doch ein flammender Appell dafür, die Menschen trotz allem zu lieben. Nichts davon ist hier zu finden. In drei garstigen Geschichten wird mit großer, bisweilen genüsslicher Grausamkeit ein Gesellschaftsbild zelebriert, in welchem die sich darin tummelnden Figuren nicht nur Gefangene oder Nutznießer kapitalistischer, patriarchaler und religiöser Strukturen sind - gelegentlich sind sie beides gleichzeitig - sondern auch entweder gar nichts oder viel zu wenig dafür tun, dass sich irgendetwas an der Unterdrückungsspirale zugunsten der im Titel zynisch beschworenen "Kindness" verändert. Der alles durchziehende Nihilismus ist dabei nicht von einer attraktiven Sogkraft wie beispielsweise Tom Cruise "Vincent"-Figur in Manns Meisterstück "Collateral", sondern roh, unerbittlich und von einer fast schon absurden Kompromisslosigkeit, die mich immerhin einmal laut und lange auflachen ließ. Ja, wenn Humor das Erkennen von Anomalien ist, dann mag "Kinds of Kindness" nicht selten sehr komisch sein, zumindest, wenn man es schafft, jegliche Moralvorstellungen über Bord zu werfen und sich auf diesen Giftcocktail von einem Film einzulassen.
Was ihn freilich auch über einige durchaus zu lange Erzählpassagen sowie die ein oder anderen Momente, in denen seine Edgyness verdächtig substanzlos anmutet hinwegrettet, ist der fantastische Cast, darunter die üblichen Verdächtigen Stone, Dafoe und Qualley, aber auch Jesse Plemons, der gleich drei sehr verschiedene Charaktere findet, die mir auf unterschiedliche Weise allesamt zutiefst unangenehm sind - was gar kein Diss sein soll, Plemons macht genau das in meinen Augen so gut wie derzeit niemand sonst.
"Kinds of Kindness" ist anstrengendes Feel-Bad-Kino, was ich gar nicht so bewertend meine, wie es klingt. Anders als bei "Poor Things" habe ich keinerlei Verlangen, ihn so bald nochmal zu sehen, aber andererseits freue ich mich eben alle Jahre wieder auch über sperrige Filme, die mich in meiner Geduld, in meinem Geschmack und in meiner Moral herausfordern. So gesehen hat dieses Ding hier alles richtig gemacht.
D.C.L.
#filmkritik#kritik#d.c.l.#spielfilm#chronicles of d.c.l.#drama#komödie#groteske#kinds of kindness#margaret qualley#yorgos lanthimos#emma stone#jesse plemons#willem dafoe
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Kingdom of the Planet of the Apes (O-Ton)...
...zeigt mir einmal mehr, dass dieses Franchise höchstwahrscheinlich nie zu meinen Lieblingen gehören wird, kann ich mich doch jenseits des Jahrzehnte alten Ur-Filmes mit Heston, der alles startete und mich begeisterte und des allerersten Teils dieser Prequelreihe, den ich zumindest unterhaltsam fand, an keinen der Affenfilme erinnern, welcher nachhaltig positiven Eindruck auf mich gemacht hätte.
Nun kann ich es einem Film nicht anlasten, dass er meinen persönlichen Geschmack nicht trifft, aber bei der Betrachtung dieses neuesten Kapitels fragte ich mich dann doch, was so viele an einer Erzählung finden, die Ethnokitsch mit Sozialdrama, welches fast ausschließlich mit Yoda-Grammatik und Disney-Tiefe ausgetragen wird, und obligatorisch pixeligem Krawumm verknüpft und dabei immer wieder wie selbstbesoffen die immergleiche Tricktechnik abfeiert, die gelegentlich wirklich beeindruckend ist (der Orang-Utan im reißenden Strom ist ein kleines Wunder), aber zu oft im Uncanny Valley verweilt und darüber hinaus seit Jahren so gut wie keine einzige bildsprachliche Entwicklung erkennen lässt - zu sagen, dass diese Filme allesamt gleich aussehen, wäre bisweilen eine Untertreibung.
Ich freue mich aufrichtig für alle, die diesem Ding etwas abgewinnen können und verspreche, mich in Zukunft wieder von diesem Franchise fernzuhalten, weil ich keine Filme runtermachen möchte, die vielleicht schlicht nicht für mich gemacht wurden.
D.C.L.
#filmkritik#kritik#d.c.l.#spielfilm#chronicles of d.c.l.#scifi#action#drama#kingdom of the planet of the apes
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Nope (O-Ton)...
...ist kein schnörkellos-runder Social Commentary-Schocker wie Jordan Peeles Erstling "Get Out", dafür geht er aber narrative wie stilistische Wege, die rätselhafter, sperriger, mutiger und somit für mich unterm Strich spannender und gewinnbringender daherkommen. So ganz scheinen sich die kleinen und großen Story-Mikrokosmen, die Peele uns hier präsentiert, nie in Gänze zusammenzufügen, aber das Meisterhafte liegt bei diesem Werk eben darin, dass die daraus entstehende Reibung nicht wie ein Fehler wirkt, sondern wie etwas, was mit voller Absicht genau so inszeniert wurde. Dabei gibt es Leitmotive, die ganz klar ersichtlich sind - die Spielberg-Hommage könnte nicht eindeutiger sein (wobei es echt faszinierend ist, zu sehen, wie wenig hier den wirklichen Scifi-Klassikern des Altmeisters gehuldigt wird und wie viel "Jaws" in "Nope" steckt) - während sich andere Elemente wie Peeles satirische Betrachtung von unser aller medial bedingter Abstufung erst schleichend, dann durchaus holzhämmerisch entfalten.
Getragen wird das Ganze vom gewohnt brillanten Daniel Kaluuya, der keinerlei Probleme damit zu haben scheint, dass ihm eine bestechend entfesselte Keke Palmer immer wieder die Show stiehlt.
"Nope" mag formal gesehen im Direktvergleich mit "Get Out" ein kleiner Rückschritt sein, ich finde ihn aber deutlich faszinierender als Letztgenannten, und das nicht nur, weil er es schafft, dem nun wirklich auserzählten Home Invastion-Horrorgenre einen durchaus originellen Kniff zu geben und am Ende einen Shot präsentiert, der in meinem persönlichen Schrein der schönsten Filmbilder einen wohlverdienten Platz erhält.
D.C.L.
#filmkritik#kritik#d.c.l.#spielfilm#chronicles of d.c.l.#drama#scifi#horror#action#nope#jordan peele#daniel kaluuya#nope movie#nope 2022#keke palmer
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The Union (O-Ton)...
...vereint alles erdenklich Schlechte der gemeinen Netflix-Eigenproduktionen: ein sichtlich gelangweilter Edelcast kämpft sich durch routiniert-belanglose Actionszenen und Dialoge, die frisch aus der AI-App zu kommen scheinen und muss versuchen, eine Story zu tragen, die weder Suspense noch Logik hat und Plottwists aus der Kinderstube des Actionthrillers als ganz große Nummern verkaufen will. Anfangs hatte ich noch ein wenig Hoffnung, dass die bescheuerte, aber irgendwie auch coole Idee einer Arbeiterklasse-Spezialeinheit narrativ irgendwo hinführen könnte, aber am Ende bleibt es halt dasselbe uninspieriert-müde Piffpaff wie immer, nur dass einige der Schießenden mitunter Baustellenhelme tragen.
Wäre ich Fan von Halle Berry und/oder Mark Wahlberg, wäre ich beleidigt. So bin ich nur latent enerviert über gut anderthalb Stunden Antiunterhaltung, die mir niemand je wieder zurückgeben wird.
D.C.L.
#filmkritik#d.c.l.#kritik#spielfilm#chronicles of d.c.l.#action#the union#netflix#halle berry#mark wahlberg
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Love Lies Bleeding (O-Ton)...
...ist eine trippige Mischung aus queerer Lovestory, Neo Noir und Roadmovie, voller Herz, Schweiß, Liebe, Ekstase und Gewalt, dabei in all diesen Elementen wunderbar kompromisslos inszeniert von Rose Glass. Und großartig gespielt: Kristen Stewart und Katy O'Brien sind ein unglaublich authentisches, nahegehendes Pärchen und Ed Harris zeigt einmal mehr, warum man ihn nach bald 40 Jahren immer noch regelmäßig als den creepy guy mit Gravitas besetzt: weil schlicht niemand nachkam, der das so gut spielen kann.
Ich hatte große Freude an dieser echten Perle des Genrefilmes.
D.C.L.
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Deadpool & Wolverine (O-Ton)...
...ist in seinen besten Momenten ein zum Brüllen komischer Metareigen mit zwei überaus unterhaltsamen Superstars, welche sich beide voll reinwerfen, in seinen schwächeren der zum Scheitern verurteilte Versuch, sich organisch in das MCU einzugliedern, was vor allem im Mittelteil in Erklärbärkaskaden mündet, die offen gestanden für die ein oder andere Länge sorgen. Aber auch wenn dieser Film die Frische der ersten halben Stunde nie mehr erreichen soll, so bleibt es doch insgesamt ein kurzweiliger Quatschreigen, welcher sehr selten an die Qualitäten des ersten Teils heranreichen mag und aufgrund der Halbwertszeit seiner Witzchen in ein paar Jahrzehnten wohl nur noch von Geschichtsfans goutiert werden wird - anders als zum Beispiel James Gunns zeitloses Meisterstück "Guardians of the Galaxy" - der aber im Hier und Jetzt allen mit dem nötigen Backroundwissen Ausgestatteten eine wirklich vergnügliche Zeit bescheren kann.
D.C.L.
#deadpool and wolverine#filmkritik#kritik#d.c.l.#spielfilm#chronicles of d.c.l.#komödie#action#scifi#fantasy#deadpool 3#ryan reynolds#hugh jackman
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Sonnenplätze (O-Ton)...
...lässt eine erfolglose junge Schriftstellerin Zuflucht im Ferienhaus der geschiedenen Eltern auf Lanzarote suchen und Familientraumata, Selbstzweifel, aber auch Solidarität und Hoffnung finden. Regisseur Aaron Arens, der neben Lukas Loose auch das Drehbuch schrieb, inszeniert seine Figuren ebenso schonungslos in ihren Schwächen wie liebevoll in ihren Sehnsüchten und kann sich auf ein Ensemble - allen voran Julia Windischbauer - verlassen, welches die erfreulich authentischen Dialoge mit Leichtigkeit zum Leben erweckt.
So bleibt unterm Strich ein durchaus tief gehender Film über den schwierigen Versuch, in der Kunst wie im Leben einen Platz zu finden, der aber aufgrund seiner Inszenierung und seines Spiels erfrischend wirkt wie ein Sommerurlaub.
D.C.L.
#filmkritik#kritik#d.c.l.#spielfilm#chronicles of d.c.l.#drama#komödie#sonnenplätze#julia windischbauer#aaron arens
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