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metrischekulturen · 2 years ago
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Pay as you live - Der Schlüssel für eine gesündere Zukunft?
Würden Sie ihren Lebensstil für Geld und Prämien verändern und versuchen zu verbessern? Haben sie sich schon einmal gefragt, wie es wäre, wenn die Beiträge der Krankenversicherungen von der eigenen Lebensweise abhängen und davon, wie gesund Sie leben?
Wahrscheinlich fällt Ihre Antwort jetzt bei Nein aus und sie sind sicher verwirrt und fragen sich, von was hier die Rede ist. Für das Verständnis nehme ich Sie auf ein kleines Gedankenexperiment mit. 
Es ist ein Montag Morgen im Jahr 2040...
...und Sie lesen wie jeden Tag die Zeitung. Auf der Titelseite verkünden sie, dass es von nun an ein neues Gesetz bei der Krankenversicherung gibt. Das Solidarprinzip wird aufgehoben und der Krankenkassenbeitrag wird nicht mehr nach dem Gehalt bemessen, sondern hängt von der eigenen Lebensweise ab. Es läuft unter dem Prinzip gesünder leben - weniger bezahlen. Das bedeutet, je gesünder ein Mensch lebt, desto höher sind die Prämien, die er schlussendlich bekommen kann. Sie erklären, dass es sich um das Pay as you live Prinzip handelt und dass der Versicherte ab jetzt für sich selbst und seine Krankenkassenbeiträge verantwortlich ist.
Im Anschluss stellen sie auch gleich das neue Versicherungsmodell vor, bei dem jeder Versicherte mithilfe z.B einer Smartwatch seine Lebensweise trackt. Diese Daten entscheiden dann, wie hoch der Gesundheitsscore und die Prämien, welche man am Ende bekommt, ausfallen. Von nun an wird Ihr komplettes Leben kontrolliert und aufgenommen, dazu gehören z.B Daten über die Bewegung, die Schlafqualität oder verschiedene Vitalwerte. Und diese Daten entscheiden, wie viel Geld Sie bezahlen müssen.
Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten Vollzeit in einem Büro und haben gerade sehr viel zu tun. Während der Arbeit vibriert Ihre Smartwatch und gibt Ihnen eine Erinnerung, dass Sie sich bewegen sollen. Denn die Uhr weiß, dass Sie gerade sehr viel sitzen. Sie folgert daraus, dass das schlecht für Ihre Gesundheit ist. Sie ignorieren erst mal die Anzeige der Uhr, denn Sie haben sehr viel Arbeit und Stress, damit die Aufgaben fertig werden. In der Pause fragt die Smartwatch, was Sie gegessen haben, denn sie trackt nicht nur Ihre Bewegungsdaten, sondern auch die Ernährung. Da es schnell gehen musste, haben Sie in der Mittagspause nur eine Pizza gegessen. Durch das schlechte Verhalten sinkt der Gesundheitsscore schon in den roten Bereich. In der Nacht schlafen Sie sehr unruhig und wachen ständig auf. Da die Smartwatch auch die Schlafqualität misst, sinkt der Gesundheitsscore immer weiter. Am Wochenende steht eine Geburtstagsparty mit Freunden an. Hier ist viel Alkohol im Spiel und ab und an werden auch ein paar Zigaretten geraucht. Sie wissen, dass die Smartwatch das alles verfolgt, doch in dem Moment machen Sie sich darüber weniger Gedanken. Auch die Tage danach ist der Alltag gleich, viel Arbeit, wenig Bewegung, wenig Schlaf, viel Stress und eine relativ schlechte Ernährung. Am Ende des Monats kommt die Rechnung der Krankenkasse und damit der große Schock. Der Healthscore ist weit nach unten gesunken und dadurch sind die Kosten um ein Vielfaches gestiegen als im Monat davor. Sie merken, dass es so nicht weiter gehen kann und beschließen, mehr auf die Gesundheit und den Körper zu achten, damit auch der Score wieder steigt und die Prämien sich wieder erhöhen. Aber auf Dauer wird es schwer, den Lebensstil zu ändern und sich auf die Gesundheit zu konzentrieren oder liege ich da falsch und das Konzept bildet den Weg für eine dauerhaft gesündere Zukunft? 
Stellen Sie sich vor, es gäbe in Zukunft eine Krankenversicherung nach dem Pay as you Live Prinzip, würden Sie sich mehr Gedanken über Ihren Lebensstil machen und würden Sie ein solches System in Zukunft nutzen? Das Gedankenexperiment und die Fragen haben Sie jetzt sicher zum Nachdenken angeregt und sie können sich gerne ein paar Gedanken zu einer solchen Situation machen. Aber am Ende dieses Beitrages können Sie sich ein differenzierteres Bild von dieser Thematik machen und ich lade Sie ein, dem Gedankenexperiment zu folgen und näheres über das Pay As you live System zu erfahren. Sicher ist, dass die Einführung unseren Lebensalltag und die Lebensqualität verändern und beeinflussen kann. Doch wie genau erfahren Sie im Folgenden. 
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Abb. 1: Smartwatch
Der Weg zur digitalen Selbstvermessung
Aber wie kam es dazu, dass sich eine solche Denkweise überhaupt etabliert hat? In den letzten Jahren hat die digitale Selbstvermessung an enormer Bedeutung gewonnenen und der Trend wurde immer mehr zum Massenmarkt. Auslöser war vor allem die fortschreitende Digitalisierung und Entwicklung von neuen digitalen Technologien, die Gesundheitsdaten messen und verarbeiten können. Die Anfänge des Social Screenings liegen aber schon weit in der Vergangenheit zurück. Denn schon früher wurden menschliche Daten gemessen und benutzt. Bekannte Anfänge machte hier beispielsweise Henry Ford im 20. Jahrhundert. Er befragte seine Mitarbeiter zu zahlreichen Aspekten ihres Lebens, unter anderem zu ihrem Konsumverhalten wie Alkoholkonsum, ihrer Ernährungsweise oder ihres Rauchverhaltens. Eine richtige Lebensführung wurde damals von ihm belohnt oder auch bestraft, durch z.B höhere Löhne für die Mitarbeiter, eine Gesundheitsversorgung oder auch Sanktionen (Selke et al. 2021). Seine Absicht war das Schaffen einer Idealwelt und er wollte die Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter erhöhen, denn schon damals gab es die Vorstellung über das perfekte Leben in idealen Welten. Im Laufe der Jahre gab es zahlreiche Entwicklungen, die zum heutigen Stand der digitalen Selbstvermessung geführt haben.
Wie funktioniert das System?
Der Gedanke der Belohnung einer richtigen Lebensführung findet man auch im Pay as you Live System wieder. Es läuft alles unter dem Prinzip „bezahlen, wie man lebt“. Genauer gesagt handelt es sich um ein neues digitales Geschäftsmodell mit einer Risikobewertung für Versicherungsunternehmen. Dadurch können anhand der Analyse verschiedener Gesundheitsdaten durch Selbstvermessung individuelle Versicherungsprämien für jeden Nutzer errechnet werden. Alle gemessenen und persönlichen Gesundheitsdaten eines Menschen werden in einem Gesundheitsscore zusammengefasst. Kurz gesagt wird der Mensch auf eine einzelne Zahl komprimiert, der entscheidet, wie gesund man lebt. Je höher der Score und gesundheitsbewusster bzw. präventiver der Lebensstil ist, desto höher fallen die Belohnungen aus. Zum Verständnis wie das Prinzip auf technischer Ebene funktioniert, wird das soziotechnische System am Beispiel  der AOK Plus näher erläutert (Abbildung 1). 
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Abb. 2:  Funktionsweise der AOK Plus
Für die Vermessung ist das System auf Informations- und Kommunikationssysteme angewiesen, denn das Prinzip basiert auf digitaler Selbstvermessung. Es werden kontinuierlich aktuelle und körperbezogene Daten über den Lebensstil, die Trainingsleistungen sowie vitale Werte gemessen. Aufgezeichnet werden die großen Datenmengen über smarte Technologien, sogenannte Wearables. Diese sind mit diversen Sensoren für die Aufzeichnung ausgestattet. Nach der Aufzeichnung werden die Daten zur Weiterverarbeitung an ein leistungsfähiges mobiles Gerät wie z.B ein Smartphone übertragen (Hummel et al. 2021). Zur Übermittlung, Speicherung und Verwaltung der Daten kommen Gesundheits-Apps und Plattformen von z.B Google oder Fitbit zum Einsatz. Denn in Deutschland geht aktuell nur die Datenübertragung über diese externen Gesundheitsplattformen von Drittanbietern (Selke et al. 2021). Zur Berechnung des Health Scores, ruft der Dienstleister die Daten von der Gesundheitsplattform ab und berechnet mithilfe von Algorithmen aus den aufgezeichneten Gesundheitsdaten durch die Bonus App einen Gesundheitswert. Dieser Gesundheitswert wird dann an die Versicherungsgesellschaft übermittelt, die im Nachgang über mögliche Belohnungen für Kunden entscheidet. In diesem Gesundheitswert wird das komplexe Gesundheitshandeln einer Person zu einer einzigen abstrakten Zahl komprimiert und mit einem Schwellenwert verglichen. Wenn man also sein Verhalten verbessert und ein Fitnessziel erreicht, werden die Prämien ausgezahlt.
Welche Potenziale hat das System? 
Das Payl System bringt Potenziale und Chancen mit, die eine positive Veränderung der Menschen darstellen können. Zu nennen wäre auf der Seite der Versicherten, dass das System den Kunden mehr Kontrolle bietet, indem sie die aktive Möglichkeit haben, den Versicherungsbeitrag zu beeinflussen. Dadurch können individuelle Kostenersparnisse entstehen, wenn man auf seine Gesundheit achtet und am Ende des Tages positive Werte bekommt. Dazu kommt, dass die Gesundheitskompetenz durch die tägliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und der persönlichen Gesundheit gestärkt werden kann. Es entsteht ein Lerneffekt, welcher sich immer weiter entwickeln kann. Somit wird es als Anreiz gesehen, der die Menschen zu einem präventiven, gesundheitsbewussteren Leben begleiten soll, indem der regelmäßige Fortschritt belohnt wird.
Auf Seiten der Krankenkasse wird diese Art der Krankenversicherung als Potenzial gesehen, dem gesetzlichen Präventionsauftrag nachzukommen. Außerdem können die Krankenversicherungen durch die ständige Erfassung der Daten spezielle Präventionsangebote direkt auf das Individuum und seine Bedürfnisse abstimmen. Dadurch kann die individuelle Versorgung gesteigert werden. Aber je mehr Daten hier erfasst werden, desto sensibler ist schlussendlich die Auswertung und desto spezifischer werden die Angebote angepasst. Aber hier stellt sich auch die Frage, wo die Grenze ist und wie weit eine Krankenversicherung in die Privatsphäre eines Menschen eindringen kann? Reicht es nicht, wenn die Krankenkasse über die jetzt schon vorhandenen medizinischen Informationen Bescheid weiß? Dazu kommt, dass es auf Seiten der Krankenkasse unmöglich ist, alle Risiken und Gesundheitsdaten einer Person aufzunehmen und dementsprechend zu kontrollieren. Denn Gesundheit wird nicht nur durch die Anzahl der Schritte oder die Menge der Schlafstunden bewertet. Es spielt auch die eigene Denkweise, Einstellung und psychische Belastung bei der Gesundheit eine Rolle. Diese Aspekte lassen sich nur sehr schwer bis gar nicht kontrollieren und in einen Score komprimieren. Dadurch wird es wohl schwer, zielgenau Versicherungsprämien für die „Gesundheit“ jedes einzelnen zu berechnen.
Trotz dieser schweren Berechnung bilden die PAYL-Tarife die Möglichkeit, sonst schwer erreichbare Risikogruppen über solche Systeme zu erreichen. Schaut man sich die Wearables Nutzung zum heutigen Zeitpunkt an, dann fällt auf, dass diese meistens nur von gesundheitsbewussten Personen benutzt werden. Somit würde das PAYL-System eine Chance bilden, diese Risikogruppen zu erreichen und sie zu einem gesundheitsbewussteren Leben zu begleiten. Zusätzlich führt ein solches System auch zu einem kostenbewussteren Gesundheitsverhalten aller Menschen, da schlechtes Verhalten, wie zum Beispiel Rauchen oder der Konsum von Alkohol, durch eine stärkere Selbstbeteiligung eingedämmt werden könnte (Wiegard&Breitner, 2019).
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Abbildung 3: Chancen und Risiken
Welche Konflikte können auftreten?
Aber wenn es so viele positive Aspekte gibt, wieso wurde ein solches System dann noch nicht eingeführt? 
Grund dafür ist, dass man bei einer Neuerfindung und Implementierung immer zwischen Chancen und Risiken eines Systems abwägen muss. Denn wenn ein datengetriebenes Modell verfolgt wird, hat dies nicht nur positive Seiten und es kann auch zu Konflikten führen. Diese können Hindernisse für eine Implementierung des Systems darstellen (Hummel et al. 2021)
Evidenzproblem: 
Ein großes Problem für die Implementierung ist, dass im Pay as you live System gesundheitliche Prävention und wirtschaftlicher Nutzen aufs Engste verschränkt sind. Das Ziel ist es, auf der einen Seite Kosten zu sparen und gleichzeitig die Gesundheit durch Prävention zu erhöhen. Es ist jedoch unklar, ob Prävention erreicht wird und Kosten gespart werden. Dadurch entsteht ein Evidenzproblem, denn es gibt keine Beweise für die Wirksamkeit der Prävention und eine Kostenersparnis für die Versicherung.
Interessenkonflikt Krankenversicherungen
Ein weiterer Konflikt findet hauptsächlich zwischen den Krankenversicherungen statt. Denn diese wollen natürlich so wenig Geld wie möglich ausgeben und aus diesem Grund wollen sie eher die jungen, sportlichen und gesunden Menschen für sich gewinnen, da sie durch diese Personen eine größere Kosteneinsparung erhoffen. Dadurch will keine Krankenversicherung die kranken, älteren und unsportlichen Menschen aufnehmen, da diese Menschen mit mehr Ausgaben verbunden sind. Doch hier stellt sich dann die Frage, was mit den kranken und unsportlichen Menschen passiert? 
Datensouveränität
Eines der größten Hindernisse für die Implementierung des Systems ist wahrscheinlich der Datenschutz und die Datensicherheit. Durch die zunehmende Digitalisierung spielt der Aspekt der informellen Selbstbestimmung und Datensouveränität eine große Rolle. Darunter versteht man die Kontrolle und Selbstbestimmung der Menschen über ihre Daten. Denn es soll kontrolliert sein, wer wann Zugriff auf die Daten hat. Aber Grundvoraussetzung für die Selbstbestimmung ist vor allem die Stärkung der Datensouveränität der Versicherten. Um das zu Erreichen benötigt es jedoch zwei Aspekte. Zum einen gehört dazu die Datentransparenz, denn die Menschen brauchen die Kompetenz zu verstehen, wozu und von wem ihre Daten verwendet werden. Das Problem ist, dass zu vielen Menschen diese Kompetenz fehlt und viele haben ein fehlendes Wissen darüber, was mit ihren Daten passiert. Ein weiterer Aspekt ist die Datenkontrolle. Dazu gehört die selbstbestimmte Entscheidung, ob die Daten verarbeitet werden oder nicht und dass der Nutzer als einziger den direkten Zugriff auf die Daten hat (Hummel et al. 2021). Für die Versicherten kann das aber auch ambivalent sein. Auf der einen Seite wird zwar die Datensouveränität gestärkt, aber auf der anderen Seite sind sie als Nutzer die Hauptverantwortlichen für ihre Daten und tragen immer die Folgen ihrer Entscheidungen. Außerdem muss eine Bedingung sein, dass alle die gleichen Grundvoraussetzungen und ein einheitliches Wissen haben (Selke et al. 2021). Zudem besteht die Gefahr, dass die Vorstellung eines Richtigen Verhaltens zum Zwang werden kann und in der Gesellschaft etabliert wird. Aus gesellschaftlicher Sicht ist das System ökologisch bedenklich und fördert dadurch die Entsolidarisierung.
Entsolidarisierung 
Wie Anfangs angesprochen, wird der Gesundheitszustand zu einem Score zusammengefasst, dadurch entsteht sowohl eine neue Möglichkeit der Organisation sowie der Kontrolle (Selke et al. 2021). Und dies hat sowohl Auswirkungen auf das Individuum, aber auch auf die Gesellschaft. In der heutigen Zeit werden die Krankenkassenbeiträge vom Einkommen der Versicherten berechnet, dadurch spielt in der Sozialpolitik der GKV die Solidarität eine wichtige Rolle. Denn das Solidaritätsprinzip sagt aus, dass das Individuum nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Gesellschaft verantwortlich ist. Das Pay as you live System spricht sich gegen das Solidarprinzip aus, denn der Fokus wird von der Gesellschaft auf das Individuum gelegt. Folgen davon sind, nicht nur die angesprochene Entsolidarisierung, sondern auch die Erhöhung des Leistungsdrucks auf das Individuum. Dadurch fühlt sich jeder Einzelne in der Pflicht, immer positive Gesundheitsdaten zu sammeln (Selke et al. 2021). 
Dadurch besteht die Gefahr, dass man vergisst, wie man sich eigentlich fühlt. Dazu kommt, dass der Zwang nach positiven Ergebnissen auf Dauer schlecht für die Psyche und die Gesundheit sein kann. Eine weitere Folge ist, dass das Körperbewusstsein minimiert wird, denn im Vordergrund stehen dauerhaft die gemessenen Daten.
Aber nur in einer von Solidarität gegenzeichnenden Gesellschaft stellt sich die Frage nach der sozialen Gerechtigkeit. Die soziale Gerechtigkeit wäre in diesem System nicht mehr wie davor vorhanden und es entstehen neue Ungleichheiten vor allem für die kranken, alten und weniger aktiven Menschen. Außerdem kann man sagen, dass die Schere zwischen arm und reich sich immer weiter vergrößern wird und dadurch neue Ungleichheiten entstehen. Aber Menschen mit finanziellen Ressourcen werden nicht so stark betroffen sein als Menschen, die auf das Solidarprinzip und auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sind. Doch hier stellt sich auch die Frage, was dann in der Zukunft mit den Menschen passiert, die weniger Geld verdienen, nicht die Möglichkeit auf gesundheitliche Angebote haben oder gesundheitlich beeinträchtigt sind und bisher von der Sozialgesellschaft profitiert haben?
Rationale Diskriminierung 
Außerdem bleiben Fragen offen, wer im neuen System zum Idealbild passt und wer nicht?
Durch die Reduzierung desgesamten Lebensumfangs und die qualitativen Aspekte der Lebensführung auf eine einzige Ziffer und der Vergleich mit einem Schwellenwert werden die Regeln des Zusammenlebens verändert. Der Mensch wird auf einen einzelnen Wert reduziert, der entscheidet, ob man gesund lebt oder nicht. Die sogenannten Normativen Daten drücken in Zahlen aus, welches die richtige Leistung oder das richtige Verhalten jedes Einzelnen ist. Dadurch werden Sollwerte in der Normalgesellschaft etabliert, die ein gewünschtes Verhalten und eine Erwartung einfordern. Dennoch wird der Trend der Selbstüberwachung und Selbstvermessung immer mehr zum Massenmarkt. Aber durch die Verbreitung der Selbstvermessung resultiert ein soziales Organisationsprinzip, was auch unter rationale Diskriminierung verstanden werden kann (Selke, 2016). Diese Diskriminierung entsteht, wenn auf der einen Seite die Werte des Einzelnen mit den Werten von anderen Menschen und Idealwerten verglichen werden. Und wenn auf der anderen Seite vorab Definitionen des Normalen festgelegt werden. Doch wer entscheidet, was man unter „Normal“ versteht und ab wann man von dem „Normalen“ abweicht? Die Daten in den Systemen erzeugen hier bestimmte Vorstellungen von Gesundheit. Folge davon ist die Veränderung des Menschenbildes, denn das wird hier auf Werte wie z.B. Schlafstunden, Schritte reduziert.
Wie ist der aktuelle Stand in Deutschland?
Trotz der vielen positiven und negativen Aspekte stellt sich die Frage, wie die Zukunft eines PAYL Systems aussieht und ob man mit einer Etablierung rechnen kann?
Der aktuelle Stand zeigt, dass in der gesetzlichen Krankenversicherung keine allgemeingültigen Pay as you live Systeme angeboten werden. Es gibt lediglich Umsetzungen von z.B. der Generali in Zusammenarbeit mit Vitaly oder die AOK Nordost, die den Versicherten ermöglichen, für getrackte Fitnessdaten einen Bonus zu erhalten.
Wirft man einen Blick auf die private Krankenversicherung in Deutschland, dann kann man Ähnlichkeiten zu einem PAYL- System erkennen. Bei der PKV gibt es Risikobewertungen und eine Beurteilung der Gesundheit, bevor man für die Private Krankenkasse zugelassen wird. Dazu kommt, dass der Versicherungsbeitrag genau von dieser Risikobewertung abhängt und je jünger und gesünder man ist, desto weniger muss man beim Versicherungsbeitrag bezahlen. Menschen können hier aufgrund ihrer schlechten Gesundheit oder einer chronischen Krankheit abgelehnt werden. Die Private Krankenkasse sucht sich somit ihre auserwählten Kunden aus, damit sie möglichst keine hohen Ausgaben haben.Um dem Prinzip der PKV zu folgen, muss die Gesetzliche Krankenversicherung in den Aspekten Datenschutz und Datensicherheit noch einiges verändern. 
Wie sieht ein Zukunftsszenario aus?
In einem Zukunftsszenario müssten Systeme zur Datenübertragung nicht auf externe Gesundheitsplattformen zurückgreifen, damit der Datenschutz besser gewährleistet wird. Außerdem würden die Daten durch eine verschlüsselte Datenübertragung via BLE an das Smartphone übertragen und dort in einer eigenen App gespeichert und ausgewertet werden (Selke et al. 2021). In diesem Schritt wird aus den einzelnen Daten dann ein Schwellenwert berechnet und an die Krankenkasse übermittelt. Vorteil bei diesem Szenario ist, dass der Anwender seine Daten auf dem Smartphone jederzeit einsehen kann und dass die Weitergabe und Auswertung nicht durch Gesundheitsplattformen von Drittanbietern erfolgt. Denn es werden nicht die gesamten Daten, sondern nur der Health Score übermittelt, dadurch bleiben die sensiblen Daten und Details zur Gesundheit beim Nutzer. Voraussetzung für die Implementierung einer solchen Vorgehensweise ist die Zusammenarbeit zwischen Krankenversicherung und Elektronikhersteller, damit eigene Fitnesstracker sowie eine eigene App angeboten werden können. Diese werden dann nur im Rahmen der PAYL-Systeme Verwendung finden (Selke et al. 2021).
Ob und inwiefern ein solches Zukunftsszenario umgesetzt wird, bleibt unklar. Es wird deutlich, dass diese Thematik sehr gespalten ist und es viele Aspekte gibt, die bei einer Etablierung beachtet werden müssen.
Ist es ein Weg für eine gesündere Zukunft?
Hervorzuheben ist, dass unser Gesundheitssystem dringend auf effektive und effiziente Verhaltensprävention bei Risikogruppen angewiesen ist. Besonders bei Menschen, die sich zu wenig bewegen und ungesund ernähren, hat das Payl System Potenzial, die Gesundheit zu verbessern. Hier muss man auch bedenken, dass die Belastungen des Gesundheitssystems in den nächsten Jahren durch den demografischen Wandel noch weiter steigen werden und die Anzahl chronischer Erkrankungen zunehmen wird. Aus diesem Grund kann in mancher Hinsicht die Nutzung und Etablierung solcher Systeme einen Vorteil darstellen. Auf der anderen Seite muss man auch die sozial schwächeren Glieder unserer Gesellschaft beachten. Es ist wichtig, dass die Verantwortung von der Gesellschaft nicht auf das Individuum gelegt wird, damit kein Druck auf die ärmeren und kranken Menschen in der Gesellschaft ausgeübt wird. Denn es gibt viele Menschen, die auf das Sozialprinzip in Deutschland angewiesen sind. Aus diesem Grund wäre ein zusätzliches Konzept neben der jetzt schon vorhandenen Versicherung gut, damit die Gesundheit und Motivation unter den Versicherten gefördert wird und den Fleiß mancher Menschen belohnt wird. Auf der anderen Seite bekommen alle Menschen die gleiche Möglichkeit und es kann eine bessere Partizipation garantiert werden.
Das Modell ist ein Trend, der die Menschen zum Handeln zwingt, sich mehr mit dem Thema der eigenen Gesundheit und des Wohlbefindens auseinanderzusetzen. Das System stellt einen Wegbegleiter dar, der einen uns dem Weg zu einem gesundheitsbewussteren Leben fördert und begleitet. Es gibt zwar einige Hürden wie z.B. Datenschutz, die betrachtet werden müssen, bevor ein System etabliert wird und alle zufrieden sind. Diese stellen aber kein unüberwindbares Hindernis dar.
Ich hoffe Sie haben jetzt einen Einblick in das Pay as you live Prinzip erhalten und können sich jetzt eine bessere Meinung zu der Thematik bilden.
Geschrieben von: Katharina Flaig
Literaturverzeichnis
Hummel, P., Braun, M., Augsberg, S., von Ulmenstein, U., and Dabrock, P. (2021). Datensouveränität: Governance-Ansätze für den Gesundheitsbereich. Wiesbaden: Springer.
Selke, S. (2016): Rationale Diskriminierung durch Lifelogging – Die Optimierung des Individuums auf Kosten des Solidargefühls. In: Andelfinger, V. / Hänisch, T. (Hrsg.), eHealth - Wie Smartphones, Apps und Wearables die Gesundheitsversorgung verändern werden. Wiesbaden, S. 53-71. 
Selke, S. et al. (2021): Zwischen Gesundheitsoptimierung und Erosion der Solidarität, Pay-as-you-live-Tarife (PAYL) im Gesundheitswesen. Zugluft, 2,  1-55.
Wiegard, RB., Breitner, M.H. (2019), Smart services in healthcare: A risk-benefit-analysis of pay-as-you-live services from customer perspective in Germany. Electron Markets 29, 107–123. https://doi.org/10.1007/s12525-017-0274-1
Wulf, N., Betz, S. (2021) Daten-Ökosysteme wider Willen: Herausforderungen des Pay-as-you-live-Geschäftsmodells im Kontext deutscher Krankenversicherungen. HMD 58, 494–506 . https://doi.org/10.1365/s40702-021-00719-x
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:  https://media.springernature.com/lw685/springer-static/image/art%3A10.1365%2Fs40702-021-00719-x/MediaObjects/40702_2021_719_Fig1_HTML.png
Abbildung 2: https://www.frost.com/wp-content/uploads/2017/09/wearables-technologies-healthcare.jpg
Abbildung 3: https://www.unternehmercoach.com/app/uploads/2008/10/gelbe-weg-schilder-mit-chancen-und-risiken-1024x683.jpg
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metrische-kulturen · 3 years ago
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Raucher? Nein Danke! Gefährden Bonusprogramme der Krankenversicherungen die Solidarität der Versicherten?
Gedankenexperiment
Stellt euch einmal vor ihr seid selbständig und habt ein kleines Café am Stadtrand von Berlin. Die Einnahmen eures Cafés sind ausreichend für euren Lebensunterhalt aus. Jedoch reicht das Geld nicht für eine Krankenversicherung mit jährlich steigenden Beitragssätzen. Deshalb und durch die Tatsache, dass ihr bisher nie wirklich krank wart, habt ihr beschlossen keine Krankenversicherung abzuschließen. Auf dem Heimweg vom Mehl nachkaufen auf dem Großmarkt, seid ihr in einen schwerwiegenden Autounfall verwickelt. Euch wird die Vorfahrt genommen und das andere Auto fährt seitlich in euch hinein. Da ihr schwer verletzt seid, müsst ihr mit dem Krankenwagen ins nahegelegene Uniklinikum gebracht werden. Dort wird festgestellt, dass drei Rippen gebrochen sind, euer rechter Fuß angebrochen ist und ihr ein Schädelhirntrauma habt. Durch die schwerwiegenden Verletzungen müsst ihr einige Tage im Krankenhaus verbringen, was zu einem Arbeitsausfall in eurem Café führt. Nach vier Tagen wurden eure Verletzungen notdürftig behandelt und da ihr keine Versicherung habt, müsst ihr das Krankenhaus vorzeitig verlassen. Zuhause angekommen wartet schon die hohe Rechnung des Krankentransportes und Krankenhausaufenthaltes auf euch. Außerdem könnt ihr euch  im Moment nur mit Hilfe von Krücken fortbewegen. Dadurch bekommen ihr echte Existenzängste, wie ihr die hohe Rechnung und den Ausfall in eurem Café ohne Krankenversicherung finanzieren sollt.
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Wandel
Unsere Gesellschaft ist immer mehr durch die Digitalisierung und die damit verbundene Schnelllebigkeit geprägt. Auch vor dem Gesundheitsbereich macht die Digitalisierung kein Stop. Noch vor wenigen Jahren war beispielsweise eine Smartwatch, wie die Fitbit noch eine Seltenheit, während heutzutage fast jeder eine Smartwatch besitzt. Die digitale Selbstvermessung durch sog. Wearables hat in den letzten Jahren an enormer Bedeutung gewonnen. Vor allem in den Bereichen Wellness, Fitness, Rehabilitation und Prävention spielt die digitale Selbstvermessung inzwischen eine wichtige Rolle.
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Metrik
Das Social Screenig, also das Vermesse und prüfen von menschlichen Daten gab es schon sehr lange in der menschlichen Geschichte. Beispielsweise hat schon Henry Ford im 20. Jahrhundert seine Mitarbeiter durch Befragungen über ihr Privatleben ausgefragt, mit der Absicht, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu steigern. Und Sie anschließend mit einer kostenlosen Gesundheitsversorgung belohnt. Im Grunde war also schon hier der Grundgedanke von Pay as you live, der sog. richtigen Lebensführung mit anschließender Belohnung, vorhanden. Durch die Digitalisierung und die Einführung von digitalen Technologien wie der Smartwatch, die jetzt plötzlich verschiedenste Gesundheitsdaten wie die Vitaldaten speichern und analysieren konnte, kam man dem Ideologiegedanken alles zu kontrollieren ein Stück näher. Die Pay as you live Systeme mussten also nur noch die, durch die digitale Selbstvermessung sowieso vorhandenen Gesundheitsdaten, in einem Health Score zusammenfassen. Hierbei wurden alle gesammelten Daten über die Lebensführung und das Verhalten eines Menschen zu einer einzigen Zahl komprimiert und dann mit dem entsprechenden Schwellenwert verglichen. Jedoch ist hier zu beachten, wie dieser Schwellenwert, den alle für eine Belohnung bzw. Prämie erreichen sollen, zusammengesetzt ist. Denn dieser Schwellenwert wird auch nur durch verschiedene Algorithmen berechnet.
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Durch das Beispiel der AOK Plus wird das Pay as you live Programm nochmals besser verdeutlicht.
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Datensouveränität
Um die Datensouveränität zu erläutern, muss der Begriff an sich erstmal verstanden werden. Daten sind Informationseinheiten, sie können die verschiedensten Formen annehmen, so könne sie als Text, Video, Bild und vielem mehr vorkommen. Daten können so Informationen in aggregierter Form liefern. So können Daten eben auch gesammelt werden, um das individuelle Krankheitsrisiko verschiedener Menschen zu bestimmen. Souveränität kommt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie „Unabhängigkeit“, es meint, dass Menschen selbst über Dinge entscheiden können. Man könnte sagen, der Begriff meint die Kontrolle der Menschen über ihre Daten. Es soll kontrollierbar sein, wer auf die Daten Zugriff hat und wieso diese Person die Daten benötigt. Die Datensouveränität umfasst insgesamt mehrere Aspekte: Die Normativität, was meint, dass datenverarbeitende Technologien und deren Anwendung so gestaltet werden, dass die Akteure die Möglichkeit auf Datensouveränität haben. Zudem der Individualfokus, welcher meint, dass sowohl Individuen, wie auch Kollektive und Organisationen datensouverän sein können. Der Grundrechtsbezug legt den Anspruch dar, dass Datensouveränität genauso wie die Souveränität eingefordert, zugesprochen, anerkannt und kritisiert werden kann. Der nächste Aspekt, die Kontrollierbarkeit, meint, dass Individuen gemäß ihren Präferenzen Daten teilen und für die weitere Datenverarbeitung weitergeben können. Zudem kommt der Aspekt der Multidimensionalität welcher meint, dass die Datensouveränität der Individuen von einer ganzen Reihe Governance-Mechanismen abhängt, die im Verlauf auf vier Ebenen behandelt werden.
Bei Daten, die von medizinischer Relevanz gekennzeichnet sind, handelt es sich um besonders sensible Daten, bei denen es während der Verarbeitung zu verengten Freiheitsräumen kommen kann. Gerade bei Gesundheitsdaten kann daher die Anforderung bestehen, dass diese vor Zugriffen geschützt werden. Jedoch hat Datensouveränität nicht nur negative Aspekte, wie den Schutz der Persönlichkeitsrechte oder der Freiheitsvollzüge. Nein, ferner bietet es die Möglichkeit, Daten für andere verfügbar und einsehbar zu machen. Um Datensouveränität zu erreichen sind zwei Punkte wichtig, zum einen die Datentransparenz. Die Menschen müssen wissen und verstehen wozu und von wem ihre Daten verwendet und verarbeitet werden. Viel zu vielen Menschen, fehlt das Wissen darüber, was mit ihren Daten passiert und dass diese an Dritte weitergeleitet werden können. Zusätzlich wird eine Datenkontrolle erforderlich, es muss selbstbestimmt entschieden werden, ob einer Verarbeitung der Daten zugestimmt wird. Rechtlich sind wir Menschen dazu befähigt diese Entscheidung selbst zu treffen und zudem einer Korrektur oder Löschung der Daten anzufordern. Datensouveränität spielt besonders im Zeitalter der Digitalisierung und der Entwicklung von Big-Data eine wesentliche Rolle. Nutzer sollen über ihre personenbezogenen Daten selbst entscheiden können und Einfluss darauf haben, was mit ihnen passiert. Man könnte bei der Datensouveränität also von einer informellen Selbstbestimmung sprechen, die durch die Digitalisierung eine wichtige Position bekommt.
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Konflikte
Betrachtet man PAYL in Bezug auf Konflikte, so zeigen sich drei verschiedene Ebenen. Einmal aus Sicht des Individuums, aus sich der Organisation sowie der Gesellschaft.
Auch die Konflikte lassen sich in drei Kategorien einteilen. Die Wertekonflikte, Interessenkonflikte und Wissenskonflikte.
Auf gesellschaftlicher Ebene lassen sich vor allem Wertekonflikte erkennen. PAYL scheint aus gesellschaftlicher Sicht ökologisch bedenklich und fördert die Entsolidarisierung. Außerdem blendet PAYL die gesellschaftliche Verantwortung aus und legt somit zu viel Wert auf die individuelle Verantwortung. Somit besteht das Risiko, dass PAYL zum Zwang wird und eine Vorstellung vom richtigen Verhalten etabliert. Im Gegensatz könnte PAYL aber auch die Versorgungsforschung optimieren und trotzdem durch die persönliche Gesundheitserhaltung die Solidarität fördern. Als Wissenskonflikt stehen das Senken und Erzeugen der Gesundheitskosten einander gegenüber.
Zwischen der Gesellschaft und der Organisation steht der Wertekonflikt, dass PAYL als Tarif rechtlich nicht möglich ist.
Bei der Organisation überwiegen die Interessenskonflikte. Zum einen kann PAYL eine Risikoselektion ermöglichen und ist eigentlich nur Kundenbindung beziehungsweise -werbung, was aber gleichzeitig auch ein Potential sein kann. Dennoch ist PAYL ein Trend der die Menschen zum Handeln zwingt.
In Bezug auf die Krankenversicherung steht ein Interessenskonflikt und ein Wertkonflikt im Raum. Die Krankenversicherung bekommt die Möglichkeit die Rolle als Lebensbegleiter anzunehmen und sie könnte eine Feedback-Funktion ermöglichen.
Auch zwischen Organisation und Individuum stehen Konflikte. Zum einen, dass PAYL datenschutzkonform umgesetzt wird und zum anderen der Wissenskonflikt, dass PAYL evaluiert ist und präventiv wirkt.
Auf der anderen Seite stehen für das Individuum die Wertekonflikte im Raum, dass PAYL den Datenschutz gefährdet, es junge und gesunde Menschen bevorzugt und somit keinen vulnerablen Zugang ermöglicht. Außerdem entsteht durch PAYL ein Leistungsdruck und das Körperbewusstsein wird minimiert. Dagegen wird aber gezeigt, dass sich PAYL personalisieren lässt, damit niemand ausgeschlossen wird und dass die Prognosefähigkeit sowie die Früherkennung verbessert wird.
Hierzu gehören dann auch die Wissenskonflikte, dass PAYL präventiv wirkt, die Gesundheitskompetenz erhöht und zu gesünderem Verhalten motiviert. Auf der anderen Seite wird aber auch dagegen argumentiert.
Als Interessenkonflikt auf individueller Ebene steht das Geld sparen für die Versicherten.
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Abschließend wird nochmals ein Blick auf die Leitfrage: "Gefährden Bonusprogramme der Krankenversicherungen die Solidarität der Versicherten?", zurück.
Bonusprogramme wie PAYL gefährden die Solidarität deutscher Krankenversicherungen, besonders natürlich in der GKV. Hier spielt die Solidarität eine viel wichtigere Rolle und gehört zu den Grundprinzipien der gesetzlichen Krankenversicherung, hier wird auf die Solidarität der Versicherten gebaut. Die Gesunden zahlen hier quasi für die Kranken, egal wie hoch der Beitrag ist, jeder hat den gleichen Anspruch auf Versorgung im Bedarfsfall.
Aber wenn nun jeder nur noch seinen individuell für ihn ausgerechneten Beitrag zahlt, sollte dann nicht jeder nur dieses Geld für sich zur Verfügung haben? Wieso sollte dann ein gesunder Mensch, der seine Beiträge zahlt, akzeptieren, dass diese auch für andere Menschen ausgegeben werden, die nichts für ihre Gesundheit tun? Würde das nicht auch auf Dauer dazu führen, dass KK ihre gesunden Versicherten, die viele Punkte sammeln, wenn auch unbewusst, denjenigen die nichts für ihre Gesundheit tun vorziehen? Bei dem Gedanken der Solidarisierung geht es ja gerade darum, dass jeder seine Beiträge zahlt und diese an die Menschen verteilt werden, die gerade krank sind und das Geld für Behandlungen benötigen, dass jeder unabhängig von Beitragshöhe, das Recht auf angemessene Versorgung und Behandlung hat, da jeder mal auf diese Hilfe angewiesen werden sein kann. PAYL Systeme implizieren nun aber, dass dieses Risiko genaustens berechnet zu sein scheint? Das Schritte sammeln, nicht Rauchen, viel Bewegung und Vorsorgeprogramme, so sicher dazu führen, dass man nicht mehr krank wird und daher weniger Geld bezahlen kann.
Ebenso könnte es die Versicherten Gemeinschaft spalten, in diejenigen, die ihre Daten offenlegen und an den PAYL-System teilnehmen und denjenigen, die ihre Daten nicht preisgeben wollen und das PAYL-System daher ablehnen. Dies könnte zu Misstrauen führen, Misstrauen zwischen Versicherten und Misstrauen zwischen KK und ihren Versicherten.
Irgendwie baut die Solidarität ja darauf auf, nicht zu wissen, wie andere mit ihrem Leben umgehen. Nicht zu wissen, wie hoch die Beiträge bei Rauchern sind, oder bei Menschen, die sich nicht ausreichend bewegen. Es baut darauf, dass jeden ein Schicksaalschlag treffen kann und jeder eben soviel zahlt, wie er gerade kann. Wenn nun aber der Anschein erweckt wird, Gesundheitsbewusste Menschen können weniger zahlen, hinterfrage ich dann nicht das gesamte System, wenn ich genau weiß, wie viel mein Leben und meine Gesundheitsversorgung kosten soll, warum zahle ich dann an eine Krankenkasse? Wenn ich doch genau weiß, wie viel Geld ich benötige, und dass ich somit nie auf die Hilfe anderer angewiesen sein werde, warum zahle ich dann in einen gemeinsamen Fond? Hinterfrage ich dann nicht auch, warum ich die letzten Jahre meinen rauchenden, Fast Food essenden, faulen Nachbarn, der alle paar Monate wieder im Krankenhaus landet, mitfinanziert habe? Sehe ich mich als gesundheitsbewussten Menschen dann nicht als etwas Besseres?
Die soziale Verantwortung wird reduziert und die individuelle Verantwortung nimmt zu, schwächt das nicht nahezu automatisch die Solidarität anderen gegenüber?
Dies führt unserer Meinung nach ganz klar zu einer Entsolidarisierung in der Gemeinschaft der GKV und so braucht man sich nicht wundern, wenn es irgendwann tatsächlich heißt: Raucher- Nein Danke!
Literaturverzeichnis
Hummel, P.; Braun, M.; Augsberg, S.; Von Ulmenstein U.; Dabrock, P. (2021): Datensouveränität, Governance-Ansätze für den Gesundheitsbereich. Wiesbaden: Springer.
Selke, S. et al. (2021): Zwischen Gesundheitsoptimierung und Erosion der Solidarität, Pay-as-you-live-Tarife (PAYL) im Gesundheitswesen. Zugluft, 2, 1-55.
Wulf, N.; · Betz, S. (2021):Daten-Ökosysteme wider Willen: Herausforderungen des Pay-as-you-live-Geschäftsmodells im Kontext deutscher Krankenversicherungen. springer, 58, 494-506.
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techniktagebuch · 6 years ago
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Seit 2017
Leben mit der Apple Watch
Seit 2017 besitze ich eine Apple Watch Series 2 und trage sie seitdem fast immer. Die Watch verdrängt keine andere Uhr, ich hatte schon viele Jahre keine Armbanduhr mehr, ich kenne aber eine Person, die ihre schöne und teure Breitling seit Besitz einer Apple Watch kaum noch trägt.
Ohne iPhone ist die Apple Watch nutzlos, sie funktioniert nur in Kombination. Die Konfiguration erfolgt über das iPhone, die Geräte müssen aber nicht zu jeder Zeit verbunden sein. Die Kommunikation kann über Bluetooth und über WLan erfolgen.
Der Akku hält je nach Nutzung 15 Stunden, wenn ich sie während des Duschens nochmal auflade, bis zu 24 Stunden. Ich trage die Watch gerne nachts, weil die Schlafanalyse-App Autosleep dann die genausten Ergebnisse liefert. Außerdem kann man sie so als Wecker benutzen.
Ich habe die Watch so konfiguriert, dass alle Benachrichtigungen, die am iPhone erscheinen, auch auf der Watch erscheinen. Es gibt unterschiedliche Vibrationsmuster für Kalender-Erinnerunngen, iMessage-Nachrichten (und SMS) und andere Benachrichtigungen – ich kann also ohne auf die Uhr zu schauen schon fühlen, von welcher Art die Benachrichtigung ist. Ich dachte im Vorfeld, dass ich dadurch mehr selektiere und seltener aufs Handy schaue, das hat sich allerdings für mich kaum bewahrheitet.
Die Interaktion mit der Watch geschieht hauptsächlich durch Sprachsteuerung. Ich habe Siri vorher am iPhone nie benutzt, weil ich keinen Vorteil und den Nachteil der Albernheit des in das Handy Sprechens sah, bei der Apple Watch ist es allerdings sinnvoll. Es ist möglich, per Spracherkennung auf Nachrichten zu antworten, was ich allerdings nie mache. Hauptsächlich nutze ich Siri für «Timer 2 Minuten» für meinen Tee, außerdem die unwahrscheinlich praktische Erinnerungsfunktion für «Erinnere mich heute Abend um 19:30 an Wäsche aufhängen» oder dergleichen. Die Möglichkeit, Erinnerungen in mein Handgelenk zu sprechen und sie dort auch zu gezeigt zu bekommen, ist im Alltag für mich eine echte Bereicherung.
Beworben wurde die Watch von Anfang an als Fitness-Helfer und einige Funktionen sind auf einen Gedanken der Sportlichkeit ausgerichtet. Die Watch kann den Puls optisch (und wenn das Armband fest genug ist, auch ziemlich genau) messen, außerdem erkennt sie Bewegungen in alle Richtungen. Anhand des Pulses und der Bewegungen berechnet sie den Aktivitäts-Kalorien-Verbrauch, zählt die Minuten, in denen man trainiert (Phasen erhöhter Herzfrequenz) und die Stunden, in denen man mindestens 5 Minuten gestanden hat (das Erkennen von Hinsetzen und Aufstehen funktioniert allerdings nicht immer genau). Kern der Fitness-Funktion der Watch sind die Aktivitätsringe – ein roter Ring für Aktivitäts-Kalorien, ein grüner Ring für Trainingsminuten und ein blauer Ring für Stunden, in denen man gestanden hat. Jeden Tag werde ich ermuntert, die Ringe zu schließen, bekomme Auszeichnungen für verschiedenste Leistungen und werde im Zweifel (oft sonntags) erinnert, dass ich mich normalerweise um diese Zeit schon mehr bewegt hätte. Es ist möglich, den Bewegungsfortschritt mit Freunden zu teilen, die ebenfalls die Watch haben, ich habe das mit meinem Freund aktiviert. Für jedes absolvierte Training von ihm bekomme ich eine Mitteilung auf die Uhr, außerdem sehe ich seine Ringe. Alle Daten sind über die «Aktivitäten»-App am iPhone einsehbar.
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Oben: Bewegungsringe und detaillierte Aufzeichnungen der Aktivitäts-Kalorien. Unten links: Details zu einem «Schwimm-Training», Unten rechts: Schlafanalyse mit AutoSleep.
In der Trainingsfunktion trackt die Watch Fortschritt und Kalorienverbrauch verschiedener Sportarten – ich habe Joggen, Fahrradfahren und Schwimmen bereits benutzt. Beim Joggen und Fahrradfahren werden unter anderem Puls, Geschwindigkeit und die Strecke durch das eingebaute GPS aufgezeichnet, beim Schwimmen werden – nach voreingestellter Beckenlänge – sehr präzise der Schwimmstil (Rücken / Brust) und die Anzahl der Bahnen aufgezeichnet. Ich lasse die Watch auch kurze Strecken mit dem Fahrrad aufzeichnen, weil ich mich über quantifizierte Bewegung freue.
Ich habe noch nie mit der Watch telefoniert (was die Series 2 nur in Kombination mit dem Handy kann, die Series 3 allerdings auch ohne), aber ich telefoniere generell selten. Die Pokémon-Go-Watch-App war beim ersten Ausprobieren so schlecht, dass ich es seitdem nicht mehr versucht habe. Die Watch erkennt automatisch und sehr gut, wann ich den Arm so hebe, dass ich auf die Uhr schauen will, nur im Bett leuchtet sie mir manchmal ungefragt ins Gesicht, das kann man aber mit dem Theater-Modus unterbinden. Es gibt verschiedene «Zifferblätter» zur Auswahl, von einfachen Zeiger-Uhr-Imitationen bis zum von mir benutzten Siri-Watchface, auf dem kommende Termine, die Uhrzeit, Timer und Wecker und andere, von der künstlichen Intelligenz hinter Siri ausgewählte Dinge angezeigt werden.
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Das Siri-«Watchface»
Dass ich alle Termine, Erinnerungen, Timer und Wecker auf einen Blick sehe, finde ich sehr praktisch. Ich würde nicht behaupten, dass ich die Apple Watch brauche, aber sie macht viele Dinge einfacher, und manche Dinge (hauptsächlich Sport) interessanter.
(Franz Scherer)
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agwtechnikundgesellschaft · 4 years ago
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Metrische Kulturen
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Was sind Metrische Kulturen?
Hierzu finden Sie Essays zu folgenden Themen in diesem Blog:
Das Körperoptimum – Antriebe zur physischen Selbstoptimierung durch digitale Selbstvermessung und ihre Auswirkungen auf die Lebensqualität der Menschen
Körper als Kapital – Vom gesunden Körper zum perfekten Schönheitsideal
Ambivalente Technologien und deren Wirkung auf partnerschaftliche Beziehungen
Risikoversicherungen – Zusicherung für Schutz in kritischen Lebenslagen
Den Straftaten auf der Datenspur - Digitale Revolution in der öffentlichen Sicherheit durch Predictive Policing
Fake News - Die neue Wahrheit
Eroberung der Medizin durch KI
Gesellschaftliche Implikation und ethische Aspekte von KI am Beispiel des autonomen Fahrens
KI-basierte Erinnerungssysteme - Die Zukunft unserer Vergangenheit
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agw-metrische-kulturen · 3 years ago
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Selbstvermessungssysteme und der Drang der Menschheit
Wir schreiben das 21. Jahrhundert. Handys, Smartwatches, Fitnesstracker und Social Media gehören zu unseren Alltag und sind nicht mehr wegzudenken. Aber warum? Hast du dich schon einmal gefragt, warum viele Menschen so versessen sind, ihren täglichen Kalorienverbrauch auf einer Uhr abzulesen oder zu wissen, wie lange sie letzte Nacht geschlafen haben?  
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Die Antwort klingt scheinbar einfach. Wir wollen uns, ob bewusst oder unbewusst, damit selbst vermessen. Wir halten ständig und überall unsere Aktivitäten und Ereignis fest. Sei es, dass wir unsere monatlichen Einnahmen und Ausgaben, sowie täglich unser Gewicht und unsere Nahrung tracken. Wir sehnen uns nach messbaren Bestätigungen. Wir wollen diese immer wieder miteinander vergleichen, um daraufhin verschiedene Einsichten zu erhalten, die wir dazu nutzen können, unser Verhalten zu steuern und unsere Lebensgewohnheiten zu verbessern. Wir Menschen haben einen natürlichen Drang immer die beste Version von uns selbst zu sein, wir wollen immer 100% erreichen.
Auch in der Antike spielte die Selbstvermessung bereits eine große Rolle. So sagte Sokrates einst 
„Jeder beobachte sich selber und notiere, welche Nahrung, welches Getränk, welche Übung ihm guttut und wie er sie nehmen muss, um die Gesundheit am besten zu erhalten.“
Kann die digitale Selbstvermessung uns Menschen jetzt tatsächlich optimieren oder ist dies lediglich eine Wunschvorstellung?
Aus soziologischer Perspektive haben die Selbstvermessung und der Wunsch nach der eigenen Optimierung einen Einfluss darauf, wie wir unseren Körper und uns als Mensch begreifen. Gesellschaftliche Normen und Werte wandeln sich stetig durch einflussreiche Technologien. So wandeln sich auch unsere Ansprüche und das normative Bild unseres Gesundheits- und Körpermanagements über die Zeit.  
Trend der Zukunft?
Über die Jahre hinweg haben sich Selbstvermessungs-Systeme ständig weiterentwickelt, sowie die Sichtweise von uns Menschen auf diese Geräte. Beinahe täglich hört oder liest man von neuen Self-Tracking-Gadgets, die auf den Markt kommen und vermeintlich besser als die Vorgänger sind.  
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Die Nutzer dieser Geräte können ihre ohne bewusstes zutuen gesammelten Körperdaten beobachten, mit Bekannten oder Unbekannten vergleichen und das eigene Verhalten bei Bedarf korrigieren.  
Ein Wettbewerb entsteht. Wer hat in der kurzen Zeit mehr abgenommen? Wer kann die 5 km schneller zurücklegen? Wer trinkt mehr Wasser? Dieser Wettbewerb wird von Nutzern oftmals als Motivation und Ansporn gesehen, andererseits kann dieser Wettbewerb auch negative Auswirkungen haben.
Mögliche Gefahr?!
Selbstvermessung und Selbstinszenierung gehören irgendwie zusammen. Sobald man stolz auf seine erreichten Fortschritte ist, so wird dies heutzutage direkt auf Social Media geteilt.
In Zeiten, in denen Personen des öffentlichen Lebens offen über Eingriffe am eigenen Körper sprechen und sich bei Schönheitsoperationen teilweise filmen lassen, ist auch das Updaten des eigenen Abnehm - Prozesses auf Social Media Alltag geworden. Der Körper ist eine Projektionsfläche, die der Darstellung gesellschaftlicher Strukturen dient. Hier kann Selbstvermessung schnell zur Selbstoptimierung werden und teilweise auch in eine krankhafte Richtung gehen, bei dem der eigene Körper an den Rand der Verkraftbarkeit getrieben wird. Die Ernährung, der Schlaf und die Bewegung werden aufs genaueste getrackt, um ja keine Abweichung zu erhalten, um ja das gewünschte Ziel zu erreichen. Und zwar auf direktem Weg nicht mit Umwegen. Das Gefühl der Unzufriedenheit mit sich und seiner Leistung ist immens.  
Diese persönlichen Vergleiche auf Social Media, die eigentlich unsinnig sind, da man sich mit einer inszenierten Person vergleicht, führen vor allem bei jungen Leuten zu einem Wettbewerbs Verhalten. “Diese junge Frau auf Instagram hat aber so eine schöne schmale Taille, die will ich auch haben”. Ein falsches Körperbild und ein falscher Lebensstil werden vermittelt und führen langfristig zu einer zwanghaften Selbstvermessung.
Denn das eigentliche Ziel der Selbstvermessung, ist es den eigenen Körper besser kennenzulernen und zu verstehen. Bei vielen führt dies letztlich zu einem Drang, den Körper immer stärker zu optimieren. Er wird letztlich nur noch als Objekt wahrgenommen, welches bearbeitet wird. Vom ursprünglichen Ziel, den eigenen Körper besser kennenzulernen, entfernt man sich damit immer weiter. Eine Entfremdung und eine verschobene Selbstwahrnehmung sind das Resultat. So kann Tracking schnell als Belastung verbunden werden mit Versagensängsten, Frustration, Druck (z.B., dass die Daten beeindruckende Fakten über sich selbst beinhalten müssen, sowie Vergleichsdruck mit anderen) oder Scham, zum Beispiel, wenn andere Nutzer die schlechten Werte sehen oder auch die Selbstvermessung misslingt.
Das nicht-Erreichen von gesetzten Zielen, kann so zur persönlichen Überforderung führen. Die Fülle an verschiedensten Daten, Tracking- Optionen, Interpretationsmöglichkeiten begünstigen dies. Der angestrebte Erkenntnisgewinn kann sich vor allem negativ auswirken, wenn die Daten nicht verstanden werden oder verwirrend sind.  Leistungsdruck, ein schlechtes Gewissen (zum Beispiel bei nicht erreichten Zielen oder ungetrackter Aktivitäten), und ein gefühlter Kontrollverlust an ein technisches Gerät können Ursachen von Stress sein.  Manche Nutzer haben diesbezüglich Angst als schwach angesehen zu werden, weil sie auf ein technisches Gerät eingewiesen sind, um ihren Körper zu disziplinieren und optimieren. Erinnerungen und Reminder die den Nutzer motivieren und daran erinnern sollen ihre Daten zu erfassen können als nervig wahrgenommen werden und demotivierend wirken. Selbsthass sind ebenfalls Risiken misslungener Selbstvermessung.
Kann die digitale Selbstvermessung uns Menschen nun tatsächlich optimieren oder ist dies lediglich eine Wunschvorstellung?
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Es lässt sich unserer Meinung nachsagen, dass das „Tracken“ eigener körperlicher Leistungen als Ergänzung zu einem gesunden Lifestyle ertragreich sein kann oder auch einfach als Hobby Freude bereiten kann. Es ist jedoch wichtig, sich der Risiken bewusst zu sein.  
In einem gewissen Maß denken wir, dass die Selbstvermessung die Menschen optimieren kann, jedoch die Grenze zwischen spannender Selbstoptimierung und dem kleinlichen Dokumentieren sämtlicher Körperdaten oft sehr schmal ist und gefährlich sein kann. Es kommt auf den Menschen an sich an! Nicht jeder Mensch ist gleich, so kann auch die Selbstvermessung und Selbstoptimierung bei einem Menschen gelingen, aber beim nächsten lediglich eine Wunschvorstellung sein.
Schauen wir einmal wie es in den kommenden Jahren noch wird oder welche Trends da den Vormarsch machen werden.
Quellen
Duttweiler, Stefanie/Robert Gugutzer/Jan-Hendrick Passoth et al. (2016) (Hg.), Leben nach Zahlen. Self-Tracking als Optimierungsprojekt? Bielefeld: transcript.
Fenner, D. (2020): Bundeszentrale für politische Bildung – Selbstoptimierung, [online] http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/311818/selbstoptimierun
Selke, S. (2014): Lifelogging, Wie die digitale Selbstvermessung unsere Gesellschaft verändert. Berlin: ECONSelke, S. (2016) (Hg.), Lifelogging. Digitale Selbstvermessung und Lebensprotokollierung zwischen disruptiver Technologie und kulturellem Wandel. Wiesbaden: Springer VS.
Heyen, N.B. (2016): Digitale Selbstvermessung und Quantified Self: Potenziale, Risiken und Handlungsoptionen. Karlsruhe. Frauenhofer ISI. 
Hellmuth, K. (2021) Öko-sozial – Digitale Selbstvermessung: Was bringen Apps und Fitnesstracker? [online] https://www.waschbaer.de/magazin/digitale-selbstvermessung/
Ein Blogeintrag von Josie G. und Louisa S.
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surveycircle · 5 years ago
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New on my Pinterest: New Studies @SurveyCircle http://bit.ly/2De7Qh7 : Teilnehmer für Online-Studie gesucht! Thema: "Studie über den Zusammenhang zwischen Körperbild und Mediennutzung" http://bit.ly/2AyRjFP via @SurveyCircle #instagram #selftracking #körperbild #mediennutzung #selbstvermessung #studie #umfrage #surveycircle http://bit.ly/2Qcq7Hr #SurveyCircle #Research #Survey #Study #CallForParticipants #Participants #Respondents | Participate now: http://bit.ly/2I6kEve
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heart-like-a-lion · 6 years ago
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Wearable: Apple Watch soll bald Schlaftracking beherrschen
Die Apple Watch wird zunehmend als Gesundheits- und Fitnessgerät positioniert. Zur Selbstvermessung soll bald auch eine Schlafaufzeichnungsfunktion kommen. (Apple Watch, Mobil) from Golem.de - Mobile Computing https://ift.tt/2IG0afq via IFTTT
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metrischekulturen · 2 years ago
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Metriken im Sport
Phase 1
Wie werden sportliche Leistungen gemessen und warum?  
Egal welche Leistung im Sport erbracht wird, kommt es bei einer Bewertung dieser Leistung immer zu einem Leistungsvergleich, also einem Bezug zu anderen Vergleichsleistungen. Man wird mit seinen „Peers“ verglichen, es werden unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, sowie Männer und Frauen erstellt. Leistungen können unter anderem in Zentimetern gemessen werden, in Gramm, Sekunden oder Häufigkeiten, sowie vielen weiteren Einheiten. Zusätzlich können sie durch Wertungsrichter beurteilt werden, dieser kann hinzugezogen werden, wenn es beispielsweise um eine ästhetische Ausführung geht. Die verschiedenen Formen des Wertens sind durch den Wettkampf entstanden, jedoch nicht nur für den Wettkampfsport allein.  
Da bei manchen Sportarten in Gramm oder Sekunden gewertet wird, ist äußerte Genauigkeit bei der Aufnahme der sportlichen Leistungen notwendig. Dafür sind bestimmte technische Hilfsmittel notwendig. Eine zuverlässige und dazu noch kostengünstige Messungsmethode stellt vor allem die Videoerfassung im digitalen Zeitalter dar. Denn die die Technologie der Videoerfassung ist bereits so fortschrittlich, dass sie auch für extreme Situationen geeignet ist und mehrere Kameras miteinander synchronisiert werden können.  
Ein weiteres Beispiel für eine häufig verwendete Dokumentation von Leistungen ist das Bildbasierte Objekttracking. Welches dazu dient, Bewegungssequenzen über einen längeren Zeitraum hinweg zu analysieren. Dies wird mithilfe von verschiedenen Sensoren einer Kamera, Laserscanner oder aber einem Ultraschallsensor getrackt.  
Für die Analyse und der Bewertung der Ergebnisse sind jedoch in den meisten Fällen die Kenntnisse und Fähigkeiten eines Experten wichtig, der Auskunft über eine genaue Wertung geben kann. Jedoch kann es im Spitzensport herausfordernd sein, zwischen minimalen Unterschieden eine Entscheidung zu treffen.  
Doch nicht nur im Spitzensport kommt es zum Einsatz von technischer Assistenz, sondern auch zunehmend im Breitensport und im Alltag von Personen. So haben die meisten Smartphones eine App auf dem Handy, die die Schritte von den Nutzern misst, Fitnessapps, in denen man die Gewichte und Wiederholungen eintragen kann, oder Wattzähler in Fahrradpedalen.  
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Phase 2
Warum treibe ich Sport?
Von Tracking bis zur Selbstoptimierung; Treiben Sportler diesen Trend zu sehr auf die Spitze?! 
Der Sport als ideales Handlungsfeld der Vermessung eigener Daten zur ständigen Verbesserung und Selbstoptimierung. Eine konsistente Selbstvermessung erscheint bereits als „normal“ und sportliche Lebensführung ohne Self-Tracking kaum noch denkbar. Es stellt sich die Frage, ob sich Sport als einen Gesellschaftsbereich definieren lässt, in dem durch forciertes Self-Tracking allgemeine Tendenzen zur Spitze getrieben werden. Findet eine Verobjektivierung des eignen Körpers oder gar der Entwicklung eines nazistisch instrumentellen Selbstverständnisses, als Resultat neoliberaler Anforderungen der Leistungsgesellschaft statt?! 
Die Mehrheit der Selftracker konzentriert sich lediglich auf einzelne Parameter, wie den Blutdruck und Blutzucker, zum Erhalt der Gesundheit oder der Beobachtung der als problematisch erachteten Verhaltensweisen. Es ist jedoch auch zu beobachten, dass Manipulation mit den eignes eingesetzten Selftracker betrieben wird. Die erhobenen Daten werden bewusst ausgewählt, sodass oftmals deprimierendes suspendiert wird und nicht wünschenswertes einfach nicht gemessen wird. Neben dem Prozess der eignen Selbsttäuschung lassen viele Nutzer nach gewisser Zeit aus diversen Gründen die Vermessungspraxis fallen, sodass Self-Tracking Praktiken eine sehr schlechte Nachhaltigkeit genießen. Nur die Hälfte derer, die einen Activity oder Fitness Tracker gekauft haben nutzt ihn immer noch. Im Sport werden seit jeher Körperdaten gesammelt zur Verbesserung und Optimierung sportlicher Leistung eingesetzt. Es handelt sich also um keine qualitative Neuentwicklung. Jedoch ist im breiten und Freizeitsport und Gesundheitssport ein struktureller Wandel entstanden. Durch Apps wie Runtastic und Co. erfährt der Amateurspor einen Professionalisierungsschub, sodass es auch normalen Durchschnittssportlern möglich ist auf einfache technische weise quasi professionelles Training zu erhalten. Die eingesetzten Geräte werden zum Personal Coach und es werden ganz individuelle Trainingspläne erstellt. Self-Tracking ermöglicht ein noch zielgerichteteres, noch effizienteres und noch optimaleres, auf sich persönlich abgestimmtes Training zu gestalten. Smarte Technologien können einen Beitrag dazu leisten Menschen, die bisher dem Sport fernblieben, in den Sport zu integrieren, sie zu motivieren und den eigenen Schweinehund zu überwinden.  
Laut Sportwiussenschaftsstudent:innen der Uni Frankfurt gilt die Messung der Körperdaten nicht ausschließlich der Leistungssteigerung, dem sportlichen Rekordstreben oder der Körper und Selbstoptimierung. Die berufliche Anstellung, das Bestreben nach Selbstständigkeit, sowie das Wetteifern wurden als Beweggründe genannt. Die Vermessungspraktiken tragen ebenfalls zu einer Erhöhung des eigenen körperlichen Kapitals bei. Dies kann und soll zu außersportlichen Renditen führen, so die Studierenden. Gemeint sind damit besondere berufliche Chancen, eine Transformation in ein besseres soziales ökonomisches Kapital, oder das sichtbar machen der sportlichen Leistung. Letzteres stehe im Fokus und wird erst dadurch individuell und sozial relevant. Bezogen auf die Vermessung bedeutet das, dass eine Überführung von Flüchtigem (Training) in Handfestes (Aufzeichnungen) stattfindet. Die Vermessungstaktik als Praktik der Selbstberuhigung; man habe etwas wichtiges für sich und seine Zukunft getan. Zentral erscheint die Auseinandersetzung und Frage mit der eigenen Identität nicht nur als Sportler, sondern die Selbstverortung in einer Gesellschaft, die auf Anerkennung durch andere beruht. Somit wird ein eigener Zukunftsentwurf geschafften und es entsteht das Gefühl der einer eigenen Handlungsmacht.  
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Welche Rolle spielt der Leistungsdruck? Was für Emotionen spielen sich ab?  
Angst, Stress, Stressoren und Copingstrategien 
Emotionen, Stress und Coping beschreiben zentrale Themen in der Sportpsychologie. Die Differenzierung von Stressoren und deren Konsequenzen insbesondere in Bezug auf die Wettkampfangst stehen in Zusammenhang mit der individuellen kognitiven Bewertung. Demnach komme es vor allem auf die persönliche Interpretation des Sporttreibenden in der Situation an. Auch, wenn der Zusammenhang zwischen Emotionen und sportlicher Leistung nicht eindeutig zu bestimmen ist, wird durch vielfältige physiologische und kognitive Mechanismen die Bedeutsamkeit von der Kanalisation der Emotionen in eine gewünschte Richtung nahegelegt. Bei stetig steigender Einsetzung technischer Tracker und Unterstützungsmöglichkeiten, scheint es denkbar, neben der subjektiven Einschätzung von Stressoren auch objektivere Parameter heranziehen (z. B. Cortisol). 
Talent (be)werten, welche Rolle spielt Talent im Sport? 
Der Leistungssport beschreibt einen gesellschaftlichen Bereich, in dem Bewertungen eine zentrale Komponente ausmachen, basierend auf dem Prinzip formaler Chancengleichheit und Objektivität. Der Fokus liegt auf Leistungsunterschieden im öffentlichen Wettkampf. Jedoch finden bereits im Vorfeld Bewertungspraktiken wie Talentsichtungen statt, die oftmals zuallererst über die Möglichkeit einer Teilnahme an Wettkämpfen entscheiden. In diesem Kontext werden Diagnoseinstrumente zur Prognosen über potenzielle Leistungen erstellt. Aussagen über Leistungen beziehen dabei auf soziale Standards, also gesellschaftlich festgelegte Normen. Es wird nicht die Leistung gemessen, sondern die Kriterien für Leistung. Diese sind letztendlich nicht objektiv, sondern objektiviert und bilden ein System von sozialen Bewertungsstandards bilden. Hier gilt es zu wissen was für ein Talentverständnis im jeweiligen Bewertungskontext vorliegt. Talent kann demnach in der Sportwissenschaft sehr unterschiedlich konstruiert werden.  
Die Wichtigkeit der Begriffsklärung von Talent und Sportpraxis wir durch die enge Verzahnung von Forschung zu vermeintlichen Talentmerkmalen, aus welchen Bewertungsverfahren und eine bestimmte Ausrichtung der Förderung resultieren. Das Talentkonstrukt ist maßgeblich entscheidend für die unterschiedlichen Prüfungen und Testinstrumente, die für Bewertung der vermeintlichen Talentmerkmale eingesetzt werden. Basierend auf den Ergebnissen findet eine Selektion für Förderprogramme statt. Disziplinübergreifend vereinen alle Verfahren die implizite Annahme, dass sich Talent oder einzelne Talentmerkmale unabhängig von der konkreten Sportpraxis in isolierten Bewertungssituation zeigen und objektiv bewerten lassen. Kritik kommt von Sportpraktiker:innen, dass solchen standardisierten Bewertungsverfahren an der Sportpraxis vorbei designet wären. Talentforschung bestehe nicht aus einem Mangel an Analysen und theoriegeleiteten Berechnungsaufwänden, sondern darin, dass die behaupteten Fakten mit der sportbezogenen Realität nicht konfrontiert und an ihr evaluiert würden. 
Zunächst weisen Sichtungs-, Trainings- und Wettkampfpraktiken Überschneidungen bei den teleoaffektiven Strukturen auf: Im Training soll eine zukünftige Leistung entwickelt werden, die in der Sichtung bereits erkennbar sein und im Wettkampf schließlich erbracht werden soll. Diese Überschneidung führt jedoch erst durch die implizite Annahme der Formbarkeit von Talent und Leistung zu einer Verbindung der Praktiken im (Be)Wertungskontext.  
In den (Be)Wertungslogiken wird auch eine zeitliche Komponente erkennbar, da bisherige Erfahrung als auch die potenzielle Entwicklungsdauer bis zum Höchstleistungsalter in die (Be)Wertung von Talent mit einfließen. Die (Be)Wertungen erfolgen praktikengebunden, denn es werden diejenigen Teilnehmer:innen als mitspielfähig anerkannt, die ein Gespür für die praktiken- und Arrangement spezifische Anforderungen an ihre jeweilige Position aufweisen. Talent(merkmale) abstrakt zu bestimmen, erscheint jedoch als schwierig, da Talent in Abhängigkeit von den jeweiligen Trainings-, Wettkampf- und Sichtungspraktiken völlig unterschiedlich operationalisiert wird. Die Kontextbedingungen müssen dargelegt werden, um die als wertvoll erachteten Merkmale hinreichend bewerten zu können. Mit einem praxistheoretischen Ansatz wird der Kontext als eine entscheidende Einflussgröße beschrieben. Mit Hilfe von praxeografischen Arbeiten kann die praktikenspezifische Bewertungslogik aufgeschlüsselt werden, um darüber ein tiefergehendes Verständnis von den als relevant erachteten (Be)Wertungskategorien zu erlangen. 
Phase 3
Wettbewerb im Sport
Breitensport, mit zunehmendem Wettbewerbscharakter, die „ständige Olympiade“ und virtuelle Wettkampfgegner  
Wie ist es dazu gekommen? Wie hat sich das ausgeweitet? 
Das möglichst korrekte Erfassen von Bewegung in Zeit und Raum beschreibt ein zentrales Element moderner sportlicher Wettkämpfe. Angefangen beim Beispiel Messen von Zeiten auf Laufstrecken bis zur kombinierten Erfassung von Zeit und Raum bei Abseitsstellungen im Fußball. Der vielfältige Einsatz von technischen Hilfsmitteln in Kampf- und Schiedsgerichten im Sport ist keine Seltenheit mehr.  
Doch es bleibt fraglich, ob ein Mehr an Technik zu besseren Entscheidungen im Sport führt. Raum und Zeit, als entscheidende Faktoren für die Entwicklung des modernen sportlichen Wettkampfes. Der Gesellschaftliche Wandel und die Industrialisierung in England erlaubten die Durchführung von Wettbewerben, die mit zumeist Pferderennen ihren Anfang nahm, mit dem Ziel der Unterhaltung. Hintergrund und Motiv solcher Wettbewerbe war jedoch nicht die Unterhaltung allein, sondern ein damit verbundener ökonomischer Zweck. Das Gewinnstreben durch Wetten. Die Wetten auf Sieg, Zeit und Distanz trugen somit maßgeblich zur korrekten Erfassung von Leistung und der Entwicklung verbindlicher Regelwerke, sowie der Vereinheitlichung von Zeiterfassungen, Distanzen und Abmessungen bei. Technische Hilfsmittel waren damals meist Stoppuhren zur Zeitmessung. Dadurch konnten Leistungen in Wettkämpfen an unterschiedlichen Orten und zu verschiedenen Zeiten miteinander verglichen und Rekorde erfasst werden. Technische Hilfsmittel waren demnach von Anfang an mit einer großen Bedeutung für die Entwicklung des modernen sportlichen Wettkampfes verknüpft. Mittlerweile nimmt die korrekte Messung von Zeit und Raum in vielen Sportarten eine zentrale Rolle ein. Ein anschauliches Beispiel ist der 100-Meter-Lauf in der Leichtathletik. Die genaue Erfassung der Leistung führt nicht nur zur Rangfolge innerhalb eines Rennens, sondern dient auch dem Vergleich zwischen unterschiedlichen Rennen oder dem Aufzeigen historischer Rekorde. Heute werden Leistungen nicht mehr mit einer manuellen Stoppuhr, sondern durch elektronische Zeitmesssysteme gemessen, welche eine Messung auf die 0,001 Sekunden vornehmen kann. Jedoch können auch die präzisesten Zeitmesssysteme nur so gut sein können wie die eingesetzten Geräte. Verdeutlichen lässt sich das mit dem Touchpad am Beckenrand. Dieses wird durch einen Druckkontakt ausgelöst, sodass es zu Verzerrungen kommen kann, wenn ein Schwimmer weniger Druck auf das Pad auslöst. Es stellt sich die Frage wie solche Verzerrungen bei komplexeren technischen Vorgängen wie der Videotechnik oder dem Videoassistenten behoben werden können. In der Debatte um den Einsatz von Technologie und Videotechnik zur Erfassung von Raum und Zeit im sportlichen Wettkampf scheint das menschliche Urteil nicht den Wertungsanforderungen des modernen Sports und denen für sportliche Wettkämpfe gut genug zu sein. Demnach müssen Entscheidungen technisch überprüft werden, um glaubwürdig zu sein. Der radikale Ansatz die Regeln des Sports neu schreiben zu müssen bezieht eine bewusste Gegenposition zur aktuellen Entwicklung, bei der immer mehr technische Hilfsmittel in den sportlichen Wettkampf eingebaut werden. Im Beispiel der Zeitmessung, des händischen, reaktionsverzögerten Stoppen, soll die Technik eine objektiviertere Leistungserfassung ermöglichen. In die generelle Debatte zwischen Menschen und Technik muss die Rolle von Kampf- und Schiedsrichter:innen bei der möglichst präzisen Erfassung von Leistung mit einbezogen werden. 
Virtuelle Wettkampfgegner und -formen entstehen sowohl im Breiten als auch im Freizeitsport. Es werden Sportdaten ins Netz gespeist, um sie mit andren zu vergleichen, sodass es keinen realen „Lauf/Schwimm“ o.ä. gibt, sondern im Internet Referenzgrößen ersichtlich sind. In dem Zusammenhang ändern sich auch die Wettkampftrophäen. 
Die professionelle Leistungsdiagnostik, basierend auf einer Vielzahl von Daten ist mittlerweile auch bei ambitionierten Hobbysportlern zu sehen. Der Markt wird beinahe überflutet mit diversem technischem Equipment, um es jedem zu ermöglichen die eigenen Grenzen vermessen zu können. Ist also die Sammlung persönlicher Leistungsdaten längst selbst zu einem Sport geworden? Dem Hobbyathlet mag es reichen sein "Grundbedürfnis nach Autonomie und Kompetenz zu befriedigen.  
Meist werden die eigens Erhobenen Daten sofort im Internet publiziert. Anschließend kommt es in Communitys häufig zu Diskussion und Analyse des Veröffentlichten. Bei manchen Sportlern ersetzt die virtuelle Trainingsgruppe bereits den Lauftreff oder den Vereinssport. Messtechnik im Sport beschreibt kein Privileg mehr, da es jedem Hobbyathleten möglich ist mittels seines Smartphones das eigene Training selbst zu
Phase 4
Wechselwirkung Sport und Individuum
Bei vielen Menschen ist der Leistungsgedanke nachrangig. Vielmehr geht es um die Bewegung und Freude dabei. Das sich fit fühlen und frönen regelmäßig sportliche aktiv zu sein ohne Trainingsplan und Leistungsgedanken beschreit viele Hobbysportler. Es gibt viele Gründe, warum Menschen Sport treiben. Wer seine Leistung selbst misst, fühlt sich oft selbständiger und hat den Eindruck, seinen Körper kontrollieren zu können. Es entsteht eine neue Art der Selbsterfahrung. Das „gegen sich selbst antreten“ kann motivieren und Abwechslung bringen. Viele Faktoren spielen für das Erbringen und das Ziel des Erbringens sportlicher Leistung eine Rolle. Dies kann im sportlichen Wettbewerb oder dem Aufstellen persönlicher Bestleistungen gewidmet sein. Die Umwelt, soziale Faktoren, die Ernährung und Gesundheit, sowie die Psyche und Physis, als auch das Training und die Erholung und nicht zuletzt die genetischen Voraussetzungen gelten als Einflussfaktoren. In allen Bereichen spielt „Vermessung“ eine Rolle. Es geht darum die Situation so zu gestalten, dass eine optimale Leistung erreicht werden kann. Im sozialen zeigt sich dies vor allem in der Familie. Eine genaue Planung, wie die Vorbereitung auszusehen hat, mit genauen Absprachen, wann wichtige Ereignisse stattfinden, um am Tag X die bestmögliche Leistung vollbringen zu können. Somit kann das soziale Umfeld, seien es Freunde oder die Familie je nach Ausmaß von der sportlichen Betätigung beeinträchtigt sein. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Abkapselung oder gar soziale Isolation durch einen „Sportwahn“. Auch die Ernährung muss passgenau abgestimmt werden. Jedes Gramm an Protein, Kohlenhydraten und Fetten kann mittlerweile abgemessen werden. Auch die Frage, welche und wie viele Supplemente zu einer noch besseren sportlichen Leistung nötig sind können ambitionierte Sportler dabei beschäftigen. Funktioniert der eigenen Körper einmal nicht wie gewohnt nach Plan und die erwartetet Leistung kann nicht erbracht werden, kann das die mentale Verfassung durchaus beeinflussen. Die zu sehr zahlenfixierter Vorgehensweise beim Training geht dabei jedoch nicht automatisch mit einer höheren Effektivität einher. Die Rückmeldung des Körpers auf das Training gibt, sollte mehr als genauso wichtig wie die Ergebnisse des Messgeräts eingestuft werden. Die „Zahlensucht“ kann somit für manche gefährliche Auswirkungen haben. Zudem ist zu betonen, dass die Technik zwar Unterstützung leisten kann, aber keinen Trainer ersetzen kann, da sich die Qualität einer Bewegung nur durch die Augen eines Fachmanns bewerten lässt. Es scheint aber nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Aufgabe von moderner Messtechnik übernommen wird. Wie bereits erwähnt hat die Psyche einen großen Einfluss, auf das Erbringen sportlicher Leistung. Es kann jedoch auch zu einer Veränderung der mentalen Einstellung und kurzfristigen Verfassung führen, wenn sportliche Aktivität regelmäßig praktiziert wird.  Die Veränderung der Körperhaltung, Mimik und Gestik, hier vor allem in der mental angespannten Situation vor dem Wettkampf, ist möglicherweise ein Ergebnis. Eine generelle Stärkung des Selbstbewusstseins, sowie anderer Verhaltenskomponente von Emotionen werden verstärkt miteinbezogen und gezielt geschult. Das beobachtbare Verhalten des Sportlers hat vor allem im Leistungssport leistungsrelevante Konsequenzen sowohl für die Person selbst als auch für andere Personen, wie zum Beispiel Gegner oder Gegner:innen. Es stellt sich sodann die, ob eine solch starke Durchstrukturierung von Training und Erholung mit entsprechenden Do`s und Don´ts, sei es im Bereich der Ernährung oder Einschränkungen im sozialen Leben bereits als Vermessung des eigenen Lebens führt. Dem Leben in abgesteckten Bereichen gleichkommt. Im Zusammenhang mit Selftracking Praktiken zeigt sich jedoch keine Verdinglichung, sondern ein eher reflexiver Umgang mit aktueller Technologie. Ein entscheidender Grund, weshalb Selftracking Gadgets und Praktiken differenzierter und weniger wertend betrachtet werden sollten. 
Verfasst von Mieke Strobach und Luisa Putnik.
Quellen
Grundlagen von Sport und Sportwissenschaft (2022). Verfügbar unter: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-53404-5 (letzter Zugriff: 21 Januar 2023). 
Koch, R. (2018) ‘Prävention von Korruption und Manipulation im Sport’, in E. Hoven and M. Kubiciel (eds) Korruption im Sport. Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, pp. 165–174. Verfügbar unter: https://doi.org/10.5771/9783845289434-165. 
‘Leistung sportliche’ Sport A-Z. Verfügbar unter: https://spolex.de/lexikon/leistung-sportliche/ (letzter Zugriff: 25 November 2022). 
Pagani, A., Bailer, C. and Stricker, D. (2013) ‘Bildbasierte Messung und Analyse sportlicher Aktivitäten’, S. 11. 
Gugutzer, R. und Duttweiler, S. (2015) "Ich habe das Gefühl etwas Wichtiges für mich und meine Zukunft zu run." Self-Tracking im Sport - mehr als kurzfristige Selbstoptimierung? Verfügbar unter: https://www.uni-frankfurt.de/57462629/Gugutzer-Duttweiler_Self-Tracking-im-Sport.pdf. Letzter Zugriff: 19. Oktober 2022. 
DAK-Gesundheit (2022) Leistung messen und steigern. Verfügbar unter: https://www.dak.de/dak/fitwoch/leistung-messen-und-steigern-2547054.html. Letzter Zugriff: 10. November 2022. 
Eberle, L. und Peschke, S. (2012) Sportler messen ihre Leistung: Geringer Nutzen für das Training - DER SPIEGEL. Verfügbar unter: https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/sportler-messen-ihre-leistung-geringer-nutzen-fuer-das-training-a-827799.html. Letzter Zugriff: 26. Oktober 2022. 
Wache, H. (2013) Sportliche Leistung bei Läufern ++ Leistungsfaktoren, Laufen total Online-Trainingsbetreuung. Verfügbar unter: https://www.laufen-total.de/lauftraining/sportliche-leistung-faktoren/. Letzter Zugriff: 10. November 2022. 
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meeresfem · 8 years ago
Link
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Die Gesundheitswirtschaft gilt als der Wachstumsmarkt des 21. Jahrhunderts, Klinken wollen ihre Aktionäre mit einer guten Dividende zufrieden stellen. Allein in Deutschland werden insgesamt jährlich ca. 300 Mrd. Euro für das Gesundheitswesen ausgegeben. Gesundheit ist ein Geschäftsmodell und dabei spielt die elektronische Digitalisierung als wesentlicher Treiber der sog. Modernisierung eine zentrale Rolle.
In der Antike bedeutete Gesundheit das körperlich, seelisch und soziale Wohlbefinden, das auf Genuss im Hier und Jetzt ausgerichtet war. Heute dagegen ist Gesundheit auf Zukunft gerichtet und mit einem permanenten Abwehrkampf verknüpft. Das Jetzt wird durch das Zukünftige bedroht, die gesunde Brust wird amputiert, weil sie erkranken könnte. Gesundheit hat nichts mehr mit Wohlbefinden zu tun, sondern mit Abwesenheit von Krankheit und Krankheit ist normabweichend.
Wie stelle ich die Norm her? Der Mensch wird als numerisches Objekt betrachtet. Die permanente Selbstvermessung produziert Daten, die über die Statistik zur Schein-Normalität und darüber zu einem gravierenden Konformitätsdruck bei den Menschen führt. Es ist eine neoliberale Strategie, die die Verantwortung für Krankheit, Arbeitslosigkeit, Armut, verdreckte Luft in die Selbstsorge – du bist verantwortlich- verlagert. […]
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metrische-kulturen · 3 years ago
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Selbstoptimierung - Der Weg zu einem "besseren" ich
Problemdiagnose 
„Und lange vor den biotechnologischen Projekten, die seit geraumer Zeit forciert werden, ist der Krieg gegen die Zufälligkeit der Natur schon erklärt und mit den denkbar besten Absichten geführt worden“.
Dieses Zitat des Soziologen Michael Makropoulos beschreibt, wie weit der Trend zur Selbstoptimierung zurück reicht. Bereits in der Antike konnte man ein Streben nach Schönheit und der Erfüllung gesellschaftlicher Ideale beobachten, was nicht zuletzt durch die populäre Legende von Kleopatra, die um ihrer Schönheit willen, in Milch badet, deutlich wird. Auch die eigentliche Idee der Optimierung reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, da nach Michel Foucault die Menschen in der Zeit der Aufklärung ihre Freiheiten, aber eben auch die Disziplin entdeckten. Freiheit definiert Foucault hier als Autonomie gegen die Mächte der Tradition, man bestimmt also mehr über sich selbst als sich bestimmen zu lassen. Als Disziplin wird auch die Selbstdisziplin verstanden, welche sowohl mit positiven als auch negativen Erwartungen verbunden wurde.  
Im 18. Und 19. Jahrhundert, in der Zeit der Romantik, beschrieb der deutsche Schriftteller Novalis „Der Mensch soll ein vollkommenes und Totales Selbstwerckzeug seyn“ und seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gibt es immer mehr Möglichkeiten der Selbstoptimierung mit immer mehr Menschen die darauf Zugriff haben. Dies ist unter anderem auch dem gesteigerten Wohlstand vieler Länder geschuldet und bezieht sich eben nicht nur auf den Körper und das Selbst, sondern auch auf materielle Dinge wie das neuste Smartphone, das schnellste Auto, etc.  
Auch in der gegenwärtigen Zeit lässt sich ein Trend erkennen. In den Jahren von 2014 bis 2018 hat die Anzahl an chirurgischen Schönheitsoperationen weltweit um ca. 15% zugenommen, die Anzahl nicht chirurgischer Eingriffe wie Botox etc. um ca. 24,5%.  
Man erkennt, die Entwicklung des Menschen zielt in den letzten Jahren kontinuierlich auf die Verbesserung der eigenen Fähigkeiten, der produzierten Artefakte und eigenen Lebensumstände ab. Ein Bewusstsein dafür wurde vor allem von dem Soziologen Norbert Elias und dem Philosophen Michel Foucault geschaffen, welche mit ihren Untersuchungen "ein Bewusstsein dafür geschaffen haben, wie Selbstoptimierung und Selbstverwirklichung in der historischen Entwicklung eine zunehmende kulturelle Selbstdisziplinierung der Menschen westlicher Gesellschaften gründen."
Doch worin ist es in der Gesellschaft begründet? Es gibt verschiedene Aspekte einer Gesellschaft, die Erklärungsansätze für die Beliebtheit bzw. die weite Verbreitung der Selbstoptimierung der gegenwärtigen Zeit sind. 
Zum einen ist es die Vorstellung, dass der Mensch grundsätzlich optimierbar ist. Das Wort allein beschreibt es schon: optimus kommt vom lateinischen und bedeutet so viel wie „Bester, Hervorragendster“. Optimierung ist also das Streben danach, der / die Beste /r zu sein und die Selbstdisziplin wird hierbei als „Motor der Handlung“ gesehen, um das Streben nach Besserem, dem Besten umzusetzen.  
Ein weiterer Erklärungsansatz findet sich im Optimierungsmotiv des Managements. Man findet es in mittlerweile nahezu allen Handlungsfeldern: Zeitmanagement, Erholungsmanagement, Qualitätsmanagement, Gesundheitsmanagement etc. Durch Management versucht man jegliche Handlungsfelder zu optimieren und besser zu machen, als sie wären, wenn man sie einfach instinktiv, ohne Planung angehen würde, wobei es hier viel um die effizienteste Organisation der Lebensbereiche und des Selbst geht.  
In der Leistungsgesellschaft findet sich ebenfalls ein möglicher Erklärungsansatz. Ob bewusst oder unbewusst, der Leistungsdruck wirkt sich auf die Gesellschaften der gegenwärtigen Zeit aus. Man observiert seine Verausgabungen und Einsätze und beobachtet, trainiert und kontrolliert sie auf Änderungen, die gegebenenfalls durch die Implementierung optimierender Interventionen verbessert werden können. Ein Teil davon bildet auch der verinnerlichte Wettbewerbsgedanke des Menschen, durch den wir andere Menschen in erster Linie als Konkurrent wahrnehmen und uns mit ihnen vergleichen, sei es bewusst oder unbewusst.  
Des Weiteren findet sich ein Erklärungsansatz in Idealbildern einer Gesellschaft, in welchen sich erstrebenswerte Ziele meist an gesellschaftlichen und kulturellen Idealen wie z.B. Schönheitsidealen orientieren und es eine normative Vorstellung davon gibt, wie der Mensch idealerweise sein soll. 
Motive für den Beginn einer Optimierung und deren Ziele 
Heutzutage sieht man auf Social Media Plattformen wie zum Beispiel Instagram jeden Tag viele unterschiedliche Menschen, die im Internet ihr Leben mit der ganzen Welt teilen. Bei den einen handelt es von Sport, bei anderen geht es um Ernährung und manche reden über das Thema glücklich sein und Mindset. Diese Menschen erzählen einem jeden Tag, was man tun soll, um sich zu optimieren, egal in welchem Bereich es ist. Jeden Tag wird einem eingetrichtert, dass man sich gesünder ernähren soll, dass man sich mehr bewegen soll oder mehr Sport treiben soll. Zusätzlich zu dem Input, den man erhält, sieht man nebenher natürlich auch dieses scheinbar perfekte Leben der Menschen im Internet. Diese unzähligen Eindrücke können durchaus überfordernd sein und setzen viele Menschen unter Druck. Man wird von dem Gefühl erreicht, dass man nur aus vielen Fehlern besteht, weil viele Dinge bei einem selbst eben nicht so gut laufen wie bei den Menschen im Internet. Man denkt sich: „Wenn ich das mache, was die Menschen im Internet machen oder wenn ich so lebe wie sie leben, ist mein Leben auch so schön, bin ich glücklich oder bin ich ein besserer Mensch“. Man wird also teilweise sehr stark von anderen beeinflusst und vielleicht auch indirekt dazu gedrängt, sich zu optimieren. Dieser Druck kommt jedoch nicht nur aus den sozialen Medien, denn das ist auch in der echten Welt so. Wir kennen das alle, dass wir mit uns selbst mal unzufrieden sind und uns mit den vielen Menschen in unserem Umfeld vergleichen, egal ob auf die Optik oder auf den Charakter bezogen. Man empfindet die anderen als schöner, schlauer oder stärker und es kommt schnell die Frage auf, ob man gut genug ist. Daraus entsteht schnell ein Wettbewerbsdenken und man möchte besser sein als die anderen, was wiederum den Anreiz zur Selbstoptimierung gibt. Mit dem Konkurrenzdenken geht auch der Wunsch nach Individualität einher. Oft will man nicht nur besser als die anderen, sondern auch einzigartig sein und aus der Masse herausstechen. Man möchte sozusagen die eigene perfekte Person erschaffen. 
Selbstverständlich entsteht der Wille zur Selbstoptimierung aber nicht immer aus Unzufriedenheiten oder dem Vergleich mit anderen Menschen heraus. Viele Menschen wollen beispielsweise einfach die Kontrolle über ihr Gewicht, ihren Körper oder ihre Gesundheit haben und leistungsfähiger oder belastbarer sein. Der Mensch strebt danach, seine Leistungsfähigkeit zu verbessern, egal in welchem Bereich. Man versucht das Beste aus sich rauszuholen und sein größtmögliches Potenzial auszuschöpfen, um ein erfülltes Leben zu leben.  
Mit dem Prozess der Selbstoptimierung steigt unter anderem auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Wenn eine Sache erreicht wird, an die man nicht geglaubt hat, gibt das Motivation und man ist sich sicher, dass man mehr schaffen kann. Wenn man sich jedoch durch den Wunsch nach Optimierung zu viel Stress macht, ist das eher kontraproduktiv und man bewirkt genau das Gegenteil und es könnte durch den Leistungsdruck sogar zu einem Burnout kommen.  
Mittel und Wege zur Selbstoptimierung  
Durch die technischen Möglichkeiten, die wir heutzutage haben, lässt sich das ganze Leben rund um die Uhr tracken. Das hat sich im Laufe der Zeit stark verändert, früher hat das Tracken noch völlig anders funktioniert. Die Menschen mussten alles von Hand machen und haben ihr Essen, ihre Schritte oder ihre Stimmung in ein Tagebuch eingetragen. Die Schritte wurden früher mit einem sogenannten Pedometer getrackt. Von der Optik her wie eine Art Taschenuhr, die jedoch die zurückgelegten Schritte beziehungsweise Meilen gezählt hat. Mittlerweile funktioniert das alles digital. In Deutschland benutzt jeder 2. Smartphone Nutzer eine Gesundheitsapp. Davon gehören ungefähr 75% zu der Kategorie Fitness und Lifestyle. Die Schritte tracken heute viele Menschen einfach mit dem Handy. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Schritte und Aktivitäten mit einer Smart Watch zu tracken. Um sein Essen zu tracken gibt es ebenfalls unzählige Apps. Abgesehen von den Fitness Apps gibt es jedoch auch Apps, in denen man seine Stimmung oder seine Gefühle dokumentieren kann. Weitere Apps können den Schlaf analysieren. So wird einem jeden Tag gesagt, wie ruhig man geschlafen hat, wie oft man wach war oder wie viele Tiefschlafphasen man hatte. Manche Apps haben zusätzlich sogar die Funktion, den Nutzer daran zu erinnern, am nächsten Tag früher schlafen zu gehen, da die Menge an Schlaf in der vergangenen Nacht nicht ausreichend war. Mit manchen Apps lässt sich auch der Verlauf einer Krankheit dokumentieren. Man trägt dort alle wichtigen Werte ein, zum Beispiel bei Diabetes. Es gibt auch ein sogenanntes elektronisches Pflaster, das eine Woche lang getragen wird und anschließend 20 verschiedene Vitaldaten ausgewertet werden, zu denen der Nutzer dann ein Feedback erhält. 
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Um sich selbst zu optimieren, sind natürlich nicht zwingend Apps notwendig. Man kann es auch auf die altmodische Weise machen. Viele Menschen nutzen genau so wie früher noch Tagebücher, um ihr Training, ihr Essen oder ihre Stimmungen zu notieren oder schreiben sich To Do Listen mit allem, was sie an einem Tag noch erledigen müssen.  
 Es gibt noch viele weitere Mittel, die einem dabei helfen, sich in bestimmten Bereichen zu verbessern. Viele Menschen nehmen bestimmte Medikamente zu sich, wie zum Beispiel sogenannte Stimmungsaufheller, also Antidepressiva. Dabei wird das Gefühlsempfinden durch Medikamente optimiert.  Zu den Substanzen, die die physische Leistungsfähigkeit steigern, gehört unter anderem Anabolika.  
Um seinen Körper und auch den Geist zu optimieren, ist Sport sehr beliebt, vor allem das Krafttraining. Viele machen aber auch Yoga oder Meditation. 
Technikgetriebene Optimierung 
Die Möglichkeiten zur Selbstoptimierung kennen heutzutage kaum Grenzen. Mithilfe von Apps auf Smartphones, Smartwatches oder anderweitigen Wearables, kann man sein Verhalten aufzeichnen und bewerten lassen. Den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Aber warum ist technikgetriebene Selbstvermessung denn eigentlich so attraktiv?  Heutzutage geht alles mit rasender Geschwindigkeit voran. Dank verschiedenster Technologien gibt es unzählige Möglichkeiten und Potenziale für die Menschheit. Mithilfe von mikrosensorischen Speicher- und Aufzeichnungsmedien ist es möglich verschiedene Werte und Zahlen, wie Schritte und Blutdruck zu messen, zu speichern und zu verarbeiten. Dabei muss ein Prozess durchlaufen werden. Die Daten müssen zunächst gesammelt und visualisiert werden und es müssen zusammenhänge geschaffen werden, um sozusagen ein Feedback abzugeben. Dank Aktivitätssensoren ist es möglich diese in Echtzeit aufzunehmen und zu vermessen. Durch diese numerischen Messgrößen ist es dem Individuum möglich sich selbst zu fördern und zu reflektieren. Dadurch, dass man immer mit dem Internet verbunden ist, welches immer schneller und besser wird, macht es das Tracken und Auswerten der Daten noch viel einfacher. Es gewinnt auch an Attraktivität, da diese Tools oft spielerisch gestaltet sind. Beispielsweise kommt bei Erfolgen ein Signalton oder andere Benachrichtigungen, die einen stets beeinflussen und motivieren. Durch die Hilfe von gesundheitsbezogenen Tracking Systemen ist es jedem Einzelnen möglich seine eigene Gesundheit, die Lebensqualität und Produktivität im Blick zu behalten und gegebenenfalls zu optimieren. Dies gilt nicht nur für die physische, sondern auch für die psychische und soziale Gesundheit, denn sie hängen alle miteinander zusammen und bilden somit einen Kreislauf. Wenn es einem psychisch nicht gut geht, dann kann dies zu körperlichen Beschwerden führen oder dazu, dass man keine Motivation hat etwas zu unternehmen, weswegen das Soziale ebenfalls vernachlässigt wird. Ein weiterer Aspekt ist, dass man seiner generellen Haltung gegenüber Gesundheit mehr bewusst werden kann und sich eine bessere Health-Literacy aneignen kann. Man fördert somit das Wissen über seine Gesundheit und den eigenen Körper. Besonders in der Quantified-Self-Community werden solche Technologien verwendet, um kleinere Forschungsstudien zu konzipieren und durchzuführen. Dadurch können möglicherweise Erkenntnisse gemacht werden, die für die Medizin und professionelle Wissenschaft von Bedeutung sein können. Durch die Sammlung von mehreren personenbezogenen Daten, anstelle von einer oder wenigen Datengrundlage ist es möglich eine bessere Datengrundlage zu schaffen. Täglich können mehrere Informationen von vielen Personen gesammelt werden, was die Möglichkeiten für individuelle Therapien ausweiten kann. Ein anderer Aspekt, an den man vorher vielleicht gar nicht gedacht hat, ist die Optimierung mittels Technik durch Herzschrittmacher, Ersatz für abgetrennte Gliedmaßen, Rollstühle, Exoskelette und präzise Neurostimulationen. Dies ist bereits heute möglich, in der Zukunft wird es noch viele andere Alternativen geben, wie zum Beispiel Fortschritte in der Gentechnologie bis hin zu Lebensverlängernden Möglichkeiten. Jedoch gibt es auch eine Menge negativer Folgen in Bezug auf technikgetriebene Selbstoptimierung. Im Zusammenhang mit dem zuletzt genannten Punkt kommen die ethischen Fragen einher. Inwieweit ist es ethisch vertretbar in die Gene eines ungeborenen Babys einzugreifen und damit potenzielle Eigenschaften zu verändern? Darüber hinaus kann es zu Ungleichheiten kommen. Einige Menschen besitzen nicht die notwendigen Ressourcen, um an solche Dinge zu kommen. Sei es das fehlende Geld oder auch das fehlende Wissen, um diese richtig anzuwenden, sozial benachteiligte Gruppen sind auch hier im Nachteil. 
Selbst- und Fremdbestimmung 
Es stellt sich die Frage: Wie freiwillig ist Selbstoptimierung eigentlich? Die Lust an der immer beliebter werdenden sogenannten „digitalen Selbstverdatung“ kann man unter anderem der Angst vor Kontrollverlust in modernen Gesellschaften zuschreiben. Um das mal auf die anfangs erwähnte Leistungsgesellschaft zu beziehen: man benutzt die digitale Selbstverdatung weniger, um sich und seinen sozialen Aufstieg durch Optimierung zu verwirklichen, sondern eher dafür, nicht beim Fortschritt zurückzubleiben oder sozial abzusteigen. Somit stellt sie auch eine Reaktion auf Abstiegsängste da, was zu einem unbewussten innerlichen Zwang wird, am Ball zu bleiben und vorne an der Spitze mit dabei zu sein.  
Zwang gibt es allerdings in diesem Kontext nicht nur auf negative Weise. Bei diesem sogenannten „positiven Zwang“ wird Selbstoptimierung in Massenmedien wie z.B. Print (Zeitschriften, Magazine) oder im Fernsehen (z.B. Germany’s Next Topmodel, The Biggest Loser) als positiv und wünschenswert dargestellt und vermitteln so den Wunsch nach einem optimierten Körper, einem optimierten Selbst. Hierbei wird der Eindruck vermittelt, dass man mit der richtigen Einstellung und dem richtigen Selbstmanagement, der richtigen Selbstdisziplin ein glückliches und erfolgreiches Leben führen kann, was ein inneres Bedürfnis nach Selbstoptimierung auslösen kann. Der Mensch wird dazu motiviert, die gesellschaftlichen Maßstäbe zu erfüllen und nimmt das Bedürfnis nach vermitteltem Drang zur Optimierung nicht als Zwang, sondern als intrinsische Motivation wahr. Man verspricht sich positive Ergebnisse von Selbstoptimierung und der damit einhergehenden Selbstdisziplin, weshalb jeder selbst entscheiden muss, ob sich hier ein wirklicher Zwang finden lässt. Der Soziologe Norbert Elias beschreibt es als „Zwang zum Selbstzwang“. 
Auswirkungen 
Selbstoptimierung spielt in der Medizin eine große Rolle. Herzschrittmacher beispielsweise, beeinflussen die Herzschlagfrequenz durch elektrische Impulse. Auch Insulinpumpen für Diabetiker oder auch die Google Brille zeigen die Verbindung zum Transhumanismus auf. Die Google Brille beispielsweise kann die Wahrnehmung und die damit einhergehenden Gefühle unterschiedlich beeinflussen. Die Prothetik ist über die Jahre ebenfalls massiv vorangeschritten. Heutzutage können hochtechnisierte Hand-, Arm- oder Beinprothesen so gut über das Nervensystem an den Körper angeschlossen werden, dass die Bewegungsfähigkeit und Steuerbarkeit kaum noch von den Leistungen original menschlicher Organe zu unterscheiden sind. Auch das „Übersetzen“ mentaler Impulse in Befehle an volldigitalisierte Hilfsapparate, wie zum Beispiel an einen Rollstuhl oder ein Tablet sind bereits möglich. Hier werden digitale Hilfsmittel eingesetzt, um schwerstbehinderten Menschen körperliche Beweglichkeit und bei gestörter Sprechfunktion perfekte Kommunikation mit der Außenwelt zu ermöglichen. Als letztes gibt es noch einen Hirnschrittmacher, der neuronale Impulse abgibt und direkt ins zentrale Nervensystem eingebaut wird. Dies ist eine der Methoden, die auf Tiefenstimulation abzielt und besonders bei Parkinson-, Epilepsie- und Schmerzpatienten angewendet wird. 
Als eine weitere Auswirkung stellt sich das neue Überwachungs-, Diskriminierungs- und Stigmatisierungspotenzial aus Datensammlungen heraus. Besonders kritisch zu bewerten ist, wenn daran Institutionen wie Versicherungen, Arbeitgeber oder Banken beteiligt sind. Dies trifft auch auf die über Selbstvermessungstechnologien erhobenen Körper- und Gesundheitsdaten zu, die in ihrer personenbezogenen Form sogar besonders sensibel sein können. Oftmals entsteht auch in privaten Lebensbereichen eine Art Ausgrenzung und Benachteiligung auf Basis von Selbstvermessungsdaten. Hier wird oft ein bewusster Wettbewerb zwischen NutzerInnen deutlich.
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Ein weiteres Problem ist das sich verlassen auf einzelne Messwerte. Die Messwerte sind hier der einzige Maßstab der Betrachtung, was zu Fehldeutungen führen kann. Des Weiteren kann hier eine Datenabhängigkeit, in Form einer Messsucht entstehen. Und drittens der Datenmissbrauch, der durch die nicht mehr gewährleistete Anonymisierung der Daten ermöglicht wird. Beim Self-Tracking werden große Mengen transaktionaler Daten erzeugt, wenn die Nutzer sich mit GPS verorten, Cookies herunterladen, Logdateien nutzen oder sich in Netzwerke einloggen. Dies hinterlässt ein Aktivitätsmuster.   Zur Datennutzung noch ein kleines Beispiel. Mit dem Konzept der Work-Life-Balance, dass Arbeits- und Privatleben miteinander in Beziehung setzt, können Unternehmen ein detailliertes Abbild von Lebensgewohnheiten erstellen und individuellen Merkmalsträgern zuweisen. Gemeinsam mit den Datenanalysten Dacadoo berechnet die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) einen Health Score für jedes ihrer Mitglieder. Diese Datenportfolios geben statistisch Aufschluss über den Zusammenhang zwischen den gesundheitlichen Beschwerden und den Lebensgewohnheiten der Mitglieder. Hierfür lassen sie eine personalisierte Analyse des Krankheitsrisikos zu, um künftig über individualisierte Versicherungstarife abgestuft werden kann. Die US-Krankenversicherung United HealthCare bietet einen Preisnachlass an, wenn die Versicherten nachweisen können, dass sie täglich eine bestimmte Anzahl an Schritten absolvieren.
Die mangelnde Qualität der Geräte und Daten stellt sich als großes Problem heraus. Es gibt kaum Zertifizierungsangebote oder andere Formen der Qualitätskontrolle. Entsprechend groß sind die Qualitätsunterschiede der erhältlichen Geräte und der jeweils produzierten Daten und Ergebnisse. Eine unzureichende Qualität kann hier im schlimmsten Fall den Körper und die Gesundheit der NutzerInnen gefährden.
Eine weitere Auswirkung ist der Autonomieverlust der Menschen. Der Mensch reflektiert durch die digitale Selbstvermessung nicht mehr über sich selbst und hat somit einen veränderten Zugriff auf das Selbstgefühl. Er überlässt die Überprüfung der Handlungen digitalen, auf Algorithmen basierenden Prozessen. Der Mensch wird dazu angeleitet nicht mehr selbst zu beobachten, sondern lässt beobachten. Dadurch verändert sich auch das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und er entfremdet sich immer mehr und mehr von seinem Selbst. Er beobachtet sich über eine digital ausgelagerte Version seiner selbst und differenziert sich von seiner Selbstwahrnehmung und seinem Selbstgefühl. Zudem übernimmt die Technik die Aufgabe des „in sich hinein Hörens“. Eine App sagt dem Körper, ob er sich noch bewegen möchte, unabhängig den Bedürfnissen seiner selbst.
Die Thematik des Cyborgs, also einem Mischwesen aus lebendigem Organismus und steuerndem oder gesteuertem Apparat, bringt einige Fragen mit sich, die sich als problematisch erweisen könnten. Ist ein Jogger, der während des Laufens Blutdruck und Pulsfrequenz mit einem enganliegenden Messgerät kontrolliert und sein Lauftempo an digitalen Daten ausrichtet, bereits als „Cyborg“ zu bezeichnen? Wäre ein menschlicher Organismus, in dem ein Computer alle Hirnfunktionen übernommen hat, noch ein Mensch oder ein perfekter Cyborg? Solche Fragen greifen tief in Probleme der Anthropologie und der Philosophie hinein, wie beispielsweise das Leib-Seele-Problem; was macht denn das „Wesen“ des Menschen aus? Hierbei muss man sich drüber streiten wo denn die „Cyborgisierung“ beginnt und wo sie aufhört. 
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Blick in die Zukunft 
Zuerst beginne ich damit was bereits geforscht wird. So wird weltweit bereits in hunderten von Universitäten, Laboren und Unternehmen an transhumanistischen Projekten gearbeitet. Ein sehr aufsehenerregendes Projekt ist militärisch orientiert. Hierbei wir bereits an einer Art „Iron-Man-Anzug“ für amerikanische Soldaten gearbeitet und bereits getestet. Ein anderes bekanntes Projekt wird in Schweden durchgeführt, bei dem Wissenschaftler Amputierte Robotergliedmaßen mit dem menschlichen Nervensystem verbinden wollen und so Cyborg ähnliche Menschen erschaffen werden. Zudem wird bereits breit im Feld der künstlichen Intelligenz geforscht, die innerhalb der nächsten 15 Jahre ein eigenes Empfinden haben sollen und tausendmal intelligenter als Menschen sein könnten. Auch wenn einige dieser Technologien beängstigend erscheinen, sollen sie schon in wenigen Jahren und nicht erst in Jahrzehnten verfügbar sein. Eine der aufregendsten und umstrittensten Ideen des Transhumanismus ist der vollst��ndige Zusammenschluss des menschlichen Geistes mit einer Maschine. Ähnlich der Technologie, die im Film The Matrix gezeigt wird, könnten sich Menschen in Computer laden und dort virtuelle Existenzen leben.
Ein nächstes Projekt, das in Zukunft geplant ist und auch bereits daran gearbeitet wird, sind die so genannten „Brain Chips“ oder auch „Gehirnimplantate“ genannt. Es handelt sich um die Implantation von „Brain Chips“, die nicht nur als Speicherort für persönliche Erfahrungen, sondern auch für abrufbare Informationen jeglicher Art, etwa nach Art eines Lexikons, dienen können. Hierbei scheint es verlockend, die Speicherung und jederzeitige Abrufbarkeit digitaler Inhalte eine Stufe weiter zu treiben. Den Speicherort direkt ins Gehirn zu verlagern, wo man den passenden Brain Chip nur noch anzuklicken braucht, würde einen Großteil der technischen Apparatur ersparen; es wäre ein weiterer Schritt beim Upgrading des Menschen zum Informations- und Rechenzentrum.
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Ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft wird sein, die menschlichen Organe künstlich herzustellen. So würden die schwächelnden Organe unterstützt oder ausgetauscht werden.  Auch mechanische Prothesen werden so verbessert werden, dass diese eine optimale Einheit mit dem Körper bilden. 
Mit der Überwindung des Menschseins, also den Tod als solches zu überwältigen, beschäftigen sich Forscher des Gesundheitswesens. Mit Hilfe der Gentechnik, wird nicht nur versucht bereits bestehende Erkrankungen zu dezimieren oder Erkrankungsanzeichen im Voraus zu erkennen und zu bekämpfen, sondern auch jegliche Versuche, die mit der Erneuerung alter Organe oder der Bekämpfung natürlicher Abbau- und Sterbensprozesse im Körper zusammenhängen, durchgeführt. Somit würden wir in Zukunft den Traum oder auch Albtraum des unsterblich seins erreichen.
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Zuletzt will noch ein Zitat in den Raum werfen, das mich zum Denken angeregt hat. „… die Digitalisierung [hat] innerhalb kurzer Zeit tatsächlich schon viele Bereiche der Gesellschaft erfasst […] – warum sollte sie da vor dem menschlichen Körper, einschließlich dem Gehirn, Halt machen?“
Es stellt sich nun die Frage, wie weit wir gehen werden und wie lange es denn noch dauert, bis wir zu perfekten Menschen werden. Man hat bereits gesehen, dass auch das Gehirn nicht vor solchen Forschungen geschützt ist und bereits im vollen Zuge an „Brain Chips“ geforscht wird.  
Im Endeffekt ist es ziemlich schwierig zu sagen, ob Selbstoptimierung das eigentliche Ziel des Individuums ist oder ob man es nicht doch tut, um sich in der Gesellschaft anzupassen und weil es von einem verlangt wird. Zum einen möchte man sich, seine Leistung und seine Gesundheit verbessern, zum anderen würde man möglicherweise nicht so viel Wert darauflegen, wenn es nicht von der Gesellschaft vorgegeben werden würde. Dadurch aber, dass es viele Vorteile hat, kann man nicht davon sprechen, dass man diese Mittel rein aus Druck nutzt. Die Menschen sehnen sich nach Möglichkeiten, um das Leben und alltägliche Dinge zu erleichtern. Dank des Fortschritts ist dies nicht mehr nur reines Zukunftsdenken. Auch heute gibt es unzählige Mittel und Wege, um sich oder sein Umfeld so zu gestalten und zu optimieren, sodass selbst schwierige Dinge gemeistert werden können. Es besteht Forschungsbedarf und Potenzial und in der Zukunft wird noch viel mehr auf uns zukommen, aufgrund der immer weiter fortschreitenden Technik. Jedoch sollte man sich dadurch nicht verleiten lassen und nur noch nach den Zahlen leben. Denn auch wenn man anfängt sich mit seiner Gesundheit und seinem Körper auseinanderzusetzen und diese zu verstehen, darf man sich davon nicht zu sehr verleiten lassen. Es wichtig es nicht aus Zwang zu machen, in eine Sucht zu verfallen und die Mittel und Ziele nicht miteinander zu vertauschen. 
Erstellt von: Melissa Kopp, Lena Lubini, Sinja Renner, Ella Schwarz
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techniktagebuch · 7 years ago
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Ostersonntag 2018
I can see your heartbeat
Da ich weder über Religion noch über osterverpflichtende Familie verfüge, kann ich den Ostersonntag nutzen, um mich um meinen Muskelkater zu kümmern. Draußen hagelt es, also gehe ich ins Fitnessstudio, um dort eine Serienfolge lang auf dem Laufband locker zu gehen. Vielleicht lockert das die schmerzenden Muskeln ja ein wenig.
Es ist nicht viel los am Ostersonntag um die Mittagszeit, mich freut das. Weil ich nicht schnell oder steil bergauf gehe, habe ich heute nicht das Bedürfnis, meinen Puls zu überwachen und trage dementsprechend keinen Messgurt. Trotzdem taucht, kaum bin ich losgelaufen, auf dem Monitor des Laufbandes eine relativ hohe Pulsfrequenz auf. Ich sehe mich um. Meine ist das nicht. Ah, hinter mir werden Intervalle gerudert, ernsthafte Arbeit. Über die 45 Minuten meines Laufbandaufenthalt hinweg checken immer wieder neue Herzen ein und aus und teilen mir mit, wie viel sie zu tun haben. Das alles kommt mir seltsam intim vor, als hätte ich Zugang zu einer Geheiminformation, aber ich bin auch neugierig. So schaue ich immer ein bisschen herum, wenn sich die Frequenz plötzlich ändert, oder die Anzeige kurz weg ist, wessen Herz mir nun wohl gerade Bescheid gibt.
Als die Serienfolge zu Ende ist, steige ich vom Laufband und gehe in den Stretching-Bereich, so als wäre nie etwas gewesen. Die anderen wissen ja nicht, dass ich ihre Herzen gesehen habe.
(Mia Culpa)
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ekdjugend · 8 years ago
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Was heißt eigentlich digitale Kirche?
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Für unsere Vorschläge zu einer Digitalen Agenda der EKD haben wir viel positives Feedback bekommen, vielen Dank dafür! Doch auch wenn unsere und andere Ideen für erste Schritte bereits sehr konkret sind, zeigt sich immer wieder, dass viele Menschen oft sehr unterschiedliche Dinge mit dem Stichwort “digitale Kirche” verbinden.
Dass liegt natürlich auch daran, dass die weitreichenden Transformationsprozesse des digitalen Wandels noch lange nicht am Ende sind, während wir noch ziemlich am Anfang damit stehen, zu verstehen, was sie für die Kirchen bedeuten. Wir veröffentlichen hier als Anregung und Diskussionsgrundlage deshalb den dritten Abschnitt unserer Tischvorlage zur Digitalen Agenda: Eine lange Liste mit offenen Fragen, die der digitale Wandel für die Kirche aufwirft (bislang mehr schlecht als recht sortiert).
Wir würden uns dieses Mal ganz besonders freuen, wenn ihr mitmacht und diese Liste fortsetzt, umsortiert, Fragen konkretisiert oder vielleicht auch schon erste Antworten parat habt :) Dafür böte sich vielleicht auch das von Johannes Brakensiek frisch erstellte Etherpad mit Ideen für die digitale Kirche an.
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Offene Fragen
Als Diskussionsgrundlage findet sich hier eine unvollendete Liste an Fragen, die einen ersten Zugang zum weiten Feld der Chancen und Herausforderungen für die Evangelische Kirche ermöglichen sollen.
 Theologie und Ekklesiologie:
Wie verändert die auf Interaktion ausgerichtete Kommunikationskultur des Netzes das evangelische Verkündigungsverständnis?
Welche Auswirkungen hat die Remix-Kultur des Netzes auf unser Bibelverständnis und welche kreativen Umgangsformen mit der Heiligen Schrift sind möglicht?
Welche neuen Formen von Gemeinde/Gemeinschaft entstehen durch digitale Vernetzung und wie konstituieren diese Kirche?
Wie können digital geprägte Formate gemeinsames Glauben in     Kirchengemeinden bereichern und dabei helfen, gesellschaftliche     Anschlussfähigkeit (wieder) herzustellen?
Wie verändern digitale Werkzeuge wie     Bibel- oder Gebets-Apps individual-religiöses Alltagsleben?
Wie können digitale Medien genutzt werden, um bisher unerreichte     Menschen für das Evangelium zu begeistern?
Wie muss sich der Pfarrberuf konzeptionell verändern, wenn die Möglichkeiten für pastorale Tätigkeiten wie Verkündigung, Seelsorge, Kontaktarbeit usw. technisch bedingt steigen, während der Bedarf an bürokratischer Tätigkeit fortwährend hoch bleibt?
Was bedeutet der vernetzte Individualismus der digitalen Gesellschaft für Identitätsangebote von Institutionen wie Kirchen?
 Persönliche Kommunikation des Evangeliums in Netzöffentlichkeiten:
Wie müssen Pfarrer*innen, Diakon*innen, Sekretär*innen, Lehrer*innen, und Ehrenamtliche geschult werden, um in ihrer persönlichen Kommunikation des Evangeliums in Netzöffentlichkeiten und in der praktischen Nutzung digitaler Werkzeuge gestärkt zu werden?
Welche Rahmenbedingungen brauchen Menschen in unserer Kirche, damit sie sich ermutigt fühlen, Zeugnisse ihres Glaubens auch außerhalb kirchlicher Echokammern digital zu kommunizieren.
Wie können Gemeinden dabei unterstützt werden, multimediale     Kommunikationsmöglichkeiten im kirchlichen Leben und in der     Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen? Wo werden Konzepte entwickelt? Welche Infrastruktur und welche Dienstleistungen können zentral bereitgestellt werden?
Wie können konkrete Projekte für die Kommunikation des Evangeliums in Netzöffentlichkeiten unabhängig von Gemeindestrukturen strukturell und finanziell ermöglicht werden? Welche Erprobungsräume und Impulse braucht es?
 Strategische Öffentlichkeitsarbeit für Netzöffentlichkeiten:
Wie kann eine zentrale Infrastruktur für die Entwicklung, Produktion und Verbreitung kirchlicher Inhalte für Social Media geschaffen werden?
Wie kann die EKD damit umgehen, dass sie in der öffentlichen Wahrnehmung – gerade auch im Netz – als „die Evangelische Kirche“ gilt? Wie kann sie eine aktive, ansprechende und interaktive Social-Media-Kommunikation realisieren, die die Milieuverengung kirchlicher Echokammern durchbricht und Öffentlichkeiten jenseits des engsten Kreises erreicht?
Wie können die Webseiten der EKD mehr Praxisrelevanz und Reichweite erlangen?
Wie gelingt es, evangelisch.de konzeptionell und ressourcentechnisch als praxisrelevantes und reichweitenstarkes digitales Medium für Themen der Evangelische Kirche zu etablieren?
Wie können die Positionen der EKD strategisch in die Debatten der Netzöffentlichkeiten eingebracht und politische Diskurse proaktiv gesteuert werden?
(Wie) Können zur Verfügung stehende Daten über Kirchenmitglieder unter Beachtung ethischer Standards für die zielgenauere Ansprache von Menschen genutzt werden?
 Organisation, Verwaltung und Leitung:
(Wie) Lässt sich der „partizipative Charakter des Evangeliums“ (Kundgebung 2014) durch netzwerk- statt hierarchieorientierte Organisationstrukturen der Kirche besser realisieren? (Raum für Spontanität und Persönlichkeit, niedrigschwelliges themenbezogenes Engagement, Projektkultur)
Wie lassen sich Modelle zur praktischen Teilhabe an Kirchenleitung (Hearings, Livestreams, e-Partizipation usw.) als Ergänzung der klassischen Gremienmodelle realisieren?  
Wie lassen die Chancen von mehr Transparenz und Öffentlichkeit kirchlicher Prozesse nutzen? (Transparenzberichte, Open Data, Livestreams usw.)
Wie lassen sich Gremien durch Möglichkeiten der virtuellen Kooperation effizienter organisieren?
Wie lassen sich ethische Ansprüche in der eigenen kirchlichen Technik-Nutzung realisieren (Papierlosigkeit, Open Software, Creative Commons, Datenschutz und -sicherheit etc.)?
Wie lässt sich durch die Nutzung digitaler Werkzeuge kirchliche Verwaltung effizienter gestalten? (Verwaltungsprozesse, Datenmanagement, Controlling usw.)
 Sozialethik und Anthropologie:
Wie kann die Evangelische Kirche die reformatorische Rechtfertigungslehre im Angesicht einer neuen Heilsökonomie durch technisch ermöglichte Selbstvermessung und -optimierung neu wirksam machen?
Wie wirkt sich die Expansion technischer Rationalität und mathematischer Quantifizierung auf alle Lebensvollzüge auf Identitätskonstruktion und Wirklichkeitswahrnehmung aus?
Wie begegnet die Evangelische Kirche dem kybernetischen Menschenbild, das in Politik und Wirtschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt (Stichworte: „Social Engineering“ & „Nudging“)?
Welche Freiräume von Mediatisierung und Vernetzung braucht die Seele?
Wie wirken sich rasante technischen Entwicklungen in den Bereichen Virtual Reality, Künstliche Intelligenz und Mensch-Maschine-Kommunikation/Robotik auf unser in-der-Welt-Sein und unser Menschenbild aus?
Was hat die protestantische Sozialethik zu den Diskursen um Zugangsgerechtigkeit, Digitale Spaltungen, Datenschutz-Prekariate, Arbeits- und Produktionsbedingungen in der digitalen Ökonomie, Herausforderungen für Autonomie und soziale Gerechtigkeit durch Big Data und immer besser werden algorithmische Prognose-Systeme zu sagen?
Wie kann die Evangelische Kirche politisch und praktisch dazu beitragen, dass das Potenzial des Digitalen Wandels für Inklusion und Teilhabe realisiert wird statt digitale Spaltungen zu vertiefen?
 Recht und Politik:
Welche Urheberrechtsreformen sind notwendig, um Digitalkultur und Wertschätzung für Kulturschaffende in Einklang zu bringen?
Wie kann Kirche auf den Legitimationsverlust der liberalen Demokratie reagieren, der sich beispielsweise in der wahrnehmbaren Diskursverrohung in den Öffentlichkeiten des Netzes Bahn bricht?
Wie kann das „Recht auf Geheimnis“ (nicht nur aber im Speziellen auch das des Beicht- und Seelsorgegeheimnisses) unter den Bedingungen umfassender Mediatisierung und zunehmender staatlicher wie kommerzieller Überwachung garantiert werden?
Wie reagiert die „Kirche der Freiheit“ insgesamt auf die drastischen Verschärfungen der Sicherheitsgesetze und den Abbau von Freiheitsrechten seit dem 11. September 2001?
Wie lassen sich in und außerhalb des Schulwesens Medien- und Digitalbildung nach dem protestantischen Bildungsideal der Mündigkeit realisieren und fördern?
Was hat die Evangelische Kirche zu den Diskursen um das Verhältnis von Transparenz und geschützten Räumen in politischen Prozessen beizutragen?
[Ingo]
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surveycircle · 6 years ago
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axelfell · 11 years ago
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Heute Morgen größerer Artikel im Kölner Stadtanzeiger über das Thema Selbstvermessung. Es gibt Menschen, die ihre Bewegung und Körperdaten lückenlos aufzeichnen und dann veröffentlichen. Ich habe selber, ich glaube vorletztes Weihnachten, einen Fitbit geschenkt bekommen. Allerdings ist der nach einiger Zeit kaputt gegangen. Ich hatte auch nicht die Disziplin, das Ding immer anzuziehen und alle Daten wirklich zu messen. Und zu verwerten. Die Zeit, die ich darauf verwendet hätte, nutze ich nun lieber für zusätzliche sportliche oder andere Aktivitäten. Dennoch: es gibt auch in Köln Menschen, die das ausgiebig tun und die sich sogar organisiert haben. Hier ein Link zum nächsten Treffen. http://www.meetup.com/qs-koeln
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metrischekulturen · 2 years ago
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Metriken im Gesundheitswesen- mehr Daten, mehr Wissen, mehr Gesundheit
Tabea Bamberger & Nathalie Hankel
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Abbildung 1: Personal Health Science
In der Gegenwartsgesellschaft gibt es ein zentrales Versprechen, nämlich die Gesundheit in die eigenen Hände nehmen zu können mithilfe technischer Werkzeuge wie zum Beispiel Smartphone-Apps und Fitness-Armbänder. Durch diese digitalen Anwendungen können wir unsere täglichen Aktivitäten vermessen und diese Daten in Online-Plattformen hochladen, um unsere Gesundheit mit der anderer vergleichen zu können. Als zentrale Wissensquelle dienen dabei zahlenförmige Daten, die eine Quantifizierung des Selbst ermöglichen sollen. Wie der Begriff der Selbstvermessung schon andeutet, steht das eigene Selbst hier im Vordergrund und wird selbst tätig, um sich zu erforschen. Beschreiben kann man dies am besten mit dem Begriff Personal Health Science, der sich aus den Begriffen Personal Health, Health Science und Personal Science zusammensetzt. Damit bezeichnet der Begriff zum einen die individuelle Gesundheit einer Person und damit einhergehend auch die persönliche Sichtweise auf die Gesundheit. Deutlich wird hier vor allem die laienhafte Perspektive auf die eigene Gesundheit. Zum anderen bezeichnet der Begriff die Gesundheitswissenschaften und bezieht sich damit auf die professionell betriebene Forschung zum Thema Gesundheit sowie ihren Einflussfaktoren und Behandlungsmöglichkeiten. Zuletzt steckt in dem Begriff Personal Health Science die Erforschung des eigenen Selbst in Bezug auf die Lebenswelten, den eigenen Körper oder eben auch die eigene Gesundheit. Personal Health Science gehört in jedem Fall zu der Bürgerforschung (Citizen Science), da es in der Regel Laien und keine Berufswissenschaftler sind, die wissenschaftlich tätig werden und sich selbst beforschen. Zurecht kann man sich also die Frage stellen, wo unser Wissen über die Gesundheit eigentlich herkommt und ob unser Wissen über unsere eigene Gesundheit heutzutage mehr auf den Quantifizierungen der Selbstvermessung beruht, als auf dem eigenen Körpergefühl oder doch auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse fungiert.
Aktuelle Entwicklungen
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Abbildung 2: Selftracking
Die Möglichkeiten, selbstbezogenes Wissen wissenschaftsbasiert und technikgestützt selbst zu produzieren verbessern sich besonders durch Self-Tracking stetig und es gibt immer mehr Angebote seine Gesundheit selbst zu quantifizieren. Die Selbstvermessung kann dabei zum Beispiel durch Wearables oder Apps auf dem Smartphone betrieben werden. Zu nennen sind an dieser Stelle vor allem Smart Watches, mithilfe derer man sich angefangen bei der Messung der körperlichen Aktivität, über die Schlafqualität bis hin zur Herzfrequenz ein umfassendes Bild über die eigene Gesundheit bilden kann. Auch Apps wie Kalorienzähler, Schrittzähler oder Fitness-Apps sind Anwendungen zur Vermessung der eigenen Gesundheit. Während all diese Anwendungen jedoch von den meisten Nutzern eher „just for fun“ benutzt werden, können Selbstvermessungsapps in Bezug auf die Gesundheit sehr nützlich sein, wie zum Beispiel Apps für Diabetiker, mit denen man Werte wie Blutzucker oder Insulin einfach messen kann. Man kann heute auch einfache Geräte, die früher schon zur Selbstvermessung verwendet wurden, wie zum Beispiel die Körperwaage ganz einfach über Bluetooth mit Apps auf dem Handy verbinden, um das Körpergewicht zum Beispiel direkt von der Waage in eine Diät-App zu übertragen.
Bei der Selbstvermessung gibt es verschiedene Intentionen, die eine Person dazu bewegen, sich selbst zu vermessen. Es gibt zum einen das sogenannte pushed Selftracking oder indizierte Selbsttracking. Dies kommt zum Beispiel bei chronisch Kranken oder älteren Menschen vor, die angeleitet werden müssen, um Selbsttracking-Anwendungen zu benutzen. Bei Selbstvermesser*innen, die von sich aus ihren Körper quantifizieren, spricht man hingegen von pulled Selftracking. Häufig vermessen sich Freizeitsportler oder Mitglieder von sogenannten Quantified-Self-Gemeinschaften freiwillig selbst.
Sinnhaftigkeit der Umwandlung von Qualität in Quantität
Laut Definition der WHO ist die Gesundheit „ein Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen“. Durch Metriken im Gesundheitswesen wird unser Leben jedoch von einer Qualität zu einer Vielzahl vermessbarer Quantitäten. Oftmals lassen sich qualitative Zustände aber nicht durch Zahlen quantifizieren. In der Definition der WHO wird auch die soziale Ebene angesprochen, die bei der Selbstvermessung quasi außen vor gelassen wird, denn Freundschaft und der persönliche Bezug zu seinen Mitmenschen kann nicht in Zahlen dargestellt werden. Es stellt sich also die Frage wie sinnvoll es ist, die Gesundheit, die von so vielen nicht messbaren Determinanten abhängt, zu quantifizieren. Fest steht auf jeden Fall, dass sich die Vorstellungen von Gesundheit durch die Selbstvermessung von einer ganzheitlichen zu einer numerischen verändern. Dabei können zwar statische Normwerte für Körperzustände gesetzt werden, jedoch können diese nicht die Umweltfaktoren einer Person erfassen. Dies ist gerade deshalb problematisch, weil Umweltfaktoren, wie schlechte Arbeitsbedingungen, problematische Sozialbeziehungen und finanzieller Druck unsere Gesundheit als Confounder beeinflussen und sich limitierend auf die Gesundheitskompetenz auswirken. Besonders beim Vergleich von den eigenen Gesundheitsdaten mit den Gesundheitsdaten anderer, sollte den Confoundern jedoch mehr Beachtung geschenkt werden, denn wenn jemand zum Beispiel durch seinen Bürojob nicht die Möglichkeit hat, sich so viel zu bewegen wie jemand, der zum Beispiel auf einer Baustelle arbeitet, macht ein Vergleich der gegangenen Schritte durch die Chancenungleichheit wenig Sinn und führt bei einer Person nur zu Frust, obwohl sie für die wenigen Schritte nur bedingt verantwortlich gemacht werden kann. Der Reiz der Selbstvermessung liegt jedoch darin, dass die Welt durch Quantifizierungen kleiner uns simpler gemacht wird und dadurch die Illusion der Beherrschbarkeit entsteht, nach der sich Menschen generell sehnen.
Nutzen der Selbstvermessung
Welchen Mehrwert haben Selbstvermesser*innen aber von der Quantifizierung ihres Selbst? Zunächst einmal kann man dazu sagen, dass digitale Selbstvermessungsanwendungen durch die automatisierte Datenauswertung und konkrete Vorschläge zum individuellen Gesundheitshandeln in erster Linie Motivation und Faszination erzeugen. Betrachtet man den Bereich Fitness, so soll die Arbeit am Körper durch Bilder und Zahlen sichtbar gemacht werden. Dadurch kann man eine andere Art der Körperwahrnehmung und der Leistungssteigerung erreichen, denn wenn man auf Leistungskurven oder ähnlichem bildhaft sieht, wie man seinem Ziel Stück für Stück näherkommt, so kann das einen stark motivieren weiterzumachen und seine Leistungen noch mehr zu steigern, um schneller ans Ziel zu gelangen. Ein weiterer Nutzen der Selbstvermessung liegt vermeintlich in der Steigerung der Selbsterkenntnis, denn wem die Zeit und die Ressourcen fehlen sich professionell coachen zu lassen, der kann sich mithilfe digitaler Gesundheitsanwendungen eigenständig informieren. Selbstvermessungsanwendungen sollen die Autoritäts- und Organisationsfunktion übernehmen, die sonst Ärzte oder Gesundheitsexperten übernehmen. Nutzer*innen können ihren eigenen Körper also mithilfe der Technik besser verstehen und befragen, denn dadurch, dass körperliche Prozesse bildhaft dargestellt werden können, wird eine neue Art der Selbstreflexion und -veränderung ausgelöst. Unklar bleibt jedoch weiterhin, ob Gesundheitsapps nachhaltig dazu beitragen, Gesundheitsziele zu erreichen, sie haben jedoch in jedem Fall das Potenzial die Lebensqualität der Nutzer*innen durch bessere Informations- und Betreuungsverhältnisse zu erhöhen. Zudem lässt sich empirisch kaum nachweisen, ob durch Selbstvermessung auch Sterblichkeitsraten gesenkt werden können und ob es dadurch zu weniger Notfällen kommen kann. Es gibt mittlerweile jedoch einige Erfahrungsberichte über die Nutzung der Apple Watch, die berichten, wie die Selbstvermessung mit der Apple Watch den Nutzer*innen das Leben gerettet hat. So gab es zum Beispiel schon Vorfälle, in denen die Apple Watch einen automatischen Notruf getätigt hat, nachdem jemand beim Klettern abgestürzt ist und bewusstlos am Boden lag. Diese Personen hätten allein also keinen Notruf auslösen können und wenn die Apple Watch dies nicht für sie übernommen hätte, hätte man sie eventuell nicht rechtzeitig gefunden. Auch die Funktion der Herzfrequenzmessung war schon oft hilfreich, denn ein Junge hat durch die Messung nach dem Training festgestellt, dass er eine ungewöhnlich hohe Herzfrequenz hat. Nach Untersuchungen im Krankenhaus hat man festgestellt, dass der Junge eine heftige Form von Rhabdomyolyse leidet, wobei sich die Muskelfasern auflösen. Wie diese Beispiele verdeutlichen, kann also die Selbstvermessung dabei helfen, Krankheiten rechtzeitig zu diagnostizieren und somit Notfälle zu vermeiden. Zudem können durch die Aufzeichnung der Bewegung des Nutzers/ der Nutzerin zum Beispiel Stürze erkannt werden, wodurch automatisch Notrufe getätigt werden können. Besonders bei älteren Menschen, die gestürzt sind, kann dies sehr hilfreich sein.
Auswirkung der Selbstvermessung auf das Selbstwertgefühl
Eine positive Auswirkung hat die Selbstvermessung durch den Motivationscharakter. Durch die Handlungsanweisungen der Apps wird man Schritt für Schritt seinen Zielen nähergebracht. Sieht man seine täglichen Fortschritte, so wird man motiviert weiter an sich zu arbeiten. Viele Menschen würden wahrscheinlich ohne die Motivation einer App nicht so diszipliniert an sich arbeiten und ihre Ziele nie oder erst viel später erreichen. Da die Selbstvermessung jedoch immer auf Vergleichen anhand von Normwerten, die als Ideale gelten, beruht, kann es bei Abweichungen von den Normwerten jedoch auch zu Diskriminierung kommen. Besonders kritisch ist dies bei vulnerablen Gruppen, die die Normvorgaben aufgrund von bestimmten Einschränkungen, wie zum Beispiel körperlichen Behinderungen, nicht erreichen können. Durch Gesundheitsanwendungen können jedoch auch Abhängigkeiten entstehen, denn manche Menschen können sich ohne die Handlungsvorgaben einer App hilflos fühlen. Besonders oft kann dies bei Menschen mit Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes vorkommen, denn die App vermittelt ein Gefühl der Kontrolle über die Krankheit. Man ist also von der App abhängig, denn wenn die App wegfällt, fällt auch die Kontrolle weg, woraufhin man sich oft hilflos fühlt. Da Selbstvermessungs- und Gesundheitsapps oft klare Handlungsvorgaben geben, kann gegenüber diesen Vorgaben auch ein Pflichtgefühl entwickelt werden, sodass man sich gezwungen fühlt, die Vorgaben immer erfüllen zu müssen. Selbstvermessung kann also einen verunsichernden Zwang auslösen. Oft kommt es in Folge von Selbstvermessung auch zu individueller Vulnerabilität oder auch zu einer Selbstbild-Vulnerabilität, wenn zum Beispiel Diskrepanzen zwischen Normvorgaben und den eigenen Werten auftreten. Diese Diskrepanzen werden dann als Nachweis der persönlichen Mangelhaftigkeit gesehen. Missachtet wird dabei jedoch oft, dass man die Normvorgaben aufgrund von verschiedenen körperlichen Umständen gar nicht erfüllen kann. Eine weitere Auswirkung der Selbstvermessung ist ein gewisser Evaluationszwang, der dann ausgelöst wird, wenn das eigene Körpergefühl nicht den Werten der Selbstvermessung entspricht. Wenn man beispielsweise das Gefühl hat, gut geschlafen zu haben, die Apple Watch jedoch gemessen hat, dass man sehr unruhig geschlafen hat, versucht man sich diese Diskrepanzen zu erklären und überlegt, ob man vielleicht doch schlechter geschlafen hat als angenommen und woran dies gelegen haben könnte. Annahmen über den eigenen Körper werden also durch die Selbstvermessung beeinflusst.
Risiken der Selbstvermessung
Die Selbstvermessung bringt auch einige Risiken mit sich. So besteht vor allem die Gefahr der Diskriminierung den Menschen gegenüber, die die Normwerte nicht erreichen können. Menschen die zum Beispiel eine körperliche Behinderung haben, haben gar nicht erst die Möglichkeit sich selbst zu vermessen, da es für sie keine passenden Anwendungen gibt und die Normwerte nicht an ihre Verhältnisse angepasst sind.
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Abbildung 2: Risiko für Diskriminierung
Menschen, die dieser Personengruppe angehören, werden also ausgeschlossen von den Vorteilen, die der Technikeinsatz mit sich bringt. Neben der Gefahr der Diskriminierung ist oftmals auch das Recht, falsche Entscheidungen zu treffen, in Gefahr. Jeder Mensch hat laut Paragraph 2.1 des Grundgesetzes das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Durch die ständige Überwachung der Selbstvermessungsapps und die klaren Handlungsanweisungen, die die App vorgibt, wird es jedoch kaum noch akzeptiert, wenn ein Mensch in Bezug auf seine Gesundheit eine falsche Entscheidung trifft, indem er sich gesundheitsschädlich verhält. Die Gesundheitskompetenz der Nutzer*innen wird ständig auf die Probe gestellt. Dabei wird diese jedoch oft in einen Spagat zwischen der Achtsamkeit und dem eigenen Körpergefühl einerseits und der Technikkompetenz sowie der Beurteilung der digitalen Selbstvermessungsdaten andererseits getrieben. Es besteht also immer die Herausforderung für die Nutzer*innen die gemessenen Gesundheitsdaten in Bezug auf das eigene körperliche Befinden richtig zu interpretieren. An dieser Stelle muss man sagen, dass gerade die beiden Ebenen Laienforschung und Gesundheitsforschung des Begriffs Personal Health im Gegensatz zueinander stehen. Denn oft kommt es zu Fehleinschätzungen der eigenen Gesundheit aufgrund der Tatsache, dass eine Normierung trotz mangelnder Vergleichbarkeit stattfindet, wodurch die Menschen, für die diese Normen nicht gelten können, denken, dass sie nicht gesund wären, obwohl sie eigentlich entsprechend ihres Zustandes so gesund sind, wie sie nur sein können. Als weiteres großes Risiko der Selbstvermessung ist der Datenschutz zu nennen, denn durch die Quantifizierung des Selbst entstehen Angriffsflächen, was unter dem Begriff digitale Vulnerabilität zusammengefasst werden kann. Das Hauptproblem bei Mobile Health ist die Datensicherheit, denn letztendlich hat man keinerlei Kontrolle über seine eigenen Daten, da diese auf irgendwelchen Servern gespeichert werden, auf die man keinen Einfluss hat. Man weiß weder wie genau die Daten erhoben werden noch was mit ihnen passiert, also wie sie gespeichert werden und an wen sie weitergegeben werden beziehungsweise inwiefern sie eventuell sogar weiterverarbeitet werden.
Es kommt bei der Selbstvermessung also zu einem Autonomieverlust und es steht letztendlich immer die Frage der sozialen Gerechtigkeit im Raum, denn wenn nicht alle den gleichen Zugang zu Selbstvermessungsanwendungen haben und diese Anwendungen nicht für alle Personengleichermaßen relevant sind, so muss einem stets bewusst sein, dass es eine Chancenungleichheit in der Nutzung der Apps gibt. Problematisch ist dies vor allem im Hinblick auf die Tatsache, dass die Selbstvermessung zum Teil sogar von Maßnahmen der Prävention von Krankheiten mehr oder weniger eingefordert wird, denn bei der Prävention sollen Krankheiten durch gesundheitsförderliches Handeln vermieden werden. Die Selbstvermessung kann einen gewissen Nachweis für gesundheitsförderliches Handeln darstellen, sodass man Nutzer*innen von Selbstvermessungsanwendungen nicht verdächtigen kann, zu wenig für ihre Gesundheit getan zu haben. Menschen, die jedoch derartige Anwendungen nicht verwenden können, weil sie nicht auf ihre persönlichen gesundheitlichen Verhältnisse angepasst sind, haben keine Chance einen Nachweis über ihr gesundheitsförderliches Handeln zu erbringen und werden somit vor dem Hintergrund der Prävention eventuell nachteilig behandelt. In Zukunft sollte man also an Lösungen arbeiten, die gerechte Zugangsmöglichkeiten vor allem für vulnerable Gruppen bieten.
Quellen
Heyen, Nils B.; Dickel, Sascha; Brüninghaus, Anne (Hg.) (2019): Personal Health Science. Persönliches Gesundheitswissen zwischen Selbstsorge und Bürgerforschung. Springer Fachmedien Wiesbaden. Wiesbaden, Germany: Springer VS (Öffentliche Wissenschaft und gesellschaftlicher Wandel). Online verfügbar unter http://www.springer.com/.
Selke, S et al. (Hrsg.) (2021): Ergebnisse aus dem Projekt „Valid“ in Zugluft: öffentliche Wissenschaft in Forschung, Lehre, Gesellschaft.  (1. Auflage). Hochschule Furtwangen. Online verfügbar unter https://www.hs-furtwangen.de/forschung/forschungsprojekte/valid
Kubiv, Halyna (2022): Wie die Apple Watch Nutzern das Leben rettet. In: Macwelt, 02.08.2022. Online verfügbar unter https://www.macwelt.de/article/984858/wie-die-apple-watch-nutzern-das-leben-rettet.html, zuletzt geprüft am 15.12.2022.
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Personal Health Science: https://www.forschung-it-sicherheit-kommunikationssysteme.de/projekte/tester
Abbildung 2 Selftracking: https://photos5.appleinsider.com/gallery/38042-97054-Health-app-xl.jpg
Abbildung 3 Risiko für Diskriminierung: https://www.istockphoto.com/de/search/2/image?phrase=personen+mit+behinderung
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jc · 11 years ago
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