#lebendige Sprache
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alligatorius · 2 months ago
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Newsnews 
Die Tagesschau reformiert die Begrüßungsformel und streicht darin „… meine Damen und Herren“.  Die Sprache lebt von ihrer Vielfalt, also von ihren Möglichkeiten. Nur in seltenen Fällen ist es ratsam, bestimmte Redewendungen verbindlich zu machen. Man sollte sich dabei aber im klaren sein, dass sie damit aus der Zeit fallen, weil sie der Vielfalt und der Entwicklung beraubt wurden. Gerade…
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whywebleed · 1 month ago
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Auf dem Eis kann ich frei sein
Kayla zog die warmen Handschuhe über, schnürte die Schlittschuhe fest und atmete tief ein. Der frostige Wind streifte ihre Wangen, während sie auf den zugefrorenen See hinaustrat. Es war früher Morgen, und die Welt um sie herum lag still, eingehüllt in glitzerndes Weiß.
Schon als Kind hatte sie das Eis geliebt. Auf dem Eis fühlte sie sich frei – als gäbe es keine Schwerkraft, keine Sorgen. Es war, als ob all ihre Gefühle, die sie im Alltag so oft zurückhielt, mit jedem ihrer Schritte sichtbar würden.
Kayla begann mit vorsichtigen Bewegungen, ließ sich dann immer weiter treiben. Ihre Arme malten Bögen in die Luft, während sie sich drehte. In diesen Momenten fühlte sie sich wie eine Künstlerin, die auf einer unsichtbaren Leinwand malt – mit ihren Bewegungen, ihren Emotionen.
Manchmal erinnerte sie sich daran, wie sie als junges Mädchen ihre ersten unsicheren Schritte auf dem Eis gemacht hatte. Damals war sie noch zu schüchtern gewesen, um ihre Gefühle zu zeigen. Aber jetzt, mit jedem Sprung und jeder Pirouette, sprach sie eine Sprache, die keine Worte brauchte. Freude, Trauer, Hoffnung – all das spiegelte sich in ihren Bewegungen wider.
Heute war ein besonderer Tag für sie. Es war der Jahrestag des Moments, als sie ihre Mutter das letzte Mal auf dem Eis gesehen hatte. Ihre Mutter war es gewesen, die ihr gezeigt hatte, wie man sich durch das Tanzen ausdrückt, wie man das Leben trotz seiner Schwere leicht machen kann.
Mit einem tiefen Atemzug drehte Kayla eine Pirouette. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie, die Stimme ihrer Mutter zu hören: „Du bist frei, Kayla. Lass das Eis deine Geschichte erzählen.“
Als sie am Ende ihres Laufes zum Stehen kam, schaute sie über den See, der in der Morgensonne funkelte. Sie fühlte sich stark, lebendig – und voller Frieden. Denn hier, auf dem Eis, konnte sie wirklich sie selbst sein.
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friedrich-denker · 2 months ago
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Stille Heldin der Weihnacht
Unter Trunkbolden saß sie in der engen Stube im verqualmten Raum von Zigaretten.
Es war Heiligabend.
Die stille und doch laute Nacht.
Sie hat sich ihn ausgesucht. Ihren Liebhaber und jetzigen Ehemann.
Sie waren nicht alleine im Raum. Diverse Bekanntschaften ihres Mannes verweilten zusammen zu dieser Weihnacht, der nicht dem Segen des Christkindes galt, aber dem billigen Wodka auf dem Tische.
Nichts war von der Wärme dieser heiligen Nacht zu spüren, vielmehr das Rauslassen der schlechten Stimmung inmitten des frustrierten Daseins. 
Die Flasche Wodka wurde rumgereicht und billiger Tabak zu Zigaretten gestopft. Sie war noch blutjung mit ihren erst 28 Jahren.
Ihr Ehemann war deutlich älter, aber minder der Reife eines erwachsenen Mannes.
Sie hasste ihn und hasste diese Weihnacht.
Sie hasste die Unsitte und sehnte sich nach mehr Wärme, Geborgenheit und Respekt. Auch wenn sie diesen Respekt in ihrem Leben selten erfuhr.
Doch Weihnachten ist eine Zeit, die die meisten Menschen tief bewegte und sie in tiefe Nostalgie versetzte, ähnlich dem Kitsch von Hollywood-Spielfilmen. 
Gerade als der nächste Shot zu einem zu viel wurde, gebar sie auf. Sie stand auf und verließ wortlos den Raum. 
Doch die Männer machten keine Anstalten sie aufzuhalten und reichten lieber die Flasche um sich herum.
Tiefe eisige Luft rinn durch ihre Lungen.
Schneeweiß und dunkel die Straße, die sie entlang lief. 
Eine kleine Träne kullerte ihrer zarten Wange herunter und sie wusste nicht, wohin mit sich selbst.
Gerade als sie fast aufgab und zurückkehren wollte, begegnete ihr eine große Gestalt. Sie misstraute dieser Gestalt und versucht diesen zu umgehen, ehe die Gestalt ihr den Weg blockierte und bedrohlich näher heran trat.
Gerade als der Schrecken sie übermannt, sprach diese Gestalt im ruhigen aber bestimmten Ton zu ihr:
´´Fürchte dich nicht der Dunkelheit, denn diese wird alle Menschen überfallen, ehe sie in die ewige Ruhe einkehren.
Fürchte dich nicht, denn ich will dir keinen Unrecht antun.
Ich bin hier, um dich zu segnen und dich zu beseelen in dieser stillen Nacht unseres höchsten Herren. ``
Die Frau wirkte auf diese Worte wie versteinert, ehe sie den Mut fasste um zu antworten:
´´Wer bist du und was verlangst du von mir ? ´´
Die Gestalt enthüllte sein Gesicht und ein strahlendes weißes Licht strahlte aus seinen hellen Augen:
´´Ich bin weder Lebendig noch ein Geist der Ewigkeit. Die einzige Mission, der ich folge ist das Bekehren von einsamen Seelen zu dieser heiligen Nacht. Ich werde dir den Weg weisen, doch ob du ihn gehen wirst, ist deine alleinige Entscheidung.´´
Die Frau misstraute noch immer dieser unbekannten Gestalt, ehe ihr Herz zu pochen begann und sie verstand, um dessen Intention.
´´Ich gebe dir die Wahl. Flüchte oder bleibe. Säe ein Licht oder flieh vor dem Schatten. Es ist deine Entscheidung…´´
Mehr bedarf es nicht der Worte und diese Gestalt verschwand plötzlich.
Nun war die junge Frau alleine, aber nicht der neuen Weisheit beraubt.
Sie kehrte zur Stube der Trunkbolden zurück, zerbrach den Wodka, zündete eine Kerze an und sprach ein Gebet. 
Die Männer wunderten um diese Tat und noch bevor Wut um die zerbrochen Flasche entflamm, erreichte auch ihr Licht die Herzen der Männer. 
Die Versammelten sahen einander in die Augen und kehrten um, bekehrten sich und Liebe wisch den letzten Frust weg.
Es war Weihnachten. Jetzt auch im Herzen…
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gynarchie77 · 2 years ago
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Die Füße der Frauen, die Schwäche der Männer
Es gibt etwas mysteriös Mächtiges an den Füßen einer Frau. Diese eleganten Bögen, zarten Zehen, ob geschmückt mit Nagellack oder nicht, sind mehr als nur Körperteile. Sie besitzen die einzigartige Fähigkeit, bestimmte Männer zu verzaubern, zu faszinieren und unerklärliche Emotionen hervorzurufen. Als ob in den Spalten dieser kleinen Extremitäten ein hypnotischer Charme verborgen liegt, der den robustesten Mann in einen stillen Bewunderer verwandeln kann, eingetaucht in einen Ozean der Faszination.
Die Macht dieser Füße liegt in ihrer Sensibilität. Sie repräsentieren Verletzlichkeit und Stärke, Ausdauer und Sanftheit. Ein hoher Absatz kann Macht und Selbstbewusstsein evozieren, ein nackter Fuß kann Gelassenheit und Einfachheit inspirieren und in jeder Bewegung, jedem Schritt, jedem Zittern gibt es eine geheime Sprache, die die Sinne der Männer anspricht.
Für einige Männer sind die Füße der Frauen Symbole für Eleganz und Anmut. Ein gepflegter Fuß, mit seiner natürlichen Kurve und feinen Linien, kann als Meisterwerk der Natur betrachtet werden. Es ist ein lebendiges Gemälde, das Bewunderung und Respekt einlädt, ein Gemälde, das Geschichten von Weiblichkeit, Verführung und Anziehungskraft erzählt.
Es gibt auch einen taktilen Aspekt dieser Faszination. Die Berührung eines Frauenfußes kann ein exquisites sensorisches Erlebnis sein, der sanfte Kontakt der Haut, das Gefühl von Wärme und der beruhigende Rhythmus eines sanft bewegenden Fußes. Für einige ist es eine Möglichkeit, sich auf einer tieferen Ebene zu verbinden, eine Form von Intimität, die über Worte hinausgeht.
Aber warum sind die Füße der Frauen die Schwäche der Männer? Vielleicht, weil sie ein oft übersehenes Ideal der Schönheit repräsentieren, ein Stück Mysterium, das darauf wartet, entwirrt zu werden. Vielleicht, weil sie das Symbol einer subtilen Weiblichkeit sind, weit entfernt von Klischees der Schönheit und Verführung. Oder vielleicht einfach, weil sie auf ihre Weise an die Komplexität und Vielfalt der menschlichen Anziehung erinnern.
Wie auch immer, die Faszination für die Füße der Frauen beweist, dass Schönheit in den Details liegt, auch in den kleinsten. Sie ist eine Einladung, die Vielfalt der Anziehung zu feiern, die Poesie der Formen zu entdecken und diese kleinen Wunder der Natur, die Füße der Frauen, zu schätzen.
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wolfsherz · 1 year ago
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Rot. Blutrot. Rote Lippen. Er sah in die toten Augen, die einst lebendiger gewesen waren, als alles andere das er kannte. Blonde Wimpern umrahmten das leblose Augenpaar. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und wenn er genau hinschaute, sah er den Anflug eines Lächelns auf ihrem Mundwinkel haften. Selbst im Tod lächelte sie. Seine Finger strichen behutsam durch die goldenen Engelslocken, die auf seinem Schoß ausgebreitet lagen. Das Haar verlor schon jetzt an Glanz, aber im Licht schimmerte es noch wie immer. Der Kloß, der sich in seinem Hals bildete, war zu groß, um ihn herunterzuschlucken, sodass er es kaum wagte zu atmen. Er würde nicht weinen, nicht hier und nicht jetzt. Nicht, wenn sein Vater direkt vor ihm auf seinem Thron saß, die Krone schief auf dem Haupt, die Augen wachsam auf ihn gerichtet. Immer wieder strich er ihr eine Locke aus der Stirn, während die Wangen einfielen und der Körper in sich zusammenzuschrumpfen schien. Zeev hielt an ihr fest, klammerte sich an das, was noch von ihr übrig war. Vermutlich verfolgte ihn der Blick in ihre toten Augen noch bis zum Ende seiner eigenen Tage. Er wollte nicht wegschauen; konnte nicht wegschauen und sah schlussendlich dabei zu, wie ihr Körper zu Staub zerfiel und lediglich ihr schlichtes Kleid in seinen Armen zurückblieb. Das Beben seiner Unterlippe war das erste Anzeichen dafür, dass Zeev sich nicht unter Kontrolle hatte. Dass ein Sturm in ihm wütete, von dem er sich nicht lossagen konnte. Sie war fort, würde nicht mehr wieder kommen und es war seine Schuld. Seit Wochen beschwor sie ihn, mit ihr wegzulaufen, sein Leben hier am Hof zurückzulassen und seinen Titel abzulegen. Er entschied sich dagegen und somit auch gegen sie. Nun würde er mit der Konsequenz leben müssen. „Es ist deine Schuld, Zeev. Nur du bist dafür verantwortlich.“ Die Stimme seines Vaters war laut; sie durchschnitt die Stille wie eine verdammt scharfe Klinge. Es war seine Schuld. Es war seine verfluchte eigene Schuld. Rot. Blutrot. Rote Lippen. Tote Augen. Er würde die nächsten Jahrhunderte von nichts anderem mehr träumen.
⸻  𝒔𝒕𝒆𝒄𝒌𝒃𝒓𝒊𝒆𝒇 ⸻ 𝒘𝒐𝒓𝒕𝒄𝒉𝒂𝒐𝒔 ⸻ 𝒈𝒆𝒔𝒖𝒄𝒉𝒕 ⸻ 
𝑾𝑶𝑳𝑭𝑺𝑯𝑬𝑹𝒁; low activity, fake-vz based, mdni, highly selective, Romane werden ausschließlich in deutscher Sprache verfasst.
Was ich mir von ganzem Herzen wünsche? Aktive Schreiber, die - ähnlich wie ich - sich in einer fantastischen Welt verlieren wollen, in der es keine Tabus gibt. Ich möchte Texte schreiben, von denen ich nicht genug bekommen kann. Geschichten, die mich fesseln. Ganz gleich, ob sich diese Geschichten in meiner Welt abspielen oder ich in eine andere abtauche. Aber das sind Dinge, die man vorher gemeinsam besprechen kann. Open for plotting. Ich bin kein Fan davon etlichen Leuten zu folgen und/oder als Listenleiche zu enden. Wenn ich Dir also folge, dann schreibe ich Dir früher oder später auch eine Nachricht und das wünsche ich mir andersherum auch. Außerdem interagiere ich nicht mit Minderjährigen, ganz gleich ob mun oder muse.
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khamishassan · 3 months ago
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Deine Augen schneiden mich wie Klingen, und ich übergebe mich wehrlos an deinem Blick. Es ist ein Moment reinen Schwindels, dieser schwebende Punkt, an dem alles verschwindet … das Vorher, das Nachher, die eigentliche Bedeutung der Dinge. Ihr Körper spricht eine Sprache, die keiner Übersetzung bedarf. Deine Haut, warm und lebendig, nähert sich an meiner wie ein Feuer, das nach Brennstoff verlangt. Der Raum verschwindet. Die Welt draußen löst sich auf. Es gibt nur uns, ein Knoten aus Händen, Atemzügen, Bissen und Verlangen. Mein Mund sucht nach deinem wie ein Schiffbrüchiger nach Land, und wenn ich dich finde, implodiert die Zeit. Doch es dauert nur einen Moment, nur einen, bis die Stille einbricht. Ein schlecht kalibrierter Blick, ein Wort zu viel oder zu wenig, und schon wird die Zerbrechlichkeit dieses Zaubers offenbart. Aber im Moment ist an uns nichts Zerbrechliches. Nur das Chaos zweier Seelen, die in derselben Leidenschaft brennen.
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hiljaisuudesta · 3 months ago
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Augen
- I -
Grünes Licht fällt durch das moosige Glasdach des Bahnhofs in das kleine Zugabteil, in welchem H. sich für die viel zu lange Fahrt niedergelassen hat. Er ist allein. In seinem Schoß liegt ein kleines Büchlein, in den Ohren tönt eine unaufdringliche Musik, deren einziger Zweck darin besteht, die Umgebung weitestgehend ausblenden zu können. In seinen Studien hinkt er ein wenig hinterher, die stundenlange Fahrt bietet daher die optimale Gelegenheit, etwas Recherche für eine der ausstehenden Arbeiten zu betreiben. Bloß fällt es ihm bereits seit einiger Zeit zunehmend schwer, sich auf die Lektüre und deren Inhalte zu konzentrieren. Alles andere heischt umso aufdringlicher um seine Aufmerksamkeit und hält ihn davon ab, das Gelesene auch wirklich aufzunehmen und zu verinnerlichen.
Nun ist es das grüne Licht, welches ihn irritiert. Nicht einmal auf eine negative Art und Weise, es ist lediglich die ungewohnte Farbe, die sein Interesse weckt. Der Moment muss aufgesaugt werden, denn er ist besonders. So flüchtig wie außergewöhnlich. In wenigen Minuten wird alles wieder normal sein und die Landschaften an ihm vorbeirauschen. Aber jetzt, in diesem Augenblick, muss er jeden noch so kleinen Winkel in diesem Abteil genau betrachten und sich die Stimmung, das Gefühl, welches es vermittelt, einprägen. Wie ein Schwamm saugt er die Umgebung in sich auf und fühlt sich davon erfüllt, inspiriert. Wie gern er es doch wiedergeben würde! Auf kreative Art und Weise. Ein wenig künstlerisch. Auch wenn es anmaßend klingt, so identifiziert er sich trotz allem ein wenig als Künstler. Dem, was in seinen Gedanken vor sich geht, liegt doch unbestreitbar eine gewisse Poesie zugrunde. Das ist bei den meisten anderen Menschen ganz sicher auch der Fall, daran besteht gar kein Zweifel. Sie sind keinen Deut weniger künstlerisch veranlagt als er. Es liegt einzig und allein daran, wie viel Wert man auf diesen Teil seines Selbst legt, ob man sich nun als Künstler versteht oder eben nicht. Und er tut es. Vielleicht ein wenig zu viel. Vielleicht hat er ihn, den Künstler, ein wenig zu sehr zu einem Teil seiner Persönlichkeit gemacht, vielleicht ist es das, was in ihm diese Enttäuschung hervorruft. Denn auszudrücken, geschweige denn auszuleben, vermag er dieses Künstlerische schon seit einiger Zeit nicht mehr. Viel zu viele Dinge nagen an ihm, als dass er die Energie dazu fände, all diese Gedanken, die zwar als Worte in seinem Kopf existierten, doch in echte, lebendige Sprache zu übersetzen, die kommunizierbar war. Denn die Worte, die in ihm existieren, sind nicht gleichbedeutend mit dem, was sie für ihn bedeuten. Kern und Hülle stehen in einem Verhältnis, aber keinesfalls steht das eine für das andere. Vielleicht schaffen es deshalb nur die Worte eines Fremden, dazu in einer ihm fremden Sprache, diesen Umstand zu erklären: Слово только оболочка, пленка, звук пустой, но в нем Бьется розовая точка, странным светится огнем.
Sein Blick, und damit sein Interesse, schweift nun hinüber in Richtung Ursprung dieser Anomalie, zum eingangs erwähnten Bahnhofsdach. Doch etwas anderes hält ihn von diesem nächsten Schritt ab, vereitelt wiederum eine zusammenhängende Gedankenkette: auf dem Bahnsteig steht eine Frau. Er schätzt sie mittleren, unter Umständen leicht gehobeneren Alters; es lässt sich nicht so ganz einfach erkennen. Unruhig tritt sie von einem Fuß auf den anderen, hastig raucht sie eine Zigarette, deren Qualm wie ein Schleier um sie herum in der Luft steht. Sie hinterlässt einen gehetzten Eindruck, der so völlig in Kontrast zu dem Umstand steht, dass sie H. direkt ins Gesicht sieht. Unablässig, kaum ein Blinzeln. Sie steht einfach dort, unruhig und getrieben, und beobachtet dieses Objekt ihrer Aufmerksamkeit. Sie zieht an ihrer Zigarette. Für einen ganz kurzen Moment treffen sich ihre Blicke, dann wendet sich der Insasse schamvoll ab. In seinem Innersten tief erschüttert. Wie lange sie ihn wohl bereits anstiert? Was ist nur an ihm, was solch einen eindringenden Blick hervorruft?
Es ist nicht so, als hätte er da nicht ein paar Vermutungen. Ja, Überzeugungen fast. Er kennt es ja selbst: in jede Spiegelung seines Körpers, die er passiert, muss er auch hineinsehen. Nicht aus Interesse oder Bewunderung oder auch nur, um die Makellosigkeit seiner Erscheinung zu prüfen; ganz im Gegenteil. Jeder Blick lässt ihn innerlich zusammenfahren, sich seines Körpers unangenehm bewusst werden. Trotzdem muss er immer wieder hinschauen. Eine groteske Faszination. Wahrscheinlich ist auch diese Frau dort draußen davon erfüllt. Obwohl er, wie vorgeschrieben und aus vollem Herzen begrüßt, eine Maske über Mund und Nase trägt, zeichnen sich über ihr doch diese leicht zusammengekniffenen, kleinen Augen ab. Die hohe Stirn mit dem bereits fliehenden Haaransatz. Die Rötung der unreinen Haut. Überhaupt, die Form des spitz zulaufenden Gesichtes (jemand hat ihn mal, obgleich ohne böse Absicht, mit einer Ratte verglichen), die nach vorn gebeugte Haltung des Kopfes. Plötzlich wird er sich all dieser Dinge wieder peinlichst bewusst, obwohl er die Züge seines eigenen Gesichts niemals hätte wiedergeben können. So lange er es auch betrachten mochte, es entzieht sich stets seinem Griff. Sicher ist für ihn nur, dass es keinesfalls ein angenehmer Anblick ist. Dieses Gesicht, dieser Körper ist nun wirklich keiner, an dessen Ästhetik man sich laben konnte. Erneut, das Wort wird seinem Kern nicht gerecht, doch deformiert ist stets jenes, welches ihm am treffendsten erscheint. Deformiert. Unförmig. Irgendwie falsch. Und wieder einmal fühlt er sich in diesem Gefühl bestätigt. Da ist es etwas Falsches an ihm und diese Frau dort draußen, sie hat es erkannt. Wie könnte sie auch nicht. Es ist ihm auf den Leib geschneidert. Und ihre Augen, sie versuchen es zu fassen, dieses Falsche. Diese Züge, die er selbst nie fassen konnte.
Dieser Körper, in dem er nun mal seit seiner Geburt steckt, nimmt einfach zu viel Raum ein. In seinem Leben, in seinen Gedanken, wie auch in der physischen Welt um ihn herum. Er bietet zu viel Fläche, auf die unweigerlich seine Falschheit plakatiert wird. Eine Litfaßsäule des Betrügertums, das er tagaus tagein lebt. Eine Hülle, die schreit: „Seht mich an, ich gehöre hier nicht her! Ich bin die misslungene Kopie eines Menschen! Ich bekenne mich schuldig!“ – Wenn doch nur dieser Körper nicht wäre. So sehr er sich dieser fleischlichen Welt auch verbunden fühlt, sich selbst als ein Teil dessen zu betrachten fällt ihm unsagbar schwer. Ohne Frage, er ist dieser Betrüger und dieser falsche Körper nicht überzeugend genug. Jeder kann es erkennen. Und ein jeder wird sich fragen, was es mit ihm auf sich hat. Aus der Ferne. Durch die Gitter. Aus denen auch er hinausschaut.
Doch um nun den Blick der Frau ja nicht zu erwidern und keine weitere Aufmerksamkeit heraufzubeschwören, schlägt er mit einer fahrigen Bewegung das kleine Buch in seinem Schoß auf. Die Seite ist in diesem Moment völlig irrelevant, wichtig sind allein die Buchstaben. Die Wörter. Nicht deren Bedeutung. Nur keinen weiteren Blick nach draußen werfen. Nichts anmerken lassen. Alles ist in bester Ordnung. Alles wie zuvor. Und die Worte ziehen vorbei; und die Worte streifen ziellos durch die leise Klanglandschaft in seinen Ohren.
Er wendet sich vom Fenster ab und lange mögen ihn die Formen und Konstellationen der Buchstaben nicht zu fesseln. Zu unstet dreht und wendet es sich nun in ihm, weshalb nun auch die Augen nach neuem Halt suchen. Im Gang, außerhalb des mit einer durchsichtigen Schiebetür geschlossenen Abteils, eilen einige Menschen auf und ab. Es dürfte nicht schwer sein, einen freien Platz zu finden; wirklich gut gefüllt ist dieser Zug nicht, und die Menschen neigen dieser Tage in aller Regel dann doch noch dazu, dem nächsten nicht zu nahe zu kommen. Es ist ein wenig eigensinnig gewesen, aber genau aus diesem Grunde hat er ein geschlossenes Abteil gewählt. Hier würde ihn, sollte der Platz nicht wirklich knapp werden, niemand stören.
Eine alte Frau führt ihren Rollator vorbei. Ihr Gang ist langsam und ruckartig, aber dennoch fest und bestimmt. So erscheint es jedenfalls unter dem langen, beigen Daunenmantel. Sie hat nur ihr Ziel vor Augen und blickt sich nicht weiter um. Ob sie den jungen Mann, der sichtlich genervt hinter ihr her schlendert, überhaupt bemerkt, ist fraglich. Vielleicht hat er bereits zuvor auf sich aufmerksam gemacht und darum gebeten, doch bitte vorbeigelassen zu werden; vielleicht aber auch nicht. Eigentlich ist es auch egal. Eine solche Situation hat sich vermutlich allein in diesem Zug an diesem Tag schon mehrfach abgespielt. Und es würde wohl auch keine größeren Konsequenzen haben. Sie beide haben es bereits in ihren Zug geschafft und würden diesen nicht mehr verpassen. Der Ausgang ihres Tages würde von dieser Situation nicht beeinflusst werden. Sicher, vielleicht hätte die dadurch beeinflusste Wahl des Sitzplatzes Einfluss auf mögliche soziale Begegnungen, aber das ist dann doch unwahrscheinlich. Erst recht in einem relevanten Maße. Auch H. hat in Zügen bereits Begegnungen gemacht, die ihm unvergesslich geworden sind. Seien es nur kurze Blicke, die ausgetauscht worden sind– wie etwa zuvor mit der Frau auf dem Bahnsteig – oder kurze Gespräche, die aufgrund besonderer Umstände stattgefunden haben. Aber nie hat eine solche den Fortlauf des Tages wirklich beeinflusst. Das würde auch für den jungen Mann dort so sein. Einige Dinge sind eben doch für alle gleich.
Bloß sind H. und dieser Mann eben nicht gleich. In einigen Dingen ähneln sie sich zwar, wie in Sachen Alter oder Kleidungsstil, doch die Unterschiede sind gravierend. Der Mann, der dort langsam einen Schritt vor den nächsten setzt, ist von makelloser Haltung und Statur. Normal. Jedenfalls in seinen Augen, denn er wirkt wie eine Einheit: dort geht ohne Zweifel ein Mensch. Sehr überzeugend. So wie alle anderen auch. Nicht sonderlich auffällig, aber angenehm wahrzunehmen. Dieser Mann ist ein Teil seiner Umgebung. Er nimmt in dieser Welt genau das richtige Maß an Raum ein. Er gehört hierher. Dort geht ein Mann, der betrachtet werden kann. An dessen Gesichtszüge man sich erinnern kann, wenn man es denn darauf anlegt. Den man sich schulterzuckend ansieht und denkt: „Und?“ Den man sich in alltäglichen Situationen vorstellen kann, der nicht in jeder einzelnen Bewegung ungelenk und falsch anmutet. Ein vollkommener Mensch eben.
Selbstverständlich trifft auch all dies auf die alte Frau zu, hinter welcher er schleicht, aber dieser Mann dort – das könnte er sein. Nicht wirklich er, aber wie er, versteht sich. Denn nicht alles an ihm ist schlecht oder falsch: das, was er als Selbst definiert, dieses Körperlose, das ist ihm durchaus gut und zufriedenstellend. Es ist wie mit den Worten: die Form wird dem Kern nicht gerecht. Sie kann nur behelfsmäßig dafür stehen, aber eine wirkliche Verbindung gibt es nicht. Dieser Körper, dieses Wort, ist falsch. In seiner Interpretation gebogen, mit Schreibfehlern; kaum zu deuten. Sticht unangenehm heraus. Stört den Fluss. Sorgt für Unbehagen.
Die beiden sind nun längst vorbeigezogen, die leeren Augen wie die Gedanken kreisen doch noch um jene Stelle, an denen sie eben noch gestanden haben. Sie drehen sich rastlos um sich selbst und hinterlassen einen schmerzhaft tiefen Trampelpfad.
Erst der kräftige Schwung, mit dem die Tür des Abteils aufgestoßen wird, unterbricht diesen sklavischen Kreisgang. Die Augen wandern hoch, die Hände an die Ohren: heraus mit der getragenen Klaviermusik. Selbstverständlich ist H.s Gedankenroutine nun völlig aus der Bahn geworfen worden: denn nicht einfach irgendjemand betritt das Abteil.
- „Schönen guten Tag, einmal die Papiere bitte.“
Es ist keinesfalls der Fahrkartenkontrolleur, der sich hier vor Abfahrt bereits an die Arbeit gemacht hat. Nein, tatsächlich ist es ein großer, breitschultriger Mann, wiederum mittleren Alters, der hier in militärischer Uniform und mit einschüchterndem Gebaren in das Abteil eindringt. Auch er trägt eine bläuliche Maske über Mund und Nase, was den Ausdruck in seinen Augen absolut undeutbar macht. H.s Gedanken sind zwar aus ihrem eingefahrenen Muster ausgebrochen, doch nun springen die Ideen und Impulse und Befürchtungen und Schlussfolgerungen wie aufgescheucht umher. Als seien sie just der Gefangenschaft entkommen und müssten nun ihren niedersten Trieben nachgeben und wie wild umherrennen. Hektisch, von leichter Panik getrieben, fischt er nach einigen von ihnen und setzt sie neu zusammen: Unauffällig. Ausweis. Routine. Hinter dem Mann steht ein zweiter an der Tür, kleiner. Bei ihm ein Hund. Hosentasche. Schnell. Ruhig. Gefahr. Gar nicht so einfach, wenn sich die Dinge widersprechen. Gehorchen. Unauffällig. Er greift mit einer viel zu schnellen, viel zu unbedarften Bewegung in die Hosentasche und holt die Brieftasche hervor. Grenzschutz. Nachbar. Atmen. Der Personalausweis befindet sich ganz ordnungsgemäß darin. Durchatmen. Wortlos, aber mit einem Nicken reicht er ihn dem Schutzmann herüber. Auch diese Bewegung führt er möglichst schnell und energisch aus, um das leichte Zittern zu verbergen, das sonst ganz sicher zu bemerken wäre.
Glücklicherweise greift der Mann direkt zu und überfliegt die persönlichen Daten. In ihren Höhlen wandern die Augen hin und her, dann lässt er sich die Korrektheit von Namen und Adresse bestätigen. H. bestätigt sie wahrheitsgetreu und hofft inständig, dass das Zittern, das er spürt, sich nicht auf seine Stimme überträgt. Aber sicherlich wirkt er außer Atem. Er hat das Japsen selbst gespürt. Atmen. Durchatmen.
- „Wohin geht die Reise? Zurück nach M.? Was haben Sie hier gemacht?“
Wiederum bejaht H. und gibt an, die Familie besucht zu haben. Aber nun seien die Semesterferien bald um und er habe noch einige Aufgaben zu erledigen. Zu viele Details. Verdächtig. Unsicherheit. Kurz kneift er die Augen zusammen.
- „Aha. Schon mal Rauschgift genommen?“
Eine absolute Routinefrage. Ganz selbstverständlich. Der Ton völlig beiläufig. Trotzdem zuckt er unweigerlich zusammen und rutscht auf seinem Platz zurecht. Nein, bringt er dann bloß in einem Räuspern hervor. Dumm, dumm, dumm. Auffällig. Naiv. Verdächtig.
- „Nicht? Warum nicht? Ist gar nicht so verkehrt. Solltest du mal probieren.“
Erst später wird ihm auffallen, dass der Mann aufs Du gewechselt hat und er wird sich fragen, ob das wissentlich geschehen ist - als Zeichen, dass diese Bemerkung nicht Teil der Kontrolle war -, ob er ihn damit zum Reden bringen wollte oder ob der Beamte wirklich einfach so umgänglich war. Eine dieser eigentlich unnötigen Fragen, die ihn jedoch noch Monate später beschäftigen soll. Immer mal wieder dämmert sie im Hinterkopf. In diesem Moment jedoch spielt das keine Rolle. Ein Marathonläufer kümmert sich auch nicht um ein Spruchband entlang des letzten Achtels der Strecke. Und er fühlt sich wahrlich, als würde er in diesem Moment einen solchen Marathon laufen. Auf der Zielgeraden. Der Schweiß steht ihm in den Achseln. Nur hoffentlich nicht auf der Stirn. Aber vielleicht tut er genau das, denn der Schutzmann deutet auf den Rucksack, der H. gegenüber steht.
- „Dürfen wir mal ein Auge hineinwerfen?“
Sauber. Bücher. Kleidung. Unterlagen. H. gibt die Erlaubnis und reicht den Rucksack bereitwillig herüber. Entlastung. Der Beamte gibt ihn direkt an den Kollegen im Eingang weiter. Auch der Hund wird wohl daran schnüffeln. Katze. Aber der erste Mann schiebt sich direkt wieder in das Sichtfeld.
- „Was liest du da?“
Diese Frage erwischt ihn auf dem völlig falschen Fuß, denn er hat wirklich keine Ahnung. Nach dem Betreten des Abteils hat er wahllos eines der Bücher aus dem Rucksack gegriffen und er hat sich nicht eines der Wörter gemerkt, die er da eben angestarrt hatte. Wie würde es wohl wirken, wenn er das zugäbe? Wie offensichtlicher könnte es sein, dass mit dieser Person etwas nicht stimmt? Die Fassade war doch schon kaum überzeugend, welchen Eindruck hinterlässt dann wohl so ein Umstand? Sie würden auf ihn zeigen, ihn als Betrüger erkennen. Festnehmen würden sie ihn. Unter Beobachtung steht er doch ohnehin schon. Er hatte es gesehen. Durch diese Augen.
Die Finger greifen zunächst fester um die Seiten, die noch aufgeschlagen in seinem Schoß liegen, und lassen das Buch dann doch zufallen. Es ist die isländische Sturlungensaga. In ihrer deutschen Übersetzung, versteht sich. H. ist sprachlich sehr interessiert, vielleicht auch um endlich die richtigen Worte zu finden, aber seine Sprachkenntnisse sind längst nicht so breit gefächert, wie er es sich wünschen würde. Isländisch, geschweige denn Altnordisch, ist nicht Teil seines Repertoires. Leider, mag er denken. Wie so oft. Aber wer setzte sich schon in Züge und las, statt einfacher Unterhaltungslektüre, Zeitschriften oder Nachrichten, jahrhundertealte isländische Literatur? Natürlich, das Buch ist Teil seiner Studien und selbst wenn nicht, ist noch immer nichts Verwerfliches daran, ein solches Buch zu lesen. Aber es ist ungewöhnlich. Wie erklärte man jemandem auf die Schnelle, warum man sich ausgerechnet für ein solches Thema interessiert? Für diese Zeit, für diesen Ort, für diese Gattung Literatur? Wie antwortet man, wenn jemand fragt, worum es in dem Buch denn überhaupt gehe, wenn es sich nicht um einen klassischen Roman oder ein Sachbuch handelt? „Das ist schwer zu sagen“? Auffällig. Verdächtig. Falsch!
Aber noch bevor er überhaupt etwas sagen kann, kommt der Beamte ihm zuvor:
- „Oh, spannend. Ich mag sowas ja. Mythologie und Geschichte und so. Ist ein cooles Thema. Sag mal, stehst du auf Metal?“ Nicken. „Mein Cousin hat da eine Band, die beschäftigen sich auch mit sowas. Könnte dir gefallen.“
Völlig perplex hört H. einfach nur zu. Er weiß es zwar uneingeschränkt zu schätzen, dass der Grenzer sich während der Durchsuchung um eine ungezwungene Stimmung bemüht, aber wie er mit dieser Situation umgehen sollte, das weiß er nicht. Wie so oft fühlt er sich einfach verloren und hilflos. Er kann sich sehr gut vorstellen, wie jemand anderes einfach ganz zwanglos mit dem Beamten plauschen würde. Warum denn auch nicht, schließlich hat er nichts zu befürchten. Da ist nichts in seinem Rucksack, was gefunden werden könnte. Aber wie verhält man sich ungezwungen, während zwei bewaffnete Grenzer und ihr Hund den eigenen Rucksack durchsuchen? Wenn das Geheimnis nicht irgendwo zwischen Socken und Unterhosen eingerollt liegt, sondern Kern des eigenen Bewusstseins ist? Unmöglich, dass das unbemerkt bleiben konnte. Da muss einfach ein Verdacht bestehen. Es kann gar nicht anders sein. Sicherlich wird er sich fragen: „Was stimmt nur mit dem nicht? Irgendwas ist da nicht ganz richtig.“ Er muss es erkennen, denn es steht in großen, plakativen Lettern über H.s ganzen Körper geschrieben. Über dieses Ding, das so unnatürlich viel Raum in dieser Welt einnimmt. Natürlich sind sie auch deshalb zu ihm gekommen. Weil ihm die Falschheit anzumerken ist. Man versucht sie nur herauszukitzeln. Offenzulegen. Ihn langsam, Schritt für Schritt zu demaskieren.
Aber jetzt ist noch nicht die richtige Zeit dafür. Der Mann am Eingang reicht den Rucksack wieder nach vorn und der Beamte stellt ihn neben H. auf den freien Sitz.
- „Alles in Ordnung. Entschuldige die Störung.“
Aber bald würde es soweit sein. Es ist so schwer, diese Maske aufrecht zu erhalten. Dass dieser Körper, den er trägt, er selbst ist. Dass da eine tiefere Verbindung bestünde. Dass man nur einer von vielen sei. Nichts Außergewöhnliches. Völlig gleichwertig. Kein nervöses, unsicheres Konstrukt, das sich irgendwo verlaufen hat und in dieser viel zu großen Hülle aufgewacht ist. In diesem rostigen Werkzeug.
Der kleinere Beamte sowie der Hund waren schon weitergezogen, der große, breitschultrige bleibt noch kurz an der Tür stehen:
- „Dr. aus K. Hör mal rein.“
Mit einer Handbewegung verabschiedet er sich und schiebt die Abteiltür schwungvoll zu. H. versinkt in seinem Sitz und schaut sich völlig desorientiert um. Die Augen finden keinen Halt. Die Fensterscheibe ist beschlagen.
Und mit leichter Verspätung rollt der Zug endlich aus. Die Spiegelung der Bahnhofsuhr wandert langsam von H.s Abteil in Richtung Ende und verschwindet letztlich ganz.
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apebook · 1 year ago
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dietersseite · 2 years ago
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Schattenstimmen
Was da zu mir spricht,
ich kenn es nicht.
Nicht mehr.
Ich habe es vergessen.
Wie in Pompeij.
Meterdicke Schichten Staub darüber.
Geröll.
Was waren all diese Jahre seither.
Nur brav sein.
Nur funktioneren.
Jetzt ist da wieder Leben.
Ich erkenne mich nicht wieder in Dir, aber doch bist Du mir näher als mein Ich von Gestern.
Du bist das Lebendige in mir, das von gestern ist tot.
Zehn Jahre wie ein Tag. Zehn Tage wie ein Jahrzehnt.
Was zählt?
Ich spiel wieder.
Eine Rolle.
Oder zwei.
Musik.
Bilder.
Sprache.
Ja, drei sind`s.
Und da bist Du.
Ich - Du - er/sie/es.
Was ist?
Was bleibt?
Was wird sein?
Ich warte.
Ich warte gern.
Sieger.
Verlierer.
Alles ist.
Alles soll sein.
Gleichzeitig.
Immerdar.
In Liebe Dein
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taxil · 1 year ago
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Beobachtung II 17.9.23: Die Amis sind unhöflich
Worum's geht: Sieh mich an, du S.O.B., und grüß gefälligst zurück!
Auf meiner Kalifornienreise bin ich bislang zwei Arten von Mensch begegnet, und ich behaupte, dass es überwiegend US-AmerikanerInnen betrifft. Ich pauschalisiere natürlich gnadenlos, und der Titel ist clickbait-y. Ich kann kaum beweisen, dass es rein alles "die Amis" sind, kann nicht sagen, ob es nur Kalifornier oder obs eine Frage der Klasse/Schicht sind/ist. Liegts an meinem Deutschsein oder an der Einstellung der Leute? Blablablubb, das gleiche Kleingeschriebene aus meinem vorigen Blogbeitrag.
Wenn ich wandern gehe und mir dort Leute entgegenkommen, oder wenn ich auf einem Campingplatz meinen Zeltnachbarn begegne, verhalten sich diese komisch. Manchmal folgt nach dem verschreckten Mustern ein schnelles Wegsehen (etwa bei Jüngeren). Ältere oder wenigstens ähnliche Altrige murmeln schnell ein Hello oder Mornin, wenn ich zuerst gegrüßt habe.
Keine Ahnung, ob ich zuviel hineininterpretiere, doch in Deutschland, Österreich und der Schweiz habe ich das nicht erlebt. Oder in anderen Ländern, wo ich noch nicht einmal wirklich der Sprache mächtig gewesen bin. Ein Nicken oder Lächeln ist universell verständlich. Vielleicht sind die US-Amis eine Solo-Hikerin nicht gewohnt? Auf den 6-7 Wanderungen in den letzten 10 Tagen bin ich vielleicht zwei oder drei einsamen Wanderinnen begegnet (die im Übrigen immer lächelnd zurück/grüßen, sogar stehen bleiben; man versteht einander). Local ladies, die ihren Wasti spazieren führen oder joggen, zähle ich im Übrigen nicht dazu. Der Rest geht im Rudel oder es sind Pärchen; bei Paaren schnappe ich im Übrigen öfter mal Gesprächsfetzen rund ums Auto oder Hausbauen auf oder man hat in irgendeiner Form Pläne zu besprechen.
Besonders schlimm sind Pärchen mit Kindern, die bereits laufen können. Hier könnte es an der geteilten Aufmerksamkeit mir gegenüber liegen, aber auch das ist nicht immer erklärbar: Warum grüßt mich der gute Ehemann und Vater, der direkt nebenan am Grill steht und sein Bier schlürft, nicht, wenn wir gerade Augenkontakt aufgebaut haben? Oder warum kriegt die Mutti erst den Mund auf, wenn wir im Gemeinschaftsbad stehen und ich Platz für sie und ihr Kind vor dem Waschbecken mache? Auf Hikes starren mich diese Couples aus diesen Blankoaugen an, in die ich etwas hineinlegen muss, die ich ausfüllen soll mit einer Emotion, damit sie lebendig werden, damit der Mund einen Gruß formt oder wenigstens einmal der Kopf genickt wird.
Je mehr mir Verschlossenheit begegnet, desto penetrant fröhlicher werde ich. Bei älteren Semestern, die sich immer freuen ihr Wissen teilen zu dürfen, zieht das gut. Denn dann bekomme ich von der alten Volunteer-Dame etwas über die Redwoods erzählt, von Dave dem Guide aus dem Mining Museum aus Nevada City ein paar persönliche Kindheitserinnerungen über seine Mutter, oder von einem einheimischen Gassigeher vorgeschwärmt, dass ihm wirklich das Oktoberfest abgehe, aber der Job in Deutschland sei leider nur befristet gewesen. Auch schön: Auf dem äußerst isoliert gelegenen und rudimentären Campground bei Battle Creek im Lassen Volcanic National Park nickte und winkte mir bei jedem Vorbeigehen ein zerrupft aussehender Herr höheren Alters, der vor seinem Lagerfeuer saß, zu, als sei er erfreut, ein jüngeres Gesicht unter den Campingveteranen zu sehen (die Gegend dort ist wirklich rough, unerträglich trocken und grau für meine nordische Sensibilität; ich bin nach zwei Tagen wieder aus Lassen geflohen, aus Angst irgendwo in der Sierra ohne Wasser zu stranden). Der Mann hat nicht versucht mich in ein Gespräch zu verwickeln, sondern einfach meine Gegenwart freundlich zur Kenntnis genommen. Mehr will ich die meiste Zeit auch nicht.
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Bilder: Vulkanische Landschaft mit Zahnstochern garniert. Und dafür wollte der Nationalpark $30 Eintritt. Nein danke, ich suchte mir meine eigene Wanderstrecke in einem aufgeforsteten Waldstück weiter östlich der Route 36, immer noch beinahe unerträglich trocken und natürlich nur bergauf in der prallen Sonne.
Doch die Jungen und jene mittleren Alters blicken durch mich hindurch und preschen in Gedanken versunken an mir vorbei, geplagt von persönlichen Krisen, Job Crunches, dem Kredit für Haus und Wagen oder anderen Geheimnissen. A propos preschen: Wenn Amerikaner wandern, stürmen sie voran. Das ist mir schon in Hawaii mit meinen Farmkollegen aufgefallen. Hocheffizient, dicht getaktet, volloptimiert. Und dann kommt da so eine Deutsche daherflaniert und grüßt aufdringlich, wahrscheinlich willse Geld.
Bild unten: Bedrängtes Mannequin aus dem Plumas County Museum, Quincy.
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schorschilive · 4 days ago
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Guten Tag auf Färöisch: Eine umfassende Einführung in die färöische Begrüßung
Die färöische Sprache, gesprochen auf den malerischen Färöer-Inseln im Nordatlantik, ist ein faszinierendes Beispiel für eine lebendige nordgermanische Sprache. Mit nur etwa 75.000 Sprechern weltweit ist Färöisch eine der am wenigsten gesprochenen Sprachen Europas, aber gleichzeitig eine der am besten erhaltenen nordischen Sprachen. In diesem ausführlichen Artikel werden wir uns eingehend mit der färöischen Begrüßung „Guten Tag“ befassen, ihre Aussprache erlernen und tief in die kulturellen und linguistischen Besonderheiten eintauchen, die diese einzigartige Sprache ausmachen.
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filmregie · 9 days ago
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2.1 Film, Form und Funktion I: Von der Kinodebatte zum Formalismus
Mit diesem Argument konnte man nicht nur der apodiktischen Ablehnung des neuen Mediums durch Schriftsteller wie Franz Pfemfert – „Kino vernichtet die Phantasie“ (ebd., 168) – begegnen; mit diesem Argument wurde auch eine Kunst denkbar, die jenseits der Lautsprache der Dichtung wie jener Bildsprache operierte, der sich die bildenden Künste bedienten. „Der menschliche Blick, die menschliche Gebärde, die ganze Körperhaltung eines Menschen vermag heutzutage bisweilen schon mehr zu sagen als die menschliche Sprache“, behauptete der Theaterrezen­ sent und Schauspieler Egon Friedell 1913 (ebd., 206) und betonte damit, komplemen­ tär zu Wegeners Erhebung der Kamera in den Rang eines Dichters, die Zeichenfunk­ tion der Körper­ und Gebärdensprache, die auf der Leinwand mehr zu bedeuten habe als auf der Theaterbühne. In der Perspektive dieser funktionalen Trennung von Film­ und Wortkunst lag vor der Zeit des Tonfilms auch der von dem Verleger und Übersetzer Max Bruns 1913 wohl nicht ganz uneigennützig geäußerte Verdacht, mit der Romanverfilmung habe das Kino einen Abweg betreten (ebd., 274).
Die zunehmend diskutierte Auffassung, dass die Kinematographie ihre spezifi­ sche Funktion jenseits von Literatur und Theater suchen müsse, ließ am Film jene Anmutungsqualitäten hervortreten, an denen Béla Balázs noch Mitte der 1920er Jahre seine Kulturleistung festzumachen suchte, weil er unbelebte Gegenstände mit einem physiognomischen Ausdruck versehe. So erklärte Herbert Tannenbaum, der als Regisseur, Galerist und Kunsthändler tätig war, schon 1913/1914: „Die Schatten­ haftigkeit ihres Wesens setzt die Menschen des Kinos in eine völlige Einheitlichkeit zu allen Dingen der Erscheinungswelt“ (ebd., 313–314). Wie später Balázs hob Tan­ nenbaum an der „Körperkunst“ Asta Nielsens das affektive Moment hervor (ebd., 316) und kam zu dem Schluss, der Film verfüge dank seiner spezifischen Ausdrucks­ mittel über einen „ihm allein eigenen Stil“ (ebd., 318).
Einerseits wurde also die Verwandtschaft von Theater und Film gesehen; beide spielen, wie es der Journalist Oskar Kanehl zur gleichen Zeit formulierte, „zur Schau“ (in Kaes 1978, 52). Andererseits konnte der Schriftsteller Carl Hauptmann 1919, unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg und fünf Jahre, bevor Balázs’ erste Monografie zum Film erschien, aus dem Vergleich von Film und Theater die folgen­ reiche Erkenntnis ableiten, das einzigartige Vermögen der neuen Kunst liege darin, „den Ablauf aller bedeutungsvollen Bewegung, die lebendige Gebärde aller Wesen, der lebendigen und der toten Dinge, absolut zu objektivieren“ (ebd., 124). Als „Aus­ drucksmittel der Seele“ verschaffe die Gebärde dem Film Zugang in „ein kosmisches Reich“, das sich dem Dichter verschließe, wenn er sich einer bloß logischen, hoch�� intellektuellen Sprache bediene, die dem sinnlichen, leiblichen Ausdruck entrückt sei (ebd., 125–128). Aus der Einsicht, dass aus dem filmspezifischen Zusammenspiel von Mimik, Gestik und Proxemik, seiner Ausleuchtung und der Kameraarbeit eine komplexe Form der Mitteilung entsteht, zog der Kunstschriftsteller Adolf Behne allerdings erst 1926 die Schlussfolgerung, der Film habe „eine Sprache aus der An­ schauung entwickelt [...], mit der eine aus der Sprache entwickelte Anschauung nicht mehr konkurrieren“ könne.
Quelle: Matthias Bauer 2.1 Film, Form und Funktion I: Von der Kinodebatte zum Formalismus 27
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Blockkritik - The Grand Budapest Hotel
Blockkritik: „Grand Budapest Hotel“ (2014) Regie: Wes Anderson
„Grand Budapest Hotel“ von Wes Anderson ist eine faszinierende Mischung aus lebendigem Tempo, skurrilen Dialogen und detailverliebter Inszenierung. Der Film ist auf seine eigene Weise brillant, nicht durch klassische filmische Standards, sondern durch die einzigartige Welt, die Anderson erschafft – eine, die den Zuschauer mitnimmt und dabei gleichzeitig in Staunen versetzt. Es ist vielleicht kein „filmisches Meisterwerk“ im klassischen Sinne, aber es ist etwas anderes – etwas, das auf einer anderen, ebenso faszinierenden Ebene glänzt.
Tempo und Erzählweise
Die Bewegung des Films ist nahezu perfekt. Als jemand, der lebhafte und schnelle Erzählweisen schätzt, fand ich das Tempo von „Grand Budapest Hotel“ hervorragend. Der Film wirkt von Anfang bis Ende lebendig und fesselt den Zuschauer durchgehend. Jede Szene hat ihren Platz und trägt zur Gesamtwirkung bei – es gibt keine unnötigen Längen oder überflüssige Momente. Der Film hatte einen von Anfang bis Ende im Würgegriff begleitet von einem idiotischen Dauerlächeln. Es fühlt sich an, als würde man einen Muffin essen, bei dem jeder Bissen genauso ehrenlos geil ist wie der nächste. Und du isst diesen Muffin EIN MAL, vergisst dann seinen Namen und findest ihn nie wieder. Eine einzigartige Erfahrung in Form eines Films.
Sprachliche Mischung und Humor
Ein besonders faszinierendes Merkmal des Films ist die Mischung aus gehobener, fast akademischer Sprache und der überraschenden Verwendung von kraftvollen, alltäglichen Ausdrücken. Besonders M. Gustave, der Hauptcharakter, verkörpert diese Sprachspaltung perfekt. Er spricht eloquent und intellektuell, bleibt dabei jedoch in seiner Haltung unglaublich lässig und cool (so corny es ist jemanden 'cool' zu nennen). Diese Mischung aus Hochkultur und plötzlicher Verbalität sorgt für einen humorvollen, fast absurd komischen Effekt – eine Mischung, die den Film besonders charmant macht. Ein gelungener Versuch, das hochgehobene Prinzip der Sprache zu wahren und es gleichzeitig mit der alltäglichen Sprache der Allgemeinbevölkerung zu vermischen, wodurch eine fast lächerlich belustigende Komödie entsteht, ist wirklich raffiniert.
Die Filmästhetik
Die Kameraführung ist eine Kunst für sich. Besonders zu Beginn, als der alte Zero mit dem Autor des Buches spricht, wird der Zuschauer von der Art und Weise, wie die Kamera die Charaktere einfängt, fast hypnotisiert. Die Wechsel zwischen bewegten und statischen Kameras, sowie die sich ständig verändernden Perspektiven, tragen dazu bei, dass der Film niemals in eine Komfortzone gerät. Die Szenen sind nie vorhersehbar, was dem Film eine dynamische und überraschende Qualität verleiht. Ich kann meine Finger nie genau darauf legen, was genau so faszinierend daran ist. Dafür müsste ich mir wirklich Notizen nebenbei machen, aber ganz generell lässt sich sagen, dass es einfach diese ständige Veränderung und die besondere Art der Inszenierung sind, die den Film so einzigartig machen. Die Magie die ich nicht verbalisieren kann, sie aber verstehen muss wohl Wes Andersons Regie sein.
Die vielfältigen Drehorte und Szenenwechsel
Ein weiteres bemerkenswertes Element ist die ständige Veränderung der Schauplätze. Zuerst befinden wir uns im Hotel, dann im Gefängnis, später in einem Schloss und sogar auf einem Leuchtturm mit Mönchen (????), um schließlich auf einem verschneiten Berg beim Skifahren zu landen. Diese ständigen Szenenwechsel halten den Film frisch und dynamisch. Vor allem finde ich es beeindruckend, dass der Film es schafft, so absurde Szenen völlig normal und natürlich erscheinen zu lassen. Wenn man mal alle Elemente aufzählt, die der Film fast schon ernsthaft und ohne jegliche Probleme präsentiert, wird es richtig faszinierend. Ich meine, da ist ein extrem pinkes Hotel auf einem Berg, ein Gefängnis mit Krokodilgräbern (c'mon...), ein Leuchtturm mit Mönchen (immernoch ??), ein Schneeberg, auf dem eine Verfolgungsjagt AUF SKI stattfindet und dazu eine ganze Truppe Soldaten, die immer mehr wie eine bestimmte Gruppe aus den 1940ern aussehen. Das ist alles so lächerlich, dass es eigentlich dämlich wirken sollte – TUT ES ABER NICHT. Mir ist das ganze (vorallem die Soldaten) erst hinterhergedämmert. Es ist irgendwie brillant, weil der Film es schafft, diese absurden Ideen so ernst scheinen zu lassen, dass sie tatsächlich zu einer gelungenen und faszinierenden Geschichte führen. Es wäre bei - dieser Handlung - ein Fehler gewesen, sich zu sehr in einer einzelnen Szenerie oder Handlung „niederzulassen“, da dies die Magie des Films zerstören würde. Die ständige Bewegung, sei es durch die Charaktere, Kameraführung, oder Drehort ist entscheidend für die Brillanz von „Grand Budapest Hotel“.
Dialoge und Sprache
Die Dialoge in diesem Film sind einfach fantastisch. Sie fügen sich nahtlos in die Welt ein, die Anderson erschaffen hat, und tragen maßgeblich zum Humor und zur tiefgründigen Bedeutung bei. Monologe wie „Unhöflichkeit ist bloß der Ausdruck von Angst. Menschen haben Angst, dass sie nicht bekommen, was sie wollen. Die schrecklichste und unattraktivste Person braucht nur geliebt zu werden, und sie wird sich wie eine Blume öffnen.“ zeigen, dass der Film weit mehr ist als nur eine Farce. Die Mischung aus humorvoller Leichtigkeit und tiefgründiger Weisheit wird auch in den Dialogen von Zero und M. Gustave weitergeführt, die zu den emotionalsten und besten Momenten des Films gehören.
Die Liebe zum Detail
Anderson ist bekannt für seine Liebe zum Detail, und das merkt man in „Grand Budapest Hotel“ besonders. Die Requisiten, wie alte Bücher oder Kerzen, sind nicht nur Kulisse, sondern bewusst gewählte Objekte, die der Welt mehr Tiefe verleihen. Man vergisst viel zu oft, dass die Filmemacher diese Requisiten mit Absicht und viel Überlegung ausgesucht haben, was alles noch viel lustiger macht. Diese kleinen Details bleiben im Gedächtnis und tragen zur Gesamtstimmung des Films bei. Besonders in der Art, wie die Statisten im Hintergrund agieren, ist zu erkennen, wie sehr der Film von einer lebendigen Außenwelt geprägt wird. Jeder Hintergrund scheint eine eigene Geschichte zu erzählen.
Charaktere und deren Entwicklung
M. Gustave ist der Archetyp des eleganten, etwas überheblichen Hotelmanagers, der gleichzeitig mit Charme und Zynismus die Welt um sich herum beeinflusst. Er ist ein Mensch, der keine Angst hat, seine Meinung zu sagen und trotzdem stets das gewisse Etwas bewahrt. Der Typ kann sich echt alles erlauben und sich ohne weiteres Rausreden weil man zu beschäftigt ist damit, ihn aufgrund der Wortwahl ÜBERHAUTP zu verstehen. Zero, der junge Lobbyboy, ist sein treuer Begleiter und Entwicklungschampion. Trotz seiner anfänglichen Unerfahrenheit wächst er im Laufe des Films und wird zu einem zentralen emotionalen Anker. Die Beziehung zwischen Zero und M. Gustave zeigt auf sehr subtile Weise, was es bedeutet, einem anderen Menschen zu vertrauen und sich aufeinander einzulassen.
Die Farbpalette
Die Farbpalette von „Grand Budapest Hotel“ trägt maßgeblich zur Atmosphäre des Films bei. Sie ist lebendig, gleichzeitig aber auch gedämpft und unaufdringlich. Die Farben in den verschiedenen Szenen wechseln von warmen Rottönen und Gelb zu kühlen Blau- und Lilatönen, was nicht nur die unterschiedlichen Schauplätze widerspiegelt, sondern auch die emotionale Entwicklung der Geschichte unterstreicht. Diese durchdachte Farbgestaltung verstärkt die märchenhafte, aber auch tragische Dimension der Geschichte. Jede Aufnahme in diesem Film sieht aus wie die Innenarchitektur-Inspirationstafel von jemandem, der Lavendel-Latte trinkt, und ich bin SO dafür da.
WIE WILLIAM DAFOE DIE KATZE VON DEM ANWALT AUS DEM FENSTER SCHMEIßT IN MINUTE 49!!!!!
Fazit und Wes Andersons Einzigartigkeit
„Grand Budapest Hotel“ ist ein Meisterwerk der visuellen Erzählkunst und bietet eine einzigartige Erfahrung, die sich von anderen Filmen abhebt. Wes Anderson schafft es, einen Film zu erschaffen, der gleichzeitig humorvoll und tiefgründig ist, der durch seine Ästhetik und seinen Erzählstil fesselt und dabei eine Geschichte erzählt, die uns lange im Gedächtnis bleibt. Egal, was der Mann geraucht hat, ich BRAUCH das auch! Ich werde definitiv mehr von ihm anschauen, denn „Grand Budapest Hotel“ hat mir gezeigt, wie sehr ich Andersons ganz eigene Art des Filmemachens schätze. AMEN! GOODNIGHT PARTY PEOPLE !! Genug geglazed
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lokaleblickecom · 18 days ago
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schorschidk · 18 days ago
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Viel Glück auf Färöisch: Eine sprachliche Reise durch die nordatlantischen Inseln
Die färöische Sprache, auch Färöisch genannt, ist ein faszinierendes Beispiel für eine kleine, aber lebendige nordgermanische Sprache. Gesprochen von etwa 75.000 Menschen auf den Färöer-Inseln und einigen tausend weiteren in Dänemark, bewahrt sie ein reiches linguistisches Erbe. In diesem ausführlichen Artikel werden wir uns damit befassen, wie man „Viel Glück“ auf Färöisch ausdrückt, und dabei tiefer in die Besonderheiten dieser einzigartigen Sprache eintauchen.
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wort-schaetzchen-blog · 18 days ago
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Rezension: Astrid Lindgrens Die Kinder aus Bullerbü
Astrid Lindgrens Die Kinder aus Bullerbü (Originaltitel: Alla vi barn i Bullerbyn) zählt zu den bekanntesten Kinderbüchern der schwedischen Autorin. Das 1947 erstmals veröffentlichte Werk entfaltet seinen Reiz durch die schlichte, aber detailreiche Darstellung einer idyllischen ländlichen Kindheit. Als zeitloser Klassiker der Kinderliteratur hat es nicht nur Generationen von Lesern geprägt, sondern auch den Kanon der Kinderbuchliteratur nachhaltig beeinflusst.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Lisa erzählt, einem der sieben Kinder, die in dem kleinen schwedischen Dorf Bullerbü leben. Bullerbü besteht aus drei Höfen, in denen die drei Familien der Kinder wohnen. Die episodische Struktur des Buches, die aus kurzen, abgeschlossenen Geschichten besteht, vermittelt den Eindruck eines anekdotischen Erzählens, das sich an den Jahreszeiten und den alltäglichen Erlebnissen der Kinder orientiert. Diese Form erlaubt es jungen Lesern, mühelos in die Welt von Bullerbü einzutauchen, ohne einem komplexen Handlungsstrang folgen zu müssen.
Zentrales Motiv des Buches ist die kindliche Gemeinschaft. Die Freundschaft der Kinder und ihr unbeschwertes Zusammensein bilden das Fundament der Erzählung. Konflikte sind selten und werden stets in einem liebevollen Rahmen gelöst, wodurch die Geschichte eine harmonische, fast utopische Welt entwirft. Lindgren setzt bewusst auf die idealisierte Darstellung einer Kindheit, die frei von modernen Zwängen ist. Diese Idylle mag aus heutiger Perspektive nostalgisch wirken, bietet jedoch einen wichtigen Kontrapunkt zu den Herausforderungen des modernen Lebens und betont die Bedeutung von Fantasie, Freiheit und Gemeinschaft.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Naturverbundenheit. Bullerbü ist tief in der ländlichen Umgebung verwurzelt, die als Kulisse für die Abenteuer der Kinder dient. Die Natur wird nicht nur als Raum des Spiels und der Freiheit dargestellt, sondern auch als Quelle von Geborgenheit und Inspiration.
Lindgrens Sprache ist bewusst einfach gehalten, um sich an die kindliche Zielgruppe zu richten. Ihre präzisen und anschaulichen Beschreibungen erzeugen lebendige Bilder, die das Dorf Bullerbü und seine Umgebung geradezu greifbar machen. Gleichzeitig gelingt es ihr, durch die Ich-Perspektive Lisas eine authentische und glaubwürdige kindliche Stimme zu schaffen.
Die Dialoge sind knapp und pointiert, wodurch die Dynamik zwischen den Figuren unterstrichen wird. Lindgren zeigt hier ihre Meisterschaft, mit wenigen Worten komplexe Charaktere zu skizzieren und eine warme Atmosphäre zu schaffen.
Die Kinder aus Bullerbü ist ein Werk, das in seiner Zeitlosigkeit besticht. Obwohl es in einer spezifischen kulturellen und historischen Realität verankert ist – dem ländlichen Schweden der 1940er Jahre –, hat es universelle Themen wie Freundschaft, Familie und kindliche Neugier, die weltweit verständlich und relevant bleiben.
Kritisch betrachtet könnte die Idylle von Bullerbü aus heutiger Perspektive als realitätsfern erscheinen. Die völlige Abwesenheit gesellschaftlicher Probleme oder sozialer Spannungen mag ein romantisiertes Bild der Kindheit zeichnen. Doch gerade diese bewusste Vereinfachung erlaubt es dem Buch, als zeitloser Zufluchtsort für die Leser zu fungieren.
Die anhaltende Beliebtheit des Buches zeigt sich nicht zuletzt in den zahlreichen Übersetzungen, Adaptionen und Neuauflagen. Es bleibt ein grundlegendes Werk, das sowohl in der Kinderliteraturforschung als auch in der Lesesozialisation eine zentrale Rolle spielt.
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Astrid Lindgrens Die Kinder aus Bullerbü ist ein Meisterwerk der Kinderliteratur, das durch seine warmherzige Erzählweise, seine authentischen Charaktere und seine zeitlose Botschaft beeindruckt. Es ist nicht nur ein Dokument einer idealisierten Kindheit, sondern auch ein literarisches Werk, das die Kraft des Geschichtenerzählens feiert. Lindgren hat mit diesem Buch eine Welt geschaffen, die generationsübergreifend fasziniert und bis heute einen festen Platz im Herzen ihrer Leser hat.
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