Tumgik
#anton röhr
sammeldeineknochen · 3 years
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Solidarität soll überall wie Schmiermittel in jene Lücken fließen, die der Rückzug des Wohlfahrtsstaates hinterlässt.
Anton Röhr: “Singularisierte Solidarität” in: Karin Hutflötz (Hg.) und Veronika Hilzensauer (Hg.): “Wieder denken”, S.97
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philosophenstreik · 3 years
Text
wieder denken
neue fragen, andere antworten, perspektiven für die zeit nach der pandemie - edition zeitkritik 3
hrsg.: karin hutflötz und veronika hilzensauer
erschienen 2021
bei der büchergilde gutenberg
isbn: 978-3-7632-7190-0
(von tobias bruns)
wieder denken - ... für die zeit nach der pandemie - ein provokativer titel, scheint er doch zu meinen, in der zeit der pandemie, die aktuell ja alles andere als vorbei ist, werde nicht gedacht! ein affront, der natürlich interessant macht, aber da er sich ja mit den perspektiven für die zeit nach der pandemie beschäftigt doch wieder ein wenig aus der provokation hinausstiehlt.
wir haben es hier mit einem buch von essays junger autoren verschiedener disziplinen zu tun, die allesamt viele fragen aufwerfen, fragen, die sich viele stellen oder nur sich selbst stellen, sie aber ungerne öffentlich äußern, um dem konsens nicht zu widersprechen. die autoren stellen nicht in frage, ob all die maßnahmen im zuge der pandemie gesundheitlich und für die gemeinschaft nötig waren, vielmehr sind sie erstaunt darüber, dass all dies nie auf seriöse weise diskutiert wurde. die verrückten schreihälse, die dies auf ihre art taten, sind da jedoch nicht das, was sie meinen, dass ein diskurs wünschenswert wäre, der eine bunte vielfalt an stimmen hört, um zu einem konsens zu kommen. insofern sind die aufgezeigten perspektiven eher dahin zu deuten, wie man es in zukunft in solcherlei situation besser machen könnte - wohlgemerkt prägt das geschehen zumindest auch die nahe zukunft...
wie es bei essays verschiedener autoren so ist, so werden verschiedene perspektiven, verschiedene gebiete der gesellschaft thematisiert. was bedeutet solidarität in einer pandemie, was ist philosophie überhaupt, wie kann man die zwischenmenschlichkeit leben, welche auswirkungen hat das pandemische geschehen auf die rollenverteilung - klar wird, dass tiefgreifende gesellschaftliche themen in dieser pandemischen situation noch einmal bedeutend stärker in den vordergrund dringen: bildung, gender, gewalt, rassismus ... um nur einiges aufzuzählen.
henriette hufgard schreibt in ihrem essay “über das wundersame verschwinden der zeit” wunderbare und wahre sätze, die einem einfach die lektüre zum leckerbissen machen. “ich frage mich, ob es schlimm ist, dass es die zeit nicht mehr gibt. ich begebe mich auf die suche nach ihr, finde aber nur eine einzelne socke unterm bett” - ein surreales bild... so schön kann philosophie sein, vor allem wenn kurz danach die wahre kritik hervorquillt. “vielmehr scheint es die bereitschaft der gesellschaft zu sein, aufgewendete zeit als bezahlungswürdig und ehrenhaft zu betrachten, sobald ihre besitzerin ein mann ist” - kann man ungleiche bezahlung zwischen mann und frau irgendwie besser ausdrücken, als henriette hufgard mit diesem satz?
dieses buch ist provokativ und spannend, unterhaltsam und meinungsstark. es sind junge stimmen, erfrischend zu lesen und teilweise ungewohnt in ihrer form. es ist ein außergewöhnliches buch, das hinterfragt eben ohne das netz der verschwörung zu spannen, sondern ganz klar, ganz deutlich.
das buch ist durchgegendert - ich persönlich würde lieber ohne sternchen beide formen der geschlechter lesen, denn nicht immer funktioniert das gendern reibungslos, wie man bei “so kann die “gute” empfänger*in zum beispiel diejenige sein, ...” sehen kann. das ist nur eine kleine kritik zum funktionieren des genderns, nicht am inhalt des buches.
wieder denken ist immer eine gute option - wieder denken ist eine großartige anregung dazu.
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