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#Haochen ku
fabiansteinhauer · 3 months
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summer academy
Heute nehme ich mit Anna Clara Lehmann Martins, Haochen Ku und Juma Noah Omollo an einem Round-Table-Gespräch der Sommerakademie des MPI für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie teil. Wir diskutieren aus vier unterschiedlichen Perspektiven folgende Frage: When does law begin? Ich bringe die Perspektive einer Rechtstheorie ein, die sich für dasjenige am Recht interessiert, das man Bild, Fiktion und Technik nennt. Immer dann, wenn etwas anfängt, fängt auch das Recht an. Anfangen ist legal technique in Yan Thomas Sinne; es ist darüber hinaus aber auch eine juridische Kulturtechnik, also eine Technik, die zwar rechtlich zum Einsatz kommt, aber nicht nur rechtlich zum Einsatz kommt. Heute stelle ich die Operation lancieren/launchen vor. Man braucht dafür eine Lanze, etwa einer der Lanzen der Dämmerung, von denen Philippe Descola spricht, und man braucht ein Operationsfeld, zum Beispiel einen Acker oder eine Tafel, auf deren Grund man die Lanze nutzt, um etwas vom Recht zu lancieren/ zu launchen. Die Aufstellung einen Gnomon (eines kosmographischen Objektes) verlangt zum Beispiel, die Lanze in den Boden zu rammen. Damit kann man sich und andere in Raum und Zeit orientieren, also zum Beispiel Zeit messen. Man kann dann mit einer Illusion Zeit haben, zum Beispiel mit der Fiktion, alles was in Sichtweite der Lanze wäre, wäre zur gleichen Zeit am gleichen Ort und würde eine Gegenwart, zum Beispiel die Moderne, teilen.
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fabiansteinhauer · 10 months
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fabiansteinhauer · 1 year
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Hoachen Ku
1.
In allen Abteilungen des Max-Planck-Institutes für wahrscheinliches und unwahrscheinliches Recht gibt es Forschungsprojekte zur Bild- und Rechtswissenschaft. Eines der Projekte führt Hoachen Ku durch, der ein fantastischer Gesprächpartner für alles und darum auch für die Geschichte und Theorie der Zeitmessung sowie die Geschichte und Theorie des decorum ist. Beides hängt zusammen, besonders, so sagt mir das Haochen, in China, weil die Musterung der Gesellschaft deutlich darauf ausgerichtet ist, Zeit passieren zu lassen.
So setzt man schon Leute in der Reihenfolge ihres Alters an eine Tafel. Rangfolgen folgen Mustern, die sich aus der Alterung ergeben, und das unabhängig von Verdiensten. Der Durchgang von Zeit, die Stelle in der Zeit ist auch gelöst vom Verdienst wichtig. Die Zeit soll wahrnehmbar sein, auch im Sinne einer Ausübbarkeit.
2.
Hoachens Projekt ist, wie kann es anders sein, irre! Schon der Titel lässt das Herz hüpfen:
The semantic labyrinth of normative mediums: Redefining missionary cases in multi-jurisdictional China (1842-1911)
Haochen:
In multi-jurisdictional China, ‘missionary cases’ were clashes of normative knowledge coming from very different agents: from the Chinese, various European states and the Church authorities. To some extent, the legal interactions that occurred in these cases can be seen as navigating a labyrinth: finding the exit (i.e. a solution) was the ultimate goal for all agents, but in the process, each party would encounter many obstacles. These obstacles are the heteroglossia of semantics: although seemingly dealing with the same legal terms, agents had a vastly different understanding of them, corresponding to their own epistemic structures. Rather than simply dealing with legal issues with specific terms, the agents were using legal terms as a lens to gain insights into each other's mindsets. Legal terms can thus be recognized as normative mediums, providing space for each party to be confused, to explore or debate, and to seek a way out of the maze – even though these ‘exits’ were often unexpected and in effect rewrote the history of Sino-Western legal interactions.
As conflicts that stirred up all levels of Chinese society during the very last years of the Chinese Empire, missionary cases show us a variety of legal terms as normative mediums: violence, property, communities, sovereignty, etc. The network composed of these terms explains why legal translation was possible in Late Qing China: new knowledge was produced in semantic practice. All cases were discussed in a highly pragmatic environment and involved various technical issues. The discussions of these technical issues not only show the different semantic contexts of normative mediums under different jurisdictional traditions, but also demonstrate how the agents strove to reach a new solution within these differences.
Thus, this project focuses on these normative mediums and the ‘semantic labyrinth’ behind them. There are abundant sources for the missionary cases: government archives, private diaries, mission reports, travel literature, etc. However, the epistemic structures behind these texts are still to be reconsidered. This project will benefit from Digital Humanities methods to deal with large amounts of text. Through the analysis and organisation of the corpus of ‘missionary cases’, this project will explore the normative mediums that were discussed by contemporary agents but are neglected today, and track how these mediums entered the later legal discourse. These efforts will help us to redefine the ‘missionary cases’, one of the most important public issues at the dawn of imperial China, from a new perspective, and to figure out how these cases presented and shaped legal keywords of China afterwards.
Follow him, follow his work!
2.
Das Bild ist zwar auch ein visuelles Medium, es ist aber nicht nur ein visuelles Medium. Das Bild teilt schon Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit auf, macht sichtbar und unsichtbar. Es gibt darüber hinaus aber auch noch Bilder in nicht-visuellen Medien.
Gemeint sind damit nicht nur Metaphern, sondern (in Warburgs Sinne) Objekte, die wendig sind, schon deswegen, weil sie gedreht werden oder etwas an ihnen um-, auf- und zugeklappt werden kann. Warburgs Polobjekte sind teilweise Klappobjekte (Objekte, zu denen insbesondere Helga Lutz und Bernhard Siegert forschen).
Der Begriff des Bildes hängt auch am Begriff der figura und am Begriff des Schemas, die beide schon mit graphischen Operationen (auch choreographischen Operationen) zu tun haben, die Bewegung durchgehen lassen. Auf dem tumblr und Unter dem Gesetz gibt es mehr dazu zu lesen, man kann das finde, wenn man die Suchfunktion nutzt und zum Beispiel den Namen Nadia Koch eingibt, die dazu sehr interessante Arbeiten im Schnittfeld von Archäologie, Philologie, Rhetorik und Kunstgeschichte veröffentlicht hat (ich habe ein hashtag dazugefügt). Das ist eine Bewegung, die im Begriff von figura und schema auch an Vorstellung von Wendungen (im Sinne von Kehren oder Verkehrungen) hängt. Falten wäre in dem Sinne auch dann eine Bildtechnik, wenn die Falten nicht visuell sind. Haochen beschäftigt sich mit normativen Medien, die sowohl als visuelle Medien als auch als nicht-visuelle Medien vorkommen.
3.
Wir haben einen Innenhof, eine Art Kreuzgang, da diskutieren wir manchmal. Gestern erzählt mir Haochen von Höhlen in der Wüste Gobi, in denen sich Bilder buddhistischer Kosmologien finden. Das sind Bilder in Höhlen, im Dunklen. Man kann sie mit Licht betreten, aber auch dann ist Unterschied zwischen sichtbaren Stellen und nicht sichtbaren Stellen nicht nur Teil des Besuches, er ist auch Teil derKosmologie. Und die Bewegung durch dieses Höhlen, der Wechsel der Stellen, die siichtbar sind und die unsichtbar sind, auch der istnicht nur Teil des Besuches der Höhlen, sondern Teil der Kosmologie. Die Wüste wächst, weh dem, der Wüste birgt, auf alle Fälle also auf in die Wüste Gobi, da will ich am Sehen und Nichtsehen teilnehmen.
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fabiansteinhauer · 1 year
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Selbstanschauung, ich
1.
Ooops, i did it against: Selbstanschauung ich. Was da wohl wieder Direktor Futsch, Prof. Dieter Futsch und Prof. Michael Futsch, eigentlich die beiden Direktoren Futsch sagen würden, wenn sie das wüßten? Übrigens ist gerade Derrida, Luhmann, Steinhauer in Brasilien auf Portugiesisch erschienen, Ricardo Spindola hat den Text übersetzt.
Selbstanschauung, ich, einfach mal gemacht, wie Ernst Mach es ganz ernst und doch witzig gemacht hat, um die Macht des Bildes und die Macht des Auges vorzuführen, nämlich als Selbstanschauung, ich: als Subjekt, das mächtig sein kann. Aber nicht mächtig sein muss, denn Ernst Machs Zeichnung ist ein Objekt, das unsicher und normativ ist. So soll Selbstanschauung, so soll ich sein. Macht zeigt keine Fragmentierung des Subjekts, er zeigt Zerstreuung als Distraktion und Kontraktion. Das nennt er Selbstanschauung. Das ist Introspektion, die ins Außen, nicht ins Aus geht.
2.
Kam die letzte Woche alles zusammen, die Übersetzung und Veröffentlichung eines alten Textes, damit die Erinnerung an Ernst Mach und dann noch die Exkursion nach Neresheim. So kam es wohl, dass ich irgendwie, ohne es zu planen oder zu wissen, in Neresheim ein kleines Ernst Mach Reanactment gemacht habe, mindere Mimesis ist das. Ist mir später, nämlich heute aufgefallen. Nicht unbedingt kapieren, unbedingt kopieren (a und o kommen und gehen) und zwar eine Zeichnung von Ernst Mach, in der er den Blick aus seinem Auge zeichnet, inklusive Bauch, Beine, Füße. Das ist Selbstanschauung, ich, unter diesem Titel kursiert die Zeichnung. Selbstanschauung ich, aber nicht nur ich selbst habe das Bild gemacht und nicht nur mich selbst sieht man. Etwas anderes ist mir reingerutscht. Nämlich Haochen Ku, der der vor mir steht, Neresheim zu betrachten. Mimesis heißt auch,sich auf eine Praxis einfach einzulassen, ohne die Frage nach dem Subjekt groß ins Zentrum zu rücken, also weder den Erhalt noch das Verschwinden des Subjektes zu versichern.
Dafür muss man nicht postmodern sein, dafür muss man auch nicht behaupten, dass Foucault in Amerika sich vom Saulus zum Paulus gewandelt oder dank LSD sein Erweckungserlebnis gehabt hätte. Mit Markus Krajweski gesprochen reicht es, zu lesen, schreiben, denken, klein lsd reicht auch, groß LSD muss nicht sein. Man muss sogar nur etwas lsd, nur etwas lesen, schreiben, denken, viel und vermehrt muss es nicht sein.
3.
Um Neresheim besuchen und wahrnehmen zu können, dort also einerseits Gast zu sein und üben zu können, was das sein soll, dort zu sein, dafür muss man mein Dekonstruktivist, kein Postmoderner, kein Kannibale, kein Deleuzianer sein. Gott bewahre (Eduardo Viveiros de Castro). Man kann auch so hingehen und es tun.
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fabiansteinhauer · 1 year
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Wissenswallfahrt Drei/Drei
Die dritte Wissenswallfahrt steht an. Morgen wird Abteilung Drei des Institutes für wahrscheinliches und unwahrscheinliches Recht mit dem Augustgast Friedrich und mit Haochen Ku von Abteilung Zwei nach Neresheim aufbrechen. Neresheim ist in Deutschland der verspätete Ort schlechthin. Diese Abteikirche wurde 1792 geweiht, d.i. nicht nur nach dem Gesetz, sondern auch nach der Revolution, der französischen, zumindest nach ihren Anfängen, also nach dem, was sie anfing.
Ich halte Neresheim nicht nur für den verspäteten Ort in Deutschland schlechthin. Das ist auch ein wahnsinnig schöner Ort, nicht in allem, aber in vielem und da oft maximal, gerade durch die Verspätung. Zu den barocken Falten kamen unbarocke Falten. Das Kloster dümpelt vor sich hin. Als ich in Augsburg unterrichtete, war die letzte Frau von Neresheim, also die Chingachgook (d.h. große Schlange) unter den Frauen des Härtesfelds, eine der Studentinnen. Härtesfeld heißt die Landschaft und der Kreissaal hat Anfang der Achtziger geschlossen. Sie war die Letztgeborene in diesem Saal. Das letzte Mädchen, das dort im Kreissaal geboren wurde studierte später Jura, ihre Eltern waren aus der Türkei hergekommen, wären die nicht gekommen, hätte man den Kreisssal noch früher dicht machen können, dann hätte die aber vielleicht auch nie in Augsburg Jura studiert, ich hätte von ihr nie die Empfehlung bekommen, mir diese Abteikirche gefälligst einmal anzuschauen - und wer weiß, ob ich dann morgen auch diese dritte Wissenswallfahrt gemacht hätte. Ich weiß ihren Namen nicht mehr. Was er sie erzählte und wie sie es tat, das weiß ich noch, wenn auch auf die intensive Art, dass man sich in der Erinnerung fragt, ob man es geträumt hätte. Die letzten und jüngsten Medien kreisen sowieso.
Haochen Ku und Friedrich Weber-Steinhaus müssen den Ort sehen, das ist der Gipfel der Kirchenbauten von Balthasar Neumann, das ist die unwahrscheinlichste Faltung, die mir je begegnet ist. Unwahrscheinliche Faltungen und Verspätungen, das werden diesmal die Themen dieser Exkursion sein.
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fabiansteinhauer · 1 year
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Cano
1.
Jedem Anfang wohnt ein Kippen inne. Vergil lässt Aeneas zwei mal anfangen. Das erste Buch fängt die Geschichte an, das zweite Buch fängt ebenfalls die Geschichte an. Das erste Buch setzt in der ersten Person an, cano. Das erzählt einer, von dem ein Name nicht gesagt ist. Das zweite Buch stellt einen Erzähler vor, der zurückblickt und damit als Zeuge eine Geschichte anfangen lässt, er beginnt von Laokoons Kippsal (s.o.) zu erzählen. Sein Name wird gleich mitgeteilt: pater Aeneas.
Sein Zeugnis geht mit einer Taufe einher, weil ab dem zweiten Buch nicht nur über Leute erzählt wird, die Namen tragen. Der Erzähler erhält selbst einen Namen; der einen Namen trägt tritt als Erzähler in Aktion, das Erzählen wird Aktion, die Aktion Erzählung. Die zwei Anfänge fangen beide an, sie springen vom Anonymen ins Namhafte und tauschen den Namen Vergils gegen den von Aeneas aus. Da findet eine Trennung statt und ein Austauschmanöver. Da wird etwas gekreuzt und ‘versäumt’ (Rheinberger/ Augsberg), so, dass man man dabei zuschauen, mitlesen kann.
2.
Man kann so eine Doppelung der Anfänge selbst zur Technik des Anfangens zählen. In einem Text zur Macht des Anfangs schreibt Vismann, das gelungene Anfänge immer zwei mal vorkämen. Wenn das stimmt, dann ist der Anfang von Vergils Aeneas wieder mal gelungen und damit wieder mal der Anfang Roms gelungen.
Vismann bezieht ihre These vom gelungenen Anfang auf die Institutionen, die einmal als Gaius’ Insitutionen und dann als erster Teil der Justinian'schen Rechtssammlungen, wieder als Institutionen, den Anfang dessen markieren sollen, was als römisches Recht vorgestellt wird. Das Doppeln und Spalten oder Spalten und Doppeln, das Scheiden, soll eine Technik sein, anzufangen. Man soll mit dem Scheiden anfangen. Sagt man so. Im Detail sind die Vorstellungen darüber, was das heißt, sehr unterschiedlich.
3.
Kommende Woche startet die Summer Acadamy am MPI, ich werde dort mit den Kolleginnen Ragini Surana und Anna Clara Lehmann Martins sowie dem Kollegen Haochen Ku ein Round-Table-Gespräch zu der Frage When does law begin? und zu Traditions und Perspectives führen. Nelson Goodman hatte einmal vorgeschlagen, die Frage, was Kunst sei, durch die Frage, wann sie sei zu ersetzen. Das Gespräch könnte in diese Richtung laufen.
Aus der Perspektive der Forschung, die ich betreibe, wird ’anfangen’ selbst als juridische Kulturtechnik verstanden, das heißt, dass ich erforsche, wie Anfänge markiert und eingerichtet werden und wie Juristen dabei beteiligt sind. In einer Studie zum juristischen Bilderstreit habe ich so eine Untersuchung das erste mal für die Markierung des Anfangs des modernen Bildrechts in Deutschland gemacht. Der Bismarckfall ist ein künstlicher Anfang in einer künstlichen Welt, die für künstliche Intelligenz, künstliche Klugheit, künstliche (Juris-)Prudenz wahrnehmbar und denkbar gemacht ist. Dass der Fall nicht wirklich mit einem modernen Bildrecht anfängt, das kann man natürlich sagen, ist als Kritik aber etwas phantasielos, auch wenn es stimmt und richtig ist. Es gibt ein Bildrecht vor dem Bildrecht und Modernität vor der Moderne, beides kommt durchaus auch am und im Begriff des ius imaginum vor (etwa in Lessings Texten zum ius imaginum, die zwar philologisch pedantisch und korrekt sind, aber doch modern an antiken Texten hängen). Insofern fängt mit dem Bismarckfall nicht wirklich ein modernes Bildrecht an. Aber der Fall richtet das moderne Bildrecht doch auch modern ein: Der Fall fängt da an, wo ein majestätisches Subjekt in seinen Bestand vom Tod wie vom unbeherrschten Bild bedroht sein soll. Das ist sicher auch alles andere als phantasiereich, weil fast alle Vorstellungen um den Bismarckfall bürgerliche Gesellschaft in ein Adelsphantasykostüm stecken wollen, das nicht weit gedacht ist und schon die Inszenierungen des Todes nicht fassen kann. Aber immerhin tun die Richter so, als ob sie modern wären und lassen ihrer Musterung freien Lauf. Sie geben sich zu erkennen. Ich glaube allerdings nicht, dass sich das moderne Recht durch Selbstreflexion auszeichnet. Dass es Leute gibt, die das behaupten, bestreite ich nicht.
4.
In einer Studie zu Geschichte und Theorie des Kinorechts habe ich das Anfangen für die Anfänge des sogenannten Kinorechts am Beispiel der Kampagnen von Albert Hellwig um die Idee der Suggestivkraft untersucht (man kann bei Hellwig einen Wechsel von dialektischen und rhetorischen Verfahren zu kasuistischen Verfahren beobachten) und in einem Text zur Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechniken habe ich das am Beispiel von Fritz Schulz und der Art und Weise, wie er das römische Recht anfangen lässt, getan.
Mich interessiert zwar auch die Historizität, das historische Ereignen oder Passieren, das man Anfang nennt, aber nicht ohne die Technizität, die dabei mitläuft, um den Anfang zu fassen, zu begreifen, wahrnehmbar, vorstellbar, reproduzierbar und im Prinzip 'ausübbar’ zu machen. Anzufangen kann als juridische Technik verstanden werden, mit der auch Zeit in Perspektive übersetzt wird. Nur weil etwas künstlich, technisch , fingiert, symbolisch, imaginär oder artifiziell ist, heißt das nicht, dass es nicht echt ist oder in Wirklichkeit nicht stattgefunden hat. Es gibt sie noch, eine Angst vor der Konstruktion, mit der sich sogar moderne Juristen an Gegebene, Natürliche, Echte und an eine rohe Wirklichkeit klammern, vielleicht nur, um für die Übersetzung von Zeit in Perspektive keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Muss man aber nicht tun, muss man nicht haben. Die Rechtswissenschaft ist eine alte Wissenschaft künstlicher Welten, und alles was sie mitmacht (und sie macht scheinbar alles mit) passiert ja doch, auch wenn es was kostet.
Für Hannes Seidl und Daniel Kötter Musiktheaterstück Land habe ich Land.Libretto geschrieben, das ist ein Text, in dem es unter anderem um zwei unterschiedliche Modi des Anfangens geht. Ab urbe condita: Die Gründung Roms kann man auf das Verb condere, aber auch auf condire beziehen. Damit sind unterschiedliche Modi der Gründung und des Anfangens verbunden. Grob gesagt hängt das eine eher an einer Bewältigung von Zeiträumen, also auch daran, Zeit wie einen Raum zu behandeln. Man übersetzt das am besten mit bergen, stiften. Das andere hängt daran, Zeit durchgehen zu lassen, man übersetzt das am besten mit zubereiten, fermentieren oder reifen. Die Anfänge des Rechts können insofern ebenfalls als Moment verstanden werden, in denen Recht gestiftet oder geborgen wurde. Oder sie können als Moment verstanden werden, in den Recht zubereitet oder fermentiert wird oder in dem es reift.
5.
Eine anderen Vorstellung verbindet den Anfang des Rechts mit bestimmten, raffinierten Handlungsformen, zum Beispiel mit dem Vertrag oder der Gesetzgebung, mit der Formulierung von Sätzen, die der Qualität eines Satzes des Prätors, also einem Interdikt entsprechen. Mit Vismann und Suresh geht ich davon aus, dass bereits (choreo-)graphische Akte, Formeln und Protokolle juridische Kulturtechniken sind, die Recht anfangen lassen. Zugespitzt ausgedrückt: Immer, wenn etwas anfängt, egal was es ist, fängt auch das Recht mit an, weil Juristen schon so lange darin involviert sind, zu preparieren, was ein Anfang ist, dass sich das archäologische Sediment nicht trennen lässt, ohne etwas am Anfang zu verkehren. Wenn der Urknall ein Anfang ist, dann auch für das Recht. Wenn Leben und Tod wider Erwartens nicht gleichursprünglich sein sollten und das Leben doch erst lange nach dem Tod anfing, dann fing damit auch das Recht an.
Will man einen Moment identifizieren, an dem nur das Recht und nichts als das Recht anfing, ist das ein Versuch, aus der Konkurrenz und der Rivalität, letzlich aus der Doppelgängerei und Spalterei selbst auszusteigen, mit Luhmann gesprochen: Es ist der Versuch, das Paradox des Anfangs zu invisibilisieren. Mit anderen gesprochen: Es ist der Versuch, durch inwendige Selbstbehauptungen Chancen zu kanalisieren, Möglichkeiten zu limitieren oder aber, anders gesagt, sich zu verschanzen.
6.
1929 lässt Warburg seine Bild- und Rechtswissenschaft sowie seine Polarforschung übrigens im Zuge einer biographischen Legendenbildungbei der Lektüre von Lessings Laokoon anfangen. Das schreibt er so in dem amtlichen Schreiben Vor dem Kuratorium. Why not? So geht es auch.
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fabiansteinhauer · 1 year
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Treppenszene
1.
Die Treppenszene als feierlich Profess, das geht, denn sie haben es ja gemacht. Das ist eine diplomatische Szene, hier biegt sich was, damit sich etwas faltet und faltet sich etwas, damit sich etwas biegt.
Bruder Matthias ist jetzt der jüngste Bruder in der Benediktinerabtei, deren Kirche Balthasar Neumann gebaut hat. Sechs Brüder sind sie. Wir, das waren unser Augustgast Friedrich, Haochen Ku, Moses, Sweti und ich, haben die dritte Wissenswallfahrt des Institutes für wahrscheinliches und unwahrscheinliches Recht genau dorthin, in diese Kirche gemacht. Die Fotos sind im Frühjahr entstanden, die hat Thomas Siedler im März aufgenommen. Neresheim ist das verspätete Objekt schlechthin, geweiht als die Textilmaschinen schon ratterten und die Lumpen sich und Lumpen sammelten. Man kann von einem Verlust der Mitte sprechen, denn machen tun es manche. Manche behaupten, nach Neresheim habe es nur noch Verfall gegeben, weil der Barock der letzte Stil und höchste Stil Europas gewesen sei. Offensichtlich stehen sie aber immer noch auf einer Höhe, von der aus sie den Verfall sehen und immer noch voll Pathos, im hohen Stil sprechen können. Nur Verfall, aber nur bei den Anderen, weil das Andere sein soll, was verfällt. So weit so immer, aber nur bei den Beständigen, nicht bei den Unbeständigen. Während Neresheim gebaut wurde gab es auch schon das Niedere und den Fall. Und wenn es einmal ging, dann soll es mehrfach gehen. Wenn einmal etwas hoch geht, während anderes nieder geht, dann soll das mehrfach gehen. Auf und nieder, immer wieder, wenn das so weiter geht, dann 'packmas' nochmal. Muss ich erwähnen, dass man in Neresheim bestens tafeln kann?
2.
Die Kritik am Dogma der großen Trennung basiert nicht auf der Annahme, dass es keine große Trennung gebe, gegeben hätte oder geben sollte. Sie basiert auf einem Interesse an Bewegungen, in denen Kehren und Kippen und Wenden vorkommen, und die insofern verkehrend und verschlungen sind. Das ist die Kritik einer Polarfoschung und, wie Edurado Viveiros de Castro das nennt, eine kannibalische Kritik der Vernunft, die einem anthropologisch-anthropofagischem Paradigma folgt. Die Kritik an der Größe ist eine Kritik an der Feststellung der Größe. Sie zielt auf die Beweglichkeit der Maße. Trennen muss man, trennen soll man. Austauschen muss man, austauschen soll man.
Aber alles das soll groß und klein, es soll minder oder stärker, schwächer oder intensiver, subtiler oder sublimer möglich sein. Es soll höher möglich sein, tiefer aber auch. Es soll vermehren können, aber auch vermindern. Das soll Flation, flatterhaftes Wesen ermöglichen, eine dichte und reiche Onotologie, so dicht und reich, dass auch für Arme und Zerstreute Platz ist und am ganzen Sein teilnehmen können, auch an den reichen und dichten Stellen. Der Mensch soll als minores und als maiores Wesen durchgehen können. Darum halte ich eine Treppenszene, auch die oben, für eine souveräne und für eine frivole Möglichkeit. Und ich glaube, dass Bruder Matthias das Beste daraus machen wird, denn an ihn sind wir während der Wissenswallfahrt geraten und konnten uns ein Bild machen. Dem trau' ich und ich traue ihm das Beste zu.
Die Polarforschung und die kannibalische Metaphysik sind Wissenschaften relativer und relationaler Affinität, das sind keine Wissenschaften substantieller Identität. Für Warburgs Polarforschung kursiert die Bezeichnung, das sei entweder ein Kritik der reinen Unvernunft oder Kritik der unreinen Vernunft. Das ist auf jeden Fall Teil einer diagonalen Wissenschaft, und die kann man auch kannibalisch nennen, weil die Kannibalen professionell unbeständig sind. Es muss nicht sein, aber es kann sein, dass sie etwas von Bruder Matthias lernen können (sie würden ihn verzehren). Es kann sei, dass Bruder Matthias etwas von ihnen lernen kann. Er würde sie bekehren. Ich könnte beides begrüßen, aber ich bin eben auch Staatsrechtslehrer und am kleinen und großen Status von Lehren und Lernen interessiert.
a prior, o prior!
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