#Elster&salis
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nostalgisch in die ferne schweifend... wohin mag dieses schiff wohl aufbrechen? sollte es das schiff sein auf dem jean veneuse seine reise antritt, dann sticht es wohl bald in richtung der afrikanischen kolonien der französischen republik in see. ein passendes foto für den einband dieses hervorragenden romans, auch wenn man erst einmal keine verbindung zwischen titel und bild herstellen kann.
#rené Maran#ein mensch wie jeder andere#Elster&salis#Clemens theobert schedler#rezension#Philosophenstreik#tobias bruns#coverdesign#Umschlaggestaltung#kritik#literatur
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ein mensch wie jeder andere
roman von rené maran
erschienen 2023
bei elster & salis
isbn: 978-3-906903-22-4
(von tobias bruns)
es ist eine ereignisreiche fahrt auf einem schönen passagierschiff, die der kolonialbeamte jean verneuse antritt, um seine stelle im tschad anzutreten. die reise zu seiner neuen stelle ist gleichzeitig eine flucht. so absurd es klingen mag, es ist eine flucht vor seiner liebe, einer liebe, die ihm unmöglich scheint, denn die frau, die er liebt ist weiß und wie sollte es funktionieren mit seiner hautfarbe. auf seiner reise trifft er eine weitere verhehrerin, die er jedoch nicht liebt, wodurch es eine schwierige situation für ihn wird, zumal die dame verheiratet ist, und zudem trifft er auf einen alten freund und seine frau, die versuchen, ihm zuzureden und nicht über die hautfarbe nachzudenken, sondern nur über die liebe. doch was wissen zwei weiße, die in ihm den franzosen sehen und nicht den schwarzen, der im frankreich dieser zeit im allgemeinen eben nicht als gleichgestellt gesehen wird... im tschad, auf dem kontinent seiner vorfahren ist ihm das leben zwar fremd - er ist bordeaux und paris gewöhnt und dort anerkanntes mitglied der höheren gesellschaft - doch als vorgesetzter kolonialbeamter, der die aufsicht über das tägliche leben hat, wird er von der bevölkerung anerkannt als jemand von ihnen, der sie versteht und gerecht ist im gegensatz zu all den weißen beamten, die nur dominieren wollen und rassismus förmlich ausleben. seine liebe lässt ihn aber nicht los, er kann sie nicht vergessen und auch sie kann ihn nicht vergessen, ihr leidenschaftlicher briefwechsel bricht nicht ab und er will - er muss - unbedingt zu ihr zurück und den mutigen schritt wagen zu ihr zurückzukehren.
es ist ein roman, der seinesgleichen sucht. zum ersten mal ins deutsche übersetzt. der roman ist im original zum ersten mal 1947 erschienen - man fragt sich so häufig, wie es sein kann, dass so intensive bücher, romane, geschichten so lange brauchen, ihren weg in die deutsche sprache zu finden. vielleicht liegt es an der unterschiedlichen kolonialgeschichte frankreichs und deutschlands und die dadurch entstandene verschiedene immigrationsgeschichte. man fragt sich bei der lektüre des romans häufig, ob das thema des rassismus, wie er hier thematisiert wird teil der geschichte ist oder nicht vielmehr aktueller denn je - in frankreich aber auch in deutschland (man siehe auch einmal auf die wahlergebnisse und den institutionalisierten rassismus...). in diesem buch hat man es gar mit selbstverachtung zu tun, der durch diese gesellschaftlichen druckinstrumente erzeugt wird. es ist ein roman, der die augen öffnen sollte und genial geschrieben ist. eine unschuldige liebesgeschichte - liebe, die niemandem im weg stehen sollte - die aufzeigt welch große risse erzeugt werden, wenn ein mensch nicht einfach "ein mensch wie jeder andere" sein kann. rené maran zeigt dies meisterhaft!
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rolf
roman von andri hinnen
erschienen 2021
bei elster und salis
isbn: 978-3-03930-010-5
(von tobias bruns)
philipp lebt sein geregeltes leben. er ist zuverlässiger angestellter einer versicherung, absolut treuer verlobter seiner amanda, die er seit seiner jugend kennt, bewohner eines hauses in der vorstadt, seine freunde kommen noch aus kindestagen - ein ganz normaler, scheinbar langweiliger mensch. etwas anders als temo, sein bester freund, arzt, abenteurer und lebemann. mit eben diesem temo besucht philipp ein musikfestival - nicht zuletzt um insgesamt etwas lockerer zu werden. doch ging es wohl etwas zu wild zu auf dem festival - philipp wacht in seinem zelt neben einer frau auf. zu seiner erleichterung erfährt er später, dass zwischen ihnen nichts passiert ist. vielmehr ist besorgniserregend, dass er plötzlich beginnt zu halluzinieren. er beginnt in unpassendsten momenten irgendwelches getier zu sehen und dann kommen noch stimmen hinzu. es sind nicht irgendwelche stimmen - es ist die stimme von rolf. rolf ist phillips dämon und mit der zeit nicht mehr einfach nur zu hören, sondern er nimmt eine eklige schleimige und glubschäugige form an. nachdem sich philipp anderen anvertraut bekommt er pillen, die seinen dämon unterdrücken, doch wird dieser immer mächtiger, bestimmt philipps leben immer mehr. temo versucht zu helfen und bringt ihn zu einer art wunderheilerin. sie scheint zu philipps freude tatsächlich etwas bewirken zu können, doch das macht seinen inneren dämonen so wütend, dass er kurzerhand philipps persönlichkeit komplett übernimmt und den “alten” philipp verschluckt. endlich mit eigenem “luxuxkörper” - philipp hat einen gestählten, athletischen bau - beginnt rolf das leben auf der überholspur. erfolg in der arbeit, ein neuer schneller sportwagen, viel ausgehen, viel körperliches vergnügen in vielerlei hinsicht. philipp muss nun von innen heraus den kampf um seinen körper beginnen - zu anfang scheint es ihm erst einmal aussichtslos.
ein total verrückter roman! was geht in andri hinnen vor, eine so absurd geniale geschichte zu papier zu bringen? ist es ein roman über die männliche midlife-crisis oder ist es doch eher die geschichte eines jeden, der mit seinen eigenen dämonen zu kämpfen hat, die im einen mehr im anderen etwas weniger hausen? vermutlich ist es alles in einem und trotz all der absurdität verstörend tief. man ist wirklich dankbar über jede seite dieses buches, die so viel vergnügen bereiten, dass man sich noch viel mehr wünschte. man kann schon mit bestimmtheit sagen: nicht umsonst hat elster und salis sein eingängiges logo... mit diesem roman von andri hinnen streut der verlag wirklich das salz in die literatursuppe!
#rolf#andri hinnen#elster und salis#philosophenstreik#roman#rezension#literatur#verlag elster und salis#tobias bruns#erster roman
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teeflecken auf dem weißen tisch “und das universum schweigt”, umschlaggestaltung “und das universum schweigt”... das äußere kann nicht unbedingt mit dem inneren mithalten - beim menschen ist es ja oft nicht anders...”und das universum schweigt” (rezension zum roman im vorigen beitrag)
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und das universum schweigt
roman von johanna wurzinger
erschienen 2022
im verlag elster & salis
isbn: 978-3-03930-028-0
(von tobias bruns)
viktor und patrizia sind die zwei hauptprotagonisten dieses romans... beides personen, die gegen alles anrennen, widerspenstig sich einfach nicht in die gesellschaft integrieren wollen oder einfach gegen überholte normen protestieren. viktor ist lektor in einem verlag, der aber an sich nichts anderes macht, als klappentexte für irgendwelche hanebüchenen bücher schreibt... irgendwann kommt er auf die idee selbst einen ratgeber zu schreiben, fühlt sich berufen, alles wichtige über das leben vermitteln zu können... sein ratgeber schlägt ein und die berühmtheit fordert ihren tribut - so sehr, dass er sich in vieles flüchtet und dann noch nach mallorca, wo er patrizia kennenlernt, einer frau die unter interessanten umständen aufgewachsen ist, die ein mann nach dem anderen in viktor plötzlich den partner für das leben findet - begleitet wird sie dabei immer von ihrer kindheitsfreundin irene, die das ganze auf ihre ganz eigene weise betrachtet...
“und das universum schweigt”... ein titel, der meines erachtens nach direkt in den bann zieht. warum sollte man ein buch mit diesem titel nicht sofort lesen wollen? da ich diese frage nicht beantworten konnte, blieb ja keine wahl als dieses buch zu lesen. hat es sich gelohnt? das universum schweigt dazu zwar noch immer, aber doch, mir, dem es nicht so leicht fällt zu schweigen wie dem universum sage auf diese frage ganz einfach ja. irgendwie plätschert der roman so vor sich hin - auf angenehme weise lässt man sich das plätschern gefallen. dieses plätschern ist vor allem auch wunderbar streitsüchtig - alles, was aktuell so auf dem tablett liegt, woran freundschaften zerbrechen, beziehungen auseinandergehen... politisch, wirtschaftlich, was das thema erziehung, impfung und familie angeht - einfach alles wird hier genüsslich ausgebreitet. dabei werden die figuren in all ihren widersprüchen - ich lass mein kind doch nicht impfen / oh mein gott, ihr habt eine katze! die ist doch hoffentlich geimpft?!? - ausgezeichnet gezeichnet... hier kann jeder für und gleichzeitig dagegen sein und news mit fakenews ohne probleme widerlegen... und dann noch das motto “live fast”. polemisch, schnell, sexy und explosiv wären vier passende adjektive für diesen roman.
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zuviele teile treiben in den wahnsinn. um wahnsinn geht es in diesem buch und der wahnsinn ist dieses buch! (rezension im vorigen beitrag) dazu eine sehr ansprechende umschlaggestaltung - still und schrill zugleich - von andré gstettenhofer mit einer sehr passenden illustrtation von christof gähwiler, der auch für die begleitenden illustrationen im buch verantwortlich ist. stimmiges design, dass schon beim anschauen lust auf das lesen macht.
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ein schlichtes cover eines absolut nicht schlichten romans... yambo ouologuems das gebot der gewalt. der kontrast zwischen titel und friedlicher landschaft auf dem einband weckt interesse, aber besticht nicht - was absolut nichts mit dem inhalt des romans zu tun hat, wie man in der kritik lesen kann...
#yambo ouologuem#das gebot der gewalt#elster & salis#philosophenstreik#tobias bruns#rezension#roman#elster
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das gebot der gewalt
roman von yambo ouologuem
erschienen 2019
bei elster & salis
isbn: 978-3-906903-11-8
(von tobias bruns)
vorweg muss man sagen, dass die sprache in diesem roman schockiert! sie schockiert ob ihrer political incorrectness. diese ist vom malischen autor so gewollt in der übersetzung geblieben... dennoch muss man sagen, dass es schwerfällt und erschauert es so zu lesen.
auf der anderen seite findet man hier ein literarisches feuerwerk. es ist ein roman, wie man ihn an sich nicht kennt - die sprache, formulierungen, die art des zitierens, die sprünge und gedanken... es entspricht absolut nicht den lesegewohnheiten. doch das fasziniert.
man fragt sich gar ob es ein roman ist oder ein sachbuch, gar eine erlebnisbiographie, doch am ende ist es tatsächlich ein roman, der erfunden wahre geschichte erzählt - auch das ist nicht gewöhnlich...
ich kann deshalb hier nicht einmal nach normalen standards vorgehen und kurz den inhalt erläutern und dann über meinen eindruck reden - es funktioniert bei ouologuems roman nicht.
er erzählt die geschichte des fiktiven reiches nakem und dessen herrscherdynastie der saif, die über jahrhunderte die geschicke des reiches bestimmt. der roman entfaltet sich über etwa 800 jahre - eine lange zeit, in der viel geschehen ist.
dieser roman wurde 1968 veröffentlicht - jetzt aufs neue, nachdem er über lange zeit verschmäht oder übergangen wurde. 2017 ist der autor verstorben, da schien es an der zeit für einen neuen gang in die buchhandlungen.
es ist ein buch, dass ganz klar kontrovers diskutiert werden sollte, ein buch, dass natürlich zur zeit seiner veröffenlichung - der zeit, in der der unabhängigkeitsprozess in vollem gange war, teilweise schon (scheinbar) abgeschlossen - noch vielmehr diskussionsstoff bot. natürlich kann man sich fragen, wieso ein autor aus dem heutigen mali so sehr die kollaboration der machthaber der stämme mit der sklaverei hervorhebt in seinem roman... er will mit sicherheit nicht die kolonisatoren ihrer schuld entheben - damit wäre einiges missverstanden. es ist kein freispruch, wie es sich möglicherweise einige “kolonisatoren” in der zeit der erstveröffentlichung hineininterpretiert haben. der roman nimmt vielleicht vorweg, was nach der unabhängigkeit passiert ist - auch deshalb, wie grenzen ganz einfach mal (von den kolonisatoren) gezogen wurden.
noch immer gibt es menschen (auf vielen kontinenten, die kolonisiert wurden), die einem volk ohne land angehören, die willkürlichen grenzziehungen auch heute zum opfer fallen.
es ist ein buch, ein roman, der sprachgewaltig, teilweise poetisch daherkommt. er entspricht zumindest meinen lesegewohnheiten nicht, man muss sich einfinden. doch trotz (oder gerade wegen) des martialischen titels das gebot der gewalt prangert ouologuem schon 1968 vorausschauend den machtmissbrauch einer elite und vor allem die verachtung und geringschätzung des “weißen mannes” gegenüber den völkern des afrikanischen kontinents an - gerade deshalb bestand er wohl auf die so politisch unkorrekten bezeichnungen, die beim lesen jeden aufgeklärten menschen erschauern lassen. es sind viele anklagen in diesem roman vorhanden und weder die, gegen den einen, sind der freispruch derer gegen die anderen! und umgekehrt ebenso wenig... ein buch das heute so aktuell ist wie bereits im jahr seiner entstehung.
#das gebot der gewalt#yambo ouologuem#elster & salis#philosophenstreik#tobias bruns#rezension#elster#roman#nakem
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