#mein vielbewegtes leben
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Beim Nachhausefahren gab uns ein alter Kapitän seinen kleinen, kurzen, dicken Sohn mit. Unbegreiflich, dass wir erst in Toulon selbst, nach drei Stunden, am Busen merkten, dass der Sohn ein Mädchen und zwar eine Maîtresse aus Rom war, in der Tat nicht hübsch genug, um sie so weit mitzuschleppen. Sie stieg in Toulon am Tore aus. Wir glaubten, sie wisse Bescheid. Abends sehr spät kam der Kapitän zu uns, um uns zu fragen, was wir mit seiner Frau (in der Angst des Suchens vergaß er die Maskerade) angefangen. Sie sei für ihn verschwunden.
Alexander von Humboldt, Tagebuchauszug vom 12. November 1798 (über eine als Knabe verkleidete Frau)
#alexander von humboldt#tagebucheinträge#mein vielbewegtes Leben#crossdressing#ich finde das so wahnsinnig witzig
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Der Wunsch, entfernte Weltteile zu besuchen und die Produkte der Tropenwelt in ihrer Heimat zu sehen, ward erst in mir rege, als ich anfing, mich mit Botanik zu beschäftigen. Bis in mein 17tes und 18tes Jahr waren all meine Wünsche auf meine Heimat beschränkt. So sorgfältig auch unsere literarische Erziehung war, so ward doch alles, was auf Naturkunde und Chemie Bezug hatte, in derselben vernachlässigt. Kleinlich scheinende Umstände haben oft den entschiedensten Einfluss auf ein tätiges Menschenleben, und so muss man die Spuren wichtiger Ereignisse oft in diesen Umständen suchen. Der Hofrat [Ernst Ludwig] Heim, von dem das Gymnostomum heimii den Namen führt und der mit dem jungen [Friedrich Wilhelm Daniel] Muzel lange in Sir Joseph Banks Freundschaft gelebt, war unser Hausarzt. Er hatte eine große Sammlung von Moosen und gab sich eines Tages die Mühe, meinem älteren Bruder die Linnéschen Klassen zu erläutern. Dieser, des Griechischen schon damals kundig, lernte die Namen auswendig, ich klebte Lichen parietinus und Hypna auf Papier, und in wenigen Tagen war uns beiden alle Lust zur Botanik wieder verschwunden. Heim verschaffte unserem Nachbar, dem H[errn Friedrich August] von Burgsdorf, botanischen Ruf, dieser legte dendrologische Sammlungen an. Ich sah dort [Johann Gottlieb] Gleditsch und viele Glieder der Naturforschenden Gesellschaft – krüppelhafte Figuren, deren Bekanntschaft mir ebenfalls mehr Abscheu als Liebe zur Naturkunde einflößte. Meine jugendliche Neigung war von jeher der Soldatenstand gewesen. Meine Eltern hielten mich durch Zwang davon zurück, und man bildete mir ein, dass ich Lust zu dem habe, was man in Deutschland Kameralwissenschaften nennt, eine Weltregierungskunst, die man erst dann versteht, wenn man alles, alles weiß. Dies alles sollte ich bei einem Amtmann lernen, und ein Pachtanschlag wäre dann das Maximum meiner Kameral-Kenntnis gewesen. Ein halbverrückter Gehlehrter, der Prof. [Christian Ernst] Wünsch in Frankfurt an der Oder, las mir ein Privatissimum über [Johann] Beckmanns Ökonomie. Er fing an mit botanischen Vorkenntnissen. Seine eigene Unwissenheit und sein Vortrag waren abermals weit entfernt, mir Lust zur Botanik einzuflößen, doch sah ich ein, dass ich ohne Pflanzenkenntnis ein so vortreffliches Buch als Beckmanns Ökonomie nicht verstehen könne. Wir besaßen durch Zufall Willdenows Florae Berolinensis prodomus. Es war harter Winter. Ich fing an, Pflanzen zu bestimmen, aber die Jahreszeit und der Mangel an Hilfsmitteln machte alle Fortschritte unmöglich. Wir verließen Frankfurt an der Oder, und ich brachte abermals ein Jahr in Berlin zu, wo mich [Johann Friedrich] Zöllner in der Technologie unterrichtete. Ich fühlte aufs Neue die Notwendigkeit botanischer Kenntnisse, quälte mich mit neuem Eifer, Pflanzen nach Willdenows Florae zu bestimmen. Ich legte nun ein förmliches Herbarium an, und da man mir nun zuerst gestattete, allein auszugehen, fasste ich allein den Entschluss, unempfohlen Willdenow selbst aufzusuchen. Von welchen Folgen war dieser Besuch für mein übriges Leben! Schriebe ich ohne diesen diese Zeilen im Königreich Neu-Granada? Ich fand in Willdenow einen jungen Menschen, der damals unendlich mit meinem Wesen harmonierte […] Er bestimmte mir Pflanzen, ich bestürmte ihn mit Besuchen. Ich lernte neue ausländische Pflanzen kennen. Er schenkte mir einen Halm Oryza sativa [eine Reispflanze], den [Carl Peter] Thunberg aus Japan mitgebracht. Ich sah zum ersten Mal in meinem Leben die Palmen des botan[ischen] Gartens, ein unendlicher Hang nach dem Anschauen fremder Produkte erwachte in mir. In drei Wochen war ich ein enthusiastischer Botanist. Willdenow trug sich damals mit der Idee, eine Reise außerhalb Europas zu machen. Ihn zu begleiten, war der Wunsch, der mich tags und nachts beschäftigte. Ich durchlief alle Floren beider Indien [Asien und Amerika], kaufte alle Rinden der Apotheken zusammen, verweilte mit unendlichem Wohlgefallen bei einem Reishalm in meinem Herbarium und gewöhnte mich, unbändige Wünsche nach weiten und unbekannten Dingen zu hegen.
Alexander von Humboldt 1801 in Bogotá über sein erwachendes Interesse für Botanik, Carl Ludwig Willdenow und sein Studium
#alexander von humboldt#mein vielbewegtes leben#o-ton#tagebuch#diary#und wie er über willdenow fanboyt#♥
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Wir wurden alle Abend bald bei Madame Meusnier, bald bei Fölsch, bald bei Fromenditi, bald bei Sköldebrand eingeladen. Man spielte mit schändlicher Habsucht Pharo, Vendôme... Die alten Weiber von 70 Jahren, die Kinder von 7 Jahren, alles spielte von 30 Sous bis 10 Louis d'or auf einer Karte von 6 Uhr abends bis 4 Uhr morgens. Jetzt, da die Leidenschaften den Menschen ihre Tünche nahmen, sahen wir erst, in welch pöbelhafter Gesellschaft wir waren. Die Mägde steckten den Kindern Geld zu, um für sie zu spielen. Die alten Weiber betrogen wie die Raben...
Alexander von Humboldt in seinem Tagebuch für den 29. November bis 7. Dezember 1798
#alexander von humboldt#tagebucheinträge#mein vielbewegtes Leben#quotes#ich liebe dieses Buch#und schreibe so ziemlich alles ab^^
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„Eben komme ich von einem einsamen Spaziergange aus dem Tiergarten zurück, wo ich Moose und Flechten und Schwämme suchte, deren Sommer jetzt gekommen ist. Wie traurig so allein herumzuwandern! Doch hat auch, von einer anderen Seite betrachtet, dies Einsame in der Beschäftigung mit der Natur, etwas Anziehendes. So ganz im Genuss der reinsten, unschuldigsten Freude, von tausenden von Geschöpfen umringt, die sich (seliger Gedanke der Leibnizischen Philosophie!) ihres Daseins freuen, das Herz zu dem erhoben, der wie Petrarca sagt, uove le stelle e loro viaggio torto, e da vita alle erbe, a i musci, alle pietre … [die Sterne bewegt und ihre gekrümmte Bahn, und Leben in den Kräutern, den Moosen und den Steinen]. Solche Betrachtungen, lieber Bruder, versetzen einen in eine süße Schwermut! Mein Freund Willdenow ist noch der Einzige, der dieses mit mir empfindet. Aber seine und meine Geschäfte hindern uns oft, Hand in Hand in den großen Tempel der Natur zu treten. Solltest Du glauben, dass unter den anderen 145 000 Menschen in Berlin kaum vier zu zählen sind, die diesen Teil der Naturlehre auch nur zu ihrem Nebenstudium, nie nur zur Erholung kultivierten. Und wie viele sollte nicht ihr Beruf darauf leiten, Ärzte und vor allen das elende Kameralisten-Volk. Je mehr die Menschenzahl und mit ihr die Preise der Lebensmittel steigen, je mehr die Völker die Last zerrütteter Finanzen fühlen müssen, desto mehr sollte man darauf sinnen, neue Nahrungsquellen gegen den von allen Seiten einreißenden Mangel zu eröffnen. Wie viele, unübersehbar viele Kräfte liegen in der Natur ungenutzt, deren Entwicklung tausenden von Menschen Nahrung oder Beschäftigung geben könnte. Viele Produkte, die wir von fremden Weltteilen haben, treten wir in unserem Lande mit Füßen – bis nach vielen Jahrzehnten ein Zufall sie entdeckt, ein anderer die Entdeckung vergräbt oder, was seltener der Fall ist, ausbreitet. Die meisten Menschen betrachten die Botanik als eine Wissenschaft, die für Nichtärzte nur zum Vergnügen oder allenfalls (ein Nutzen, der selbst wenigen erst einleuchtet) zur subjektiven Bildung des Verstandes dient. Ich halte sie für eins von den Studien, von denen sich die menschliche Gesellschaft am meisten zu versprechen hat. Welch ein schiefes Urteil zu meinen, dass die paar Pflanzen, welche wir bauen, (ich sage ein paar gegen die 20 000, welche unseren Erdball bedecken) alle Kräfte enthalten, die die gütige Natur zur Befriedigung unserer Bedürfnisse in das Pflanzenreich legte. Überall sehe ich den menschlichen Verstand in einerlei Irrtümern versenkt, überall glaubt er, die Wahrheit gefunden zu haben, und wähnt, dass ihm nichts zu verbessern, zu entdecken übrig bleibe. Er scheut die Untersuchung, weil er denkt, dass schon alles untersucht sei. So in der Religion, so in der Politik, so überall, wo der gemeine Haufen sein Wesen treibt. Was ich von er Botanik gesagt habe, gründet sich aber nicht bloß auf Schlüsse a priori. Nein, die großen Entdeckungen, die ich selbst in den Schriften der ältesten Pflanzenkenner vergraben finde und die in neueren Zeiten von gelehrten Chemikern oder Technologen geprüft worden sind, haben diese Betrachtungen in mir veranlasst. Was helfen alle Entdeckungen, wenn es keine Mittel gibt, sie exoterisch zu machen?
25. Februar 1789 – der 19-Jährige Alexander von Humboldt an seinen Freund Wilhelm Gabriel Wegener
#Alexander von Humboldt#brief#daily dose of humboldt?#auch aus Mein vielbewegtes Leben#wilhelm gabriel wegener#es bleibt müßig zu erwähnen dass ich diesen brief ganz besonders schätze#vor allem seines inhalts wegen#botanik#hat schon fast was maximenhaftes
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11 Answers, 11 Questions
tagged by @lalalangkornreis
11 Answers:
1. What is the last book you read?
Dem Tod auf der Spur by Michael Tsokos. He’s a quite famous German forensic scientist/coroner (Rechtsmediziner) based in Berlin.
2. Which book are you currently reading (and if you’re not reading one, a book you’d like to read?)
So many! :’D First of all (still and again) Mein vielbewegtes Leben about Alexander von Humboldt. I just love this man and this book so much. ♥
Also on the “currently reading”-list: The Rise and Fall of the Third Chimpanzee: How Our Animal Heritage Affects the Way We Live by Jared Diamond. It’s not completely up-to-date considering scientific facts (especially those in Palaeontology and some genetic ones) but it’s very interesting and sometimes really funny. Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur by Andrea Wulf. I think I needn’t mention a reason. ♥ Organic Chemistry for Dummies by Arthur Winter because .... exams. T.T
3. Are you a morning or night person?
Surprisingly, it’s easier for me to get up at 5 am than .... let’s say 6.30 or 7 am, but as long as I’m not too tired, I enjoy staying up longer for doing university related or creative stuff. In total, I’d say I’m kinda both, as long as I get my nap during early afternoon (somewhere between 2 and 4 pm).
4. How many pairs of shoes do you frequently use (≠ own)?
One. (1) It also looks exactly like the one pair of shoes currently in use and I’m not surprised if it falls apart by the end of the summer.
5. Your Top 3 TV series?
Hmmm... let me think about it.... I have no real favourite show at the moment (and hardly any time for watching tv anyway)....
In no specific order: Star Trek: The Next Generation Forever Game of Thrones
6. How many countries have you visited?
Including class-trips and stuff: 6 (Germany doesn’t count, right?)
7. How many books do you (roughly) own?
*takes a look at three roof-top-crammed Ivars* .... 250? And these are only those I keep in my own tiny flat. Some good 350 more are stored in my parents’ living room because they have so much more space for bookshelves.
8. How much time do you usually spend in (public or not) transport each day?
When I’m not participating of the glorious thing that is Mama-Taxi, and have to take the bus instead I spend something about 50 - 65 minutes for getting to Jena, each 15 - 20 minutes for getting from university to the MPI and back into town and 60 - 75 minutes for getting back home because of rush-hour and very mean traffic-lights.
Son in total on no-Mama-Taxi-days: 140 - 180 minutes. (It was way cooler when I still had a car and could take the train, then this was condensed to a daily total of 35 minutes for the train + bus to and from work + roughly 24 minutes to get from my home village to the train station and back)
9. How many items are on your computer desktop?
Neat, right? :B ♥__♥
10. When and why did you first sign up to tumblr?
Sometime around 2013 or 2014, I guess. It was with my now inactive blog @bowie-in-the-box and started as a David Bowie appreciation blog but quickly turned into mayhem and I’m no longer using it but don’t have the guts to deactivate it either.
11 Questions:
1. (For those who are at university/college) Is there anything you wish you had known about uni life when you started and what you’d love to tell your younger self?
2. Is there a place (in your town or in the area around it or somewhere else) that is special to you and why?
3. Plants or pets?
4. What is the last song that pulled a string in you and gave you goosebumps?
5. Which favourite character (historical or fictional) would you like to tell what you think about them?
6. If you could travel back in time and just sit back and watch - to which era or event would you like to go and why?
7. Any favourite lines from a musical, movie and book - pick 3!
8. What do you think about traditional folkloric music (such as Flamenco in Spain)?
9. Which movie/book/game has enough open ends to go for a decent sequel or prequel and why?
10. Rainbows or frost roses?
11. (I know this question is ages old) Any preferred season of the year - which one and why?
I’m tagging
@norroendyrd @pretty-prussian-prince @wehavekookies @hikingofthenoldor @idontknowaname-sorry @you-didnt
#11#meme stuff#tagging game#btw a thunderstorm just started outside#and I'm too tired to fall asleeep#and i rather want to listen to soundtracks and draw instead of studying for the exams#kill me#or bring me sleeeeeeeeep
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Have I ever mentioned I love the MPG (Max Planck Institute for Chemical Ecology), where I am employed as an intern to take care of beetles? We have a damn good library there. It isn’t large but look what books they have there. ♥
Well... the top one is actually my own book. I got it for Christmas.
Meine Lieblinge bis jetzt? Der Kosmos und Mein vielbewegtes Leben. Ersteres einfach göttlich und es kostenlos leihen zu dürfen ist ein Traum. Anderweitig ist es ja ein Vermögen wert. Und letzteres ist eine sehr schicke Biographie mit sehr viel Alex O-Ton, da zu ~80 % aus Briefen und Tagebucheinträgen bestehend.
#books books books#I love my job#libraries for the win!#Alex#Oppie#Tesla#Aaaaaaah und so wenig Zeit#alexander von humboldt#j roberrt oppenheimer#nikola tesla#biographies and more
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