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DogmaTikTok
Das Recht ein Ideal, ein (Vor-)Bild, ein Identifizierungspol, sagt Legendre, schreibt Hamacher (Ich trainiere schon für Wien und alte Meisterakten, Anm. FS).
Legendres Dogmatik baut auf 'Anfängen des griechischen Denkens' auf, nach denen das Bild ein Objekt sein soll, mit dem eine Abwesenheit oder ein Abgrund gemeistert oder bewältigt werden soll. Warburgs Vorstellungen sind andere: das Bild ist ein Objekt, das Kehren händeln (nicht meistern oder bewältigen) soll. Das Bild soll Bewegungen händeln, die polarisiert sind. Legendre richtet ein klassisches, vielleicht sogar archetypisches europäisches Verbot ein, dasjenige der Asebie (Idolatrie?), das insoweit ein Verwechslungsverbot ist: Halt Abstand zu Deinem Bild, verwechsel Dich nicht mit dem (großen) Anderen. Seine Dogmatik ist propaganda fide großer Trennung. Pierre Legendre will Garantien liefern, sogar lebenserhaltende Maßnahmen richtigen Denkens und richtiger Wissensverwaltung ergreifen, von denen er sagt, dass die Alternativen mörderisch seien. Legendre besiegelt das Gesetz. Pierre Legendre schützt ein Monopol, das ist das Monopol des Dritten, jener monumentalen Referenz und jenes monumentalen Subjektes, das den Menschen vor dem Abgrund und von der Abwesenheit abschirmen soll.
Exkurs: Wenn, wie Werner Hamacher schreibt, Legendre gesagt hatte, das Vorbildrecht sei ein Identifizierungspol, dann, so hatte ich mir selbst, noch vor dem Besuch in Wien aber nach demjenigen im Prado notiert, ist das eine in ihrer Selbstüberschätzung grotesk irrsinige Annahme darüber, man besitze ein Monopol in Lagen, die nichts und niemanden zusammenhalten und die einem ein Leben lang nichts anderes vorgaukeln als zusammenzuhalten und auch zusammenhalten müssen zu sollen, wie ja überhaupt alles bei Legendre, das legte Hamacher mit einer an diesem Tag frischen Beiläufigkeit auch noch nahe, notierte ich bei dem erwartungsgemäß übersäuerten und natürlich untrinkbaren Museumskaffee noch dazu, ein einziges, auf andere Weise sauertöpferisches Zusammenziehen französichen Spießbürgertum ist, das sich die Welt nebulös zurechtschrumpft, wie sie ausschließlich in den Ausgeburten eines penälerischen und pedantischen Schwiegersohnes, der sich noch einbildet an der Ecole National und bei dem katholisch so verbohrten wie verstiegenen Liebling der sogenannten Pariser Gesellschaft Lacan seine Zeit verbracht und seine Lektion gelernt gehabt zu haben, verkleinert und zum Wurm gemacht werden kann [Bernhardmimesis ist easier said than done, das muss gründlicher geübt werden, Anm. FS]
2.
Aby Warburg betreibt hingegen (Ver-)Wechselwissenschaft und Kreditgeschäft, eine vergleichende Normwissenschaft zum Ansehen. Man muss sich den Stil Warburgs eher wie einen Film vonJacques Tati als einen Text von Louis Marin vorstellen. Warburg geht es eher um ein Ohnehin, ein Durchkommen, um Nachvollziehbarkeiten und Übersetzbarkeiten, nicht um Verhinderungen und nicht um lebenserhaltende Maßnahmen, schon gar nicht um Garantien.
Die Referenzen kehren, drehen, wenden, sie kippen und beugen, sie falten und wogen, sie scrollen und schlängeln sich, sie wandern, schaukeln und schwingen, da ist kein Halten. Das ist kein Monopol, da ist was stereopol, bipolar, multipolar - und die Kehren eiern unausgewuchtet und doch fruchtbar durch Raum und Zeit. Sie schaffen keine großen Bögen, von denen man glauben könnte, dialektische Linien zu sein. Warburgs Spiralen schwindeln.
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Hypochondrie
Ist es meiner dogmatischen Konditionierung geschuldet, dass ich zur Hypochondrie neige? Ich kann auch mit dem Meinen schwer aufhören. Meint jemand was, bekomme ich oft erst einen Schrecken und glaube dann, ich könnte es auch meinen.
Dogmatiker werden ab und zu als Schirmherren betrachtet, aber sie können auch bloß meinen und Nacktmeiner sein.
Je mehr diese Grenze verfließt, desto ungehemmter wuchert die Meinung fort. Ihr Korrektiv, das, wodurch sie zur Erkenntnis werden kann, ist die Beziehung des Gedankens zu seinem Gegenstand. Indem er mit diesem sich sättigt, verändert er sich und entäußert sich des Moments der Beliebigkeit; Denken ist keine bloß subjektive Tätigkeit, sondern wesentlich, als was die Philosophie auf ihrer Höhe es wußte, der dialektische Prozeß zwischen Subjekt und Objekt, in dem beide Pole sich selbst überhaupt erst bestimmen. Auch das Organ des Denkens, Klugheit, besteht nicht allein in der formalen Kraft des subjektiven Vermögens, Begriffe, Urteile, Schlüsse korrekt zu bilden, sondern zugleich in der Fähigkeit, dies Vermögen an das zu wenden, was ihm selbst nicht gleicht. Das von der Psychologie »Kathexis« genannte Moment, die Besetzung des Objekts im Denken, ist diesem nicht äußerlich, nicht nur psychologisch, sondern die Bedingung seiner Wahrheit. Wo es verkümmert, verdummt die Intelligenz. Blindheit gegen den Unterschied von Wesentlichem und Unwesentlichem ist dafür ein erster Index. Etwas von dieser Dummheit triumphiert, wann immer die Denkmechanismen sich selbst entrollen, leerlaufen, ihre Formalismen und Ordnungsbestimmungen anstelle der Sache setzen. Spuren dessen trägt die Meinung, die sich in sich festmacht und widerstandslos weitergeht. Meinung ist zunächst Bewußtsein, das seinen Gegenstand noch nicht hat. Schreitet aber solches Bewußtsein lediglich vermöge des eigenen Motors fort, ohne Fühlung mit dem, was es meint und was es eigentlich erst fassen soll, so wird es ihm zu leicht. Meinung, als die von ihrem Gegenstand noch getrennte ratio, gehorcht einer Art von Kräfteökonomie, folgt der Linie des geringsten Widerstands, wenn sie undurchbrochen der bloßen Konsequenz sich überläßt. Diese erscheint ihr ein Verdienst, während sie vielfach nur Mangel dessen ist, was Hegel die »Freiheit zum Objekt« nannte, nämlich die des Gedankens dazu, in der Sache sich selbst zu vergessen und sich zu verändern. Brecht hat dem sehr drastisch den Grundsatz kontrastiert, wer A sagt, müsse nicht B sagen. Bloße Meinung neigt zu jenem Nichtaufhören-Können, das pathische Projektionen heißen darf.
Adorno, Theordor W. (2003/1961): Meinung Wahn Gesellschaft, in: Ders.: Kulturkritik und Gesellschaft II. Eingriffe. Stichworte, Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M., S. 578f.
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Anarchismus reinstopfen
1.
Am 8. März 1935, der Anarchist Edgar Wind ist noch nicht zur Paria des Warburg-Institutes geworden, stirbt der Dogmatiker und Kynetiker, der technisch kynische Hachiko. Er ging jeden Tag zum Bahnhof und zurück, wo immer das war.
Man sagt, er wäre seinem Meister ergeben gewesen und hätte nur auf ihn gewartet. Das kann ein Missverständnis sein, also ein missendes, sehnsüchtiges Verständnis. Hachika war hingebungsvoll, aber tat was er tat, egal ob er einen Meister hatte oder nicht. Der war einem Meister so hingegeben, wie dem Meisterlosen.
Nach dem Tod seines Meisters hat Hachiki seine Dogmatik ohne Meister betrieben, sein Treiben auch nicht mehr gemeistert, nicht mehr und nicht weniger als vorher. Hachiko pendelte einfach jeden Tag von einem Ort, an dem keine Züge halten, an einen Ort, an dem Züge halten. Mit Meister, ohne Meister: immer pendeln.
Dogmatisches, kynisches Pendeln von Stellen, an denen gehalten wird, zu Stellen, an denen nicht gehalten wird. Das war Hachikos östlicher auroratischer, aufgehend dämmernder Alltag im Land der aufgehenden Sonne. Das ist japanische Dogmatik, die auf die Hunde gekommen ist.
Man hat Hachiko ein ehernes Denkmal errichtet, an das zu pendeln ist, das also Pendeln lassen soll. Es gab einen Meister in Hachikos Leben, der war auch Pendler, Hachiko war auch Pendler, aber beide nur , indem sie von Stellen, an denen etwas hält, zu Stellen pendelten, an denen nichts hält. Es gab zwei Meister in Hachikos Leben, denn auch Hachiko gilt als Meister.
Man hat Hachiko beerdigt, aber nicht das Pendeln. Man hat Hachiko ausgestopft, aber nicht das Pendeln. Was man gemacht hat, kann man klug gemacht haben und die Frage, was damals gemacht wurde, sollte klug gemacht werden. Wennman das klug gemacht hat, dann hat man Hachiko mit Anarchismus gestopft, der Hachiko oder seinen Meister pendeln liess, der ohne Meister auskommt, der nicht gemeistert werden kann - und routiniert durchgeht, Tik Tok, DogmaTikTok.
Man sagt, dass es sprechende Tiere gäbe, das kann sehr gut sein. Der Hund wäre dann nicht weniger begriffen und nicht weniger in der Lage, eine Bild oder eine Metapher zu sein, als der Mensch. Stufenbau, Pyramide? Hauptsache Fahrzeug!
Hachiko ist hingebungsvoll, er ist in ein einem Bio- und Soziotop, einem Intellektuellotop aus mutual aid und mutual trust groß geworden, der ist quasi im Namen Kropotkins groß geworden, aber vermutlich schon als Welpe nicht weniger anarchistisch gewesen als später. Das ist einer der Gefährten gewesen, denen Donna Haraway ihr dogmatisches und kynisches Buch von Gefährten gewidmet hat. Darum nennen wir Moses, der ein Dackel ist, an schönsten Tagen festlich Kropotkin.
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Keinen Meister.
Keinen Gott.
Keinen, der nicht tanzt.
Keinen, der nicht pendelt.
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Schade!
Schade, jetzt ist der führende Pommologe wieder weg, das bedaure ich sehr, werde ihn vermissen. Die Ansprachen, mit denen man von den Tumblrtextern beduscht wird, die sind hart zu schlucken, aber einfacher als Plattformen mit Kommentarkultur allemal. Tumblr duzt natürlich seine Melkläuse, d.h. die User, also uns. Dieses Duzen ist mit Berliner InvestorenDigitalCooltuSprech verklebt, nach dem Modell Komm' dahin, wo die geile Action ist! Man kann nicht alles haben. Wer weiß, vielleicht lande ich aber auch irgendwann einmal auf tiktok, dann aber DogmaTikTok. But never Instagram again. Im übrigen sowieso jederzeit waiting for Pommes.
Ende der Saison: Ich verbinde seit geraumer Zeit keine angenehmen Gefühle mehr bei der Benutzung dieser Plattform. Darum ging es mir zwar auch nicht primär, aber die sogenannte User Experience ist mir dennoch so wichtig, dass meiner Toleranz dadurch Grenzen gesetzt sind.
Um auf oben abgebildeten Screenshot zurück zu kommen: Dass meine Videodateien zu groß sind, mag ja angehen. Aber der Ton der Ansprache, der Ton sämtlicher Rückmeldungen und Meldungen, die ich aus dem Systeminneren dieser Plattform erhalte, geht mir gegen den Strich. Dazu kommt, dass ich seit Monaten in diesem Ton mit Erfolgsnachrichten zu neuen Follower:innen bedrängt werde, dabei handelt es sich ausnahmslos um einsame Herzen.
Ich hatte mir einst Tumblr ausgesucht, weil die Plattform eine einfache Möglichkeit zur Integration von Filmen, Bildern und Text angeboten hat. Die Einträge aus den vergangenen Jahren werden hier bestehen bleiben. Neue Einträge mache ich keine mehr.
Ich danke allen, die sich für die Pommologie interessiert haben. Meine neuesten Forschungsergebnisse finden sich auf Tik Tok und auf Instagram.
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