#die beiden prompts waren wirklich gut
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falleraatje · 4 months ago
Note
"Wrapping the other Person in the hoodie or jacket they are still wearing so both of them can stay warm" oder "dressing the other up in their own clothes, feeling a tiny bit possessive, but both loving it" für Hörk?
Ausgehend von den tropes aus diesem Post. Ich habe mich hier mal für die erste Variante entschieden: "wrapping the other person in the hoodie or jacket they are still wearing so both of them can stay warm"
"Es dauert schon nicht mehr lange", versichert Leo Adam noch einmal. Er ist sich ziemlich sicher, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bis die verspätete Bahn endlich auftaucht, aber es ist besser, in der Hinsicht ein bisschen zu schwindeln, als Adam noch einmal zu sagen, dass ihm überhaupt nicht kalt ist.
Was das angeht, hätte Adam ihn sofort durchschaut. Leos Finger fühlen sich wie Eiszapfen an und auch seine Arme um sich zu schlingen, hilft kaum gegen das Zittern, das ihn beim nächsten Windstoß durchläuft. Warum muss dieser Bahnsteig auch mitten in einer Windschneise liegen und keinen einzigen Ort haben, wo man sich ein bisschen geschützt hinstellen kann?
Eigentlich friert Leo so gut wie nie. Wenn dann ist er derjenige, der Adam seine Jacke gibt, weil Adam viel schneller anfängt zu frösteln als er. Leo hat immer gehofft, dass nie jemand hinterfragt, warum er die Jacke ständig mitschleppt, wenn er sie doch nie braucht. Aber er mag es eben, wie das rote Innenfutter seiner Jacke sich von der blassen Haut an Adams Hals abhebt und wie Adam darin versinkt, weil die Jacke ihm an den Schultern viel zu weit ist.
Doch heute hat Leo nicht daran gedacht, die Jacke mitzunehmen, weil sie eigentlich geplant hatten, viel früher in die Stadt zurück zu fahren. Dann hätte Leo bestimmt auch keine Probleme mit den Temperaturen bekommen, doch jetzt ist die Nachtluft empfindlich kalt und Leo ist froh, dass Adam diesmal selbst daran gedacht hat, seine Jeansjacke mitzubringen.
Die Jeansjacke, die Adam sich gerade von den Schultern streift. "Was wird das?" fragt Leo.
"Dir ist doch kalt, oder?"
"Aber du frierst immer viel mehr als ich." Leo wird sicher nicht riskieren, dass Adam derjenige ist, der zitternd hier rumsteht, während ihr Zug immer mehr Verspätung aufsammelt. Wenn dann ist das Leos Schicksal, das er ertragen muss, weil er sich nicht dem Wetter angemessen angezogen hat.
Leo bekommt ein Augenrollen, aber Adam zieht sich die Jeansjacke wieder über. Nur dass er sie nicht zuknöpft, um noch besser gegen den Wind geschützt zu sein. Stattdessen macht er einen Schritt auf Leo zu und hält die Jacke auf. “Komm her?”
Wieder würde Leo sehr gerne fragen, was das hier wird, aber diesmal bleiben ihm die Worte im Hals stecken. Er hat keine Ahnung, wie er reagieren soll, kann nicht mal herkommen, weil er keinen Plan hat wohin.
Adam scheint Leos plötzliche Starre aber überhaupt nichts auszumachen, weil er selbst näherkommt, bis er wirklich direkt vor Leo steht. Leo bleibt stocksteif stehen, während Adam versucht, seine Hände mit den Aufschlägen der Jeansjacken hinter Leos Rücken zusammenzuführen. “Dann teilen wir eben”, verkündet Adam.
Es funktioniert nicht wirklich, aber auch das kann Leo nicht aussprechen. Dann würde Adam sich womöglich wieder von ihm entfernen und das ist ein Risiko, das Leo nicht eingehen kann. Auch wenn es absolut bescheuert ist, sich Adams Jeansjacke zu teilen, entweicht Leos Lippen ein leises “okay”, als er sich erlaubt, sich etwas näher zu Adam zu lehnen.
Adam reagiert, indem er seinen Griff hinter Leos Rücken verstärkt. Sie stehen Brust an Brust und Leo muss feststellen, dass die Jacke vielleicht nicht viel hilft, aber dass es dafür noch viel schöner ist, wenn Adam ihm so nah ist, dass seine Wärme in Leo hineinzusickern scheint.
Es dauert einen Moment, aber da Adam keine Anstalten macht, ihn wieder loszulassen, kann Leo auch für einen Moment seine rasenden Gedanken unterdrücken, die schon jetzt darüber grübeln, was das hier wohl bedeuten könnte. Doch vielleicht muss es gar keine besondere Bedeutung haben. Vielleicht kann Leo einfach seine Arme um Adam legen und seine Finger in den Stoff von Adams Hoodie krallen, damit sie dort wieder langsam auftauen können.
Möglicherweise wäre es doch nicht so schlimm, wenn ihre Bahn sich noch ein wenig Zeit lässt. Selbst wenn der kalte Wind immer noch um sie herum pfeift, kann Leo sein Kinn über Adams Schulter haken und die Wärme genießen, die Adams Jacke und Adams Arme um ihn und vielleicht auch einfach Adams Anwesenheit generell ihm spenden.
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karin-in-action · 11 months ago
Text
Mein Beitrag für den Secret Spatort Prompt Exchange 2023
@spatortprompts hat in diesem Monat den Secret Spatort Prompt Exchange 2023 gehostet und das konnte ich mir nicht entgehen lassen.
Der Prompt, den ich erhalten habe kommt von @jlatybllff:
"Schnee in Schweden; Ich fänd‘s süß wenn einer der beiden Ships (Adeo oder Spätzchen) zusammenkommen oder schon zusammen sind🥹"
Ich hoffe, dir gefällt, was ich daraus gemacht habe.
Inhaltsangabe:
Esther lädt Pia dazu ein, mit ihr über Weihnachten in den Urlaub nach Schweden zu fahren. Esthers Freundin hat sich gerade von ihr getrennt und anstatt den Urlaub zu canceln, nimmt sie eben einfach Pia mit.
↓ Geschichte unter dem Cut oder auf AO3 ↓
❄ Schnee in Schweden ❄
„Verbringen Sie Weihnachten in unseren Ferienhäusern in Schweden.“, liest Pia laut von Esthers Bildschirm. „Ist es nicht jetzt ein wenig spät, noch eins für Weihnachten zu buchen?“
Esther schüttelt den Kopf. „Ich überlege, ob ich meine Buchung storniere.“
„Aber warum denn?“ Das rote Holzhäuschen direkt an einem See sieht einfach wunderschön aus auf dem Bild. Pia würde es lieben, an einem Ort wie diesem Urlaub zu machen.
„Ich wollte da eigentlich mit meiner Freundin hin, aber sie hat sich von mir getrennt.“
„Deine Freundin?“ Pia hatte noch nicht einmal gewusst, dass Esther in einer Beziehung war. Erneut fragt sie sich, wie viel es von Esther gibt, das sie einfach nicht weiß.
„Ja, meine Freundin. Du bist doch sonst nicht so schwer von Begriff.“
„Ich wusste nur nicht...“
„Dass ich lesbisch bin? Jetzt weißt du es.“, kommt es bissig von Esther zurück.
„..., dass du in einer Beziehung warst. Du hast nie was von ihr erzählt. Ich hätte sie gerne kennen gelernt.“, erwidert Pia etwas kleinlaut. Esther soll nicht denken, dass sie ein Problem mit ihrer Sexualität hat.
Esther winkt ab. „Ist glaube ich besser so, dass du sie nicht kennst. Ihr hättet euch viel zu gut verstanden und dann hättest du dich jetzt auf ihre Seite geschlagen.“
„Ich bin immer auf deiner Seite, Esther.“
„Ist das so?“ Esthers Ton klingt leicht kritisch.
„Ja.“ Pia wird ein wenig rot und hofft, dass Esther es nicht merkt.
Esther schaut Pia eine Weile lang einfach nur an. Dann spricht sie doch wieder. „Wenn du so sehr zu mir hältst, willst du dann nicht vielleicht einfach mit nach Schweden? Nur damit die Flugtickets und die Reservierung nicht verfallen natürlich.“
„Äh, meinst du das ernst?“ Pia kann es kaum glauben, dass Esther ihr das anbietet. So hat sie sich ihr Weihnachten nicht vorgestellt und es überrumpelt sie ein wenig, dass sie ihre Planung über den Haufen werfen muss, aber wenn Esther das wirklich ernst meint, dann will Pia auf jeden Fall mit nach Schweden. Diese Chance lässt sie sich nicht entgehen.
„Ich würde nicht fragen, wenn ich es nicht ernst meine. Nochmal frage ich nicht. Also was ist?“
„Ich komme mit.“
„Sehr gut.“ Esther schließt die Webseite. „Jetzt aber wieder zurück an die Arbeit. Sonst überlege ich es mir noch anders.“
Pia huscht zurück auf ihren Platz und schlägt die Akte vor sich auf. Konzentrieren kann sie sich nicht. Sie fährt mit Esther in den Urlaub.
Am Flughafen in Stockholm nehmen sie einen Mietwagen und fahren erst einmal zur Vermieterin des kleinen Ferienhauses. Esther sitzt am Steuer und Pia auf dem Beifahrersitz. Es schneit und Pia schaut fasziniert nach draußen. Es hat zwar auch geschneit, als sie in Frankfurt losgeflogen sind, aber Schnee in Schweden ist doch noch einmal etwas anderes.
Sie würden Weihnachten gemeinsam verbringen. Sonst verbringt Pia Weihnachten immer bei ihren Eltern und das tut sie auch ganz gerne. Es hat ihr leid getan, ihnen absagen zu müssen, aber sie waren sehr verständnisvoll gewesen, als sie erfahren haben, dass Pia Weihnachten mit einer Kollegin verbringen würde, die sonst alleine gewesen wäre. „Sie kann auch gerne mit zu uns kommen.“, haben ihre Eltern gesagt. „Vielleicht im nächsten Jahr.“, hat Pia geantwortet, auch wenn sie sich sicher ist, dass Esther bis dahin wieder jemanden an ihrer Seite haben würde, mit dem sie Weihnachten verbringen kann.
Esther hat nicht viel dazu gesagt, wie sie sonst Weihnachten verbringt. Pia weiß nicht, wie Esthers Verhältnis zu ihren Eltern ist und ob Esther Weihnachten mit ihren Eltern verbracht hätte, wenn sie nicht geplant hätte, mit ihrer Freundin in den Urlaub zu fahren. Pia würde sie gerne danach fragen, aber sie will nicht, dass es wieder so rüber kommt, als würde sie Esther einen Vorwurf machen. Es tut zwar weh, dass Esther Geheimnisse vor ihr hat, dass es Dinge gibt, die Esther einfach nicht mit ihr teilt, aber Pia muss einsehen, dass Esther da ihre Gründe zu hat, auch wenn Pia diese nicht kennt. Vielleicht erzählt Esther ihr das alles doch irgendwann von selbst, wenn sie dazu bereit ist. Pia möchte sie nicht drängen.
Die Vermieterin öffnet ihre Tür sofort, nachdem Esther geklingelt hat.
„Hej, I'm Esther Baumann.“ Esther schüttelt die Hand der Vermieterin.
Pia steht hinter ihr und hebt nur schüchtern lächelnd die Hand. Englisch geht besser als Französisch, aber gerne spricht sie es auch nicht. Lieber überlässt sie Esther die Interaktion. Es ist nur gut, dass Esther Englisch spricht und nicht Schwedisch, sonst hätte Pia nichts verstanden und es hätte sie wahrscheinlich wieder so geflasht, wie damals als Esther zum ersten Mal vor ihr Französisch gesprochen hat.
„Hej. Nice to meet you, Esther. I've already been expecting you. Here are the keys.“ Die Frau reicht Esther die Schlüssel.
„Thank you.“
„I wish you and your girlfriend a nice vacation and happy holidays. If you have any questions or issues, you can always contact me.“
„I'm not...“, platzt es aus Pia heraus, aber da unterbricht Esther sie schon.
„Thank you so much. We wish happy holidays to you too. I'm sure we'll spend a nice vacation.“
Wenig später sitzen sie wieder im Auto.
„Warum hast du denn nichts gesagt?“, will Pia sofort wissen.
„Zu was?“
„Dass sie mich für deine Freundin gehalten hat.“
„Das ist doch keine große Sache. Oder stört es dich?“
„Nein.“ Pia schüttelt ganz schnell den Kopf. „Es ist nur... ich weiß nicht. Wir sind eben nicht zusammen.“ Es stört sie nicht, dass jemand sie und Esther für ein Paar halten könnte. Es geht ihr mehr ums Prinzip.
„Schon okay, Pia. Du brauchst dir deshalb keinen Kopf zu machen. Wenn es das nächste Mal passiert, dann berichtige ich es.“
Pia nickt. „Gut.“ Das nächste Mal. Irgendwie verwirrt der Gedanke Pia. Esther scheint fast damit zu rechnen. Wirken sie auf andere so sehr wie ein Paar?
Sie kommen endlich an. Das kleine rote Holzhäuschen steht mitten im Wald an einem See, der jetzt zugefroren ist. Pia steht mit offenem Mund auf einem kleinen Holzsteg und ist ganz verzaubert vom Anblick der winterlichen Landschaft. Esther trägt derweil sowohl ihr als auch Pias Gepäck allein ins Haus. Sie lässt Pia den Moment. Erst als sie fertig ist, stellt sie sich neben Pia.
„Magst du reinkommen, Pia? Erstmal richtig ankommen?“
Pia schüttelt den Kopf. „Es ist so schön hier.“
Esther lacht. „Schön, dass es dir gefällt und du es noch nicht bereust, mitgekommen zu sein.“
„Werde ich bestimmt nicht.“
„Was hältst du von einem Spaziergang um den See? Danach gehen wir aber rein. Ist echt kalt hier.“
„Okay.“
Esther bietet Pia ihren Arm an und Pia hakt sich bei ihr ein. Gemeinsam laufen sie los.
Unter ihren Füßen knirscht der Schnee und vor ihren Mündern hängt der Atem in der Luft. Pias Wangen glühen vor Kälte und die Enden ihrer Ärmel hat sie über ihre Hände gezogen. Handschuhe hat sie irgendwo in ihrem Koffer. Esther hat natürlich Handschuhe an. Braune Lederhandschuhe. Sie sehen richtig edel aus. Pia findet, sie passen gut zu Esther.
Keine Menschenseele ist hier draußen, aber wenn hier jemand wäre und ihnen entgegenkommen würde, dann würde er sie vielleicht auch für ein Paar halten. Vielleicht kann Pia sich doch an den Gedanken gewöhnen.
Der See ist zwar nur klein, trotzdem ist Pia völlig durchgefroren, als sie ihre Runde beendet haben. Sie öffnet die Tür des Häuschens und sieht sein Inneres jetzt zum ersten Mal. Es ist ein großer Raum. Von ihm geht eine Tür ab. Vermutlich das Bad. Der große Raum ist eine kombinierte Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer. Es gibt einen Herd, einen Ofen, einen Tisch mit zwei Stühlen und ein Doppelbett. Ein Bett?
„Es gibt nur ein Bett.“, stellt Pia das Offensichtliche fest.
„Hatte ich dir das nicht gesagt?“, fragt Esther, die gerade damit beschäftigt ist, den Ofen anzuzünden und nicht wie Pia einfach nur herum zu stehen.
„Nein, hast du nicht.“
„Hab ich dann wohl vergessen.“, stellt Esther fest, als wäre es nur eine Kleinigkeit. Sie ist fertig damit, den Ofen anzuzünden. „Gleich wird es hier wärmer.“ Sie öffnet Küchenschränke und den Kühlschrank, um zu begutachten, was sie da haben. Die Vermieterin hat für sie einen Vorrat an Grundnahrungsmitteln eingekauft. „Ich kann dir eine heiße Schokolade machen, wenn du magst. Oh, oder Glögg, schwedischen Glühwein.“
„Heiße Schokolade klingt gut.“ Alkohol will Pia jetzt nicht trinken. Sie ist sowieso schon vollkommen überfordert damit, dass sie sich mit Esther ein Bett teilen wird, da braucht sie nicht noch zusätzlich Alkohol. Es stört Pia nicht, dass sie sich ein Bett teilen werden, eigentlich gefällt ihr der Gedanke sogar, aber sie hatte eben keine Zeit, sich mental darauf vorzubereiten. Für Esther scheint es nur eine Kleinigkeit zu sein und das sollte es auch eigentlich für Pia sein, aber trotzdem wirft es sie gerade aus der Bahn.
Pia setzt sich auf den Fußboden vor dem Kamin und betrachtet die darin tanzenden Flammen. Es knistert so schön und der Kamin strahlt mehr und mehr Wärme ab. Langsam ist Pia nicht mehr so kalt und sie zieht ihre Jacke und Mütze aus, die sie neben sich auf den Fußboden legt.
Esther ist derweil am Herd tätig. Sie erhitzt die Milch in einem Topf und gibt Zucker und Kakaopulver hinzu. Der Geruch der heißen Schokolade erfüllt das Häuschen.
„Magst du Marshmallows auf deinem? Ich habe hier welche gefunden.“, fragt Esther sie.
„Gerne.“ Pia hebt ihren Kopf und lächelt Esther an. Der Anblick von Esther am Herd erzeugt ein Kribbeln in ihr. Ihr wird ganz warm und das nicht nur vom Feuer. Esther hat ihren Mantel ausgezogen und trägt darunter einen schwarzen Rollkragenpullover. Den hat Pia zwar eigentlich schon vorher gesehen, aber gerade fällt ihr auf, wie gut er doch an Esther aussieht.
Esther lächelt zurück und Pia spürt gleich, wie ihre Wangen anfangen zu glühen. Esther hat diesen Effekt auf sie. Schnell schaut sie weg.
Vielleicht war es doch keine gute Idee mit Esther in den Urlaub zu fahren. Pia ist schon eine Weile lang ein klein wenig in Esther verknallt oder vielleicht auch ein klein wenig mehr. Wenn sie viel Zeit mit Esther verbringt, dann belastet es sie, ständig daran denken zu müssen. Sie könnte mit Esther darüber sprechen, aber das will Pia irgendwie nicht und sie traut sich ohnehin nicht.
Sie will es nicht, weil sie Arbeitskolleginnen sind und sie gemeinsam funktionieren müssen. Pia würde das niemals riskieren. Und sie traut sich nicht, weil sie sich bei Esther nie sicher ist, woran sie mit ihr ist. Mal ist sie sich sicher, dass Esther sie mag und sie befreundet sind - sie haben ihre Insider und verstehen sich oft blind - , aber dann sind da die Momente, in denen sie erfährt, dass Esther ihr etwas vorenthalten hat, was Freundinnen einander nicht vorenthalten hätten, wie dass Esther Fußballfan ist oder sie eine feste Freundin hatte. Dann denkt Pia immer, dass Esther sie bestimmt nicht mag und Esther nur nett zu ihr ist, weil ihr Pia leid tut oder einfach, weil es gerade praktisch für sie ist. Das will sie Esther eigentlich nicht unterstellen. Pia weiß, dass das ein Problem ist, was sie mit sich selbst hat und dass Esther damit eigentlich nichts zu tun hat.
„Deine Wangen sind ja noch ganz rot von der Kälte.“, stellt Esther wenig hilfreich fest und reißt damit Pia aus ihren Gedanken. „Wird dir langsam warm?“
„Hmm.“, bringt Pia nur heraus.
„Das ist gut. Die heiße Schokolade ist fertig.“ Esther stellt die Tassen auf dem Tisch ab und legt die Packung Marshmallows daneben. „Kommst du zu mir an den Tisch?“
Pia erhebt sich schwerfällig. Esther lächelt sie an. Die Tassen dampfen. Das Alles fühlt sich so heimelig an. Als wäre es das Normalste in der Welt, dass sie gemeinsam am Tisch sitzen und heiße Schokolade trinken in ihrer gemeinsamen Wohnung, denn das ist es, was das Ferienhaus ist, wenn auch nur für knapp zwei Wochen.
Pia schüttelt den Kopf vehement. Sie will das nicht. Sie will sich nicht daran gewöhnen, wie es ist, mit Esther zusammen zu wohnen, weil es etwas ist, was sie nie wieder haben wird. Wenn sie wieder zuhause sind und Jede in ihrer eigenen Wohnung, dann wird Pia sich nur noch mehr danach sehnen, dass Esther bei ihr ist, wenn sie sich jetzt dieser Illusion hingibt.
„Was magst du dann?“ Esther sieht sie irritiert und besorgt an.
„Ich setze mich wieder vor den Kamin.“ Pia lässt sich erneut auf den Boden sinken. Mit ihren Armen umschlingt sie ihre Unterschenkel und formt so im Sitzen ein kleines Päckchen.
„Kein Problem.“ Esther kommt zu ihr reicht ihr eine Tasse. Darin schwimmen einige Marshmallows, die bereits anfangen zu schmelzen. Esther erhebt sich wieder und irgendwo kramt sie eine Kuscheldecke hervor, die sie Pia umlegt.
„Tut mir leid.“, murmelt Pia.
„Was tut dir leid?“
„Dass ich gerade zu nichts zu gebrauchen bin.“ Pia bläst auf den Kakao. „Das...“ ...ist mir gerade alles zu viel, würde Pia am Liebsten sagen, aber das kann sie nicht. „Das ganze Reisen hat mich irgendwie müde gemacht.“
„Ist doch kein Problem, Spätzchen. Dann ruhst du dich eben gleich ein wenig aus. Wir haben alle Zeit der Welt und nichts, was wir tun müssen.“ Esther legt ihr eine Hand auf die Schulter. Es soll wohl beruhigend sein, aber Pia traut sich unter der Berührung kaum zu bewegen oder atmen. Glücklicherweise nimmt Esther ihre Hand schnell weg und setzt sich an den Tisch, um ihre Tasse zu trinken.
Nach dem Kakao hat Pia das Gefühl, dass ihr gleich die Augen zufallen. Vielleicht ist ein Nickerchen wirklich keine so schlechte Idee. So wie sie gerade ist, zu nichts fähig und kaum ansprechbar, ist sie keine gute Gesellschaft. Das weiß Pia selbst.
Also zieht sie endlich auch ihre schweren Winterschuhe aus und holt ihren Schlafanzug aus ihrem Koffer. Sie schlurft ins Bad und zieht sich um. Im Spiegel erhascht sie einen Blick auf sich selbst. Ihre Wangen sind immer noch gerötet, ihre Augen ein wenig glasig und die dunklen Ringe unter ihren Augen wie eigentlich immer sehr prominent.
Hoffentlich ist es wirklich nur die Erschöpfung und sie wird nicht krank oder so. Wenn sie jetzt krank würde und Esther müsste sich um sie kümmern. Pia schüttelt es bei dem Gedanken. Einerseits ist der Gedanke schön, dass Esther ihr nah ist und sie pflegt, dass sie sie berührt und sich um sie sorgt, aber andererseits will sie nicht den Geschmack von etwas kriegen, was sie niemals wirklich haben wird. Sie will auch nicht, dass Esther sich bloß um sie kümmert, weil sie muss. Sie will Esther nicht zur Last fallen.
Als Pia zurück in den großen Raum kommt, ist Esther gerade dabei die Tassen zu spülen.
Sie hebt kurz ihren Blick. „Hübscher Schlafanzug, Spätzchen.“
Pia hat ihren Weihnachtsschlafanzug an. Darauf sind Dackel. Jeder mit einer roten Nase und einem Rentiergeweih. Als sie ihn eingepackt hat, hatte sie sich noch kurz gefragt, ob der Schlafanzug nicht irgendwie albern wäre. Aber dann hat sie sich mit dem Gedanken beruhigt, dass Esther sie darin ohnehin kaum zu sehen kriegen würden, weil sie ihn ja nur im Bett tragen würde. Dass sie sich ein Bett mit Esther teilen müssen würde, soweit hatte sie nicht gedacht.
„Dankeschön.“, murmelt Pia, bevor sie unter die Bettdecke schlüpft.
Pia zieht sich die Decke bis zur Nasenspitze und kugelt sich seitlich liegend zusammen. Zuhause hätte sie jetzt ihren Kuschelhund. Den hat sie aber hier nicht dabei. Er wäre etwas groß gewesen für ihren Koffer und außerdem will sie auch nicht unbedingt, dass Esther weiß, dass sie noch mit Kuscheltieren schläft.
In Pias Blickfeld steht ein Sessel, der ziemlich weich und gemütlich aussieht. Ausgerechnet auf diesen Sessel setzt sich jetzt Esther, ihre Lesebrille auf der Nase und ein Buch in der Hand mit französischem Titel, natürlich.
Als würde das ihr beim Schlafen helfen, wenn sie jetzt auch noch Esther ansehen muss, die so verboten gut aussieht, selbst wenn oder gerade weil sie ihre Lesebrille trägt.
„Spätzchen, ich sehe, wie es in deinem Kopf rattert. Mach die Augen zu und versuch zu schlafen, ja?“
Pia schließt ihre Augen. Sie versucht sich nur auf das Knacken und Prasseln des Feuers im Kamin zu konzentrieren. Ab und zu hört sie das Rascheln der Seiten, wenn Esther eine Seite umschlägt. Ansonsten ist es sehr ruhig.
Pia wacht auf, weil Esther sie ganz sanft an der Schulter rüttelt. Pia grummelt und reibt sich die Augen. Sie wälzt sich hin und her und streckt sich. Als sie ihre Augen aufschlägt, lächelt Esther ganz sanft auf sie hinunter.
„Es ist jetzt so ungefähr Abendessenszeit. Ich mache jetzt Nudeln mit Tomatensauce. Willst du auch was?“
Pia merkt, dass ihr Magen ein wenig knurrt. „Ja, gerne. Dankeschön.“
Pia setzt sich im Bett auf, fest in ihre Decke eingewickelt, und beobachtet Esther, bis sie schließlich alles auf den Tisch stellt. Erst dann schlüpft Pia wieder unter der Decke hinaus. Es ist etwas kühl nur im Schlafanzug, aber sie setzt sich auf die Seite des Tisches, die näher am Kamin ist und dann geht es.
Sie essen die Nudeln schweigend. Pia ist immer noch nicht richtig wach, aber sie fühlt sich deutlich erholter als vor ihrem Nickerchen. Immer wieder treffen sich ihr und Esthers Blick. Esthers Blick ist irgendwie anders, so warm und fast liebevoll. Pia kann dem nicht gut standhalten und wendet jedes Mal ihren Blick schnell ab.
Nach dem Essen spielen sie noch einige Runden Karten miteinander. Esther hat sich einen Rotwein aufgemacht. Pia traut sich selbst in der Kombination mit Alkohol und Esther immer noch nicht wirklich und so trinkt sie stattdessen einen Tee.
Irgendwann ist dann auch Esther müde und es ist auch schon spät. Pia putzt noch ihre Zähne und auch Esther macht sich fertig fürs Bett. Esther löscht den Kamin und dann krabbeln sie beide unter ihre Decken.
Es ist dunkel und eigentlich dachte Pia, das würde es einfacher machen, wieder einzuschlafen, weil sie dann nicht mehr Esther anschauen muss und wie verboten gut sie aussieht, aber irgendwie funktioniert das nicht. Sie ist zwar müde, aber nicht so müde, dass sie sofort schlafen könnte. Sie hört Esthers leisen Atem und spürt ihre Nähe neben sich, obwohl sie sich nicht berühren.
„Piiia, jetzt hör doch mal auf dich ständig hin und her zu wälzen.“
„Ich kann aber nicht schlafen.“
„Du kannst doch sonst immer und überall schlafen.“
„Hey, gar nicht wahr.“ Pia schiebt ihre Hand zu Esther, erwischt sie an der Schulter und schubst sie leicht.
„Du kannst gerne noch ein bisschen lesen oder so, das stört mich nicht.“
Pia verlässt das Bett, nimmt sich ihr Handy und kehrt zurück. Aber als sie es entsperrt, stellt sie fest, dass sie überhaupt keinen Empfang hat hier draußen im Wald. „Verdammt, ich habe kein Netz.“
„Das Licht von deinem Handy ist sowieso nicht gut, wenn du gleich schlafen willst. Dann kannst du erst recht nicht schlafen. Hast du kein Buch dabei oder so?“
„Nein, hab ich nicht.“
„Ich kann dir meins leihen.“
„Das kann ich doch gar nicht lesen.“
„Oh, sorry. Hab ich vergessen. Du solltest echt Französisch lernen, Spätzchen. Es ist zwar unglaublich niedlich, dich jedes Mal so verwirrt zu sehen, wenn jemand französisch spricht, aber wäre schon praktisch, wenn du zumindest ein wenig Französisch könntest.“
„Ich weiß, aber das ist sooo schwierig.“ Warum muss Esther sie jetzt daran erinnern?
„So schwierig ist es gar nicht. Ich helfe dir auch beim Lernen, okay?“
„Meinetwegen.“
„Was machst du denn sonst, wenn du mal nicht schlafen kannst?“
Normalerweise reicht es schon, wenn sie ihren Kuschelhund fest in den Arm nimmt und ihr Gesicht gegen sein Fell presst. Das ist so beruhigend, dass sie meistens recht schnell einschläft. Oder sie denkt sich Geschichten aus, häufig kommt Esther darin vor. Das will sie jetzt aber nicht machen, wenn Esther wirklich da ist. Das Beides kann sie Esther nicht wirklich sagen.
„Bist du doch eingeschlafen, Pia?“
„Nein, nur in Gedanken.“
„Also, was machst du, wenn du nicht schlafen kannst?“
„Ich kuschele mit meinem Kuscheltier.“, gibt Pia ganz leise flüsternd zu.
„Und das hast du nicht dabei?“
Pia schüttelt den Kopf. Erst danach fällt ihr auf, dass Esther sie ja gar nicht sehen kann im Dunkeln. „Nein, hab ich nicht.“
„Dann komm mal her.“
„Hmm?“
„Zum Kuscheln... also natürlich nur, wenn du magst.“
„Doch, schon.“
„Ich sag auch niemandem, dass du sonst nicht schlafen kannst.“
„Und ich sag auch niemandem, dass du doch so was wie ein Herz hast, Baumann.“
„Touché. Ich überlege es mir noch anders, wenn du nicht gleich zu mir kommst.“
Pia rutscht ganz vorsichtig zu Esther heran. Sie hat keine Ahnung, wie das ablaufen wird. Ist es wirklich okay für Esther, wenn sie sie berührt und wie darf sie sie überhaupt berühren?
Es trennen sie nur noch Zentimeter. Pia spürt Esthers Wärme neben sich und die Vertiefung der Matratze, aber näher traut sie sich irgendwie nicht. Dann spürt sie plötzlich Esthers Arme um sich, die sie zu ihr heran ziehen. Esther bettet Pias Kopf auf ihrer Brust. Oh.
„Ich hoffe, das ist okay für dich.“
Pia wird ganz warm, aber unangenehm findet sie es nicht. Esthers Brüste sind warm und weich und sie kann ihr Herz schlagen hören. Der Druck von Esthers Armen um sie herum ist genau richtig. Pia hat schon eine Weile überlegt, ob sie sich nicht eine Gewichtsdecke besorgen soll. Die sollen ja auch gut helfen beim Schlafen. Aber wenn sie Esther hat, die sie fest in den Arm nimmt, dann braucht sie das vielleicht auch gar nicht.
„Mehr als okay.“
Ihr Kissen ist warm und weich, als Pia aufwacht. Nein, es ist Esther, realisiert sie. Pia liegt immer noch halb auf Esther und Esther hat immer noch ihre Arme um sie geschlungen.
Von draußen fällt Licht herein. Die Sonne ist bereits aufgegangen. Vor dem Fenster fallen dicke, weiße Flocken. Pia muss sofort lächeln. Es ist der perfekte Weihnachtsmorgen. Sie weiß gar nicht mehr so genau, wann sie zuhause in Saarbrücken das letzte Mal weiße Weihnachten hatten.
Vorsichtig löst sie Esthers Arme von sich und will aus dem Bett krabbeln. Jetzt bloß nicht Esther wecken. Sie schläft so friedlich. Wenn es sich Pia recht überlegt, dann hat sie Esther noch nie schlafen gesehen. Sie weiß, dass auch Esther schon im Büro geschlafen hat, auch während Pia dort war, aber das war immer, wenn Pia geschlafen hat. Pia ist noch nie nach Esther eingeschlafen oder vor ihr aufgewacht. Das ist neu.
Aber da schlägt Esther auch schon ihre Augen auf. „Bleib doch noch ein bisschen.“ Sie streckt ihre Arme nach Pia aus.
Bei Tageslicht kuscheln ist etwas anderes, als es bei Nacht zu tun. Pia schüttelt ihren Kopf. „Ich wollte nach dem Schnee sehen.“
Pia verlässt das Bett und läuft zum Fenster. Über Nacht ist es kühl geworden im Haus. Sie könnte den Kamin anzünden, aber das überlässt sie lieber Esther.
Leicht fröstelnd steht Pia also am Fenster und schaut nach draußen. Der Schnee ist ganz schön hoch geworden über Nacht. Wenn sie so zum Auto schaut, dann sieht es nicht so aus, als könnte man damit heute noch wegfahren. „Ich glaube, wir kommen heute hier nicht mehr weg.“
„Dann bleiben wir eben hier.“
„Ich dachte, du hättest Pläne für heute.“
„Hatte ich auch, aber dann machen wir das eben wann anders. Wir können ja auch hier eine schöne Zeit verbringen, ohne etwas zu unternehmen“
Dass Esther ihre Pläne einfach so umwerfen kann. Pia schüttelt lächelnd den Kopf. Aber ihnen bleibt ja ohnehin nichts anderes übrig. „Du hast recht.“
„Kommst du jetzt wieder zurück? Mit einem Eisblock kann ich keine schöne Zeit verbringen.“
Pia legt sich zurück zu Esther ins Bett. Esther hat sich mit dem Rücken an das Kopfteil gelehnt und liest. Pia legt einfach ihren Kopf auf Esthers Schulter und genießt es, ihr nah zu sein. Es fühlt sich so natürlich an.
Nach einer Weile verlässt auch Esther das Bett, um den Kamin anzuzünden. Kurz ist Pia traurig, dass ihr morgendliches Kuscheln jetzt ein Ende hat, aber nachdem Esther auch noch eine Portion Aufbackbrötchen in den Ofen geschoben hat, kommt sie wieder zurück zu Pia.
„Bis es richtig warm ist und die Brötchen fertig sind, können wir auch noch im Bett bleiben.“ Pia gefällt diese Idee.
Das Frühstück ist schön. Weil es doch noch ein wenig kalt ist, überzeugt Pia Esther davon, im Bett zu frühstücken. Erst will Esther nicht wegen der Krümel, aber dann kann Pia sie doch noch überzeugen.
„Glaub ja nicht, dass du mich jedes Mal mit deinem Hundeblick rumkriegst.“, beschwert sich Esther noch, während sie alles auf ein Tablett legt.
„Das werden wir ja noch sehen.“
Mit Esther im Bett zu frühstücken hat irgendwie etwas romantisches. Ob Esther wohl mit ihrer Exfreundin auch manchmal im Bett gefrühstückt hat oder ob nur Pia dieses Privileg hat?
„Frühstück im Bett ist die absolute Ausnahme. Das mache ich sonst nie.“, beantwortet Esther Pias unausgesprochene Frage.
„Auch nicht im Urlaub?“
„Auch nicht im Urlaub.“
Den Rest des Tages lassen sie gemütlich angehen. Sie spielen noch ein wenig Karten. Dann findet Pia in einem Regal eine Brettspielesammlung und sie spielen eine Runde Schach. Davon hat Pia aber nach einer Runde genug. Sie kann sich nicht konzentrieren und natürlich gewinnt Esther. Als Revanche spielen sie eine Runde Mensch-ärgere-dich-nicht, auch wenn Esther befindet, dass das kein Vergleich zu einem Schachspiel ist und es deshalb nicht als Revanche zählen kann. Pia gewinnt und sie findet, dass es auf jeden Fall zählt.
Nach dem Mittagessen ist es Pia aber doch ein wenig langweilig, einfach nur herumzusitzen, auch wenn es mit Esther ist. „Lass uns raus gehen.“, schlägt sie vor.
„Pia, der Schnee liegt so hoch. Da können wir noch nicht mal richtig laufen.“
„Du hast es ja noch nicht mal probiert. Komm schon.“
„Na gut. Du gibst ja eh keine Ruhe.“, gibt Esther klein bei, aber sie lächelt.
Draußen stellt Pia fest, dass Esther recht hat. Eigentlich wäre sie gerne wieder die Runde um den See gelaufen. Diesmal hat sie auch ihre Handschuhe an und ist allgemein wärmer angezogen, aber es ist einfach zu viel Schnee dafür.
Pia hebt eine Handvoll Schnee auf, formt sie zu einer Kugel und wirft sie nach Esther.
„Hey!“, protestiert Esther. „Das kriegst du zurück.“ und schon kriegt Pia ihrerseits eine Kugel ab.
Ein wilder Kampf entbrennt. Am Ende wälzen sie sich im Schnee, rangeln und versuchen sich gegenseitig Schnee unter die Kleidung zu schieben. Nach einer Weile bleiben sie atemlos nebeneinander liegen.
Esther steht als erstes auf und klopft ihren Mantel mit wenig Erfolg ab, um ihn vom Schnee zu befreien. „So, jetzt ist aber genug. Wir gehen wieder rein.“
Esther reicht Pia ihre Hand, um Pia beim Aufstehen zu helfen, aber Pia hat andere Pläne. Sie zieht Esther zu sich hinunter, sodass die kleiner Frau mit einem Ächzen auf ihr landet.
Pia nutzt den Moment der Überraschung und rollt sich über Esther, sodass Esther jetzt unter ihr liegt. Sie fixiert Esthers Arme am Boden. Dann weiß sie aber nicht mehr, was sie tun soll, lässt Esther los und steht auf.
„Was war das denn, Spätzchen?“
„Sorry, mir war danach.“
„Kein Ding. Ist doch alles gut.“
Dann gehen sie gemeinsam zurück ins Haus. Es ist so schön warm, aber sie brauchen definitiv beide eine warme Dusche. Esther lässt Pia den Vortritt.
Nach dem Duschen machen sie es sich wieder im Bett gemütlich. Es gibt einen kleinen Fernseher, der schon uralt ist, aber bereits in Farbe, den Pia anschaltet. Sie hat keine Ahnung, wie der Fernseher hier so guten Empfang haben kann, aber das Bild ist ungestört.
Es läuft Donald Duck im Fernsehen und sie schauen gemeinsam ein paar Folgen.
„Das schauen jetzt circa vier Millionen von über zehn Millionen Schweden. Kannst du dir das vorstellen?“
„Das sind schon krasse Einschaltquoten. Stell dir vor, fast Hälfte der Bevölkerung schaut eine Fernsehsendung. Das schafft ja noch nicht mal der Tatort.“
Esther bietet Pia wieder Glögg an und diesmal sagt Pia nicht nein. Wenn sie schon Weihnachten in Schweden verbringt, dann auch richtig, so wie man in Schweden eben Weihnachten feiert.
Nach dem Cartoon ist endlich Zeit für die Bescherung. Pia ist ein wenig nervös. Ob Esther wohl ihr Geschenk mag und was Esther ihr wohl schenkt.
„Du oder ich zuerst?“, fragt Pia.
„Wir machen das so, wie du willst.“
„Dann gebe ich dir zuerst meins.“
Pia gibt Esther ihr Geschenk. Es ist in dunkelgrünem Papier eingeschlagen. So ordentlich hätte Pia das niemals gekonnt, aber die Verkäuferin hat es freundlicherweise für sie eingepackt.
Esther packt es aus und hält ein Notizbuch in der Hand. Es hat einen dunkelbraunen Ledereinband.
„Ich weiß, es ist nicht viel...“, setzt Pia an.
„Danke, das ist genau was ich brauche.“
„Mir ist aufgefallen, dass dein Notizbuch fast voll ist, da dachte ich, schenke ich dir ein Neues.“
„Das ist wirklich schön, Pia. Wenn ich darin meine Notizen mache, werde ich jetzt immer an dich denken müssen.“
Pia wird ein wenig rot.
Dann ist Pia dran. Esther überreicht ihr ihr Geschenk. Es ist klein und weich und in rotem Geschenkpapier eingeschlagen. Esther hat bestimmt keine Verkäuferin gebraucht, um es so schön und ordentlich zu verpacken. Pia macht es vorsichtig auf. Sie möchte das Geschenkpapier nicht kaputt machen. Außerdem ist es etwas besonderes, dass sie hier mit Esther sitzt, zwar ohne Weihnachtsbaum, aber doch feiern sie gemeinsam Weihnachten.
Unter dem Papier kommt ein Kuscheltier in Form eines Croissants hervor. Es hat ein freundliches Gesicht und zwei Beine. Pia presst es an ihre Brust.
„Danke, Esther. Das ist das beste Geschenk überhaupt.“
„Und, habe ich erfolgreich deine Liebe gekauft?“
„Hatten wir nicht schon fest gestellt, dass du das überhaupt nicht mehr musst?“
In dieser Nacht muss Esther Pia nicht fragen, ob sie kuscheln mag. Pia schmiegt sich wie selbstverständlich an Esther.
Sie vergräbt ihr Gesicht in Esthers Halsbeuge. „Du riechst so gut.“, flüstert Pia ganz leise. Dann wandert Pia mit ihrem Gesicht ein wenig höher und gibt Esther einen kleinen, schnellen Kuss auf die Wange, weil es sich einfach richtig anfühlt und da so viel Liebe ist in ihr.
„Hast du mich gerade geküsst?“
„Kann schon sein.“
„Ich dachte, ich müsste noch bis Silvester warten, um dann um Mitternacht einen Vorwand zu haben, mir bei dir einen Neujahrskuss abzuholen.“
„Du musst nicht mehr warten.“
Esther tastet im Dunkeln nach Pias Gesicht. Sie legt ihre Hände auf Pias Wangen. Pia kann ihren Atem schon auf ihren Lippen spüren. „Also darf ich dich jetzt einfach küssen?“
„Warum fragst du noch?“
Esthers Lippen finden Pias in der Dunkelheit. Der Kuss fängt ganz vorsichtig und sanft an. Es ist ihr erster Kuss. Aber dabei bleibt es nicht lange. Pia hat genauso lange gewartet wie Esther und sie vertieft den Kuss, beginnt Esthers Mund mit ihrer Zunge zu erkunden.
Auch wenn sie noch einige Tage eingeschneit sind, stört Pia das nicht. Mit Esther ist es niemals langweilig und sie verbringen die Zeit damit, sich noch einmal auf komplett neue Weise kennen zu lernen. Sie sprechen auch viel miteinander. Esther erzählt ganz von alleine von ihrer Exfreundin und von ihren Eltern, ohne dass Pia danach fragen muss.
Als sie endlich wieder mit dem Auto fahren können, weil ein Räumfahrzeug es bis zu ihnen gepackt hat, machen sie auch einige von Esthers geplanten Ausflügen. Dabei macht es Pia überhaupt nichts aus, wenn jemand denkt, dass sie und Esther zusammen sind, denn das sind sie ja jetzt auch.
An Silvester stehen sie um Mitternacht mit Wunderkerzen im Schnee vor dem Holzhäuschen und küssen sie sich auch dort. Von allen Neujahrsküssen, die Pia in ihrem Leben hatte, ist das bisher der Beste und sie hofft, dass noch ganz viele Küsse mit Esther dazu kommen werden.
Beim nächsten Weihnachtsfest ist es selbstverständlich, dass Esther mit zu Pias Eltern kommt. Die Beiden lieben Esther und haben sie ohne zu Zögern an Pias Seite akzeptiert. Mit Esthers Eltern ist es nicht ganz so leicht, aber auch sie müssen Pia früher oder später akzeptieren, denn Pia und Esther gehören einfach zusammen.
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daughterofhecata · 1 year ago
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3+10 für Morton und Victor (Morning After Prompts) 👉👈
[morning after prompts]
Sehr gerne! Obwohl ich das Gefühl habe, sowas ähnliches wie das hier schon mal für die beiden geschrieben zu haben 🤔 hoffe, es gefällt dir!
10. "Did you know you talk in your sleep?" + Morton/Victor
Langsam, gemächlich meldete sich Victors Bewusstsein zurück. Weiches Morgenlicht fiel durch das Fenster über dem Bett und aus der Küche drang das leise Klappern von Geschirr.
Genüsslich streckte er sich, ehe er die Bettdecke zur Seite schlug und aufstand. Hinter der halb offen stehenden Tür hing ein Bademantel und ohne auch nur darüber nachzudenken zog Victor ihn über.
Neugierig glitten seine Hände in die Taschen und er musste lächeln, als seine Finger die Dose mit dem Pfeifentabak berührten.
Er folgte dem Klappern und dem verlockenden Geruch in die Küche.
Dort hatte Morton sich gerade wieder dem Herd zugewandt, barfuß, in Unterhemd und Anzughose rührte er in einer Pfanne. Als Victor den Raum betrat, lächelte er ihm zu, sagte halblaut: „Morgen.“
„Guten Morgen“, erwiderte Victor, trat von hinten an Morton heran und warf einen Blick über seine Schulter. „Das riecht wundervoll.“
Ihm antwortete das leise, amüsierte Schnauben, das er so gut kannte, dann schob Morton ihn resolut zur Seite, füllte das Rührei in eine Schüssel um.
Sie waren kein Paar, weil sie beide keinen Wert darauf legten, ihre Beziehung zu definieren, und weil Victor sowieso viel zu oft von jetzt auf gleich verschwinden musste und sich dann oft wochen- oder monatelang nicht meldete. Doch sie kannten sich schon lange und da war eine einfache, selbstverständliche Vertrautheit zwischen ihnen, die aus den Jahren gewachsen war.
Einer der Gründe, warum Victor immer wieder zu ihm zurückkehrte, wenn er konnte.
Ein anderer Grund war das wirklich hervorragend aussehende Frühstück, das Morton wieder einmal gezaubert hatte.
Er nahm die Schüssel entgegen, die Morton ihm in die Hand drückte, stellte sie auf dem Tisch ab, während Morton sich eine Tasse Tee einschenkte und einen Knopf auf der kleinen Kaffeemaschine drückte.
Keine Minute später saßen sie beide, Victor nippte an seinem Espresso, Morton beschmierte sich eine Scheibe Brot mit Butter.
„Wusstest du, dass du im Schlaf redest?“, erkundigte er sich dann ohne jegliche Vorrede.
Victor stockte. „Nein“, antwortete er langsam, fragte sich unwillkürlich, was genau er gesagt haben mochte. Es gab so einige Dinge, die er lieber nicht laut aussprechen wollte. „Was habe ich den gesagt?“
Morton hob den Blick, ein Schmunzeln zupfte an seinem Mundwinkel. „Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung. Ich kann kein Französisch“, erwiderte er trocken.
Victor musste lachen.
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auxiliarydetective · 1 year ago
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OC Pride Challenge: Day 26
You can find the challenge here
Today's prompt is Growth, so I decided to write something for my baby Helena - which means it's in German. This was the toughest thing to write so far, maybe because I rarely ever write in German anymore. Along the way, I figured out her identity though, which is nice.
Helena stand an der Reling der kaiserlichen Dschunke und sah auf das Meer hinaus. Am Horizont konnte sie schon Lummerland sehen. Sie war jetzt drei Monate in Mandala gewesen und hatte viel gelernt, aber so lange von zu Hause weg zu sein… Vor allem wollte sie das Gelernte jetzt in die Tat umsetzen. Während ihrer Zeit in Mandala hatte sie viele neue Ideen bekommen, die sie jetzt verwirklichen wollte. Noch dazu gab es eine Sache, die sie unbedingt mit ihrem Vater zu klären hatte.
Als die Dschunke anlegte, warteten Lukas und Jim schon am Steg. Li Si war die erste, die von Bord ging. Sie rannte auf Jim zu und fiel ihm um den Hals. Helena folgte ihr und schleppte ihren Koffer von Bord, eine zweite Tasche über der Schulter. Sofort kam ihr Lukas entgegen und nahm ihn ihr ab. Überglücklich schlossen sich die beiden in die Arme.
„Na hoppla”, meinte Lukas. „Ich glaube fast du bist über die letzten drei Monate noch ein Stück gewachsen.”
Helena grinste. „Kann gut sein.”
„Was hast du da eigentlich für eine Haarnadel?” fragte er und deutete auf das Ornament, mit dem sie sich die Haare hochgesteckt hatte. Es war glänzend und mit filigran gearbeiteten Blumen verziert.
„Ein Geschenk von Li Si zu meinem Geburtstag. Mandalanisches Gold.”
„Stimmt, da war ja was… Alles Gute zum Geburtstag nachträglich, meine Kleine”, sagte Lukas und küsste seine Tochter auf die Stirn. „Auch wenn du nicht da warst, hab ich deinen Geburtstag natürlich nicht vergessen. Lass uns erstmal nach Hause gehen, in deinem Zimmer wartet nämlich eine Überraschung auf dich.”
„Warte, erst muss ich noch was machen”, warf Helena ein.
Sie stellte ihre Tasche auf den Steg und eilte zu Jim herüber. Der pausierte kurz sein Gespräch mit Li Si, um sie zu umarmen.
„Na, wie war’s in Mandala?”, fragte er.
„Toll!”, antwortete Helena. „Du hast ja keine Ahnung, was ich alles gelernt habe. Ich hab gelernt, wie man malt, wie man graviert…”
„Klingt toll! Frau Waas hat Kuchen gebacken, kommst du mit?”
„Papa und ich wollten erst noch kurz nach Hause. - Aber wir kommen nach, ja? Ist ja nicht weit.”
„Ist gut.”
Lukas hatte sich inzwischen Helenas Tasche geschnappt und war ihr auf dem Steg gefolgt. Jetzt machten sich die beiden auf den Weg zur kleinen Bahnstation, in der die beiden lebten. Dabei fing Helena an, von einem Tag zu erzählen, an dem ihm eine der Blüten der Gelehrsamkeit alles Erdenkliche über den Tausend-Wunder-Wald beigebracht hatte.
„Weißt du noch, der faustgroße Schmetterling, den wir auf unserer Reise damals gesehen haben?“, fragte Helena als die gerade in die kleine Küche der Bahnstation kamen.
„Der gelb-lilane?“, fragte Lukas.
„Genau der. Anscheinend gibt es da noch eine andere Art, die ist ungefähr so groß wie Emmas Kessel im Durchmesser.“
„Wirklich? Der Tausend-Wunder-Wald steckt wirklich voller Wunder.“
„Und Gefahren. Viele Pflanzen da sind halluzinogen, wenn man sie isst.“
„Wenn etwas so leuchtet, würde ich es auch nicht essen wollen.“
„Sollte man ja auch nicht, aber lecker sehen manche von den Pflanzen schon aus, finde ich.“
Lukas verzog das Gesicht, lächelte aber. Er hob den Koffer auf die Achsel und folgte Helena die Treppe rauf. Den ganzen Weg nach oben und in ihr Zimmer erzählte Helena noch weiter, doch als sie ihren Schreibtisch sah, verstummte sie. Über der Tischplatte hing nun ein kleines Regal, in dessen verschiedenen Fächern kleine, beschriftete Boxen standen. Ganz unten hing Werkzeug an verschiedensten Haken. Helena lief zu dem Regal herüber und las sich die verschiedenen Etiketten durch: Zahnräder (klein), Zahnräder (mittel), Zahnräder (groß), Platten, Schläuche, Behälter… Und wirklich, alle Boxen waren gefüllt! Lukas stellte Koffer und Tasche neben ihrem Bett ab und sah ihr zu, wie sie in den Boxen herumsuchte, das Werkzeug begutachtete – und sofort einen Zettel von ihrem Stapel auf dem Schreibtisch nahm und sich Notizen machte.
„Du hast doch gesagt, du willst vielleicht anfangen, was Kleines zu bauen“, meinte er. „Ich dachte, da kannst du sowas vielleicht gebrauchen.“
Schwungvoll unterstrich Helena ihre letzten Notizen und drehte sich zu ihrem Vater um. Ein breites Grinsen war auf ihrem Gesicht.
„Papa, das ist perfekt!“, strahlte sie und fiel ihm um den Hals.
„Na, da bin ich aber froh“, sagte Lukas. „Soll ich damit kurz alleine lassen oder können wir schon zu Frau Waas?“
Da zögerte Helena und wurde plötzlich ernst.
„Erst muss ich dich noch was fragen“, erklärte sie.
„Na klar“, meinte Lukas. „Frag mich, was immer du willst.“
Zuerst dachte er, sie wollte ihn nach ihrer Mutter fragen. Irgendwann musste die Frage kommen, da war er sich sicher. Aber es kam anders.
„Wenn ich dir sagen würde, dass ich auf Mädchen stehe, wärst du sehr sauer?“
Da musste Lukas lächelnd. „Nie im Leben“, sagte er. „Dass Mädchen Mädchen mögen und Jungs Jungs, das ist doch ganz normal.“
„Wirklich?“
„Wirklich.“
Helena seufzte erleichtert und lächelte.
„Wieso, wer ist denn die glückliche?“, fragte Lukas.
„Niemand, mir ist nur aufgefallen, wie hübsch Mädchen sind,“ meinte Helena. „Ich hab gehört, das soll so sein, wenn man erwachsen wird.“
„Das soll vorkommen, ja.“
„Also, wollen wir los?“
„Gerne.“
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dietmar-unterwgs-3 · 1 year ago
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So weit die Füße tragen: Tag 16
Das große Rätsel
Von Sopramonte an den Lago Toblino
4,54 h / 18 km/ 730 hm
Hui, Hui.
Was waren wir in einem Edelhotel gelandet. Nicht, dass wir es unbedingt wollten - aber es war das einzige oben in den Bergen. So richtig mit Stil, Geschmack und edlem Wellness-Bereich. Eigentlich was für romantische Stunden und nichts für Hard Core Wanderer mit nem versifften Rucksack auf dem Rücken, aus dem eine zerbeulte Wasserflasche lugt.
„Du musst dich gut anziehen heute zum Frühstück, sonst schaut die Schickimicki Gästeschar komisch aus der Wäsche.“ Ob das der Karl ernst gemeint hat? Der weiß doch, dass ich nur ein T Shirt mit habe, was nicht im Extremeinsatz ist. Ach egal, das roch mal gerade nicht nach nassem Fuchs und fiel also nicht weiter auf. Dafür gabs frische Früchte und ne geklaute Banane für unterwegs - neben der fetten Rechnung.
Und wie das im Leben des Wandersmannes so ist - zuerst ging’s ewig bergauf. Wieder mal knapp 600 Meter aus dem Stand. Unterwegs - noch gab es Straßen - traf ich auf ne junge Frau mit zwei kleinen Mädchen. Was das fürn Mann sei, fragte die Mama die beiden 6 Jährigen (hab ich mal so geschätzt). Prompt kam es keck von der einen : „Alpini“. Na da schwoll mir aber die Brust. Gemeint sind nämlich die italienischen Gebirgsjäger. Was aber die Kleine zu dieser heroischen Aussage trieb, das waren die wilden Federn an meinem Hut. Ein Merkmal der alpinen Truppe. Zu früh gefreut also.
Irgendwie kamen wir dann in eine Gegend, wo es keine Wege mehr gab. Nur Geröll und umgestürzte Bäume. Um meinem Mitstreiter etwas Mut zu machen, fiel mir folgender Satz ein: „Irgendwo da oben gibt es Geräusche menschlicher Existenz“. Gemeint war eine Motorsense, die mitten in der Pampa den Weg frei machen sollte. Die Frage ist, für was. Da stand doch tatsächlich eine einsame Hütte mitten in der Wildnis - und wirklich ein Auto daneben. Bis jetzt aber ist eine Frage ungeklärt: wie kam es dahin? Denn es gab weder Wege noch Zufahrtsstraßen. Eines der ungeklärten Menschheitsrätsel offenbar.
Dafür kam eine knackige junge Italienerin aus der Hütte und fuchtelte mit den Armen. Irgendwas von Bären palaverte sie. Als ich auf mein Messer zeigte, brach sie im schepperndes Gelächter aus. Versteht Ihr das? Aber wenigstens den Weg aus dem Dschungel - den hat sie uns gezeigt.
Gegen drei schlugen wir unten im Tal zwischen zwei wunderschönen Seen auf. Der Bär jedenfalls hatte sich nicht blicken lassen . Karl erklärte mir, warum : „Der hat sicher gehört, wie du dein Messer geschärft hast - und ist in Panik davon gerannt“
Die Blume des Tages war das wilde Alpenveilchen. Mensch des Tages war jener alte Mann ( was bin ich eigentlich?) , der eine halbe Stunde bergauf (ohne Rucksack Bitteschön) vor mir her trabte und dann auf ein Glas Bier rechts in Richtung Berghütte abbog.
Die Kosten - Weia - 120 Euro.
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ash-etherwood · 3 years ago
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Tave + A, Rhy + Q, Ash + X <3
Die Ashie-Prompt hab ich schon beantwortet, darum kommen hier die zwei schlimmsten Dödel von allen. uwu Und ja, die beiden kann man durchaus als zusammenhängend lesen. >:///D
Spoiler für das Blank Rune Finale I guess??
TAVE + ›Fire, flames, or excessive heat‹
Mörder.
Sechs einfache Buchstaben, die sich klar erkennbar in seinen Oberschenkel gebrannt hatten, auch wenn die versengte Haut in den vergangenen paar Monaten schon wieder einigermaßen verheilt war. Sechs Buchstaben, die ihn immer daran erinnern würden, was er getan hatte. Was er hätte verhindern können.
Es war das erste von vier Menschenleben gewesen, die Tave mit seinen eigenen Händen beendet hatte. Fünf, wenn man die Definition ein wenig ausreizte. Und auch, wenn er nicht jeden von diesen Morden bereute, konnte er auch nicht leugnen, dass sie ihn … zu dem gemacht hatten, was er heute war. ›Traumatisiert‹, nannte sein Coach es. Dabei war Tave doch derjenige gewesen, der das Schwert erhoben hatte! Er war kein Opfer, sondern ein Täter. Er hatte traumatisiert und nicht anders herum!
Das Brandmal auf seinem Oberschenkel hatte Kain gegolten. Es war das Mindeste gewesen, was Tave zu diesem Zeitpunkt hatte tun können, um für seine Taten zu büßen. Natürlich machte es das noch lange nicht wieder gut, aber … es war ein Anfang. Wenigstens bereute er überhaupt irgendetwas! Was man von Liam ganz sicher nicht hatte behaupten können.
Es tat ihm leid, hatte er gesagt … es tat ihm verfickt noch mal leid!
Ein grimmiges Zischen entwich zwischen Taves fest zusammengebissenen Zähnen, als er das verletzte Bein mit beiden Händen anhob, es vorsichtig auf der Armlehne platzierte, und seinen Kopf wieder zurück auf das Sofakissen fallen ließ. Er hatte das verdammte Teil ja heute noch nicht einmal richtig belastet! Und trotzdem schmerzte es wie die Hölle. Was aber vermutlich nicht nur an den Verbrennungen lag, sondern auch daran, dass Rhy ihm vier Tage später seine beschissene Axt in den Oberschenkel gejagt hatte. Strafe Nummer zwei. Wahrscheinlich für Fatima.
Müde ließ Tave seine Finger in der Hosentasche verschwinden und zog eine Schachtel Zigaretten heraus. Es war ein Wunder, dass die ihm überhaupt gestatteten, hier zu rauchen. Schließlich könnte er ja, wenn alles schief ging, frühzeitig an Lungenkrebs sterben, bevor er dieses Jahr ein weiteres Mal in die Spiele ziehen konnte …
Das flüchtige, rote Glimmen in seinem Augenwinkel ließ das Blut in seinen Ohren schneller rauschen, als sich seine Lungen endlich mit dem schweren, teerigen Aroma des Tabaks füllten und er schloss für einen Moment die Augen. Eigentlich hatte er Eve versprochen, nie wieder mit so einer Scheiße anzufangen, aber … sein kleiner Bruder war nicht hier. Er musste nichts davon wissen. Und wenn er Pech hatte, dann war Tave in ein paar Monaten sowieso tot. In jedem Zug lag etwas bitter Vertrautes. Etwas Beruhigendes. Und so sehr er sich auch dagegen sträubte, den Gedanken zuzulassen, es hatte tatsächlich auch etwas Tröstliches, sich nach so vielen Jahren wieder in die Arme eines Verflossenen zurückflüchten zu können. Die Trennung hatte ihn damals beinahe umgebracht. Sucht war kein guter Liebhaber. Avan würde ihm den Kopf abreißen, wenn er ihn so sehen könnte …
Langsam öffnete Tave seine Augen wieder und betrachtete die halb abgebrannte Kippe zwischen seinen Fingern. Sie hatten mittlerweile zu zittern begonnen. Winzige, grauweiße Ascheflöckchen rieselten von der Spitze hinab auf seine Brust. Wieder biss Tave die Zähne zusammen, doch dieses Mal nicht vor Schmerz.
Er hatte in dieser Arena nicht nur genommen, sondern auch verloren. Ash hatte sich auf ihn verlassen. Und er hatte … er hatte sie einfach sterben lassen. Noch etwas, was er Rhy übelnehmen konnte. Als ob es da nicht schon genug Dinge gäbe.
Aber er hatte doch nicht nur falsche Entscheidungen getroffen! Esca hatte es verdient gehabt. Das konnte nicht einmal Rhy beschönigen. Dieser kranke Psychopath hatte einfach … einfach so …
Der kleine, flackernde Punkt vor ihm verschwamm vor seinen Augen, dehnte sich aus, vermischte sich mit dem blutig glänzenden Rot des freigelegten Muskelfleisches und … dieser widerliche, verbrannte Gestank … nein. Fuck. Ganz ruhig, Tave. Atmen. Konzentrieren. Das lag alles in der Vergangenheit. Nichts davon konnte ihm jetzt noch etwas anhaben. Seine Hände zitterten noch immer. Esca hatte es verdient. Er hätte sogar noch sehr viel mehr verdient gehabt, aber einen solchen Luxus hatte Tave sich in diesem Moment nicht leisten können. Nicht so wie bei Liam. Und selbst das war noch zu wenig Zeit gewesen. Gott, er hätte diesem kleinen Wichser mit Vergnügen die sommersprossige Haut vom Körper geschält, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte …
Aber Fatima? Und Oxyll? Nein. Verdammte Scheiße, das hatten sie nicht verdient. Genau so wenig wie Kain. Und es war ganz allein seine Entscheidung gewesen. Tave hätte den Mann auch einfach schreiend und sich in seinem eigenen Blut windend dort zurücklassen können. Er hätte sich von Fatima töten lassen können. Und Oxyll von den Spielmachern. Vielleicht hätte Rhy auch stattdessen ihn gewählt und Tave wäre an seiner Stelle vor diesem beschissenen Korridor verreckt. Aber er hatte nichts davon getan. Er hatte sein eigenes Überleben gewählt. Eine ebenso menschliche, wie egoistische Entscheidung. Und egal, ob es nun die richtige oder die falsche gewesen war, sie würde ihn nie wieder loslassen. Bis an sein Lebensende.
Taves Augen begannen immer mehr zu schmerzen, je länger er auf den schwach glühenden Aschefleck in der Dunkelheit starrte. Sein linker Unterarm juckte verräterisch. Wieso eigentlich nicht …
›Reinigt eure Sünden mit dem Feuer der Beichte.‹
Tave war ein Mörder. Ein vierfacher Mörder. Kain Velmet, Esca Torius, Fatima bint Burhan al-Rahim und Oxyll Caveros. Vier Morde, aber nur ein Brandmal. Und er bereute doch, oder? Er wollte büßen. Er musste es. Das hier wäre zumindest ein Anfang. Und es wäre mit Sicherheit längst nicht so schmerzhaft wie ein verdammtes Brandeisen auf seinen Oberschenkel zu pressen, als wäre man ein Zuchtbulle. Er würde es nicht einmal spüren. Die kränkliche, aber dennoch größtenteils unversehrte Blässe seines Unterarms war ihm ein Dorn im Auge. Ein paar kleine Narben hier und da … Schläge, die daneben gegangen waren, Messerstiche, denen er nicht mehr rechtzeitig hatte ausweichen können, und … wahrscheinlich würden die Narben noch nicht einmal besonders lange zu sehen sein. Es war nichts. Würde seine Schulden nicht tilgen. Aber es wäre ein Anfang.
»Wir können hier wirklich etwas bewegen, verstehst du?«
Mit einem Mal riss Tave die Augen auf und schnappte nach Luft. Was machte er denn da?! War er jetzt vollkommen durchgedreht? Ohne noch eine weitere Sekunde zu verschwenden, drückte er die Zigarette am Rand seines Couchtisches aus und ließ sie achtlos zu Boden fallen, bevor er sein Gesicht in beiden Händen vergrub. Am liebsten hätte er einfach drauflos geschrien, doch dafür war er inzwischen wirklich zu erschöpft.
Was für eine absolut hirnverbrannte Idee! Als ob das jetzt noch irgendetwas ändern würde! Fatima und Oxyll hätte es einen Scheißdreck interessiert, ob er sich jetzt hier noch einmal brandmarkte oder nicht. Genau das wollten diese sadistischen Arschlöcher doch von ihm! Dass er sich noch weiter vor ihnen erniedrigte und unter seiner ganzen, beschissenen Schuld erstickte. Scheiß auf das alles! Tave war nicht gebrochen. Noch nicht. Nein, das würde er nicht zulassen. Er hatte diesen ganzen Fick nicht umsonst überlebt. So lange er noch atmen konnte, war das alles noch nicht vorbei!
»Und Tave?«
»Ja?«
»Danke.«
»Ebenso. Dafür, ein bisschen Sinn in meinen Kopf geredet zu haben.«
»War kein leichtes Unterfangen.«
Tave konnte spüren, wie sich Tränen unter seinen Lidern und ein Kloß in seiner Kehle zu bilden begannen, auch wenn er das Gefühl hatte, dass es eher von Erleichterung zeugte als alles andere. So eine verfluchte Scheiße … dabei war das hier wahrscheinlich das Allerletzte, wofür er sich im Augenblick schämen musste. Und die Worte brannten auf seiner Zunge wie Asche.
»Reib es noch weiter rein.«
---
RHY + ›One missed call‹
Ein Anruf in Abwesendheit.
Die Worte brannten sich in Rhys Netzhaut hinein wie das Scheinwerferlicht, in das er bis vor ungefähr einer Stunde noch gestarrt hatte. Nach einer Weile gewöhnte man sich daran. Oder zumindest bekam man irgendwann den Eindruck, dass man sich daran gewöhnte. Am Anfang hatte er manchmal sogar noch Lampenfieber bekommen. Heute würde er lachen, wenn ihn jemand fragen würde, ob er sich auf der Bühne überhaupt wohlfühlte. Natürlich tat er das! Es war ja quasi das Beste, was ihm jemals passiert war! Ein Blick ins Publikum, zwinkern, Zähne zeigen. Pause lassen, damit die Leute lachen konnten. Nicht zu lang, sonst wirkte es gezwungen. Die Beine übereinanderschlagen und sich ganz leicht zurücklehnen. Lässig bleiben, aber dennoch Haltung bewahren. Er war absolut tiefenentspannt. Flimmernde Lichter, leere Fragen, Kameras von allen Seiten. Nur nicht die Nerven verlieren. Weiterlächeln. Gleich hatte er es geschafft. Gleich war er fertig. Für heute …
Rhy schüttelte den Kopf und fasste sich benommen an die Stirn. Sie war klatschnass. Und er war zuhause. Allein. Keine Kameras. Zumindest keine, die ihn landesweit im Fernsehen zeigten. Wer wusste schon, wie genau man ihn tatsächlich überwachte? Schließlich wollten sie sich ja zu jeder Zeit sicher sein können, dass er auch wirklich … sein Bestes …
Er musste er sich selbst bewusst in die Realität zurückzerren, bevor seine Gedanken noch mehr abdriften konnten. Reiß dich zusammen, Rhy! Es ist alles in bester Ordnung. Er war allein. Für heute waren alle Termine abgefrühstückt. Ohne dass er wirklich darüber nachdachte warum, stand Rhy auf und begann in seinem Wohnzimmer auf und ab zu laufen. Ablenkung. Worüber hatte er gerade noch einmal gebrütet? Ach ja. Ein Anruf. In Abwesendheit.
Das war schon ziemlich eigenartig. Es gab nicht viele Menschen, die seine private Nummer besaßen. Und geschäftliche Anfragen liefen für gewöhnlich ausschließlich über seinen Manager. Ob seine Mutter vielleicht … nein. Nein, er durfte gar nicht erst wieder damit anfangen! Das lag alles in der Vergangenheit. Rhy war hier und hier war er zuhause. Er lebte in einer schicken, kleinen Loftwohnung, die genau so eingerichtet war, wie er es sich früher immer vorgestellt hatte. Modern, aber doch irgendwie rustikal, mit karierten Vorhängen und altmodischen Birkenholzmöbeln, und er hatte sogar einen Balkon! Mehr brauchte er nicht. Hier fühlte er sich wohl, hier hatte er seine Ruhe. Alles war in bester Ordnung. Wieso war er noch gleich … richtig, richtig, der Anruf! Wahrscheinlich sollte er nachsehen, wer da versucht hatte, ihn zu erreichen. Mitten am Tag. Eigentlich müssten die Leute doch wissen, dass er um diese Zeit arbeitete. Vielleicht war es ja etwas Wichtiges. Ein Notfall … vielleicht war Phillip …
Mit einem einzigen Hechtsprung stand Rhy plötzlich vor dem Telefon und griff mit zittrigen Fingern nach dem Hörer. Wärme stieg in seinen Wangen auf. Er hatte alles richtig gemacht! Er hatte immer sein Bestes gegeben! Und zur Belohnung würden sie nun endlich Phillip aufwecken und er konnte hier mit ihm zusammenwohnen und alles wäre einfach perfekt und … nein. Das war … Rhy kannte diese Nummer. Er kannte sie gut. Vielleicht sogar ein wenig zu gut, als dass er sie einfach so ignorieren könnte. Aber das hier war das erste Mal, dass er ihn anrief und nicht anders herum …
Rhys Finger schwebte über der Wahlwiederholungstaste wie ein Fallbeil. Das Herz schlug ihm noch immer bis zum Hals. Warum? Es waren Monate vergangen, seit er zum letzten Mal mit ihm gesprochen hatte. Irgendwann hatte er einfach aufgehört, ihm zu antworten, ganz egal, wie lange Rhy auch gewartet hatte. Er hätte wahrscheinlich nicht so schnell aufgeben sollen. Aber … dann war er selbst immer beschäftigter geworden. Seine Freizeit war inzwischen nur noch ziemlich knapp bemessen. Wenn er sich überhaupt welche leisten konnte. Er hatte es tatsächlich einfach vergessen …
Wieso zögerte er? Tave würde schon einen Grund dafür gehabt haben, ihn anzurufen! Vielleicht wollte er sich für das exklusive Merchandise bedanken, das er ihm letzten Winter hatte zukommen lassen. Oder ihm zu seiner großartigen Performance beim letzten Konzert gratulieren. Oder … vielleicht wollte er auch einfach bloß wissen, wie es ihm ging. Rhy legte die Stirn in Falten. Nein, das klang überhaupt nicht nach Tave … aber warum sollte er ihn sonst angerufen haben? Womöglich hatte er sich verwählt. Oder er brauchte seine Hilfe. Wollte er, dass Rhy ihm beim Ausbrechen half? Dafür hatte er im Augenblick nun wirklich weder die Zeit, noch die Ressourcen … Rhy würde es wohl nie herausfinden, wenn er nicht zurückrief. Und kaum hatte er den Entschluss gefasst, war auch schon der Signalton zu hören.
Es dauerte keine Sekunde, bis der Hörer am anderen Ende abgenommen wurde.
»Rhy?«
Ein eigenartig flatteriges Gefühl begann sich in seiner Brust auszubreiten, als er die vertraute Stimme vernahm. Sie klang sogar noch ein wenig rauer als früher, aber zumindest nicht mehr ganz so desinteressiert und muffelig. Und aus irgendeinem Grund konnte Rhy nicht verhindern, dass seine Mundwinkel sich wieder ein wenig hoben.
»Guten Morgen.«
Ein Stöhnen in der Leitung, aber kein Protest. Ach ja, das hätte er beinahe vergessen … Tave mochte es nicht, wenn er ihn so begrüßte. Aber mittlerweile kamen die Worte leider so gut wie automatisch.
»Du … du hattest angerufen«, fuhr Rhy vorsichtig fort. Er war müde und hatte eigentlich gleich ins Bett gehen wollen, nachdem er zuhause angekommen war, aber schließlich hatte die Neugier doch gesiegt. »Was gibt’s denn?«
Tave schwieg. Darin war er wirklich einsame Spitze. Rhy hatte sich die Spiele inzwischen so oft angesehen, dass er das Gefühl hatte, Taves Körpersprache selbst durch den Telefonhörer deuten zu können. Gerade dachte er nach. Über irgendeine halbwegs glaubwürdige Ausrede.
»Ich dachte, ich … ich frag einfach mal, was du so machst.«
Rhy zog eine Grimasse. »Dafür musst du doch nur den Fernseher einschalten.«
»Den hab ich letztens mit der Stehlampe eingeschlagen.«
»Oh.«
»Ich konnte dein dämliches Geklampfe nicht mehr hören.«
»Und da … rufst du mich stattdessen an?«
»Ich hab d-« Rhy konnte hören, wie Tave am anderen Ende scharf die Luft zwischen den Zähnen einsog. »Ich meine, ich … ich wollte es von dir hören. Vom richtigen Rhy. Nicht von diesem dauerhaft grinsenden Vollidioten aus dem Frühstücksfernsehen.«
»Aber das bin doch-« Diesmal war es Rhy, der mitten im Satz innehielt. Inzwischen war er sich selbst nicht mehr ganz sicher, wie viel von seiner Persönlichkeit konstruiert war und wie viel ihn tatsächlich selbst widerspiegelte, aber normalerweise zog er es vor, nicht darüber nachzudenken. Unweigerlich biss er sich auf die Unterlippe. Tave hatte mit ihm sprechen wollen. Und dafür hatte er sich sogar die Mühe gemacht, direkt auf ihn zuzukommen. Rhy war sich ziemlich sicher, dass er ein Jahr zuvor im Traum nicht daran gedacht hätte, jemals so etwas zu tun.
»Also schön«, meinte er schließlich mit einem müden Lächeln auf den Lippen und begann damit, das Telefonkabel um seine Finger zu zwirbeln. »Worüber möchtest du reden?«
»Mir egal.«
Ein stummes Seufzen entkam Rhys Kehle. Es gab nicht gerade viele Themen, über die die beiden sich austauschen konnten, ohne Gefahr zu laufen, dass mindestens einer von ihnen in eine Panikattacke verfiel. Was auch immer er ansprach, früher oder später würden sie unbarmherzigerweise wieder daran erinnert werden, in was für einer Realität sie lebten. Tave musste bald ein weiteres Mal in die Spiele ziehen. Und das, nachdem sie beide bereits einmal um ihr Leben hatten kämpfen müssen. Zum Teil gegeneinander. Es gab kein Richtig und kein Falsch. Alles, was ihnen übrigblieb, war darüber zu lachen, so lange sie noch konnten. Das Risiko musste er eingehen.
»Weißt du, du hast dich immer noch nicht dafür entschuldigt, dass du mir damals ein blaues Auge verpasst hast.«
»Wenn du jetzt ernsthaft von mir verlangst, dass ich noch ein einziges Mal die Worte ›Es tut mir leid‹ ausspreche, dann-«
»Und da war es auch schon!«
»Was? Ach fuck, ich … verdammt, Rhy, ich schwöre dir, wenn ich dich vor der Arena noch ein einziges Mal in die Finger bekommen, dann ist auch das andere Auge dran!«
Rhy konnte das widerwillige Schmunzeln in seiner Stimme deutlich hören, selbst wenn er es mit aller Macht zu unterdrücken versuchte, und auch seine eigenen Mundwinkel hoben sich nun ein weiteres Mal zu einem Grinsen.
»Nur zu! Wenn du dich beeilst, bekommst du vielleicht noch Karten für das nächste Meet and Greet!«
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nikooktaetab · 4 years ago
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SHIFTER 5
Die erste Woche rauschte vorbei wie im Flug.
Die verschiedenen Kurse, die neue Umgebung und alles, was es innerhalb und außerhalb des Campus zu entdecken gab, wurde erkundet und die drei Mädchen waren bereits nach zwei Tagen ein Herz und eine Seele.
Es war der Abend vor dem Beginn der zweiten Woche und Eunsook kam gerade in Top und Shorts aus dem Badezimmer getappt. Sie war dazu verdonnert worden stets als Letzte zu duschen, da sie nur kalte Temperaturen aushielt und obwohl es auf Oktober zuging und die Abende bereits frischer trug sie selbst tagsüber kaum etwas anderes als Shorts und Tops. Yunhee, für die alles über 25 Grad eine Qual war, konnte das nur verstehen - dass man sich allerdings mit Wasser kurz vor dem Gefrierpunkt wusch, konnte sie nicht wirklich nachvollziehen. Mal ganz abgesehen von Jisuk, die am Liebsten eine halbe Stunde lang im lauwarmen Regen-Strahl stand und vor dem inneren Auge die Alm sah.
Gerade schmiss Eunsook sich schwungvoll auf Yunhee’s Bett sodass Jisuk auf der anderen Seite etwas in die Höhe hüpfte und erschrocken quietschte, Yunhee schnaubte belustigt während sie eine weitere Folge ihres Dramas einschaltete.
“Ahhh, was gibt’s Besseres, als frisch geduscht zu sein!”, seufzte Eunsook zufrieden und kämmte sich das nasse Haar aus dem Gesicht, um es sich in einem Dutt auf dem Kopf zusammen zu knoten. Jisuk warf eine Packung Mochi’s zu ihr herüber.
“Was Süßes vielleicht?”, fragte Jisuk belustigt. “Recht haste, Jisukie!”, grinste Eunsook und griff sofort danach. “Waren wir bei Folge neun…?”, murmelte Yunhee gedankenverloren. “Mhh ich glaube, ich bin mitte der achten eingeschlafen…”, kicherte Jisuk. “...wie untypisch, Jisukie!” “Halt die Schnauze, Fuchs!”
Eunsook keckerte ganz der Fuchs und Jisuk verdrehte die Augen, wedelte genervt mit einem ihrer großen Kälbchenohren. Yunhee kratzte sich an der Nase, die auf Reaktion des Shiftens ihrer Freundinnen verbrecherisch kitzelte, und warf Eunsook die Fernbedienung in den Schoß.
“Hör auf, uns Pflanzenfresser zu ärgern!” “Hey, du bist selbst Karnivor!” “Schon, aber rote Panda’s ernähren sich größtenteils von Bambus…”, grinste Yunhee, Eunsook schnaubte albern: “Cheatcode Bambus also, du Wanna-Be Herbivor!” “So ungefähr”, kicherte Yunhee und die drei machten es sich gemütlich und knabberten zufrieden ihre Leckereien, während sie der Liebeskomödie auf dem Screen folgten.
Die Protagonistin wurde gegen Ende ziemlich von einem schwärmenden Jüngelchen eingenommen und Eunsook stupste Yunhee kichernd mit dem Fuß an, Yunhee verzog angeekelt das Gesicht.
“Yah, Unnie - das könnte doch glatt einer von deinen Schützlingen sein! Hast ja sogar zwei dieses Jahr~”, trietzte sie und die ältere schnaubte und zog eine Braue hoch. “Mhpf. Welchen meinst du?”, hakte sie desinteressiert nach und betrachtete nonchalant ihre Fingernägel. Eunsook’s weiße Ohren schoben sich aus ihrem Haar, breit grinsend drängte sie sich in das personal space ihrer Freundin. “Na der große, mit den ängstlichen Augen!” “Er hat doch keine- du meinst Jeongguk. Was ist mit dem?” “Na, der saß so brav neben dir!”, grinste Eunsook spitzbübisch, Jisuk nickte ein paar mal kräftig, ihre hellbraunen Ohren bewegten sich mit. “Er hat wirklich etwas sehr… Folgsames an sich? Trotz der Größe und Musklen”, sinnierte Jisuk geistesabwesend und blickte vom Screen ihres Handys auf um Yunhee’s rote Ohren zu mustern: “Hast du schon was von ihnen gehört?”
Yunhee pustete sich eine nun ziemlich rote Haarsträhne aus den hellbrauen Augen und schüttelte den Kopf; sie lag auf dem Bauch und stützte das Gesicht in die Hände. “Nein, aber das ist mir auch ganz recht so. Wenn ich schon zwei abkriege…”, knurrte sie, Jisuk und Eunsook grinsten sich über den Rücken der Älteren an und Eunsook strich ihr besänftigend über das rote Haar. Dabei kam sie so nahe, dass ihre weißen Strähnen sich mit denen des Pandamädchens mischten.
“Naja der eine kam ja ganz gut klar. Und der Angsthase etwas zu gut, wie war das noch? Nur zweimal geshiftet?” “Haben nicht nur seine Augen geshiftet…? Es ist so komisch, nicht zu wissen, womit man es zu tun hat, oder?”, fragte Jisuk nach und runzelte die Stirn, ihr dünner Schwanz wedelte gedankenverloren hinter ihr herum. Eunsook folgte ihm mit dunkler werdenen Augen und schließlich lange sie zu - Jisuk quiekte und Eunsook keckerte belustigt, als die Nase der Gleichaltrigen breit und dunkel wurde, helles Fell wuchs und ihre Augen groß und dunkel mit wunderbar langen Wimpern.
Böse funkelte das Albrind sie an und streckte dem Fuchs die lange Zunge heraus, Eunsook bekam sich kaum noch ein doch mit einem gezielten Schubs von Yunhee’s kleinem Fuß machte sie einen japsenden Abgang über die Bettkante. Schwarze Nägel krallten sich in das Bettlaken und mit einem Kichern krabbelte Eunsook wieder auf das Bett, während Jisuk ihren Schwanz liebevoll im Schoß bettete.
“Weißt du denn, mit wem du’s zu tun hast?”, fuhr Yunhee das Gespräch an Jisuk gewandt vor; das Kälbchen bekam rosig schimmernde Wangen und ihre Ohren drückten sich etwas näher zum Kopf hin.
“Mhh naja, nein, nicht wirklich. Jinyoung Sunbaenim war sehr freundlich und ich glaube nicht, dass er ein Karnivor ist - das würde ja auch gar keinen Sinn machen… Aber für einen Pflanzenfresser ist er wirklich respekteinheischend”, schloss sie in einem anerkennenden Tonfall. Eunsook ignorierte schon wieder personal space und saß beinahe auf Jisuk’s Schoß, die als Antwort auf die Nähe eines Fleischfressers wieder große, brauen Augen und dichte Wimpern bekam - dabei waren sowohl Eunsook als auch Yunhee so klein, dass sie auf Jisuk’s Rücken sitzten konnten, wenn sie alle gänzlich shifteten. Aber spitze Zähne waren spitze Zähne!
“Uhhh Jinyoung Sunbaenim, mh? Ich wünschte, ich hätte auch einen sehr freundlichen Sunbaenim. Aber ich hab nur… naja, einen Sunbaenim halt. Mit einem pinken Klapphandy und einem fetten Knall”, schnarrte Eunsook und die beiden anderen warfen sich einen belustigten Blick zu - wie egal Eunsook ihr Sunbaenim NICHT war, machte ihr zappelnder, weißer Schwanz und die schwarze Nasenspitze auf jeden Fall deutlich.
“Sookie”, fing Yunhee an, ihr Tonfall ruhig aber bestimmt, “wenn du deine Prüfung am Ende des Jahres bestehen willst… dann solltest du seine Hilfe annehmen.”
Eunsook sprang auf die Knie und machte einen Buckel; ihr Haar war weiß, die Ohren waren angrifflustig an den Kopf gepresst und ihre Augen und Nase gänzlich schwarz. Es stoben bereits Schnurrhaare aus ihren Wangen und es lag ein dunkler, kratziger Schatten auf ihrer Stimme, sodass sie schnarrte: “Schabernack?! Ich hab das voll unter Kontrolle und kann wunderbar mit euch üben, das reicht mir!”
Jisuk klopfte böse eine zum Huf gewordene Hand auf den Kopf des Fuchses, sie schüttelte den Kälbchenkopf, der langsam wieder menschlich wurde und sagte mit träger, langsamer Stimme: “Schaaaabeeern...aaack…!”
Yunhee schnaubte amüsiert und drückte ihre Hand auf Eunsook’s lange Nase, das Schwarz verschwand langsam, doch das weiße Haar und die Ohren blieben.
“Eunsookie, ich mein’s ernst! Wenn du verkackst, dann kannst du die Prüfung nur im zweiten Jahr wiederholen - und wenn du’s im dritten Jahr mit einem feinen Bußgeld deiner Eltern nicht schaffst, dann musst du Zeit deines Lebens unter Beobachtung des Staates in organisierten Wohneinrichtungen leben. Willst du das?”
“Ich will meine Ruhe!”, jammerte der Fuchs, ihre Ohren wurden kleiner und die Augen glänzten, als sie schmollend die Arme vor der Brust verschränkte, Yunhee verdrehte die Augen, tätschelte aber liebevoll den Kopf der Jüngeren.
“Ich weiß - ich doch auch! Manchmal muss man sich eben etwas anstrengen, bevor man wieder Ruhe hat…”
“Du hast gut reden! Dein Sunbaenim war Yongguk Sunbaenim und den vergöttern sie mindestens genauso wie Jin… mit dem Unterschied, dass Yongguk wirklich zum Vergöttern ist!”, schnaubte Eunsook. Bei dem Gedanken an den großen, gut gebauten Musterschüler mit der stillen, in sich ruhenden Kraft und dem verlegenen Lächeln wurde Yunhee etwas warm unter ihren pelzigen Ohren. Rasch presste sie die Kiefer zusammen und drückte ihre Ohren zurück in den Kopf, ihr Hören flackerte kurz als es sich wieder auf den menshcliche Ohr einstellte.
“Ich muss im Leben schließlich auch mal Glück haben-”, fing sie verteidigend an als ihr Handy vibrierte und der KakaoTalk Ton ihr Gespräch unterbrach. Mit gerunzelter Stirn und leicht klopfendem Herzen öffnete Yunhee den Chat.
[SHIFTER CHAT] PJM: >nuna PJM: >ich hab da eine frage PJM: >oder vlt auch zwei. hast du morgen zeit? ;)
Yunhee warf Eunsook einen bösen Blick zu. “Wenn man vom Teufel spricht…”, knurrte sie, das Kalb und der Fuchs hingen fast auf ihrem Schoß.
“Oi, da braucht bestimmt einer Hilfe!”, mutmaßte Jisuk beinahe schadenfroh. “Oder er fragt für seinen schüchternen Broski!”, kicherte Eunsook und stieß sie mit der Schulter an, Yunhee verdrehte die Augen. Das half ihr auch nicht!
[SHIFTER CHAT] LYH: > Hallo. Um 3:00PM würde mir passen.             Wir treffen uns beim Kiosk bei Gebäude 5. PJM: > sehr cool! schlaf gut nuna (:
“Schlaf gut, Nuna…”, zwitscherte Jisuk und klimperte mit ihren langen Wimpern, Eunsook zwinkerte übertrieben mit einem kleinen, schmalen Auge: “ZWINKERSMILEY…”
“Ihr seid doof!”, knurrte Yunhee und warf ihr Handy in die Kissen, ließ sich rittlings auf die Matratze fallen mit dem Kopf über die Kante und starrte auf den umgedrehten Fernseherbildschirm.
“Dafür, dass ich nun leiden muss, sollt ihr auch leiden! Meldet euch gefälligst bei euren Mentoren, die Kennenlernwoche ist rum. Und es ist bei euch beiden noch Luft nach oben, was das Shiften angeht!”, tadelte Yunhee, Eunsook verdrehte an Jisuk gewandt die Augen und bekam prompt Yunhee’s Fuß gegen den Schenkel gedonnert. Ächzend rutschte sie etwas zurück. “Ey?! Woher wusstest du-” “-ich rieche es, wenn du dich über andere lustig machst. Das tust du ständig, Fuchs!” “Das liegt in meiner Natur!”, grinste Eunsook abwehrend, Jisuk hielt Yunhee, die sich gerade aufrichtete, mit roten Wangen ihr Handy hin. “Aber… was soll ich denn schreiben?” “Herzallerliebster Sunbaenim~”, säuselte Eunsook und blinzelte mit den kaum vorhandenen, kurzen Wimpern. Yunhee drückte ihr ein Kissen ins Gesicht und griff nach dem Handy.
“Hör nicht auf den Eisklotz! Na, was simples wie… Hallo Sunbaenim... Ich habe mich gut eingelebt… nun kommen die ersten Fragen auf… Hast du nächste Woche Zeit für mich?”, murmelte Yunhee während sie tippte und hielt Jisuk dann das Handy wieder hin, die nervös an ihren Nägeln, die verdächtig nach Huf aussahen, knabberte und rasch den Text überflog. Mit einem aufgeregten Lächeln drückte sie auf Senden und warf ihr Handy dann zu Yunhee’s, als habe sie sich verbrannt und hüpfte ein wenig auf und ab.
“Oh Mann, ist das alles aufregend?!”, keuchte sie und presste die Hände vor’s Gesicht, Eunsook keckerte albern und Yunhee kicherte über ihre beiden Freundinnen und streckte dann die Hand nach Eunsook’s Handy aus. Ihr verging das Lachen sofort und sie verdrehte die Augen, legte aber mit einem Grummeln artig ihr Handy in Yunhee’s Hand. Verwirrt suchte Yunhee in den Kontakten bis sie mit einem Augenrollen einem gewissen SCAR :P eine Nachricht schrieb:
“Hallo Sunbaenim…”, begann Yunhee höflich. “Grüß dich, Mufasa…”, knurrte Eunsook, Jisuk kicherte. “Nach der ersten, aufregenden Tagen bin ich zu dem Entschluss gekommen, deine Hilfe danken anzunehmen…”, fuhr Yunhee nachdrücklich fort. “...meine Reue ist nur fake, da schreibt meine Panda Freundin…”, unterbrach Eunsook sie theatralisch seufzend. “...hast du nächste Woche Zeit für mich?” “...also bis nie…?”
Yunhee stöhnte genervt und sendete ohne Eunsook zu fragen, die gerade protestieren wollte, als Jisuk’s Handy klingelte. Das Kälbchen sprang vom Bett und warf ihr Kissen nach dem Handy, ihre Ohren flatterten aufgeregt zwischen ihrem wirren, haselnussbraunen Haar umher.
“Oh Gott, er hat geantwortet?!” “War bestimmt nur ‘ne Rundmail von der Lerngruppe”, stichelte Eunsook, griff aber neugierig nach dem Handy und riss mit geöffnetem Mund den Kopf herum und starrte Jisuk an. “Woah! Der Sunbaenim ist aber schnell...”, staunte der Fuchs nicht schlecht, Yunhee riss ihr das Handy aus der Hand und tackerte rasch Jisuk’s Sperrcode ein und öffnete die Nachricht von Jinyoung Sunbaenim.
“Hallo, Jisuk-ah, freut mich, dass du dich meldest! Gern können wir uns morgen nach meiner Probe vor der Aula treffen. Um 7:00PM sollten wir fertig sein, ist dir das zu spät?”
“Probe?”, machte Eunsook einfältig, Jisuk ließ sich sanft wie eine Feder wieder in die Kissen sinken, mit rosigen Wangen und glänzenden Augen griff sie nach dem Handy und sah mit ihren wirren Haaren und den langen Wimpern sehr niedlich aus. Und lecker, aber das sagten ihr die Fleichfresser natürlich nicht!
“Sunbaenim ist in der Theater AG für Nachwuchstalenten…”, hauchte Jisuk und las erneut den Text, antwortete rasch und grinste die beiden an. “Das passt wirklich gut zu ihm, oder?” “Ich weiß ja nicht mal, wie der aussieht…”, schnaubte Eunsook und bohrte mit einer schwarzen Kralle Mochi Reste aus den Zähnen, Yunhee wackelte mit den Augenbrauen: “Mich würd eher interessieren, wie er zu dir passt, Jisukie~”
Jisuk kicherte albern und schlug Yunhee sanft auf die Schulter, als Eunsook’s Handy unter dem Bein des Mädchens sich zu Wort meldete. Der Fuchs gefror in der Bewegung, weiße Strähnen zogen sich durch ihr Haar und verschwanden genauso schnell wieder, während ein Schauer ihr über den Rücken krabbelte. Yunhee langte rasch nach dem Handy und war tatsächlich schneller als Eunsook, sie ließ sich wieder rittlings fallen und streckte die Arme weit aus und entsperrte das Handy, um an Eunsook’s Gezeter vorbei laut vorzulesen:
“Yah Dummfuchs, warum so friedlich? Lass dir von deinen Mitbewohnern mal die Stirn fühlen. Morgen um 5:00PM vor den Dorms. Eingang A. Bring mir was zu Essen mit!”
Einige Sekunden war Stille - dann brachen Yunhee und Jisuk in Gelächter aus. “Das ist ja herrlich - genau der Richtige Sunbaenim für unseren Fuchs”, kicherte Jisuk und wuschelte Eunsook durch’s Haar, die sich eingeschnappt aus ihrer Reichweite lehnte - und beinahe vom Bett fiel.
“Das ist nicht witzig?! Was erlaubt der sich eigentlich? Zu ESSEN? Sollten Ältere nicht den Jüngeren was ausgeben?”
“Bring ihm halt ‘n Veggieburger aus der Campus Suite mit, die gehen immer”, grinste Yunhee und überflog die Nachricht erneut und kicherte, bevor sie ihm rasch eine höfliche Bestätigung ihres Treffens schickte. Und Eunsook das Handy in den Schoß warf, die sie entsetzt ansah.
“So! Freut mich, dass wir morgen alle ein - in den meisten Fällen - ungewolltes Date haben…” “-nenn es doch nicht DATE”, giggelte Jisuk mit einer wegwerfenden Handbewegung, Eunsook sprang erneut auf und fegte ihr Handy und zwei Kissen vom Bett. “Doch, doch, in deinem Falle ist es das - komm, wir suchen Jisukie ein süßes Outfit raus! Dieser geheimnisvolle Jinyoung Sunbaenim wird sich wünschen, er hätte dich schon vorher gekannt~”, rief Eunsook euphorisch und zerrte das Kälbchen am Arm hinter sich her.
Als Yunhee später wieder in ihr Zimmer ging, das Licht gelöscht und einen Wecker gestellt hatte, shiftete sie und krabbelte dann als kleiner, roter Panda die Zierleiter mit den Fairy Lights hoch bis zu der Hängematte, die in einer Ecke des Zimmers unter der Decke hing. Sie rollte sich ein, schmatzte und schnaubte und ihre Ohren zuckten noch eine Weile, während das Tier in ihr auf die Geräusche der anderen Zimmer, der Geschehnisse im Hinterhof und der Straße lauschte. Sie hörte Jisuk vor sich hinsummen und Eunsook leise schnarchen.
Das Letzte an das sie dachte bevor der Schaf sie übermannte waren ein paar große, schwarze Augen, die sich angsterfüllt weiteten.
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youcancallmekathyp · 5 years ago
Text
Vertrauensbeweis //Leon&Vanessa
Words: 1126 Words
Characters: Leon&Vanessa
Summary:   “Vanessa, die Leon nicht aus den Augen lassen wollte, hatte ihn prompt mit zu sich nach Hause genommen, wo er erst mal von Oma Schrecklich mit einem Kochlöffel beworfen wurde.”
Notes: Ein bisschen Leonessa fluff für @sternschnuppendrache <3
Die Tage hinterm Horizont waren gezählt.
Darkside war besiegt, und die Wilden Kerle hatten sich entschlossen, Blossom und die anderen mit nach Hause zu nehmen. So gerne sie auch unterwegs waren, so sehr sehnten sie sich doch auch nach dem vertrauten Grünwald. 
Vanessa, die Leon nicht aus den Augen lassen wollte, hatte ihn prompt mit zu sich nach Hause genommen, wo er erst mal von Oma Schrecklich mit einem Kochlöffel beworfen wurde.
„Es ist alles gut Oma,“ lachte Vanessa, bevor sie sich zu Leon hinüberbeugte. „Sei froh, dass sie nicht grade was Schwereres in der Hand hatte.“
Obwohl Oma Schrecklich die Wahrheit wohl besser vertragen hätte, als alle anderen Elternteile der Wilden Kerle, hielten Leon und Vanessa sich über die Ereignisse hinterm Horizont bedeckt. Wichtig war nur, dass sie alle wieder gesund nach Hause zurückgekehrt waren, und dass Leon sich für Vanessa entschieden hatte. 
An dem Abend lagen die Beiden noch lange eng umschlungen beieinander, und Vanessa konnte nicht mal genau sagen, wann sie eingeschlafen war. Das Nächste, was sie war nahm war Leon, der neben dem Bett umherwuselte.
„Wo willst du denn hin?“ fragte sie schlaftrunken. Der familiäre Stich in ihrem Herzen war sofort wieder da, und ließ Vanessa hochschrecken.
„Hey, ganz ruhig.“ Ein Lächeln schwang in Leons Stimme mit, als er sich einen Rucksack über die Schulter schmiss und dann eine Hand ausstreckte. „Komm, ich muss dir was zeigen.“
Vanessa hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber am Horizont zeichnete sich ein schwacher Lichtstreifen ab.  „Wohin…?“ begann sie, doch Leon schüttelte den Kopf.
„Wirst du schon sehen, zieh dir was an.“
Vanessa gestand sich ein, dass sie ihrem Freund wohl ein wenig mehr Vertrauen schenken sollte, also zog sie sich schnell an und band sich einen Hoodie um die Hüfte, falls es draußen kalt sein sollte, bevor sie sich von Leon zu seinem Motorrad ziehen ließ. Sie hatten es damals mit zurück nach Grünwald genommen, bevor sie hinter den Horizont aufgebrochen waren, in der Hoffnung, dass Leon vielleicht einfach nach Hause gegangen war.
Seitdem war die Maschine nicht mehr benutzt worden, doch sie lief immer noch einwandfrei. Vanessa setzte den Helm auf, schlang dann die Arme um ihren Freund und hielt sich fest. Die Fahrt dauerte nicht all zulange, und die Landschaft, die an Vanessa vorbeizog, kam ihr bekannt vor. Langsam, aber sicher färbte sich der Himmel gold-gelb, und das dunkle blaue wich dem Morgengrauen. Ein Teil von Vanessa wäre gerne noch länger im Bett geblieben, aber nun war ihre Neugier geweckt. 
Als das Motorrad schließlich zum Stehen kam, nahm sie den Helm ab und sah sich um. Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, erkannte dann aber, wo die Beiden sich befanden.
„ist das dein Ernst?“ lachte sie, und schüttelte den Kopf. 
Leon hatte das Motorrad und den Rucksack abgestellt, und das Grinsen in seinem Gesicht war unübersehbar. 
Sie befanden sich im alten Steinbruch, um genau zu sein, direkt auf dem Plateau, von dem sie damals geschlossen gesprungen waren.  An einer Seite flatterte noch Absperrband, aber es war klar, dass sich niemand wirklich darum scherte, wer oder was hier ein und ausging.
„Vertraust du mir?“ fragte Leon nun mit einem Lächeln, und Vanessa hob eine Augenbraue. „Wir sind hier schon mal runtergesprungen, und ich muss dich ja wohl nicht daran erinnern, dass das deine Idee war, oder?“
Vanessa schüttelte den Kopf, doch das Lächeln auf ihrem Gesicht blieb. „Ich wusste, dass das irgendwann mal auf mich zurückfällt,“ gab sie dann zurück und löste den Hoodie, um ihm über den Sitz des Motorrads zu hängen.
„Ich gebe zu, dass es eine ziemlich bescheuerte Idee gewesen ist,“ räumte sie dann mit einem weiteren Lachen ein. 
„Aber es hat funktioniert.“ Gab Leon zurück, und streckte dann seine Hand wieder nach Vanessa aus. Er hatte Recht, das Ganze hatte damals funktioniert, und trotzdem war es ziemlich unvorsichtig gewesen, zu Mal keiner von ihnen gewusst hatte, wie tief das Wasser überhaupt war. 
„Also? Vertraust du mir?“ wiederholte Leon, das Lächeln noch immer auf seinem Gesicht. „Wenn du mit mir zusammen darunter springst, dann ist das der ultimative Vertrauensbeweis, von uns Beiden.“
Für einen Moment sah Vanessa ihn an, und spürte ein allzu bekanntes Ziehen in der Magengegend. Es war nicht so, dass sie Leon nicht vertraute, er hatte sich gegen das ewige Leben entschieden und hätte lieber den Rest der Ewigkeit zu Stein erstarrt verbracht, als die Liebe zu ihr zu verraten, und doch war es hart, alte Gewohnheiten abzuschütteln.
„Okay, aber ich warne dich: Der Kuss der wahren Liebe hat uns einmal von den Toten wiederauferstehen lassen, ich glaub nicht, dass es zweimal klappt,“ scherzte sie dann, bevor ihre Finger sich um seine schlossen. 
Das Gefühl war ihr vertraut und Vanessa fühlte, wie sich eine Wärme in ihr ausbreitete. „Ich werde das Risiko eingehen,“ lächelte Leon. „Also, auf drei? Eins, zwei, drei!“
Bevor Vanessa noch irgendetwas hinzufügen konnte, fühlte sie wie Leon sie mit sich zog und auf den Abgrund zusteuerte. Ihr Herz begann wie wild zu schlagen und beinahe erwartete sie, dass er sie im letzten Moment loslassen würde. 
Doch das tat er nicht.
Die Beiden stolperten über die Kante, und für einen Moment fühlte es sich an, als könnte Vanessa fliegen. Der Wind strich ihr durch die Haare, und über dem Steinbruch ging nun langsam, aber sicher die Sonne auf.
Vanessa verlor Leons Hand erst, als die Beiden ins Wasser eintauchten. Der Aufprall war härter, als sie es in Erinnerung hatte. Nicht unbedingt unangenehm, jedenfalls nicht mehr als das Wasser, dass versuchte sich einen Weg in ihre Lunge zu bahnen. Vanessa hielt die Luft an und strampelte mit Armen und Beinen, bis sie schließlich durch die Wasseroberfläche brach. 
Keuchend sah sie sich um, und versuchte sich gleichzeitig die Haare aus dem Gesicht zu streichen. 
„Leon?“ rief sie, und wenige Sekunden später tauchte er zu ihrer Linken auf. Er spuckte Wasser aus, und verschluckte sich dann beinahe wieder, als er Vanessas Blick sah.
„Okay, ich gebe zu,“ grinste er dann, „Das war gleichzeitig die Beste, und schlechteste Idee, die ich jemals hatte.“ 
„Ach ich weiß nicht, den dicken Michi als Talentscout zu verkaufen, und Raban eine geklaute Limousine fahren zu lassen, ist schon ganz oben auf der Liste,“ lachte sie dann und sah zu, wie Leon die wenigen Meter zwischen ihnen überwand.
„Du bist gesprungen,“ entgegnete er dann, und seine Stimme war leiser, vielleicht sogar ein bisschen ernster als vorher.
„Du auch,“ nickte Vanessa, und sie konnte fühlen wie einer von Leons Armen sich um ihre Hüfte schlang, während Beide versuchten, sich mit ihren Beinen über Wasser zu halten.
„Alles ist gut,“ flüsterte er dann mit einem Lächeln, von dem Vanessa wusste, dass es nur für sie bestimmt war.
Sie schaffte es gerade noch ein „Solange du wild bist,“ herauszubringen, bevor Leon sie küsste.
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swden-writingcorner · 4 years ago
Text
Beauty
Kurzbeschreibung: die Wilden Hühner verbringen einen entspannten Nachmittag zusammen am Wohnwagen.
Charaktere: Sprotte, Frieda, Wilma, Trude, Melanie
Pairing: keine (Fred/Sprotte wird angedeutet; Willi/Melli wird kurz erwähnt)
Einordnung zu den Büchern: der Frühling nach "Die Wilden Hühner - Fuchsalarm" (spielt also ungefähr ein halbes Jahr danach)
Word Count: 1880
A/N: Erster Prompt von der Liste, den ich geschrieben habe. Ein kleiner Versuch meinerseits eine Szene ohne Dialog aufzubauen und bessere Beschreibungen für die Umgebung zu geben. Ich bin nicht wirklich gut darin, aber was soll's.
~ O ~ O ~
Der Teekessel pfiff schrill hinter der geschlossenen Tür des Wohnwagens und durchschnitt so die angenehme Stille, die sich über die Freundinnen gelegt hatte.
Sie hatten sich alle zu einen entspannten Nachmittag nach der Schule am Wohnwagen verabredet. Die Sonne schien warm vom Himmel und eine leichte Brise ließ die Bäume erzittern und die Blätter rauschen. Sie hatten die alten Liegen, zwei von Trudes Vater und drei ausgemusterte aus Friedas Keller, vor dem Wohnwagen arrangiert und ihren bunten zerfledderten Sonnenschirm neben den Tisch gestellt, damit ihre Gläser mit Limonade solange wie möglich kühl blieben. Neben diesen stand ein Teller mit selbst gebackenen Keksen von Sprottes Oma, wo die Schokolade langsam zerschmolz und ihnen klebrige Finger und Lippen hinterließ.
Es war der erste warme Tag im April, wo keine Wolken den Himmel verdunkelten, kein Wind die Bäume umbog und kein Regen auf das Dach des Wohnwagens trommelte wie unsichtbare Finger. Und wie zur Bestätigung dieses schönen Tages hatten sie keine Hausaufgaben aufbekommen und so konnten sie den Nachmittag in vollen Zügen genießen. Auch die Jungs hielten sich zur Abwechslung mal von ihnen fern und angelten in der Nähe in einen kleinen Fluss, der am Waldrand entlang lief.
Es war einfach ein perfekter Tag.
Immer schriller pfiff der Kessel und riss Sprotte so unsanft aus ihrem wohligen Dämmerschlaf. Träge hob sie den Kopf und schaute zu ihren Freundinnen hinüber, die neben ihr auf den Liegen dösten. Auf ihrer rechten Seite lag Frieda mit geschlossenen Augen und einem kleinen Lächeln auf den Lippen, während ein alter Strohhut ihre Haare und Augen im Schatten hielt. Die Arme hatte sie hinter ihrem Kopf verschränkt. Ihr grünes Shirt war ein Stück hochgerutscht und gab so einen großzügigen Blick auf ihren nackten Bauch frei. Ihre Hose hatte sie bis zu den Waden hochgekrempelt und ihre Schuhe und Socken lagen neben ihr im kniehohen Gras.
Zwischen Frieda und Melanie standen der kleine, dreibeinige Tisch und der alte zerfledderte Schirm. Melanie musste ihn leicht verrückt haben, während Sprotte geschlafen hatte. Sein Schatten schloss jetzt auch ihren gesamten Oberkörper mit ein und ließ Frieda dabei völlig außen vor. Auch Melanie hatte ihre Schuhe neben ihrer Liege stehen und hatte ihre langen Beine elegant übereinandergeschlagen. Sie trug nur einen kurzen Rock, der leicht in der Brise flatterte und immer wieder einen Großteil ihrer Beine freilegte. Ihr Top lag eng an ihrem Oberkörper an und bewegte sich mit jedem ihrer Atemzüge, während die Pailetten darauf fröhlich in der Sonne glitzerten. Ihr langes blondes Haar fiel in unordentlichen Locken über ihre Schultern und bedeckten diese und ihre nackten Arme. Sie hatte eine dunkle Sonnenbrille auf, die sie ganz sicher ihrer großen Schwester geklaut hatte. Ihre Lippen bewegten sich lautlos im Schlaf, während auch sie leicht lächelte und immer wieder die Lippen spitzte, als würde sie im Traum Willi küssen.
Auf der Liege neben ihr schnarchte Trude leise vor sich hin. Auch sie hatte einen Sonnenhut, eines von vielen großzügigen Geschenken ihres Vaters, auf und auch ihre Schuhe lagen neben ihr im hohen Gras. Kekskrümmel waren auf ihrem T-Shirt verstreut und an ihren Fingern klebte immer noch ein Rest Schokolade. Sie hatte ihre lange Hose nicht hochgekrempelt und Sprotte konnte sehen, wie ihre Arme und ihr Hals, der Sonne schutzlos ausgesetzt, sich langsam rötlich verfärbten. Würde sie nicht bald aufwachen oder sie jemand aufwecken, dann würde Trude einen schmerzhaften Sonnenbrand davontragen. Sprotte versprach sich, sie in den nächsten Minuten zu wecken.
Gähnend rekelte sich Sprotte in der Sonne wie eine zufriedene Katze und wandte dabei leicht den Kopf zur Seite um die Liege auf ihrer linken Seite sehen zu können.
Nur ein zerfleddertes Buch lag mit dem Buchrücken nach oben aufgeschlagen darauf und verlassende Schuhe ruhten daneben. Während Sprotte langsam aufstand, schaute sie hinüber zum Hühnerstall, der im Schatten der umliegenden Bäume lag. Eine geduckte Gestalt saß an dem Gatter gelehnt, die Beine vor sich ausgestreckt, den Kopf auf die Brust gesunken. Sogar über die Entfernung hinweg konnte Sprotte die Hühner gemächlich gackern und scharren hören. Aber Wilma schien das nicht weiter zu stören. Ihr großer Sonnenhut tauchte ihr schlafendes Gesicht in Schatten, während die Hühner immer wieder neugierig zu ihr staksten und an ihren Sachen zupften, als vermuteten sie darin etwas zu essen.
Lächelnd ging Sprotte auf den Wohnwagen zu und zog die quietschende Tür langsam auf, wobei sie darauf achtete die anderen nicht zu wecken. Der Kessel pfiff immer noch unermüdlich sein Klagelied, bis Sprotte ihn endlich erreicht und von der Herdplatte genommen hatte. Vorsichtig nahm sie fünf blumengeschmückte Tassen aus dem Schrank, Teebeutel aus ihrer reichlich gefüllten Teeschachtel und goss das kochende Wasser darüber. Während die Teebeutel im Wasser zogen und das Wasser langsam dunkel färbten, schaute Sprotte erneut hinaus, aber keine ihrer Freundinnen war bis jetzt aufgewacht oder ließ sich am friedlichen Träumen stören.
Es war ein ruhiger Tag gewesen für die Wilden Hühner. Ohne Bandenstreiche, ohne Streitereien, ohne Geld-, Job- oder Elternsorgen. Ohne eine zeternde Oma, Pickel- oder Jungsprobleme.
Sie waren einfach fünf Freundinnen, die einen freien Nachmittag miteinander genossen. Miteinander lachten und erzählten, während die Zeit still zu stehen schien. Sprotte wusste schon nicht mehr, wie lange es her war, dass sie so etwas zum letzten Mal gemacht hatten.Durch Friedas gemeinnützige Arbeit, Wilmas Theaterkurs und Willi kam es nur selten vor, dass alle fünf Wilden Hühner gemeinsam am Wohnwagen waren. Und Sprotte musste zugeben, dass sie es vermisst hatte.
Selbst Mellis Getratsche über ihre Klassenkameraden oder ihre Pickel, Wilmas plötzliche Ausbrüche in Theaterzitate, Trudes sehnsüchtiges Seufzen nach ihrem lieben Cousin und Friedas Berichte über das Leid der Welt hatte Sprotte vermisst. Hier gab es keinen Klugscheißer, der ihr die Vorteile von gesundem Brotaufstrich erklärte. Keine Oma, die an ihr rum meckerte und sie stundenlang im Beet schuften ließ bis ihr die Knie und der Rücken schmerzten. Keine Mutter, die alle Bedenken ihrer Tochter wegen ihres neuen Freundes einfach verwarf oder ignorierte. Kein Fred, der sie manchmal so komisch anlächelte und ihre Knie weich werden ließ, obwohl sie dies doch gar nicht wollte. Kein Fred, der seine neue Freundin küsste und Sprotte damit plötzlich alle Luft zum Atmen nahm, wenn sie es sah.
Schnell schob Sprotte diesen unangenehmen Gedanken von sich und trug die fünf Tassen auf einem Tablett hinaus zu ihren Freundinnen.
Sie wollte nicht an Fred denken. Sie wollte nicht an ihn und ihr flatterndes Herz denken, wenn sie ihn sah. Dafür war dieser Tag viel zu schön.Später vielleicht. Oder vielleicht auch niemals.
Vorsichtig stellte sie das Tablett auf den wackligen Tisch ab, ehe sie sich der träumenden Frieda zuwandte.
Schnell pflückte sie einen langen Grashalm zu ihren Füßen und ließ diesen über die nackte Haut auf Friedas Bauch gleiten. Auf und Ab. Immer wieder. Frieda kicherte leicht und zuckte unter der Berührung zusammen, öffnete jedoch nicht ihre Augen, so als könnte sie Sprotte einfach ignorieren und sie würde dann verschwinden.
Ein hinterlistiges Grinsen schlich sich auf Sprottes Gesicht und sie warf den Grashalm schließlich beiseite und begann ihre beste Freundin ohne Gnade ab zu kitzeln. Das unterdrückte Kichern wurde zu einem schrillen Quieken, während Frieda verzweifelt versuchte vor Sprottes suchenden Fingern zu fliehen. Schließlich glitt sie prustend von ihrer Liege und sprang blitzschnell auf, ehe ihre beste Freundin sich auf sie werfen und sie erneut attackieren konnte.
Diese grinste nur frech und zeigte mit einem Kopfnicken zu Trude und Melanie hinüber, die noch immer friedlich vor sich hin dösten. Da grinste auch Frieda breit und gemeinsam machten sie und Sprotte sich daran, die beiden doch noch aufzuwecken. Der Tag war schließlich viel zu schön um ihn zu verschlafen.
Frieda schlich wie ein Indianer auf Trude zu und kitzelte sie am Hals, wodurch diese grunzend erwachte und sich kichernd vor den suchenden Fingern wegduckte. Aber ohne Erfolg.
Sprotte ging derweil auf die schlafende Melanie zu, deren Hand friedlich im hohen Gras verschwunden war. Schnell griff Sprotte nach ihren nackten Füßen und begann diese mit ihren Fingern zu bearbeiten, was Melli sich kreischend aufrichten ließ. Empört warf sie ihre Sonnenbrille nach Sprotte, die geschickt auswich und ihr nur die Zunge rausstreckte. Schnell wich Sprotte einen Schritt zurück, ehe Melanie nach ihr treten konnte, aber diese warf nur schwungvoll ihr Haar über ihre Schulter und beäugte neugierig den frischen Tee neben sich.
Auch Frieda ließ endlich von der sich windenden Trude ab und gemeinsam sahen alle vier Freundinnen zu der Fünften im Bunde, die immer noch ahnungslos am Stall saß und schlummerte. Alle vier Mädchen wechselten einen kurzen Blick miteinander, ehe sie gemeinsam auf Wilma zu schlichen. Jede von ihnen hatte eine kleine Wasserpistole in der Hand, die Wilma mal für sie besorgt hatte. Nur für den Fall.In einer Reihe stellten sie sich vor der schlafenden Wilma auf, zielten und spritzten beinahe gleichzeitig das Wasser auf ihre nichtsahnende Spionin. Diese fuhr kreischend hoch, wobei sie fast in den Hühnerauslauf fiel, während die anderen sie weiter nass spritzten und die Hühner entsetzt zeterten und vor der unwillkommenden Dusche davon flatterten. Fast augenblicklich hatte auch Wilma ihre Wasserpistole in der Hand, als sie sich wieder gefangen hatte und eine kurze Wasserschlacht begann zwischen den fünf Mädchen.
Wild liefen sie zwischen dem Hühnerstall, dem Gemüsebeet und dem Wohnwagen hin und her, spritzten sich gegenseitig nass und füllten immer wieder ihre Pistolen auf um eine erneute Attacke zu beginnen. Sie kicherten, kreischten und kugelten sich im Gras, wenn sie keine Luft mehr bekamen und ihre Seite zu schmerzen begannen.
Schließlich lagen alle fünf friedlich nebeneinander im Gras, ihre Sachen nass und an ihrer Haut klebend, die Haare ein wildes Durcheinander von Gras, Blättern und Zweigen. Ihre Gesichter waren gerötet und jede trug dasselbe breite zufriedene Grinsen im Gesicht.
Der Tee war längst kalt und vergessen, die Kekse und Limo im Durcheinander vom Tisch gefallen und notdürftig auf eine Liege abgestellt worden und der bereitgestellte Eimer mit Wasser für die Pistolen fast vollständig leer.
Zufrieden schloss Sprotte ihre Augen, ehe sie ihre Hand hob und auf eine Wolke über sich zeigte, die wie ein Huhn mit meterlangen Flügeln aussah, das über sie hinweg segelte.
Und während Trude verständnislos das Gesicht verzog, Melli die Augen spielerisch verdrehte, Frieda kicherte und Wilma weitere Tiere in den Wolken ausmachte, lag Sprotte einfach nur zufrieden zwischen ihnen. Ihr Haar vermischt von einer Seite mit dem von Frieda und auf der anderen Seite mit Melanie. Ihre Augen wieder weit geöffnet, während sie Wilmas Stimme von einer Seite hörte und Trudes stilles Summen von der anderen vernahm.Sie hörte den Wind rauschen, die Hühner gemütlich gackern und wünschte sich, dass dieser Moment niemals vorbeigehen würde. Sie wünschte sich ein Marmeladenglas, in das sie alles einfach hineingeben konnte, um es für immer aufzubewahren. Für die grauen und trostlosen Tage, voller Streit, Tränen und ohne Freundinnen an ihrer Seite. Damit sie für immer hier im duftenden Gras liegen bleiben konnte, ihre Freundinnen nahe bei ihr und die normalen Probleme und Sorgen ganz weit weg.
Doch als sich eine ausgestreckte Hand in ihr Blickfeld schob, nahm sie diese ohne Umschweife und ließ sich von Frieda auf die Beine helfen.Der Moment war vergangen. Trude, Melli und Wilma liefen bereits lachend auf den Wohnwagen zu und so folgten Frieda und Sprotte ihnen gemächlich, während die Sonne warm auf sie fiel und ihre feuchten Kleider trocknete.
Schließlich wartete der Tee bereits auf sie und sie konnte den Kessel schon wieder leise pfeiffen hören.
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vanichkoennte · 5 years ago
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Spricht man von Corona, denkt man auch in Mexiko nicht mehr ans Bier
Noch nicht mal zwei Wochen ist es her, da haben wir in Mexiko zum ersten Mal vom Corona Virus gehört. In Deutschland galt da schon fast den Notstand. Letztes Wochenende wurde hier noch ein Latino-Festival mit über 100.000000 Besuchern gefeiert. Der Präsident wollte offiziell nicht zugeben, dass Corona auch Mexiko betrifft. Noch immer ist Mexiko das einzige Land in Mittel- und Südamerika, dass seine Grenzen nicht geschlossen hat. Aber auch hier entwickelt sich die Lage schnell und unvorhersehbar.  Aber ich will nicht nur von Corona schreiben, vor allem, weil es bis zuletzt unseren Reisealltag nicht berührt hatte. Deswegen berichte ich euch lieber zunächst, was wir alles erlebt haben.
Wisst ihr was „topes“ sind? Im Englischen auch als Speed Bumps bekannt. Zu Deutsch in etwa Geschwindigkeitsreduzierende Hubbel. In jedem Fall gibt es davon in Mexiko sehr, sehr viele. Insbesondere auf der Strecke von San Cristobal nach Palenque, die keine 400km lang ist, beläuft sich die Anzahl auf rund 300 Stück. Viele davon sind selbstgebaute, halsbrecherische Konstruktionen aus einer Mischung von Schläuchen, Steinen und Zement. Fährt man schneller als Schrittgeschwindigkeit über diese herüber, hüpfen nicht nur alle Insassen, Tassen, Teller und sonstiges Mobiliar einmal in die Höhe, man hat auch das Gefühl der Van bricht entzwei. Die eigentlich nicht so lange Strecke nach Palenque wurde dementsprechend nach etwa der Hälfte und rund 4 Stunden Fahrtzeit unterbrochen. Glücklicherweise gab es auch einen sehr lohnenden Zwischenstopp: Die Maya Ruinen von Tonina.
Die Tonina Ruinen sind nicht sehr bekannt, denn sie sind verhältnismäßig klein und schwer erreichbar. So kam es auch, dass wir tatsächlich die einzigen Besucher waren, als wir uns am Morgen – nach einer erholsamen Nacht auf einem Campingplatz nebenan – zum Erforschen aufmachten. Gemeinsam kletterten wir auf die aus dem 688 Jahr n. Chr. erbauten Ruinen und erkundeten so alte Tempel, heilige Ballspielplätze und Paläste, die wir als alles andere als klein empfanden. Immerhin war dies auch die Maya Stätte die das mächtige Maya Reich Palenque in die Knie zwang, indem sie ihren Führer gefangen nahm und ihn Köpfte. (Generell hatte das Köpfen, das Opfern und die Kriegsführung für die Maya einen sehr hohen Stellenwert, wie wir an vielen Darstellungen oder auch in den Musen nachlesen konnten.) Johnas Highlight waren aber natürlich nicht die beeindruckenden Bauwerke oder Köpfungsaltare, sondern die Eidechsen die sich überall auf dem Gemäuer sonnten und denen wir versuchten hinterher zu flitzen.
Von Tonina ging es in den Jungel nach Palenque. Diese Ruinen sind weitaus bekannter (und voller!), weil sie viel größer sind und eines der besten Beispiele für die Maya Architektur abgeben. Außerdem haben sie etwas Mystisches: Mitten im dichten Urwald umgibt sie ein leichter Nebel, man hört den Ruf der Brüllaffen und Papageien wiederhallen… wären da nicht Reisebus Ladungen von Touristen, die einen zurück in die Wirklichkeit holen. Aber auch hier konnten wir wieder nach Herzenslust klettern, verstecken spielen und als wir ein paar Infos wollten, hängten wir uns einfach kurz an einer der Reisegruppen mit dran und lauschten ein wenig.
Nach so viel Maya-Kultur fuhren wir in Richtung Campeche. Das koloniale Städtchen wirkte wie aus einer anderen Zeit. Dicke Stadtmauern, einst gebaut zum Schutz vor Piraten, schützen die historische Altstadt mit ihren schmalen kopfsteingepflasterten Gassen und Häusern in Pastelltönen. Für mexikanische Verhältnisse fanden wir die Stadt sehr ruhig: nirgendwo Lautsprecher, keine lauter Reggeaton Musik aus den Läden, kaum „Marktschreier“. Stattdessen waren Lichtershows scheinbar sehr beliebt. Gleich zwei Abende hintereinander versammelten wir uns mit vielen anderen Mexikanern zu den gratis Spektakeln: zunächst bestaunten wir Springbrunnen die scheinbar zu Musik und Licht tanzten, am nächsten Abend sahen wir auf einer 30 Meter breiten Häuserwand die künstlerische Projektion von Campeches Entstehung. Beide Vorführungen waren faszinierend und standen dem Deutschen Standard in nichts nach.
Als wir am letzten Tag zum Strand etwas außerhalb der Stadt fuhren, waren wir mal wieder überwältigt von der Anzahl von Straßenhunden und der Menge Müll die überall herumlag. Das ist hier leider ein großes Problem, möge der Stadtkern noch so gepflegt und schön sein, auf den Landstraßen herum türmt sich der Müll und es tummeln sich verwaiste verwahrloste Hunde und Katzen. Schnell hatten wir angefangen diesen Hunden (und Katzen) eine Art Soforthilfe zu bieten. Wenn wir können halten wir an, geben ihn etwas zu fressen, versorgen sie mit Anti-Floh-Mittel und falls sie es zu lassen, desinfizieren wir ihre Wunden. Viele sind natürlich trotzdem dem Tod geweiht und es berührt uns jedes Mal sie leblos am Straßenrand liegen zu sehen. Aber an diesem Morgen auf dieser besagten Straße erblickte ich einen Welpen mit seiner Mutter und 6 weiteren Hunden zwischen Müll sitzen. Wir stiegen aus und stellten ihnen Futter hin, wobei sich nur der Welpe zu uns traute und uns freudig anwedelte. Die anderen Hunde sahen schlimm aus. Kurz entschlossen sagte ich, dass wir den Welpen mitnehmen sollten. Da die Hunde aber alle vor einer Art vermüllten Haus rumlungerten und wir natürlich auch keinen Hund stehlen wollten, fragte ich kurzerhand in einem Hauseingang nebenan. Ich setzte zu meiner kleinen zurechtgelegten Rede an, kam aber nur bis: „Uns ist der Welpe aufgefallen“ und die prompte Antwort des verwahrlosten aussehenden Mannes war „nimmt den bloß mit, dann ist sie weg. Alle anderen sind schon gestorben.“ Gesagt, getan. Plötzlich saß ein ca. 10 Wochen alter Baby-Hund bei uns im Van und Johna sagt nur: „Schau mal, überall Ameisen auf ihr“. Ich gucke hin uns sehe, dass der ganze Hund mehr Flöhe, Zecken und sonstiges Krabbeltier hat als Fell. Kurzerhand setzte ich sie in eine Kiste, in der Hoffnung, dass das Getier nicht überall im Van landet. Nächster Stopp ist ein Tierarzt der uns eine Tablette zum Abtöten aller internen und externen Parasiten gibt. Und tatsächlich, nach knapp drei Stunden ist der Boden der Kiste schwarz bedeckt mit Ungeziefer. Nur die ca. 60 Zecken aus beiden Ohren müssen wir ihr am Abend noch einzeln herausziehen…
Mit dem neuen vierbeinigen Familienmitglied, dass sich jeden Tag mehr als Energiebündel herausstellte und von Johna den Namen „Aui“ bekommt, geht es weiter nach Merida und von dort über Valladolid nach Playa del Carmen, wo wir die ersten drei Nächte mit Julius und Rabea, die uns für zwei Wochen besuchen kommen, verbringen. Um die zwei nicht ganz einem Kulturschock auszusetzen haben wir uns ein nettes Airbnb gemietet und Playa del Carmen, als wohl die touristische Stadt Mexikos, ausgewählt. Hier tummeln sich scharenweise Pauschaltouristen an den schönen Strandresorts und schlürfen dabei ihren Starbucks Latte. Zum ankommen ist es aber wirklich sehr nett und wir genießen ein paar Strandtage und den Regen den Julius und Rabea mitgebracht haben. Nach drei Tagen geht es weiter Richtung Tulum Ruinen. Direkt am Strand war dies ein Handelsknotenpunkt der Maya zum heutigen Honduras. Das Highlight für Johna waren aber natürlich - ihr erratet es bestimmt – die großen Leguane die sich überall tummelten.
Danach fuhren wir gen Valladolid, wo wir auf einem Campingplatz, der gleichzeitig eine Imkerei war, einkehrten. Wir machten sogar eine Bienen-Führung mit. Dabei lernten wir für uns neue Bienenarten kennen (wusstet ihr zum Beispiel, dass in Mexiko die Bienen nicht gestreift sind und auch teilweise beißen können wie Julius berichten kann?) und durften köstlichen Honig naschen. Das absolute Highlight in Valladolid war für uns alle aber die Zaki Cenote. Dieses riesige „Schwimmloch“, halb überdacht von einer Höhle, voll mit klarem, kaltem Wasser, in denen sich kleine Welse tummeln, verschlug uns allen den Atem. Keiner von uns hatte je etwas vergleichbares gesehen, ich glaube in Europa gibt es so etwas gar nicht. Begeistert erkundeten wir am folgenden Tag gleich zwei weitere Cenoten, eine davon war diesmal noch ganz in einer dunklen Höhle voll mit riesigen Stalaktiten. Kein Wunder, dass diese Orte für die Maya der Eingang zur Unterwelt darstellten, es hat wirklich etwas schaurig Schönes. Mit einem Zwischenstopp bei den Ruinen von Chichen Itza und dem Besuch einer weiteren Cenote, ging es zurück nach Merida.
Hier konnten wir im Hinterhof eines Hostels unseren Van parken und Julius und Rabea konnten unser Zelt aufschlagen. Bei 35C genossen wir jedoch insbesondre den Hostel eigenen Pool, in dem sich Johna vollends zur Wasserratte entwickelte. Aufgrund der Hitze verlegten wir die Stadterkundungen und Markteinkäufe auf den frühen Abend. Dabei hat Merida als kulturelles Zentrum von Yucatan wirklich einiges zu bieten und scheint erst in der Abenddämmerung zu erwachen. Wir führten Julius und Rabea in das köstliche mexikanische Street Food ein und aßen bergeweise Tacos an gut besuchten Straßenständen. Außerdem schlenderten wir von einem Markt zum nächsten, bis die beiden auch das letzte Mitbringsel geshoppt hatten.
Zurück ging es mal wieder über Valladolid, wo wir diesmal auf dem Zoogelände campierten. Hier hatten wir ein riesen Gelände nur für uns und konnten am nächsten Morgen sogar den Zoo besuchen, in dem wir für uns ganz neue Tierarten kennenlernten. Der letzte gemeinsame Stopp mit Julius und Rabea war Cancún. Für die drei übrigen Nächte hatten wir uns wieder ein Airbnb gemietet. Die Stadt wirkte auf uns leider nicht sehr einladend, aus diesem Grund peilten wir lieber den Strand an, wo wir aber auch schnell merkten, dass dieser komplett mit Hotels zugebaut ist. Der Sand ist wie Puderzucker, das Meer türkis blau, aber die kleinen öffentlichen Strandabschnitte die einem bleiben sind leider sehr überschaubar und wenn man nicht in der sonne braten möchte, bleibt einem auch hier nichts anderes übrig als Liegen zu mieten. Ich glaube mittlerweile sind wir einfach zu verwöhnt mit den wunderschönen mexikanischen Stränden, die wir schon so oft fast für uns allein hatten…
Als wir Julius und Rabea am 19 März zum Flughafen brachten, wurde einem plötzlich erstmals auch das internationale Ausma�� der Corona Virus bewusst. Viele Fluggäste hatten plötzlich keinen (Rück)Flug mehr, da Grenzen geschlossen oder Flüge gecancelt wurden. Mexiko selbst hat inzwischen die Schulen und viele andere öffentliche Einrichtungen geschlossen, Ab Montag (23.März) sollen dann auch alle weiteren Läden sowie die Restaurants und Hotels/Campingplätze schließen. Wie es weiter geht, weiß keiner so genau, aber klar ist, dass wir unseren eigentlichen Plan bis nach Panama zu reisen nicht aufrechterhalten können. Alle Grenzen sind zu, wir kommen nicht mehr in den Norden oder Süden. Die Polizei hat ganze Dörfer und Straßen gesperrt. Gepaart mit der eher mäßigen medizinischen Versorgung ist die Aussicht die nächsten Wochen oder Monate auf der Straße zu campieren nicht sehr einladend, sodass wir beschlossen hatten frühzeitig zurückzukehren. Nachdem unser ursprünglicher Flug mit der Lufthansa gestrichen wurde, meldeten wir uns beim Auswärtigen Amt. Dort bekamen wir am Freitag um 16 Uhr eine E-Mail, dass wir am nächsten Tag um 6:00 Uhr am Flughafen sein sollen. Für uns ging es mit der Fluggesellschaft Edelweiß nach München. Mittlerweile sind wir zurück Daheim und auch wenn wir es noch nicht ganz glauben können, freuen wir uns mit euch alleine Zuhause zu sitzen… und natürlich auch darauf euch irgendwann wieder zu sehen. :)
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daughterofhecata · 3 years ago
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Nummer 1 von der Kuss-Prompliste mit Cotta/Goodween? Pretty please?
[hundred different kisses prompts]
oooh that is a good one! Ich bin aber in eine... vielleicht unerwartete Richtung damit gerannt, hoffe, das ist okay xD Shoutout @manahiel & "undercover fluff"^^
1. whispering „kiss me“ to your lover + Cotta/Goodween
Cotta hasste Undercover-Einsätze. Und ganz besonders hasste er Undercover-Einsätze, an denen die Drei Fragezeichen schuld waren.
Gut, manchmal war es ganz lustig, er erinnerte sich da an eine Geschichte, in der sie sich als Geister inszeniert hatten, aber meistens war es ihm eigentlich zu riskant, und er ging jedes Mal nur deswegen wieder darauf ein, weil die Straftat, die aufgeklärt werden würde, wenn die Jungs recht hatten, schwerwiegend genug war. Und leider hatten die Jungs meistens recht.
Deswegen saß Cotta gerade in einem wirklich grässlichen Hawaiihemd in einer Eisdiele und belauschte die Zielperson, die gerade am Nachbartisch Platz genommen hatte.
Die Jungs waren den mutmaßlichen Tätern alle drei bereits bekannt, und weil sie sich wie üblich mit vollem Namen und unter Vorlage ihrer Visitenkarte vorgestellt hatten, fielen sie für die Überwachung gleich doppelt aus.
Der einzige Lichtblick war, dass Goodween in einem ähnlich grauenhaften Hemd neben Cotta saß.
In Cottas Rücken – worüber er alles andere als glücklich war – befand sich der Tisch, um den es ging, und er konzentrierte sich auf das Gespräch, während Goodween für die visuelle Überwachung zuständig war.
Bisher war nur Small Talk zu hören, und die gelegentlichen gemurmelten Updates von Goodween lieferten ebenfalls noch nichts Belastendes.
Dann schien es endlich zur Sache zu gehen, und nur mühsam widerstand Cotta dem Bedürfnis, sich umzudrehen. Aber er vertraute seinem Kollegen voll und ganz, also riss er sich zusammen.
Er tat immer noch so, als würde er eingehend die Karte studieren, als ihm Goodween unter dem Tisch sacht vors Schienbein trat, sodass Cotta zu ihm schaute.
„Küss mich“, flüsterte Goodween.
Für eine Sekunde konnte Cotta ihn nur anstarren. Denn auch wenn er sich in der letzten Zeit immer häufiger dabei erwischt hatte, genau das zu wollen, und langsam aber sicher zu dem vagen Verdacht gelangt war, dass seine Gefühle möglicherweise erwidert wurden, das hier war definitiv weder Zeit noch Ort, um sich damit zu befassen.
Aber vielleicht hatte Goodween das Abwarten genauso satt wie er, und wollte endlich etwas unternehmen, gegen diese schwer fassbare Spannung, die sich zwischen ihnen entwickelt hatte.
„Was?“, brachte Cotta heraus.
„Küss mich“, wiederholte Goodween, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, „Die beiden haben jetzt schon zweimal zu uns gesehen, wenn wir sie nicht überzeugen, dass wir genug miteinander beschäftigt sind, gehen sie vielleicht doch noch woanders hin.“
Unsanft schlug Cotta wieder in der Realität auf.
Natürlich ging es nur um ihre Tarnung.
Sein Blick huschte zu Goodweens Lippen, zurück zu den dunklen Augen, und verdammt, er wollte das wirklich, und wenn er nur diese Gelegenheit bekommen konnte, war das vielleicht besser als nichts.
Vorsichtig lehnte er sich über die Ecke des Tischs zu Goodween hinüber, plötzlich ganz dankbar, dass er mit dem Rücken zu den Verdächtigen saß, denn so konnte er zumindest die Augen schließen und so tun, als würde das hier etwas bedeuten.
Die erste Berührung war zaghaft, verschlug Cotta trotzdem irgendwie den Atem, und dann erwiderte Goodween den Kuss. Cotta hoffte inständig, dass Goodween die Geistesgegenwart besaß, weiter zum anderen Tisch hinüber zu sehen und zu lauschen, denn er selbst hörte über das Rauschen in seinen Ohren das Gespräch definitiv nicht mehr.
Er wusste selbst nicht, ob er überrascht davon sein sollte, wie natürlich es sich anfühlte, Goodween zu küssen. Aber dafür hatte er auch nicht unbedingt Gedanken übrig, seine ganze Wahrnehmung war auf Goodween ausgerichtet.
Es dauerte viel zu lange und entschieden nicht lange genug, bis Goodween den Kuss unterbrach, gegen Cottas Lippen flüsterte: „Jetzt haben wir sie.“
„Mhm“, machte Cotta unartikuliert, dachte nur daran, wie nah sie sich noch immer waren.
Widerwillig setzte er sich wieder aufrecht hin, gab sich alle Mühe, wieder nach hinten zu lauschen.
Jetzt konnte er die Stimmen wieder wahrnehmen, zumindest solange er nicht Goodween ansah, und als sich der richtige Moment bot, erhoben sie sich um die Festnahme durchzuführen.
~*~ Erst zwei Stunden später waren sie wieder allein, nachdem die Verdächtigen in ihren Zellen saßen, sie wieder ihre eigene Kleidung angezogen hatten, und zusammen die nötigen Berichte ausfüllten.
Goodween lehnte neben Cottas Schreibtisch am Aktenschrank, eben noch hatten sie über eine Formulierung diskutiert, doch die Art, wie Goodween sich beim Nachdenken auf die Unterlippe gebissen hatte, hatte Cottas Gedanken auf andere Wege gebracht.
Für einen Moment rang er mit sich, dann atmete er möglichst unauffällig durch und fragte: „Können wir noch mal kurz drüber reden, was vorhin passiert ist?“
„Machen wir das nicht schon die ganze Zeit?“, erwiderte Goodween, doch Cotta war sich ziemlich sicher, dass unter der scheinbaren Verwirrung ein Grinsen lauerte.
Auf einmal war er sich vollkommen sicher, dass Goodween ganz genau gewusst hatte, was er da mit ihm gemacht hatte.
Langsam stand Cotta auf, machte einen Schritt auf Goodween zu.
„Es hätte doch bestimmt einfachere Möglichkeiten gegeben, uns unverdächtig zu verhalten“, stellte er fest, und jetzt zuckten Goodweens Mundwinkel tatsächlich.
„Besimmt“, gab er zu.
Und verdammt, das machte Cotta wirklich schwach, dieses zufriedene Lächeln und der Schalk, der in Goodweens Augen lag.
„Du bist unmöglich“, ward er ihm vor, aber es kam nicht so souverän heraus, wie er gehofft hatte.
Das Grinsen wurde noch eine Spur breiter.
„Küss mich“, sagte Goodween leise, und diesmal folgte Cotta dieser Bitte nur zu gerne.
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moloko-droog · 5 years ago
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Ein Freitag mit BAK und TeBe
Freitag, 20.09.2019.
Es ist Freitagabend und das Wochenende rückt näher. Was macht man zu solch einer Stunde, um sich endgültig in Wochenendstimmung zu versetzen? Richtig, man geht ins Fußballstadion. Doch wenn der eigene Verein erst am Folgetag in der Bundesliga antritt? Dann schaut man in den Fußballkalender und erkundigt sich nach sonstigen fußballerischen Darbietungen der Stadt.
So geschehen und siehe da – gleich zwei Perlen sprangen mir dabei direkt ins Auge. Zum einen das Heimspiel des Berliner AK 07 gegen Energie Cottbus in der Regionalliga Nordost (oder auch “Vorjahreszweiter der Regionalliga gegen 3. Liga-Absteiger” - akute Topspielbedingungen also).
Und zum anderen das (in Wirklichkeit eines der vielen) Berliner Stadtderby der Oberliga Nordost, Staffel Nord: Tennis Borussia Berlin gegen Blau-Weiß 90.
Nun gut, mit dem Berliner AK hatte ich mich bereits vertraut gemacht, da ich nur zwei Wochen vorher ein recht unterhaltsames Heimspiel gegen den Rot-Weiß Erfurt (1:1) sah, welches optisch wie auch akustisch vom mitgereisten Erfurter Anhang dominiert wurde. Hier wusste ich also bereits im Vorfeld, was mich in der bevorstehenden Regionalligapartie erwarten würde, zumal mit Cottbus gleich eine weitere Größe des ostdeutschen Fußballs in Moabit gastieren würde. Doch TeBe? Hatte ich noch nie besucht und war mir somit gänzlich fremd. Nur das winzigkleine Bisschen, das ich mir vorher zu TeBe angelesen hatte, konnte mir wenigstens etwas darüber verraten, was mich später ab 19:30 im Mommsenstadion erwarten könnte.
Doch so wirklich war ich dann doch nicht darauf eingestellt und es kamen immer wieder leise Zweifel in mir hoch, ob dieses Spiel denn nun wirklich sehenswert wäre: Fünfte Liga und wer weiß was für eine Stimmung? Zudem Duell zweier vermeintlich abgestürzter Vereine? Und dazu auch noch der lang anhaltende Krach der Fans mit der Vereinsführung? Wer weiß bei diesen Gedanken und Bedingungen schon, ob man seine Zeit nicht auch besser vertreiben könnte, zumal ich davor bereits 90 volle Spielminuten einer ohnehin schon nicht wirklich hochklassigen Liga verfolgt hätte. Doch natürlich kam alles anders.
Zunächst aber zum Cottbus-Spiel. Zehn Minuten vor Anpfiff kam ich ans Poststadion geradelt und schon aus weiter Ferne konnte ich den hübschen Mannschaftsbus der Energie erkennen, der sich direkt vor der Haupttribüne breit gemacht hatte. Eigentlich nichts erwähnenswertes, doch dieser pompöse Bus, der ebenso einem Erstligisten gehören könnte, lies mich an den Bus der Erfurter denken, den ich zwei Wochen vorher an selber Stelle stehen sah. Dieser war nämlich alles andere als schön und statt des mächtig in Szene gesetzten Logos, prangte auf der Wagenseite lediglich der Schriftzug einer unbedeutenden Busvermieterfirma. Von außen gesehen hätte also jede beliebige Schulklasse darin sitzen können – was die meisten wohl genauso wenig interessiert hätte wie der wahre (viertklassige) „Inhalt“ dieses Busses.
Bevor ich also überhaupt das Spiel der Cottbuser gesehen hatte, hatte ich eine erste kleine Vorstellung über die derzeitigen Macht- und Geldverhältnisse im Nordost-Fußball. Doch damit nicht genug, denn auch der Zuschauerandrang sprach für Cottbus. Es waren weitaus mehr Auswärtsfans anwesend als beim Sonntagskick gegen Erfurt – und das an einem Freitag um 17 Uhr!
Naiv wie ich war und geprägt von der zweiwochenalten Erinnerung an die damals fast schon gähnende Lehre vor dem Kassenhäuschen, nahm ich also an, zehn Minuten vor Anpfiff noch locker an ein Ticket zu kommen, um den Mannschaften dann noch ein bisschen beim Aufwärmen zuzusehen und in Ruhe die Stadionatmosphäre aufnehmen zu können. Doch die Schlange war so lang, dass einer der gefühlt zwanzig anwesenden Polizeiwagen Schwierigkeiten hatte, an ihr vorbeizukommen. Ich bekam somit teilweise ernsthafte Bedenken, den Anstoß noch miterleben zu dürfen. (Man muss aber auch sagen: Ich habe auch schon Schlimmeres erlebt – ich denke da nur an die 30 Minuten Verspätung zum ersten Europapokalheimspiel der Hertha nach acht Jahren gegen Bilbao, 2017). Doch die Schlange ging schnell voran und nachdem ich den Preis von 10 (!) Euro bezahlt hatte, konnte ich sogleich den Weg auf die Tribüne einschlagen. Naja, fast gleich. Immerhin musste ich beim Passieren der Sicherheitskontrolle noch einen mitgenommenen Apfel abgeben – Begründung: Der Apfel könnte als Wurfgeschoss dienen, da er über der Golfballgröße liegen würde. Ok… Von mir aus.
Ohne Wurfgeschoss ging es also die Treppen hoch und auf die Tribüne, wo ich einen gut zentrierten Platz wählte - es war sogar noch ein bisschen Zeit bis zum Anpfiff. So konnte ich mir also noch etwas das Stadion ansehen. Im Grunde besteht es aus der gänzlich mit Sitzschalen ausgestatteten und überdachten Haupttribüne und der unüberdachten Gegentribüne, auf der die Gästefans ihre Stehplätze einnehmen. Hinter den beiden Toren stehen jeweils Leichtathletikanlagen und um das Feld führt eine Laufbahn. Im Gegensatz zum Olympiastadion führt die Laufbahn aber praktisch zu keinem Atmosphäreverlust, denn durch die relativ kleine Größe der Tribüne ist man stets ganz nah am Geschehen, egal wo man sitzt.
Das Spiel begann und es entwickelte sich ein unterhaltsamer Kampf, der zuerst den Cottbusern die Führung einbrachte. Diese konnten den Treffer wirklich gebrauchen, denn sie befanden sich zu dem Zeitpunkt in der recht unangenehmen Lage, nach dem Abstieg aus der dritten Liga zunächst auch in der Regionalliga auf den ganz großen Erfolg warten zu müssen und man musste viele teilweise echt unnötige Punktverluste hinnehmen.
Und so erhoffte man sich nun wohl, beim zuletzt etwas schwächelnden BAK endlich wieder einen Dreier einfahren zu können. Aber nichts da: Denn auf die Cottbuser Führung folgte der Berliner Ausgleich und darauf wiederum die Berliner Führung, nachdem Niklas Brandt einfach mal von rechts abgezogen hatte und den Cottbuser Torwart dabei überhaupt nicht gut aussehen gelassen hat. Die Zeit lief und lief und der Unmut der Cottbuser Fans wuchs mit jeder Minute immer weiter an. Auch ohne im Cottbuser Block gestanden zu haben, kann ich dies sehr wohl bezeugen, denn ich war nur so umringt von Cottbuser Fans. Sie waren wohl der Berliner Anhang der Energie, der die Haupttribüne der Fankurve vorzog - Kein Cottbuser Phänomen, sondern Normalität bei Heimspielen des BAK, der weder viele Fans noch überhaupt so etwas wie eine organisierte Fanszene auf seinen Tribünen weiß.
Es stand also 2:1 für den BAK und das Spiel wurde immer aggressiver und umkämpfter. Demzufolge wurde es auch immer hässlicher und das gefiel den Tribünencottbussern mal so gar nicht. Es folgte die Einwechslung des Berliner Stürmers Pierre Merkel und ich hörte prompt den (ironischen?) Ausruf “Merkel muss weg!” hinter mir - Ein Provinzialbrandenburger Reflex auf den Nachnamen “Merkel” oder doch nur ironisch ausgedrückter Frust? Keine Ahnung, jedenfalls musste der allgemeine Unmut um mich herum nicht mehr lange währen, denn Berkan Taz erzielte in der Nachspielzeit den lang ersehnten Ausgleichstreffer, der das Poststadion förmlich explodieren ließ. Es war das Tor zum Endstand doch letztendlich gab es trotz Punkteteilung einen Gewinner und einen Verlierer. Die Energie belohnte sich und ihre mitgereisten Fans mit einem Punkt, während der BAK, dem die letzte Saison ja eigentlich so leicht fiel, wieder nicht vom Fleck kam und noch tiefer im Tabellenmittelfeld versank.
Viel Zeit blieb mir nach dem Abpfiff dann nicht, denn ich musste mich nun nach Charlottenburg begeben, wo die von mir immer noch mit Skepsis betrachtete TeBe-Partie auf mich wartete.
Am Hauptbahnhof stieg ich in die S-Bahn Richtung Messe Süd, der Station, an der das “Mommse” liegt. An der Station angekommen, sah ich gleich einige Leute mit lila-weißen Schals um mich herum und das gab mir schon mal die Hoffnung, dass es vielleicht doch etwas mit der Stimmung werden könnte. Denn wenn sogar TeBe als Oberligist den Luxus genießt, echte Fans hinter sich zu wissen, müsste es ja gut werden. Schaltragen ist ja bekanntlich nicht bei jedem Verein auch gleich mit Stimmung machen verbunden, doch hier hatte ich selbstverständlich vollstes Vertrauen.
Nachdem das Ticket gekauft worden war, schritt ich die steinernen Stufen hinauf in den Stadioninenraum. Es ist jedes mal ein ergreifendes Gefühl, noch ein “echtes” Fußballstadion betreten zu dürfen, wo der Sport gelebt wird und Tradition und Fankultur im Zentrum stehen. Das Mommsenstadion ist eines dieser “echten” Stadien, die einen sofort in ihren Bann ziehen - mit seinen Stehtribünen, den Grasbüscheln zwischen den Steinplatten am Boden und der schon halb kaputten Anzeigetafel. Insgesamt ein recht roher Anblick, aber genau das liebt man ja bekanntlich als bekennender Fußballfan.
Diesmal nahm ich einen Stehplatz direkt unter der Haupttribüne ein, denn wenn man mal ehrlich zu sich selbst ist, ist Fußballgucken im Stehen dann doch das weitaus schönere Erlebnis. Der TeBe-Fanblock in der Kurve gegenüber war gut gefüllt und auch auf die Gästetribüne haben sich gut 50-60 Blau-Weiß 90er eingefunden, die mit Zaunfahnen und Tröten Präsenz zeigten.
Als die Mannschaften den Platz betraten, folgte erst mal eine Schweigeminute für den kürzlich verstorbenen Trainer Rudi Gutendorf, der es vollbrachte, in aller Welt Fußballmannschaften zu trainieren, zu denen einst auch mal Tennis Borussia Berlin zählte.
Danach ging es los und nach kurzer Fahnenchoreo im TeBe-Block rollte der Ball. Die Stimmung war entspannt und ich lernte gleich einige TeBe-Fangesänge bzw. -Rufe kennen. Das abwechselnde “Lila - Weiße” zwischen Haupt- und Gegentribüne sollte ich noch öfter an diesem Abend hören, doch besonders amüsiert hat mich der spontane Ausruf “HaHoHe, Eisern TeBe” eines TeBe-Fans unweit von mir. Was besseres habe ich schon lange nicht mehr gehört.
Zum Halbzeitpfiff stand es noch 0:0 und obwohl die Partie auch so schon ziemlich unterhaltsam gewesen war, erhoffte ich mir dann doch noch das ein oder andere Tor in Halbzeit zwei. Die vorherige Skepsis war mittlerweile gänzlich verflogen und ich realisierte langsam, wie geil Oberligafußball eigentlich sein kann.
Mit Bratwurst in der Hand ging es in die zweite Hälfte und meine Hoffnung wurde erfüllt: Nach 90 Minuten stand es 3:0 für TeBe und besonders der dritte Treffer ließ sich dabei sehen: Der Ball segelte fast von der Mittellinie ins BW90-Tor - und da soll mal einer sagen, in der Oberliga gäbe es keine echten Highlights zu bestaunen.
Alles in allem war es ein schönes Spiel mit schönen Spielzügen und viel Kampf. Es lief deutlich härter zu als in einer oberen deutschen Fußballliga und viele Momente, die hier problemlos durchgewunken wurden, hätten in der Bundesliga definitiv für reichlich Aufregung und Protest auf dem Platz gesorgt. Ich sage mal: Ein weiterer Punkt, der für fünftklassigen Fußball spricht.
Und so wusste ich am Ende des Tages, dass es nicht unbedingt Hochglanzfußball in modernen Fußballtempeln braucht, um ein echtes Fußballerlebnis zu schaffen. Eher im Gegenteil: Ein Stehplatz auf einem mit Gras bewachsenen Stück Steinboden kann schöner sein, als ein weicher Sitz im VIP-Bereich der Allianz-Arena. Und einer von nur knapp 1200 Zuschauern zu sein, von denen es aber 100% um das echte Erlebnis geht, kann schöner sein, als einer von 80.000 zu sein, von denen aber nur gut ein Drittel wegen der Atmosphäre, die so ein Fußballspiel verbreiten kann, gekommen sind.
Ich hoffe somit auf ein baldiges Wiedersehen mit dem BAK, TeBe und ihren schönen Stadien!
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frobiworld · 5 years ago
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Chiang Mai :-)
Chiang Mai... Endlich haben wir das gefunden, was wir uns kulturell von Thailand erhofft hatten. Insgesamt waren wir für 4 Nächte in dieser schönen Stadt.
Den ersten Tag verbrachten wir damit durch die Altstadt zu schländern und uns ganz entspannt einen Tempel nach dem nächsten anzuschauen - es gibt über 200 Stück und daher einiges zu bestaunen. Chiang Mai hat uns vom ersten Augenblick an in seinen Bann gezogen. Besonders die Altstadt ist sehr aufgeräumt, sauber, es riecht überall gut (vor allem nach leckerem Streetfood) und ist somit das extreme Kontrastprogramm zu Bangkok. Es gibt neben den unzähligen Tempeln aber natürlich auch noch andere Highlights hier. Gefühlt alle 5 Meter kommt man an super netten Coffee Shops und kleinen Straßenlokalen vorbei und es gibt haufenweise süß gestaltete Läden, welche wirklich schöne handgemachte Waren, Souveniers, etc. verkaufen. Somit war unser erster Tag in Chiang Mai von lauter positiven Eindrücken geprägt und wir freuten uns auf die nächsten Tage.
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An Tag 2 mieteten wir uns dann einen Motorroller (dieses Mal für 2 Tage) um in den an die Stadt grenzenden Nationalpark zu fahren. Nach den ersten paar Kilometern typisch asiatischem Kuddelmuddel-Stadtverkehr, löste es sich langsam etwas auf und wir fuhren in die Berge. Unser Ziel - der Doi Suthep Nationalpark mit dem Bhubing Palace (2. Residenz der Königsfamilie). Da es sich hierbei um ein königliches Anwesen handelte, war der Einlass in kurzer Hose untersagt. Jessi hatte natürlich wie immer ihren Sarong (Danke Claudia ;-)) dabei, da diese Regelung für Frauen sowieso in allen Tempelanlagen gilt. Bei Männern sind die Regularien allerdings nicht ganz so streng und Luca war bisher immer mit einer knielangen Hose durchgelassen worden - nicht aber diesen Mal. Die Einheimischen sind natürlich sehr geschäftstüchtig und somit war es ein leichtes vor Ort eine “wunderschöne” Stoffhose mit Elefantenprint für Luca zu erwerben - endlich einmal Hippie sein. Für die Stimmung war dieser Kauf aber keinesfalls schädlich, denn Jessi fand den Anblick zum Schießen und ist aus dem Lachen nicht mehr rausgekommen. Als wir dann endlich Zutritt zu dem Anwesen hatten, wurden wir mit einer wirklich schönen Anlage belohnt. Zu den Residenzen hat man zwar keinen Zutritt, dafür aber zu den Gärten und Parks. Besonders beeindruckt hat uns hier der Riesenbambus (wirklich unglaublich groß). Von hier aus sind wir dann noch ein Stück weiter zum Hmong Village gefahren - ausgewiesen als traditionelles thailändisches Dorf - naja... Dafür war das Umland umso schöner. Wir machten uns dann langsam wieder auf den Rückweg, und weil wir ja immer die Dinge etwas anders machen als alle anderen, hatten wir uns bein Hinweg (bergauf) entschieden die an der Strecke liegenden Aussichtspunkte, Wasserfälle und Tempel antizyklisch (also bergab) zu besuchen - hat super geklappt und es war nicht so überfüllt wie auf dem Hinweg :-)
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Tag 3 - und wieder düsen wir mit unseren Roller los - neues Ziel der Queen Sirikit Botanic Garden - Zwischenstopp: Polizeikontrolle. Erst hatten wir uns komplett verfahren und als wir dann endlich auf der richtigen Route waren, gerieten wir prompt in eine Polizeikontrolle. Mit uns zusammen wurden auch ein Paar aus Frankreich und Spanien rausgefischt und was sollen wir sagen, wir sind alle nicht gut aus der Sache rausgekommen... :-D. Man kann in Thailand nur 125cc Motorroller mieten (mit kleineren Maschinen würde man ja auch keinen Berg hochkommen) - Problem hier nur - wir haben dafür keinen Führerschein, sowie die meisten Thailand-Besucher. Anmieten kann man die Roller trotzdem problemlos. Der Polizei geht es bei der Kontrolle aber zum Glück nicht um die Fahrkünste, sondern primär darum Geld zu verdienen. Wir wurden dann als Erstes dazu aufgefordert 1000 Baht zu zahlen - hatten wir aber nicht dabei - haben wir auch so gesagt. Daraufhin wurde die Strafe dann ganz flexibel auf unser Budget angepasst und halbiert. Dies war gut für unsere Leidensgenossen, denn diese konnte man dann ja nicht tiefer in die Tasche greifen lassen. Leider muss man sagen, dass diese Aktion eine reine Touristenabzocke war, denn angehalten wurden keine Einheimischen (und hier fahren zum Teil Kinder).
Mit unserer für 24h neu erworbenen Fahrerlaubnis ging es also weiter Richtung Botanischem Garten. Auf dem Weg lagen sehr vielen Elefanten Retirement Center - welche natürlich alle gute Absichten hatten, wir uns aber über das genaue Tierwohl nicht so ganz sicher waren und uns daher gegen einen Besuch entschieden haben. Der Weg hat sich dann aber doch gelohnt und wir wurden mit einem großen, schön angelegtem Park belohnt und Luca hat sich sogar todesmutig auf den Baumwipfelpfad getraut.
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Am Abend erlebten wir in Chiang Mai dann eines unserer Thailand Highlights - die Saturday Night Walking Street. Hierbei werden mehrere Straßenzüge abgesperrt und ab spätem Nachmittag (meist bis Mitteernacht) kann man sich es hier an unzähligen Streetfood-Ständen schmecken lassen. Natürlich kann man auf dem Markt auch Kunsthandwerk, Stoffe und alles was das Herz sonst so begehrt erwerben - unser Fokus lag aber definitiv auf dem Essen :-) Es war großartig und wir haben viel probiert - nur an Insekten und Skorpione haben wir uns dann doch nicht getraut.
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Den Abreisetag haben wir dann wieder ganz entspannt gestaltet und sind einfach kreuz und quer durch die Altstadt gelaufen und haben dabei viele tolle Gassen und Orte entdeckt. Am späten Nachmittag ging es dann zu Fuß 5 km Richtung Busbahnhof, denn wir hatten uns Tickets für den Nachtbus nach Bangkok gekauft (und hierbei 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn neben dem günstigen Transport haben wir uns eine Hostelübernachtung gespart). Busfahren in Thailand ist defintiv zu empfehlen - und das sagen wir als erfahrene Flixbus-Profis. Das Platzangebot im Nachtbus sucht sicherlich Seinesgleichen, der Komfort war ebenfalls super (für die sehr holprige “Autobahn” kann der Busfahrer schließlich auch nichts). Zudem waren im Preis noch 1 Wasser und Snack pro Person inkludiert sowie eine Mahlzeit in einem einheimischen Lokal (hierfür wurden alle morgens um halb 2 jedoch recht unsaft aus dem Bus geschmissen :-D). Nach 10 wirklich erträglichen Stunden Fahrt (die meisten davon eh schlafend) sind wir dann wieder in Bangkok angekommen. Hier verbringen wir noch 1,5 Tage bis es am 21.01. weiter nach Melbourne geht. Der harte Kontrast zu Chiang Mai hat uns jedoch etwas umgehauen. Leider hat sich unser Gefühl vom Beginn der Reise nochmals bestätigt - wir werden mit Bangkok einfach nicht richtig warm. Die Stadt ist unglaublich dreckig und die Mentalität der Leute eine ganz andere als in CHiang Mai (auch wenn ein vergleich der beiden Städte auf Grund der schieren größe Bangkoks sicherlich nicht gaz gerecht wäre). Insgesamt waren es 2 super ereignisreiche Wochen mit wahnsinnig vielen positiven neuen Eindrücken. 
Jetzt freuen wir uns erstmal riesig auf Melborune.
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“Panorama Helsinki / Finland - Dom und Parlamentsplatz“ by  tap5a  
“Wir tun das nur für Fergus!” ist eine kurze Outlander Fan Fiction Geschichte und mein Beitrag zur Outlander Prompt Exchange (Prompt 3. Fake Beziehung AU: Jamie Fraser möchte seinen Pflegesohn Fergus formell adoptieren, aber sein Antrag wird wahrscheinlich nicht genehmigt werden … es sei denn, er ist verheiratet und/oder in einer festen Beziehung. Fügen Sie Claire Elizabeth Beauchamp (Randall?) zu dieser Geschichte hinzu.) @outlanderpromptexchange​
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Hinweis für den Leser:  In diesem Kapitel werden Abtreibung und ungewollte Kinderlosigkeit erwähnt. Sollten diese Themen bei Ihnen negative Gedanken o.ä. triggern, überspringen Sie es bitte.
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Kapitel 10: Dem 'Feind' begegnen (3) 
           Als Claire und Geillis wieder ins Wohnzimmer zurückkehrten, standen die beiden Männer vor dem Kamin. Zu Claires Überraschung streckte ihr Jamie seinen rechten Arm entgegen und als sie in seine Reichweite kam, zog er sie sogleich an sich. Er lächelte und küsste sie sanft auf ihre linke Schläfe.
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“Champagne glasses” by Myriams-Fotos
             "Es ist schön eine 'Männer-unter-sich-Zeit' zu haben, aber ohne unsere 'besseren Hälften' fehlt uns doch etwas, oder Dave?"
           Dave, der ebenfalls Geillis an sich gezogen und geküsst hatte, nickte Jamie zu. Geillis flüsterte Dave etwas ins Ohr, worauf dieser lächelte und ein lautes
           "Oh!" von sich gab.
           Jamie schaute ihn fragend an.
           "Gibt es irgendwelche Neuigkeiten, von denen ich noch nichts weiß?"
           Dave räusperte sich, immer noch lächelnd.
           "Nun, da Claire es bereits herausgefunden hat, sollten wir es vor Dir nicht geheim halten."
           "Ich höre," sagte Jamie und richtete seinen fragenden Blick nun zu Claire.
           Zu Claires, Jamies und wahrscheinlich auch zu Geillis Überraschung hörten sie Dave sagen:
           "Geillis und ich erwarten unser erstes Kind!"
           Es trat ein Moment überraschter Stille ein. Jamie war der erste, der seine Stimme wiederfand:
           "Dave! Geillis! Herzlichen Glückwunsch!"
           Fraser ging auf das Paar zu und schloss sie in eine leichte Umarmung ein.
           "Claire! Das müssen wir feiern!" rief er aus, als er sich kurz darauf von den Beglückwünschten wieder gelöst hatte.
           Ohne eine Reaktion seiner 'Verlobten' abzuwarten, sagte er dann:
           "Kommt, setzt Euch. Ich hole uns eine Flasche Champagner. Das muss doch gefeiert werden! Claire, nimm' doch bitte vier Champagnerschalen aus dem Schrank."
           Dann war er auch schon durch die Tür zum Esszimmer verschwunden. Während Dave und Geillis wieder auf einem der Sofas Platz nahmen, ging Claire zum Schrank und holte die gewünschten Gläser.
           Kurz darauf kam Jamie mit einem Champagnerkübel, aus dem eine Flasche "Moet & Chandon" ragte, zurück. Er zog die Flasche aus dem Eis und öffnete sie mit einem lauten Knall. Dann goss er allen ein. Anschließend hob er sein Glas und sagte:
           "Auf ein starkes und gesundes Kind! Und auf die glücklichen Eltern!"
           Sie prosteten einander zu und tranken. Dann setzten sie sich alle wieder und es entwickelte sich ein Gespräch über Kinder im Allgemeinen, dann über Geschwister (zu diesem Teil des Gesprächs steuerten Jamie und Dave etliche sehr lustige Anekdoten aus ihrer Kindheit bei) und natürlich fragten Dave und Geillis auch nach Fergus.
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“Brücke in Paris” by pierre9x6
           Als Jamie davon erzählte, wie er seinen Pflegesohn in Paris gefunden und welche Mühen es ihn gekostet hatte, das Kind nach Deutschland zu bringen, blühte er förmlich auf. Schon seit dem ersten Tag im Haus Fraser war Claire bewusst gewesen, wie sehr Jamie den Jungen liebte und es war ganz offensichtlich, dass er sich immer Kinder gewünscht hatte. Dann hörte sie, wie Jamie sagte:
           "Aber erst seitdem Claire sich um ihn kümmert, entwickelt sich Fergus immer besser. Es ist eine Freude ihn aufwachsen zu sehen. Man ist zeitlich so eingeschränkt, wenn man ein alleinerziehender Vater ist, der ein internationales Unternehmen führen muss. Ich bin so dankbar für Claires Unterstützung. Sie hat die Fähigkeit, seine Kreativität zu fördern, seinen Wissendurst in die richtigen Bahnen zu lenken - es ist einfach eine Freude, ihn aufwachsen zu sehen. Aber ohne sie wäre das alles nicht möglich."
           Claire, die bereits die ganze Zeit neben ihm saß und um deren Schultern er, als sei es die natürlichste Geste der Welt, seinen rechten Arm gelegt hatte, spürte, wie er sie noch näher an sich zog. Sie blickte zu ihm und dann sah sie ihn über das ganze Gesicht lächeln.
           Kurz vor Mitternacht brachen Dave und Geillis auf. Der Chauffeur erschien und gemeinsam mit Jamie hob er die 'Vase Nr. 4' samt den Protea Blumen in eine vorbereitete Holzkiste, die dann er mit einem kleinen Doppelstirnwandwagen zum Aufzug und von dort in die Garage zum Auto brachte. Jamie und Claire begleiteten die Gäste in die Halle und, nachdem sie ihre Mäntel angezogen hatten, zur Haustür. Nachdem sie einander noch einmal umarmt hatten, gingen Dave und Geillis zum Wagen, der bereits vor dem Haus vorgefahren war. Jamie und Claire blieben auf der obersten Stufe der kleinen Treppe stehen, die zum Hauseingang führte und winkten ihnen nach. Als der Wagen ihren Blicken entschwunden war, kehrten sie gemeinsam ins Haus zurück.
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“Protea” by nagra76
           "Entschuldige mich einen Moment, ich gehe nur kurz ...," sagte Jamie und deutete auf Tür des Gäste-WCs.
           Claire nickte und ging ihrerseits zurück ins Wohnzimmer. Dort räumte sie die Gläser und den Sektkübel vom Tisch und brachte alles zurück in die Küche. Dann nahm sie den flachen Schmuckkasten aus dem Schrank und setzte sich auf eines der Sofas. Während sie den Schmuck abnahm und ihn zurück in die Schatulle legte, musste sie kurz innehalten. Sie merkte, wie die Kraft, mit der sie sich seit dem Gespräch mit Geillis aufrecht gehalten hatte, immer mehr versiegte. Und dann konnte sie die Tränen einfach nicht mehr zurückhalten.            Gerade in diesem Moment kehrte auch Jamie ins Wohnzimmer zurück und er bemerkte sofort, dass es Claire nicht gut ging. Aber diesen Eindruck hatte er bereits seitdem die beiden Frauen ins Wohnzimmer zurückgekehrt waren. Als er seinen Arm ausgestreckt und Claire an sich gezogen hatte, hatte sie einen ihrer Arme um seinen Rücken und den anderen über seinen Bauch gelegt. Man hätte dies als eine Geste ansehen können, mit der sie deutlich machen wollte, dass er ihr gehörte. Doch Fraser hatte vielmehr den Eindruck gehabt, dass Claire das dringende Bedürfnis hatte, sich an ihm festzuhalten.
           Mit wenigen ausladenden Schritten eilte er zu ihr.
           "Claire, was ist? Geht es Dir nicht gut? Hat ... hat Dich dieser Abend überfordert? Habe ich etwas falsch gemacht?"
           Ohne es selbst bewusst zu bemerken, kniete er sich vor sie und ergriff ihre Hände, die gefaltet auf ihrem Schoß lagen.
           Claire löste ihre rechte Hand aus den seinen, legte sie auf Frasers Rechte und drückte sie:
           "Nein, Jamie, Du hast nichts falsch gemacht. Es hat überhaupt nichts mit Dir, Fergus, mit uns ... zu tun."
           Dann brach sie in heftiges Schluchzen aus und schlug sich beide Hände vors Gesicht. Jamie legte beide Arme um sie und zog sie an sich. So verharrten sie eine Weile, bis Claire sich wieder ein wenig beruhigt hatte.
           Sie griff nach dem Taschentusch, welches Jamie ihr entgegenhielt, wischte ihre Tränen ab und schnäuzte sich. Dann sagte sie:
           "Ich hatte bereits bei der Begrüßung in der Halle, den Eindruck, dass Geillis schwanger war. Gleich als ich ihr Kleid sah. Als wir dann oben  bei mir waren, habe ich meinen Verdacht ausgesprochen und sie hat es bestätigt."
           "Aber warum macht Dich das so ... traurig. Es ist doch eine tolle Sache, dass sie Nachwuchs bekommen," fragte Fraser verwundert.
           Claire sah ihn an und fragte sich, ob sie es ihm wirklich sagen sollte. Doch dann entschied sie sich dafür:
           "Es ist kein Wunschkind, Jamie. Es war nicht geplant und ... Geillis ..."
           "Will sie das Kind etwa ..."
           "Nein! Nein! Sie werden das Kind bekommen. Du hast ja gesehen, wie sehr Dave sich freut und wie stolz er ist, endlich Vater zu werden."
           Claire hielt einen Augenblick inne. Dann fuhr sie fort:
           "Geillis ... Geillis hat Angst, dass sie das Kind nicht lieben kann, weil sie sich eigentlich ihr Leben ohne Kinder vorgestallt hat. Sie hat Angst, dass sich das alles negativ auf ihre Beziehung zu Dave auswirkt."
           "Und das macht Dich so traurig. Ich verstehe."
           Jamies Gesichtsausdruck verdunkelte sich. Er sah zu Boden und nickte.
           "Nein," wandte Claire ein, "ich ... es ist ganz normal, dass sie momentan so durcheinander ist. Das geht vielen Frauen in einer solchen Situation so. Aber dabei muss es nicht bleiben. Ich habe als Krankenschwester viele Frauen gesehen, bei denen sich das mit der Zeit verändert hat und die bis heute wirklich gute, liebevolle  Mütter sind. Und natürlich werde ich versuchen, ihr zu helfen. Ich möchte mich im Verlauf der Woche mit ihr treffen und in Ruhe mit ihr reden. Dann werden wir weitersehen."
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“Taschentuch” by bloomingnakanishi
           Fraser sah sie verwundert an. Er hielt einen Augenblick inne. Es war ihm klar, dass die Frage, die er stellen wollte, bei Claire wahrscheinlich Schmerz auslösen würde, doch er musste wissen, was sie bewegte.
           "Aber, wenn sich das doch ändern kann, wenn Du ihr doch helfen kannst, Claire ... warum bist Du dann so traurig?"
           Und wie er es geahnt hatte, brach sich Claires Schmerz sofort Bahn:
           "Weil es so fürchterlich ungerecht ist! Es ist so ungerecht Jamie!"
           Aus Claires plötzlich weit aufgerissenen, roten Augen sah ihn die schiere Verzweiflung an. Er fühlte, wie sich ihre Hände unter den seinen geballt hatten und sie vor innerer Wut und Verzweiflung zitterte. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann strömte erneut eine Flut von Tränen über Claires Wangen und wieder wurde sie von einem tiefen Schluchzten geschüttelt. Jamie legte seine Arme um sie und zog sie an sich heran. In seinen Gedanken formte sich eine Ahnung, die er jedoch nicht auszusprechen wagte. Als Claire sich wieder etwas beruhigt und sich erneut die Tränen getrocknet hatte, sagte sie:
           "Es ist so ungerecht, Jamie. Warum bekommen Frauen, die keine Kinder möchten, Kinder und warum müssen sich Frauen, die nichts lieber wären als Mutter, damit abfinden, dass sie niemals Kinder haben werden?"
           Fraser schwieg. Was hätte er auch sagen können? Doch zum Sprechen hätte er auch kaum Gelegenheit gehabt, denn Claire fuhr sofort fort:
           "Jedes Jahr werden allein in diesem Land mehr als 130.000 Kinder abgetrieben. 130.000, das ist die Anzahl der Einwohner einer Stadt wie Heidelberg. Kannst Du Dir das vorstellen? Und nein! Ehe wir uns missverstehen, ich fälle kein Urteil über diese Frauen. Ich kenne die Einzelschicksale nicht, ich weiß nicht was sie bewegt, was sie durchmachen und ich nehme mir nicht das Recht heraus, über sie zu urteilen. In diesem Land gibt es viele Institutionen, die für sie eintreten und die sich um sie kümmern. Und das ist auch gut so, denn keine Frau sollte in einer solchen Situation allein sein. Aber für sie gibt es seit vielen Jahren Unterstützung. Aber ungewollt kinderlose Menschen haben kaum eine Lobby! Und dabei ist jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren in diesem Land ungewollt kinderlos! Jedes zehnte Paar, Jamie! Und was wird diesen Menschen geraten?  Na, wenn ihr selbst keine Kinder bekommen könnt, dann adoptiert doch! Das ist, was kinderlose Paare gesagt bekommen. Aber Dir brauche ich ja wohl kaum sagen, wie schwer das ist. Nicht nur als alleinstehender Mann! Selbst als Ehepaar! Selbst wenn der Mann einen überaus gut bezahlten, angesehenen Professorenposten hat und die Frau bereit ist, zu Hause zu bleiben! Selbst wenn das Ehepaar über ein eigenes Haus mit Garten und einen guten Leumund verfügt! Selbst dann kann es Jahre dauern! Warum fahren so viele Ehepaare in die ehemaligen Ostblockstaaten und adoptieren ein Kind aus einem russischen oder ukrainischen Waisenhaus? Und wenn man sich dann als Paar für eine ... für diese schreckliche, ... diese unendlich anstrengende ....  Fruchtbarkeitsbehandlung entscheidet, dann bekommt man auch erst seit 2012 dafür etwas finanzielle Unterstützung! Erst seit 2012!"
           Erneut quollen Claires Augen über vor Tränen, die sie sich mit dem großen Herrentaschentuch abwischte. Jamie schwieg derweil und betete innerlich um die richtigen Worte.
           "Ich habe es Dir nie erzählt, aber... mein verstorbener Mann, Frank, und ich, wir wünschten uns Kinder. Sehr sogar. Für Frank war es ganz besonders wichtig. Aber auch ich ... Das stand schon vor unserer Heirat fest. Das Haus, das wir kauften, als wir nach Berlin zogen, hatte zwei Kinderzimmer. Wir haben sie auch immer so genannt.  Viele Jahre haben wir es immer wieder versucht, mit allen Mitteln. Wir wollten es beide, doch ... Am Ende hat es unsere Ehe zerrissen. Frank ... er ... hat sich anderen Frauen zugewandt bis ... bis er eine gefunden hatte, mit der er eine Familie gründen wollte. Ich habe die Einzelheiten erst erfahren, als er schon verstorben war. Es war eine seiner Kolleginnen und ... nun ... es lief wohl bereits über einige Jahre. Kurz bevor er starb, hatte er den Entschluss gefasst, mich zu verlassen. Frank hatte schon alles in die Wege geleitet. Nur der Tod hat ihn daran gehindert, es in die Tat umzusetzen. Er wollte sich von mir scheiden lassen, um sie heiraten zu können. Frank hat es nie gesagt, aber ich kannte ihn gut genug. Es war klar, dass er diese Frau heiraten wollte, weil er hoffte, mit ihr endlich die Kinder zu bekommen. Kinder! Kinder, die ich ihm nicht schenken konnte."
           Wieder schwieg Claire einen Moment, dann brach es erneut aus ihr heraus:
           "In diesem Land bist Du nichts, wenn Du als Frau kinderlos bleibst. Ohne zu wissen, warum Du kinderlos bist, wird über Dich ein Urteil gefällt. Man wird als selbstsüchtig, egoistisch, verantwortungslos, weniger hilfsbereit, weniger reif und weniger glücklich angesehen. Und man fühlt sich selbst so ... unnatürlich, minderwertig, von der Norm abweichend, als sei man gar keine richtige Frau. Der soziale Druck ist enorm. Meine Eltern waren ja früh gestorben und auch Franks Eltern waren bereits tot. Daher gab es keine Großeltern, die uns immer wieder auf Enkelkinder angesprochen haben. Aber in unseren Kollegenkreisen kam die Frage natürlich immer wieder auf. 'Wollt Ihr denn keine Kinder?' - 'Wie lange wollt Ihr denn noch warten?' - Als ob das die Frage gewesen wäre!"
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“Leere Krippe” by congerdesign
           Auf Claires Gesicht wurde eine deutliche Verbitterung sichtbar.
           "Mein Onkel Lambert hätte nie solche Fragen gestellt. Aber auf seinem Gesicht habe ich es immer wieder gesehen. Wie gern hätte er 'Enkelkinder' gehabt. Wie gern hätte er gesehen, dass etwas von ihm, von den Beauchamps, weiterlebt. Frank und ich, wir haben es natürlich auch mit den medizinischen Methoden versucht. Man liest davon ja immer wieder in Zeitschriften und ... entsprechende Kinderwunschklinken machen ja auch entsprechend viel Werbung. Aber von den etwaigen Risiken, den Nebenwirkungen der hohen Hormongaben für eine Frau, oder von der sehr geringen Erfolgsquote, überhaupt schwanger zu werden, geschweige denn der Wahrscheinlichkeit ein Kind zu gebären, sprach niemand. Wir haben auch niemandem in unserem Freundes- oder Kollegenkreis von den künstlichen Zeugungsversuchen erzählt. Noch nicht einmal Geillis weiß es. Wer will auch schon Freunden oder Kollegen diese komplizierte und peinliche Prozedur erklären und dann dauernd Rede und Antwort stehen müssen? Wann es denn nun endlich soweit sei?! Zwei dieser und noch weitere zwei Versuche innerhalb der folgenden zwei Jahre schlugen fehl. Wir mussten schließlich einsehen, dass wir niemals Eltern werden konnten. Frank hat die Kinderzimmer dann in ein Gästezimmer und in eine ... Abstellkammer ... umgewidmet. Allerdings ... haben wir nach  .... kaum noch Gäste bekommen. Er war mehr und mehr in seiner Freizeit abwesend ... nun ja, später erfuhr ich dann, wo er war."
           Claire schnäuzte sich und Jamie sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten.
           "Es ist so ungerecht! Es ist so ungerecht!"
           Claires Stimme war heiser geworden, dennoch flossen die Worte weiter aus ihr heraus.
           "Stell' Dir vor, dass in Deiner Umgebung Frauen schwanger werden, die es gar nicht sein wollen und Du, Du bleibst kinderlos. Und das passiert nicht einmal oder zweimal, sondern viele Male. Und dann wirst von Deinem Mann deswegen verlassen. Zurückgelassen, wie ein ... kaputter, unnützer Gebrauchsgegenstand! ... Niemand denkt groß darüber nach, was Frauen wie ich durchmachen. Niemand! Wir haben keine Lobby. Hörst Du mich? Absolut keine Lobby! Hörst Du mich, Jamie?!"
           Jamie zog sie an sich und drückte ihren Kopf sanft an seine linke Schulter. Während Claires Schluchzten langsam versiegte, spürte er, wie ihre Tränen sein Hemd durchnässten. Dann sagte er leise, aber deutlich:
           "Ich höre Dich, Claire. Ich höre Dich, wirklich. Und ich weiß, wie es sich anfühlt. Glaube mir."
           Claire hob ihren Kopf und sah ihn verständnislos an.
           "Ich habe mir auch immer eine Familie gewünscht. Aber ich habe nie die richtige Frau gefunden. Und dann fand ich Fergus und es war ... wie ein Zeichen. Er ... er ist ein Geschenk. Ein wunderbares Geschenk. Ein kostbares Geschenk. Ich werde alles dafür tun ..."
           "Ja, er ist ein wunderbares Kind. Ein Racker, ein Schlingel, aber ein geliebter Racker," sagte sie, immer noch schluchtzend.
           "Und er liebt Dich, Claire. Er liebt Dich wirklich. Ich habe es Dir noch gar nicht erzählen können, aber weißt Du, was er mich an einem der Abende gefragt hat, an dem ich ihn allein zu Bett gebracht habe?"
           Claire schüttelte den Kopf.
           "Ich habe ihm aus dem Buch vorgelesen, dass ich ihm im Museumsdorf gekauft habe. Du erinnerst Dich:  'Ein Jahr im Mittelalter: Essen und Feiern, Reisen und Kämpfen, Herrschen und Strafen, Glauben und Lieben.' Unter dem Thema 'Lieben' geht es natürlich auch darum, wie man im Mittelalter geheiratet hat. Es wird gesagt, dass damals die Menschen viel früher heirateten als heute und Fergus fragte mich, wie alt man heute sein müsse, um heiraten zu können. Ich sagte ihm, dass man in der Regel ab dem 18.Lebensjahr heiraten könne. Er sah mich an und ich konnte fast sehen, wie sich die kleinen Räder in seinem Kopf drehten. Darum sagte ich ihm, dass er ja nun bald sieben Jahre alt werden würde und dass es dann nur noch elf Jahre dauern würde, bis er achtzehn sei. Er sagte nichts, schaute mich aber plötzlich ganz mürrisch an. Als ich fragte, was ihn so ärgerlich machte, antwortete er: 'Dann dauert es ja noch ewig, bis ich Claire heiraten kann!'"
           "Oh, nein!"
           "Doch, Claire!"
           Nun musste selbst Claire etwas lächeln.
           "Er liebt Dich, er würde Dich vom Fleck weg heiraten. Wenn er könnte."
           Wieder rollten Tränen Claires Wangen hinunter.
           "Ich habe ihn auch sehr lieb, Jamie. Ich bin ... so froh, dass Du ihn zu Dir genommen hast."
           Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und Jamie, der sich langsam von seinen Knien erhob, setzte sich neben sie.
           "Claire, ich habe Dich gehört, wirklich gehört und ich weiß auch, was es heißt, so zu fühlen. Nun bitte ich Dich, mir gut zuzuhören."
           Sie nickte.
           "Fergus liebt Dich, wirklich. Und ich, ich bin zutiefst dankbar, für alles, was Du für uns tust und ... Wir haben Dich beide sehr gern. Du bist für uns nicht eine Angestellte, Du bist ... unsere beste Freundin. Und  ... ich möchte, dass Du weißt, dass ... was immer nach diesen drei Jahren geschieht, wie immer Du Dich entscheidest. Du wirst immer einen Platz in unseren Herzen haben, Claire. Und Du wirst immer ein Zuhause bei uns haben. Immer."
           "Danke. Vielen Dank. Das ist ..."
           "Ganz selbstverständlich," beendete Fraser den Satz. Dann erhob er sich und reichte ihr die Hand:
           "Komm', ich bringe Dich hinauf."
           Claire griff seine Hand und ließ sich vorsichtig daran hinaufziehen.
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nikooktaetab · 4 years ago
Text
UD:1
Langsam kroch der Bus in eine weitere Kurve auf seinem Weg um den Blackwood Mountain herum; die Sonne stand bereits tief und die goldenen Strahlen brachen sich hier und da in den kalten Schwaden der Winterluft. 
Yunhee hatte den Kopf in der senftgelben Carhatt Mütze gegen die Scheibe gelehnt und genoss die leichte Vibration. Es hielt sie davon ab, mehr als notwendig nachzudenken und das Video, dass Jeongguk ihnen allen geschickt hatte, nochmal zu schauen. Inzwischen kannte sie die Message in- und auswendig. Er hatte sie eingeladen, auch diesen Winter zur Winterresidenz seines Vaters auf den Blackwood Mountain zu kommen, damit sie ausgelassen feiern konnten. Und das ein Jahr, nachdem seine beiden Schwestern bei eben diesem Zusammenkommen verschwunden waren…
Die Freunde waren nicht ganz unschuldig daran: Mina war damals ganz schön verknallt in Seokjin gewesen und sie hatten sie reingelegt, indem sie ihr eine angebliche Nachricht von ihrem Schwarm hinterlassen hatten. Daraufhin war sie zu Seokjin ins Zimmer gekommen und hatte tatsächlich angefangen, ihr verdammtes T-Shirt auszuziehen, während Taehyung und Jimin unter dem Bett lagen, Namjoon im Schrank stand und Eunsook hinter einer Kommode nicht an sich halten und lauthals gekichert hatte. Woraufhin Mina natürlich gekränkt und verzweifelt die Beine in die Hand genommen und das Anwesen verlassen hatte, um draußen in der Eiseskälte herum zu stolpern. Yunhee hatte sie warnen wollen, kam aber leider zu spät und dann war Momo ihr stinksauer nachgelaufen.
Das war das Letzte, was sie von Jeongguk’s Schwestern gesehen hatten. Wochenlange Sucharbeiten, Polizeiarbeit und Eigeninitiative hatten nichts genutzt - die beiden Mädchen waren wie vom Erdboden verschluckt… 
Jeongguk war daraufhin in ein Loch gefallen, der Freundeskreis war auseinander getrieben. Dass sie inzwischen unterschiedliche Colleges besuchten, half auch nicht gerade. Mit gerunzelter Stirn blickte Yunhee erneut auf ihren Screen, wischte mit einem Daumen geistesabwesend über das Standbild eines lächelnden Jeongguk’s. Er sah so unbeschwert aus, mehr noch, er sah gut aus. Etwas reifer vielleicht, aber nicht dünn und müde so wie damals. Als der Bus langsamer wurde, blickte sie sich um und kramte dann ihre Taschen zusammen, um bei der letzten Haltestelle auf dem Berg auszusteigen.
+
Jimin wartete schon seit einer Weile, aber die Kälte machte ihm nichts aus. Er hatte eine graue Mütze mit nordischen Mustern auf dem dunklen Schopf, die auf beiden Seiten über die Ohren ging und die kleinen Finger, die er aus den Ärmeln der Bomberjacke geschoben hatte, spielten mit den langen Bändeln. Als er knirschende Fußstapfen hörte, grinste er und versteckte sich rasch um der Ecke. 
Yunhee kam mit großen Schritten um die Ecke und trat unter den Unterschlupf der Seilbahn, die dicken Sohlen ihre Doc Martens bollerten laut auf der Holzveranda. Sie schüttelte bibbernd die weißen Ärmel ihres flauschigen, weißen Winterpullover’s, sodass ihre Hände darin verschwanden, und sah sich um: es wurde zunehmend dunkler, lediglich die Außenbeleuchtung ließ die Schatten des dichten Waldes ringsherum etwas weniger bedrohlich erscheinen. Es hatte leise zu schneien begonnen und ein langsamer, aber emsiger Wind heulte durch die Felsschluchten und wisperte im Geäst. Schaudernd wandte Yunhee sich zur Seite - und zuckte erschrocken zusammen, als zwei Hände sie fest an den Schultern packten.
Mit einem Japsen sah sich gegenüber von Park Jimin, dessen schmale Augen glitzernde Halbmonde bildeten; sein listiges Grinsen verwandelte sich gerade in helles Gelächter und Yunhee verdrehte die Augen und schlug ihm halbherzig vor die Brust.
“Hey Scherzkeks,lass den Scheiß!”
“Voll erwischt~ Lange nicht geseh’n, Yunhee”, grinste er und zwinkerte ihr zu, sie erwiderte das Lächeln ungezwungen und schüttelte leicht den Kopf.
“Allerdings. Schade, dass es zu so einem Anlass ist… Aber wir sollten das Beste daraus machen”, sinnierte sie beinahe in Gedanken, Jimin brummte zustimmend und sie gingen zur Tür und betraten den Raum, in dem sie die Gondel leicht schwankend erwartete. Jimin, ganz der Gentleman, lud Yunhee’s Gepäck für sie ein bevor er den Start Knopf drückte und zu ihr in die Gondel sprang. Die leicht schwankte, Yunhee schnalzte genervt mit der Zunge doch Jimin wackelte nur verspielt mit den Augenbrauen und rückte so nahe, dass er mit der Schulter gegen sie stieß. Eine Weile weideten sie sich an dem Ausblick den Berg hinunter, der sich ihnen im schwachen Licht der untergehenden Sonne zeigte. Dann wandte Yunhee sich wieder dem Jüngeren zu und musterte ihn von der Seite:
“Hast du Kontakt zu Guk? Also, regelmäßig?”, fragte sie vorsichtig, Jimin blickte weiterhin nach draußen und sein unbeschwertes Gesicht wurde etwas ernster; er kratzte sich am Kinn und stieß Luft aus der Nase aus.
“Mh, nicht wirklich. Er sagt immer, es geht ihm gut, ‘s ist ziemlich schwer, an ihn ranzukommen, weißte? Wir sind keine Nachbarn mehr, wie früher…”
Yunhee blinzelte, als die Gondel in einer Brise leicht schwankte, und sah hinauf auf die Bergspitze, hinunter auf die eingeschneiten Baumkronen.
“Das stimmt wohl. In dem Video wirkte er so… happy. Merkwürdig, irgendwie.”, murmelte sie, Jimin winkte ab. 
“So sind wir Männer nunmal, wir erzählen euch halt nicht immer direkt, wie’s uns geht”, meinte Jimin gespielt heroisch und tat so, als würde er sich eine unsichtbare Träne aus dem Augenwinkel, Yunhee stieß ihn kichernd mit der Schulter an.
“Du hast dich wirklich nicht verändert, oder, Jiminie?”
“Ich bin gewachsen!”, protestierte Jimin und sprang auf, die Gondel, die gerade auf der Spitze des Berges in der Ankunftshalle zum Stehen kam, sorgte für einen raschen Sturz auf die gegenüberliegende Bank und Yunhee musste laut heraus lachen, bevor sie ihm eine helfende Hand entgegen streckte.
“Das ist auch bitter nötig! Noch ein Jahr und ich bin größer als du”, kicherte sie und ließ zu, dass Jimin auch dieses Mal ihre Reisetasche trug. Er schnaufte nur missmutig und ließ dann beinahe alles fallen, als auf der anderen Seite der Türe eine dunkle Gestalt aus den Büschen auf die Veranda sprang.
“WUAAAH?!”
“Alter!”, keuchte Jimin und stolperte über die Reisetasche, die er prompt hatte fallen lassen, und fast in Seokjin’s Arme. Der quietschend lachte und einmal in die Hände klatschte; er war mit seiner grellen, weißen Fila Winterjacke eigentlich gut zu sehen - und auf der anderen Seite ging er in dem dichten Schneegestöber, das hier oben auf dem Berg tobte, unter.
“Jiminie, so schreckhaft wie eh und je! Und Yunhee, die nicht mit der Wimper zuckt - na, wie geht’s?”, grinste der Älteste und strich sich das dunkle Haar aus der Stirn. Hinter ihm kämpfte sich eine giggelnde Eunsook aus dem Geäst, auch sie trug einen hellen Winterparka und dunkle, eng anliegende Lederhosen und Schneestiefel im Inuit-Look. 
“Ihr hättet eure Gesichter sehen sollen!”, prustete sie und zog Yunhee unfreiwillig in eine halsbrecherische Umarmung.
“Hiii~”, zwitscherte sie und Yunhee blinzelte über die Schulter der Größeren Jimin irritiert zu.
“Uhm, hey!”, antwortete sie dann luftleer und grinste verkniffen, winkte auch Seokjin zu.
“Alles gut bei mir. Bei euch so?” Das Alles kam ihr zunehmend erzwungener vor und sie freute sich jetzt schon über ein heißes Bad. 
Eunsook grinste und biss sich auf die Unterlippe und stieß Seokjin mit der Schulter an, der mit einem gewinnenden Lächeln nach ihrer Hand griff und ihre verschlungenen Finger in die Luft hielt.
“Bei uns ist alles sowas von klar”, meinte er und Eunsook kicherte ziemlich verliebt. Und albern. Yunhee’s Grinsen fühlte sich nun tatsächlich an wie ein mittelschwerer Wangenkrampf.
“Jin und Sookie, na sowas! Dann wird das nichts mit mir, dir und der Hütte im Wald, liebste Yunhee…”, seufzte Jimin gespielt traurig und presste sich theatralisch eine Hand vor die Brust. Yunhee stöhnte und massierte sich die Stirn, Eunsook musste lachen und schlug Jimin auf die Schulter. “Hast du’s immer noch nicht aufgegeben! Einige Dinge ändern sich wohl nie…”, mutmaßte sie augenrollend und sorgte dafür, dass Jimin’s Ohren rot wurden. Yunhee schulterte rasch ihren Rucksack und deutete mit dem Kinn zu dem gusseisernen Tor, dass sie sacht im Wind quietschend erwartete. 
“Vielleicht sollten wir die Wiedersehensfreude auf drinnen verschieben - es wird nämlich nicht wärmer…”
Die anderen stapften ihr zustimmend hinterher.
+
Beim Winterhaus der Washington’s angekommen erwartete man die vier bereits: Taehyung saß, eine ähnliche Mütze wie Jimin, einen Wintermantel, der im Schnee schleifte und einen gigantischen Schal bis ins Gesicht gezogen auf der untersten Treppenstufe. Jeongguk kam gerade breit grinsend die Stufen herunter und winkte ihnen mit seinen Muskelbepackten Armen, in Flannel und Daunenjacke, entgegen.
“Das neue Traumpaar, mein Bester und Yunhee - was geht ab?”, rief er enthusiastisch; er schien von innen heraus zu strahlen. Er hatte das lange Deckhaar zu einem kleinen Knoten zurück gebunden, sein Gesicht war etwas kantiger und er schien nicht erst seit Kurzem Kraftsport zu treiben. Taehyung war zwar ein Stück größer, sah aber beinahe schmächtig neben dem wie ausgewechselten Jeongguk aus.
Man könnte meinen, dass er seine Schwestern nie auf unerklärliche aber schreckliche Art und Weise verloren und sich selbst nie aufgegeben hatte; sein äußeres Erscheinungsbild und sein Verhalten ließen eher auf das Gegenteil schließen. 
Eunsook und Seokjin warfen sich einen Blick zu, bevor Seokjin den Jüngeren in eine halsbrecherische Umarmung zerrte. “Jo, JK, wie geht’s dir, Kleiner? Gut siehst du aus!”, rief er und zog dann Eunsook an seine Brust, die sich kichern festklammerte: “Und das hast du wunderbar in Worte gefasst… Das neue, das einzig wahre, das bezaubernde Traumpaar! Keiner von euch wird vor der Süße unserer Liebe sicher sein-”
“-EURGH!”, machte Taehyung lautstark und simulierte täuschend echt einen Kotzanfall, Jimin stieß ihn prustend mit dem Fuß an und die beiden gaben sich kichernd einen Highfive, Yunhee verdrehte grinsend die Augen und ließ sich dann von Jeongguk in eine liebevolle Umarmung ziehen.
Er fühlte sich an wie vor einem Jahr, vielleicht etwas größer und breiter. Doch seine Arme fanden ihre kleine Gestalt sicher und warm, er drückte leicht und seine breiten Hände streichelten sanft den Rücken, während er leise summte und die Vibration in seiner Kehle in ihren Ohren klingelte. Seine Hände glitten an ihren Armen herunter und hielten ihre Hände ein wenig länger fest, als notwendig, während sie sich anlächelten. 
Er war immer noch Jeon Jeongguk, der warmherzige, sanftmütige und sensible Jüngste der Gruppe.
Und doch irgendwie ein vollig Anderer…
“Hey Bro, alles fit?”, unterbrach Jimin den kostbaren Moment und schob sich vor Yunhee, um Jeongguk zu umarmen und ihn ein wenig wegzudrängen. Verlegen strich sich Yunhee die Fischzöpfe wieder ordentlich über die Schultern und gesellte sich zu den anderen dreien, während Jimin und Jeongguk ein paar private Worte wechselten. So ganz unter Bro’s, nahm sie an.
“Hallo Yunhee, wie geht es dir?”, fragte Taehyung von seinem Platz auf der Treppenstufe und bekam es wie immer hin, sich durch merkwürdige Betonung und einen intensiven Blick als besonderer Vertreter seiner Art darzustellen. Sie wusste, dass seine Frage ernst gemeint war und sie ihm hier und jetzt von ihrem ganzen, letzten Jahr Bericht erstatten könnte und er ihr tatsächlich zuhören würde - allerdings beließ sie es nur allzu gern bei einem “Danke, ganz gut! Und dir?”
Taehyung legte den Kopf leicht schief und die großen, dunklen Augen unter den dichten Locken sahen sich verstohlen um.
“Ach, eigentlich auch ganz gut. Es ist ein wenig seltsam, wieder hier zu sein, findet ihr nicht? Unheimlich”, schloss er mit hohler Stimme und die anderen drei sahen sich ebenfalls um. Seokjin schnaubte belustigt, als Eunsook sich etwas enger an ihn presste, und verpasste ihr einen sanften Stirnstüber.
“Mach uns keine Angst, Taehyungie! Wir sind hier, weil Jeongguk sich ein chilliges Wochenende wünscht - nicht, um die Vergangenheit auszugraben…”
Yunhee presste die Lippen zusammen und würde ihm nur zu gerne zustimmen. Doch auch sie kam nicht ohnehin, die ganze Situation als etwas merkwürdig zu empfinden. Vor Allem merkwürdig erzwungen und gestellt…
“Du bist der Beste, Jiminie! Komm, ich helf dir rein”, sagte Jeongguk gerade laut, die beiden liefen auf die Seite des Hauses. Yunhee runzelte die Stirn und wandte sich Taehyung zu: “Was haben die beiden vor?”
“Goo hat den Schlüssel wohl verlegt”, antwortete Taehyung dumpf aus seinem Schal heraus und rieb die Hände fröstelnd aneinander. Yunhee warf Seokjin einen Blick zu, der ihn mit einer gehobenen Braue erwiderte. Eine stumme Zustimmung: Ja, das war schon ein wenig seltsam.
Inzwischen war aus dem sanften Schneefall ein kleiner Schneesturm geworden; der Mond kämpfte sich immer mal wieder durch die Wolken und warf sein bläuliches Licht in die Dunkelheit der Tannen und Felsen um sie herum. Die goldene Außenbeleuchtung des Hauses wirkte dagegen trostspendend und sie konnten es kaum erwarten, die Wärme endlich zu betreten. 
Plötzlich polterte es und ein hohles Heulen war zu hören; verstört sprang Taehyung auf und Eunsook zuckte mit einem Quietschen zusammen. Seokjin zeigte lachend auf das kleine Fenster in der Eingangstüre, Jimin hatte von innen sein Gesicht dagegen gepresst und schnitt eine hanebüchene Grimasse mit nach oben gezogenen Augenbrauen, aufgerissenen Augen und einem weit geöffneten, verzogenen Mund. 
“Mach schon auf, Scherzkeks!”, lachte Jeongguk und Jimin lachte ebenfalls und das Schloss klackte, als er die Tür öffnete und sie endlich ins Trockene ließ.
+
Jeongguk hatte gerade den Kamin angefeuert, Yunhee im Keller den Boiler und Seokjin und Eunsook hatten sich auf der Couch tatsächlich noch nicht bei lebendigem Leibe gefressen, als es erneut an der Tür klopfte und Hoseok in einem khakifarbenen Parka herein hüpfte. Er schob die Kapuze mit Fell vom hellbraunen, vom Schnee leicht gewellten Schopf und strahlte mit ausgebreiteten Armen in die Runde:
“Hellooo friends~”, röhrte er und wackelte mit den Hüften, dann mit dem Oberkörper und sprang schließlich lachend Jeongguk in die Arme, hob das Muskelpaket leicht an und schwenkte ihn einmal herum. Der Jüngste musste atemlos lachen.
“Jo Hobi!” 
“Oh WOW, da is’ aber jemand am LIFTEN, holy shit!”, rief Hobi aus und ließ Jeongguk herunter, presste die Hände auf den Bauch des Anderen und riss überrascht den Mund auf, blickte in die Runde.
“Unser Baby wird erwachsen!” 
Die Anderen mussten lachen und Hoseok schälte sich aus seiner Jacke und begrüßte lautstark die Anderen, während ein Weiterer das Haus betrat und die Tür hinter sich schloss und verriegelte. 
Namjoon schob sich etwas atemlos ebenfalls die Kapuze der Daunenjacke vom Schopf, zerrte seine Fischermütze direkt ab und fuhr sich durch das blond gefärbte Deckhaar. Er lächelte Jeongguk an und als dieser ihm eine Fistbump geben wollte, zog der Ältere ihn in eine unbeholfene aber erntgemeinte Umarmung. Dann drehte er sich um - und sah Eunsook, die langen Beine seitlich über Seokjin’s, auf der Couch neben Taehyung sitzend. Er verzog den Mund und die Brauen nach oben.
“Look who it is!”, murmelte er und stieg langsam die Treppenstufen herunter. Dann sagte er, etwas lauter: “He Jin, neuerdings mit dem Betthüpfer unterwegs?”
Eunsook wandte das grinsende Gesicht von Hoseok ab und warf Namjoon einen blasierten, überheblichen Blick zu und zog langsam ihre Beine zurück, stand auf und verlagerte das Gewicht auf ein Bein, verschränkte die Arme.
“Deine Beleidigungen kannst du dir sonst wohin stecken, Misogyn. Ich date nicht mehr oder weniger als du oder andere Kerle, also spar dir den Atem in der Hinsicht!”, zischte sie und warf sich einen dunklen Flechtzopf über die Schulter. Namjoon zog die Brauen noch höher und reckte die Nase, schob die Hände in die Taschen und hob die Schultern in einer gespielt abwehrenden Geste, während er in einem Halbkreis um sie herum schlenderte.
“Hey, ich mein ja nur! Jin ist zu kostbar, um als Fußabtreter zu enden - und das tut bei dir ja früher oder später jeder…”, schloss er abwertend, Eunsook drehte sich um, um Namjoon anfunkeln zu können und wies mit dem Kinn auf ihren Freund, der die beiden leicht amüsiert beobachtete.
“Willst du damit sagen, dass dein ach so guter Freund zu dumm ist, um mich durchschauen zu können, sollte ich sowas vorhaben? Du hältst ja viel von deinen Freunden, Streber…”
“Ich halte mehr von Ratten in der Gosse als von dir und mein 1.0 Schnitt bringt mir mehr als jede Menge an Eyeliner, die du dir um die Augen schmieren musst, Puppe”, knurrte Namjoon nun offensichtlich in Fahrt. Eunsook’s Augen blitzten auf und sie stieß ein schrilles, falsches Lachen aus und stemmte die Hände in die Hüften.
“Es gibt halt Leute, die haben Looks und ein Brain - aber zu denen gehörst du bestimmt nicht, Quasimodo!”
“LEUTE”, rief Jeongguk da vom Kamin aus, sodass sie alle zusammenzuckten, außer Namjoon und Eunsook, die sich nach wie vor taxierten wie zwei Wölfe vor dem Kampf, “hört auf mit dem Scheiß! Wir sind nicht hier, damit ihr euch den Kopf abreißen könnt, okay?”
Nun lenkte Namjoon ein, er wandte sich mit einem genervten Schnauben um und nickte Jeongguk beschwichtigend zu, dessen Nackenmuskulatur sich sichtlich entspannte. 
“Wir sind hier, damit wir einfach nur Spaß haben können - so wie jedes verdammte Jahr! Einfach mal ohne Eltern, ohne Regeln… Ich will, dass es genauso ist wie immer”, schloss Jeongguk und in den dunklen Augen lag beinahe etwas Drohendes. Yunhee, die an einem Holzpfeiler ein Stück weiter lehnte, betrachtete sein Profil und die dunklen Augen. Wie groß seine Iris war, obwohl er direkt neben dem Feuer stand und es hell war… Ihr Bauch rumorte vorsichtig. Sie ignorierte es. 
“Okay, okay - JK hat Recht! Deswegen pennen meine Kampfschnecke und ich auch in der Hütte. Bis morgen dann, wehe es steht kein Frühstück bereit~”, kicherte Seokjin und ließ sich von Eunsook hochziehen, die Namjoon ein letztes Mal die Zunge rausstreckte, als sie an ihm vorbei stolzierte. Missmutig ignorierte er es, während Seokjin nur augenverdrehend grinste und seinem Kumpel im Vorbeigehen eine Faust auf den Oberarm schlug. 
Ein kurzer Schwall kalte Luft, ein fauchender Wind und ein paar Schneeflocken später waren die beiden aus der Tür getreten und verschwunden. Namjoon’s Schultern entspannten sich, er griff nach seiner Jacke, seinem Rucksack - und sah sich dann zerstreut um. Bevor er herzhaft fluchte und sich zu Hoseok umdrehte.
Der saß bereits bequem mit dem Handy in der Hand neben Taehyung auf dem Sofa und schüttelte langsam mit verzweifeltem Gesichtsausdruck den Kopf. 
“Oh nein, Joonie, bitte sag’s nicht!”
“Dann sag ich’s halt nicht. Kommste trotzdem mit?”
Taehyung blickte von einem zum anderen: “Was… ist denn los?”
“Namjoon hat mit Sicherheit seine Tasche vergessen, das ist los”, mutmaßte Jimin mit einem breiten Grinsen vom Kühlschrank, aus dem er gerade ein Bier fischte. Namjoon’s Blick verdüsterte sich ein wenig und er kratzte sich im Nacken, bevor er seine Fischermütze wieder aufsetzte. 
“Das hört sich nach ihm an. Dann bis gleich, beeilt euch, der Schnee wird nicht weniger”, kicherte Jeongguk und nahm Jimin sein Bier weg, um es in einem Zug halb auszutrinken. 
“Hast du Angst im Dunkeln, oder warum muss ich mitkommen?”, protestierte Hoseok lautstark, zog sich aber bereits seinen Parka wieder an.
“DU hast Angst im Dunkeln, aber ICH lieg schneller auf der Fresse, als du schreien kannst!”, knurrte Namjoon und winkte seinen Kumpel hinter sich her. 
Erneut wurde kalte Winterluft hinein gepustet, bevor die Tür sich wieder schloss und die beiden meckernd und zankend die hölzerne Treppe heruntersteigen. 
Jimin ließ sich mit einem neuen Bier kichernd neben Taehyung fallen und reichte auch ihm eine Flasche, Jeongguk warf ihnen die Fernbedienung zu dem großen Surround System zu. 
“Hier, Taetae, spiel mal DJ - das kannst du doch am Besten!”
Yunhee stieß sich mit einem Seufzen von der Holzsäule ab und griff nach ihrer Tasche.
“Alles klar, guys, viel Spaß erstmal - ich blockier das Bad im ersten Stock!”
“Oh nein, nicht das mit dem Whirpool!”, rief Jimin ihr verspielt hinterher und kicherte, Jeongguk und Taehyung verdrehten stöhnend die Augen. Yunhee schüttelte nur grinsend den Kopf und schloss die schwere Tür hinter sich.
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neinjaerledigtlos · 6 years ago
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Eine Kathedrale im Weltraum | Die Geschichte des besten Alien-Films, den es nie gab.
Vincent Ward stand mitten auf einer Autobahn, als ihm die Idee seines Lebens kam. „Ich hatte gerade eine der mittelalterlichen Festungsstädte besucht“, versucht sich der Filmemacher und Künstler zu erinnern. Denn es ist schon viele Jahre her, dass er als Rucksacktourist durch Deutschland gewandert war; etwas, das ihn zutiefst beeindruckt hatte, denn der Neuseeländer war seit jeher von der Kunst, Kultur und Historie Mitteleuropas fasziniert. „Es war irgend eine Stadt, die mit einem 'W' begann“, kramt Ward weiter in seiner Erinnerung. „Mir schwebte immer noch diese mittelalterliche Welt im Kopf herum. Dann versuchte ich mit meinem dicken Rucksack diese Schnellstraße zu überqueren.“  Dumm, naiv und wie ein Roboter sei er auf den Asphaltstreifen gewandert. Die Autos habe er erst gar nicht bemerkt. Erst als er auf der mittleren Spur stand habe er realisiert, wo er war. Da schossen schon längst links und rechts PKW und LKW an ihm vorbei. Er konnte weder vor noch zurück. „Ich steckte fest wie ein Kuh in einem Käfig“, lacht er.  „Plötzlich fragte ich mich, wie es jemandem gehen würde, der vom 14ten Jahrhundert ins 20te Jahrhundert geschmissen wird.“ Denn schließlich schaffte er selbst es letztlich nur mit Ach und Krach auf die andere Seite – ohne angefahren oder verletzt zu werden.
Es klingt so und ist auch so: Vincent Ward ist das, was man im allerbesten Sinne, einen Exzentriker nennen könnte. Aufgewachsen auf einer Farm nahe Wellington in Neuseeland hatte er seine Jugend mehrheitlich alleine verbracht und, wie er selbst gerne sagt, „einfach nichts anständiges“ gelernt. Wohl gerade deshalb entschied er sich, unbedarft wie er war, Mitte der 1980er einfach mal einen Film zu drehen, der von der bizarren Erfahrung auf der deutschen Autobahn inspiriert war: The Navigator: An Odyssey Across Time. Verpackt in stille, träumerische und sphärische Bilderwelten erzählt diese Abenteuergeschichte, wie eine Gruppe keltischer Dörfler aus dem 14ten Jahrhundert, angeführt von einem hellsichtigen Mönchsjungen, durch eine Höhle in die moderne Welt der 1980er Jahre gelangt. Die Produktion war schwierig und aufwendiger als von Ward angedacht. Durch eine Steuerreform in Neuseeland verlor der Möchtegernregisseur kurz vor dem Dreh mehrere Investoren und Förderbeträge. Als Kulissen hatte er sich schwer zugängliche Berghänge ausgesucht, die den Transport von Ausrüstung und Crew zu einem Kraftakt machten. Und natürlich half es nicht gerade, dass er eigentlich keine Ahnung davon hatte, was er sich da eigentlich aufgehalst hat.
Gleich mehrmals drohte The Navigator über diese und anderen Herausforderungen eingestampft zu werden. Aber Ward blieb stur und zog das Projekt durch. Weil: Er hatte keinen anderen Plan, als diesen Film zu drehen, der es dann 1988 tatsächlich in die Kinos schaffte – und in Neuseeland und Europa prompt zahlreiche Preise einfuhr. In den USA hingegen fand das elegische Debütwerk hingegen kaum Beachtung. Daher grenzt es fast schon ein Wunder, dass der Hollywood-Produzent Walter Hill eines Abend in ein kleines New Yorker Kino stolperte, in dem The Navigator lief. Und was er da sah, das packte in und ließ ihn nicht mehr los. „Du solltest dir das unbedingt anschauen“, befahl Hill seinem Kollegen David Giler. Denn Hill glaubte, endlich den Mann gefunden zu haben, der den Film realisieren könnte, der ihnen seit zwei Jahren brutalstes Kopfzerbrechen bereitete: Alien 3.
Sternenbiest
Es war ein Überraschungserfolg, den so niemand kommen gesehen hatte. Mitte der 1970er hatte der Special-Effects-Amateur Dan O'Bannon auf einer alten Schreibmaschine angefangen, ein Drehbuch weiterzuschreiben, dass er Jahre zuvor begonnen hatte. Zu dieser Zeit war O'Bannon vollkommen pleite und schlief auf der Couch seines Freundes Ron Shusett. Die Geschichte um einen Weltraumfrachter, einen mysteriösen Planetoiden und eine geheimnisvolle „außerirdische Wesenheit“ war für ihn die einzige Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Aus dem zunächst There’s Someting On Our Spaceship, dann Star Beast getauften Skript (Anm. Gerne wird gesagt, auch They Bite und Omnivore wären frühere Titel gewesen, aber das stimmt. Nicht They Bite und Omnivore waren Titel eines anderen Skripts, das er 1975 und weit vor Alien geschrieben hatte aber als spiritueller Vorläufer betrachtet werden kann)  wurde binnen mehrerer Monate ein Drehbuch, das auf dem Tisch von Hill und Giler landete, den Gründern des kleinen Produktionsstudios Brandywine Productions. Sie erkannten darin Stoff für einen netten B-Movie-Horror-Slasher, der sich aber mit einiger Nacharbeit und dem richtigen Regisseur zu einem Hit machen ließe: Alien. Letzterer wurde Ridley Scott, der den Film 1979 mit der Jungschauspielerin Sigourney Weaver in der Hauptrolle in die Kinos brachte – und nachhaltig beeindruckte. Vor allem das Titel-gebende Alien-Wesen, das Xenomorph des Schweizer Künstlers H.R. Giger, sorgte dafür, dass der Film den Zuschauern lange in Erinnerung blieb.
Sieben Jahre später folge dann mit Aliens von James Cameron ein gänzlich verschieden gearteter Nachfolger. Denn der schrieb Ripleys Geschichte nicht als Science-Fiction-Horror fort, sondern als ein vom Vietnam-Konflikt und dem Klima des Kalten Krieges inspirierter Kriegsfilm. Als Basis diente Cameron ein altes Skript namens Mother, von dem er nicht glaubte, dass er es niemals verfilmen könnte, und Rambo, dessen Drehbuch er Parallel textete. Letztlich genossen Alien und Aliens gleichsam Kultstatus – ließen Fans lange darüber streiten, welcher der bessere Alien-Film ist – und hatten dem Studio 20th Century Fox einen guten Kassensturz beschert. Sie hatten das Zehn- und Zwanzigfache ihrer Produktionskosten eingespielt. Daher gab es ein Drängen, die Alien-Reihe fortzuführen und bestenfalls auch die Geschichte um Ripley abzuschließen, deren Darstellerin mittlerweile große Berühmtheit erlangt hatte und drohte, höhere Gagen zu fordern, als es dem Studio lieb war. Dazu: Der Abschluss einer Trilogie vermarktet sich immer gut.
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Das seit Anbeginn mit der Alien-Saga befasste Produzenten-Duo Walter Hill und David Giler sollte also einen kreativen und eindrucksvollen Schlussakkord finden. Mindestens so spektakulär und überraschend wie Cameron das Original fortgesetzt hatte: Eine neue Kulisse, ein neuer Genre-Einschlag aber mit dem Xenomorph als bedrohlichen Star. Cameron, wie er selbst später sagte, habe zwar eine Idee für einen dritten Alien-Teil gehabt aber nicht zur Verfügung gestanden – „selbst wenn das Geld gestimmt hätte“. Daher sponnen Hill und Giler selbst an Ideen. Schließlich waren sie erfahrene Autoren und hatten ihren guten Teil dazu beigetragen, das ursprünglich von Dan O’Bannon verfasste Drehbuch in Form zu bringen. Den beiden spukten unter anderem Bilder davon im Kopf herum, wie Ellen Ripley und Newt eine neues Xenomorphwesen durch eine Blade-Runner-artige Metropole eines fremden Planeten jagen. Oder wie ein riesiges Xenomorph-Monster das futuristische New York City zerstört. Aber für diese Ideen konnten sie sich selbst nicht mal richtig begeistern.
Daher wandten sich Hill und Gilter, die zeitweise mit der Idee eines auf zwei Filme aufgeteilten Alien 3 spielten, an den gerade hoch gehandelten Neuromancer-Autor William Gibson. Denn dessen düstere, dreckige und pessimistische Cyberpunk-Ästhetik sei das, was Alien jetzt gut gebrauchen könne. Bis zum Frühjahr 1988 verfasste der Autor auf Basis einer 16seitigen Ideensammlung der beiden Produzenten eine überdrehte Science-Fiction-Parabel auf den kalten Krieg, die er selbst als „den Versuch eines Romanautors“ bezeichnete, der „im Kino Halt gewinnen will.“ Eine Weltraum-Sozialisten-Republik mit einer riesigen Raumstation, genetische Experimente und ein Alien-Virus kommen vor, das aus infizierten Menschen und Affen fertig ausgewachsene Xenomorph platzen lässt. Aber „wirklich gut war das nicht“, sagt Gibson heute selbst – obschon es seine Idee mittlerweile zu einer Comic-Umsetzung gebracht hat. Zu wuchtig, chaotisch, opulent und teuer wäre seine Vision gewesen, urteilten zudem Hill und Giler, die aber nicht sofort aufgeben wollten. Erst mehrfaches und ziemlich widerwilliges Eindampfen des Drehbuchs und ein Autorenstreik beendeten die Zusammenarbeit.
Der gerade mit Nightmare on Elm Street 4 ins Scheinwerferlicht gerückte Renny Harlin, der von den Produzenten als Kandidat für den Regiestuhl gehandelt wurde, hatte selbst eine Idee für die Story. Er schlug vor: „Wir setzen die Geschichte auf dem Planeten fort, wo die Aliens herkommen.“ Er wollte Ripley und ein Team von Wissenschaftlern untersuchen lassen, wie und was die Xenomorph sind. Eine Idee, die das Studio sofort abbügelte. Denn das würde mit den Sets und Kulissen einfach zu teuer. Dazu gestalteten sich die Verhandlungen mit Sigourney Weaver zu dieser Zeit recht schwierig. Sie wollte sowohl Mitsprache- und Vetorecht beim Drehbuch als auch dem Regisseur. „Ich will nicht machen, was ich schon vorher gemacht habe“, sagt sie in der Dokumentation Alien 3 Movie Special. Und wie auch Harlin wollte die bekennende Anti-Waffenaktivistin nicht an einem Film beteiligt sein, in dem sie (schon wieder) von Gewehren und Flammenwerfern umgeben ist. Obendrein, das machte die Vertragsabsprache noch schwieriger, drohte sie Fox mit einer Klage. Denn ihr standen noch mehrere Zahlungen aus Aliens zu, die das Filmstudio bislang zurückhielt.
Dass Ripley in Alien 3 auftauchen würde, war für die Produzenten und das Studio also keine abgemachte Sache. Daraufhin versuchte sich – auf Empfehlung von Harlin – der Near-Dark-Autor Eric Red an Alien 3 und wollte dabei dem Wunsch des Produzenten-Duos nachzukommen, was anderes zu bieten als nur metallene Gänge und Dunkelheit. Und Ripley sollte er vorsichtshalber auslassen. Er schrieb daraufhin ein obskures Skript um eine Raumstation zusammen, die unter einer riesigen Kuppel die Nachbildung des mittleren Westens der USA beherbergt. Riesige Felder, Farmhäuser, Traktoren gibt es dort – und geheime Experimente mit Alien-DNA von denen keiner etwas weiß. Der Held sollte nicht Ripley sein, sondern Cyborg-Krieger Sam Smith, der vom Raumschiff Sulaco aus Aliens gerettet wurde, und sich dann Xenomorph-Kühen, -Schweinen, -Katzen und -Hühnern stellen sollte. Oh, und letztlich sollte sich die ganze Raumstation in ein Alien verwandeln. Es ist ein irres Drehbuch, das an eine Parodie grenzt und selbst von Eric Red als „Stück Müll“ bezeichnete wird.
Es war ausgerechnet dieses Skript, das Sigourney Weaver gefiel. Daher war der größte Kritikpunkt am Twohy-Drehbuch: Ripley fehlte. „Es ist ein großartiges Skript,“ wird Fox-Chef Joe Roth in einem Bericht von Entertainment zitiert. „Aber wir machen den Film nicht ohne Sigourney.“ Also fand Twohy kurzerhand bei der Überarbeitung einen Weg, sie in die Geschichte einzuflechten. Nun brauchte es eigentlich nur noch ein Regisseur. Denn zwischenzeitlich hatte sich Renny Harlin verabschiedet, der sich mit keinem der bisherigen Drehbücher anfreunden konnte. Er hatte nach einem Jahr Arbeit mit den Produzenten und verschiedenen Autoren nicht länger warten wollen und auch keine wirkliche Lust, mehr einen Alien-Film zu drehen, der, wie er annahm, nur noch mehr „Maschinengewehre und mehr Flammenwerfer und Aliens“ bieten würde. Er wollte außerdem nichts drehen, was schon Scott und Cameron geliefert. Stattdessen filmte er wenig später Ford Fairlane, Stirb Langsam 2 und einige Zeit auch Die Piratenbraut, den bis dato größte Flop in die Filmgeschichte. Doch der Absprung war keine Katastrophe: Denn Walter Hill hatte nun schon eben Vincent Ward als die bessere Alternative erkannt; als denjenigen, der aus Alien 3 mehr als einen einfachen Science-Fiction-Action-Film machen könne.
Aber ihn ran zubekommen, war leichter gesagt als getan. Denn obschon Vincent Ward mit The Navigator einiges an Aufmerksamkeit erregt und Berühmtheit erlangt hatte, war er nicht einfach ausfindig zu machen. Walter Hill wurde immer wieder hin und her verwiesen bis er den Agenten von Ward am Telefon hatte. Und als er dann endlich den Neuseeländer Ward persönlich sprechen konnte, war dieser total pleite und hauste in einem mickrigen Kellerappartement. Denn nur wenige Monate zuvor hatte der sämtliche Ersparnisse für eine Reise durch die kanadische Arktis aufgewandt. Für sein nächstes Projekt, Flucht aus dem Eis, hatte er dort die Landschaft erforscht und mit Eingeborenen und ehemaligen Bomberpiloten geredet. Das Angebot aus Hollywood hätte ad hoc viele seiner derzeitigen Probleme gelöst. Dennoch lehnte Ward ab. „Ich bin nicht interessiert“, entgegnete er Miller, wie schon bei anderen Studios und Filmemachern, die ihn nach seinem Debütfilm hofierten. „Viele hatten mich angerufen, wollten mit mir reden. Steven Spielberg gehörte dazu.“ Das hatte, wie Ward sagt, nichts mit Arroganz zu schaffen. Er glaubte einfach, dass er nicht für Hollywood bereit war und ihm die Erfahrung und die „richtigen Drehbücher für all das“ fehlten.
Das Produzenten-Duo gab aber nicht auf. Sie wiederholten ihr Angebot mehrfach und versuchten dem Neuseeländer klarzumachen, welche „fantastische Chance“ er aufgeben würde. Sie schickten ihm auch das 100 Seiten starke Skript von David Twohy nach Australien. Aber letzteres stützte seinen den Entschluss von Ward nur. „Ich las es. Ich hasste die Geschichte“, entsinnt sich Ward. „Ich sagte daher wieder: Nein.“ Erst sein Agent schaffte es, Ward umzustimmen. Der bezeichnete ihn als „wahnsinnig“ und drängte ihn, doch auch an seine Zukunft und prekäre finanzielle Situation zu denken. „Ich ließ mich breitschlagen“, so Ward, der sein Kellerappartement hasste und schließlich auch nicht sonderlich viel zu verlieren hatte – selbst wenn der Film mies würde. Doch eine Bedingung stelle der junge Filmemacher den Produzenten: „Ich mach es nur, wenn wir eine originelle Geschichte finden“, forderte er. „Sie sagten: Mach, ändere das Drehbuch, das ist okay.“ Und das tat er auch.
Ein Flug nach LA
Anfang 1990 saß der junge Ward in einem Flugzeug Richtung Los Angeles. Ganze 15 Stunden Flugzeit hatte er vor sich, während der er Alien und Aliens in seinem Kopf Revue passieren ließ. „Sie sind brillant“, sagt Ward überzeugt. „Hier wurde zwei Regisseuren die Möglichkeit gegeben, eine ganz persönlich Vision zu verwirklichen.“ Genau dafür wollte er das Angebot, das ihm aufgedrängt worden war, nun auch nutzen. Er wollte einen Film drehen, der seiner Leidenschaft und Persönlichkeit entspricht: Etwas Neues, etwas Anderes, eine Vision. Erst kurz zuvor hatte Ward einen Bildband namens Edge Of The Earth mit Zeichnungen und Malereien veröffentlicht, die gleich The Navigator von mittelalterlichen und sakralen Bildern geprägt waren: Prozessionen, Kirchenschiffe, Teufelsaustreibungen, Märkte und Bibliotheken. Diese Bilder formten sich über die Stunden in luftiger Höhe allmählich zu einer Geschichte, die er, unterstützt vom erfahrenen und legendär flinken Drehbuchautor John Fasano, der vom Studio angeheuert worden war, in ein verfilmbares Skript goss.
Der Knastplanet-Drehbuchautor David Twohy wusste vom Handschlaggeschäft mit Ward anfänglich nichts. Er glaube weiterhin, er wäre jener, der den dritten Alien-Teil schreiben würde; dass es seine Geschichte auf die Leinwand schaft. Als jedoch Gerüchte über ein weiteres Drehbuch die Runde machten, wurde ihm gesagt, Ward und Fasano würden den vierten Teil der Alien-Saga schreiben. Eine Lüge, wie er wusste, die ihn zu tiefst kränkte und beleidigte. Er lieferte sein Drehbuch ab aber verließ dann das Projekt, um seine Gedanken über Verbrecher gegen Aliens in ein gänzlich eigenes Werk zu gießen, das später mit Vin Diesel in der Hauptrolle verfilmt werden sollte: Pitch Black.
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Ward und Fasano nahmen sich nur einige Wochen und waren Ende März 1990 mit einer ersten Skript-Fassung fertig, die bei Fox eingereicht wurde. Und die war origineller aber auch schräger als es sich die Produzenten und das Studio träumen ließen. Es beginnt mit einem Zitat aus Narziß und Goldmund von Hermann Hesse: „Aber wie willst denn du einmal sterben, Narziß, wenn du doch keine Mutter hast? Ohne Mutter kann man nicht lieben. Ohne Mutter kann man nicht sterben.“ Dann folgen Beschreibungen von Lichtern, Flüssen aus geschmolzenem Glas, Feuer, Dampf und kurze Eindrücke von riesigen Räumen ganz aus Holz: Eine mittelalterlich scheinende Glaserei. Dann kommen Männer in Mönchskutten ins Bild. Ein Mönch hat sich verbrannt und wird behandelt. Dann folgt die Kamera dem Heiler, seine Name ist John, durch gekrümmte Räume, hinterdrein sein alter aber treuer Hund Mattias: Eine riesige Bibliothek, Kirchenschiffe, kleine Seen und weite Getreidefelder und Weiden mit Windmühlen, die sich unter langen Hallen mit Blau bepinselten Decken aufspannen. Und ein Glockenturm, der durch all das hindurch und ins Freie ragt.
Die merkwürdige Mittelalterwelt ist nämlich kein Kloster oder eine einfache Abtei auf einem fremden Planeten. Es ist eine riesige Runde Raumstation namens Arceon, die einst als Exil für eine christliche und technologie-feindliche Sekte konstruiert und von dieser viele Jahrzehnte auf- und ausgebaut worden war – und nun zu großen Teilen aus Holz und Glas besteht. „Es war ein Ort wie aus den Bildern von Hieronymus Bosch“, sagt Ward. „Es hat verschiedene Ebenen auf denen verschiedenste Dingen passieren: Die Glaserei, die Farmen, die Maschinen, die für Gravitation und Luft sorgen.“ Der im Skript acht Kilometer – aber laut Ward wohl „im finalen Film“ nur 1,5 Kilometer – breite Kunstplanet hält sogar eine dünne Atmosphäre und ein kleines Meer in einem Bassin unter dem Kirchturm, der mit riesigen Bleikristallglasfenstern als Aussichtspunkt ins All dient. Genau dort schlägt das Rettungsschiff ein, mit dem Ripley und Newt von dem Militärschiff SS Sulaco aus Aliens fliehen mussten, nachdem es aus unerfindlichen Gründen von den Xenomorph überrannt worden war. Seit Tagen hatten die Mönche das „himmlische Licht“ beobachtet, das trüb am Sternenhimmel schimmerte.
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Beim Aufprall stirbt Newt. Nur die taffe Xenomorph-Killerin überlebt. Einerseits, sagt Ward, hätte ihn Newt „nur genervt.“ Aber zuvorderst hätte er Ripley auch „einen Schlag versetzten“ wollen, der sie im Folgenden hadern lässt, ob es sich überhaupt lohnt, weiterzukämpfen; sie sollte nach persönlicher Erlösung und einen neuen Lebens- und Kampfeswillen suchen, der sie bis zu ihrem finalen Schicksal trägt. Dazu sollte sie, wie auch im Alien 3, der letztlich im Kino startete, ein Alien-Embyrio in sich tragen. Es sollte einem finsteren, tragisch-komischen Scherz gleichkommen, dass sie sich ein Kind und eine Familie wünscht aber stattdessen ein Xenomorph bekommt. Aber ebenso, hoffte Ward, würde er Alien 3 zu einer religiösen Metapher. „Für mich war es interessant, dass sich die Elemente der Alien-Geschichte mit der christlichen Mythologie überlagern lassen könnten“, sagte Ward. „Der Stern, das himmlische Gefährt mit der Gesandten und der Dämon, der ihr nachfolgt.“
Die Mönche sollten Ripley aus dem Wrack bergen und gesund pflegen. Von Newt, wie es das Drehbuch beschreibt, ist außer zerfetzten Kleidern, Blut und einem zerstörten Cryo-Pod nicht viel übrig. Aber, das wird schon angedeutet, nicht erst seit dem Aufprall. Ripley wird in ein Krankenlager gebracht. Tage bleibt sie bewusstlos und wird dabei von bizarren Albträumen geplagt. In einem davon sollte ein Xenomorph sich langsam an sie anschleichen, als wolle es sie küssen. In anderen sollte sie über ihre Tochter fantasieren, die bereits vor Jahren verstorben ist. Als sie erwacht, wird ihr erklärt, dass die Mönche hier nach „alter Art“, eben der „guten Art“, leben – und das schon seit 70 Jahren. Als sie hört, dass Newt tot ist und wie ihr Leichnam aussah, versucht Ripley die Mönche zu warnen. Genau wie sie einst Weyland-Yutani warnen wollte. Sie fürchtet irgendwas, ein Facehugger, könnte in das Shuttle gelangt und das Mädchen infiziert haben.
Teufelsjäger
Wie sollte es anders sein: Natürlich wird Ripley nicht geglaubt. Der Abt fürchtet, sie könnte ihre ruhige Lebensweise stören und lässt sie unter Hausarrest stellen. Unmittelbar zeigt sich jedoch, dass Ripley wohl Recht hat. John wird von einem Mönch gerufen, dessen Schafe krank wären. Als sie am Stall ankommen, können sie direkt sehen, wie sich eines der Tiere vor Schmerzen windet und plötzlich in einer Explosion aus Blut und Eingeweiden ein Schafs-Xenomorph aus seinem Bauch hervorbricht. Statt Ripley erklären und helfen zu lassen, wird ihr vom Abt vorgeworfen, die „Pestilenz“ in das heilige Refugium gebracht zu haben. Dafür wird sie in die Kerker des Kunstplaneten geworfen. Von dort will John sie retten, der glaubt, das Alien sei eine satanische Kreatur oder vielleicht sogar der Teufel persönlich. Währenddessen breitet sich die Alien-Plage aus. Eines der Wesen kriecht durch die Zwischenschächte von Arceon und zieht arme Mönch direkt durch die Toilette.  
Als John die Kerker erreicht, lässt er Ripley frei. Aber nicht nur sie, sondern auch Anthony, einen Androiden, der dort vor Jahren eingesperrt worden war. Er war als Spion auf die Station entsendet aber enttarnt worden. Er stellt die Theorie auf, dass die Aliens jeweils die Charakteristika des Wesen inkorporieren, in dem es heran heranwachsen, „annehmend, dass das Tier die dominante Lebensform auf dem Planeten darstellt.“ Während die Truppe in Richtung des Herzen der Station klettert, spürt Ripley das erste Mal, dass auch in ihr eine der Kreaturen heranwächst – aber versucht das als Überanstrengungen zu verdrängen.
Nur wenig später stehen die Felder und Windmühlen von Arceon in Flammen. Ein Xenomorph wuchtet sich durch das Getreide und zeigt dabei, dass es, gleich einem Chamäleon, deren goldene Farbe annehmen kann. Mit seinen langen Armen und Krallen zerhackt und zerschlitzt es die wehrlosen Mönche. Andere sind mit Alien-Embryos infiziert, die aber nicht durch den Brustkorb, sondern den Hals und Kopf hervorbrechen. Zudem zeigt sich, dass der Holzplanet von Beginn an als Todesfalle geplant war: Im heiligen Technologieraum existiern keine Luft- oder Wasseraufbereitung, sondern lediglich große Gebläse. „Eure Atmosphäre ist endlich“, sagt Ripley, „Wenn die Pflanzen sterben, wird das Feuer euren Sauerstoff auffressen.“
Im großen Finale treten Ripley und John dem Alien gegenüber und schaffen es, das Wesen in einen Bottich mit geschmolzenem Glas zu werfen und mit Wasser zu übergiesen, woraufhin es zerfetzt wird. Aber Ripley scheint dennoch verdammt. Das Alien ihr regt sich und will aus ihr herausbrechen. John will sie aber nicht aufgeben, vollzieht einen brutalen Exorzismus und schafft es, das Alien aus ihrem Körper in seinen zu saugen. Letztlich entkommt an Bord ihrer Rettungskapsel – mitsamt Johns Hund Mattias. So zumindest die bei Fox eingereichte Fassung des Skripts, die noch große Logiklücken und Unschärfen aufwies. Wo etwa das Alien und die Facehugger herkommen, wird nicht gänzlich geklärt. War das Xenomorph in Newt oder bereits ausgewachsen an Bord des Schiffs? Und wieso kann sich das Alien im Weizenfeld tarnen wie in Chamäleon? Auch wird Ripleys Tochter Kathy statt Amanda genannt und einiges mehr. Aber diese Macken hätten noch adressiert werden sollen – zumindest in Teilen.
Es war eine erste Fassung aber „nicht der fertige Film“, wie Ward sagt, der auch einige der Charaktere noch zu „stereotyp“ und unlogisch fand. Dazu sollte auch Sigourney Weaver ein Wörtchen mitzureden haben, die Ripley gerne sterben lassen wollte. Dafür hatte Ward schon eine Szene im Kopf, in der Ripley heldenhaft in die brennenden Felder schreitet und in einem Regen aus Feuer und zerbrechendem Buntglas ihr Ende findet.
Die Maschine läuft
Das Drehbuch konnte trotz – oder zumindest zu Beginn auch wegen – seiner ungewöhnlichen Kulisse und Herangehensweise begeistern. 40 Millionen US-Dollar wollte sich Fox die Produktion kosten lassen und gab Ende 1989 offiziell grünes Licht für die Produktion. „Ich wollte alles davon ausgeben“, sagte Ward. „Ich wollte jeden Penny der 40 Millionen nehmen, um die Leute in Angst und Schrecken zu versetzen.“ Unter dem Produktionsdesigner Norman Reynolds wurden prompt Konzeptbilder und Skizzen erstellt – darunter auch das berühmt-berüchtigte Bild eines Xenomorph-Schafes mit Menschengesicht am Hintern.
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Einige Monate später wurde im Sommer 1990 sogar der Künstler und Experimentalarchitekt Lebbeus Woods angeheuert, um Entwürfe für die hölzernen Sakralbauten und Arceonzu erstellen. Einige davon fanden in den Pinewood Studios in England, wo der Dreh stattfinden sollte, ihren Weg in große und kleine Setbauten, die über mehrere Wochen hinweg entstanden. Ward traf sich zudem mit HR Giger, der einige Ideen beisteuerte – auch wenn ihn Ward, wie Giger fand, ihn nicht zu mögen schien. Nebenher führte der Regisseur erste Gespräche mit den Darstellern, die neben Sigourney Weaver zu sehen sein sollten. Unter anderem hatte Ward die Monty-Pyhton-Berühmtheiten John Cleese und Michael Palin als Mönche im Blick. Die Maschine war also angelaufen und als Kinostart schon Ostern in einem Jahr angesetzt – von Rupert Murdoch persönlich. Plötzlich war das Studio aber besorgt. Die Kosten für die irre Vision von Alien 3, die die Produktion erst interessant gemacht hatte, wären zu hoch. Der Film müsse günstiger und dadurch einfacher, weniger aufwändig und epochal ausfallen.
Immer wieder hätte Ward vom Studio und den Produzenten kurze Notizen und Anmerkungen erhalten, was ginge und was nicht. Es wäre ihm vorgeschlagen worden, aus dem Holzkloster eine Bergbaugemeinde zu machen und Nebenfiguren mit Darstellern zu besetzen, die die Zuschauer kennen. Aber Ward lehnte freundlich ab – immer wieder. Daher heuerten die Produzenten den wenig bekannten Drehbuchautor Greg Press an, um das Ward-Skript im Stillen zu überarbeiten – mit bescheidenem Erfolg. Daher wurde dann John Fasano einbestellt, um im Alleingang eine „leichtgewichtigere“ Fassung der Geschichte zu schreiben; eine, die die Story beibehält aber mit einem kleineren Budget zu realisieren wäre. Ward konnte und wollte das nicht akzeptieren. Das führte zu einer Besprechung bei Fox, bei der der Regisseur nicht lange mit am Tisch, sondern bald vor der Tür saß und wartete. „Ich habe gesagt, dass ich den Film nicht drehen werde, wenn sie von der Kernidee, die ich ihnen vorgeschlagen habe – und der sie vollends zugestimmt haben –, abweichen“, sagt Ward. „Was das angeht, war ich von Beginn an vollkommen klar. Ich hatte eine starke Idee, die ich umsetzen wollte: Geht das, wäre das super, wenn nicht, wäre das auch okay.“
Daher verabschiedete sich Vincent Ward von Alien 3 und Fox; und Fox von Vincent Ward. Wer zu erst die Beziehung aufbrach, das ist heute aber nicht mehr gänzlich zu klären. Aber sicher ist: Beide Parteien hatten sich nicht mehr viel zu sagen. Ward wurde für seine Arbeit ausbezahlt und investierte das Geld in eigene Kunst- und Film-Projekt. Die am Film Beteiligten erfuhren eher beiläufig von Vincent Wards plötzlich Abgang – und waren darüber vielfach enttäuscht. Denn Ward soll viel Passion, Freude und Ambition eingebracht haben, die leicht übergesprungen sei – auch wenn einige seine Vision recht abgedreht fanden. Aber die Arbeit an Alien 3 sollte nicht unterbrochen werden. Zuviel Zeit und Geld war schon investiert worden.
Tatsächlich machten die Produzenten kein großes Aufheben, um die Situation, sondern heuerten prompt einen neuen Regisseur an, den sie für aussichtsreich hielten. Den da gerade einmal 28 Jahre alten David Fincher, der bis dahin noch nicht als Fight-Club-, sondern Werbefilmregisseur bekannt war. Der wurde mit Highlander- und Beverly-Hills-Cop-2-Autor Larry Ferguson zusammengesteckt, um auf Basis der letzten Drehbücher eine weitere Skriptfassung auszuarbeiten. Eine, die schnell, günstig und problemfrei abzudrehen wäre. Wobei auch das nicht so einfach war. Weaver beschwerte sich etwa, dass Larry Ferguson sie wie einen „angepissten Sportlehrer“ klingen ließe, weshalb sie ihr Veto einlegte. Stattdessen übernahmen Hill und Giler nun selbst die Schreibarbeit. Sie verschmolzen das Ward- und Twohy-Drehbuch, machten das Kloster zum Gefängnisplaneten Fiorina 'Fury' 161 und die Gefangenen zu Sträflingen, die zur Religion gefunden haben. Im Dezember 1990 war die erste Fassung fertig, die nun aber Fox nicht gefallen mochte. Das Studio heuerte daher Rex Pickett an, um die Geschichte in zwei Etappen neu zu strukturieren und weitere Ideen einzubringen. Aber auch das mochte nicht überzeugen.
Bis April 1991, als die Produktion schon längst begonnen hatte, lieferten Hill und Giler noch elf weitere Drehbuchversionen, die schon recht nah am Endergebnis waren. Aber auch dann lief es alles andere als glatt – vor allem für David Fincher. Denn immer wieder kamen per Fax neue Änderungen und umgebaute Szenen durch die Produzenten. Ein Dialog, der gerade noch perfekt eingesprochen wurde, musste am kommenden Tag erneut auf Film gebannt werden. Für zusätzlichen Druck sorgte ein Trailer, den Fox in den Kinos laufen ließ, der den neuen Kinostart für Winter 1991 ankündigte. Wenig später war klar, dass der Film auch dieses Datum reißen würde. Denn bei einer Probevorstellung im September 1991 fiel der Film beim Testpublikum durch.
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Vor allem die zahlreichen Logiklücken, wo das Alien eigentlich herkommt etwa, wurden auf Feedback-Karten vermerkt – viele dieser Punkte lassen sich bis in das erste Skript von Vincent Ward zurückverfolgen. Nach dem offiziellen Drehschluss mussten daher Cast und Crew nochmals für Nach- und Neudrehs verschiedener Szenen eingeflogen werden. Darunter die Szene, in der das Alien aus einem Hund (und in einer erweiterten Fassung aus einem Ochsen) herausbricht, die einst aus Kostengründen ausgespart worden war. Danach folgten lange Nachproduktions- und Schneidearbeiten aus denen ein erster Cut von fast drei Stunden resultierte. Das Studio bestand aber auf einen weniger als zwei Stunden langen Film – eine halbe Stunde weniger als es Fincher lieb war. Aber nach all dem Stress und als unerfahrener Filmemacher gab er nach. Eine Entscheidung, die erst Jahre später mit dem 2 Stunden und 25 Minuten langem Assembly Cut korrigiert wurde, der ohne Finchers Mitarbeit aber auf Basis seiner Schneideraumnotizen entstand.
An der Kinokasse konnte Alien 3, als es am 22. Mai 1992 mit gehöriger Verspätung startete, finanziell durchaus überzeugen. Aber sowohl Zuschauer als auch Kritiker zerrissen den Film vielfach als schlechtesten Teil der Alien-Reihe. Selbst David Finscher erklärte Jahre später im The Guardian, dass „niemand ihn mehr hasst als ich.“ Es sei nicht sein Film. Dabei ist das Urteil in der Rückschau wohl vielfach zu hart ausgefallen. Denn Fincher hat durchaus einen respektablen Film geschaffen, der Nihilismus und Frauenhaus aufarbeitet ebenso wie Verfall, Verzweiflung und die Sicherheit des Todes. Das meint auch Ward. David Fincher habe das „Beste aus dem gemacht, was er unter diesem Umständen erreichen konnte.“ Aber ebenso fühlt sich Ward beim Anblick dessen, was heute Alien 3 ist, als sei er „ausgeweidet“ worden – selbst wenn er im finalen Filmabspann noch einen Eintrag als Storyautor bekommen hat.
„Es scheint, dass jede Entscheidung, als ich die Hoheit über das Skript verlor, Richtung eines Klischees wanderte“, sagt Ward. „Ich glaube, es waren Entscheidungen, die aus der Angst heraus getroffen wurden.“ Bis heute ist der Künstler und Regisseur überzeugt, dass er dabei war, „etwas potentiell besonderes und erinnerungswürdiges“ zu erschaffen. Das alles „verschwendet“ und „weggossen“ zu sehen, „das war es, was es für mich so schwierig machte“, sagt Ward. Nur die „kleinen Dinge“ und einige Wendungen seien noch von seiner Arbeit übrig. Wie übrigens auch bei William Gibson, der später herausfand, dass ein einziges Detail aus seinem ursprünglichen Drehbuch in Alien 3 überlebt hat: Der Barcode, der einem Insassen auf den Hinterkopf tätowiert ist.
Über die Jahre habe Ward zwei Mal Angebote von Studios und Produzenten bekommen, seine Vision für Alien 3 als eigenständigen Film umzusetzen. Aber die habe er abgelehnt. „Man fragte mich, ob ich es abseits von Alien machen möchte“, so Ward. „Aber ich glaube, es funktioniert nur mit dieser Kreatur wirklich gut.“ Zudem, glaubt Ward, leben er und seine Idee auch so in gewisser Weise in der Alien-Saga fort. Er sehe in Ridley Scotts Prometheus einige der Ideen, die er einst eingebracht hat und umsetzen wollte – „bis zu einem gewissen Grad jedenfalls“, wie er einschränkt. Wie das Alien seinen Wirt, so habe die Alien-Serie, als sie ihn befiel, einige Facetten aufgenommen und mitgenommen. Die Arbeit an Alien 3, so Ward, habe ihn stark geprägt aber auch beinahe überfahren – wie einst die Autos auf der deutschen Autobahn.
The concept pictures of Alien 3 are used by courtesy of Vincent Ward.
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