Tumgik
#akkumulator
klimavaltozas · 1 month
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Gelencsér András: Ábrándok bűvöletében (5.)
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"A kapacitáshoz képest a ténylegesen megtermelt energia hányada azért különbözik, mert a szél nem fúj mindig, a szélerőművek termelése még a napelemekhez képest is kiszámíthatatlanabb és időszakos. A szél ugyan az idő 80%-ában fújdogál, ám a szélturbinák csak egy bizonyos szélsebesség (jellemzően 2,5 m/s) felett indulnak be, és nagyon erős szélben (>30 m/s) le kell állítani őket. A működési tartományban a szélturbinák tényleges teljesítménye a szélsebesség harmadik hatványa szerint változik, tehát rendkívüli mértékben függ a szél sebességétől. Éves átlagban a szárazföldre telepített szélerőműparkok kihasználtsága 25%-os, vagyis az év egynegyedében névleges kapacitással működnek, háromnegyedében pedig egyáltalán nem. A napelemparkokhoz hasonlóan a szélerőművekhez is tartalék erőművi kapacitások üzemben tartására vagy a megtermelt villamos energia tárolására van szükség. Egy 130 méter magas 3 megawatt névleges kapacitású szélerőműhöz például 300 tonna acélra, 12 tonna tiszta rére, 1 tonna alumíniumra, felállításához pedig közel 2000 tonna betonra és egy több mint 1000 tonnás speciális darura van szükség. Ezeknek a szerkezeti anyagoknak az előállítása és szállítása roppant anyag- és energiaigényes, így a szükséges tartalék erőművi kapacitást vagy energiatárolást is figyelembe véve egy szélerőmű energiahatékonysági mutatója alig kétszerese lesz a fotovoltaikus erőművekének. Ha a szélerőművet egy annak 12 napnyi villamosenergia-termelését tárolni képes akkumulátorral házasítjuk, akkor a létrehozott rendszer energiamérlege már negatív lesz. (Azaz több energia szükséges a rendszer létrehozásához, mint amennyit teljes működési ideje alatt megtermelni és tárolni képes.) Egységnyi megtermelt energiamennyiségre vetítve egy szélerőmű negyvenszer nagyobb területet foglal el, mint a hagyományos erőművek, utóbbiakba a tüzelőanyagok bányászatát és szállítását is beleértve."
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fuzzkaizer · 4 months
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Wilhelm Reich - Orgone-Akkumulator
"Psychiatrist Wilhelm Reich declared the existence of a universal healing and revitalizing force, called orgone, and created devices (the booth and breathing apparatus are pictured here) to capture and administer it."
s.a.: hawkwind - orgone accumulator
cred: wikipedia.org,
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froschperspektiven · 4 months
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Eine 132 Jahre alte Karikatur — immer aktueller.
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pixelmesh-studio · 11 months
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Der Hildegard Orgon Akkumulator.
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fabiansteinhauer · 10 months
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Dichte
1.
Der Zettelkasten auf tumblr wurde einmal, und zwar im Januar 2022 auf Null gestellt (nur drei ältere Zettel wurden öffentlich gelassen) und von da an neu gefüllt, das zweite mal seit Januar 2018, dem Monat, in dem ich auf Einladung von Jens Kersten und Susanne Lüdemann am Institut for advanced studies in München während eines Projektes zum Gesetz und zum Revolutionsfilm damit begonnen hatte.
Einmal vier Jahre gefüllt, denn wurde die Füllung nahezu vollständig privatisiert, die Zettel sind jetzt alle in meinem privaten Zettelkasten. Und dann ab 2022 neu und wieder öffentlich gefüllt. Ehrlich gesagt wollte ich im Januar 2022 mit dem Projekt aufhören, aber jetzt bin ich doch froh, dass ich nochmal neu angesetzt habe. Neben dem Archiv der enttäuscten Erwartung ist das mein zweites großes digitales Projekt zu Rechtswissenschaft und sozialen Netzwerken, zum Schreiben und Bilden in Zeiten der sogenannten Digitalisierung. Das ist experimentell, dafür gibt es keine Förderung von der VW-Stiftung aber immerin von der Max-Planck-Gesellschaft - und auf jeden, der so ein projekt sinnlos findet kommt einer, der es sinnvoll findet. Auf jeden, der das im Publiktationsverzeichnis für nicht angemessen und der das für unwissenschaftich und unseriös hält, kommt einer, der es genau anders herum sieht.
An den Unis stehen Sie, das seit Ihr, in den Startlöchern: Die Leute, die nicht aus der Welt ihrer Professoren kommen und die nicht nur andere Bücher und Bilder, nicht nur ein anderes Recht im Kopf haben als die Herren Staatsrechtslehrer und Superkenner, sondern die unter dem Lesen und Schreiben, unter dem Urteilen, Richten, Verwalten, Vertragen und verfassen auch etwas völlig anderes verstehen als Ihre Lehrer und denen bald ohnehin die unvorhersehbare Zukunft gehört.
2.
Inzwischen hat der öffentliche Teil meines Zettelkastens eine kritische Dichte erreicht, die mich selbst überrumpelt (und mir jeden morgen ordentlich Freude bereitet) - weil sie exakt das in Gang setzt, was ein Zettelkasten meiner Vorstellung nach tun soll. Ich verwende den Zettelkasten nicht systematisch, nicht als Akkumulation von Wissen, sondern als eine Maschine zur Entwendung und Windung von Wörtern und Bildern, wenn man so will: als Ventilator vergleichender Meteorologie. Manche Zeichen und Zettel wollen ja nicht irgendwohin geblasen werden, dann muss man eben nachhelfen. Stosslüftungsepistemologie wäre eine feine Sache.
3.
Huhu, ich könnte heulen: verzettelt sich auch nur eine einzige Schülerin und ein einziger Schüler von mir auf Tumblr oder sonstwo? Scheint nicht so, aaaargh, alles umsonst, alles eitel' Tand!
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pajjorimre · 1 year
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grrl-beetle · 2 years
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Felix K - Akkumulator
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korrektheiten · 15 days
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Die Tentakel der Datenkrake amputieren
Manova: »Anhäufung von Wissen ohne daraus folgende Taten ist weitestgehend wertlos. Der von der US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlerin Shoshana Zuboff umfangreich skizzierte Überwachungskapitalismus verfährt ebenfalls nicht so. Er lässt es mit Blick auf die historisch beispiellose Daten-Akkumulation nicht dabei bewenden, die Informationen nur zu sammeln. Er synthetisiert die einzelnen Informationen zu einem größeren Wissensschatz, der dann entweder verkauft oder für militärische und geheimdienstliche Unternehmungen verwendet wird. Kurzum: Die, die das Wissen über uns ansammeln, machen etwas daraus. Hingegen begnügt sich ein Großteil der relativ wenigen kritischen Bürger damit, sich bloß zu informieren und Wissen anzuhäufen, ohne es zu verwerten. Schleierhaft bleibt, was gewonnen ist, wenn solche Menschen dann zwar gut informiert sind, aber letztlich genauso in Apathie erstarren wie die unkritischen Teile der Bevölkerung. Zugegebenermaßen fehlte es bislang an dem Wissen, das nötig ist, um sich der gefühlten Übermacht der Überwachungstechnologie zu entziehen. Doch kürzlich publizierte Tom-Oliver Regenauer den Beitrag „Verwanzte Welt“. Dieser umfangreiche Artikel bestand eben nicht nur aus einer roten Pille, die aufzeigt, wie Smartphones als Waffe gegen uns eingesetzt werden. Er beinhaltete eben auch viele grüne Pillen, deren Inhalt konkrete Handlungsmöglichkeiten darbietet, die so ziemlich jedem offenstehen. Darunter befand sich unter anderem eine Auflistung von Smartphones ohne iOS und Android — und damit implizit ohne Google. Das bedeutet nichts anderes, als dass es mittlerweile möglich ist, die Vorzüge eines Smartphones zu genießen, ohne überwacht zu werden. Der Autor hat sich nach der Lektüre des Artikels eines dieser Smartphones zugelegt. Die daraus gewonnenen Erfahrungen sind erhellend, auch ohne die Nennung von Modell und Marke — schließlich verbietet sich Werbung in journalistischen Texten. Es geht am Ende ja nicht darum, wer gegebenenfalls zu welchem Gerät greift, sondern prinzipiell darum, dass nun Instrumente zur Verfügung stehen, die die Bewältigung des Lebens im digitalen Zeitalter ohne Überwachung und Sucht-Erzeugung möglich machen. http://dlvr.it/TCxVKK «
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a-bonb · 3 months
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Dogma der Berechenbarkeit
In der Ära des Internets wird Geschichte hinfällig. Die Vergangenheit ist fließend. Selbst Datenrecherchen auf Internetplattformen, Google eingeschlossen, sind von einer Minute auf die nächste nicht mehr nachvollziehbar. Je mehr wir von der virtuellen Realität vereinnahmt werden, desto weiter tritt die reale Welt zurück. Die moderne Newton’sche, aus Materie in Bewegung bestehende Welt weicht Wahrscheinlichkeiten, Risiken und der reflexiven Transformation von Mustern. Dazu kommt unsere abrupte Loslösung vom westlichen liberalen Kapitalismus, der die vergangenen vier Jahrhunderte geprägt hat, eine Zeit, in der Privateigentum versprach, materielle Not zu beseitigen und den Menschen Freiheit zu geben. Stattdessen akzeptieren wir nun, dass unsere Freiheit in der Freiheit zu konsumieren besteht und unsere Gleichheit in der universellen Unerfüllbarkeit unserer unersättlichen Wünsche. Dem Privateigentum wird nicht deshalb Wert beigemessen, weil es zu einer gegenseitigen Verbesserung durch Austausch führt. Heute stellt es lediglich sicher, dass diejenigen, die über Eigentum und die Mittel, es zu verteidigen, verfügen, sich von demokratischer und öffentlicher Ressourcenkontrolle freimachen können.
Dieser Artikel beleuchtet drei Aspekte: Zum einen werfe ich einen Blick auf die Geschichte der kapitalistischen politischen Ökonomie, die im 21. Jahrhundert zu neoliberalen Märkten und illiberalen Demokratien geführt hat. Globale branchenweite Monopole ersetzen heute die Idee umfassender Konkurrenz, und Populismus drängt liberale Wahlpolitik in den Hintergrund. Die Ideen, die diese postliberalen Praktiken durchdringen, sind Gegenstand dieser Untersuchung. Zum anderen denke ich, dass wir in einer virtuellen Realität ähnlich der des Science-Fiction-Films Matrix leben, in der die Grenzen unserer Welt einzig und allein durch unsere Fantasie gesetzt werden. Unsere kollektive Fähigkeit, eine imaginierte Zukunft zu schaffen, ist kollabiert und wurde von reduktionistischer Physik ersetzt. Innerhalb dieser Denkrichtung spielen bei der Gestaltung unseres gemeinsamen Schicksals weder Bedeutung noch Ideen eine kausale Rolle. Zum Schluss skizziere ich ein paar Gedanken zum möglichen Widerstand gegen diesen neuen Status als KonsumentInnen der virtuellen Realität, die uns die globalen Medien- und Informationskartelle verkaufen.
Klassischer, progressiver und neoliberaler Kapitalismus 1650–2007
Vom 17. Jahrhundert eines Thomas Hobbes oder John Locke über die englischen und französischen Revolutionen bis zum Jahrhundert des Zweiten Weltkriegs und des Manhattan-Projekts, das von Männern wie Alan Turing und John von Neumann geprägt war, pries der Westen den freien Markt stets als besten Weg für die wirtschaftliche Verbesserung der oder des Einzelnen. Und doch war der Kapitalismus in dieser ganzen Zeit immer auch ein umkämpftes Feld. Im 19. Jahrhundert mussten der noble Lebensstil des Adels und der republikanische Pfad der Tugend auf der Basis von Eroberungen dem bürgerlichen Kapitalismus weichen, dessen Ziele Profit und Akkumulation waren. Parallel dazu führten die Sorgen des Bürgertums, die Arbeiterklasse könne die gleichen Rechte politischer Teilhabe fordern, die dem männlichen Besitzbürgertum gerade erst zugesprochen worden waren, zu Einschränkungen des Liberalismus. Karl Marx stand in diesem Kampf an vorderster Front. Er wollte den von den ArbeiterInnen generierten Mehrwert so verteilt sehen, dass diese nicht am Existenzminimum leben mussten. Von seinen zwei Lösungsansätzen herrschte im Westen lange der im Vergleich zur sozialen Revolution weniger radikale, auf Gewerkschaften aufbauende Ansatz vor. So wurde im Westen im 20. Jahrhundert trotz der Herausforderung zweier Weltkriege die Teilhabe an den Früchten des marktwirtschaftlich geprägten Kapitalismus auf alle Gesellschaftsschichten ausgeweitet. Von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre herrschte das Wirtschaftswunder der freien Marktdemokratie mit einem generell inklusiven und stabilen Wirtschaftswachstum. Dies führte in Europa und den USA zur Entwicklung einer breiten Mittelschicht. Das Erbe von F. D. Roosevelts New Deal – der sich vier Freiheiten verschrieben hatte: der Freiheit vor Furcht, der Freiheit von Not, der Freiheit der Rede und der Freiheit der Religion –, verbunden mit einer keynesianischen makroökonomischen Steuerung zur Mäßigung staatlicher Ausgaben im Dienste der Vollbeschäftigung, bestimmte diese Ära. Auf internationaler Ebene sorgte das Bretton-Woods-System mit stabilen Wechselkursen dafür, Schwankungen des globalen Markts zu verhindern.
Natürlich ist dies eine sehr knappe und optimistische Version der Geschehnisse, die das Bild des progressiven Liberalismus in Hinsicht auf die Marktwirtschaft und die demokratische Regierungsform etwas zu positiv darstellt. Vergessen wird dabei die ständig präsente Bedrohung durch atomare Zerstörung im Kalten Krieg, die zur Entwicklung des atomaren Sicherheitsstaats und eines neuen militärisch-industriellen Komplexes zur Erforschung, Entwicklung und Herstellung Tausender von thermonuklearen Bomben und deren Trägersystemen führte. Was diese Kurzfassung außerdem ignoriert, ist die Beteiligung der USA an zahlreichen Konflikten, unter anderem in Korea und Vietnam. Und sie übergeht die Geisteshaltung der erlesenen Mitglieder der 1947 gegründeten Mont Pèlerin Society, die danach strebt, den Sozialismus und den Keynesianismus einzudämmen und stattdessen weltweit eine rein marktwirtschaftliche Ordnung zu schaffen.
Auch wenn der Erfolg sich nicht direkt einstellte, so leiteten Friedrich Hayek und Milton Friedman mit ihrer Chicago School of Economics doch einen grundlegenden wirtschaftstheoretischen Wandel ein. Ermöglicht wurde diese „ordoliberale“ Reaktion auf den Progressivismus durch den ungarischen Physiker John von Neumann und den österreichischen Ökonomen Oskar Morgenstern. Sie entwickelten die Spieltheorie, nach der individuelle Rationalität durch einen strategischen Wettbewerb um knappe Ressourcen versinnbildlicht wird, der zwischen allen Individuen stattfindet. Laut dieser Theorie sind alle rationalen Entscheidungsprozesse durch strategisches Handeln gekennzeichnet. Rationale Entscheidungen werden durch die Bewertung von Risiken und die Maximierung zu erwartender Gewinne in einem unermüdlichen Konkurrenzkampf mit anderen getroffen. Von Neumann, der sich auch mit der Thermodynamik der Quantenmechanik beschäftigte, verglich den Wert, um den die Menschen in Konkurrenz zueinander treten, mit der Temperatur in der Physik. Seiner Theorie zufolge kann dieser Wert auf der ganzen Welt als objektiver Wert gemessen werden, vergleichbar mit der Temperaturmessung anhand der Quecksilbersäule des Thermometers. Wie so viele Spieltheoretiker nach ihm behandelte von Neumann diesen Wert stets als monetären Wert.
Historisch gesehen ist die Spieltheorie nicht von der Entwicklung des Neoliberalismus zu trennen. Mit ihrer Hilfe sind Modelle für atomare Sicherheit genauso einfach darzustellen wie jene für individuelle Wahlmöglichkeiten und deren kollektiven Verbindungen. Sie passte zudem wunderbar zur Verpflichtung der Chicago School auf den methodologischen Individualismus, dem zufolge sich alle Gruppenhandlungen von der Entscheidungsfindung des Individuums ableiten. Als die Spieltheorie, auch Theorie der rationalen Entscheidung genannt, um 1980 in den Sozialwissenschaften zunehmende Anerkennung fand, begrüßten verschiedenste Denkrichtungen ihre Ineinssetzung von individueller Entscheidung und Freiheit. Mithilfe der Spieltheorie konnte man beweisen, dass es keine Äußerung des öffentlichen Willens oder Interesses geben kann, die sich aus einer individuellen Entscheidung ergibt. Allerdings ist diese Theorie rein analytisch. Ihre Schlussfolgerungen sind ein Produkt ihrer Annahmen, die davon ausgehen, dass rationale Individuen nicht auf freiwilliger Basis kooperieren, Versprechen halten oder Regeln befolgen können, wenn das Gegenteil davon den persönlichen Gewinn maximiert.
Man kann gar nicht genug betonen, wie sehr die strategische Rationalität und die Ansicht, dass es aufgrund der Notwendigkeit, sich einem unaufhörlichen Wettbewerb zu unterwerfen, unmöglich sei, den Hobbes’schen Naturzustand zu verlassen, die klassische liberale Theorie von Adam Smith über Immanuel Kant bis hin zu Robert Nozick und John Rawls in Stücke gerissen hat. Wesentliche theoretische Elemente des klassischen Liberalismus verloren durch die Spieltheorie ihren Sinn. Darunter fallen die freiwillige Zustimmung zu persönlich getroffenen Vereinbarungen und die Verpflichtung, diese einzuhalten, samt dem Grundsatz der Schadensvermeidung, der einen sogenannten „Bright-line-Test“ zur Unterscheidung zwischen vollkommenen und unvollkommenen Pflichten liefert. Gemäß ihrer Annahme individueller strategischer Erwartungsnutzenmaximierung ist demgegenüber das sogenannte Trittbrettfahren durchaus rational, Wählen hingegen irrational und kollektiv-rationale partizipatorische Führung unmöglich. Der Politikwissenschaftler Fareed Zakaria behauptet, Illiberalismus entstehe in Staaten, die es nicht geschafft haben, sich so zu entwickeln, dass sie eine, wenn auch eingeschränkte, konstitutionelle Regierung mit Garantien gegen populistische oder elitäre Tyrannei bilden können. Dem könnte man die ebenso plausible These entgegensetzen, dass es die weithin akzeptierten antiliberalen Lehren der Spieltheorie sind, welche die traditionelle Sichtweise des klassischen und progressiven Liberalismus geschwächt haben. Die Idee, dass Regeln einzuhalten nichts mit freiwilliger Zustimmung zu tun hat und alle AkteurInnen gleichermaßen versuchen, die Regeln zu brechen und durch heftiges Feilschen maximale Gewinne für sich zu erzielen, ist die zur Norm gewordene drastische Erkenntnis der Spieltheorie.
Der neue Atheismus: Information, Berechnung und Atomismus
Wahrscheinlich hat jedes Zeitalter seine SkeptikerInnen. Und in Anlehnung an Nietzsche halten sich diejenigen, die an allen Traditionen und Normen zweifeln, zumeist für nobel und mutig. Im frühen 20. Jahrhundert schrieb Bertrand Russell eine Streitschrift über den Atheismus, in der er erklärt, dass diejenigen, die sich auf den Glauben verlassen, zu schwach seien, sich im klaffend auftuenden Nihilismus des Seins zurechtzufinden. Den Sinn und Zweck seines Lebens müsse jeder für sich alleine klären. Heute haben wir es mit einer neu gebooteten Form des Atheismus zu tun, die über die bloße Verkündung „Gott tot ist“ hinausgeht. Stattdessen heißt es: Bewusstsein ist Illusion. Es gibt keinen freien Willen, und Menschen und Künstliche Intelligenzen sind gleichwertig bzw. unterscheiden sich lediglich in der Komplexität ihrer Funktionen. Die menschliche Gestalt besitzt keinen Geist, der sie lebendig macht. Um es mit den Worten eines führenden Kritikers dieser mittlerweile etablierten Weltanschauung zu sagen: Menschen sind nichts weiter als „Computer aus Fleisch und Blut“.
Ein Verständnis dieser Weltanschauung und ihrer Schnittpunkte mit dem postmodernen neoliberalen Kapitalismus ist die Voraussetzung dafür, uns von ihrem reduktionistischen Blick freizumachen. Wie bereits ausgeführt verwandelt das derzeitige Model des freien Markts eigenständige BürgerInnen mit Persönlichkeitsrechten in bloße KonsumentInnen. Geld zu haben – je mehr, desto besser – wird zur alleinigen Definition von Freiheit erhoben. Gegensätzliche Ideen wie Selbstbestimmung, demokratische Teilhabe oder moralische Verantwortung werden hingegen als Produkte vergangener Irrtümer verspottet: Dazu zählen asketische religiöse Entsagung, Jean-Jacques Rousseaus Gemeinwille oder Kants Ansicht, der Mensch sei von Vernunft gelenkt, nicht vom Begehren. Religion, Demokratie und ethische Selbstbestimmung sind demnach ein Aberglaube aus früheren Jahrhunderten.
John von Neumann, Alain Turing und Claude Shannon sind die Halbgötter der neuen Intelligenz. Von Neumann, der federführend an der Entwicklung der Atombombe und der Entscheidung, sie über Hiroshima und Nagasaki abzuwerfen, beteiligt war, muss hier kaum vorgestellt werden. Er axiomatisierte die Quantentheorie, war einer der Väter der Informatik und formalisierte gemeinsam mit dem Ökonomen Oskar Morgenstern die strategische Rationalität oder Spieltheorie. Alan Turing, der die Bedeutung von Kurt Gödels Unvollständigkeitsgesetzen für die Informatik begriffen hatte, unterstützte die Alliierten im Zweiten Weltkrieg gegen Hitler-Deutschland, indem er bei der Entzifferung deutscher Funksprüche mitarbeitete. Claude Shannon schließlich entwickelte die Informationstheorie als Methode zur Messung von Übertragungssignalen und verwendete dazu als Maß ein Äquivalent jenes mathematischen Formalismus, der die Entropie in der Thermodynamik ausdrückt.
Diese drei Wissenschaftler haben sich die Triade aus strategischer Rationalität, Berechnung und Informationstheorie ausgedacht, die heutigen WissenschaftlerInnen Argumente für die Theorie liefert, dass das Universum aus Informationen besteht und sich wie ein gigantischer Informationsprozessor verhält. Die Spieltheorie überschneidet sich mit der Entropie, weil in beiden davon ausgegangen wird, dass es eine begrenzte Anzahl von möglichen Zuständen der Welt bzw. Ergebnissen physikalischer Prozesse gibt. Diese Prozesse können entweder direkt ausgelöst werden oder das Ergebnis von Zufällen sein. Man bedenke, dass beispielsweise ein Go-Spiel 10120 Wege zum Ziel umfasst und das Universum laut heutiger Annahmen aus 1080 Atomen besteht. Daher gehen TheoretikerInnen davon aus, dass ein Computer – vorausgesetzt, er verfügt über genügend Rechenleistung und das zu berechnende Universum befindet sich noch im Urzustand – wie bei Go die Anzahl der möglichen Ergebnisse und deren Wahrscheinlichkeitsverteilung berechnen kann. Mithilfe der Spieltheorie lässt sich analysieren, wie sich Systeme entwickeln, deren Entscheidungsträger Kenntnis über ihre eigenen Präferenzen sowie jene der anderen AkteurInnen besitzen. Zugleich lassen sich damit auch die potenziellen Entwicklungen im Hinblick auf alle möglichen Ergebnisse erfassen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf bestand für von Neumann und Morgenstern die einfachste Lösung darin, jedem Teilnehmenden ein Regelwerk zu geben, das ihm sagt, wie er sich in jeder nur denkbaren Situation zu verhalten hat. Was Spieltheorie, Informationstheorie und Quantenthermodynamik vereint, ist die Analyse, wie Systeme sich entwickeln und welche möglichen Konfigurationen sie bilden können, wenn die ursprünglichen Bedingungen für das Verhalten einzelner Teile bekannt sind.
Es ist dies eine sehr selbstbewusste Weltanschauung, denn sie unterliegt vollends den Gesetzen der Physik. Sie erkennt keine Eigenschaften, Phänomene oder Erfahrungen an, die nicht auf diese Gesetze zurückzuführen sind. Betrachtet man die Übereinstimmung der Theorien von Neumanns, Turings und Shannons mit den eng gefassten Gesetzen der Physik sowie den Erfolg dieser Wissenschaftler bei der Bereitstellung einer ideellen Infrastruktur für unser Informationszeitalter, dann scheint es so gut wie unmöglich, über den Rahmen der strategischen Rationalität, der Informationstheorie und der Entropie hinauszudenken. Möchte man diesen Rahmen dennoch erweitern, muss man zuerst seine Grenzen verstehen. Die Informationstheorie bestimmt unser Zeitalter, was einige führende TheoretikerInnen zu der Behauptung veranlasst, wir befänden uns inmitten eines vierten kulturellen Umbruchs, vergleichbar mit den durch Kopernikus, Darwin und Freud verursachten Revolutionen. Die InformationstheoretikerInnen von heute, die von den Theorien von Neumanns, Turings und Shannons geprägt sind, behaupten, die Erfahrung bewusster Selbstbestimmung sei eine Illusion. Nicht nur, dass der Mensch keine von Gott gegebene Seele hat, ist Bewusstsein in ihren Augen nichts weiter als ein Schatteneffekt materieller Vorgänge, die ihre Inhalte vor jeder Gewahrwerdung diktieren.
In Shannons Theorie geht es um die Informationsübertragung durch einen Sender und die Reduktion von Ungewissheiten durch einen Empfänger, der bestrebt ist, das Signal möglichst exakt zu empfangen. Die Entropie stellt die Ungewissheit dar. Wenn wir nicht wissen, in welchem Zustand die Welt ist oder sein wird, wird dies durch eine Gesamtentropie von 1 wiedergegeben. Wenn wir einen vergangenen oder zukünftigen Zustand der Welt kennen, beträgt die Ungewissheit und damit auch die Entropie 0. Dabei ist Information allerdings nur die Übertragung von Daten oder Signalen, die von einem Binärcode aus Einsen und Nullen dargestellt wird. Die Entropie bezieht sich auf unser Vertrauen, eine Nachricht mit hoher Genauigkeit und niedriger Ungewissheit klar zu empfangen oder umgekehrt. Die Information selbst ist ohne Bedeutung, sie verweist lediglich auf die Symbole des übertragenen Codes oder der übertragenen Sprache. Das macht die Informationsübertragung beobachterunabhängig und beobachterabhängige Bedeutung irrelevant. Die Signifikanz von Information und die Tatsache, dass sie von AkteurInnen interpretiert werden könnte, die Zugang zu Information suchen, ist für die Informationstheorie nicht von Belang. Während Bedeutung erfahrbar ist und als mentales Phänomen existiert, ist Information bloß ein physikalischer Aspekt des Universums und unterliegt der Quantifizierung. Zudem sind einige KognitionswissenschaftlerInnen der Ansicht, Bedeutung und phänomenales Bewusstsein sollten mit bestimmten Zuständen des Gehirns assoziiert werden, die kartografier- und scanbar sind. Sie meinen, dass Bedeutung, insofern sie ursächlich an der Ausführung einer Handlung beteiligt ist, in physikalisch existierende Information encodiert werden muss.
Turing trug dazu bei, die Bedeutung von Algorithmen zu definieren. Berechenbare Algorithmen erfüllen vier Bedingungen: Sie bestehen aus einer endlichen Menge an Instruktionen, die in einer endlichen Menge von Symbolen festgehalten werden können; wenn sie ohne Fehler ausgeführt werden, produzieren sie immer das gleiche Resultat in einer begrenzten Anzahl von Schritten; sie können von einem Menschen ohne maschinelle Unterstützung ausgeführt werden; und, was ganz wichtig ist, sie müssen von der Person, die sie berechnet, nicht verstanden werden. So lautet ein Schlüsselaspekt von Turings Definition eines Computers auch, dass das Gerät selbst oder die Person, die die Berechnungen durchführt, von dem zu lösenden Problem keine Ahnung haben muss. Wie wir wissen, sind Algorithmen für Computerberechnungen unerlässlich. Mittlerweile werden sie zunehmend zur Automatisierung von Steuerungsprozessen eingesetzt und sogar auf maschinelles Lernen erweitert. Darüber hinaus ist der menschliche Geist dieser Theorie zufolge selbst ein Medium der Informationsverarbeitung zur Maximierung seiner Überlebenschancen – ein Bereich, in dem zurzeit viel geforscht wird. Wenn geistige Prozesse nichts anderes als Informationsverarbeitung sind, könnte die Verbesserung von Künstlicher Intelligenz uns glauben machen, dass es zwischen ihr und dem menschlichen Gehirn nur wenige oder womöglich gar keine kategorischen Unterscheidungen gibt. Dass Menschen mittels Verständnis argumentieren und auch die Bedeutung eines Themas begreifen können, gilt in dieser neuen und von der Informatik propagierten Denkweise als irrelevant.
Von Neumann behauptete, er könne einen Computer bauen, der jede Funktion erfüllt, die wir ihm zuweisen. Menschen, die Strategiespiele spielen, unterscheiden sich nicht von Computern, außer dass es Menschen nicht gelingt, perfekte Rationalität zu verkörpern. Die Spieltheorie wurde formuliert, um vollkommene StrategInnen zu erfassen, und sie bleibt bis heute die vorherrschende Methode der Sozialwissenschaften zur Definition von Rationalität. Laut diesem Modell müssen die AkteurInnen miteinander konkurrieren, um ihren Gewinn zu maximieren, der letztendlich begrenzt und direkt mit ihren Überlebenschancen sowie dem Erreichen ihrer Ziele verbunden ist. Von Neumann behandelte nur die diachrone Kausalität und nicht die synchrone Kausalität bzw. die ursächliche Rolle, die die konkrete Konfiguration des gesamten Systems bzw. Universums bei der Entwicklung einer bestimmten Kausalkette spielt. Selbst im Fall der visuellen Wahrnehmung von Licht kann die großflächige Konfiguration des Universums, inklusive des Sternenlichts, für die Wahrnehmung der oder des Einzelnen und die Bedeutung, welche dieser Erfahrung beigemessen wird, unverzichtbar sein. Eine andere Methode, um synchrone Kausalität zu betrachten, ist, sich ein System so vorzustellen, als wäre es eine bestimmte Menge an Gas, die unter Druck steht. Untersucht man die Bewegung jedes einzelnen Atoms dieses Gases für sich oder in Interaktion mit anderen Atomen, hilft uns das nicht zu verstehen, wie eine einfache Druckveränderung des gesamten Systems die Bewegung des einzelnen Atoms verändert. Letzterer Ansatz ist ein holistischer, der bei Betrachtung der menschlichen Gesellschaft systematische Muster im Sinne von gemeinsamen soziökonomischen Bedingungen erfassen könnte, anstelle einer individuellen Sichtweise. Holismus, Klasseninteressen und im Werden begriffene soziale Muster werden vom methodologischen Individualismus, wie ihn die Spieltheorie hochhält, ausgeblendet.
Wer würde sich diesen selbstbewussten Ansichten der führenden Köpfe des 20. Jahrhunderts in den Weg stellen? Die Macht und Gültigkeit ihrer Ideen scheint sich wie selbstverständlich aus der Entwicklung der Informationsverarbeitung, der Künstlichen Intelligenz und der brutalen Kraft der Massenvernichtungswaffen zu ergeben. Man sollte sich jedoch bewusstmachen, dass die Bedeutung dieser Theorien durchaus umstritten ist, denn ihre Implikationen sind potenziell sehr tiefgreifend. Dieses Trio hat schließlich bewirkt, dass Bedeutung für das Handeln in kausaler Hinsicht überflüssig, Verständnis für die Problemlösung irrelevant und alles zusammen sowieso nur das Produkt von Partikeln oder Wellen ist, die notwendigerweise den Gesetzen der Physik gehorchen. Weder können wir individuelle Handlungsmacht besser erklären, wenn wir die globalen Systemkonfigurationen verstehen, noch erwägen wir, dass emergente Eigenschaften sich aus charakteristischen Mustern eines Systems ergeben könnten. Daher haben wir bedeutungslose Informationen, unverständliche Berechnungen und einen Atomismus, der jeden Holismus ausschließt.
Dem Quanteninformatiker Scott Aaronson zufolge stellt diese Weltanschauung den freien Willen des Menschen infrage. Er schlägt daher ein Gegenargument vor, das auf Quantenverschränkung und freien Zuständen basiert. Des Weiteren konkretisiert er, wie diese reduzierte Vorstellung menschlicher Handlungsmacht sehr gut zu einem Endzeitszenario passt, das die unweigerliche Vernichtung der Menschheit aufgrund eines fehlenden freien Willens akzeptiert. Das ergibt sich daraus, dass unsere derzeitige Methode der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die sogenannte Bayessche Statistik, versucht, die relative Häufigkeit von Ereignissen und zukünftigen Wahrscheinlichkeiten aus der Erfahrung ähnlicher Vorkommnisse abzuleiten. Stellen wir uns einmal vor, das Überleben der Menschheit Millionen oder Milliarden von Jahrhunderten in die Zukunft zu projizieren, zusammen mit unserer Errungenschaft des intergalaktischen Reisens. In diesem Fall und angesichts der Tatsache, dass wir erst seit etwas mehr als einem halben Jahrhundert über Raketentechnologie und Raumfahrtkapazitäten verfügen und die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch ist, dass erst zehn Prozent der Raumfahrtära des Menschen hinter uns liegt, scheint es statistisch unwahrscheinlich, dass wir nur jetzt und nicht in zukünftigen Jahrhunderten existieren sollen. Wenn wir hingegen von einem statistischen Mittelwert ausgehen, ist die Zeitspanne unserer Existenz womöglich viel kürzer, da es viel wahrscheinlicher ist, dass die Zivilisation sich angesichts der existenziellen Bedrohung durch die globale Erwärmung und einen potenziellen Atomkrieg, nicht zu vergessen das Bevölkerungswachstum, „in der nahen Zukunft selbst auslöschen wird“. Allerdings verneint auch diese Analyse den freien Willen und verstärkt somit die Wahrscheinlichkeit dieser endzeitlichen Vorsehung, indem sie die Erkenntnis ausschließt, dass die Zukunft der Menschheit nicht nur unbestimmt, sondern auch offen für neue Möglichkeiten ist.
Diese existenziellen und in der Informationstheorie, Informatik und der strategischen Rationalität ankernden Positionen sind vom neoliberalen Kapitalismus nicht zu trennen. Die heutigen Unternehmensriesen müssen menschliches Verhalten voraussehen, um ihre Produkte auf den Konsum zuzuschneiden. Google, Amazon, Apple und Facebook profitieren von der Speicherung riesiger Datenmengen, nicht nur über das statistische Verhalten, sondern auch über die präzise idiosynkratische Verhaltensweise jeder ihrer Zielpersonen, damit sie ihre Dienste entsprechend anbieten können. Forschungen zeigen, dass Menschen sich anders verhalten, wenn sie glauben, dass sie einen freien Willen haben, als wenn sie glauben, ihre Handlungen seien vorherbestimmt. Allerdings hat das Großkapital nichts davon, Praktiken oder Narrative zu fördern, die Menschen dabei helfen, zu autonomen Wesen mit der Fähigkeit zur individuellen und kollektiven Selbstbestimmung zu werden. Apple plant die Einführung von Gesichtserkennungssoftware auf seinen iPhones. Sie soll die Mimik der BenutzerInnen erfassen, wenn diese auf sensorischen Input reagieren, den Apple auf seiner Plattform zur Verfügung stellt. Google erfasst jeden Tastenanschlag seiner BenutzerInnen, um deren Erleben der virtuellen Realität maßzuschneidern, damit das Unternehmensziel der Behauptung von Marktanteilen erreicht wird. Facebook versucht, in der Dritten Welt zum einzigen Internetzugangsportal werden, um den BenutzerInnen seine „Community Standards“ aufzuzwingen. Individuelle und kollektive Selbstbestimmung sind für die Interessen dieser Unternehmensmegalithen nicht förderlich.
Emanzipation
Da diese gigantischen Schöpfer virtueller Realitäten menschliche Erfahrung zunehmend in festgefahrene Bahnen lenken, die wenig Raum für anderes lassen, muss eine enorme Kreativität aufgeboten werden, um konstruktiven Widerstand zu leisten und Emanzipation zu erzielen. Mark Zuckerberg versucht, jedermanns wohlwollender Big Brother zu sein. Amazon möchte jeden Konsumwunsch antizipieren und befriedigen. Facebook und Apple streben danach, lange bevor AkteurInnen ihre persönliche Wahl treffen, deren Entscheidungen vorauszusehen. All diese Plattformen haben dazu beigetragen, öffentliche Bereiche, die der demokratischen Selbstbestimmung förderlich sind, zu untergraben. Und doch bleibt ihre Beliebtheit ungebrochen. Sie stehen exemplarisch für die „helle“ Seite des neoliberalen Kapitalismus. Die dunkle Seite zeichnet sich durch die Notwendigkeit von Gewaltanwendung zur Wahrung von Eigentumsrechten aus, die auf jedes Atom der physischen Realität und jedes Datenbyte erweitert werden sollen.
Wir sollten von den Erkenntnissen Shannons, Turings und von Neumanns lernen und versuchen zu verstehen, welchen Einfluss sie auf die Negation von Bedeutung, den Verzicht auf Verständnis und die Ablehnung von Ganzheitlichkeit hatten. Einige ihrer grundlegenden Prinzipien könnten uns vielleicht dazu beitragen, der ultimativen Kolonialisierung des Bewusstseins im Bestreben, alles Soziale mittels einer nahtlosen Schnittstelle aus Mensch und Informationstechnologie zu automatisieren, etwas entgegenzusetzen. Es hilft vielleicht, sich Folgendes klarzumachen: Da wir über die Medien der Künstlichen Intelligenz und Informationstechnologie immer engere Beziehungen zu diesen aufbauen, müssen wir uns zwangsläufig auf deren Niveau einlassen. Wir verlieren den Überblick über das große Ganze, und unsere Fähigkeit, differenzierte Bedeutungen jenseits von „gefällt mir“ zu schaffen und zu interpretieren. Da Bedeutung für die Information überflüssig geworden ist, scheinen in unserer Interaktion mit Rechenabfolgen und Datenbanken unsere eigenen Fähigkeiten, Dinge zu systematisieren und auf Informationen zu reagieren, langsam auf der Ebene der Künstlichen Intelligenzen angekommen zu sein. Dabei ist Facebook genauso wenig ein öffentlicher Bereich, wie „Liken“ bedeutungsvoll ist. Twitter ist nicht die vierte Gewalt der freien Presse, nur weil es gemeinsam mit anderen sozialen Medienunternehmen die Meinungsfreiheit auf bekannte Unwahrheiten erweitert hat. Man erzählt uns, dass wir vorhersehbar sind und keine freien Entscheidungen treffen können, weil Datenrepositorien vergangener Verhaltensweisen unsere Zukunft präzise vorhersagen. Doch das funktioniert nur, weil die Intimität, die wir über digitale Plattformen teilen, mit jener konkurriert, die wir einst mit Verwandten, FreundInnen oder PartnerInnen geteilt haben. Würden Verwandte und enge FreundInnen jede unserer Taten mit dem gleichen prüfenden Blick untersuchen, könnten sie unser Handeln hypothetisch auch vorhersehen. Darüber hinaus macht die derzeit sehr populäre Vorstellung, Handlungsmacht sei eine Funktion der Mechanik individuellen Verhaltens und nicht auch ein Produkt von synchroner Kausalität oder der unendlichen Einzigartigkeit von Erfahrungsmomenten vor dem Hintergrund des gesamten Universums, den Wert aller Erfahrung austauschbar und letztendlich monetisierbar. Existenz wird zur Wiederholung der Erfahrung von Phänomenen, die in Referenzklassen von Ereignissen katalogisiert sind.
Die Verteilung von individuellem Bewusstsein und privaten Bedeutungen auf diverse Plattformen und die Vermittlung von Beziehungen zwischen Unternehmen und Individuen durch elektronische Medien gefährden zunehmend unsere Fähigkeit, in dem, was wir tun, achtsam zu sein. Achtsamkeit verbindet man meist auch mit Erfüllung, Zufriedenheit und Gelassenheit. Handelnde können sich Zeit für Achtsamkeit nehmen und sich dazu entschließen, Informationsmedien zu konsumieren, statt von ihnen konsumiert zu werden. Wir können die Achtsamkeit selbst gegen den laufenden Trend einsetzen, sie als bloßes Epiphänomen der materiellen Existenz abzutun.
Wir merken selbst, dass zwischen persönlicher – und sogar über die Stimme stattfindender – Kommunikation und elektronisch vermittelter Kommunikation Welten liegen. Der Grund dafür ist, dass persönliche Gespräche eine Ich-Du-Erkennung beinhalten, die so direkt ist, dass sie allein über die körperliche Präsenz unvorhersehbare Bedeutungs- und Handlungshorizonte ermöglicht. Während das Ziel der strategischen Kommunikation darin besteht, Signale zu senden, die EmpfängerInnen veranlassen, im Sinne der Ziele der Sprechenden zu handeln, können Bedeutungshorizonte und Ansichten persönlicher Erzählungen im Dialog unerwartete Entwicklungen nehmen und zu einer Quelle nie da gewesener Vorstellungen über zukünftige Welten werden. Wechselseitiger Dialog hat das Ziel, einen Sinn zu vermitteln, dem Konzepte wie das Erreichen anderweitiger Ziele oder das Ausnutzen anderer für den Zweck des eigenen Konsums fremd sind.
Die Tatsache, dass rationale Erwartungen von einem geschlossenen Universum von Möglichkeiten ausgehen, das aller Wahrscheinlichkeit nach als Mittel der Eroberung eines ansonsten offenen Horizonts postuliert wird, geht in die Richtung der kritischen TheoretikerInnen der Frankfurter Schule, die den logischen Positivismus Mitte des letzten Jahrhunderts zur „radikal gewordene[n], mythischen Angst“ vor dem Unbekannten erklärten.6 Laut Scott Aaronson schließt kein Gesetz der Physik die Möglichkeit einer solchen Offenheit aus: Jedenfalls lassen die quantenfreien, in die Geburt des Universums verwickelten Zustände, selbst wenn sie in unseren eigenen Gehirnen verankert sind, die Hypothese von der Abgeschlossenheit des Universums als voreilig erscheinen. Selbst mit genügend Rechenleistung können wir weder wissen noch vorhersehen, welche unterschiedlichen Permutationen und wahrscheinlichen Kombinationen der 1080 Atome das gesamte Universum ausmachen. In Anlehnung an Aaronson befasst sich der Philosoph Alfred Mele mit Experimenten, die zeigen sollen, dass es dem Menschen an freiem Willen mangelt, indem er ihre Schlussfolgerungen infrage stellt. Mele legt gewichtige Argumente dar, die untermauern, dass, selbst wenn das Universum vollständig von den Gesetzen der Physik bestimmt ist, der Mensch immer noch einen freien Willen haben kann. Wenn wir unsere Entscheidungen im Einklang mit wohlüberlegten Gründen oder moralischen Konzepten treffen, bleibt unsere Wahl das dezidierte Ergebnis unserer eigenen Urteile.
Gegen das neoliberale Credo, das im Grunde sehr zynisch die individuelle und kollektive Selbstbestimmung zurückweist, unter Freiheit Konsum versteht und Bedeutung sowie Verständnis für die Handlungsmacht als unwesentlich betrachtet, schlage ich Folgendes vor: Die Gesetze der Physik können die Konsequenzen moralischer Entscheidungen nicht negieren. Dies reflektiert ein Verständnis für die Bedeutung unseres Handelns für andere Individuen und die Notwendigkeit, sie als Selbstzweck und nicht als bloßes Mittel zu sehen. Der freie Wille und die Fähigkeit, ethisch zu urteilen, sind für die Würde des Menschen unerlässlich – ob dies nun von einem Kompatibilismus untermauert wird, der die ursächliche Rolle des menschlichen Urteils akzeptiert, von den ungeahnten Möglichkeiten durch quantenfreie Zustände oder einfach nur von der wahrscheinlichen Unendlichkeit des Universums. Menschen haben die Freiheit, Vereinbarungen und Versprechen einzuhalten, und haben eine Trittbrettfahrt für kollektive Unternehmungen nicht nötig. Individuelle und kollektive Entscheidungen zu treffen und dabei existenzielle Interessen zu reflektieren, ist in privaten wie öffentlichen Zusammenhängen durchaus möglich.
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klimavaltozas · 5 months
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A hatóságok ismét kussolni méltóztatnak.
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fuzzkaizer · 4 months
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Wilhelm Reich - Orgone Akkumulator No.8
"Orgone accumulator with smaller box for spot work (missing tube to direct the orgone to the area of the body being treated). This Orgone Generator was created by Wilhelm Reich. On the bottom of the smaller box, it is marked "No. 8. Property of the Orgone Institute. [illegible] Laboratories, Inc. Orgonon, Rangeley, Maine. Made in the USA by S.A. Collins & Son, Rangeley ME."
It was originally owned by Roy Kuhlman, purchased circa 1948, according to witness testimonies. Then it was passed down to Kuhlman's daughter, Arden."
cred: thekuhlmanarchive.com/1940s-wilhelm-reich-orgone-accumulator
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eyewearcatherine · 5 months
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🏑🏋️‍♀️Hvad skal jeg være opmærksom på, når jeg bruger et par solbriller?
For det tredje er der flere faktorer, der bestemmer prisen på solbriller
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Hvert mærke, der er bredt anerkendt, kræver mange års akkumulering og kontinuerlig reklameinvestering for at opnå, og denne del af investeringen vil uundgåeligt blive konverteret til en del af prisen. Især i en fuldstændig konkurrencepræget branche som briller er den dyreste driftsudgift for hvert mærke kampagnegebyret i øjeblikket.
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Hvert mærke, der ønsker at være stort, vil bruge en masse investeringer i originalitet, og design er billedet af et brand, og det er også den afgørende faktor, der adskiller det fra lignende konkurrerende produkter. Naturligvis er produkterne af gode mærker meget forskellige fra copycat-efterligninger med hensyn til nyheden af designet og komforten ved at bære.
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Die Integration und bestimmte Integrale spielen eine entscheidende Rolle im Verständnis und in der Anwendung ganzrationaler Funktionen. Sie ermöglichen es uns, grundlegende Fragen der Akkumulation und der Flächenberechnung zu beantworten. Durch das Verständnis dieser Konzepte eröffnen sich neue Wege, um komplexe Probleme in der Mathematik und in vielen Anwendungsbereichen zu lösen. Die Integration ist nicht nur ein mächtiges Werkzeug in der Theorie, sondern auch eine unverzichtbare Fähigkeit in der Praxis, die es ermöglicht, die Welt um uns herum besser zu verstehen und zu gestalten.
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fabiansteinhauer · 2 years
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Züge
Zeige Deine Züge. Der brasilianische Vorstadtzug: gleich strömen die Verkäufer in den Zug, wollen Popkorn, eisiges Wasser und Kugelschreiber, manchmal blinkende Jojos oder einfach Quatsch verkaufen. Der Ruf PIPOCA! wird lange nachhallen. Die Verkäufer sind Teil der sog. informellen Ökonomie, die in Bolivien zu einem volksweiten Kapitalismus ohne Akkumulation perfektioniert wurde: Jeder ein Unternehmer.
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naipan · 7 months
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Vom Antizionismus zum Antisemitismus
Der Zionismus ist eine falsche Antwort auf den Antisemitismus. Er war jedoch die historisch einzig angemessene.
Alle reden von “Zionismus” statt vom israelischen Nationalismus. Was ist, vor dem Hintergrund eines materialistischen Begriffs der Nation, von Zionismus und Antizionismus zu halten? Und warum ist die Behauptung richtig, daß der Antizionismus nur die Erscheinungsform des Antisemitismus von links darstellt?
I. Staatskritik statt Antizionismus
Was die Uno auf Druck des arabischen und sowjetischen Lagers 1975 als das “rassistische Wesen des Zionismus” verurteilte, ist das Wesen von Staatlichkeit schlechthin: Homogenität und Homogenisierung der Individuen zum Staatsvolk und zum Material von Herrschaft. Der Antizionismus hingegen zeigt ein ebenso merkwürdiges wie doch aufschlußreiches Desinteresse an diesem einzigartigen Vorgang der Konstitution einer bürgerlichen Staatsgewalt ex nihilo, an einem Fall nachholender Staatlichkeit mithin, der in der Geschichte ohne Beispiel ist. Die Gründung Israels vollzog wie im Zeitraffer jenen in Europa zweihundertjährigen Prozeß der ursprünglichen Akkumulation an der einheimischen arabischen Bevölkerung nach, ohne allerdings die im Zuge der Kapitalisierung der Agrarwirtschaft erfolgte Freisetzung der agrarischen Subsistenzproduzenten durch die Industrie kompensieren zu wollen. Die Gründung Israels erscheint den bürgerlichen Philosemiten deshalb als das reinste Wunder und den linken Antizionisten als die Grausamkeit an sich. In ihrer deutschnational sich gerierenden Hochachtung wie in ihrer stalinoid sich empörenden Abscheu wollen diese Kritiker Israels nichts anderes retten als ihre eigene Illusion vom guten, wahlweise nationalen oder sozialen Staat.
Die “Künstlichkeit des zionistischen Gebildes”, den der Antizionismus an Israel so beklagt, liegt genau darin, daß der jüdische Staat nicht die falsche Natürlichkeit und nicht das Pseudos des Ursprungs ab ovo reklamieren kann, in deren Schatten die Transformation absoluter in bürgerliche Staatlichkeit sich in Europa vollziehen konnte.
Im Bann der idealistischen Parole vom “Recht auf Selbstbestimmung” behandeln die Antizionisten die Frage der Konstitution von Staatlichkeit wie es noch jede Verfassungs- und Staatslehre tut: als Problem von Recht und Moral. Am liebsten unterhalten sie sich daher über die Gretchenfrage, ob die Juden überhaupt ein “Volk” darstellen und daher ein nationales Recht beanspruchen können, wenden die Kriterien hin und her und kommen doch nie auf die Antwort, daß die politische Einheit eines “Volkes” sich keineswegs aus sprachlichen, kulturellen, geschichtlichen oder sonstigen Gründen herleitet, sondern aus der Installation politischer Zentralität, die in der Lage ist, Grenzen zu setzen und zu behaupten. Die Kriterien, die der Nationalismus, ob linker oder rechter Gesinnung, für die Existenz eines Volkes beizubringen vermag, sind willkürliche Illustrationen einer bereits installierten souveränen Herrschaft oder einer auf Staatsgründung erpichten Bewegung.
Das Dilemma des Zionismus als nationaler Befreiungsbewegung der Juden liegt darin, die Juden als “Volk” und als Basis legitimer Staatsgewalt konstituieren zu müssen, genauer: wollen zu müssen, d. h. ein “Volk” zu produzieren, dessen ÝpositiveÜ Gemeinsamkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts – außer in den Restbeständen religiöser Tradition – in nichts anderem bestand als in der Negativität gemeinsamer vergangener, gegenwärtiger und wahrscheinlich künftiger Verfolgung. Die Gemeinsamkeit der Juden als ein “Volk” konnte weder aus ihrer fraglosen Einheit als Material einer Staatsgewalt abgeleitet, nicht über ihre zweifellose Synthesis als Subjekte einer …konomie rekonstruiert noch durch ihren unstrittigen Zusammenhang als Bekenner eines Glaubens gestiftet werden. Der objektive Grund ihrer Zusammengehörigkeit als Gemeinschaft der Verfolgten blieb den Juden – organisierten sie sich nun als bürgerliche oder proletarische Assimilationisten, als bürgerliche oder sozialistische Nationalisten – notwendig verborgen.
II. Leistung und Dilemma des Zionismus
Theodor Herzl und die Gründerväter der zionistischen Bewegung ahnten die Virulenz des Antisemitismus besser als der vermeintlich wissenschaftliche Sozialismus. Die Paradoxie, verfolgt zu werden, obwohl man keinen Anlaß dazu gab, der logische Widerspruch, ins Zentrum der gesellschaftlichen Aggression gerückt zu werden, obwohl man keineswegs ÝschuldÜ war, die Absurdität, daß sowohl die kapitalisierten Gesellschaften des Westens als auch, wenn auch aus anderen Gründen, die noch halbasiatischen Gesellschaften des Ostens gleichzeitig zum Schlag ausholten, obwohl nichts an der jüdischen Existenz selbst dazu einlud, aufforderte oder berechtigte – diesen objektiven Widersinn zu begreifen war für sie ausgeschlossen, und die Erkenntnis, daß Staat und Kapital die inneren Widersprüche ihrer ureigenen Konstitution unter der zwar falschen, aber gleichwohl zustellbaren Adresse des Antisemitismus austragen, hätte ihnen nicht das mindeste geholfen.
Auf der anderen Seite blieb der sogenannte wissenschaftliche Sozialismus, der den Judenhaß immerhin richtig als “gesellschaftlich bedingt” und daher “nur gesellschaftlich aufhebbar” erklärte, immer weit unter dem praktischen Niveau des Zionismus, der den Judenhaß falsch als anthropologisch verursacht und unheilbar ewig deutet. Diese falsche Prognose des Zionismus hat sich nämlich bewährt wie die keines zweiten Nationalismus – denn der Antisemitismus ist zwar an sich keineswegs ewig, aber die kapitalistische Weltgesellschaft treibt mit Macht dazu, ihn zu verewigen: “Der Jude” ist eine Projektion der bürgerlichen Gesellschaft, in dessen Verfolgung sie ihren Antagonismus nach Art einer Ersatzhandlung zu bewältigen sucht.
Den Zionismus trifft die Kritik, die jeder nationalen Befreiungsbewegung gilt – allerdings in einer Form, die auf die gesellschaftliche Gestalt der Antisemitenfrage zu reflektieren hat. Jede Kritik des Zionismus als des israelischen Nationalismus hat zu bedenken, daß es unwahrhaftig wäre, die einzige Reaktion, die den Juden auf den notorischen Antisemitismus nach dem Bankrott der bürgerlichen Aufklärung und nach der Pleite der proletarischen Weltrevolution noch blieb, mit besonderer Häme zu denunzieren. Der Zionismus ist die falsche Antwort auf den Antisemitismus, die sich, grauenhafterweise erst im nachhinein, als die einzige nach dem Zustand der Geschichte vorläufig angemessene erwiesen hat. Dagegen ist die immer noch richtige Antwort – Revolution für die staaten- und klassenlose Gesellschaft – vom Stalinismus zur weltfremden Utopie abseitiger Spinner erniedrigt worden.
Aus dieser Perspektive ist Israel, wenn auch kein Bollwerk, so doch das einzige Notwehrmittel gegen den weltweit grassierenden Antisemitismus. Das Recht eines jeden Juden auf die israelische Staatsbürgerschaft ist zwar alles andere als die Lösung der Antisemitenfrage, aber gleichwohl eine historische Errungenschaft ersten Ranges; zumindest in einer nationalstaatlich verfaßten Welt, in der, wie das Schicksal der Staatenlosen beweist, der Mensch als Mensch gar nichts, als Statsbürger aber immerhin etwas bedeutet. Israels Existenz ist genau aus dem Grunde unverzichtbar, weil die Behauptung, die Juden seien nur eine Religionsgemeinschaft und daher nichts als Bürger der Staaten, denen sie jeweils angehören, schon längst von der Geschichte widerlegt worden ist – zuletzt mit allen Mitteln, deren eine deutsche Volksgemeinschaft fähig ist.
III. Linke und Volksgemeinschaft
Weil der moderne Antisemitismus nach Auschwitz genötigt ist, als Antizionismus aufzutreten, gilt Israel, dem “Judenstaat”, die gewohnte Projektion. Israel ist die ideale Leinwand bürgerlicher und linksalternativer Albträume, gerade in Deutschland. Was man selber will, wozu man aber einstweilen als unfähig sich erweist, das wird den Israelis als Vorsatz und Tat unterstellt. Nur so wird der penetrante Hinweis darauf, die Israelis fühlten sich als das “auserwählte Volk”, an dessen Wesen die Welt genesen soll, verständlich – an die Sonne will man selber. Die Juden seien es, die die Gleichheit verweigern. In der Denunziation, sie seien elitär und arrogant, kurz: volksfeindlich und gleicher als gleich, kommt ans Licht, daß man selbst zu Höherem sich berufen fühlt und danach giert, sein Licht nicht länger unter den Scheffel stellen zu müssen. Sie haben, was der Antisemit will, sie verhindern, daß er es bekommt: die Blutsbande, die dicker sind als Wassersuppe, nationale Identität, Gemeinschaft im Volk, fraglose Einheit als Eigenschaft von Natur und Rasse, Synthesis von Individuum und Gesellschaft jenseits von allgemeiner Konkurrenz und Futterneid. Die gesellschaftlich um die Vernunft gebrachten, auf ihren bloßen Verstand zurückgeworfenen atomisierten einzelnen sehnen sich nach ihrem Untergang und ihrer Verschmelzung im repressiven Kollektiv, das endlich Ruhe, Ordnung und Überblick schafft. Was dem entgegentritt oder entgegensteht, wird in das ÝWesen des JüdischenÜ projiziert, von dem nur loszukommen ist, wenn es ausgetilgt wird.
Zur Projektion gesellt sich der Verfolgungswahn, die politisch gewendete Paranoia. Wer sich selbst in panische Vernichtungsangst halluziniert, der braucht um Anlässe zur Notwehr nicht verlegen zu sein. Die Juden sind ihm die “Gegenrasse” (Hitler) und ihr staatsförmiges ÝGebildeÜ das Gegenbild zu ordentlicher Staatlichkeit. Der moderne Antisemitismus ist ein Antisemitismus nicht trotz, sondern gerade wegen Auschwitz: Er wird den Juden Auschwitz nie verzeihen und ihnen nie vergeben, daß sie die Deutschen um die Volksgemeinschaft betrogen haben.
Es fällt auf, daß “Zionismus” im Gebrauch deutscher “Antizionisten” mehr ist als nur ein Name für den Nationalismus der Juden vor der Gründung Israels und den der Israelis danach. Wenn die israelische Linke gegen den Nationalismus in Gesellschaft und Staat angeht und das Antizionismus nennt, entspricht das der Tradition und ist ein bloßer Name für diese Kritik. In Deutschland und unter den Freunden des homogenen Volkstums generell dagegen ist “Antizionismus” Anzeichen der Projektion und daher kein Name für eine Sache, die vielleicht auch ganz anders heißen könnte, sondern vielmehr eine Chiffre und ein Code. In ihm schwingt verschlüsselt mit und wird diskret bedeutet, was unter Linken gedacht und gefühlt wird, was aber nur Rechte öffentlich sich zu sagen trauen. Warum eigentlich distanzierten sich Linke einst von der “Antizionistischen Aktion” eines Michael Kühnen, ohne jemals den Antizionismus an sich zu kritisieren und obwohl sie selbst den Juden in ihrer Eigenschaft als Zionisten immer den religiösen Machtwahn eines “auserwählten Volkes” unterstellen anstatt simple Staatsräson?
Daß der Zionismus als die nationale Befreiungsbewegung der Juden verstanden wird und sodann als ein in Deutschland unmöglicher Name für den Nationalismus Israels, ist die Vorbedingung jeder Diskussion.
Eine ausführliche Fassung dieses Artikels wird unter dem Titel “Furchtbare Antisemiten, ehrbare Antizionisten” im Frühjahr 1998 neu aufgelegt im ça ira-Verlag, Postfach 273, 79802 Freiburg. Der Autor ist Mitglied der “Initiative Sozialistisches Forum” in Freiburg/Brsg.
Quelle: Jungle World, Nr. 32/1997
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