#GiselaElsner
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Der Dumme · Gisela Elsner
Der Dumme · Gisela Elsner · Zeitgeist Leben und Veränderung
Sie standen beieinander, und sie wussten ALLE das GLEICHE, und sie glaubten, dass es viel sei, was sie wussten. Einen aber gab es unter ihnen, der wusste nicht das GLEICHE wie sie, und sie nannten ihn deshalb dumm. Es war Triboll. Der wurde bescheiden, als er hörte, dass er dumm sei, und verkroch sich, damit ihn niemand mehr sah. Aber die anderen hatten kein Mitleid mit ihm und krochen ihm sogar nach und sahen ihn an und redeten über das, was er nicht verstehen konnte. Sie sahen, wie sehr Triboll litt, und waren befriedigt, dass sie es waren, die ihn leiden machten. Da änderte sich die Welt, und plötzlich war Triboll klug, und die anderen waren dumm, weitaus dümmer als er. Und Triboll wollte sich rächen für das, was ihm die anderen vorher angetan hatten. Er redete so zu ihnen, dass sie ihn nicht verstanden, weil sie nicht wussten, was er wusste. Jetzt aber bewunderten sie ihn, und niemand schämte sich dafür, dass er nicht wusste, was Triboll wusste, und Triboll hatte Mitleid mit ihnen und konnte sie nicht quälen. Er wusste, dass er immer anders gewesen und allein war, und er erwartete mit Angst die Zeit, die, das wusste er genau, einmal wiederkehren würde. Eine Zeit, in der sich die Welt wieder ändern, und in der ihn die anderen wieder quälen würden. Der Dumme · Gisela Elsner · Zeitgeist Leben und Veränderung Read the full article
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»Der weibliche Körper ist schon immer ein Schlachtfeld gewesen«
Vor wenigen Wochen ist der neue Roman der Berliner Autorin Helene Bukowski »Die Kriegerin« erschienen. Er erzählt von der Verbindung zweier Frauen, die sich und ihre Freiheit suchen. Ein Gespräch über Soldatinnen, die Kämpfe um den weiblichen Körper und gerechtere literarische Perspektiven. Read the full article
#featured#GiselaElsner#HeleneBukowski#LeonaStahlmann#MarieGamillscheg#MarleneHaushofer#WolfgangBorchert
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Herausragen · Gisela Elsner
Herausragen · Gisela Elsner · Kurzgeschichte · Leben
Triboll ragte aus der Straße heraus, er ragte schon l��nger heraus, plötzlich jedoch hatte das Ragen ein Ende. Ein Baum kam, und als Triboll daneben stand, musste er zugeben, dass der Baum ragte und er nicht mehr. Weil er sich so sehr wünschte, wieder ragen zu können, nahm er eine Axt und machte aus dem Baum eine Leiche. Triboll war zwar jetzt ein Mörder, aber er konnte wieder ragen. Da kam ein Haus, das ganz nahe an der Straße stand. Es war ein neues Haus, ein Haus mit weißen Wänden, einem spärlichen Eingang und einem sehr spärlichen Fenster. Im Fenster hing die Fantasielosigkeit und schrie, und eine hohe Mauer, betont konservativ, umgab das Bauwerk. Aber das Haus ragte, und es war schwerer, ein Haus als einen Baum zu ermorden. Triboll ließ es einfach unter sich. Er stieg über die konservative Gartenmauer und setzte sich, es hatte ihm viel Anstrengung gekostet, auf den Giebel des Hauses. Nun ragte er wieder, hatte eine weitaus bessere Sicht als jemals zuvor, und er sah, dass andere ebenso ragten wie er, doch er ragte mit Freuden in dieser Gesellschaft und lächelte herablassend, als er einen Jugend-Ragenden auf der Straße stolz einher stelzen sah. Triboll war ein erwachsener Ragender geworden. Herausragen · Gisela Elsner · Kurzgeschichte Read the full article
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Verwandlung · Gisela Elsner
Verwandlung · Gisela Elsner · Kurzgeschichte
Als Triboll erwachte, saß sein Gesicht am Hinterkopf. Das gefiel Triboll. Wenn er spazieren ging, sahen ihm die Leute nach, und Triboll freute sich darüber, weil er sehen konnte, dass ihm die Leute nachsahen. Doch diese waren nicht dümmer als er. Als sie bemerkten, dass Triboll zusah, wie sie ihm nachschauten, schauten sie ihm vor, und das konnte Triboll nicht mehr sehen, denn sein Gesicht saß ja am Hinterkopf. Er glaubte deshalb, er sei wieder wie die anderen, und wollte wieder Freundschaft mit ihnen schließen. Doch die anderen wurden böse und sagten, er sei nicht so wie sie. Triboll hielt es für eine Lüge und empfahl ihnen, zu beichten, weil er fürchtete, sie kämen wegen ihrer Verlogenheit in die Hölle. Die anderen lachten ihn aus. Da ging die Welt mit Triboll und den anderen unter, und Triboll kam in den Himmel. Als er dort die anderen schon vorfand, dachte er, er sei in der Hölle, und glaubte niemandem den Himmel, denn er wusste, dass alle logen. So blieb er seine Ewigkeit lang in der Hölle. Verwandlung · Gisela Elsner · Kurzgeschichte Read the full article
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