#EntgegengesetztesHandeln
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agatha-abstinent · 10 months ago
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Tag 3243 / Bei mir ist es eine Ausnahme, wenn ich pünktlich bin
Das geht so nicht! Immer, wenn ich andere Kollegen sehe, die ja auch nach 9.00 Uhr ankommen mit dem Fahrrad oder mit dem Auto, andere Kollegen, die auch nach 9.00 Uhr im Aufzug stehen, dann denke ich, ich bin ja nicht die Einzige, die erst jetzt kommt. Das Problem ist, dass ich fast jeden Morgen andere Kollegen sehe, die auch nach 9:00 Uhr kommen. Es sind also nicht immer die gleichen. Das passiert ihnen vielleicht einmal in der Woche, vielleicht einmal im Monat. Vielleicht passiert ihnen das nur einmal im Jahr.
Was sagt die Ärztin, was vielleicht das Wichtigste ist? Ja, ich gehe zur Arbeit. Ich melde mich nicht krank. Und das habe ich auch vor ein, zwei Tagen gedacht: Danke, dass ich trotz Januar jeden Tag hingehe. Der Januar ist immer der schwerste Monat. Wenn der vorbei ist, wird irgendwas von mir genommen, dann fällt es ab spätestens im März. Da werde ich richtig aufblühen, weil dann der Frühling kommt und weil meine Geburtstage kommen und weil die Tage länger werden und weil wir dann die Uhr umstellen und dann geht alles wieder bergauf und dann kann man ab April draußen schwimmen. Der März ist so lange hin. Wir sind im Januar. Aber der Januar ist nicht mehr lang, er hat nur noch zehn Tage.
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agatha-abstinent · 2 years ago
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Tag 3006 / Die Traurigkeit steht er an der Ecke und wartet
Manchmal wirft sie ihr Netz aus. Sie trifft mich nicht, aber einen Teil von mir. Wenn ich das Gleichgewicht verliere, hat sie mich.
Hier hält mich meine Katze, die Sonne, das Wasser.
Die Traurigkeit schickt Push-Nachrichten mit Gefühlsblitzen und physischen Symptomen. In meinem Rachen hängt Übelkeit. Ich möchte mich schütteln, wegdrehen von der Ecke, die Haut, die das Netz der Traurigkeit berührte, desinfizieren.
Die Traurigkeit löst ein Unheilklang in meinem Kopf aus, in meinem Ohr.
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agatha-abstinent · 2 years ago
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Tag 2880 / Es hat mich so krass unsagbar viel Überwindung gekostet, überhaupt loszugehen
und zu versuchen, pünktlich da zu sein. Es war 9:01 Uhr, als ich mich einloggte. Ich war zu spät, aber nicht so viel zu spät. Es war ein ganz schlimmer Tag. Unter den zehn schlimmsten Tagen war er aber nicht.
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agatha-abstinent · 2 years ago
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Tag 2850 / Gleiche Stelle, gleicher Tag
24. Dezember, Großes Fenster. Ein paar Stunden eher als letztes Jahr. Wesentlich besser drauf. Gott lässt hier die Sonne über die Bäume gucken. Mich getraut, bis zum Ende des Stegs zu gehen, obwohl da immer eine Restangst in mir bleibt. Ich kann schwimmen, es kann mir nichts passieren, selbst wenn ich ausrutsche und ins Wasser falle. Trotzdem ist da diese unbegründete Angst. Mich gezwungen, bis zum Ende zu gehen, weil ich denke, ich wachse an Dingen, vor denen ich Angst habe. Ich kann hier auch auf dem nassen Laub den Hang hochklettern, mich an den Wurzeln festhalten. Da ist keine Angst, nur Unsicherheit, vor allem Vertrauen. Es riecht so gut! Der Forst Grunewald, die Havel, der Wannsee - das sind meine Glücksorte, meine Kraftorte. Hier ist was ganz Besonderes. Ich bin heute nicht so traurig wie vor einem Jahr um diese Zeit, obwohl ich eigentlich trauriger bin, was ich zumindest gestern im Meeting geteilt habe - dieses Familienfest und ich habe diese Familie nicht. Ich hätte sie gerne gegründet. Diesmal ist weniger Glauben daran, dass es klappt in Aarhus. Aber es ist Hoffnung. Ich fahre hin, weil ich möchte, dass es klappt. Aber ich hab jetzt schon ein Mal die Erfahrung gemacht, dass es nicht sofort geht. Deshalb kann ich auch nicht so viel Zuversicht mitnehmen. Meine erste Erfahrung war: Es hat leider nicht funktioniert.
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agatha-abstinent · 2 years ago
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Tag 2758 / Auf ihre zwei Gläser Wein am Abend möchte sie nicht verzichten
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agatha-abstinent · 4 years ago
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Tag 2127 / Auf dem Küchenboden heulend
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agatha-abstinent · 4 years ago
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Tag 2165 / Entgegen sechs Wetterwarnungen
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Postmodern Jukebox ft. Caroline Baran Nothing Else Matters https://www.youtube.com/watch?v=yLwhUGbJ0Ms
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agatha-abstinent · 4 years ago
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Tag 1989 / Als ob der Wannsee meine Mikwe ist
Extrem komischer Geschmack morgens und Husten Wo hab ich mich jetzt angesteckt? Muss ich ins Krankenhaus? Ich habe gar nicht genug Vorräte gehamstert für Isolation, für Quarantäne! Den Wannsee lasse ich mir nicht nehmen Die Corona-App würde jetzt speichern: Erste Symptome morgens und trotzdem tagsüber noch da und da hin
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Geräuschempfindlich Reizbar Fahrkarte fälschlicherweise ausgepackt Die Abfahrt in drei Minuten aus dem Blick verloren Angewidert von Feldman-Text: Sein wollen wie die anderen, schön anonym Wie der Mann die Fahrradtaschentechnik erläutert, laut und als wär es eine komplizierte Wissenschaft Panik, weil Mutti nicht antwortet Panik und Wut Wut beim Saugen Warum legt sie noch mehr auf den Boden? Klammern, das Kleid Frag mich nie mehr: Was soll ich machen? Die Jacken und Schuhe von Weihnachten stehen immer noch im Wohnzimmer, die Dinge von der Küchenablage Da sind fünf behaarte Fleecepullis in der Wäsche Wenn du bei mir saugst, hebst du fast nie was hoch, keinen Mülleimer, keinen Schuh Ich habe heute um 25 mg erhöht Macht es das schlimmer? Die Dinkelwaffeln sind verschimmelt Heute Morgen dachte, ich ich habe Corona und gehe trotzdem schwimmen Heute Mittag denke ich, ich bin in einem schlechten psychischen Zustand und der Wannsee ist zu weit weg Das ist zu anstrengend
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Mich vom Wasser tragen lassen Mich dem Wasser anvertraut Auf dem Wasser gelegen Mich gedreht, gewunden, getanzt Nach dem Wasser gegriffen und der Sonne Den Möwen zugelächelt und den Schwalben „Eine Ente“ ausgesprochen Später nochmal „eine Ente“ während ihres Vorbeiflugs
Eine halbe Stunde im See zum Abschied
Diesmal wird hier mehr getrunken Sie gehen mit ihren Bieren ins Wasser Das stört mich Aber keiner trinkt neben mir
Die Wasserfarben Die Lichtinstallation auf dem Wasser So, so, so, so schön
Dass ich in Deutschland mal so glücklich sein kann Mehrmals Immer wiederkehre
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Auf dem Hinweg benachteiligt gefühlt Beeinträchtigt Gestört
Auf dem Rückweg gesegnet gefühlt Beschenkt Gestärkt
Auf dem Hinweg Berlin verflucht, die Idee bereut
Auf dem Rückweg Berlin geliebt Zufrieden mit mir
Als ob der Wannsee meine Mikwe ist Mich das Bad reinigt Das Kranke abwäscht Die Zweifel Das Negative neutralisiert Mich positiv auflädt
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agatha-abstinent · 4 years ago
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Tag 2081 / Mich um 14.54 Uhr noch zu einem Ausflug zwingen können
Das Rad mitgenommen. In der S-Bahn gelesen. Ein paar weiße Blumen zum Andenken. Der Gemütszustand besserte sich erst nach Rückkehr beim Backen. Premiere für Ausstechplätzchen außerhalb des Elternhauses.
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agatha-abstinent · 3 years ago
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Tag 2623 / Auf dem Rückweg war der Hinweg nicht mehr so schlimm
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agatha-abstinent · 3 years ago
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Tag 2621 / Gestern gedacht, heute Morgen gedacht, ich sag das Meeting ab
Auf dem Hinweg gedacht, ich gehe auf jeden Fall nach einer Stunde, nach der Halbzeit. Dann wieder viel gutes Echo. Die hören mir so gerne zu. Dass ich mal schön weitermachen soll. Dass ich mal genau gucken soll, was nicht stimmt. Irgendwie wie Gehirnwäsche. Da die ziehen das Gift aus mir raus. Dass ich ja in der Pubertät angefangen habe zu saufen und deshalb weiß ich gar nicht, wer ich bin, was gut für mich ist, was ich möchte. So viel Komplimente, dass ich gut aussehe, dass die Haare schön sind.
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agatha-abstinent · 3 years ago
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Tag 2566 / dann hatte ich Höhenangst und bin trotzdem weitergegangen
Er ist zufrieden. Ich hätte eine freundliche, fröhliche Art. Dass vieles schon sehr gut läuft, findet er toll.
Ich wusste gar nicht, wo es langgeht, wie lang der Weg ist, ob ich den gehen kann ohne Skistöcke. Ich bin einfach langgegangen, immer weiter. Ich hatte keine Wanderkarte dabei. Ich bin einfach gegangen und dann hatte ich Höhenangst und bin trotzdem weitergegangen, weil ich da ankommen wollte. Und ich wusste gar nicht genau, wo. Aber ich wollte ankommen. Und so ist das ja auch jetzt in dem Job. Ich weiß gar nicht, wo es langgeht. Ich hab nicht die richtige Ausrüstung. Ich gehe trotzdem weiter.
Und wenn mir mein Zeugnis vom alten Arbeitgeber nicht gefällt, dann hab ich schon verloren, wenn ich gar nicht versuche, das ändern zu lassen. Ich versuche, dass sie es ändern und damit habe ich schon gewonnen. Ob sie es ändern oder nicht, darauf kommt es gar nicht mehr an. Ich habe gewonnen, weil ich die Dinge nicht so akzeptiere wie sie sind und weil ich zeige, wie man es besser machen kann. Natürlich möchte kein Personaler wissen, wie man ein besseres Zeugnis schreibt. Auch mein Vorgesetzter möchte nicht von der ehemaligen Angestellten Korrekturen im Zeugnis entgegennehmen. Ich bin da gelandet, wo ich jetzt bin, nicht, weil ich bei euch war, sondern weil ich besser bin, nicht in allem, aber in einigem.
Ich bin da gelandet, wo ich jetzt bin, weil ich das sehr akribisch angehe mit dem Zeugnis, weil ich mir eine Rechtsberatung einhole, weil ich mich auf diese Frau verlasse, weil ich die Sätze so formuliere wie sie sie vorformuliert hat, weil ich ganz sauber die Stellen im Zeugnis markiere, weil ich denke, es ist Schwachsinn, das alles in einem Fließtext aufzuschreiben. Es ist besser, alles durchzunummerieren. Ich bin schon so sicher in meinem neuen Job, dass ich der anderen sage, was besprochen wurde und sie sich dann bedankt, weil sie es vergessen hat. Und ich habe auch den Eindruck, dass jetzt der andere mir nicht mehr mit so viel Skepsis entgegenkommt, sondern ihm klar ist, auch er braucht meine Hilfe. Und das ist eine super Position. Alle brauchen meine Hilfe. Und bevor sie etwas von mir bekommen, muss erst mal verstehen, worum es geht.
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agatha-abstinent · 3 years ago
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Tag 2539 / Die Vögel stehen auch jeden Tag neu auf
Die singen jeden Morgen. Egal, ob es gestern geregnet hat oder gestürmt. Egal, was heute ist. Die beginnen so den Tag. Meine Katze wedelt vor Freude oder Aufregung oder Spieltrieb oder Jagdtrieb mit dem Schwanz. Und das ist der Lauf der Natur. Schlafen, aufstehen. Und die Vögel singen nicht schlechter, weil sie heute empört sind über das Wetter gestern oder über den Lärm. Die Vögel singen. Ich stehe auch auf und gehe erstmal wieder hin.
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Heute fand ich das richtig gut von mir: Dass ich die Sachen angehe Dass ich mich anmelde für die Kurse Dass ich die Dateien suche auf dem Server Dass ich einfach frage, wie ich mich da morgen vor 30 Leuten vorstellen soll Dass ich mittags bei Rossmann war Dass ich mir Eistee gekauft habe Dass ich meine Dose Essen dabei hatte Dass ich pünktlich gegangen bin, Dinge auf später verschieben konnte
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agatha-abstinent · 3 years ago
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Tag 2475 / Da kam ein ganz mulmiges Gefühl in mir hoch
und ich deutete es kurz als Vorahnung, dass das alles nicht gut wird mit der neuen Stelle.
Und dann erinnerte ich mich an Unfuck yourself, dass das nur ein Gefühl ist und ich dem nicht so viel Bedeutung schenken muss, dass es mich nicht davon abhalten soll, die Dinge zu erledigen, aufzuschreiben, was war.
Das mulmige Gefühl ist mit der eigenen Bewertung der Vergangenheit verknüpft, mit der Erinnerung an die Anstellung im Herbst 2018.
Ich konnte mir sagen, dass ich das beiseite schiebe, was mich hindert, die Dinge in Angriff zu nehmen.
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agatha-abstinent · 3 years ago
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Tag 2327 / Lass dir deinen Glow nicht gleich kaputtmachen
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agatha-abstinent · 3 years ago
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Tag 2326 / Warum funktioniert das mit dem Strand für mich so gut?
Jeder hat so seinen Platz. Es wuselt nicht so durcheinander wie beim Sightseeing und Shopping. Die Leute essen hier, lesen, sonnen sich, hängen ab im Meer.
Langsame Handlungen, ruhige. Am lautesten ist oft das Meer.
Wellenrauschen wird ja auch als Klangteppich wie Vogelzwitschern zur Entspannung eingesetzt.
Das Haus, die Zimmer, die Strasse vom neuen Hotel haben eine ganz unwohle Aura. Kein Wunder bei dem vielen Alkohol in der Minibar, in den Bars, in den Menschen. Nüchtern schreit keiner so rum.
Heute Nacht habe ich geträumt, dass ein 5-jähriger Junge im Wannsee ertrunken ist. Seine kleine Schwester konnte lebend gerettet werden. Die Kinderfahrräder lehnten an einem Steg. Es war ein ziemlich weiter Weg noch zu schwimmen für die Retter mit den Kindern im Arm. Sie durften sich für das Mädchen, das sich noch aufrecht halten konnte, nicht anmerken lassen, dass der Körper ihres Bruders leblos war. Am Ufer weinte ein unbeteiligter Mann. Die Eltern kamen auch. Die Mutter trug ein Baby im Arm.
Während ich das schreibe, weine ich.
Der Traum in der ersten Nacht im fremden Bett geht in Erfüllung, hieß es mal irgendwo.
Wer ist der Junge? Können wir ihn noch warnen?
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Ich meine, leb du mal mit ner Selbstwertstörung!
Ständig im Zweifel, im Minderwert. Selten sich mal tageweise selbst cool finden, stark, sexy. Sexy nie tageweise, nur kurze Momente. Wie soll man denn so Karriere machen, ne Beziehung aufbauen, klarkommen? Immer so viel gegen die Selbstverurteilung angehen, gegen die Lebensangst, den Zweifel!
Leb du mal mit Hyperakusis! Mit Alkoholabhängigkeit!
Die Frau, die meine Minibar räumen sollte, hat sowas noch nie getan: alles Bier, den Wein rausnehmen. Sie verstand das gar nicht, auch als ich "alcoholic", "alcohol sick" sagte nicht. Sie meinte, man könnte nachher auf der Strasse gut einen Drink oder Cocktail haben. So ist das mit den Normalos.
Wie soll man denn eine gute Mutter sein, eine gute Kollegin, wenn da so wenig Selbstsicherheit vorhanden ist? Eine Mutter muss auch Entscheidungen fällen, die dem Kind nicht gefallen, das Schreien aushalten.
Mir war wichtiger, am Meer zu sein es zu hören zu spüren zu sehen als geile Schwimmmode zu kaufen, als überhaupt zu kaufen. Passt nichts mehr rein in den Koffer.
Der Traum verfolgt mich immer noch. Und dass ein Pärchen hier Zoff hat.
Ich werde eher los, als ich dachte. Lieber nochmal die schöne, langsame Strecke. Im Hellen packen.
Wenn nur das Fliegen nicht wär! Die Aufregung damit. Steig du mal ins Flugzeug mit Angst! Ins Auto jeden Tag! Autofahren trotz Angst! Trocken bleiben trotz Suchtdruck!
Ich hab die leeren Weingläser von A nach B gestellt, damit ich sie nicht sehe und den Weinöffner. Ich habe mir gesagt, ich habe auch schon im Praktikum bei Kleo Alkoholgläser aus der Spülmaschine geräumt. Ich habe bei meiner jetzigen Arbeit Alkoholgläser aus dem Schrank genommen, um an andere ranzukommen. Das geht alles ab in mir! Im Juni haben sie mindestens 3x während der Arbeitszeit getrunken. Ich habe Cliff nicht gefragt, ob er einen Ein- oder Zweimaster segelt, aber ich habe wissen wollen, ob man da nicht Angst bekommt oder ob es nicht gefährlich ist auf offenem Meer. Ich sehe gleich, was ich mir nicht zutraue, wo ich nicht mithalten kann.
Hoffentlich halten die vielen positiven Effekte und Wachstumsschübe dieses Urlaubs lange an.
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