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Sad Girls Community
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Hallo liebes Internet! :) In diesem Blog untersuche ich die Sad Girls Community auf Tumblr.
Don't wanna be here? Send us removal request.
sadgirlscommunity · 2 years ago
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Fazit
Vor allem die Literatur von Thelandersson hat einen durchweg positiven Blick auf die Sad Girls. Sie sieht weniger die Problematik in der Romantisierung von Traurigkeit und weniger, dass die Vorbilder wie Lana Del Rey und die geteilten Bilder meist weiß, cis und hetero sind. In der Sad Girls Ästhetik werden Szenen aus westlichen Filmen und Liedern reproduziert und die Blogs entstehen in Zimmern in Europa oder den USA. Die Ästhetik grenzt die gleichen Dinge aus, die schon in der Gesellschaft diskriminiert werden: Schwarzsein, Armut und Dicksein.
Kritisch wäre zudem zu sehen, dass zwar die Sad Girls sich scheinbar weigern den Neoliberalismus zu folgen, jedoch werden auch bei Tumblr die Anzahl der Likes, Kommentare oder reblogs angezeigt. Außerdem kommen die meisten Ausschnitte aus populären Serien und Filmen, welche ein sehr unrealistisches Bild von Teenagern zeigen. Mit 13/14 kann man nicht aussehen wie die Schauspier*innen, die Anfang 20 sind und immer perfekt gestylt sind.
Der Sad Girls Club bei Instagram ist eine von Frauen entwickelte Community, die nur der Unterstützung und Gemeinschaftsbildung dient. Sie baut auf der Sad Girl Theory und feministischen Affekttheorie auf und hat Moderator*innen. Der Account versucht insbesondere Women of Color anzusprechen und füllt so die Lücke von fehlender nicht-weißer Repräsentation in mentaler Gesundheit.
Letztlich sollte jedes Sad Girl für sich entscheiden, ob es ihr eher guttut oder noch mehr in ein Loch aus Traurigkeit hineinzieht. Sich in Traurigkeit auszuruhen kann funktionieren und inspirieren, solange es nicht dazu führt, dass man es nicht mehr herausschafft.
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Eine unterstützende Gemeinschaft? (Part II)
Problematisch ist es, wenn das einzige verbindende Element die mentalen Probleme sind. Wenn man dann mal einen super Tag hat, fühlt man sich nicht mehr zugehörig. Die Follower sind an die Inhalte gewöhnt und erfreuen sich an Witzen über den eigenen Schmerz, was das Sad Girl dazu bringt, zu denken, dass sie solche Inhalte bringen muss. Ihr wiederum gibt es Befriedigung den Followern Vergnügen zu bereiten. Tumblr ist durch den Mechanismus des rebloggens besonders, da man so die Beiträge von anderen bei sich weiterleiten kann und die Sichtbarkeit erhöht. (Vgl. Le, In: Mina Le, 9:00-10:30)
Eine Gemeinschaft zu haben kann ein Netz der Bestätigung schaffen, aber gleichzeitig eine Entfremdung vom Rest der Welt mit sich bringen. Zuerst denken die Mitglieder „diese Community versteht mich“, was sich zu „niemand versteht mich“ wandelt. Wollen die Sad Girls mental krank sein, um interessant zu bleiben? (Vgl. ebd., 11:15-12:30)
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We were born to die
Hanging w/ @poosielover @nikoigbro
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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“Through the sharing and reblogging of affective images, the subject position of the sad girl emerges and becomes available for users to inhabit. Via meme-tic sharing of content, a shared experience of sadness is formed within the online communities of sad girls.” (Thelandersson, In: Chapter 5 - Social Media Sadness: Sad Girl Culture and Radical Ways of Feeling Bad, S. 161)
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Eine unterstützende Gemeinschaft? (Part I)
Psychische Krankheiten und zur Therapie zu gehen ist stigmatisiert, es fällt vielen schwer im persönlichen Umkreis darüber zu reden, sodass es einfach ist, darüber online anonym zu sprechen. (Vgl. Le, In: Mina Le, 9:00-10:30)
Die Sad Girls von Tumblr entdecken ihre Gefühle gemeinsam, sie unterstützen sich, indem sie die Gefühle der anderen bestätigen. Kritisch wird es, wenn es an die Ermutigung zu selbstverletzendem Verhalten grenzt. Zwischen den traurigen Posts gibt es auch positive, an denen man die gegenseitige emotionale Unterstützung sieht. In Therapien hat man herausgefunden, dass es oft zu Veränderung führt, wenn man merkt, dass man nicht allein ist. Die Sad Girls können eine unterstützende Gemeinschaft sein. (Vgl. Thelandersson, In: Social Media Sad Girls and the Normalization of Sad States of Being, S. 17f)
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Humor als Bewältigungsstrategie
Humor kann eine Bewältigungsstrategie sein, um die individuelle Erfahrung mit stressigen Ergebnissen zu mildern. Er schafft Erleichterung bei unmittelbaren Problemen, aber auch nur dann, wenn die Person auch großen Wert auf Humor legt. Es gibt verschiedenen Arten von Humor:
verbindend: um Beziehungen zu festigen
selbstverstärkend: harmlose Verwendung, um das Selbst zu verbessern
aggressiv: Verwendung, um das Selbst auf Kosten anderer zu verbessern
selbst-zerstörerisch: Beziehungen auf Kosten der eigenen Person verbessern
Werden die ersten beiden Arten am meisten genutzt, dann hat dies positiven Auswirkungen, die Menschen sind glücklicher und habe gesunde Beziehungen. Nutzen Menschen eher die letzten beiden Arten, so hat das negative Auswirkungen auf die Gesundheit, diese werden oft von Personen mit Depressionen verwendet. Die Sad Girls befinden sich zwischen selbstzerstörerischem und verbindendem Humor. (Vgl. Thelandersson, In: Chapter 5 - Social Media Sadness: Sad Girl Culture and Radical Ways of Feeling Bad, S. 166f)
when i see posts about “tumblr era sad girl”
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Problematik der Sad Girls (Part II)
Außerdem sehr wichtig zu erwähnen ist die Figur der Chola Kultur, auf der die des Sad Girls basiert. Im Film Mi Vida Loca von 1993 kommt sie in Form einer Gangster Frau, der Tränen über das Gesicht laufen, zum Ausdruck. Die weinende Frau ist hier nicht das schwache Opfer, sondern eine toughe Frau, die viel durchgemacht hat. Der Ursprung liegt damit in der Latina/x Kultur und ihn nicht zu erwähnen wäre whitewashing. Lana Del Rey ist auch keine Heilige, da sie in ihrem Kurzfilm Tropico von 2013 genau auf diesem Konzept aufbaut. (Vgl. Thelandersson, Chapter 5 - Social Media Sadness: Sad Girl Culture and Radical Ways of Feeling Bad, S. 173-175)
Kritisch zu betrachten sind zudem die hauptsächlich weißen und dünnen Körper, die auf Tumblr geteilt werden. Auch die Prominenten, welche über ihre mentale Gesundheit reden, sind oft weiß. Repräsentieren nur weiße Mädchen die traurige Girlhood, dann stellt sich die Frage, wer überhaupt fähig ist, sich zu widersetzen. Um diesem entgegenzuwirken, haben sich Accounts gebildet, die sich extra an Women of Color richten: Sad Girls Club auf Instagram oder die ///sads only/// Facebook-Gruppe, ein Safe Space für Frauen, Trans- und nicht binäre Personen (leider konnte ich diese nicht mehr online finden). (Vgl. ebd.)
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Mi vida loca (1993) Dir. Allison Anders Young Latino women view their lives as gang members in Echo Park, Los Angeles.
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Problematik der Sad Girls (Part I)
Kritisch zu sehen an der Theorie ist die Vereinfachung von mentalen Krankheiten. Depressionen werden als trendy angesehen. Das Ausruhen in Traurigkeit ist ein Luxus, den sich nur die höheren und mittleren Klassen leisten können und ist reserviert für weiße Mädchen und Frauen, die in westlichen, wohlhabenden Ländern leben. Sie verkörpern ein Paradox: das Verlangen ihre tiefsten Gefühle auszudrücken, aber dies über eine bestimmte Ästhetik. (Vgl. Thelandersson, In: Chapter 5 - Social Media Sadness: Sad Girl Culture and Radical Ways of Feeling Bad, S. 173-175)
Diese Ästhetik macht Depressionen und Traurigkeit zu einem Lifestyle. Perfekt insziniert, schön und trotzdem düster und melancholisch werden die Darstellungen den psychischen Erkrankungen nicht gerecht. Sie werden dramatisiert und vereinfacht, ihrer Komplexität nicht gerecht. Es ist unrealistisch wie die Mädchen in den Bildern auszusehen. Die Mascara verläuft nie schön und oftmals trägt man gar kein Makeup, da man tagelang im Bett liegt. Die Sad Girls wollen sich besonders fühlen, indem sie eine erstrebenswerte tragische Figur verkörpern. Schnell führt es dazu, dass Selbsthass, Selbstmordfantasien, Selbstverletzung und Essstörungen verherrlicht werden. Tumblr zeigt beispielsweise eine Warnung, wenn man nach #sad girls sucht. Statt Glück wird Trauer perfekt inszeniert und das Problem der Selbstdarstellung bleibt damit bestehen. (Vgl. Lushtaku, In: BRUST RAUS, 1:00-7:55)
My only friend might be moving away! Any advise from the void of tumblr?
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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(Koerth, In: Sad Girl Theory, S. 30)
Sad Girl Theory (Part III)
Wollen sagt sogar, dass Selbstzerstörung eine Strategie zum Untergraben der Systeme ist, um implizite Gewalt sichtbar zu machen. Selbstverletzung dient als Ausruf, der meint: „Schau, was du/ihr mich tun lasst. Du bist es, nicht ich.“ Sie sieht in den Mädchen, die sich miserabel fühlen, im Bus weinen und ihren Körper nicht lieben, die Macht einen Umbruch anzustoßen. (Vgl. ebd., S. 30-33)
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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(Koerth, In: Facebook Groups, S. 44)
Sad Girl Theory (Part II)
Wollen kritisiert mit ihrer Theorie die hyper-positiven Forderungen des aktuellen Feminismus, der auf Selbstliebe fokussiert ist und es cool machen möchte, ein Mädchen zu sein. Sie meint, ein Mädchen zu sein ist nichts Cooles und Spaßiges, sondern geprägt von Entfremdung und Angst vor Gewalt. Wollen wurde auf Instagram für diese Theorie berühmt, blieb jedoch für den Mainstream unbekannt. 2016 entfernte sie die meisten ihrer Posts, weil sie Zweifel bekam und sich die Plattform durch Algorithmen veränderte. (Vgl. Thelandersson, In: Chapter 5 - Social Media Sadness: Sad Girl Culture and Radical Ways of Feeling Bad, S. 170-173)
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Sad Girl Theory (Part I)
Audrey Wollen ist eine Künstlerin aus L.A., die ihre Sad Girl Theory in Sozialen Medien und Interviews verbreitete. Nach dieser ist die Traurigkeit von Mädchen keine einzelne Erfahrung für das man sich schämen sollte, sondern eine Form des Empowerments, die Frauen vereint. Sie sollte historisch neu gedeutet werden als Akt des Widerstands. Denn politischer Protest muss nicht nur außerhalb des Körpers stattfinden und Traurigkeit sollte nicht als passiv abgetan werden. Wollen meint, dass es keine Demonstration, Lärm oder Gewalt sein muss und es eine lange Geschichte von Mädchen gibt, die ihr Leiden als politisches Werkzeug nutzen. Als Beispiele nennt sie Judy Garland, Sylvia Plath, Ana Mendieta und die schon erwähnte Lana del Rey. Ihre Traurigkeit ist nicht schwach, leise, peinlich oder dumm, sondern aktiv, autonom und deutlich. Es ist ein Weg des Sich Wehrens. Man sagt Mädchen, dass ihre Traurigkeit unsichtbar sein soll, sie alleine leiden sollen und sie ihr eigenes Verfehlen ist. Anstelle Girhood mit Positivität zu übermalen und Selbstliebe zu erzwingen, sollten wir lieber anerkennen, dass es sehr schwer ist, ein Mädchen zu sein und ihre Traurigkeit eine angemessene Reaktion ist. (Vgl. Tunnicliffe, In: NYLON/ artist audrey wollen on the power of sadness)
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Sylvia Plath, from The Unabridged Journals [ID in alt text]
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Feministische Affekttheorie
Ein Affekt ist etwas, das füllt aber nicht erfüllt. Es hinterlässt das Subjekt enttäuscht zurück und darüber nachdenkend, was da noch ist. Personen im Service müssen einen glücklichen Affekt performen, was als Last empfunden werden kann. Das Glücklichsein hat sich an diese bestimmte Figur geheftet. Während negative Emotionen wie Neid, Angst und Ekel zeigen, dass eine Person nicht fähig ist zu handeln. Sie bringen Paralyse hervor. Das Paradoxe ist, dass diese Passivität, in welcher der Versuch die Emotionen zu vermeiden genau dazu führt, sie hervorzurufen. Neid wird als Beurteilung des Subjekts gesehen, anstelle als Antwort des Subjekts. Frauen die andere beneiden, fehlt etwas, anstatt zu sagen, dass sie auf einen Unterschied reagieren. Neid wird als Überreaktion abgetan, als inneres Problem des Egos anstatt als Auseinandersetzung mit der Welt. (Vgl. Koerth, In: Feminist Affect Theory, S. 22-28)
Die Feministische Affekttheorie geht davon aus, dass es Frauen durch soziale Normen und Machtstrukturen nicht möglich ist, ihre Stimme zu erheben, um ihre Probleme in Gesundheit und Wohlbefinden auszudrücken. Ihre Sorgen um Arbeit, Familie und das Zuhause werden stattdessen abgetan als einfache Gefühle und vergehende Fantasien. Vor Jahrhunderten und noch heute sei es Männern egal, was Frauen in Bezug auf ihren Köper oder ihren Status in der Gesellschaft fühlen. Wenn Frauen ihren Schmerz ausdrücken, wird ihnen gesagt, sie übertreiben. Wir sollten uns also fragen, warum Emotionen von Frauen oft herabgesetzt werden, bevor ihnen zugehört wird. Wenn Emotionen nicht anerkannt werden, wird das Subjekt insgesamt ignoriert und beiseite getan. (Vgl. ebd.)
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The prettiest in-crowd that you had ever seen
Ribbons in our hair, and our eyes gleamed mean
A freshmen generation of degenerate beauty queens
And you know somethin'?
They were the only friends I ever had
~~ my friend nico had the rest of my cigarette and we were driving around a small town playing Lana del Rey
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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(Koerth, In: Feminist Affect Theory S. 25)
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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„and not something that can immediately be cured or done away with, makes it possible to connect suffering with the neoliberal power structures that control our wellbeing while telling us that we have endless possibilities to maximize our mental and physical health.” (Thelandersson, In: Social Media Sad Girls and the Normalization of Sad States of Being, S. 15)
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Alternative Konzepte von Traurigkeit (Part III)
Zudem bringt die Autorin das Konzept Impasse (dt.: Sackgasse) an, in welchem Traurigkeit ein Zustand von gleichzeitigem Feststecken und Potenzial ist. Dadurch bleibt die Chance und Hoffnung erhalten, dass ein Runterfahren und langsamer werden nicht direkt mit Scheitern assoziiert wird, sondern als etwas gesehen wird, dass es sich lohnt zu entdecken. Leiden kann auch heißen in „schlechten“ Gefühlen auszuruhen, ohne direkt daran zu arbeiten sie loszuwerden. Das reine Ausruhen und Bleiben in Traurigkeit, so wie es die Sad Girls tun, kann als Impasse gelten, denn es ist gegen den neoliberalen Anspruch ein funktionierendes, arbeitendes Subjekt zu sein. (Vgl. Thelandersson, In: Social Media Sad Girls and the Normalization of Sad States of Being, S. 17)
Im Video von BRUST RAUS wird die Romantisierung von Depressionen stark kritisiert, indem sich auf ein Interview mit Ronja von Rönne berufen wird. Es stimmt nicht, dass nur im größten Schmerz die besten Werke verfasst werden. Depressionen sind keine Musen, sondern nur trotz dieser können Werke entstehen. Für jedes Werk, in dem sie künstlerisch verarbeitet werden, gibt es tausende die daran zugrunde gehen. Depressionen behindern den Alltag, sie machen unzuverlässig, die Werke schlechter und zu einem späteren Zeitpunkt fertig. (Vgl. Lushtaku, In: BRUST RAUS, 16:25-18:00)
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Car Radio // Twenty One Pilots
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Alternative Konzepte von Traurigkeit (Part II)
Ein alternatives Konzept ist Acedia, welches eine spirituelle Krise verbunden mit Trägheit, Unbekümmertheit und Gefühlen von Verachtung und Abscheu beschreibt. Dadurch werden Depressionen zu einem Produkt der Gesellschaft und Kultur. Nicht zu etwas, das sofort geheilt werden muss, sondern ein zentraler Punkt im Leben. Denn wenn Depressionen die Abweichung vom Normalen sind, dann geht dies mit der Annahme einher, dass sich gut zu fühlen die normale Stimmung und das Ziel sein sollte. In einer neoliberalen Gesellschaft sollen die Subjekte funktionieren und arbeiten, die Depression als Abweichung zu verstehen, passt dazu. Acedia positioniert sie stattdessen als zentrale Erfahrung im Leben eines Menschen und als Möglichkeit eine Pause von der Erwartung zu machen, ein Profit-schaffendes Subjekt zu sein. (Vgl. Thelandersson, In: Social Media Sad Girls and the Normalization of Sad States of Being, S. 13f)
Ein weiteres Modell ist das der Melancholie, welche aus der Renaissance und Romantik kommt, in der sie als kreative und inspirierende Kraft gesehen wurde, nicht als Feststecken, welches mit Depressionen assoziiert wird. Während Melancholie erklärt, warum die Sad Girls ihre Traurigkeit glorifizieren, kann Acedia erklären, warum sie in ihrem Leid träge verharren. (Vgl. ebd., S. 15f)
Sobald negative Affekte im Zentrum und nicht als Randerscheinung gesehen werden, lassen sie sich auch als Part und Preis in einer neoliberalen Gesellschaft sehen.
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୨୧ bored hot girls ୨୧
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Alternative Konzepte von Traurigkeit (Part I)
Das psychiatrische Modell von Traurigkeit ist das populäre, nach dem als Erstes ein Grund für die Krankheit gefunden und akzeptiert wird, dann erfolgt die Behandlung, welche eine eventuelle Medikation beinhaltet. Es ist eine Opfer-zu-Gewinner*innen-Erzählung. Das Gute ist, dass es das Label „verrückt“ zu sein nimmt und die Schuld nicht bei der kranken Person sieht. Andererseits sieht es die traurige Person als einen zu heilende/n Patienten oder Patientin, welche/r nur krank bleibt, wenn er/sie zu nachgiebig oder schwach ist. Diese Sichtweise folgt dem neoliberalen Anspruch auf Selbstverwaltung. (Vgl. Thelandersson, In: Social Media Sad Girls and the Normalization of Sad States of Being, S. 11-13)
Die Sad Girls sind weder gegen noch für dieses Modell. Sie heben die Einnahme von Medikamenten und therapeutische Behandlung hervor, aber romantisieren Traurigkeit als wären sie gegen eine baldige Heilung. (Vgl. ebd.)
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sadgirlscommunity · 2 years ago
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Weiße soft grunge Ästhetik
Vielverwendete Hashtags sind #sadgirl #sadgirlsclub #sad aesthetic oder #prettywhenyoucry, wobei letztere auf einen Song von Lana del Rey anspielt, zu dem Fans Selfies posten, bei dem sie weinen. Oft werden traurige Frauen und Mädchen aus Filmen, Serien, Musikvideos oder sogar Disney verwendet und mit Zitaten aus ebendieser Szene oder Liedtexten hinterlegt. Diese Vorbilder sind meistens weiß und weiblich. Soft Grunge beschreibt dabei die Farben, welche schwarz und grau kombiniert mit rosa/pink oder Pastellfarben beinhaltet. Generell wird die Farbsättigung eher niedrig gehalten, alles erscheint bleich. Typische Motive sind neben den Porträts, nebelige Landschaften, Sonnenuntergänge, Bücher, selbst geschriebene Gedanken, sowie blaue Flecken und blutige Verletzungen. Oftmals verbunden mit einem Zitat oder Spruch.
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 &   it’s   like   if   she   sat   in   her   sadness   for   too   long,   it   would   eat   her   up.   admitting   to   it   felt   like   giving   up,   like   inevitable   doom,   like   death.
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