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.::::Herzlich Willkommen::::. Möchtegern-Blogger Cayman und sein imaginärer Kollege: “Der Kameramann” (verantwortlich für`s Kopfkino beim Lesen der Beiträge) machen von jetzt an die Welt der Blogger unsicher! Zu lesen gibt`s Kritiken und Beiträge zu Literatur, Games, Politik, Gesellschaft, TV, Printmedien und was diesen beiden Pfuschern des geschriebenen Wortes sonst noch so vor die Flinte kommt... Immer grundehrlich und immer total "inwästigatiev"! Möge Gott uns allen beisten!
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caymanbloggt · 1 year ago
Text
Erste Momentaufnahme in der Nacht
Der Mond gibt sich in dieser Nacht wie der Boden einer mattweißen Flasche, in die jemand schräg eine Taschenlampe hält. Vielleicht, weil dieser jemand betrunken ist und nach einer letzten, egal wie kleinen Erhöhung seines Alkoholpegels sucht.
Die Sterne wissen nicht so recht, ob sie sich sie sich hinter dem schluderigen Vorhang aus unsteten Wolken verstecken wollen oder doch nicht. Wenn man diese matschigen Kondensgebilde so betrachtet, könnte man an einen nassen Duschvorhang denken, der mal streichglatt und mal arg zusammengeknüllt vorbeizieht.
Auf dem Hof brennt Licht, nicht viel, aber es reicht, damit potentielle Einbrecher abgeschreckt werden und die Frauen, die hier des Nachts ihren Dienst tun, etwas wohlen fühlen. Bei der Totenstille, welche gerade herrscht, sofern sie nicht alle paar Stunden vielleicht mal von einem vorbeifahrenden Auto unterbrochen wird, scheint jedes noch so kleine Geräusch wie der Angriff eines Raubtieres.
Auch wenn die Duschvorhangwolken an dem Flaschenbodenmond und den Sternen vorbeiwandern, hier unten ist es windstill. Das kältliche Licht des Mondes kann weder groß hervorheben, noch schattieren. Es packt alles in liebloses Plastiklicht, lässt wirken, egal ob schön, langweilig oder hässlich, als wäre es im Ein-Euro-Laden gekauft worden und würde bei näherem beschnuppern nach Billigplastik und Weichmachern aus Übersee riechen.
Cayman und der Kameramann haben es sich auf der vor dem Gebäude gestrandeten, alten, leicht schmuddeligen, senffarbenen Couchgarnitur so gemütlich gemacht, wie es auf Eigentlich-Sperrmüllmöbeln eben geht. Das ist Berlin, sogar noch die gemütliche, friedliche Version von Berlin. Inmitten einer Nacht, die gar gänzlich befreit ist von dem, was neben der Stadt an sich die größten Probleme und Sorgen bereitet: Die Menschen. Denn die meisten von ihnen schlafen. Selbst oben, dort wo der junge Mann sonst immer im kaltweißen Licht vor seinem riesengroßen Kühlschrank steht, ist es dunkel. Im Getränkemarkt im Nebengebäude fahren die beiden Roboter ihre steten Bahnen, mimen eine Zukunft ohne Menschen, Mitarbeiter, Vorgesetzte und Politiker die keine Argumente mehr haben, jemandem zu sagen, er oder sie solle arbeiten gehen, weil Bruttosozialprodukt und der ganze alte Plunder jetzt von Maschinen und KI übernommen wird.
Cayman sitzt nach vorne auf seine Knie abgestützt und schaut auf den Boden. Der Kameramann derweil hat sich von einem Automaten einen dieser Fertig-Eiskaffees gekauft, dem ihm das Ding mit einem lauten Poltern in den Ausgabeschlitz fallen ließ, dass man Angst haben musste, die Zuckersuppe mit Coffeeinezusatz könnte noch hinter der Scheibe alles vollsauen, weil der Becher platzt.
Cayman seufzt...
Der Kameramann süffelt an seinem Einwegtrinkprodukt und stimmt zu: „Die Nacht soll ja angeblich ein Löschblatt sein, für alle Sorgen. Oder für viele Sorgen zumindest. Und jeder Morgen soll demnach ein potentieller Neuanfang darstellen. Glaube ich aber nicht dran. Vor allem nicht für Leute die vor lauter Sorgen gar nicht schlafen können oder wollen.
Cayman antwortet: „In der heutigen Zeit, wo Supermärkte rund um die Uhr aufhaben, das Internet ununterbrochen mit mehr aufwartet, als wir alle jemals konsumieren könnten und man an jeder Ecke suggeriert bekommt, dass man etwas verpasst hat, wenn man nicht sofort... Unfug! Nichts wird gelöscht, alles hastet immer weiter und verlangt nach immer mehr. Und die, die feststecken, fühlen sich umso abgehängter und verzweifelter“
Der Kameramann nickt, nimmt einen weiteren Schluck, hält dann wie ein Revolverheld seinen Zeigefinger auf uns und sagt im väterlichen Ton: „Und wenn dem so ist... Ihr seid nicht alleine. Dafür gibt es das Sorgentelefon. Die können vielleicht nicht zaubern, aber die hören euch zu. Das macht oft schon ganz viel. Und wenn ihr respektvoll miteinander umgeht, dann haben beide Seiten was davon!“
Cayman lächelt und blickt uns ebenfalls an: „Und darüber, über diese Menschen, die sich ihre Freizeit, ihre Wochenenden, ihre Zeit als Rentner dafür nehmen, um anderen denen es schlecht geht, zuzuhören und ihnen nach Möglichkeit sogar zu helfen, wurde nun ein großartiges Buch geschrieben. Und das schauen wir uns jetzt einmal genauer an!“
Der Kameramann nickt, hebt seinen Becher und sagt: „Und Äktschenn!“
Tumblr media
Cayman liest
Buchkritik
Dieses Mal:
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Judith Kuckart
"Cafè der Unsichtbaren"
„Das Ohr in der Dunkelheit“
Was macht eigentlich das „Sorgentelefon“?
Wer „Sorgentelefon“ hört oder liest, dem wird vermutlich als erstes DOMIAN einfallen, und danach vielleicht, weil es als einziges im Gedächtnis geblieben ist, der „30-Kilo-Hackfleischtyp“ oder „Der Hitleropa mit seinen scharfen Handgranaten auf dem Dachboden“. Eventuell auch noch die Frau, die immer geil wird, wenn in Kochshows jemand mit Pfannen und Töpfen klappert. Sprich das, was wie bei den Castings von DSDS an, nennen wir es mal, „Paradiesvögeln und Freaks“ am ehesten noch hängenbleibt: Die verrückten oder ab und an auch mal die besonders tragischen Charaktere.
Nichts gegen DOMIAN oder seine Show, und wer dort anruft, der weiß dass er sich in die breiten Öffentlichkeit wagt. Doch sollte man sich durchaus die Frage nach dem Wirklichkeitsgehalt zwischen einer buntbeleuchteten TV-Sendung in aller Öffentlichkeit, und der wahren Arbeit des Sorgentelefons, weitab und jeglichem Glamour und Zuschaueraugen stellen.
Denn Menschen die beim Sorgentelefon anrufen, sind meistens keine verrückten Paradiesvögel die mit ihren Schrullen oder sehr schlimmen Schicksalen kollektiv im Gedächtnis bleiben. Häufig sind es die einsamen, abgehängten, überforderten Mitglieder unserer Hochleistungsgesellschaft, die zwar so tut als sei sie empathisch, es aber in vielen Fällen nicht ist. Es sind Menschen die aus den verschiedensten Gründen ins Abseits oder gar in abgrundtiefe, dunkle Löcher gerutscht sind, oder schon ihr ganzes Leben darin festsitzen.
Die Mitarbeiter des Sorgentelefons sind im schlimmsten Fall die einzigen, denen sich zumindest ein paar dieser „UNSICHTBAREN“ anvertrauen, oder als Blitzableiter für ihre Wut, ihren Zorn, gelegentlich auch ihrem Irrsinn benutzen. Und die Nächte sind für die Anrufer in keinster Weise ein Löschblatt aller Sorgen. Sondern, wenn Sorgen, Ängste, Schmerzen und psychische Probleme Überhand nehmen, sogar weitaus unerträglicher als der Tag. Speziell der Nachtdienst beim Sorgentelefon kann ein harter Job sein, an dem mal ganze Lebensläufe besprochen werden, mal bis auf wenige verzweifelte Worte nur Schweigen herrscht oder wilder, blinder Hass durch den Hörer entgegenpeitscht.
Es ist ein Job, eine „Berufung“, die im Grunde genommen gar nichts mit dem zu tun hat, was das Fernsehen uns bei DOMIAN präsentiert. Das Sorgentelefon ist anonyme Anlaufstelle, Boxsack, Tröster und manchmal letzter Anlaufpunkt, bevor sich jemand das Leben nimmt. Fälle in denen sich sogar jemand AM TELEFON umbringt kommen ebenfalls vor. Somit ist dieser Job, dessen Wert für unsere oftmals ignorante Gesellschaft, welche solche unschönen Dinge mehr als gerne ausblendet gar nicht hoch genug zu bewerten.
Und Judith Kuckart hat speziell dem nächtlichen Sorgentelefon und jenen, die diesen WOHLGEMERKT EHRENAMTLICHEN JOB machen, einen großartigen, mal atemlosen, mal abgrundtief finsteren, lebensweisen, zeitweise liebenswerten, traurigen, nachdenklichen... Einfach in vielen vielen Belangen hin... Wirklich GROßARTIGEN ROMAN gewidmet.
Zwar sind die Figuren, die Orte und alles andere frei erfunden, jedoch merkt man, dass die Autorin sich selber ausgiebig mit dem Thema beschäftigt hat und sich in ihrem Buch in keinster Weise um Effekthascherei geht.
Kuckart belässt es außerdem nicht bei den Anrufern, sondern sie begleitet auch jene, die am anderen Ende der Leitung sitzen, schaut ihnen über die Schultern, ist dabei wenn es ihnen schlecht geht, sieht ihre Sorgen, Ängste, Wünsche, Träume und Hoffnungen. Sie ist dabei, wenn jemand von der Vergangenheit nicht losgelassen wird, wenn jemand es nicht schafft über seinen eigenen Schatten zu springen oder auch, wenn sich eine komplette Lebensplanung auf den Kopf stellt, weil sich zwei Blicke treffen, die womöglich schon immer zusammengehört haben. Die Anrufer bleiben gesichtslos und anonym am anderen Ende der Leitung, und bleiben doch oftmals länger bei ihren Sorgentelefon-Mitarbeitern, als es ihnen selber gar lieb ist.
Erzählerische Schützenhilfe bekommt Kuckart von ihrer fiktiven Ich-Erzählerin „Frau von Schrey“, einer alten, etwas exzentrischen, jedoch resoluten Frau, deren Leben sich mehr als einmal radikal verändert hat, und die bestens weiß, was das Leben bereithalten kann.
Jede Figur mit mindestens einem „Ach!“ unter ihrem Dach
Insgesamt sieben Charaktere werden in diesem Buch ihre Arbeit beim Sorgentelefon verrichten, immer am Wochenende und meistens in der Nacht. Dabei werden sie abwechselnd entweder von der Autorin oder von Frau von Schrey begleitet. Und diese Charaktere haben viel, das man beleuchten, besprechen und bewundern oder verurteilen kann. Jede Figur hat ihre eigenen dunklen Flecken oder gar schwarzen Löcher, versteckten Narben, Unzulänglichkeiten, hellen Seiten und Geheimnisse.
Da wäre beispielsweise Rieke, die angehende Theologin. Pflichtbewusst, mitfühlend, ein bisschen naiv und nicht immer ganz frei davon, ihren eigenen Glauben überzubewerten. Im Buch gibt es einen ganz speziellen „Antagonisten“, der faszinierend, wie verstörend daherkommt, dessen (eventuelle) abgrundtiefe Finsternis immer nur von ihm selber angedeutet wird, und der sich einem selber, wie auch Rieke tief in die Seele brennt: „DER SEGNER“. Letztlich jedoch, so viel sei verraten, schafft es die gute Rieke ihm eins reinzuwürgen. Vermutlich verdient, jedoch ist das Ungeheuer nur verdroschen, nicht aber geköpft. Aber das kann ihr egal sein, denn gegenüber des Gebäudes, in dem das Sorgentelefon sitzt, da lebt ein junger Mann in einer der Mietwohnungen. Dieser nennt einen kolossalen Kühlschrank sein eigen und hält nicht viel von Vorhängen. So zieht er, vor seinem Kühlschrank stehend, im hellen Küchenlicht in Szene gesetzt die Aufmerksamkeit auf sich, bis sich seiner und Riekes Blicke schließlich treffen und „DER SEGNER“ seine entsetzlich-liebenswürdigen Monologe voller schrecklicher Andeutungen zukünftig bei jemandem anderen abladen muss. Falls man seine Nummer nicht doch auf Dauer gesperrt hält.
Da ist Wanda, die „DDR-Frau“, die sich freiwillig gefangen hält in einer Welt, die es offiziell nicht mehr gibt, und die doch, speziell in Berlin überall nach wie vor lebendig ist. Und sei es als Schmerz einer Trennung, einer Ansammlung von nie eingehaltenen, gebrochenen Versprechen und zerstörten Lebensentwürfen. Wanda ist Hüterin einer Art „Aufbewahrungsstelle“ von DDR-Museumsrelikten, Gerätschaften und Gegenständen, welche andere Menschen dort abgeben. Für Wanda hat die DDR nie aufgehört zu existieren. Schon deshalb, weil es ihre Kindheit war. Bis jener Augenblick eintrat, an dem ihre Mutter erst ihre Arbeit, dann ihren Verstand und schließlich alles andere verlor, und heute nicht mehr zurückgeblieben ist, als fiebertraumhafte Erinnerungen und eine alte Arbeiterjacke.
Da ist Matthias, der „traurige Bauarbeiter“, ein Vagabund, ein unsteter Umherreisender, der in kleinen Miniwohnungen und engen Absteigen im Schlafsack auf dem nackten Fußboden schläft, die Wände mit seinen Fotos in kleine Galerien verwandelt, die so gut wie niemals jemand besuchen wird, und der das Schauspiel liebt, die Kunst, aber an ihrer Ökonomie und ihrer ellebogenhaften Exzentrik stets scheitert. Er ist einer, dem das Leben zwar nicht unentwegt ins Gesicht spuckt, dem jedoch genausowenig etwas geschenkt wird, der manchmal so wirkt, als haben Schicksal und Leben ihn ganz einfach vergessen.
Oder da ist Lorenz, ein ehemaliger, mittlerweile berenteter B-Promi eines Lokalsenders, mit einer Vorliebe für Paranormales und der wenig schmeichelhaften Unfähigkeit, ein arrogantes, in sich selbst zerstrittenes Arschloch zu sein. Lorenz hat im Leben viele Entscheidungen getroffen, die anderen Menschen wehgetan haben, erfahren wir. Wenn ihm derweil etwas ähnliches widerfährt, dann sind wir zwar ein klein wenig bestätigt, jedoch hält sich die Schadenfreude dennoch in Grenzen. Denn wir merken schnell: Lorenz ist ein zerrissener Charakter. Er würde gerne ein liebenswerter Mensch sein, doch etwas in ihm, in seinem tiefsten Wesen grätscht immer wieder dazwischen, und er selber kommt nicht darauf, was es sein könnte, wo es sitzt und wie er es ausmerzen kann.
Frau von Schrey derweil, die uns mit teils schiefer, mal poetischer, mal selbstkritischer und mal wunderschöner Bildsprache durch ihren und den Alltag ihrer Mitstreiter begleitet, wächst einem augenblicklich ans Herz und wartet am Ende der Geschichte noch einmal mit einer „Bomben-Überraschung“ auf. Und der Feststellung, dass Liebe und Politik eine mehr als unheilvolle Mischung ergeben können.
Eine Geschichte über Elend, Einsamkeit, Liebe und Veränderung
Während das Buch wie auch Frau von Schrey uns diejenigen, die beim Sorgentelefon an den Hörer gehen durch ihren Alltag, ihre Sorgen, Nöte, schönen Momente und gemeinsamen Abenteuer begleitet, wird der Blick immer auch wieder auf die Anrufer gelenkt:
Das junge Mädchen, das frühmorgens auf der Toilette sitzend panisch anruft, weil der Schwangerschaftstest positiv ist und sie nicht weiß, wie sie ihren Eltern oder überhaupt jemandem das erklären soll.
Der junge Mann, der weiß dass er pädophil ist und sich davor fürchtet. Den die Angst davor, irgendwann mal etwas schlimmes zu tun nicht nur den Schlaf, sondern auch den Verstand raubt. Ob er schon mal einen Arzt aufgesucht hat? Eine Beratungsstelle? Er schweigt, nuschelt leise und leidend etwas in sich hinein. Er schweigt lange und viel. Irgendwann bedankt er sich, es hätte ein wenig geholfen, er werde nun versuchen zur Ruhe zu kommen.
Der Rentner der pflegebedürftig im Bett liegt, derweil seine Frau sich dazu entschieden hat, sich von ihm zu trennen, weil ER sie gleich zweimal betrogen haben soll. Sagt sie. Das erste mal, so der alte Mann, hat sie sich das zusammenphantasiert. Beim zweiten mal war es echt und viel schlimmer als jede Affäre es jemals sein könnte. Sie fand nämlich heraus, dass ihr Noch-Ehemann... DER FDP BEIGETRETEN IST! Was er jetzt tun solle, fragt er, der zum einen pflegebedürftig ist und zum anderen fast sechzig Jahre mit seiner Frau verheiratet war?!
Die manisch-lebenslustige Frau, die sooooooo gerne küsst! Ja sie KÜSST SO GERN! SIE KÜSST UND FEIERT SOOOOO GERN! Aber etwas anderes kommt ihr nicht mehr in die Tüte, nach all den schlimmen Dingen, die ihr angetan wurden! Die Vergewaltigungen, die Schläge, all das andere! Nein nein! Wir wollen FRÖHLICH SEIN UND KÜSSEN! KÜSSEN! JA KÜSSEN!
Der psychisch gestörte, der keinerlei Impulskontrolle mehr hat. Der voller Hass ist. Der die gesamte Welt in Fetzen schreien und zerreißen will. Vor allem Frauen. Alles Fotzen. Gehören alle plattgemacht. Ach was... KALTGEMACHT. Er ruft immer dann an, wenn selbst die Polizei nicht mal mehr an seiner Haustür poltert, weil die Nachbarn mal wieder die 110 gerufen haben, weil er so außer sich ist, ohne genauer zu wissen warum. Weiber vermutlich, die ganzen Fotzen. Weil die ganze verdammte scheiß Wut in ihm nicht wegwill. Weil alle kaltgemacht gehören. Der ganze scheiß Fotzenhaufen.
Der einsame Perverse, der nicht mehr verlangt, als dass jemand am anderen Ende des Hörers dabei ist, wenn er sich des Nachts schnell einen runterholt. Er muss niemanden beschimpfen oder bedrohen, er hat nichts gegen niemanden. Er ist bloß einsam, vermutlich sehr introvertiert und hinterher glücklich.
Die Frau die ihre alte Mutti pflegt. Bei der die Krankenkasse sagt: „Ein Pflegeaufwand konnte nach Aktenlage nicht festgestellt werden“.
Der Elektriker, der nicht mehr weiß wo ihm der Kopf oder das Leben steht, weil er ein Kündigungsschreiben für seine Wohnung erhalten hat. Wegen angeblicher Ruhestörung.
Wieder die Frau mit ihrer alten Mutti.
Der Pädophile wieder. Heute Nacht ist es mal wieder besonders schlimm sagt er. Zu wissen dass man „krank“ ist, gefährlich ist.
Ob er mal einen spezialisierten Arzt aufgesucht hätte? Nein, bis jetzt nicht. Angst. Scham.
Beim Sorgentelefon zu arbeiten bedeutet ZUHÖREN – Das Sorgentelefon ist ein Ohr und ein Anker im Getöse des Alltages am Tag und in der drückenden Schwere der Nacht. Wenn die Sorgen, Nöte, Dämonen und Ängste einen zersetzen und es sich anfühlt, als würde man in unsichtbarer Salzsäure ertrinken. Beim Sorgentelefon zu arbeiten bedarf eines dicken Panzers außen, der Geduld eines tausend Jahre alten Mönches innen und der Auffassungsgabe eines Adlers. Wenn das nächste mal jemand andeutet sein Leben beenden zu wollen und es dann in der Leitung immer stiller wird oder sich dieser Verdacht aufdrängt, muss man geistesgegenwärtig handeln. Wenn die Polizei vor der Tür steht, weil sie die Leiche gefunden, die letzten Kontakte durchsucht hat und beim Sorgentelefon den letzten Kontakt kurz vor dem Ableben festgestellt hat, dann ist es zu spät. Es muss nicht immer ein durchgeknallter Nazi-Opa sein, der scharfe Handgranaten auf dem Dachboden herumräumt, damit man sogleich begreift, dass hier gerade Menschenleben auf dem Spiel stehen. Manchmal, oder gar viel öfter ist Schweigen ein viel deutlicheres Indiz.
Schon deshalb kann nicht einfach jeder beim Sorgentelefon anfangen. Es braucht bestimmte Charakterwerte, Eigenschaften. Welche das sind, das entscheidet im Falle des Buches ein sehr engagierter, wie abgeklärter Leiter. Wohlwissend, dass jene, die er sich dort ins Team holt, eventuell gar nicht lange durchhalten, garantiert aber eines Tages weiterziehen. Rieke zum Beispiel „muss“ diesen Job machen, für ihre weitere Ausbildung. Bleiben wird sie nicht, trotz aller christlichen Menschenliebe.
Und jetzt stelle man sich noch vor, man arbeitet beim Sorgentelefon... IN BERLIN!
Eines der größten, sozialen Moloche des Landes. Könnte man glauben. Ein Ort an dem es von Bekloppten, die sich gegenseitig immer noch bekloppter machen nur so wimmelt. Gegen den selbst die Büroräume von Twitter/X wie ein Bällebad im Kinderparadies wirken. DEM Siedepunkt der eiseskalten Ellebogengesellschaft schlechthin. Verteidigend muss man jedoch hinzufügen, dass überall dort, wo viele Menschen auf einem Fleck leben, natürlich expotentiell die Rate an „Problemen“ jeder Art rapide ansteigt. So oder so ist der Arbeitsplatz beim Sorgentelefon hartes Holz.
Aus unter anderem diesem Grund sollte man immer eine Vase mit frischen, bunten Blumen oder gleich zwei ins Arbeitszimmer stellen. Und guten Kaffee im Pausenraum griffbereit haben. Denn die Finsternis, welche aus den Telefonhörern kriecht, selbst wenn immer mal wieder auch gelacht wird oder man doch helfen kann, sie zerrt an einem. Man lernt an diesem Ort fürs Leben, mit ein wenig Pragmatik auch Demut für das eigene Leben. Jedoch sollte man niemals all die schlimmen Dinge zu nahe an sich herankommen lassen, keine Freundschaften oder ähnliche Beziehungen zu den Anrufern entstehen lassen. Denn professioneller Abstand ist das A und O.
Dann kann dir selbst DER SEGNER nichts mehr anhaben. Und wenn er mit seiner bettwarmen Stimme, der extrem höflichen, liebenswerten Umgangsform und seinem beeindruckenden Intellekt auch noch so tief in deine Seele blickt. Das abgrundtief Böse muss nicht immer heroisch besiegt werden. Das Sorgentelefon ist nicht das Bundesamt für Weltrettung oder die Justice League. Wenn wir dem schwangeren Mädchen den nötigen Mut beigebracht haben, ihren Eltern zu beichten, dem einsamen Perversen ein etwas weniger einsames Wochenende beschert haben oder der Frau mit ihrer Mutti vielleicht einen Tipp geben konnten, an welchen Anlaufstellen man sich melden kann, damit der Krankenkasse in den Arsch getreten wird oder sonstwie Hilfe bezogen werden kann...
Dann hat man bereits eine oder gar gleich mehrere kleine Welten, Leben, Schicksale gerettet oder sie zumindest auf einen anderen, besseren Weg gebracht. Und für sich selber etwas mitgenommen, das einen das ganze, restliche Leben wie ein Talisman begleitet.
FAZIT
„CAFÈ DER UNSICHTBAREN“ ist ein Buch, welches einen ausgesprochen finsteren Sog entwickeln kann. Es zerrt beim lesen an der Seele und an den Nerven, aber gleichzeitig will man es, kann man es nicht weglegen, weil sich die Sprache, die Figuren, die Anrufer und ihr ihr Elend, die hellen Momente, wie die schönen, lyrischen Bilder zu etwas vermengen, das die Sogkraft eines preisverdächtigen Thrillers mit sich bringt.
Das Buch wird seiner gesteckten Grundaufgabe mehr als gerecht. Zum einen zu zeigen, was das Sorgentelefon eigentlich ist, wer die Menschen dahinter sind, wie auch jene, die dort anrufen. Niemand wird ausgelacht, vorgeführt oder platt dargestellt. Selbst eher unsympathische Figuren wie Lorenz haben Tiefe und Hintergrund, geben ohne es selber zu sagen zu verstehen, dass Menschen komplizierte Wesen sind, mit mal weniger und mal mehr Verzwicktheiten, Fehlern, Narben und inneren Widersprüchen.
Die fiktive Ich-Erzählerin Frau von Schrey ist eine wunderbar-liebeswerte Figur, deren hochtrabendes, lyrisches Sprachbild zwar manchmal ganz schön anstrengt, jedoch mit tollen Wortgebilden, wunderbaren Bildern, Selbstironie- und Kritik, sowie einer finalen Offenbarung gekonnt durch das Buch führt.
Mit einem überkorrekten Sachbuch haben wir es hierbei mitnichten zu tun. Alles ist fiktiv und immer wieder schweift die Handlung ab, weg von den Telefonen und hin zu tun einzelnen Figuren und ihren Leben, ihrer Vergangenheit und ihrer Selbst. Nebenher spielen das im Koma der Osterfeiertage liegende Berlin, sowie die niemals ganz untergegangene DDR gar nicht so kleine Nebenrollen.
So lernen wir recht schnell: Menschen die „Unsichtbar“ sind, weil... gibt es sehr viele, weitaus mehr, als die kleine Zahl derer, die es schaffen beim Sorgentelefon anzurufen und sich kund zu tun. Und je größer die Stadt, desto anonymer, einsamer sind viele Menschen. Und manchmal sind beide Seiten der Leitung davon betroffen. Nur weiß das hintere Ende, dass es eine Aufgabe hat, stärker sein muss. Denn die Stimme oder das schmerzerfüllte Schweigen auf der anderen Seite, die flehende oder wahnwitzige Stimme möchte für einen kurzen Augenblick erhört werden, jene Mitmenschlichkeit spüren, welche ihr ansonsten verwert wird, weil...
Judith Kuckart hat ein schönes, wenngleich anstrengendes, lebenskluges Buch mit tollen Charakteren, ohne platte Klischees oder Effektgewitter geschaffen, welches ein Thema aufgreift, das viel zu sehr untergeht in unserer Gesellschaft. Und all das, ohne jemals zu missionieren oder aktivistisch aufzutreten.
Dieses Buch hat vieles: Humor, Düsternis, Spannung und Mitgefühl. Und wenn man davon ergriffen ist, dann kann es damit enden, dass man es in gerade mal intensiven Lesesitzungen durchsuchtet und währenddessen alles um sich herum komplett vergisst.
Und mehr als das kann Literatur zu einem ernsten, sozialen Thema nicht leisten.
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Judith Kuckart
„Cafè der Unsichtbaren“
Buch gebunden
DUMONT
Erschienen 2022
Preis: 23,00€
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
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Letzte Momentaufnahme am Ende der Nacht
Allmählich wird es Zeit, auch dieser Nacht ihr Ende zuzugestehen. Selbst wenn es nach wie vor nicht danach aussieht, als wenn es jemals wieder Tag werden würde. Der Glasflaschenbodenmond hat sich mittlerweile hinter die Gebäude und Mietshäuser mit ihren schwarzen Fenstern verzogen und ein paar der kaltweißen Sterne als übergroße LED-Birnchen zurückgelassen.
Für manche Menschen bleibt es auch dann Nacht, wenn schon längst die Sonne aufgegangen ist.
Und Cayman wie auch der Kameramann hoffen, dass zumindest ein paar von ihnen geholfen werden konnte. Und sei es, weil jemand ihnen zugehört hat. Jemand diese Last auf ihren Schultern für einen Moment aufgegriffen und ihrem erdrückenden Gewicht zugestimmt hat, oder dieses gar vermindern konnte.
Cayman steht auf und streckt sich: „Ein neuer Morgen beginnt bald. Here we go again“
Der Kameramann trinkt den letzten Schluck von seinem Eiskaffee: „Aber sein wir mal ehrlich, ganz ehrlich... Wann hast DU das letzte mal überhaupt an das Sorgentelefon gedacht? Dass es das gibt? Und hättest du, wenn du in so einer Lage wärst, jemals die Idee in Erwägung gezogen, da anzurufen? Oder dort zu arbeiten? Auch noch ehrenamtlich? Am Wochenende? Mitten in der Nacht?“
Cayman nickt anerkennend, wie leicht verschämt: „Wohl eher nicht. Mir wären höchstens DOMIAN und der Dreißig-Kilo-Hackfleischtyp eingefallen und ich hätte gedacht... Näää! Zu der Freakshow gehöre ich garantiert nicht. Oder ich wäre einer von denen gewesen, die dann schweigen und kein Wort rausbringen“
Der Kameramann schaut sich nach einem Mülleimer um, findet aber keinen. Und kommt auch nicht auf die Idee, dass ganz Berlin neben seiner Bestimmung als Openair-Hundeklo ein einziger, großer Wastecontainer ist, wenn es mal ganz fies betrachtet. Die gute Erziehung und das linksgrünversiffte Umweltbewusstsein verbieten es.
Cayman lächelt: „Gib dir keine Mühe. Wir machen es wie immer... Nur in unserem Fall freiwillig“
Derweil von den fremden Stimmen verwundert, kommt Matthias die Treppe herunter, öffnet die Tür zum Hof und blickt sich um.
Doch da ist niemand. Die versessene, senffarbene Couch steht da wie immer, das Tor ist geschlossen und es ist, bis auf ein weiter weg vorbeifahrendes Auto, totenstill.
Für den Bruchteil eines Momentes, welcher längst dabei ist, sich wie ein einzelner Tropfen Milch in einem stilliegenden Badesee für immer aufzulösen, glaubt er die Anwesenheit mindestens einer Person wahrzunehmen.
Aus einem Impuls heraus tritt er auf den Hof, stellt seine Atmung so leise wie er kann und wird zu einer menschlichen Radaranlage, die versucht etwas zu erfassen, das vielleicht nie da war, wenn man nicht weiß, dass es jemals da war.
Als sein Blick erneut auf die senffarbene Couch geht, kneift er die Augen zusammen. Ist es die Beleuchtung, der Einfallwinkel des künstlichen Lichts? Oder sind da gleich zwei Sitzmulden? Und warum fällt ihm das auf? Oder ist das alles nur Einbildung?
Wo sollten die Personen hin sein? Vor allem so schnell? Das Tor ist geschlossen.
Schließlich dreht Matthias sich leicht misstrauisch um, geht zurück und zieht die Tür hinter sich zu.
ENDE
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caymanbloggt · 1 year ago
Text
Erster abstruser Akt
Der 1998er Stufenheck-Mercedes in leberwursthautgrau, in dem Cayman und der Kameramann sitzen, und der neben einer dicken, bläulichen Abgaswolke jede Menge immer verzweifelter werdende Autofahrer hinter sich ansammelt, weil der Kameramann am Steuer nicht schneller als 56 fährt... Obwohl hier 80 ist ...eiert an diesem Donnerstagnachmittag durch die regennasse, farblose Spätwinterlandschaft.
Derweil im Radio Donau3fm läuft, und wie die allermeisten anderen Mainstream-Radiosender auch, immer und immer wieder die selbe Scheiße spielt und selbst Songs, die bereits ein halbes Jahr oder mehr auf dem Buckel haben, noch als „Frische Hits“ präsentiert.
Cayman beobachtet, wie der Fahrer des Chevrolet Captiva direkt hinter ihnen zum wahrscheinlich hundertsten mal den halben Oberkörper aus dem Seitenfenster streckt, ihnen den Mittelfinger zeigt und mit knallrotem Bollerschädel die vermutlich schlimmsten Morddrohungen in den vom Mercedes fabrizierten Abgasnebel brüllt, die man sich vorstellen kann.
Weshalb Cayman seinen Kollegen fragt: „Ähm du, sach mal... Warum tun wir das?“
Der Kameramann, dessen ausdrucksloses Gesicht in keinster Weise verrät, ob ihm all das vielleicht sogar Freude bereitet, fragt zurück: „Wie? Watt?! Warum was?!“
Cayman dreht sich erneut um, nur um zu sehen, wie der Mann im Captiva erfolglos seinen leeren Kaffeebecher auf den Mercedes zu werfen versucht, fragt: „Na warum quälen wir unsere Mitmenschen so sehr?“
Der Kameramann bleibt mit dem Blick ausdruckslos auf die Straße gerichtet: „Weil datt so iss“
Cayman öffnet das ausgeleierte Handschuhfach, holt eine Dose Mentos-Kaugummis heraus, steckt sich zwei der Pfefferminzdragees in den Mund, legt die Dose zurück und knallt den Fachdeckel wieder zu: „Ja aber dadurch wird die Welt doch auch nicht besser. Und der wütende Fettsack hinter uns in seiner wertlosen Schrottkarre von einem Hersteller, der aufgrund verkäuferischer Erfolglosigkeit den Verkauf seiner Autos 2015 für immer eingestellt hat auch nicht. Sollten wir nicht mit gutem Beispiel vorangehen und uns zumindest an die Geschwindigkeitsschilder halten?“
Der Kameramann dreht das Radio, in dem Pink zum hundertbillionsten mal ihren drittletzten Song herausjöselt, etwas lauter: „Nene du, SO funktioniert das nun mal nicht in der Welt. In unserer Gesellschaft hier“
Cayman, der feststellt, dass die Fakeholz-Zierverkleidung in der Mittelkonsole sich schon wieder von ihrem Klebstoff löst, fragt: „Ja und wie funktioniert das ganze dann?“
Der Kameramann der kurz im Rückspiegel sieht, wie der dicke Mann im Chevy Captiva von seiner Frau abgehalten wird, einen seiner Schuhe auf ihren Mercedes zu werfen, antwortet: „Ziemlich genau SO wie jetzt“
Cayman rümpft die Nase, derweil von weiter hinten ein getunter Hyundai N dicht vorbeirast, mit knatterndem Auspuff und lautem Gehupe.
Nachdem Pink ausgelullert hat, folgt ihr Ed Sheeran mit seinem vorletzten Song. Der Mann im Captiva ist in der Abgaswolke ihres Wagens nun kaum mehr zu sehen, vielleicht ist er auch schon bereits erstickt.
Dann schließlich erbarmt sich der Kameramann und erklärt: „Also gut, nun hör mal... In dieser unserer Gesellschaft, da brauchen wir die Bollos, die Knallos, die Rallos, die schiefen Ulfis mit Schlabbernase und Wackelkopp. WIR stellen sicher, dass die heilige Unzufriedenheit UND die Abwärtsversicherung bestehen bleibt, und sich die Leute die sich allesamt über uns fühlen, besser fühlen können. Eine Gesellschaft, in der sich alle gleichberechtigt in die Augen gucken und achtzig fahren, wo achtzig ist, das geht nicht gut. Verehste? Keiner will selber der Depp sein. Deshalb müssen es eben andere tun. Wir leisten hier gewissermaßen GESELLSCHAFTSARBEIT“
Noch einmal blickt Cayman nach hinten, der Captiva-Fahrer streckt beide Mittelfinger aus: „Seems legit“
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Cayman Liest
Dieses Mal:
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Heinz Strunk
"Der gelbe Elefant" - Kurzgeschichten und Miniaturen
„Irrsinn, Boßhaftigkeit und ein großes Herz“
(Endlich)Mal wieder Kurzgeschichten
Ja, „Ein Sommer in Niendorf“ war schon ziemlich gut. Auf alle Fälle besser, wie ich finde, als der Vorgänger „Es ist immer so schön mit dir“, bei dem mir persönlich genau jene Frechheit und gleichzeitige Herzenswärme fehlte, welche sich nun in voller Schönheit in Strunks Kurzgeschichten ausbreitet. Wobei nicht alle gleich stark zu bewerten sind, sondern ein paar wenige eher wie Entwürfe wirken, welche man sich notiert, die zu gut zum wegwerfen, aber irgendwie auch zu nichtsführend sind, als dass man da mehr draus machen könnte. Diese kann man aber immerhin als Gratisproben der Presse, in diesem Fall dem SPIEGEL zukommen lassen, und wenn die Thematik reißerisch ist, ja DANN beißt die Pressemeute sowieso ohne zu zögern an. Beim SPIEGEL war es die „Geschichte“, oder eher ein Entwurf, über eine Partei, eine rechtspopulistische, ultramarktliberale Partei, welche alle alten Menschen mehr oder weniger „Über die Klippe“ schicken will, um so der Gesellschaft jede Menge Arbeit und Geld zu (er)sparen – Ein durchaus als „kleiner Geniestreich“ zu bezeichnender Weg, der Presse einen Köder hinzuwerfen, dem sie nicht widerstehen konnte.
Ebenfalls immer wieder im Gerede war jene Shortstory, oder eher: Microstory, über einen Mann, der sein Leben lang über seltsame Herzbeschwerden klagt, aber niemand glaubt ihm, oder will etwas ungewöhnliches finden können. Bis er schließlich stirbt, man seine Leiche aufschneidet, und feststellt: Der Kerl hat nicht nur EIN HERZ, sondern der ganze Körper sitzt praktisch voll von unterschiedlich großen Herzen! Manche größer, manche ganz klein und ein oder zwei schlagen sogar noch! Ja Pottstausend! Da... Also DA waren Kritiker und Presse aber auf eine angeekelt-faszinierte Art und Weise gefesselt! Na also sowas! Dass solche Minigeschichtchen wie diese, mit derartig unheimlichen, wie abstrusen Ideen in den als „Freaknestern“ verschrienen Creepypasta-Foren seit ihrer Gründung an der Tagesordnung sind, und auch von Strunks 12-jährigem Sohn hätte geschrieben sein können... Lassen wir mal so stehen. Denn immerhin passt dieses werbewirksame Zugpferd problemlos auf eine Buchseite.
Und es entlarvt wieder einmal mehr, wie verlogen der gesamte Kunst- und Literaturbetrieb, gar WIR ALLE es sind. Denn käme die Geschichte von dem Mann mit den vielen Herzen von einem unbekannten Creepypasta-User, mit Sicherheit würde sich kein Schwein dafür interessieren. Eventuell hätten Verlage, bei denen solche Ideen und Texte eingereicht werden, dem Verfasser nahe gelegt, sich mal bei einem Jugendpsychologen als Problemfall zu melden. Da der Urheber allerdings in diesem Fall ein namhafter Promi und Autor ist... Sagen wir es mal so: „Ob deine Zucker-Haselnusspaste wirklich gut schmeckt, das liegt auch nur daran, welcher Herstellername vorne drauf steht. Den Rest machen Marketing und deine eigene Überzeugungskraft“.
Das geht jetzt weniger gegen Heinz Strunk selber, der kann machen was er will, aber man merkt in solchen Momenten immer wieder, vor allem immer wieder besonders durchsichtig, wie die Ökonomie der Aufmerksamkeit funktioniert.
Mit diesen ausgesprochen kostengünstigen Marketingtricks hat jedoch auch der letzte mitbekommen, dass Heinz Strunk, der als Autor eine mehr als beachtliche Lern- und Erfolgskurve hingelegt hat, ein neues Buch veröffentlicht. Dass sie ausgerechnet jene „SPIEGEL-Kurzgeschichte“ über die rechtspopulistische Partei, die alte Menschen über die Klippe schicken will, sowie der Creepypasta-Shocker vom Mann mit den vielen Herzen am Ende künstlerisch, sprachlich und auch ansonsten eher die Nebelkerzen mit Brennhemmung unter all den im fertigen Buch versammelten Geschichten sind... Geschenkt. Denn „DER GELBE ELEFANT“ hat vieles zu bieten, von sehr oskuren Charakteren, die so neben der Spur sind, dass man sie einfach lieben muss, über kolossale Vollzeitarschlöcher, monströse Selbstoptimierungsfreaks, bis hin zu liebevoll gezeichneten Zeitgenossen, deren bloßes Dasein einen mit Herzenswärme regelrecht fluten.
So ist von böser Satire, stupider Komik, schmerzhafter Realität, entlarvender Nahbeleuchtung, bis zu sorgfältig gezogenen Strichen alles vorhanden. Und ob eine Geschichte mit tiefer Empörung endet, mit einer stumpfen Pointe, eisiger Kälte, völliger Absurdität oder einem Kloß im Hals, entscheidet jede Shortstory für sich.
Windschiefe Typen, Vollzeitvollpfosten und eine Flockenzählerin
Wenn die Arbeit eines Autors sehr solide ist, aber Kritiker unbedingt Kritik üben wollen oder diesen schlicht nicht mögen, dann haben sie meistens das Problem, dass da nichts oder nicht viel ist, an dem sie sich festbeißen können. Was in diesem Fall bereits wiederholt zu absurden Falschdarstellungen und Komplettverdrehungen geführt hat, die sich beinahe so lesen, als hätte der 12-jährige Sohn von Strunk mal schnell einer KI den Befehl gegeben, eine negative Kritik zu Papas neuem Buch rauszurotzen.
Bei DEUTSCHLANDFUNK-KULTUR, wo man bereits das letzte mal, bei „EIN SOMMER IN NIENDORF“ mit problemlos widerlegbaren Argumenten blind drauf einprügelte (In dem Fall ausgeführt von einer frustrierten Feministin, welche im Buch überall frauenfeindliche Darstellungen und Absichten zu finden glaubte)...
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Bleibt man sich auch jetzt treu:
„Seit DER GOLDENE HANDSCHUH“ gilt der Musiker Heinz Strunk auch als ernstzunehmende, literarische Stimme. Im Erzählband „DER GELBE ELEFANT“ neigt der Experte für angeschimmelte Lebensumstände aber dazu, seine abgehängten Figuren zu verraten“.
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Gibt mit der Aussage jedoch gleich mehrere Probleme: ERSTENS sind nur ein Teil der Figuren „abgehängt“ oder haben „angeschimmelte Lebensumstände“, manche sind in ihrem Job durchaus erfolgreich und rührig – ZWEITENS geht es durch so ziemlich alle Gesellschaftsschichten – und DRITTENS werden manche Figuren als Idioten dargestellt, weil sie Idioten sind. Einige werden schlicht in ihren eigenen Widersprüchen entlarvt und manche werden neutral bei dem beobachtet, was sie gerade tun und denken.
Also keine Ahnung, welches Buch man bei DLF dieses mal wieder nicht richtig gelesen, oder welche KI man nach ihrer Meinung gefragt hat, aber richtig ist daran praktisch nichts. Beziehungsweise, sagen wir es mal so: ARSCHLÖCHER werden als ARSCHLÖCHER dargestellt. VOLLIDIOTEN werden als VOLLIDIOTEN dargestellt, manchmal schlägt das Karma zu und manchmal reiten sich die Protagonisten selber ins Verderben. HERUNTERGEKOMMENE ZEITGENOSSEN bleiben ebenfalls was sie sind, jedoch gerne im Kontrast zu ihren nicht ganz oder gar nicht heruntergekommenen Familienmitgliedern oder Mitmenschen (Bei denen dann jedoch gerne auf andere Art der Haussegen schief hängt). Und manche werden als das was sie sind gezeigt. Als MENSCHEN, mit all ihren Fehlern, Widersprüchen, ihrem Selbstbetrug, ihren Wunden und Schicksalsschlägen.
Zielscheiben für Hohn, Satire und Spott sind vor allem, eigentlich sogar ausschließlich unsere lieben Freunde, die SELBSTOPTIMIERER, POWERWORKER, TRYHARDER, SCHWITZER und HOCHLEISTUNGSDUDES. Denn die hat Strunk gefressen. Wobei man ihm in diesem Fall nur zustimmen kann, denn die meisten dieser Leute sind auch im echten Leben oftmals perfekte Witz-Zielscheiben oder bereits ihre eigene Karikatur geworden. In Strunks Kurzgeschichten gehen krankhafte Hochleistungswut, sowie (selbst)verlogene Hochoptimierung grundsätzlich nach hinten los, und immer steigert sich dieses „nach hinten losgehen“ von einer ganz normalen Alltagssituation, bis es in völligem Irrsinn oder gar im Ableben der Figur endet. Und immer empfindet man mindestens Schadenfreude, oder aber man blättert zur nächsten Geschichte um und denkt sich: „Tja, selber Schuld!“.
Anderen Figuren blickt Strunk schlicht über die Schulter und zeichnet auf, was passiert. Der etwas stumpfe Landwirt, für den ein kurzer Einkaufsausflug in die Stadt und der anschließende Heimweg wie der überstandene Besuch in einem fremden, gefährlichen Alienuniversum vorkommt beispielsweise. Ja, dieser Knabe hat etwas „lächerliches“ an sich, jedoch wird sich so mancher unter uns zumindest im Kleinen darin wiederkennen können. Speziell eingefleischte Landeier. Oder der „Och nö“-Typ: Der prototypische Totalvollpfosten, dessen IQ problemlos unter jeder Tür hindurchpasst, aufrechtstehend! Von Beruf Arbeitsloser, vielleicht sogar arbeitsloser Arbeitsloser, weil selbst das Jobcenter ihn aufgegeben hat, und stolzer Besitzer eines schwer verhaltensauffälligen Kampfhundes, welcher im Lauf der kurzen Geschichte ein Blutbad anrichtet. Für welches sein Herrchen, wie für alles andere auch, nur ein „Oh nö“ übrig hat, seinem bepelzten Liebling keine Schuld gibt und das kleine Malöhr so schnell wie möglich unter den Teppich kehrt, in dem er einfach nach Hause geht und RTL2 guckt. Selbst wenn das Szenario an sich reichlich übertrieben erscheint, es gibt solche Leute und es hat auch schon solche Vorfälle gegeben.
Und dann gibt es die erwähnten Abgehängten, denen am Ende schlicht keine göttliche Gerechtigkeit widerfährt und wir als Leser, wie die Charaktere damit klarkommen müssen. Vielleicht ist es das, was den Kritiker vom DLF so stört? Dass Strunk sich nicht als Socialjustice-Warrior aufspielt, soziale Missstände laut anprangert und Minderheiten grundsätzlich mit einem guten Ende belohnt, sondern Ungerechtigkeiten schlicht passieren, weil sie jeden Tag passieren. Im Falle des „Pfandflaschensammlers“ der einem aggressionsgestörten Fahrradfahrer aka Hochleistungsmenschen in die Quere kommt, ist es eine Szene, welche in der Tat Alltag ist. Und im Falle der beiden Pärchen, welche ein griechisches Restaurant besuchen und keinen sonderlich guten Abend miteinander haben werden, so stellt sich später heraus, liegen die Probleme viel tiefer. Nur behoben werden diese nicht, sondern bleiben und lassen erahnen, dass ein Happy End nicht in Reichweite ist. Etwas, das viele, vor allem linke Journalisten und Kulturexperten aktuell sehr stört, wenn Autoren sich NICHT jederzeit plakativ als fiktionale Sozialarbeiter aufspielen.
Wobei Strunk dies in der allerletzten Geschichte auf eine gewisse Weise dann doch tut, als er mit uns zusammen „Die Flockenzählerin“ besucht. Keine beißende Satire, keine dummen Sprüche, kein krummer Blick oder entlarven von schlechten Charakterzügen. Hier wird ein Mensch gezeigt, der einen letzten, großen Schritt gehen wird, Angst hat, sich erinnert, beinahe wieder ein Kind wird, bevor er selber zu einer Flocke wird, die wie alle ihre Artgenossen... Eines Tages auf einmal verschwindet.
FAZIT
„DER GELBE ELEFANT“ ist ein klassischer Heinz Strunk. Kurzweilig, mal zutiefst elendig, mal traurig, mal obskur mit einem plötzlichen Drift ins finstere, mal ausgesprochen realistisch, mal pure, böse Satire und dann auf einmal zutiefst menschenfreundlich.
Wer ausschließlich nach jenen paar Storys geht, die den Weg in die Presse gefunden haben, verkennt das Buch. Jede längere Story im speziellen hat ihren eigenen Sound und nie kann man sich sicher sein, ob man nur Zuschauer ist und beobachtet, ob man immer tiefer in eine Geisterbahn hineingelockt wird, oder ob alles nur dazu dient, am Ende einen fiesen Witz vom Stapel zu lassen. Politisch und gesellschaftlich wird alles aktuelle abgedeckt, von Menschen die Flaschen sammeln müssen und von respektlosen Hochleistungsbrutalisten wie der letzte Dreck behandelt werden, verpeilten Aktivisten die zwar das Herz am rechten Felck, aber keinerlei Realitätsempfinden haben, verschrobenen Unikaten mit hohem (Selbst-)(Wieder)erkennungswert, sowie dem Klassiker schlechthin: Das moderne Städterpärchen, dessen Beziehung hinter der Fassade bereits krachend in Scherben zerfällt.
Ebenfalls großartig ist die Geschichte, in der ein namhafter Talkshowexperte bei Markus Lanz nach einer langen Karriere als fachmännischer Besserwisser ausgerechnet zu seinem 25sten Jubiläum offiziell entthront und entmündigt wird, jedoch bis zum Schluss wie der Held in einem Thriller daran glaubt, die Sache doch noch zu seinen Gunsten zu drehen... Und wir Leser gleich mit.
Bildtechnisch fällt auf, dass Strunk bei visuellen Beschreibungen offensichtlich gewisse Stimmungsfavoriten hat, welche er gerne bemüht. So dient in gleich mehreren Storys Sonnenlicht, welches durch Baumkronen und Äste hindurchscheint als Setdressing. Ein bisschen unoriginell. Und wenn es im selben Kurzgeschichtenbuch mehrmals vorkommt auch repetitiv.
Wo der angebliche „Verrat“ an speziell den abgehängten Figuren bestehen soll, kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Denn in diesem Buch hat halt Pech wer Pech hat, wird schlecht behandelt weil er schlecht behandelt wird oder ist ein offensichtlicher Volldepp, weil er ein Volldepp ist. Vielleicht wird auch mal wieder Satire mit Böswilligkeit verwechselt, was aktuell speziell eine neuzeitliche Berufskrankheit linker Journalisten ist. Während sich marktliberale, konservative Kollegen darüber empören werden, wie respektlos hier mit den Selbstoptimierungsprofis, den „Leistungsträgern“ in unserer Gesellschaft umgegangen wird. Denn die werden von Strunk nicht im Stich gelassen, sondern mit viel Hochgenuss in Situationen gebracht, in denen ihr Selbstbetrug früher oder später entweder auffliegt, oder aber sogar tödlich endet. Mal ohne weiteren Kontext und mal mit beißender, ironischen Botschaft.
Dieses Buch ist ein breit aufgestellter Strauß längerer, sowie beinahe mikroskopisch kleiner Geschichten, Entwürfen und Shortstorys, welcher inhaltlich aktueller nicht sein könnte und dabei viele Tonlagen beherrscht. Wenn man denn in der Lage ist, diese auch zu hören.
Kurzweilig ist es auf jeden Fall.
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Heinz Strunk
„DER GELBE ELEFANT“ - Kurzgeschichten
Buch gebunden
Rowohlt
Ersterscheinung 2023
Preis: 22,00€
PERSÖNLICHE NOTE: 1++
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Letzter überhaupt nicht mehr abstruser Akt
Sie stehen an einem der Coca-Cola-Stehtische vor dem Verkaufswagen von „Rolfi`s Currywurstimperium“, futtern feine Currywurst mit Pommes und noch nicht ganz durchgebackenen Brötchen, derweil der klapprige Mercedes fachgerecht quer auf drei Parkplätzen gleichzeitig steht. Natürlich mit der Nase gerade noch so auf einem der Behindertenparkplätze, hier vor dem Combimarkt.
Während Cayman die gestressten Leute mit ihren Einkäufen beobachtet, schlägt der Kameramann seine Flasche Cola an der Tischkante auf: „Tja siehste! Und KEINER, wirklich KEINER regt sich auf! Dass wir unsere Schrottkiste mitten auf drei Parkplätzen abgestellt haben, weil ALLE nur noch an sich denken und nicht einen Zentimeter weiter! Erst wenn die Parkplätze rarer werden als jetzt, werden sich welche beschweren. Und dann auch nur deshalb weil es um sie selber geht, weil SIE gerade keinen Parkplatz kriegen! Weil Unser Mercedes IHNEN etwas wegnimmt!“
Cayman legt sich ein Stück Currywurst auf seine Brötchenhälfte: „Und WIR sind diejenigen, welche die Leute hoffentlich mit ausreichend asozialem Verhalten und Egoismus aus ihrem ichbezogenen Winterschlaf wieder aufwecken, oder wie? Ein bisschen sehr undurchdacht der Plan finde ich“
Der Kameramann nimmt einen Schluck aus seiner Flasche, rülpst leise, hebt den Zeigefinger und meint: „Die egoistischen Arschlöcher in der Gesellschaft schockieren und steigern das Gemeinschaftsgefühl. Der gemeinsame Feind, das gemeinsame Negativbild schweißen zusammen. Kennt man doch“
Cayman sagt: „Damit auch wir beide irgendwann hoffentlich in einer besseren Gesellschaft leben?“
Der Kameramann schüttelt den Kopf: „Ja auch, aber außerdem weil es einfach GEIL IST! Park deine wertlose Dreckskarre auf drei Parkplätzen, drück die kleine Omma anner Kasse nach hinten, fahr nen Suv ohne Partikelfilter und hab nen „Fuck Greta“-Aufkleber anner Heckscheibe. Heul pausenlos herum, dass die Ausländer und Arbeitslosen dir deine harterarbeiteten Steuerbeiträge wegfaulenzen, obwohl du genau weißt, dass dein Arbeitgeber dich weit unter Tarif bezahlt, die Politik dich noch weiter ausnimmt, derweil vor Inkompetenz nur so stinkt, aber du das alles mit dir machen lässt, weil du entschieden hast, dass du es mit dir machen lässt. Weil „Was soll man schon dagegen tun? Die da oben machen doch eh was sie wollen!“. Ach, und wähl irgendwelche Arschlöcher mit völkischem Dachschaden und rede dir ein, dass du ja kein Nazi bist, aber... Ich glaube DAS ist der Punkt bei der Sache. Wenn du erst mal einen bestimmtes Mindestmaß unterschritten hast, an sozialer Kompetenz, dann passt sich der Rest von dir an und du hast Rund um die Uhr mindestens wohlige, wütende Genugtuung in deinem ansonsten sinnentleerten Leben. Das ist denke ich dabei der philosophische Grundaspekt. Innere Genugtuung durch mitmenschliche Verwahrlosung“
Cayman futtert seine Currywurst auf Brötchen und denkt eine Weil nach, während er immer wieder auf den quergeparkten Mercedes schaut...
Der Kameramann piekt sich ein mittelgroßes Stück Wurst mit viel Soße und...
...da löst sich das Stück von seinem Pieker und fällt ihm auf den Schuh.
Empört schimpft er: „JA DAMMICHNOMMAL! DOH! Nicht nur unten auf den Hosensaum abgerollt und alles vollgesaut! Sonnern dann auch noch verdammtnochmal AUF DEM SCHNÜRSENKELBEREICH GEKLATSCHT UND DA DEN REST DER SoßE VERTEILT... OCH NÖÖÖÖ!“
Cayman lächelt wohlwollend: „Und DAS ist wiederum der übersehene Punkt an deiner These, die im Kern ja richtig ist.“
Der Kameramann fragt: „Wieso? Watt?“
Cayman antwortet: „Das Karma“
Der Kameramann schaut erneut auf die Sauerei auf seiner Hose und an seinem Schuh.
Und sagt zustimmend: „Jupp, kommt hin“.
ENDE
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caymanbloggt · 1 year ago
Text
Einchecken ins Hotelzimmer
Hotel Altbackenstadt, Süddeutschland – Cayman öffnet die dunkelbraune, werweiß wie oft bereits übergestrichene, mit Stuck verzierte Zimmertür, in dem er einen großen, klobigen, an seinem Griff ebenfalls verzierten Schlüssel ins Schloss steckt und die Tür aufschließt. Sie klingt dabei wie das Tor eines mittelalterlichen Stadtschlosses.
Als er sein Zimmer betreten hat, stellt er seinen Koffer auf dem dunkelgrünen, mit kaum noch erkennbarem, bundeswehrgrünen Schnörkelblumen verzierten, sehr dicken Teppich ab, der jedes Geräusch bei lebendigem Leib verschluckt.
Die Möbel sind wie die Zimmertür: Dunkelbraun, wohl schon sehr oft überlackiert, sehr alt, aber nach wie vor gut in Schuss und wirken, als wenn sie auch die kommenden sieben, acht, neun oder mehr Jahrzehnte problemlos überstehen werden. Solange wie es halbdurchsichtigen, dunkelbraunen Möbellack gibt.
An der Decke hängt eine Lampe, die nie so genau wusste, ob sie nun Kronleuchter, moderne Rundleuchte oder kitschige Einrichtungskunst sein will. Die Raufasertapete um sie herum muss bereits mindestens einmal weiß überstrichen worden sein, denn dezente Pinselspuren an ihrem Deckenansatz weisen darauf hin.
Cayman blickt sich weiter um: Das Bett ist aus den 80ern, oder Ende-70ern. Bettwäsche und Matratze sind neu, irgendwie beißt sich das. Die Nachttischchen und die darauf abgestellten Leuchten sind nach wie vor damit beschäftigt auszudiskutieren, wer von beiden aus den 90ern und wer Anfang 1970er ist. Die Steckdosenleiste über dem Bett ist in dunkelbraun gehalten und wirkt sehr neu. Der kleine Schreibtisch, der eher ein etwas zu groß geratener Beistelltisch ist, schafft es trotz seiner Beengtheit, zum Arbeiten oder Verweilen einzuladen. Der notdürftig an der Wand montierte Flatscreen wirkt neu, ein in Folie geschweißter Zettel weißt auf die empfangbaren Programme hin.
Keine Fenster, aber ein Balkon mit Doppelschiebetür, der moderne, weiße Rahmen stört. Denn man würde eher dickes Echtholz erwarten, auch wenn es dämmungstechnisch heutzutage ein Frevel wäre. Draußen ist es tiefgrau, es regnet, Tropfen rennen hastig die Scheiben herunter.
Cayman wirft einen Blick in das kleine, aber mit allem nötigen ausgestattete Badezimmer. Eine schlanke, nach 1950ern aussehende Badewanne, aber nagelneue Armaturen. Altbackener Spiegel, nagelneues Waschbecken und Armaturen. Die weißen Fliesen mit ihrem dunkelblauem Blumenmuster könnten heute fast schon wieder modern sein. An der Decke eine moderne, halbkugelförmige Baumarktlampe mit milchigem Schirm.
Cayman zieht sich seine Jacke aus und hängt sie an einen der fünf Haken an der Tür. Noch will er sich kein abschließendes Urteil über das Hotel und sein Zimmer erlauben. Also läuft er zielstrebig auf den Schreibtisch zu, auf dessen Fläche nur eine Schreibunterlage zu finden ist.
Er öffnet die erste der zwei Schubladen und bekommt augenblicklich ein breites Lächeln.
Schnell holt er sein Smartphone heraus und wählt die erste Nummer in den Kontakten, nach dreimal klingeln geht der Kameramann heran. Und Cayman, der einen schwarzlackierten, halblangen Bleistift mit dem Namen des Hotels in die Luft hält, frohlockt:
„JA! DU HATTEST RICHTIG VERMUTET! Es IST das BESTE HOTEL der Welt! SIE HABEN BLEISTIFTE AUF DEN ZIMMERN! DIE KLEINEN AUF IKEA-LÄNGE! UND MIT CORPORATE IDENTITY!“
Er hält das kleine Schreibutensil ins warmweiße Licht der Zimmerlampe, auf dessen schwarzem Lack sich in die breite verzerrt deren rundlicher Lichtkegel spiegelt, und von der goldenen Beschriftung wie ein Fluss in einem steinigen Fließbett zerrissen und in alle Richtungen zerstreut wird, nur um am hinteren Ende wieder zusammenzufinden.
Hier an diesem Ort weiß man noch, was gutes Hotelgewerbe ausmacht.
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Cayman liest
Dieses Mal:
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David Wagner
"Ein Zimmer im Hotel"
„Wenn einer eine fremde Bleibe besucht“
Tagebuch eines Vielreisenden
Autor David Wagner ist sehr viel unterwegs und deshalb hat er sie bereit alle gesehen. Die Hotels und ihre Zimmer, die Essräume und ihre Verpflegung, die Möbel und ihre Schreibgeräte. Von gemütlichen Abstellkammern, aus denen man am liebsten nie mehr herauswill, weil sie wie die kuscheligste Kissenburg der Welt daherkommen, über hypermoderne Wohnhöllen in Wolkenkratzern, über uraltbackene Landhotels irgendwo im Nirgendwo, abgrundtief kitschige Urlauberunterkünfte oder noch abgrundtiefer unwohnliche Absteigen. David Wagner hat sie alle gesehen, bewohnt, untersucht und in einem kleinen, aber sehr unterhaltsamen Buch, in Form von mal sehr kurzen und mal längeren, tagebuchartigen Einträgen festgehalten.
Und naja, anfangs bin ich nicht so ganz warm geworden mit dem Buch, aber je mehr und je länger ich mich in den kurzen, knappen Sprachstil und dessen einzelne Eintragsblöcke eingelesen habe, desto unterhaltsamer wurde es. Es wurde sogar beinahe selber zu einem Abenteuerausflug. Obwohl ich beim lesen auf dem Balkon saß und selber nicht einmal im Traum daran dachte, meinen Arsch auch nur einen halben Meter zu bewegen.
Dieses Buch hat etwas von einem auf den ersten Blick sehr sporadisch eingerichtetem Hotelzimmer, bei dem man auf den ersten Blick, beim betreten denkt: „Ach naja, zumindest ist alles vorhanden, was man für ein, zwei Nächte braucht“. Doch sobald man ins Bad geschaut, den bereitgestellten Zahnputzbecher, mit der ein Folie eingeschweißten Zahnbürste in mittelhart und der ebenfalls eingeschweißten Seife mit Lavendelduft gefunden und das gemütliche Bett, sowie den nicht mehr ganz zeitgemäßen, jedoch mit vielen Sendern ausgestatteten Fernseher benutzt hat, lehnt man sich zufrieden zurück und genießt den Aufenthalt. Und zu diesem Zeitpunkt hat man den bereitliegenden Bleistift, welchen man garantiert nur aus Versehen beim zusammenpacken miteinsteckt, noch gar nicht gefunden.
Auf der Rückseite des Buches schreibt ein gewisser ERHARD SCHÜTZ von ZEIT-Online:
„Eine Trostlektüre nicht nur für einsame Reisende“
Aber hallo! Denn auch auf dem Balkon oder an einem verregneten Nachmittag auf dem Sofa und nicht nur als Trostlektüre taugt das Konzept des „Hoteltagebuchschreibens“. Es muss natürlich gut gemacht sein, einfach nur die Zimmer beschreiben, kurz die eigene Meinung dazu runterrappeln und da war`s ist wenig sinnvoll. Weshalb man auch verstreut persönliches vom Autor, sowie immer mal wieder nette kleine Anekdoten oder wissenswertes aus anderen Ländern mitbekommt. Denn wer von Deutschland, China, bis in den Iran die Hotelzimmer dieser Welt besucht, der nimmt auch immer etwas dabei mit, das weitaus mehr ist, als ein paar Bleistifte, eingepackte Seife, Einweghausschuhe, Handtücher oder mal einen Bademantel.
Und eine Sache, welche einem recht schnell klar wird ist, dass egal in welchem Land der Welt du bist – Ob ein Hotel super, mittelmäßig oder scheiße ist, hat eher weniger mit dem jeweiligen Land an sich zu tun und viel mehr mit einem komplexen Zusammenspiel aus Personal, Hotelleitung und Kundschaft. So kann aus einem Luxusresort an dem es an nichts fehlt ein Wohnalbtraum mit schlechtem Frühstück und grauenhaftem Kaffee werde - Und das schrottige, kleine Provinzhotel irgendwo in Posemuckel-Dittmannshausen hinter der Landstraße B-Schlagmichtot mit seinen viel zu kleinen Zimmern und den Möbeln, die scheinbar aus Museumsbeständen stammen, zum sicheren Versteck vor der hektischen, modernen Welt.
So wie jedes Hotel, jedes Zimmer eine stets neue Überraschung darstellen, so spannend ist jeder einzelne der Einträge in diesem Buch, bei dem man es irgendwann kaum abwarten kann, was den Autor wohl beim nächsten mal erwartet.
Obskure Zeitkapseln und eigensinnige Leute
Hotelzimmer, das lernt man in diesem Buch recht schnell, können sich wie Bernstein verhalten und Dinge über eine lange Zeit erhalten. So lange, dass sich irgendwann kaum noch jemand daran erinnert, dass es sie jemals gegeben hat. So findet der Autor bei seinen Aufenthalten von prähistorischen Haushaltsgeräten, über Einrichtungskunst- oder Gegenständen aus lange vergangenen Zeiten auch schon mal Bücher von Autoren, deren Grabsteine längst zerbröselt sind, herausgegeben von Verlagen, die schon lange keiner mehr kennt. Doch in manchen Hotelzimmern sind sie erhalten geblieben wie die berühmte Mücke im Bernstein und verwundern, wie faszinieren. Im Hotel Königshof wartet ein in der Wand montierter, herausklappbarer Hosenbügler auf den Autor, der diesen gerne mal ausprobieren würde. Wenn er denn eine faltige Hose zu bügeln hätte.
Im Hotel Lisboa Plaza in Lissabon findet sich beim stöbern eine Art „Inneneinrichtungsratgeber“ - Auf dem Etikett steht geschrieben „Anna Rodrigues 18/6/68“ - Als Wagner den Buchladen googlestreetviewed stellt er fest, dass es diesen schon sehr lange nicht mehr geben muss. Er fragt sich, ob Ana ihr Zuhause nach den Tipps dieses Buches eingerichtet hat. Andere Textprodukte stammen von 1995 oder auch schon mal von 1955. Wie all das hierher, in dieses Hotelzimmer gekommen ist, bleibt genauso ein Rätsel, wie die Frage wie manche an sich sehr flinke Insekten im Baumharz landen können. Jenes Buch von 1955 trägt den Titel DAS BLAUE HAUS und wurde geschrieben von einer gewissen Helene Christaller. Nach etwas Recherche stellt sich heraus, dass die Dame von 1872 bis 1953 lebte und seit 1907 eine angesehene, evangelische Schriftstellerin war - „Zu einer Zeit also, als die Konfessionszugehörigkeit eines Autors in Deutschland noch eine Rolle spielte“ stellt Wagner fest.
Derweil im Hotel Stadt Hannover neben dem Fahrstuhl ein Schild hängt, in dem demonstrativ darauf hingewiesen wird, dass das Leitungswasser keine Legionellen aufweist und sämtliche anderen Grenzwerte weit unterschreitet. Unser Autor hat danach Angst und Ekel, putzt sich mit Mineralwasser die Zähne. Wer würde das nicht tun.
Im Hotel Boa Vista kommen Katja Lange-Müller und Monika Maron an Wagners Tisch im Esssaal und alle drei frühstücken zusammen.
Im Hotel Villa Esplanade in Bonn findet Wagner am Kopfende des Bettes einen eigenartigen „Holzverbau“, welcher in dem dreieckigen Zimmer eine ganze Ecke ausfüllt. Ein Schreibtisch? Eine Sitzgelegenheit? Das Werk eines exzentrischen Tischlers? In dem Gebilde ist eine Steckdosenleiste eingelassen - „die weitere Funktion dieses Gebildes bleibt rätselhaft“ stellt der Autor fest.
Und im Hotel NH Torino Lingotto Tech in Turin trifft Wagner auf eine, nennen wir sie mal: „Feng-Shui-Feministin“, für die es von ungeheurer Wichtigkeit ist, NICHT in einem allzu männlichen Hotelzimmer wohnen zu müssen, weil dessen Ausstrahlung für sie ansonsten kaum zu ertragen ist. Das wäre aber nur in diesem Hotel so, andere Hotels hätten viel weiblichere Zimmer. Wagner sagt lieber nichts und löffelt seinen Joghurt.
Und im Parkhotel am Schänzchen in Andernach begutachtet er die als etwas eigenwillig zu bezeichnende Inneneinrichtung des Speisesaales, erfreut sich daran, dass er ein kleines Schiff den Rhein herunterfahren sieht und erinnert sich, dass genau in diesem Raum vor dreißig Jahren die Beerdigungsfeier seiner Mutter stattfand.
Solche emotionalen Momente, die aus dem Nichts daherkommen, finden sich immer wieder und geben dem Buch jenen finalen Schliff, welcher dafür sorgt, dass man immer weiterliest. Immer noch einen Eintrag und noch einen und noch einen.
Bleistifte vorzufinden ist gut – Kugelschreiber sind weniger gut
Reisen bildet – So landet Wagner zu Beginn der zweiten Hälfte des Buches im BFSU Hotel in Peking stellt sich die durchaus legitime Frage, ob wir im Westen die vermeintlichen Untertassen beim Teeservice vielleicht nicht einfach „missverstanden“ haben? Weil sie eigentlich als Deckel für die Tassen gedacht waren?
In einer Gästewohnung in Isfahan erfahren wir vom Gastgeber, dass Afghanen im Iran gerngesehene Gastarbeiter sind, weil diese alljene Drecksarbeit machen, auf welche die Iraner keine Lust haben.
Und im Palazoo Contarini della Porta di Ferro in Venedig findet Wagner zufällig heraus, weil er einen fallengelassenen Bleistift aufhebt heraus, dass mindestens ein Teil der Inneneinrichtung seines Zimmers von IKEA stammt: „-die Schweden haben nun also auch Venedig erobert“ stellt er fest.
Doch nicht nur Kugelschreiber und Bleistifte begegnen uns immer wieder. Auch Monika Maron wird uns in einem der anderen Hotels noch einmal mehr oder weniger über den Weg laufen. Sowie ab und an andere, weitere Menschen, zu deren Job oder gar „Leben“ es gehört, immer auf dem Sprung zu sein, von Lesung zu Lesung, von Auftritt zu Auftritt zu reisen. Dass auch David Wagner schon sehr viele Kilometer berissen hat, wird immer dann klar, wenn er ein Hotel besucht und genau beschreiben kann, wo er mal drumherum gewohnt hat, in welchem, schon lange nicht mehr existierendem Hotel oder Gebäude er wann übernachtete und wie lange diese schon nicht mehr existieren oder heute ganz anders aussehen. In all den Beschreibungen der Zimmer und der Speisesäle schwebt stets eine gewisse Einsamkeit mit, ein Gefühl dafür wie es ist, ein heimatloser, moderner Nomade zu sein. Wenn beispielsweise bei Berufsschriftstellern von „prekären Arbeitsverhältnissen“ die Rede ist, denken viele meistens nur an die Bezahlung, wenn überhaupt. Dass die Tatsache, von Verlag und Agentur und den sich daheim anhäufenden Rechnungen durch die Weltgeschichte gejagt zu werden ebenfalls dazugehört, als wäre man der Drachenlord nach dem letzten Livestream, wird den allermeisten Menschen gar nicht bewusst.
Doch gleichzeitig wird ebenfalls klar, dass genau diese wurzellosigkeit ungemein den Horizont erweitert. Auf einer seiner Exkursionen ins Umland landen Wagner und eine Begleiterin vor einer „Kirche“, an der einem Ministranten gedacht wird, welcher genau an dieser Stelle vor über hundert Jahren vom Blitz erschlagen wurde. Und im Ringhotel Waldschlösschen in Schleswig findet er in der Bibliotheksecke des Hotels die 2011er Ausgabe der KULTURGESCHICHTE DER UNTERWÄSCHE mit vielen lehrreichen Abbildungen.
In einem anderen Hotel begegnet ihm im Badezimmer eine kleine Spinne, die sich, wie er notiert, schnell hinter der Toilette versteckt. Wagner lässt sie in Frieden, denn er hat keine Zeit, er muss weiter.
Warum nun ausgerechnet BLEISTIFTE ein besseres Zeichen sind als KUGELSCHREIBER, wird nicht explizit erwähnt, doch lässt sich von der reinen Haltbarkeit definitiv feststellen, dass ein Bleistift den längeren Atem hat. Jeder der schon mal verzweifelt versucht hat, seinen seit längeren nicht mehr benutzten Lieblingskugelschreiber wiederzubeleben oder feststellen muss, dass sich die Mine nicht wechseln lässt, weil der Hersteller es vorgezogen hat, das Ding auf ewig darin einzukerkern, wird eventuell zustimmen. Und alle, denen ein Kulli schon mal ausgelaufen ist, garantiert ebenfalls. Vielleicht ist es das: Gute Hotels denken selbst an solche, scheinbar kleine Details, welche auf das emotionale Befinden des Gastes jedoch große Wirkung haben können.
Man stelle sich vor, ein heimatloser Schreibender wie David Wagner oder eine namhafte Autorin wie Monika Maron haben eingecheckt, geistern direkt nach dem öffnen ihres Koffers durch das Zimmer oder werden nachts um drei Uhr wach, weil ihnen ein Einfall kommt, ein Text, ein Fragment, sie dieses unbedingt festhalten wollen...
Und dann funktioniert der prähistorische Kugelschreiber nicht mehr, weil dessen Tinte, in die Mine gefüllt um 1982 von der seit über zwanzig Jahren nicht mehr existenten „Schreibwarenmanufaktur Heinz-Harald Meyer KG und Co“ ihre Konsistenz von „dickflüssig“ zu „bernsteinklumpenhart“ gewechselt hat und nicht mehr hinterlässt, als unsichtbare Kratzspuren auf dem Papier und einen kreativen Filmriss bei der Person, welche damit gerade festzuhalten versucht, was ihm oder ihr durch den Kopf geht.
So einem Hotel würde ich als dauergestresster, heimatloser Schriftsteller aus Prinzip nur einen Stern geben. Und als Gast mindestens insgeheim feststellen, dass Personal und Leitung ihren Laden nicht wirklich im Griff haben.
FAZIT
EIN ZIMMER IM HOTEL von David Wagner ist eine schöne Idee, ein unterhaltsames Buch und ein ausgesprochen kurzweiliges Abenteuer voller Überraschungen, obskuren Funden, interessanten Erlebnissen, ein paar emotionalen Momenten und der finalen Erkenntnis, dass moderner Luxus mit viel Platz manchmal ausgesprochen unbehaglich und kleine, jedoch urige Zimmer*chen oder Unterkünfte mit siebzig Jahre alten Büchern im Regal Orte sein können, in denen man den Rest des Lebens verbringen könnte.
Ohne sie jemals laut herauszuposaunen schwebt in all den Beschreibungen Wagners stets jene heimatlose Einsamkeit des rastlosen Reisenden, des von Vorlesung, zu Vorlesung, von Vortrag zu Vortrag, von Auftrag zu Auftrag immer weitergescheuchten, modernen Arbeitsnomaden wider. Ein Effekt, der zwar in all den des öfteren minutiös beschriebenen Hotelzimmern immer mal wieder in Vergessenheit gerät, sich jedoch niemals gänzlich dahinter versteckt. Wenn beispielsweise sich doch mal Bekannte, Arbeitskollegen oder Fremde an Wagners Essenstisch einfinden, ist dies jedes mal Highlight wie Hinweis darauf, wo die Schattenseiten dieses beruflichen Daseins liegen.
Hotels und ihre Zimmer sind Zeitkapseln, wie auch Mikrouniversen, abhängig von vielen Faktoren und voll von mal offensichtlichen und mal weniger offensichtlichen Ereignissen der Vergangenheit, sowie den Entscheidungen derer, die dort arbeiten oder nur zu Gast sind. Hotelzimmer, in denen scheinbar die späten 1960er niemals aufgehört haben, derweil widerwillig, beinahe wie ein Ufo ein großer, moderner Flatscreen an der Wand hängt oder gar mit Ach und Krach in jene Aussparung gepopelt wurde, in der einst der große Röhrenbildschirm maßgeschneidert thronte, sind ein gutes Beispiel.
Derweil in anderen Hotels eine ganze Garnison an wahnsinnigen Innenausstattungsprofis gewütet zu haben scheint, oder die einstige, für die Ewigkeit erdachte Bauweise und Raumanordnung im Hier und Heute zu verwunderlichen, bis obskuren Entscheidungen führt.
Wo in dem einen Hotel Haare auf den Kopfkissen zum Hygienestandard gehören, ist ein einziger, kleiner Schimmelfleck in der Dusche in anderen Hotels bereits etwas, das sich einem wie ein großes, schwarzes Loch in die Netzhaut brennt.
Und wo in dem einen Hotel in der Kantine lieblos wie am Fließband ganze Gruppen von Touris zum abfüttern durchgeschoben werden, legt einem die herzensgute Zimmerservicedame nach dem Reinigen eine kleine Schokoladentafel auf jedes der beiden Kopfkissen... Völlig egal, ob man dort seine getragenen Unterhosen hat liegen lassen oder nicht. Denn waschechte Hotelfachprofis schockt nichts mehr.
EIN ZIMMER IM HOTEL ist eines dieser Bücher, bei denen man fast motiviert ist, es dem Autor gleich zu tun. Ganz einfach, weil man ebenfalls Lust bekommt, auf Reisen zu gehen, mal einen Tapentenwechsel zu haben, in traditionellen Hotels in Venedig IKEA-Möbel vorzufinden, wunderbar-riechende Seife auf Waschbeckenablagen zu finden, vielleicht sogar ebenfalls eine Feng-Shui-Feministin oder Monika Maron zu begegnen und wie David Wagner es gerne tut, einen Bleistift zu klauen, sich jedoch nichts zu notieren.
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David Wagner
„Ein Zimmer im Hotel“
Taschenbuch
rororo
Erschienen 2016
Preis: Ab 1€ gebraucht
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
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Auschecken aus dem Hotelzimmer
Cayman steht vor der Balkontür und blickt hinaus auf die mehrstöckigen Bürogebäude, die von Bäumen halbverdeckte Turnhalle und den Kirchturm, der sich mitsamt dem nassglänzenden Kirchendach dem grauen Wolkenhimmel entgegenstreckt.
Auf dem Parkplatz vor dem Hotel stehen fünf Autos, drei davon dunkelgrau oder silber, ein Opel Adam in minzgrün-dunkelgrün und ein Hyundai Kona in gleißendem Gelb. Cayman vermutet dass dessen Besitzer der selbstbewusste Kerl mit dem hypermodernen Laptop sein könnte, der immer so aussieht, als wenn er den nächsten Augenblick die kommende Blockbusterserie in sein Arbeitsgerät hackt, und nur hier an diesem Ort übernachtet, weil ihn im Hilton die Laufwege zu weit sind. Zeit ist Geld und jeder Schritt den man sich sparen kann, kann man arbeiten und noch erfolgreicher werden... Die übliche Grundlehre im Hochleistungsleisten in unserer heutigen Höchstleistungsgesellschaft, langsam aber sicher unterspült von der Lilfe-Lilfe-Work-Life-Balance der Gen-Z.
„Mögen sie die alten Burgen einreißen“ - Denkt sich Cayman, während er sich fragt, ob es heute noch oft und viel regnen wird und abzuschätzen versucht, wie lange es anhand der Tropfen auf den Autodächern bereits her ist, dass es zuletzt geregnet hat.
Schließlich dreht er sich zum Bett, durchläuft mit den Augen noch einmal jede Ecke des Zimmers, ignoriert den schwarzen Flachbildschirm, der in diesem altbackenwohnlichen Interieur wie ein ungebetener Gast wirkt, der sich ungefragt hier eingenistet hat, nachdem der alte Röhrenfernseher mit seiner vermutlich dunkelbraunen Kunstholzverkleidung ohne Vorwarnung für immer aus dieser Welt geschieden ist.
Cayman läuft mit geräuschlosen Schritten zum Bad, schaltet noch einmal das Licht ein. Hat er auch wirklich nichts vergessen? Hat er auch wirklich die unbenutzte, eingeschweißte Seife geklaut? Die Badewanne und das Waschbecken kommen optisch besser miteinander aus, als der Flatscreen und die Möbel, stellt er erneut fest.
Die ältere Zimmerfrau hat erzählt, dass in diesem Zimmer Heinz Strunk schon mal eine ganze Woche an einem seiner Bücher gearbeitet haben soll. Rein zeitlich könnte es „Es ist immer so schön mit dir“ gewesen sein. Ach! Und Monika Maron soll hier mal aus versehen die Sitzfläche des Stuhles, der neben dem Kleiderschrank steht angesenkt haben. Als Cayman diesen betrachtet, wirkt der Bezug jedoch original. Vielleicht steht der besagte Stuhl inzwischen in einem anderen Zimmer oder die Zimmerfrau hat sich in der Nummer vertan.
Draußen ziehen die grauen Wolken wie eine flauschige, aber unwirtliche, graue Wattemasse vorbei. Es ist windig. Das Frühstück, allgemein die Verpflegung ist hier tadellos. Am besten sind die Turbotoaster, die perfekte Toastbrote und Halbbrötchen in Rekordzeit fabrizieren. Dazu die Marmelade mit ihren sogar noch etwas saftigen Fruchtstücken. Ein Gedicht.
Cayman schließt seinen Koffer, welcher dabei auf dem Bett leicht auf und ab geht.
Der Bleistift liegt wieder neben dem Schreibblock im Nachttischchen.
Aktuell gibt es nichts zu notieren.
ENDE
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caymanbloggt · 1 year ago
Text
Erster Teil der Kriegshandlung
Der Kameramann hockt auf seiner Holzkiste vor dem Feuer und wartet darauf, dass der Teekessel zu pfeifen beginnt, derweil Gefreiter Hoffmann ihm gegenüber an der Wand gelehnt sitzt und schläft...
Dass Kriech so dermaßen viel aus Wartezeiten besteht, aus Langeweile, aus Nichtstun, aus Zeit-totschlagen-müssen, ja wer hätte das gedacht. Ist aber wohl tatsächlich ein Teil der Realität. Das Töten, die Explosionen, das Schießen, das Sterben, das Bluten, all das Grauen des tatsächlichen Krieges, es passiert öfter als man glaubt sehr schnell und endet ebenso schnell wieder. Nur über diese Wartezeiten, die Leerzeiten dazwischen redet man nicht, schreibt kaum einer, werden in Darstellungen und Überlieferungen nicht allzuoft erwähnt, weil Langeweile und Stille der Tod aller gewinnorientierten Unterhaltung sind... Und wo nichts passiert, nun mal auch nichts darüber berichtet werden kann...
Der Kameramann denkt über all das nach...
Neben ihm an der Holzwand hängt ein Poster, darauf posiert ein schönes Mädel auf einem Panzer und fordert nur mit ihrem Blick, irgendwo zwischen stolzem Patriotismus und selbstbewusster Erotik dazu auf, sich für die Heimat, das eigene Land, den Staat, die Regierung freiwillig für den Krieg zu melden...
Dass dieser letztendlich niemals endet für viele, die ihn erlebt haben, ist entgegen der vielen und langen Wartezeiten bestens überliefert. Mögen die Kriegshandlungen vielleicht auch noch so kurz sein, in Kopf und Körper toben sie auf ewig weiter...
Und meistens eher nicht zum guten, selbst wenn sich so mancher genau das einredet, einreden MUSS...
Das Holz im Feuer knistert, irgendwo hinter ihm gackern ein paar Hühner, jemand lacht, weiter vorne bei dem notdürftig aufgebauten Schweinestall steht ein Kerl mit Zwirbelschnurrbart und raucht... Der Kerl wird das übernächste Gefecht nicht überleben, weiß der Kameramann – Er wird in einer von Explosionen zerfledderten Stacheldrahtbarriere mit Granatensplittern im Körper langsam verrecken, über Tage, bis eine Wolke Senfgas ihn mehr oder weniger „erlöst“.
Aber das kann man als „Gastfigur“ den ganzen naiven Tölpeln hier eh nicht beibringen, also belässt der Kameramann es dabei, so zu tun, als wurde auch er an den baldigen Sieg Deutschlands über die Franzosen, und Amerikaner und überhaupt für den Kaiser glauben... Dolchstoßlegende, Here We Come!
Da kommt Cayman angestiefelt: „Moin. War was?“
Der Kameramann bemerkt ein erstes, leichtes Zischeln vom Teekessel und zieht ihn über dem Feuer weg: „Nö, wie immer... Aufm Schlachtfeld nichts Neues“
Derweil Cayman die Metallbecher zückt und der Kameramann einschenkt, fragt dieser: „Ja und? Wie isses um 2025, 2026, 2027 und so weiter? RuZland? China? Israel und Gazastreifen? Amerika Republikaner gegen Linke und gegen sich untereinander und die ganzen anderen Krawal-Länder? Kommt die Menschheit zu Verstand?“
Cayman blickt seinen Kollegen an und macht: „Phhhhhhhhhhhhhfffffffrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...!!!!!!!!“
Gefreiter... Wie hieß der Trottel jetzt gleich noch mal? Der da weiter hinten an der Wand lehnt und pennt? Ach egal, der fliegt eh kurz vor Kriegsende in die Luft, weil er die Granate unter seinen Füßen nicht mehr merkt, weil ihm während der kommenden Gefechte mehr und mehr der Verstand abhanden kommt... schnarcht kurz auf, als Cayman seinen Laut von sich gibt...
Der Kameramann zieht zwei Papierstangen Zucker aus seiner Brusttasche... (Ja, fiktive Zeitreisende können sowas...), gießt sich und Cayman den Tee ein und meint: „Also auch in Zukunft weltweit nichts Neues“
Cayman reißt sein Tütchen auf und gibt den Zucker langsam in den Tee: „Nein, warum SOLLTEN sie?“
Der Kameramann sagt: „Denn Krieg bleibt immer gleich. Das wissen die Leute in Fallout und bei Bethesda mit am besten“
Cayman zieht sich seinen Suppenlöffel aus der Tasche und rührt seinen Tee um: „Weil Worldwar Nummer drei wieder genauso ergiebig sein wird für die Unterhaltungsbranche, wie die letzten beiden“
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Cayman liest
Dieses Mal:
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Erich Maria Remarque
„Im Westen nichts Neues“
Die „100 Jahre erster Weltkrieg“ Ausgabe
„Krieg und Marketing“
Krieg, Unterhaltung und anderer Schmutz
Ja, Krieg ist schlimm, Krieg ist immer ein humanitäres Totalversagen und schlicht grausam.
Und doch leben ganze Industrien davon, dass eben jener entweder in fiktiven Versionen niemals endet, oder aber sie kauen in unendlichen Variationen wider, was einst war. Und da sind vom ersten Weltkrieg in unzähligen Romanen und Filmen oder in Videospielen wie „BATTLEFIELD 1“ zum Beispiel, aktuellen Kriegshandlungen, bis in die ferne Zukunft (KRIEG der Sterne) keine Grenzen gesetzt. „KRIEG“ ist speziell als Nacherzählung ein Unterhaltungsschauplatz, Propagandainstrument und Kunstobjekt. Ob einem das nun gefällt oder nicht.
Die Macher von BATTLEFIELD 1 beispielsweise skandierten zum Verkaufsstart ihres Spiels, dass sie „DEN GEFALLENEN SOLDATEN UND OPFERN dieses Krieges mit ihrem Spiel und seiner Inszenierung RESPEKT ZOLLEN wollten“ - Und dann posteten sie auf (damals noch) Twitter ein GIF in dem ein Soldat mit Flammenwerfer andere Soldaten in Brand steckt und schrieben darunter „WENN DU ZU HEIß FÜR DEN CLUB BIST“. Und gaben stolz damit an, auf Kosten all dieser Toten, dass „MEHR ALS DOPPELT SO VIELE SPIELER“ am fiktiven WW1 teilgenommen haben als damals am echten echte Menschen. Noch zynischer und respektloser kann man kaum noch sein, und doch ist diese Episode wie so viele, die in der Unterhaltungsindustrie mit „KRIEG“ zu tun haben, nur eine von sehr vielen Beispielen
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Wenn DAS den Toten des ersten Weltkrieges „Respekt“ zeugen soll, dann sollte man die Verantwortlichen vielleicht mal selber auf ein mehrwöchiges Praktikum in die Ukraine schicken. An die Front. In die Schützengräben. Als Leichenbergungstrupp der tote Russlandsoldaten und mit Pech auch Ukrainer einsammeln muss. Vielleicht ist für die Entwickler und die Marketingabteilung von DICE der Unterschied zwischen „KRIEG“ und „PARTY“ dann ersichtlicher.
Nun könnten wir an dieser Stelle auch all die anderen Egoshooter nehmen und links und rechts dafür ohrfeigen, dass es sie gibt, und ihre Macher gleich mit. Doch es gibt einen Markt dafür, einen sehr sehr großen. Das aktuelle CALL OF DUTY, welches aufgrund seiner billigen, lustlosen und in Sachen Preis-Leistung zu recht scharf kritisiert wird, dominierte eine ganze Ewigkeit seit Verkaufsstart die Gamingcharts. Mit dem Krieg in der Ukraine wurden einige Gamer nachdenklich, ein paar änderten ihre Sichtweise... Doch der ganze, große Rest ist auch weiterhin dabei, wenn Online, wie Offline die große WAR-PARTY durch Serverfarmen und über Bildschirme flackert. Recht viele Spieler sind sogar mit dem aktuellen Call of Duty sehr zufrieden. Oder wie jemand in einer Kommentarspalte meinte: „Also mit gefällt es! Vor allem dass sie die alten Maps, die man schon kennt und wo man gut kämpfen kann wieder mit drin haben! So nach Feierabend ne Stunde oder zwei COD zocken, sehr entspannend!“.
Dass man eine gewisse „Verantwortung“ zu haben scheint, wissen auch die Entwickler dieser Spiele und ihre Verleger. Und doch wird beispielsweise immer wieder damit geworben, speziell bei den Singleplayer-Inhalten, dass man „Mit ECHTEN VETERANEN zusammengearbeitet hat, die den Machern genau gesagt haben wollen, wie das damals war, was sie empfunden haben und welche Befehle wer von sich gegeben hat, speziell, wenn dann die Kugeln flogen. „AUTHENTIZITÄT“ ist DAS SCHLAGWORT. Eines der aktuell umstritteneren Projekte in dieser Hinsicht ist das Kriegsspiel „SIX DAYS IN FALLUJAH“, welches sich inhaltlich und in seinen Darstellungen HYPERREALISMUS auf die Fahnen geschrieben hat. ECHTE SOLDATEN die damals bei jenem Einsatz, welcher hier nacherzählt wird dabei waren, sollen als Berater für das Spielestudio arbeiten. Bislang scheitert dieses Projekt an technischen Fehlern und handwerklicher Unfähigkeit seitens der Entwickler. Denn Terroristen die geistesabwesend lieber Wände anstarren und Soldaten die in Wänden stecken bleiben können, sorgen eher für Lacher, als für Authentizität.
Und auch -Und damit sind wir wieder thematisch auf Linie- die oskarprämierte Verfilmung von „IM WESTEN NICHTS NEUES“ bekam solcherlei Kritik. Ein effekthascherisches Spektakel! Schimpften die einen. Eine völlige Verfremdung, propagandistische Ausbeutung! Beschwerten sich einige andere. Der Film stelle den echten Schrecken des Krieges, welchen das Buch und sein Autor darzustellen versuchen in keinster Weise passend nach, sondern habe sich schlicht am Bombast von Hollywood orientiert.
Aber ist „IM WESTEN NICHTS NEUES“ - DAS ANTIKRIEGSBUCH, DER ANTIKRIEGSROMAN SCHLECHTHIN- überhaupt... „AUTHENTISCH“? Oder endet das Buch, wenn man die genaueren Umstände und Hintergründe kennt am Ende genau dort, wo sich auch BATTLEFIELD 1 und CALL OF DUTY bewegen?
Gab der Autor, welcher von sich immer behauptete „Seine wahren Erlebnisse“ niedergeschrieben zu haben, für alle jene anderen, die waren wie er, die keine Stimme hatten und keine Stimme fanden, wirklich ein „REALISTISCHES SZENARIO“ zu Papier? Waren seine Erlebnisse wirklich Grundbestandteil dessen, was der Protagonist Paul Bäumer erlebt, durchlebt und ihm am Ende das Leben kosten? Ist der Roman, war das Manuskript, ja war der Autor selber jemals so glaubhaft, ehrlich, authentisch und realitätsbezogen, wie man immer glaubt?
Oder sitzen wir eventuell einer Marketinglüge auf, und haben es auch mit diesem Buch am Ende mit nichts anderem als Fiktion im Stile von „BATTLEFIELD 1“ zu tun?
Von „IM WESTEN NICHTS NEUES“ gab es 2014 eine „Jubiläumsversion“, welche mit ausgesprochen kritischen Zusatzinhalten verkauft wurde. Dieser wird schlicht „Anhang“ genannt, und nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch das überaus weitverzahnte, unübersichtliche dunkle der Geschichte dieses Romans, seiner Entstehung, dem Leben und Handeln seines Autors und den zu der damaligen Zeit noch nie dagewesenen Bemühungen des Ullstein-Konzernhauses in Sachen aggressives Marketing.
Und man kommt erstaunt zu dem Schluss: „AUTHENTISCH“ ist hierbei genauso wenig, wie in den virtuellen Szenario von BATTLEFIELD 1 – Und in Sachen Verkaufsförderung sind die Vermarktungsleute von DICE selbst mit ihren geschmacklosen Twitterbeiträgen sogar noch „authentischer“ und „einfühlsamer“ als alles, was zu damaligen Zeit betrieben wurde, um „IM WESTEN NICHTS NEUES“ zu dem Verkaufserfolg zu machen, der er heute ist. Und erst recht, wenn man weiß, wie extrem der damalige Ullstein-Konzern in das Handwerk und die Grundintention des Autors eingriff, weil Zeitgeist... Weil Entscheidung für ein ganz bestimmtes Literaturgenre... WEIL GELD!
Weil im Grunde genommen keine Sau „DIE WAHRHEIT“ kümmert, weil Marketing und Propaganda näher Hand in Hand gehen, als man glaubt und auch, weil selbst Menschen mit ehrenwerten Motiven für Erfolg so manches mal ein ausgesprochen flexibles Gummirückrad bekommen können.
Aber manchmal dann doch, zwar mit Verspätung, sowie durch Zufall und Fleiß engagierter Historiker, die Wahrheit, die guten Absichten wieder ans Licht kommen, und das Werk und seine Botschaft endlich erstrahlen können.
Und „IM WESTEN NICHTS NEUES“ ist genau so ein Fall.
Die Mär vom authentischen Autor und seinen Erlebnissen
Erich Paul Remark, der sich 1921 in „Erich Maria Remarque“ umbenannte, wurde am 21 November 1916 in die Armee eingezogen.
Nach einem halben Jahr Ausbildung in Osnabrück und Celle wurde er am 12. Juni 1917 als Schanzensoldat an die Westfront nach Flandern geschickt.
Am ersten Tag der dritten Ypernschlacht, am 31 Juli 1917 wurde er durch breit gestreuten Artilleriebeschuss am linken Knie, am rechten Arm und am Hals verletzt.
Und wurde in ein Lazarett nach Duisburg geschickt – Wo er bis zum 31 Oktober 1918 blieb.
Zurück an die Front musste er nicht mehr, denn dann war der Krieg vorbei.
Unter dem Strich war der Mann also etwas über einen Monat im Krieg.
Schon im Krankenhaus war Remark eifrig damit beschäftigt, einen Roman über den ersten Weltkrieg zu schreiben. Und da seine spärlichen Erlebnisse und Eindrücke nicht ausreichten, so ist es übermittelt, befragte er die anderen Soldaten ausführlich.
Was dann folgte, würde man heute KI-Programmen unterstellen: Remark „matschte“ all das zu etwas neuem zusammen. Jedoch musste er seine Arbeiten immer wieder unterbrechen, beispielsweise nachdem sein Mentor und Vaterfigur Friedrich Hörsemeier verstarb und er diesem stattdessen ein literarisches Denkmal setzte.
Erst 1927, Anfang Herbst machte er mit seinem „Antikriegsroman-Projekt“ weiter. Bald zehn Jahre später.
Laut historischer Berichte schrieb Remarque drei Versionen. Der S. Fischer Verlag lehnte ab – Mit der Begründung: „Niemand interessiere sich mehr für den Krieg“. Wie falsch sie doch lagen.
Nach „einer langen Reise durch viele Hände“ landete das Haupt-Typoskript, wenn man es so nennen will, schließlich 1928 beim Ullstein-Konzern. Der erkannte „das Potential“ und nahm an.
„Das Potential“ bestand für den Ullstein-Konzern darin, dass die Grundidee zwar super sei, nicht jedoch der Inhalt. Und so begannen die radikalen Umbauarbeiten an „IM WESTEN NICHTS NEUES“. Hieß in diesem Fall, dass man Remarque dazu drängte, sein Skript inhaltlich so anzupassen, dass es zu den damaligen „Standards“ der Kriegsliteratur passte: Zitat Anhang Seite 303: „Remarque änderte den kriegskritischen Roman in einen Text, in dem alle Passagen gestrichen waren, die den Krieg explizit, seine Ursachen oder seine Sinnlosigkeit kritisierten, oder fügte Passagen hinzu, die solche Aussagen seines Helden Paul Bäumer relativierten“.
AUTHENTIZITÄT am Arsch... Sowas würden sich aktuelle Kriegs-Egoshooter nicht einmal ansatzweise trauen.
Aber das nur mal so nebenher.
In diesem Fall wurde aus dem ANTI-Kriegsroman ein PRO-Kriegsroman, welcher der damaligen Stimmung im deutschen Volk entsprach – Die war nämlich irgendwo zwischen relativierend und rachsüchtig. Und der angeblich vom Krieg so sehr verletzte, zerstörte und verlorene Autor, welchem wir heute seine unangefochtene Aufrichtigkeit, was die Darstellung vom Schrecken des Krieges anbelangt sofort abkaufen, hatte offensichtlich kein großes Problem damit, diese Änderungen vorzunehmen. Denn Erich Maria Remarque war schließlich selber im Grunde genommen nichts anderes, als eine lebende Illusion.
Denn dieser Mann, welcher all denen, die aus dem Krieg nie wieder in ein geordnetes Leben finden konnten, weil dieser sie mit Kopf und Körper verschlungen hatte, war ein ausgebuffter Medien- und Marketingprofi. Heute würde man solche Leute „Influencer“ nennen. Anstatt verstört und verletzt mit den Geistern des Krieges zu kämpfen, legte Remarque eine beachtliche Karriere hin:
Dieser „traumatisierte, gesichtslose Mensch in den ersten 30ern“ brachte beispielsweise das zuvor noch defizitäre Werbeblatt „Echo Continental“ in nur zwei Jahren wieder in die schwarzen Zahlen und verwandelte es außerdem in eine der „führenden, deutschen Autozeitschriften“. - Anschließend bekam er einen Job bei der damals als „High-Society-Zeitschrift“ bekannten „SPORT IM BILD“, hatte da bereits mit vielen großen Persönlichkeiten der Kunst-, Kultur- und Literaturszene gearbeitet oder war sogar mit ihnen befreundet. Und schließlich, weil all das noch nicht reichte, war Remarque schon bald für den gesamten Inhalt der Zeitschrift mehr oder weniger alleine verantwortlich. Alles lief über ihn, und auch dieses Magazin erblühte in seinen Händen wie niemals zuvor.
All das war natürlich pures Gift für die Vermarktung seines Buches. Denn auch wenn es von einem Anti- zu einem Pro-Kriegsroman umgeändert wurde, die Person dahinter war im Marketing die gleiche geblieben. Der erfolgreiche, soziale, zigarrerauchende, dynamische Unternehmer und Schreibmaschinenprügler, der im Alleingang eine ganze Redaktion ersetzen konnte, widersprach somit ALLEM, was man benötigte, um „IM WESTEN NICHTS NEUES“ glaubhaft an die Leute zu bringen.
Ein guter Plan musste also her. Vor allem einer, welcher die Öffentlichkeit von solchen „Details“ ablenkte.
Das Zeitalter des „Empörungsmarketings“ war geboren, wenn man so will.
Manipulation, Whataboutism und jede Menge Provokation
So setzt der Ullstein-Konzern sich mit seiner Marketingabteilung zusammen und man entschied sich zu nichts anderem, als einem argumentativen Vorschlaghammer: Man stellte „IM WESTEN NICHTS NEUES“ als DAS BUCH dar, welches ALS EINZIGES DIE WAHRHEIT ÜBER DEN KRIEG UND DESSEN FOLGEN FÜR DIE SOLDATEN UND DIE GESELLSCHAFT auszusprechen vermochte.
Dies waren die bis zu diesem Zeitpunkt umfangreichsten, aufwendigsten und zugleich übergriffigsten Maßnahmen in der deutschen Buchverlagsgeschichte, welche bis dahin bekannt waren. Und es verfehlte seine Wirkung nicht. Die Öffentlichkeit, andere Autoren, Verlage, die Medien, einfach ALLE nahmen diese provokative Einladung dankend an und stimmten begeistert zu, oder gingen auf die Barrikaden. Da im Mittelpunkt natürlich der Autor, welcher ja laut Vermarktung der lebende Beweis dafür sein sollte stand, wurden alle Angriffe und kritischen Kommentare auf ihn, als „persönliche Diffamierungsversuche“ umgedeutet und ebenfalls als Beweis angeführt, dass der Autor recht hat mit allem. Praktisch so, wie es heute auf Socialmedia normaler Geschäftsalltag für allejene ist, die irgendwie Aufmerksamkeit und Reichweite aufbauen wollen. „Ich werde angegriffen und denunziert, also bin ich, also sind WIR die Community, im Recht“.
Wurde die kontroverse Diskussion um „IM WESTEN NICHTS NEUES“ zu friedlich, zu erbaulich oder gar zu einstimmend, streute der Ullstein-Konzern gezielt neue, provokante Aussagen und Werbemaßnahmen ein, damit wieder die Fetzen flogen. Jeder negative Verriss, jeder böse Brief, insbesondere alles was Buch und Autor schlechter stellten wurde dankend aufgenommen und zu Werbematerial weiterverarbeitet.
So blieb das Buch nicht nur im Gerede, sondern wurde auch gekauft. Ein Effekt, welcher in keinster Weise auf die damalige Zeit oder speziell dieses Buch beschränkt ist. Menschen faszinieren sich schon immer für Dinge die „UMSTRITTEN“ sind, denen der Hauch des Verbotenen und Provokanten anhängt. Eine Sache, welche man ebenfalls zuverlässig auf Socialmedia nachverfolgen kann. Im Falle von „IM WESTEN NICHTS NEUES“ befuhr man ungefähr jene Schiene, welche Donald Trump heute für sich deklariert: ICH HABE RECHT, ICH SAGE DIE WAHRHEIT, NUR ICH VERKÜNDE DIE WAHRHEIT, WEIL NUR ICH MICH AUSKENNE! - Oder im Fall von Elon Musk: NUR ICH SAGE IMMER WAS ICH DENKE, NUR BEI MIR GIBT ES FREE SPEECH!. Wer etwas anderes behauptete, bekam zu hören, so würde Trump heute sagen: „YOU ARE FAKENEWS“.
Auf diese Art bekam auch mancher Zeitgenosse überhaupt erst von „IM WESTEN NICHTS NEUES“ mit, der sich eventuell weder groß für den Krieg, noch für Literatur interessierte, sich jedoch bei all dem Trubel darum sagte: „Da will ich mitreden können! Also mal schnell in die Buchhandlung! Nicht dass es vielleicht noch von der Regierung verboten wird! Man weiß ja nie, wenn so groß die Wahrheit über etwas schlimmes veröffentlicht wird!“.
Letzten Endes wurde Remarques Werk ein weltweiter Kassenschlager, dem auch auf Dauer nicht einmal Nazideutschland etwas anhaben konnte. „IM WESTEN NICHTS NEUES“ lebte weiter fort, wurde immer wieder verfilmt und avancierte, auch dank des Ullstein-Marketings zum Kanonroman für realistische Kriegsliteratur. Dass das Gegenteil von Anfang an der Fall war und es auch blieb, war dem Verlag egal.
Doch was die kurze Kriegserfahrung Remarque nicht anhaben konnte, das schaffte nun sein Werk: Denn Remarque, welcher laut Zeitberichten sein Leben lang bereits unter Depressionen litt, kam mit diesem massiven Erfolg in keinster Weise klar. Zwar hinderte ihn dies nicht am Schreiben und weiteren Veröffentlichen an sich, jedoch kam er sich Restzeit seines Lebens (Irgendwo nicht zu Unrecht) als Scharlatan vor:
„Das Trinken, das Lügen über Autorennen, die Kriegssachen, die Buchwalddinge, der ganze verschobene und falsche Aufbau: alles, alles daher“ - Notierte er in sein Tagebuch am 15 August 1950.
Heute lesen wir das Buch so, wie Remarque es höchstwahrscheinlich geplant hatte
War Erich Maria Remarque also ein Betrüger? Ein Lügner? Jemand, der sich schamlos am Leid traumatisierter Soldaten und dem Kriegsgeschehen an sich bedient hat? Auch wenn er selber verwundet wurde, jedoch mit seinem sehr kurzen Gastspiel an der Front nicht einmal im Ansatz miterleben konnte, was „Krieg“ überhaupt bedeutet?
Definitiv nein.
Remarque selber versuchte mit den Befragungen seiner verletzten Kameraden im Lazarett beispielsweise, deren Erfahrungen und Eindrücke einzufangen, sich jenes Bild zu schaffen, das ihm selber live vor Ort verwehrt blieb. Er gab sich, das kann man anhand der heute noch erhaltenen Original-Typoskripte nachvollziehen, große Mühe damit, „Das Setting und die Atmosphäre“ wie man heute sagen würde, an die Realität anzunähern. Sein Plan war von Beginn an, einen ANTI-KRIEGSROMAN zu schreiben. Dass der Ullstein-Konzern, wie auch die damalige Stimmung im Land das Gegenteil erwarteten und das Marketingspektakel sein übriges Taten, um alle guten Absichten des Autors im Keim zu ersticken oder in etwas gegenteiliges, monströses zu verdrehen, kann man nur teilweise Remarque anhängen. Denn dieser war, wie bereits erörtert, selber ein eiskalter Marketingprofi und Geschäftsmann, er kannte die Regeln und wusste, dass er zweierlei Wahl hat: Entweder er stimmt zu und macht mit, oder sein Buch verschwindet auf ewig in der Schublade. Rein inhaltlich gab es damals wesentlich „realistischere“ und „echtere“, gar weitaus drastischere Anti-Kriegsliteratur, doch denen blieb jenes monströse Marketing und das Interesse verwehrt.
Und eventuell wären sie selbst mit beidem nicht weiter gekommen, denn was „IM WESTEN NICHTS NEUES“ an historischem Realismus fehlt, das macht es durch ihre Charaktere, ihre Inszenierung und das Setdressing wieder wett. Denn moralische oder überhaupt -Botschaften- sollten niemals allzu offensichtlich oder gar knochentrocken heruntergerappelt werden. Wer sein Publikum erreichen und halten will, muss diese gut verpacken und so ausstatten, dass es bestenfalls immer wieder daran teilhaben möchte oder ein Erlebnis hat, welches emotional berührt. Und in dieser Hinsicht geben Paul und seine Kameraden, denen allesamt ein wenig erfreuliches, bis grausiges Schicksal passieren wird, eine verdammt sympathische Truppe ab, deren Schicksal einen in der Tat ergreift. Und jenes, zum Teil als durchaus „Hollywood-esk“ zu bezeichnende Setting, inklusive Inszenierung, tragen durchaus sinnvoll dazu bei. Denn seichte Unterhaltung ist dieses Buch mit keineswegs, albtraumhafte Szenen und Dinge die sich mit Sicherheit auf den damaligen Schlachtfeldern so zutrugen, brennen sich einem beim Lesen regelrecht ins Gedächtnis. Genauso wie der seelische Verfall der Protagonisten oder die stupide Ignoranz der Zivilgesellschaft und ihrer Ahnungslosigkeit über den Krieg und seinen Verlauf.
Dass der damalige Ullstein-Konzern das Manuskript so sehr verunstaltete, hinderte Remarque nicht daran, seine Originale zu behalten. In der allerersten Uhrfassung ist es sogar so, dass Paul Bäumer weit früher stirbt, als heute.
„IM WESTEN NICHTS NEUES“ war und ist ein genau durchinszeniertes und durchdachtes, minutiös durchgeplantes Werk eines Vollprofis. Es ist jedoch NICHT das Werk eines ehemaligen Soldaten, eines gebrochenen, jungen Mannes, der sich in einem schreiberischen Befreiungsschlag all seine Pein von der Seele schrieb, sondern durchdachte, auf wahren Hintergründen beruhende Fiktion. Der Autor hatte einen festen Plan und eine Botschaft die er vermitteln wollte und auch wusste, wie er dies mit den Mitteln der unterhaltenden Fiktion unter die Leute bringen konnte.
Mitte und Ende der 90er tauchten zwei weitere Typoskripte auf, eines gar mit handschriftlichen Änderungen Remarques – Womit sich erneut bewies, dass nichts an diesem Werk „spontan“ entstanden war. Hier hatte jemand lange überlegt, war mit ganzen Passagen unzufrieden und notierte bessere Ideen für die nächste Version.
Dass der bildliche Vergleich mit dem KI-Programm und dem „zusammenmatschen“ gar nicht so weit hergeholt ist, bestätigt eine Aussage Remarques in einem Interview 1946 mit dem Journalisten Paul van Gelder: In dem er sein Werk „Eine Sammlung bester Kriegsgeschichten“ nannte.
FAZIT
Auch heute wird „IM WESTEN NICHTS NEUES“ noch für „echte Kriegsliteratur“ gehalten, doch das ist sie nicht.
Am 19 Dezember 1951 schreibt Remarque in sein Tagebuch:
„Nachgedacht. Wann meine Komplexe stärker begonnen hatten. Nach I.W.n.N. Die Angst. Das Gefühl des Schwindlers. Gleichzeitig auch die Vergangenheit, die wieder auftauchte. Ebenso wie jetzt. Immer. Die einfach aufgelöst werden muss. Wie oft: Furcht vor etwas viel schlimmeren: als wenn es dann wirklich eintritt“.
Dass Remarque unter diesem Marketingschwindel litt, sollte man ihm im gewissen Sinne positiv auslegen, denn dies ist nie sein eigentlicher Plan gewesen. Und doch war all der Schwindel, waren all das Empörungsverkarkte des Ullstein-Konzerns genau der Grund, weshalb wir dieses großartige Buch auch heute noch weltweit lesen: Denn in der damaligen Stimmung der 1920er Jahre, in welcher auch in der Literatur eine mindestens kriegsrelativierenden, rechtfertigenden, bishin zu einer kriegsgeilen Grundstimmung vorherrschte, setzte sich „IM WESTEN NICHTS NEUES“ stilistisch, wie inhaltlich komplett entgegen. Hier war der Soldat, waren seine Kameraden keine strahlenden Helden, sondern schlicht Menschen, welche auch so gezeigt wurden. Es gab am Ende keine klaren Sieger, sondern nur Verlierer. Der Held erfasst weder das gesamte Geschehen, noch nimmt er sich heraus, darüber auf übergriffige Art zu urteilen. Paul Bäumer und seine Freunde sind Kanonenfutter, sogar noch in der damaligen „Prokriegsversion“. Auch wenn die Änderungen dies gekonnt retuschierten.
Ein Umstand, welcher dem Buch heute mehr denn je seinen Platz im Kanon sichert, schon aus wissenschaftlicher Sicht. Denn bis heute streiten sich Wissenschaftler, Historiker, Literaten und Experten darüber, wo im Koordinatensystem zwischen Fiktion und Realität sich „IM WESTEN NICHTS NEUES“ überhaupt aufhält, und was sein Autor damit zu hatte. Aufgrund der vielen, drastischen Änderungen und der gefundenen Typoskripte mangelt es nicht an Streitpunkten und Widersprüchen. Jeder Schritt, vom ersten Anschlag, über Remarques Suche nach einem Verlag, über alles was der Ullstein-Konzern damit anstellte, bis zur heutigen „Originalversion“, welche wir kennen, hat sich diese Geschichte immer wieder wie ein Chamäleon gewandelt und ist alleine dadurch seinem Macher näher, als dieser es wohl jemals geahnt hat.
Das Hamburger Abendblatt beispielsweise sagt auf der Rückseite der „100 Jahre erster Weltkrieg“-Version:
„DIESES BUCH HAT DEN FIREDENSNOBELPREIS VERDIENT“
„IM WESTEN NICHTS NEUES“ ist Fiktion, welche uns zum einen gewisse Dinge näherbringen möchte und auf der anderen ohne Zweifel klarstellt, dass Krieg schlimm ist. Und uns doch beinahe im Stile moderner Hollywoodfilme, mit bombastischer Action, unerträglich-schlimmen Leidensmomenten, kleinen Anekdoten und großen Gefühlen bis zur letzten Seite perfekt unterhält.
Nebenher erwähnt vollzieht auch BATTLEFIELD 1 eine ähnliche Machart, trotz seines geschmacklosen Marketings. Das Spiel beginnt damit, dass man ein einzelner, kleiner Soldat ist, auf einem großen, dreckigen, unübersichtlichen Schlachtfeld. Überall um einen herum sind Kameraden, oder mit Pech Feinde. Kugeln fliegen, Explosionen erschüttern die apokalyptische Landschaft, überall ist Stacheldraht, in dem man sogar sterben kann. Man hat abgenutzte Waffen und viel zu wenig Munition für das was um einen herum passiert, man ist nicht mehr als einer von sehr vielen... Und früher oder später, ist man auch schon tot. Dies macht das Spiel eine ganze Zeit lang, ohne dass es Belohnungen, Levelups oder ähnliches gibt. Am Ende steht der Tod jeder einzelnen Figur, jedes einzelnen Soldaten, der immer einen Vor- und einen Nachnamen und ein Geburtsdatum hat. Und immer dasselbe Sterbejahr. Gewisse Ähnlichkeiten zu Paul Bäumer und seinen Kameraden sind also durchaus gegeben.
Insofern kann man durchaus attestieren: Remarques Intention lebt bis heute weiter.
Im Guten wie im Schlechten.
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Erich Maria Remarque
„Im Westen nichts Neues“ - Die 100 Jahre erster Weltkrieg“ Ausgabe mit Anhang
Taschenbuch
KiWI
Erschienen 2014
Preis: Ab 2€ gebraucht
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
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Zweiter Teil der Kriegshandlung
Inzwischen ist es dunkel geworden, und hier im Lager hat man sich mit neuer Ausrüstung und Lebensmitteln eingedeckt. Für den Moment scheint die kleine Welt der Soldaten und ihrer Vorgesetzten in Ordnung...
Doch auch wenn so ziemlich jeder weiß, dass dies nicht so bleiben wird, macht man das beste daraus. Weiter hinten vor einem Feuerplatz spielt jemand melodisch Mundharmonika, von einer anderen Seite dringt ein angeregtes Gespräch darüber, ob die Franzosen wirklich so guten Schützen sind oder nicht herüber, und dort wo das Essen ausgegeben wird, sitzt man beisammen, spielt Karten, flucht, lacht und redet laut durcheinander...
Cayman und der Kameramann sitzen vor ihrem kleinen Lagerfeuer, an die Holzwand gelehnt, an welcher nach wie vor die flotte Dame die werten Herrschaften mit ihren Reizen dazu zu motivieren versucht „Für die Heimat in den Kampfe“ zu ziehen...
Die beiden haben ihr einen gezwirbelten Schnurrbart unter die Nase gemalt...
Während der Kameramann die Linsensuppe mit den Schweinefleischstücken umrührt und überprüft, ob man sie noch ein klein wenig nachwürzen muss, greift Cayman in die Innentasche seiner Jacke und holt einen großen, hochkantigen, weißen Aufkleber mit einem schwarz-gold-roten Motiv heraus, welches er mit Schwung gegen die Holzwand, direkt neben das Werbeplakat mit dem flotten Mädel klatscht...
Mit halbzugekniffenen Augen beugt sich der Kameramann herüber und begutachtet den Aufkleber: „Wo hassu denn den jetzt her?“
Cayman antwortet: „Ich war während meiner kurzen Zeitreise schon auf dem Weg hierher zurück, als mir das Teil in die Hände fiel. Ich weiß auch nicht, erst habe ich mich darüber geärgert, aber dann stellte ich fest, wie zeitlos es doch ist und wusste nicht mehr, ob das unfreiwillige historische Realsatire oder einfach ein sehr bedenkenswertes Detail ist“
Der Kameramann schippt sich mit der Kelle eine erste kleine Portion Linsensuppe in seine Schüssel und macht die Endabnahme: „Ich würde mal sagen, es ist entweder geschichtsvergessen, volle boshafte Absicht oder einfach nur purer Zynismus.“
Cayman, der für einen kurzen Augenblick glaubt, irgendwo weit hinten Granatengrollen gehört zu haben, kratzt sich am Kopf: „Na vielleicht ist es in der Tat wie in Bioshock Infinite, um mal bei Gamingvergleichen zu bleiben. Und es gibt einfach IMMER einen Mann und einen Leuchtturm, und der Kreislauf bleibt auf ewig ungebrochen“
Der Kameramann macht sich seine Feldflasche auf: „Das finde ich aber ausgesprochen unschön“
Cayman lächelt und antwortet: „Das IST ausgesprochen unschön, aber was willste machen?“
Daraufhin hebt der Kameramann seine Feldflasche, Cayman tut es ihm gleich und sagt: „Somit in diesem Sinne, auf den Mann und den Leuchtturm! Mit stets immer nur minimalen Änderungen! Prost!“
Nachdem beide angestoßen und einen Schluck getrunken haben, machen sie sich über ihre Linsensuppe mit ihren ausgesprochen zarten Schweinefleischstücken her und genießen die trügerische Stille des Abends...
Derweil nun neben der flotten Panzerdame jener Aufkleber pappt... Mit Opa Gauland von der AfD als Hauptmotiv, wie er mit ernstem, aufforderndem Gesichtsausdruck sich beinahe aus dem Bild herauslehnt, demonstrativ seinen Zeigefinger auf den Betrachter richtet und darunter in Großbuchstaben sagt:
„Hör auf Onkel Gauland und kämpfe! - Dein Heimatland braucht dich!“
ENDE
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caymanbloggt · 3 years ago
Text
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NICHT-Durchgezockt >WE HAPPY FEW >Survival-Horror-Gesellschafskritik-Irgendwas-Mischmasch > Xbox One
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Erster übertrieben fröhlicher Teil
An diesem wundervollen Morgen in Appel Holm, in der Groove Holm Street Number 2, da verlässt der glückliche Bürger Cayman sein Haus schon sehr früh...
Denn als offizieller Buginspektor, muss man schließlich auf Zack sein, um all die kleinen Plagegeister auch zu finden. Am allerbesten noch, bevor jemand sie entdeckt und schlechte Laune bekommt, denn schlechte Laune, ja die wollen wir hier bei uns auf gar keinen Fall!
Also macht sich Buginspektor Cayman auf den Weg und schließt die Haustür NICHT ab! Da dies in einer so glücklichen Stadt wie dieser, in der nur und ausschließlich glückliche Menschen leben, nicht notwendig ist...
Außerdem leben wir ja hier in einer Diktatur und wer durch unnormales Verhalten in irgendeiner Art und Weise auffällt, wird auf der Stelle  aus der Stadt zu den anderen „unnormalen“ Freudlosen hinausgejagt. Wahlweise werden solche störenden „Subjekte“ jedoch genausogerne ins städtische Gesundheitsamt mitgenommen und dort „aufgemacht“. Denn schließlich muss man ja wissen, wie diese „unnormalen“, asozialen Freudlosen von innen aussehen. Bei noch „heilbaren“ „Subjekten“ entscheidet man sich derweil gerne für eine verstörende Intensivkur, damit die „geheilte“ Person sich garantiert dafür entscheidet für immer glücklich sein und auf ewig alles vergessen zu wollen.
Also, JA! WIR LEBEN HIER AM BESTEN ORT AUF DER GANZEN GANZEN GROßEN WELT!
IST DAS NICHT TOLL?!?!?!
Buginspektor Cayman holt einmal tief Luft und sagt überaus beschwingt: „Oh Junge, Junge! Was für ein herrlicher Tag! Dann wollen wir mal frisch ans Werk!“.
Also macht er sich auf, zum Stadtzentrum, wo der Kameramann bereits auf ihn wartet, um alle gefundenen Bugs auch fach- und sachgerecht zu dokumentieren...
Ohne Laufanimationen ruscht Buginsprktor Cayman daraufhin über den Gehweg, bis ins Stadtzentrum...
Unterwegs, da trifft er Stanley Hewington, der neben der Parkbank in der Luft sitzt und in seiner Zeitung liest...
Außerdem trifft er Linda Waterman, welche gerade vor ihrer Haustür steht, derweil einen halben Meter in der Luft über dem Boden schwebt und vergessen hat, was sie eigentlich wollte und wozu eine „Haustür“ überhaupt da ist...
Er trifft die alte Misses Wellington, die irgendwie, wie alle anderen, kleinen, alten Frauen ausschaut, weil hier an diesem wunderschönen Ort, in dieser fröhlichen Stadt alle kleinen, alten Frauen gleich aussehen. Keine Ahnung, wie das kommt...
Und er trifft Peter Hughwell, den Finanzbeamten, dessen grausige Frau kürzlich als Freudlose von einem Arzt ins Labor verschleppt und seziert wurde. Der Mann ist seit dem, das kann man sagen, der fröhlichste Mensch der Welt. Insbesondere, seit dem sie nun auch noch seine Schwiegermutter als Freudlose einfach mal aus Verdacht draußen in der Natur ausgesetzt haben. Peter steht bis zu den Kniegelenken im Boden und hat mal wieder seine Animationen daheim vergessen. Ja, so kennt man ihn. Der gute Mann ist halt ein bisschen schusselig...
Die nicht nachladenden Assets und die flackernden Texturen geflissentlich ignorierend, rutscht Buginspektor Cayman einfach weiter, muss natürlich zweimal pausieren, weil die Welt erst nachladen muss. So viel Zeit muss einfach sein. Denn wer hetzt, der ist gestresst und Stress, ja das weiß nun wirklich jeder, macht SCHLECHTE LAUNE! Tja und SCHLECHTE LAUNE, die ist TÖDLICH! Zumindest hier bei uns...
Schließlich erreicht Buginspektor Cayman seinen Kollegen, welcher gerade damit beschäftigt ist, seine Texturen nachzuladen, damit er nicht mehr aussieht, wie ein halb im Boden versunkener Matschklumpen...
Nachdem ihm dies gelungen ist, begrüßt er seinen Kollegen und Fragt: „Na, heute schon was verdächtiges gefunden?“
Und Buginspektor Cayman blickt sich noch einmal, hochprofessionell, wie er nun einmal ist um, und antwortet: „Also ICH habe bislang heute noch keine Bugs gesehen“.
AHAHAHAHAHHAHAHAHAHAHAHAHHaAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!!!!!!!!!
Leck mich am Arsch, ist das lustig!
Nicht-Durchgezockt
Dieses Mal:
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We Happy Few
Für XBOX ONE
„Das Dorf der Verbuggten“
Ein Spiel, vollkommen fertig – Nur nicht so wie es sein müsste
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Gute Openworld-Spiele schaffen vor allem eines: Sie bringen einen dazu, so lange wie möglich in ihnen zu Zeit zu verbringen, sich mit ihnen zu beschäftigen und auch immer wieder zu ihnen zurückkehren zu wollen. Ein halbwegs gutes Openworld-Spiel zu erschaffen, speziell in der First-Person ist allerdings alles andere als einfach. Auch wenn manche Amateure denken, dass dem nicht so wäre.
Und genau zu diesem besagten Personenkreis, also den Amateuren scheinen COMPULSION GAMES zu zählen oder damals immerhin gezählt zu haben. Denn ihr Openworld-Spiel WE HAPPY FEW ist leider eines jener Spiele in einer offenen Welt, aus der man so schnell wie möglich wieder flüchten möchte.
Und das nicht nur, weil die Openworld ständig mit nervenzerreibenden Ladeunterbrechungen und Abstürzen zu kämpfen hat, nein... Denn das wäre ja noch... „Etragbar“... Wenn man beide Augen zumacht.
Nein, WE HAPPY FEW setzt gleich in mehrerlei Maßen immer noch einen drauf und noch einen drauf und noch einen drauf.
Texturen die nicht nachladen können oder wollen und die Spielwelt in eine Matschlandschaft verwandeln, Bugs im Craftingmenü, sinnlose „Lauf weite Strecken sinnlos hin- und her!“-Missionen, eine grauenhafte Steuerung, noch grauenhaftere Kämpfe, kaputte Schleichmissionen, kaputte KI, kaputte Grafik und eine Spielwelt, bei der man unter die Map gucken kann, wenn man sich bückt... geben diesem Spiel so seine ganz eigene Note an Ramschigkeit.
Und ganz genau das tut hierbei besonders weh, denn: ALLES WAS EIN RICHTIG GUTES OPENWORLD-SPIEL BRAUCHT, IST DA!
Doch die verantwortlichen Entwickler haben in vor allem einem besonders wichtigen Punkt komplett versagt, als sie ihr Spiel zusammenschraubten: Der Kommunikation mit ihren Fans / den Spendern auf Kickstarter, über welches der Titel finanziert worden ist. Denn viel zu spät kam jemand auf die Idee, mal zu fragen, was diese eigentlich vom Spiel erwarten, dem sie schließlich ihr Geld für dessen Entwicklung geben.
Und da stellte sich, als man schon ziemlich weit in der Entwicklung war, heraus: Die Fans wollen das exakte Gegenteil von dem, was man bis jetzt zusammengebastelt hatte. UPS!
Also tat man das, was jeder überforderte Entwickler mit einem gleichgültigen Publisher im Rücken tun würde.
Man strickte halbherzig das was schon da war um, baute das was die Fans wollten halbgar ein und weil noch Geld und Speicherplatz übrig war, stopfte man als kleines Goodie noch weitere unfertige Features und Gimmicks hinterher.
So kam am Ende ein Spiel heraus, dem man nicht nur ansehen kann, was mal anfangs geplant war, aber dann „UPS!“, sondern auch ein Softwareprodukt, bei dem einem vor allem die Zornesröte ins Gesicht steigt. Zumindest solange, bis man einfach resigniert aufgibt und die Story über Google zu Ende verfolgt.
Theoretisch sagt dieses Bild ALLES passendes Sinnbild über das Spiel aus, was man wissen muss:
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Da waren nämlich Leute am Werk, welche zwar super motiviert waren, keine Frage. Jedoch auch typische „Experten“, für die das alte Hobbyhandwerkermotto „Es wackelt, es knackt laut, es wankt wenn es aufrecht steht – Passt schon!“ gegolten hat. Und das merkt man beim Spielen, je besser man die Mechaniken lernt, je mehr man sich mit der Spielwelt beschäftigt und je weiter man in der Story kommt, immer deutlicher.
Gottseidank habe ich für meine Vollversion (Ohne die Addons) nur 6€ bezahlt.
Ich hatte mal überlegt, ob ich es mir für 30€ kaufen sollte. Heute bin ich sehr froh, es nicht getan zu haben.
Lesen Sie hier die Geschichte eines Spiels, das HÄTTE richtig gut werden KÖNNEN... Wären da nicht vor allem seine Entwickler gewesen.
Dabei fängt es vielversprechend an...
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Spiele, die in einer kaputtgegangenen heilen Welt stattfinden haben wir mehr als genug, da ist es in diesem Spiel eine durchaus interessante Abwechslung, dass wir es hier mit einer kaputten Welt, die dann mit Gewalt in eine heile Welt verwandelt wurde (Was aber nicht geklappt hat) zu tun haben.
Das fiktive England der 1960er-Jahre, in welchem die Story sich abspielt, liegt größenteils in Trümmern. Jedoch nicht ganz England. Denn nachdem die Deutschen den zweiten Weltkrieg gewonnen haben, wurde entschieden, zumindest Teile der britischen Bevölkerung mehr oder weniger „frei“ dort leben zu lassen. Wobei man den Begriff „FREI“ nun wahrlich nur sehr gestreckt verwenden kann.
Denn das Land ist eine Diktatur, eine langsam aber sicher kaputtgehende und im Elend versinkende Dystopie. Und dort zu leben ist von Seiten der Deutschen eher weniger als Belohnung oder guter Wille zu verstehen, sondern eher als eine Art „Abschieben, weil man diese Leute nicht bei sich haben will“. Und wenn selbst die Nazis dich nicht haben wollen, sondern dich lieber woanders hin abschieben, dann hast du echt was auf dem Kerbholz. Ich würde mir Sorgen machen.
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Doch „Sorgen“ und alle anderen negativen Gefühle sind in der fiktiven Stadt „Wellington Wells“ nicht erlaubt. Denn die Bewohner stehen allesamt unter einer Glücksdroge namens „Joy“. Jene, die sie nicht nehmen wollen oder vertragen, werden entweder umgebracht oder als „Freudlose“ aus der Stadt gejagt und fristen ihr Dasein in der zerbombten Trümmerwelt außerhalb der Stadt, mit Hunger, Dreck und Verrohung.
Der Name des Spiels wiederum stammt aus einer berühmten Rede William Shakespeare:
„And Crispin Crispian shall ne’er go by,
From this day to the ending of the world,
But we in it shall be rememberèd—
We few, we happy few, we band of brothers“
Im Laufe des Spiels schlüpfen wir First-Person in die Rollen von ARTHUR HASTINGS, SALLY BOYLE und einem verrückten Kerl namens OLLY. Den Anfang macht der „Zensurbeamte“ Arthur, dessen Job wir einige male machen müssen, bevor ein alter Zeitungsartikel ihn aus seinem Alltag reißt und dazu bringt, sich fortan gegen die kaputtgehende Diktatur in der er lebt zu richten. Nach einer kurzen, aber durchaus intensiven Horrorszene, sind wir dann auch schon recht schnell in der Survival-Openworld angekommen und können uns relativ frei im ersten Abschnitt bewegen. Dabei saugt einem die depressive Stimmung mit ihren zum Teil drastischen Bildern und dem aber dennoch phantastischen Elementen sofort ein.
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Nachdem man den Grad der Survival-Schwierigkeit eingestellt hat, ungefähr so wie man es aus Fallout kennt (Wovon sich das Spiel rotzfrech noch ganz andere Elemente klaut), macht man sich zu erst einmal mit den unterschiedlichen Mechaniken vertraut. Denn Arthur ist handwerklich sehr begabt und kann sich jede Menge Kram herstellen, wenn er denn die Baupläne dazu findet. Bei allen drei Figuren sind die englischen Originalsprecher sehr talentiert und überzeugen in jedem Augenblick. Und auch die Story um die drei miteinander verbundenen Figuren und der Aufschlüsselung des Plots sind ziemlich gelungen und können einen durchaus beschäftigen. Die passend gesetzten Plottwists runden dieses gute Gesamtbild ab.
All drei Figuren haben Stärken und Schwächen. Arthur ist ein guter Handwerker, aber ein nicht so guter Chemiker und ein Kämpfer ist er, der als Weichei dargestellt wird, auch nicht so wirklich. Sally ist zierlich und hat zwei linke Hände, kennt sich dafür aber sehr gut mit Wissenschaft und Chemie aus. Und Olly als ehemaliger Soldat ist im Grunde genommen ein absoluter Survival-Profi, WENN da nicht seine psychischen Probleme UND seine Diabetes wären.
Gegenstände wie Kleidung und Waffen gehen mit der Zeit kaputt, wenn man sie nicht repariert. Gekämpft wird ausschließlich im Nahkampf, da es in der Spielwelt schon lange keine Munition mehr gibt. Von Cricketschlägern, über Holzpaddel, Nudelhözern, Brechstangen oder auch Bratpfannen ist alles dabei was Spaß macht. Mit genügend Ressourcen kann sich außerdem Spezialwaffen basteln, welche wesentlich effektiver sind. Dazu kommen dann noch Lebensmittel, Medikamente und anderes Zeugs.
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Und Fähigkeiten mit Skilltrees gibt es selbstredend auch:
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Man hat ein begrenztes Inventar, man kann Waffen entweder selber bauen und verbessern, klauen oder sich Kram bei Händlern kaufen. Manchmal muss man das sogar, je nach Mission. Als sporadische Schnellreise dient das alte Ubahn-Netz, dessen Stationen man aber erst suchen und wieder startklar bekommen muss.
Während die zivilisierten Teile der Spielwelt Tags von normalen Leuten bevölkert werden, die aber jederzeit zu Feinden werden können, werden diese Nachts von Polizisten und jeder Menge Überwachungsgerät... ähm... bewacht. In der restlichen Welt derweil lungern die „Freudlosen“ herum, welche bei Provokation ebenfalls zu Gegnern werden können. Des Nachts patrouilliert eine Straßengang. Später im Spiel kommen dann noch „Pilzzombies“ dazu.
Ein guter Trick, um sich schnell Geld zu verdienen ist es, Blumen zu sammeln, mit denen man Heilsalbe herstellen kann. Denn die Blüten an sich, wie auch die Salben kann man praktisch UNBEGRENZT herstellen und verkaufen. Dabei sollte man wissen, dass die Bubble um die eigene Spielfigur recht klein ist – Und wenn man weit genug weggelaufen ist von der eben geplünderten Pflanze und zu dieser dann zurückkehrt... Ist wieder eine neue, pflückbare Blüte nachgewachsen. So kann man praktisch unendlich Geld farmen. Das klappt später vor allem mit Sally besonders gut.
Soweit klingt das Spiel also erst mal nach dystopischem Standard-Survival.
Die ersten großen Probleme, unter denen das Spiel mehr und mehr massivst leiden wird, offenbaren sich erst mit dem Laufe der Zeit, dann aber umso unschöner.
Erste Vorwarnung ist, dass Arthur es angeblich NICHT SCHAFFT, diese Tür hier zu öffnen, weil ein TISCH davorsteht. Denn Arthur KÖNNTE die Tür aufbekommen, da er mit Lockpicks umgehen kann. Aber so logisch denkt man in der Welt von WE HAPPY FEW dann aber auch wieder nicht.
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Viel gewollt, nicht nachgedacht und dann schlecht nicht-fertiggestellt
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„We Happy Few ist ein Rogue-like-Action-Adventure, das aber auch Elemente aus einem Computer-Rollenspiel, Ego-Shooter, Puzzle, Survival Horror und Stealth-Computerspiel enthält und in der Egoperspektive gespielt wird „ - Sagt Wikipedia.
Womit wir schon einmal beim ersten, großen Problem wären, welches das Spiel hat – Es will zu viel, viel zu viel auf einmal, und davon dann in allen nur möglichen Variationen gleich noch mal mehr.
Das Gameplay an sich stolpert irgendwo zwischen Fallout, Dishonored mit sehr schlechtem Schleichsystem und FarCry umher, kann sich nie wo wirklich entscheiden. Dazu begleiten einen dann Bugs, die auch schon mal frisch gecraftete Gegenstände, deren Baumaterialien man sich teils mühevoll zusammengesucht hat, einfach sofort nach der Herstellung... Tja, VERSCHWINDEN LASSEN.
Das Spiel gibt einem Möglichkeiten Situationen zu bewältigen, beispielsweise schneller zu rennen, in dem man sich als Arthur Hastings Sportschuhe schneidert oder als Sally Boyle Aufputschmittel schluckt – Was dann aber dazu führt, dass das Spiel seine Spielwelt erst recht nicht mehr schnell genug oder gar nicht laden kann und man mit etwas Pech einen Totalabsturz provoziert, ohne dies zu wollen. Ohnehin müht sich die Unreal Engine 4 mit ihren Kumpanen fast pausenlos ab, dass überhaupt etwas von der Spielwelt irgendwann mal geladen werden kann. Denn selbst, wenn man normal läuft, brauchen Texturen und Gegenstände auch schon mal bis zu zehn Sekunden, damit aus undefinierbarem Matsch, die passenden Assets werden. Und wenn man sich schnell genug umdreht, sieht man, wie auch dort schnell wieder kleinere Dinge nachgeladen werden müssen.
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Aber nicht mal das ist das größte Problem an diesem Titel. Denn das Spiel unterbricht sehr sehr oft den Spielfluss, eben weil es die Welt nachladen muss, in dem es einem ohne Vorwarnung einen Ladebildschirm vor die Nase setzt – Eben warst du also noch voll in der Action, bist total ins Gameplay vertieft... LADEBILDSCHIRM..... BITTE WARTEN.... SENDUNG WIRD IN KÜRZE FORTGESETZT....
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Hier der Ladebalken am rechten, unteren Rand in Echtzeit - Während das Spiel feststellt, dass ich NICHT AUSGERUHT bin:
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Da nützt es einem dann auch wenig bis gar nichts, dass man immerhin nett animierte Trickfilme zu sehen bekommt, wenn dies so oft passiert und dann auch noch zu Bugs und Abstürzen führen kann.
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So wie hier, wo der Bildschirm einfach WeIß blieb und ich das Spiel manuell neu starten musste.
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Somit hier der erste Tipp: Benutzt BLOß NICHT die Aufputschmittel wie „Plitz“ oder baut JA NICHT für Arthur ein paar Sportschuhe, wenn ihr das Spiel zumindest auf den Konsolen nicht regelmäßig in den ladetechnischen Selbstmord manövrieren wollt!
Weiter schreibt Wikipedia:
„Geplant waren 250 Tausend kanadische Dollar und eingenommen wurden über 330 Tausend, was dazu führte, dass auch noch weitere Dinge wie Crafting und ein Sandbox-Modus umgesetzt werden sollten.“
Und ebenfalls schreibt Wikipedia:
„Durch die Vorabveröffentlichung einer Vorabversion (Early Access) fanden die Entwickler heraus, dass den Spielern die Erzählung wichtiger als der Survival-Aspekt im Spiel ist und passten das Spiel dementsprechend an.“
Was ja erst mal beides echt super klingt, bis man jedoch das Spiel selber ausreichend-lange gespielt hat und merkt, dass diese beiden Zitate zwei der Hauptprobleme des Spiels wiedergeben:
-Denn anstatt, dass man sich mit dem zusätzlichen Geld drauf konzentriert, das was man bereits hat, weiter zu polishen, mehr in die Atmosphäre und ins Debugging zu stecken, hat man einfach noch mehr Kram eingebaut, welcher im Grunde von den Kickstarter-Geldgebern gar nicht gefordert wurde. Nämlich Crafting und ein Sandbox Modus.
-Das zweite Problem ergibt sich da fast schon von selber: Denn hätte man seine Geldgeber und Fans mal VORHER gefragt, was die sich denn von dem, was sie da finanziell unterstützen wünschen, dann wären dem Spiel bereits einige Probleme erspart geblieben. Denn wenn man länger durch die stellenweise viel zu große und sehr sehr leere Openworld läuft, wird man den Eindruck nicht los, die Entwickler waren bereits ziemlich weit damit, einfach so groß und so unnötig wie irgend-möglich zu sein. Dann aber teilten ihnen die Leute mit, dass sie lieber eine spannende Story wollen und weniger ein weiteres FarCry – Was für COMPULSION GAMES einer halben Katastrophe gleichkam, weil sie nun vor einem großen Problem standen.
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Die besagte Openworld, diese große Sandkiste, sie hat immer wieder große Landstriche, in denen einfach NICHTS ist. Es gibt Abschnitte, die sind einfach nur da. Dort findet man nichts, keine Pflanzen, keine Items, nichts. Die sind einfach nur vorhanden. Und wirken so, als sollte dort mal etwas sein, als wäre es geplant gewesen. Dann jedoch stellte sich heraus: „Ups! Die Leute wollen was ganz anderes! Mist wir müssen so halbwegs umdisponieren!“. Sogar manche Stadtteile wirken so, als wären sie dann panisch aus dem Boden gestampft worden. Was man vor allen dann bemerkt, wenn man deren Rückseite abläuft und sieht, wie planlos und hastig die Gebäude immer mal wieder zusammenstehen oder sogar ineinanderclippen.
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Anders ist es beispielsweise auch nicht zu erklären, dass man UNSICHTBARE HÄUSER, DEREN TÜRSCHILDER UND BLUMENKÄSTEN ABER AN KORREKTER POSITION HÄNGEN problemlos bis heute vorfinden kann. Da ist das FLIEGENDE GRAS an einer durchaus markanten Stelle im Spiel schon fast ein nettes Detail.
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So erklärt sich dann natürlich auch, warum sich ständig NPC-Figuren neben die Parkbänke in die Luft setzen...
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...massive U-Bahn-Türen so aussehen:
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...und das Spiel auch sonst vor handwerklichen Fehlern nur so strotzt:
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Man KÖNNTE das Spiel nun einfach mit dem Satz „Unsauber zusammengeklatscht“ in die Ecke treten und den Rest ignorieren. Aber so einfach ist es dann leider auch wieder nicht. Denn WE HAPPY FEW hat auch seine durchaus faszinierenden Seiten, selbst wenn diese, immer wieder in all der unfreiwilligen Komik, den teils abartigen Bugs und dem nicht-vorhandenen Polishing praktisch untergehen.
Man WILL das Spiel weiterspielen, man WILL erfahren, was mit den Helden passiert und was hinter alldem steht. Und irgendwo, da WILL man ja auch diese befremdende Welt erleben.
Und würde das Spiel einem nicht ununterbrochen den Mittelfinger zeigen, es wäre ein wirklich großartiges Erlebnis.
So aber jedoch, reicht es gerade mal, um auf dem Niveau vom SAINTS WOKE REBOOT herumzukriechen.
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Wobei ich nicht so ganz weiß, welches Spiel ich mit welchem eigentlich beleidigen will.
Streckt das Gameplay mit ganz viel Backpulver
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Aber bleiben wir noch kurz bei den Bugs und der unsauberen Verarbeitung.
Und beschäftigen wir uns mal kurz mit dem Publisher des Spiels: GEARBOX.
GEARBOX, die BORDERLANDS-Macher haben als reiner Publisher schon mehrmals Spiele „herausgebracht“ oder besser „Qualitativ völlig desolate Spiele von vollkommen überforderten Entwicklerstudios ÜBERNOMMEN und immerhin noch geradeso in die Veröffentlichung gerettet“, die sonst unter Garantie in der Tonne gelandet wären.
DUKE NUKEM FOREVER und ALIEN – COLONIAL MARINES wären da die zwei Paradebeispiele, bei denen GEARBOX mehr oder weniger als Notarzt eingreifen musste, um das was da mit durchgeschnittener Kehle, blutenden Eingeweiden und völlig kaputtoperiertem Äußeren vor ihnen lag, immerhin halbwegs lebensfähig doch noch auf die Bühne zu bekommen.
Und gemäß dieser Einstellung „Egal wie schlimm es aussieht...“
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Zuckte man also nun auch bei WE HAPPY FEW scheinbar mit den Achseln und kümmerte sich ausschließlich darum, dass das Teil irgendwie auf eigenen Beinen stehen konnte.
Zitat Wikipedia:
„Seit August 2017 wird das Entwickler-Studio auch von Gearbox Software unterstützt, um das Team und Spiel zu erweitern und für die Konsolen tauglich zu machen.“
Na das hat ja echt super geklappt, mit dem „FÜR DIE KONSOLEN TAUGLICH ZU MACHEN“:
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Und so, da stehst du als der Spieler also ständig vor dem Debakel, dass du zwar in der Spielwelt, dem Setting und der Story versinkst, aber dann genauso-ständig wieder durch all die technischen Probleme herausgerissen wirst, weil wirklich an so gut wie keiner Stelle überhaupt mal jemand übers Polishen nachgedacht hat.
Aber das Spiel... „läuft“.
Und wenn wir jetzt noch die Spielzeit strecken können, in dem wir unsere bereits vorhandene, viel zu große Open-World als Backpulver nutzen, damit aus zehn Tüten Koks dreißig werden, ja dann hat man es geschafft!
Denn nur allzuoft, da besteht das Gameplay aus:
„Okay! Lauf jetzt von A zu F und mach da Kram, dann lauf zu Punkt Z und hol da einen Gegenstand, dann lauf zurück zu A, dann hol die Nachfolgemission, bei der du dann von A, nach P, nach B, nach V läufst und dann wieder zurück nach A!“ - Mit dem stetigen Zusatz: „Aber lauf nicht zu schnell, denn sonst stürzt das Spiel wieder ab!“.
Zusätzlich zu diesem Punkt, hat jede der drei Spielfiguren außerdem diverse „Probleme“, welche als stetig sinkende Verbrauchsleisten das Gameplay beeinflussen. Arthur ist ein sehr trauriger Charakter, also muss er IMMER in den zivilisierten Gebieten auf der Glücksdroge JOY sein. Sally hat ein „Problem“ zu Hause, welches sie regelmäßig zwingt, sich darum zu kümmern und Olly hat Diabetes, muss ständig seinen Blutzucker im Griff behalten.
Was erst mal nach einem normalen Gameplayelement klingt, geht auf die Dauer jedoch gewaltig auf die Nerven.
Derweil Sallys „Problem“ noch nachvollziehbar und auch empathisch gemacht ist und Arthur halt seine Pillen braucht, ist man spätestens bei Olly schnell nur noch genervt. Denn bei ihm muss man für dessen Blutzucker HONIG und LEERE SPRITZEN finden und zusammenbauen. LEERE SPRITZEN spawnen zufällig in Mülltonnen, Briefkästen oder in Mülleimern. Honig findet man nur an wenigen, bestimmten Orten UND man muss die Bienen dann auch noch mit einem Trick von ihrem Nest weglocken. Da schon die Suche nach den LEEREN SPRITZEN sich dank Zufallsspawn ewig hinziehen kann, wird der gesamte Rest vom Spiel dann irgendwann richtig nervig. Wenn man dann noch weiß, dass man ZWEI SPRITZEN braucht, um EINE SPRITZE zu craften, wird es nicht besser.
Bei Olly derweil ist das “Problem” dann gleich besonders brutal, da er, wenn sein Blutzucker im Keller ist, Onehit getötet werden kann, keine Ausdauer mehr hat UND, warum auch immer, sich nicht mehr unter Kontrolle hat und einfach jeden Mitmenschen beschimpft – Also pausenlos Schlägereien provoziert, welche er nur verlieren kann.
Das Gameplay in WE HAPPY FEW besteht praktisch vor allem daraus, dass du durch die Openworld läufst, ständig genervt bist, von Ladebildschirmen unterbrochen wirst und bei allen drei Charakteren immer auf irgendwelche Statusleisten starrst, egal was du gerade tust... Und immer Schweißperlen auf der Stirn hast, weil du dich fragst, ob du es noch nach Hause schaffst BZW ob du es noch schaffst, der Figur den nötigen Nachschub zu besorgen, bevor das Gameplay dann vollständig zum unspielbaren Horror wird.
Bei Sally kann man nach dem Neustart des Spiels einen Bug ausnutzen, welcher dafür sorgt, dass ihr „Problem“ vom Spiel schlicht ignoriert wird und bei Arthur sind die „JOY“-Pillen immerhin einigermaßen gut verteilt.
Bei Olly jedoch mangelt es dann an allem. Letztlich war ich es einfach nur noch leid, immer wieder bis zu 40 Minuten lang nach LEEREN SPRITZEN an immer den selben Orten zu suchen, irgendwo noch ein Bienennest aufzutreiben und die verdammten Viecher von ihrem Zuhause zu vertreiben. Als das Spiel dann auch noch wollte, dass ich Olly ein passendes Outfit für die zivilisierten Stadtteile bastle und ich dazu einen ZERFETZTEN REGENMANTEL suchen sollte, ein besonders selten-spawnender Craftgegentand... Was aber nicht ging, weil Olly völlig unterzuckert alle NPCs angepöbelt hat, weil ich keinen Honig oder zuckerhaltige Lebensmittel mehr auftreiben, geschweigedenn LEERE SPRITZEN suchen durfte, weil ersteres Problem... ARGH!!!
Bei Olly könnte man meinen, dass die Entwickler einen perfekten Loop gebastelt haben, in dem ein Problem die jeweilige Lösung eines anderen erfolgreich verhindert.
Da hatte ich einfach die Schnauze gestrichen voll.
Man hat einfach immer und überall das Gefühl, sich durch Gelee zu bewegen, immer wieder das was man machen MÖCHTE, nicht zu können und immer wieder einfach auf der Stelle zu treten. Selbst in manchen Hauptmissionen.
Da ist die Tatsache, dass man überall unter die Spielwelt gucken kann, zwar ganz lustig, aber auch keine sonderlich gute Entschädigung:
Ziemlich viele Widersprüche
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Aber immerhin behält das Spiel die gesamte Zeit seinen britischen Humor und zitiert auch schon mal dank seiner Bugs unfreiwillig, aber gekonnt Monty Pyton – So wie hier, mit den Oma-fressenden Autos:
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Was jedoch weniger beschaulich ist, ist der Umstand, dass das Spiel immer wieder zwischen seinem Gameplay und seiner Story aneckt. Denn auf der einen Seite, da soll uns das Spiel aufzeigen, wie hart es ist, ein guter Mensch (oder eben nicht) in einer zerfallenden, populistischen, diktatorischen Gesellschaft zu sein – Und auf der anderen Seite, da schmeißt das Spiel all das einfach mal über Bord und lässt den Spieler selbst mit den schlimmsten Straftaten ohne jede Konsequenz davonkommen.
Wikipedia sagt:
„Die Entwickler gaben an, sich auf die Geschichte zu fokussieren und das Gameplay mit einem Gefühl von Paranoia zu unterstreichen sowie den Spieler durch folgenhabende Entscheidungen, die getroffen werden müssen, seine Moral und Denken kritisch hinterfragen zu lassen.“
Die besagte „Paranoia“ soll aufkommen, in dem man sich je nachdem, wo man sich aufhält – Sei es nun bei den „Zivilisierten“, die aber alle auf Glücksdrogen sind oder bei den Ausgestoßenen, welche diese nicht mehr vertragen – anpassen und darauf achten muss, nicht entdeckt zu werden. Klingt auf dem Papier super.
Sieht in der Praxis aber so aus:
Zivilisierte Gebiete:
-HALTE DEINE „JOY“-LEISTE IMMER GEFÜLLT...
-ABER PASS AUF, DERWEIL FÜLLT SICH AUCH DIE UNVERTRÄGLICHKEITS-LEISTE!
-UND WENN DIE VOLL IST, WIRST DU KRANK UND ALLE NPCS WERDEN FEINDE!
-DANN MUSST DU DICH VERSTECKEN – Ca. eine Minute lang...
-DANN NIMM WIEDER JOY EIN UND HALTE DIE LEISTE IMMER GEFÜLLT...
-ABER PASS AUF, DERWEIL FÜLLT SICH AUCH DIE UNVERTRÄGLICHKEITS-LEISTE!
-UND WENN DIE VOLL IST, WIRST DU KRANK UND ALLE NPCS WERDEN FEINDE!
-DANN MUSST DU DICH VERSTECKEN – Ca. eine Minute lang... ---Wo man immer ausreichend Pillen herbekommt, interessiert das Spiel übrigens nicht und die Spenderzellen, in denen man sich zudröhnen kann sind teilweise sehr lückenhaft verteilt. Und selber herstellen ist entweder nicht vorgesehen oder aber sehr kompliziert.
Unzivilisierte Gebiete:
-NIMM BLOß KEIN JOY!
-ZIEH DIR LUMPEN AN!
-FANGE KEINEN STREIT AN!
-FERTIG!
Derweil gelten überall weitere Regeln, zumindest so lange bis man diese im Skilltree abgeschaltet hat:
-NICHT RENNEN!
-NICHT SPRINGEN!
-NIEMANDEN ANREMPELN!
-NICHT NACHTS NACH DRAUßEN GEHEN!
Da man egal wo immer als gesetzloser Ausgestoßener unterwegs ist, kann man auch in Häuser einbrechen. Wie man die dortigen Bewohner behandelt, ist dem Spiel egal. Ob man sie umbringt, bewusstlos würgt oder schnell alles schnappt, was man findet und wieder abhaut, macht keinen Unterschied. Am besten ist es aber immer, wenn die Bewohner im Haus bereits tot sind, weil sie beim Spawn vom Spiel umgebracht wurden.
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Ein anderes schönes Beispiel, wie absolut uninteressant das eigene Verhalten ist, war für mich, als ich für ein neues Outfit ein NÄHSET brauchte. Ich hatte keine Ahnung, wo ich dieses herbekommen sollte, es war nicht kaufbar, es in Schränken zu finden Glückssache und dazu noch extrem zeitfressend. Zufällig haben Omas, die in den zivilisierten Gebieten zu hunderten herumrennen (und immer nur das gleiche, eine Model) sehr oft NÄHSETS dabei.
Also war ich ganz britisher Gentleman... UND PRÜGELTE AUF DEN STRAßEN MEHR ALS DREIßIG OMAS MIT EINEM HOLZPADDEL TOT!!!!!!!
Und anstatt dass das Spiel mich für diese Entscheidung mit irgend einer Konsequenz belegte, hatte ich am Ende ACHT NÄHSETS, ZWANZIG JOYPILLEN, STOFF, LEINENTÜCHER, BROT, TEE, ÄPFEL und anderen guten Loot zusammen. Okay, die anderen NPCs, wie auch die Polizei haben mich derweil ebenfalls angegriffen, das war ein bisschen problematisch. Jedoch wenn man weiß, wie das grauenhafte Kampfsystem funktioniert, wie die dumme KI der Gegner gestrickt ist, ist auch das nur eine Frage der Zeit, bis man ganze Stadtteile entvölkert hat... Was das Spiel ebenfalls nicht im geringsten kümmert. Arthur insbesondere, der als sehr sensibler Mensch dargestellt wird und in seinen Kommentaren scheinbar sehr unter den Taten leidet, erfährt durch diese jedoch niemals irgendwelche Folgen. Es bleibt schlicht beim Setdressing.
„GLÜCKLICHE MENSCHEN HABEN KEINE VERGANGENHEIT – Und qualitativ-minderwertige Spiele scheinbar gerne mal GEARBOX als Publisher.
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Wirkliche Paranoia kommt niemals, zu keinem Zeitpunkt auf.
Das Gefühl von permanentem „Beobachtet werden“ ist nie wirklich vorhanden.
Und der moralische Anspruch ist im Gameplay nicht implementiert.
Und dann passieren noch solche Schoten wie mit dem NÄHSET: Denn als ich auf dem Heimweg bin, komme ich zufällig an einem Automaten vorbei. Der mir vorher in keinster Weise auffiel. Und beim Blick in dessen Angebot stellte ich erstaunt fest...
Er verkauft NÄHSETS. Ziemlich günstig sogar.
UPS!
Atmosphäre, Figuren und Storytelling an sich passen jedoch!
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Wie besonders krass dieser Kontrast zwischen dem kaputten, unfertigen und schlecht durchdachtem Gameplay und den liebevoll designten Figuren und der durchaus gelungenen Story ist, zeigt sich eben vor allem dann, wenn man an Momenten angelangt, in denen mal keine Bugs stören, kein redundantes Gameplay nervt und das Spiel einfach mal, im besten Sinne von Bioshock oder Dishonored seine Geschichte erzählen, die durchdachte Welt und das Leben und Leiden der Figuren wiedergeben kann.
Und auch, wenn WE HAPPY FEW sehr oft mit platten und bescheuerten Gags um die Ecke kommt, nicht selten passiert gleich danach etwas, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Oder aber der Witz selber ist an Traurigkeit, Grausamkeit, menschlichen Abgründen kaum zu ertragen. Und wenn das nicht ist, tja dann hat man eben den typischen, trockenen, britischen Humor, der immer wieder in bester Manier aufflammt.
Wenn jemand stirbt oder von der Regierung ermordet wird, dann ist diese Person immer nur „IM URLAUB“ - Wie auch die Helden, wenn sie ums Leben kommen – Man kann derweil einstellen ob man Checkpoints oder Permadeath wünscht:
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Alle drei Helden, Arthur, Sally und Olly sind eigenständige Charaktere, gut durchdacht, mit Schwächen, schlechten wie guten Charakterzügen, Problemen, Lebenslügen und dunklen Abgründen. Sie alle wollen raus aus dieser Welt, in der sie nicht länger leben können und wollen. Und das nicht nur, weil diese immer mehr zu einer zusammenbrechenden Todesfalle wird, sondern auch, weil jeder auf seine Weise einen ganz bestimmten Grund hat, fortzugehen.
Arthur, weil er eine alte Schuld mit sich herumschleppt.
Sally, weil sie ein neues, ein besseres Leben braucht, nicht nur für sich selber.
Olly, weil er praktisch endlich nach Erlösung sucht.
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Die Welt an sich, sein es die noch zivilisierten Bereiche, in denen jedoch mehr und mehr Probleme und Ausfälle, Krankheiten und Todesfälle das Bild bestimmen, wie auch die bereits kaputten Teile der Spielwelt, in denen Elend, Krankheit, Depression und Tod wüten, sie „nehmen einen mit“. Wortwörtlich. Wenn es technisch mal eine Weile glattläuft mit dem Spiel und vor allem Gameplay und Story sich nicht in die Quere kommen, ja dann bekommt man eine überzeugende Dystopie geboten, die in sich wunderbar funktioniert, ihre Geschichten erzählt, neugierig macht und genau das tut, was sie soll.
Zitat Wikipedia:
„Heise online zieht eine Parallele zur Gegenwart und sagt, dass sich auch dort große Teile der Gesellschaft wie die maskierten Clowns aus dem Spiel nicht auf Fakten verlassen und stattdessen lieber von Populisten manipuliert werden, und Spiegel Online betont außerdem die Aktualität in Zeiten von Social Media und Beeinflussung durch Massenmedien. Verglichen wird das Spiel mit Werken wie Brazil, 1984, V wie Vendetta, A Clockwork Orange, Nummer 6 und Schöne neue Welt, die sich ebenfalls Schein-Utopien widmen.“
Da das Handeln und die damit verbundenen Schicksale der drei Helden miteinander verwoben sind, sich jeder mal mit jedem Trifft, und vor allem Arthur und Sally so einiges miteinander zu tun haben, entsteht zudem ein „Flow“, hat man immer wieder „AHA! SO WAR DAS ALSO!“-Momente, die einfach super sind und einem im Kopf bleiben. Mancher gut durchdachte Plotttwist rundet das ganze final ab.
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Und am allerbesten funktioniert das Spiel, wenn man in kleineren Innenraumleveln seine Abenteuer erlebt. Denn dann ist die Inszenierung am dichtesten und die Story wird am besten erzählt.
In seinen besten Momenten, da ist WE HAPPY FEW ein emotional packendes, humoristisch spitzzüngiges, gesellschaftskritisches Szenario, in dem man getrost versinken kann. Allzuoft jedoch, da watschelt man durch eine technisch minderwertige Openworld und hofft einfach, dass nicht gleich schon wieder die nächste Ladeunterbrechung reingrätscht. Man hatte in den letzten fünf Minuten schließlich erst zwei Stück. Und das, wo man einfach nur in der Stadt durch eine Straße läuft, auf dem Weg nach Hause.
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Quelle: Wikipedia
In den Kommentaren im Xbox-Store beschweren sich bis heute immer wieder Leute, dass das Spiel schlicht in seinem unfertigen Betastatus steckengeblieben ist. Was ich leider nur bestätigen kann.
FAZIT
Es HÄTTE ein großartiger „Bioshock-Like“-Titel werden können, aber...
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An sich macht das Spiel ja recht viel richtig, vor allem passen die Spielwelt, der Artstyle und die Story. Und nicht wenige Situationen können einen emotional richtig packen. Und wenn die KI der NPCs dann auch mal funktioniert, kommt ab und zu mal in der Tat für kurze Momente fast sowas wie Paranoia auf. Doch meistens, da sind die NPCs entweder strohdoof oder aber so intelligent, dass sie einen bereits durch mehrere Wände hindurch per Gedankenlesen bemerken.
Dass das Spiel mit der Unreal-Engine 4 läuft, sieht man leider nicht wirklich BZW viel zu selten, denn meistens, da wirkt es entweder veraltet oder aber sogar echt hässlich. Was dann jedoch eher am Unvermögen der Entwickler liegt, als an der Engine an sich. Irgendwie-zusammengestecktes, 2D-Gras oder Gebiete in denen zehnmal derselbe NPC nur immer mit anderem Namen herumrennt, sehen halt einfach faul aus.
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Dazu gesellen sich dann noch diese elenden Ladeunterbrechungen, Abstürze, langweilige „Lauf von A nach, F, nach J und nach Z und wieder zurück“-Missionen und die Tatsache, dass das Spiel so gut wie nie seine Texturen und diverse Objekte nachladen kann, damit die Laune richtig in den Keller geht.
Die einzige Motivation, welche MICH noch halbwegs bei der Stange gehalten hat, waren die Story, die Figuren und deren Schicksal. Doch als ich dann bei Olly ankam und das Gameplay so richtig grausam wurde, weil man es mit den sehr schlechten Survivalparts einfach massivst übertrieben hat, da war ich einfach raus.
Zu keiner Zeit fühlt sich das Spiel in seiner Open-World so episch an, wie es dies vorgibt, nur in den wirklichen Indoormissionen kommt überhaupt mal richtige Spannung auf, spielerisch, wie auch im Setdressing und im Storytelling. Und wären die Figuren nicht, deren Charakter, jeder für sich einfach spannende Züge besitzt, sowie die Grundlore der Spielwelt, WE HAPPY FEW wäre ein richtig schreckliches Spiel.
Dabei hat es auch seine schönen Seiten, welche halt immer dann zum Vorschein kommen, wenn... Ja wenn die Entwickler auf „Inszenierung“ statt auf ihre dumme Open-World setzen:
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Mir also für ein Spiel wie WE HAPPY FEW nun auch noch die DLCs zu kaufen, sehe ich nicht ein, dafür hat mich das Hauptspiel einfach zu sehr davon überzeugt, dass das, was man da bekommt, nicht einmal die sechs Euro im Sale, die ich dafür bezahlt habe, wert ist.
Nicht nur die Gamingfachpresse sieht das Spiel durchaus kritisch, sondern eben auch nicht wenige Spieler. Wobei ich die „Durchmischte Stimmung“ für das was ICH erlebt habe, sogar noch weit zu großzügig finde.
Hätte man die Openworld praktisch komplett weggelassen und sich auf eine richtige, lineare Story konzentriert, viel mehr Wert auf die Figuren und die Welt in der sie zu überleben und aus der sie zu flüchten versuchen gelegt, also auf die Fans gehört...
Ich bin mir sicher, dieses Spiel hätte Ken Levine und seinen Leuten problemlos zeigen können, wo der Big Daddy den Bohrer hängen hat. Zumal man ja eh immer mal wieder einen auf BIOSHOCK macht.
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Und es sogar manchmal wie in Rapture ist, wenn in einem Gebäude das Dach durchlässig ist und es deshalb hineinregnet.
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So aber bleibt es bei einem Spiel, welches man zwar gernhaben MÖCHTE, aber nicht KANN.
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WE HAPPY FEW
Entwickler: Compulsion Games
Publisher: Gearbox
Erstveröffentlichung im Early-Access: 2016
Release: 10. August 2018
Gespielte Version: XBOX One
Preis: 6€ (Im Sale)
(Persönliche) Note: 5-
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Letzter übertrieben fröhlicher Teil
Buginspektor Cayman inspiziert gerade eine schwebende Sitzbank, die halb in ein Wohnhaus clippt, als ihn die alte Misses Weadows meldet, dass im Stadteil Rasberry Holm jemand einen Absturz erlebt haben will.
Solch eine abenteuerliche Unterstellung kann der erfahrene Ermittler, wie er einer ist, vor allem darin, Probleme gekonnt zu ignorieren, natürlich nicht stehen lassen und macht sich sogleich auf den Weg! (Natürlich ohne Animationen, geschmeidig über den Boden rutschend).
Am vermeidlichen Ort des Geschehens angekommen, erwartet ihn bereits sein mehr als gut gelaunter Kollege, der erneut aber erst einmal seine Texturen nachladen muss (Wobei ihm diese schwarzen und silbernen, matschigen Farbverläufe seiner Uniform durchaus stehen).
Hinter dem Absperrband derweil, da steht eine recht aufgebracht-wirkende Menschenmenge, die allesamt dasselbe sagen: ES HAT MINDESTENS EINEN ABSTURZ GEGEBEN!
Doch davon lassen sich weder Buginspektor Cayman, noch sein Kollege, der inzwischen zu-ende-nachgeladen hat, beeindrucken. Denn wichtig ist am Ende des Tages nur, dass SIE keine Bugs gesehen haben, dass DIE REGIERUNG keine Bugs gesehen hat und somit KEINER, wirklich NIEMAND irgendwelche Bugs gesehen hat!
Die Stelle des Ereignisses, sie ist immer noch nicht nachgeladen, die matschige Textur ist durchlässig und man kann unter die Map gucken, das schaut nicht schön aus und könnte einem glatt die gute Laune verderben...
Also tut die Bugpolizei das, was sie in solchen Fällen halt immer macht:
Sie verteilen extrastarke Glückspillen an die Augenzeugen und Schaulustigen.
Sie nehmen selber noch viel stärkere Glückspillen.
Sie melden das Problem NICHT weiter.
Sie melden es schon gar nicht GEARBOX.
Und sie werden sich den „Vorfall“ nicht notieren.
Stattdessen hievt Buginspektor Cayman einen Blumenkübel an die Stelle und stellt diesen einfach mitten auf die Absturzstelle. Und da der Kübel größer ist, als die Stelle ohne Kollision, fällt dieser auch nicht durch den Boden! Ha! Na also!
Fall erledigt!
Daraufhin, als alle wieder verdammt gut gelaunt sind, da verabschieden sich Buginspektor Cayman und sein Kollege voneinander und beide rutschen ohne Animationen weiter durch die Straßen der Stadt.
Und falls jemand fragt: „NEIN – WIR HABEN NACH WIE VOR KEINE BUGS GESEHEN IN DIESEM SPIEL!“
ENDE
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caymanbloggt · 3 years ago
Text
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Cayman liest > Heinz Strunk> “Ein Sommer in Niendorf” >Roman
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Erster Teil des letzten Tages im Sommer
Es wird Herbst.
Wenn es eine Tatsache gibt, welche sich nun mehr und mehr durch die bis jetzt noch gleißende Sommerhitze sickern lässt, dann ebenjene. Der Sommer 2022 wird sein jähes Ende finden - erst nur ganz leicht runzelig, dann blass und faltig werden und zum Schluss, wohl weitaus schneller, als man denkt, sich zu seinen Ahnen gesellen.
Noch jedoch, da ist es nur ein einzelnes, graues Haar an der Schläfe, ein leichtes Ziehen im rechten oder linken Kniegelenk, ein „besser die Zeitung lesen können mit der neuen Gleitsichtbrille“, sprich einfach so ein Gefühl, dass die Zeit niemals auch nur auf die Idee kommen könnte, stehen zu bleiben.
Noch laufen sie in kurzen Ärmeln und kurzen Hosen an der Promenade entlang, noch wird Eis verkauft wie blöd, noch knallt die Sonne von oben und ihre ausgesendete Hitze von den Pflastersteinen zurück nach oben – Doppelgrill also, wenn man es so sehen will, von unten, wie von oben knusprig-braungebrannt.
Noch sitzen sie, sich vor der ärgsten UV-Strahlung schützend in ihren Strandkörben, noch liegen die ganz Hartgesottenen auf ihren angemieteten Liegen oder ihren Badetüchern und nehmen mit, was noch mitzunehmen ist, an Sommerbräune.
Und noch, da riecht jeder zweite im vorbeigehen irgendwie nach Sonnencreme.
Doch trotz allendem, macht sich der Herbst bereits jetzt bemerkbar, ohne dass man seine Existenz beweisen zu könnte, anhand irgendwelcher greifbaren Belege.
Ist es der Einstrahlwinkel der Sonne? Ist es die Art, wie das Sonnenlicht den Boden erreicht? Macht es sich bemerkbar, dass sie sich langsam aber sicher entfernt? Ist es dieser „Hauch“ in der Luft, diese microfeine Geruchsnote von Feuchtigkeit und zerfallendem Baumgrün? Oder macht es einfach die innere Uhr?
Cayman und der Kameramann, die an einem der weißen Plastikstehtische von „Benny`s Bester Fischstube“ stehen, ihre Cola trinken und ihre frischen Krabbenbrötchen essen, können es ebenfalls nicht richtig deuten. Auch wenn die Zeichen, dass ein wahrlich heißer Sommer einem hoffentlich einigermaßen annehmbaren Herbst  (und auch Winter) folgen wird, überall um sie herum sind.
Cayman, der zum Niendorfer Meer herüberschaut, meint: „Tja, also DAS war er dann wohl, der Sommer. War echt heiß an so einigen Tagen...“
Der Kameramann nimmt einen Schluck von seiner Cola: „Jupp. Scheiß Klimawandel“
Cayman beißt von seinem Krabbenbrötchen ab: „Aber dasch musch mann dieschem Schommer lasschen, wir werden ihn vermischen, zumindest dieschessch Jahr“
Der Kameramann lässt seinen Blick nun ebenfalls über Strand und Meer schweifen: „Jepp. Scheiß Putin“
Cayman, der seine Coladose in die Hand nimmt, meint: „Und auch schade, dass die Fischstube abgerissen wird, damit bis kommenden Sommer dort überteuerte Eigentums-Ferienapartment-Lofts entstehen können“
Der Kameramann antwortet trocken: „Jopp. Scheiß geldgeile Investoren“
Eine Möwe macht im Sturzflug jagt auf das halbaufgegessene Brötchen in der Hand eines älteren Mannes, der sich sichtlich erschreckt, es aber beschützt, als ginge es um sein Leben. Und der frechen Möwe, welche wie schwerelos direkt vor seiner Nase zu schweben scheint, beinahe eine Ohrfeige verpasst. Seine Frau sagt „Achgottachgott! Die sind aber auch unverschämt hier!“. Derweil der Mann die Möwe am Ende wegwedelt, wie eine lästige Fliege.
Cayman fragt: „Und nun? Ich hatte keine Lust eine gescheite Anmoderation zu schreiben...“
Der Kameramann zuckt mit den Schultern und meint: „Tja. Dann eben nicht. FILM AB!“
Cayman liest
Dieses Mal:
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Heinz Strunk
„Ein Sommer in Niendorf“
„Hot Summer, Dark Vibes and Fucking Crazy Shit“
Vom „Versager“ zum deutschen Jahrhundertschriftsteller?
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Ja, Heinz Strunk „lastet“ nach wie vor das berufsbedingte „Manko“ an, halt „immer noch“ „nur“ oder hauptsächlich ein Komiker zu sein, anstatt eines richtigen, seriösen Schriftstellers. Warum jemand, der in der Lage ist Menschen bestens zu unterhalten und zum lachen zu bringen, sei es nun mit harmloser Alltagskomik oder aber sehr kritisch mit politischer Satire, nun weniger Seriös sein soll, als jemand, der dies nicht tut, ist in meinen Augen nicht nachvollziehbar.
Es sei denn man denkt ausschließlich in Schubladen, legt eine Eigenschaft einer Person über alle ihre Werte und Talente und stempelt sie so ab, damit sie möglichst platzsparend in eine Ecke hineinpasst. Denn Grautöne, Widersprüche, breitgefächerte Talent- und Schaffensmuster bekommen viele Leute halt nicht hin. Journalisten genausowenig wie Kritiker und die dumpfe Masse an Menschen da draußen schon mal erst recht nicht. Es muss eindeutig sein, sonst droht Verwirrung im enggewachsenen Oberstübchen. Und das ist nicht gut, denn das könnte das klar sortierte Weltbild ins wanken bringen. Sprich: Man müsste damit klarkommen, dass Menschen keine Pappaufsteller sind, sondern drei- wenn nicht sogar mehrdimensional und voller Widersprüche welche sich untereinander auch desöfteren gar nicht berühren.
Wobei ich persönlich ja immer fand, wenn Strunk bei „Extra3“ auftrat, dann war er nicht anders als das, was er in seinen Büchern schreibt. Direkt, frech, gar unverschämt, durchdacht, flapsig, mit intelligenten Untertönen und stets unterlegt mit der von ihm praktizierten, „Sozialen Dunkelheit“, welche auch die meisten seiner neueren Bücher bisweilen nicht nur untermalt, sondern manchmal sogar grundlegend ausmacht.
Ein Mann mit vielen Talenten, die sich jedoch alle am Ende auf die zwei wichtigsten Tugenden eines modernen, erfolgreichen Schriftstellers zurückführen lassen: 1.) Mit Sprache und Inhalten umgehen können – 2.) Sich selbst gut darstellen können.
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Eventuell, da kann es auch von Vorteil sein, unter Erwartung zu laufen, wenn man, wie Strunk großes Talent hat, welches man Stück für Stück immer weiter ausbaut. Denn keiner oder zumindest kaum einer wird das nächste große Ding erwarten, den nächsten Klopperroman, die von der Presse dann immer hochgelobte „Überraschung des Sommers/Jahrs/Der Saison/Wasauchimmer“. Scheißegal wie viele gute bis sehr gute Bücher man die Jahre zuvor bereits abgeliefert hat. Die meisten der plumpen Redakteure landesweit, wie auch das Groß der Leute da draußen wird auch nach dem zehnten mal in Folge noch erschrocken vom Hocker fallen, wenn „HUCH!!! - Der hat ja wieder ein richtig gutes und dazu auch noch deepes Buch geschrieben! Da hammwa ja gar nicht mit gerechnet!“, weil man halt immer noch „Der Typ von Extra3“ ist, der da immer so lustiges Zeugs erzählt, von dem man nur die Hälfte kapiert, weil das alles so kompliziert ist. Was auf jeden Fall weitaus besser ist, anstelle von „Schon jetzt als Jahrhundertschriftsteller gehandelt zu werden“ mit den dementsprechenden Erwartungen.
Dass man dann auch bei „Markus Lanz“ immer noch vorgestellt wird als „DER AUTOR VON UNTER ANDEREM „FLEISCH IST MEIN GEMÜSE“... Weil sich die Leute daran garantiert erinnern, weil dieser Titel, irgendwo auf BILD-Leserniveau herumdümpelnd genau die plakative Kragenweite vieler Leute ist, spricht Bände.
Und doch ist es durchaus beeindruckend, wie sich Heinz Strunk künstlerisch immer weiter entwickelt. Wobei es wie bei jedem Kunstwerk auch beim Schreiben immer so eine Sache des Zufalls ist, ob die aufgegriffenen Ideen, Figuren und Thematiken, die daraus entstehenden Dialoge, die Sprache und die stattfindenden Ereignisse und nicht zuletzt auch der Plot ein „Meisterwerk“ ergeben, oder halt nicht. Du kannst als jemand der etwas erschafft, zwar viel dafür tun, dass es gut wird, es jedoch gänzlich kontrollieren, das kannst du nicht. Und so ist es dann immer auch ein Zufall, ob der neue Roman nun ein Fall für haufenweise Buchpreise ist, nur als „Ganz okay“ in der Midlist herumdümpelt oder aber schlechte Kritiken bekommt, weil er vielleicht sogar zu Recht nicht das gelbe und auch nur so halb das weiße vom Ei ist. Mir ging es da mit „Es ist immer so schön mit dir“ so, dem Vorgängerwerk von Strunk – Ich habe es gelesen, fand es ganz nett, Strunk-Standard eben, habe es dann weggelegt und wusste einen Tag später schon nicht mehr, worum es nun eigentlich genau noch mal im Detail ging in dem Buch, weil ich es inhaltlich wie dramaturgisch extrem austauschbar fand.
Dennoch liebe ich die modernen Werke von Heinz Strunk, auch wenn ab und zu mal eines dabei ist, das mich nicht ganz so sehr mitnimmt. Zumal ich seinen Werdegang - vom quasi mittellosen, arbeitslosen, hoffnungslosen Sozialfall, der von sich selber sagt „Meine Mutter ist in der Überzeugung gestorben, dass ihr Sohn ein Versager ist“, zu einem DER neuen deutschen Schriftsteller, der immer wieder große Unterhaltung heraushaut, mal deeper, mal einfach sehr spaßig, mal abgrundtief böse und dunkel und mal einfach pure satirisch – wirklich unglaublich beeindruckend finde.
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Und alleine schon dafür lohnt es sich, immer wenn es wieder so weit ist, in den nächsten Buchladen zu rennen (((UND NICHT BEI AMAZON ZU BESTELLEN –  DENN JEFF BEZOS HAT GENUG GELD))) und sich wieder einmal anzuschauen, was der Strunk nun wieder fabriziert hat.
Und wer weiß, wenn er so weitermacht, dann wird man sich vielleicht noch in hundert Jahren an ihn erinnern. Wobei man jedoch auch bei solchen Lobpreisungen vom Voraus vorsichtig sein sollte, denn letzten Ende ist auch ein „Jahrhundert-Irgendwas“ zu werden, wie eben ein „Jahrhundert-Meisterwerk“ abzuliefern, immer ebenfalls ein großes Produkt des Zufalls. Egal wie viel Mühe man sich auch gibt, wie gut der oder die Lektor/in ist oder wie sehr sich die Marketingabteilung vom Verlag sich den Arsch aufreißt.
Heinz Strunk aber, so sehe ich es, hat immerhin eine erkennbare Grundlage dafür, dass es bei ihm eines Tages so sein KÖNNTE :)
Er kam her um ein Buch zu schreiben, endete mit dem Finger im Arsch und fand schließlich doch noch die große Liebe
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Wie immer oder gerne oft bei Strunk, da haben wir es mit Männern im mittleren oder, sagen wir mal „Weiße Männer“-Klischeealter zu tun. Sie sind gerne etwas dicklich, sie hängen noch so halb oder gar verspätet, dafür jedoch jetzt erst recht in der Midlifecrisis, die besten Tage, wenn denn überhaupt, die haben sie schon längst hinter sich und irgendwie wissen sie nicht so recht, was sie nun mit sich und der Welt (noch) anfangen sollen.
So auch der von vielen Niederlagen und schiefgelaufenen Lebensentscheidungen zu einem mitmenschlichen Kotzbrocken gewordene Held in diesem Roman. Zwar hat er nicht jeglichen mitmenschlichen Verstand für immer verloren, EIGENTLICH ist er sogar noch dazu in der Lage, ein sehr liebenswerter Typ zu sein, doch dagegen stehen nicht selten seine Umwelt, sowie seine negativen Charakterzüge, über die er sich selber so manches mal ärgert oder immerhin erschreckt.
Immerhin beruflich und monetär hat vieles gut geklappt, denn Roth, der Held hat Geld. Gut, seine Exfrau hat sich in eine religiöse Fanatikerin verwandelt, seine Tochter ist eine wandelnde Vollkatastrophe, die mit einem Bein im Gefängnis steht und von der einstigen Familien-Firmendynastie ist auch nichts mehr übrig, außer halt vielen nichtssagenden Erinnerungen. Und genau das, so denkt Roth, wäre es doch wert aufzuschreiben, als Memoiren, als spannende Familiengeschichte in Buchform zu verschachern. Jetzt muss halt nur noch jemand gefunden werden, der dies auch tut. Denn der kotzbrockige Vater hat auf unzähligen Bändern seine nichtendenwollenden Monologe eingesprochen, und irgendwo zwischen diesem sinnentleerten Gesabbel, ja da vermutet Roth eine spannende Familienhistorie.
Und da dieses „Schreiben“ ja nicht so schwer sein kann, wie diese Schriftsteller immer behaupten und er bis zu seinem Antritt beim neuen Arbeitgeber als Manager sowieso nichts zu tun hat und mal ausspannen möchte, mach er also Urlaub... In NIENDORF.
Gesagt, entschieden, getan: Die passende, etwas eintönige, aber vollkommen ausreichende Ferienwohnung ist schnell gefunden und schon läuft ihm das erste von vielen großen Problemen über den Weg. In diesem Fall der komplett verbrauchte, alkoholabhängige, aber dennoch erstaunlich vitale Verwalter unter anderem seiner Wohnung... HERR BREDA.
Ein Mann, welcher Roth von da an gewollt wie ungewollt bis überall hin verfolgt. Denn der gute Breda ist außerdem der Mann fürs Grobe beim größten Strandkorbverleiher in Niendorf UND Betreiber eines mehr oder weniger exklusiven, aber garantiert sehr überteuerten Spirituosenladens. Breda wird Roths Dämon, ein Wahngebilde, ein unerträgliches Anhängsel und letzten Endes das beste, was Roth passieren konnte. Denn Breda, dieses total kaputte Individuum, dieser menschliche Schrotthaufen, er wird nicht nur Roths schlimmster, mitmenschlicher Albtraum, sondern auch Wegbereiter in ein völlig neues Leben.
Aber soweit sind wir noch nicht: Denn erst einmal, da will das Buch geschrieben werden, da wollen die Tonbänder vom Vater ausgehört, ausgewertet und perfekt in Szene gesetzt dann auch aufgeschrieben werden. Womit sich im Roman, innerhalb der Handlung der Faden immer wieder gekonnt ein bisschen verliert und das Thema der Schriftstellerei aufgreift. Mal weniger beherzt, mal aber auch durchaus reflektiert – Und klingt dabei fast ein bisschen so, als wolle er sich darüber lustig machen, dass er im Grunde genau DAS getan hat, für was die Kritik dieses Buch nun am meisten lobt:
ZITAT – Seite 203:
„Auch eine Möglichkeit: sich mit Zitaten über Wasser halten. Kurzer eigener Satz, langes Zitat. Thomas Mann passt immer. Noch eine Möglichkeit: Es fehlt ein einziger, initialer Satz, der Urknallsatz. Unter den Milliarden und Abermilliarden gibt es ein Sesam öffne dich!, und wenn er das gefunden hat, schreibt sich das Buch von selbst. Die Ader an seinem Halsansatz pocht vor Erregung. Der Satz ist ganz tief in seinem Kopf vergraben, er braucht diesen wertvollen Schatz nur noch zu heben.“
Doch so einfach ist es dann beiweitem nicht, vor allem dann nicht, wenn die eigene Familiengeschichte so langweilig und ereignislos ist, wie die Sonntagszeitung mit ihren immergleichen Werbeanzeigen. Und das monotone Dauergesülze seines Vaters im höheren Alter auf den Bändern macht die Sache nicht besser, sondern nur noch weitaus schlimmer.
Drum stellt Roth irgendwann ernüchtert fest:
ZITAT- Seite 189:
„Ein Buch zu schreiben ist, wie Wasser aus einem Stein zu pressen, das weiß er jetzt. Es hat sich herausgestellt, dass er vielleicht nicht der Talentierteste ist, aber Begabung ist sowieso nur ein Versprechen, das selten eingelöst wird.“
Da Roth allerdings ein MACHER ist, der sich niemals einschüchtern oder von seinen Plänen abbringen lässt, für den Aufgeben oder sich einen neuen Plan überlegen, ja nicht einmal den aktuellen Plan mal zu überdenken eine Option ist, macht er einfach weiter. Und versinkt im Schreiben mehr und mehr in Mühseligkeit, Überforderung, Alkoholexzessen und Wahnsinn.
Derweil versinkt auch die Handlung immer wieder in Wahnsinn und der Strunk-typischen Schnodderigkeit:
ZITAT- Seite 113:
„Breda sieht aus wie eine Schnecke, die jemand gegen eine Wand geworfen hat und die nun in Zeitlupe zu Boden gleitet. Zwischen seinen auf- und zuklappenden Lippen hängt ein Dutzend zitternder Speichelfäden, am Rand seines Weinglases kleben Speisereste“.
ZITAT – Seite 114:
„<<Leer gewichst und vollgefressen.>>
Breda stößt eine Reihe grotesker Laute aus.
<<Misstraust du einem Menschen, dann stell ihn nicht ein. Stellst du ihn aber ein, dann misstraue ihm. Hahaha.>>
Nicht nur sein Körper hat Schlagseite. Eine blähbauchige Froschmajestät aus dem Urschleim, von den eigenen Faulgasen an die Oberfläche getrieben.
<<Die sollen sich mal den Kopf aus dem eigenen Arsch schrauben lassen.>>
<<Wer?>>
<<Alle eben, Dr. Roth, alle. Die sollten sich den Kopf aus dem eigenen Arsch schrauben lassen, hahaha.>>”
Dazwischen dann, zeichnet Strunk immer mal wieder kleine, bildhafte Meisterwerke, wenn er beispielsweise das Meer, die Landschaft und deren Farbenspiel wiedergibt. Denn auch wenn Niendorf ebenfalls so seine ausufernd-dargestellten Schattenseiten hat, so schön ist es auf der anderen Seite.
Und in all diesem Schnodder, dem Elend, der sich zunehmend verfinsternden Atmosphäre der Handlung, dem immer stärkeren Abdriften Roths in Verzweiflung, Selbstzweifeln, Alkohol und Verelendung, sowie seinem völlig überhobenen Buchprojekt... Da streut Strunk dann eben die Schriftstellerei als deutlichen Unterton. Denn immer wieder, da verliert sich die Handlung in der Historie der „GRUPPE 47“, einer einst legendären Versammlung von Eliteschriftstellern. Dass Strunk damit nur einen möglichst für Literaturjurys, Kritiker und anspruchsvolle Leser anlockenden Unterbau haben will, der am Ende zu nichts führt, ist klar, gibt er ja sogar selber mehr oder weniger scherzhaft zu.
Aber es funktioniert, und manchmal verwendet er diese Elemente dann zudem dafür, um in der Handlung an sich zusätzlich für Dramatik oder immerhin Stimmung zu sorgen.
Roth derweil, versinkt immer weiter in Kontrollverlust. Dass die Welt um ihn herum dabei keine Pause macht, sondern ihm noch weitere Fallstricke in den Weg legt, ist da schon fast geschenkt. Schließlich verkommt Roth zum Stalker, er verliebt sich warum auch immer in eine junge Frau, verfolgt sie, belästigt sie... Und bekommt von ihr und ihrem Freund am Ende einen Denkzettel verpasst.
Und gerade als man sich sicher ist, dass Roth den Roman in seinem Zustand nicht überleben wird...
Da wendet sich das Blatt auf einmal auf eine durchaus erwartbar-unerwartete Weise und ehe er sich versieht, bietet ihm das Leben völlig neue Chancen, welche vorher niemals auch nur im Ansatz im Raum standen.
Insofern kann man durchaus schimpfen, dass dieser Roman „PSEUDOINTELLEKTUELL“ ist, was auch irgendwo stimmt – Jedoch wird man dennoch bestens, in den größten Momenten auf Thrillerniveau unterhalten.
Ob „Ein Sommer in Niendorf“ also „Midcult“ ist oder nicht, kann man sehr gerne diskutieren. Doch wenn dem so ist, ja dann haben wir es hierbei mit AAA-Midcult zu tun, der jeden Euro, jede Seite wert ist.
Wenn Journalist*Innen im Feminismusmodus alles falsch verstehen (wollen)
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Nun ist es mit Literatur, wie mit jeder Form von Kunst immer so eine Sache: Sie kann uneindeutig sein, sodass jeder alles hinein interpretieren kann oder aber, sie ist eindeutig und gibt bestimmte, grundsätzliche Botschaften wieder.
Da ist es dann immer wieder unterhaltsam, wenn manche Leute mit beinahe schon verschwörungstheoretischer Leidenschaft Dinge sehen wollen, die da nicht existieren.
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https://www.deutschlandfunkkultur.de/heinz-strunk-sommer-in-niendorf-buchkritik-rezension-100.html
Bei Heinz Strunk, da wird weder an Männern, noch an Frauen ein gutes Stück gelassen. Dies gilt auch für jedes Alter oder Figuren mit Behinderungen. Alle haben irgendwie einen an der Klatsche, alle laufen ihren ganz persönlichen Phantasiegebilden hinterher, leben in ihren eigenen Welten, bauen deshalb gerne mal Scheiße, verlaufen oder verrennen sich, sind nur selten wirklich sympathisch, machen sich gerne lächerlich und haben ihre Abgründe. Da verwundert es natürlich nicht, dass Männer meistens so sind, wie sie nicht selten auch in der Realität sind (Manche aber auch nicht) und Frauen ebenfalls nicht selten so ticken, wie sie halt ticken (In manchen Fällen aber auch nicht). Und in jenen sozialen Milieus in denen Strunk wildert, ja man muss es einfach so sagen, da sind die Männer meistens die schwanzgesteuerten Alphamännchen, oder wären es gerne, bis sie früher oder später dafür auf die Fresse bekommen und das nicht zu knapp.
Und genau das passiert dem Helden in diesem Roman gleich mehrmals, einmal sogar so richtig. Verdientermaßen, denn so sympathisch manche seiner Charakterzüge auch sind, so unsympathisch ist vieles andere an ihm. Wobei sich vieles früher oder später, wieso er so geworden ist, wie er nun einmal ist, entweder andeutet oder sogar sehr naheliegend erklärt. Und man spätestens dann merkt:
„Hey! Dieser Typ ist nicht anders, als die allermeisten anderen Leute auf der Welt!“.
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Hat die nun zitierte Kritikerin von DLF-Kultur aber nicht, denn sie sieht in feministischer Verblendung oder besser „Femizorn“ - Den Begriff habe ich neulich auf der Meinungsmülldeponie Twitter aufgeschnappt – nur, dass hier offenbar primitive MÄNNERLITERATUR stattfindet! Angelehnt an Thomas Mann, aber dummerweise nicht mal ansatzweise kulturell so tiefgreifend wie bei ihm... Ach herrjeh!
ZITAT:
„Heinz Strunk hat „Ein Sommer in Niendorf“ damit deutlich an Thomas Manns Novelle „Der Tod in Venedig“ angelehnt und gibt seiner stereotypen Männlichkeitsgeschichte einen künstlerischen Anstrich: Genauso wie Gustav Aschenbach in Venedig zu dem sich jugendlich gebenden Greis wird, den er am Anfang seiner Reise noch verachtet, obwohl er ihn bereits in sich getragen hat, wird der bürgerliche Dr. Roth zum infantilen Ekel.“
Und ZITAT:
„Dabei fehlt es dem Roman von Strunk aber an der gedanklichen Tiefe und ironischen Doppelbödigkeit, die Thomas Manns Novelle auszeichnet. Alles in „Ein Sommer in Niendorf“ ist von einer Deutlichkeit, die nicht mehr ironisch unterlaufen werden kann, bis hin zur Sprache, die sich häufig auf die Aufzählung von Unästhetischem beschränkt.“
Nun sollte man bei Heinz Strunk jedoch wissen, und da kommt dann wieder der „Extra3“-Satiriker in ihm durch, dass er nicht mit dem feinen 0,5mm Edding die Linien malt, sondern gerne mit dem groben Malerpinsel der schon bessere Tage gesehen hat vorkleistert und dann nacharbeitet (Oder eben auch nicht). So kommt dann dabei heraus, dass auf der einen Buchseite ein Erzählstil vorherrscht, der reinstes Stammtischgesabbel ist, auf der nächsten plötzlich pure Satire wütet und schon auf der kommenden Seite, da befindet man sich auf einmal sprachlich und atmosphärisch mit der Nase vor einem mit viel Hingebung gemaltem Ölgemälde, das wirkt wie von Meisterhand erschaffen. Nur um dann zehn Zeilen später wieder am Stammtisch zu sitzen und über irgendwelche primitiven Wortwitze zu prusten oder den Kopf zu schütteln.
(Könnte es also sein, dass Strunk mit der Thomas Mann Thematik einfach nur spielt und so tut als ob? Weil es ein guter Unterbau ist, damit Leute denken „Aha! Kultur! Na dann muss das ja kulturell anspruchsvoll sein!“?) -Und in Wahrheit aber einfach nur verarscht und das ist die Grundironie des gesamten Romans?
Könnte durchaus sein.
In diesem Roman sogar wortwörtlich – Denn der Held wechselt zeitweilig seinen Aufenthaltsort zwischen der malerisch-beschriebenen Urlaubswelt von Niendorf und der absoluten Assi-Absack-Kneipe „SPINNER“, wie mancher Politiker seine Meinung. Und vielleicht sollte man auch noch erwähnen, dass der Held in seinem Urlaub mit so ziemlich allen Problemen, welche sich die letzten Jahrzehnte in seinem Leben aufgestaut haben, in Rekordzeit und auf einmal konfrontiert wird. Inklusive derer, die er sich dann auch noch selber macht.
Hat die Kritikerin von DLF-Kultur aber auch nicht begriffen, stattdessen empört sie sich lieber über ihr Lieblingsthema:
ZITAT:
„Verachtung für Frauenkörper“
Nur um diesen Absatz damit zu beginnen, wie sehr Strunk auch Männerkörper zu verachten scheint, denn...
ZITAT:
„Breda etwa wird beschrieben als „Typ krummer, langer Lulatsch mit Plauze, strohiges Haar, pergamenthäutig, dünne Ärmchen und Beinchen, hat das Äußere eines chronischen Alkoholikers.“
Weil gute Strukturierung der eigenen Aussagen und Texte ist ganz was schweres.
ZITAT:
„Humor entsteht in diesem Roman vorwiegend durch den verächtlichen Blick auf die Körperlichkeit der Figuren. Dieser Blick auf den verfallenden männlichen Körper ist hier für eine solche Erzählung von Männern in der Krise genauso stereotyp wie die Frauenfiguren im Roman.“
Was gelogen ist, denn auch die meisten weiblichen Figuren leiden wie der Held unter selbstgemachten und nicht-selbstgemachten Problemen. Es gibt nicht nur Männer in der Krise, sondern auch Frauen in der Krise, von jung bis älter ist ebenfalls alles dabei.
Aber da die Kritikerin gerade einen Lauf hat und das Buch scheinbar nur überflogen hat, anstatt es richtig zu lesen, macht sie so weiter...
ZITAT:
„Da gibt es die Ex-Frau, die zum Feindbild geworden ist und schließlich geschlagen wird, weil sie sich gefühlskalt um ihre eigenen Bedürfnisse kümmert.“
Auch das ist schlicht entweder gelogen oder aber sehr schlecht interpretiert. Denn auch die Frau des Helden hatte und hat mit ihren eigenen Lebenskrisen zu kämpfen. Und wählte eine Lösung, die keine ist. Sprich, sie versteckt sich hinter religiösem Fanatismus. Der Hauptgrund, weshalb die Ehe zu Bruch ging. Roth, der seine Frau am liebsten in ihrem Ursprungszustand zurückhaben möchte, als sie noch ein normaler Mensch und keine kaputte Religionsfanatikern war, kann kaum ertragen, was aus dem von ihm einst geliebten Wesen geworden ist. Drum versucht er, in beeindruckender Tolpatschigkeit immer wieder, sie in ihrem verqueren Weltbild zu erschüttern. Doch seine Ex hat sich so dermaßen tief eingegraben, dass er sich die Zähne daran ausbeißt. Als darauf dann auch noch die Probleme der Tochter kommen, eskaliert die Situation schließlich und Roth knallt diesem Etwas, das mal seine Lebensgefährtin war eine. Erschrocken von seinem eigenen Verhalten und von den eventuellen Konsequenzen „flüchtet“ er und baut gleich noch viel mehr Bockmist.
Dass er besoffen mit dem Auto beinahe oder sogar tatsächlich einen Menschen totfährt, lässt die Kritikerin einfach mal weg, passt scheinbar nicht in ihre Agenda. Dass dieser Mensch ausländischer Herkunft ist und man in dieser Szene problemlos „Rassismus“ hineininterpretieren KÖNNTE, wenn man wollte, lassen wir ebenfalls mal so stehen. Im thematischen Rosinenpicken ist die Kritikerin also ausgesprochen engagiert.
ZITAT:
„Und dann gibt es noch viele von Roth als hässlich wahrgenommenen Frauen, die aufgrund ihrer fehlenden Attraktivität selbst ihm als Krisenmann noch unterlegen sind.“
Und neben der lebenden Karikatur Breda noch haufenweise andere Männer, die potthässlich, kaputt oder einfach unattraktiv sind. Allen voran der Held selber, wie er mit wachsender Verzweiflung feststellt.
ZITAT:
„Eine dieser körperlich abstoßenden Frauen ist dann trotzdem der Hafen, in den Roth in seiner verunsicherten Männlichkeit einlaufen kann, denn sie ist in der Lage, ihn sexuell zu befriedigen und ihm mütterliche Fürsorge entgegenzubringen. Die Krise des Mannes wird also gelindert, indem tradierte Geschlechterrollen wieder aufgerichtet werden.“
Auch das ist schlichtweg gelogen. Die neue Lebensgefährtin des Helden war vorher bereits berufstätig und bleibt es am Ende auch. Sie verbessert sich jobtechnisch sogar. Derweil der Held ganz Businessman, zwei Geschäfte aufkauft und beide gemeinsam schließlich als optisch nicht sonderlich attraktive Menschen mit diversen hinter sich gelassenen Krisen genießen, dass sie einander haben.
Worauf die Kritikerin anspielt ist eine Szene, in der die weibliche Figur den Helden verarztet und wieder aufpeppelt, nachdem dieser sich beinahe ins Krankenhaus buxiert hat. Man könnte auch sagen: Eine gelernte Altenpflegerin flickt einen alternden, mit sich selber überforderten Mann wieder zusammen und der merkt auf einmal, dass Sexyness bei Frauen doch nicht alles sein KÖNNTE... Dass diese Dame dies aber ebenfalls draufhat, auf ihre eigene Art, das bemerkt und begreift der Held später dann ebenfalls noch.
Ist übrigens sehr intelligent von der Kritikerin, einfach mal den halben Plot des Romans zu spoilern.
Schließlich, da kommt die Kritikerin zu jenem Schluss, den die woke-feministische Journalistenblase aktuell praktisch jedem zweiten Buch unterstellt, welches nicht von starken Frauen und schwachen Männern handelt:
ZITAT:
Dass solche literarische Konfektionsware als Kunst und Gesellschaftskritik ernstgenommen wird, sagt vor allem etwas über deren Rezeption aus: Es ist die Figur des in die Krise geratenen weißen Mannes, die als Seismograf für gesellschaftliche Probleme wahr- und ernstgenommen wird. Ihm wird Empathie entgegengebracht – seine Opfer dagegen werden als Staffage, als Nischenthemen wahrgenommen.
Als „Seismograph für gesellschaftliche Probleme“ kann man auch problemlos die besagte Altenpflegerin, also die neue Gefährtin des Helden nehmen, denn auch ihr Elend wird sehr genau thematisiert. Da ist dann alles dabei: Altenpflegerpersonal das mies bezahlt und schlecht behandelt wird, oder aber der Fakt, dass Pflege der eigenen Angehörigen unglaublich teuer, kraftaufreibend und ruinös ist und Familienmitglieder, welche sich dieser Aufgabe stellen, nicht selten alleine gelassen werden.
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Übrigens hat im Roman auch ein altes Ehepaar einen auftritt, bei dem der Mann seiner Frau mit großer Hingebung ein liebevoller und aufmerksamer Ehepartner ist und jede Minute, die er mit ihr verbringen darf als großes Geschenk behandelt. Die beiden sind gar so herzerwärmend-liebenswert, dass es dem Helden offen und ehrlich die Tränen in die Augen treibt.
Aber gut, die Kritikerin lebt halt in ihrer Scheinwelt. Soll sie.
Sonst gibt es noch einen Shitstorm von „Kolleg*Innen“ und „Follow_er_Innen“ und das wollen wir ja nicht.
Ist letzten Endes aber eh scheißegal, denn diese „Konfektionsware“ von Roman hat es eh bereits „geschafft“:
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Muss also eine Jury sein, die ausschließlich aus alten, dicken, straightsexuellen Männern besteht, die Frauen hassen, ununterbrochen Stammtischwitze erzählen und einen Thomas Mann nicht von einem Playboy unterscheiden können.
Amen.
FAZIT
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Also halten wir fest:
-Feministische Buchkritiker*Innen sind wütend und empört, weil Strunks neues Buch angeblich frauenverachtend ist.
-Die Stadt Lübeck ist stinkwütend, weil Niendorf immer mal wieder alles andere als vorteilhaft dargestellt wird und Strunk nebenbei auch kein Blatt vor den Mund nimmt, was die in Lübeck durchaus exzessiv betriebene Gentrifizierung angeht.
-Der Roman ist auf der Longlist des deutschen Buchpreises und hat durchaus Chancen zu gewinnen.
-Heinz Strunk wird nun auf einmal mit Thomas Mann und anderen Jahrhundertgrößen verglichen.
Also irgendwie alles richtig gemacht, würde ich sagen, zumindest passt all das perfekt zum Autor und seiner Persönlichkeit, wie auch zu diesem Buch.
„Ein Sommer in Niendorf“ ist typisch schnodderig-asozial, mit einem sich langsam, aber stetig steigernden, dunklen Sog in Verelendung und Wahn, in Alkohol und menschlichem Ekel – Derweil mal zum totlachen satirisch und mal spannend wie ein gut gemachter Thriller. Dass die Figuren nicht die aller dreidimensionalsten sind, damit kann man leben, denn das waren sie bei Strunk noch nie. Wobei der Held in diesem Werk durchaus tiefgreifend porträtiert wird.
Auf die Fresse gibt es allerdings wie bereits ausführlichst erwähnt für jeden, Mann wie Frau, alt wie jung. An keinem lässt Strunk wirklich durchgehend ein gutes Haar BZW er zeigt sehr deutlich die hässlichen Seiten aller Protagonisten auf. Außer, wenn er dann doch mal kleinere Hoffnungsschimmer einbaut, wie das alte Ehepaar, welches dann als Kontrastprogramm dient und durchaus zu verstehen gibt, dass nicht die gesamte Menschheit scheiße ist.
So wechseln sich sprachlicher Schnodder, assige Figuren, menschliches Dauerelend in all seinen Facetten mit stupidem Humor, dümmlichen Plattsprücheklopfen und Drogenmissbrauch mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen, tiefmenschlich-stillen Momenten und dem kleinen Glück im großen Chaos des eigenen Daseins ab.
Bildsprachlich kann man dem Roman jedenfalls NICHTS unterstellen, da passt alles so, wie es soll.
Dass der Roman dagegen wesentlich „kultureller“ tut als er in Wirklichkeit ist, also ein typischer „Midcult“ ist, wie sich solche Unterhaltungsbücher dann schimpfen, ja darüber kann man durchaus mal reden. Nicht jedoch, dass Strunk dies offensichtlich weiß und mehrfach als Witz in die Handlung verbaut. Denn „Wer ficken will, muss ehrlich sein. Und wer wichsen will braucht warme Hände ahahaha!“ - Würde der dauersaufende Charakter Breda vermutlich sagen. Und er hätte vollkommen Recht.
Drum belassen wir es nun auch ganz genau dabei. Denn MICH hat dieses Buch bestens unterhalten, ein bisschen sogar mitgenommen und letzten Endes durchaus überrascht. Vor allem positiv. In allen Aspekten.
Eine gute, spannende und intelligent gemacht Sommerlektüre, die manches mal näher an der Realität ist, als es einem lieb sein könnte.
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Heinz Strunk
„Ein Sommer in Niendorf“
Buch gebunden
Rowohlt Verlag
Ersterscheinung 2022
Preis: 22,00€
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
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Finaler Teil des letzten Tages im Sommers
Die Sonne begibt sich langsam aber sicher für den heutigen Tag hinab zum sich immer weiter in elegante Gelb-, Silber, und  Lilatönen verfärbenden Horizont.
Die ersten Strandkörbe werden von ihren Besitzern dichtgemacht, die Geräuschkulisse der Restaurants und ihrer Besucher übernimmt das Regiment und buhlt nun mit den immer weniger werdenden Möwen um die Geräuschpegelwette.
Die kurzen Hosen, die Flipflops, die lockeren Hemden und nachlässigen Outfits verschwinden und die bessere Abendbekleidung, mit der man sich im Restaurant auch sehen lassen kann, bestimmt das Groß der Passanten an der Promenade.
Derweil die Eis- und Andenkengeschäfte schließen, die nölenden Kinder und durchgeschwitzten Sonnenbader sind bereits beinahe restlos nicht mehr vorhanden.
Jetzt beginnt also die Tageszeit der kulinarisch besseren Gerichte, des Zusammensitzens, des „Den-Tag-Revue-Passieren-Lassens“, der Planungen, welche überfüllte Touristenattraktion man dann wohl morgen besuchen möchte oder eben auch nicht.
Cayman und der Kameramann stehen an einer noch offenen Frittenbude, an der reger Betrieb herrscht. Naja, zumindest noch, denn der Vermieter hat die Miete drastisch erhöht, weil er den Besitzer loswerden will, damit er das Gebäude in ein zweistöckiges Apartmentloft umrenovieren kann...
Cayman hat eine Pommes mit Ketchup und der Kameramann mümmelt einen kleinen Döner, Cayman hat eine Sprite und sein Kollege eine Fanta.
Cayman lässt seinen Blick zum Sonnenuntergang schweifen: „Ist schon merkwürdig, wie anfangs kaum merkbar sich alles verändert und dann plötzlich in großen Schritten praktisch alles auf den Kopf gestellt wird, oder werden kann. Eben war es noch brütend heiß und dann ist es auf einmal auch schon wieder Zeit, die Pelzkragenjacken aus dem Schrank zu holen und die Windschutzscheibe an seinem Auto freizukratzen...“
Der Kameramann öffnet seine Fanta: „Jepp, scheiß Erdumdrehung“
Am Nebentisch stehen drei Männer, welche zwar „urlaubsschick“ angezogen sind, die Flipflops jedoch anbehalten haben, denn ein bisschen Schluderigkeit muss sein, selbst wenn es nicht zum restlichen Outfit passt. Als jemand einen für Weiterwegstehende lustigen Witz aus der Gruppe erzählt, da lachen die drei Männer laut auf, einer knallt die Flache Hand auf den Tisch und meint „SO ISSES! So isses“
Cayman knuspert seine Pommes und schaut dem Sonnenuntergang weiter bei seinem stetigen Farbenspiel zu...
Dann fragt der Kameramann: „Ja und?“
Cayman fragt: „Wie, was... Ja und?“
Sein Kollege fragt: „Ja was ist jetzt mit Abmoderation?“
Cayman schiebt sich eine Pommes in den Mund und schüttelt mit dem Kopf: „Nö doh... Isch hap immanoch Ulaup! Ich habe jetscht auch nitsch feddisch dafür“
Darauf trinkt der Kameramann einen großen Schluck Fanta und nickt: „Dann wäre das ja auch abschließend geklärt“
Beide winken in die Kamera und Cayman sagt simpel: „Tschösserstmal!“
Denken Sie mal darüber nach*
ENDE
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caymanbloggt · 3 years ago
Text
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Cayman liest > Friedrich Ani >“UNTERHALTUNG” >Krimikurzgeschichten und Miniaturen
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Erster tödlicher Akt
Es ist wieder ein mal ein wahrlich wunderschöner Tag im beschaulichen, idyllischen Oberaichtingen, hier, mitten im Herz von Bayern. Der Himmel ist blau, nur wenige, puderweiße Wolken am Himmel, die Sonne warm, die Wiesen saftig grün und Vogelgezwitscher erfüllt die Luft.
Und hier oben, am Oberaichtinger Wanderberg, da ist wieder einmal ein brutaler Mord, ein Doppelmord sogar passiert, was hier aber schon mal vorkommen kann, weshalb die Beamten vor Ort auch immer ziemlich entspannt und ruhig an die Sache herangehen.
Dann kommen auch schon Hauptkommissar Cayman und sein Kollege und der Kommissar Kameramann in ihrem weinroten, 2002er 3er BMW angefahren, in aller Seelenruhe, denn so viel Zeit muss einfach sein und mit Stress wird die Sache ja schließlich auch nicht mehr besser.
Mit einem dezenten Quietschen kommt der BMW zum stehen, dann hieven sich unsere beiden Helden auch schon mehr oder weniger, eher weniger motiviert aus ihrem Auto. Sie laufen den Wanderberg, der von hier oben bereits eher ein Hügel ist hinauf und erblicken den blutdurchtränkten Tatort.
Hauptkommissar Cayman fragt: „Joa, woas isn des nun schon wieder für a Sauerei?!“.
Kommissar Kameramann meint: „Na des hoabn die Typen ja mal wieder toll hinbekommen!“.
Einer der Polizisten antwortet: „Joa als des da links, des iss die Rosemarie Obermayer! Die wurde erst erwürgt, dann wurde ihr der Schädel eingeschlagen, dann wurde sie ausgeweidet und anschließend hier neben dem zweiten Opfer, dem Helmut Untererdinger abgelegt! Und der Helmut wiederum, der wurde erst mit zweihundertundfünfzig Messerstichen in den Oberkörper ermordet und anschließend hat man ihm noch eine Axt innen Rücken gehaun! Wo sie auch immer noch drin feststeckt, wie man sieht!“.
Hauptkommissar Cayman rümpft die Nase: „Joa also die Leute, die werden auch immer bekloppter und bescheuerter, hat man den Eindruck! Ja wer macht den sowas? Zum Teufel!“.
Kommissar Kameramann meint: „Na des sind halt die Zeiten, in denen wir heutzutage leben! Die Leute haben viel zu viel überschüssige Energie und dann bauen die halt Scheiße! Und wer weiß, was die beiden Opfer hier auch nun wieder mit welchen anderen Leuten zu tun gehabt hoabn!“.
Hauptkommissar Cayman sagt: „Wir müssen noch zum Erbenbacher Bräuhof! Doa hat es ja auch noch einen Mord gegeben! Einen satanischen Ritualmord, wie es scheint! Also fahren wir erst einmal da hin, machen dort dann auch auch Brotzeit und kommen dann noch mal zurück, falls wir gebraucht werden sollten, alles klar?“.
Die Beamten nicken...
Dann begeben sich Hauptkommissar Cayman und Kommissar Kameramann wieder im Schneckentempo in ihren BMW, starten den Motor und fahren ebenfalls im Schneckentempo rückwärts wieder davon...
Auf der Fahrt zum Erbenbacher Bräuhof meint Hauptkommissar Cayman: „Also ich versteh das trotzen nicht! Früher, da hat man die Leut einfach über den Haufen geschossen! Das hat doch auch vollkommen ausgereicht! Wieso muss man heutzutage einen halben Baumarkt in seine Opfer versenken? Wieso muss ich jemandem den Kopf abhacken, wenn einmal Genick umdrehen doch auch vollkommen reichen würde? Also ich verstehe das einfach nicht!“.
Kommissar Kameramann antwortet entspannt: „Joa, also ich denke mal, des sind die aktuellen Zeiten einfach! Die Leute sind aufgeregt und aufgebracht und das Dauerhaft und dann entlädt sich das halt explosionsartig! Es werden auch wieder Zeiten kommen, wo man seine Gegenspieler wieder einfach beim Wandern den Berg runterwirft, abknallt oder einfach auch mal wieder nen Auftragsmörder bezahlt, der das dann sauber und schnell erledigt! Ich sehe das alles nicht so eng! Des ist halt der aktuelle Zeitgeist!“.
Hauptkommissar Cayman biegt nach rechts auf eine schmale Landstraße, die zum Bräuhof führt: „Na deine Worte in Gottes müden Ohren mein Freund!“.
Cayman liest
Dieses Mal:
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Friedrich Ani
„Unterhaltung“ - Kurzgeschichten und Miniaturen
„Mord und Totschlag“
Ein Meister der UNTERHALTUNG
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In all den Unmengen von vor allem Krimis, Krimithrillern und Thrillern, Psyhothrillern und Thrillerpsychokrimis, welche Tag für Tat auf den Markt geworfen werden, ist es so, wie überall anders auch, wo massenweise Dinge existieren, dass die wahren Perlen dann nicht selten entweder einfach untergehen, weil keiner sie dazwischen finden kann... Oder aber sich einfach zu wenig Leute gibt, welche diese seltenen Perlen finden, und somit einfach nicht und niemals die nötige Bandbreite exisiert, welche gebraucht würde, damit diese „Perlen“ dann auch die ihnen verdiente Bandbreite in der Öffentlichkeit bekommen.
Vor allem im Bereich der Thriller-Krimi-Psychodingens-Bücher wird so dermaßen viel Masse herausgehauen, Neuerscheinungen kommen, liegen, vor allem je nach Bekanntheit des Autors mal länger, mal weniger länger in den Läden und verschwinden dann auch ganz schnell wieder, denn die nächste Baggerschaufel voller Nachfolger, Neuerscheinungen und angeblichen Exklusivpremieren wartet schon darauf, den Markt zu überschwemmen.
Bestes Beispiel für mich war ein Politikthriller, der in Nordkorea spielt*e, welcher mit einer großen Vermarktungskampange, gratis Leseproben, Werbung in Zeitschriften und im Internet angekündigt wurde, als das nächste, große Ding! Insgeheim hätten sich die Marketingsleute wohl gewünscht, dass dieser Schmöker einen politischen Konflikt verursacht, mit Nordkorea, damit dieser „Thriller des Jahres“ erst so richtig durch die Decke geht, was die Verkaufszahlen angeht.
Tatsächlich lag diese „Sensation“ dann exakt... ZWEI WOCHEN LANG IM LADEN AUSGESTELLT – UND NIEMAND KAUFTE AUCH NUR EIN EXEMPLAR. Danach war dieser ach so große Thriller dann auf einmal, von einem Tag auf den anderen, einfach aus dem Angebot wieder verschwunden. Also nicht nur, dass man den Pappaufsteller wegräumte und den Stapel mit den Büchern wo anders im Laden parkte, sondern die Bücher, der gesamte unverkaufte Stapel war verschwunden und blieb es auch, nicht einmal der Tisch mit den „Preisreduzierten Mängelexemplaren“ war noch gut genug. Dass da nach zwei Wochen auf einmal aus dem Nichts ein großes Interesse bei der potentiellen Kundschaft einsetzte und diese alle angebotenen Exemplare auf einmal wegkauften, darf denke ich stark bezweifelt werden.
Den Titel des Buches, wie auch den Namen des Autors, der Autorin? Nicht einmal das Geschlecht weiß ich noch, ich weiß nur noch, dass das Buch eine Winterlandschaft und den roten Stern mit Goldverzierung auf dem Cover hatte oder so.
Tja, so viel also zu der Marketingkampange und diesem „Thriller des Jahres mit politischer Sprengkraft“, welcher nahtlos auch schon von den nächsten, großen „Sensationen“ abgelöst wurde und diese von den nächsten und so weiter.
Womit wir aber mal wieder zum eigentlichen Thema kommen wollen: Denn in einem Meer aus durchschnittlichen und unterdurchschnittlichen Produkten, die in Massen herausgehauen werden, ist es eben schwer, die wirklichen, die wahren Perlen und Schätze zu bergen, welche mehr Aufmerksamkeit mehr als verdient haben.
Jedoch ab und zu, da ja setzt Qualität dann eben doch durch und FRIEDRICH ANI ist einer dieser Autoren, dessen Krimis vor allem in dieser Gunst stehen. Seine „Süden“-Romane sind bereits mit Preisen überhäuft worden, 2010 wurden sogar gleich mehrere dieser Teile gleichzeitig mit dem selben Preis bedacht worden. Dies ist bis jetzt zuvor noch nie davor und auch seit dem danach nicht wieder vorgekommen.
Aber weil der Mann damit ja noch nicht ausgelastet ist, schreibt er auch noch Kinderbücher, Gedichte, Hörbücher, Kurzgeschichten und Drehbücher und erhält somit also in ziemlicher Regelmäßigkeit Preise und Auszeichnungen.
Und auch seine Krimi-Kurzgeschichten wurden in einem recht dicken, vollgepackten Buch zusammengepfercht und unter dem sehr passenden Titel „UNTERHALTUNG“ herausgebracht. Und auch wenn die meisten eher in die gerne mal „absurde“ Kriminal-Richtung gehen, sind allerdings auch sozialkritische, dramatische und satirische Kleinwerke darin zu finden, die allesamt einfach eben genau das tun, was der Buchdeckel bereits verspricht: Nämlich „UNTERHALTUNG“ liefern.
Mal längere und mal sehr kurze, also gerademal anderthalb Seiten kurze Geschichtchen und Miniaturen, Gedankenspiele, was auch immer, sind darin zu finden und selbst die sind oftmals gelungener, als mancher vollwertiger, 300-Seiten Massenwarekrimi.
Minikrimis, Minithriller und Minidramen
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Friedrich Ani ist ein sehr heimatverbundener Mensch, das merkt man selbstverständlich auch an seinen Krimis und in so ziemlich allen der hier gesammelten Miniwerken: Bayern ist die meiste Heimat all derer, welche hier morden, ermordet werden, zu viel wissen, ermitteln, suchen, verzweifeln, sich betrinken, dahinsiechen, nach ihrem Glück suchen, Dreck am stecken haben oder oder oder.
Dabei springen die kleinen Storys, Miniaturen, Geschichten und Momentaufnahmen zwischen todernst, satirisch, albern, verträumt, blutrünstig, bitterböse, extrem spannend, verstörend und einfach nur unglaublich albern.
Da ist ein kleiner, na nennen wir ihn mal „Dorfsheriff“, der zusammen mit seinem besten Freund seit Kindheitstagen mehr als nur den bereits besagten „Dreck“ am stecken hat. Denn die beiden und das erzählt der gute Ich-Erzähler auch frei heraus, haben bereits seit ihren frühen Jugendtagen eine Tat auf dem Kerbholz, die man mindestens als vorsätzliche Tötung beschreiben kann. Doch das hält den selbstverliebten, beinahe schon satanisch-bösen Erzähler nicht davon ab, einfach weiterhin so ziemlich jeden aus dem Weg zu räumen, der sich ihm in irgend einer Weise in die Quere stellt. Letzten Endes, da muss sogar der beste Freund und Kollege dran glauben, als er für den Erzähler zur Gefahr wird. Und wie es sich eben für einen erfahrenen „Killer“ gehört, wird auch dieser Mord sehr kaltblütig, professionell und handwerklich ausgesprochen sauber erledigt. Da ist man als angewiderter Leser fast schon wieder beeindruckt.
Da ist ein mehr als selbstverliebter Architekt, der an sich vom Level der Widerlichkeit irgendwo zwischen Donald Trump und dem Boss von Wirecard bewegt, aber... Und das muss man ihm zugute halten, er will das Richtige! Er plant seine Bauwerke für die Menschen und nicht für sein eigenes Ego oder architektonische Trends. Er überlegt exakt und akribisch, wie man Wohnungen so erbauen und planen kann, dass die Menschen auch im Alter problemlos darin leben können und ihre vier Wände ihnen dabei im wahrsten Sinne des Wortes unter die Arme greifen, ihnen ihren Lebensabend maximal erleichtern können. Der Herr Architekt hat die Problematiken einer alternden Gesellschaft, aller alternden Menschen bis ins letzte Detail durchschaut und will Abhilfe leisten. So weit zu seiner positiven Charakterseite. Um seine eigenen Ziele allerdings maximal durchzusetzen und alle seine Visionen wahr werden zu lassen, muss er die Karriereleiter aufsteigen und vor allem seine Widersacher loswerden. Also haben diese halt nach und nach, na sagen wir mal... „Unfälle“. Und wie gesagt: So widerlich dieser Typ auf der einen Seite auch ist, so edel und nachvollziehbar sind seine Beweggründe und so verzahnt ist es, sich somit wirklich ein steinfestes Urteil über ihn zu bilden.
Da ist der Tunichtsgut, der seit seinem Arbeitsunfall eigentlich nur noch in immer derselben Kneipe, an immer demselben Sitzplatz herumhängt und sein Leben wortwörtlich VERGEUDET. Er selber weiß das und beschließt irgendwann immerhin halbherzig, eben genau davon Abstand zu nehmen und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Mit dem zu erwartenden Ergebnis. Der nächste Bierdurst kommt, da ist eine nette Kneipe in Sichtweite, also nichts wie hin, denn warum sollte man sich, nach so einem derartig lebensverändernden Entschluss nicht ein, zwei oder drei Bierchen gönnen dürfen? Man muss es ja nicht gleich überstürzen. Derweil in der besagten Kneipe, da steht die Wirtin hinter dem Tresen, alleine und im Dunkeln. Denn sie hat alle ihre Gäste rausgeschmissen, nachdem sie schlagartig die Midlifecrisis gepackt hat und sie begreifen musste, das sie ihr bisheriges Leben quasi verschenkt hat. So steht also der eine, der sein halbes Leben vergeudet hat draußen und klopft gegen die Scheibe und will rein und die andere, die ihr halbes Leben vergeudet hat steht drinnen und lässt niemanden herein, kann aber auch nicht heraus, weil da draußen dieser Kerl steht.
Da befragt ein erfahrener Kommissar einen trauernden Ehemann, dessen Frau ermordet wurde am Weihnachtsabend, weil dessen Aussage merkwürdige Lücken aufweist. Erst, da verstrickt sich der Gatte noch in Widersprüche, rückt aber dann mit der für ihn beschämenden Wahrheit doch heraus, der Kommissar notiert und bemerkt, dass damit alle Zweifel aus dem Weg geräumt sind. Der Ehemann kann es nicht gewesen sein. Also trollt sich der Ermittler und lässt den Befragten, der auffällig viel Verständnis für das alles hat, wieder alleine. Woraufhin der Trauernde die Schwester seiner Frau aus dem Haus wirft, weil er alleine sein will. Als er dies nach erheblichem Widerstand dieser geschafft hat, da wird alles auf einmal ganz klar und man fühlt mit ihm und begreift all die Ereignisse des Mordes, wie auch die Beweggründe des „Täters“ und hat Mitleid. Was dann aber passiert, final, kurz vor Ende dieser kleinen, bis eben sehr emotionalen Geschichte, lässt einen das Blut in den Adern gefrieren.
Da sind vier Leute, mit mal mehr, mal weniger finanziellen Problemen. Zwei aber, die haben richtig dicke Schulden und einen Plan, der anscheinend idiotensicher ist. Nach einigem Hin und Her ziehen sie es durch, einer von ihnen, der ist das Opfer und soll halt draufgehen, es geht als nicht anders. Aber warum sollte man die Beute durch drei teilen, wenn man sie auch durch zwei teilen kann? Da hat dann doch jeder gleich mehr in der Brieftasche! Aber Moment mal! Wenn man nur durch zwei teilt, das ist noch viel weniger lukrativ, als durch eins, also GAR NICHT TEILEN! Am Ende, da bleibt somit nur einer übrig, in der doppelten Gewissheit, dass die Gier nach Geld und finanzielle Not oftmals mehr Bedeutung haben können, als irgendeine „Freundschaft“ oder aber „Liebe“. Man muss nur einen See finden, der auch tief genug ist, dann lösen sich ohnehin alle Probleme einfach in trüben Dunst... äh, ich meine... Wasser auf.
Da treffen ein ehemaliger Kommissar, der jetzt ein abgehalfterter Detektiv ist und der Vater eines vor zwanzig Jahren verschwundenen Mädchens, welches man bis heute nicht gefunden hat, zufällig, an einem heißen Sommertag aufeinander. Der ehemailge Kommissar erinnert sich auf einmal wieder, als wäre es erst gestern gewesen! Das Mädchen war mit ihrem Freund im Stadtpark, der Freund wollte mit seinem Einrad fahren, das Mädchen lieber auf der Wiese sitzen und lesen, also trennten sich die beiden für kurze Zeit. Als der Freund zurückkehrt, ist das Mädchen verschwunden. Bis heute. Die Ermittlungen verliefen sich, die Eltern des Mädchens verzweifelten, jeder auf seine Weise. Der Freund wurde vor allem vom Vater des Mädchens maltretiert, war es doch, wäre es doch in dessen Augen die gottverdammte Pflicht gewesen, des Freundes, bei dem Mädchen, bei seiner Tochter zu bleiben! Aber stattdessen tat er genau das nicht! Dieser kleine, ehrlose Scheißkerl! Er soll hoffentlich in der Hölle schmoren! Die Mutter des Mädchens derweil, die gab vor allem dem ehemaligen Kommissar und der Polizei die Schuld, weil diese in ihren Augen nicht gut genug ermittelten. Nach seiner Begegnung mit dem Vater und jenem alten Fall, der ihn bis heute nicht loslässt, läuft er noch einmal die vermutliche Route des Mädchens ab und muss feststellen, dass die Vergangenheit manchmal wie eine unheimliche Flutwelle, einfach so, aus dem Nichts über einem hinüberrollen kann, ohne Antworten anzuspülen.
In der Idylle, da lauert das Böse
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Ja, Bayern ist schön. Kann aber auch extrem armselig und dreckig sein, schäbig und erbärmlich. Aber wie an allen anderen Orten der Welt auch, stehen Anis Figuren ebenfalls zu ihrer Heimat, und Ani als Autor gibt sein Bestes, um diesen „Stolz“, diese Heimatverbundenheit noch zu verstärken. Bis auf ein paar Ausnahmen, spielen die meisten der Geschichten in Bayern, gerne in München, der in Kneipen und gerne in der Lebenswelt derer, welche diese mitunter verstaubten aber für sie wohnlichen, kleinen Mikrouniversen behausen.
Neben Mord und Totschlag, da wohnen wir als Leser nämlich auch immer wieder diversen Stammtisch-“Ureingeborenen“ und ihren zum Teil sehr obskuren Lebenswelten und Ansichten bei, ergötzen uns mal an ihrer Schrulligkeit, wundern uns mal über ihre Lebensverhältnisse, bemitleiden sie oder aber schütteln nur den Kopf darüber, was diese windschiefen Figuren mit ihren kümmerlichen Existenzen meistens eher NICHT anzufangen wissen.
Vom hartnäckigen Dauergast, der mittlerweile vom Kneipenbesitzer schon als Teil des Mobiliars angesehen wird, über den unscheinbaren, älteren Herren, der sich vor seiner grauenhaften Verwandtschaft gekonnt zu verstecken weiß bis hin zum kopfkranken Vollzeitspinner, dem irgendwann die Sicherungen durchbrennen, seine Familie abschlachtet und dies begründet mit: „Das musste jetzt einfach mal sein!“.
Oder eben der besagte Tunichtsgut, der trotz aller guten Vorsätze, jetzt endlich in seinem Leben etwas zu ändern, am Ende doch wieder nur vor der nächsten Kneipentür steht. Aber nicht reingelassen wird, weil die Betreiberin auf einmal realisiert hat, wie leer und ereignislos ihr Leben bisher doch gewesen ist. Ihre Söhne haben das große Abenteuer in Amerika oder sonstwo gesucht und auch gefunden, ihr kleines oder großes Glück. Und ihr Exmann? Auch schon lange weg, wo auch immer, aber jedenfalls nicht mehr bei ihr. Sie realisiert, dass sie selber, wie auch das Leben das sie führt, ungefähr so lebenswert und spannend ist, wie einer Kartoffel beim verschrumpeln zuzusehen. Derweil hat der Tunichtsgut seine eigene, neue Prämisse, aus seinem eigenen, nicht weniger sinnlosen und langweiligen Leben etwas zu machen, schon wieder mehr oder weniger komplett vergessen und sucht verzweifelt Einlass in die geschlossene Kneipe. In der die Besitzerin steht, steif vor Schock der Erkenntnisse, welche ihr nun wie lautratternde Zugwaggons ununterbrochen durch Oberstübchen fahren.
In anderen Storys, da geht es dann auf einmal richtig ernst und brutal zur Sache. Beispielsweise, wenn ein Ermittler sich um ein beinahe totgehungertes Mädchen kümmern muss, welches von der Straße aufgelesen wurde. Die Mutter derweil, wenn man die alte Schlampe so nennen will, feiert mit irgendwelchen anderen Leuten in einer Kneipe, als gäbe es kein Morgen. Bis die Realität sie einholt und der Ermittler sie sich zur Brust nimmt und auf noch viel mehr Elend und menschliches Leid stößt.
Die Figuren sind allesamt, selbst in Miniaturen, die manchmal nur knapp etwas mehr als anderthalb Seiten lang sind, immer und durchgehend überzeugend, wie auch die bayrische Landesverbundenheit niemals stört, sondern immer ein ganz natürlicher Teil der Handlung und der Atmosphäre ist. Die Figuren sind mal, je nach Genre der jeweiligen Geschichte tiefer oder halt sehr platt, bleiben einem aber dennoch im Gedächtnis.
Letztendlich weiß vor allem der sehr oft leicht bis sehr rebellische, anarchische Erzählton zu überzeugen, denn irgendwie, da schwebt in allen der Storys immer eine gewisse Prise Wahnsinn mit, welche daherkommt, als sei es, als sei sie selber das Normalste auf der Welt. Das somit vielen der Charaktere also auch die ein oder andere Pfanne auf dem Dach fehlt, das muss man ja schon gar nicht mehr erwähnen.
Aber mal ganz ehrlich...
Wann haben Sie das letzte mal wirklich ausgiebig in den Spiegel geguckt oder mal einen Psychologen aufgesucht, um sich auf Ihre seelische und geistige Verfasstheit hin überprüfen zu lassen?
Ja, eben!
FAZIT
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Es ist schon irgendwie erstaunlich – Und ebenso entlarvend wie ich finde:
Das was all die hunderttausenden von Krimis, Krimithrillern, Psychothrillern, Thrillern und Psychokrimithrillern mit ihrer stets beworbenen „Tiefen und ultralealistischen, psychologischen Durchdachtheit“ Jahr für Jahr ohne Unterlass bergeweise auf die Verkaufstische und in die Versandlager von Amazon und Co. Inflationär wie Sperrmüll abladen... Ja das schaffen selbst die Anderthalb-Seiten-Miniaturen in dieser Sammlung!
Und das sogar teilweise wesentlich besser, als es so mancher ausgewachsener Krimithriller, Thriller und/oder Phychokrimithriller mit seiner Tiefenpsychologie und all der genausotiefen Vorabrecherche des Autors jemals könnte.
Und da man nie weiß, ob einen nun schon in der nächsten Story ein todernster Gesellschaftskrimi erwartet, mit sehr sehr viel, sehr offener Sozialkritik, einfach nur eine ziemlich blödliche Satire, ein Splatterfest oder eine nachdenkliche Kurzgeschichte, wird jedes Umblättern, jeder Neuanfang zu einer spannenden Entdeckungsreise mit ungewissem Ausgang. Denn immer wenn man glaubt, verstanden zu haben, wie der Hase läuft und seine Urteile über die einzelnen Figuren getroffen hat...
Da dann könnte sich eventuell auf einmal alles ganz plötzlich auf den Kopf drehen. Aus dem vermeidlich Guten wird auf einmal ein kranker Psychopath, aus dem scheinbar unsympathischen Arschloch wird auf einmal ein im Grunde genommen herzensguter Mensch, der nur mal etwas Liebe bräuchte oder aber man steht vollkommen im Zwiespalt da, was man nun von diesem oder jenen Charakter denn halten soll, weil dessen schlechte und gute Werte sich genau die Waage halten.
Inspirativ sind jene Geschichten und Miniaturen aber allemal, vor allem für alle, welche selber vielleicht immer schon mal ein bisschen „schreiben“ wollten, sich aber entweder niemals getraut haben und/oder aber gar nicht wissen, über was und wie sie schreiben sollen. Zudem ist der Lerneffekt, wenn man beispielsweise einmal anschaut, wie Ani es schafft, auf manchmal nur anderthalb Seiten einen ganzen Krimi unterzubringen, wie dies überhaupt zu bewerkstelligen ist, enorm.
Man kann viel lernen von Friedrich Ani oder sich einfach von ihm mitreißen lassen, belustigen lassen, schockieren lassen, provozieren lassen, Bayern ein bisschen erkunden!
Denn das macht gute UNTERHALTUNG nun mal eben aus!
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Friedrich Ani
„Unterhaltung“ – (Hauptsächlich Krimi)-Kurzgeschichten und Miniaturen
Taschenbuch
Droemer-Verlag
Ersterscheinung 2014
Preis: 9,99€
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
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Letzter tödlicher Akt
Am Erbenbacher Bräuhof angekommen, legen unsere beiden Ermittler erst einmal, wie ja bereits angekündigt, ihre Brotzeit ein. Hier in dem sonnigen, idyllischen Biergarten des Hofes, wo die beiden alten Kastanien Schatten spenden, der Hammersee in seinem fast Türkisblau mit dem Himmel um die Wette strahlt und die Spatzen in den akkurat geschnittenen Hecken keckern und piepsen.
Hauptkommissar Cayman und sein Kollege sitzen an einem der großen Holztische und betrachten von dort aus, ihre Brötle kauend und ihr alkoholfreies Radler trinkend den Tatort, welcher sich vor ihnen auftut...
Der Schweigersdorfer-Matthias, also der Besitzer des Erbenbacher Brauhofes, er liegt hier in seine Einzelteile zerlegt, innerhalb eines mit roter Farbe auf den Steinboden gemalten Kreises, welcher mit einem Altar aus Tierknochen und einem alten, aber massiven Holztisch und Kerzen in der Mitte ausgebaut wurde...
Der Schweigersdorfer-Matthias blickt die beiden Ermittler, als abgetrennter Kopf, auf einem Holzpfahl aufgespießt durch seine leeren Augenhöhlen mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck an, derweil auf seiner Stirn augenscheinlich ein satanischer Gebetstext oder so etwas Ähnliches eingeritzt wurde...
Der Rest vom Matthias, ja der liegt überall an bestimmten Stellen des Ritualplatzes verteilt herum und erweckt den Eindruck, dass hier Profis im Satanismus am Werk waren, die ihre Sache sehr genau verstanden haben...
Hauptkommissar Cayman beißt in seine Semmel und sagt: „Die Leut werden immer bekloppter zur Zeit!“.
Kommissar Kameramann antwortet: „Jupp! So isses! Aber es werden auch wieder andere Zeiten kommen! Dann vergraben die Leute ihre Leichen wieder und dann können wir uns wieder die Rücken krummbuckeln, um die dann wieder aus ihren Löchern rauszuholen! Oder aber es kommt wieder sone „Heimwerkerphase“, wo die Leut ihre Mordopfer irgendwo im Haus einbetonieren und wir erst dreißig Jahre nach denen suchen müssen und dann, wenn wir sie gefunden haben, auch noch mit Vorschlaghammer und Meißel die Leichen da wieder rausholen müssen, weil der Nachkäufer oder Mieter die Schweinerei beim Renovieren gefunden hat! Doa iss mir des so viel lieber, wenn ich ehrlich bin! Denn so brauchen wir die Toten dann nur noch einsammeln und fertig!“.
Hauptkommissar Cayman denkt kurz nach und stimmt dann zu: „Joa, da hast du natürlich Recht! So isses viel einfacher!“.
Eine kurze Weile, da essen und trinken die beiden, ohne ein Wort zu sagen...
Dann fragt Kommissar Kameramann: „Aber du sagt mal?! Woas machn wir denn dann jetzt mit unserem Toten? Dem Rudolf Schleyertaler? Der liegt ja aufm Revier immer noch im Kofferraum von seinem Mercedes!“.
Hauptkommissar Cayman winkt ab: „Ach was! Unser Auftragsmörder, der Parisi kümmert sich darum! Der hatte ja auch schon heute Morgen gefragt, ob er den Wagen mit dem Rudolf drin nun im See versenken soll oder den Wiedertaler-Abhang runterschmeißen soll! Wäre ja beides nachvollziehbar! Erst hatten wir den See im Auge, aber dann haben wir entschieden, dass der gute Rudolf ja immer gerne mit dem ganz großen Knall gegangen iss! Da hoabn wir dann also entschieden, dass unser Killer den Wagen mit dem Rudolf am Steuer dann eben den Abhang runterschmeißt!“.
Kommissar Kameramann meint daraufhin, während er sich sein Radler aufmacht: „Na dann iss ja alles geklärt!“.
Wieder sitzen die beiden eine Weile und essen und trinken und betrachten den Tatort vor ihnen, besonders aber den Kopf vom Schwigersdorfer-Matthias...
Dann meint Hauptkommissar Cayman: „Nur nicht den Kopf verlieren in diesen wilden Zeiten!“.
Kommissar Kameramann muss grinsen...
Aber auch echt nur, weil der Spruch so schlecht ist...
ENDE
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caymanbloggt · 3 years ago
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CaymanBloggt> Inwaestigatiev> DIE FARBE(n) DES JAHRES 2022> Lifestyle> First World Problems
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Erster lilafarbener Akt
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Eigentlich, wenn man ehrlich ist, ja dann muss man zugeben, KÖNNTE man zugeben, dass es inzwischen so weit ist: Die vier Reiter der Apokalypse sind sind auf Erden unterwegs und verbreiten ihre Eigenschaften... Krieg, Pestilenz, Hunger und Tod.
Alles ist scheiße, nichts geht voran, eher rückwärts...
Inflation, steigende, nein, EXPLODIERENDE PREISE, EXPLODIERENDE INZIDENZZAHLEN, EXPLODIERENDE GEBÄUDE, EXPLODIERENDE DISKUSSIONEN vor allem auf Asocial Media – Und wahrscheinlich ist der Kaffee im Pausenraum auch schon wieder alle. Nur Cayman hat noch nicht nachgesehen, es wäre vermutlich der finale Tropfen, welcher dann auch das letzte bisschen Hoffnung und Motivation wie ein Stein in diesem Meer aus Zukunftsängsten, Kriegssorgen, Geldsorgen, Corona, medialer Überforderung, Doomscrolling und...
Da kommt der Kameramann hereingepoltert „MOOOIIIINNN!!! Ich bringe die neuen Farben mit! Also die von Pantonne und die von WeeGeehEssVauWeh oder wie die heißen! Ein bläuliches Lila und ein rötliches Lila! Echt geil, was die sich da wieder aus den Finger gezogen haben!“.
Cayman, der ganz in seiner Lethargie versunken ist, in all dieser Doom-Lethargie, in diesem Studel, nein, in diesem niemals enden-wollenden Ozean aus menschlicher, seelischer und emotionaler Finsternis...
Da tippt der Kameramann Cayman auf die Schulter „Du sach mal! Kann der alte Scheiß von Zwanzig-Einundzwanzig, also das ganze grau-gelbe Zeugs dann ja jetzt innen Müll nä? Den braucht ja keiner und den will auch keiner mehr. Und Sozialkaufhäuser nehmen auch keine Trenddekokacke“.
Cayman nickt so gut er kann. Denn nicht nur sein Geist, diese zähe Masse, auch seine Seele, dieser Bleiklumpen, sowie sein Körper, dieser schwere Stein, dieser unförmige Findling, sie wollen dem, was da um sie herum passiert, kaum noch richtig oder überhaupt folgen. Wozu denn auch? Die Welt, sie scheint wie eine Waschmaschine, in die jemand mitten im Schleudergang einen großen Betonklotz hineingeworfen hat, und die sich nun deshalb selber mehr und mehr in ihre Einzelteile zerfetzt...
Da fragt der Kameramann „Soll ich die Wände eigentlich grundieren oder die neue Pampe einfach drüberpinseln und fertich iss? Weil an sich isses ja matte Farbe gewesen letztes Jahr. Und ich glaube zwar, dass das Gelb ein bisschen in Streifen manchmal durchscheint, aber wennde da dann einfach noch mal drüberstreichst, dann sieht man das auch nicht mehr“.
Cayman dreht sich endlich, aus eigener Kraft zumindest einmal um. Nachdem er irgendwann, gefühlte hundert Jahre lang seinen ermatteten Körper zum Kameramann bewegt hat, da bemerkt er erst, dass dort ja noch... Wie hießen sie gleich noch mal? Die beiden Farben des letzten Jahres? Das stinklangweilige Grau und dieses Standard-Gelb, welche zusammen eine Symbiose ergaben, wie Nutella mit frischer Streichwurst. Er weiß es nicht mehr und will es eigentlich auch gar nicht wissen, denn zu sehr erdrücken ihn die Welt da draußen, die Nachrichten auf dem Smartphonebildschirm und...
Da schimpft der Kameramann „Aber sach mal... Was machen wir denn jetzt eigentlich mit der anderen „FARBE DES JAHRES“? Also die, welche von dieser anderen Wichtigtuer-Werbeagentur ernannt wurde? Also dieser komische Dunkelrotlilaton? Soll ich eine Wand also Pantonne-Lila machen und die jeweils andere dann in Rotlila? Oder akzeptieren wir am Ende doch nur Pantonne? Weil die einfach die größte Fresse von allen haben?“.
Gerade als Cayman einfällt „Zweite Farbe des Jahres... Ach ja! Da war ja was!“...
Klingelt das Smartphone vom Kameramann, mit seinem „Barby Girl“ von Aqua. Und auf der Stelle, als sich sein Kumpel „Der Schorsch“ am anderen Ende meldet, ist er mit erhobenem Zeigefinger, als Zeichen dass es wichtig ist, auch schon verschwunden...
Cayman dreht sich eisenschwer wieder an seinen Schreibtisch, lässt seinen Kopf sinken und sagt genervt:
„FILM AB!“
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Die Farbe des Jahres 2022 – (Oder auch nicht)
„Die Farbe(n) des Geldes“
Kein LILA, eher ein bläuliches rot, aber in einem seichten Rotton mit bläulichem Lila gehalten...
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Das Jahr 2022 stand ohnehin in den Prognosen von 2021 unter keinen guten Stern. Und dass alles teurer werden würde, dass Corona nicht weg sein würde, dass unsere Politiker keine klugen Entscheidungen treffen und auch die Konfliktlage auf der Welt nicht besser, sondern eher schlechter werden würde, ja das alles hat man ja bereits mit Magengrummeln so hingenommen.
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Was dann aber tatsächlich kam, kommen würde, ja das konnten sich letztendlich nicht einmal die größten Hellseher und Analysten in ihren kühnsten Albträumen ausmalen. Wobei das mit putinfotZe und seinem Angriffskrieg auf die Ukraine HÄTTE man EVENTUELL, also IRGENDWIE ERAHNEN KÖNNEN. Immerhin hat der Mann schon 2014....
Ach egal.
Bleiben wir beim Thema: Vermutlich hatte man auch bei PANTONE sich das alles etwas anders vorgestellt. Eventuell aber auch nicht, denn schließlich wurde der gesamte „WIR ERNENNEN EINE FARBE DES JAHRES“-Zirkus damals, im Jahr 2000 eingeführt, als die Menschen große Ängste hatten. Beispielsweise vor einem gigantischen, weltweiten Computercrash, vor Terror, vor einer Wirtschaftskrise und eventuell auch, dass Godzilla aus dem Meer kommt und einfach alle auffrisst oder so. Damals wählte man, weil man die Menschen damit „beruhigen“ wollte, einen frischen, aber ruhigen, leichten Farbton. Ein helles, sanftes Blau, welches, ebenfalls bereits von einem angepassten und nichtssagenden Schwurbeltext dekoriert, der Menschheit untergejubelt wurde. Das hatte Erfolg, das kam an. Denn ENDLICH gab es eine Stelle mehr, welche behauptete, sich mit irgendwas bestens auszukennen und den trägen, dumpfen Massen da draußen vorschrieb, welche Farbe sie dieses Jahr besonders toll zu finden hätten.
Der normale Endverbraucher liebt solche Gebräuche. Thematisch passende Zeitschriften und andere Medien lieben solche Gebräuche. Die Medien im Allgemeinen lieben solche Gebräuche. Die Mode- Kunst- und Designwelt liebt solche Gebräuche.
Und so wandelte sich der einst verstaubte und fast pleite gegangene Hersteller von Farbkarten mehr und mehr, weil seine Nische gefunden, von einem Farbkartenhersteller zu einer selbsternannten „AUTORITÄT IN SACHEN FARBE“ - Oder genauer: Man strukturierte die Firma um und machte aus ihr eine Marketingagentur, welche sich zu einem Großteil darauf konzentrierte, möglichst ganz viel Kram zum Thema „Farben“ zu machen. Ob alles davon, was man da tat jetzt einen Sinn ergibt oder nicht, konnte den Leuten bei PANTONE ja scheißegal sein, es funktionierte, die Kunden kamen zeitweise in Scharen herbeigeströmt und bis heute verdient man mehr als gut damit, dass man im Grunde genommen anderen Leuten zeigt, wie sie Farben auf welche Weise (oder besser nicht) einsetzt. Mittlerweile, da hat man natürlich auch eigene Tools, Programme, ein eigenes „Institut“, weil das einfach besser klingt und nannte sich bis letztes Jahr einfach mal, mit leichtem, thematischen Drall ins Autoritäre halt eben: „DIE AUTORITÄT IN SACHEN FARBE“.
PANTONE ist eine Marketingagentur, die vor allem davon lebt, dass sie eine große Klappe hat und auch gerne mal ungefragt Aktionen durchführt, wie im Jahr 2000 die Ernennung einer FARBE DES JAHRES. Niemand hat danach gefragt, keiner hat ihnen den Auftrag dazu gegeben, eigentlich braucht auch niemand diesen alljährlichen Zirkus, außer PANTONE selber... Aber wie bereits gesagt: Menschen sind Herdentiere und freuen sich jedes mal aufs neue, wenn irgendwo ein Schäferhund laut bellt, weil man dann immerhin irgendwie weiß, wo man in dieser chaotischen Welt hin-eiern soll. Und „HINTERHERLAUFEN“ und eventuell auch ein bisschen selber davon profitieren (In dem man sich beispielsweise selber passend dazu inszeniert und Inhalte erstellt – So wie ich jetzt gerade), ja das ist dann dabei halt all inclusive.
Und wer eben nicht darauf aus ist, sich selber zu inszenieren, ja der hat immerhin in einem weiteren Lebensbereich einen weiteren Schäferhund gefunden, welcher ihm lauthals den Weg weist.
Und solche Leute kaufen dann auch PANTONE KAFFEETASSEN für 25,73€ - ESPRESSOTASSEN für 11,23€ - CORTADOTASSEN für 20,95€ oder ein verschissenes NOTIZBUCH für fast 15,00€!
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Quelle: Pantone
Und die ganzen woken Friday for Future Identitätskriegerkiddies holen sich natürlich die LGBTQ-REGENBOGENKAFFEETASSE, die eine ganze Ecke teurer ist, als die ohnehin bereits bescheuert überteuerten PANTONE-TASSEN - Weil Wokies natürlich allemiteinander Vollidioten sind, und man sie als geldgeile Marketingagentur natürlich umso leichter abziehen kann!
WEIL WOKE SEIN NUN MAL VIEL TEURER IST, ALS NUR PANTONE-FAN ZU SEIN! - Kapiert das doch endlich mal!
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Quelle: Pantone
Warum man nun genau fast 5€ extra für die Regenbogen-Kaffeetassen berechnet, das weiß man wohl nur bei PANTONE. Wobei das widerliche Motiv, nämlich mit diesem „Trend“ mal eben ein bisschen extra zu verdienen bei der offensichtlichen Preissteigerung, einem regelrecht kreischend ins Gesicht springt. Bei PANTONE ist man in seinen wahren Motiven halt sehr sehr durchsichtig.
Da man aber ja DIE AUTORITÄT ist...
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Quelle: Pantone
...DA KANN MAN JA DANN AUCH EINFACH MAL EIN BISSCHEN BUNTES STOFFBAND AN EINEM METALLRING FÜR BIS ZU FAST 14€ VERKAUFEN! GAR KEIN PROBLEM! DER WACHSTUMSGESTÖRTE NEOKAPITALISMUS MACHT ES JA MÖGLICH!
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...und sich Diktaturen und Diktatoren einfach alles erlauben können (Siehe putinfotZe), kann man sich seine Preise natürlich so ausgestalten, wie man möchte!
Also ICH habe mir meine Tasse 2020 ja einfach mal selber gemalt! Und ich kam mit einem Bruchteil des Kaufpreises raus:
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Phantastisch oder?! Vom Original kaum zu unterscheiden
Aber wer bei all den tollen Produkten nun als erstes denkt: “Wow! Wo kann ich diese tollen Produkte kaufen?” - Hier geht`s zum überteuerten PANTONE-Shop:
https://www.pantone.com/eu/de/sortiment/pantone-lifestyle
Aber gut, halten wir also mal fest: PANTONE IST DIE AUTORITÄRE MACHT IN SACHEN FARBEN – Ganz einfach, weil sie selber das so bestimmt haben PUNKT.
Dumm nur, dass sich nun auch eine andere Marketingagentur (oder so etwas in der Art) gedacht hat, einfach mal eine Farbe des Jahres zu ermitteln und zu ernennen!
Und weil man bei PANTONE mit SOWAS aber ja seit 2000 nicht gerechnet hat (So wie putinfotZe nicht mit Gegenwehr in der Ukraine gerechnet hat), und sich auch nicht irgendwie abgesichert hat, es vielleicht auch gar nicht konnte...
Naja...
Gibt es 2022 halt jetzt gleich mal ZWEI FARBEN DES JAHRES
Autorität in Sachen Farben my Ass PANTONNE.
VERY PERY... Ach nein... ORCHIDEE... Oder?!
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Aber um welche Farben geht`s jetzt überhaupt?  - Und warum ist PANTONE dieses Jahr besonders stolz auf seine?
Und muss man diesen Schwachsinn überhaupt mitmachen?
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Fangen wir aber mal bei der ersten Frage an:
Bei PANTONE, da hat man sich für ein lilanes Blau entschieden, welches aber aufgrund seiner rötlichen Färbung eher ins lila-violette Spektrum geht, weil einfach nur „LILA“ wäre ja langweilig gewesen. Man taufte das ganze „Very Pery“, was aber nichts mit Katy Perry zu tun hat und die bei PANTONE fürs Marketinggeschwurbel zuständige Chefschwurblerin betonte – Zitat:
„...ist es einfach ein Ausdruck des Zeitgeistes. Schließlich sei so viel von einer »neuen Realität« die Rede gewesen in den vergangenen Monaten, sagt Eiseman dem SPIEGEL, dass man etwas mit Symbolcharakter gesucht habe.
»Also nahmen wir Blau als eine weltweit sehr beliebte Farbe, die Beständigkeit und Ruhe ausstrahlt, und unterlegten sie mit einem warmen, dynamischen Rot, das für Optimismus steht.«“
Meine Damen und Herren: VERY PERY
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Tja, dumm nur, dass schon ein paar Monate später die Farben BLAU und GELB zu den vermutlich auch des ganzen, restlichen Jahrzehnts wichtigsten Farben wurden. So kann man sich halt irren.
Beim neuen Fressfeind von PANTONE, der in London ansässigen Agentur WGSN derweil, welche gleich mal gegen PANTONE ätzen müssen, in dem sie klarstellen, dass ihre Farbe auch tatsächlich von Trend- und Farbenexperten bestimmt wurde, kommt man derweil zu einem ähnlichen, aber anderen Ergebnis:
Nämlich „ORCHID FLOWER“
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Na immerhin sind sich beide Wichtigtuer-Agenturen darin einig, dass wieder einmal ein Lila-Rot-Blau-Violett-Irgendwas-Farbton, mit einer wie ich persönlich ja finde nicht sonderlich wohltuenden Wirkung aufs Gemüt, die Mode-, Wohn- und Dekotrendfarbgebung ist.
Allerdings gibt es bei diesen beiden Trendfarben EINEN GROßEN UNTERSCHIED!
Nämlich den, dass WGSN laut eigener Aussage Trendscouts und Experten damit beauftragt hat, genau zu schauen, welche Farben das Jahr 2022 wohl angesagt sein werden. Etwas, womit man sonst immer bei PANTONE angibt - Dort aber, ja da war man dieses Jahr ganz crazy und hat sich seinen „VERY PERY“-Farbton laut eigener Aussage einfach mal selber aus den Fingern gezogen...
Ja, ganz richtig gelesen, PANTONE behauptet, SIE UND NUR SIE haben diesen Farbton hier...
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...also diesen Farbton hier
SELBER AUSGEDACHT UND EIGENHÄNDIG ENTWICKELT.
Und darauf ist man sehr sehr sehr sehr stolz - Zitat:
„Die Pantone Color of the Year spiegelt wider, was sich weltweit in der Gesellschaft abspielt und sie drückt die Hoffnung aus, dass Menschen in Farben Antworten finden “, fügt Laurie Pressman, Vice President des Pantone Color Institute hinzu. „Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte des Pantone Color of the Year-Programms, mit dem wir Menschen Farben näher bringen wollen, eine neue Farbe erstellt und das spiegelt die globale Innovation und den Wandel wider, der gerade stattfindet.“
Laut dieser Behauptung, also wenn man es ganz genau nimmt, dann dürfte dieser Farbton in keinem Farbwähler bis jetzt existieren! Weil PANTONE diese Farbe, diesen Tonwert SELBER ERST ERFUNDEN UND ENTWICKELT HAT.
Okay gut, selbst der Farbwähler von meinem alten Ulead-Grafikprogramm sagt etwas anderes, aber was weiß schon ein Grafikprogramm von 2005, wenn man auch PANTONE – DER AUTORITÄT IN SACHEN FARBE glauben kann. Zumindest wenn man den von PANTONE angewendeten Trick übersieht. Weil „VERY PERY“ einfach noch nicht im PANTONE-eigenen Farbsystem eingetragen ist. Also kann eine Farbe bereits existieren, aber wenn sie nicht bei PANTONE abgespeichert ist, dann können sie behaupten, die Farbe wäre eine von ihnen erschaffene Neuentwicklung. Was ja innerhalb ihrer eigenen Bubble auch stimmt, also irgendwie, also rein philosophisch.
Und ja! Sie hatten erst 2018 einen Violetton als FARBE DES JAHRES – ULTRA VIOLET um genau zu sein:
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Und VIELLEICHT, aber auch nur GANZ VIELLEICHT, da haben sie die alte Farbe genommen, die Werte etwas höher gedreht und fertig, weil Wiederverwendung von Dingen ist ja aktuell wieder sehr im Trend.
So oder so, da klingt und wirkt die Ernennung der FARBE DES JAHRES aus dem Mund von WGSN immerhin wesentlich ehrlicher, kompetenter und vor allem nicht einmal ansatzweise so dermaßen selbstverliebt und selbstbeweihräuchernd, dass einem noch das Essen vom Vortag wieder hochkommt, wie bei PANTONE.
Denn während WGSN auf ihrer Seite einfach darauf hinweisen, dass „ORCHIDEE“ die Farbe des Jahres ist...
https://www.wgsn.com/en/blogs/coloro-wgsn-colour-of-the-year-2022-orchid-flower
Wälzt sich PANTONE in Eigenlob und Selfmarketing der schleimigsten Art und Weise überhaupt.
https://www.pantone.com/eu/de/color-of-the-year-2022
Zitat:
„Seit über 23 Jahren hat die Pantone Color of the Year einen maßgeblichen Einfluss auf die Produktentwicklung und auf Kaufentscheidungen in zahlreichen Branchen, einschließlich dem Mode-, Möbel- und Industriedesign sowie dem Produkt-, Verpackungs- und Grafikdesign.“
Ihr habt ja echt eine hohe Meinung von euch selber, liebe Freunde.
Marketinggeschwurbel at it`s best und jede Menge Schreibfehler – PANTONE in Höchstform
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Wer auf dem Vermarktungsmarkt aka. auf dem Marketing-Markt etwas reißen und seinen Platz behaupten will, ja der muss vor allem mit SERIOSITÄT punkten. Denn insbesondere neue Kunden wollen erst einmal überzeugt werden. Weshalb man bei PANTONE den ganzen Zirkus mit der FARBE DES JAHRES ja überhaupt macht.
Vor allem aber geht es hierbei darum, klarstellen, dass man den Durchblick hat, dass man Fachkompetenz besitzt und den Kunden am Ende zum besten, nur möglichen Ergebnis für seine eigenen Wünsche und Projekte führt.
Und wenn man dann also auf seiner eigenen Webseite seitenweise vor sich hinschwurbelt, wie professionell und kompetent man ist, ja dann sollte man ja eigentlich auch erwarten können, dass irgendjemand bei PANTONE, oder der Firma, welche die Internetseite für sie erstellt hat, weiß wie die deutsche Rechtschreibung geht.
Oder?!
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Oder?!
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Oder?!
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Und auf der Fashion Week 2022 wird, laut der eigenen Grafiken „VERY PERY“ eine wirklich tragende Rolle spielen, wie man sieht. Ironie inklusive.
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Quelle: Pantone
Aber immerhin lässt man sich für so derartig viel „Professionalität“ aber auch fürstlich bezahlen:
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Und hier nochmal die Ausrede, weshalb „VERY PERY“ eine Eigenentwicklung sein soll:
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Denn wie wir auch aus dem Internet und der Politik wissen: „Scheiß auf Fachkompetenz! Sei Laut, sei Auffällig, sei Öffentlichkeitswirksam und das Interesse kommt von selber!“ - Das wissen insbesondere Influencer im World Wide Web nur zu gut.
Und weil man bei PANTONE ein Faible für Marketinggeschwubel der allerseelenlosesten und sinnbefreitesten Baukastenart hat, ballert man seine potentiellen Kunden auch genau damit zu!
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Quelle: Pantone
Hier findet man wahrlich ALLES, was es für einen Marketingtext braucht, der möglichst alle ansprechen und nach allem gleichzeitig klingen soll, vor allem aber die potentiellen Gefühle seiner potentiellen Kunden, vor allem weiblicher Kun-INNEN ansprechen soll, da Frauen ja erwiesenermaßen ansprechender auf Farben und vor allem solche hirnlosen Marketingtexte reagieren – Also wurde mir zumindest gesagt, weil Männer ja ohnehin keine Gefühle haben oder irgendwie so.
Und Worte wie „vertrauen“, „geschätzt“, „dynamisch“, „lebhaft“, „fröhlich“, „phantasievoll“ - Und nicht zuletzt Superlative wie „Noch nie dagewesen“ müssen einfach sein, weil diese hier als bloße, stumpf platzierte Sprachhashtags funktionierenden Baukastenwörter nach so viel wie möglich auf einmal klingen sollen.
Genauso wie „Gesellschaft“, „Wandel“, „Kommunikation“ - und sowas wie „Globale Innovation“ - Denn das hören und lesen vor allem Marketingabteilungen von Firmen / potentiellen Kunden mehr als gerne.
Erinnert mich ganz nebenbei übrigens vom Wortlaut, dem gesamten Aufbau und dem Inhalt sehr an diese diese Motivations-Holzbretter und -Aufkleber, die sich vor allem Frauen und junge, verliebte, moderne Pärchen gerne an die Wände pappen:
„ENJOY the WORLD
LIFE is a BIG JOURNEY
FEEL the MOTIVATION
LIFE YOUR LIFE just like a ADVENTURE
The BEAUTY of EVERYDAY
All CREATIVITY and SELFCARE
WONDERFUL DAYS are EVERYDAY“
Und davon ist man bei PANTONE eigentlich auch nicht mehr allzuweit entfernt.
Farben sind Geld – Aber wem gehören sie und ob überhaupt?
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Der Versuch aus möglichst ALLEM irgendwie Geld zu machen, schreckt natürlich auch vor Farben nicht zurück, wobei sich hier immer wieder Fragen aufdrängen, ob man hierbei tatsächlich von „Besitztumsrechten“ und „Copyrights“ sprechen kann. Wenn ich das Logo von beispielsweise Coca Cola klaue, ist klar, dass ich den BESITZ des Konzerns widerrechtlich genommen habe...
Bei Farbtönen ist es da schon etwas anders.
Insbesondere muss ein gewisser Zusammenhang zwischen einem Farbton bestehen und der Firma BZW deren Produkt, für welche dieser benutzt wird. Es muss einen Wiedererkennungswert, eine Identifikation damit geben, vor allem in den Augen der Öffentlichkeit. Nur dann kann man einem anderen Unternehmen / einer Privatperson vorwerfen, wenn dieses/diese denselben Farbton verwendet, dies nur zu tun, um von der Identität des „bestohlenen“ Unternehmens auf dessen Kosten Profit zu schlagen. Und dann kann das betroffene Unternehmen in der Tat dagegen vorgehen, was allerdings, wie wir in dem folgenden Link lesen dürfen, jedoch selbst dann noch extrem zäh und schwierig ist, WENN die Tatsachen eigentlich exakt dafür sprechen:
https://www.haufe.de/recht/kanzleimanagement/colours-of-law-farben-vor-gericht_222_323426.html
Bei den hier genannten Fällen ist selbst mir irgendwo klar, dass dort eine gewisse „Verwechslungs“- BZW -Falschidentifikationsgefahr besteht. Und würde das Unternehmen hinter „Rosetta Stone“ nun warum auch immer „Scheiße bauen“, so könnte dies ebenfalls negativ auf Langenscheid abfärben. Zumal beide in der selben Branche tätig sind, im selben Themenbereich.
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In anderen Fällen aber, da ist das alles andere als eindeutig, so wie bei Nivea:
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So weit, so klar oder halt auch nicht.
Der Grundsatz „FARBEN GEHÖREN ALLEN“ soll aber dennoch, sofern wir nicht in die Welt der Markenerkennung / Markenrecht gehen, bestehen bleiben.
Dagegen will aber nun ein hippes, antikapitalistisches-kapitalistisches-metaverse-NFT-Kryptodingens-Unternehmen etwas unternehmen, oder zumindest zu einem gewissen Teil und auch gottseidank erst mal „nur“ auf der NFT-Börse Opensea. Dass auch dies wieder einmal nur ein weiterer Versuch ist, aus den dort stattfindenden Geschäften ebenfalls Profit zu schlagen, muss man gar nicht mehr weiter erwähnen.
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Quelle: Futurzone
Genau genommen, da läuft das dort laut den Plänen dieses „Color Museum“ so ab:
-Man speichert bestimmte Farbtöne in der Blockchain ab...
-Künstler, welche diese Farben dann für ihre NFTs verwenden, müssen Gebühren auf ihre Gewinne abdrücken...
-Und da das „Color Museum“ natürlich ausschließlich das Wohle der Menschheit in Sinn hat, wird alles brüderlich und fair aufgeteilt... Mehr oder weniger...
Hier der Link zu der News:
https://futurezone.at/digital-life/farben-nft-color-museum-gebuehren-srgb/401898092
Die Frage ist natürlich, ob das ALLE NFT-Künstler denn überhaupt wollen, ob sie da Bock darauf haben. ODER ob nicht der ein oder die andere ausgesprochen pissed ist, wenn er oder sie auf einmal auf die Einnahmen irgendwelche Gebühren FÜR FARBTÖNE zahlen soll, welche ja eigentlich erst einmal, wie wir gelernt haben, JEDEM GEHÖREN.
Ist also das, was das „Color Museum“ dort macht, nicht eigentlich Piraterie? Oder sogar eine ausgesprochen freche und rechtlich vollkommen bodenlose Art und Weise des Diebstahls und der Aneignung von Gemeineigentum?
Na aber immerhin ist man dort so „gnädig“ und will „nur“ um die 10.000 Farbtöne (vorerst) registrieren.
Ich für meinen Teil, würde ja gerne die entsetzten Gesichter von NFT-Künstlern oder -Verkäufern sehen, welche von diesem Unfug hier nichts gewusst haben und auf einmal die entsprechende Rechnung präsentiert bekommen.
Rein technisch gesehen, was das „Abspeichern“ von Farbtönen angeht, ist dort aber tatsächlich PANTONE schon vor über 20 Jahren vorgeritten. Denn bei PANTONE gab man schon lange bevor so vielen Farben wie möglich eine eindeutige Nummer und einen eindeutigen Namen. Doch auch hier, wie auch bei dieser Krypto-Geschichte des „Color Museum“ muss allerdings immer erwähnt werden, dass weder PANTONE, noch diese NFT-Geschichte eine feste, überhaupt eine existierende Rechtsgrundlage oder tatsächliche Besitztumsrechte haben.
Man hat sich halt einfach erdreistet, Farben mit eigenen ID-Nummern, einem Namen und einer festen Registrierung einzuzäunen und als eigene Werkzeuge zum Geldverdienen mehr oder weniger zu missbrauchen. Nur dass PANTONE hier in diesem Vergleich immerhin noch am fairsten ist, weil sie ja irgendwo mit ihrem Nummerierungssystem versuchen, ihren Kunden innerhalb ihrer Beraterdienste zu helfen und vor allem eine Übersicht zu schaffen, an die man sich als Unternehmen dann auch halten kann...
Während das „Color Museum“ einfach nur dazu da ist, nach außen hin Gewinne aufzuteilen, ABER dabei natürlich selber ein bisschen mitverdienen, weil sooooo samaritär ist dann doch nicht. Und das alles passiert, ohne dass die NFT-Künstler vielleicht allesamt damit einverstanden sind. Denn die „Besitzer“ der in der Blockchain registrierten Farben sind schließlich „Irgendwer“ und nicht etwa die wahren Erfinder des jeweiligen Farbtons. Du wirst also gezwungen, GELD an Wildfremde abzudrücken, welche mit ihrem erkauften Besitztum rein gar nichts zu tun haben, derweil sich der Verkäufer „Color Museum“ ebenfalls die Hände reibt, weil sie natürlich auch mitverdienen.
Das muss man nicht im Detail verstehen.
Es sind die Auswüchse einer Form des Kapitalismus, welche schlicht und ergreifend AUS ALLEM Privateigentum machen will, welchen man kaufen und besitzen und damit eigene Gewinne erbeuten kann. Ganz egal, ob es einen Sinn und eine rechtliche Grundlage gibt, oder eben nicht.
Wie selten dämlich das ganze ist, hier noch mal in der Schnellzusammenfassung – Quelle: https://futurezone.at/digital-life/farben-nft-color-museum-gebuehren-srgb/401898092
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Bei PANTONE arbeitet man immerhin dann doch irgendwo für sein Geld als Marketingsagentur, anstatt einfach nur stinkfaul andere für ungefragte Aneignung von Farbtönen zur Kasse zu bitten.
Hoffentlich fallen die Macher des „Color Museum“ so schnell wie möglich, mindestens genauso hard auf die Fresse, wie UBISOFT mit seinem QUARTZ-NFT-Projekt.
Denn wenn wir eines NICHT BRAUCHEN, neben Wichtigtuer-Agenturen wie PANTONE, welche ohenhin bereits mehr heiße Luft verbreiten, als die Menschheit es braucht, dann sind es NFT-Krypto-Spekulanten, welche ungefragt ALLES zu Geld zu machen versuchen (Ohne rechtliche Grundlage wohlgemerkt), das ihnen vor die gierigen Greifer kommt.
Deshalb merke: Farben sind neben Allgemeineigentum immer auch etwas, das von jedem Menschen auf der Welt anders wahrgenommen wird.
Und wer dem jetzt zu widersprechen versucht, ja der soll bitte einmal folgende Frage beantworten:
IST DIESER PORSCHE IN EUREN AUGEN...
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Quelle: https://www.early911s.de/de/fahrzeuge/farblexikon
A – Barbierosa
B – Rot
C – Karminrot
D – Candyorchidee
oder
F – Rubinrot
Porsche auf alle Fälle, hat sich festgelegt und bleibt bis heute vehement dabei, dass dies „KARMINROT“ ist.
Was wohl PANTONE dazu sagen würde?
Denken Sie mal darüber nach.
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Recherchelinks:
https://www.early911s.de/de/fahrzeuge/farblexikon
https://www.haufe.de/recht/kanzleimanagement/colours-of-law-farben-vor-gericht_222_323426.html
https://www.spiegel.de/stil/pantone-farbe-des-jahres-very-peri-2022-wird-lilablassblau-a-876655e1-69d6-44e7-b6b0-1be775dec89b
https://futurezone.at/digital-life/farben-nft-color-museum-gebuehren-srgb/401898092
https://www.welt.de/iconist/service/article236376909/Pantone-Farbe-des-Jahres-Very-Peri-Lila-ist-die-Trendfarbe-2022.html
https://www.pantone.com/eu/de/
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Letzter lilafarbener Akt
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Immer noch sitzt Cayman an seinem Schreibtisch und möchte eigentlich doch nur in seiner Doomscrolling-Depression versinken, doch der Arbeitslärm des Kameramannes, der nach wie vor engagiert die Wände streicht, halten ihn erfolgreich davon ab...
Irgendwann, als die Streichgeräusche und das melodische Pfeifen seines Kollegen ihn ausreichend genug genervt haben, dreht er sich und seinen gefühlt tonnenschweren Körper auf seinem Bürodrehtstuhl langsam, aber gezielt in seine Richtung...
Als er nach einer gefühlten Ewigkeit sein Ziel erreicht hat, da bemerkt er erst, dass das Kameramann die eine Wand in VERY PERY und die andere in ORCHIDEE streichen will...
Und derweil er die ORCHIDEE-Wand bereits fast fertig hat, hat er die andere erst einmal nur testweise mit der angeblichen Eigenentwicklung von PANTOFFELTIERCHEN... äh... PANTONE vollgeschmiert...
Irgendwie gefällt ihm, so denkt sich Cayman, dass „ORICHDEE“ dann doch besser, gemütlicher aussieht, als dieser bescheuerte Lila-Blau-Rot-Whateverfarbton, den man da bei PANTONE zusammengeklatscht hat...
Und eine gewisse Weile, da beobachtet Cayman seinen Kollegen noch, bevor er dann irgendwann fragt: „Aber du, sag mal... Du weißt schon, dass sich das eigentlich jetzt auch nicht mehr lohnt oder?“.
Der Kameramann dreht sich verwundert um und fragt: „Nö, wieso?“.
Cayman antwortet: „Na weil wir schon den Vierten haben. Und spätestens im November ist diese ganze Scheiße doch sowieso wieder Schnee von gestern, weil man dann bereits die neuen angeblichen Farben des Jahres präsentiert. PANTONE und WGSTG oder wie die Typen heißen, ändern diese schließlich fast genauso schnell wie Corona-Kalle seine Hygieneregelungen. Ich glaube die Wände jetzt noch zu Ende zu streichen, das lohnt sich jetzt auch nicht mehr“.
Daraufhin unterbricht der Kameramann seine Arbeit, blickt kurz auf die Wände und meint dann: „STIMMT! Eigentlich haste Recht! Wir können auch einfach schon mal grundieren und einfach bis November die Eier schaukeln... Und dann vielleicht auch mal ein bisschen früher loslegen, als dieses Jahr, wie wäre das denn?“.
Cayman zuckt müde mit den Schultern...
Der Kameramann nickt und meint: „Gut, ich sehe es ein. Das lohnt sich nun echt nicht mehr. ALSO FEIERABEND!“.
Daraufhin grabscht er sich Cayman, zieht den schlaffen Kollegen von seinem Stuhl und befielt: „Und jetzt gehen wir erst mal zu „BERNIES BRATWURST-EMPORIUM“! Eine ordentliche Ladung Currywurst mit Pommes und Cola bringt uns beide wieder auf die Beine. Und außerdem, wenn Adolfputin eh vor hat die ganze Welt in den nächsten Weltkrieg zu stürzen, ja dann sind die paar Kilokalorien jetzt auch schon egal oder?“.
Cayman eiert schon mal kommentarlos voraus...
Der Kameramann schaut sich noch einmal die unfertig-gestrichenen Wände an und meint: „Naja, dieses Jahr iss echt für den Arsch. Und das kommende wird nicht viel besser. Wäre wohl am besten, wir streichen erst einmal gar nicht mehr, wir lassen einfach ALLES schneeweiß-grundiert und warten einfach gestiefelt und gespornt, bis es sich wieder lohnt... Irgendwann... Eines fernen Tages... Bis die Good Times wieder da sind!“.
Mit einem motivierten Tritt, kickt er die leere Dose „ORCHIDEE“ davon, diese poltert laut und dumpf über den Fußboden...
Dann folgt er Cayman und schaltet im gehen das Licht aus...
ENDE
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caymanbloggt · 3 years ago
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caymanbloggt · 4 years ago
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CaymanBloggt-SPECIAL> DIE CYBERPUNK BUG & FAIL SHOW> Auf der XBOX ONE> Humor und Satire> Gesammelte Bugs, Glitches und Fails
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Öhömmähämmm...!
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Endlich, nach viel zu langer Zeit, aber immerhin endlich... Da ist die Next-Gen-Fassung da! Sie bringt scheinbar vor allem einige gute Neuerungen, welcher aber vermutlich schon zu Release hätten drin sein können oder sollen oder müssen oder wasweißichdenn...
Und PCG-Redakteur Jonas Höger hat ganz Recht mit dem, was er im rot unterstrichenen Taxtabschnitt von sich gibt und irgendwie auch mit dem, was er anschließend im Kommentarbereich noch angemerkt hat:
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ICH ALS KONSOLERO HINGEGEN WOLLTE GENAU DAS!
BUGS, GLITCHES, TECHNISCHE UNZULÄNGLICHKEITEN UND NOCH MEHR BUGS!
Und ich habe sie bekommen!
Und weil ich mein Cyberpunk anstatt für 45 für 20 Euro mitnehmen konnte, damals beim Kauf, war mein Spaß an dem, was dann mit Spielstart im Minutentakt ablief natürlich umso größer!
Unfassbar viele Bugs und Glitches habe ich gesehen, viele habe ich aufgezeichnet und einige davon als Gifs verarbeitet - Es sind beiweitem nicht alle, aber bereits ausreichend viele.
Somit also deshalb herzlich willkommen zu einer Show, bei der garantiert kein Auge trocken und kein Pixel unverbugged bleibt!
Derweil Leute wie der Jonas, vielleicht jetzt lieber weggucken sollten...
Könnte hässlich werden.
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FILM AB!
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Night City ist ein raues Pflaster, nicht nur jeder Fehler den du als Kleinkrimineller machst wird gnadenlos bestraft, sondern auch Falschparker haben nichts zu lachen... Scriptevents sei dank!
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Das Verbrechen lauert überall und selbst in den zivilisiertesten Ecken der Stadt sollte man nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine und/oder unbewaffnet das Haus verlassen... Es sei denn, man will riskieren, von Kriminellen, Gangs oder der Polizei VERMÖBELT zu werden - So wie diese arme Socke hier.
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Derweil sich die ganz Abgehärteten von rein gar nichts mehr stören lassen...
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Andere sich für sauberere Straßen einsetzen, meistens minder erfolgreich...
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...geht einigen anderen einfach alles am Allerwertesten vorbei - “FCK The System” und so.
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Pazifisten haben es grundsätzlich schwer in dieser gesetzlosen Stadt, denn schießwütige Ar***löcher (Wie ich) nehmen auf niemanden Rücksicht.
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Derweil gute, hochwertige Sterbeanimationen teuer sind und nur die wenigsten, speziell in der Unterschicht sich diese leisten können. Hier zu sehen das “Krankenkassenmodell” mit stark verzögerter “Aaaarrrgh!!! Ich bin getroffen!!!”-Animation.
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Mancher Zeitgenosse aber kommt ohnehin nicht mehr dazu, diese zu benutzen, weil er vorher von einem der gefürchteten, brennenden Killerautos verstümmelt, gegrillt und anschließend gefressen wird.
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Derweil andere Killerautos brutale Wrestlingmoves einsetzen, um ihre Opfer krankenhausreif zu prügeln...
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In ihrem Fortpflanzungsverhalten sind Night-City-Killerautos für Autoexperten bis heute der Inbegriff für die Schönheit der Natur - Für Menschen ist dieses Schauspiel allerdings ebenfalls sehr gefährlich, wie man anhand dieser Aufnahme sehen kann.
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Die sehr viel schwieriger zu beobachtenden “PAPPAUFSTELLER-AUTOS” kann man am besten in ihrer freien Wildbahn beobachten, indem man ein hochauflösendes Fernglas verwendet.
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Derweil die Gattung der “Kollisionslosen-PKW” aufgrund fehlender Fressfeinde keinerlei Sorge haben müssen, dass ihnen etwas zustößt und man sie deshalb auch schon mal am hellichten Tag auf offener Straße gefahrlos antreffen und bestaunen kann.
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Texturlose “Pappkarton-Autos” hingegen sind etwas scheuer, aber immer wieder ein faszinierender Anblick!
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Die Gattung der “Kaputten-Poligon-Autos” galt lange als ausgestorben, bis Wissenschaftler kürzlich jedoch ein lebendes Männchen entdecken und kurzerhand faszinierende Aufnahmen dieses ausgesprochen scheuen Wesens anfertigen konnten.
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Das gemeine, aus Monty Pytons Film “Die fantastische Welt der Schwerkraft” bekannte Killerauto derweil, hat meistens mehr Angst vor dem Menschen, als der Mensch vor ihm. Vorausgesetzt natürlich, es ist satt...
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“Jumpscare-Autos” wurden in den letzten Jahren besonders in den Innenstädten ein Problem, da viele unwissende Bewohner diese fütterten und sich ihre Population so schlagartig vervielfachte.
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Derweil vom handelsüblichen, fliegenden Automobil jedoch keinerlei Gefahr ausgeht, da diese possierlichen KFZ mit Helium betankt werden und deshalb genügsam, wie auch gutmütig in ihrem Charakter sind.
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Das gemeine “Flummiauto” wurde derweil von der Stadtverwaltung von Night City unter Artenschutz gestellt.
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Vereinzelte Revierkämpfe können vorkommen, sind aber meistens schon nach einem Volltreffer beendet, da das stärkere Auto seinem unterlegenen Kontrahenten sehr schnell klarzumachen weiß, wer die dickere Frontstoßstange hat
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Deshalb sollte man im Straßenverkehr von Night City immer Augen und Mund offenhalten, denn es kann immer und zu jeder Zeit alles nur erdenkliche passieren!
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Denn neben verbuggten Autos, sind auch genauso kaputte Passanten eine potentielle Gefahr für sich und ihre Mitmenschen.
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Wobei manche sich aufgrund eklatant hoher Dummheit bereits selber auszurotten in der Lage sind.
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In solchen Fällen, da heißt es: “Abwarten und imaginäre Pommes essen!” - Wie man in Night City so schön sagt.
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Unsichtbare Pommes gibt es übrigens bei den stadtbekannten unsichtbaren Imbissständen.
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Neben unsichtbarem Essen und verbuggten Werbeschildern, die nicht wissen, ob sie nun eine Textur haben wollen oder nicht....
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Ist auch die eigene Kamera, welche einem ab und zu mal im wahrsten Sinne des Wortes “IN DIE FRESSE” clippen kann eine jener Eigenarten, welche man in Night City antrifft.
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Zu Fuß, wie auch beim Autofahren.
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Deshalb immer AUGEN AUF IM STRAßENVERKEHR!
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Und immer auf fliegende Motorhauben aufpassen - Die stehen in Night City nämlich unter Naturschutz.
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Genauso wie die vom Aussterben bedrohten “Seifenblasenautos”, welche bei der geringsten Berührung einfach platzen.
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Am besten ist es natürlich, mit gründet eine Fahrgemeinschaft....
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Oder gibt sich mit einem kostengünstigen, texturlosen Mietauto zufrieden.
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Denn gemeinschaftliche Grundlagen sind nun mal eben das Herz von Night City!
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Zusammen lässt sich beispielsweise auch der Ausblick vom “Mount Buggview” viel besser genießen
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Und wer weiß? Vielleicht auch die ein oder andere, intime Stunde miteinander genießen? So wie es dieses sehr verliebte Pärchen hier vormacht.
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Jedoch Achtung! Immer auf die Regeln und Gesetze achten, denn die Polizei hat immer ein wachsames Augen auf alles, was in und um die Stadt herum passiert.
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Und nun wünschen wir von der Touristeninformationszentrale in Night City noch eine möglichst bugfreie Zeit, möglichst hochauflösende Texturen und allzeit einen guten Spawn!
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Bis zum nächsten mal!
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caymanbloggt · 4 years ago
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Durchgezockt >Cyberpunk 2077 > für die Xbox One
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Dieses Mal:
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Cyberbug... ich meine...
Cyberpunk 2077
Für XBOX ONE
„Im Königreich der Käfer, da steht eine Bauruine“
Prolog: 124,5 Spielstunden später...
Einhundertundvierundzwanzig Komma Fünf Spielstunden habe ich in Night City verbracht, auf der Xbox One, habe viele Patches kommen sehen, oftmals, da hat sich rein gar nichts verbessert, verändert oder wasauchimmer. Manchmal wurden Dinge aber auch einfach mal völlig schmerzfrei verschlimmbessert, das kam auch vor. Einmal, da musste ich meinen Playthrough einen Monat lang pausieren, weil das Spiel nach einem der Patches nicht mehr startete, das war sehr lustig*.
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Irgendwann war dann die Framerate in den Innenstadtabschnitten ein bisschen besser, es gab diese „Das sieht ja auch wie Raytracing-Spiegelungen!“-Spiegelungen auf regennassem Boden aber sonst nicht mehr viel erwähnenswertes.
Denn WENN es etwas in diesem Spiel, auf der alten Xbox-Konsole gab, gibt und auch immer geben wird und das mit zuverlässiger Sicherheit, dann BUGS!
Doch gerade deshalb, habe ich überhaupt all die Stunden auf der Gaminguhr – Denn die Bugs waren am Ende für mich unterhaltsamer, als das Spiel an sich es jemals sein könnte. Ansonsten hätte ich das Spiel vermutlich nach 40 Stunden runtergerockt und es wäre gut gewesen. Derweil die ganzen Nebenmissionen für mich wesentlich spannender waren, als das Hauptspiel es jemals gewesen ist. Und die Kommentare unter News und Artikeln zu und über Cyberpunk waren und sind stets spannender, lustiger und interessanter, als alles, was unser sogenannter „Gamingjournalismus“ jemals hinbekommen könnte.
Nun habe ich aber die Schnauze erst mal gestrichen voll von diesem Spiel und erlaube mir, mir eine persönliche Meinung zur Xbox-One-Version zu bilden. Auch wenn ich weiß, dass es da draußen immer mal wieder diese Leute gibt, welche das Spiel bereits dreimal, zehnmal, hundertmal durchgezockt haben, alles ausprobiert, alles gemacht, jeden Pixel umgedreht haben und mit ihren 300.000.000.000 Spielstunden vermutlich viel viel besser wissen, was in diesem Spiel, mit diesem Spiel eigentlich Sache ist.
Bei mir hat`s aber schon nach 124,5 Stunden gereicht und vielleicht schaue ich in ein paar Jahren noch mal rein, das ist zumindest mein grober Plan.
Und jetzt, da lassen wir den ganzen Zirkus einmal im „Schnelldurchlauf“ an uns vorbeiziehen, denn wie bei allen unfertigen und buggigen Spielen, welche aktuell ja in großer Zahl das Licht der Welt erblicken gilt auch hier:
„Schlimmer geht immer, besser aber auch... Und der nächste Patch ist hoffentlich nur noch einen Steinwurf weit entfernt!“
*Nein war es nicht.
1. Das CYBERPUNK-DRAMA im Schnelldurchlauf
(Achtung! Inhaltlicher Hinweis: ES KÖNNTE SICH UM IRONIE ODER HUMOR ODER SOWAS HANDELN)
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Ähäm...
Cyberpunk 2077 ist ein Spiel, welches nicht gerade durchgehend für seine hohe Qualität steht, sondern eher für ziemlich viele, für sehr viele, für extrem viele, für einfach FUCKING SEHREXTREMELYVIELE BUGS! - Oder eben GAR KEINE, je nachdem wen man fragt.
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Auf dem PC soll das ganze nämlich wesentlich besser sein, als auf den Konsolen. Weshalb es im Internet, insbesondere in den Kommentarbereichen der Gamingmagazine nicht immer einhellige Meinungen dazu gibt, wie man dieses Spiel denn nun bewerten kann oder soll oder überhaupt.
Manche Leute, die lieben es...
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Derweil andere Leute ausgesprochen kritisch sind, eben nicht alles gut finden, was Spieleentwickler und Publisher so heraushauen, Gamingmagazinen schon lange nicht mehr vertrauen und sich lieber auf ihre eigene, kritische Sichtweise verlassen, welche in jedem Falle ausgesprochen kritisch ist!
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So wie bei diesem Zeitgenossen hier ^ – Der eben aus lauter kritischer Sichtweise sich dasselbe Spiel einfach dreimal gekauft hat, weil er eben so kritisch ist und weiß, dass man Spieleentwickler und Publisher, welche qualitativ schlechte Spiele herausbringen, nicht auch noch dafür belohnen sollte, in dem man ihnen sein Geld in den Rachen wirft und die Verkaufszahlen künstlich in die Höhe treibt!
Denn das macht den modernen, kritischen Kunden von heute eben aus!
Auch kritischer Gamingjournalismus, oder was manche Leute dafür halten, kann mit ausgesprochen kritischer Sichtweise, tiefgreifenden Recherchen und wohldurchdachtem Content aufwarten, welcher uns als Endverbraucher aller Geschlechter immer wieder daran erinnert...
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...dass die BILD-ZEITUNG gar nicht mal das größte Problem in der bundesdeutschen Presselandschaft ist. Aber zugegeben, vielleicht ist XBOXDYNASTY jetzt auch nicht unbedingt die allerbeste Adresse, für guten Journalismus, aber solche News wie diese hier, die fand man leider auf allen Seiten gleichermaßen
Und da das Spiel derweil insbesondere auf den Konsolen schlecht lief und sich daran bis heute nicht wirklich viel getan hat, zumindest nicht bei mir... Damals nicht und heute auch nicht wirklich...
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...geben CD PROJEKT SPIELKAPUTT jetzt natürlich einfach ALLES, damit sich dies so schnell wie möglich ändert. Das sagte der Chefboss höchstpersönlich, garniert mit einem möglichst bedepperten Gesichtsausdruck schon um anno 2020 herum...
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Damit aus diesem unfertigen, kaputten Spiel vielleicht eines Tages dann, ganz vielleicht auch auf den Konsolen (Obwohl mittlerweile nur noch eine Minimalbesetzung an Patches und Bugsfixing arbeitet) endlich das große Meisterwerk werden wird oder ist oder sein wird oder wasauchimmer...
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Welches es von Anfang an sein sollte!
Die Roadmap mit optischer Augenkrebs-Garantie und in zu kleiner Auflösung ist auch weiterhin kaum lesbar, aber motiviert!
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https://static.cdprojektred.com/cms.cdprojektred.com/crystal-news/edcbce669da74fd7e8dce79b25d950a46dd1f752.jpg
Und wo andere Spielestudios, wie zum Beispiel DICE vormachen, wie es am allerbesten NICHT geht:
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Ähm.... Ja.... Also......  Bleibt in diesem Spiel seit Release, zumindest auf den Konsolen, also den alten Konsolen alles so, wie es seit Release eigentlich war – Denn „Beständige Qualität“ hat bei CD PROJEKT GELD nämlich eine sehr sehr hohe Priorität. Man hat vor über einem Jahr ein kaputtes Spiel abgeliefert, man hat das Spiel beständig auch so gelassen und hat wohl auch nicht vor, noch viel daran zu ändern. Zumindest auf den alten Konsolen.
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Aber immerhin, da ist man für Gleichberechtigung von Mann und Frau, nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch bei den Bugs:
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Derweil manche Leute zur rechten Zeit, die richtigen Fragen stellen:
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Geben andere die richtigen Antworten:
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Und auch bei Raketenbohnen-TV hat man sich kritisch damit auseinandergesetzt, wo man noch zuvor ebenfalls richtig hard gehyped hatte und jede kritische Objektivität aus dem Fenster warf. Aber wie ich finde, besser zu spät als nie und besser mit dem unauffälligen Binnen-I gegendert, als so selbstgerecht mit Sternchen wie die Gamepro. Insgesamt kann ich zu den Ausführungen aber sagen: Ich stimme zu.
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Und auch die GAMESTAR hat sich am Ende für ihren verpatzten Werbedea..... Ich meine.... Für ihre „FEHLEINSCHÄTZUNG“ offiziell entschuldigt:
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Nur um ihre offizielle Ents... Ich meine... ERKLÄRUNG DESSEN was da schief gelaufen ist, HINTER EINER PAYWALL ZU VERSTECKEN:
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Denn wenn schon fadenscheinig versuchen sich aus der Affäre zu argumentieren, dann aber immerhin auch nur für die zahlende Kundschaft – Nicht dass all der arme Pöbel, der vielleicht auch auf deren Hypegebaite hereingefallen ist und ein Anrecht auf eine ausgiebige Erklärung hätte, etwas davon hat!
Denn merke, niemand mag Schnorrer.
Und merke ebenfalls: WER SICH NICHT HYPEN LÄSST UND DIES AUCH NOCH STOLZ VERKÜNDET, DER IST EIN SCHLECHTER MENSCH – Während all die anderen Idio... Ich meine... BESSEREN MENSCHEN DIE SICH HYPEN LASSEN derweil DIE BESSEREN MENSCHEN SIND - WEIL SIE AUS IRGENDWELCHEN GRÜNDEN, wie bei dieser armen Wurst hier (Die wohl eh nur pissed ist, weil er/sie ein kaputtes Spiel gekauft hat oder Hardcorefan oder Hardcorefan mit kaputtem Spiel ist), DIE BESSEREN MENSCHEN SIND und immerhin für all die „Ungläubigen“ Nonhyper lobenserwerterweise mithypen. Denn soziale Verantwortung für Schwächere und Menschen mit anderen Sichtweisen ist ein wichtiger Grundpfeiler unserer immer weiter auseinanderdriftenden Gesellschaft.
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Was man daraus jetzt lernen soll, weiß ich nicht – Höchstens, dass der Typ im Kommentar oben sehr viel Geld spart und am Ende eines fernen Tages, wenn er das Spiel dann vielleicht kauft, halt Geld gespart hat. Aber da er nicht gehyped ist und auch nie hypen wird, höchstwahrscheinlich in der Hölle schmoren wird. WEIL ER NICHT GEHYPED IST!!!!!!111!!!!11!1.
Und während sich in den Kommentarspalten also die Leute die Köpfe einhauen, arbeitet CP PROJEKT ISSJETZTAUCHSCHONEGAL daran, ihr Spiel, ihr Meisterwerk immer weiter zu verbessern und mit neuen Inhalten auszustatten:
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Denn auch wenn das Spiel nicht der große, finanzielle Erfolg war, so war es aber dennoch der massive Verkaufserfolg, den man sich erwartet hat – Die Investoren jedenfalls, deren Geldgier zu einem großen Teil Schuld an der gesamten Misere ist, können sich jedenfalls die Händchen reiben!
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Drum ziehen wir uns unsere gute Cyberpunk-Jacke über, stellen wir unsere Optiken scharf, laden wir unsere Knarren noch einmal ordentlich durch, setzen wir uns in unsere Cayberkarre und hoffen einfach mal, dass wir AUF DEN ALTEN KONSOLEN ZUMINDEST, nicht von all den Käfern überrannt werden und tun das, was alle großen Helden in einer dystopischen Welt in der Zukunft halt so machen!
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Geben wir Gas, verändern wir die Welt, werden zur Legende und ignorieren die Tatsache, dass dieses Spiel nach wie vor qualitativ eine absolute Frechheit ist.
Heidiheidihooo!
2. „Lassen wir den Müll einfach im Pappkarton aufm Boden stehen! Wird sich schon irgendwann einer drum kümmern!“
Bei CD PROJECT GELD, da arbeitet man also laut deren eigener Aussage beständig daran, aus der Bauruine Cyberpunk, insbesondere auf den alten Konsolen, irgendwann einmal, eine zumindest halbwegs bewohnbare Bruchbude zu machen. Also behaupten sie, ich konnte bislang kaum Beweise dafür finden.
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Aha!
Dem stellen wir mal folgendes gegenüber:
Am 12.04.2021, da sah das Spiel so aus...
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Am 19.09.2021 sah das Spiel so aus...
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Am 16.10.2021, da sah das Spiel so aus...
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Und am 31.10.2021 schaut das ganze dann so aus...
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Na das hat sich gelohnt.
Laut Jason Schreier soll es sogar so gewesen sein, dass CD PROJEKT TOTALÜBERFORDERUNG überhaupt erst IM SOMMER 2016 mit der Entwicklung angefangen haben sollen aber die Chefetage bereits fest damit plante, das Spiel dann Ende 2019 rauszubringen. Somit wollte man also ein Projekt stemmen, ziemlich nahe an dem Niveau, an dem Größenverhältnis von GTA V, mit aber halt viel weniger Personal, weniger Zeit und weniger Geld. Hauptsache, die Investoren bleiben zuversichtlich und werden nicht noch ungemütlich, weil sich deren Gewinnerwartungen nicht erfüllen.
Dass das Spiel dann, trotz der Streichung vieler Features, trotz sehr sehr vieler Bugs, Fehler und technischer Probleme so auf den Markt kam, wie es halt auf den Markt kam, war ja somit nur noch eine reine Formalie. Derweil die Marketingmaschinerie auf Hochtouren lief und weder sogenannte „Gamingredakteure“, noch sonstirgendwer merkten, angeblich auch gar nicht merken konnten, dass da richtig was schief lief... Oder irgendwie doch, aber hey! Die werden das Spiel schon noch fertig bekommen, es wird ja auch deshalb jetzt verschoben! … Weil, wenn die das Spiel jetzt noch mal verschieben, ja dann wird das Spiel mit Sicherheit fertig und auch richtig cool! Weil durch die Verschiebung können die das Spiel ja noch mal so richtig polishen! Das ist kein deutliches Anzeichen dafür, dass da ganz gewaltig etwas falsch läuft! Nein nein nein! Das ist ein Qualitätsmerkmal! Denn weil: Lieber das Spiel wird noch mal verschoben, als es unfertig rauszuhauen!
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Und weil am Ende niemand mehr zu wissen wusste, wer jetzt eigentlich noch was macht, sagt oder behauptet, was davon jetzt wahr ist oder nicht und welches Releasedatum nun noch gilt, ob und wann und warum das Spiel schon wieder oder auch nicht verschoben werden wird oder soll oder aber auch nicht...
  Versank der Release des Spiels, dieses einst als „Jahrhundertspiel“ angekündigten „Meisterwerkes“ logischerweise mehr und mehr in Chaos.
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Die einzige, logische Schlussfolgerung, welche die Chefetage daraus zog, weil die Investoren ihnen am Arsch hingen, war dann natürlich, die faulen Schnarchnasen, welche da an ihren Endgeräten schufteten, halt noch mehr arbeiten zu lassen! - und selbst das große Marketingversprechen „BEI UNS GIBT ES KEINEN CRUNCH! WIR SIND EINE MENSCHENFREUNDLICHE FIRMA!“ zu brechen. (Nicht umsonst gibt es in Night City den „CRUNCH PLAZA“ vermutlich als Denkmal und als Insiderkritik).
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Viele---, dank der des vorangegangenen Marketings, aber auch dank der vollkommen undifferenzierten „Berichterstattung“ der sogenannten „Gamingfachpresse“ in die genauso vollkommene Hysterie gehypten ---Fans aber, kümmerte all das nicht. Und sie taten das, was man halt in Zeiten des Internets so macht, wenn man zu jener Sorte von Homo-Sapiens gehört, dessen Kleinhirn geradenoch ausreicht, um eine Tastatur zu bedienen.
MAN LIES SEINEM FIRST-WORLD-KONSUMENTENFRUST FREIEN LAUF:
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Finaly war dann der Tag irgendwann aber dennoch gekommen, an dem Cyberpunk 2077 auf den Markt kam und viele Händler natürlich haufenweise vorbestellt hatten, um die hysterischen Fanmassen dann auch adäquat mit Kopien zu versorgen! - So auch bei dem Mediamarkt meines Vertrauens.
Dort aber, da merkte man dann ziemlich schnell, dass man, wie schon bei Fallout 76 damals, schlicht und ergreifend SCHEIßE GEBAUT hatte und nun vermutlich auf dem ganzen Schrott sitzen bleiben würde. Hatte man bei Schrottspiel 76 immerhin noch den Pappaufsteller aufgebaut, so wurde ich dann bei Cyberpunk Zeuge, wie man nicht einmal mehr den letzten, gelieferten Pappkarton ausräumte, sondern das Ding einfach halbgeöffnet im Gang zwischen den Mäusen und Officetastaturen stehen lies und Kunden, wie auch Mitarbeiter für das nächste halbe Jahr, einfach mit langen Beinen darüberstiegen.
Es fühlte sich halt niemand dafür verantwortlich, den zu viel bestellten Cyberschrott 2077 aus dem Weg zu räumen oder immerhin vielleicht doch mal den Pappaufsteller aufzubauen. Denn Fallout 76 steckte vor allem den Verkäufern in meinem Mediamarkt immer noch in den Knochen.
Als das Spiel dann recht bald im Preis fiel und ich immer faszinierter davon war, was für abartige Bugs und Glitches dieses Spiel am laufenden Band seinen Spielern darbietet, war ich immer angefixter und nun auf einmal immer gehypter. Denn irgendwie gingen von all den Horrormeldungen, den verstörenden Bildern und den Youtube-Complitations eine morbide Faszination aus, welche mich dann irgendwann dazu brachte, immerhin noch 45€ für dieses kaputte Stück Software ausgeben zu wollen. Da ich zu dem Zeitpunkt dann aber auch eine neue Tastatur mit Maus im Blick hatte und gerade Sale war, zog ich also los, stieg wie alle anderen über den besagten Pappkarton, klemmte mir das Tastaturset unter den Arm, musste aber fragen, was das Teil genau kostet und bekam im Laufe des Gespräches vom Mitarbeiter einmal CYBERPUNK 2077 FÜR XBOX ONE nicht für 45€, sondern für 20€ als „Dankeschön“ mit oben drauf.
Von den restlichen 20 gönnte ich mir dann noch, weil es ebenfalls auf 13€ runtergesetzt war WATCH DOGS LEGION von UBISOFT.
Und tja, was soll ich sagen...
WATCH DOGS LEGION musste ich bei knapp 60% Spielfortschritt abbrechen, weil es einen Gamebreaker hatte, der das Weiterspielen unmöglich machte.
Cyberpunk 2077 habe ich 124,5 Stunden lang gespielt, mehr Bugs gesehen und erlebt, als es die Blindfische bei der Gamestar jemals könnten, habe mich sogar über die Magnetschienen in den hinteren, unfertigen Statdtteil von Pacifica geglitcht, habe das dort unfertige Testlevel, Fahrzeugprototypen und mehr gesehen, habe die Nebenmissionen sehr genossen, die Hauptmissionen halt mitgenommen, weil sie halt da waren und habe mich bestens unterhalten gefühlt. Der eine Monat Pause, nach dem verpatzten Update war dann auch nicht der Rede wert, weil ich in der Zeitspanne Watch Dogs gespielt habe.
Hier die Rückseite von PACIFICA:
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Hübsch nech?
Wie man es derweil als UBISOFT allerdings hinbekommt, den dritten Teil einer Reihe noch kaputter auf den Markt zu bringen, als Cyberpunk? Tja ich weiß es nicht. Ich wusste nur, als mich das Spiel immer und immer wieder ohne aktivierbare Trigger, wo eigentlich welche hätten sein müssen,  in einem Kellerraum eingesperrt hat... Dass dass UBISCHROTT wirklich wesentlich mehr Zeit und Energie in seine Spiele stecken und weitaus weniger in irgendwelche NFTs-Kampangen, für die sich in der Gamingszene sowieso kaum ein Schwein interessiert.
Denn trotz all der Bugs, den Glitches und und und...
Cayberpunk 2077 lief beständig, ohne Gamebreaker und vor allem mit nur ganzen zwei Abstürzen in all der Zeit! Und einen dieser Abstürze habe ich mehr oder weniger auch noch selber ausgelöst.
CONTROL von REMEDY und 505 hingegen, schmiert mir auch heute noch zuverlässig alle Dreiviertelstunde mindestens einmal komplett ab.
Und zumindest bei UBISOFT scheint es nicht so, als ob man irgendwas überhaupt an seiner Geschäftspolitik ändern wollen würde:
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Derweil sich CD PROJEKT ROSABRILLE seine Bauruine, die das Spiel immer noch ist auf der eigenen Webseite weiterhin schönredet und für alles die passenden Ausreden parat hat:
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...zeigt eben insbesondere die alte Konsolenversion, wie verlogen und überfordert diese Firma bis heute ist und wie wenig objektiv Gamingmagazine und manche Fans bis heute sind. Und auch, wie sehr scheinbar bei der Entwicklung des Spiels unterschieden wurde, wer die gute Version bekommt und wer halt nicht.
Autsch!
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Aber gerade WEIL dieses Spiel technisch so ein Piece Of Shit ist, weil man hinter die Kulissen schauen kann, man Bugs vom Spiel immer wieder auf dem Silbertablett präsentiert bekommt und immer wieder faszinierende Einblicke erhält, wie moderne Videospiele aufgebaut sind und funktionieren, bin ich von meiner kaputten, beschissenen Konsolenversion so begeistert.
Und ja, ich weiß wie das klingt – Aber ich habe nun einmal eine Faszination für Spiele, bei denen ich ohne große Mühe hinter, neben oder unter die Spielwelt gucken, die Physik austricksen oder noch weitaus absurdere Dinge anstellen kann. Und Cyberpunk 2077 auf der Xbox One legt mir alle Möglichkeiten dazu einfach mal vor die Füße uns sagt: „Ja dann mach mal, wird schon schiefgehen“.
Derweil aber und das ist der wichtigste Punkt dabei: DAS GAMEPLAY SO GUT WIE NIE DAVON NEGATIV BEEINFLUSST WURDE – Denn alles was funktionieren sollte, funktioniert auch so wie es sollte. In einer Nebenmission musste ich neu laden, weil ein wichtiger NPC sich ausgesperrt hatte. Und in einer anderen steckte ein Gegner unter dem Boden und lies sich nicht töten. Beide Quests waren aber letzten Endes so unwichtig und uninteressant und hatten so wenig Belohnungen zu bieten, dass es mir schlicht und ergreifend egal war.
Bei jedem neuen angekündigten Update was kommen sollte, war ich anfangs verärgert, weil ich befürchtete, dass CD PROJEKT SPIEL-IST-SCHROTT vielleicht doch noch die Ärmel hochkrempeln und das Spiel reparieren und polishen würden. Dann wäre MEIN GROßER SPIELSPAß dahin.
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Aber das passierte bis zum Schluss nicht.
Das Spiel funktionierte trotz aller Bugs zuverlässig, zwar gab es so einige Momente, welche emotionale Szenen oder wichtige Kämpfe mit unfreiwilliger Komik unterlegten, jedoch brach nie etwas davon dem Spiel oder der Atmosphäre jemals das Genick.
Denn IRGENDWIE, da mogelte sich das Spiel immer auch durch die dicksten Probleme durch, wie ein dreißig Jahre alter Lada, der von seinen Besitzern mit Panzertape und Sikumastik zusammengebastelt wurde. Die Kiste rappelt und klappert, pustet schwarzen Rauch aus, kreischt und quietscht. Aber während der UBISOFT-MERCEDES und der REMEDY-BMW im Schnee stecken bleiben oder Motorschaden erleiden, klappert sich der CYBERPUNK-LADA mit gelassenen 23FPS, kaputtem Netcode und Bugs bis unter die Decke, problemlos an sein Ziel. Und die aus einem alten Toaster und einem Miniventilator selbstgebaute Heizung auf dem Armaturenbrett hat die gesamte Fahrt über für angenehme Zimmertemperatur im Innenraum gesorgt. Traurig, aber wahr.
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Von den 124,5 Spielstunden aber, werde ich vermutlich über die Hälfte davon damit verbracht haben, mit den ganzen Bugs und Glitches herumzublödeln, denn irgendwie faszinierten diese mich weitaus mehr, als das Spiel selber. Und als das Superschnäppchen, welches es für mich war, habe ich mich noch nicht einmal abgezogen gefühlt, eher im Gegenteil. Das Wissen, ein kaputtes Spiel zu kaufen, eben WEIL ES SO IM EIMER IST, dann noch 50% Rabatt zu bekommen, recht kurz nach Release, lässt dich eben einfach wie den besten Schnäppchenjäger der Welt fühlen.
Ich wollte viele Bugs, ich bekam viele Bugs, ich wollte was zum lachen haben und ich bekam etwas zum lachen.
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Aber trotzdem:
Dieses Spiel ist vor allem für Konsoleros, vor allem für Last-Gen-Owner dennoch eine einzige Frechheit. Eine unverschämte, bodenlose, schmerzbefreite Frechheit, ein gigantischer Skandal, den keiner, wirklich niemand schönreden kann. Weder geldgeile Gamingredaktionen, noch Hardcorefans, noch Tomatoeye-Gamer, die Bugs nicht mal erkennen würden, wenn die Viecher ihnen die Füße abknabbern.
Und rein moralisch hätte ich es mir auf keinen Fall kaufen dürfen, auch das ist richtig – Nur haben auch nachfolgende, unfertige Schrottspiele wie Battlefield 2042, das neue Die Siedler oder der neuste Teil der „Five Nights at Freddys“-Reihe eindrucksvoll bewiesen, dass im Grunde niemand irgendwas aus Cyberpunk gelernt hat und die Gamingindustrie auch weiterhin satte Umsätze macht. Fallende Spielerzahlen, schlechte Reviews oder Petitionen von wütenden Kunden hin oder her.
Da kann MIR meine eigene Moral also faktisch ganz weit am … vorbeigehen.
Ich denke aber schon, wer in dem Wissen zugreift, ein unfertiges Spiel mit tonnenweise Bugs zu kaufen, jedoch auch ein Produkt, das dort, wo es nötig ist, einwandfrei läuft – Wird zumindest im Falle von Cyberpunk eine gute Zeit haben.
Denn die Story, die Spielwelt, die Figuren, das Szenario, die Atmosphäre, welche dieses Spiel besitzt, all das und vieles mehr sind einfach überzeugend. Selbst wenn die ganzen Probleme einen immer mal wieder herausreißen können. Da ich das aber nun einmal wusste und auch erwartete von meinem verbuggden „Meisterwerk“, könnte ich mich zurücklehnen und die Show genießen.
Ob Polizisten, die seltsamen Kram anstellen, gerne mit ihrer Ausrüstung - Das machen Sie toll, Officer Hobbs! Weitermachen!
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...oder Passanten, die unsichtbare Pommes essen... UND SICH DABEI ERTAPPT FÜHLEN.
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Oder noch ganz andere, sehr absurde Dinge...
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Ich kann nicht behaupten, dass es in all der Spielzeit auch nur ein einziges mal langweilig geworden wäre.
Wobei mir irgendwann eine technische Unzulänglichkeit auffiel, welche vermutlich einen nicht ungeringen Teil der vielen bescheuerten Bugs zu verantworten haben könnte.
3. Das Spiel kommt auf den alten Konsolen einfach nicht hinterher... Und lässt sich dabei auch gar nicht erst stören...
Zumindest das „Altkonsolen“-Cyberpunk hat vor allem EIN GROßES PROBLEM:
Das Spiel ist mit allem viel zu langsam und dies hat sich auch mit allen bisherigen Updates nicht geändert.
Nicht nur ein paar Texturen laden vielleicht mal nach, neinein, das wäre ja unprofessionell für ein Cyberpunk! Hier lädt manchmal auch schon mal die halbe Spielwelt nach, wenn man Pech hat. Alles was schneller ist, als zu Fuß spazieren zu gehen, sorgt früher oder später dafür, dass man dort, wo man hinwollte, manchmal ziemlich lange warten muss, bis das Spiel sich dann bequemt, vielleicht mal alles was noch nicht geladen ist, nachzuholen.
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Und ganz egal, wie dämlich das aussieht, wie peinlich die Bilder sind, welche da produziert werden, das Spiel bleibt die gesamte Zeit über schööööönnn gechillt und macht dann fertig, wenn es denkt, dass es jetzt langsam vielleicht mal fertig werden könnte.
Das Ergebnis dessen, was das Spiel jedoch dann abzieht, wenn ich als der Spieler aber nicht warten will, sind dann vollkommen abstruse Szenen wie diese hier:
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Autos bleiben ziemlich lange eine matschige Masse, Menschen dito und die Spielwelt, die Physik, egal was – Wenn es noch nicht fertig geladen ist, oder noch nicht einmal da ist, ja dann isses halt noch nicht da! Dann ballert man halt auch schon mal mit einer unsichtbaren Waffe in der Hand! Dann wirft man halt eine unsichtbare Handgranate, die Gegner fallen um und die Explosion wird erst einen halben Tag später nachgeliefert! Völlig normal! Und wenn der erschossene Gegner vor dir, erst mal noch nachladen, sich wo anders hinstellen UND DANN erst umfallen muss oder will, ja dann ist das halt so.
Das Spiel nimmt es locker und zieht sein Programm schmerzfrei durch, denkt nicht mal im ansatzweise daran, etwas zu ändern und naja... DANN FÄHRSTE HALT MIT NEM PAPPKARTONAUTO! UND SCHAUST AUCH SELBER SO AUS! SO WHAT?!
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Aber auch das aufrufen der Karte kann zu einem Abenteuer werden und man fühlt sich nicht selten wie das Kaninchen aus „ZOOMANIA“, als es bei der Zulassungsbehörde beim Faultier Infos zu seinem aufgeschriebenen Kennzeichen erhalten will – Flash das Faultier und Cyberpunk nehmen sich da nicht viel beim Arbeitstempo.
Ein schneller Blick in die Karte? Schnell mal ins Menü?
Sonst noch Sonderwünsche?!
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Oder wie wäre es mit mehrsekündigen MEGARUCKLERN?! Da bleibt mittendrin im Spiel einfach ALLES stehen, gerne auch mal so lange, dass man meint das Spiel wäre jetzt aber echt abgestürzt und die Konsole muss mal neu gestartet werden.
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Man wird einfach das Gefühl nicht los, dass das Spiel eigentlich NIE für die alten Konsolen gedacht war, sondern nur für PC-Besitzer, welche immer ausschließlich die hochpreisigsten GraKas in ihren Kästen verbaut haben.
Zumal sich all diese Probleme ja nicht nur auf vollgepackte Innenstadtabschnitte beschränken, sondern immer und überall in der Spielwelt passieren. Da hat dann letzten Endes auch das reduzieren von Passanten an bestimmten Orten nichts geholfen. Immer mal wieder konnte ich sogar Polizisten überfahren, oder anhalten, aussteigen, mit meiner noch nicht geladenen Waffe die Beamten anschießen, wieder einsteigen, losfahren, mehrere Kilometer zurücklegen... UND ERST DANN – Kam das Spiel mal auf die Idee, mich zur Fahndung auszuschreiben.
Ich musste für mich deshalb feststellen, dass viele der Bugs und Glitches weniger darauf beruhen, dass das Spiel völlig im Eimer ist – Sondern eher, dass Cyberpunk 2077 halt einfach nicht mitkommt und damit nicht das komplette Spiel in den Lockdown geht, dann eben schmerzfrei ohne Texturen, Gegenstände und/oder ganze Teile der Spielwelt um einen herum weitermacht. Who fucking cares about that?! - Läuft doch die Klitsche!
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Was dann natürlich auch ein ganzes Stück weit erklärt, weshalb der PC da ein saubereres Bild abgibt. Denn der Rechner ist einfach schneller, kann all den Kram der da anfällt, wesentlich effektiver weiterverarbeiten und somit viele oberpeinliche Probleme einfach ausklammern. Weil es gar keinen Grund gibt, wie auf den alten Konsolen, diese abstrusen Kompromisse eingehen zu müssen.
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Vielleicht hätte man das Spiel auch gleich NUR für den PC herausbringen sollen? - Und erst ein paar Jahre später nur für die neuen Konsolen...
Also ja, Cyberpunk auf den alten Konsolen spielen, das braucht Geduld, vor allem eben dann, wenn man das Menü oder die Karte aufrufen möchte. Das kann dauern.
Aber bevor wir ausnahmslos DIESES Spiel dafür steinigen und DIESEN Entwickler...
Andere Spiele haben da auch so ihre Probleme – NICHT WAHR NEED FOR SPEED HEAT? XD
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Und in CONTROL, da kann man auch, vor allem seit diesem einen großen Update ziemlich gut in einigen der Räume durch den Boden fallen, weil das Level nicht schnell genug nachladen kann, wenn man zu schnell rennt.
4. Am Ende aber ein an sich... ziemlich gutes Spiel
(Wenn es denn irgendwann mal fertig ist)
Mal abgesehen von all den vielen, vielen, sehr sehr vielen Problemen, die das Spiel hat... Und man sich halt sehr einfach drüber lustig machen kann:
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Das heißt nicht “STIRB BART! Sondern... DIE BART! DIIIIIEEEEE!
Tun wir mal für einen Moment so, als wären diese nicht da und das Spiel wäre vollpolished verkauft worden:
Dann haben wir ein Spiel mit einer sehr gut geschriebenen, aber leider im Gesamtkontext etwas blassen Hauptstory. Die Nebenmissionen derweil, welche uns Nebencharaktere, aber auch ein paar der Hauptfiguren und vollkommen fremde Zeitgenossen näher bringen, uns an ihren Leben, ihren Ängsten, Träumen und Lebenswegen teilnehmen lassen, fand ich am Ende wesentlich interessanter. Detective River, Judy, Panam oder auch dieses Politikerehepaar, dessen Name ich mir leider nicht merken kann, ihr wisst schon, die die „abgehört“ werden. Sie alle bekommen ihre eigene Bühne und mehr und mehr geriet ich von der Hauptstory ab, interessierte mich kaum noch für Takemura oder Jackie oder Silverhand und viel mehr dafür, was die ganz normalen, kleinen Leute denn so treiben.
In diesen Missionen, welche auch schon mal daraus bestehen können, dass man hinterherläuft und sich unterhält oder einfach mit einer Familie an einem Tisch sitzt uns isst, mit Kindern ein VR-Spiel spielt oder Essen kocht, sich betrinkt, einer alleinerziehenden Mutter etwas Mut zuredet oder bei den besagten Politikern, welche einem nicht ganz geheuer sind, in deren Luxusloft hockt und sich deren Probleme anhört... Ja in diesen Missionen, da finde ich, beginnt die Spielwelt auf einmal lebendig zu werden, da vergisst man, dass Night City eben nur eine Kulisse ist. Alle Charaktere sind vollkommen nachvollziehbar, sympathisch oder unsympathisch gezeichnet. Und vor allen Dingen ist man immer daran interessiert, wie es mit ihnen und uns selber beziehungstechnisch denn wohl weitergeht.
Die Hauptstory ist auch echt super, keine Frage! Und ich war von meinem Storyende wirklich überrascht! Hätte nicht gedacht, so viele, offenkundig richtige Entscheidungen getroffen zu haben. Wobei ich aber auch schon in SPEC OPS THE LINE dachte, ich bekomme das schlechte Ende. Und dann präsentierte man mir stattdessen das Happyend und das Spiel jubelte mir noch hinterher: „DU BIST ALSO DOCH EIN GUTER MENSCH“.
Okay ^^
Das Problem in Cyberpunk ist aber, dass einem die Hauptstory untergehen kann, unzwar sehr lange, und es sich vollkommen legitim anfühlt. Weil man zwischen dem, wie ich finde doch sehr spaßigen Geloote, Gesammle, Verkaufen und Kaufen, Gebaue... Also sehr viel halt, dann auch noch diese vielen vielen Nebengeschichten hat, welche irgendwie bodenständiger wirken und durch vor allem ihre ruhigen Momente beeindrucken. Denn einer alleinerziehenden Mutter dabei zuzuhören, was ihr verstorbener Exmann für ein Arschloch war, wie hart die Ehe mit ihm war und nun das Leben ohne ihn ist, derweil jetzt ihr ältester Sohn vermisst wird, ja das packte mich dann weitaus mehr, als sich mit Jackie durch den halben Arasaka-Tower zu schießen.
Derweil mich das abballern von Gegnern, das Sammeln von Kram, das verwerten oder verkaufen, das finden von Bauplänen, das bauen, das aufbessern, aufmotzen, weiterverkaufen von Ausrüstung, das Aufleveln, das Erkunden der Spielwelt, einfach ebenfalls weitaus mehr beschäftigt haben, als die Hauptstory, deren Ende dann auch auf einmal sehr, vielleicht zu plötzlich kommt.
Den bereits erwähnten Rest der Zeit habe ich mit dem Herumblödeln und Experimentieren mit Bugs und Glitches verbracht und dort ebenfalls sehr viel Spaß gehabt.
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Night City unter den beschissenen Arbeitsumständen zum Leben zu erwecken, halbwegs zum Leben zumindest, war mit Sicherheit nicht einfach für die Entwickler. Das ist zwar keine Entschuldigung, aber sind viele Details im Spiel jedoch auch ein Beweis dafür, dass man hier dennoch viel Liebe, alle Kraft, alle Kreativität gegeben hat, um diese Welt nachvollziehbar aufzubauen und zu inszenieren, die man aufbringen konnte in dieser Situation. Man merkt an vielen Ecken und Enden, dass hier vermutlich viel mehr geplant war, dass da Ideen waren! Große und kleine Einfälle, Pläne, Visionen... Dass dann aber Geldgier von oben, schlecht geplante Deadlines, Größenwahn und schier zu wenig Personal vielen Dingen einen Strich durch die Rechnung gemacht haben und man immer wieder einstreichen und weitaus kleiner denken, herausnehmen und auch schon mal notdürftig umstrukturieren musste, weil es einfach nicht anders ging.
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“Hey schau mal Bart! SKINNERS HAUS BRENNT!”
Und ja, vielleicht wird das Spiel ja auf dem PC noch richtig geil, mit DLCs und und und! Vielleicht dann auch auf den neuen Konsolen! Auf den Alten jedenfalls, so sehe ich es immer deutlicher, ist der Zug schon abgefahren und auch CD PROJECT SPIELIMEIMER hat das offenbar inzwischen begriffen und macht (HOFFENTLICH) nun so weiter, dass immerhin die Neukonsolenbesitzer dann ein richtig geiles Spiel präsentiert bekommen, in dem nicht mehr am laufenden Band SOWAS hier passiert:
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Und JA!!!!! Auf Steam ist das Spiel nun eine ganze Ecke günstiger, viele Leute feiern es deshalb jetzt, als sei es nun AUF EINMAL das beste Spiel auf der Welt und AUSGERECHNET SIE, DIE ES JETZT KAUFEN, HÄTTEN DAS JA SCHON IMMER GEWUSST! - Diese ganzen Hater, pah! Die haben die ganze Zeit gelogen! Jetzt, wo man das Spiel für nen Appel und nen Ei hinterhegeschmissen bekommt... es aktuell preislich also genau dort steht, wo es leider noch immer qualitativ ist, ja das übersieht man den Rest einfach mal geflissentlich. ICH HABE KEINE BUGS GESEHEN! DAS SPIEL HAT KEINE BUGS! UND ICH, DER SICH DAS SPIEL JETZT ERST GEKAUFT HAT, KANN MICH JETZT ENDLICH ÜBER ALLE ANDEREN ERHEBEN, INDEM ICH DAS BEHAUPTE! ICH BIN NUN DER OFFIZIELLE VERTEIDIGER VON CYBERPUNK 2077 UND BIN IM RECHT! ICH HABE GEWONNEN! HAHAHAAAAA!!!
Ja, solche Knallos trifft man seit dem immer mal wieder an in den Kommentarbereichen der Gamingmagazine, auf Asocial Media sowieso und manchmal auch in den Redaktionsräumen der Spielemagazine.
Dass diese Hirnis einfach ausblenden, dass das Spiel wie bereits erwähnt nun preislich genau dort liegt, wo es schon zu Release hätte liegen müssen in seinem miesen Zustand, vor allem auf den Konsolen, ja das kann man bei diesen Leuten vermutlich auf drei Hauptfaktoren zurückschließen – Sie sind:
1. Trolle
oder
2.Looser die auch mal „Auf der Gewinnerseite“ sein wollen
oder
3. Einfach Vollidioten
Ach ja! Und die Gamestar hat übrigens rein gar nichts aus der ganzen Scheiße rund um ihr Verhalten um Cyberpunk gelernt und natürlich wie alle anderen Magazine auch, genau dort weitergemacht, wo sie zuletzt von der Realität gestört wurden – Man hyped immer noch vorher, spielt Gratis-Werbeagentur für die Studios und Publisher und will dann, wenn das Spiel mal wieder scheiße ist, natürlich nichts vom eigenen, vorangegangen Verhalten gewusst haben.
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Man schließt sich stattdessen stillschweigend dem restlichen Wutmob der erzürnten und enttäuschten Kunden an, und vergisst einfach mal geflissentlich, dass man es selber war, der da zuvor noch alle journalistische Sorgfalt und alle angebrachten, kritischen Blicke über Bord geworfen und die Leute heiß gemacht hat, mindestens 70 bis über 100 Euro für etwas auszugeben, das man selber dann wenig später in seinen Artikeln nun auf einmal in Grund und Boden schreibt.
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Aber weiterhin Werbeanzeigen schaltet oder geschaltet lässt, damit die eigenen Leser nach der zehnten „Das Spiel ist schieße“-Meldung dennoch mit Überzeugung sagen können: „Ja, ich bin von diesem Produkt überzeugt! All die negativen Meldungen haben mich motiviert, dieses unfertige, beschissene Produkt sofort über meine Lieblings-Gamingseite kaufen zu wollen! Die über 50€ gebe ich gerne dafür aus! Denn die Werbeanzeigen oben, unten und an der Seite sagen, dass das Spiel richtig geil ist!“.
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Wenn die sogenannte „GAMINGFACHPRESSE“ eines kann, ja dann Realsatire!
Aber Beständigkeit ist in unseren hektischen, unsteten Zeiten ja schließlich auch eine wichtige Tugend.
Nicht wahr?
Ich jedenfalls, ja ich habe fertig.
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Vielen Dank.
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CYBERPUNK 2077 für XBOX ONE
Entwickler: CD Projekt RED, CD Projekt
Publisher: CD Projekt RED
Release: 17. September 2020
Preis: (aktuell) 31,00€
(Persönliche) Note: Spielerisch 1+ - Technisch/Qualitativ 5+
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0 notes
caymanbloggt · 4 years ago
Text
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Cayman liest > Oskar Roehler >“Mein Leben als Affenarsch” >Roman >Über einen völlig kaputten Typen, der Schriftsteller werden will
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Erste abgefuckte Szene
Wir sehen einen Raum, der an sich ganz nett, okay... Sagen wir mal lieber: Etwas ziemlich „schnulzig“ eingerichtet ist: Die Wände in einem sanften Lilaton gestrichen, zwei Stühle von Ikea, grau bezogen, mit mattsilbernen Beinen und Armlehnen, in der Mitte ein Tisch aus lackiertem, glatten Sperrholz, darauf eine große, weiße Vase mit einem Trockenblumenbesteck...
An der mittleren Wand hängt ein beleuchtetes Schild, auf dem in Schnörkelschrift steht: „CAYMAN LIEST“...
Auf dem linken der Stühle, da sitzt Cayman, in legerer Kleidung und dem heute kritisierten Buch auf dem Schoß, freundlich nickt er dem Publikum zu: „Meine sehr verehrten Zuschauer... hicks INNEN!...“
Dann räuspert er sich und sagt: „Oh! Ich bitte um Entschuldigung, da hat mich der Genderschluckauf erwischt“
Er trinkt ein Glas Wasser und beginnt danach von vorn: „Meine sehr verehrten Zuschauer! Sehr verehrtes Publikum! Sehr geehrte Leser und Lesende! Wie auch immer... Fuck this Shit... Wir begrüßen das neue Jahr mit der letzten, in Zweitausendeinundzwanzig geschriebenen und produzierten Literaturkritik. In diesem Beitrag, da durchleuchten wir das Buch eines Mannes, für des es innerhalb seiner Romane gar nicht brutal, ekelhaft, abstoßend und wahnsinnig genau zugehen kann. Denn Oskar Roehler schreibt Bücher, die nicht nur unter die Haut gehen, sondern auch an die Nerven, an die Substanz, an die Psyche, an die Seele und an das Gemüt. Also ein bisschen wie Sibylle Berg, nur mit weniger Seiten und noch halbwegs nachvollziehbar, was eigentlich Sache ist bei der Story. Und ganz genau eines seiner noch recht neueren Werke, wollen wir also heute mal betrachten, uns den total gestörten Helden des Romans, sowie seiner Begleiter und einige Nebenfiguren ansehen und uns in diesen Zeiten, in denen immer mehr Romane irgendwelchen „Sensibility-Prüfungen“ und auch „-Beschneidungen“ unterzogen werden, Theaterstücke von Shakespeare abgesetzt werden, weil man dem Publikum kein Trauma zufügen will und bestehende Bücher aus dem Verkauf genommen werden, WEIL Verlage und Verkäufer Angst davor haben, dass jemand wegen irgendwelcher, nicht mehr zeitgemäßer Inhalte beleidigt, wütend oder getriggert werden könnte... Der totalen, völligen, hemmungslosen POLITISCHEN UNKORREKTHEIT hingeben!“
Cayman lehnt sich etwas vor: „Der Roman „MEIN LEBEN ALS AFFENARSCH“ von Oskar Roheler, ja der drischt mit dem Baseballschläger in exakt diese Richtung und tut alles dafür, so versaut, kaputt, pervers, ekelhaft und einfach nur verstörend zu sein, wie es dem Autor nur irgendwie möglich war! Ja okay, das Buch erschien schon 2015. Jedoch wird es immer noch verkauft, was heutzutage ja fast schon ein Wunder ist, wenn das so weitergeht. Erfreuen wir uns also am exakten Gegenteil von sogenannter „Sensibilisierter Unterhaltungsliteratur“ und tauchen wir in das Berlin irgendwo zwischen den späten 80ern und frühen 90ern und begleiten einen asozialen Vollidioten mit Dachschaden und schweren, emotionalen Defiziten auf seiner Reise durch das mindestens genauso kaputte Berlin und bei seinem Versuch, Schriftsteller zu werden... Spoiler! Er wird das natürlich nicht schaffen, dafür aber am Ende eine unfassbar widerwärtige Straftat begehen!“
Der Kameramann sagt aus dem Off: „Na das kann ja heiter werden.“
Und Cayman lächelt: „Ja, in der Tat! Und nun wird unser heutiger Studiogast, ein typischer berliner Assipunker, voller Wut und Inbrunst dieses geschmacklose Studio hier zerlegen. Einen kräftigen Applaus für... „FICKFRESSE“, und seine unbändigen Aggressionen!“
Daraufhin steht Cayman auf und ein verschnodderter Punker, in typischer Montur, mit bunten, verfilzten Irohaaren betritt das Bild... Laut spuckt er auf den Boden, nimmt die Vase mit den Trockenblumen und schmeißt diese mit voller Wucht gegen die Wand... Dann nimmt er einen der Stühle und schlägt damit auf den Tisch ein... Als dieser nicht nachgeben will, packt er diesen und wirft ihn unter lauten Grunzlauten ebenfalls gegen die Wand, bricht danach die Beine ab und wirft diese unter lauten Wutschreien durch den Raum... Sofort danach packt er den zweiten Stuhl, verbiegt mit knallrotem Gesicht die Beine und schleudert auch diesen gegen die rechte Wand... Dann zieht er sich spontan seine Nietenjacke aus, wirft sie auf den Boden, zieht sich die Hose herunter und.....
[((((((Die neue Sensibilisierungsbeauftragte Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann bittet um Entschuldigung für diese gesamte Szene – Sollten bei Leser_Innen und Lese*Personen diffusen Geschlechtes Verstörungen, Triggervorfälle oder aber Traumata entstanden sein, so bietet die neu eingerichtete „Sensibility-Hotline“ von nun an ihre Dienste an, Telefonnummer oder Skypechat zu finden in den AGBs von CaymenBloggt-  Die neue Sensibilisierungsbeauftragte Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann bittet vielmals um Entschuldigung für das vorangegangene und auch den nun folgenden Beitrag – SIE SOLLTEN DAS NICHT LESEN))))))]
Cayman liest
Dieses Mal:
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Oskar Roehler
„Mein Leben als Affenarsch“
„Der hirngefickte Scheißkerl“
Hauptsache laut und brutal
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Oskar Roehler nimmt nicht nur kein Blatt vor den Mund oder die Tastatur, er nimmt stattdessen gleich mal einen Baseballschläger und schlägt alles kurz und klein, spuckt auf den Fußboden... Ach was! ER SCHEIßT AUF DEN VERFICKTEN SCHEIßKACKFUßBODEN! ER ZIEHT SICH DIE BUXE RUNTER UND WICHST AUF DEN BODEN, AN DIE WÄNDE, AN DIE DECKE! ER WÄLZT SICH IN DER PAMPE, BESCHMIERT DIE WÄNDE DAMIT UND SPRINGT ANSCHLIEßEND LAUT SCHREIEND AUS DEM FENSTER!!! UN DANN UNTEN BEIM AUFPRALL MIT EINEM ATOMPILZ ZU EXPLODIEREN!!!
Ungefähr so, kann man das Grundprinzip beschreiben, nach dessen er seine Bücher gestaltet.
Aber das wäre jedoch nur die halbe Wahrheit – Denn da ist ja auch noch das, was diese Bücher überhaupt erst lesenswert macht, nämlich diese extrem tiefe, extrem ergreifende Atmosphäre und diese extrem cineastische Art, wie Handlung und Dramaturgie inszeniert und überhaupt aufgebaut sind. Selbst Momente, in denen mal nicht so viel passiert, lesen sich flüssig und sehr eingänglich. Es ist ein bisschen wie bei einem richtig guten Film, dessen Bildsprache einen bereits fesselt und davon abhält, vor der nächsten Werbepause aufs Scheißhaus zu gehen. Man fühlt sich einfach, so kann man es vielleicht am besten beschreiben: „Zuhause“ in diesen Büchern, selbst in den schmutzigsten und schlimmsten Momenten.
Rein Psychologisch sind die Figuren in seinen Romanen zudem eigentlich immer sehr gut und sehr genau dargestellt, mit all ihren Höhen, Tiefen, Ecken, Kanten, Lichtflecken und Abgründen. Die Abgründe sind meistens aber am präsentesten... Kennen wir ja von RTL2 und deren „Harz-4-Programm“... Dumm, hässlich, arm und asozial geht immer, weil „Abwärtsversicherung“, so nennen Medienpsychologen dieses Phänomen, das mehr über uns als Gesellschaft und auch als intelligente Lebewesen aussagt, als wir es vielleicht gerne hätten und zugeben wollen würden.
Im Falle des nun rezensierten Buches „Mein Leben als Affanarsch“, da greift diese RTL2`sche „ABWÄRTSVERSICHERUNG“ aber mal so dermaßen, dass es bis in die umliegenden Nachbarwohnungen scheppert beim lesen!
Denn der Held, er ist irgendwo ein sehr empfindsamer Mensch, künstlerisch interessiert und auch motiviert, er ist ein typischer Freigeist, wie man als Künstler es normalerweise sein sollte, Gesellschaftsnormen kotzen ihn an und irgendwie hat er gewisse Wesenszüge von Klaus Klinski, im guten wie im schlechten. Und ganz genau da liegt aber auch das Problem, denn der Held, er ist komplett außer Stande, sich unter Kontrolle zu halten, selbst die allerkleinsten Impulse, die durch sein verdrehtes Gehirn schießen zu unterdrücken. Er kann sich in keinster Weise längerfristig beherrschen oder überhaupt einschätzen, wann er den Bogen wie weit überspannt. Der Held, er ist im Grunde genommen das, was man einen „Asozialen“ nennt, jemanden, der überhaupt nicht in der Lage ist, sich irgendwie, irgendwo jemals anzupassen oder auch nur länger zu beherrschen, weil sein kaputter Kopf, seine vollkommen desolate Psyche ihn von einem Wut-Selbstzerstörungsanfall in den nächsten treiben, von einem schwerst depressiven Zustand in den nächsten, oder in völlige, übertriebene Glücksseligkeit und wieder zurück. Der Held, er...
HAT NIE GELERNT SICH ZU ARTIKULIEREN! SEINE KLEINE SEELE, SIE SEHNT SICH NACH ZÄRTLICHKEIT!
Aber leider ist auch er nichts anderes, als ein... „ARCHLOCH, ARSCHLOCH, ARSCHLOCH!“.
Dabei ist er an sich eine sensible und irgendwo auch einfühlsame Person, er kann mit diesen Werkzeugen die meiste Zeit jedoch nichts anfangen und gibt sich lieber vollkommen seinen niedersten Impulsen hin, ohne Rücksicht auf sich selber oder andere. Was den Leser schon mal sehr verstört zurücklassen kann, weil dieser Held dort in der Story die gestörtesten Dinge tut, diese immer noch weiter steigert und all sein Talent und sein Wollen, auch sich mehr zu machen, als einen drogennehmenden, abgefuckten Mülltypen, einfach in die Tonne kloppt.
Dass bei dieser Art von Roman, bei diesem Erzählstil natürlich Übertreibungen mit dazugehören, Stilbrüche, das Überschreiten aller nur möglichen Linien des guten Geschmackes, ist ja klar. Doch lauert genau dabei eine nicht unwesentliche Stolperfalle, in die der Autor gleich mehrmals tappt, weil er es einfach so dermaßen übertreibt, dass es nicht nur unrealistisch wird, sondern regelrecht, auch die unangenehme Weise „Peinlich“. - Eine sehr gute Szene, wäre jene mit dem „Fötus“, bei dem ich einfach nur noch dachte: „Das passt überhaupt nicht rein, es ist unrealistisch as Fuck und ist so überspannt, dass es nur noch pure Cringe ist!“.
Gut ist jedoch, dass ihm dies nur ein paar male passiert, dann auch sofort auffällt, nicht weiter handlungsrelevant ist und man es auch einfach überblättern kann, ohne etwas zu verpassen.
Meistens aber, da passt die Zusammenarbeit zwischen, nennen wir es mal „Lyrischer Schönheit“, der „Brutalen Erzählweise“ und dem „Asozialen Helden“ und seiner mindestens genauso kaputten Mitmenschen. Und da der Held eine sehr gute Beobachtungsgabe hat und alles mit exakter, makelloser und genauso gnadenloser Genauigkeit wiedergibt, sind selbst Alltagsereignisse, auch die, die mal nicht vollkommen kaputt, ekelhaft und/oder verstörend sind, ein großes Ereignis.
Denn aus den Augen eines sehr labilen Psychotikers, mit einer an sich messerscharfen Beobachtungsgabe und künstlerischem Blick, ist die Welt ein sehr interessanter Ort, voller spannender Sichtweisen.
Er wäre gerne Schriftsteller
Doch nur zum asozialen Spinner reicht es...
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Der Roman beginnt schon mal sehr abstrus: Als der Held seine Mutter besucht, mit der er nicht viel am Hut haben will, weil sie weder als Mutter, noch als Mensch überhaupt etwas taugt, da präsentiert sie ihm stolz ihren sündhaft teuren Mantel aus ORANG-UTAN-FELL. Die Mutter selber ist durch langen Tablettenmissbrauch, ihre diversen Krankheiten und ihre Paranoia, zu einem sehr obskuren Anblick geworden, eher schlechte Karikatur als ein wirklicher Mensch.
Die Mutter spült sich ihre Tabletten mit Wodka herunter, dann muss der Sohn für sie erst mal Rezepte fälschen. Als er ihr daraufhin mitteilt, dass er nach Berlin wolle, aber kein Geld hätte, da wird die Mutter wie immer unfreundlich und empfiehlt ihm, sich bei diesem Wunsch lieber an den Vater zu wenden. Der sei immerhin, also angeblich KASSENWART DER RAF gewesen und hätte doch größere Geldsummen ihrer Banküberfälle bei sich herumliegen. Der Vater wiederum ist ein schwerst alkoholabhängiger, unter diversen Verschwörungsphantasien leidender, langsam verwahrlosender, in Unwürden gealterter Mann, dem das Leben nicht viel mehr gelassen hat, als halt seinen Schnaps, seinen Wein und seine sonstigen Spirituosen. Auch er werkelt an einem Buch, schon viel zu lange, wird nicht fertig. Aber das kann auch egal sein, denn sein „Opus Magnum“ ist an sich nur eine unvorstellbar dümmliche Ansammlung an wilden Verschwörungsthesen, zusammenhangslos und wirr.
Also kann man immerhin bereits auf den ersten paar Seiten sehr gut nachvollziehen, woher auch der Held seine diversen Dachschäden hat und warum auch aus seinen Plänen, Schriftsteller zu werden, niemals etwas werden wird, die Abwärtsspirale gen Asozialhausen und Dachschadendorf dafür aber bereits in Granit gemeißelt ist.
Doch der Held, gerade so um die 23, er lässt sich nicht beirren. Sein Plan steht fest. Nach Berlin und dann an der Schreibmaschine mal so richtig das Feld der Lyrik und der Literatur von hinten nach vorne aufräumen. Murakami, Houellebecq, Sibylle Berg, Daniel Kehlmann und wie sie alle heißen, sie alle sollen und werden im Glanze SEINES Schaffens regelrecht verglühen! Jawoll! So machen wir das! So und nicht anders!
Was aber dieser Held, wie auch schon viele andere vor und wohl auch nach ihm dabei vergessen haben ist, dass BERLIN eben BERLIN ist. Etwas, das dem Helden nun auch sehr schnell auf die Füße fällt. Denn das Berlin, in dem man landet, wenn man die eigenen, vergammelten Eltern um Kleingeld anschnorren muss, um überhaupt dorthin zu kommen, ist kein Berlin, welches einem mit offenen Armen, einem ausgerollten, roten Teppich und frischem Kaffee und Schnittchen empfängt. Es ist eher ein riesiger, grauer, dauerberegneter, prekärer Müllberg, in dem „Menschen“, oder zumindest „Lebensformen“ ihr „Dasein“ fristen, die nur noch entfernt etwas von „intelligentem Leben“ haben. In dem Mietblock des Helden, in dem er eine schummrige Kellerbude, oder eher angegammeltes Loch bewohnt, ist alles dreckig, hoffnungslos, es stinkt und der dauerbesoffene Hausmeister mit den kariesschwarzen Zahnruinen im Maul verdrischt lautstark seine Frau und scheißt gerne mitten in den Hinterhof.
Der Held derweil, der sitzt manchmal vor seiner Schreibmaschine und hat viel zu viel Respekt vor allem: Der Macht der Worte, der Jungfräulichkeit des ersten Satzes, seiner eigenen Schaffenskraft und  dem bloßen Dasein als Künstler. Sein Vorhaben kann sich nicht formen, seine Ideen zerfließen zu milchiger Flüssigkeit die sogleich im Abfluss versickert, er sitzt einfach nur da und es will nichts kommen, mit dem man einen Houellebecq oder Kehlmann das Wasser reichen könnte. Von „verglühen lassen“ kann gar nicht die Rede sein, sondern eher davon, dass ER der Held wie ein leeres, weggeworfenes Feuerzeug ist, das auf regennasser Straße daliegt und darauf wartet, vom nächsten Regenschauer in die Kanalisation gespült zu werden.
So streunert er mit zunehmendem, geistig-seelischem Verfall durch das kaputte Berlin, mit seinen kaputten Bewohnern, seinem kaputten Antlitz und seinem ewigen Wahnsinn, welcher auch den ohnehin anfälligen Helden mehr und mehr durchströhmt und immer weiter in Richtung Bodensatz absinken lässt. Da können auch gewisse Frauenbekanntschaften nichts dran ändern, welche ohnehin immer nur im Drama enden. Auch wenn die ganze Arschfickerei ja ganz nett war, oder die ständigen Prügelorgien, wenn mal wieder beide entweder besoffen oder einfach nur außer sich waren, weil man hier in Berlin halt immer außer sich ist. (Oder besoffen, um das alles besser ertragen zu können).
Aber auch seine Versuche, als ganz normaler Mensch zu arbeiten, beispielsweise im Theater, verlaufen sich für ihn in immer neuen Enttäuschungen, in Ausrastern und letzten Endes in der Einnahme von Drogen oder einfach allem, was irgendwie berauscht.
Schon auf Seite 32 kommen dem Helden erste, eklatante Zweifel, ob das mit dem „Schriftsteller werden“ nun wirklich so eine gute Idee gewesen ist. Seine bisherige Ausbeute an Schaffenswerk, liest sich nämlich so:
ZITAT BUCH SEITE 31/32:
„Im Alter von sechs Jahren ist die Angst von Berlin in mich hineingekrochen und ist dort hocken geblieben. Die Angst des Abfalls vor dem Müllschlucker. Die Angst des Hinterhofs vor der Kastanie. Die Angst des Hausmeisters vor der Hundescheiße. Die Angst des Biers vor dem Eisbein. Die Angst der Kohlsuppe vor dem Krieg. Die Angst der Straßen vor dem grauen Himmel. Die Angst des Kinderfickers vor dem Hausmeister. Die Angst des Hausmeisters vor der Scheiße im Arsch des Kinderfickers. Und umgekehrt und umgekehrt.“.
Ich würde noch hinzufügen: „DIE ANGST DES HAUSMEISTERS VOR DER LEEREN BIERKISTE“.
Dann wäre es perfekt.
Schmutz und andere kulturelle Unterhaltung
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Als der Held am nächsten Tag nach seinem ersten und leider besten Versuch, Schriftsteller zu sein erwacht und wenig erpicht von seinem Werk ist, klopft der Hausmeister an der Tür... Es geht vermutlich um die Müllabfuhr:
ZITAT:
„Zehnmal fällt das Wort Scheiße. Fünfmal das Wort Gülle, viermal Fotze. Der Rest verschwimmt in Schwammigkeit. Wieder starrt er mich an. Ich sage: >>Müllabfuhr, Scheiße, Gülle und Fotze<<. Er nickt anerkennend.“.
Doch so heruntergekommen wie der Hausmeister und all die anderen Gestalten auch sind, der Held ist nichts besser. Nur kann man seinem Verfall bis zum Boden, bis runter in den verdreckten Kohlenkeller der Gesellschaft im Laufe des Buches in Lichtgeschwindigkeit zusehen. Was ihn selber aber nicht davon abhält, UNS den Lesern dies in vollkommen emotionsloser, aber wunderschön-poetischer Sprache darzulegen, als sei es ein altes, wiederentdecktes, barockes Ölgemälde, welches es zu besprechen gilt. Besonderes Highlight ist immer, wenn der Held Drogen konsumiert und Oskar Roheler sich Zeit und auch Phantasie nimmt, sehr viel von beidem sogar, diese Rauschzustände zu beschreiben. Fast ist einem dann, als würde man gerade selber im Vollrausch durch die Galaxis rasen, wie eine von Dalis Uhren einfach zerfließen.
Ohnehin ist diese wunderschöne, betörende Art, wie der Held sich selber und sein motiviertes Arbeiten daran, so schnell so wahnsinnig und heruntergekommen wie möglich zu werden, wenn er es nicht schon die ganze Zeit  über war... beschreibt, jede Seite aufs neue einfach großartig. Selbst wenn man bedenkt, dass es vor Fäkalwörtern, Beschimpfungen, rassistischen Äußerungen, Beleidigungen, ekelhaften Szenen und perversen Arten Sex zu haben (Oder sowas in der Art) nur so trieft. Der Held, im tiefsten Inneren seiner Seele, ist ein sehr empfindsamer und ästhetisch sehr feinfühliger Mensch. Er kann es nur nicht auf Papier bannen und verfällt stattdessen lieber dem Wahnsinn, dem noch viel größeren Wahnsinn Berlins, den Drogen und seinen nicht gerade wenigen, eher viel zu zahlreich vorhandenen, eigenen psychischen Problemen, Krankheiten und was man halt sonst noch so alles mit sich herumschleppt, wenn man aus einer komplett kaputten Familie kommt und selber keinen Deut besser ist.
Ob man diese Maßlosigkeit an allem, was nichts mit Politischer Korrektheit zu tun hat, nun mag, gutheißen will oder nicht, muss jeder selber wissen. Ich jedoch für meinen Teil empfand den Trip in die Welt eines solchen Menschen, die ja auch in Real existieren, in diese Abgründe, als sehr interessant und vor allem in diesem Fall von Roheler selbst... Sehr einfühlsam, trotz all dem drumherum.
Wo wir aber auch wieder bei der „Abwärtsversicherung“ von Harz-4-Soaps von RTL2 und Co sind – Denn man kann gar nicht anders, als dem Helden bei seinem Weg immer weiter nach unten, in den Wahnsinn, von einem Drogenrausch in den nächsten, beim sozialen Verfall mit einem prickelnden Grauensschauer zuzusehen.  Die Schönheit, die Zartheit, die manchmal aber auch einfach sehr sachliche Beschreibweise des Ich-erzählenden Helden steht in einem an sich beißenden Gegensatz zu dem, wie er als Mensch tatsächlich ist, wie versaut, brutal und pervers all das ist, was im Verlauf der Handlung passiert.
Auch wenn Oskar Roehler manchmal wirklich vollkommen über das Ziel hinausschießt, wie bei der Sache mit dem Fötus.
Insgesamt aber, da besticht die beschriebene Handlung dadurch, dass diese vor Perversitäten, Brutalität und Sozialhorror nur so strotzt ABER gleichzeitig all das auf eine fast schon liebevoll-zärtlich-sachliche Weise vom Erzähler vorgetragen wird. Der derbe Humor, der sehr derbe Humor rundet den Roman letztendlich ab.
Vor allem aber eben jene tiefpoetische Abschnitte sind es, welche fesseln und begeistern, schon durch ihre bloße Bildsprache:
ZITAT BUCH SEITE 75/76:
„Ich kleine, sitzende Figur verschwinde in dieser Stille und fühle, wie sie wächst und mich immer weiter von allem Guten entfernt. Die Hände klein und zierlich, brav und manierlich, liegen auf dem Tisch, wie man es mir beigebracht hat, als ich noch sehr klein war. Die Ellbogen nicht auf dem Tisch. Links und rechts liegen sie brav neben der Schreibmaschine.
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Wie ungeheuer zart, klein und hilflos ich selbst in diesem Moment bin, das sehe ich an diesen schüchternen Händen. Die blanken Augen, als hätten sie Hunger, nehmen den Anblick der Hände in sich auf. Sie saugen ihn nicht begierig in sich hinein, nein, dieser Hunger ist kein Insektenhunger, es ist der Hunger der Teleskope, die traurig den Weltraum abtasten nach irgendwas Lebendigem – und nun diese Hände auf Wachs vorfinden, die perfekt modelliert sind und wie echt aussehen. Dürerhände. Hände aus Stein.“
Dass derselbe Erzähler sich etwas später harte Drogen reinpfeift, sich regelmäßig aufführt, wie frisch aus dem Irrenhaus entlaufen oder schlimmer... Wie Klaus Kinski auf Speed... Klaut, prügelt, pöbelt, ausrastet, sich eine Glatze rasiert, sich „RAZORHEAD“ nennt, komplett wahnsinnig spontan in einen verdreckten Fluss springt, eine Familie im Restaurant terrorisiert und am Ende sogar eine schwere Sexualstraftat begeht, mag man da ja kaum glauben.
Doch es ist so, es will nicht zusammenpassen, als wenn flüssiger Teer und Lava aufeinandertreffen, doch beides am Ende irgendwie unter Gestank, unwohler Geräuschkulisse und jeder Menge Rauch und Qualm zu einem werden. Unförmig, unansehnlich, kunstvoll verformt, ästhetisch deformiert zu einer Missgeburt, welche man einfach ansehen MUSS, damit man immerhin mitreden kann. Schönheit durch puren, immer weiter verkommenden Horror menschlichen Daseins. Wie einer dieser Lost-Places-Abenteurer fühlt man sich, wie diese Touristen in Tschernobyl, welche durch die alte Grundschule laufen, den Verfall, den Schrecken, die Kindergasmasken und die verwitterten Spielzeugpuppen begaffen wie Vieh seinen Landwirt, der gerade mitten auf dem Hof den Nachbarshund von hinten vögelt.
Dieses Buch kommt dem Buch „DER GOLDENE HANDSCHUH“ von Heinz Strunk sehr nahe und ist doch von seinem Protagonisten vollkommen anders. Denn man weiß bei diesem Helden einfach nicht, wirklich nicht, ob man ihn nun mögen soll, ob man ihn hassen soll für alles was er getan hat, ob man ihm helfen oder ihm weiter zusehen will, ob man sich schämen soll, diese widerliche Buch gelesen zu haben, oder ob man stolz darauf sein kann, soll, muss, darf, dass man es überhaupt zu Ende gelesen hat.
Egal wie die Antwort auch immer lautet...
Mich hat das Buch, mit ein paar wenigen Abzügen, sehr gut gefallen und überzeugt.
FAZIT
Brutal, widerwärtig, pervers, total gestört und gerade deshalb einfach faszinierend
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Drum machen wir es kurz:
„Mein Leben als Affenarsch“ ist brutal, pervers, fäkal, rassistisch, böse, abartig, krank und absolut kaputt. Mit dem neuen Trend der „Sensibilisierten Literatur“ hat DAS HIER rein gar nichts zu tun. Eher das exakte Gegenteil. Denn dieses Buch ist nichts für schwache Nerven und greift Genremäßig irgendwo da, wo auch Heinz Strunk  mit seinem „GOLDENEN HANDSCHUH“ oder auch Sibylle Berg jüngst mit ihrem Brockenwerk „GRM-Brainfuck“ gewildert haben.
Figuren, die ohnehin bereits verloren sind, bei denen man weiß, dass es kein gutes Ende mit ihnen nehmen wird, deren Schicksal aber dennoch berührt, weil sie doch weitaus vielschichtiger sind, als es ihr Äußeres vermuten lässt, die vor allem viel mehr könnten, wenn sie denn, wenn die Welt um sie herum dafür geschaffen wäre, wenn, würde, wäre, hätte, könnte...
Das Szenario des „Sozialhorrors“, der prekären Lebensumstände, welche der eigenen Vorstellungskraft weit überlegen sind, weil man es sich einfach nicht vorstellen kann oder auch gar nicht will, dass Menschen so sein können, so leben können, aber sich eingestehen muss, dass viel mehr an dem dran ist, was hier in Fiktion dargestellt wird, als es vielleicht sein sollte – Ja dieses Szenario, dieses Genre, kann eine ebenso gewaltige Sogkraft entfalten, wie ein richtig guter Thriller oder Krimi.
Wo Strunk jedoch einfach passieren lässt und im Grunde nur Kamera ist und Sibylle Berg vollkommen gleichgültig runterrasselt, da nimmt sich dieser Roman Zeit für seinen Helden, da nimmt der erzählende Held die Zeit, sich selber aus der Ferne zu betrachten und zu sezieren. Derweil er immer weiter in Drogen, Gewalt, Wahnsinn und geistig-seelischem Verfall untergeht und Dinge tut, die doch wohl hoffentlich...
Ach lassen wir das.
Denn in der Fiktion, da gibt es kaum etwas, was nicht bereits irgendwo genau so stattgefunden hat oder schon immer so stattfindet. Vielleicht ja gerade jetzt, irgendwo auf der Welt, vielleicht sogar schon zwei Straßen weiter. Ja wer weiß das denn so genau?.
Weil Menschen kranke Gestalten sind, klein, deformiert, jeder für sich, mal außen, mal innen, mal beides. Weil diese deformierten, kleinen Wesen dazu verdammt sind, jeder für sich, ins trübe Lebenswasser geworfen zu werden. Ganz gleich ob sie dafür gemacht sind, oder eben nicht. Manche können schwimmen, gewiss, manche weil sie es können, manche weil sie von innen hohl sind oder weil sie irgendwie Glück hatten. Manche aber, die sind dazu gemacht worden, sofort zu versinken. Denn am Ufer stehen zu bleiben, ja das ist nicht vorgesehen. Drum genügt ein kleiner Schubser und schon werden sie immer kleiner und kleiner und unschärfer, in jener farblosen, leblosen, erbarmungslosen Brühe, welche viele einfach nur „Leben“ nennen. Bis sie für immer verschwunden sind. Derweil sie dann am Bodengrund mit den anderen ihr Dasein fristen. Denn der Weg nach oben ist weitaus schwerer, unmöglicher, utopischer als umgekehrt. Schwerkraft ist immer sicher. Schwerelosigkeit nie von Dauer. Auftrieb und Oberflächenspannung entweder ein Lottospiel oder ein Privileg.
Und dieser Held, er tut einem leid. Doch man muss ihn hassen, weil er ein vollkommen kaputter Scheißtyp ist, der mindestens in die Geschlossene gehört. Ein gestörter, ein kaputter, ein faszinierender Besitzer von Dachschäden aus Familienbesitz, den die Welt so schon tausendmal gesehen hat, den WIR als Leser aber nicht aus den Augen lassen können oder wollen.
Weil wir die Wollnys und den „HALT! STOP! WARTE...“-Typen oder oder oder... Ja auch nicht aus den Glubschern lassen können und auch gar nicht wollen. Oder zumindest allejene von uns, bei denen ebenfalls irgendetwas fehlt, im Oberstübchen, im Charakter oder im Selbstwertgefühl.
RAZORHEAD, wir lieben dich. Aber bitte, wir hoffen dass du für deine Taten, für das was du bist, eines Tages, eines baldigen Tages, einfach in der Scheiße, in der braunen, stinkenden Brühe, inwelche du manchmal aus völligem Wahn, weil du den gesamten Wahnsinn Berlins in dir vereinst, wieder mal hineingesprungen bist, einfach ersäufst.
Du krankes, kaputtes, naives Stück Menschenmüll.
Und dafür danken wir dir von ganzem Herzen – Mögest du ewig leben.
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Oskar Roehler
„Mein Leben als Affenarsch“
Taschenbuch
ullstein
Ersterscheinung 2015
Preis: 10,00€
PERSÖNLICHE NOTE: 1-
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Letzte abgefuckte Szene
Cayman hat sich den einen der beiden Stühle, der noch intakt ist, ein Stück entfernt von der demolierten Bühne aufgestellt, sitzt nun darauf, mit elegant übereinandergeschlagenenen Beinen und lächelt seriös...
Dann sagt er: „Meine Damen und Herren! Dies war die definitiv letzte Literaturkritik aus dem Jahre zweitausendundeinundzwanzig. Aber keine Sorge, auch zweitausendundzweiundzwanzig, da geht es natürlich munter weiter. Wie immer nicht einmal im geringsten daran interessiert, was gerade heißer Scheiß ist, auf dem Büchermarkt, sondern immer so, wie es uns gerade gefällt!“
Im Hintergrund derweil, da randaliert „FICKFRESSE“ vollkommen von allen Sinnen einfach laut pöbelnd, schnaufend, sabbernd, kreischend, brüllend, grunzend und laut furzend weiter...
Cayman aber, lässt sich nicht stören und sagt: „Und auch wenn ein gesundes Maße politische Korrektheit immer auch zum zivilisatorischen, zum guten Ton gehört... Das exakte Gegenteil jedoch kann ebenfalls nicht schaden. Und wenn es nur als reine, plakative Warnung zu verstehen ist. Was bei all den Harzvier-Sendungen ja an sich als Grundbotschaft auch immer der Fall ist: Willst du, wollt ihr so werden, so enden, bei solchen Leuten als Nachbarn leben wie die da im Fernsehen? Oder wollt ihr brave, kleine, fleißige Arbeiterameisen sein und schaffe, schaffe, Häusle baue? Denn das soziale Netz, es ist eine Bühne auf dem die Schwächsten der Schwachen, die die Pech hatten im Leben und alle jene, die sich nicht einfügen können oder wollen, nichts zu suchen haben. Es sein denn, man benötigt sie, zur Abschreckung. Als Freakshow, mit all ihren teils verstörenden Verhaltensweisen...“
Da wirft der Kameramann ein: „Ähäm..... Bitte denk dran... Kein Moralaposteln! Gute Vorsätze und so. Will eh keiner hören!“
Da merkt Cayman auf: „Ach ja! Stimmt, da war ja was... Ahahah! Nun gut. Denn wie bereits gesagt... Literatur, Kunst, MEINUNGSFREIHEIT muss auch, sollte auch, unter anderem, rau, brutal und aufpeitschend, verstörend und triggernd sein. Jede Kunstform sollte dies sein, wenn auch der Kontext dazu natürlich passend sein muss, damit es eine Begründung hat. Wenn wir dies jedoch wegnehmen und alles einfach glattbügeln, aus Angst, aus falscher, politischer Aktion oder aus der erpresserischen Gewalt einer wirren Minderheit heraus, welche die Welt in einer rosa Seifenblase ohne Vergangenheit sehen will, die ausblenden will, was einmal war, was immer noch ist und auch immer sein wird, ja dann ist dies keine Kunst mehr, was wir dort erschaffen. Provokation, im richtigen Maße, Grenzüberschreitungen im richtigen Kontext und in der Einhaltung sehr bewusster, allgemeingültiger Regeln, sie gehören dazu, zu einer streitbaren, lebendigen, gesunden, zu einer freien Gesellschaft! Dies gilt nicht nur für den politischen Diskurs, sondern eben auch für die Kunst in allen Formen. Somit natürlich auch für die Literatur. Literatur sollte so frei wie möglich sein, als perfektenfalls Nährboden für eine diskutierende, streitende, sich ihrer vergangenen, gegenwärtigen und vielleicht auch zukünftigen Ecken, Macken, Problemen und Abgründen bewussten Gesellschaft!
Literatur sollte frei sein, so frei wie machbar. Und nicht der Sklave einer Angst, einer aktuellen Weltsicht, einem Trend oder dem Befehlsgeschrei, den Wutlauten einiger weniger oder gleich von fehlgeleiteten Regierungen und Diktatoren. Literatur ist ALLES, IMMER und ÜBERALL. Sofern sie keine gültigen Grundgesetze überschreitet, sofern die kontextuelle Grundlage stimmt und passt!“
Dann schweigt Cayman und senkt den Kopf...
Auch hinter ihm ist es ruhig geworden...
Dann ruft der Kameramann: „Hey Fickfresse! Du kannst dann jetzt! Wir brauchen noch nen Rausschmeißer!“
Daraufhin hört man, wie der Angesprochene Anlauf nimmt und dabei laut, immer lauter aufschreit...
Dann sieht man, wie Fickfresse nackt, nur noch mit seinen stachelverzierten Springerstiefeln bekleidet auf die demolierte Bühne zurennt, das Gesicht von Wut und Wahnsinn verzerrt, die Augen starr und entschlossen auf das Ziel gerichtet...
Als er die Bühne fast erreicht hat, da schreit er noch einmal aus voller Seele auf, entlässt er den aufgestauten Zorn aller Lebewesen der Erdgeschichte...
Dann donnert er mit dem Schädel voran gegen die massive Betonwand in der Mitte...
Prallt seitlich ab...
Quietscht einmal laut...
Und flatscht auf den Boden wie ein patschnasses Handtuch...
Kurz blicken Cayman und der Kameramann auf die Szene, vor allem auf den großen, roten Fleck an der Wand...
Dann aber wendet sich Cayman wieder dem Publikum zu und lächelt erneut wie ein Nachrichtensprecher: „Meine Damen und Herren und Personen aller Geschlechtsmerkmale oder auch nicht, wie immer Sie möchten... Das war der Beitrag! Ich hoffe, dieser hat Ihnen irgendwie gefallen!“
Daraufhin streckt der Kameramann den Zeigefinger in Richtung Bühne und frohlockt: „Aha! Da! Siehste! Er lebt noch! Das rechte Bein zuckt! Also alles gut“
Cayman lächelt und sagt erfreut: „Oh! Na das ist schön, dann brauchen wir die Kühltruhe wohl doch nicht!“
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caymanbloggt · 4 years ago
Text
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Cayman liest > André Heller >“Schattentaucher” >Prosa >Die wilden Abenteuer eines Mannes im Nachkriegswien und dessen Kaffeehauskultur
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Erster Akt im Kaffeehaus
Es ist eines jener altgedienten Häuser, in denen die Menschen schon saßen, Zeitung lasen, Kaffee tranken, ihr traditionelles Glas Wasser umsonst hingestellt bekamen, sich stritten, Dramen aller Arten abhielten, Stunden um Stunden, manchmal ganze Tage verbrachten, bis irgendwann manche von ihnen einfach zum Inventar gehörten. Und so durch ihr Zutun dieses, wie viele andere Kaffeehäuser überhaupt erst zu dem machten, was sie auch heute noch sind.
In diesem, nun beschriebenen jedenfalls, da kann man die vergangenen Zeiten hören, wenn man den alten Holzfußboden entlangläuft. Man kann sie riechen, diese vergangenen Zeiten, wenn einem der Geruch des alten Holzes und seiner Lackierung in die Nase steigt, vermischt mit dem Aroma von frischem Kaffee und Zigarrettenrauch. Man kann die vergangenen Zeiten, überhaupt das vergehen der Zeit sehen, in all den Kratzern, Dellen, übermalten Stellen im Holz auf dem Boden, den Wänden und den Möbeln, vertuscht, versteckt, aber doch sichtbar konserviert bis heute.
Der Kronleuchter an der Decke will nicht so recht zu den alten Möbeln passen, welche zwar in keinstem Fall billig oder schäbig aussehen, aber doch ein wenig wie Bettler im Antlitz eines edel gekleideten Königs, von edelstem Geblüt. Aber Widersprüche an sich, Widersprüche überhaupt, die gehören ja dazu, in Wien, in Österreich, in den Kaffeehäusern, wo jetzt, zu diesem Zeitpunkt kaum Kunden sind, bis auf die wenigen, üblichen Dauergäste:
Der alte, wie man ihn hier einfach nur nennt „Blätterer“, ein minutiöser, perfektionistischer Zeitungsleser, welcher überhaupt erst ans fortgehen denkt, wenn er auch den letzten Buchstaben der vielen hier ausliegenden Tageszeitungen ausgiebig und kritisch gelesen hat.
Der, wie ihn die beiden Kellner nennen „Turmbauer“, der Tasse um Tasse genussvoll austrinkt, aber erst Trinkgeld gibt, wenn er mindestens einen beeindruckend, wie auch gefährlich hohen Turm an Tassen und deren Untertellern auf dem Tisch vor sich errichtet hat. Ist der Bauherr zufrieden, dann zahlt er auch gut. Und weil die Kellner das wissen, gehen sie das Risiko, dass es vielleicht einen Scherbenhaufen oder garantiert wütende Flüche der Küchenhilfe über die plötzlichen Unmengen an Abwasch geben wird, gerne ein, denn es lohnt sich.
Oder die „Stangerl-Rita“, welche eine Zigarette nach der anderen wegraucht, dabei aber stets so wirkt, als sei sie die Hauptdarstellerin in einem Film, den die Welt so noch nicht gesehen hat. Die Nebelwolke um sie herum ist mancher Zeit beeindruckend, als wolle die gute Dame die Zeche prellen, in dem sie einfach im trüben Nichts des von ihr verbrannten Nikotins für immer untertaucht, wie eine Magierin. Doch die gute Rita, sie verschwindet nicht, sie bleibt, meistens vom frühen Vormittag, gleich nach dem Öffnen, bis zum Schließen. Vielleicht sollte man sie einfach zum Inventar zählen, einen Glaskasten um sie herum aufbauen und als historisches Artefakt den anderen Gästen zum bestaunen freigeben.
Solche und noch viele andere Figuren, Originale, Gestrandete, Eigenartler und und und bevölkern dieses, wie auch alle anderen Kaffeehäuser in ganz Österreich.
Als sei dies aber noch nicht genug, beehren heute gleich noch zwei weitere, obskure Figuren die Räumlichkeiten mit ihrer Anwesenheit. Aber die Kellner, sie sind selbst die schrägesten Gäste und deren Schrullen mehr als gewohnt. Vermutlich würde ihnen der Angstschweiß aufrecht auf der Stirn stehen, wenn dem nicht so wäre, wenn diese auf einmal fortbleiben würden, denn dann müsste man davon ausgehen, dass etwas passiert ist, welches die Grundfesten der Zivilisation einstürzen ließ.
Nun haben es sich also Cayman und der Kameramann an einem der Tisch, in einer Sitzecke mit Bank gemütlich gemacht und warten auf ihre Bestellung.
Der Kameramann dreht noch einmal die Linse der Kopfkinokamera scharf und sagt dann trocken: „Okay, kann losgehen“
Cayman setzt sich daraufhin aufrecht, faltet die Hände und sagt: „Mein sehr verehrtes Publikum... Machen wir es KURZ! Hier nun die Buchkritik zu einem Werk, das schon so einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, aber dennoch kaum etwas von seiner Aktualität UND seiner Wahnwitzigkeit, sowie seiner tiefen Menschlichkeit verloren hat! Es geht um Frauen, Kompositionen, Rattenmusik, Alltagswahnsinn und das Leben als Jude im Nachkriegswien! Aber auch dies ist nur ein KURZ...er Auszug dessen, was dieses kleine, aber feine Buch in Wahrheit zu bieten hat! Ein echter NEHAMMER oder?! Ein SCHALLENBERG, der Schlimmes dabei denkt! Aber sehen wir am besten doch nun selbst!“
Der Kameramann schüttelt mit dem Kopf, aufgrund dieser Anmoderation, aber sagt, weil pflichtbewusst: „Nehmen wir so, FILM AB!“
Cayman liest
Dieses Mal:
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Andrè Heller
„Schattentaucher“
„Wiener Gegebenheiten“
Welcher Idiot hat bitte das Cover gestaltet?!
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Dass das Produkt „Buch“, wie auch viele andere Dinge auch, nicht von einer Person alleine gemacht wird und deshalb nicht in einem Guss entsteht, merkt man häufig erst dann, wenn etwas so richtig schief geht, weil irgendwo jemand eine Entscheidung trifft, welche dann dazu führt, dass beim hergestellten Gegenstand der Kunde sich verwundert die Augen reibt oder sogar facepalmt.
Bei Videospielen wäre da das Endzeitspiel „RAGE 2“  als Paradabeispiel zu nennen, welches von der Marketingabteilung, welche für die Bewerbung verantwortlich war, so beschrieben wurde: „RAGE 2 bedeutet maximale Freiheit! Das Spiel ist pures Geballere und actionreiches Fahren durch eine gigantische, offene Spielwelt! Keine Story! Keine Regeln! Macht verf**kt nochmal, was immer ihr wollt!!!“.
Dummerweise wusste diese Marketingabteilung aber nicht oder es war ihr egal, dass „RAGE 2 „ sehr wohl eine Story hat, eine Geschichte erzählt und seine Spieler sogar ziemlich gradlinig durch die Spielwelt führt. Alleine, dass man zum Start des Spiels gleich mehrere Filmsequenzen entweder ansehen oder erst wegdrücken muss, bis man den ersten Schuss abfeuern kann UND SELBST DANN noch an das, was einem dort gezeigt, erzählt und präsentiert wird gebunden ist, ist eindrucksvoll Beweismaterial genug, dass das Marketingteam auf gut Deutsch „SCHEI*E GEBAUT HAT“.
Ein kluger Mensch fasste dieses Problem einst so zusammen: „Du kannst für dein Spiel noch so hohe Sicherheitsmaßnahmen einführen, dass alles glattläuft, der Storyplott nicht schon vorher verraten wird oder sonstetwas dummes passiert. Selbst wenn dreihundert Leute an diesem einen Produkt arbeiten und alle alles richtig gemacht haben... Dann braucht es nur eine weitere Person, die von allendem nichts wusste, aber an entscheidender Position sitzt. Und schon war es das!“.
Beim Spiel „DRIVER SAN FRANCISCO“ beispielsweise, da wurde dann schon in den allerersten Werbetrailern mal eben verraten, wie die Geschichte am Ende ausgeht BZW. was das große Geheimnis ist – Ein waschechter SPOILER also. Das Spiel selber war aber natürlich darauf ausgelegt, seinen großen Storyplott wie gedacht, erst kurz vor Ende zu verraten. Das entpuppte sich dann als großes Problem, weil die an sich interessante Geschichte nun auf einmal wie eine schlecht gemachte, alberne Satire, wie Kinderfernsehen rüberkam und mancher Fan der Reihe, weder das Spiel und erst recht nicht die Story noch wirklich ernst nehmen konnte.
Ups!
Und natürlich gibt es auch in der Buchbranche peinliche Fails, hier sehr gerne beim Cover, welches ja auf den ersten Blick überzeugen und auch recht schnell und möglichst eindeutig klarmachen muss, was thematisch Sache ist. Die optische Gestaltung sollte also zu dem passen, um was es in dem Buch geht. Man kann das Cover eines Liebesromans schlecht wie ein neues Stephen-King-Buch herrichten oder einen Krimi, in dem es Drogenkriminalität und Gewalt gegen Frauen geht, wie ein Kinderbuch. Das wäre ja völlig unprofessionell.
Aber auch hier gilt dieselbe Problematik, wie in der Videospielindustrie: „Wenn dreihundert Leute alles richtig gemacht haben, damit das Produkt perfekt ist, braucht es nur eine weitere Nase, die von irgendwas wichtigem nichts wusste, Scheiße baut und alles war umsonst“.
Im Falle dieser Ausgabe von ANDRÈ HELLERS Prosasammlung „SCHATTENTAUCHER“, da hockte vermutlich jemand im Grafikdesign, las nur den Namen des Buches, guckte ganz vielleicht noch mal kurz in den Klappentext, aber auch nicht richtig und dachte sich dann:
„AHA! HORRORROMAN! GRUSELGESCHICHTENSAMMLUNG! Alles klar!“.
Und so bekam ein Buch, welches die absurden, lebensfrohen, abenteuerlichen, tragischen, aber häufig auch einfach nur aberwitzigen Alltagsabenteuer eines jüdischen Pianisten und und Komponisten im recht frühen Nachkriegswien erzählt, das Einbanddesign eines abgrunddüsteren Horror-Romanes verpasst.
Und in dieser Überzeugung, in einer gewissen Vorfreude darauf, mal wieder richtig gegruselt zu werden, vor allem weil das Cover dies sehr deutlich suggeriert, packte ich dieses Buch ein. Nun muss man allerdings sagen, dass ich es nicht gekauft habe, sondern an einer dieser „Buchregal-Tauschbörsen“, in diesem Fall eingerichtet in einer alten Telefonzelle umsonst mitgenommen habe UND meine Ausgabe bereits an die 40 Jahre auf dem Buckel hat. Was die Sache aber, wie ich finde, nur noch lustiger macht. Denn zwischen diesem 40 Jahre alten Buch mit seinem Marketingfail und jenem von RAGE 2 von 2019 liegt eine verdammt lange Zeitspanne...
Geändert hat sich beim Grundproblem, dass irgendwo eine Person ausreicht, um eine Produktpräsentation voll vor die Wand zu fahren, nämlich nichts.
Und so war ich dann, wie auch 2019 bei RAGE 2 sehr erstaunt darüber, was mich dann tatsächlich erwartete, als ich damit anfing, mich damit zu beschäftigen. Jedoch mit dem Unterschied, dass RAGE 2 durchgehend unterdurchschnittlich mittelmäßig war und dieses Buch hingegen, besonders für Freunde der phantasievollen Sprachkünste das reinste Fest ist. Dass einem, sollte man zu diesem Personenkreis gehören, ein Schauer den Rücken herunterläuft, ist garantiert. Allerdings nicht, weil man gegruselt wird, auch wenn das Cover genau dies hervorruft.
Einmalige Künstlerpersönlichkeit trifft auf meisterhafte Bildsprache
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Wir begleiten den, nennen wir ihn mal grob zusammengefasst „Unsortierten Künstler“ Ferdinand Alt, Komponist von Hauptberuf, Pianist nebenbei, Frauenheld sowieso, Cafèhausbesucher ohnehin und mit so allerhand Spleens, aber auch einer wahnsinnig einfühlsamen Beobachtungsgabe und einer gewaltigen Menge an Phantasie bedacht, bei seinem nicht minder abstrusen Alltag und dessen, was dieser denn alles so zu bieten hat.
Ferdinand lebt in dem Luxus, sehr gut geerbt zu haben und kann sich seine gesammelten Spleens, Macken und Verhaltensauffälligkeiten also problemlos leisten. Wie auch seine mehr als minutiöse, macroziöse Arbeit an seinem Opus Magnum, seinem ganz persönlichen Meisterwerk: Seiner eigenen, rahmensprengenden Komposition. Ach ja! Und natürlich Frauen! Zu denen er allerhand mal innige, mal seltsame und auch schon mal absurde Beziehungen führt, die aber allesamt immer irgendwann in die Brüche gehen. Wobei Ferdinand irgendwo ein bisschen sehr Matcho ist und darauf besteht, dass IMMER ER die Beziehung beendet... Wenn dies dann nicht passiert, die bereits ausgemusterte Frau IHM den Korb gibt oder IHN AUSMUSTERT, bevor er dies tut, tja dann stirbt der arme Ferdinand tausend Tode. Bei seiner ultimativen Komponie derweil arbeitet er wie ein Versessener, wie DaVinci an seiner Monalisa, ohne jemals fertig zu werden, oder an einen Punkt zu kommen, an dem er sich sicher sein kann oder auch will, dass er nun genau weiß, wie das ganze am Ende denn nun aussehen soll. Eines seiner liebsten Hilfsmittel, um auf Ideen zu kommen, sind Ratten. Für ihn die faszinierendsten Tiere auf Gottes Erden und über genauso kleinteilige Beobachtungen Takt- und Ideengeber für sein Kompositionsmeisterwerk... Wenn es denn jemals fertig werden sollte... Falls es jemals fertig wird.
Und ja! Wer jetzt den nicht ganz zweifelhaften Zusammenhang erkennt „JUDE > RATTEN  > JUDE DER RATTEN MAG“ und sich bereits im Countdown für den moralischen EMPÖRUNGSAUSBRUCH befindet, sollte sich jedoch vor Augen halten, dass hier mitnichten stumpfe Klischees egal welcher Art bedient werden. Denn die menschenverachtenden Verbrechen der Nazis an Ferdinands eigener Familie, wie auch der nachfolgende, immer noch in der Gesellschaft verankerte Antisemitismus und auch Ferdinands eigene, seelische Wunden... Sie kommen immer wieder vor und werden einem ohne Gnade und in all ihrer Grausamkeit um die Ohren geschlagen, dass es einem die Eingeweide zusammenzieht. Eher kann man Ferdinands „Rattenfaszination“ als ein etwas plumpes, aber interessantes Spiel mit eben diesem antisemitistischen Klischees ansehen.
Dies ist zusammengenommen also der eine, grundlegende Part dieser Prosasammlung: Der Held an sich.
Doch dann gibt es da noch zwei weitere Bestandteile, welche dieses Werk wie ich finde so großartig machen.
Der eine Teil ist die Art, wie all das erzählt wird. Denn sprachlich, in der gesamten Umsetzung, in all der liebevollen Herrichtung entwickelt dieses Buch bereits nach knapp zwei oder drei Seiten einen regelrecht magischen Sog, auch dem man sich eigentlich gar nicht mehr befreien will. „Phantasievoll“, „Lyrisch“, „Hypnotisierend“ sind eigentlich sogar noch Begriffe, welche hierfür vollkommen ungeeignet sind, weil sie die wahre Tiefe, all die Liebe und Hingabe, welche in den einzelnen Zeilen steckt, gar nicht wiedergeben können, wie ich finde.
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Hier mal eine Geschmacksprobe – Buch Seite 17:
„Nun saßen sie auf einer Bank vor den großen Getreidefeldern, die wie eine Schanze zu den tieferliegenden Industriegebieten von Simmering führten. Ein Rauschen kam aus dem nahen Wald, als übte ein riesiger Vogel Flügelschlagen. Aber es war nur der Ortswind, der nichts mit dem großen Wind zu tun hat, Kein Nord-, Süd-, Ost- oder Westwind ist das, denn der geht durch die Ortschaft, durch das Land, durch die Welt. Reisende Herrschaft ist der. Ostwinde aber bleiben, gezähmt von den Bäumen und Büschen, vertraut dem Gras und den Farnen. Die Wetterhähne streifen sie, greifen den Frauen an Rock und Kopftuch, fächeln den Julimittagen Kühle zu und treiben im Dezember Schnee. Wenn einer stirbt aus dem Ort, schweigen sie wie alle anderen und werden dann für wenige Tage ruheloser und geschäftiger, denn auch sie möchten Versäumtes nachholen und zweifeln an der Unsterblichkeit. Ferdinand horchte in das Rauschen, und Anna sagte: >>Hörst du das Rauschen?<<
… …
Dann schwiegen beide lang, und dann kamen sie zur Sache. Ferdinand sagte: >>Irgendwie lieb` ich dich<<, und Anna sagte >>Wui?<<. Ferdinand dachte, warum sagt sie >Wui<?. Laut sagte er: >>Wui ist alles, was du darauf zu sagen hast?<<. Anna sagte >>Irgendwie lieb ich dich auch.<< und Ferdinand sagte >>Wui<<.
Da lachten beide und auch ihnen war ein Rauschen, als wären sie größer als der Wald und dieser nur ein Teil ihrer Körper zwischen Herzschlag und Magen, und das war schön.“
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Es macht einfach Spaß, sich dem Sound, dem Takt und dem ergreifenden Konstrukt von Worten und Sätzen hinzugeben und diese einfach nur zu genießen, ähnlich wie es Klassikfans bei einer guten Symphonie zu tun gedenken, in dem sie sich vor ihre übergroße BOSE-Soundanlage setzen, diese angemessen aufdrehen und dann ein mittleres, aber sehr befriedigendes Schallwellenerdbeben in ihrer Nachbarschaft auslösen. Also ja, ICH hatte mein reines Vergnügen daran, diese Texte zu lesen. Insbesondere nach dem ich mit „GRM“ von Sibylle Berg und „Serotonin“ von Michel Houllouenbecqu oder wie der sich schreibt, in beiden Fällen eher das exakte Gegenteil erlitten habe.
Aber zu der großartigen Sprachkunst in diesem Werk und seinem sehr unterhaltsamen Helden, gesellt sich dann noch ein weiterer, sehr wichtiger Protagonist hinzu, welcher in der Tat nicht fehlen darf, wenn es um die Stadt Wien und natürlich um Österreich an sich geht.
Nämlich die traditionellen Kaffeehäuser (Oder modernistisch „Cafèhäuser“).
Kulturell geschützter Mikrokosomos
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Das erste und damit älteste Kaffeehaus... Oder zumindest der „Urknall“ dessen, was die Österreicher heute als dieses bezeichnen, so wird es jedenfalls historisch wiedergegeben, war eine Lokalität namens: „ZUR BLAUEN FLASCHE“ - Ganz offenbar zurückzuführen auf einen Mann namens CHRISTIAN FLASCHNER, welcher das dafür nötige Gebäude um 1563 erwarb, so die Legende. Jetzt kann man natürlich spekulieren, WARUM man, wenn man mit Nachnamen „Flaschner“ heißt, dann auch die Idee kommt, sein Lokal „ZUR BLAUEN...“ zu nennen. Vielleicht war er ja, als er diese Idee hatte, nicht ganz nüchtern, so sollen ja schon etliche sehr erfolgreiche Geschäftsideen und Erfindungen das Licht der Welt erblickt haben. Wenn dem so war, dann war dieser Mann jedenfalls sehr selbstironisch und somit ein Vorbild für uns alle.
Wobei, und so viel Klugscheißerei muss sein, hieß das Haus ursprünglich „BEY DER BLAUEN FLASCHE“, erst um 1700 herum wurde dann daraus „HAUS ZUR BLAUEN FLASCHE“.
Dies war, so die Legende nach dann das allererste Kaffeehaus, in dem allerdings zu der Zeit eventuell noch gar kein Kaffee ausgeschenkt wurde, weil dieser zwar schon bekannt, aber noch nicht sonderlich weit verbreitet war und in ganz Europa ja schon mal gar nicht. Denn wirklich „viral verbreitet“ wie man im heutigen Socialnetwortdeutsch sagt, hat sich das ganze denn erst ein bisschen später:
Zitat:
„(Kaffee war auch in Wien bereits bekannt, so ist bereit am 6. Juli 1668 eine Raize, Demeter Domasy, Kaffee aus Wien ausgeführt)“.
Der weiteren Erzählung nach, wie es dann auch dazu kam, dass in der Blauen Flasche irgendwann Kaffee ausgeschenkt wurde, war eine durchaus kompliziert-klingende Abfolge von Nachfolger-Betreibern und deren Familienverhältnissen gegeben:
Zitat:
„In dem ab 1695 so benannten Haus im ehemaligen Schlossergässel eröffnete der Armenier Isaac de Luca (eigentlich Lucas[ian]) 1703 ein Kaffeehaus und führte es bis zu seinem Tod (1729). 1730 heiratete seine Witwe den armenischen Kaffeesieder Anton Deodat (der 1733 gemeinsam mit Franz Ignaz Deodat eine Kaffeehütte jenseits der Schlagbrücke eröffnete; Café Hugelmann) und führte es gemeinsam mit diesem weiter. 1744-1767 gelangte es an ihren Sohn aus erster Ehe, Wolfgang de Luca, bis 1775 besaß es dann dessen Witwe. Als eines der ältesten und am längsten in Betrieb gestandenen Kaffeehäuser prägte es sich so tief im Bewußtsein der Wiener ein, dass es mit Koltschitzky (Erstes Kaffeehaus) in Verbindung gebracht werden konnte. Dies umso leichter, als de Luca ab 1710 wie Koltschitzky das Amt eines orientalischen Kuriers ausübte, sein Nachfolger aber mit Johannes Diodato verwechselt wurde (Schwanfelnersches Haus). Aus der Verbindung der beiden Lebensläufe entstand die "Kolschitzky-Legende".“
Wer da jetzt nicht durchblickt muss sich nicht schämen übrigens... Ich musste es auch erst fünfmal durchlesen und glaube zumindest, es auch immer noch nicht ganz hundertprozentig verstanden zu haben.
Einer sehr hartnäckigen Legende nach, gingen die Kaffeehäuser dann erst so richtig „viral“, als ein gewisser Herr Kolschintzky dazukam:
Zitat:
„Die Kolschitzky-Legende
In diesem befand sich nach der Überlieferung der Kaffeeschank Kolschitzys, des ersten Wiener Kaffeesieders. Franz Georg Kolschitzky hatte sich als Kundschafter zur Zeit der Zweiten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahr 1683 sicherlich Verdienste erworben, doch wurden diese übermäßig aufgebauscht, denn er war ein gewaltiger Maulheld, der in fast moderner Weise für sich Reklame zu machen Verstand. Er gewann einen Relationsschreiber zur Aufzeichnung seiner Abenteuer und ließ diesen Bericht, geschmückt mit seinen Bild in Druck erscheinen, der große Verbreitung fand.
Nach der allgemeinen bekannten Erzählung wurden Kolschitzky Verdienste auf originelle Art entlohnt. Als man in dem vom Feind verlassenen Lager 300 Säcke einer graugrünen Frucht fand, wusste man mit ihnen nichts anzufangen, und man überließ sie gerne Kolschitzky, der darum bat weil er von seinem Aufenthalt in der Türkei her ihren Zweck genau kannte (Kaffee war auch in Wien bereits bekannt, so ist bereit am 6. Juli 1668 eine Raize, Demeter Domasy, Kaffee aus Wien ausgeführt). Bald schenkt der Pole seinen ersten Kaffee in einem bescheiden laden in der Domgasse (alt Stadt 845, neu Domgasse 6) aus, übersiedelte aber, da er zu klein war, in das gegen die Schlossergasse ausmündende Lokal. Hier bediente der ehemalige Kundschafter seine Gäste in einer phantasierreichen Tracht und nicht selten sollen hier auch Graf Starhemberg und Prinz Eugen eingekehrt sein, so besagt das wenigstens die ausgeschmückte Kolschitzkylegende.“
Quelle: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zur_blauen_Flasche_(1)
Jedoch ist das mittlerweile wissenschaftlich überholt und größtenteils als Fakehistory abgeheftet:
ZITAT:
„In der Legendenbildung wurde aus dem Kaffeehaus "Zur Blauen Flasche" jenes Kaffeehaus, das Georg Franz Kolschitzky angeblich nach der Zweiten Wiener Türkenbelagerung eröffnete und somit das ältste Kaffeehaus von Wien. Diese Legende, die erstmals von Pater Gottfried Uhlich von den Piaristen in seiner Chronik Geschichte der zweyten türkischen Belagerung Wiens, bey der hundertjährigen Gedächtnißfeyer (publiziert 1783) schriftlich überliefert ist, ist inzwischen widerlegt. Nach neueren Erkenntnissen wird davon ausgegangen, dass Kolschitzky niemals als Kaffeesieder tätig war und auch nie im Besitz einer kaiserlichen Hoffreiheit oder bürgerlichen Gewerbekonzession für Kaffeeausschank gewesen ist.“
Quelle: https://regiowiki.at/wiki/Zur_Blauen_Flasche_(Innere_Stadt)
Fakt hingegen ist, dass das Wiener Kaffeehaus heute ein Ort ist, nach wie vor, an dem alt und jung, reich und arm sich treffen, es je nach Haus mal nur Kaffee und und Getränke, vielleicht mal ein bisschen Kuchen gibt, oder man sogar ganze Festmähler kredenzt bekommen kann. Das lange Verweilen jedoch, ja das gehört derweil zum guten Ton, wie auch das obligatorische Glas Wasser umsonst zu jeder Bestellung. Also anders als in den meisten deutschen Kaffees, wo man ja bereits böse angeguckt wird, wenn man keinen Kaffee To-Go kauft, sondern sich erdreistet, sich damit ins Lokal setzen zu wollen. Denn deutsche Effektivität besagt ja, dass Kunden, welche dann im Kaffee herumsitzen und vielleicht stundenlang an einem oder zwei Kaffees trinken, anderen Kunden, die vielleicht schneller sind und mehr kaufen, den Platz wegnehmen.
„Die Blaue Flasche“ wurde dann später übrigens vom Kaffeehaus, zum Speisehaus:
Zitat:
„Im selben Haus das ab 1700 das Schild "Zur blauen Flasche“ trug befand sich ab etwa 1800 eine Art Speiseanstalt, wo in zwei Zimmern täglich binnen drei Stunden 350 Menschen "abgefüttert" werden konnten. Für acht Kreuzer erhielt man Suppe, Rindfleisch mit einer Brühe, Grünspeis, Braten oder Eingemachtes. "Die Portionen sind groß, dass der einen gewaltigen Fressmagen haben müsste, welcher sich nicht vollkommen satt daran äße“ (Johann Pezzl: Beschreibung von Wien, S. 361).“
Quelle: https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zur_blauen_Flasche_(1)
Die wiener Kaffeehauskultur wurde 2011 „Immaterielles Kulturerbe“ der UNESCO und ist bis heute gerne ein Sammelort eigenwilliger Charaktere, interessanter Persönlichkeiten und so allerhand schräger Vögel. Denn wenn eines nicht fehlen darf, damals wie heute, dann sind dies Stammgäste, die halt „Immer“ da sind und mehr oder weniger bereits zum Inventar gehören.
So auch im Buch von Andre` Heller, denn auch Ferdinand hat sein Lieblingskaffeehaus, in welchen sich so allerhand schräge, tragische, unterhaltsame, liebenswerte, düstere, verirrte und/oder verrückte Charaktere treffen. Derweil auch die Kaffeehäuser selber, jedes für sich, bizarr-interessante Mikrouniversen sind:
Buch Seite 33:
„Ferdinand nahm etwas abseits, nahe der Anrichte, Platz. In diesem hinteren Teil des Lokals, zwischen Küche und Toiletten, entstand die unverwechselbare Geruchszusammenballung aus Kaffee, Buchteln, Urin, Eierspeiß und Desinfektionsmitteln.
Die Bernsteinfarbe der ehemals weißen Tapeten rührte vom Tabakrauch, die speckigen Armlehnen der Sitzbänke von dem Umstand, dass in Kaffeehäusern nur auf wiederholte Mahnung Servietten gereicht werden. Das Kaffeehaus ist keine Zwischenstation, sondern eine Heimat, für die viele in aller Ruhe ihre Gesundheit opfern: gefallen auf dem Feld der Habe-die Ehre.“.
Gottseidank sind die 1960er bereits lange vorbei, wobei man sich sicher sein kann, dass es solche Häuser nach wie vor immer irgendwo gibt. Denn „Immaterielles Kulturerbe der UNESCO“ bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass alles nach Veilchen riecht und glänzt wie Affenarsch auf Spielgelplatte.
Quellennachweise:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Kaffeehaus
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zur_blauen_Flasche_(1)
Die Wunden der Nazizeit, der „Glückliche Verlierer“ und Schriftsteller, die vor lauter Kummer einfach tot umfallen
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Das Leben in den Kaffeehäusern, speziell in dem, welches Ferdinand für sich auserkoren hat, ist natürlich ebenfalls von allerhand bunten Charakteren bevölkert. Seien es „Die Schillernden“, also wahnwitzige Künstlerpersönlichkeiten, verrückte Eigenbrötler, kunterbunte Paradiesvögel oder auch schon mal obskure Zeitgenossen, die halt so geworden sind, weil das Leben mit ihnen die wildesten Dinge angestellt hat...
Wie „Dem Zwölfer“, einem ehemaligen Mittelschulprofessor, den ein Lottotgewinn beinahe die Gesundheit, den Verstand, das Ansehen, den Beruf und auch nicht mehr allzuweit hin, das Leben gekostet hätte, bis er schließlich eine radikale Entscheidung traf und sich von dieser Last befreite.
Oder „Schaffhauser“, welcher an jenem Ort sein Wettbüro betreibt – Zwischen den Eingängen der Herren- und der Damentoiletten. Ansonsten sei bei diesem Zeitgenossen noch anzumerken:
Zitat Seite 41:
 „Schaffhauser war von Statur und Beruf Liliputaner, und seine schnarrende Kinderstimme galt als Grundton des Wettbüros. … Die ihm körperlich weit überlegenen Spieler, deren Gedanken immerfort an irgendwelche Hufe geheftet blieben, überragte er geistig bei weitem.“.
Oder wie einem geheimnisvollen Chinesen, welcher sich aus dem Nichts zu den Gästen gesellt, monatelang stur das Kaffeehaus besucht, bis eines Tages einer der Stammgäste, ein Vorbestrafter, einer, der wohl mal etwas mit Falschspiel oder Betrug oder so zu tun hatte, aufspringt und brüllt: Zitat Seite 64 >>Zieh` dich aus du Kerl! Auf der Stelle will ich dich ficken, deinen gelben Arsch zweiteilen mit meinem Schwanz!<<. Woraufhin der Chinese aus einem roten Lederetui, welches er bei all seinen Besuchen mitführt, eine Schlange herausholt und einer der anderen Gäste, genannt „Der Wucherer“ bereits den Gifttod aller Gäste prophezeit. Was den Zahlkellner (Also der, bei dem man dann bezahlt) als Befehl erachtet, sich mehr oder weniger auf den Chinesen zu werfen, was weitere Personen zu Fall bringt und wiederum weitere dazu animiert, bei diesem Tumult mit eigener Körpergewalt ebenfalls mitzumischen. Irgendwann, nachdem sich mehr als sechs Leute besinnungslos raufen und prügeln... Ist der Chinese spurlos verschwunden.
An wahnwitzigen Zeitgenossen spart es also nicht.
Dazu zählen natürlich aber auch Ferdinand und sein bester Freund, „Der glückliche Verlierer“, welcher immer und stets bester Laune ist, oder es immerhin energisch versucht, egal wie sehr ihm das Leben auch auf die Füße spuckt. Was recht häufig passiert. Also ziemlich oft.
Sie alle bilden ebendiesen kleinen, absurden aber liebenswürdigen Minikosmos ab, welcher durch die in diesem Buch angewendete, liebevolle, bildreiche Erzählweise überhaupt erst so richtig zum Leben erwacht. Derweil immer wieder aber auch noch ganz andere, damals wie heute gültige Nebengeschichten ihren Lauf nehmen. Sei es, als Ferdinand seine ach so kleinbürgerlichen Nachbarn schräg gegenüber beim Sadomaso beobachtet, weil diese vergessen haben, die Gardinen zuzuziehen oder sei es ein seit Jahrzehnten von Gott und der Welt vergessener, altersschwacher Schriftsteller, der viel zu spät eine wertlose Auszeichnung für sein Lebenswerk erhält, eine todtraurige Rede halten darf und seine „Ehrung“ überreicht bekommt, nur damit sich ein Politiker und einige andere möchtegern-hochrangige Leute damit brüsten können, wie belesen und wichtig sie doch sind. Kurz danach, ist der alte Schriftsteller, dessen Leben alles andere als ein Höhenflug, eher eine Höllenfahrt war, auch schon wieder vergessen. Schließlich stirbt der alte Mann aus Kummer, aus Wut, aus Erfolglosigkeit...
Aber wen kümmert`s? - Ein bis heute topaktuelles Schicksal vieler Schriftsteller:
https://www.54books.de/es-zaehlt-nur-die-qualitaet-ueber-ein-fadenscheiniges-argument/#more-8902
https://www.54books.de/erstmal-losbauen-bitte/
So alt dieses Buch und seine Inhalte also auch sind, an Aktualität haben sie fast nichts verloren.
Wie auch das Thema: „Antisemitismus“, welches in den einzelnen Abenteuern von Ferdinand zwar nicht als Moralkeule mitschwingt, jedoch ein ständiger Begleiter ist. Schließlich sind das sogenannte „Dritte Reich“, der Anschluss Österreichs und all das damit verbundene Leid noch nicht allzulange her, und auch Ferdinand und seine Familie haben geliebte Menschen verloren, also ein tiefsitzendes Trauma erlitten.
Dass da in Ferdinand, bei bestimmten Ereignissen oder Erlebnissen natürlich schlimme Erinnerungen hochkommen und Heller diese passend in Szene setzt, gibt dem Buch von mal zu mal den finalen, letzten Schliff. Sein es Ferdinands Gedanken und Empfindungen beim Anblick eines brennenden Hauses, welches ihn selber jedoch mehr und mehr gruselt und schockiert, weil es ihn an die Reichsprogromnacht erinnert oder aber, als er in einer Telefonzelle ein rechtsradikales Geschmiere liest. Niemals wird überzeichnet, ebenfalls niemals jemals der moralische Zeigefinger erhoben.
Stattdessen, da wird gezeigt, was war, was ist und was dies mit Hinterbliebenen, Nachfahren, Betroffenen wie Ferdinand eben macht.
Und ob diese Art der Darstellung nun die optimalste ist oder nicht, darüber kann man freilich streiten, nicht jedoch darüber, dass diese hier in diesem Buch und seinen Geschichten eine wie ich finde, sehr beeindruckende Wirkung erzielen, aber sich dennoch perfekt in den Stil und in die Handlung einpasst.
Und das ist bei allem vielleicht das Wichtigste – Denn so und nicht anders ist es ja auch in der echten Welt.
FAZIT
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Ein kleines Meisterwerk voller wilder, liebenswerter Figuren und großartiger Sprachkunst
„Schattentaucher: 61 Beschreibungen aus dem Leben des Ferdinand Alt“  - Unter diesem Namen sind immer noch Exemplare im Umlauf, rausgegeben 2003.
Wie HIER auf AMAZON:
https://www.amazon.de/Schattentaucher-Beschreibungen-aus-Leben-Ferdinand/dp/3423131101
Oder HIER auf BÜCHER.de:
https://www.buecher.de/shop/wien/schattentaucher/heller-andre/products_products/detail/prod_id/11202032/
Mit dem großen Unterschied, dass bei dieser Version dann auch das Cover viel viel besser zu dem passt, was im Buch thematisiert und dargestellt wird. Denn „düster“ geht es zwar immer mal wieder ebenfalls zu, im Leben, in den Beobachtungen und Abenteuern des Herrn Alt, doch niemals grundsätzlich oder sonderlich lange. Der alte, abgedroschene Merksatz „Wo Licht ist, da ist auch Schatten“, er passt in diesem Werk wie die Faust aufs Auge, garniert mit jeder Menge, gelegentlich auch schon mal absurdem Humor, der jedoch immer im nachvollziehbaren Rahmen bleibt.
Beim genaueren Blick in Herrn Alts Psyche derweil, sehen wir einen von diversen Zwangshandlungen, absurden Lebenansichten, liebenswerten Charakterzügen und dem großen Trauma dessen belastet, was die Nazis auch einst seiner Familie antaten. Dies wird jedoch niemals, zu keinem Zeitpunkt moralisch überladen dargestellt oder aber unterhaltungstechnisch ausgeschlachtet, sondern fließt immerzu in einfach alles ein, was den Helden umgibt, ihn antreibt und beschäftigt. Feinsinnigkeit ist in diesem Buch mehr als gegeben, denn so schrecklich dieses Trauma selbst für Ferdinand nach wie vor ist, es ist eben auch „nur“ ein Teil des ganzen. Auch für ihn.
Der Blick in das Wien der Nachkriegszeit, in die teils doch sehr absurde, aber liebenswerte Kaffeehauskultur, sowie in so ziemlich alle Schichten der österreichischen, der wienerischen Bevölkerung mit all ihren Macken, Schrullen und wahlweise auch abstrusen, jedoch stets liebevollen Charakterzügen und Verhaltensweisen, macht einfach Spaß, liest sich, wie das gesamte Buch eigentlich, in Null Komma nichts weg und ehe man sich versieht, ist auch schon das halbe Buch durch.
Dabei hatte man doch eben überhaupt erst damit angefangen...
Insbesondere, weil bei jedem, wer dieses Buch liest, früher oder später bestimmte Abenteuer, Sätze, Figuren, Szenen oder Momentaufnahmen hängen bleiben – So wie bei mir die Geschichte von dem Lottogewinner, welcher durch diesen „Gewinn“ beinahe vollends ins Elend getrieben wurde, bis er sich dem Problem auf seine, radikale Art und Weise entledigte – Oder die Sache mit dem erzbürgerlichen Ehepaar, welches immer brav Sonntags in die Kirche geht, immer adrett und vorbildlich ist... Und daheim im Schlafzimmer Dinge miteinander anstellt, gegen die selbst das Folterpärchen aus „Fifty Shades of Grey“ alt ausschaut.
Dass dieses Buch seine Jahrzehnte bereits auf dem Buckel hat, dass es im Nachkriegswien spielt, all das merkt man hier und da, doch könnte ein Großteil dessen dennoch problemlos auch im Hier und Heute spielen. Ob dies jetzt „liebenwert“, „ironisch“ oder einfach nur „traurig“ ist, das bleibt mal jeden selber überlassen, dies zu bewerten.
Ich jedenfalls für meinen Teil, ich hatte meinen Spaß an der Lektüre, nicht zuletzt aufgrund der extrem phantasiereichen Beschreibungen selbst einfachster Alltagsmomente und -Szenen. Ich kann die Lektüre dieses kleinen, leider doch sehr in der Versenkungen abgetauchten Meisterleistung deutschsprachiger Schreibekunst nur mit aller Begeisterung empfehlen.
Ich habe fertig.
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Andrè Heller
„Schattentaucher - 61 Beschreibungen aus dem Leben des Ferdinand Alt“
Taschenbuch
dtv oder Spektrum
Ersterscheinung 1987
Preis: ab 1€
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
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Letzter Akt im Kaffeehaus
Während „Der Blätterer“ wie gewohnt, voller Inbrunst das gedruckte Tagesgeschehen nachverfolgt, „Der Turmbauer“ seinen Tassenturm zu Babel errichtet, welcher schon jetzt in einer gefährlichen Positionierungsstruktur scheinbar jedem physikalischem Gesetz die Mitarbeit verweigert und „Stangerl-Rita“ die sie umgebende Qualmwolke gewissenhaft auf zirka 62% Transparenz hält...
Lehnt sich Cayman zufrieden zurück, denn die Sachertorte und der dunkle Kakao waren vorzüglich und nach und nach füllt sich das Kaffeehaus nun immer mehr mit den üblichen und neuen Gesichtern...
Der Kameramann beobachtet, dass „Der Blätterer“ Konkurrenz bekommen hat! Ein grauhaariger Herr mit cremefarbenem Wollpullover und schwarzer Hose hat sich in dessen sichtbarer Nähe niedergelassen und liest nun ebenfalls eine Zeitung nach der anderen weg. Den Rückstand, ja den hat er bereits problemlos aufgeholt, erstaunlicherweise jedoch, ohne so zu wirken, als hätte er es eilig oder als würde er die Nachrichten in den Blättern nur überfliegen. „Der Blätterer“ scheint dies bereits bemerkt zu haben, denn sein Umblätterstil, der ist etwas lauter, aggressiver geworden. Etwas, das dem „Cremepullover-Blätterer“, anscheinend sehr gut gefällt. Es herrscht also mindestens kalter Krieg zwischen den beiden Zeitungslesern, die beide keine Gefangenen machen.
„Der Turmbauer“ hat einen zweiten Turm begonnen... Und die Kellner, ja sie starren mit Angst, wie auch mit einer gewissen Gier auf jene zerbrechlichen Bauwerke, denn sie wissen ja: Je höher und je gefährlicher, desto mehr Trinkgeld.
Und „Stangerl-Rita“ derweil, hat sich von zwei Freundinnen, welche nun dazugekommen sind, Verstärkung geholt... Die Rauchglocke beträgt nun, aus der Sicht eines Grafikers, per Deckungswerten in Photoshop berechnet, so etwas nur noch 12% Transparenz.
Cayman währenddessen hat sich aufrecht gesetzt, sein Glas Wasser ausgetrunken und zählt nun mit den Fingern von Fünf auf Null herunter, dann schaltet der Kameramann sein Arbeitsgerät ein und gibt das Zeichen, dass Cayman loslegen kann...
Auf eine beinahe schon heroische Art holt Cayman tief Luft, um seine Abmoderation zu tätigen...
Und sagt:
„Tschüss!“
Denken Sie darüber mal eine Weile nach.
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caymanbloggt · 4 years ago
Text
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Cayman liest > Sibylle Berg >“GRM - Brainfuck” >Ein sehr brutaler, verstörender, überfordernder, aber auch guter Roman
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Erster Akt in der Zukunft
In jener Zukunft, in der wir uns hier gerade jetzt befinden, da bleiben keine Wünsche offen: Leise Elektroautos summen autonom gesteuert durch die supersauberen, randbegrünten Straßen, schick gekleidete Menschen laufen gesittet und respektvoll voreinander über Gehwege, Gebäude und Häuser sind entweder komplettverglast oder aber verchromt (Denn in der Zukunft ist zwar nicht alles, aber doch einiges verchromt), große Werbetafeln bieten den Bewohner:;_Innen:Persons innovative Produkte an, welche exakt auf jeden einzelnen Kund;:_Innen:Person zugeschnitten werden vor der Bestellung und alles was an Energie benötigt wird, ist selbstverständlich irgendwie „GRÜN“ und „NACHHALTIG“...
Die Menschen, ja sie alle haben gesetzlich vorgeschrieben, standartisierte Gedanken-, Gesundheitswert-, Zufriedenheits- UND Intelligenzerweiter- UND Überwachsungschips in Gehirn und Restkörper. Alles freiwillig und mit großer Begeisterung, denn seit dem diese „Technologie“ eingeführt wurde, haben sich Kriminalität, Todesfälle, Unfälle und Krankheitsfälle um 99% reduziert. Und übrigens: In den mittlerweile abgeschafften „Sozialen Medien“ werden keine Hasspostings mehr verbreitet, wie denn auch? Bestaunen kann man diese jedoch in speziellen Museen, nachdem man dort per Gedankenchip der „Sensibility-Contraction“ zugestimmt hat, weil die dort erhaltenen Postings von ungefickten Incels, gestörten Impfgegnern, wutentbrannten Nazis, WELT- und BILD-Redakteuren, radikalen Klimaschützern und Leugnern, Trumpanhängern und und und ausgesprochen verstörend sein können...
Gestritten wird nicht mehr, sollten Unstimmigkeiten auftreten, so gibt es selbstverständlich für alles die passende KI, welche durch ihre unvorstellbar-hohe Rechenleistung und versorgt durch grüne Solarenergie, immer die perfekte Lösung für alle und alles erarbeitet. Die „Politik“ an sich existiert schon lange nicht mehr, „Politiker“ werden als Avatare und Wachsfiguren in speziellen Museen und Ausstellungen oder im allgegenwärtigen SUPERVERSE für die Nachwelt konserviert, mehr als Mahnung, als als Ausstellungsobjekte...
Sprich, in dieser Zukunft, da ist alles perfekt! Kriege, Krankheiten, Armut, Neid, Hasskommentare, Verbrechen, Drogen oder allgemein Dinge die irgendwie „schlecht“ sind, gibt es nicht mehr, weil spezialisierte KI`s einfach ALLES nicht nur anpassen, sondern auch immer und vollkommen fehlerfrei kontrollieren, immer weiter verbessern und individuell zuschneiden...
In einem der vielen vollverchromten Hochhäuser, in einem jener „Zeitreiselabore“, da wartet derweil ein perfekt gekleideter, glücklich dreinschauender, glatzköpfiger Mann darauf, dass Cayman und der Kameramann in ihrer Zeitreisekapsel erscheinen... Die KI hat auch hier wie immer perfekte Arbeit geleistet und so erscheint, unter dichtem Nebel und grellem Licht die besagte Zeitreiskapsel auf die Millisekunde genau, an der exakt vorberechneten Stelle...
Als der Nebel sich schnell wieder gelegt hat und unsere beiden Reisenden aussteigen, die geschmackvoll-minimalistische Innenarchitektur des großen Raumes, sowie das schicke Outfit des Mannes bewundern, hebt dieser die Hand genderneutral zum Gruße und sagt: „Willkommen in der Zukunft, meine lieben Reise;:_Innen:Persons! Ich bin euer persönlicher Informations;:_Person! Egal was ihr wissen wollt, die Antwort;:_En sind bereits vorgefertigt und präsentationsbereit“...
Während Cayman sich noch am Kopf kratzt darüber, wie perfekt hier alles ist, fragt der Kameramann: „Also echt jetzt? Kein Scheiß? Keine Kriege, kein Socialmedia, kein Trump, kein Putin, kein Wendler, keine Achse des Guten, COMPACT, keine AfD oder oder oder? Menschen werden hier über zweihundert Jahre alt und alle leben genau das Leben, welches perfekt zu ihnen passt?!“...
Der Mann antwortet zufrieden: „Ja, in der Tat, das ist so! Also sagt mir, meine Freund;:_Inn_Persons, was ist euer Begehren? Weshalb seid ihr hier?“...
Auf die Frage, werden Cayman und der Kameramann sehr ernst und Cayman fragt, in staatsmännischem Tonfall: „Wir sind auf diese weite und kostspielige Reise aufgebrochen, weil wir in unserer chaotischen, unbarmherzigen Zeit eine der wohl allergrößten Krisen zu lösen versuchen! Und wir erhoffen uns hier, in dieser perfekten Zukunft, weit weit weg von unserer Gegenwart Hilfe! Mann aus der Zukunft!“...
Der Glatzkopf nickt und fragt: „Und wie lautet die große Frage, deren Antwort über das Wohlergehen von euch Vergangenheitsbewohn;:_Inn:Persons maßgeblich beiträgt?“...
Daraufhin antwortet der Kameramann entschlossen: „Wir hoffen, dass es hier, in dieser Zeit nun ENDLICH XBOX- und PLAYSTATIONS legal und ohne Skalpersales zu kaufen gibt“...
Der Glatzkopf holt Luft, lächelt väterlich und sagt: „Also nun, das tut mir leid, aber Videospiele wurden schon vor langer Zeit verboten, Spielekonsolen ebenfalls, weil diese die Menschen nachgewiesenermaßen davon abgehalten haben, dreiundzwanzig Stunden am Tag produktiv und arbeitsam zu sein. Und außerdem... Nach dem großen, weltumfassenden „BATTLEFIELD 12“-Skandal mit Bürgerkriegen und tausenden Toten und dem darauf resultierenden Niedergang der Videospielindustrie, wollte ohnehin kaum noch jemand sich mit diesem primitiven und gewalttätigen Medium beschäftigen. Die Fragmente dessen, sie sind heute im „International Triggermuseum“ in Neo York und in New Tokyo zu bestaunen. Vorausgesetzt natürlich, Ihre Triggerresistenz ist als hoch genug eingestuft“.
Kurz halten Cayman und der Kameramann inne...
Dann legt Cayman sich wortlos auf den Fußboden, geht in die fötale Körperstellung und beginnt „DIE ZUUUUKUUUUNNNFT!!!“ zu rufen, immer und immer wieder...
Und während Cayman auf dem Boden liegt und weiterhin „DIE ZUUUUKUUUUNNNFT!!!“ ruft, kratzt sich der Kameramann am Kopf und fragt den Glatzkopf: „Aber Kaffee habt ihr noch?“.
Der Glatzkopf nickt und lächelt: „Mehr als dreihundert schadstofffreie Sorten!“...
Daraufhin freut sich der Kameramann und sagt: „Na das ist doch super! Dann gönnen wir uns doch einen!“...
Als der Glatzkopf auf Cayman zeigt, winkt der Kameramann locker ab: „Aaach was! Keine Sorge... Der beruhigt sich auch wieder. Iss ja nicht die erste, alternative Zukunft, die wir heute schon besucht haben“...
Dann schlendern die beiden aus dem Raum, derweil Cayman seinem seelischen Leid frönt...
Cayman liest
Dieses Mal:
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Sibylle Berg
„GRM Brainfuck“
„Frau Berg will unser Gehirn zerstören“
DAS Sibylle Berg
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DEUTSCHLANDFUNK KULTUR fasst das Phänomen, wenn man es so nennen will, SIBYLLE BERG so zusammen:
ZITAT DLF-KULTUR:
„Sibylle Berg ist Schriftstellerin und Kunstfigur in einem. Sie schreibt Romane, hält aber keine der üblichen Lesungen ab, sondern verwandelt ihre Romanstoffe in Bühnenshows. Sie ist in den sozialen Medien präsent, als Persönlichkeit jedoch schwer zu fassen. Für ihre Fangemeinde ist Sibylle Berg ganz einfach Kult. Eine Autorin mit Popstarqualität und der Aura eines düsteren Orakels. Ihre Romane bilden die Welt in einem kaum zu vertiefenden Schwarz ab, sie bohren mit unerbittlicher Radikalität in den Wunden des Spätkapitalismus.“
Quelle: https://www.deutschlandfunkkultur.de/sibylle-berg-grm-brainfuck-eine-generalabrechnung-mit-der-100.html
Ja, SO KANN man das was diese Dame macht und ist oder auch nur vorgibt zu sein, eingrenzen. Jedoch sollte man zur Vollständigkeit halber ebenfalls wissen, ist Frau Berg auch eine richtig harte Feministin und Gendefanatiker*in...
Oh Moment! So altbacken und rückständig, also mit „*“-Stern gendert DAS Genderfan mittlerweile ja schon gar nicht mehr, weil selbst DAS zu patriarchalisch ist.
Denn EIN Frau... Ne, darf man ja auch nicht mehr... Einen Moment bitte... Nochmal...
DENN EIN PERSON BERG SCHREIBT ES TEXTE, KOLUMNEN UND ARTIKEL JETZT SO:
ZITATE SPIEGEL.DE:
-„Was wäre, wenn jedes einfach die anderen in Ruhe ließe? Dann könnten wir endlich alle glücklich sein. Ach, es wäre ein schönes Jahr 2022.“
-“Das klingt nach einem sehr kleinen, bescheidenden Wunsch, aber die Auswirkungen wären überwältigend. Jedes könnte glauben, was es will. Den Vorgarten gestalten, wie es will. Es müsste andere nicht belehren. Korrigieren, herumschreien. Mit den Armen fuchteln. Welche Ruhe in den Medien, wenn sich MitarbeiterInnen an die guten alten Werte wie Recherche zurückbesönnen und nicht mehr Agenturmeldungen mit klickbettelnden Headlines versehen, die sehr oft werten und verurteilen...“
-“Kaum eines hatte die Idee, dass ein weiblich gelesener Mensch erstens weder begattet werden will noch zweitens einen Einfluss auf seine Lebenszeit hat.“
Also tja... Keine Ahnung, ob DAS BERG einfach zu oft den Flachmann*Frau herausholt, tatsächlich inzwischen so dermaßen ideologisch verblendet ist, dass ES DIE eigenen Texte als SCHRIFTSTELLENDES so dermaßen verhunzt, weil ES ernsthaft denkt, dass sich dadurch irgendwas für Frauen und Queere, welche es ja laut dieser Schreibweise auch nicht mehr geben dürfte ändert, weil diese Art des Schreibens homosapische Lebewesen ja zu leblosen Gegenständen, vollkommen seelenlosen, identitätslosen Erscheinungen umfunktioniert... Aber wenn du als Schriftstellendes egal welchen Geschlechtes oder auch nicht, deine eigene Arbeit auf diese Art und Weise selber zerlegst, dann machst du IN MEINEN AUGEN etwas falsch. Sprache braucht auch Schönheit, Sprache braucht ein Stück weit auch, leider aber wahr, eine gewisse „Befangenheit“, auf der, mit der man überhaupt arbeiten kann. Und wenn man aber nun mit diesem komplett geschlechtslosen „ES, ETWAS, DAS“-Gendern der Sprache ALLES nimmst, was irgendwie ansatzweise noch „schön“ oder überhaupt noch lesbar ist, dann macht man aber definitiv etwas falsch. Zumindest spätestens dann, wenn diene Lesendes Probleme haben, überhaupt noch zu verstehen, WORÜBER du da schreibst und wen oder was du meinst, solltest du dich eventuell der traurigen Wahrheit stellen, dass du es vollkommen übertrieben hast und in einer Sackgasse gelandet bist... In diesem Fall mit deinem Wunsch, deine Texte zu 2500% vollkommen genderfrei zu halten.
Aber vielleicht ist die Dame auch einfach nur, was ihre Kolumnen auf Spiegel.de angeht, stinkend faul. Denn „antipatriarchalische“ Texte kann man ja auch wunderbar auf diverse Weisen verfassen, ohne die Grammatik und Verständlichkeit an die Wand zu fahren. Man muss aber dann über jeden der eigenen Sätze fünfmal nachdenken und das macht Arbeit und das sind die Einwegkolumnen auf Spiegel dann vielleicht auch einfach nicht wert. Wer weiß das schon so genau?
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Denn immerhin dachte ich im ersten Moment, sie schreibt in diesem hier verlinkten Text sehr ungekonnt über kleine Kinder oder Aliens – Tatsächlich aber über Erwachsene, über uns alle. Aber da dies so kaputtgegendert wurde, geht die bloße Verständlichkeit vollkommen flöten.
ZITAT SPIEGEL.DE:
-„Was wäre, wenn jedes einfach die anderen in Ruhe ließe? Dann könnten wir endlich alle glücklich sein. Ach, es wäre ein schönes Jahr 2022.“.
Androgyne Schreibweise hin oder her, wenn bestimmte Chraktere in Romanen aus bestimmten Gründen so reden, weil es thematisch oder einfach in den Kontext passt, dann akzeptiere auch ICH es, aber nicht in normalen, journalistischen und/oder Texten, in denen man Menschen etwas eindeutig und möglichst klar verständlich mitteilen will.
Aber gut, das ist halt DAS SIBYLLE BERG – Wie es mal jemand, wohl als halbe Beleidigung gemeint, ausdrückte: „Sibylle Berg ist der Michel Houllebecq unter den linken Autoren!“.
Stimme ich sogar zu, auch wenn ich den guten Michel im Gegensatz zu Frau Berg überhaupt nicht leiden kann... Rein ideologisch jedoch, was die eigene Vermarktung betrifft, das provozieren bestimmter Zielgruppen in der Öffentlichkeit und leider auch ein bisschen in der politischen Dickköpfigkeit, sind sich die beiden auf eine ganz bestimmte Art, recht ähnlich. Obwohl... Frau Berg würde sicher niemals auf die Idee kommen, aus einem Museum die Jacke einer berühmten Persönlichkeit zu klauen, wie es der verärgerte Franzose schon 2019 getan haben soll...
Neinnein, Frau Berg ist dann doch um einiges “zivilisierter” und auch menschenfreundlicher... Viel menschenfreundlicher.
Rein ideologisch jedoch... Hmm...
So verwundert es natürlich, wenn man dem zustimmt, auch nicht, dass in den neuen Büchern von Frau Berg selbstverständlich gegendert wird. Immerhin, also zumindest in „GRM“ nur die gut und flüssig lesbare „Binnen-I-Variante“, die man beim intensiven Lesen in der Tat kaum mitbekommt - Also von mir aus, dann gender halt als AUTORPERSON*, solange MICH als ENDVERBRAUCHENDES* dies nicht im Lesefluss stört. Dass Frau Berg überhaupt Binnen-I-gendert, ist mir auch erst irgendwo bei Seite 250 dieses Buches das erste mal aufgefallen, also wurde es handwerklich bestens verbaut, und gibt MIR keinen Grund, dem Buch deshalb gestalterisch Punktabzüge zu geben. Zumal DAS SIBYLLE BERG ja eine ohnehin sehr politische Autorin ist, es zudem an sich sehr gut ins Setting der Story passt UND man von jemandem wie ihr dies sogar regelrecht erwartet. Politisch motivierte Literatur kann meinetwegen gendern, so wie viel lustig ist, das ist nicht das grundsätzliche Problem.
Zum Problem wird es dann, wenn reine Unterhaltungsliteratur zum Politikum wird, weil sich die jeweiligen Autoren entweder gezwungen fühlen, das jetzt machen zu MÜSSEN... Entweder weil der Verlag dies unbedingt so will oder aber, weil die schreibenden Autoren sich unbedingt zur Erhörung der Verkaufszahlen ans Gendern dranhängen, weil man heutzutage ja jedem Trend hinterherrennen muss (Ohne selber wirklich daran zu glauben) und nicht zu vergessen, jene Autorenschaft, die reine Unterhaltung schreibt, die aus irgendeiner fehlgeleiteten Überzeugung gendern, obwohl es gar nicht in ihre Werke passt und dort auch gar nichts zu suchen haben sollte. UND diese sollte man auch nicht vergessen: Autoren, die schlicht Angst davor haben, wenn sie nicht gendern, dass sie dann von den richtig harten Fans dessen mit Shitstorms überzogen werden oder als „Rechts“ gelten oder oder oder... Die Probleme in der Literaturbranche sind dort sehr vielfältig und zahlenmäßig aktuell sehr groß vorhanden. Wer jedoch glaubt, dass dort nun also eine, wie manche Rechte behaupten „DIKTATUR DER GENDERFANS“ herrscht, irrt jedoch ebenfalls. Denn auch in der Literaturbranche tobt, wie auf Asocial Media oder in den Kommentarspalten von Spiegel und Co ein bisweilen hartnäckiger Grabenkampf. Derweil nicht selten ausgerechnet jene in die Schussbahnen beider Seiten geraden, die zwar selber gendern, aber jedoch auch der Meinung sind, dass alle anderen um sie herum doch einfach machen können, was sie wollen, weil Vielfältigkeit ist doch super!
-NEIN!!!11 schimpft die eine Seite: „IHR TYPEN SEID DOCH ALLES LINKSVERSIFFTE LANDESVERRÄTER!!!“.
-Nein1!!!! pöbelt die andere Seite: „WIR GENDERVORREITER_*INNEN MÜSSEN DIE WELT ÜBERZEUGEN! DIE LEUTE BEKEHREN UND DEN DUMMEN PÖBEL DURCH KONSEQUENTES ANWENDEN AN DEN RAND DRÄNGEN! ABER DANN GEFÄLLIGST MIT DEM UNTERSTRICH!!!“.
- Nein!!!!!!!!!!!!!!!! schreien die anderen: „Ihr Typen die sagen jeder könne alles machen dürfen, seid erstens Scharlatane und zweitens Schuld, dass unsere schöne Sprache zerstört wird!“.
Da ist EIN SIBYLLE BERG, mit ES Buch, welches „nur“ Binnen-I- gendert und dies sehr gut verbaut, ja schon regelrecht „Kleinbürgerlich“.
Oder um dieses Problem vereinfacht zusammenzufassen:
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Quelle: Perlentaucher.de
Aber dass ES BERG gendert, ist in diesem Buch aber auch gar nicht das große Problem, es ist an sich überhaupt kein Problem... Neinnein! Das, was diesem Buch sehr große Probleme bereitet, wie ich finde, ist eine ganz andere Sache.
Machen wir mal lieber weiter mit dem Roman.
Willkommen am Rande der Gesellschaft
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Don, Karen, Hannah und Peter leben am Anfang des Buches noch in, na sagen wir mal... „So halbwegs intakten Familien“. Immerhin, sie haben Eltern, sie haben teilweise auch Geschwister, sie haben ein Dach über dem Kopf. Die Eltern sind entweder berufstätig, so halbwegs oder es kommt Geld vom Staat rein und irgendwie kommt man dann schon um die Runden.
Anfangs, da „existieren“ sie alle in Rochedale, einem Loch irgendwo in England, in dem es außer Armut, Gewalt, Vandalismus, Drogen und GRIME, der namensgebenden Musikrichtung (Des Buches) nichts gibt. Man wartet auf gar nichts mehr, man hat auch nie auf etwas gewartet, weil alle, die dort leben, existieren, herumkrebsen, kiffen, fixen, saufen, rauchen, sich prügeln, klauen, herumlungern, langsam verschimmeln, ganz genau wissen, dass sich niemand für sie interessiert, sie nur stören und die Politik sie am liebsten Vorgestern, als heute einfach im Hochofen verbrennen würde. Dann könnte man dieses ganze arme Gesindel zumindest einmal in dessen lotteriger Existenzzeit zu etwas Produktiven gebrauchen. Aber so einfach ist das natürlich nicht und so wachsen also auch Don, Peter, Kran und Hannah zwischen, Sperrmüll, Gewalt, GRIME, Elend und Hoffnungslosigkeit dass jemand irgendwas besser werden KÖNNTE, auf.
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Grime: Regelmäßig tauchen neue “Stars” auf, verglühen wieder, kommen manchmal zurück, nur wenige bleiben, der Rest geht unter.
Die Vier, zu Beginn noch nicht, aber später Freunde... Sie haben allesamt etwas „freakiges“ an sich, das sie im Grunde noch weiter an den Rande der Gesellschaft buxiert. Peter ist Autist, Don irgendwie ein Mädchen, aber irgendwie auch nicht, sondern eher Trans, Hannah hat überliebevolle Eltern, was ihr ein überbordendes Ego beschert hat und Karen ist extrem intelligent, aber deshalb auch sehr neben der Spur, weil ihr Gehirn 24/7 wie ein überdrehter Quantencomputer arbeitet.
Derweil macht der neoliberalistische, rechtspopulistische Endzeitkapitalismus keine Pause: Menschen werden ausgebeutet, bezahlbarer Wohnraum wird von Investoren gefressen oder durch Prestige-Bauprojekte diverser Politiker, Investoren, Geschäftsleute, wasauchimmer entfernt, weil Teslafahrer und Penthousebesitzer einfach die bessere Wählerschicht sind. Die Armen, die Ausgestoßenen, sie sind wütend, sie sind immer wütend, sie geben aber, weil es eben ja sonst nichts bringt, denen die Schuld, welche noch weiter unter ihnen stehen: Ausländer, noch ärmere Menschen, Behinderte, Politiker und Parteien, die nicht dem eigenen Weltbild entsprechen, meistens die Linken oder einfach der Gesellschaft. Dann wählen diese hasserfüllten, ausgestoßenen, outgesourceten Wegwerfmenschen nicht selten die Rechten, weil diese ebenfalls alles hassen (oder es immerhin vorgeben,) was auch ihre Wählerklientel hasst. Weil die Rechten immerhin noch mit der Unterschicht reden und deren Wünsche kennen oder es immerhin halbwegs glaubhaft vorgeben können und arme Menschen ja meistens eh nicht sonderlich gut, na nennen wir es mal... „Informiert“ sind, lieber in ihren Informationsblasen leben und ohnehin nur glauben, was sie glauben wollen. Und wenn dann die Rechten, die Rechtspopulisten davon sprechen, dass das Land wieder mehr „National“ werden muss, „Ausländer die Arbeitsplätze klauen“ weg müssen, damit das eigene „Volk“ das Land wieder zu „Alter Stärke“ führt, ja dann hauen die meisten Einwegmenschen in ihren Elendsvierteln auf den Tisch, brüllen „Genau!!!“, wählen die Rechten, werden von ihnen belogen und betrogen, wie von allen anderen Parteien, aber geben die Schuld daran, auch weiterhin lieber anderen... Also Ausländern, noch Ärmeren, Behinderten, Frauen, Linken, allem halt, welches von den Rechten zum Feindbild taugt.
- Sie wissen schon, dieser endlose Kreislauf, das Übliche eben.
Dies ist die Welt, in der die Vier Freunde aufwachsen, bis auch in das Leben von jedem von ihnen selber, die „Kapitalistische Endzeitgewalt“ zuschlägt. Die Mutter des einen wird erschossen, der Vater wird depressiv, landet in einem Selbstmordforum und nimmt sich das Leben. Die Mutter des anderen hat keinen Bock mehr auf ihre Brut, heiratet einen reichen Russen und lässt ihr Kind einfach sitzen. Die Familie eines anderen stirbt nach und nach aus, mal durch religiösen Fanatismus, mal durch Krankheit oder durch Feuer. Derweil eine andere der Heldenfiguren seine Familie aufgrund exzessiver Gewalt- und Sauforgien freiwillig zurücklässt.
Letzten Endes, da sitzen die Vier, jeder aus anderen Gründen, mittellos auf der Straße.
Und weil das Leben, die Welt, die Menschen, einfach alles nichts als Gewalt, Sexsucht, Gnadenlosigkeit und Verachtung übrig hat, für sich, für andere und überhaupt, erleben Don, Hannah, Peter, Karen, jeder für sich, seine ganz eigene Hölle, aus Gewalt, sexueller Ausbeutung, Vergewaltigung, Drogen, Entführung und seelischem Missbrauch. Also nein, dieses Buch, dieser Roman ist in der Tat NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN UND IMMER WIEDER, SEHR OFT SOGAR, NUR SEHR SCHWER ERTRÄGLICH.
Aber damit bei all dem „Sozialhorror“ keine Eintönigkeit aufkommt, bevölkern noch sehr viele weitere Nebenfiguren diesen Roman, welche alle nicht nur pflichtgemäß mit einem kurzen „Bewertungsbogen“ vorgestellt werden, sondern auch gleich noch auf ihre kapitalistische Nutzbarkeit ausgeleuchtet werden:
Peters Mutter
Intelligenz: Geht so
Sexualität: Asexuell
Hobbys: Danielle-Steel-Hörbücher
Verwertbarkeit für die Märkte: Unterdurchschnittlich
Fitnesslevel: Schlecht, verkapselte TBC
Der Russe
Intelligenz: Ausgezeichnet
Aggressionspotential: Hoch
Ethnie: Weiß
Kreditwürdigkeit: Geht so
Nettovermögen: Nur noch 8 Mio.
Der Bodycam-Mann
Ethnie: Weiß
Politische Orientierung: Querulant
Sexuelle Orientierung: Asexuell
Freunde: Na ja
Roger
Gesundheitszustand: Bluthochdruck, Wasserphobie
Konsumverhalten: Nicht relevant
Sexualität: Keine
Politische Beeinflussbarkeit: Sehr empfänglich
oder auch
Jon
Charakter: Extrovertiert, leicht zu beeinflussen
Hobbys: Weint oft, um sich dabei zu beobachten
Krankheitsbild: Übersteigerter Narzissmus
Kaufinteressen: Weißbrot
Auch sie bekommen ihre berühmten Fünf Minuten, bevor sie meistens ebenfalls ein mal mehr, mal weniger grausiges Schicksal ereilt, weil die Welt sie nicht mehr braucht, weil sie selber nichts besser sind, als all die anderen Arschlöcher da draußen, weil der Kapitalismus sie nicht braucht, weil niemand sie braucht oder jemals nach ihnen gefragt hat und es auch niemals tun wird.
Manche von ihnen kommen ums Leben, manche verelenden einfach, ein paar werden aber auch ermordet, denn Karen, Peter, Don und Hannah haben mit ein paar von ihnen noch persönliche Rechnungen zu begleichen und finden mit der Zeit, spätestens, als sie in London stranden und auf andere Straßenkinder treffen, Verbündete. Derweil uns Sibylle Berg mit keinem noch so widerlichen, schlimmen, verstörenden Detail verschont und uns nebenbei regelrecht mit Fachwissen unter anderem über: Rechtspopulismus, künstliche KI`s, den Spätkapitalismus, diverse verrückte und kaputte Trends im und aus dem Internet, Robotik, der Finanzwelt und und und und zu Tode bombt. Jede Buchseite ist eine Panzerfaust der demotivierenden, sozialhorroristischen, menschenverachtenden und seelisch auf Dauer vollkommen überfordernden Unterhaltungskunst. Wer mehr als dreißig Seiten am Stück aushält, ohne vorher entweder vollkommen depressiv geworden zu sein, oder aufgrund des ununterbrochenen Inputs an Informationen geistig zusammenzubrechen, kann sich stolz auf die Schulter Klopfen.
Da alles sind jene Punkte, welche dieses Buch, diesen Roman so großartig machen und eben auch dazu führen, dass man gar nicht mitbekommt, dass Binnen-I gegendert wird. Weil das schiere Tempo und die Masse an Input, welcher einem um die Augen gehauen wird, einfach viel zu hoch ist, um noch auf irgendwelche Details zu achten.
Die “wunderschöne”, nationalistische, kapitalistische, ausländerfreie, rundumkontrollierte Gesellschaft von morgen
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Derweil Karen, Don, Peter und Hannah und die anderen Straßenkinder sich ihr kleines Refugium errichtet haben, verändert sich die Welt immer weiter, immer schneller, immer mehr und so gut wie gar nicht ins Positive. Es wird den Leuten als „Positiv“ und gut verkauft, aber ach! Der dumpfen Masse da draußen kann man EINFACH ALLES andrehen, was man will, man muss es nur gut vermarkten. Sogar die Todesstrafe KÖNNTE man wieder einführen, würde nur die Marketingkampange stimmen und die entsprechenden Politiker die passenden Worte wählen. Die Leute sind strohdumm, der Großteil zumindest. Versprich ihnen, dass sie, von was auch immer man einführen und verfestigen will, eigene Vorteile haben und sie rennen dir wie die ausgehungerten Tauben hinterher. Manipulation war noch nie so einfach, wie in den Zeiten der sogenannten „Sozialen Medien“, denn einfältige Vollidioten, die man hinsteuern kann wo auch immer man will, waren noch nie so einfach zu steuern.
Und der ganze Rest der Bevölkerung war noch nie so gleichgültig und mit dem abarbeiten von Überstunden, Onlineshopping, Seriengucken und dem Festhängen in der eigenen Interessenbubble beschäftigt wie heute.
Der Brexit, das Paradebeispiel von Manipulation und Lügen, von Hass und Hetze, von Machtspielen selbstverliebter, nationalistischen Elitearschlöchern, dummen, einfältigen Menschen auf der einen und vollkommen gleichgültigen Leuten (Die JETZT bereuen damals nicht zur Wahl gegangen zu sein, um DAGEGEN zu stimmen, weil sie damals dachten „Wen interessiert das schon?“) auf der anderen Seite... Spiegelt dies perfekt wider.
Im England von „GRM“ ist der Brexit aber schon bald nur noch eine bloße Erinnerung an etwas, das man hätte einfach nur viel besser vermarkten müssen. Denn die nationalistischen Eliten, allen voran Thome und sein Vater, ein altgedienter, weltverblendeter Rechtspopulist, wollen IHR GROßBRITANIEN wieder zurückholen auf die große Bühne, es wieder „GREAT AGAIN MACHEN“. Also Thomes Vater will das. Thome selber will lieber reicher, verwöhnter, beschränkter Sohn sein, der seiner heimlichen, aber unterdrückten Homosexualität, sowie diversen, nicht legalen, diabolisch-grausamen Spielchen über das Internet und in der echten Welt frönt.
Das Volk ist stumpf, das Volk ist dumm, das Volk kauft gerne nutzlosen Schrott, der aber ausgezeichnet vermarktet wurde, die Armen sind zwar ekelhaft, aber für Hasskampangen mehr als gut zu Gebrauchen, als Abschreckung sowieso und als Feindbilder dito, die fortschreitende Digitalisierung macht alles nur noch einfacher und Globalisierung, obwohl alles mit allem vernetzt ist, gehört abgeschafft (Naja zumindest auf dem Papier). Irgendwie passt das alles zwar nicht zusammen, aber who cares?! Rechtspopulismus kümmert sich nicht um Widersprüche oder Menschenrechte, oder soziale Verantwortung oder Umweltschutz oder das Klima oder Frauen oder Menschen (Frauen und Menschen werden bei vielen Rechten UND Linken ja ohnehin unterschieden) oder oder oder.
So plant Thomes Vater also seinen großen Coup, zusammen mit anderen, gesichtslosen, rechten Gestalten, deren Lebenstraum es ist, das „gute, alte Kolonial-England“ wieder zu errichten, weil „damals“ noch alles gut war, auch wenn keiner dieser Gestalten so genau sagen kann, warum eigentlich. Vermutlich einfach, weil es noch keine Ausländer im Land gab (Das ist zwar nicht wahr, aber wen kümmert das?) (Ja, eben... Niemanden!).
Grundpfeiler dieses Planes ist es, ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“ einzuführen, natürlich nur für alle, die sich einen Chip, welcher sie runumüberwacht einpflanzen lassen. Danach aber... PROMISSING! Braucht ihr euch um nichts mehr Sorgen zu machen! Also außer um die eigenen Sozialpunkte! Deren Gewinn und Abzug durch bestimmte Verhaltensweisen natürlich von „Denen da Oben“ vorgegeben werden.
Und Typen wie „MI5-Piet“, sitzen an ihren Rechnern, an ihren Bildschirmwänden und lachen sich tot. Wie auch über die sehr kläglichen Versuche von „Den Hackern“, Freunden von Don, Peter, Hannah und Karen, welche glauben, sie könnten mit ihrem sehr begrenzten Wissen und Können etwas bewirken, das Internet lahmlegen, für Chaos sorgen... DIE LEUTE AUFWECKEN! - „MI5-Piet“, Mitarbeiter im Geheimdienst, kann darüber nur beherzt prusten und ihnen irgendwann einen deftigen Denkzettel verpassen.
Don, Karen, Peter und Hannah derweil, sie streifen durch das sich immer mehr in eine „Wohlfühldiktatur“ für alle, die sich perfekt angepasst haben und keine Fragen stellen verändernde-London, werden älter, verändern sich selber, (vor allem Don) und können über all den Wahnsinn um sich herum nur staunen.
Wie auch ich als Leser, weil ich bis heute nicht verstanden habe, wie mein Gehirn diese UNMENGEN an Informationen, Fachbegriffen, Fachwissen, Sozialhorror, Nebenfiguren, grausamen Humor und noch ganz anderen Kram, für den es vermutlich nicht einmal Namen gibt... Also ALL DAS ÜBERHAUPT VERARBEITEN KONNTE.
Dieses Buch zu lesen, fühlt sich an, wie einen Marathon durch alle SAW-Filme zu laufen und dabei jedes der Folterinstrumente selber einmal durchzuprobieren, derweil einem der Sawmörder höchstpersönlich alle jemals gedruckten Ausgaben des Brockhaus in aller Seelenruhe vorliest.
Dieses Buch will dich nicht unterhalten – Es will dich zerstören – Es will dein fucking Gehirn einschmelzen
Aber genau da liegt dann auch die größte, gestalterische Schwäche dieses Romans...
FAZIT
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Ein MEISTERWERK – Aber auch WAY TOO MUCH
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ZITAT DLF-KULTUR:
„Mehr als 600 Seiten umfasst ihr neuer Roman mit dem Titel „GRM – Brainfuck“, abgeleitet von Grime, dem rohen Musikstil in der Nachfolge des Punk. Es sind 600 Seiten einer Litanei, die einer Generalabrechnung mit der Gegenwart gleichkommt. Der Roman spielt in England, zunächst im wirtschaftlich abgedrifteten Rochdale, dann in London. Er umfasst rund zwei Jahrzehnte und führt über das Jahr 2019 hinaus, in eine Zeit, als „der Brexit nur noch Erinnerung war“. „
ZITAT DLF-KULTUR:
„Die apokalyptische Wucht, die dem Roman innewohnt, hält sich die Waage mit seiner emphatischen Barmherzigkeit. „GRM“ ist Attacke und Fürbitte in einem, so monströs wie zärtlich. Ein verschreckender Findling der Gegenwartsliteratur, an dem man nicht vorbeikommt. Und ein Roman, den man nicht ohne Erschütterung aus der Hand legt.“
Nun ist dieses „große Problem“ an diesem MONSTERROMAN, dass Frau Berg sich offensichtlich von vornherein vorgenommen hatte, ihre Leserschaft geistig, seelisch, emotional, wie auch in Sachen „Informationsverarbeitung“ so dermaßen zu überfordern, dass am Ende nur noch die Allerstärksten diese natürliche Selektion halbwegs heile überstanden haben werden. Denn neben den vier Hauptfiguren, den Hauptschurken, den Semi-Hauptfiguren, den Nebenfiguren, all den Schauplätzen, Informatikfachwissen, mal erfunden, mal real, sehr viel Science-Fiction die aber kaum noch von der Realität unterscheidbar ist, Popkultur, Pornografie-“Fachwissen“ und noch seeehhr viel mehr, lässt Sibylle Berg niemals Luft zum atmen, um mal zu verschnaufen. Wer dieses Buch liest, wird sich sehr schnell wie Charly Chaplin am Fließband fühlen, wird nicht mehr, kaum noch, gar nicht mehr hinterherkommen mit allendem, was die Autorin einem da um die Ohren haut, ohne Pause, ohne Unterlass, ohne Gnade, weil Gnade ist nur ein Wort, eine Metapher, im Endzeitkapitalismus ohnehin ein Straftatbestand, welchen keiner mehr, außer diesen paar noch vorhandenen Gutmenschen und LinksträumerInnen und ein paar Spinnern, auf die aber ja sowieso niemand mehr hört, jemals gehört hat.
Äh... Häh? Was? Wo? Wer? Weshalb? Um was ging es in dem Buch gleich nochmal? Und wer hat meine Stereoanlage geklaut?! Und wo ist meine Hose?! Und wer hat meinen Kühlschrank geplündert?
WAS IST HIER, WÄHREND ICH GELESEN HABE GOTTVERFICKTNOCHMAL PASSIERT?!
Sibylle Berg und ihr Buch wollen dich nicht überfordern, sie wollen dich zerstören, sie wollen dich am Boden liegen sehen, wie dein Gehirn als blutige, schwarze, verkohlte Masse aus allen Gesichtsöffnungen läuft. Und falls doch noch ein gewisser Prozentgrad an Wahrscheinlichkeit besteht, dass man diese schieren Unmengen an vollkommen schnodderig und gleichgültig aufgetischten Informationen, Story, Figuren, Sozialhorror und und und überleben KÖNNTE, ja dann legt sie einfach noch ein paar Tonnen an Kram mehr drauf!
Was dann auch irgendwo der Grund war, weshalb ICH das Buch, als ich es halb fertig gelesen hatte, beiseite gelegt und erst ein halbes Jahr später wieder angefasst habe, weil es einfach „Gereicht hat“.
Da in diesem Buch Überforderung das Programm, das Ziel ist und man gar nicht zum Luftholen kommen soll, so finde ich, wird dieser Findling von Roman irgendwann „redundant“, also alles wiederholt sich, man wird unaufmerksam, sucht regelrecht nach der Hauptstory, den Hauptfiguren und wird doch immer und immer wieder vom Wulst an „Alles anderem“ überrollt. Die brutalen, harten, gnadenlosen Darstellungen, Schilderungen und Thematiken geben dann noch den Rest dazu. Und so haben wir dann ein Buch, das zwar unfassbar informativ ist, sehr nahe an der Realität, unglaublich spannend... ect. Aber eben auch harte Arbeit ist, sehr harte Arbeit.
Dass Frau Berg sehr nahe an der Realität geschrieben hat, ist kaum von der Hand zu weisen, wie gerade erst wieder erwiesen:
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https://www.heise.de/news/China-genehmigt-keine-neuen-Videospiele-14-000-Firmen-stellen-Betrieb-ein-6318275.html
Wenn das das Ziel war, dann Herzlichen Glückwunsch! Es ist mehr als gelungen!
Aber nur leider finde ich, macht es das Buch natürlich irgendwo auch unattraktiv, nimmt es dem Buch dieses „Ich will das unbedingt zu Ende lesen, weil ich wissen will...“ und verursacht stattdessen ein „Okay! Das reicht mir! Ich habe genug! Ab damit in die hinterste Ecke vom Bücherregal!“.
Dazu kommt, dass man nebenbei erwähnt ja auch noch sehr deprimiert wird, zuweil den Glauben an die Menschheit verliert, wie auch alle Lebenshoffnung, weil vieles, was dort beschrieben wird, was dort passiert nachweislich alles andere als Fiktion oder immerhin sehr denkbar ist.
Somit ist „GRM“ also in der Tat ein sehr gutes, sehr einforderndes, jedoch auch sehr deprimierendes, negatives Buch, welches seine aufgeladene, aber vollkommen gleichgültig hochgezüchtete negative Energie beim Lesen auf jeder einzelnen Seite verteilt, wie ein Rasensprenger das ausgestoßene Wasser.
Und das kann sehr sehr anstrengend sein und dem Buch, wie ich finde, leider auch sehr viel nehmen.
Was jedoch Ansichtssache ist und in der Gesamtbewertung auch keine Punktabzüge einbringt.
Man sollte es bloß, als eine Art „Triggerwarnung“ einmal ausführlich erwähnt haben.
Es sei denn natürlich, man hat das „Brainfuck“ im Buchtitel irgendwie... übersehen.
Denn das „Brainfuck“, ja das steht da nicht umsonst.
Und einen Nachfolger, ja den gibt es auch schon:
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Na das kann ja heiter werden.
Ich habe fertig und ich bin auch fertig.
Vielen Dank.
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Sibylle Berg
„GRM-Brainfuck“
Buch gebunden
Kiepenhauer & Witsch
Ersterscheinung 2019
Preis: Gebundenes Buch: 25,00€ - Taschenbuch 14,00€
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
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Letzter Akt in einer anderen Zukunft
Cayman und der Kameramann haben inzwischen mit ihrer Zeitmaschine, Zeit-und-Dimensionsmaschine, egal... Mit diesem Teil mit dem sie unterwegs sind, eine neue, laut den Metadaten halbwegs vielversprechende Realität, Zeit, wasauchimmer angesteuert und erscheinen sodann mitten auf einer mehrspurigen Straße mitten in der Innenstadt von... Öhm... Egal!
Als die beiden aussteigen, da begrüßt sie das wütende Gesicht des offenbar hier und jetzt herrschenden Diktators, welcher auf den Plakaten und Werbebildschirmen aber lieber „DER BESCHÜTZER“ genannt wird und mit ausgestrecktem Zeigefinger klarmacht, dass, laut Slogan: „KONSUM IST LEBEN! ARBEIT IST LEBEN! GEHORSAM IST SICHERHEIT!“...
Die autonom fahrenden Elektroautos stören sich nicht an der Zeitreise-Dingsbummskapsel mitten auf der Straße und fahren einfach drumherum. Höflich, auf die Sicherheit der Insassen und der Passanten bedacht.
Cayman und der Kameramann stehen, als sie beide ausgestiegen sind vor einer sehr langen Schlange von gleichgekleideten, gleichfrisierten, sehr müde und leicht verwahrlost-aussehenden Menschen...
Manche von ihnen haben Zelte neben sich stehen, weiter hinten in der Schlange schlafen auch gerade welche in ebendiesen, ein Kerl mit geschätztem Sechs-Tagebart kocht sich vor seinem Zelt derweil eine Suppe auf einem Campinggrill...
Die gleichaussehenden Menschen glotzen Cayman und den Kameramann an und umgekehrt...
Dann fragt Cayman: „Verzeihung, aber wir kommen von sehr weit her, weil wir auf der Suche sind! Nach kaufbaren Xbox-Spielekonsolen. Gibt es hier soetwas? Oder ist in dieser Welt das Zocken, wie in China verboten worden?“...
Zwei vollkommen gleichaussehende Männer sehen sich an, grinsen müde... Dann sagt der eine mit matter Stimme: „Nein, das Gaming wurde nicht verboten. Lootboxen sind sogar eine Form der Entlohnung. Aber was denkt ihr beiden denn wohl, für was wir hier anstehen?! Seit nun mehr als sechs verdammten Tagen!“...
Der zweite Mann antwortet: „Gestern Nacht sind zwei erfroren, da konnten wir zwei Plätze aufrücken!“...
Ein dritter Mann hinter den beiden anderen fügt noch hinzu: „Und nicht zu vergessen vorgestern, als das eine Taxi nen KI-Fehler hatte und drei weitere Leute umgefahren hat!“...
Da sagt der zweite Mann: „Wir kommen hier recht schnell voran. Nen Kumpel von uns, der wartet da wo er wohnt, schon seit vierzehn Tagen an immer noch derselben Stelle“...
Gerade als Cayman wieder zusammenbrechen will...
Da erscheint eine zweite Zeit-Raum-Whatever-Kapsel auf der Straße...
Aus dieser steigt Maurice Weber von der Gamestar aus...
Da ruft der Kameramann, mit einer abweisenden Handbewegung begleitet ihm zu: „Vergiss es! Hier sind alleine gestern Nacht oder so zwei Leute erfroren beim Warten! Das wird hier nichts! Egal ob PeEss oder Icksboxxe!“
Daraufhin läuft Maurice rot an, stemmt die Hände an die Hüften, schaut sich erbost um und gibt, als ein autonomes Taxi an ihm vorbeifahren will, diesem einen Tritt in den vorderen Kotflügel...
Dann stampft er zurück zu seiner Kapsel, steigt ein, schlägt laut die Klappe zu und ist sodann wieder verschwunden...
Der Kameramann kratzt sich derweil am Kopf und meint zu Cayman: „Tja, also dann doch wie der Bob-Marley-Typ von den Gamingclerks es meinte? Bei Scalpern kaufen?“...
Cayman verdreht die Augen im Kopf und stöhnt: „Najagut... Geht ja nicht anders“...
Daraufhin springen auch die beiden wieder in ihre Kapsel und sind sodann ebenfalls wieder verschwunden...
Der zweite der angesprochenen Männer meint: „Ich finde sie hätten uns wenigsten fragen können, ob...“
Sofort bekommt er einen Stromschlag von seinem seit Geburt eingepflanzten Gedankenkontrollchip und liegt zappelnd am Boden, bis er schließlich Schaum vor dem Mund bekommt und scheinbar tot ist...
Der Hintermann und alle anderen rücken daraufhin einen auf und sagen im Chor: „Gott segne unseren großen Beschützer! Gott schütze unsere große, allwissende Regierung!“...
Was ihnen auf einen Schlag 30-Socialpoints, 5 Social-Lootboxen und 5% Rabatt auf seinen nächsten Einkauf einbringt.
Denken Sie mal darüber nach.
Ende
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caymanbloggt · 4 years ago
Text
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Cayman liest > Michel Houellebecq >“Serotonin” >Ein wirklich sehr sehr sehr langweiliger Roman
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Erster totlangweiliger Akt
Mit quietschenden Reifen macht der Ford Transit vom Kameramann vor der Praxis von Frau Dr. Berlinde Kirschbaum-Steinemann – Dipl. Psychologin und Triggerexpertin – halt...
Als der Kameramann ausgestiegen ist, läuft er schnell und schimpfend auf die Beifahrerseite, öffnet die Tür und holt einen an den Armen gefesselten, panisch wirkenden, ängstlich zusammenzuckenden Cayman heraus, lotst diesen zur Eingangstür und schiebt ihn, als dieser sich weigert, die Praxis zu betreten, mit ausgesprochenem Nachdruck hinein...
Die Sprechstundenhilfe weiß bereits, dass sie kommen und leitet sie gleich weiter in den Praxisraum von Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann, diese muss nur ganz kurz aufblicken, um zu sehen, was wieder mal das Problem ist: „So... So... So... Haben wir wieder mal jemanden kaputtgetriggert? Die üblichen Probleme?“
Der Kameramann parkt erst Cayman auf einen der beiden mit Kissen bedachten, hypermodernen Plastikschalenstühle und setzt sich dann selber: „Ja also... Also datt... Ich kann mir das gar nicht so richtig erklären Frau Doktor! Aber der Gute ist total außer sich! Schon seit Tagen! Also ich...“
In dem Augenblick, da bekommt Cayman wieder eine Triggerattacke, weil einer der Kugelschreiber im Stifteglas auf dem Schreibtisch ein altes Werbegeschenk von der CDU ist – Erneut erfasst Cayman eine vollkommen chaotische Mischung aus Wut, Panik, Ärger, Angst und dem Drang, das ganze auf Social Media mit Hasspostings zu übersehen, aber auch der Angst, dann selber gehasst zu werden, was ihn wiederum noch wütender macht, was ihm wiederum noch mehr Angst macht...
Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann aber, die grinst nur breit: „Ahjajajajajaaaa! Jaja, ich seh schon, da hat einer seine guten Vorsätze aber auch nicht lange durchgehalten, was? Ach, na dann wollen wir doch mal sehen“.
Dem zappelnden Cayman, der vom Kameramann auf seinem Stuhl festgehalten werden muss, zeigt sie eine Ansammlung von Fotos auf ihrem Tablett: Angela Merkel, Jens Spahn, Friedrich Merz, eine Landschaft mit Bergen und einem See in der Mitte, die Farbe Rot, eine graue Betonmauer mit blauem Himmel darüber, Mark Zuckerberg, das Coronavirus in 3D, ein Schwarzweißportrait von Julian Reichelt...
Als Cayman immer wilder und panischer und wütender und zappeliger wird, da nickt Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann nur und setzt sich wieder an ihren schneeweißen Schreibtisch: „Ach naja, also da habe ich aber schon weitaus schlimmere Fälle diese Woche erlebt, aber keine Sorge, das haben wir gleich“
Sie kramt in der Schublade und holt „Serotonin“ von Michel Houllenbeckquququ oder wie der sich schreibt heraus und sagt: „Na dann machen Sie mal seine Arme los, Herr Kameramann, den stellen wir ganz simpel und einfach ruhig“
Der Kameramann löst den Knoten des Seils und meint misstrauisch: „Na wenn Sie das so sagen“
Sofort darauf, wirft sie Cayman das Buch zu, der blickt kurz verwundert, dann aber sagt die Ärztin: „Nur zu, fangen Sie an zu lesen... Na los“
Immer noch misstrauisch, aber gehorsamst, wenn auch mit Mühe, tut Cayman, wie ihm befohlen wurde...
Erst, da wirkt er, als wäre auf einen Schlag alle überflüssige Energie aus ihm herausgewichen...
Dann, kommt es einem vor, als würde er immer müder werden...
Sofort darauf, gibt Cayman ein energieloses „öööhhh...“ von sich...
Seine Gesichtszüge entgleiten zu einem totmüden Ausdruck...
Dann kippt er mit dem Buch in den Händen nach vorne über, landet wie ein nasser Sack auf dem Boden und schläft.
Der Kameramann schaut Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann fassungslos an...
Die aber grinst nur und meint: „Der Schinken ist so unvorstellbar langweilig, nichtssagend und öde... DER SCHLÄFERT WIRKLICH JEDEN EIN... Geil oder?“
Der Kameramann, der den laut schnarchenden Cayman auf dem Boden beobachtet, lehnt sich geflasht zurück und meint: „Geile Sache Also datt muss man ja mal echt sagen!“.
Cayman liest
Dieses Mal:
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„Die Schlaftablette“
It`s all about Marketing! Der Rest ist eigentlich vollkommen egal...
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Michel Houellebecq besteht zu 50% aus Provokation seinerseits und zu 50% aus langweilig geschriebenen, aber immerhin inhaltlich sehr punktgenauen Romanen, die meistens, eigentlich immer, über den „Verfall der französischen“ aber auch der gesamten, europäischen Gesellschaft (BZW des „Abendlandes) handeln. Seine Bücher sind handwerklich an sich vollkommen solide, handlungsdramturgisch gerne mal absolut vergessenswert, aber thematisch immerhin sehr zeitgeistlich und aufgrund der Zeitlosigkeit dieser, immerhin sehr lange haltbar. „SEROTONIN“ ist von 2011 und es liest sich, als sei es erst gestern geschrieben worden, also passt.
Von der reinen Unterhaltungsqualität seiner Romane her, müsste, dürfte, sollte dieser Mann eigentlich irgendwo in den Verkaufscharts ziemlich weit unten herumtroudeln, jedoch weiß Houellebecq wirklich ausgesprochen gut, was als Autor, als Schreibarbeiter in der Literaturindustrie wirklich zählt. Und weil er das weiß, hat er eben genau dieses Handwerk mehr als perfektioniert:
DIE INSZENIERUNG SEINER SELBST – UND DAMIT DANN AUCH SEINER BÜCHER.
Denn wer als Autor auch nur halbwegs Erfolg haben will, der muss eigentlich quasi ununterbrochen als Schauspieler seiner selbst, als lebende Selbstvermarktungsmaschine durch die Welt schreiten, provozieren, auffallen, sich selber im Rampenlicht wälzen wie ein Wildschwein im Dreck, am besten gleich noch selber, eigenmächtig natürlich noch mehr Scheinwerfer aufstellen.
Ich durfte mal in einem Artikel, den ich dann leider in abgespeicherter Form verbaselt habe... Gut gemacht!... Lesen, dass es inzwischen Verlage gibt, welche sich kaum noch dafür interessieren, WAS du als Autor/Autorin überhaupt schreibst – ALLES WAS ZÄHLT, ist, dass du auf Social Media möglichst bereits in Eigenregie so viele Follower wie möglich angesammelt hast und auf Selfies, die du auch regelmäßig postest, möglichst gut aussiehst. Jener im Artikel dafür kritisierter Verlag hatte seine Mindestgrenze bei 5000 Followern auf Twitter angesetzt. Wer dieses Mindestkriterium nicht erfüllt, würde schon bereits beim allerersten Vorauswahlverfahren nicht weiter mit Aufmerksamkeit bedacht. Denn wichtig ist nicht das Buch an sich, sondern die Hackfresse dahinter, wie diese sich vermarkten lässt, oder sich noch viel viel besser: SELBER VERMARKTET. Egomanen, Selbstdarstellungsmaschinen wie Frank Schätzing beispielsweise, oder Social-Media-Profis wie Sebastian Fitzek wissen dies und haben dieses seit jeher lebenswichtige Handwerk eines jeden Schreibenden, der oder die davon leben will, für sich perfektioniert. Dein Roman kann noch so gut geschrieben sein, noch so genial sein, es ist egal, wenn weder dein Verlag, noch du selber die Teile an die Leute bringen können. Das Gesicht dahinter ist die entscheidende Quelle des Verkaufserfolges, nicht immer, das ist auch klar, es gibt auch immer wieder Ausnahmen, doch diese bestätigen meistens auch nichts anderes, als die Regel.
Ein Trend, der sich mittlerweile, so scheint es, mehr und mehr verschlimmert:
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Doch die schnöde Wahrheit ist, dass es im Grunde schon immer war. Und nicht nur beim Schreiben, in eigentlich ALLES BEREICHEN der MARKTWIRTSCHAFT. Es werden nur immer wieder neue Arten dessen erfunden. Wirklich anders ist nur, dass es alles immer weniger kosten darf und diejenigen, welche den Kram am Ende produzieren, mehr und mehr die Angeschissenen sind. Was allerdings natürlich auch an der schier endlosen Fülle an Angeboten und nachrückenden Bewerbern liegt:
https://www.54books.de/erstmal-losbauen-bitte/
https://www.54books.de/es-zaehlt-nur-die-qualitaet-ueber-ein-fadenscheiniges-argument/#more-8902
Und um nun darüber wieder zu Michel Houellebecq zu kommen: GANZ GENAU eben diese Sache mit dem „Das Gesicht dahinter zählt, der Rest ist eigentlich egal“, ja die hat der giftige Franzose, der auch problemlos den Widersacher in einem James-Bond-Film oder im Batman-Remake den Pinguin spielen könnte, durchschaut und für sich selber perfektioniert. HOUELLEBECQ IST EINE EINZIGE, LEBENDE MARKETINGKAMPANGE AUF ZWEI BEINEN, EINE EIN-MANN-SHOW 24/7 LIVE ON STAGE - Was seine Bücher dann am Ende sind, kann egal sein, die Leute werden es aufgrund der vorangegangenen Show schon kaufen wie blöd:
Jüngstes Beispiel sein neuer, sehr seichter Roman (Habe ich bestellt, werde ich lesen) „VERNICHTUNG“.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/michel-houellebecq-vernichten-rezension-buchkritik-100.html
Oder, um es anders auszudrücken:
ZITAT DLF-KULTUR:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-kunstfigur-michel-houellebecq-man-kann-ihn-nur-aus-der-100.html
„Frank Meyer: Der französische Schriftsteller Michel Houellebecq ist ein politischer Idiot, ein Rechter, ein Reaktionär, ein Frauenverächter, ein Islamophober, ein öder Schriftsteller – das sagen die einen, die Houellebecq-Hasser. Es gibt wenige Gegenwartsautoren, die so starke Hassattacken auslösen können. Es gibt aber auch sehr viele, die Houellebecq begeistert lesen, die seine Bücher sehr schätzen.“
ZITAT DLF-KULTUR:
„Meyer: Wenn wir mal jetzt einen der Vorwürfe rausgreifen, quasi wahllos, Houellebecq sei ein Frauenverächter – was sagen Sie denn dazu?
Encke: Er hat natürlich immer mit dieser Rolle gespielt, auch als, auf Französisch würde man sagen: dragueur, also Frauen angemacht, auch die ihn interviewt haben. Es gibt so ein legendäres Interview, das war eigentlich eine Art Porträt, das die Journalistin Emily Eaken mal im Jahr 2000 über ihn geschrieben hat, wo sie ihn in Irland besucht hat und ihn völlig besoffen antraf und er dann auch gesagt hat, wollen Sie nicht in meinem erotischen Film mitspielen, und die hat das sehr ausgeweitet.
Ich glaube, sie hat damit auch so ein bisschen dieses öffentliche Bild sehr geprägt, und er hat immer alle Gelegenheiten genutzt, damit zu spielen. Ich glaube aber, aus seinen Büchern lässt sich das nicht herauslesen, und an die Bücher muss man sich am Ende halten. Er spielt dieses Spiel der Kunstfigur Houellebecq. Ich habe ihn selber auch nicht als Frauenverächter kennengelernt, sondern als …“
Und da man Menschen mit politischen Themen IMMER wunderbar auf die Palme bringen kann, auf egal welche Art und Weise, hat der gute Michel natürlich freie Bahn und kann sich den Luxus erlauben, aus seinem Broterwerb ein einziges Schauspiel, eine für ihn vermutlich einzige Comedyshow zu machen, die Menschen zum Narren zu halten und sich hinter tausend oder mehr Masken zu verstecken. Denn Menschen lieben Geheimnisse, Dinge die gerade so sichtbar im Nebel liegen, die Fragen aufwerfen, die gleichzeitig genau deswegen aber aus dem Raster fallen. Wenn Autohersteller mit minimalem Aufwand ein bestimmtes, neues Modell, das bald rauskommt interessant machen wollen, dann lassen sie ihre Prototypen in der Öffentlichkeit spazieren fahren, jedoch verstecken, verunstalten sie diese dann unter schwarzweißem Plastik, Klebefolie, Styropor. Das Ergebnis sind dann sogenannte „Erlkönige“, also obskure, sehr auffällige Gefährte, deren Aussehen man nur erahnen kann, und die gerade deswegen überhaupt erst Aufmerksamkeit erregen, weil sie sich von allen anderen Fahrzeugen auf den Straßen massivst absetzen. Es gibt Fotografen, welche nur mit dem Jagen solcher Autos ihren Lebensunterhalt verdienen und ihre Fotos teilweise handeln, wie mancher Promi seine NFTS. Und etwas anderes als das, macht der werte Herr Houellebecq an sich auch nicht: Er „ERLKÖNIGT“.
Zwar wird ihm immer wieder nachgesagt – Und er selber bestärkt dies auch allermeistens– ein Rechter zu sein (Er schreibt beispielsweise in seiner überteuert (24 EURO FÜR ALTE ZEITUNGSARTIKEL!) verkauften „Essaysammlung“ (Die an sich nur aus altem Kram besteht, den er für Zeitungen und Zeitschriften verfasst hat) „EIN BISSCHEN SCHLECHTER“, dass: ZITAT „Präsident Trump erscheint mir als einer der besten Präsidenten, die Amerika je hatte“), doch lässt er auch immer mal wieder die Rechten in einem ebenfalls nicht immer sonderlich guten Licht stehen - Meinen zumindest bestimmte Kritiker oder Autoren, wie jene Dame, welche ein Buch über ihn geschrieben hat:
ZITAT DLF-KULTUR:
„Meyer: Man kann ja wahrscheinlich schon so argumentieren, dass man sagt, Houellebecq zieht hier ein Argument der Rechten groß, der Islam übernimmt die Macht hier bei uns, übernimmt die Macht in Frankreich. Er wurde ja deswegen auch als Reaktionär angegriffen. Es hieß in einer Kritik in Frankreich, jetzt seien die Argumente der extrem Rechten in die hohe Literatur eingedrungen. Das sehen Sie anders?
Encke: Man muss diesen Roman daraufhin dann aber noch mal lesen, weil das wurde jetzt so oft gesagt, dass sich das alle gemerkt haben. Die Rechten spielen in diesem Roman selber eine große Rolle und sehr zweifelhafte Rolle, nämlich die Bewegung der Identitären. Mit denen fängt es eigentlich an. Die sind auch Wendehälse und mischen sich unter die islamischen Führer dann irgendwann und nehmen sehr große Schlüsselpositionen ein. Worum es eigentlich geht ist um so eine Idee der Kollaboration.“
Jedoch kann man dabei aber auch problemlos behaupten, dass jene, welche dies behaupten, dass Houellebecq „gar kein Rechter“ wäre und „Die Rechten ebenfalls nicht immer in einem guten Licht dastehen lässt“, selber entweder dem rechten Spektrum angehören oder aber, wie man es dieser Dame hier vorwerfen könnte, die Realität aus diversen Gründen einfach nicht sehen zu wollen (Oder von Houellebecq mindestens beeinflusst worden zu sein, denn der gute Mann hat es nicht gerne, wenn die Leute ungefragt über ihn schreiben:)
ZITAT DLF-KULTUR:
„Houellebecqs Feindin Nummer eins
Nicht zum ersten Mal schüchtert Michel Houellebecq Journalisten auf diese Weise ein. Er misstraut ihnen, und sollten sie unaufgefordert über ihn schreiben wollen, setzt er alles daran, um das zu verhindern, weiß Denis Demonpion, Journalist beim Magazin „Le Nouvel Observateur“, der 2005 eine von Houellebecq nicht autorisierte Biographie veröffentlichte: „Houellebecq schickte mir zunächst seinen Verleger, der verlangte, dass sein Autor alles kontrollieren und sogar Fußnoten setzen darf, um zu sagen: ‚Das ist okay, das nicht.‘ Anschließend schickte er mir einen seiner engen Schriftstellerfreunde, der mich am Telefon verhörte. Und dann versuchte seine Frau, mir Informationen zu entlocken. Er selbst drohte schließlich damit, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit mein Buch untergeht. Er gab vor, gerade an seiner Autobiographie zu schreiben, die meine Biographie in den Schatten stellen würde.““
Wie viel also die beschwichtigenden Aussagen von Frau Encke wert sind, kann jeder für sich selber ausmalen.
Letzten Endes, da kann man sagen, Michel Houellebecq weiß wie man dafür sorgt, dass das von ihm hergestellte Produkt dann auch von den Ladentischen und den Versandhäusern in die Einkaufstaschen und Buchregale der potentiellen Kunden kommt. DER MANN VERSTEHT SEIN HANDWERK – Welches aber augenscheinlich eher weniger an seinen schriftstellerischen Qualitäten liegt, sondern eher an seiner genauen Beobachtungsgabe und seinem Spaß an der öffentlichen Provokation.
ZITAT DLF-KULTUR:
„„Mit Ihnen rede ich nicht“, antwortete der Schriftsteller auf die Email von „Le Monde“-Journalistin Ariane Chemin, als sie ihn für ihre Sommerreihe „Die sechs Leben des Michel Houellebecq“ um ein Gespräch bat. Er kannte sie nicht, und dass sich ein Autor der Presse verweigert, ist zunächst nichts Ungewöhnliches. Houellebecq jedoch ging noch einen, für die Journalistin überraschenden Schritt weiter, denn in Kopie setzte er von Bernard-Henri Lévy bis Michel Onfray rund 30 führende Intellektuelle, denen er ebenfalls den Mund verbieten wollte: „Er hat sein gesamtes Umfeld, also Verleger, Freunde, Wissenschaftler, Schriftstellerkollegen, wichtige Medienvertreter und Philosophen dazu aufgefordert, mich nicht zu treffen und auch nicht zu zögern, mich zu verklagen, sollte ich etwas über sein Privatleben schreiben.“
Mit dem zu erwartenden Ergebnis:
ZITAT DLF-KULTUR:
„Houellebecq liebt das Spiel mit der Presse. Schauen Sie: Allein in diesem Sommer war er zwei Mal auf der Titelseite von ‚Le Monde‘, dazu kommen im Kulturteil sechs Doppelseiten und eine Serie im ‚Figaro Magazin‘ – er ist doch überall und ganz und gar nicht diskret, er ist kein Modiano!“
ZITAT DLF-KULTUR:
„Vielleicht ist der Streit mit „Le Monde“ eine Reaktion auf die vernichtende Kritik der Zeitung an seinem Roman „Unterwerfung“, in dem Houellebecq sich den Untergang der französischen Demokratie zu Gunsten eines islamischen Gottesstaates ausgemalt hatte. Houellebecqs Abrechnung mit Frankreichs linken Intellektuellen, von denen ihn viele lange Zeit niederschrieben oder ignorierten. Und so zelebriert und überwacht Michel Houellebecq seine Selbstinszenierung wie ein Superstar, zu dem er auch in seiner Heimat seit langem geworden ist.“
Quelle:  https://www.deutschlandfunkkultur.de/frankreich-wie-michel-houellebecq-die-presse-gaengelt-100.html
Insofern: Die Presse und damit auch die Öffentlichkeit werden getriggert, er wird mit jeder Aktion bekannter und interessanter, womit er noch mehr Bücher verkauft.
Also: ALLES RICHTIG GEMACHT :P
Na und wenn das alles noch nicht reicht, dann klaut man halt einfach mal aus irgendeinem Museum eine Jacke – Denn der Phantasie, als verschnodderter Provo-Autor sind dabei ja schließlich überhaupt keine Grenzen gesetzt:
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(Und vielleicht, aber auch nur ganz VIELLEICHT ist diese Jacke bei ihm sogar besser aufgehoben, als dort, von wo er sie „angeblich“ geklaut hat)
Quelle:   https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/hat-michel-houellebecq-thomas-bernhards-jacke-geklaut-17575672.html
Sehr gute Ideen, tolles Konzept...
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Abseits aber davon, dass der Autor dieses hier nun rezensierten Buches also ein rechter, kontrollsüchtiger, herrischer, unsympathischer, brutalistischer, vielleicht auch kleptomanischer Kotzbrocken ist... Betrachten wir das Buch einfach mal aus seiner reinen, handwerklichen Sicht und lassen Michel Houellebecq mal Michel Houellebecq sein.
SERTONIN kam 2011 heraus, also zu der Zeit, als mal wieder, wie sooft in Frankreich, brodelte, die Gelbwesten zwar noch nicht erfunden waren, aber das Buch mit seinen Darstellungen dem bereits sehr nahe kam. Houellebecq weiß vermutlich besser über sein Land und Europa Bescheid, als die meisten Politiker und Medienhäuser es jemals könnten.
Das Buch selber derweil, übergießt sich erst einmal mit Eigenlob:
„In SEROTONIN rechnet die Hauptfigur ab: Mit der modernen Gesellschaft, der Wirtschaft, der Politik – Und mit sich selbst“ --- Heißt es auf der Rückseite des Taschenbuches.
Abgerundet wird das ganze mit drei Belobigungszitaten von den für einen rechten, rechtspopulistischen Autor typischen Fanklientel:
Denis „Ich werde doch wohl noch Blackfacing machen dürfen“ Scheck.
Mara Delius, Redakteurin/Kritikerin bei der Springer-Fakenewsschleuder WELT.
Und... Man siehe und staune: JULIA ENCKE – Zitat: „Die Sprache darf man nicht vergessen, ist das eigentliche Ereignis bei Michel Houellebecq“ - Hat sich die Schleimerei also ausgezahlt, durfte die Dame deshalb ein solch ausführliches Portrait über Michel Houellebecq schreiben.
Die Sache mit, dass „Die Sprache das eigentliche Ereignis bei Michel Houellebecq“ ist, darauf kommen wir später noch einmal zurück.
Aber kümmern wir uns erst einmal um die VIER GROßEN WERBEVERSPRECHEN DES BUCHES:
-Abrechnung des Helden mit der Wirtschaft, der Gesellschaft und der Politik.
-Ein Held, der beschließt sein Leben zu beenden.
-Ein revolutionäres, neues Antidepressivum, welches scheinbar ja einen wichtigen Teil der Story einnimmt.
-Der Held resümiert über die Liebe und dies so ernst und leidenschaftlich, wie noch nie.
Wir haben also ein schonungsloses „Abrechnen“ mit so ziemlich allem, eine schonungslose und sehr genaue Gegenwartsanalyse, einen Helden, welcher den maximal-radikalen Schritt geht UND ein Medikament, welches so dargestellt wird, als wenn es DER DREH- UND ANGELPUNKT der Story ist, also neben dem „Abrechnen mit allem“ und dem „Leben beenden“.
Ach ja! Und nicht zu vergessen, weil es dann am Ende DAS ist, was den allermeisten noch im Gedächtnis geblieben ist:
SEX MIT TIEREN!
Der Klappentext des Taschenbuches, fasst das so zusammen:
„Als der 46-jährige Protagonist von SEROTONIN.... ….  …. Bilanz zieht, beschließt er, sich aus dem Leben zu verabschieden – eine Entscheidung, an der auch das revolutionäre, neue Antidepressivum Captorix nicht zu ändern vermag, das ihm in erster Linie seine Libido kostet. Alles löst er auf: Beziehung, Arbeitsverhältnis, Wohnung. Wann hat diese Gegenwart begonnen? In der Erinnerung an die Frauen seines Lebens und im Zusammentreffen mit einem alten Studienfreund, der als Landwirt in einem globalisierten Frankreich ums Überleben kämpft, erkennt er, wann und wo er selbst sich verraten hat.
Noch nie hat Michel Houellebecq so ernsthaft und voller Emotion über die Liebe geschrieben. Zugleich schildert  er in SEROTONIN den Kampf und den drohenden Untergang eines klassischen Wirtschaftszweigs  in unserer Zeit der Weltmärkte und der gesichtslosen EU-Bürokratie“.
Nun wirken ein Charakter, der nichts mehr zu verlieren hat, sich also vor nichts mehr fürchten muss, der sein Leben beenden will, in dem er Schritt für Schritt einfach alles auflöst, was er hat... Diese Art der politischen Kritik... Das „ernsthafte“ und „emotionale“ Schreiben über die Liebe... Sowie dieses mysteriöse Antidepressivum Captorix einzeln, wie auch zusammen sehr sehr spannend. Erwartungen werden da geschürt, beispielsweise, dass die böse EU, die böse linksliberale Regierung in Frankreich doch ganz bestimmt diese neue Medikament dazu benutzen wird, um nach und nach den nicht funktionstüchtigen, depressiven Teil der Bevölkerung zuzudröhnen, damit diese wieder für die Weltwirtschaft arbeiten können, wieder funktionieren, weil was ist besser, als medikamentös eingestellte Zombies? Ganz genau! Glückliche, medikamentös eingestellte Zombies. Derweil dem Helden das alles egal sein kann, weil er seine Entscheidung ja längst getroffen hat, über die EU und den Rest der Welt herzieht, über seine vergangenen Liebesbeziehungen nachdenkt und einfach mal RADIKAL (Natürlich aus Sicht des Autors) sagt, was seiner Meinung nach ist. Zumal der Held in diesem Roman selber einer dieser „gesichtslosen“ EU-Beamten, also ein Insider ist. Und so einer MUSS doch was spannendes zu sagen haben, oder? ODER?!
Da war MIR im ersten Moment vollkommen egal, ob der Autor nun ein Rechter ist oder nicht, ich fand diese Grundideen allesamt in einem Roman vereint, einfach superspannend.
Leider aber schmeißt der gute Michel all das mehr oder weniger entweder komplett über Bord, vergisst es die meiste Zeit oder aber, was ca. 90% des Buches ausmacht: Der Held schwurbelt und schwurbelt und schwurbelt ... Und NICHTS RELEVANTES PASSIERT... 10, 20, 30, 40 Seiten lang... Dann passiert doch mal kurz etwas halbwegs interessantes... Und dann schwurbelt und schwurbelt und schwurbelt der Held wieder, ist erfüllt von einer schmerzzersetzten Form der Nostalgie und versinkt, wie das gesamte Buch, in Selbstmitleidigkeit, sehr sachlicher Sprache und Melancholie.
Ach ja: Und immer mal wieder, da fallen schweinische, perverse Sexbegriffe, es gibt noch viel schweinischere Sexpraktiken in möglichst mikroskopischer und detailgetreuer Beschreibung... Ach ja! Und eine Japanerin hat Geschlechtsverkehr mit einem Hund... Oder waren es sogar zwei? Ich kann die Stelle leider gerade nicht mehr finden, weil der Klebezettel scheinbar rausgefallen ist...
So sieht Profiarbeit als Kritiker aus, meine Damen und Herren diverser oder eindeutiger Geschlechter! Tadaaa!
Jedenfalls...
Insofern haben wir in diesem Buch wirklich ALLES VERSAMMELT, was Intellektuelle, vor allem Journalisten, die gerne schlau wirken wollen, wenn sie dann darüber schreiben, lieben und gerne sehen wollen: Politik, harter Sex, irgendwas mit Liebe und Beziehungen, einen tragischen Helden, Frankreich und ganz wichtig! ZITATE VON ANDEREN, BERÜHMTEN AUTOREN, PHILOSOPHEN UND DENKERN. Da kribbeln bei den lesenden Journalisten aller politischen Coleur, wie auch bei den allermeisten Möchtegern-Intellektuellen die Gehirnwindungen. Ein bisschen wie bei Weinverkostungen, wo die Teilnehmer dann in ausgesprochen schicker Kleidung, an einem passenden Ort zusammenstehen, den Wein kosten, möglichst laute, professionelle Verkostungsgeräusche von sich geben und dann um die Wette schwurbeln, ob der Wein nun mehr einen „hölzernen, diffus ins erdig-abflauenden“ oder mehr einen „lebhaften, aber gleichermaßen süßlich-schroffen“ Abgang hat.
ICH für meinen Teil konnte mir ja von Anfang an denken, dass dieses Buch so aufgebaut sein wird, weil die allermeisten Bücher dieser thematischen Machart eben so aufgebaut sind. Und eben diese erwähnten, „kulturell wertvollen“ Momente, Zitate und Beschäftigungen mit der ein- und anderen Schriftsteller- und/oder Philosophenpersönlichkeit gehören neben ein paar anderen Höhepunkten in der Tat noch zu den netten Momenten in diesem Buch.
Doch leider besteht dieser Roman am Ende jedoch, vor allem aus zwei Dingen:
Mutlosigkeit und gestalterischem Desinteresse
...aber wirklich vollkommen lieblos umgesetzt
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Der Held des Romans ist 46 Jahre alt, er ist ein weißer, überpriviligierter Mann, der als Beamter im Landwirtschaftsministerium arbeitet, also beim „Feind“, er fährt einen Mercedes SUV, er hat keinerlei Geldsorgen, er hat eine Freundin (Nämlich die besagte Japanerin) und auch sonst ist eines seiner größten Alltagsprobleme, dass es immer weniger Hotels in Frankreich gibt, in denen man auf den Zimmern noch ungestört rauchen kann. Nebenbei, und das ist dann auch das große Problem und Auslöser der gesamten Romanhandlung: Der Held ist ebenfalls familiär bedingt mit einer massiven Schwermütigkeit belegt. Denn auch schon seine Eltern sind nicht auf natürliche Weise aus dem Leben geschieden. Deren Selbstmord ist im übrigen eine der wenigen Szenen, welche sich bei mir eingebrannt haben bei diesem Buch.
Obwohl dem Helden es also an rein gar nichts mangelt, empfindet er sein Leben jedoch als vollkommen sinnentleert und nicht mehr weiter verfolgbar – Drücken wir es mal so aus – Er hasst seine japanische Freundin, die in der Tat unausstehlich ist,  er hasst seine Arbeit, welche nicht nur unglaublich langweilig ist, sondern auch immer mehr von ihm hinterfragt wird und auch sonst gibt ihm die Welt nichts mehr, was sie noch sonderlich lebenswert machen würde. Die Gesellschaft, die Politik, die EU, die Globalisierung vor allem, der Niedergang der guten alten Dinge, der guten alten Zeit, als Männer noch echte Männer waren beispielsweise, als noch gutgelaunte Landwirte REGIONAL die Bevölkerung mit guten Landwirtschaftsprodukten beliefert haben, die Milch NICHT ganz aus Spanien angekarrt wurde, derweil die inländischen Milchbauern kaum noch über die Ruden kommen... Ezetterra Pepe... All das und noch viel mehr, zerren am Lebenswillen des Helden.
Gleichzeitig ist es nicht sonderlich schwer, in diesem Themenaufbau den typischen Baukasten des Rechtspopulismus zu erkennen. Hat man alles schon tausendmal gesehen und tausendmal gehört oder gelesen. Im Fernsehen, im Radio, im Internet und nicht nur bei den Rechten, sondern auch bei Privatsendern und den öffentlich Rechtlichen. Dass Globalisierung und Gesellschaftsumbrüche, der Kapitalismus und die Digitalisierung nicht nur positive Folgen haben, das ist bekannt und auch richtig, diese zu benennen und zu kritisieren, wie auch deren verantwortliche Akteuere.
Aber sollte man in solchen Fällen nicht vergessen, vor allem bei so einem Autor wie Houellebecq, eventuell bestimmte Ziele dahinterstecken, politische Ziele - Denn speziell rechte Akteure die lesen solche Dinge sehr gerne, hauen dann wahlweise auf den Tisch, die Sofalehne oder aufs eigene Knie und rufen „Jawoll! SO ISSES! ENDLICH SAGT DAS MAL EINER!“ und fühlen sich bestätigt - ZIELGRUPPENORIENTIERUNG nennt sich der ganze Zauber – Und der gute Michel hat die Bedürfnisse seiner Klientel sehr sehr gut angepasst, damit sie garantiert auch das bekommen, was sie glücklich macht – Jedoch entschärft genug, damit auch der Rest der Bevölkerung, die vielleicht nicht unbedingt die größte „Heimatlandverbundenheit“ zutage tragen, angesprochen werden.
Nun gibt es aber ja, in dieser globalisierten Welt im Roman, in der der Held immer weniger klarkommt, in der immer weniger Menschen hinterherkommen, leiden und deshalb depressiv werden, immerhin ein Hilfsmittel, damit sie wieder funktionieren, zumindest bruttosozialproduktionstechnisch:
CAPTORIX
Es macht zwar impotent, aber glücklich!
Nun wäre eben dieses Medikament EINE SUPER GRUNDLAGE für die spannendsten Dinge, welche in diesem Roman passieren KÖNNTEN!
Doch Houellebecq verballert diese große Chance, die auf der Hand liegt, aber mal so richtig! Denn CAPTORIX wird überhaupt das erste mal in diesem Roman erst AUF SEITE 89 ERWÄHNT.
Danach vergisst Houellebecq seine dramaturgische Wunderwaffe gleich wieder... Erst lange Zeit später, bei Seite  149 fällt es dem Autor scheinbar wieder ein... „Huch! Da war ja was!“ und Captorix darf mal wieder kurz erwähnt werden.
Danach kommt das Zeugs noch ab und an mal nebenbei vor, aber wirklich etwas spannendes, macht Houellebecq nie damit. Und außer dem Helden scheint auch sonst niemand dieses „Revolutionäre neue Antidepressivum“ zu nehmen, jedenfalls hat es eigentlich keinerlei Grund, warum es überhaupt im Roman existiert. Captorix könnte auch einfach irgendein echtes Medikament sein und der Held von sich aus impotent geworden sein, es würde keinen Unterschied machen. Vermutlich war von Houellebecq mal geplant, dass Captorix eine wichtige Rolle im Roman spielt, aber dann passte das ganze nicht mit seiner Zielgruppenorientierung zusammen oder der Lektor oder der Verlag haben gemeckert und dann wurde das alte Konzept über den Haufen geworfen. ODER aber, Houellebecq hielt das ganze anfangs für DIE ROMANIDEE! Aber dann merkte er schnell, dass das alles so nichts werden wird und hat es deshalb verworfen. Captorix wirkt in all dem ganzen Geschehen, so extrem selten und unrelevant, wie es am Ende vorkommt, vollkommen deplatziert und wie ein einst für etwas Großes eingeplantes Asset, welches aber dann der schnöden Realität der zielgruppengerechten Anpassung geopfert wurde.
Oder um es kurz auszudrücken: Hier wurde eine gigantische Chance leichtfertig vertan.
Und nachdem wir also „Die schonungslose Abrechnung mit der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft“ schon tausendmal gesehen und gelesen haben und das „Revolutionären Antidepressivum“ im Nichts versandet.
Bleiben ja also immerhin noch Houellebecqs Ausführungen über DIE LIEBE („ernsthaft und voller Emotion“), sowie das Vorhaben des Helden, sich aus allem, was er hat, was ihn ausmacht und umgibt, zu verabschieden und sein Leben zu beenden, als spannende Storybauteile.
Und nun ja, sagen wir mal so... Der Held redet sehr viel über die Frauen an seine Seite, sehr sehr viel. Das meiste davon ist nett, immer mal wieder auch in der Tat lebensweise oder immerhin klug, sehr gerne, immer mal wieder sehr pervers und ansonsten aber durchgehend belanglos, wie der Großteil des Buches und der Ausführungen des Helden über so ziemlich alles. Man kann sich zugegebenermaßen in den Erinnerungen des Helden über seine Lebensbegleiterinnen verlieren, und hier und da sind deren Vergangenheit und Ansichten auch durchaus interessant... Doch letzten Endes zerläuft auch hier alles zu einer nicht enden wollenden, konturlosen Masse.
„Das ist in den Büchern von Haruki Murakami aber auch!“ - Würden manche jetzt sagen. Und sie hätten Recht, auch Murakami verwendet diese Standardbausteine: Männer und Frauen, perverse Sexpraktiken, möglichst ausführliche Beschreibungen dieser und sehr viel metaphorische, an sich aber nichtssagende Schwurbelpassagen, in denen jeder Mensch für sich seine ganz eigenen Ansichten und Deutungen hineinlegen und sich somit dann fühlen kann, als hätten SIE oder ER oder PERSON als einziges die wahren Absichten und Gedanken des Autors herausgefunden. Jedoch mit dem Unterschied, dass Murakami immerhin so halbwegs in der Lage ist, das ganze Drumherum, also die Rahmenhandlung spannend oder zumindest abwechslungsreich zu gestalten. Was hier, in SEROTONIN leider nicht der Fall ist.
Denn der Held, er reist umher, trifft irgendwelche Leute, meistens alte Lieben, alte Bekannte und deren Mitmenschen, stellt fest, dass die moderne Welt sich immer weiter von den Menschen entfremdet oder umgekehrt oder beides auf einmal, jammert über diverse Gebrechen und stellt noch mehr fest, dass die moderne Welt immer fremder und schneller und unerträglicher für ihre Bewohner wird und dass das alles an sich ja wirklich sehr sehr schlimm ist, aber was will man denn schon machen?
So ist HOMO FABER vom MAX FRISCH auch aufgebaut und bis heute liebstes Folterinstrument vieler Deutschlehrer in ganz Deutschland, sowie bestes Argument dafür, als Schüler danach nie wieder ein Buch in die Hand zu nehmen, WEIL LESEN UND LITERATUR ABSOLUT SCHEIßE SIND!
Warum also als werter Herr Houellebecq nicht daran anknüpfen und mit dem selben Baukastenprinzip einfach eine politisch etwas kritischere Variante zusammenklatschen?.
Doch halt! Ein bisschen mehr Action wird einem in „SEROTONIN“ dann doch geboten.
Denn immerhin... Moment, ich muss kurz in meine Notizen gucken... AB SEITE 247 geht endlich mal richtig die Action ab!
Denn der ehemalige Studienfreund, also der Typ, der als Landwirt ums Überleben kämpft und einige andere ebenfalls wütende Landwirte haben die Schnauzen voll und vollführen ihren Aufstand, mit einer gewalttätigen Demo. Bei der sogar EIN RAKETENWERFER ZUM EINSATZ KOMMT! Aber auch nur, damit einer der Landwirte damit eines seiner eigenen, auf der Straße geparkten Fahrzeuge in die Luft jagen kann...
WATT?!
Also ich weiß ja, dass Franzosen gerne Fahrzeuge anzünden, das ist ja nichts neues... ABER EIN RAKETENWERFER?! - Also wenn schon, dann aber so überzogen, dass es komplett ins satirische Übergeht. Dachte sich Michel Houellebecq wohl, als ihm diese Passage aus dem Oberstübchen entsprang.
Weil das aber noch nicht reicht, setzt der psychisch kaputte Studienfreund dann noch einen drauf und pustet sich die Rübe weg. Das alles wird natürlich vor laufenden, sensationsgeilen Kameras vollführt, der Held ist sehr geschockt über all das, jedoch haben die Medien und die Öffentlichkeit das alles aber schon bald vergessen, die grausamen Bilder werden mehr oder weniger beschlagnahmt und die böse Globalisierung, wie auch der Held an sich, machen da weiter, wo sie zuletzt gestört wurden.
Sprich, der Roman geht in den belanglosen Dröhmelmodus zurück und denkt nicht einmal mehr daran, sich von dort wieder zu erheben.
Das passiert dann bis kurz vor Ende – Und erst die letzten beiden Seiten BZW. das Ende an sich entschädigen zumindest einigermaßen für all die erlittene Langeweile.
„SEROTONIN“ zu lesen wurde sehr schnell und blieb es auch – Zu harter Fleißarbeit und irgendwann dann – Beinahe unerträglich öde – Öder als es die Schullektüre von HOMO FABER jemals gewesen ist – Zumindest in meiner Erinnerung.
FAZIT
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Die beste Einschlafhilfe, die ich jemals in Buchform hatte
Also JA: Ich war sehr gespannt auf dieses Buch von Michel Houellebecq, es war immerhin mein erstes von ihm und Rückseite, wie auch Klappentext versprechen ja nicht gerade wenig. Dass dies vermutlich zu einem nicht ungeringen Teil werbetechnische Übertreibung sein wird... Geschenkt! Doch bei Houellebecq, einem Typen, dessen Tagwerk es ist, zu provozieren, ist das, was DIESER Roman immerhin am Ende geworden ist, der reinste Hohn.
Mutloser, ideenloser und seelenloser als dieses Buch, war noch kein anderes Literaturwerk jemals in meinen Händen. Es dann doch durchzulesen war sehr sehr zähe Arbeit, da konnten dann auch die sehr perversen Bezeichnungen, Beschreibungen und Schilderungen des Helden im sexuellen Bereich nichts mehr daran ändern.
Immer mal wieder, da flammte dann aber doch mein Interesse auf, wenn auf einmal der „wahre Houellebecq“, der „Rechte Triggermeister“ durchflammte und mal auf den Ökos herumhackte, mal über Frauen herzog, mal schwulenfeindlich war, mal ausländerfeindliche Bemerkungen machte oder einfach der dann zugegeben halt doch sehr kluge Literat war, den man halt irgendwo dann doch erwartet. Aber leider blieb der gute Michel nie lange in diesem Buch auf der Bühne, sondern zog den dunkelgrauen Vorhang der exzessiven Langeweile sehr schnell wieder zu und lies stattdessen seinen uninteressanten, jöseligen Helden weiter seine nicht enden wollenden Monologe und Rückblenden halten. Wer also von Michel Houellebecq nicht getriggert, sondern eingeschläfert werden möchte, sollte zugreifen.
Das so sehr in den Mittelpunkt gerückte Medikament CAPTORIX ist nur eine ausgesprochen blasse Randerscheinung und wird für rein gar nichts eigentlich verwendet. Was wirklich sehr sehr schade ist, denn in den fähigen Händen eines so dermaßen wuterfüllten Rechtspopu-Autors wie Houellebecq, HÄTTE daraus DAS HAUPTELEMENT in diesem Roman werden können. Aber vermutlich wäre es dann zu sehr in Richtung „Satire“ gegangen und das hätte dann Arbeit gemacht oder irgendwie so.
Dieses Buch war und ist die beste Einschlafhilfe, die ich jemals in Händen gehalten habe und vielleicht auch halten werde, sollte nicht so irgendjemand mit seinem Buch wiederum diesen Zustand noch unterbieten.
Wenn dann endlich mal „Action“ oder immerhin etwas relevantes passiert, dann ist es eigentlich immer entweder viel zu überzogen oder wenig später auch schon wieder vorbei und es geht weiter mit den nächsten 10, 20, 30, 40, 50 Seiten Belanglosigkeit und pervertiertem Sexgedönse, das wohl auch nur drinne ist, weil die Zielgruppe dies sinngemäß so erwartet hat.
Dieses Buch ist wahrlich eine Enttäuschung für mich.
Im Sinne der reinen Unterhaltung, egal ob jetzt im in positiver oder in negativer Form, war „Munin oder das Chaos im Kopf“ von Monika Maron um Welten spannender und interessanter, wenn auch handwerklich sehr schlampig ausgeführt und in seinen rechtspopulistischen Botschaften, welche es einem vermitteln wollte, sehr plump und stellenweise sogar richtig peinlich - „Rechtspopucringe“ also.
Bei SEROTONIN ist es nun also genau andersherum: Handwerklich ist es an sich absolut perfekt, geradezu durchnormiert, exakt nach EU-Normierungsstandards, aber dafür so unterhaltsam und interessant, wie einer frisch gestrichenen Wand beim Trocknen in Echtzeit zuzusehen.
Qualitativ kann man Houellebecq zwar keine Vorwürfe machen, das nun wirklich nicht, gestalterisch und dramaturgisch aber schon – Denn das Buch besteht aus Mut- und Ideenlosigkeit, vertanen Chancen, ignorierten Möglichkeiten und Lustlosigkeit in Sachen Storytelling.
Denn so sehr wie Autor und seine Romanfigur auch auf die EU, die globalisierte, durchnormierte Welt und das Beamtentum schimpfen, so sehr fahren sie genau in eben dieser seelenlosen Schiene.
Wo wir final noch einmal zu Frau Encke kommen, welche auf der Rückseite des Buches ihrem geliebten Starautor ja attestiert, dass: „Die Sprache, das darf man nicht vergessen, ist das eigentliche Ereignis bei Michel Houellebecq“ - Wie sie darauf kommt, welche vielleicht illegalen Substanzen man schlucken muss, um dies denken zu können, ich wüsste es gerne. Denn der Held, er drückt sich den gesamten Roman über sehr gewählt, sehr emotionslos, geradezu DIN-Normiert aus. Es sei denn, er redet über weibliche Geschlechtsteile oder Sex. Was dann irgendwie auch nicht wirklich zusammenpasst, wenn ein Kerl, der eben noch wie ein eingeschläferter Finanzbeamter redet, dann auf einmal, aus dem Nichts mit den übelsten Sexausdrücken und -Bildern um sich wirft.
Wie die werte Frau Encke also darauf kommt... Tjoa... Ich weiß es nicht.
Aber vermutlich muss man nur verblendet BZW „verliebt“ genug in eine bestimmte Person sein oder einfach in deren Ideologie so dermaßen aufgehen, dass man über solche Probleme einfach mal hinwegsehen oder sie sogar gleich vollkommen anders auslegen kann, als sie tatsächlich sind.
Hoffen wir einfach mal, dass „VERNICHTUNG“ auf irgend eine Art besser ist, wobei ja alle Zeichen eher auf dem Gegenteil liegen. Jedoch ist selbst Houellebecq selber dieses mal immerhin ehrlich und wirbt geradezu damit, dass sein neustes Werk eher „leicht“ daherkommt.
Und hoffentlich kommt kein Deutschlehrer jemals auf die Idee, SEROTONIN seinen Schülern als Lektüre vorzulegen.
Immerhin aber, da existiert DIESER EINE SATZ in diesem Buch, welcher nicht nur sehr interessant ist, sondern auf eine unfreiwillige Art und Weise auch sehr weit seiner Zeit voraus war:
Denn auf Seite 90, da finden wir folgendes, sehr unterhaltsames Zitat:
„Ein Reptil empfindet keinerlei Bindung für andere Reptilien; Echsen vertrauen anderen Echsen nicht.“
Aber erzähl das mal dem Wendler, den Proud Boys oder Donald Trump oder all den anderen Kaputten da draußen.
Ich habe fertig.
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Michel Houellebecq
„Serotonin“
Taschenbuch
Dumont
Ersterscheinung 2011
Preis: 12,00€
PERSÖNLICHE NOTE: 5--
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Letzter, noch viiiiiel langweiligerer Akt
Der wie im Koma schlafende Cayman sitzt inzwischen halbwegs aufrecht auf dem modernistischen Sofa im Praxisraum von Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann, während der Kameramann die Trage fertig vorbereitet...
Dann heben sie Cayman, der von alldem nach mehr als zwanzig gelesenen Seiten von SEROTONIN nichts mehr mitbekommt in seinem Tiefschlaf, auf die Trage, fixieren ihn, halbwegs sicher mit Panzertape fest und schaffen ihn nach draußen und in den Laderaum des Ford Transits vom Kameramann...
Während Cayman, mit dem Buch in Händen selig und zufrieden schläft und vor sich hinsabbert, weil sich vor lauter unerträglicher Langeweile sämtliche Gesichtsmuskeln vollkommen entspannt haben, kratzt sich der Kameramann am Kopf und fragt: „Ja also... Das ist ja fast schon beunruhigend effektiv. Was ist denn, wenn der nun gar nicht mehr aufwacht?“
Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann aber beruhigt: „Neinnein mein Lieber... Der kommt schon wieder zu sich. Denn ein Houellebecq-Storytellingkoma dauert in der Regel nie länger als ein paar Stunden. Danach aber, sind die damit Behandelten aber noch tagelang ausgesprochen untriggerbar und gleichgültig, weil diese unverhältnismäßig hohe Langeweile die Gehirnwindungen so dermaßen betäubt“
Der Kameramann blickt zu Cayman und staunt: „Ein Meilenstein der psychologischen Behandlung also!“
Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann schüttelt belustigt den Kopf: „Wohl eher das Werk eines Autors, der auf Heißluftniveau hantiert. Große Klappe, hochgehyped aber nichts dahinter, wenn es dann darauf ankommt“
Darauf schließt der Kameramann bedächtig die beiden Hecktüren und nickt: „Dann fahre ich das komatöse Nervenbündel also jetzt nach Hause, lege ihn platzsparend irgendwo ab und jedes mal, wenn er wieder mal von egal was getriggert wurde, gebe ich ihm einfach dieses Buch zum lesen... Alles klar“
Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann hebt daraufhin mahnend den Zeigefinger: „Aber jedoch bitte NIEMALS auf die Idee kommen, aus dem Buch vorzulesen! Denn der letzte Patient von mir, der das getan hat, der leidet noch heute unter exzessiver Gleichgültigkeit und völligem Desinteresse an einfach allem“
Der Kameramann blickt kurz nachdenklich ins Leere und sagt dann: „Na also das ist ja...“
Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann sagt: „..wirklich vollkommen uninteressant. Ich weiß“
Daraufhin sagt der Kameramann: „Ja in der Tat. Aber jetzt müssen wir diesen Beitrag hier aber noch irgendwie einigermaßen sauber zum Ende bringen... Und mir fällt grad nichts passendes ein.“
Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann lächelt und antwortet: „Na dann improvisieren wir eben“
Kurz denkt der Kameramann nach und sagt dann: „Tja also... Wie wäre es mit diesem hier: Zwei Clowns essen einen Kannibalen, sagt der eine zu dem anderen... Also ich weiß echt nicht, was du hast! Der schmeckt doch gar nicht komisch!“.
Frau Dr. Kirschbaum-Steinemann blickt den Kameramann an, nickt und sagt zufrieden: „Na also! Das reicht doch vollkommen aus“
Der Kameramann antwortet: „Ja, in der Tat. Und das ist nun wirklich bedauerlich“
DENKEN SIE MAL DARÜBER NACH.
ENDE
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caymanbloggt · 4 years ago
Text
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NICHT-Durchgezockt >KONA >Horror/Rätsel/Pseudo-Openworld > Xbox One
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Erster Fall
Es ist ein verregneter Tag an einem Donnerstag, wie immer ist alles in Schwarz/Weiß gehalten, weil in klassischen Detektivfilmen immer alles in Schwarz/Weiß sein muss...
Detektiv Cayman sitzt an seinem zugemüllten Schreibtisch, in seinem schäbigen Detektivbüro und versucht vergeblich, die lilanen Skittles von den anderen zu trennen, weil er die Lilafarbenen einfach nicht ausstehen kann. Aber versuch das mal, wenn alles nur Schwarz/Weiß ist!
Der alte Deckenventilator dreht sich nach wie vor lautlos, vielleicht auch nur deshalb, weil niemand daran gedacht hat, ihm irgendwelche Geräuscheffekte zu geben...
Der Regen prasselt gegen die verschmutzten Fensterscheiben...  Auf, vor und neben den abgenutzten Aktenschränken stapeln sich alte Fälle. Das Übliche, das Typische: Sehr viel Eifersucht, Ehemänner die beschattet wurden, Ehefrauen, die ebenfalls beschattet wurden, Geschäftsleute, die sich gegenseitig ausspionierten, irgendwelche schrägen Gestalten, die von anderen noch viel schrägeren Gestalten gesucht oder beschattet oder erpresst wurden, werden oder es sollten...
Er hat sie alle schon bereits bei sich gehabt, die Verzweifelten, die Kaputten, die Gierigen, die Rachsüchtigen, die Eifersüchtigen, die Wahnsinnigen, die Verfolgten und manchmal auch deren Verfolger, Verbrecher, Heilige, Zwielichtige, Latzhosen und Punker und Rocker und Zocker und das ganze Gesochse, ja er hat sie alle schon bei sich, hier in seinem schäbigen Büro gehabt...
Genervt gibt Detektiv Cayman es auf, in einem Schwarz/Weißfilm bunte Skittles nach Farben sortieren zu wollen, da klopft es an der Tür und Cayman sagt gelangweilt „Herein!“.
Eine Frau, passend mit einem Trenchcoat und Sonnenbrille getarnt betritt das Büro...
Detektiv Cayman weiß bereits, was gleich kommt und ganz genau so ist es dann auch, denn die Frau, welche sich als Dr. Kirschbaum-Steinemann vorstellt fragt: „Sind SIE der Mann, der sich auch um die langweiligsten Mordfälle kümmert?! Das zumindest sagt man sich!“.
Cayman lässt sich tiefer in seinen alten, ausgessenen Drehstuhl sinken, er lächelt cool „Kann sein, kommt drauf an, wie langweilig...“
Die Kundin zieht eine Akte aus ihrem Trenchcoat „Es geht um vermutlich vorsätzlichen Mord! Es geht um Survival-Elemente, die an sich ganz nett sein könnten! Aber all das ist in einer Gegend mit sehr vielen, sehr häufigen, unsichtbaren Ladezonen, welche einen in den Wahnsinn treiben! Außerdem sind viele der Rätsel und Hinweise die man finden muss, viel zu kompliziert versteckt und ohne einen ordentlichen Walktrough ist man komplett aufgeschmissen und weiß auch mit dennoch häufig nicht, was man wo, wann und wieso machen soll! So eine Art von Kriminalfall ist das!“.
Cayman nimmt die Akte entgegen, schon jetzt, da kann er die schlecht implementierten Gameplayelemente und die technischen Probleme riechen, aber da er sowieso nichts Besseres zu tun hat und dies hier schon der zweite Anlauf ist, KONA, diese langweilige Drecksspiel endlich mal aufzuarbeiten, nickt Detektiv Cayman nur und nimmt den Job an...
Die Kundin fragt daraufhin verwundert „Ja wie? Einfach so?!“.
Detektiv Cayman setzt sich seine CSI-Miami-Sonnenbrille auf und sagt: „Tja meine Liebe, ich denke, ich versuche einfach mal, diese scheintote Spiel.... Aus dem KONA zu erwecken!“
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(Gleich zweimal) Nicht-Durchgezockt
Dieses Mal:
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KONA
Für XBOX ONE
„Mit KONA ins Gameplay-KOMA“
Es KÖNNTE so ein gutes Spiel sein...
Zwei Anläufe habe ich gestartet und beide endeten erstens damit, dass ich entnervt hingeschmissen habe und zweitens damit, dass ich frustriert feststellen musste, dass bei diesem Spiel an zwei entscheidenden Stellen falsch gedacht und noch viel falscher gearbeitet wurde. Denn wir haben es bei KONA, einem Survival-Horrorspiel, mit auffällig wenigen Horrorelementen, mit einem an sich klassischen Openworld-Detektivspiel zu tun, welches vor allem damit beschäftigt ist, mich den Spieler immer kreuz und quer über die Map zu scheuchen, bis man dann nach und nach immer irgendwie weiterkommt. Derweil wird uns eine Geschichte erzählt, welche uns im Idealfall dazu motivieren soll, immer noch ein bisschen weiterzuzocken und dann noch ein bisschen und noch eine Runde! Wie bei einer guten Krimiserie oder einem guten Krimifilm: „Ach komm! Die zehn Minuten mache ich jetzt noch!“
Tja, im Idealfall.
Und eigentlich ist bei KONA alles da, was man dazu braucht. Denn neben einem verschrobenen Helden, netter Grafik, tollen Wettereffekten, einer an sich sehr spannenden Story, einem geheimnisvollen Monster und sogar pädagogischen Ansätzen, wissen an sich auch die nicht allzu nervigen Survival-Elemente zu unterhalten, wie auch das Ressourcenmanagement! Und hey! KONA wurde sogar mit der Unterstützung des kanadischen Bildungs- oder Geschichts-Ministeriums oder sowas in der Art entwickelt! Als MUSS das doch gut sein!
Allerdings hat man als Openworld-Horror-Krimi-Survivalspielfan die Rechnung dabei ohne die dummen Entwickler gemacht, die es zum einen für sehr clever hielten, zum Teil einfache Rätsel mit abstrusen Lösungswegen zusammenzubauen BZW. die Lösung dessen so abstrakt und konfus zu gestalten, dass es einem bereits dabei eiskalt den Rücken herunterläuft, nur um diese dann noch dadurch zu verschlimmern, dass es gar keine Hilfemöglichkeiten, keine Tipps oder Hinweise im Spiel gibt. Und dann noch unsichtbare Ladezonen mitten in die offene Spielwelt zu packen! Damit auch der letzte Hobbydetektiv vollkommen in den Wahnsinn getrieben wird! Weshalb das Spiel mittendrin einfach mal bis zu fünfzehn Sekunden einfriert und es wirkt, als sei gerade das Internet ausgefallen und das Video, welches man gerade noch konzentriert geguckt hat, ist stehengeblieben. Wenn man dazu dann noch viel zu oft, viel zu weite Wege in diese von Ladezonen verseuchte Openworld packt, ja dann hat man ein Spiel, welches schon nach kurzer Zeit DIE HÖLLE IST!...
Dann klickt und schiebt man sich durch Lösungsseiten, sucht, liest, schaut, versteht es dennoch manchmal nicht, macht nach was dort steht, liest manchmal, dass auch die Person, welche dieses Walktrough gemacht hat, echt Probleme hatte mit dem Spiel, löst das gerade zu lösende Rätsel nach Anweisung, kommt minimal weiter, landet beim nächsten Rätsel (Oder auch nicht, weil das Spiel dir nicht mal mitteilt, was du wann und wo an Rätseln findest, um im Spiel weiterzukommen), eiert weiter durch die Spielwelt, gibt es irgendwann komplett auf, scrollt und sucht wieder nach Walkthroughts, liest und schaut andere Let`s Player, die teilweise auch bis zu 20 Minuten doof umherirren oder einfach zufällig darauf kommen, es sei denn, es sind Walktroughvideos und die Macher wussten schon vorher was man wo zu tun hat... Und verzweifelt derweil auf dem eigenen Bildschirm daran, dass das Spiel ständig mittendrin pausiert, weil diese verdammten Ladezonen da sind und man dann einem Standbild dabei zugucken darf, wie sich bei loopendem Sound ein kleiner Kreis in der Mitte des Bildes dreht, bis es dann irgendwann weitergeht.
Das ist im Grunde das Gameplay.
Also ja, dieses Spiel ist DIE HÖLLE! Jede mehrtägige Fortbildung in Wirtschaftstheorie ist spannender als dieses Spiel, selbst die ausgetragenen Schuhe von Olaf Scholz sind spannender als dieses Spiel, selbst die langweiligste Folge von „Grey`s Anatomy“ hat mehr Action, KEINE LADEPAUSEN MITTENDRIN und vor allem nachvollziehbarere Handlung.
Es tut einfach nur höllisch weh, wie sehr hier ein richtig gutes Spiel gegen die Wand gefahren wurde!
Aber gucken wir uns die ganze Sache, nach ZWEI FEHLVERSUCHEN dieses Spiel zumindest durchzuspielen, doch mal etwas genauer an:
Klassischer Kriminalfall mit klassischem Helden
Wir befinden uns im Kanada der 1970er Jahre, der etwas versiffte, in die Jahre gekommene Privatdetektiv Carl Faubert macht sich auf zu seinem neusten Fall, von dem er sich vor allem eine gute Bezahlung verspricht, denn der Kunde ist sehr wohlhabend und der Fall an sich scheint einfach zu lösen zu sein:
Der Selfmademann William Hamilton, mehr oder weniger ein Donald Trump 2.0 betreibt in Quebec unter anderen eine gutlaufende Kupfermine, welche er mehr und mehr ausbaut, ohne Rücksicht auf Verluste. Was die Bewohner der Gegend immer mehr gegen ihn aufbringt, wie auch die Ureinwohner. Auf derlei „Anfeindungen“ jedoch reagiert Mister Hamilton mit brutaler Gewalt oder mit sehr viel Geld, in dem er die Störenfriede mehr oder weniger einfach einkauft und so die Gegend unter seine Kontrolle bringt. Jedoch hat sich gegen Hamilton bereits eine kleine aber fanatische und zu allem bereite Terrorgruppe gebildet, welche mit kommunistischem Extremismus nicht nur Quebec, sondern am besten auch gleich die ganze Welt retten will. Dass es somit immer mal wieder zu massiven Zusammenstößen kommt, ist vorprogrammiert. Und dass dabei auch immer wieder Dinge kaputt gehen, weil beispielsweise Sabotageaktionen verübt werden, wundert auch niemanden.
Nun jedoch hat sich Hamilton den guten Carl zu Hilfe geholt, denn dieser soll nun im neuesten Fall von „Sachbeschädigung“ ermitteln. Als Carl auf dem Weg nach Quebec ist, da wird er auf einmal von einem Schneesturm überrascht, dann kommt ihm ein anderes Auto entgegen und er landet im Straßengaben. Das fremde Auto hat eine Art Erdrutsch ausgelöst und der Rückweg ist verschlossen, der oder die Insassen sind derweil verschwunden. Weil einem nichts anderes übrigbleibt, schaut man, dass man so schnell wie möglich Hilfe bekommt. Denn Carl hat drei Anzeigen, welche möglichst immer bis zum Maximum gefüllt sein sollten:
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KÖPRERTEMPERATUR
STRESS
GESUNDHEIT
Denn in einem Survivalspiel, da braucht man ja sowas... Warum Carl niemals Essen, Trinken und Schlafen muss, bleibt aber ein Rätsel, naja... Drei Anzeigen sind schon Arbeit genug, also mal nicht zu viel darüber nachgedacht und sich lieber darum gekümmert, dass man Hilfe findet. In der nächstgelegenen Tankstelle, die auch der örtliche „Supermarkt“ ist, machen wir dann eine grausige Entdeckung:
WILLIAM HAMILTON LIEGT TOT AUF DEM FUßBODEN!
Dummerweise wird diese Szene dadurch ins Lächerliche gezogen, dass Mister Hamilton OFFENSICHTLICH ERSCHOSSEN WURDE, das Spiel aber fest davon überzeugt ist, dass er ERSCHLAGEN WURDE.
Carl derweil ist ebenfalls sehr schockiert, denn wer bezahlt ihn jetzt?!
Also haben wir jetzt keinen Fall von Sachbeschädigung mehr, sondern einen waschechten Mord, denn von da an, jagen wir den oder die Mörder von Mister Hamilton, welcher laut Spiel erschlagen wurde, in dem er erschossen wurde. Muss man nicht verstehen.
Alles Wichtige schreibt sich Carl ohnehin in sein Notizbuch
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Kommen wir mal kurz zurück zu den drei Survivalleisten:
KÖPRERTEMPERATUR –
Wir brauchen Wärme, in diesem Fall Feuer, um uns warm zu halten, sonst sterben wir. Warme Kleidung kann das Auskühlen erheblich mindern.
STRESS-
Carl mag es gerne gemütlich, wenn er gestresst ist, dann kann er nicht nur weniger sprinten, auch seine sonstigen Fähigkeiten werden schwächer. Gut für seine Nerven, wie auch für seine Gesundheit ist es, wenn man raucht oder trinkt, neben Wasser geht natürlich auch Alkohol.
GESUNDHEIT-
Da vereinzelt Wölfe unterwegs sein können und es zu Kämpfen kommen kann, aber nicht muss, hat Carl halt auch eine Gesundheitsleiste, über die man sich aber am allerwenigsten Gedanken machen muss.
Um die eigene Körpertemperatur länger oben zu halten, kann man bei diesem alten Mann hier einen Wintermantel erwerben, im Tausch für eine Flasche „Caribou“, für die man aber ebenfalls ein Rätsel lösen muss.
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Damit das ganze dann auch etwas mit Ressourcenmanagement zu tun hat, sammeln wir allerlei Zeugs ein, von Zigaretten, über Glasflaschen die man mit Wasser füllen kann, Anzünder, Streichhölzer, Polaroidfilme, Werkzeuge, Eisenwaren und und und. Als fahrende Item-Truhe dient uns unser alter Pickup oder aber, wer die Nerven dazu hat, der baut sich auf dem Schrottplatz das alte Schneemobil zusammen, damit ist man dann nicht nur viel flotter unterwegs, sondern aus irgendwelchen Gründen hat die Kiste genausoviel Fassungsvermögen wie die Ladefläche unseres Pickups.
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Hinterfragen wir mal nicht, halten wir uns lieber die Ohren zu, denn das Schneemobil klingt ununterbrochen wie ein alter Rasierer, den man mal warten müsste. Vorteil zum Auto ist aber, dass man mit dem kleinen Mobil auch abseits der Straße sehr gut herumfahren kann, auch wenn die Kamera dabei gerne mal einen richtig miesen Job macht.
Jedoch brauchen wir ein mobiles Gefährt, denn die Spielwelt ist nicht allzugroß, jedoch in ihrer Architektur sehr in die Länge gezogen, um den Eindruck zu erwecken, man hätte es mit einer großen Spielwelt zu tun. Jedoch donnert man beim Erkunden sehr gerne mal gegen unsichtbare Wände, welche die Entwickler überall entlanggeklatscht haben. Das wirkt dann bereits weniger professionell und erinnert MICH ja sehr an RAGE 1, dort war man mit den unsichtbaren Barrieren ja ähnlich großzügig, weil man OPENWORLD wollte aber nicht hinbekam.
Damit man sich nicht verfährt, kann man eine Karte aufrufen, diese hält Carl zu Fuß mit beiden Händen, im Auto dann mit einer Hand, während er fährt. Denn der Pfeil, der eigene Pfeil, der wandert während des Fahrens einfach weiter, wenn man mal sehr genau sehen will, wohin man gerade fährt. Dass man dadurch kaum noch mitbekommt, wohin man eigentlich fährt, ist Carl übrigens komplett Wurscht.
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Ist bestimmt nicht gefährlich, so Auto zu fahren...
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Rätselsurvival der der Horror wird
Schnell stellen wir jedoch zwei Dinge fest: Alle Bewohner, bis auf einen alten Mann sind panisch geflohen, die Häuser stehen leer und es scheint sich ein übernatürliches Wesen, ein schreckliches Monster umherzutreiben. Eines, welches Menschen spontan einfrieren kann, denn neben merkwürdigen „Eishaufen“, welche wir als Collectibleaufgabe fotografieren sollen, produziert das Monster vor allen Dingen aber auch eingefrorene Opfer, welche nicht schnell genug aus der Gegend geflohen sind:
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Auch merkwürdige, glühende Pfeile finden sich, welche man ebenfalls sammeln soll...
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In einer großen Openworld...
Ohne Hinweise, wo diese kleinen, recht unauffälligen Dinger sind...
Es sein denn, man googelt mal...
Und druckt sich eine Karte aus, wie ich es gemacht habe...
In die ich mir dann auch noch andere Dinge notiert habe...
Wie zum Beispiel, in welchem der Häuser welche Menschen gewohnt haben...
Und was man dort so alles findet oder auch nicht...
Denn das Spiel sagt es einem nicht und Carl zeichnet diese Dinge nicht ins Notizbuch auf...
Und wenn man nicht ständig hin und herfahren will, wenn man nicht ununterbrochen nach irgendwas suchen will, weil man sich all den Wust an kleinen Rätseln, Items, Schlüsseln und anderem Kram merken kann und will, sollte man sich dringend selber Notizen machen. Das ist auf der einen Seite eine coole Idee, man fühlt sich selber, man arbeitet selber wie ein Detektiv, in diesem Fall aber, da wurde das ganze so übertrieben kleinklein und verschachtelt ausgelegt, dass es einfach sehr schnell nur noch nervt. Zumal das Spiel auch immer mal wieder bei einfachsten Rätseln, die möglichst kompliziertesten Lösungswege verlangt, die man sich vorstellen kann und einen dann noch zusätzlich damit behindert, dass es die dafür nötigen Items teils extrem bescheuert versteckt.
Ein kleines Beispiel, welches dieses Problem so absolut perfekt wiedergibt:
-Wir finden auf einem der Grundstücke ein Loch im Boden, das Spiel sagt, dass dort ein Schlüssel liegt, man kann den Schlüssel sogar sehen, doch Carl kann das Teil angeblich nicht aufheben, weil „Seine dicken Wurstfinger dort nicht durch das Loch passen“. Dass gleich neben dem Loch ein Geräteschuppen ist, dessen Tür man auch einfach aufbrechen könnte, weil man ja unter anderem eine Holzfälleraxt hat, kümmert das Spiel nicht. Das Spiel sagt stattdessen, dass wir ja EINEN MAGNETEN AN EINER SCHNUR BEFESTIGEN KÖNNEN!
-Ja, klar warum nicht?! Wir sind zwar mitten in einem Schneesturm, wir suchen einen oder mehrere Mörder und in der Gegend ist ein Monster unterwegs, das Menschen lebendig einfrieren kann, aber who cares?! Suchen wir irgendwo einen Magneten und Faden und gehen dann zurück, um den bescheuerten Schlüssel aus dem Loch zu holen. Wozu der Schlüssel genau ist oder war, kann man nachlesen, wenn man die Briefkästen vor den Grundstücken aufmacht, aber bis dahin hat man dies meistens wohl eh schon wieder vergessen, falls man überhaupt daran gedacht hat.
-In dem Haus, auf dessen Grundstück das Loch mit dem Schlüssel ist, findet sich aber weder ein Magnet, noch Nähzeugs (Habe zumindest keines gefunden, kann aber auch sein, dass ich es übersehen habe), also klappert man die anderen Grundstücke ab.
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-In einem der Häuser findet man dann Nähzeugs, aber kann es nicht mitnehmen, man kann also nur vor Ort den Faden an den Magneten binden... Aber wo bekomme ich denn bitte einen fucking Magneten her?
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-Ich werde einfach nicht fündig, irgendwann da google ich und ich lande auf einem Blog von einem Typen, der sich selber als „Proficheater“ bezeichnet, aber ebenfalls bei diesem Spiel an der Suche nach einem Magneten beinahe verzweifelt ist, so zumindest schreibt er es. Dort erklärt mir dieser „Cheater“ dann, dass einer der Magneten hinter dem Haus zu finden ist, an dem die Frau am Fenster steht, die eingefroren wurde...
Also das hier:
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Hinter dem Haus, da sind mehrere Wellblechplatten, zwei davon sind leicht eingefärbt, dort soll man gucken, denn da klebt der Magnet:
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Tja, also ich weiß ja nicht, wo andere Leute ihre Magneten so aufbewahren, aber ich habe in so ziemlich allen Häusern in der Nachbarschaft in den Schubladen gesucht, wie so ein normaler Mensch!
Und solche überkomplizierten Rätsel, die findet man häufiger, welche dadurch teilweise unerträglich frustrierend werden, dass das Spiel einem keinen einzigen Hinweis oder Tipp gibt, welche Items man für was wo und wodurch finden kann. Teilweise nicht mal, was man nun als nächstes machen soll oder kann, vor allem nicht, wo auf der Map. Denn die Entwickler waren sehr stolz darauf, dass das Spiel „Ein intuitives Spielerlebnis bietet und es dir keine Hilfestellungen bietet“. Also wird dir nicht einmal mitgeteilt, wo überhaupt welche Rätsel zu finden sind.
Nachdem ich den Magneten an das Band gebunden hatte, stand ein neues Problem im Raum: Ich hatte nämlich vergessen, mir auf meiner ausgedruckten Karte zu notieren, auf welchem Grundstück das Loch mit dem Schlüssel war. Auf meiner Suche danach, fand ich dann noch einen zweiten Magneten, den ich mir dann theoretisch in den Hintern stecken konnte.
Anschließend war es dann so, dass man mit dem Schlüssel den Schuppen neben dem Loch aufmachen konnte. Und was findet man dort? DREI FEUERANZÜNDER, EINE LEERE GLASFLASCHE und eine alte, kaputte Kettensäge, welche das Spiel kommentiert mit: „Carl kann diese Säge nicht benutzen, das Ding ist nicht mal in einem Stück“.
UND SOWAS MACHT MAN JETZT SO LANGE, BIS ES MIT DEM LAHMEN UND VERKOMPLIZIERTEN GAMEPLAY IRGENDWIE IMMER NUR MILLIMETERWEISE VORWÄRTS GEHT.
Da das aber noch nicht genug Lahmarschigkeit ist und die Entwickler offenbar auch aus dem geduldigsten Menschen einen „Waschechten Gangster am PC“ machen sollten, haben sie sich noch eine andere Sache ausgedacht, mit der sie vor allem MICH in den Wahnsinn getrieben haben:
LADEZONEN MITTEN IN DER SPIELWELT!
Denn weil die Openworld offenbar nicht in einem Stück funktionierte, baute man Ladezonen ein, welche das Bild dann einfach mal für bis zu 15 Sekunden oder mit Pech auch länger, festfrieren. Wie auch die Soundeffekte, die loopen dann ebenfalls, während sich die ganze Zeit über so ein kleines Laderad dreht.
Immer
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Und immer
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Und immer wieder...
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Du fährst die Straße lang und das Spiel friert ein, du fährst auf ein Grundstück und das Spiel friert ein, du latscht durch den Wald und das Spiel friert ein, weil es die nächste Zone laden muss - Derweil sich die Bäume, die halbe Landschaft aber dennoch auch nach dem Laden in Sichtweite aufbauen, weil das Spiel technisch völlig veraltet ist. Denn der Schneesturm ist nur dazu da, damit du nicht sehen kannst, wie sich praktisch die gesamte Spielwelt immer erst kurz vor dir aufbaut. Läuft man von seinem Fahrzeug rückwärts weit genug weg, ploppt dieses ebenfalls noch in Sichtweite einfach weg.
Und weil die Entwickler wirklich keinerlei andere Lösung gesehen haben, als dies, hat man ein Gameplay, als würde man bei sehr schlechtem Internet versuchen, ein Video oder einen Film zu gucken, mit ständigen Pufferunterbrechungen, gegen die man nichts unternehmen kann.
Und das in einem Spiel, welches einen immer wieder quer durch die gesamte Spielwelt schickt, um Kram zu sammeln und Rätsel zu lösen, welche viel zu kompliziert und langgestreckt über die Map verteilt sind.
An einer anderen Stelle, hat man einen Schlüssel und die Notiz in Carls Buch, dass man mit diesem beim verunfallten Auto von ganz am Anfang eine kleine Truhe öffnen kann. Dummerweise gibt es dort keine Truhe, nicht neben dem Auto, nicht im Auto, nirgendwo.
Also ja, Kona ist ein Horrorspiel, weil das Gameplay an sich wahrhaftig der Horror ist.
Und irgendwann, wenn man immer und immer wieder ohne Vorwarnung diese beschissenen Ladeunterbrechungen vor die Nase bekommt, das Sound loopt und man allenernstes warten muss, bis es nach gefühlten Ewigkeiten weitergeht, ja da wird man irgendwann komplett wahnsinnig.
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Alle Versuche, diese Ladezeiten in voller Länge aufzunehmen sind übrigens gescheitert, sie haben einfach zu lange gedauert. Ich HÄTTE die Aufnahmezeit meiner Xbox höherstellen können, habe ich aber nicht gemacht. Aber dass eine Aufnahmezeit von 45 Sekunden nicht ausreicht, spricht bereits Bände.
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Hier als Video in voller Länge
https://www.youtube.com/watch?v=pyOkU-Yi9XA
Dieses Spiel, released im Jahre 2016 ist technisch auf dem Stand irgendwelcher schlecht produzierten PS1-Titel und selbst die hatten keine spontanen Ladezonen mitten in der Spielwelt. Sowas hat man höchsten auf einer kaputten PS1. Oder eben wenn man bei sehr miesem Internet ein Video gucken will.
Ist das nur auf der Xbox so? Dass dies in keinem Spieltest jemals erwähnt wurde, vor allem nicht als das große Problem, das es ist, ist mir einfach unerklärlich. Denn einen größeren, spielflusszerstörenden Faktor als solch eine technische Einschränkung habe ich noch nie in irgendeinem anderen Spiel erlebt.
Was auch immer sich die Entwickler von Parabole dabei gedacht haben, sie müssen entweder echt überfordert oder aber einfach extrem gleichgültig gewesen sein.
Trauriges Fazit:
Spannende Story, guter Soundtrack und dann doch alles vor die Wand gefahren
Das Spiel beginnt ausgesprochen interessant, spannend und atmosphärisch und KÖNNTE es auch bleiben, würden die zwei großen Probleme nicht binnen kurzer Zeit einfach alles einreißen. Denn die zum teil sehr absurden Rätsel, zusammen mit der Tatsache, dass das Spiel alles dafür tut, dir auf keinen Fall zu helfen, nicht einmal dabei herauszufinden, wo man überhaupt was machen kann oder muss, um weiter zu kommen – Zusammen mit den willkürlich gesetzten Ladezonen, rauben einem irgendwann den letzten Nerv.
Der Rest vom Spiel geht dann, wenn man nicht absolut schmerzbefreit ist, sehr schnell einfach sang- und klanglos unter.
Ungefähr so wie dieser Müllbeutel, bei dem geht’s auch sehr schnell bergab, wie mit dem Gameplay:
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Dabei weiß die Geschichte zu überzeugen, die kleinen und großen Plottwists sind gut, die nicht vorhandenen Bewohner, wenn man mal vom alten Mann absieht, sind dennoch, trotz ihrer Abwesenheit sehr lebendig und überzeugend. Dass man ihre Häuser durchsuchen kann, sich als Wildfremder durch die Schubladen und Schränke wühlen kann, das hat schon etwas sehr... Na man fühlt sich halt wie ein richtiger Einbrecher, das hat was!
Das Spiel hat Humor, teilweise ziemlich kantigen und mal sehr liebevollen Alltagshumor, so wie hier...
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Die Spielwelt mit ihrem Schneesturm weiß zu überzeugen!
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Das Spiel hat einen Erzähler, mit einer sehr angenehmen Stimme, welcher jedoch nicht wie jüngst in BIOMUTANT megamäßig auf die Klöten geht, sondern einen, der situativ passend kommentiert, ab und an mal hilft, also dir beispielsweise immerhin mitteilt, dass du in einem Haus oder auf einem Grundstück noch nicht alles zufriedenstellend erledigt hast und ansonsten aber auch einfach mal bestimmte Details mit kurzen Sätzen bedenkt. Meistens aber doch die Klappe hält.
Der Soundtrack ist super, ein echter Ohrwurm, auch die beiden Songs, welche im Radio in der Endlosschleife laufen, machen Laune, wenn man auf Holzfällermusik und Emomukke steht, wenn nicht, dann halt eben nicht.
Das Spiel klagt die auch in Kanada nach wie vor stattfindende Umweltverschmutzung, die Ausbeutung von Natur und Ureinwohnern, sowie den damals und bis heute vorherrschenden Rassimus an. Aber auch das Thema Verschwörungstheorien, Kommunismus, Extremismus... Und vieles mehr kommen nebenbei noch vor.
Das Spiel ist also, obwohl es VOR Corona und knapp vor Trump released wurde, thematisch topaktuell belegt.
Hier hat Der Wendler beispielsweise seine Sonntagsmütze liegen lassen:
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Und auch das Klopapier ist knapp!
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Die Grafik ist nicht die beste, aber auch nicht die schlechteste und der Stil ist okay. Die technischen Probleme habe ich ja bereits erwähnt.
Also EIGENTLICH macht dieses Spiel sehr viel richtig und wäre eines DER SPIELE für jemanden wie mich, der total auf atmosphärische „Bildungsbürger-Survival-Openworld-Pseudohorrorspiele“ abfährt, um dieses Spiel mal so zu nennen, weil es sich ja mit seinem eigenen, hohen Anspruch brüstet... Aber dann sind die diese zwei Elemente, die einen einfach wahnsinnig machen. Wobei ich persönlich mit den zum Teil schwachsinnig-komplizierten Rätseln sogar noch klarkommen würde. Wenn man absolut nicht weiterweiß, weil einfach jede Logik fehlt, vor allem in dieser großen Spielwelt und du so gar keinen Hinweis hast, ja dann googelst du es eben. Scheint ja einige Leute zu geben,  die so mit dem Rätselsystem des Spiels ihre massiven Probleme hatten und haben. Das wäre ja gar nicht die Sache...
Aber die Geschichte mit den Ladezonen hat mich dann bei beiden Anläufen wirklich in den Wahnsinn getrieben, denn schlimmer kannst du als Entwickler dein Spiel nicht zerstören, den Spielfluss nicht vor die Wand fahren, als auf diese Art und Weise:
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Und nach dem gefühlt hundertsten mal LADEPAUSE VON BIS ZU 15 SEKUNDEN, manchmal auch länger hatte ich das Gefühl, hatte ich dann auch schon keine Lust mehr! Denn den Ladekreisel hatte ich oft genug vor Augen, als ich noch Kunde bei Vodafone war, weil deren Internet grundsätzlich komplett für den Ar***h war.
Also NEIN, dieses Spiel landet bei mir in der Tonne, leider, aber wahr.
Wirklich schade um das ansonsten sehr gut gemachte Spiel.
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KONA
Entwickler: Parabole Studios
Publisher: Parabole, Ravenscourt, Deep Silver, Koch Media
Release: 10. März 2016
Gespielte Version: XBOX One
Preis: 14,99 auf STEAM
(Persönliche) Note: 5-
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Zweiter Fall
Detektiv Cayman hat den Fall gelöst, alle Collectibles eingesammelt, alle Ladezonen hundertemal durchritten, alle Anchievements gesammelt, alle Rätsel gelöst (Die meisten dank Google) und kann nun die Ergebnisse vorzeigen.
Die Kundin, sie ist erschrocken, erstaunt und schockiert zugleich wer aus welchen Gründen was getan hat, in diesem Mordfall...
Cayman zeigt die Tatwaffe in ihrer Plastiktüte „Also! Mit dieser Schusswaffe wurde er erschlagen!“.
Cayman zeigt ein Fotos des oder der Täter: „Dies ist oder sind die Täter!“.
Cayman zeigt das Tshirt zum Film: „Das ist das Tshirt!“.
Cayman zeigt einen Aktenordner: „Und hier haben wir noch eine Sammlung mit Fotos von Heidi Fleiß mit vielen Prominenten!“.
Dann legt Cayman die Füße auf den Schreibtisch: „Also, es war eine beschwerliche Reise, vor allem durch die ganzen Ladezonen, aber letzten Endes, da hat mich mein guter, alter Partner Google wie immer nicht im Stich gelassen! Die Cookies werden sich zwar gewundert haben, weshalb dieser Trottel zum zweiten mal dieselben Rätsel zum selben Spiel nachschaut, aber mit Intuition und logischem Denken kam man ja kaum einen Meter vorwärts! Und wenn ein selbsternannter Proficheater in den Programmiercodes nachgucken muss, um herauszufinden, wo er den Magneten für das Schlüssel-Im-Loch-Rätsel finden kann und da dann auch nichts findet, ja dann ist das doch eeeeeecht schon sehr sehr traurig! Aber was will man machen? Da waren halt Vollidioten am Werk!“.
Die Kundin nimmt sich zufrieden den Aktenordner mit den Ermittlungsergebnissen „Na dann bin ich aber ja beruhigt! Ich dachte schon, es würde wieder bei einer halbfertig-geschriebenen Kritik bleiben, wie beim letzten mal! Ich hoffe, Sie hatten nicht allzuviele Unannehmlichkeiten!“.
Detektiv Cayman winkt gelassen ab „Ach was! Ich habe Watch Dogs Legion mit seinem Gamebreaker überlebt und in Night City fliegende Lastwagen und kaputte Scripts problemlos überstanden! Ich kenne mich mittlerweile aus! Hab schon zu viel gesehen, zu viel erlebt, zu viele Bugs und viel zu viele Glitches sogar absichtlich ausgenutzt! Hab zu viele dumme, arschkriechende Vorab-Berichte der Gamesaktuell und der Gamestar konsumiert, zu viele dumme Kommentare von anspruchslosen, doofen und einfältigen Leuten gelesen und zu viele schlechte Reviews ertragen, von sogenannten „Gamesjournalisten“, die vielleicht besser nicht mal im Supermarkt das Klopapier in die Regale räumen sollten, weil man selbst da Angst haben muss, dass jeden Moment das halbe Gebäude explodiert! Also nein... Ich bin sehr schlimme Dinge gewohnt!“.
Die Kundin nickt zufrieden und übergibt den Umschlag mit dem Geld „Sie haben mich wirklich sehr beeindruckt!“.
Dann aber, beugt sie sich vor und sagt „Aber wenn wir gerade dabei sind... Ich habe da noch einen ziemlich kniffligen Fall! So eine richtig harte Nuss!“.
Detektiv Cayman blickt nur leicht interessiert „Soso... Und um was geht`s?“.
Die Kundin beugt sich noch weiter vor, macht ein ernstes Gesicht und sagt: „Finden Sie einen Optiker, der günstiger ist, als Fielmann!“.
Detektiv Cayman grinst müde...
Nach einer kurzen Kunstpause, da antwortet er: „Vergessen Sie`s!“
ENDE
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caymanbloggt · 4 years ago
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CaymanBloggt >Meinung >Politik >Die “Neuaufstellung der CDU” >Sehr viele und viel zu lange Gedankengänge dazu...
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Erster Renovierungsversuch bei der CDU
Pünktlich um PUNKT ACHT UHR MORGENS, da sind sie vorgefahren, mit ihrem Ford Transit, denn diese Kundschaft, ja die erwartet es schließlich noch, dass man um „PUNKT“ anfängt und nicht davor oder danach.
Der schleimige, zugeknöpfte und innerlich sehr wütend wirkende Vertreter, welcher „Zur Beobachtung der Vorgänge“ abgestellt wurde, öffnet Cayman und dem Kameramann die Tür und geleitet sie sogleich ins Innere des metaphorischen Parteigebäudes...
Der Zeitgenosse, welcher mit nur wenig Mühe und Vorstellungskraft auch problemlos gerade eben erst aus dem Jahr 1950 entlaufen sein könnte, präsentiert unseren beiden Helden das große Problem: „Dies hier, meine Herren, ist DAS HERZ UNSERER PARTEI! Unsere Existenzgrundlage sozusagen! Aber es ist nun leider nicht mehr Zeitgemäß, deshalb also, da werden wir gewissermaßen ein paar... „Anpassungen“ vornehmen müssen, damit das ganze auf die Bevölkerung, insbesondere natürlich auf die jüngere Wahlvölkerschaft wieder attraktiver wirkt!“.
Cayman und der Kameramann stellen ihre Malerutensilien ab und blicken entsetzt in jenen Raum, welcher sich da vor ihnen auftut: Möbel aus den 1950ern, dunkelbesch bezogene Sitzgelegenheiten, Massivholz-Schnörkelmöbel in Dunkeleiche-Lackiert, eine hellbesch-weiße Stofftapete mit Längsstreifenmuster, eine Schrankwand aus echter Dunkeleiche, eine Stofflampe mit Kordeln und auch in hellbesch, Gardinen aus schwerem Stoff in Senfbesch und ein dicker, dunkelgrauer Teppich... Und das alte Transistorradio spielt gerade dezent im Hintergrund DIE FLIPPERS.
Cayman schaut seinen Kollegen an, der blickt daraufhin fragend zu dem CDU-Jungster, welcher stolz in eben diesen Raum schaut, sich sein Jackett glatt streicht und sagt: „Ja, DIES ist das Herz unserer Partei! Aber da diese linksgrün-versifften Chaoten sich mit ihrer scheußlichen Propaganda aktuell sehr stark in die Köpfe der Bevölkerung eingeschlichen haben, werden wir wohl oder übel unsere Attraktivität etwas steigern müssen, und es diesen Kifferchaoten dann mal so richtig zeigen! Denn KONTINUITÄT UND STANDHAFTIGKEIT, TRADITIONSBEWUSSTSEIN UND PATRIOTISMUS sind und bleiben, meiner Meinung nach, die Grundpfeiler eines guten Deutschlandes! Eines wirtschaftstarken Deutschlandes, eines...“.
Da unterbricht ihn der Kameramann: „Ähm... Ja! Aber es ist ja nur so... Also eigentlich müssten wir den gesamten Raum einfach abfackeln, damit das hier was wird! Oder noch besser gleich in ein völlig neues Gebäude umziehen! Das wissen Sie schon oder?“.
Der sattgefressene „Jungpatriot“ aber lässt sich seinen „Standhaften Patriotismus“ nicht verderben und frohlockt: „Ach was! Ein paar optische Änderungen und schon sieht das alles gleich viel besser aus wissen Sie! Also wir dachten an so dieses „Streamer-Zeugs“! Also sprich eine Neonröhre unters Sofa legen, eine Neonreklame mit einem kecken Spruch an die Wand, das Sofa vielleicht ein bisschen weiter zur Seite und dann so moderne Farben als Hintergrundbelichtung wie „Lila“ oder „Knallblau“ oder so! Wir wollen ja unseren Markenkern nicht verraten! Für die paar Jahre! Bis wir dann wieder an der Regierung sind und wieder DURCHGREIFEN! Ach was! Sie beide, Sie bekommen das schon gemeistert! Ich schaue nachher noch mal nach ihnen!“.
Dann marschiert der Traum einer jeden Schwiegermutter Ende 70 auch schon wieder davon...
Cayman läuft durch den miefigen Raum, in all seinem Besch und dem „Wirtschaftswunderflair“, betrachtet vor allem das sehr große Portrait von Angela Merkel an der Zimmerwand und streckt den Arm danach aus...
Da ruft der Kameramann: „NEIN! PACK DAS BLOß NICHT AN! Der Typ hat am Telefon gesagt, wir können notfalls ALLES ändern im Raum, aber NICHT ANGELA MERKEL! Dieses Bild trägt das gesamte Gebäude! Wenn wir das abnehmen oder auch nur schief angucken, dann kracht hier alles zusammen!“.
Cayman tritt erschrocken zurück und fragt: „Ja aber, das ist doch gefährlich! Haben die denn nicht im Hinterkopf gehabt, dass Mutti irgendwann weichen muss, weil das Leben nun mal Veränderung mit sich bringt?!“.
Der Kameramann stemmt die Hände in die Hüften, schüttelt mit dem Kopf und sagt: „Nenene... So funktioniert das bei diesen Leuten hier in diesem Laden nicht! Aber pass auf! Ich erklär dir das! MIT DEM NUN FOLGENDEN BEITRAG!“:
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Dieses Mal:
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Die CDU im Wahldebakel, ihre „Neuaufstellung“ und das große Problem des „Konservatismus“
„Die Post-Merkel-Apokalypse“
Sie dachten, die müssten sich keine Mühe geben, weil es wird schon irgendwie so weitergehen...
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Sechzehn Jahre lang, da saß sie dort, in ihrem Thron, auf ihrem Hintern.
Und es konnte kommen, was da wollte, sie blieb fest sitzen, Wirtschaftskrise, Flüchtlingskrise, Wahlkämpfe, Affären in der eigenen Partei, Totgesänge, Katastrophen, Donald Trump, die AfD, die Veränderungen in der Gesellschaft in egal welchen Facetten... Nichts davon rüttelte auch nur ansatzweise stark genug an ihr, als dass auch nur daran zu denken war, dass sie auf absehbare Zeit aus ihrem Thron purzeln würde. Christian Wulff, Anette Schawan, Karl-Theodor „Meine Doktorarbeit ist nicht C&P!“ Zuguttenberg, Martin Schulz, der alte Steinmeier... Der Friedhof der „Politisch Plattgesessenen“, er ist groß und die Grabsteine darauf, ja sie berichten von jenem grauenhaften Zugrundegehen, Versanden oder im Blitzlichtgewitter der Medien Verbrennen, denn keiner von ihnen schaffte es der geballten „Aussitzkraft“ der Merkel standzuhallten. Denn das Volk wollte SIE - „MUTTI“, das Volk liebte oder hasste sie, aber beide Seiten brauchten sie, um entweder ihre Lobgesänge oder aber ihre „Sie ist an allem Schuld“-Tiraden anzustimmen. Doch „Mutti“ hat auch all das mit einer apokalyptischen, politischen Langeweile in Grund und Boden ausgesessen, welche man in der Form in den Geschichtsbüchern lange suchen muss. Das Fakenews-Durchfallblatt BILD konnte noch sooft titeln und schreiben, dass SIE mal wieder an allem Schuld und Deutschland kurz davor ist, wegen IHR unter zu gehen, zu einer Diktatur oder zu einer Flüchtlingshochburg zu werden. Sie blieb sitzen, der damalige Chefredakteur der BILD hingegen nicht, auch er (Oder waren es sogar mehrere?) wurde mehr oder weniger einfach ausgesessen.
Angela Merkel hat alles ausgesessen, was logischerweise aber auch so allerhand Probleme mit sich brachte, wie wir jetzt, im Zeitalter von immer fortschreitenderer Technisierung, Klimakrise, Naturkatastrophen, politischen wie auch sozialen und kulturellen Umbrüchen und Veränderungen feststellen müssen. DEUTSCHLAND ist was den Ausbau des Internets angeht, die Versorgung überhaupt mit Internet weit abgeschlagen, vor allem für den Anspruch, welchen wir haben, haben sollten... Ich erinnere mal an eine gewisse Frau Bildungsministerin, welche darauf vor einigen Jahren lapidar argumentierte: „Wir brauchen kein 5G an jeder Milchkanne!“. Deutschland wurde zwar (, davon bin ICH überzeugt!) sehr sicher, gut gepolstert und weitestgehend katastrophenfrei durch die beinahe zwei Jahrzehnte geführt – Jedoch bin ICH ebenfalls davon überzeugt, diese „Polsterung“, mit der dieses Land durch all die Untiefen gekugelt ist, hat auch großen Schaden angerichtet, was das „Vorbereitet sein“ auf die Zukunft anbelangt. Denn die To-Do-Liste dessen, was „Die Aussitzerin“ Merkel und ihre Leute hinterlassen haben, sie ist mittlerweile kaum noch zu überblicken.
Und in Muttis Windschatten, ja da hatte es sich die CDU sehr gemütlich gemacht, denn es war, wie eben beschrieben gut gepolstert, kuschelig, gemütlich und vieles blieb somit mindestens eine lange Zeit ganz genau so, wie man es kannte und mochte. Sicherheit und Kontinuität wurden nicht selten verwechselt mit Rückständigkeit und Fortschrittsfurcht – Aber wen kümmerte das schon? Unsere Bildungsministerin mit ihrer imaginären Milchkanne mit eingebautem W-LAN zumindest nicht – Und die meisten anderen bei der CDU dito.
Dann aber, ja da kam das, wovor sich alle Konservativen, welche ihrer Natur nach ja „Dem Erhalt“ stets den Vortritt ließen, DIE GRÖßTE ANGST HABEN...
Die Veränderung.
Denn „Das Sitzgebirge“ von Berlin, der „Atombunker der politischen Gemütlichkeit“, „Die Herbergsmutti des parteipolitischen Machterhaltes“, „Madame No!“ wie der Satiriker Urban Priol sie immer schimpfte...
Kündigte an, nicht noch eine weitere Amtszeit anzutreten.
Spätestens JETZT, da hatte man ein Problem!
Ein Plan B musste her. Und da man keine zweite „Mutti“ fand, brauchte es eben einen „Vati“, welchen man installieren hätte können. Denn Merkels eigener Plan, AKK als ihre Nachfolgerin zu etablieren, ja der verlief... Ich will mal sagen: „Eher so suboptimal-semi mit starkem Hang zum Instant-Fail“. Nun sitzt die einst erdachte „Mutti 2.0“ im Verteidigungsministerium und langweilte sich und alle Beteiligten zuletzt mit halbgaren Lobreden auf den vollkommen verbratschten Afghanistan-Einsatz durch die Rest-Regierungszeit, vermutlich aber sowieso nur noch mit einer Gehirnhälfte überhaupt anwesend, weil auch sie es kaum noch erwarten kann, bis es dann ENDLICH daran geht, im eigenen Büro die Umzugskartons zu packen.
Die passende „Vati-Figur“, die glaubte man dann in Armin Laschet gefunden zu haben, einem Mann, welcher mit nur wenig Mühe schon so wirkt, wie eine entlaufene Figur aus Disney`s „Gummibärenbande“. Aber die grundlegenden, charakterlichen Merkmale, das Auftreten, all das stimmte halbwegs ausreichend. Man glaubte also, seinen passenden, konservativen Kandidaten, mit dem alles immer so weitergeht, wie bisher ausfindig gemacht und nun auch bereits so gut wie im Kanzlerstuhl installiert zu haben. Denn die Wahl gewinnen, ja also das versteht sich doch ganz von selber! Schließlich will das deutsche Volk doch keine Links-Rot-Grüne-Gesinnungsdiktatur, welche ihm mehr wegnimmt, als sie jemals zurückzugeben bereit ist! Man müsste zwar gewisse Anstrengungen im Wahlkampf unternehmen, um bei den Leuten zu punkten, aber das würde schon werden. Denn immerhin: Das Bollwerk CDU, es hat SECHZEHN JAHRE allem standgehalten und der Spirit Merkels, ja der würde vermutlich noch lange halten. Zumindest lange genug, bis man Armin Laschet fest installiert hat, der ganze Rest, ja der passiert dann von alleine.
„Fotzen-Fritz“, Der Narkosearzt, Norbert Clooney und die anderen Schrankwandmänner
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Nach diesem Debakel ist es also an der Zeit, dass man Konsequenzen zieht, dass man sich auf macht, zu neuen Ufern, dass man „moderner“ wird, dass man nun endlich, nach fast zwanzig Jahren Stillstand und „Reicht doch aus, also weiter so!“ als Arbeitsmotto nun also endlich dafür Sorge trägt, dass die CDU in der Gegenwart ankommt, ihr Profil erneuert, sich selber erneuert, die Parteispitze sich erneuert, neue Horizonte angesteuert werden, weil sich die Gesellschaft verändert hat, weil man selber mit der Zeit gehen muss, aber gleichzeitig den Spagat schaffen muss, dennoch seinen Markenkern beizubehalten, diesen aber möglichst modern und an die heutigen Probleme, Fragen und Herausforderungen angepasst... Hust!!HUsT!! hust.... hüstel.... Schuldigung! Habe mich vor lauter Ironie glatt verschluckt!
Also, wo waren wir?
Ach ja!
Und die erste Idee, welche der CDU dazu einfällt ist: NORBERT RÖTTGEN, FRIEDRICH MERZ und RALPH BRINKHAUS (Update: Und jetzt also auch HELGE BRAUN, Merkels Doppelgänger). Drei ältere, hellhäutige, rückständig-konservative MÄNNER (Und ein Merkelklon), zwei davon hetzen gegen alles, was irgendwie „Links“ ist und der dritte tut zwar so, als sei er modern, ist er aber im Grunde genommen ebenfalls nicht (Und der Doppelmerkel verkörpert auch nichts andere als das übliche „Weiter so!“).
Hey, wie wäre es denn mit einer Frau UND einem Mann? Dann sind beide Geschlechter abgedeckt. Vielleicht ein Duo, das sich bereits kennt, welches auch schon zusammengearbeitet hat, welches zwar verschiedene Ansichten hat, aber auch kompromissbereit ist, um so das äußere, wie das innere Erscheinungsbild der Partei auf moderne Art und Weise zu repräsentieren. Solche Leute hat man doch bestimmt irgendwo in der Partei herumstehen, man ist ja keine Garagenpartei mit nur einer Hand voll Leuten, man ist doch keine Partei, die in den 1950ern hängen geblieben ist, man ist doch keine Partei, die noch immer nicht begriffen hat, was eigentlich die großen Probleme sind, welche man lösen muss, um nicht immer weiter in Richtung der AfD zu driften...
Oder?
Wie die Wahl verlaufen und auch enden wird, ja das kann man schon jetzt sehr gut vorhersehen:
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/friedrich-merz-oder-norbert-roettgen-unionsanhaenger-gespalten-spiegel-umfrage-a-7a3fc20c-0f75-481a-9e9d-c803001f192c
Pfffhhh.... Joa... Aber man KANN ja auch Friedrich Merz zum neuen Vorsitzenden wählen, der vom ich glaube es war das „Titanic-Magazin“ (Update: Ja gefunden! Es war das Titanic-Magazin) bereits Anfang des Jahres hämisch (Zu recht) betitelt wurde: „Mit Fotzen-Fritz zurück in die alte BRD“.
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https://m.facebook.com/TitanicMagazin/photos/a.235074635034/10164535850220035/?type=3
Ja klar, das klingt jetzt erst mal ziemlich beleidigend, das ist bestimmt irgendwo sehr unfair, der Mann ist bestimmt mehr als die Klischees, welche man ihm immer wieder nachsagt!
Aber naja:
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https://www.volksverpetzer.de/aktuelles/merz-luegen-plan/
Dann ist der Mann halt ein Lügner und Aufhetzer...
Aber naja:
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https://www.volksverpetzer.de/wahlkampf/faktencheck-merz-luegen/
Dann arbeitet er halt mit den Methoden der AfD... (Wobei ich ihm immerhin TEILWEISE beim Gendern in der Tat ein klein wenig recht gebe).
Aber er ist doch so reich! Er hat doch so viel Erfahrung in der Wirtschaft! Der kennt sich doch aus! Und wenn so einer, der viel Geld verdient hat und immer davon redet, vor allem, dass die Fleißigen in der Gesellschaft vor den ganzen faulen Geringverdienern, Minijobbern und insbesondere vor diesen widerlichen Arbeitslosen geschützt werden müssen, ja dann hat er doch recht damit! Der Mann ist reich, der kennt sich aus! Der hat doch diesem faulen Obdachlosen, der ihm damals seinen Laptop wiedergegeben hat, SEIN EIGENES BUCH GESCHENKT... Solch ein Herzensguter, bodenständiger Mann! Schenkt einem Obdachlosen ein selbstgeschriebenes Buch! Seit dem geht es für den Obdachlosen doch bestimmt auch bergauf, weil er von Merz weisen Worten so sehr inspiriert wurde, dass auch er heute einer von diesen “Fleißigen” ist, welche Fotz... Ich meine Merz immer hochhält!
Aber naja:
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https://m.facebook.com/heuteshow/posts/10155801722605986?comment_id=10155801767470986
Dann ist der Mann eben ein zwielichtiger Geschäftemacher, dem die Leute gerne mal auf den Leim gehen, weil sie ihn, gemäß des „Fleißigen Deutschen“ für das Wirtschaftswunder in Person halten und den Rest einfach ausblenden! Oder all das sogar noch gut finden, was dieser Mann so an schmutzigen Geschäften ableistet, soll es ja auch geben.
So wie der hier unter diesem Post der HEUTE SHOW - Ist zwar von 2018, aber geändert hat sich am Grundproblem rein gar nichts:
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(Vielleicht SOLLTE man erwähnen, dass jene, welche sich hier schützend vor Blackrock-Fritz werfen fast allesamt Männer sind und offensichtlich zu einer ganz ähnlichen Klientel gehören)
Aber naja:
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https://www.volksverpetzer.de/kommentar/merz-bundeskanzler/
Dann ist der Mann eben ein unsozialer, überbezahlter, selbstverliebter, menschenverachtender, sexistischer Schrankwand-Erzkonservativer.
Ja okay, aber vielleicht stellen die linken Medien ihn aber auch einfach nur so dar, weil sie ihn nicht mögen, vielleicht ist ja was dran an seinen Behauptungen, wie an dieser hier:
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Oder halt auch nicht:
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https://taz.de/Streit-in-Koalitionsverhandlungen/!5810555/
Die können sich voll durchsetzen die Grünen! Hat Fakenews-Fritz vollkommen recht! Die bösen Grünen blockieren gerade total jedes Gesetzvorhaben, welches nichts mit radikalem Klimaschutz zu tun hat! Darum berichtet ja auch ausgerechnet die LINKE Zeitung “taz” davon, wie schlecht die Grünen darin sind, sich auf irgendeine Art und Weise durchzusetzen!
Darum hat Deutschland ja auch so eine grüne Vorreiterrolle bei den in England beschlossenen Klima- und Umweltschutzzielen eingenommen und AUSSCHLIEßLICH ökologisch wertvolle Vorhaben und Gesetze mitunterschrieben oder sogar selber veranlasst!
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/uno-klimagipfel-von-glasgow-wer-sich-jetzt-besonders-anstrengen-muss-a-df6d74b1-88ec-40f6-9f00-44e752ad0508
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https://www.spiegel.de/wissenschaft/klimapakt-von-glasgow-umweltministerin-schulze-nennt-beschluesse-historisch-a-debcd414-c2a8-4bc8-b3b4-3094c885b382
Die grüne, von DEN GRÜNEN angeführte Ökodiktatur steht ganz kurz bevor, da bin ich mir wie Merz aber echt vollkommen und ganz doll sicher!
KAPPA
Auch dass Merz behauptet, dass das Gendern uns allen aufgezwungen werden soll, kann ich aktuell nur bei den ganz militanten Linken erkennen, in immer mehr Medien, so stelle ich es jedenfalls fest, ist es langsam, kaum merkbar, aber doch bereits schon wieder auf dem Rückzug. Gamingmagazine beispielsweise, die ich viel lese, haben größtenteils alles was mit Gendern zu tun hat, schon wieder eingestellt, nach dem die eigene Leserschaft sich durchgehend beschwert hat darüber. Einzig die GAMEPRO spielt weiter den „Social-Justice-Warrior“ und gendert die eigenen Leser in Grund und Boden – Wobei es in der Gamingszene ja auffällig ist, wie viele „Junge Leute“ weit unter 40, sogar oftmals weit unter 30 das Gendern ablehnen – So viel also dazu. Viele andere Medien schleichen sich derweil immer weiter aus der ganzen Angelegenheit heraus (Oder mit der Wischiwaschi-Vogabe „Ihr alle könnt gendern wie ihr wollt, oder auch nicht!“) oder in dem sie entweder nur noch sehr inkonsequent gendern oder aber Mann UND Frau einfach gleichauf erwähnen. Aber meistens auch nur immer so lange, wie es dem jeweiligen Autor nicht zu anstrengend wird, die zusätzlichen Buchstabengebilde immer und immer wieder in den eigenen Text zu hämmern.
Aber zurück zur CDU!
Immerhin in einem Punkt hat Merz aber vollkommen recht:
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Quelle: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-10/cdu-junge-union-deutschlandtag-jens-spahn
Problem dabei aber ist bloß, dass ausgerechnet Leute wie ER SELBER eben genau das Problem, die Ursache des ganzen sind, sich aber selber als die Lösung betrachten.
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Und von der „Jungen Union“, ja von der rechtserzkonservativen Gurkentruppe wollen wir am besten mal gar nicht erst anfangen. Ich denke, da haben der episch-peinliche Auftritt von Amthor bei Twitch oder Die „CSYOU“ bereits alles gesagt, was man wissen muss.
Oder wie es der Kabarettist Urban Priol schon vor über zehn Jahren einst ausdrückte: „Die Mitglieder der JUNGEN UNION sind im Geiste älter, verknöcherter und rückständiger, als es selbst das älteste, noch lebende CDU-Mitglied jemals sein könnte!“.
Niemand sagt, dass die CDU mit dem neuen Oberhaupt gleich sofort eine modernistische Regenbogenpartei mit 5G an jeder Milchkanne sein muss, bloß gewisse, grundlegende Dinge, SOLLTEN sich VIELLEICHT doch langsam mal ändern. Es sein denn natürlich, man WILL UNBEDINGT ein erzkonservativer Anker in der sich immer schneller und stetig wandelnden Gesellschaft sein, der nicht merkt, dass er immer mehr braunen Rost ansetzt.
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https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-10/cdu-junge-union-deutschlandtag-jens-spahn/seite-2
Da hat Jens Spahn schon die richtige Denkrichtung, aber diese Worte kommen ausgerechnet von jemandem, der alleine bereits nur mit der Masken-Affäre bewiesen hat, dass er vielleicht besser GAR KEINEN hohen Posten mehr in dieser Partei innehaben sollte:
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Und der werte Herr Brinkhaus... Ja also DER:
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Widerspricht sich auch gerne mal selber: Auf der einen Seite, da warnt er vor einer „Strammen Linksagenda“ und auf der anderen betitelt er die „inhaltlichen Grundlagen als NICHT STABIL“ - Ja was denn jetzt?! Kriegen wir nun unsere klimaneutrale, durchgegenderte, gesellschaftsspaltende, grüngewaschene, linksideologische Gesinnungsdiktatur oder nicht?!.
Also dann vielleicht doch lieber Norbert „Ich kann meine Kaffeetasse halten wie George Clooney“ Röttgen. Der bekommt zwar auch nicht viel gebacken, hat als Umweltminister damals ebenfalls keine sonderlich lange Liste an wirklichen „Erfolgen“ oder bemerkenswerten Leistungen vorzuweisen (E10 zählen wir mal bekanntermaßen eher zu den ganz großen Misserfolgen), aber immerhin fällt er nicht dadurch auf, dass er andauernd ideologische Wurfgeschosse abfeuert, welche aus dem Baukastensatz der AfD kommen (könnten).
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Aber was war denn jetzt noch mal mit den Frauen in der CDU? Mit einer Doppelspitze?
Möglichkeiten, vor allem Kandidatinnen gäbe es:
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https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-11/rita-suessmuth-cdu-vorsitz-frauen-kandidatur-armin-laschet-nachfolge
Na? Wäre dies nicht EINE Chance von vielen möglichen, das Gesicht der Partei in ihrer Grundstruktur zu erhalten, aber dennoch mit der Zeit zu gehen?!
Dumm dabei nur, dass sich solche Pläne dann meistens daran zerreiben, dass Frauen die sind, an denen es dann meistens hängen bleibt, wenn sie Kinder bekommen. Oder die eigene Partei einfach mal modernere Formen der Parteiführung ablehnt, weil man ist halt Konservativ und will auf gar keinen Fall so diversversifft enden, wie beispielsweise die SPD. Also lässt man lieber alles so, wie es halt immer war und ist:
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Oder drücken wir es mal anhand dieses Kommentars aus:
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Das Problem ist aber bloß dabei: WOHER SOLL DIESER / SOLL DIESE CHARAKTERKOPF / CHARAKTERKÖPFIN DENN BITTESEHR HERKOMMEN?
Einfach einen backen geht ja wohl kaum und bei der aktuellen Auswahl, wird es nicht passieren, dass da noch aus irgendeiner blinden Ecke jemand kommen wird, der/die diese Angaben erfüllt.
Wird aber vermutlich jedoch ohnehin egal sein, welche Hackfresse da nun in den Chefposten gesetzt wird oder auch nicht...
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Meint zumindest ZEIT.de
UND NOCH WÄHREND ICH DIESE ZEILEN HIER EINSCHREIBE:
Kommt diese Meldung!
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https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-11/cdu-vorsitz-jens-spahn-kandidatur-parteivorsitz
Und dann noch diese:
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Wir können also gespannt sein, wo das noch hinführen wird. Aber Fakt ist, durch bloßes „Möbelverrücken“, was aber offenbar Leute wie Merz, Brinkhaus, Braun und Röttgen bereits als „Erneuerung“ werten, wird die CDU nicht aus ihrer Krise kommen, keine neuen, dringend benötigte Taktiken oder Antworten finden und schon mal gar nicht aus ihrer inhaltlich tiefen Krise kommen. Egal wie viele „coole“ Internetformate für „diese jungen Leute da draußen“ sie produzieren (Oder was auch immer CDU-Marketingagenturen dafür halten) oder wie oft sie „Zocker-Amthor“ auch vor einen Gaming-PC setzen und ihn den Echten Gangster am PC zitieren lassen. Es wird nicht reichen. Zumindest nicht, wenn es darum geht, die eigenen, ja nun irgendwo klar definierten Ziele, insbesondere dieses eine Hauptziel, der „Erneuerung“ zu erreichen. Denn die selben ältlichen Männer, welche schon ohnehin seit Jahrzehnten zur Inneneinrichtung gehören einfach an neue Posten zu setzen, das ist gewiss keine Erneuerung oder Modernisierung. Das wäre eine Farce, ein schlechter Witz und vor allem die ultimative Bestätigung des bereits ja jetzt schon von nicht wenigen zurecht hämischen Kommentatoren vorhergesagte, unterstellte Plan: „Die CDU denkt, wenn sie ihr altes Personal einfach nur umsetzt und dann vier Jahre lang von „Veränderung“ redet, dann glauben das die Leute irgendwann und schon ist die CDU wieder voll angesagt bei der immer bunter werdenden Gesellschaft“.
Man will maximale Wirkung, durch minimalen Einsatz erreichen. Das KÖNNTE auch funktionieren, aber nicht auf die Dauer.
Wobei Leuten wie Merz oder Röttgen garantiert selbstverliebt genug sind, um tatsächlich zu glauben, dass sie „DER NEUANFANG“ sind. Aber da kannste auch Omas verspeckte Wohnzimmerschrankwand nach ihrer Meinung dazu fragen, ob es nicht an der Zeit wäre, sie langsam auf dem Sperrmüll zu entsorgen und neue, moderne Möbel zu kaufen.
Also deshalb mal sehen, wohin sich das alles noch entwickeln wird, wobei ICH für mich ja irgendwie wenig Hoffnung habe, dass sich überhaupt irgendwas großartig ändern wird bei den Christdemokraten. Denn erstens sind Omas Uraltmöbel ja erstens einfach noch immer zu gemütlich! Und zweitens bedeutet solch eine radikale Veränderung („Radikal��� ist für viele Konservative ja schon, die Wände mal neu zu streichen) auch immer zwangsläufig, sich tiefgreifend mit sich selber beschäftigen zu müssen. Tja und DAS will man, trotz aller gesagten Parolen und Veränderungsaufrufe dann aber wohl eher doch nicht.
Und das könnte zu einem Problem werden.
Sehe zumindest ich so.
Rechts, neben der AfD ist noch ganz viel Platz
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Ein großes Problem wird sein, wird werden und auch bestehen bleiben, wie man als konservative CDU darauf reagieren will, wenn man dann seine Existenzzeit als Opposition neben der AfD verbringen muss. Denn Konservative stehen im politischen Spektrum ja eher rechts. Und nicht erst seit Hans-Georg Maaßen wissen wir, wohin das führen kann (JA, ich weiß... Sarrazin ist oder war SPD! Manchmal verlaufen sich auch Rechte in die linke Ecke). Der Rechtsdrall ist also irgendwo bereits vorhanden, die magnetische Kraft, welche hier von Natur aus (LEIDER) existiert, sie wird sich weder weglächeln, noch schönreden lassen und mit einem Friedrich Merz wäre ein ideologisches und inhaltliches Kentern auf die rechte Schlagseite nur noch eine reine Frage der Zeit oder der Gelegenheiten.
Ein weiteres Problem wird sein, in wichtigen Momenten und Reaktionsentscheidungen auf Handlungen der Regierung, wie man, ob man, was man macht, wenn auch die AfD reagiert. Grenzt man sich grundsätzlich von ihr ab? Aber wie soll das immer möglich sein? Was ist, wenn man sich bei bestimmten Punkten einig ist, also denselben Standpunkt vertritt? Vielleicht nur die Beweggründe und Absichten dahinter andere sind, im Kern aber auf dasselbe hinauslaufen? Wo zieht man die Linien? Wie verhindert man, dass die gemäßigten bei der AfD mit dem eigenen Personal „kuscheln“? Was passiert, wenn die christdemokratischen, konservativen Werte und Sichtweisen auf einmal beginnen, wie zwei Wasserfarben mit den „Wertvorstellungen“ der AfD ineinander zu verlaufen? Was denken dann die Stammwähler davon, sollte es dazu kommen, dass man vielleicht dann doch irgendwann mit der „AfD herumknutscht“? Oder nur ein Teil der eigenen Belegschaft?.
Man KÖNNTE natürlich versuchen auf gleich zwei Hochzeiten mit immer nur jeweils einem Bein zu tanzen. Aber versuch das mal, wenn dich deine potentielle Wählerschaft, der Mittelstand, die normale Bevölkerung und die Presse immer im Auge haben. Zumal bei einer Gesellschaft, die immer diffuser, bunter, jünger und weltoffener wird. Würden sich „Kuscheltendenzen“ dann so einfach mal weglächeln und vom Tisch wischen lassen?
Die CDU muss Antworten finden – Insbesondere auf eine rechtspopulistische Partei, welche ihre braunen Fähnchen immer so in den Wind hängt, dass sie möglichst viele damit ansprechen kann. Man erinnere sich daran, dass die AfD unter Alice Weidel mit die ersten waren, welche einen Lockdown und Hygienemaßnahmen forderten, als Corona gerade im Begriff war, sich in Deutschland auszubreiten (Die Älteren erinnern sich vielleicht noch). Unter Leuten wie Merz oder Brinkhaus würde ein ideologisches Anbiedern auf alle Fälle aber wesentlich wahrscheinlicher und vor allem gefährlicher sein, als ohnehin schon. Und ob ein Röttgen oder ein Braun in der Lage wären, den Laden dann die vielleicht kommenden acht Jahre, SOLLTE Scholz wiedergewählt werden, auf diese Weise zusammenzuhalten, kann irgendwie bezweifelt werden.
Ob all das Gerede, speziell von Laschet, dass die CDU eine KONSTRUKTIVE OPPOSITIONSPARTEI sein und trotz aller Gegensätze der nun kommenden Regierung helfen sollte, etwaige Fehler und Probleme, Differenzen und Widersprüche zu beheben und nicht einfach immer nur „Dagegen“ zu sein, um dagegen zu sein, kann man unter diversen Umständen ebenfalls für eher unwahrscheinlich halten, auch wenn genau das wünschenswert wäre. Denn schon jetzt, speziell mit der Pandemie oder auch allem was mit Klima zu tun hat, häufen sich die Fragezeichen und Probleme, die FDP gibt rücksichtslos wie immer den Ton an und Scholz scheint das merkelsche „AUSSITZEN“ auf ein neues Level zu treiben.
Eine meinungsstarke Opposition, welche nicht nur konstruktiv, sondern auch ausdauernd kritisch, aber stets fair und mit sich selbst im Reinen ist, wäre in der Tat etwas wirklich Großartiges.
Aber dafür muss die CDU, vor allem mit ihrem Anhängsel der CSU insbesondere eine grundlegende Frage klären: Welchen Weg wollen wir gehen?
Denn eines der wohl größten Probleme dieser Zeit ist, wie man beispielsweise in den USA beobachten kann, dass Konservative dort von ganz alleine immer radikaler werden, sich von ganz alleine nicht nur dem rechten Spektrum angleichen, sondern dieses sogar noch zu übertrumpfen versuchen, weil in dieser aktuellen Zeit der universellen Eskalation in so ziemlich allen Lebens- und Denkbereichen Radikalisierung, Provokation, Zerstörung von Geschmacksgrenzen gerade mal wieder der neueste Schrei sind. Dieses Problem ist bei CDU in dieser brutalistischen Form (NOCH) nicht angekommen, doch dieser Trend könnte sich jedoch verstärken oder überhaupt erst seine Initialzündung erleben. Da ist die Sitznachbarschaft zur AfD eigentlich nur noch eine reine Formalie, sich diesem Ideologiemagnetismus früher oder später, langsam, aber sicher, immer weiter hinzugeben.
Ich für meinen Teil kann es bereits kaum erwarten, bis genau DAZU die allerersten Schlagzeilen erscheinen.
Der CDU obliegt somit also die Mammutaufgabe, ihr konservativ-bürgerliches, politisches Weltbild nicht nur zu modernisieren, sondern auch so weit wie möglich von der AfD abzusetzen, es sein denn, man WILL am rechten Rand fischen oder sogar gleich mit einem beherzten Kopfsprung hinein ins trübbraune Nass.
Ein spannendes, wie ach gleichzeitig gefährliches Experiment – Denn auf die nur noch in jämmerlichen Spurenelementen vorhandene LINKE kann man eh nicht mehr zählen. Zumal sich ja nicht nur die LINKE als PARTEI immer weiter zerlegt, sondern auch die einstige, linke Restwähler oder Nichtmehrwähler-Klientel.
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Wie man anhand nicht nur dieses Artikels wunderbar begutachten kann, sondern auch an den Kommentaren darunter, der immer weiter ins Bescheuerte eskalierenden „Diskussion“, sowie den zum Teil doch sehr abstrusen Ansichten der dortigen Kommentierenden:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/nur-mut-ihr-linken
Dass die CDU also nun in dieser, ihr neuauferlegten Rolle alles andere als zu beneiden ist, sollte also klar sein.
Es sei denn, man findet ein passendes Konzept, mit dem man sich als Oppositionspartei nicht nur mit den vergraulten und abgewanderten Wählerschichten neu bewirbt, sondern auch bei stets unentschlossenen Wechselwählern und vor allem bei Jüngeren.
Denn es soll ja noch Wunder geben.
Das Zeitalter des... „ modernen Neo-Konservatismus“(?)
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Wie bereits erwähnt, sagte ausgerechnet Jens Spahn auf dem CDU-Partei-Nachwahldebakel-Treffen unter anderem, dass:
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Quelle ZEIT.de
Was interessant ist... „Das Überwinden von Ungleichheiten und den sozialen Frieden“ - Was rein charakterlich Merz schon mal kategorisch ausschließen würde. Problem dabei aber ist, dass auf der anderen Seite der doch ziemlich linke Kurs von Merkel auch nicht der allerbeste Weg war, zumindest nicht aus konservativer Sicht. Denn das gewaltige Loch, das politische Vakuum, welches sie hinterlassen hat und Laschet nicht einmal im Ansatz ausfüllen konnte, ist mehr als nur ein einfaches „Loch“, es ist eine tiefgreifende Selbstverständniskrise, ein Identitätskonflikt. Denn neben den merkelschen „Linkskonservativen“, gibt es in der CDU ja noch die „Normalkonservativen“, die „Erzkonservativen“ und dieses Gefliege zwischen „Werteunion“, „Junger Union“ und Friedrich Merz. Und sie alle müssen wieder unter einen Hut gebracht und auf einen gemeinen Kursus motiviert werden, den sie alle im Bestfall mittragen oder immerhin mit schmerzverzogenen Gesichtern, aber ohne zu sabotieren hinnehmen, weil es halt sein muss.
Denn wie in jedem postapokalyptischen Endzeitfilm, zumindest in allen, in denen die Gesellschaft versucht, nach der großen Katastrophe wieder eine funktionstüchtige Gemeinschaft zu werden, welche nicht nur überleben, existieren, sondern auch gestalten und sich behaupten, wieder wachsen kann, muss also nun auch die CDU sich aus ihrer ganz persönlichen „Post-Merkel-Apokalypse“ aus dem gewaltigen Krater hangeln, welcher Muttis In-Rente-Gehen hinterlassen hat. Denn sein wir mal ehrlich: Viele haben auf sie geschimpft, doch waren ihre Umfragewerte die meiste Zeit ziemlich gut und nicht wenige Leute haben „Mutti“ gewählt, weil sie „ALTERNATIVLOS“ war, weil man letzten Endes in den Bundestag geschielt hat, all die anderen dumpfen, unfähigen Hackfressen sah und sich dann dachte: „Aber naja! Wenn man mal so vergleicht... Gibt sonst keinen, der das besser machen könnte! Eher schlimmer!“.
Ich selber habe mich bei Diskussionen immer wieder genau darüber beeumelt, wenn mein Gegenüber auf Merkel schimpfte und ich dann die einfache Frage stellte:
„NA WER AUSSER MERKEL SOLL DENN SONST KANZLER ODER KANZLERIN WERDEN?“.
Dann fielen die allermeisten immer ratlos in sich zusammen... Oder aber, in einem letzten Anflug von Motivation, kam dann ein „Na Hauptsache nicht mehr SIE!“. Woraufhin ICH dann diverse Politikernamen in den Raum warf und einer nach dem anderen mit Kommentaren wie „OH! NEIN! NICHT DER!“, „OH GOTTOHGOTT! NICHT DIE OLLE ZIPPE!“, „ACHHERRJEH! BLOß NICHT DER!“ oder „NEIN! AUF GAR KEINEN FALL!“ bedacht wurde. Nach meiner Auflistung und diesen Antworten, fragte ich dann einfach erneut, ob Merkel dann nicht doch das beste ist, was wir halt derzeit haben. Danach bekam ich meistens nur noch verzweifelte Gesichter und außer einem Schulterzucken überhaupt keine Antworten mehr. Zumindest von Leuten, welche nicht irgendeiner politischen Kaste fest und fanatisch, unverrückbar und ohne jeden Hinterfragen zustanden.
Und ganz genau DAS ist nun für die CDU zu einem Problem geworden. Denn Muttis Haupttaktik war, geben wir es ruhig mal zu, von anderen zu klauen, das Gestohlene zu optimieren oder minimal abzuändern, umzusetzen und für sich selber zu deklarieren. So hat die die SPD großanteilig immerhin in eine der tiefsten Krisen ihrer Existenzgeschichte geführt. Das muss man auch erst mal schaffen.
Und diese Heißluftblase ist aber nun, mit ihrem Abgang in sich implodiert und die Partei sitzt in einem leeren Krater und weiß nicht, wie sie nun weitermachen, beziehungsweise neuanfangen soll.
Jedoch „TOT“ oder „UNTERGEGANGEN“ ist die CDU keinesfalls! Denn man sollte stets bedenken: Die CDU hat die Wahl verloren! Das ja, ABER sie hat die Wahl mit nicht mal vier Prozent weniger verloren! Sie ist kein brennendes Wrack wie DIE LINKE oder ins schwarze Umfrageloch gefallen wie einst DIE PIRATEN.
Die CDU hat Platz zwei belegt auf dem Wahltreppchen, auch wenn sie massivst verloren hat und Söder und Laschet so ziemlich alles dafür getan haben, so viel Schaden wie möglich anzurichten. Die CDU ist keine Partei, die um ihr Überleben fürchten muss, auch wenn der Rückfall von REGIERUNGSPARTEI zu OPPOSITIONSPARTEI schon irgendwo ein ziemlicher Bauchklatscher ist. Dass sich die Ampelkoalition zusammengefunden hat OHNE DIE CDU bedeutet nicht, dass sie nun schon bald dem endgültigen Untergang geweiht ist.
Sie hat nur nun gleich zwei große Probleme:
-Sie muss eine neue oder neue alte, möglichst moderne oder so wirkende, überzeugende Identität finden.
-Und sich darin, in dieser neuen Rolle dann erst einmal beweisen.
Und da stimme ICH zumindest Jens Spahns Ideen doch sehr zu, zumindest, wenn man sieht, wohin sich der Großteil der bundesdeutschen Bevölkerung gesellschaftlich hinentwickelt - „Eine Modernisierung des Familienbegriffes“ wäre schon einmal ein sehr guter Anfang.
Problem dabei ist nur: „Konservatismus will das was existiert erhalten und Veränderungen in egal welcher Art immer nur dann und immer nur möglichst minimal zulassen, wenn es absolut notwendig ist“. Die Veränderung, die Modernisierung, sie ist gewissermaßen der Feind des Konservativen. Nicht zu verwechseln mit der rechten und der rechtspopulistischen Ideologie, welche nicht nur den Stillstand, sondern sogar den massiven Rückschritt zum Ziel haben. Dass es hierbei, weil sie miteinander mindestens verschwägert sind, große, verführerische Schnittmengen oder problemlos unterstellt werden können gibt, deren Grenzen nicht immer genau ersichtlich sind, versteht sich somit von selbst.
Spahns Vision lautet also: Bürgerlich ja! An alten Werten festhalten ja! Aber diese neu auflegen und neu interpretieren - „Die CDU denke nicht wie andere Parteien in Kategorien. Nicht Mann, nicht Frau, nicht schwul, nicht hetero, nicht Christ oder Muslim, sondern Mensch“.
Klingt in all den aktuell brennenden Gesellschaftsdebatten und -Entwicklungen mehr als logisch, wird aber so oder so nur schwer umsetzbar sein. Denn irgendwo widerspricht vieles davon dem konservativen, aber insbesonders konservativ-christlichen Politikdenkbild nicht gerade gering.
Immerhin aber sind CDU wie AfD mittlerweile soweit, dass homosexuelle Menschen ganz selbstverständlich nicht nur ein Teil der Partei, sondern auch Minister oder gar Parteivorsitzende sein können und niemanden stört es (Auch wenn die AfD gleichzeitig gegen ebendiese Menschen hetzt, aber massive, verlogene Widersprüche sind in dieser Partei ja schmerzbefreit an der Tagesordnung).
Aber an dieser Grundselbstverständlichkeit könnte man problemlos als CDU, deren „C“, falls man sich erinnert für „Christlich“ steht, nun anknüpfen und zeigen, dass man lernfähig ist und mehr, als eine Partei von Leuten, die vor allem dafür bekannt sind, den Mittelstand und Geringverdiener und Arbeitslose entweder zu ignorieren oder noch weiter zu schröpfen (Das ist heute der Job der FDP und davor war es der Job der Schröder-SPD), sowie der sehr teuren Affären in allen Wirtschaftsbereichen. Und ganz nebenbei auch unter dem Label „Christlich“ der Kirche zeigen, wie die Menschen außerhalb der Vatikanblase im jetzigen Jahrhundert denken und leben und handeln. Das wäre doch mal was!
Also ja... die CDU steht vor einem Problem.
Will man eine moderne Partei werden, welche die Veränderung verkörpert? Will man eine altbackene Partei sein, welche genau das möglichst nicht will, der aber dann immer mehr und mehr die Wählerschichten entweder weglaufen oder gar „wegsterben“? Oder schafft man es irgendwie zwischen beiden Welten zu laufen, ohne über die eigenen Füße zu stolpern? - So oder so wird man erst einmal das passende Schuhwerk anhand eines neuen Parteivorsitzenden finden müssen, um zu entscheiden, ob man auf altbekannten Wegen bleibt, oder aber sich abseits davon durch mehr oder weniger unbekanntes Territorium bewegt, weil es vielleicht nötig ist ODER ob man am Ende dem magnetischen Zog von Rechts nachgibt und sich einverleiben lässt, wie es in vielen anderen Ländern der Welt mittlerweile zu beobachten ist. In diesen Fällen spricht die offizielle Presse dann zwar immer von „Radikalem Konservatismus“, aber letzten Endes ist auch das dann nichts anderes als „Rechts“ und gerne mal noch etwas radikaler, als die ohnehin Radikalen. Wo ja aktuell sehr gut zu beobachten ist, dass bei den Republikanern in den USA oder auch bei der ÖVP in Österreich diese Restwerte ebenfalls immer mehr und mehr versanden, weil nichts mehr zählt, als die eigene Macht, der eigene Geldbeutel und die Durchsetzung der eigenen, immer brutalistischeren Ansichten um jeden Preis und mit allen Mitteln.
Hier ein kleiner Denkansatz dazu:
https://www.spiegel.de/kultur/natascha-strobl-ueber-den-radikalisierten-konservatismus-a-adfd52d8-8435-4918-b763-bfcb878ee24b
Der marktonforme Konservatismus der CDU wäre vielleicht, wie auch der Liberalismus, fällig dafür, überarbeitet zu werden, jedoch mehr auf soziale Bestandteile bezogen, als beim Neo-Liberalismus, dem alle sozialen Belange ja scheißegal sind, weil DER MARKT REGELT DAS ALLES SCHON!. Oder aber ein ausdeifinierter „Human-Konservatismus“, der zwar DEN ERHALT DER GUTEN, ALTEN WERTE im Sinn hat, diese aber im Sinne der Menschen und vor allem der aktuellen Gesellschaftswerte und -Bedürfnisse immer wieder überdenkt und anpasst (Das Grundgerüst bleibt, aber die Details werden angeglichen). Ist aber dann auch wieder ein Widersprich in sich und wird innerparteiliche Gruppierungen wie „Die Werteunion“ kaum überzeugen, sondern eher abschrecken. Und dann käme da noch das Problem dazu, dass man darin noch überlegen müsste, wie und wo man sich dann noch von vor allem der SPD absetzt.
Womit wir dann also wieder beim „Merkel-Problem“ wären.
Also wie die CDU es macht, sie wird reichlich mühe haben, aus ihrem Krater welchen Merkel hinterlassen hat, wieder eine funktionstüchtige Grundlage, überhaupt erst mal eine „Identität“ zu zimmern.
(Denn weitermerkeln wird nicht gehen, das macht der Scholz ja schon und in einer noch weitaus perfektionierteren Form, als Mutti e jemals könnte.)
Aber soweit war die FDP ja auch einst, sie war sogar aus dem Bundestag raus und sitzt nun nicht mehr nur in der Regierung, sondern gibt aktuell sogar skrupellos wie eh und je den Ton an:
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https://www.spiegel.de/politik/deutschland/corona-und-die-ampel-ein-plan-der-den-liberalen-gefaellt-a-96e339da-da8d-4913-a645-848f263b1ffb
Und wie wir alle wissen:
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Ist hier zwar auf Spahn bezogen, aber kommt am Ende ja aufs gleiche raus.
Irgendwann, da kommen sie alle „wieder“, wenn sie sich nicht vollends selber vor die Wand gefahren haben – Manchmal aber selbst dann, wie Laschets offizieller Nachfolger in NRW es eindrucksvoll beweist.
Es kann also nur spannend bleiben.
[Finales Update (Genau deshalb HASSE ich es, über Politik zu schreiben)]:
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Dazugelernt hat man bei der Union offensichtlich weniger als nichts, vor allem Markus Söder, der sich trotz offensichtlicher, massiver Sabotageaktionen gegen Laschet während des Wahlkampfes, wie auch bei allen anderen Dingen, kann nicht erkennen, irgendwas falsch gemacht zu haben...
https://www.spiegel.de/kultur/markus-soeder-bei-maischberger-der-kaiser-ist-der-kaiser-und-ich-bin-nur-der-markus-a-ed163a67-d7d0-4e9e-b543-8840aa70e3eb
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Die einzige Frau, welche sich überhaupt aktiv zur Vorsitzendenwahl aufgestellt hat, ist nicht mehr im Rennen, weil EINE FRAU ALS OBERHAUPT?! NACH MERKEL NOCH MAL EINE FRAU?! NE! WOLLEN WIR NICHT!
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/sabine-buder-wollte-fuer-cdu-vorsitz-kandidieren-und-scheiterte-wer-ist-die-frau-a-77553133-bbb5-4544-9a01-759dcb81b686
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Also dann halt doch Blackrock-Fritz...
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/spiegel-umfrage-merz-unter-unionsanhaengern-favorit-fuer-cdu-vorsitz-a-78ebebc9-602b-4cef-ab9c-648b479f659f
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Womit wir also feststellen können: ALLES BLEIBT WIE IMMER! - Denn MÖBEL UMSTELLEN ist auf alle Fälle wesentlich einfacher, als RENOVIEREN!
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-parteivorsitz-triumvirat-der-truemmermaenner-a-0988d80b-1c0b-465a-bef4-84aac02aa21a
Und so wird es dann vermutlich auch kommen, denn wenn eine Sache in Deutschland für ein Gefühl von "Sicherheit" sorgt, ja dann der Stillstand.
Ich habe fertig.
Zweiter Renovierungsversuch bei der CDU
Eine Weile, da versuchen Cayman und der Kameramann die Möbel ein wenig zu verstellen, doch es nützt nichts, das Zimmer, das Herz der CDU, es bleibt irgendwie muffig und altbacken bis in die letzte Ecke...
Aber immerhin gibt es keine Spinnenweben oder sonderlich viel Staub, man hat das was man hat, also immerhin gepflegt...
Dann aber gibt Cayman das Umgestelle auf und schimpft: „Ja aber so bringt das doch überhaupt nichts! Entweder ganz und dann richtig oder gleich gar nicht! Von ein bisschen das was schon da ist hin- und herstellen, da wird nichts besser und auch nichts anders! Veränderung muss her! Richtige Veränderung! Und WIR fangen jetzt damit an, dass wir diese hässlichen Uromamöbel rausschmeißen, die Wände endlich mal neu streichen, diese dämliche Tapete runterreißen und diesen widerlichen Teppichboden entfernen! JETZT ODER NIE! HIER ODER GAR NICHT!“.
Der Kameramann stützt sich auf der Rücklehne des Fernsehsessels ab: „Joa und dann? Ich meine... Die kriegen doch Angst, die Beschdemokraten! Die sind datt doch nach bald zwanzig Jahren gar nicht mehr gewohnt, dass sich überhaupt irgendetwas ändert! Haben zwar immer gemeckert und geschimpft, aber am Ende, da haben sie dann doch alle wieder mit ihrem Likörchen aufm Sofa gesessen, haben Muttis hundertsten Wahlsieg gefeiert und waren zufrieden, dass ihr Selbstverständnis als Regierende wieder mal um vier weiter Jahre verlängert worden ist! Und diese gute, alte Wohlfühlbubble sollen wir jetzt zerstören? Bist du dir da auch ganz sicher?“.
Cayman aber ist sich sicher: „Ja! In der Tat! Es MUSS sein! Mit ein paar Neonröhren irgendwo hinlegen, Internetanschluss einbauen und den Amthor an einen Gaming-PC setzen und dann hoffen, dass IRGENDWAS besser wird, das ist so eine sinnlose Hoffnung, wie die, dass die FDP ihre soziale Seite entdeckt! Deshalb ist heute der Tag, der Moment der großen Veränderungen! Das ganze alte Drecksgerümpel, das fliegt raus!“
Daraufhin marschiert Cayman schnurstracks zu der Wand, an der das Bild von Merkel hängt...
Umfasst mit beiden Händen den dicken Holzrahmen...
Und nimmt es von der Wand...
In dem Moment, zuckt der Kameramann zusammen, schaut sich erschrocken um...
Doch es passiert nichts...
Auch fast zehn Sekunden danach nicht...
Alles scheint zu bleiben, wie es ist und wo es ist, die große Katastrophe bleibt aus...
Cayman, der sich lässig auf das Bild lehnt meint: „Na siehst du! Ich habe dir ja gesagt, dass nichts passiert! Veränderung ist etwas, das man zulassen muss, sonst überrollt es einen früher oder später!“
Misstrauisch blickt sich der Kameramann um, als dann immer noch nichts schlimmes passiert, nimmt er seine Kappi ab und meint: „Naja... Also... Ja... Vielleicht hast du rech......“
Da beginnt der Boden zu wackeln...
Die Deckenleuchte löst sich und kracht auf den Fliesentisch...
Das gute Geschirr in den Regalen der Schrankwand klappert laut und beginnt teilweise, herauszufallen...
Panisch versucht Cayman noch, das Bild von Mutti wieder an die Wand zu hängen, doch es ist zu spät...
Augenzeugen berichten später, dass sie lauten, dumpfen, kaum definierbaren Lärm hörten, ehe eine gewaltige Staubwolke aufstieg und sich ihre Bahn durch die Straßen und Hausgänge suchte...
Die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk und der Katastrophenschutz, sowie die BILD-Zeitung auf der Suche nach der nächsten Schlagzeile suchten, buddelten, gruben und kämpften sich Stück für Stück durch den gewaltigen Krater...
Und obwohl die BILD sämtliche Scheinwerfer mitbrachte und aufstellte, mit denen sie zuvor bei BILD-TV immer das Ego von Julian Reichelt ausleuchten mussten...
Es brachte nichts, der Krater, das tiefe Loch, es war so abgrundtief und stockdunkel, dass keine noch so starke Lichtquelle viel ausrichten konnte...
Noch bis zum heutigen Tag, da behauptet Bundesaltkanzler Friedrich Merz, dass man, wenn man den Namen von Angela Merkel in den Krater hineinruft, wenige später leise, heisere, aber vernehmbare Klagelaute vernehmen zu können, wenn man an stillen Vollmondnächten aufmerksam lauscht...
Ob dies aber wirklich so ist, konnten Forscher jedoch nie abschließend klären.
ENDE
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