#vermutlich beantwortet das hier null deine Frage
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Glaubst du, Adam hat Angst, wie sein Vater zu werden?
Liebe/r Anon,
vielen lieben Dank für deine Einreichung und sorry, dass ich eine Weile gebraucht habe zum Antworten! Ich selbst sehe mich nicht als jemand, der es leicht fällt ihre Gedanken zum Innenleben eines Characters präzise auf den Punkt zu bringen, daher musste ich mir deine Frage auch erst mal ein bisschen durch den Kopf gehen lassen.
Hat Adam also Angst so zu werden wie sein Vater? Tja, gute Frage. Wenn ich jetzt mal DkdE als Ausgangspunkt nehme, dann wäre meine kurze Antwort „Nein. Aber mit Potential, in der nächsten Spatort-Folge zu einem dicken fetten Ja mit Warnblinker zu werden“.
Die längere Antwort folgt unter dem Cut. Achtung, incoherent rambling ahead:
Um meine oben genannte These zu erklären, fühle ich mich bemüßigt ein bisschen auszuholen.
Was wissen wir denn überhaupt konkret über Adams Gefühle zu seinem Vater? Wir wissen, dass er ihn hasst, aber vor allem wissen wir, dass er Angst vor ihm hat. Und Adams Ängste, die manifestieren sich nach meiner Interpretation vor allem in Form von Wut und Sarkasmus. Ich finde, dass wird über so ziemlich alle Spatort-Folgen hinweg deutlich in der Art, wie wir sein Handeln gegenüber Roland, aber auch gegenüber Leo und dem Team dargestellt bekommen. Immer wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt, holt er mit Worten aus.
Über die Hintergründe von Adams Flucht aus Saarbrücken ist uns ja leider nichts Konkretes bekannt, aber ich denke es gibt einige Hints die darauf hindeuten, dass er nach der Sache mit dem Spaten seine Chance gesehen hat endlich auszubrechen. Also ist er abgehauen, weil das vielleicht einfacher ist, als sich seinen Ängsten zu stellen. Er war ja auch noch so jung, wer will es ihm schon verübeln.
Er hat sich die Welt angesehen und ist dann in Berlin gelandet, sagt er zu Leo in DfL. Klingt für mich ein bisschen wie eine Suche nach dem eigenen Sinn, nach einem Adam, der erst mal herausfinden muss, wer er eigentlich ohne Roland Schürk ist. Zwischendrin ist er dann noch Bulle geworden, sagt er auch zu Leo. Ein Bulle, also das komplette Kontrastprogramm zu Roland. Das kann ja eigentlich nicht nur Zufall sein. Ist er also Polizist geworden, weil er Angst hat wie Roland zu werden? Oder ist er Polizist geworden, um Roland eins auszuwischen? Ich persönlich tendiere eher zu Letzterem.
Wieso kommt Adam dann aber nach Saarbrücken zurück, obwohl er ja offenbar, und nach allem was wir so wissen, sein Leben in Berlin durchaus im Griff hatte? Ich würde sagen, der Wunsch nach Closure. Das Erste, was er in DfL zu Leo sagt, ist „Ich hab' dich vermisst“ und das nehme ich ihm auch ab. Ich kann mir vorstellen, dass er sich durchaus all die Jahre Vorwürfe gemacht hat, dass er Leo mit den ganzen Konsequenzen aus der Aktion Spaten allein in Saarbrücken zurückgelassen hat. Dazu passt auch, wie er Leo die ganze Folge über den Rücken frei hält und ihm sogar explizit sagt, dass „er nichts gemacht hat“. Dann sehen wir ihn in DfL am Krankenbett des noch komatösen Roland stehen und vermutlich ist das das erste Mal in seinem Leben, dass er seinem Vater direkt ins Gesicht sagt, was er von ihm hält. FU, Roland. Was für eine Befreiung.
Dann aber schlägt das Schicksal zu und Roland wacht auf. DHdW ist für mich im Grunde eine einzige Verhaltensstudie in Sachen Familie Schürk. Heide, die Adam bittet sie nicht alleine mit Roland zu lassen. Sie bittet ihren Sohn, den sie in seiner Kindheit viel zu oft allein mit Roland gelassen hat, anstatt ihn zu beschützen. Dann haben wir Adam, der die ganze Folge lang zwischen unterdrückter Angst und Wut hin und her pendelt, was Roland für seine Spielchen die ganze Zeit auszunutzen weiß.
„Du bist alles, was ich mir immer für dich gewünscht habe“, sagt Roland zu ihm.
Autsch. Adams Gesicht dabei. Dann die ganze Szene in der Badewanne. Im Kinderzimmer, als Adam weinend zusammenbricht und Roland grinsend vor der Zimmertür sitzt. Roland weiß, was in der Garage passiert ist und quält Adam gekonnt damit. Ich schweife ab, sorry :D
So, dann haben wir also DHdS und dass Adams Erlebnisse dort mehr als nur traumatisierend sind, brauch ich ja niemandem zu erklären. Was eh viel interessanter für meine These ist, ist der Verrat durch Onkel Boris. Der ja, ganz offensichtlich, die einzige positive erwachsene Bezugsperson war, die Adam als Kind hatte. Der Vaterersatz schlechthin. So ein Verrat trifft tief, besonders so kurz nach der Sache mit Roland und dem Giftfrosch, und ich denke, dass sehen wir auch sehr gut in DKdE. Adam vertraut niemandem mehr, nicht mal Leo. Schiebt den sogar mehr und mehr von sich weg, genau immer dann, ich hab es Eingangs erwähnt, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt. Diesen Konflikt wird er lösen müssen, wenn er nicht zu dem werden will, den Roland aus ihm machen wollte, aber ich denke an dem Punkt ist er am Ende von DKdE einfach noch nicht.
Hat also Adam Angst zu werden wie sein Vater? Zum jetzigen Zeitpunkt würde ich daher sagen Nein, weil er sein eigenes Handeln noch gar nicht so weit reflektiert. Aber das kann sich durchaus noch ändern, zum Beispiel durch einen ordentlichen Schreckmoment (Leo-Entführung, anyone?). Ich kann mir gut vorstellen, dass wir in der nächsten Folge den Höhepunkt der Story um das Geld erleben und in diesem Kontext auch, wie Adam sich ein für alle mal entscheiden muss wer er sein will.
Ein Adam, der sich Leo (und Team) öffnet und endlich, endlich loskommt von seinen Vaterkomplexen, (Danke Esther), oder ein Adam, der sich immer mehr hinein steigert und damit sich und Leo die Menschen um sich herum in Gefahr bringt.
#📬#post vom anon#vermutlich beantwortet das hier null deine Frage#aber ich bin echt keine gute Meta-Schreiberin sry 🤣#tatort saarbrücken#spatort#adam schürk#roland schürk
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Hallo ihr lieben! Ich habe nach längerer Zeit mal wieder einen Tatort-Münster-Rewatch gestartet. Dabei ist mir wieder aufgefallen, wie statisch die Show und ihre Charaktere teilweise bleiben - Thiels Sohn ist ja beispielsweise jahrelang 13, auf einmal ist er in Väterchen Frost dann schon erwachsen. Auch bei der Entwicklung der Beziehung zwischen Thiel und Boerne frage ich mich, wie viel sich da von Folge zu Folge verändert. Wie seht ihr das?
Hallo applelotte!
Ja, das mit der Konstanz der Figuren und ihren Eigenschaften bzw. Beziehungen untereinander ist so eine Sache im Tatort Münster. Ich habe vor einiger Zeit mal ein relativ ausführliches Essay zu Boernes Charakter geschrieben, wo ich unter anderem auf die permanente Gegenwart eingegangen bin, welche die Drehbuchautoren Cantz und Hinter zu Beginn angedacht hatten, und warum sie auf Dauer nicht umzusetzen war. Hier die kurze Zusammenfassung des betreffenden Abschnitts:
Probleme, die für die Ungereimtheiten bei der Charakterisierung sorgen können, sind vor allem:
* unterschiedliche bzw. wechselnde Drehbuchautor:innen (und Regisseur:innen etc.), welche die Figuren jeweils anders interpretieren * die permanente Gegenwart (die nur nach Belieben befolgt wird) * das Anpassen der Figuren an die Geschichte, damit diese funktioniert * das Schauspiel der Darsteller:innen, das ebenfalls variieren kann
Wenn du dich für meine detaillierte Analyse interessierst, würde ich dich auf das entsprechende Essay verweisen, insbesondere seinen Anfang.
Und die Frage nach der Entwicklung der Beziehung zwischen Thiel und Boerne kommt einer Vexierfrage gleich, so schwierig ist sie zu beantworten. Weil sich das auch in der Länge dieses Posts niederschlägt, habe ich den Rest unter den Cut gesetzt. Ganz am Ende gibt’s auch noch mal ein kurzes Fazit. :)
Natürlich findet eine Entwicklung statt, meistens jedoch innerhalb einzelner Folgen, ohne dabei langfristigen Einfluss auf zukünftige Episoden zu nehmen. In “Lakritz” wird Boerne von Thiel als ein Freund bezeichnet, was er hinterher noch einmal zur Sprache bringt:
B: “Thiel?” T: “Ja?” B: “Wissen Sie, was mich gerade wirklich gerührt hat?” T: “Nämlich?” B: “Dass Sie mich einen Freund genannt haben.”
(”Lakritz”, 00:44:15)
In “Limbus” allerdings hören wir Thiel im Gespräch zu Dr. Jacoby Folgendes sagen:
“Also ehrlich gesagt – ich weiß nicht, ob er mich einen Freund nennen würde.”
(”Limbus”, 00:31:53)
Diese Ausschnitte stehen beispielhaft für die Art und Weise, wie mit der Beziehung zwischen Thiel und Boerne im Tatort Münster umgegangen wird. Hier hü, da hott. Einmal werden sie als gegenseitige Vertrauensperson eingeführt (”Satisfaktion”), ein anderes Mal glauben sie sich kaum ein Wort (”Wolfsstunde”).
Natürlich könnte man argumentieren, dass es in “Lakritz” genau genommen Thiel war, der Boerne als Freund bezeichnet hat und das nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass Boerne ihn umgekehrt genauso sieht. Aus Boernes Worten lässt sich aber guten Gewissens das Gegenteil ableiten, ebenso wie aus der später folgenden Szene im Keller, in der er Thiel davon erzählt, wie sein Gesicht in eine Schüssel voll heißem Lakritz getränkt wurde – ein Erlebnis, über das er “noch nie mit jemandem gesprochen” hat (00:52:00). Es könnten weitere Szenen aufgezählt werden, die von der engen Beziehung zeugen, die die beiden zueinander haben: Man denke nur an das Ende der “chinesischen Prinzessin”, wo sie wortlos nebeneinander auf dem Sofa sitzen und sich Trost spenden; das Telefonat, das sie nachts in “Mord ist die beste Medizin” führen, weil Thiel sich nach Boernes Wohlbefinden erkundigen möchte; der Abend, den sie in “Zwischen den Ohren” miteinander verbringen, als Boerne sich alleine fühlt; und, und, und.
Es gibt viele dieser Beispiele, die in einem stringenten Verlauf der Zeitleiste eine immer tiefergehende Verbindung nahelegen würden. Und ein Stück weit mag das vielleicht auch stimmen. Sicherlich wäre ein Gespräch über Freundschaft in den ersten zwei, drei Folgen unrealistisch gewesen und ich denke, dass die Tatsache, dass Thiel und Boerne sich am Ende doch wichtig sind, inzwischen weitestgehend etabliert sein sollte. Warum der WDR jedoch immer noch davor zurückzuschrecken scheint, das ernsthaft zu verbalisieren und weshalb sie mit den Figuren in jeder neuen Folge wieder ein bisschen zurück auf Null springen (oder sogar Szenen spielen, die weitaus distanzierter wirken), weiß ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass sie Sorge haben, damit zu viel von der Leichtigkeit und dem Humor zu verlieren, für den der Tatort Münster bekannt ist. Oder von der besonderen Spannung, der sogenannten “Hassliebe”, die zwischen den Figuren herrscht. Die Serie wird eben von Thiel und Boerne getragen, die sich gegenseitig triezen. Dazu kommt, dass das Konzept der permanenten Gegenwart im Umkehrschluss eigentlich keine permanenten Entwicklungen erlaubt. In keiner Hinsicht. Deswegen bleibt die vorgetäuschte Hochzeit sein eigenes kleines Polaroid und deswegen muss Thiel sich stattdessen in jeder Folge wieder fragen, ob er für Boerne wohl ein Freund sein könnte. In den Augen der Produzent:innen stellt sich vermutlich vor allem die Frage: Wo bliebe der Pfeffer, wenn die beiden plötzlich langfristig etablierte Freunde wären? Sich also nicht mehr auf regelmäßiger Basis übereinander aufregen könnten, die Augen verdrehen, fiese Kommentare machen?
Was sie aus meiner Sicht vergessen, ist, dass das eine das andere nicht ausschließt; lediglich den Ton verändert. Was nicht falsch sein muss, im Gegenteil: Wo bleibt denn der Pfeffer, wenn sich nie irgendwas verändert, sich nichts entwickeln darf, wir immer wieder von vorne anfangen müssen? Das mag vielleicht in Cartoons funktionieren, in einer Reihe wie dem Tatort fühlt es sich auf Dauer lediglich danach an, als würde man bei der Stange gehalten werden, immer in Antizipation auf eine tatsächliche Entwicklung.
Aber seien wir realistisch: Diese Entwicklung braucht es für die durchschnittlichen Zuschauer:innen auch gar nicht. Wer sich nicht so intensiv mit den Folgen beschäftigt, wie wir das tun, wird die Unstimmigkeiten in den meisten Fällen gar nicht erst bemerken und dementsprechend vermutlich auch nichts vermissen. Das Konzept des Tatorts ist und bleibt es nun mal, in sich abgeschlossene Episoden zu drehen, die unabhängig voneinander existieren können.
TL;DR Kurz gesagt verändert sich an der Beziehung zwischen Thiel und Boerne im Laufe der Serie wenig. Sie wird mal enger, mal weniger eng von den Drehbuchautor:innen (und weiteren Beteiligten) ausgelegt. Insgesamt lässt sich sicherlich von einer Freundschaft sprechen, die sich entwickelt hat, die allerdings auch in jeder Folge unterschiedlich ernstgenommen bzw. in den Vordergrund gehoben wird. Das wird unter anderem daran liegen, dass jede Episode von einem anderen Team produziert wird und eigentlich die Prämisse der permanenten Gegenwart gilt, die es von Natur aus verlangt, keine langfristigen, sich über mehrere Folgen erstreckenden, Entwicklungen zu zeigen.
So. Das ist jetzt irgendwie doch deutlich ausführlicher geworden, als ich das angedacht hatte und ich hoffe, dass mir der Faden dabei nicht zu sehr entglitten ist und du deine Frage als beantwortet verstehst. :)
Mit lieben Grüßen
Cornchrunchie
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