#vergleichene Meteorologie
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Vergleichende Meteorologie
Gestern haben Ricardo Spindola und ich uns mit einem sonst eher unbeachteten Teil der vergleichenden Meteorologie befasst, nämlich mit dem internationalen Grotten- und Schlundvergleich, dem Vergleich von Höhlenausgängen und Höhleneingängen (wie die Vulkane sind die Schlunde ein Gegenstand der Meteorologie, weil der Boden unter den Füßen hier aufhört Fundament zu sein und weil die Gründe über dem Kopf aufhören, himmlisch zu sein). Spindola ist Blumenbergspezialist, dazu noch Forscher und Lehrer zu den juridischen Kulturtechniken, hat ein fotografisches Gedächtnis in Bezug auf Texte/ Lektüren, ist jetzt Professor am höchsten Ort in Tocantins, dort, wo das Licht magisch wird und wo die Frösche wie elektrisiert von Schönheit quacken. Seine Idee war dieser Trip, er hatte gleich alle Passagen aus den kanonischen und apokryphen Schriften Platons und anderer Höhlenliteratur im Kopf dabei.
Um es gleich vorwegzunehmen: Gegen Terra Ronca, den Schlund der Savanne, ist die idäische Grotte (die Szene von Platons Dialog Nomoi) nur eines der kleinen Kämmerchen, in denen Ikea jeweils seine Wohnräume kundengerecht inszeniert. Die idäische Grotte (unten links) schluckt keinen ganzen Fluss und sie lässt ihn dann auch nicht auf Nimmerwiedersehen verschwinden, sie wirkt eher wie ein netter Windfang und ein gemütliches Grilleckchen im Vergleich zu dem Schlund, der Terra Ronca (unten rechts) genannt wird.
2.
Terra Ronca öffnet sich an einem der Tafelberge der brasilianischen Savanne, dem Cerrado, nämlich an einem Platz, der in Regenwald übergeht. Terra Ronca macht, was die idäische Grotte nicht tut: Terra Ronca schluckt einen ganzen Fluß, der an sich friedlich durch die Savanne und den umgebenden kleinen Regenwald fliesst. Der Wald steht dort klein gruppiert herum, wie Haargruppen im Gesicht, nahe den Nasenlöchern, die man bei der Rasur übersehen hat. Das fliesst der Fluß also durch und dann ist er bald völlig weg. Der Ort ist, ich muss das wiederholen, ein Schlund, er lässt den Fluss so kompromisslos verschwinden, dass ich ihn auf meinen Karten nicht einmal eingezeichnet und benannt finde. Ich kann nicht mal seinen Namen für das Archiv der Quellen notieren. Dieser Fluß wird von dem Schlund noch für die Kartographien, noch für die Mutter der Musen und ihre Töchter ausradiert. Die Leute haben dem Ort einen Namen gegeben, wie man rasende Wesen beschwichtigen oder im Wald singen will, Terra Ronca bedeutet schnarchende Erde.
An solchen Orten hausen seit spätesten 3000 Jahren höhere und niedere Wesen, der Ort ist seitdem sogar den Göttern reserviert. Hier betreten ausschlagende Wesen, von den Leute glauben, dass sie etwas zu sagen hätten und von denen man darum etwas erzählen müsste, die Welt oder verlassen sie . Seit 3000 Jahren finden sich zumindest Erzählungen von solchen Orten, in rechtsphilosophischer Hinsicht ist die idäische Grotte das bekannteste Beispiel eines solchen Ortes. Terra Ronca ist aber im Vergleich zur idäischen Grotte das, was ein brasilianisches almoca sem balanca im Vergleich zu einem Smartie bzw. eine Schokolinse von M&M ist. Wem der Vergleich nicht gleich vorstellbar erscheint, der ist auf das Problem hin orientiert. Terra Ronca hat ein Maß, aber meins ist es nicht, auch Ricardo Spindolas Maß ist es nicht, dieser Schlund hat überhaupt kein menschliches Maß. Der Ort ist mehr als sublim, er erzeugt einen Schwindel und nimmt einem die Möglichkeit, Raum und Zeit einschätzen zu können. Man wird rauschhaft hineingezogen und müsste sich eigentlich am Eingang mit einem Faden oder Strick anbinden, um wieder umkehren zu können. Wir haben das leichtsinnigerweise (oder schon vom Schlund verführt) nicht getan. Dass wir wieder rausgekommen sind, lag einzig und allein nur an einer zufälligen inneren Anbindung. Mein Leihwagen hatte in der Savanne nämlich einen Platten, wir fühlten uns darum innerlich so stark verpflichtet, den Wagen im ordnungsgemäßen Zustand dem Eigentümer zurückzugeben, dass wir dank dieser juristischen Bindung dem Sog dieses Schlundes doch noch irgendwie wiederstehen konnten. Eigentum verpflichtet, Miete aber auch. So sind wir wieder rausgekommen.
An Terra Ronca teilt sich der Kosmos auf eine Weise auf, die man grundlegend nennen möchte, aber nicht grundlegend nennen kann, weil ab diesem Ort unten und oben sich verkehren. Darum ist das ja auch ein Ort für vergleichende Meteorologie. Darum erfasst einen auch gleich ein Schwindel, man nimmt sofort Vertigo und Vortago/ Vortex wahr. Hier hat man keinen Höhenangst, an dieser Stelle ist es Tiefenangst. In Bezug auf Aufteilungen ist Terra Ronca ein maximal ausschlagender Ort. Noch packender wird es mit den Höhlenausgängen und den Schlunden anderswo auf dieser Erde wohl nicht mehr. Dieser Ort macht einem auch klar, warum das Klamme und das Phobische spätestens seit 3000 Jahren mit einem der höchsten amtierenden Götter assoziiert wird, mit Apollo. Diese Klamm hier ist monumental. Seit wann genau solche Orte Schwellenorte und Sitze besonders erwähnenswerter Wesen (aka Götter) ist, das kann ich nicht datieren. Es kann sein, dass das auch erst seitdem der Fall ist, seitdem der Mensch sich Hütten und Häuser, also letztlich etwas baut, was mit Ikeakämmerchen immer noch leicht vergleichbar ist. Seitdem sprengt Terra Ronca auf jeden Fall jeden Vergleich.
Das ist wohl nicht der Fluss Alpheios, dessen Geschichte Roger Caillois noch einmal als Teil jenes Mythos aufgegriffen hat, dem das Recht aufsitzt und der vom Recht nie ausgelöscht, sondern übertrumpft wurde. Es ist aber möglich, dass dieser Ort eine Kreuzung aus Anti-Quelle, Fluss Alpheios und Nymphe Arethusa ist. Historio- und geographisch sowie seismisch kann dieser Ort schon ein Denkraum für die Art und Weise sein, wie das Recht anderem aufsitzt und wie es anderes übertrumpft. Allein schon für die Kosten so einer Überlegung kann das ein Denkraum sein. Die Vögel, ein Vogelschwarm, wollte offensichtlich und explizit nicht, dass wir an diesem Ort bleiben. Auch darum sind wir dann wieder nach Arraias zurück
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On Jupiter
Jupiter, so heißt es, sei der phobische Körper schlechthin. Er kann der klamme Körper mit den engsten Stellen schlechthin sein. Dennoch, eventuell gerade deswegen, ist er ein unruhiger, unbeständiger Körper. Es ist möglich, dass er fröhlich ist. Er kreist elliptisch, fliehend und fallend, elliptisch auch im Sinne rhetorischer Institutionen, also juridischer Kulturtechnik. Er wirbelt, windet und tost, auch im Sinne juristischer Institutionen, nämlich im Sinne von Gaius' Deutung der venditio, und im Sinne von Institutionen der Renaissance, nämlich in Petrarcas Deutung des Mont Ventoux.
Jupiter Planet
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Übung TELC B2
Die Texte stammen von
https://www.telc.net/fileadmin/user_upload/Microsite_Verlag/Downloads/UEbungstest_telc_Deutsch_B2.pdf
Aufgabe : in eigene Worte zusammenfassen
Wie ?
nicht zitieren
benutzt Nominalisierung
finde Schlüsselworte
Leseverstehen, Teil 1
Kyrill, Friederike, Lothar oder Xaver,- all dies sind Namen von Stürmen, die in Deutschland und Europa, in den vergangenen Jahrzehnten für Schlagzeilen gesorgt haben. Aber wie kommen Stürme eigentlich zu ihren Namen? Die Antwort auf diese Frage findet man beim Institut für Meteorologie in Berlin. Hier werden bereits seit 1954 Namen für alle Hoch- und Tiefdruckgebiet vergeben, die das Wetter in Deutschland mitbestimmen. Zunächst hatten alle Tiefs weibliche Namen und alle Hochs männliche. Seit Ende der 90er-Jahre wird abgewechselt: In einigen Jahren tragen die Tiefs männliche Namen, in anderen weibliche. Seit 2002 haben alle Bürgerinnen und Bürger außerdem eine ganz besondere Möglichkeit: Sie können ein Hoch oder ein Tief ,,kaufen'', ihm einen Namen geben oder es sogar verschenken. Der Deutsche Wetterdienst und die Medien übernehmen diese Namen dann und verwenden ihn in den Wetterberichten. So können Sie einem lieben menschen eine originelle Überraschung bereiten oder sich selbst eine Freude machen.
Antwort :
Es geht hier darum, wie die Stürme in Deutschland zu ihrem Namen kommen.
Es geht hier um eine ungewöhnliche Geschenkideen
Es geht hier um ....
Der Jugendwettbewerb ,,Naturwissenschaft & Technik'' geht in die nächste Runde. Auch in diesem Jahr haben Schülerinnen und Schüler wieder die Möglichkeit, ihre Erfindungen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Eine Jury bewertet die Wettbewerbsbeiträge und wählt die fünf besten aus. Auch das Publikum vor Ort darf bestimmen und einen ,,Publikumsliebling'' wählen. Insgesamt sind Sachpreise im Wert 3000€ zu gewinnen, gesponsert von Unternehmen aus der Region. Teilnehmen können Schülerteams aller Schularten ab der fünften Klasse. Mit dabei ist auch diesmal ein Team des Thomas-Mann-Gymnasium in Neustadt. Die Oberstufe hat eine neue Wetter App entwickelt, mit der Sie in diesem Jahr die Jury und das Publikum überzeugen möchte. Der Schulleiter des Thomas-Mann-Gymnasiums, Bernd Giesinger, ist stolz auf die Schülerinnen und Schüler : ,,Ich freue mich sehr über das Engagement dieser jungen Menschen, die ihre Zeit und Kreativität nutzen, um unsere gemeinsame Zukunft zu gestalten.''
Antwort :
Es geht hier um den Jugendliche, der
Es geht hier um den junge Erfinder, der ihr Können zeigen.
Es geht hier um ...
Am gestrigen Abend fegte Sturmtief Charlotte über Deutschland hinweg und legte große Teil des Landes lahm. Mit Spitzengeschwindigkeit von 140 Kilometern pro Stünde sei Charlotte einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre, sagte Meteorologe Andreas Fischer. Insbesondere in Hessen, Nordrhein-Westfallen und im Saarland sind wegen umgestürzter Bäume unzählige Straßen und Bahnstrecken blockiert. Viele Züge konnten gestern nicht mehr weiterfahren und Hunderte Bahnreißende saßen zum Teil bis spät in die Nacht auf freier Strecke fest. In Hessen wurde der Bahnverkehr zeitweise komplett eingestellt. An den Flughäfen Frankfurt, Düsseldorf und Köln/Bonn kam es zu zahlreichen Verspätungen und Flugausfällen. Ankommende Maschinen wurden teilweise zu anderen Flughäfen umgeleitet. Von dort gestaltete sich die Weiterfahrt für viele Reisende allerdings ebenfalls sehr schwierig, Die Aufräumarbeiten laufen derzeit in Anspruch nehmen. Im Moment ist es noch nicht absehbar, wie lange es dauern wird, bis alle Stecken wieder frei sind.
Antwort :
Es geht hier um einem starken Sturmtief, bei den Bäümen umgestürzt sind, die den Bahnverkehr und unzählige Straßen blockiert.
Es geht hier um einem heftigen Sturm, der für Verkehrschaos in Deutschland sorgt.
Soll ich einen Pullover anziehen oder reicht einen T-Shirt? Muss man einen Schirm mitnehmen oder braucht man eine Sonnenbrille? Jedes Smartphone hat heutzutage eine vorinstallierte Wetter-App, aber genaue Wettervorhersagen liefern die meisten nicht. Es gibt aber gute Alternativen. Wer einen zuverlässigen Wetterdienst für sein Smartphone oder Tablet sucht, ist mit der neuen App
Wetterwissen
bestens beraten. Schon in der kostenlosen Version bietet die App umfangreiche Daten zur aktuellen Wetterlage, leicht verständliche Prognosen und Unwetterwarnungen. Der Regenradar zeigt Ihnen genau, wo sich Regenwolken bilden und ob diese in Ihre Richtung ziehen oder nicht. Für 1,99€ gibt es ein Premium-Abo mit zusätzlichem Wetter-Videos und Informationen zu Wintersport und Badewetter. Die App ist in der Premium-version werbefrei, in der kostenlose Version wird am unteren Rand Werbung eingeblendet, die viele Nutzer aber nicht als störend wahrnehmen. Die App punktet außerdem mit einem modernen Design und schafft es damit ganz klar in die Top 10 der Wetter-Apps.
Antwort :
In diesem Artikel geht es um eine Wetter-App, die die aktuellen Wetterlage anzeigt und als werbefreies Premium-Abo über das Wintersport und Badewetter informiert.
Zehn Jahre ist es her, dass sich aus einem scheinbar harmlosen Tiefdruckgebiet schnell und überraschend der gefährliche Sturm Tinka entwickelte, der in Norddeutschland immense Schäden anrichtete und als einer der teuersten Stürme in die Geschichte einging. Den Wetterdiensten wurden damals vorgeworfen, die Entwicklung des Tiefdruckgebietes nicht richtig berechnet und die Bevölkerung nicht rechtzeitig gewarnt zu haben. Obwohl die Messinstrumente immer präziser geworden sind, lassen sich manche Wetterereignisse wie zum Beispiel Gewitter und Stürme nur schwer vorhersagen. Ein Sturm kann von vielen Faktoren abhängig sein und entwickelt sich kurzfristig. Daher kann es passieren, dass die Prognosen völlig verschieden ausfallen, manchmal sogar auch ganz falsch sind. Um dies zu vermeiden, vergleichen Meteorologen möglichst viele Wetterlagen. Je mehr Übereinstimmungen es gibt, desto wahrscheinlicher ist es, dass ihre Prognose zutrifft. Mit einer Trefferquote von etwa 80% kann die Entwicklung eines Sturms inzwischen auch recht gut eingeschätzt werden - aber eben nicht zu 100%.
Tatsache :
unterschiedliche Prognose
viele Faktoren für Sturm verantwortlich
kurzfristige Entwicklung
Resultat :
Daher kann es passieren ..... 100%.
Vergleich der Prognosen zur Feststellung von Übereinstimmung
Antwort :
Da viele Faktoren für die Entstehung eines Sturmes verantwortlich sind und dieser sich ganz kurzfristig entwickeln kann, vergleichen die Meteorologen ihre Prognosen um Übereinstimmungen festzustellen.
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Der Wanderer und sein Schatten
1.
Der Wanderer hat Schatten unter den Augen, wenn er wartet, bis die Malojaschlange, ein schneeloser Winter, ein unverfrorener See, eine in Bodennähe windstille, in 30 Metern Höhe aber bereits deutlich durch das Tal windende Luft und schließlich ein mehrstufiges Auroralicht so zusammenkommen, dass endlich dasjenige passt oder passiert, was ins Bild soll. Das dauert nämlich ziemlich lange, manchmal Jahre.
Alles ist für sich unvorhersehbar, das Zusammenkommen ist äußert unwahrscheinlich. Und es passiert doch. Dann schnell die Kamera zu suchen, zu packen, zu schauen, ob sie einsatzbereit ist, zum See zu fahren, das gelingt nicht, denn so eine Konstellation hält ungefähr 10-15 Minuten an. Ist man da, ist alles andere wieder weg. Man muss also vorher warten. Oder man hat einfach einmal Glück und ist ohnehin zur rechten Zeit am richtigen Ort.
Die Malojaschlange ist in der vergleichenden Meteorologie ein schwerer Fall, denn es gibt sie nur im Oberengadin, sie startet bei Maloja und löst sich oft schon bei Sils Maria wieder auf, man weiß bis heute nicht genau, womit man sie vergleichen soll. Sie hängt an einem Wind, von dem die Meteorologen sagen, er sei verkehrt: warme Luft steigt von den Prägalliern, aus dem Bergell auf und zieht in Bodennähe durch das Engadin, schon in Maloja geht kurz die Energie aus, nicht um weiterzuziehen, aber da kondensiert das Wasser, die Luft hat nicht genug Energie, es zu binden.
Gleichzeitig zieht in höheren Schichten ein trockener, hochalpiner Wind Richtung Italien, dem eben erwähnten Vorgallien. Da bleibt die Luft klar. Die Sonne ist hier so stark, dass sie Wolken auch leicht weglichtet, quasi easy weglasert. Darum stoßen nicht nur Nebel und klare Luft scharfkantig zusammen, sondern zu bestimmten Tageszeiten auch das Licht der blauen Stunde an das Licht der goldenen Stunde. Es ist total verrückt, wer das nicht gesehen hat, meint, das sei alles Photoshop.
In dem Film Clouds of Sils-Maria gibt es eine kurze Passage mit guten Farbaufnahmen aus der Höhe, leider hat man skrupellos Pachelbels Kanon drüber nutellarisiert, man kann das auf YouTube sehen, muss nur den Ton wegdrehen, # maloja snake. Oder gleich besser: Arnold Francks Kurzfilm über das Wolkenphänomen von Maloja (1924), schwarz-weiß, heute herrlich melancholisch zu sehen, weil das Fornotal, das Fextal und die Albignagruppe noch mit geschwollenen Gletschern gezeigt werden.
2.
Et in arcadia ego, notiert Nietzsche unter Nr. 295, die Notiz ist in Sils Maria angelegt worden und Teil von Menschliches, Allzumenschliches geworden. Es folgt eine kurze Beschreibung, die sich vermutlich auf den zweiten großen See, den Nachbar des Silser Sees bezieht, denn es ist vom milchgrünen See die Rede, und milchgrün ist der Silvaplaner See im Frühsommer, wenn der Fexbach/ die Fedacla eine Überdosis mehlig gemahlener Mineralien hineinspült. Diese Milch dünnt meist im Laufe des Sommers wieder aus. Dort will Nietzsche auch die Idee zum Zarathustra gekommen sein. Eine kurze, berühmt gewordene Passage dieser Notiz könnte aber an allen Ufern dort oben geschrieben sein: Links Felsenhänge und Schneefelder, hoch über mir, im Schleier des Sonnenduftes schwimmend, - Alles gross, still und hell. Die gesammte Schönheit wirkte zum Schaudern und zur stummen Anbetung des Augenblicks ihrer Offenbarung: unwillkürlich, wie als ob es nichts Natürlicheres gäbe, stelle man sich in diese rein scharfe Lichtwelt (die gar nichts Sehnendes, Erwartendes, Vor- und Zurückblickendes hatte) griechische Heroen hinein; man müsste wie Poussin und sein Schüler empfinden: heroisch zugleich und idyllisch.
Es muss nicht heroisch idyllisch sein, pastoral reicht auch, schäferhaft oder vormäuerlich, hauptsache in zwar klarer und hoher, aber dünner Luft, die mangels Speicherplatz zwar jedes Licht durchlässt, aber keine Wärme speichert und darum bei allem Möglichen schnell schaudern lässt. Ganz See, ganz Mittag, ganz Zeit ohne Ziel, so dichtet Nietzsche an anderer Stelle.
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Fleisch und Innerlichkeit
1.
So, wie Thomas Vestings Vorstellungen von WASPMedien nicht nur eine Theorie sind oder wie die Assmannsche Theorie einer Mediengeschichte der Exkarnation nicht nur Theorie ist, so ist auch Aby Warburgs Theorie des Distanzschaffens und der Verleibung nicht nur eine Theorie.
Alle haben recht, nur nicht an den gleichen Stellen, also nicht an gleichem Ort und nicht zur gleichen Zeit, nicht im gleichen Monat und nicht zu den gleichen Launen, nicht in gleichen Gesellschaften. Alle entwickeln ihre Theorie aus der Praxis 'ihres' Mediengebrauchs.
Zu allem dem, was die vier unterschiedlichen Autoren schreiben (4? Assmann zählt doppelt und es macht nichts, dass Vesting deren Vorstellungen übernimmt), gibt es Apparate, Routinen und Techniken, an denen passiert, was sie beschreiben. Und es passiert nicht nur ihnen, nicht nur dort und dann.
Etwas schlagworartig gesagt gibt es WASPApparate und Bilder vom Gentleman, die so funktionieren können und so aussehen können, wie sich Vesting die Entwicklung erst westlicher (Griechenland,Rom) dann anglo-amerikanischer Rechtsleitmedien oder den höflichen Gentleman vorstellt. Es gibt Gesellschaften, die markieren ihren Anfang nicht mit einer Tafelgemeinschaft und dem Essen, sondern mit der Schrift und der Lektüre; und so markieren sie auch ihre Leitmedien. Und es gibt andere Apparate und andere Bildern, zu denen Warburg eine andere, nicht parallel laufende, sondern rivalisierende, konkurrierende, kreuzende, vor allem aber vage und polarisierte Geschichte des Subjektes, der Objekte und Handlungen, der Rechte und Bilder erzählen könnte. Vesting bleibt ein Staatsrechtslehrer, der Medientheorie und Mediengeschichte im Dienste des Rechts betreibt und der zum Beispiel Argumente dafür entwickeln will, ob oder wie man Personen wie Elon Musik oder Peter Thiel zügeln und regulieren kann oder nicht. Aus dem heraus wählt er sich sein Material und seine Sekundärliteratur, das ist ja nicht nur legitim, sondern sinnvoll und seine Aufgabe. Aber man sollte seinen Mediengebrauch und seine Bücher nicht isoliert betrachten. Gleiches gilt für Warburg. In einer vergleichen Normwissenschaft, einer vergleichenden Bildwissenschaft oder einer vergleichenden Meteorologie würde man ohnehin über jeden der Autoren nur etwas im Vergleich sagen.
Man könnte aber behaupten, dass vor allem Warburgs Bildprotokolle gegenüber Vestings unprotokolliertem Einsatz von Bildern (in den Buch über Rechtsubjektivität) einen Vorteil haben: Diese Protokolle ermöglichen in ihrer Heterogenität selbst den Vergleich, also die Beobachtungen unterschiedlicher Geschichten und Geographien, Psychen und Gesellschaften. Warburg betreibt selbst schon vergleichende Bildwissenschaft und als Polarforscher sogar auch vergleichen Meteorologie, wenn man so einmal seine Wissenschaft vom Schwanken, Kippen, Schaukeln, Wenden oder Pendeln bezeichnen will. An einer Stelle tauchen unterschiedliche Subjekte und unterschiedliche Bilder auf, dafür sind die Tafeln da: Stellen einrichten, an denen "die Zerstückelung der Welt gesammelt werden kann" (Didi-Huberman) und an denen man heterogenes Material vergleichen und heterogen sein lassen kann. Gemeint ist damit nicht nur, dass der Unterschied auf einer konkreten Ebene liegt, also dass sich etwa Francesco Sassetti von seinem Großvater unterscheidet, weil es zwischen beiden einen gesellschaftlichen Auf- und Abstieg (Meterorologie!) gibt und die florentinische Gesellschaft sich derweil auch geändert hat. Auch auf einer 'abstrakten Ebene' ist Subjektivität hier etwas anderes als da, ihr Wesen hat sich verändert; Warburg gehört zu denen, die auch eine Transformation von Subjektivierung in Individualität diagnostizieren.
Gleiches gilt für Bilder: Nicht nur die Bildformen und die Bildinhalte sind unterschiedlich, auch das Wesen, die Funktion und der Operativität dessen, was ein Bild sein soll unterscheidet sich bei Warburg. An einer Stelle sind es ganz deutlich Polobjekte, deren Aufgabe darin besteht, Polarität zu operationalisieren und dabei etwas zu (ver-)kehren, an anderer Stelle sind es Bilder, ähnlich denen, die Marin oder sogar Legendre beschreiben: Da haben sie nämlich die Aufgabe, eine Abwesenheit zu meistern oder einen Abgrund zu beschirmen. Das Bild unterscheidet sich nicht nur historisch, sondern auch geographisch, psychisch und gesellschaftlich, mal ist es dies, mal das. Ein Bild kann in einer Stadt Florenz unterschiedlich sein, je nachdem zu welchem Zeitpunkt das Bild erscheint, an welcher geographischen Stelle in Florenz es erscheint, welcher oder welchen psychische Zustand das Bild assoziiert und in welcher gesellschaftlichen Stellung es erscheint. Ein Bild kann einmal furios mit Pathos geladen sein und Pathos entladen, einmal nüchtern da stehen. Wenn Warburg überhaupt auf einen allgemeinen Bildbegriff zielt, dann wäre das ein mannigfaltiger, wandelbarer Begriff, der sogar noch an jeder Stelle von dem betroffen ist, was man Bilderstreit nennt. Mit Bredekamp gesprochen: Das Bild bleibt Medium eine Konfliktes, der sozial sein kann, aber nicht sozial sein muss. Es kann auch ein Konflikt um und zwischen Zeiten, Orten oder psychischen Zuständen sei.
Die Warburgschen Protokolle haben auch Nachteile. Dass die Protokolle dem Autor Warburg entgleiten, ist aber Vor- und Nachteil dieser Protokolle. Ein Nachteil ist , dass in Warburgs Arbeiten zwar vieles auch systematisch und begrifflich durchgearbeitet ist. Aber nicht alles - und vor allem entwickelt dasjenige, was nicht so systematisch und nicht so begriffliche durchgearbeitet ist, eine deutliche Konkurrenz und Rivalität zur systematisch-begrifflichen Durcharbeitung. Man kann darauf großzügig reagieren, die Literatur macht das auch, am deutlichsten mit immer neuen Berufsbezeichnung dafür, was Aby Warburg eigentlich von Beruf war. Man kann darauf auch scharf reagieren, es schließt nicht einmal die Großzügigkeit aus; Philipp Ekardt systematische Zugriffe destillieren insoweit einige der Spannungen in den Arbeiten Warburgs.
2.
Am vierten August 1929 führt Aby Warburg nach der Rückkehr aus Rom eine Diskussion mit einem Herrn Vreecken, die in engerem Bezug zu den Staatstafeln, insbesondere zu Tafel 79 steht und in denen Warburg kurz die Bedeutung juristischer Argumente für den Umgang mit der Eucharistie erwähnt. Er bezieht die Tafel und ihren dogmatischen, kanonischrechtlichen Kontext dort auch auf seine Theorie des Distanzschaffens und der Verleibung.
Das ist eine Diskussion, die noch an dem Tag endet, aber sie ist sicher nicht erledigt, schon weil die Eucharistie nichts ist, was für sich stünde. Schon dass Warburg sich damit beschäftigt, hat keine religiösen Gründe, nicht, wenn man solche Gründe als letzte Gründe oder auch Auslöser versteht. Es hat bestimmt auch keine psychoanalytischen letzten Gründe, keine staatsrechtlichen letzten Gründe. Für ihn basiert die Beschäftigung mit dem Opfer und dem Abendmahl auf den gleichen Gründen wie die Beschäftigung mit dem Laokoon und dem Moment, in dem der Leuteschauer und sein Geschlecht verschlungen wird, mit dem Regentanz der Hopi oder aber mit den Erinnerungen an jenen Moment, als seine kranke Mutter in einer Sänfte auf den Calvarienberg bei Bad Ischl getragen wurde und es danach "unvorschriftsmäßige" Wurst und Indianerbücher gab. Man kann den Gründen Namen geben, sie begrifflich zurren, vielleicht ein andern mal. Es sind heterogene Gründe und sie bewegen nicht nur ihn, den Warburg. Auch bewegen sie sich, zeigen sich mal hier mal dort, mal in dem mal in etwas anderem. Es sind keine pantheistischen Gründe, aber man kann sie auch nicht im Dogma der großen Trennung fassen und in einem der Fächer einer ausdifferenzierten Gesellschaft, einer ausdifferenzierten Umwelt und eines ausdifferenzierten Subjektes parken. Das sind Gründe, die auch passieren, sie sind vage und polar.
An dem Tag macht Gertrude Bing mal wieder ihre dichten und fantastischen Randbemerkungen. Ihre Protokolle aus Rom zeigen teilweise, dass sie selbst überrascht darüber ist, was im Petersdom 'so abgeht', wenn dort gefeiert wird. Sie hat eventuell vorher nordalpine Vorstellungen von Heiligkeit, Besonnenheit und Andacht gehabt. Aber in dieser Passage merkt auch etwas von einer Distanz, aus der heraus sie ihre Formulierungen vom "Optimismus der ratio" findet. Sie spricht auf eine Weise von der Notwendigkeit der Passion, als erschiene auch ihr Passion notwendig. Das ist der Sommer, in dem Warburg auch immer wieder von Katharsis spricht und dazu die Geste des Golfspielers und des Harakiris auf Tafel 79 setzt: ein Opfer muss gebracht werden, es kann so oder so geschehen. Sogar eine kathartische und formal gleiche Geste, Schläger- oder Schwertschwung, wird so oder so geschehen. Was Bing Passion nennt, ist nicht nur ein Muster des Pathos und der hoch erregten Leidenschaft. Es ist auch etwas, was durchgeht, auch ein Passieren. Es geht aber auch in solchen Routinen vor, die gleichzeitig besonnen, zumindest auch kontrolliert erscheinen können wie der Schwung des japanischen Golfers und des Samurais.
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