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#suchtmittelabstinent
agatha-abstinent · 8 years
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Tag 667 / Enzephalopathie bei dekompensierter Seelenzirrhose
Beziehungsanbahnungsinternetseite
Wenn ich meine Suchergebnisse filtern will, kann ich das auch nach Lasterhaftigkeiten: Rauchen, Trinken, Drogen.
Das ist es eigentlich super, dass die Alkohol nicht gleichwertig zu den anderen Drogen ordnen, wo er meines Erachtens hingehört. Nur durch diese Differenzierung "Trinken" und "Drogen" kann ich herausfinden, wer wirklich keinen Alkohol konsumiert.
Manche kreuzen an, sie trinken nicht, beantworten aber "Magst du den Geschmack von Bier?" im Fragenkatalog der Internetseite mit "Ja".
Auswahlmöglichkeiten zum Alkoholtrinken bei Einrichten des eigenen Profils: Oft In Gesellschaft Überhaupt nicht Beim Filtern anderer Profile: Oft Manchmal Nie
Der Gesellschaftstrinker befindet sich nach Jellineks Trinktypenmodell in der Alphaphase. Wie oft man trinkend in trinkender Gesellschaft ist, variiert natürlich von Mensch zu Mensch. Mehrmals wöchentlich? Mehrmals monatlich?
Gab es nicht auf dieser Seite früher mal die Auswahlmöglichkeit "gelegentlich"? Was unterscheidet den Gelegenheitstrinker vom Gesellschaftstrinker? Wie oft bieten sich für den einen und für den anderen Gelegenheiten?
In meiner stationären Entgiftung war eine Quartalstrinkerin. Die Diagnose der Alkoholabhängigkeit, die Selbsterkenntnis "Alkoholikerin" wird nicht zwingend von der Trinkhäufigkeit dominiert.
Viele Männer auf Profilfotos mit Bier in der Hand oder ein T-Shirt, Polohemd, Cap mit einem Bierlogo. Hin und wieder wird auch mit Cocktail oder Weinglas posiert.
"Wie ist dein Verhältnis zu Marihuana?"
„Würdest du mit einem Raucher ausgehen?“ „Nein“
„Ist Rauchen ekelig?“ „Ja“
„Ist Trinken ekelig?“ Diese Frage gibt es nicht.
Ich würde mit keinem Trinker ausgehen.
Trotzdem gucke ich mir manche Profile an von Männern, die angeben, in Gesellschaft zu trinken.
Dabei weiß ich ja, was sich hinter dieser Angabe alles verbergen kann. Als ich täglich alleine getrunken habe, war genau dieses Trinkmuster "In Gesellschaft" das, was ich ankreuzte. Kann man doch nicht zugeben, dass man asozial alleine zu Hause trinkt. In Gesellschaft ist gesellschaftsfähig. Nicht trinken, nicht. Und Rauchen auch schon mal gar nicht.
Rauchen sei so 20. Jahrhundert, schreibt einer. Aha. Koksen ist ja auch nicht 80er, nur weil eine Werbung das behauptet. Kiffen ist das neue Saufen, würde ich sagen. Zumindest in Berlin. Macht nicht dick. Kein lästiges Ranschleppen und Entsorgen. Angeblich keine Hanftoten. Warum schreibt nicht mal einer der THC-Abhängigen, mit denen ich zur Entgiftung oder Entwöhnung war, über seine Erfahrungen? Über das, was ihn / sie zum Aufhören bewegte, zwang. Kiffen ist nicht so harmlos. Aber ich fänd es irgendwie konsequenter, logischer, opportuner, Hanfläden, Coffeeshops, kontrollierten Verkauf zu etablieren. Vinothek Craft Beer Bar Whiskey Verkostung „Ein zum Essen korrespondierender Tropfen“ Warum den Geschmack, den Speisengenuss, den Moment, das Gespräch, das Gefühl mit Alkohol beeinflussen? Und wenn da all diese Spezialshops für die Volksdroge Alkohol sind, dann fänd ich Spezialshops für Cannabis legitim. Ich fänd es sogar legitim, wenn in manchen Restaurants Marihuana geraucht wird. Nicht, dass ich da einkehren würde. Und ich bleibe auch dabei: Die Psychiatrieversorgung müsste dem angepasst expandiert werden.
THC geht nur an die Psyche. (So wie ich das sehe.) Alkohol an Psyche und Körper. Gestern erzählte der eine noch mal von der Leberzirrhose seiner Exfrau. Sie sei verreckt. Krepiert. Das sei ein elender Tod. Hätten ihm die Ärzte gesagt. Er war nicht dabei.
Und da dachte ich, ich habe Seelenzirrhose. Der Alkohol hat angefangen, meine Seele zu zersetzen, zu zerfressen, weit bevor meine Leber irreparable Schäden genommen hat. Ich weiß nicht, ob meine alkoholbedingten Seelenschäden alle reparabel sind.
Ich weine meiner Schwester ins Ohr, weil es wieder und wieder und wieder ein Silvester alleine ist wie es ein Weihnachten alleine war und ein Geburtstag alleine und ein Urlaub alleine und ein Museumsbesuch alleine und ein Ikeabesuch alleine. Ich bin so alleine und will aber am liebsten bei AA nur den Schlüssel abgeben und wieder gehen. Da, wo mich welche zu mögen scheinen, wo sie fragen „Wie geht’s, Agatha?“, wo sie meine Frisur kommentieren oder meine Aussage oder wo ich mich identifizieren kann, wenn es um „feine Antennen“ geht, da will ich auch nicht sein, will ich weg, alleine sein, „Ihr seid mir zu viel“. „Gleich bin ich ja auch wieder alleine“, sage ich in der Pause. „Na, wenn wir jetzt alle mitkämen...“ Nee, das will ich auch nicht.
Und meiner Schwester sagte ich: „Vielleicht habe ich ja nächstes Silvester schon ein Kind und bin verheiratet. Dann wäre das das letzte Alleine-Silvester jetzt.“ Und da lachte sie. Und das Lachen fand ich nicht gut, sagte aber nichts dazu.
Mir gehen die Kinder nicht aus dem Kopf, die heute meine Nerven so strapazierten. Matte Stuhl Bild Haus kaputt Ah Blöd Nein Doch Du lügst Spiel nicht mit dem Lass das Geh weg Hör auf
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agatha-abstinent · 6 years
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Tag 1315 / Mit einem Sechserträger Wasser nach Hause
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agatha-abstinent · 7 years
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Tag 900 / Ansuchen, das
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agatha-abstinent · 8 years
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Tag 738 / Ich verlange ja nicht die Umbenennung der WEINmeisterstraße
/ Früher abends
Ich fordere auch nicht, dass alle BIER- jetzt Sommergärten heißen müssen, auch wenn ich dies begrüßen würde.
Ich würde mir wünschen, die Teilnehmer der DBT-Gruppe redeten nicht konsumverherrlichend. "besserer Schlaf, keine Alpträume" Noch nicht, du Idiot! Da spricht die Sucht aus dir, du Hohlkopf! Du kennst das Gefühl nicht, keine Droge zum Einschlafen zu brauchen. Ich lade dich gerne ein, es mal mit Abstinenz zu probieren.
Ich find das ungerecht - warum soll ich mir von jemand sagen lassen: "Ja, wo war denn da die Innere Bereitschaft zur Skillsanwendung?", der es nicht mal mit Abstinenz versucht. Und es macht einen gigantischen Unterschied, wenn man immer im Kopf hat "Wenn das Skillen jetzt nicht hilft, heute Abend werd ich ja meine Tüte rauchen, die hilft mir immer. Die eine Tüte zum Einschlafen, das ist eine gute, erlaubte Tüte."
Ich würde mir wünschen, es stünde überall dran: "Ohne Alkohol und Alkoholaroma". Hätte ich die Zutatenliste der Tim's Mini Brownies lesen sollen, nachfragen beim Rüblikuchen von Reichert? Wieso bin ich da in der Informationspflicht? Ihr erfindet Siegel für Bio, Glutenfrei, ohne Zucker. "Ohne Alkohol und Alkoholaromastoffe" wär ein Qualitätsmerkmal, checkt das keiner?
Mir geht's gerade schlecht. Warum? Weil's mir seit Tagen schlecht geht? Weil da was drin war im Brownie, im Kuchen? Weil ich an der Ecke meiner alten Arbeit vorbeigegangen bin? Weil der Typ in der DBT-Gruppe kifft und nicht rausfliegt? Und würden alle Suchtmittelkonsumenten rausfliegen, säße ich da bald alleine. 4% der deutschen Bevölkerung leben suchtmittelabstinent?
Fuck you, Gesellschaft! Fuck you! Und dann auch noch in Berlin! Die vermeintliche Hauptstadt der alternativen Lebensentwürfe. Aber wo ist Platz für meinen abstinent-alternativen Entwurf?
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/ Später abends
Nach der DBT-Gruppe dieses große Verlangen nach Zucker. Cola, Brownies, Kuchen. Müde, leichte Kopfschmerzen, erschöpft, Antriebsschwierigkeiten. "Dopen", um zu Hause noch Wasser und Klopapier einkaufen zu können.
An der Ecke Weinmeisterstraße verharrt. Den Blogeintragentwurf geschrieben. Nicht die Rückreise antreten wollen. Treppen - unvorstellbar. Umsteigen - grauenhaft. War es dann auch. So viele Leute! Rush Hour
Verharrt. Irre gefühlt, gestört, kaputt, gescheitert. Zwei, drei Mütter mit Kindern gesehen. Zu DER Uhrzeit, 17.30 Uhr etwa, holen die erst ihre Kinder ab. Aus der Waldorfschule? Die sahen alt aus, die Mütter, Anfang 50, faltig, teure Klamotten. Die sahen nicht fröhlich verspielt aus mit ihren Kindern.
So möchte ich nicht sein. Kind jetzt, oder später dann lieber nicht. So alt zu sein, ist nicht schön für das Kind.
Resignationsmoment an der Ecke da. Auch Erinnerungen an die alte Arbeit früher. Manchmal eine oder zwei noch geraucht, bevor ich in den U-Bahnhof ging. Warum eigentlich? Runterkommen? Alleinsein nach Büro mit Leuten, vor U-Bahn mit Leuten? Nicht nach Hause wollen, wo ich ja immer trinken muss? Ja, muss. Nicht anders gekonnt, obwohl anders gewollt. Sehenden Auges in der Abhängigkeit angelangt. Das war an keinem Punkt aufhaltbar. Ich würde nie trinken können wie Iphigenie, wie Editha, wie meine Mutter, meine Schwester.
Die Abhängigkeit hat mich befreit. Hat mich endlich beginnen lassen, zu verstehen, dass ich ein guter Mensch bin. "Und unter den Guten ein besonders Guter." (Tag 336) Und das ab und an fühlen lassen. Die Abhängigkeit hat mich dahin geführt, mit der Hypnose-App entspannen zu können. Das ist eine Gabe. Ein Glück. Manche Menschen sind dazu nicht in der Lage.
Ich habe aus diesem Kackgefühl heraus vorhin an dieser Kackstraßenecke, mit der ich eine Kackzeit meines Lebens verbinde, den Handlungsimpuls "App Hören" ableiten können.
Gefühlt hatte ich mich wie wenn die Grippe losgeht. Glieder, Kopf, Nase, Augen, Kapuze auf, kälteempfindlich, leise gestöhnt in der U-Bahn, an der Discountsupermarktkasse.
Ich habe meine Bedürftigkeit wahrnehmen können und entgegen erster Ideen auf der Kackecke, ach, auf der Treppe von der DBT-Gruppe ja schon, "Heute hilft nur noch Sexchatten", "Heute einen runterholen am Computer", "Heute dieses Problemverhalten ausleben", heute, wo die Mitpatientin von "eins, zwei Gläser Wein entspannen mich", wo der Mitpatient von "bei mir bewirkt es guten Schlaf" (das Kiffen) redeten.
Ich habe da auch im Raum schon gedacht, dass er bemitleidenswert ist, dass er diese große Freiheit, das 100%ige klare Bewusstsein, diese Geistesstufe nicht erreicht, nur erreicht, wenn er abstinent lebt. Mich daran erinnert, dass es nicht (nur) Verzicht auf ein Getränk, ein Kraut, ein Pulver, bestimmte Pillen ist, dass Abstinenz mir zu einer Lebensphilosophie, Lebenseinstellung, zu einer Maxime geworden ist, wie ich es dem skurrilen Chefarzt in Dresden sagte.
Ja, ich bedauere, bemitleide manchmal die, die sich wegballern (nicht die Suchtkranken, die Spaßkonsumenten bedauere ich). Weil ihnen was entgeht. Weil Jugendliche an einem See in Hohenschönhausen, die eine 1,5-Liter-Flasche Cola mit Hartalk gemixt rumgehen lassen, genau wie die süßlich riechende Tüte, bedauernswert sind, so wie ich bedauernswert war, dass ich mit 14, 15, 16, 17 kein so stringent verfolgtes, gepflegtes, mit Freude betriebenes Hobby hatte wie das Besaufen.
Und genau da knüpfe ich jetzt an. Mit Ende 30 hole ich jetzt nach, was einige an Persönlichkeitsentwicklung vor der Volljährigkeit erleben. Ich lerne mich jetzt anzunehmen und wertzuschätzen. Vorhin hatte ich das Verlangen, zu malen. Dann kam aber ein Anruf. Ich könnte mir es aber inzwischen "erlauben" zu malen, ohne dass das Bild MoMA-würdig sein müsste. Noch nicht mal abstinenzblogpostbar müsste es sein. Ich könnte malen um des Malens willen. Dem Zeitvertreib. Der "besseren" (als Chatten), nicht-disfunktionalen Beschäftigung.
Bei der App habe ich so wunderbar entspannt. Die Tränen flossen, gute Ideen gehabt, direkt am Anfang. Mich viel besser gefühlt danach. Aufgestanden, was gekocht. DVD, Telefonat, DVD, jetzt Schreiben und nach dem Telefonat kurz für zwei Minuten doch Chat, dann gleich der Gedanke "Was mache ich hier? Mir wieder schlechte Gefühle abholen?". Ausgeloggt.
Das ist die "magic power of abstinence": So ein trübes, dumpfes, resigniertes Kackgefühl von der Kackecke in mehrere Glücksaugenblicke, Zufriedenheitsmomente, Freude- und Dankbarkeitsempfindungen drehen können. Ohne Stoff! Ohne Chemie. Mit Haustier, App, Entscheidung für den neuen Weg, Innerer Bereitschaft, mit Selbstwirksamkeitserleben.
Ich bin ok. Ich bin gut. Ich bin einzigartig. Ich bin toll. Auch mit Piepen im Ohr. Auch mit Stapeln in der Wohnung. Auch mit ohne Freund. Es ist alles gut.
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Kim Fleckenstein Get Love! Sich selbst lieben lernen mit Hypnose https://www.kimfleckenstein.com/hypnose/apps/
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agatha-abstinent · 8 years
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Tag 537 / Abstinent ist mir nicht eingefallen
Am Tag 488 sollte sich jeder in der Nachsorge ein Adjektiv einfallen lassen, das mit dem ersten Buchstaben des Vornamens beginnt und zu einem passt. Damit wir uns untereinander besser kennenlernen. Damit wir uns gegenseitig anreden oder Bezug nehmen können. Weil das in der Kombi angeblich leichter zu erinnern ist. Also gab es dann den humorvollen Heinrich, die mütterliche Marita und den coolen Chris.
Und was sage ich?
Aggressiv oder ambivalent würde mich charakterisieren. Ich entschied mich dann für ambivalent. Das klingt nicht ganz so negativ. Da stecken ja meine Stimmungsschwankungen mit drin. Und meine gelegentlichen Entscheidungsschwierigkeiten. Meine Wechsel von Selbstbild und Weltsicht. Und von da an war und bin ich in der Nachsorgegruppe Agatha ambivalent. Wir sind das an meinem 488. trockenen Tag in der Sitzung noch mehrmals durchgegangen. Es wurde noch ein paar mal spontan abgefragt wie die anderen heißen. Agatha ambivalent. Das blieb dann dabei.
Und erst, als ich das Gebäude verließ, hätte ich mir in den Arsch beißen können! Man, gerade in der Nachsorge! Wo es doch um Sucht geht! Ich hätte mich doch quasi mit der herausragendsten, für cleane Suchtkranke treffendsten, vielleicht ja auch richtungsweisenden Eigenschaft verbinden können. Da im realen Leben. Vor all den Leuten. Agatha Abstinent ist abstinent nicht eingefallen! Da sieht man mal wie ambivalent ich bin.
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agatha-abstinent · 9 years
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Tag 364 / “Das schaffen die Wenigsten.”
Sagte die Ärztin zu meiner ehemaligen Mitpatientin aus der Reha heute. Zweimal hatten die Mediziner auf der Intensivstation die Frau mit Leberzirrhose und Hepatitis aufgegeben, nicht mehr geglaubt, dass sie die Nacht überlebt, es schafft. Aber darauf bezieht sich die Ärztin mit ihrer Aussage heute gar nicht. Das, was die Wenigsten schaffen, ist die langfristige Abstinenz vom Suchtmittel. Von einem anderen Patienten aus dem letzten Jahr weiß die Internistin, dass er auch noch trocken ist. Mehr nicht. Zwei Patienten also insgesamt.
"Das schaffen die Wenigsten." Sagen die bei den Anonymen Alkoholikern. Ein neues Leben anzufangen mit all dem, was kommt. Sich dem zu stellen. Es nüchtern erleben. Ohne Selbsthilfegruppen schaffen es die Wenigsten.
"Das schaffen die Wenigsten." Trotz Hartz IV. Trotz Doppeldiagnose. Trotz Single. Trotz sozial zurückgezogen. Trotz bisweilen schwieriger familiärer Situation.
"Das schaffen die Wenigsten." Mit so vielen schweren Tagen. Mit all der Gefühlsintensität. Mit Wut, Traurigkeit, Verzweiflung, Angst, Einsamkeit, Selbsthass. Mit all den nicht endenden physischen Beschwerden. Wieder und wieder Antibiotika. Nahrungsmittelunverträglichkeit. Zyklusstörungen. Ohne dass enorme Verbesserungen eintreten bei Gewicht, Haut, Fitness, Ordnung.
"Das schaffen die Wenigsten." Aber wir schaffen es bis heute. Wir schaffen das.
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agatha-abstinent · 9 years
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Tag 231 / Verlängerung
Bei manchen Fußballspielen gibt's Verlängerung. Bei den Wichtigen. Wenn es einen Sieger geben muss. Beim DFB-Pokal-Finale. Beim Champions League-Finale. Beim WM-Finale.
Vielleicht ist das mit meiner Entwöhnungs-Langzeit-Reha auch so ein Finale. Etwas Wichtiges.
Wichtig, dass ich bleibe, um zu bestimmten Ergebnissen zu kommen.
Zu unfertig kann ich nicht vom Platz gehen
Wobei der Abpfiff - egal wann er dann kommt - mir höchstwahrscheinlich immer noch zu früh wäre.
Zwei, drei Mitpatienten haben mich heute ziemlich gut eingeschätzt. Da denke ich: die kennen mich besser als meine Mutti, meine Schwester und gute Freunde. Die wissen mehr von mir als die AAs und überhaupt. Vielleicht würde höchstens der Ex-On-Off-Whatever ein ähnlich umfassendes Psychogramm von mir abgeben können.
Ob es die Verlängerung geben wird, stellt sich erst später raus. Das muss hier diskutiert und dann auch noch beantragt werden.
So grundsätzlich denke ich: lieber Verlängerung als in zwei, drei Monaten ein neuer kräftezehrender Kampf. Lieber hier bis zu einem gewissen Etappensieg zu Ende kämpfen.
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agatha-abstinent · 9 years
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Tag 115 / Gleiche Wichtigkeit für alle
Ich glaube, die mochten mich. Zumindest einige. Ich bin so geil: Geh ich einfach ins Krankenhaus. Dusche mich extra. Renne, um die U-Bahn zu kriegen. Ist mir wohl wichtig: meine Trockenheit, das Meeting, das Krankenhaus. / Die Anonymen Alkoholiker bieten auch Meetings in Krankenhäusern an. Nicht nur theoretische Informationsveranstaltungen. Sondern richtige Meetings. Auch in den Rehakliniken, mit denen ich mich online intensiver beschäftigt habe. Meist einmal wöchentlich. Da bin ich also. In der Suchtambulanz. Als Besucherin. Größtenteils sitzen hier Patienten. Der Rest sind trockene Alkoholiker, die mit AA schon jahrelang vertraut zu sein scheinen. Der Meetingleiter sagt, jede Meldung von einem Patienten habe Vorrang. Wenn sich keiner meldet, erteilt er das Wort den "alten AA-Hasen", den zum Teil ehemaligen Patienten, den lange Trockenen. Die stehen auf seiner Liste. Ich bin weder noch. Vielleicht bin ich zukünftige Patientin, wenn ich mich trocken oder rückfällig aufnehmen lasse. Deshalb gucke ich mir ja den Laden hier auch an. Doch momentan bin ich weder noch. Ich bin nicht lange trocken, aber ich hadere nicht mehr mit der Trockenheit-Entscheidung. Ich lebe suchtmittelabstinent, aber es geht mir trotzdem nicht super. Ich habe den Eindruck, ich bin hier ein wichtiges Bindeglied. Selbst, wenn jemand erst eine einstellige Zahl an Jahren trocken ist, dann wirkt es doch immer so absurd-unerreichbar, wenn man gerade vorvorgestern oder letzte Woche noch druff war und da einer was von dem zufriedenen Leben ohne Alkohol erzählt. So ging es mir zumindest bei informativen Vorstellungsrunden von Selbsthilfegruppen in Krankenhäusern. Ich sage da heute ganz ehrlich in der Runde, dass ich nicht weiß, ob ich das schaffe mit der für-immer-immer-Verabschiedung vom Alkoholtrinken. Aber, dass ich mich entschieden habe, das jetzt einfach mal auszuprobieren und nicht nach zwei, drei Wochen, zwei, drei Monaten wieder einzuknicken. Ein Langzeitprojekt ist das. Und dass mir beim Durchhalten die AA-Chips helfen, berichte ich, und lasse meinen 3-Monats-Chip herumgeben. "Gib es weiter." "Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen." Hochrelevante Pfeiler sind das bei AA. Und ich mache das jetzt hier. Ich teile meine Erfahrung mit den ersten Tagen und Wochen meiner Abstinenz. Ich erzähle, was mir Kraft gibt. Mir ist es wichtig, vielleicht einen oder zwei mit meinen Worten zu berühren. Ich sage hier, was ich denke und bin ganz ich. Mit meinem Abstinenzkampf bin ich authentisch. In anderen Kontexten (Arbeit, Uni, social life) habe ich oft Angst, mich zu offenbaren. Hier darf ich ich sein. Ich bin wichtig. Hier in diesem Meeting. In diesem Moment. An diesem Ort. Ich bin wichtig. Der seit sechs Tagen Trockene ist wichtig, die im Substitutionsprogramm ist wichtig und der seit 24 Jahren Trockene auch. Alle sind gleich wichtig. Geil.
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