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Kiffen (36)
Was habt Ihr bloß mit Eurem Rauchen plus?
Einmal war Mutter sehr böse. Als ich an einem Spätsommerabend nach Hause kam, saß sie im Wohnzimmer und sagte: „Wir müssen reden.“ Worüber wir dann reden mussten, war, dass ich mit meinen besten Freundinnen zum Kiffen rausgegangen war. Also sie hatten gekifft und ich hatte ihnen dabei zugesehen. Das wusste meine Mutter, aber trotzdem: Anderen beim Kiffen zusehen - geht auch nicht.
Mein Interesse am Kiffen hat seit meiner Pubertät nicht zugenommen. Sogar anderen dabei zuzusehen, ist mir völlig egal geworden. Selbst zu kiffen ist für mich so weit weg wie die AfD von einem Islambeirat. lch rauche nicht, ich trinke nicht, da werde ich doch nicht mit so was anfangen.
In den vergangenen Jahren haben Forderungen nach der Legalisierung des Kiffens auch den Mainstream erreicht. Jede Partei, die billigen Applaus will, spricht sich für die Freigabe aus. Aus medizinischen Gründen ist es schon zugelassen, völlig okay, aber das reicht den Befürwortern nicht. Sie wollen den Erwerb für alle erlauben. Klar kann man Kiffen legalisieren, man kann es aber auch lassen. De facto muss man sich ohnehin schon sehr dumm anstellen, um dafür bestraft zu werden. „Herr Wachtmeister, Sie glauben nicht, was ich in meinem Rucksack habe - sieben Kilogramm bestes Gras. Wollen Sie mal ziehen?“
Ich finde, es reicht, wenn sich ein Land auf ein paar legale Drogen geeinigt hat. Da brauchen wir nicht noch weitere. Alkohol und Nikotin richten schon genug Schaden an.
Vielleicht fehlt mir einfach das Bedürfnis nach Entspannung. Diese Kiffer-Zurückgelehntheit gepaart mit vorübergehend eingebildeter Weisheit macht mich aggressiv. Der ganze Vorgang des Kiffens hat etwas Pubertäres - eine Mutprobe, eine dezente Regelübertretung, die einem spätestens mit dem 20. Geburtstag albern vorkommen sollte.
Aber das Gegenteil ist passiert: Der Ruf von Gras ist mittlerweile besser als der von Rauchen. Rauchen ist Grau. Kiffen ist Grün. Neben Wein ist Gras die einzige Droge, die das Ansehen des Konsumenten steigert. Bei Rauchen denkt man an Krebs, beim Trinken an eine sehr hässliche Leber. Beim Kiffen aber an Rebellion.
Um das zu ändern, müsste schon Volker Kauder mit einem Joint erwischt werden.
Sebastian Dalkowski
#sebastian dalkowski#111 dinge#kiffen#rauchen#drogen#kolumne#gras#cannabis#haschisch#pubertät#jugend
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"Die Folgen unseres Konsums werden wir erst dann bemerken, wenn irgendwann der Ozean vor der Tür steht. Bloß ist es dann eben zu spät."
»[...] Verbietet mir, was ich gerne haben möchte, aber besser nicht haben sollte. Anders ist die Welt nicht mehr zu retten.
... | ... Verbote zu fordern heißt, die Fehlbarkeit des Menschen verstanden zu haben. ... | ... Für die Produktion von einem Kilo Kartoffeln braucht man 100 Liter Wasser, für ein Kilo Rindfleisch 15.000. ... | ... Freiwillig allerdings verzichten die wenigsten. ... | ... Gute Vorsätze funktionieren meist nur vorübergehend, danach siegt die Bequemlichkeit. ... | ... Fleischverzicht ist kein Freiheitsentzug. Und es stellt auch keine unzumutbare Härte dar, mit dem Bus statt mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Oder mit dem Fahrrad. ... | ... Verbietet doch einfach Plastikverpackungen da, wo sie nicht nötig sind! Verbietet überflüssige Autofahrten, indem jeder Bürger nur noch das Recht auf eine bestimmte Menge Sprit hat! Verbietet die Neuzulassung von Autos, die einen bestimmten Verbrauch überschreiten! ... | ... Führt ein generelles Autobahn-Tempolimit von 120 ein! Verbietet auf alte Art erzeugten Strom! Macht Ökostrom zur Pflicht! * Und wer sich nicht an die Verbote hält, der wird vor ein Gericht gestellt, genau wie jemand, der Giftmüll im See entsorgt. Verschwendung ist nämlich kein Kavaliersdelikt. Es ist nicht in Ordnung, alles an sich zu raffen, nur weil es greifbar ist. Niemand hat das Recht, sich mehr zu nehmen, als er braucht. ... | ... Jeder Bürger bekommt jährlich ein CO2-Guthaben, das ihm einige Verbrechen gegen die Natur erlaubt, wofür er dann aber andere unterlassen muss. Kaufe ich mir einen neuen Fernseher, oder fliege ich lieber auf die Malediven? Esse ich das argentinische Steak, oder mache ich einen Ausflug mit dem Motorrad? Aufstocken kann man dieses Guthaben nicht mit Geld, sondern nur, indem man etwas dafür tut. Den Wald vor der Haustür von Müll befreien zum Beispiel. Oder von mir aus auch eigenhändig einen Baum pflanzen, statt irgendwo einen pflanzen zu lassen. ... | ... Es geht mir aber um das, was sie schlicht nicht tun dürfen, wenn hier auch in 1.000 Jahren noch jemand leben können soll. ... | ... Was wir als Konsumfreiheit bezeichnen, ist in Wahrheit oft nur als Recht getarnte Bequemlichkeit. ... | ... Dass weniger Konsum funktionieren kann, ohne dass dadurch die Wirtschaft zusammenbricht, davon sind eine Menge kluger Leute überzeugt. ... | ... Was sollte das auch für eine Welt sein, wo es nur läuft, wenn wir möglichst viel kaufen und verbrauchen? ... | ... In einer Welt mit vielen Verboten müssten wir uns keine Gedanken mehr darüber machen, ob das, was wir tun, der Umwelt oder unseren Mitmenschen schadet. Kein schlechtes Gewissen ertragen, wenn ein Fahrradfahrer mit Jutebeutel an uns vorbeiradelt. Wir wären plötzlich viel freier.«
Sebastian Dalkowski | DIE ZEIT | 23.02.2017 | Konsumverhalten - Ich will Verbote! | http://www.zeit.de/2017/07/konsumverhalten-nachhaltigkeit-vernunft-verschwendung-bequemlichkeit/komplettansicht
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#Konsumverzicht#Verbote#Bequemlichkeit#Fleischverzicht#Konsumfreiheit#Sebastian Dalkowski#DIE ZEIT#rsoplink
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Du kannst nicht sagen, die Verlängerung habe sich unoriginell angebahnt.
— Sebastian Dalkowski (@dalkowski) July 2, 2018
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Von Sebastian Dalkowski / 23. Februar 2017 / DIE ZEIT Nr. 7/2017, 9. Februar 2017 / 683 Kommentare
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Dschungelcamp 2017 – Honey Keen und die Bronchitis des Todes
Gold Coast. Zehn Tage später als geplant hat das Dschungelcamp 2017 begonnen. Weil Honeys Grinsen zur Unzeit noch aus dem Weltraum zu erkennen war, steht la famiglia grande vor dem Aus. Von Sebastian Dalkowski
Diese Geschichte erzählt vom Krieg und sie fängt doch mit einem Grinsen an. Es ist ein Grinsen, das seinem Träger binnen weniger Minuten so viel Ablehnung einbrachte wie dem Pressesprecher von Donald Trump einen Tag zuvor. Ein Grinsen, das zu jedem anderen Zeitpunkt keine Folgen gehabt hätte. Weil es aber zum schlimmstungünstigsten Zeitpunkt erfolgte, hat Honey, der Mann mit dem dicksten Hals der Welt, nun eine Menge Feinde. Im Dschungelcamp und auf Twitter.
Mit einem Konflikt, der über eine Majowskische Anzeigenandrohung hinausgeht, war in dieser Staffel nicht mehr zu rechnen. Die Konflikte, die sich das Produktionsteam durch das geschickte Zusammenstellen von Personal so sehr erhoffen, fehlten 2015 und sie zündeten 2016 nur stellenweise. Auch in diesem Jahr war den Teilnehmern an den ersten neun Tagen nicht beizubringen, dass die Zuschauer hier nicht über den neuen Friedensnobelpreisträger abstimmten.
Reibung ist die halbe Miete
“Wenn Reibung entsteht, Kontroversen debattiert werden, Gegensätze aufeinanderstoßen, dann ist das schon die halbe Miete”, verriet uns ein früherer Mitarbeiter der Sendung kürzlich. “Entzug wie der von Nikotin, Alkohol, Bequemlichkeit oder vertrauten Personen besorgt den Rest.” Doch entweder waren die Teilnehmer zu sehr abgezockte Reality-TV-Profis oder aber sie litten mehr an sich selbst als an den anderen Bewohnern – und ließen diese deshalb überwiegend in Ruhe.
Dass es seit Sonntag mit der Ruhe vorbei ist, hat einen Grund, für den RTL keine Verantwortung trägt. Es sollte doch bloß eine Dschungelprüfung werden. Die komplette la famiglia grande sollte antreten. Neun Sterne waren zu gewinnen, wenn sich das Team beim Buchstabieren geschickt anstellte. Einziger Haken an der Sache: Jeder sollte sich in eine Box setzen, aus der nur der Kopf herausschaute. Ehrensache, dass diese Box während des Spiels mit Tierchen gefüllt werden sollte.
Diese Dschungelprüfungen mussten die Stars überstehen FOTO: RTL / Stefan Menne
Honey grinst den Krieg herbei
Doch dazu kommt es nicht mehr. Als sich das Halsstück um Honey schließt, stellt der fest: Zu eng. Er lehnt es ab, an der Prüfung teilzunehmen, die damit auch für alle anderen verloren ist. “Ich denke, die Leute werden das verstehen”, sagt er und dann tut er es – er grinst, anstatt sich ausgiebig für seine Weigerung zu entschuldigen. Er ahnt nicht, dass das Grinsen Kriegsgrund wird.
Wofür Donald Trump einen Pressesprecher hat, dafür braucht Honey nur sich selbst: Vor den Augen der Öffentlichkeit zu lügen, obwohl es alle wissen. Am Tag, an dem die Welt die neue Orwell-Vokabel “alternative Fakten” kennenlernt, baut sich auch der bekannteste Ex-Freund einer GNTM-Gewinnerin im Dschungelcamp eine eigene Realität auf. Eine Realität, in der er nur durch Nichtantritt der Prüfung verhindert, einen qualvollen Erstickungstod zu sterben.
“Wenn bei mir der Hals stranguliert wird, hört es auf.” Der Kragen sei viel enger als bei einigen anderen Teilnehmern. Dazu seine Bronchitis. Sein Hals, der sei ja möglicherweise viel muskulöser als der von Jens und deshalb breiter. Eine Vermutung, der Sonja Zietlow schnell die Grundlage entzieht. Die Kandidaten seien vorher vermessen worden, auch die Kragenweite. Mit seinen 40 Zentimetern liegt Honey ziemlich hinten. Sie tauft ihn auf den Namen “Bronchichi”.
“La famiglia am Arsch!”
Es gibt jene, die Honey die Geschichte abkaufen, die eben jedem seine alternativen Fakten lassen. Marc, Jens, die beiden beruflich Gescheiterten, die nun ihre Ausbildung zum Friedensengel machen. Und es gibt Hanka und Florian. “La famiglia grande – kaputt!”, sagt Florian. “La famiglia am Arsch!”, sagt Hanka.
Nach der Rückkehr ins Camp drängt Hanka zur Aussprache. Honey erklärt sich erneut, Bronchitis, Hals, tralala. Es ist der Honey, der sich im Lager gleich wieder eine Zigarette ansteckt, als handle es sich um ein bisher unbekanntes Medikament gegen Atemwegserkrankungen. Florian fährt ihm dazwischen: “Er soll zum Punkt kommen, das Geschwafel kennt jeder.” Dann kehrt er sein Innerstes nach außen: “Du hast mir die Chance auf ein Erfolgserlebnis genommen, was mich sehr verletzt hast. Ich hoffe, die Zuschauer sehen dein arrogantes Lachen.”
Dschungelcamp: Die besten Sprüche aller Zeiten FOTO: RTL
Ein ganz Schlimmes Lachen
Honey könnte nun durch eine diplomatische Antwort mit der verbalen Abrüstung beginnen, aber er sagt etwas, das selbst unter den Teletubbies eine Prügelei ausgelöst hätte: “Es tut mir leid, dass du das Erfolgserlebnis nicht hattest. Du kannst morgen gerne alleine in die Prüfung gehen.” Hanka hält es nicht mehr aus: “Das ist ja wohl ne Frechheit. Ich stelle mich meinen Ängsten.”
Nachdem Jens seine den Frieden nur bedingt herbeiführende “Rede an die Menschheit” (Hanka) gehalten hat, ergreift Gina-Lisa das Wort. “Viele haben gesagt, nimm dich in Achtung vor dem Honey.” Da habe sie nicht drauf gehört. Nun aber ist sie kurz davor. “Das war ein ganz schlimmes Lachen”, sagt sie.
Nach Abbruch der Verhandlungen nimmt sich Honey Gina-Lisa zur Seite. Er erzählt von seinem Krupphusten, den er als Kind gehabt habe. Bald schon umarmen sie sich. “Ich kann nicht bei jeder Person denken, die verarscht mich nur”, rechtfertigt sie sich gegenüber Hanka.
Hanka ist fassungslos
Fast ist man geneigt, ihr zuzustimmen, fast denkt man: Ach, vielleicht leidet Honey gerade wirklich an den Nachwehen seiner Bronchitis, vielleicht hat RTL seinen Kragen bei der Prüfung tatsächlich enger eingestellt, weil der Sender um seine Anfälligkeit wusste – da entschließt er sich, seine Fitness zu trainieren. Minutenlang zieht er an einem Trainingsseil, das T-Shirt hat er abgelegt. Der Mann, der angeblich krankheitsbedingt kaum atmen kann und deshalb eine Prüfung sausen ließ, trainiert nun seine Fitness. Gina-Lisa ist davon beeindruckt, Hanka bloß fassungslos: “Erklär mir solche Menschen, Florian.” Meine Muskeln sind gewachsen, wird Honey später sagen. Es ist ein Stunt, den weder Trumps Pressesprecher noch Comical Ali gewagt hätten. Honey ist ein Mann, der vor allem eines im Kopf hat: Honey.
Die Zuschauer spüren, dass in den kommenden Tagen noch einiges möglich ist. Sie wählen nicht Deutschlands unbeliebtestes Grinsen aus dem Camp, sondern Nicole Mieth, die Frau, die keine Lücke hinterlässt, sondern bloß einen Schlafplatz. “Waaas”, entfährt es Hanka, als sie erfährt, dass Honey eine Runde weiter ist. Es ist das Votum eines Publikums, das nur noch eines will: Dass dies eine Geschichte vom Krieg bleibt.
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Der Beitrag Dschungelcamp 2017 – Honey Keen und die Bronchitis des Todes erschien zuerst auf Nachrichten von Heute.
Dschungelcamp 2017 – Honey Keen und die Bronchitis des Todes
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Hairy Potter (994)
VON SEBASTIAN DALKOWSKI
Ich lasse mir nicht oft die Haare schneiden. Nur so oft, dass die Frisörin jedes Mal sagt, dass ich mir ganz schön lange nicht mehr die Haare habe schneiden lassen. Was stets so klingt, als wäre ich mit einem dunklen Leberfleck erst nach vier Monaten zum Arzt gegangen.
Jedenfalls gibt es immer diesen Moment, in dem die Frisörin mir den Pony schneidet und die Haare knapp an meinen Augen vorbei nach unten rieseln. Dann muss ich an den Friseur denken, der mir als Kind die Haare geschnitten hat, bis ich ihn irgendwie nicht mehr leiden konnte, und der in diesem Moment des Pony-Schneidens immer sagte, ich solle die Augen zumachen.
Ich weiß deshalb immer nie, ob ich jetzt auch noch die Augen zumachen soll oder ob als Erwachsener die Haare immer nur vorbeirieseln, aber niemals ins Auge, oder ob der Frisör damals nur auf Nummer sicher gehen wollte. Ich will mich ja nicht blamieren vor der Frisörin, ich will aber auch keine Haare in die Augen bekommen.
Ich mache die Augen deshalb immer so halb zu.
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Sebastian Dalkowski interviewt Bernd Begemann auf RP Online
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Wie man einfach verschwindet (567)
VON SEBASTIAN DALKOWSKI
Ich hatte das Gefühl, mich doch noch verlieben zu können.
Das letzte, was von dir verschwand, waren die Schokoriegel, die du mir zum zweiten Treffen mitgebracht hattest. Ich aß sie in nicht mal einer Stunde. Es waren wirklich gute Schokoriegel.
Wann du anfingst zu verschwinden, weiß ich nicht mehr. War es an dem Abend, als wir uns das erste Mal sahen, und ich es nicht wagte, dich zu küssen? War es, als ich dir den Link zu diesem Song schickte, der mich so unglaublich berührte hatte, als ich auf den Fluss geschaut und an dich gedacht hatte, und du meintest, dass das Video bescheuert sei?
Als wir uns wiedersahen, warst du nur noch ein Umriss. Du hattest einige Arme vergessen und Beine und Organe. Wir saßen erst dort, dann saßen wir dort. Nicht weit voneinander entfernt, aber trotzdem nicht nah. Du kautest Kaugummi, ich kaute auf meinen Gedanken. Dann die Umarmung zum Abschied, und wir wussten beide, dass es die letzte sein würde. Ich hab nicht mal mehr gesehen, wie du ins Taxi eingesti
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Hobbys (32)
Frag mich nicht, was ich in meiner Freizeit mache.
Wenn ich aus dem Büro nach Hause komme, falle ich nicht tot ins Bett. Auch ich habe Zeit zu überbrücken, selbst wenn ich noch einkaufen fahre. Ich jogge, ich lese, ich fahre Rad. Nichts davon möchte ich als so genanntes Hobby missverstanden wissen.
Das Konzept „Hobby“ machte in meinem Leben früh auf sich aufmerksam. In jedem Freunde-Buch sollte ich Auskunft darüber geben, welchen Hobbys ich nachgehe. In jeder Fernsehsendung, in denen Kandidaten wie du und ich auftreten, haben diese aufzusagen, was sie beruflich machen und was danach.
Gegen die Aktivitäten habe ich nichts, bloß habe ich etwas dagegen, sie als Hobbys zu bezeichnen. Denn das trifft es nie. Radfahren ist für mich eine fortschrittliche Art der Fortbewegung. Joggen eine reine Notwendigkeit. Lesen eine Leidenschaft. Gerade im letzten Fall klingt „Hobby“ abwertend. Das Wort kommt vom englischen Hobby Horse, dem Steckenpferd. Ein Hobby ist also etwas, das einen nicht von der Stelle bringt. Ein Steckenpferd reiten, heißt: sich einzureden, auf einem Pferd zu reiten. Ein Hobby haben, heißt: sich einzureden, etwas zu tun. Deshalb ist Lesen kein Hobby. Ich verdiene zwar kein Geld damit, aber wert-voll ist es trotzdem beziehungsweise völlig unabhängig davon.
Das Konzept „Hobby“ ist stark mit dem Konzept „Freizeit“ verknüpft. Wenn der TV-Moderator den Kandidaten nicht fragt, welche Hobbys er hat, fragt er, was dieser in seiner Freizeit tut. Was eigentlich heißt: Was tun Sie, wenn Sie tun dürfen, was Sie wollen? Der Feierabend ist die Grenze zwischen dem Leben, das man führen muss, und dem Leben, das man führen will. Der Deal unserer Arbeitswelt ist: Du stellst täglich acht Stunden deine Arbeitskraft zur Verfügung, und weil wir wissen, dass das wirklich öde sein kann, kriegst du sechs Stunden Freizeit, Wochenende und Urlaub, in denen du deinen Hobbys nachgehen kannst.
Dieses Konzept ist Mist, weil Unternehmen eigentlich dafür sorgen sollten, dass Jobs sich immer weniger wie Jobs anfühlen. Freizeit ist auch nur etwas, das sie erfanden, als ihnen klar wurde, dass sie uns die Freiheit nicht geben wollen.
Sebastian Dalkowski
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Die Simpsons (27)
Was dein Bankberater schaut, kann nicht subversiv sein.
Ich gucke die Simpsons immer nur mit. Sitzt jemand vorm Fernseher, und die Simpsons laufen, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass ich mich dazu setze. Ist ja auch gut gemacht. Böse Witze, unverwechselbare Protagonisten, das Infragestellen der USA als moralischer Anführer der Welt, getarnt als Zeichentrickserie für Kinder. Und das aus dem Hause Fox. Ausgerechnet Fox mit seinem ultrakonservativen Fox News.
Vermutlich habe ich auf diese Weise mehr als 50 Folgen mitgeguckt, doch Fan bin ich nicht geworden. Ich habe nie mit Freunden in der Schule über die neue Folge gesprochen, mir nicht das Gesamtwerk aus dem Internet heruntergeladen und den Kinofilm (oder sind es schon mehrere?) habe ich mir auch nie angeschaut. Die Simpsons sind für mich wie die Beatsteaks. Würde ich mir nie ne Platte von kaufen, aber wenn‘s im Radio läuft, pfeife ich mit.
Mein fehlendes Fantum hat nur geringfügig damit zu tun, dass die Simpsons Mainstream sind, also jedenfalls nicht damit, dass sie sich jeder anschaut. Eher mit den Gründen, warum es jeder tut.
Denn in Wahrheit sind die Simpsons nicht böse und nicht subversiv, weil sich schließlich schon jeder darauf eingestellt hat, dass sie böse und subversiv sind. Ein Safari-Park mit wilden Tieren, denen es aber unter keinen Umständen gestattet ist, diesen Park zu verlassen. Fox hält sich diese Serie, um zu zeigen, dass sie auch anders können, so wie vom Sparkassenmitarbeiter bis zum JU-Vorsitzenden alle mit der täglichen Simpsons-Folge demonstrieren wollen, dass sie auch anders können. Dass in ihnen doch ein kleiner Rebell schlummert. Und freitags geht‘s mit Chucks ins Büro (die längst zu Nike gehören).
Überhaupts nichts dagegen habe ich, wenn Leute mit Qualität Erfolg haben und sogar Geld verdienen. Warum soll immer nur Scheiße Profit abwerfen? Aber die Simpsons und ihr Merchandising sind mittlerweile Teil der Warenwelt wie ein Disneyfilm. Wenn du nicht an die Kohle der Leute kommst, mach sie einfach glauben, dass sie kein Produkt erwerben, sondern eine Haltung. Das aber ist nicht subversiv, das ist einfach nur öde.
Sebastian Dalkowski
#sebastian dalkowski#111 dinge#tumblr#blog#kolumne#glosse#simpsons#rebellion#fox#fernsehen#tv#zeichentrick#homer#marge#bart
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Marathon laufen (22)
Mein Körper ist mein Freund, nicht mein Gegner.
Es wurde schlecht, als die Leute anfingen, ihr Hobby als Lebensinhalt zu betrachten.
Vielleicht nicht mit Begeisterung, aber doch von einem gewissen Bedürfnis getrieben, gehe ich dreimal in der Woche nach der Arbeit joggen. Drei Runden um den Stadtrandwohnblock, die nach einer Stunde absolviert sind. Dazu trage ich Laufschuhe, die ich nach einem Beratungsgespräch erworben habe, sonst bloß ein altes T-Shirt und eine Jogginghose, die mehr bedeckt als betont. Ich variiere nicht das Tempo. Ich variiere nicht die Streckenlänge und die Strecke schon gar nicht.
Das Schöne am Laufen ist, dass ich danach immer weiß: War ne gute Idee, Kopf ist wieder frei, Leben kann weitergehen.
Leute sehen das anders. Ich begegne ihnen nicht auf meiner Strecke, denn die ist ihnen viel zu öde. Aber ich begegne ihnen bei der Arbeit, wenn sie davon erzählen. Ich begegne ihnen auf Facebook, wo sie ihre mit Zeitmessungen verzierten Fotos posten. Und ich begegne ihnen, wenn ich sie mit dem Auto überhole. Leute, die nicht einfach laufen wollen, denn das wäre einfach zu einfach.
Das Laufen ist für sie keine Ausgleichstätigkeit, sondern ein Kampf, den sie gewinnen müssen. Nicht mal so sehr gegen andere Läufer, sondern gegen ihren eigenen Körper. Denn der ist nicht das Vehikel, mit dem sie ein besseres Gefühl erlaufen, sondern vor allem ein Hindernis, das der nächsten Bestleistung im Weg steht und deshalb permanent überwunden und ausgetrickst werden muss.
Durch Steigerungsläufe, durch eine Uhr, die jeden Schritt und jeden Herzschlag misst, durch Hosen für den nächsten Bobbahn-Weltrekord, durch Energieriegel von 4000 Kalorien pro Biss, durch Schuhe aus der Raumfahrttechnik. Und dann bitte noch ein Höhentrainingslager in den Anden.
Und das alles dient nur einem Ziel: endlich einen Marathon zu laufen. Und danach: noch einen. Und danach: jeden Monat einen. Und danach: nur noch von Marathon zu Marathon denken. Aus dem Gelegenheitsraucher ist ein Heroinjunkie geworden, so dürr, dass man fürchtet, gleich bricht er in der Mitte entzwei.
Das Problem sind ja nicht die Drogen. Das Problem ist, dass sie am Rest deines Lebens nichts ändern.
Sebastian Dalkowski
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Rockpalast (17)
Wir haben nicht mehr das Jahr 1853.
Nicht richte ich mich gegen Kameramänner, Kabelhilfen und Redakteure, nicht gegen Rockmusik und schon gar nicht gegen Live-Musik - doch richte ich mich gegen die Idee „Rockpalast“, wobei „richten gegen“ schon zu hart ist. Mich hat die Idee bloß nie überzeugt.
Achso, Rockpalast, das muss ich wohl erklären. Eine Sendung im WDR, erdacht in den 70ern, die wöchentlich in der Nacht zu Montag Konzerte aus der Konserve zeigt, eher Sophie Hunger statt DJ Bobo, eher Selig statt Max Giesinger. Der Name Rockpalast ist nicht nur Behauptung, sondern Auftrag.
In einer Zeit, die vor meiner lag, mag die Idee sinnvoll gewesen sein. In einer Zeit vor dem Internet, vor dem Musikfernsehen gar (auch schon wieder abgeschafft!), waren die Möglichkeiten begrenzt, alternative Musik zu entdecken. Okay, auch ich sah ein bis zwei Konzerte im Rockpalast, als ich noch keinen Internetanschluss besaß. Das müsste mein halbes Leben her sein. Wir tippten mit zitternden Finger SMS in unsere Nokia-Handys.
Jetzt konsumiere ich: Spotify, Youtube, Internetradio, All Songs Considered. Warum soll ich mir noch ein Format anschauen, das schon immer die Schwäche hatte, nur eine Aufzeichnung zu sein? Die Aufzeichnung eines Live-Konzerts ist nicht die Übertragung eines Live-Konzerts und selbst die Übertragung eines Live-Konzerts ist nicht die Anwesenheit bei einem Live-Konzert. Live-Konzert zu Rockpalast verhält sich wie Sex haben zu Porno gucken.
Nun weiß ich nicht, welche Folgen mein Desinteresse haben sollte, das auch ein Desinteresse anderer Menschen unter 50 widerspiegelt. Jedenfalls sehe ich die Rockpalast-Mitarbeiter auf Festivals, und es sind viele Leute, was im Prinzip richtig ist, denn wenn man es macht, dann bitte richtig. Es ist aber so, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach meinem Verständnis dort einspringen sollte, wo es sonst niemand tut. Zum Beispiel ist der Journalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk dem im Privatfernsehen, falls es dort überhaupt Journalismus gibt, um Meilen überlegen.
Aber Musik fernab des Mainstreams hat heute so viele Plattformen und der Rockpalast ist eine der unwichtigsten geworden. Die Leute fahren ja auch nicht mehr mit dem Pferd zur Arbeit.
Und jetzt bitte ein 13-minütiges Gitarrensolo, wir müssen alle mal Bier holen.
Sebastian Dalkowski
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FC-Bayern-Hass (12)
Du trägst doch selbst heimlich Lederhosen.
Ich hätte wirklich allen Grund. Die Bayern haben meinem Verein Lothar Matthäus weggekauft, Stefan Effenberg, Patrick Andersson, Marcell Jansen und Dante. Jetzt graben sie auch noch am Sportdirektor rum. Doch gehasst habe ich den Verein, der wirklich kein sympathischer ist, nie.
Da muss irgendwas falsch gelaufen sein, bei meiner Geburt schon. Als Fußballfan ist es Pflicht, den FC Bayern nicht nur nicht zu mögen, sondern als Gesamtmachwerk aus vollem Herzen abzulehnen. Diese Bonzen. Dieses Hollywood. Der Hoeneß war doch viel zu früh ausm Knast. In der 94. Minute schießen sie noch das Siegtor. Sie kaufen die besten Spieler der Konkurrenz und setzen sie dann im November mit einer Wolldecke für immer auf die Bank. Den Schiri haben sie sowieso gekauft.
Aufhören, bitte. Hass macht hässlich. Was soll überhaupt dieses Gefühl, das die letzte Zuflucht der Geschlagenen ist?
Richtig ist, dass Hass nie rational ist, aber manchmal doch gerechtfertigt. Der Hass auf den FC Bayern aber hat ausschließlich Ursachen, die nichts über den FC Bayern aussagen, aber alles über den Hassenden.
Meine unsteile These, im Range einer Tatsache: Es ist schlicht der Erfolg der Bayern. Aber was sollen sie machen? Mit zehn Mann beginnen? Neuer die Arme auf dem Rücken fesseln? Die drei besten Spieler am Ende der Saison verschenken? Ganz genau, würde dein Verein so machen.
Weil man den Bayern aber schlecht Erfolg vorwerfen kann, schiebt der Hassende einen anderen Grund vor. Die Art, wie der Erfolg zustande kommt. Dass die irgendwie anrüchig ist. Dabei hat kein Großsponsor die Bayern aufgepumpt - Hallo Leipzig! Hallo Hoffenheim! Hallo Wolfsburg! In der Bibel steht auch nicht: „Und Gott sprach: Bayern München werde auf ewig Deutscher Meister.“ Einen Bayernbonus gibt es auch nicht. Der neidzerfressene Fußballfan nimmt die Ungerechtigkeit eben nur aufmerksamer wahr, wenn sie den Bayern zugute kommt.
Find dich damit ab: Die Bayern haben eben ein verdammt großes Geschlechtsteil, und das lassen sie nicht in der Hose, nur weil dein Verein so ein kleines Ding hat.
Die wahrste aller Wahrheiten ist ja, dass wir ohne die Bayern international gar nichts zu melden hätten. Der letzte Europapokal-Gewinn einer deutschen Mannschaft, die nicht Bayern hieß, liegt zwanzig Jahre zurück. Dir bleibt nichts anderes übrig, als dich im Europapokal mit den Seppels zu freuen. Das ist das schlimmste, oder?
Sebastian Dalkowski
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Vinyl (7)
Platter geht‘s nicht.
Der Mann, der sich seit 33 Jahren als mein Vater ausgibt, hat im Wohnzimmerschrank ein Ding untergebracht, das genau mein Ding sein müsste. Auf einer sehr teuren Stereo-Anlage steht ein sehr teurer Schallplattenspieler. Aber nicht nur, weil unser Musikgeschmack eher so mittel übereinstimmt, mache ich mir selten die Mühe... musste ich jetzt 45 oder 33... schon keine Lust mehr.
Musik ist mir überhaupt nicht egal. Ich vermeide es, schlechte oder auch nur mittelmäßige Musik zu hören. Ich nehme mir auch Zeit, um Musik zu hören. Manchmal höre ich sogar nur Musik und tue dabei nichts anderes, außer natürlich nachdenklich aus dem Bahnfenster zu schauen, wenn Coldplay läuft (selbstverständlich nur das Frühwerk). Doch der Fetisch des Trägermediums ist mir immer fremd geblieben. Ich kann Musik über die billigsten Kopfhörer auf dem MP3-Spieler hören, über die Lautsprecher eines Handys oder über ein UKW-Radio und das löst in mir dieselben Gefühle aus, als würde ich mir den Song auf Vinyl anhören in einem Raum mit Erker.
Ich verstehe Leute wie meinen Vater, die mit Schallplatten aufgewachsen sind. Aber ich bin in den 90ern aufgewachsen, und deshalb sind CDs mein Vinyl. Ihr Geburtsjahr aber hat Hunderttausende Menschen in meinem Alter nicht davon abgehalten, einer Religion beizutreten, deren einzige Botschaft lautet: Willst du viel, hör Vinyl.
Aber warum bloß?
Den Quatsch mit der überlegenen blubblubblub wärmeren Soundqualität glaube ich nicht. Die wenigsten von uns haben überhaupt so geschulte Ohren, um den Unterschied hören zu können, falls es überhaupt einen gibt. Es ist der Irrglaube, die Wertigkeit eines Trägers habe mit der Wertigkeit des Getragenen zu tun. Der Gedankenabgang geht ungefähr so: Das kann doch nicht gut sein, wenn wir die Musik nicht mal mehr in der Hand halten können. Wenn sie von irgendeinem Server in den USA kommt. Unsere Vorfahren haben sich noch mit Schallplattenspieler ans Lagerfeuer gesetzt.
Deshalb setzen sie der Verflüchtigungs-Hysterie schweres, schwarzes Plastik entgegen. Sie binden ihre Musik an einen Mühlstein, auf dass sie ihnen nie entschwinde. Ihr ganzes Leben besteht schon aus Einsen und Nullen, sie hängen selbst dann an ihrem Handy, wenn sie nur wissen wollen, wie man einen Nagel in die Wand schlägt. Keine fünf Sekunden an der Ampel halten sie aus ohne Ablenkung. Die Schallplatte ist ihre letzte Möglichkeit, sich einen Analogrest zu bewahren. Ungefähr aus demselben Grund kaufen sie uralte Holztische.
Für einige Tage war ich auch mal dem Wertigkeits-Kult verfallen, und so ersteigerte ich bei Ebay einen tragbaren Schallplattenspieler. Was praktisch war, weil ich ihn schnell wieder nach draußen tragen und an die Straße stellen konnte, als ich feststellte, dass die Lautsprecher nicht funktionierten. Seitdem kompensiere ich mein verzweipunktnulltes Leben, indem ich gebrauchte CDs im Internet kaufe und darauf hoffe, dass jemand mit Edding seinen Namen auf die Rückseite der Hülle geschrieben hat.
Sebastian Dalkowski
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Bartwuchs (2)
Mach das Gestrüpp weg, du bist nicht der Weihnachtsmann.
Gestern sah ich einen Musiker von 29 Jahren auf einer Bühne stehen, der kein Gesicht hatte. Also ein Gesicht hatte er vermutlich schon, aber er trug einen Vollbart, in dem er einen Storch hätte schmuggeln können. Und deshalb waren die Augen das einzige, was ihn als Menschen auswies. Auf dem Rückweg sah ich im Schaufenster von Tchibo auf einem Plakat einen Mann, der den Spaßfaktor des Frühjahrsputzes betonte. Er war jung. Er trug einen Vollbart.
Als der iranische Fußballprofi Ali Daei und sein Schnurrbart 2002 die Bundesliga verließen, musste auch der letzte Mann unter 40 einsehen, dass Bartwuchs etwas war, das man den Älteren überließ. Weihnachtsmännern, Philosophie-Lehrern, Grünen-Urgesteinen. Unter den Jungen trugen nur noch jene Bart, die sich den Schmuckband von Herr der Ringe ins Regal stellten und ein Leben ohne Wacken für unmöglich hielten. Haare gehörten auf den Kopf, nicht ins Gesicht.
Doch dann machte der Hipster zuerst den Schnurrbart wieder gesellschaftsfähig – wenn er auch mit Ironie zu tragen war – und schließlich den Vollbart in all seinen Abstufungen. Und das mit vollem Ernst. Nun habe ich bei jedem von Studenten der Geisteswissenschaften aufgesuchten Konzert das Gefühl, die Gewerkschaft der Holzfäller haben sich zu einem Ausflug verabredet.
Woher genau kommt diese Trend zur Gesichtsbedeckung? Besinnt sich der Träger zurück auf den Urmenschen in uns allen? Will er Individualität vortäuschen, anstatt sich um sie zu bemühen? Schämt er sich für seine Siebenundzwanzigjährigkeit? Möchte er die Weisheit nicht mit Löffeln fressen, sondern in seinem Gesicht sprießen lassen? Möchte er sicherstellen, im Falle plötzlichen Hosenverlusts immer einen Ballen Wolle bei sich zu tragen?
Auch ich trage manchmal Bart. Einen Ansatz von Bart. Nicht, weil ich mein jugendliches Gesicht verbergen, nicht, weil ich tiefsinnig wirken möchte. Sondern einfach, weil Rasieren nervt. Wenn das wieder einmal erledigt ist, fühle ich mich, als hätte ich eine Maske abgelegt. Lieber sehe ich wie 23 aus als wie ein Idiot.
Sebastian Dalkowski
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Die Richtlinie der Schande (987)
VON SEBASTIAN DALKOWSKI
Die EU-Richtlinie 2001/51/EG hält Flüchtlinge davon ab, das viel günstigere Flugzeug zu nehmen, anstatt über den lebensgefährlichen Land- und Seeweg einzureisen. Die Richtlinie besagt, dass Fluggesellschaften die Kosten übernehmen müssen, wenn sie eine Person ohne Visum in den Schengen-Raum fliegen, die keinen Anspruch auf Asyl hat. Also fliegen die Fluggesellschaften niemanden ohne Visum. Ich mache den Fluggesellschaften keinen Vorwurf. Fluggesellschaften machen keine Politik. Politiker machen Politik.
Und wir derweil? Wir diskutieren darüber, ob Zeitungen Bilder zeigen dürfen, die die Folgen dieser Richtlinie zeigen. Dass die Motive dieser Zeitungen nicht selbstlos sind (Überraschung: Zeitungen handeln niemals selbstlos), gibt uns eine Rechtfertigung, die Veröffentlichung abzulehnen. Dabei wollen wir die Bilder bloß aus unseren Köpfen haben. Wir zeigen mit den Fingern auf die, die die Schande zeigen. Nicht auf die, die die Schande verursachen.
Aber hey, die besuchen immerhin Asylheime.
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