#satz des tages
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How to be myself at last - Chapter 1
Oh mein Gott eine Fanfiction :O Trans!Fips my beloved einfach. Ich hab solche brainworms davon. Also I am projecting. Danke an @neonmice für den headcanon und das gemeinsame brainstorming und @mono-socke fürs durchlesen und so wheeeee
Summary: Fips war einer von fünf Brüdern, auch wenn es anfangs nicht ganz so offensichtlich war.
It's also on AO3 Read the other chapters: 1 - 2 - 3 - 4
Kapitel 1 - Einfach anders
Eigentlich war es ein normaler Tag gewesen.
Na ja, so normal wie es für Geschwister mit magischen Fähigkeiten im 16. Jahrhundert sein konnte. Doch die Experimente und Qualen durch die Nonnen und ihre Brüder schon längst zum Alltag geworden. Sie selbst war eher mit dem Alltag in der Küche vertraut. Mit was auch sonst.
Es war auch nichts Außergewöhnliches passiert. Dass Zeke sie und die anderen nervte und aufzog, war schon lange keine erwähnenswerte Neuigkeit mehr. Bei jedem der Geschwister fand er etwas, über das er lachen konnte. Ob es nun Rhuns Zahnsammlung, Eos’ Obsession mit dem Mond, Klaus’ Beschützerinstinkt oder Phillis’ Angst war, schien irrelevant zu sein. Hauptsache, Zeke hatte etwas zu Lachen. Jedoch genau das war doch das Problem. Er nutze alles für einen Lacher.
Als die Nonnen verkündeten, dass die Brüder heute gegeneinander ihre Kräfte testen sollten, dauerte es nicht lange, bis ein Kommentar von Zeke kam. „Und du kannst ja vielleicht gegen die ganzen Fliegen in der Küche antreten und sie wegschleudern, wird bestimmt auch spannend.“
Phillis konnte noch gar nicht antworten, da waren die anderen vier schon auf dem Weg in den Keller. Wieder einmal stand sie allein im Zimmer. Ihre Augen begannen zu brennen, als sich die Bedeutung seiner Aussage richtig registrierte. Sie wusste ja, dass ihre Kräfte einfach nicht gegen die ihrer Brüder ankamen. Trotzdem war es nicht schön, daran erinnert zu werden. Sie blinzelte schnell die Tränen weg, die führten dann doch oft nur zu mehr Schikane als Mitgefühl. Außerdem musste sie sich beeilen, jede Minute zu spät bedeutete mehr und noch mehr Arbeit. ~~~ Am Ende des Tages nach dem Essen und dem abendlichen Gebet saß Phillis stillschweigend auf ihrem Bett. In letzter Zeit waren die Schikanen der Nonnen extremer geworden, was ihrer Psyche immer mehr zusetzte. Und das aufgeregte Gespräch ihrer Brüder über die Kämpfe des Tages halfen nur bedingt. Plötzlich lies Zeke sich neben sie fallen und riss sie aus ihren Gedanken.
„’schuldigung wegen vorhin.” Hinter der Entschuldigung stand ganz sicher Klaus. Der war schon immer am einfühlsamsten. Außerdem schaute dieser so auffällig unauffällig wahllos durch den Raum. Trotzdem fiel ihr durch die Worte zumindest ein Kieselstein von Herzen.
Zeke klopfte ihr auf die Schulter: “Is‘ ja klar, dass deine Kräfte als Mädchen einfach nich‘ so stark sind. Dafür kannst du trotzdem richtig viel, mach dir da keinen Stress.”
Gut, der Kieselstein wurde durch einen Felsen ersetzt. Persönliche Grenzen waren nun doch meist nur ein Vorschlag für Zeke und mussten nicht unbedingt beachtet werden. “Mh…”
“Super!” lächelte Zeke und stand auf. Phillis’ Blick folgte ihm und landete schnell auf Klaus, der sie nun intensiv ansah. Sie rang sich zu einem Lächeln durch, dass sich mehr nach einer Grimasse anfühlte, und hoffte, dass es genug sei. Klaus wendete zufrieden seinen Blick ab und setzte sich auf das Bett der Brüder.
Mit der Zeit kehrte Ruhe im Zimmer ein, schließlich war der Tag anstrengend gewesen. Nur Phillis wand sich in ihrem Bett hin und her. Weder ihr Körper noch ihr Gehirn wollte sich beruhigen. „Deine Kräfte als Mädchen sind einfach nich‘ so stark ” Dieser Satz ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Wobei, im Endeffekt war es nur ein Wort.
„Mädchen”
Das war doch das Problem. Schon immer wurde sie anders behandelt als ihre Brüder, nur wegen ihres Geschlechts. Eigenes Bett, andere Kleider, andere Aufgaben, andere Vorschriften und Erwartungen. Wieso konnte sie nicht einfach sein wie ihre Brüder? Nichts an ihrer Weiblichkeit gefiel ihr.
Vor allem seitdem die Körper der Geschwister begannen sich zu ändern wurde es immer schwieriger. Was würde sie nicht geben, um so wie ihre Brüder zu sein. Doch wie nur?
Entschlossen stand sie auf. Solche Gedanken waren doch Unsinn. Sie sollte einfach ins Bad gehen, ein bisschen kaltes Wasser würde bestimmt helfen.
Im Bad angekommen blickte sie direkt in den Spiegel. Leere Augen starrten zurück. Langsam wanderte ihr Blick über ihre langen, schwarzen Haare, dir ihr immer ins Gesicht fielen. Weiter an den weichen Gesichtszügen, den runden Wangen und dem auffallend flachen Hals entlang. Das komplette Gegenteil ihrer Brüder. Ihr Blick wanderte über ihren restlichen Körper. Die Schlafkleidung verdeckte nur ansatzweise ihren inzwischen stark von ihren Geschwistern abweichenden Körperbau.
Zu weich, zu rund, zu anders. Einfach nur falsch. Zu weiblich, zu schwach, zu komisch. Einfach nicht richtig.
Langsam kochte Wut in ihr auf. Wieso nur wurde sie als einziges Mädchen geboren? Wieso nur konnte sie einfach nicht sein wie die anderen? Die waren stark. Und richtig. Und…
Männlich. Im Gegensatz (?) zu ihr.
Dieser letzte Gedanke, diese letzten Worte war wie der Auslöser, der die Wut an die Oberfläche brachte. Und ihre Faust gegen den Spiegel.
Bam.
Das war das Problem.
Bam.
Das war der Grund für all ihre Probleme.
Bam. Bam. Bam.
Sie war einfach ein Junge.
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Alles was war – ein Blick in den Rückspiegel
Nun sind wir also auf der Zielgeraden. Und damit – und weil es sich zeitlich gerade fast perfekt ausgeht – möchte ich euch heute dazu einladen, auf das vergangene Jahr meines Lebens zurückzuschauen. Etwaige Parallelen dürft ihr danach selbst ziehen. Also, macht es euch bequem, nehmt euch ein paar Snacks – und los geht’s.
Winter 2023
„Das mit uns, das passt einfach nicht mehr.“
Diesen Satz glaube ich am Rosenmontag des vergangenen Jahres aus dem Mund des Mannes zu hören, der mir um 8.15 Uhr in unserem gemeinsamen Wohnzimmer gegenübersitzt. Auf der Couch, die er selbst bezahlt hat, und die er nie leiden konnte, weil lila keine schöne Farbe für ein Sofa ist. Trägt den dunkelblauen Mantel, den wir wenige Monate vorher noch gemeinsam in einem Designer-Outlet kurz hinter der holländischen Grenze gekauft haben. Dazu den unverhältnismäßig teuren Pullover, den wir vierzehn Tage zuvor gemeinsam in München gekauft haben. Auf der äußersten Kante sitzt er, als ob er nur zu Besuch wäre, guckt mich mitleidig an, und ich denke, nein, das kann nicht sein.
Du träumst.
Das hat er gerade nicht zu dir gesagt, der Mann, mit dem du seit sechzehn Jahren zusammen und seit zehn Jahren verheiratet bist. Der noch vor zwei Tagen auf der größten Karnevalsparty der Stadt mitten auf der Tanzfläche eine Knutscherei mit dir angefangen hat, die wir anschließend daheim fortgeführt haben. Und waren wir nicht erst gestern noch gemeinsam auf einem Kindergeburtstag? Nein, so ein Blödsinn, das hier, das passiert hier gerade nicht wirklich. Totaler Bullshit.
Und während ich noch darauf warte, dass dieser absurde Traum endet, fällt schon hinter ihm die Tür ins Schloss. Instinktiv schaue ich auf die Uhr: 8.32 Uhr. Siebzehn Minuten hat er für die Aktion gebraucht. Aha. Na dann.
Eine Stunde später setze ich mich an den Laptop. Homeoffice. Meine beste Freundin fragt an, ob wir später zum Karnevalsumzug wollen. Ich rede mich darauf raus, dass ich heute keine gute Gesellschaft sei.
Am Abend kommt er nach Hause. Ich setzte das Kind vor den Fernseher, folge ihm ins Schlafzimmer, wo er anfängt, eine Tasche zu packen. Ich frage ihn, ob das ein Scherz war. Nein, sagt er, kein Scherz. Er bleibt dabei.
Also koche ich das Abendessen, während er in den Keller zieht. Decke den Tisch, wir essen gemeinsam, räumen anschließend zusammen auf. Er bringt unsere Tochter ins Bett.
Anschließend sitze ich allein auf der Couch, starre meinen Ehering an. Rufe ihn im Keller an, frage, ob das jetzt wirklich meine neue Realität sein soll. Er bejaht. Ich lege auf und telefoniere anschließend zwei Stunden mit meinen Eltern.
Hello Darkness, my old friend, denke ich, als ich ins Bett gehe.
Und nun?
Die vier Wochen darauf sind die schlimmsten meines Lebens. Ich lebe unter einem Dach mit einem Mann, der noch konsequenter als zuvor alles hinter sich stehen und liegen lässt. Wohne einem Gespräch bei, in dem meiner Tochter von ihrem Vater erklärt wird, dass Mama und Papa sich nicht mehr liebhaben. Stimmt nicht, denke ich, nur du hast mich nicht mehr lieb. Ich hab dich lieb, vielleicht lieber, als jemals zuvor, bleibe aber stumm.
Ende März komme ich von einem sehr späten Pressetermin nach Hause, als meine Mutter anruft und mir sagt, dass mein Opa gestorben ist. Sie selbst wird eine Woche später operiert, weil sie wieder Krebs hat. Meiner Schwester steht ebenfalls ein größerer Eingriff bevor. Ja, sonst noch was, du Scheißjahr?
Zwischendurch bleibt mir die Flucht in die Münster-Storyline von Aww. Wenn gar nichts mehr geht, häufig nachts, und ich nicht weiß, wohin mit meinen Gedanken und Gefühlen, schreibe ich die Liebesgeschichte zweier Medizinstudenten auf. Habe Angst vor der Berlin-Timeline, aber die hat ja noch Zeit. Die wird mich schon früh genug einholen, wie ich annehme. Genauso wie mein reales Leben.
Anfang April hat er endlich eine Wohnung, und nach fast sechs Woche, in denen wir im eigenen Haus wie Falschgeld umeinander rumgelaufen sind, werfe ich ihn endgültig raus. Er zieht innerhalb von zwei Stunden aus. Zum Abschluss kommt er noch einmal ins Esszimmer und fragt, ob er den Fernseher – der mir gehört – mitnehmen darf. Ich stehe am Rande einer Existenzkrise.
Und dann ist er weg.
Sommer 2023
„Dein Zimmer ist leer wie die Stadt am Sonntagmorgen“, singen Fettes Brot Anfang Mai in der Halle Münsterland. „Schön wär’s“, raune ich meiner Freundin zu, die neben mir steht, und die lacht. Denn ja – schön wäre es.
„Ich ziehe nicht einfach die Tür hinter mir zu“, hat er gesagt – und dann genau das getan.
Die ersten Monate des Frühlings bis in den frühen Sommer hinein bin ich also damit beschäftigt, hinter ihm her zu räumen. Und was mich zuerst noch nervt, wird bald zu einem absurden Hobby: seine Bachelorarbeit? Scheinbar uninteressant, weg damit. Kaufvertrag unserer ersten Küche? Müll. Hochzeitsbilder? Ciao, ein paar wenige hebe ich für unsere Tochter auf. Ah, schau an, unser Bausparvertrag, den kündige ich doch mal direkt.
Irgendwann bin ich fertig. Kurz vor der Schlüsselübergabe – meine Eltern sind unsere Vermieter – rufe ich ihn an und bitte, mit dem Sprinter aus der Firma zu kommen und den Müll mitzunehmen. Ich hätte da ein wenig aussortiert.
Er kommt, lädt ein. Und schaut mich anschließend mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Kommst du mit zur Müllverbrennungsanlage?“ – „Äh? Nein?“ – „Äh, doch? Das ist nicht nur mein Müll? Na gut, denke ich, einfach auch deshalb, weil mir die Kraft für irgendeine Diskussion fehlt. Also gesagt, getan, wir fahren gemeinsam zur Müllpresse. Unsere Tochter sitzt in der Mitte, trägt ihr Prinzessin Elsa Kleid und isst Quarkbällchen. Wenn das hier eine Serie oder ein Film wäre, denke ich, würde ich sofort umschalten.
Und dann fliegt alles, was ich aussortiert habe, in die Müllpresse. Wir reden nicht, wir werfen. Im Gegensatz zu ihm weiß ich, was er da wegschmeißt. Und so fliegen sie, die Kirchenblätter unserer Trauung, die Menükarten, die Reiseunterlagen vergangener Urlaube, die Babyschlafsäcke unserer Tochter, die Steuerunterlagen aus dem Jahr 2010.
Es ist absurd. Und befreiend.
Im Juni fliege ich für eine Woche nach Sardinien, allein mit meiner Tochter. Sitze früh morgens am Gate und frage mich ernsthaft, ob ich vielleicht bescheuert bin. Was ich mir wohl denke, und was sein soll, wenn hier irgendwas schief geht. „Du machst jetzt gar nix. Und da geht auch nix schief. Du steigst jetzt ins Flugzeug, und ihr macht euch eine schöne Woche“, lautet der Rat aus einer bestimmten Chatgruppe, und den befolge ich.
Es soll die beste Woche des gesamten Jahres für meine Tochter und mich werden.
Am Tag unserer Rückkehr verkündet mein Mann, dass er eine neue Freundin hat. Aha, hat sie den Sprung von der Affäre zur Freundin also doch noch geschafft. Interessant. Glückwunsch.
Da ich logischerweise den weiteren Verlauf von Aww kenne, verabschiede ich mich in die Pause. Aus der ich, so denke ich, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht noch mal zurückkommen werde.
Herbst 2023
Der Sommer vergeht. Ich verbringe Zeit mit meinem Kind, aber auch mit meinen Freunden, besuche Schützenfeste, Dorfpartys und eine Menge Konzerte. Unsere Tochter wird eingeschult, betretenes Schweigen auf dem Schulhof. „Machen wir noch ein Bild zusammen, als Familie?“ – „Familie. Selten so gelacht. Aber ja, bitte, lass uns ein Foto machen.“
Ich arbeite viel, komme gefühlt zu nichts. Daheim bekomme ich zwei neue Badezimmer. Der Rasen muss gemäht, die Wäsche gewaschen, die Bude geputzt werden. Ich stelle Möbel um, mitten in der Nacht. Und auch sonst läuft mein Leben fantastisch.
Zwischendurch öffne und schließe ich immer wieder die Dateien von Aww. Soll ich? Soll ich nicht? Ich soll, sagen die Reviews und Nachrichten.
Also dann, denke ich. Wer weiß, vielleicht macht es die Sache ja nur noch realistischer und authentischer. Und selbst wenn nicht, macht das Schreiben vielleicht wenigstens den Kopf frei.
Winter 2023/2024
Meine Tochter geht gerne zur Schule, lernt rasch. Ist aufmerksam und empathisch und fröhlich und mein Ausgleich zu allem anderen. Mein Anker, mein Ruhepol. Der Teil meines eigenen Herzens, der auf dem Bürgersteig vor mir herläuft.
Zu Weihnachten bekommt sie von mir das erste Harry Potter Buch, und seitdem verbringen wir gemeinsam eine Menge Zeit in Hogwarts. Wir schauen Filme, kochen und backen. Als ich es an Heiligabend immer noch nicht geschafft habe, die restliche Deko aufzustellen, übernimmt sie das für mich. Sie muss mich nur anschauen und weiß, wie es mir geht. Und sie fragt nicht, sie handelt. Ich versuche, sie vor den meisten Dingen zu bewahren, aber unsere Verbindung ist zu eng dafür. War sie immer schon, aber sie ist noch enger geworden seit der Trennung. Sie erklärt mir in einem Nebensatz, in der allmorgendlichen Hektik, dass sie weiß, dass ich ihre Mama bin. Und keine andere Frau das jemals sein wird. Ich gehe ins Badezimmer, mache die Tür hinter mir zu und heule. Wir kommen deshalb fast zu spät Schule, aber was soll’s.
Nachts schaue ich sie an und frage mich, was und wo ich ohne sie wäre.
Auf dem Weg zum Co-Parenting
Wenn der Mensch, der dir fast 20 Jahre näherstand als jeder andere, einfach geht, nimmt er einen Teil von dir mit. Und dieser Teil ist für immer verloren.
Wir haben uns gestritten, persönlich, am Telefon, per WhatsApp. Rechtsanwälte wurden eingeschaltet, Unterhaltszahlungen berechnet. Es gab Schuldzuweisungen, Beschimpfungen, Vorwürfe.
Aber, das alles – zu jeder Zeit – außerhalb der Kinderohren. Verabschiedung im Flur unseres ehemals gemeinsamen Hauses, ich wünsche ihr viel Spaß mit dem Papa, obwohl ich genau weiß, dass sie heute Abend bei einer mir völlig fremden Frau übernachten wird. Die ihr die Nägel lackieren und Zöpfe flechten und sie am nächsten Tag vielleicht sogar zur Schule bringen wird. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf beiße ich die Zähne zusammen, und kaum, dass die Haustür hinter ihr und ihrem Vater ins Schloss gefallen ist, greife ich zu meinem Handy und nehme eine wütende Sprachnachricht auf. Acht Minuten lang, voller Beschimpfungen, für meine beste Freundin.
Dennoch – das Kind gehört nicht zwischen die Fronten. Sie darf bei der neuen Freundin ihres Vaters reiten? Prima, viel Spaß. Sie bringt Sachen mit, die sie dort gebastelt hat? Na, das hast du aber toll gemacht. Danke dafür. Mein Ego leidet, natürlich. Aber das ist mein Problem. Ich möchte ein glückliches Kind, und keine Feindbilder erschaffen. Koste es, was es wolle.
Die erste Zeit war schwierig. Oft war er nicht verfügbar, mit allen möglichen anderen Dingen beschäftigt, die plötzlich wichtiger waren als sein Kind.
Aber, heute, ein Jahr später, ist es okay. Noch nicht gut, aber so wenig er am Anfang da war, so sehr ist er es jetzt. Er ist und bleibt ein guter Vater.
Wir schaffen es mittlerweile, uns auf einer neutralen Ebene zu begegnen – mit kleinen Ausreißern. Manchmal ruft er an, weil er mir etwas erzählen möchte, was nur ich verstehe. Weihnachten klagt er über seine anstrengende Familie, ich weise darauf hin, dass ich mit den Leuten nichts mehr zu tun habe. Er lacht und sagt, dass er mich beneidet.
Wir lieben uns nicht mehr, nicht im klassischen Sinne.
Und trotzdem habe ich noch ein Zitat für euch, was euch – sehr ähnlich oder genauso – in der nächsten Zeit noch einmal begegnen wird: „Ich werde immer sauer auf ihn sein. Aber er ist der Vater meines Kindes.“
Will sagen – diese Verbindung, die werden wir nicht verlieren. Nicht, solange wir beide leben, ganz egal, wie alt unsere Tochter ist.
Diese Verbindung ist sehr speziell und mit keiner anderen zu vergleichen.
Und lieben, lieben werden wir uns auch immer, auf irgendeiner Ebene. Weil wir für immer eine besondere Position haben werden für den jeweils anderen – egal, wie oft wir übereinander schimpfen oder sauer sind.
Danke
Das vergangene Jahr war eine Reise. Vor allem zurück zu mir selbst.
Mein ständiger Begleiter: Aww – und ihr.
Diese Reise wird nun also innerhalb der nächsten Wochen zu Ende gehen – und ich möchte euch danken.
Für jedes Review, jede Diskussion, jeden Shitstorm, jede Nachricht.
Dafür, dass ihr diese selbsterfüllende Prophezeiung genauso liebt und hasst wie ich.
Dafür, dass ihr nicht nur Team Klako, Team Joko oder Klaas seid, sondern auch Team Jens und Team Amelie. Oder auch schon mal Team Thomas Schmitt.
Danke für die ungebrochene Liebe, die ihr dieser Fanfiction entgegenbringt, und die mich niemals nicht verlegen machen wird.
Danke.
Wir lesen uns.
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Trekken
Wer die Bilder im Blog fleißig studiert hat (und davon gehe ich aus), wird feststellen, dass wir es erfolgreich zum Annapurna Basecamp geschafft haben - hühott! Wir haben Wälder und Täler durchstreift, Hängebrücken überquert, wilde Flussläufe ausgetanzt, literweise Lemon-Ginger-Honey-Tea getrunken und sind vor hungrigen Bären geflüchtet. Der letzte Satz dient dem dramaturgischen Aufbau des Textes und entspricht nicht der vollständigen Wahrheit. Ein Abenteuer war es aber allemal!
Ob es sich lohnt zur Regenzeit trekken zu gehen? Das hängt von der persönlichen Gemütsstimmung ab, die Vor- und Nachteile liegen jedenfalls klar auf der Hand und sollen in dieser Erörterung erörtert werden.
Nachteil 1: Bergsicht! Der wahrscheinlich größte Nachteil, den die Regenzeit mit sich bringt. Es gibt tatsächlich Tage, die man fast ausschließlich in einer dicken Nebelsuppe verbringt. Da ist es wenig tröstlich, dass vor einem ein 8000er liegen könnte. Umso mehr freut man sich dann aber, wenn die Sicht klar ist.
Nachteil 2: Blutegel. Die kleinen Plagegeister dominieren die Wanderwege in der Regenzeit. Teilweise waren wir alle paar Meter damit beschäftigt, einen Egel von unseren Schuhen zu pflücken. Ab und an schafft es dann doch einer von ihnen den hauseigenen Blutkreislauf anzuzapfen. Wenn man den Egel dann von der Haut pflückt, läuft die Wunde eine ganze Weile aus, weil die Wurmlinge das Blut verdünnen. Wir haben uns nach einer Zeit einen Blutegelabwehrsalzzauberstab gebaut (Salz in ein Tuch wickeln und das dann an einen Stock befestigen). Das hat ganz gut geholfen.
Großer Vorteil: Regenzeit bedeutet Off-Season und das bedeutet wenig Touristen. Teilweise haben wir eine Lodge ganz für uns alleine gehabt. Auf den Wanderwegen war kaum etwas los, so kann man einen Ausflug in der Natur richtig genießen.
Vorteil 2: Regenzeit bedeutet viel Wasser. Es gibt zahlreiche Wasserfälle zu beobachten und die Flüsse strotzen vor Selbstvertrauen. Die Pflanzenwelt atmet auf und man sieht grün wohin das Auge reicht (und keine Nebelwand die Sicht blockt).
Typischer Ablauf eines Wandertages:
6 Uhr - Aufstehen und Müslifrühstück
7 Uhr - Wow! Richtig tolle Aussicht heute Morgen!
8:30 Uhr - Oje, da kommen Wolken.
9 Uhr - Schöne Nebelsuppe
12 Uhr - Genz schön anstrengend immer nach oben zu laufen
14 Uhr - Ankunft in der Lodge, duschen und warm anziehen
15 Uhr - 2 Liter Lemon Ginger Honey Tee bestellen und Skat spielen
16 Uhr - Tee trinken und Tagebuch schreiben
17 Uhr - Wizard spielen
17:15 Uhr - Warum ist der Tee schon wieder leer?
17:30 Uhr - 2 Liter Lemon Ginger Honey Tee bestellen
18 Uhr - Dal Bhat essen
19 Uhr - Tee trinken
20 Uhr - Tee trinken, nochmal eine Runde Skat?
21 Uhr - Gute Nacht!
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Der erste Satz meiner Biografie
Jeden Tag gibt es bei mir eine Karte des Tages und jeden Tag aufs neue muss ich deshalb ernsthaft über mich und mein Leben nachdenken. Alles ist geboten, jede Phase meines Lebens wird abgefragt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Also, wo war ich? Was habe ich erlebt, welche Denkmuster gefestigt, welche Menschen haben mir gut, welche schlecht getan? Wem habe ich gut oder schlecht getan? Was würde ich ändern wollen, wenn ich könnte? Was hat mich stark und was in gewisser Weise schwächer gemacht? Was war meine wichtigste Enttäuschung?
Und, wo bin ich? Was ist gerade mein Ziel und was tue ich dafür? Wie feiere ich meine Erfolge und wie gehe ich akut mit Niederlagen um? Was macht mich gerade glücklich und womit hadere ich gerade? Womit komme ich immer wieder durch, was macht mich zu einer merkwürdigen Person und bin ich grundsätzlich eher dafür oder dagegen?
Wo will ich sein? Was erwarte ich künftig von der Liebe, von meinem Leben, was möchte ich gewesen sein? Welche Themen werden für mein Leben immer relevant sein, wer oder was wird mich immer glücklich machen können und wie würde der erste Satz meiner Biografie lauten? Also der Satz eines Buches, das jemand über mich schreiben würde, nicht ich selbst über mich. Wie hoffe ich, gesehen zu werden? Gesehen, auch ein wichtiges Wort, finde ich. Wann sehe ich mich und wann werde ich gesehen? Durch manche Menschen werde ich mehr gesehen und durch andere weniger. Doch was kann man erwarten? Nicht einmal ich sehe mich ganz. Was hoffe ich also, dass andere eines Tages von mir gesehen haben werden?
Ich hoffe, etwas in dieser Art:
Vom Leben einer ehrgeizigen neuro divergenten Frau mit dem Hang zum Prokrastinieren und zur Desorganisation - und wie Sie es doch schaffte all die Dinge zu erreichen, die Sie glücklich machten.
Punkt.
#perfektunperfekte#liebe#hoffnung#leben#ich#vermissen#tumblrkinder#beziehung#du#hoffnungslos#nur gedanken#gedankenfragmente#gedankenspiel#gedanken#lyrik#poetry#poem#poesie#texte#text#eigenes
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Viper meinte gestern zu mir
"Man kann nicht von Wahnsinn erwarten, dass er logisch handelt"
Und das sitzt gerade mit mir
Es erinnert mich an ein Satz den Eli weinend lettze campaign zu Sweet gesagt hat
"And I just do things that make so sense..to anybody else...and I just can't seem to stop"
Es ist in einer gewissen Weise tragisch zu Versuchen sein eignes Spiegelbild zu verstehen, wenn dieser die die gleichen Verhaltensweisen auf dem Tisch legt, die du schon anderen Personen seit Jahren auflegest.
Du verstehst es, aber du wusstest bis jetzt nicht wie es sich anfühlt auf der anderen Seite zu sein.
Jemanden zu verstehen heißt nicht alles zu dulden was die Person macht. Allgemein finde ich die Konversation von Schuld nahmen und psychischen Krankheiten eine sehr komplexe und nicht eindeutige.
An Ende des Tages ist jeder doch wohl eine Person, und jede Person verdient es auch wie eine Person behandelt zu werden, egal wie innsinnig du ihr Verhalten findest oder nicht.
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Ja huch, es ist ja Speak your Language Day! Ganz vergessen...
Moin Moin, Freunde, wie geht's? Ich kann nicht versprechen, dass der Rest von meinen Posts heute auch auf Deutsch bleibt, weil ich einfach zu sehr an Denglisch (und den instinktiven Wechsel zu Englisch, sobald ich auch nur einen Satz davon höre) gewöhnt bin, aber ich werd's versuchen.
Zur Feier des Tages würde ich gerne alle an diesen Post erinnern, den ich vor über einem Monat einfach aus Spaß an der Freude und aus der Situation heraus gemacht habe...
... und mich mal bei euch allen bedanken :)
Der Post ist aktuell bei 222 notes, davon 99 reblogs, und ich kann euch gar nicht sagen, wie herzerwärmend ich es jedes Mal fand, wenn ein neuer Reblog dazukam. Das war jedesmal so was nach dem Motto "mir geht's genauso - wo kommt ihr alle her?!" oder "hey, das sind wir!" - frei übersetzt, versteht sich ;) - und es war einfach super nett. Da fühlt man sich gleich irgendwie wie ein Teil von einer größeren Gemeinschaft. Ich kenne euch zwar nicht alle, aber ich weiß, ihr seid da, und das ist einfach schön zu wissen.
Ähnlich schön wie der eine Abend, an dem wir einfach kollektiv über Tatort Münster ausgerastet sind XD . Das war mein erstes Mal, dass ich das live geschaut und kommentiert habe, und sichernicht das letzte, weil das Gefühl von Gemeinschaft einfach toll war. Wir sind alle zusammen auf dem Sofa gesessen und haben miteinander Tatort geschaut, auch wenn unsere (teilweise figurativen) Sofas teilweise meilenweit auseinander waren - und das war klasse!
Ich denke nicht, dass der Post hier viele Leute erreichen wird, aber ich wollte es einfach mal gesagt haben <3
Vielleicht mache ich später noch einen Post auf Latein, wenn ich lustig bin...
Aber bevor ich das hier offiziell beende, ist es Zeit für Part 2 vom oben verlinkten Meme - auf Englisch, dem Anlass zutrotz aber der Einheitlichkeit wegen:
... das kleine Gendersternchen * steht einfach dafür, dass ich nicht nur Deutsche meine, sondern alle aus dem deutschen Sprachraum, wenn nicht sogar alle, die des Deutschen mächtig sind <3
Und damit: Bis denn dann, meine Freunde, man sieht sich <3
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Die Regentrude
Der erste Satz der Geschichte schildert einen übermäßig warmen Sommer vor hundert Jahren. Eine furchtbare Dürreperiode lässt die Pflanzen verdorren und das Vieh verdursten. Die Menschen leiden unter der unerträglichen Hitze. Nur der Wiesenbauer hatte schon vor Jahren eine tiefgelegene Wiese erworben, die noch genug Feuchtigkeit besitzt, um die Heuernte reichhaltig ausfallen zu lassen. Die von der Hitze heimgesuchte Landwirtschaft verursachte eine Teuerung, von der einzig der Wiesenbauer profitierte. Er kann es sich sogar leisten, seiner Nachbarin, der etwa 50-jährigen Mutter Stine, einen Kredit über 50 Taler über den Rückzahlungstermin hinaus zu stunden. Doch selbst dabei verliert er seinen Vorteil nicht aus den Augen und fordert Stines verbliebene Ländereien zum Pfand.
Während dieses Gesprächs rügt er das Verhältnis zwischen Stines Sohn Andrees und seiner Tochter Maren, für die er nun, da es seiner Wirtschaft blendend geht, eine bessere Zukunft plant. Andrees, obwohl dem Dorf als tüchtiger junger Bauer bekannt, ist ihm als Schwiegersohn nicht mehr wohlhabend genug. Stolz brüstet sich der Wiesenbauer seiner Klugheit, da er doch einst mit Andrees’ Vater dessen nun trocken daliegenden Höhenwiesen gegen das sumpfige Tiefland eintauschte.
Die nachfolgenden heißen Sommer hatten ihm recht gegeben. Resignierend bemerkt darauf Mutter Stine, dass die Regentrude wohl eingeschlafen sei. Der Wiesenbauer hält die Regentrude für „Gefasel“ und gibt nichts auf die alten Geschichten. Mutter Stine jedoch weiß, dass die Regentrude in einem ähnlich heißen Sommer vor langer Zeit von ihrer Urahne geweckt worden ist, und nennt den Wiesenbauern einen Neugläubigen. Übermütig erklärt der Wiesenbauer, wenn es Mutter Stine gelinge, „… binnen heut und vierundzwanzig Stunden …“ Regen zu schaffen, dann möge Andrees seine Tochter Maren heiraten.
Maren hört dies und ruft den zufällig anwesenden alten Vetter Schulze und Mutter Stine zum Zeugnis dieses Eheversprechens auf.
Mutter Stine weiß zu berichten, dass die Urahne einst mit einem besonderen Spruch die Regentrude erweckte; sie kann sich aber beim besten Willen nicht mehr auf den genauen Wortlaut besinnen. Die Urahne starb, als Stine selbst noch ein Kind war.
Da aber betritt Andrees die Stube. Er trägt ein verdurstetes Schaf bei sich und berichtet, er sei auf der Weide gewesen und habe dort einen Kobold getroffen, welcher Fragmente des Spruchs vor sich hingesungen habe.
Mit Hilfe dieser Fragmente kann Stine den ganzen Spruch rekonstruieren:
Dunst ist die Welle,
Staub ist die Quelle!
Stumm sind die Wälder,
Feuermann tanzet über die Felder!
Nimm dich in Acht,
Eh' du erwacht,
Holt dich die Mutter
Heim in die Nacht!
Nun fehlt den jungen Leuten nur noch der Weg hin zur Regentrude. Andrees verspricht, er wolle noch einmal versuchen, dem Kobold das Geheimnis abzulauschen. Tatsächlich trifft er den Feuermann auf seinen versengten Feldern, und dieser weiß bereits über Andrees’ Vorhaben Bescheid.
Der Feuermann dünkt sich so unendlich klüger als der vermeintliche dumme Bauernbursch (sein kleiner Finger sei viel klüger als manch großer Kerl) und weidet sich daran. Dabei verrät er in seiner Häme und seinem Übermut alles, den Weg und die Bedingung, dass nur eine Jungfrau die Regentrude aufwecken kann. Als Andrees geht, freut sich der Feuermann: „Der Kindskopf, der Bauerlümmle dachte mich zu übertölpeln und weiß noch nicht, dass die Trude sich nur durch das rechte Sprüchlein wecken lässt. Und das Sprüchlein weiß keiner als Eckeneckepenn, und Eckeneckepenn, das bin ich!“ Kurioserweise weist der Kobold sich den Namen Eckeneckepenn zu, der doch eigentlich ein Meermann, also ein Wesen des feuchten Elementes ist.
Schon am nächsten Tage machen sich die beiden jungen Leute in aller Frühe auf den Weg und finden auch bald die hohle Weide. Durch das lange Herabsteigen in ihrem dunklen Stamm gelangen sie in eine Unterwelt, deren Landschaft sich zwar von der ihrigen unterscheidet, dennoch aber ebenfalls unter einer gewaltigen Dürre leidet. Sie spüren eine unerträgliche Hitze während sie eine unendlich lange Allee dürrer Bäume entlanggehen. Da vermeint Andrees, dass diese Hitze durch die unsichtbare Begleitung des Feuermannes entstehe. Als Maren nicht mehr weiterkann, gibt ihr Andrees von dem Met der Urahne, den ihnen Stine mitgab, zu trinken, was sie sofort stärkt. Bis zu einem weitläufigen Garten mit ausgetrockneten Flussbetten begleitet Andrees die Freundin. Ab hier muss sie nun allein gehen durch das Becken eines ausgetrockneten Sees bis zu einer Felswand, von der einst ein Wasserfall sich ergoss. Dort in der Felswand, so grau wie der Fels, findet sie denn auch eine schlafende Frauengestalt – eine hochgewachsene, edle Erscheinung, die früher einmal sehr schön gewesen sein musste, nun aber bleiche und eingefallene Augen, Lippen und Wangen hat. „Aber die da schläft nicht, das ist eine Tote!“ Maren kniet nieder, nimmt allen Mut zusammen und sagt das Sprüchlein auf. Unter dem Wutschrei des Feuermanns ist die Regentrude erwacht und steht vor ihr. Diese fragt, was sie wolle. Maren schildert das schreckliche Leiden der Natur unter der Trockenheit. Da begreift die Regenfrau, dass es hohe Zeit ist. Noch aber ist das Werk nicht getan. Erst muss Maren noch den Brunnen in einem bis in den Himmel aufragenden Schloss aufschließen, vorher den glühenden Schlüssel mit geschöpftem Wasser kühlen, immer noch bedroht vom Feuermann. Kaum ist dies aber geschehen, verwandelt sich auch die Regentrude wieder in eine wunderschöne blühende Frau, das Gespinst an der wegen der Ferne nicht zu sehenden Schlossdecke wird zu Regenwolken, die von der Regentrude und auch von Maren durch Klatschen in die Welt gesandt werden. Die Welt hat sich verändert. Überall strömt wieder das Wasser. Die beiden jungen Frauen sind sich nahe. Maren erfährt, wie wichtig es war, dass sie die Regentrude geweckt hatte. Sie hätte sonst in die Erde hinabmüssen und der Feuermann wäre der Herr über die Erde geworden. Nun löscht das aufbrausende Wasser um das Schloss den Feuermann mit Prasseln und Heulen unter dem Entstehen einer riesigen Dampfwolke. Die Regentrude erzählt Maren von den Zeiten, als sie noch von den Menschen geehrt und geachtet wurde. Als die Menschen sie jedoch später vergaßen, schlief sie immer wieder vor Langeweile ein.
Die Regentrude begleitet Maren zurück zu dem wartenden Andrees. Doch Maren hat Angst davor, dass Andrees beim Anblick der wunderschönen Regentrude seinen Kopf verlieren könnte. Die Regentrude akzeptiert dies und verabschiedet sich von ihr vor dem Treffen mit Andrees mit den Worten: „Schön bist du, Närrchen!“ Sie weist auf einen Kahn, mit dem beide nun auf kürzestem Weg über den Dorfbach zu ihrem Dorf zurückschwimmen können.
Zweimal gedenkt Maren, dass sie mit ihrem Tun gegen die Interessen ihres Vaters verstößt: Sie hat sich davongestohlen, ihn belogen und ihm nicht am Morgen sein Warmbier bereitet, um die Regentrude zu wecken. Nun sieht sie die Wiesen ihres Vaters überschwemmt – das Hochwasser schwemmt sein Heu weg. Sie denkt: „Was tut man nicht um seinen Schatz“. Andrees drückt ihre Hand und sagt: „Der Preis ist nicht zu hoch.“
Seines Versprechens eingedenk und dem kühlen Geschäftskalkül folgend, das dem Wiesenbauern sagt, dass er mit dem einsetzenden Regen nun wieder mit seinen Tieflandwiesen den schlechteren Teil erwischt hat, richtet er die Hochzeit zwischen Maren und Andrees aus. Diese findet bei strahlendem Himmel statt, aus dem nur ein winziges Wölkchen ein paar Regentropfen auf die Braut herabsendet, der Segen der Regentrude. Danach betritt das Paar die Kirche „… und der Priester verrichtet sein Werk.“
Das Märchen Die Regentrude verweist auf die vorchristlichen Religionen im norddeutschen Raum. Die Regentrude erinnert stark an Frau Holle[2], diese bringt Wasser, jene den Schnee. Beide können für Menschen nur durch gefährliche Abstiege in die Unterwelt (durch die hohle Weide bzw. durch den Sturz in den Brunnen) erreicht werden. Es sind Bilder archaischer Naturgöttinnen, denen Menschen Opfergaben mit der Bitte für reiche Ernte und günstige Witterung brachten. Im Zuge der Christianisierung wurden sie dämonisiert und verschwanden aus dem Gedächtnis der Menschen. Aber in den Volkserzählungen und Sagen leben sie weiter.
#hexe#magick#witch community#witchcraft#baby witch#witch tips#beginner witch#pagan witch#witchblr#chaos magick#märchen#regentrude#regentropfen#heirat
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WIP tag game
Wurde von @muidipel getagged den letzten geschriebenen Satz meines WIPs zu posten. Danke fürs an mich denken <3
Das is jetzt bisshen fies, weil der letzte geschriebene Satz der letzte Satz der Fic is, weil 1st draft fertig 😂 Vllt. cheate ich minimal und benutze den letzten Satz, den ich bearbeitet hab.
rules: in a new post, show the last line you wrote (or drew) and tag as many people as there are words (or as many as you feel like).
Er hatte zwar 100.000 Euro in die Wette gesteckt und noch einiges im Casino liegen lassen, aber am Ende des Tages würde er hier rauskommen und das alles hinter sich lassen können.
ok ich glaube ich kenne nicht mal so viele Leute, hilfe. Ich sollte kürzere Sätze schreiben.
Your turn @croissant-enthusiast @the-thorster @spatort @dithschi
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Auch wenn wir nicht alle aktiv am Shippen dran sind (mein bester deutscher Satz des Tages), wir sind uns doch einig, dass die Jungs früher oder später alle einen crush aufeinander hatten.
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How to be myself at last - Chapter 2
Woooooo Chapter 2 is auch done^^ Danke wieder an @neonmice für den ganzen Support und Hype haha
Summary: Fips war einer von fünf Brüdern, auch wenn es anfangs nicht ganz so offensichtlich war.
It's on AO3^^ Read the other chapters: 1 - 2 - 3 - 4
Chapter 2 - A small change
Sie, nein, er sah hinunter auf die Scherben, die unter und um ihn herum verteilt waren. Seine Hand hatte nur leichte Schäden davongetragen, es waren im Endeffekt doch mehr seine Druckwellen, die den Spiegel letztendlich in seine Einzelteile zerlegt hatten.
Natürlich. Das machte einfach Sinn. Alles machte jetzt einfach Sinn.
Nie hatte er sich mit seiner Weiblichkeit und allem, was damit verbunden war, wohlgefühlt. Jede Aussage, jeder Unterschied zu seinen Brüdern hatte ihn immer auf einer tieferen Ebene getroffen. Nichts Positives hatte je er damit verbunden. Weil er nicht weiblich war.
„Ich bin ein Junge“
Mit dieser Aussage waren alle restlichen Zweifel beseitigt.
Das klang so einfach und logisch, dass es falsch sein müsste. Aber nichts Falsches konnte sich so richtig anfühlen, wie dieser einfache Satz es tat.
Doch was jetzt? Wie sollte es weitergehen? Sollte er es seinen Brüdern erzählen? Was würden sie überhaupt sagen? Was, wenn sie ihn auslachen? Oder nicht ernst nehmen?
Er schüttelte den Kopf, um seinen kreisenden Gedanken etwas zu entkommen. Erste Priorität waren jetzt eigentlich die ganzen Scherben auf dem Boden. Mühsam sammelte er so viele wie nur möglich auf und entsorgte sie. Seine Brüder mussten sich nicht wegen ihm auch noch verletzen.
Nach mühseliger Arbeit legte sich Phillis(?) endlich wieder in sein Bett, doch nach einer solchen lebensverändernden Realisation war an Schlaf nicht mehr zu denken. Zwar lag sein Körper ruhig unter der Decke, doch in seine Gedanken wurden lauter und lauter.
Wie wohl seine Brüder reagieren würden?
Sofort jagte ein Szenario das nächste.
„Bist du dir wirklich sicher? Davor war das doch auch nicht so, da gibt es bestimmt einen anderen Grund. Wir schaffen das schon.“ „Und jetzt? Was geht mich das an?“ „Ich hab schonmal von sowas gelesen. Es gibt bestimmt einen Weg, dass das wieder normal wird.“ „Gib doch einfach zu, dass du neidisch auf uns bist, is‘ doch nicht schlimm.“
Nein, das würde er sich nicht antun. Zusätzliche Schikanen könnte er einfach nicht ertragen. Dann doch lieber Schweigen, er wird bestimmt eine Lösung finden, damit klar zu kommen.
~~~
Die nächsten Tage waren die reinste Tortur. Jede Aktivität, zu der er auf Grund seines Geschlechts gezwungen wurde, jede Bemerkung der Nonnen und seiner Brüder, jede Abbildung, die er von sich selbst sehen musste, fühlte sich wie ein Stich direkt in seine Brust an. Als würde jemand ohne Rücksicht, ohne Anteilnahme einen Dolch in ihn rammen und drehen, um den größtmöglichen Schaden zu verursachen.
Am meisten traf ihn jedoch jede einzelne Nennung seines Namens. Zwar war es seiner, doch der Name repräsentierte ihn schlicht nicht. Er war zu weich, zu sanftmütig, einfach zu weiblich.
Den ganzen Frühstücksdienst über ging ihm nur ein Gedanke durch den Kopf: Gab es irgendeine Möglichkeit, seinem „Namen“ zu entkommen, ohne aufzufallen?
Dann die Erleuchtung: Spitznamen. Er selbst hatte nie einen bekommen, doch unter den Nonnen, vor Allem den neueren, waren diese weit verbreitet. Abkürzungen, Abänderungen, Ähnliches zum Namen, alles wurde verwendet.
Den Rest des Tages verbrachte er damit, seinen Namen auf irgendeine Weise zu ändern. Klar gäbe es Phillip, aber das wäre zu offensichtlich. Schließlich sollte niemand mitbekommen, dass er ein Junge war.
Philli? Zu weiblich.
Phipsi? Zu kindlich.
Phils? Auch nicht wirklich gut.
Fips?
Oh.
Oh.
Das klang gut. Das klang richtig.
Ein Lächeln huschte über Fips‘(!) Gesicht. Es war ein kleiner Schritt, aber er machte so viel aus. Endlich ein Name, der zu ihm passte. Ein Name nur für ihn.
~~~
Länger als bis zum Abend konnte er es einfach nicht für sich behalten.
„Ich hab euch was zu sagen!“, platzte es plötzlich aus ihm heraus.
Sofort verstummten die Gespräche seiner Brüder. Es wurde fast gespenstisch still.
„Ist etwas passiert?“ Klaus‘ Stimme tropfte förmlich vor Sorge mit einem Beigeschmack von sich anbahnender Wut auf die Person, die Fips etwas angetan haben könnte. Die anderen bewegten sich irgendwo zwischen mildem Interesse und fast ungeteilter Aufmerksamkeit.
„Nein, also wirklich passiert ist nichts. Eigentlich ist es auch gar nicht so wichtig…“ Fips‘ Stimme wurde im Verlauf des Satzes immer leiser. Vielleicht war das doch nicht so klug gewesen.
Rhun richtete sich auf und sah Fips eindringlich an: „Wenn du es ansprichst, dann wird es wohl wichtig sein. Du kannst es uns ruhig sagen Phillis, niemand-“
„Nenn mich nicht so!“ Er hatte das anders sagen wollen, aber dafür war es nun zu spät.
„Wieso denn? Das ist dein Name, wie soll ich denn sonst nennen? Magdalena?“ Natürlich war es Zeke, der die ernste Stimmung im Raum einfach nicht ganz verstand. Sein leicht selbstgefälliges Grinsen war genau so fehl am Platz wie Fips sich in der Küche fühlte. Er ballte seine Fäuste unbewusst. Wieso konnte sein Bruder nie etwas auch nur ansatzweise ernst nehmen.
„Wenn du’s genau wissen willst: Ich will, dass ihr mich Fips nennt, nicht Phillis!“
Stille.
Angespannte, unangenehme Stille.
Fips‘ Wut wurde langsam durch Scham und Angst verdrängt. Er hätte dieses Gespräch niemals anfangen sollen.
„Ist ja kein Stress. Dann heißt du halt Fips, aber warum eigentlich?“, mischte sich Eos auch schlussendlich in das Gespräch ein.
Da war sie. Die Frage vor der er Angst gehabt hatte. Wie sollte er das nur erklären ohne den Spott seiner Brüder auf sich zu ziehen?
„Ich weiß nicht… Phillis gefällt mir halt einfach nicht…“ Mit jedem Wort wuchs die Unsicherheit in ihm und damit auch in seiner Stimme.
„Jetzt macht mal keinen Stress, das war doch bei Zeke auch kein Problem.“
Ach stimmt, Klaus hatte Recht. Zeke hatte seinen Namen schon vor Jahren abgekürzt, einfach weil er ihm zu lang war. Inzwischen hatten ihn quasi alle vergessen.
„Ob Fips oder Phillis, du bleibst ja trotzdem unsere Schwester.“
Mit einem Lächeln beendete Klaus das doch unerwartet kurze Gespräch. Auch die anderen nickten und wandten sich wieder anderen Dingen zu.
Fips hingegen war wie versteinert stehengeblieben. Jede Freude, die bei der Akzeptanz seines Namens aufgekommen war, hatte Klaus mit einem Wort weggeblasen.
Natürlich. Am Ende des Tages war er dann doch nur die kleine Schwester, die von allen beschützt werden musste.
Ein Antippen seiner Schulter riss ihn aus seinen Gedanken. Es war Rhun, der ihn besorgt ansah.
„Ist alles in Ordnung bei dir? Du wirkst etwas abwesend.“
„Was? Ja, alles gut.“
Ein kalkulierender Blick traf ihn. „Na gut, wenn etwas sein sollte, bin ich da, in Ordnung?“
„Ja, in Ordnung. Aber alles gut, ehrlich.“
„Ich vertraue dir mal. Sag einfach Bescheid, Fips, dann helfe ich dir.“
Mit diesen Worten wand Rhun sich ab. Ohne zu wissen, welch warmes Gefühl er in Fips‘ Brust zurücklies.
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❝ Du willst nur keine Schneeballschlacht, weil du weißt, dass du verlieren wirst! ❞
Der Blick des russischen Spetsnaz war unfokussiert. Er schien fahrig immer wieder an seinem Gegenüber vorbei zu gleiten, so als wäre er im Geiste nicht ganz auf diesem Planeten. Ihn fröstelte, schauderte, sodass sein Körper als Reaktion auf die Umgebungskälte sich schüttelte, wenngleich er wohl leugnen würde, dass er fror. Und das trotz, dass er mitten im russisch-arktischen Kamtschatka lediglich mit T-Shirt, Hose und nicht ganz zugeschnürten Stiefeln herum lief. Der Winter hatte die Halbinsel am östlichsten Zipfel Russlands fest im Griff und sorgte für eine dichte, dicke Schneedecke, zugefrorene Seen und ungemütliche Temperaturen. Zumindest für die, die diese nicht gewohnt oder zu nüchtern waren. Sich hier mit einem Schnaps die Seele zu erwärmen war nur allzu verlockend. Die Tage waren dunkel, hart und bitterkalt. Vor allem hier, weit ab von der Kaserne und mitten im Wald. Das bereits seit Weltkriegszeiten verlassene Dorf mitten im Nirgendwo diente den Soldaten normalerweise als Übungsgelände, war dabei mit den leeren Holzhütten ideal für Kampfsimulationen für Orts- und Häuserkampf und mit der Zeit war so manches der Gebäude dadurch ordentlich in Mitleidenschaft gezogen worden, obwohl bei diesen Übungen nicht scharf geschossen wurde. Doch nun diente dieses Gebiet, das nicht weit von einem riesigen zugefrorenen See war nicht als das, wofür es vom Militär eigentlich gedacht war. Es war Weihnachtszeit, doch von den Soldaten, die sich hier aufhielten war keiner über die Feiertage zurück nach Moskau zur Familie gereist. Dafür, dass sie vier Tage später wieder hier hätten sein müssen, hätte sich der Flug nicht wirklich gelohnt. Also hatten Jakow und einige andere seiner Kameraden eine andere Idee für einen Ausflug gehabt, der etwas andere Ausmaße angenommen hatte, als wohl ursprünglich geplant war. Um seine eigene Aufmerksamkeitsspanne ringend, fixierte Jakow seinen Gegenüber, der nur verwirrt schnaufte, während er bereits in geduckter Haltung in den Schnee unter sich griff, der sich in seiner Hand augenblicklich nass und angenehm kühl anfühlte.
“Jascha! Lass es sein!” hörte er hinter sich jemanden rufen, auch wenn immer mal wieder etwas hilfloses Gelächter zu vernehmen war, das sich mit dem gedämpften Hardbass mischte, der aus einer Box im Inneren der größten Hütte mischte, die von den russischen Soldaten kurzerhand als Feierlocation auserkoren worden war und in der mittlerweile angenehme Plustemperaturen herrschten. Doch Jakow hatte es gerade nicht drinnen gehalten, als klar wurde, dass sie einen uneingeladenen Besucher hatten und er hatte es sich nicht nehmen lassen, diesen zu begrüßen. Auf eine etwas andere Art, als jedem hier wohl lieb war. Er ignorierte die warnenden Stimmen hinter sich und konzentrierte sich ganz auf das, was vor ihm lag. Und das, obwohl er immer mal wieder mit seiner Sehfähigkeit zu kämpfen hatte, die die Umgebung etwas doppelte und auch normales Stehen zu einer schwankenden Angelegenheit werden ließ.
“Du willst du nur keine Schneeballschlacht, weil du weißt, dass du verlieren wirst!” lallte er mehr, als dass er den Satz wirklich gerade raus brachte an seinen Gegenüber gewandt, der nur unbeeindruckt dreinschaute. Der Russe hatte schon lange aufgehört darauf zu achten, wie viel er an diesem Abend schon getrunken hatte und momentan war ihm das auch ziemlich egal. Er hatte ein neues Ziel, eine neue Aufgabe und die bestand darin, den neuen Gast gebürtig zu begrüßen und entweder in ihrer Party willkommen zu heißen oder ihn endgültig in die Flucht zu schlagen. Konzentriert formte er langsam den Schneeball in seinen Händen, während sein Gegenüber erneut tief schnaubte und im Schnee scharrte. "Jascha, das ist echt ‘ne scheiß Idee. Lass es bleiben und komm wieder rein.” rief ihm jemand lachend zu, doch der Angesprochene legte nur etwas unkoordiniert seinen Finger auf die Lippen und gab ein überdeutliches, wenn auch undeutliches “Pshhhht!” von sich. “Du verscheuchst ihn noch.” “Genau das wollen wir doch!” “Du vielleicht, Iliya…. Ich hab hier ‘nen Auftrag…” Und er fand, dass das eine fantastische Idee war. “Dann bring dich halt um, Chernykh… Nicht mein Bier.” Iliya hob hinter ihm ablehnend die Hände, so als ob er nichts mit der Sache zu tun haben wollte. Dafür, dass der Ex-Polizist ihm vor vier Monaten noch auf dem Kasernengelände in einer Pfütze hatte ertränken wollen, hatten sie sich nach ihrer kleinen Auseinandersetzung interessanterweise doch irgendwie über Umwege angefangen zu verstehen. Das setzte er Jakow’s Meinung nach eben jetzt gehörig aufs Spiel.
Mit einem Blick, wie ihn nur jemand haben konnte, der einen wirklich schlimmen Getränkeunfall hatte, wandte sich Jascha zu ihm um, schwankte dabei erneut bedrohlich. “Dann geh halt!” rief er ihm zu, machte dabei eine ausladende Geste, mit der er fast seinen Schneeball fallen gelassen hätte, den er so sorgsam geformt hatte. “Geh zu Juri oder so… Der kotzt bestimmt schon wieder.” “Ich habe dich gewarnt, Chernykh.” Wie auf Stichwort gab Jakow’s Gegenüber ein tiefes, bedrohliches Knurren von sich. Im Licht, das sich aus den Fenstern der Hütte über den weißen Boden ergoss, blitzten die kleinen, dunklen Augen des Raubtieres bedrohlich auf, dass da aus dem Wald gekommen war. Der Braunbär schien hier draußen an Menschen nicht wirklich gewöhnt zu sein. Demnach wusste er wohl nicht so recht, was er mit dem Russen anfangen sollte, der einfach mir nichts dir nichts auf ihn zugestapft war, als würde er einen neuen Menschen begrüßen wollen. “Pff..” machte Jakow nur, während er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bären vor sich richtete, der in die kalte arktische Luft schnüffelte, sodass sich eine kleine Wolke um seine Schnauze formte. Er begann gerade mit dem Schneeball auszuholen, als er erneut unterbrochen wurde, als jemand seinen Namen rief. Diesmal war es Fjodor, in dem er nach den Jahren beim Militär mittlerweile mehr einen Bruder, als lediglich einen Freund sah. “Jetzt nich’!” rief er nur zurück. “Ich hab su tun, Fjodor!” “Jascha, das is’ ne Scheißidee! Lass das sein!” rief er. “Du bist doch total besoffen!” “Na und?!” Wenn er sich recht erinnerte, dann hatte Fjodor ebenso mitgebechert. “Du doch auch!” “Aber ich versuche keinen Schneeball auf ‘nen verdammten Bären zu werfen!” “Pff…” machte Jascha nur erneut und winkte ab, während er sich wieder nach vorne richtete. “Das is’.... Pascha. Der is’ harmlos.” lallte er und warf schließlich den Schneeball. Im hohen Bogen flog er auf das Raubtier zu… und landete direkt vor ihm im Schnee. Der Bär schnüffelte daran, schnaufte jedoch etwas enttäuscht, als er bemerkte, dass es sich um nichts zum Fressen handelte. Dann lief er auf Jascha zu, der sich gerade erhob und wieder zu seinen Kameraden umdrehte. “Pascha is’ nämlich nich’ so ne Bitch wie…” Er musste kurz hicksen. “... wie ihr.” Doch er hatte nicht mit einberechnet, dass Pascha, wie er den Bären von nun an nannte, neugierig näher gekommen war und ihn mit der Schnauze anstupste. Offenbar suchte das neugierige Tier nach Nahrung und erhoffte sich etwas von dem Betrunkenen, der ihm gerade noch etwas vor die Füße geworfen hatte. Da das Tier jedoch wesentlich kräftiger war, als der Russe, der sich so schon mehr schlecht als recht auf den Beinen halten konnte, stieß der Bär Jascha wohl aus Versehen um, sodass er vom einen Moment auf den anderen im Schnee lag und sich die schnüffelnde, nasse Schnauze über sein Gesicht schob. Jascha verzog augenblicklich das Gesicht. “Pashol, Pascha… Du stinkst aus’m Maul…” fluchte er und versuchte den wuscheligen Kopf von sich zu schieben, doch da schob sich die große, raue Zunge auch schon über sein Gesicht. Offensichtlich hatte der Bär keine große Scheu und war sich noch immer nicht ganz sicher, was er mit dem zappelnden Ding da unter sich anfangen sollte. “Und haarig bis’ du auch noch… Bah…”
Während Jascha’s Gefahrenbewusstsein praktisch nicht mehr vorhanden war, schien Iliya die Situation allerdings doch lieber unter Kontrolle wissen zu wollen, statt dass der Bär irgendwann einfach zubiss, sobald er beschloss, dass der besoffene Russe zu seinen Füßen eine gute Mahlzeit werden könnte. Und als er schließlich mit seiner Handfeuerwaffe in die Luft feuerte, reichte das laute, im Tal wiederhallende mehrfache Knallen aus, das Tier in die Flucht zu schlagen, dessen feine Ohren augenblicklich Alarmbereitschaft ans Gehirn sandten. So schnell wie der Bär aufgetaucht war, verschwand er auch schon wieder im Wald, während Jascha weiterhin im Schnee herum lag und sich mit dem Handrücken über das feuchte Gesicht fuhr. Fjodor konnte nicht anders, als ihn auszulachen, dann gesellte sich der Hühne von einem Mann zu ihm, stapfte durch den Schnee und wurde gleich darauf von Jascha von den Füßen gerissen, als dieser im Rausch mit einem antrainierten Nahkampfreflex nach seinen Beinen griff. Fjodor stöhnte vor Schmerz auf, als ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde, dann kugelten sich beide vor Lachen im Schnee und schienen gar nicht mehr aufhören zu können.
“Die sind wie die Kinder.” hörte Jascha Iliya nur vom Haus aus sagen, was dieser mit einem lauten “Schnauze, Bogdanov!” quittierte. “Jetzt is’ Pascha weg…” trauerte er anschließend dem Bären hinterher, der wieder in den Wald verschwunden war und von der Party genug zu haben schien. “War ja auch saudumm, du Idiot.” begann Fjodor wieder zu lachen, während er sich aufsetzte und Jascha eine handvoll Schnee ins Gesicht rieseln ließ, sodass dieser losprusten und den Kopf zur Seite drehen musste. Ja, sie waren wirklich wie die Kinder. Jungs blieben eben Jungs. “Du überlebs’ nich’ Tschetsch..Tschetschenien, um hier von nem Bären das Gesicht weggefressen zu bekomm’.” “Aaaach.” Jascha winkte ab und setzte sich ebenfalls auf. Auf brüderliche, betrunkene und viel zu überschwängliche Art griff ihm Fjodor an den Hinterkopf, sodass ihrer beiden Stirne wenig später gegeneinander prallten. “Ich mein’s ernst. Du bis’ mein Bruder, Jascha. Was auch immer passiert, ich würde im Gefecht mein Leben für deins geben.” “Ich lieb’ dich auch, Bruder.” Beide befanden wohl in ihrem derzeitigen Zustand, dass das der tiefgehendste und ehrlichste Smalltalk war, den man nur führen konnte. Bis Jascha noch ein “Also auf so ‘ne nicht-schwule Art.” hinzufügte. Seine sprunghaften Gedanken richteten sich augenblicklich wieder auf etwas anderes. Schwerfällig versuchte er aufzustehen, was ihm erst beim zweiten Anlauf gelang und streckte beide Arme aus, um nicht erneut das Gleichgewicht zu verlieren.
“Apropos, wo sin’ eigentlich die Weiber?” “Weiber?” “Weiber!” Jascha’s Ausruf hallte fast schon im Tal wieder. “Bruder…” Fjodor versuchte ebenso schwerfällig wie Jascha aufzustehen und durch die Hilfe seines Kameraden wären beide beinahe wieder hingefallen. “Die sind in Moskau.” Jascha blickte ihn geschockt an. “In Moskau?” Ehrliches Bedauern spiegelte sich in seinen Augen wieder. “Blyaat….” murmelte er langgezogen, ehe er Fjodor am Unterarm packte. Teils, um seinen neuen Plan beim Offenlegen zu unterstreichen, teils weil er erneut bedrohlich schwankte. “Dann müssen wir jetz’ nach Moskau geh’n.” lallte er und Fjodor stimmte ihm laut grölend zu.
Vermutlich hätten sich die beiden betrunkenen Männer im Wald verlaufen und wären nie wieder aufgetaucht, wenn Wasja nicht mitbekommen hätte, dass zwei seiner Teammitglieder auf die glorreiche Idee gekommen waren nachts betrunken von Kamtschatka nach Moskau laufen zu wollen. Er holte sie ein, noch bevor sie den See erreichen konnten und hielt ihnen eine Standpauke, während er sie wieder zurück schliff. Auch wenn der Medic von Team Raptor doch etwas beeindruckt davon war, wie weit es die beiden in Anbetracht ihrer doch sehr ausgeprägten Gangunsicherheit geschafft hatten. In dieser Nacht schlief Jascha friedlich, ruhig und ohne Probleme in der warmen Hütte. Und auch wenn der Kater am folgenden Tag mit Abstand einer der Schlimmsten seines Lebens war, so war dieser Abend dennoch unvergessen und legendär.
@federoman
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INTERVIEW
BAND IN: Tatsurou Solo Works (Nov 2022)
Source: Tatsurou Solo Works
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It would be great if you could support us with a small donation. It might not be much for you, but it would help us providing more and better interviews in the future. With a little bit of your support we might be able to realize even more!
A new release, a new interview! However, we didn’t only ask about his new single, but also about differences between his solo work and MUCC. Don’t miss out on this interview!
Vielen Dank, dass du uns eine weitere Gelegenheit gibst, mit dir über deine Solo-Aktivitäten zu sprechen! Wir hatten bereits im Februar diesen Jahres das Vergnügen, mit dir über dieses Thema zu sprechen. Wie ist es dir in letzter Zeit ergangen?
Ich bin mit MUCCs Aktivitäten, meinen Solo-Aktivitäten und in meinem Privatleben sehr beschäftigt, aber das ist alles sehr erfüllend.
Der Titel deiner ersten Single ist END ROLL. Obwohl es deine erste Single ist, klingt der Titel so, als wäre es deine letzte. Kannst du uns bitte ein bisschen über die Bedeutung dieses Titels erzählen?
Der Titel wurde von dem Mittelteil inspiriert, der während des Arrangieren des Liedes entstanden ist.
Wir hatten den Eindruck, dass der Liedtext von END ROLL das Ende einer Liebe voller Dinge, die man bereut, beschreibt, während der Liedtext von RHAPSODIA eine sehr leidenschaftliche Liebe darstellt. Außerdem gibt es im Text von RHAPSODIA eine Stelle, bei der es heißt: „Die Tränen dieses Tages, der Abspann verschwand“. Dieser Satz lässt es so erscheinen, als wären diese beiden Lieder miteinander verbunden. Kannst du uns die Geschichten, die in diesen beiden Liedern dargestellt sind, näher erläutern?
Ursprünglich war gar nicht geplant, dass ich RHAPSODIA selbst singen würde, aber während der Produktion dachte ich, es könnte interessant sein, ein eigenes Cover davon zu machen, und dann habe ich diese Idee umgesetzt. Also sind die Geschichten nicht miteinander verbunden, aber ich finde, dass sie am Ende eine interessante Kombination ergeben haben.
MUCC hat schon viele Anime-Songs komponiert. Geht du an die Sache anders heran, wenn die Lieder für einen Anime oder für Projekte wie die Boy Band schreibst, als wenn du normalerweise Lieder schreibst?
Wenn ich ein Lied für eine Kollaboration schreibe, kann ich nicht die Wünsche der anderen Person oder die Hintergrundgeschichte des Zielprojektes ignorieren, also versuche ich, mich dem Ganzen anzunähern und es zu verstehen.
Die DVD der limitierten Edition beinhaltet ein Cover des Liedes SUPERHERO von MUCC, dass du beim “First Acoustic Live” gespielt hast. Fühlt es sich anders an, dieses Lied bei deinem Soloprojekt zu spielen anstatt mit MUCC?
Das ist ein Lied, das ich mit Adachi komponiert habe, und mit ihm arbeite ich schon immer zusammen, wenn ich Lieder schreibe. Es gab bei diesem Lied einige Veränderungen vom ersten Arrangement bis hin zu der finalen Version von MUCC. Ich dachte, es wäre bei dieser Gelegenheit interessant, das Lied in einer Version auszuprobieren, die näher an der ursprünglichen Version ist.
Darüber hinaus hat MUCC das 25. Jubiläum gefeiert. Glückwunsch! Auf was bist du besonders stolz, wenn du auf deine bisherige Karriere zurückblickst? Und was war für dich das Schwierigste in dieser Zeit?
Dass wir so eine lange Zeit mit unseren Fans geteilt haben und dabei zusammen sehr gut gewachsen sind. Gleichzeitig war es ein harter Kampf, so lange weiterzumachen.
Du hattest auch direkt vor und nach dem Konzert, das am 2. September stattfand, eine Talkshow. Solche Talkshows sind für die Fans immer etwas Besonderes, aber wie war das für dich? Gab es irgendwelche Fragen von den Fans, die dich überrascht haben?
Ich konnte mich richtig entspannen und das Ganze genießen. Ich mochte schon immer Events wie dieses, daher möchte ich mich aktiv auch als Solokünstler darum bemühen, sie weiterhin zu veranstalten. Ich war von den Fragen nicht überrascht, aber, ich habe, einfach so zum Spaß, ein paar Muscheln, die ich am Meer aufgesammelt habe, für 100 Yen das Stück verkauft, und ich war überrascht, dass tatsächlich so viele Leute sie kaufen wollten (lacht).
Wir haben gehört, dass du am 10. und 11. September 2022 eine Fotoausstellung/Soloausstellung namens “Tatsurou-san Gallery“ eröffnen wirst. Dort werden Bühnenfotos, die auf den Konzerten während deiner Solotour aufgenommen wurden, Backstagefotos, Bilder, die du für das Coverartwork deines Albums gezeichnet hast, und die Kostüme, die du während der Tour getragen hast, ausgestellt sein. Warum hast du dich dazu entschieden, solch eine Ausstellung zu zeigen? Dieses Mal wird die Ausstellung nur für zwei Tage geöffnet sein, aber möchtest du vielleicht eines Tages erneut der Welt deine Bilder auf diese Weise präsentieren?
Wir haben als MUCC auch schon so etwas Ähnliches getan, und das kam damals recht gut an. Deshalb wollte ich es auch als Solokünstler ausprobieren.
Woraus beziehst du als ein Künstler, der nicht nur an Musik arbeitet, sondern auch malt und Liedtexte schreibt, deine Inspiration?
Ich vermute mal aus dem alltäglichen Leben?
Vor ein paar Jahren war MUCC auf Tour im Ausland. Möchtest du auch als Solokünstler irgendwann einmal im Ausland auftreten? Gibt es außerdem noch Länder, in denen du noch nie warst und die du gerne, ganz abgesehen von einer Tour, einmal besuchen würdest?
Wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme, möchte ich gerne flexibel im Ausland auftreten. Bitte unterstützt mich, wenn es so weit ist! Wenn ich überallhin reisen könnte, ganz abgesehen von einer Tour, würde ich sehr gerne entspannt durch Europa reisen.
Du kommst ja aus der Stadt Mito in der Präfektur Ibaraki. Gibt es dort irgendwelche Orte oder Spezialitäten, die du empfehlen würdest?
Das Meer! Dort könnt ihr einen japanischen Heilbutt fangen!
Zum Abschluss dieses Interviews, erzähl uns doch bitte noch eine lustige Begebenheit, die sich während der Tour ereignet hat!
Am Tag des Konzertes für Miyas Geburtstag habe ich mich mit Corona angesteckt! Bleibt bitte alle vorsichtig!!
Interview: Chris, Tiffany Translation: Katha
quelle: Paradox-translations.com
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Der Kanzler, Der Mich Liebte
Jahrestage & die Zukunft
Liebe Freund:innen der bedenklichen Politischen-Satire, liebe Ritter der fragwürdigen Tafelrunde! Über ein Jahr ist ins Land gezogen seit unser Oberkasper Kurz sich (notgedrungen) aus der Politik zurückgezogen hat und mindestens genau so lange sitzt dieses letzte Projekt schon auf meinem Laptop, also präsentiere ich, ohne weitere Umschweife, wie immer einige Tage zu spät für den exakten Jahrestag, aber dafür pünktlichst als Nikolo-Geschenk, mein Opus Magnum, die vermutlich letzte politische Satire-Fic die je aus meiner Feder entspringen wird,
Der Kanzler, Der Mich Liebte
7. Oktober 2021, 3.22 Uhr
Es war bereits tintenschwarze Nacht als Gernot Blümels Handy auf seinem Nachttisch vibrierte. Der Finanzminister hatte nach den Vorgängen des Tages ohnehin nicht schlafen können und griff beinahe reflexartig nach dem Gerät. Als der Name seines geliebten Kanzlers auf dem Display aufleuchtete, atmete er auf. Er hatte seit vor Sebastians Auftritt in der ZiB2 nichts mehr von seinem Schatz gehört. Flugs entsperrte er sein Handy und öffnete den Chat.
Bitte, Gernot, ich brauch dich…
Ein Stich jagte durch das Herz des Finanzministers, als er die Worte las. Sein Basti brauchte ihn. Ohne auch nur eine Sekunde zu verschwenden und ohne die geringste Rücksicht auf seine Partnerin neben ihm, schwang er seine Beine aus dem Bett und machte sich in der Dunkelheit auf zu seinem Schrank. Vage hörte er protestierende, schlaftrunkene Geräusche aus der Richtung des Bettes, er musste zu hastig aufgestanden sein, doch er schenkte ihnen nicht viel Beachtung.
„Gernot? Es ist mitten in der Nacht, ist was passiert?“, fragte eine verschlafene Stimme, mehr aus Reflex als aus tatsächlichem Erwachen. Der Angesprochene hatte nicht den geringsten Nerv für ein nächtliches Verhör, also antwortete er so ruhig wie möglich mit den Worten, „Alles in Ordnung, Clivia. Geh wieder schlafen“, und schlüpfte mit einer Hand voll Kleidung aus der Tür. Im Vorraum traute er sich endlich das Licht einzuschalten und begutachtete, was er aus dem Kasten gezogen hatte. Gut, es war nicht das, was er normalerweise Anziehen würde, aber das tat jetzt nichts zur Sache. Schließlich brauchte ihn sein Basti. Gerade als eines seiner Kinder zu schreien begann, fiel hinter ihm die Tür ins Schloss.
So kam es, dass Gernot Blümel sich um halb vier Uhr morgens in ein Taxi setzte, um schnellstmöglich zu seinem Bundeskanzler zu kommen. Erst als er vor der Tür des Wohnhauses stand, fiel dem Finanzminister auf, dass er seinen Schlüsselbund, an dem sich auch ein Satz Schlüssel für Bastis Wohnung befand, bei sich zuhause liegen gelassen hatte. Er war kurz davor seinen Finger auf den Klingelknopf zu legen, als ihm einfiel, dass auch sein Basti eine Partnerin hatte, also griff er nach seinem Handy.
„Gernot?“, klang Sebastian Kurz‘ Stimme fahl aus dem Hörer. Ein Stich zog durch das Herz des Finanzministers. Er konnte kaum warten seinen Basti in den Armen zu halten. „Ich steh vor der Tür, ich hab meine Schlüssel nicht dabei und nicht gewusst ob die Susanne zuhause ist.“, antwortete er, sein Tonfall sanft. Gernot Blümel hörte leises Rascheln über das Telefon und schlussendlich erwiderte der junge Kanzler: „Die Susi ist bei ihren Eltern, ich hab sie weggeschickt. Dem Stress will ich sie nicht aussetzen, schon gar nicht in ihrem Zustand“, dann summte der Türöffner.
Gernot wusste genau was „in ihrem Zustand“ bedeutete, naja, es wusste ja seit einigen Monaten sogar ganz Österreich, aber er die Schwangerschaft hatte einen bitteren Beigeschmack für ihn. Natürlich war das eine ziemliche Doppelmoral, wenn man bedachte, dass der Finanzminister selbst zwei Kinder hatte, aber er konnte nicht anders als einen Stich der Eifersucht zu fühlen, als er durch das Stiegenhaus hinaufstapfte.
Jegliche Eifersucht verflüchtigte sich in dem Moment, in dem der Enddreißiger seinen Schatz im Türrahmen stehen sah. Sebastians Blick war müde, seine Augen stumpf und seine Haltung ganz und gar nicht die eines erfolgreichen jungen Politikers. Ohne zu zögern, griff Gernot nach Bastis Hand und zog ihn in eine feste Umarmung. Der Kanzler sank regelrecht gegen den anderen Mann, berechtigt, nach dem Kraftakt, den es gebraucht hatte, um den vorhergegangenen Tag zu überstehen.
In all den Krisen und Skandalen hatte es bisher nur wenige direkte Anschuldigungen an den jungen Politiker gegeben, vor allem wenige mit greifbaren Beweisen, also hatte es ihn zumeist nur peripher tangiert. Jetzt, da er selbst im Mittelpunkt eines so großen, vermeintlichen Skandals stand, war die Geschichte eine andere. Nach einigen Augenblicken löste sich Gernot genug von seinem Liebsten und hob dessen Kinn, sodass sich ihre Augen trafen. Ohne auch nur ein Wort zu wechseln, verstanden sie einander. Schweigend stolperten sie einige Schritte in die Wohnung und ließen die Tür hinter sich zufallen.
In dem Moment, in dem das Türschloss einrastete, trafen sich endlich ihre Lippen. Sie klammerten sich aneinander fest wie zwei Ertrinkende an einem Stück Treibholz, verschlangen einander als wären sie das Einzige, was sie am Leben hält, als wären sie einander Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken und jegliches Nahrungsmittel, als gäbe es nur sie zwei. Und so war es auch. In diesem Moment gab es niemand anderen, die Welt außerhalb der Wohnung, außerhalb dieses Augenblicks, hörte auf zu existieren.
Dafür, dass sie beide in ihrem Berufsleben Männer vieler Worte waren, brauchten sie erstaunlich wenige davon, um miteinander zu kommunizieren. Nach über zehn Jahren kannten sich die beiden in und auswendig, Gernot konnte jeden von Sebastians Blicken deuten, selbst wenn er ihn nur quer durch das Parlament sehen konnte, Sebastian konnte Gernots Gemütszustand allein an den kleinsten Veränderungen in der Haltung seiner Schultern festmachen; sie kannten jede Bewegung, jedes Lächeln, jeden Tick des anderen. So wusste der Finanzminister in diesem Moment exakt, was sein Basti brauchte. Er brauchte Nähe, er brauchte Ablenkung, er brauchte ihn. Also würde er ihm geben, was er brauchte.
In einer schnellen Bewegung griff er nach Sebastians Oberschenkeln, um ihn hochzuheben und schnellstmöglich ins Schlafzimmer zu befördern. Ohne den Kuss zu unterbrechen beförderte Gernot sie beide aufs Bett und begann damit all die störenden Schichten zu entfernen.
„Gernot?“, fragte der Kanzler in die Dunkelheit. Sie beide atmeten schwer, Gliedmaßen ineinander und mit der schweißnassen Bettdecke verwirrt. Gernot brauchte einige Sekunden, um zu antworten. Er strich seine Hand über des anderen Wange und ließ sie in seinen Haaren zur Ruhe kommen, bevor er sprach: „Ja, Basti?“
„Ich muss zurücktreten.“
9. Oktober 2021, 19.47
Gernot hatte protestiert, sie hatten sich regelrecht gestritten. Sebastian, zurücktreten, der Gedanke war einfach nur lächerlich. Doch irgendwann hatte auch er einsehen müssen, dass der noch Kanzler recht hatte und so kam es, dass Gernot zwei Tage später steif vor einem Fernseher saß. Er hatte versucht Sebastian davon zu überzeugen Backstage bei der Pressekonferenz zu warten, doch der Jüngere hatte darauf bestanden, dass der Finanzminister nur im TV zusehen durfte, wie jeder andere Österreicher. Naja, nicht ganz wie jeder andere Österreicher, denn nicht jeder andere Österreicher saß mit einer frisch geöffneten Flasche Wein am Sofa des dahinscheidenden Kanzlers. Nach einer Rede, deren Inhalt Gernot als allererster erfahren hatte, wechselte das Bild wieder in das ORF Studio auf das Gesicht von Tobias Pötzelsberger, als er sagte: „Es ist 19.47 Uhr und dreißig Sekunden, heute am neunten Oktober 2021 und Sebastian Kurz ist nicht mehr Bundeskanzler…“ Was danach kam, hörte der Finanzminister nicht mehr, während er aufgebracht den Rest seines Weinglases leerte. Tobias Pötzelsberger, wenn er nur das Gesicht des Reporters sah, kochte in ihm die Wut. Wenn es nach ihm ginge, wäre der Rotschopf schon lange hochkant aus dem ORF geflogen. Wann immer ein Skandal um seinen Liebsten und seine eigene Person passierte, war er da, frisch und munter im ORF Studio, um Liveupdates zu geben.
Der Finanzminister schaltete den Fernseher aus, er konnte sich das Geschwafel keine Sekunde länger anhören, und griff nach seinem Handy, um seinen Schatz anzurufen, natürlich ohne Erfolg. In rascher Abfolge schickte er deshalb drei SMS:
Basti du hast das unglaublich gehandhabt.
Ich mag den Pötzelsberger nicht…
Ich warte mit einer Flasche Wein auf dich, komm bitte bald 😘
Es dauerte noch eine ganze halbe Stunde, bis eine Reaktion vom jüngsten Ex-Kanzler der zweiten Republik kam.
Bin noch in ein Gespräch verwickelt worden, jetzt am Weg
Gernot, der inzwischen beinahe die Hälfte der Weinflasche vernichtet hatte, stellte sein Glas auf den Wohnzimmertisch und machte sich auf den Weg ins Badezimmer, um sich vor dem Spiegel wieder salonfähig zu machen. Nicht, dass sie noch groß was vorhatten, doch Gernot wusste, dass Sebastian Ablenkung brauchen würde, die auch er dringend nötig hatte. Es passierte schließlich nicht alle Tage, dass sein engster Vertrauter und heimlicher Liebhaber von seinem Bundeskanzlerposten zurücktreten musste. Wieder wallte Wut in ihm hoch. Was fiel eigentlich der Staatsanwaltschaft ein das Kanzleramt durchsuchen zu lassen? Gerade als die er die Rage seine Kehle zuschnüren spürte, hörte er wie sich ein Schlüssel im Türschloss drehte. Er atmete einmal tief aus, straffte seine Schultern und trat aus dem gefliesten Raum in den Gang.
Aus Richtung der Tür kam ein fragendes „Gernot?“ und sein Herz verkrampfte sich in seiner Brust, als er die Schwere in der Stimme hörte. Mit schnellen Schritten näherte er sich dem Vorraum, wo er ihm endlich wieder gegenüberstand.
Sebastians Gesichtszüge waren hart. Und er sah alt aus, älter noch als ihn der Stress der letzten anderthalb Jahre hatte wirken lassen. Das ansonsten so jugendliche Gesicht des Politikers war eingefallen und die Besorgnis legte seine Stirn in tiefe Furchen. Instinktiv trat der Finanzminister näher an den anderen und hob seine Hand an sein Gesicht. Mit seinem Daumen glättete er die Sorgenfalten, während er seinem Schatz tief in die Augen blickte. Der Jüngere ließ ein verzweifelt klingendes Seufzen aus seinen Lungen und wollte gerade anfangen zu sprechen, als Gernot ihn abrupt näher an sich zog, sodass seine Lippen auf denen des Jüngeren landeten. Der Kuss war grob, Zähne und Lippen, die sich verfingen, bis sich der Geschmack von teurem Weißwein und Kaugummi sich mit dem metallischen Geschmack von Blut vermischte.
Das war es, das Sebastian aus seiner Trance. Er unterbrach den Kuss und blinzelte den anderen an. „Gernot, red mit mir“, sagte er, sein Blick nun besorgt. Gernots Kiefer verspannte sich sichtlich und er spie die folgenden Worte förmlich aus:
„Ich bin so wütend, Sebastian, auf die Staatsanwaltschaft, auf die Medien, auf das Parlament, auf die Volltrottel, die anscheinend vergessen haben, dass in unserem Land die Unschuldsvermutung gilt und auf das ganze restliche Universum. Es ist einfach nicht fair. Wir haben so viel zusammen durchgestanden und wo wäre dieses gottverdammte Land ohne dich, ohne uns, und jetzt soll das alles vorbei sein? Wegen ein paar blöden Textverläufen? Ich will und kann das alles einfach nicht glauben und am liebsten würde ich einfach nur schreien.“ Sebastian, Arme noch immer um Gernots Taille geschlungen, drückte ihn fester an sich. Seine blauen Augen hielten der lodernden Wut in den Augen seines Gegenübers stand, als er antwortete: „Ich doch auch, Gernot! Was glaubst du denn wie’s mir mit dem Ganzen geht? Glaubst du nicht, ich wär lieber weiter Kanzler, anstatt im Hintergrund den Schalli anzuleiten? Aber es ist jetzt nun einmal so und bis unsere Unschuld bewiesen ist…danach kann doch alles wieder zum Alten zurückkehren.“ Hoffentlich, fügte er noch im Stillen hinzu. Er war sich weit nicht so sicher, dass alles gut gehen würde, wie er es nach außen hin darstellte.
Die nächsten Küsse fielen weitaus sanfter aus und schlussendlich landeten sie beide auf der Couch, Gernot auf Sebastian, wie zwei Jugendliche, der Wein längst vergessen am Wohnzimmertisch. Erst als Sebastians Handy läutete, lösten sie sich voneinander. Der Ex-Kanzler blickte kurz auf das Display und nahm den Anruf an: „Susi? Ist alles okay?“ Als der Name von Sebastians Lebensgefährtin fiel, wollte Gernot am liebsten laut aufstöhnen. Nach all den Jahren hatte er es noch immer nicht geschafft seine Eifersucht in Griff zu kriegen. Susanne dies, Susi das, er wollte schreien. Basti war seines und seines allein. Wenn es ihre politischen Karrieren zulassen würden, wäre der Finanzminister schon längst in die Öffentlichkeit getreten, doch sie waren beide zu vernarrt in die machtvollen Positionen, die sie, zumindest bis vor kurzem, besetzten.
Das Telefongespräch war schnell beendet, ohne dass Gernot viel davon mitbekommen hätte, doch plötzlich begann Sebastian ihn von sich zu schieben. „Die Susi hat es nicht länger bei ihren Eltern ausgehalten, sie ist am Weg hierher, um nach mir zu schauen“, sagte er, einen Ticken zu trocken für den Geschmack des Finanzministers. Er sah seinen Liebsten an wie ein getretener Welpe, als er sich vom Sofa erhob. Ohne ein weiteres Wort ging er zum zweiten Mal an diesem Abend ins Badezimmer, um sich im Spiegel präsentabel zu machen und damit jeglichen Hinweis auf die vorhergegangene Knutscherei zu vernichten. Sobald das getan war, trat er zurück in den Wohnraum, sagte ein paar knappe Großworte zu Sebastian und holte sich seine Anzugjacke. Der Ex-Kanzler saß wie ein begossener Pudel auf der Couch. Er konnte kaum fassen, dass Gernot nach all den Jahren noch immer eifersüchtig war. Auf der einen Seite war das natürlich nicht ideal, aber irgendwie mochte Sebastian es, dass sein Liebster so besitzergreifend war, sehr sogar.
Um nicht mit so einer Missstimmung zwischen ihnen beiden auseinander zu gehen, hüpfte er von dem Sitzmöbel und folgte Gernot zur Tür. Er erwischte ihn am Handgelenk und zog ihn an sich. Gerade als sich ihre Augen trafen und Gernots Blick erweichte, wurde ein Schlüssel im Schloss gedreht. Wie vom Blitz getroffen sprangen die zwei auseinander, gerade noch rechtzeitig, bevor Susanne die Türe öffnete. Der Blick von Sebastians schwangerer Freundin blieb sofort am Finanzminister hängen. Zwar war er kein selten gesehener Gast, doch die beiden hatten sich noch nie wirklich füreinander erwärmt.
„Gernot.“
„Susanne.“
Dann trat Gernot zur Tür hinaus.
27. November 2021, 2.56 Uhr
Der Anruf kam in den frühen Morgenstunden. Eine vorangegangene SMS hatte der Finanzminister verschlafen, doch als schlussendlich sein Handy klingelte, riss es ihn aus dem Schlaf. Auch von der anderen Seite des Bettes kam ein Grummeln, doch ein Anruf genügte schon lange nicht mehr um Clivia um ihren Schlaf zu bringen, sonst hätte sie sich nie ein Bett mit Gernot Teilen können. Jener blinzelte auf sein Display und als er erkannte, dass der Anrufer sein Basti war, schälte er sich aus seiner Bettdecke und stolperte aus dem Schlafzimmer. Zwar war es nicht selten, dass Sebastian ihn mitten in der Nacht anrief, doch in letzter Zeit war ihre Beziehung etwas angespannt gewesen.
Die Schwangerschaft und Gernots darauf bezogene Eifersucht hatte ihr Verhältnis strapaziert und der Rücktritt hatte die Zeit, die sie berechtigt hinter verschlossenen Türen in Zweisamkeit verbringen konnten um einiges gekürzt.
Als Gernot endlich den Anruf annahm, machte sein Herz einen kleinen Satz: „Hallo? Sebastian?“ „Gernot, es ist passiert, ich bin Papa geworden, ich kann’s noch gar nicht glauben!“, tönte die Stimme des Ex-Kanzlers freudig aus dem Hörer. Der Finanzminister schluckte schwer. Natürlich freute er sich für seinen Basti, wusste er doch wie sehr er sich nach diesem Moment gesehnt hatte, aber er war und blieb nun mal eifersüchtig. Dennoch nahm er sich zusammen und antwortete mit nur teils falscher Freude: „Ich freu mich so für dich! Ist alles gut gelaufen?“ Nur weil er die Susanne nicht leiden konnte, war er noch lange kein Unmensch. Er hatte ja selbst miterlebt wie anstrengend so eine Geburt war und, zwangsweise, genügend Bücher über Schwangerschaft gelesen, um zu wissen mit wie vielen Risiken so etwas verbunden war. Die Antwort des Altkanzlers kam prompt: „Ja, keine Komplikationen, die Susi war so tapfer“, nach einer kurzen Pause fügte er hinzu, „Willst du ihn kennenlernen, den kleinen Konstantin?“
Am anderen Ende des Hörers schwieg Gernot Blümel für einige Sekunden, dann holte er tief Luft und sprach: „Ah, du, Sebastian wir sind mitten in einer Pandemie, die lassen mich doch nicht einmal durch die Tür, vor allem nicht mitten in der Nacht.“ Er hoffte, dass diese, faktisch korrekte, Ausrede genügen würde. Es war nicht so, als ob er den Nachwuchs seines Liebsten nicht sehen wollte, aber er musste auch nicht unbedingt um diese Uhrzeit am Krankenhausbett der Freundin seines Liebhabers stehen, wenn es sich vermeiden ließ. Doch er hatte nur mäßigen Erfolg dabei, sich aus der Sache herauszuwinden, denn Sebastians Ton wurde beinahe flehend, als er beinahe flüsterte: „Kannst du nicht wenigstens zum Krankenhaus kommen? Ich vermiss dich gerade ganz besonders. Schließlich bist du ja auch irgendwie Papa geworden.“ Mit diesen Worten schmolz jeglicher Rest von Widerstand in ihm. Sein Basti wusste einfach immer genau, was er sagen musste, um Gernot herumzukriegen. „Ich bin am Weg.“
Bald darauf fand sich der Finanzminister in novemberkalter Nacht vor einem Spital und wählte die Nummer des Altkanzlers. Warum musste bei den beiden eigentlich fast alles immer nachts passieren? Das war einfach nicht gut für Gernots Schlafrhythmus, mit vierzig war das alles schon kein Zuckerschlecken mehr. Aber wem wollte er was vormachen, für seinen Basti würde er stets zu jeder Tages- und Nachtzeit bereitstehen.
Der frisch gebackene Papa ließ nicht lange auf sich warten und trat mit erschöpfter aber zutiefst glücklicher Miene auf den anderen Mann zu. „Danke, dass du gekommen bist. Ich freu mich wirklich, dich zu sehen“, sagte er, um die Grußworte möglichst unscheinbar zu halten, nur für den Fall, dass jemand in Hörweite war. Mit seinen Augen deutete in Richtung eines Busches. Nachdem sie kurz sichergegangen waren, dass niemand sie beobachtete, verzogen sie sich hinter den provisorischen Sichtschutz und Sebastian attackierte Gernots Gesicht regelrecht. In dem Kuss steckte so viel Leidenschaft, dass Gernot fast vergaß zu atmen.
Was sie da taten, war leichtsinnig und im höchsten Maße riskant, doch für einige wenige Augenblicke war ihnen das egal. Das war der öffentlichste Kuss seit einer besonders wilden JVP-Partynacht, an der sie, nicht gerade nüchtern, hinter einem Pappaufsteller geknutscht hatten. Damals wären sie beinahe erwischt worden. Dieser Gedanke holte Gernot zurück in die Realität und er drückte Sebastian vorsichtig von sich. Dies stieß auf prompten Widerspruch von seinem Liebsten: „Gernot, warum genau schiebst du mich jetzt weg von dir?“ Sein Gesicht verzog sich wie das eines schmollenden Kleinkinds und das fand Gernot schon fast wieder süß. Dennoch wusste er, dass es eine gute Entscheidung war den Kuss zu unterbrechen. „Basti, du weißt genau so gut wie ich, dass das viel zu öffentlich ist. Unser Ruf…“ Kurz sah es so aus als wollte Sebastian widersprechen, doch er wusste, dass Gernot recht hatte.
Nach einem letzten, kleinen Kuss legte Sebastian seinem Schatz die Hand auf die Brust und lächelte sanft, als er sprach: „Du hast ja recht. Außerdem sollte ich wahrscheinlich wirklich wieder reingehen. Und du solltest dich auf den Heimweg machen, nicht dass du mir hier abfrierst. Mit diesen Worten trat er aus dem Sichtschutz. Der Finanzminister wartete ein paar Minuten in der Kälte, bevor auch er sich wieder auf den Weg machte. Ein kleiner Teil von ihm fragte sich, warum er für die wenigen Minuten überhaupt seine Wohnung verlassen hatte. Er ließ sich von Sebastian herumkommandieren wie ein hormoneller Teenager. Eigentlich sollte er wirklich damit aufhören, immer sofort zu springen, wenn sein Basti pfiff, doch die beiden hatten so wenig Zeit miteinander, sie mussten das Beste daraus machen.
Auf dem nach Hause Weg träumte der Finanzminister von einer anderen Welt, in der sie beide keine Politiker waren, in der sie frei von ihren Partnerinnen waren und sich gemeinsam ihren Kindern widmeten. Wenn er nur wüsste, dass zumindest Teile davon schon bald wahr werden würden.
2. Dezember 2021, 11.27
Die Minuten tickten viel zu langsam vorüber, als hätte man die ganze Welt in zähflüssigen Sirup getaucht. Wieder einmal sah Gernot Blümel gebannt auf einen Bildschirm, diesmal ein Wasserglas anstelle eines Weinglases in der Hand und in einem Zimmer in der ÖVP-Zentrale anstatt auf der Couch seines jungen Altkanzlers. Über die letzten Wochen hinweg hatte sich die Schlinge um ihren Hals immer enger gezogen und nun war es an der Zeit die Reißleine zu ziehen. Sebastian, sein Sebastian, war nicht mehr tragbar als Politiker, er musste das Handtuch werfen, zum Wohle der Partei.
Gernot wusste, dass das der einzige Weg war, der richtige Weg war, doch all das Wissen konnte nichts gegen den Knoten in seiner Magengegend ausrichten. Es war die zweite Rücktrittsrede innerhalb weniger Monate, die Sebastian und er gemeinsam bearbeitet hatten und Minister Blümel konnte und wollte darin nicht einen Fetzen Fairness erkennen.
Was die Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass auch Gernot Blümel innerhalb weniger Stunden seinen Rücktritt verkünden würde. Diesen Entschluss hatte er zwei Tage zuvor gefasst, als er neben Sebastian im Bett gelegen hatte. Susanne war seit der Geburt im Krankenhaus geblieben, sie und der kleine Konstantin sollten heute entlassen werden, also hatten Gernot uns Sebastian die Chance genutzt und ein paar Nächte zusammen verbracht. Seiner Frau hatte er einfach etwas von wegen Stress und viel Arbeit erzählt, was ja auch nicht falsch war.
Vor besagten zwei Tagen lagen die zwei nebeneinander, Gernot still und Sebastian über ihre Lage vor sich hin monologisierend. Die Brust des Finanzministers fühlte sich leer an, nein, mehr als leer, es fühlte sich an als läge in ihr ein schwarzes Loch, das alles um sich herum verschlang und ein schmerzhaftes Vakuum hinterließ. Seine Gedanken drehten sich im Kreis und er fühlte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Er konnte es einfach nicht glauben, sein Sebastian, sein Liebling, würde sich komplett aus der Politik zurückziehen. Allein durch den Gedanken wurde ihm speiübel. Was sollte er machen ohne seinen Fels in der Brandung? Und das war der Moment, in dem es ihm klar wurde. Ohne Rücksicht auf Sebastians Selbstgespräch zu nehmen, kamen die Worte aus seinem Mund:
„Ich muss auch zurücktreten.“
Basti verstummte abrupt. Jeder Gedanke im Kopf des jungen Altkanzlers legte eine Vollbremsung hin. Er hatte gar nicht bemerkt gehabt, dass sein Gernot so mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt gewesen war. „Warum das jetzt auf einmal?“, fragte der Jüngere und drehte sich mit einem skeptischen Blick zu seinem Liebling. Gernot drehte sich ebenfalls, um seinen Basti anzusehen und antwortete, Stimme leicht zitternd: „Ich hätte den Posten ohne dich ohnehin nicht bekommen, ich habe nicht die Kraft, ohne dich zu bleiben.“ Sebastians Herz flatterte. Das war die höchste Liebesbekenntnis, die ihm sein Schatz machen hätte können. Er wollte eine wichtige, mächtige politische Position aufgeben, nur für ihn. „Bist du dir sicher, Gernot?“, fragte der frisch gebackene Ex-Kanzler und stemmte sich mit beiden Armen nach hoch, um Gernot von oben herab ansehen zu können. Anstatt zu antworten, zog der noch Finanzminister seinen Schatz zu sich herunter, drehte sie so, dass er jetzt die Oberhand hatte und küsste ihn voller Inbrunst. Dieser Kuss, der eine regelrechte Attacke war, sagt mehr als tausend Worte. Für seinen Basti würde er alles tun.
So kam es, dass Gernot Blümel an diesem verhängnisvollen zweiten Dezember stoisch auf einen Flachbildschirm blickte, während Sebastian Kurz, der jüngste Kanzler der zweiten Republik, offiziell seinen Rückzug aus der Politik bekannt gab. Die ganze Rede ging an Gernot vorüber, als wäre die Welt aus Watte.
Das dumpfe Gefühl löste sich erst, als Sebastian ihm später in die Arme fiel, ganz offen vor einigen ÖVP-Parteimitgliedern. Ein riskanter Move, aber weniger riskant als er noch vor wenigen Tagen gewesen wäre. Es war fast geschafft. Alles, was jetzt noch blieb, war Gernots Rücktrittsvideo zu veröffentlichen, dann hätten sie es hinter sich, ein für alle Mal, doch den scheidenden Finanzminister sträubte es beim Gedanken daran, nicht weil er die Entscheidung zurückzutreten bereute, sondern weil es das Ende einer Ära bedeutete, eine Ära, auf die sie seit Jugendjahren hingearbeitet hatten, zuerst allein, später gemeinsam. Sie waren zusammen groß geworden, in der Partei, quasi Flaschenkinder der alten ÖVP, und doch wusste Gernot, dass er ohne Sebastian nie da hingekommen wäre, wo er war.
Sebastian hatte schon so früh großes Potential gezeigt und Gernot hatte das Glück gehabt, dass der Junge seit jeher einen Narren an ihm gefressen zu haben schien und so wurde er Nutznießer einer Beziehung, die ihm wichtiger werden sollte, als er sich das je vorstellen hätte können. Und jetzt? Jetzt war wenig von dem jungen, agilen und unglaublich charismatischen Mann übrig, der Sebastian Kurz einmal gewesen war, wie ein Götzenbild, das von Wind und Wetter schwer gezeichnet war und langsam aber sicher bröckelte, doch die Liebe war immer noch da, mehr noch als je zuvor, denn anders als in der Vergangenheit, war sich Gernot jetzt sicher, dass Basti seines war, ganz und gar, trotz Frau und Kind. Sie beide gehörten zusammen, wie Krapfen zu Fasching und Korruption zur österreichischen Politik.
Sebastian und Gernot, Sebastian Kurz und Gernot Blümel, Kurz und Blümel, oder auch einfach nur Kümel, gemacht für die Ewigkeit, auch wenn diese Ewigkeit jetzt anders aussah, als es geplant gewesen war.
Die Realität ihrer Situation lastete schwer auf Gernot Blümels Schultern. Sebastian saß bei ihm, als er sein eigenes Rücktrittsvideo hochlud, Arme um seinen Schatz geschlungen. Quälend langsam arbeitete der Ladebalken sich nach vorne, doch schlussendlich war es geschehen, das Video war öffentlich, Gernot Blümels Politikkarriere war offiziell vorüber.
Eine Leichtigkeit, wie er sie schon lange nicht mehr gespürt hatte, überkam ihn und er attackierte voller Enthusiasmus Sebastians Mund mit dem seinigen. Bis spät in die Nacht flüsterten sie einander Liebesbekenntnisse zu und träumten von einer Zukunft voller hochrangiger Jobs und vielen klandestinen Treffen. Auch als sie schon lange wieder bei ihren jeweiligen Familien zuhause waren, waren sie in Gedanken noch ganz beieinander.
Und wenn Thomas Schmid nicht wäre, liebten sie noch heute.
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Und weil ich’s nicht lassen kann, noch ein kurzes Nachwort. Ich weiß, es sieht vielleicht nicht nach viel aus, aber dieser Account und die fragwürdigen Inhalte darauf waren für mich über die letzten Jahre hinweg eine großartige Flucht aus der Realität und ein wichtiges Tool, meinen Unmut publik zu machen.
Ein herzliches Dankeschön an jeden, der an der Bubble auf tumblr beteiligt war und auch an jeden, der sich mit meinem Geschreibsel etwas Lebenszeit vertrieben hat.
Wie auch die letzten Jahre, war es mir ein Volksfest! Ciao, Kakao, für (wahrscheinlich) immer!
#sebastian kurz#gernot blümel#kurz x blümel#political rpf#österreich#austrian politics#kümel#övp#österreichische politik#sturz#austria
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Kennt Ihr das,
wenn Ihr Euch abends schlecht fühlt, aber Ihr das Gefühl habt, Ihr müsstet glücklich sein, weil Ihr einen schönen Tag hattet? So, Ihr hattet eine tolle Zeit. Klar, es gab auch eins, zwei Erlebnisse über den Tag hinweg, die Euch verletzt haben, aber im Großen und Ganzen war der Tag doch gut? Also warum seid Ihr traurig?
Ganz einfach. Weil das eine nicht mit dem anderen in Verbindung steht. Die zwei Erlebnisse, der schöne Tag und die Situationen, die Euch verletzt haben oder Euch nachdenklich machen, hängen nicht zusammen.
Ich finde es unfassbar, dass wir das nicht trennen können. Dass wir diesen Druck haben, glücklich sein zu müssen, nur weil etwas schön war. Dass das jetzt bedeutet, dass wir auch für den Rest des Tages glücklich sein müssen, weil wir ja dankbar für den schönen Moment sein müssen.
Aber so ist es nicht. Das Problem ist nur, dass uns das seit unserer Kindheit so beigebracht wurde. Wie oft habt Ihr von Euren Eltern einen Satz gehört, wie: "Wir waren doch heute im Zoo, Du hast gar keinen Grund, jetzt traurig/bockig/etc zu sein!" Wie oft habt Ihr es vielleicht selbst Euren Kindern gesagt?
Aber das ist falsch. Die zwei Sachen stehen nicht im Zusammenhang. Nur weil eine Sache schön war, heißt das nicht, dass andere Dinge einen nicht mehr verletzen können für den Rest des Tages. Dass man nicht mehr von anderem oder anderen enttäuscht werden kann.
Und Sätze wie diese, Sätze, die super leicht über die Lippen gehen, um das Kind vom "jammern" abzuhalten, sind es, die uns später unser Glück verbauen. Je öfter sie gesagt werden, desto mehr manifestieren sie sich in uns. "Du musst glücklich sein. Du musst dankbar sein."
Und wegen diesem Druck sitze ich jetzt hier um ein Uhr nachts und schreibe diesen Post. Weil ich ein schönes Treffen mit meinen Freunden hatte. Weil ich, nachdem ich heimkam, von meiner Mutter enttäuscht wurde. Weil ich anfing über meine Zukunft nachzudenken. Weil mir das Angst machte. Weil ich das Gefühl hatte, ich muss glücklich sein, ich hatte doch einen schönen Tag.
Aber ich bin es nicht mehr. Und das ist okay so. Ich hatte ein schönes Treffen. Und ich darf jetzt auch niedergeschlagen sein.
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Ich höre mir gerade das Hörbuch zu Super-Papagei an. Und als sie Blacky bekommen gibt es diesen Satz
Über ihren Köpfen hockte Blackbeard in dem Käfig des zahmen Raben, den die drei Jungen kurze Zeit besessen hatten und der eines Tages leider spurlos verschwunden war.
WHAAAAAAAAAAT? Die hatten mal einen zahmen Raben? Und der ist spurlos verschwunden? Und das wird nie wieder erwähnt? Haben die ermittelt? Was ist mit dem Raben passiert? Haben die das nicht rausbekommen? Oder ist das so eine "Der Rabe lebt jetzt auf einem glücklichen Bauernhof"-Geschichte, weil entweder Titus oder Mathilda das Vieh eines Morgens mausetot gewunden haben und einfach verschwinden ließen nach dem Motto: "Nein, Jungs, ich hab keine Ahnung wo euer Rabe ist. Ist ja mysteriös, dass der einfach so weg ist..." Oder war es eine Entführung mit Erpressung und die Jungs haben das nicht gerafft und dann wurde der Vogel getötet? WAS IST MIT DEM VOGEL?! Ich brauche Informationen! Leben die Jungs einfach seit Jahren mit dem Mysterium, dass denen ein Rabe abhanden gekommen ist? Glaubt Peter deswegen an übernatürliches? Hängen sie deswegen so an Blacky. Ist das ein Verlustkomplex? Und wie hieß der Rabe überhaupt? Woher hatten sie den zahmen Raben überhaupt? Das ist so ein riesen Mysterium und es ist nur so ein verdammter Halbsatz!
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Donnerstag, 16.3.2023
HEFTIGE NACHT DER ROSEN
"Im Vergleich zu 1990 sogar um 40 Prozent weniger"... ja was—ich glaube, es ging um den CO2-Ausstoß, als dieser Satz aus dem ganz leisen Radiowecker mich traf, nicht zwischen die Augen, aber in mein Erwachen hinein, und das ist, vielleicht, dasselbe. Manchmal kommen diese ersten Worte, ersten Sätze des Tages später wieder hoch, aus dem sog. Nichts, und ich werde schier überfallen in anderen Gedanken, bei anderen Tätigkeiten. Beim Zeitzeichen aufzuwachen hatte manchmal so einen Effekt, dass der oftmals historische Rückgriff direkt Bilder und Atmosphären, ein dünnes, tauzartes Metaverse hinter der Netzhaut erzeugte, ...der Geburtstag des Malers Claude Monet, ...wurde Theodore Roosevelt der 26. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Ich stelle den Wecker, wenn ich ihn stelle, immer so, dass ich nicht bei den Nachrichten aufwache. Das Gehör ist schon wach, bevor man die Augen öffnet.
Eben haute auch schon jemand gegen irgendwelche Rohre hier, weil es gab den typischen Rohrhämmersound, und da wusste ich: okay, jetzt muss ich also auch loslegen.
Bis die neu gekaufte domain mit Inhalt gefüllt ist, muss das hier reichen. Wieso reichen?
Wie schnell zum Teil die Praktiken—nicht verloren gehen—aber bleich werden, abfallen im internen Ranking der Großidee von den eigenen Tätigkeiten, Dingen, die man regelmäßig macht, oder machen will. Selbst nach neun Jahren Journal: wenn ich eine Woche nicht schreibe, immer die Frage: kann ich das noch, worüber schreibt man da?
Apropos Monet noch. Anscheinend komme ich jetzt in die Erkenntnisphase, in der ich den jetzt wirklich zu begreifen beginne, vielmehr in mir eine Bedeutung sich festsetzt. Gestern holte ich mir die neue Künstlerkarte ab und wollte dann direkt ins Wallraf-Richartz, was ich auch tat, aber nicht über den gift shop hinauskam, bzw. wollte. Kaufte also nur eine Postkarte, und dann blätterte ich in einem Monet-Katalog des, glaube ich, Potsdamer Barberini-Museums, der, wie ich fand, sehr schön klar gestaltet und frisch und crispy neu dalag. Wie ein Schluck frisches Quellwasser. Und während ich da so ein bisschen umblätterte, dachte ich, daß ich jetzt ganz klar, für mich, sagen kann: Monet ist wichtiger als Cezanne. Und schön war dabei auch, zu wissen, daß es völlig egal ist, in the greater scheme of things, aber eben nicht für mich.
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