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Insel Fanø, Dänemark:
Ameise auf Meerkohl
Eine kulinarische Entdeckungsreise
Von Marc Vorsatz
Auf der Zunge breitet sich ein zart-säuerliches Aroma aus. Langsam erobert es den Gaumen. Feiner als das einer sonnengereiften Zitrone, exotischer. Eher wie Lemongrass. Intensiv, aber nicht aufdringlich. Auf jeden Fall köstlich. Bei dieser bemerkenswerten Sensorik ist man sofort versucht, gleich noch so eine kleine Leckerei vernaschen zu wollen, die Mutter Natur auf Fanøs Salzwiesen direkt am Meer im Übermaß bereithält. Lasius Flavus heißt die Delikatesse. Der Volksmund nennt sie schlicht Gelbe Wiesenameise.
„Ja, es kostet anfangs meist Überwindung, eine Ameise zu zerkauen“, sagt Kirsten Stidsholt. „Kaum jemand kann sich zudem vorstellen, wie gut dieses Insekt schmeckt.“ Die Biobauerin und Naturführerin, die auf der dänischen Nordseeinsel kulinarische Exkursionen anbietet, muss daher vorab meist Überzeugungsarbeit leisten: „Sternekoch René Redzepi hat sowohl Shrimps als auch Kohl mit den Ameisen veredelt. Und zwar im fünfmal zum weltbesten Restaurant gekürten „Noma“ in Kopenhagen.“ Später auch in London und Tokio – mit spektakulärem Erfolg. Fanø hingegen hat sich fast unbemerkt zu einem kulinarischen Kleinod gemausert. Erfolgsrezept ist, neben teils überraschenden Zutaten, die Rückbesinnung auf Uromas Küche in zukunftsweisender Adaption. Urige Restaurants bieten mittlerweile eine kreative Wattenmeer-Cuisine auf Fine-Dining-Niveau. Alternativ kann man auf Führungen teils längst vergessene Leckerbissen in der Natur selbst sammeln.
Strandkohl und Meersenf
„Naturkirsten“, wie sie sich selbst nennt, hat verschiedene solcher Touren zur Auswahl, bei denen die Teilnehmer lernen, die vorzüglichsten wildwachsenden Nahrungsmittel zu erkennen und daraus schmackhaftes, gesundes und inseltypischen Essen zuzubereiten. Zur Wattenmeer-Cuisine à la Fanø sozusagen. Heute geht es zum feinen Sandstrand und zu den nassen Salzwiesen direkt daneben. Die ersten essbaren Entdeckungen gibt es bereits am Treffpunkt an den Dünen. Büsche voller duftender Hagebuttenblüten und reifer roter Früchte. Dazu die dornenbewehrten Sträucher mit den „Zitronen des Nordens“, den orangegelben Sanddornbeeren. Schon geht es ans Pflücken.
Weniger als Delikatesse bekannt ist hingegen – neben den Krabbeltieren – auch die pflanzliche Zutat für das Appetithäppchen „Ameise auf Meerkohl“. Meerkohl, auch Strandkohl oder „Kohl der Küste“ genannt, wächst fast überall auf Fanøs naturbelassenen Stränden.
Dennoch fristet das aromatische Wildgemüse noch immer ein Schattendasein in der gängigen Küche. Völlig zu unrecht. Gerade die jungen Blätter erinnern an eine salzig-nussige Variante von Wirsing und eignen sich hervorragend für eine bunte Gemüsepfanne. Früher wurde Meerkohl von den Insulanern lediglich als Futterpflanze genutzt, später geriet er in Vergessenheit. Jetzt wird die große, bläulich-grüne Staude von Fanøs Spitzenköchen und Öko-Jüngern wiederentdeckt. Ein dänisches Privileg auf der nördlichsten aller Wattenmeer-Inseln im Unesco-Weltnaturerbe. Denn weiter südlich, in Deutschland und den Niederlanden, gilt der Bestand als gefährdet, steht die Pflanze unter Schutz.
Nur ein paar Meter weiter, im Spülsaum der kleinen Insel, die grade halb so groß wie Sylt ist, zwischen angeschwemmten Algen und Seegras, zieren wohlriechende lila Blüten den sandigen Grund. „Dank verschiedener ätherischer Öle hat der Meersenf einen scharfen, senfartigen Geschmack. Stängel, Blätter und Blüten geben einem Salat das gewisse Etwas, sind zudem reich an Vitamin C“, sagt Kirsten Stidsholt. „Die Strandrauke, wie sie auch heißt, verleiht jeder Fischsuppe oder Gemüsepfanne eine besondere Note.“
Die wohl am häufigsten genutzte Wildpflanze Fanøs ist allerdings Queller, auch Meerspargel oder „Salzstange des Nordens“ genannt. Im „Rudbecks“, einem Feinkostladen mit Restaurant im idyllischen Hafenstädtchen Nordby, findet man die Pflanze sowohl im Schraubglas als auch auf dem Teller. „Wir trocknen Queller schonend an frischer Luft und mischen ihn zerkleinert mit unserem Bio-Meersalz“, verrät Tilde Rudbeck, die sich eher als Bäuerin denn als Restaurantchefin versteht. „Ein beliebtes Souvenir, genau wie unsere Sanddorn- und Hagebuttenmarmeladen oder der aromatische Heidehonig von befreundeten Imkern.“
„Das Schwein der Armen“
Ihre Eltern betreiben einen Hof im Süden der Insel im Örtchen Sønderho, das mit seinen restaurierten jahrhundertealten Fischerhäuschen 2011 zum schönsten Dorf Dänemarks gekürt wurde.
Von ihnen übernahm sie 2017 das familieneigene „Rudbecks“ in Nordby, das mittlerweile eine Institution auf Fanø ist und zu den besten kulinarischen Adressen zählt.
Die Gerichte könnten authentischer nicht sein. Hier kann man beispielsweise Bakskuld bestellen. „Das Schwein der Armen“ taufte der Volksmund die haltbare und preiswerte Fischmahlzeit, die über Jahrhunderte oft dreimal täglich aufgetischt wurde und das Überleben auf dem sandigen Eiland sicherte. Dabei wurde die Kliesche, der regionale Plattfisch aus der Familie der Schollen, mit Langleinen an den breiten Strand gezogen, komplett mit Haut und Kopf eingesalzen, luftgetrocknet, geräuchert und schließlich direkt vor dem Verzehr gebraten. Heute erlebt das typischste aller Fanøer Gerichte eine Renaissance. Gereicht wird der magere Fisch im „Rudbecks“ auf selbstgebackenem Roggenbrot mit hausgemachter Remoulade und Zitrone, gegessen wird wie anno dazumal mit den Fingern.
Nicht minder delikat ist die organische Platte. Wer die bestellt, bekommt ein kulinarisches Allerlei der windgepeitschten Wattenmeer-Insel auf den Teller: Gegrillte Nordsee-Garnelen vom lokalen Fischer, frischen Queller vom Strand, Freiland-Eier von einer Farm in Sønderho, Salat und Blumendeko vom familieneigenen Bauernhof, hausgemachtes Dip, Schafs-, Ziegen-, und Kuhkäse, frischer Fischrogen und der preisgekrönten Fanø-Lachs, eine Räucher-Spezialität, die in ganz Dänemark und auch in Deutschland verkauft wird.
Beste Metzgerei Dänemarks
Das zarte Rinderfilet stammt vom Schlachter um die Ecke, den Brüdern Henrik und Rikke Christiansen. Beste regionale Rohstoffe, alte dänische Tradition und Handwerkskunst sind die Maxime der beiden Metzger in vierter Generation. Slagter Christiansen gehört zu den wenigen dänischen Metzgereien, deren gesamtes Sortiment hausgemacht ist. Einige Produkte sind mehrfach preisgekrönt und weit über die Insel- und Landesgrenzen hinaus bekannt. Etwa der Fanø-Schinken, der inzwischen eine eigenständige Marke ist. Die urwüchsigen Schottischen Hochlandrinder, die die Salzwiesen bei Sønderho kurz halten, liefern das Premiumfleisch. In Meersalz, Knoblauch, Pfeffer und Nelken wird es eingelegt und geräuchert, um dann sechs Monate bis zur Vollendung zu reifen. Das vorzügliche Fleisch der Salzwiesenlämmer hingegen veredeln die Christiansens mit Zimt, Knoblauch, Pfeffer, viel Rauch und noch mehr Zeit. 2008 und 2019 wurde die Metzgerei vom Danish Agriculture & Food Council Landbrug & Fødevarer zur besten des Landes erklärt.
Kartoffelrosensorbet
So ist es nicht verwunderlich, dass alle, die Rang und Namen haben in Fanøs Gastronomie, ihre Steaks bei den Virtuosen mit dem Hackebeilchen bestellen. So auch Pia und Mads Lindquist, Betreiber des kinderfreundlichen Restaurants „Ambassaden“, nur einen Steinwurf von „Rudbecks“ und Slagter Christiansen entfernt. Ihre regionalen Fischgerichte servieren sie mit würzigem Seetang. Auch die Lindquists besinnen sich auf die Rezepte aus früheren Zeiten, als Geschmacksverstärker noch unbekannt waren, Rinder und Schafe ganz selbstverständlich auf den Salzwiesen grasten und die Inselfischer täglich ihren frischen Fang im Hafen feilboten.
Nur beim Dessert haben sich die beiden von der mesopotamisch-persischen Küche inspirieren lassen und diese auf Nordsee-Breitengrade adaptiert. Das Ergebnis? Einfach göttlich, Kartoffelrosensorbet in „Noma“-Qualität. „Die meisten Gäste rätseln, woher sie dieses Aroma kennen. Manche tippen auf persisches Rosenwasser“, verrät Pia Lindquist. „Da liegen sie fast richtig.“ Nur stammt es von der Insel und ist hausgemacht. Das Paar sammelt dafür die Blüten der wild wachsenden Kartoffelrose, die gut 50 Kilometer weiter südlich auf der deutschen Schwesterinsel vornehm „Sylter Rose“ genannt wird. Mit Zucker extrahieren die Lindquists das blumige Aroma und kreieren damit ihre Köstlichkeit.
Sturmfluten, Walfänger und Seemannsgarn
Wer selbst auf Exkursion an den Strand oder ins Watt geht, läuft dabei vielleicht auch Gastwirt Jacob Sullestad über den Weg, der seine wilden Zutaten ebenfalls mit Leidenschaft persönlich sammelt. Er ist der Chef des ältesten und renommiertesten Restaurants der Insel. Seit 1722, also seit über 300 Jahren, empfängt das „Sønderho Kro“ nun schon Gäste. Wenn die alten Gemäuer sprechen könnten, sie hätten viel zu erzählen von schweren Sturmfluten, Walfängern und allerlei Seemannsgarn. Die Räume strahlen eine urwüchsige Gemütlichkeit aus. Beim Schlemmen der exzellenten nordischen Küche mit insularer Färbung bleibt kein Wunsch offen, außer vielleicht dem einen, das richtige Maß zu finden. Die durstige Kehle wird mit hausgemachten Kräuterschnäpsen abgelöscht.
Aber ganz egal, ob man nun in einem der hervorragenden Restaurants speist oder sein Essen lieber selbst sammelt und im reetgedeckten Ferienhaus zubereitet: Der Zauber von Fanø und seiner exzellenten Küche liegt darin, dem Naheliegenden ganz natürlich zu erliegen.
INFOS
Auskünfte: www.visitdenmark.de https://visitfanoe.dk
Anreise: Auf der A7 nach Flensburg, weiter auf der E45 zum Hafen Esbjerg, mit der Autofähre nach Fanø. Alternativ mit der Bahn via Hamburg und Lunderskov nach Esbjerg. Auf der Insel verkehren Busse zwischen den Orten.
Unterkünfte: Ferienhäuser kosten in der Vor- und Nachsaison ab 240 Euro/Woche. Anbieter sind Danibo Fanø, www.danibo.dk, Novasol, www.novasol.dk, Admiral Strand Ferienhäuser Fanø, www.admiralstrand.dk, Sol og Strand Fanø, www.sologstrand.dk, Fanø Night & Stay, www.fanoestay.dk, Feldberg Familie Camping, www.feldbergfamiliecamping.dk
Exkursionen: Verschiedene Exkursionen, z.B. Wildgemüse- und Wildkräutersammlungen, Wattwanderungen, Austernsafaris oder Pilzführungen bietet Biobäuerin Kirsten Stidsholt. Preise je nach Tour und Teilnehmerzahl nach Vereinbarung, www.naturkirsten.dk
Küche: Die Inselküche ist stark von Nordsee und Watt geprägt. Empfehlenswert sind das Traditionshaus Sønderho Kro, www.sonderhokro.dk, das kinderfreundliche Restaurant Ambassaden, www.ambassadenfanoe.dk, sowie das Rudbecks Fanø, https://rudbecks.dk.
Literatur: InselTrip Rømø und Fanø von Cornelia Lohs. Die interessantesten Orte, Sehenswürdigkeiten und Attraktionen ausführlich vorgestellt und bewertet. Reise Know-How Verlag, 14 Euro, www.reise-know-how.de.
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Riesengebirge, Polen:
Wenn der Vater mit dem Sohne 2.0
Winterspaß im polnischen Riesengebirge
Manchmal muss man schon etwas höher hinaus. Wenn unten im Tal die Schneedecke zu dünn und zu nass ist für eine ordentliche Rodelpartie zum Beispiel. Oder wenn man querfeldein mit Schneeschuhen und Schlitten durch den tiefverschneiten Wald möchte. Kein Problem im Riesengebirge. Immerhin reckt es sich mit der Schneekoppe stolze 1602 Meter in die Höhe und gilt als das niederschlagsreichste und schneesicherste Mittelgebirge Europas.
Offroad Schlittenfahrt
Marc Junior, Berliner Großstadtkind, sechs Jahre und voller Tatendrang, steht heute der Sinn eher nach einer Offroad Schlittenfahrt abseits ausgetretener Pfade und überfüllter Rodelbahnen. Zwar haben in Polen die Winterferien noch nicht begonnen, aber in der beliebten Skiregion rund um Karpacz, dem einstigen Krummhübel, kann es am Wochenende an den eisigen Hotspots schon mal eng werden. Gesagt, getan, wir verabreden uns mit unserer ortskundigen Wanderführerin Natasza und schon geht es mit ihren wintertauglichen SUV hochhinaus in die tiefverschneiten Berge Schlesiens. Wie sich schnell zeigt, ist eine Schlittentour abseits jeglicher Wege zwar sehr reizvoll, aber mindestens genauso anstrengend. Stock und Stein, unsichtbar unter einer weißen Pracht aus Schnee, behindern eine reibungslose Fahrt. Hin und wieder sackt der Schlitten in eine abgedeckte Bodenwelle oder gar in ein überfrorenes Rinnsal. Den Junior erfreut jedes Hindernis. Ein banaler Waldweg wäre ja auch langweilig. Nur für Natasza ist das Abenteuer recht ermüdend, so dass nach einer Stunde Papa übernehmen muss.
Das Hohe Rad
Am nächsten Tag wählen wir bei strahlendem Sonnenschein dann doch lieber befestigte Wege, und zwar auf dem Hohen Rad. Das Hohe Rad (polnisch Wielki Szyszak) ist mit 1509 m Höhe nach der Schneekoppe, dem Hochwiesen- und Brunnberg der vierthöchste Berg des Riesengebirges und die höchste Erhebung in seinem westlichen Teil. Die Staatsgrenze zwischen Polen und Tschechien verläuft über den Gipfel. Und ein steifer Ostwind weht uns eine frische Brise um die Nase. Wie rau und karg doch diese Gegend im Vergleich zu unserem abenteuerlichen Ausflug vom Vortag durch den tiefverschneiten Wald ist. Trotzdem sehr reizvoll. Schon mal gute Vorbereitung auf den dreitägigen Kids Skikurs.
Rübezahl-Museum
So schön Outdooraktivitäten auch sind, das interaktive Rübezahl Museum in Karpacz klingt irgendwie noch viel spannender. Dort entdecken die Kinder ganz spielerisch die Geheimnisse des Riesengebirges und erfahren alles Mystische über den sagenhaften Herrscher Rübezahl. Und Marc Junior kann gar nicht genug bekommen vom digitalen Herrn der Berge.
Lake Hill Resort & Spa
Nach einem schmackhaften regional geprägten Abendessen und einer erholsamen Nacht im mehrfach preisgekrönten familienfreundlichen Lake Hill Resort & Spa am Sosnówka-Stausee mit Blick auf die Schneekoppe möchten wir am liebsten einen ganzen Tag faulenzen und unsere schöne Unterkunft genießen.
Doch es gibt so viel zu entdecken und so brechen wir nach einem opulenten Frühstück auf und folgen dem Berggeist in seine mineralische Unterwelt. Und zwar in die schmalen Gänge des Schaubergwerks St. Johannes in Krobica (Krobsdorf). Sehr eindrucksvoll, aber definitiv kein Ort für Klaustrophobiker.
Tief im Gestein
Kaum vorstellbar, unter welch harten Bedingungen die Kumpel damals arbeiten mussten. Den Stein mussten die Männer mit primitivsten Werkzeugen und Muskelkraft brechen, um das begehrte Zinn zu gewinnen. Staubig und stickig war die Luft. Die qualmenden Öllampen verbrannten zusätzlich den ohnehin schon knappen Sauerstoff. Alt wurden die Bergleute nicht. Kein Wunder, die Söhne der Kumpel mussten – neben der Schule – ab dem Zeitpunkt unter Tage schuften, an dem sie ihren ersten Milchzahn verloren hatten.
Brot backen in der Teufelsmühle
Nach unserem Abenteuer tief im Gestein nagt der Hunger mit scharfem Zahn. Wie wäre es mit einem super leckeren selbstgebackenen Brot. In der benachbarten Teufelsmühle von 1890, die von 2010 bis 2012 aufwendig mit EU-Geldern restauriert wurde, werden Backworkshops für Youngster angeboten.
Marc Junior findet die Idee Klasse. Ein paar Minuten später knetet er mit anderen Kindern Brotteig. Und eine halbe Stunde später schon ist der Leib im Ofen. So lernen die Kleinsten auf unterhaltsamste Weise, wie und woraus Brot hergestellt wird und bekommen automatisch eine intensivere Beziehung zu dem Grundnahrungsmittel.
1000 Jahre Holzkirche Wang
Auf dem Weg zurück in unser stilvolles Lake Hill machen wir einen kurzen Stopp in den Wolken an der 1000jährigen Stabholzkirche Wang. Warum kurz? Weil sich der Junior nicht wirklich für eine alte Wikingerkirche aus Norwegen mit üppigen heidnischen Schnitzereien und einer ungewöhnlichen Reise von dort nach Brückenberg, dem einst höchstgelegenen Dorf Preußens, begeistern kann. Verständlich. Nichtsdestotrotz ein Muss.
Spaß im Aqua-Park
Was lässt Kinderherzen noch höher schlagen als eine Rodelpiste? Genau, ein Aqua-Park mit abenteuerlichen Rutschen, verschiedenen In-, Outdoor- und Kinderbecken und natürlich Pizza Margherita und einer riesigen Tüte Pommes on top. Die Therme Warmbrunn (Termy Cieplickie) bietet all das und viel viel Spaß gratis dazu. Tolle Atmosphäre für Groß und vor allem für Klein. Kann ein Ferientag schöner sein? Wohl kaum.
© 2024 · Marc Vorsatz | MEDIA CREW MITTE INFOS
ANREISE: Um die verschiedenen Lokalitäten vor Ort zu erreichen, ist ein PKW empfehlenswert. Die meisten größeren Hotels verfügen über Lade-Infrastruktur für Tesla und Co. Günstige Mietwagen mit Rundum-Sorglos-Paket für Polen bietet bspw. Sunny Cars, www.sunnycars.de
UNTERKUNFT: Lake Hill Resort & Spa: Mehrfach preisgekrönte familienfreundliche 4-Sterne-Anlage am Sosnówka-Stausee mit Blick auf die Schneekoppe, 9 Kilometer bis Karpacz. Sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis. DZ mit Balkon oder Terrasse ab 73 €, www.lakehill.pl/de Gediegener geht es im liebevoll restaurierten spätbarocken Schlosshotel Wernersdorf (Pałac Pakoszów) im Hirschberger Tal zu. Ruhige Lage, gute Küche, viel Kunst. DZ ab 100 €, www.schlosshotel-wernersdorf.de
SEHENSWÜRDIGKEITEN & AKTIVITÄTEN: „Geheimnisse des Riesengebirges“ nennt sich das Rübezahl Museum in Karpacz (Krummhübel) mit kleiner, liebevoll und interaktiv gestalteter Dauerausstellung rund um den „Herrn des Riesengebirges“. https://karkonoskietajemnice.pl
Geopark: Tief ins zinnhaltige Gestein des Riesengebirges geht es in den sehr schmalen Gängen des Schaubergwerks St. Johannes in Krobica (Krobsdorf). Sehr eindrucksvoll, aber definitiv kein Ort für Klaustrophobiker.
Teufelsmühle: In der historischen Mühle von 1890 können Kinder wie Erwachsene an einer Führung teilnehmen und anschließend in einem Workshop selber Brot backen.
Geopark und Teufelsmühle: https://podziemna-wieza.pl/
Spielzeugmuseum: Während die filigranen Puppenhäuser und kunstvollen Miniaturautos bei Erwachsenen fast vergessene Kindheitserinnerungen wachrufen, lernen Kinder, womit ihre Eltern einst spielten in einer analogen Welt ohne Konsolen und Handys. www.muzeumzabawek.pl
Der Aqua-Park: Termy Cieplickie (Therme Warmbrunn) ist besonders bei Familien beliebt. Mit verschiedenen Indoor und Outdoor Becken, Rutschen und Kinderbassins. www.termycieplickie.pl
AUSKÜNFTE: Polnisches Fremdenverkehrsamt, Telefon: 030/210092-0, www.polen.travel/de
Touristeninformation Jelenia Góra (Hirschberg): https://turystyka.jeleniagora.pl/Witamy-Turystyka?q=Witamy-Turystyka
LITERATUR: Dieter Schulze: Polen - der Süden. Sehr gründlich recherchierter Reiseführer aus dem Hause DuMont. Mit vielen Insidertipps für individuelles Entdecken. 24,95 Euro, www.dumontreise.de
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Yucatán, Mexiko:
Der Zwerg, der Regengott und die Unterwelt
Auf einer mythologischen Reise die Kultstätten der Maya entdecken
Von Marc Vorsatz
Als der gebündelte Sonnenstrahl auf das türkisblaue Wasser trifft, verwandelt sich die unterirdische Kathedrale in einen Ort voller Anmut und Mystik. Der See und die Jahrtausende alten Stalaktiten der Cabaña Suytun Höhle reflektieren plötzlich wie von Geisterhand das eindringende Licht der Oberwelt. Ein magisch anmutender Zauber, der schon die Ureinwohner von Yucatán in die Unterwelt zog.
„Ist das nicht fantastisch? Aber vergesst alles, was ihr in euren deutschen Schulen über die friedfertigen Mayas gelernt habt“, setzt Häuptling Pluma Blanca mit dozierender Geste an. „Nein! Hier ist Blut geflossen. Unendlich viel Blut.“ Der alte Mann vom Stamme der Yaqui ist Reiseleiter mit Leib und Seele und schaut jedem Einzelnen beschwörend in die Augen. „Wenn Chak Opfer verlangte, bekam er sie auch! Meist waren es nur Ziegen. Doch wenn der Regengott den Menschen zürnte und mit heißen Winden den Mais auf ihren Feldern verdorren ließ oder ihn mit fürchterlichen Überschwemmungen ertränkte, dann mussten größere Gaben her: Menschen!“
Rituelle Menschenopfer
Männer, Frauen, in der Mehrzahl jedoch Kinder, wurden dem Regenbringer in den Cenotes, den Sinkhöhlen mit eingestürzter Decke, rituell geopfert. Meist waren es Sklaven, Gefangene anderer Maya-Dynastien. Doch das sei lange her, fügt Pluma Blanca, zu Deutsch Weiße Feder, nach einer gekonnten Pause ruhig hinzu. Jetzt wäre die perfekte Zeit, um sich ein erfrischendes Bad zu gönnen. Da lägen höchstens noch ein paar altertümliche Tonkrüge auf dem Grund oder vielleicht der eine oder andere eingeschlagene Schädel, fügt er augenzwinkernd hinzu. Schließlich befände man sich am Eingang zur Unterwelt auf halbem Wege nach Xibalba, dem „Ort der Angst“.
Größte Unterwasserhöhle der Welt
Das Bad im türkisfarben schimmernden Höhlenwasser ist in der Tat etwas ganz Außergewöhnliches und so gar nicht beängstigend für rational geprägte Urlauber. Eine willkommene Abkühlung nach den schweißtreibenden Temperaturen der tropischen Außenwelt dazu. Doch vor allem wirkt die gewaltige Kathedrale aus Tropfsteinen einfach majestätisch, fast unwirklich in ihrer Schönheit. Kapitale Fische ziehen im klaren Süßwasser ihre Bahn und scheinen sich nicht im Geringsten von den Badenden stören zu lassen. Woher sie kommen und wohin sie gehen wird ihr Geheimnis bleiben. Über 2500 Cenotes wurden bislang in der Region entdeckt, so der Archäologe Guillermo de Anda, Inhaber des weltweit einzigen Lehrstuhls für Archäologie mit dem Schwerpunkt Höhlentauchen an der Universität Yucatán. Viele sind durch unterirdische Flussläufe miteinander verbunden und bilden das größte bekannte Unterwasserhöhlensystem der Erde. Grade erst hat der deutsche Forscher Robert Schmittner und sein Team die längste Unterwasserhöhle der Welt bei Tulum entdeckt. Laut de Anda die "wichtigste archäologische Unterwasserstätte weltweit". In ihr schlummerten Hunderte verborgener Schätze, die neue Erkenntnisse über die Maya-Kultur hervorbringen dürften. Über 347 Kilometer erstreckt sich das geheimnisvolle Labyrinth im Verborgenen.
Untergang der Maya-Imperien
Doch all die Opfergaben an den Regengott Chak konnten den langsamen Untergang der Maya-Imperien im 10. Jahrhundert nicht verhindern. Es war die Hochkultur selbst, die ihren eigenen gesellschaftlichen Kollaps manifestierte. Eine präkolumbische Risikogesellschaft sozusagen. Immer mehr Tieflanddschungel musste Ackerflächen weichen, um die wachsende Menschenschaar von letztendlich 20 Millionen Mayas zu ernähren. Immer öfter blieb daraufhin der lebenswichtige Regen aus und der wenige, der fiel, floss viel zu schnell ab in Richtung Meer. Das Jahr 897 läutete dann folgerichtig eine der verheerendsten Dürreperioden aller Zeiten ein. 30 Jahre Trockenheit. Am Ende überlebten grade mal zwei Millionen Mayas, und die Natur nahm sich wieder, was ihr zuvor geraubt wurde. Mit dem Wald kam auch der Regen zurück. Irgendwann waren selbst die monumentalen Sakralbauten fast vollständig zugewachsen. So auch die 35 Meter hohe Pirámide del Adivino, die Pyramide des Zauberers, in der Ruinenstadt Uxmal. Der Legende nach baute ein Zwerg das monströse Bauwerk in einer einzigen Nacht. Seine Ziehmutter, eine kinderlose Hexe, die ihn einst aus einem Leguan-Ei ausbrütete, habe ihm die Kraft dazu verliehen. Am Morgen danach entthronte der Winzling den herrschsüchtigen König und übernahm die Regentschaft über Uxmal.
Spektakuläre Show
Archäologen hingegen gehen von einer Bauzeit von sage und schreibe 400 Jahren mit Tausenden von Arbeitern aus. Nach dem Untergang der Maya-Dynastien geriet auch die Pyramide des Zauberers in Vergessenheit, bis sie im 15. Jahrhundert von den spanischen Eroberern geplündert wurde. Mit ihren abgerundeten Ecken, dem elliptischen Fundament und ihrer schieren Größe gilt die Zauberpyramide heute als das markanteste Maya-Bauwerk von Yucatán und dominiert den gesamten Komplex der imposanten Zeremonienbauwerke von Uxmal.
Das Zentrum der historischen Stadt ist in den letzten Jahrzehnten auch für Besucher erschlossen worden. Allabendlich verfolgen Touristen aus aller Welt eine spektakuläre Licht- und Klangschau, die die alten Gemäuer neuzeitlich in Szene setzt. Absolut sehenswert!
Der Großteil der Mayastadt liegt hingegen noch immer unter einem dichten Wald begraben. 1996 wurde Uxmal in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen.
Sisal – das grüne Gold
So medienwirksam sich Häuptling Pluma Blanca mit seinem Schamanenstab noch vor der Pyramide in Szene gesetzt hat, so nachdenklich und ruhig wird der sensible Mann mit den markigen Sprüchen jetzt auf der Hacienda Sotuta de Poeón. Auf dem Landgut werden noch heute für Touristen Sisalstricke nach traditioneller Art hergestellt. Um 1900 bescherte die Faser der Sisal-Agave, das „Grüne Gold“, den Großgrundbesitzern der Halbinsel märchenhaften Reichtum. Tausende Maya und Yaqui schufteten damals fürs Überleben auf den Haciendas, bis die Erfindung des Nylons 1935 das Ende des Sisalbooms einläutete. Ob sich auch die Vorfahren von Pluma Blanca auf den Feldern verdingen mussten, ist zu vermuten, bleibt jedoch sein Geheimnis. Wie auch die Entstehung eines vergilbten Fotos aus den 1970er Jahren, das er immer bei sich trägt und auf das er mächtig stolz zu sein scheint. Es zeigt ihn mit einem wirklich großen Häuptling in einem Park bei Bonn. Dem größten, dem er je begegnet sei. Die beiden scheinen sich gemocht zu haben. Altbundeskanzler Willy Brandt schaut dem Yaqui-Häuptling mit offenen Augen lächelnd ins Gesicht.
Einen Augenblick später schon hat sich Weiße Feder wieder gefangen und poltert in bekannter Manier los: „Wie das Foto entstanden ist? Das wollt ihr gar nicht wissen!“ Nur so viel, er habe 20 Jahre in Europa gelebt, kenne Deutschland eh besser als jeder Teutone und dem Land fehle seit Willy Brandt ein großer Häuptling. Punkt! Zustimmendes Kopfnicken hier, gequältes Lächeln dort. Wie vermutlich schon dutzende Male zuvor. Der Mann mit dem zerfurchten Gesicht und dem Schalk im Nacken ist ein Entertainer par excellence.
Zeugnis einstiger Größe und Pracht
An der Küste klingt die mythologische Entdeckungsreise mit einem der bedeutendsten Erbstücke dieser geheimnisumwobenen Kultur aus: Tulum, die Festung. Es ist die einzige Stadt, die die Maya direkt ans Meer gebaut haben. 1518 verglich der spanische Navigator Juan Díaz de Solís den Ort gar mit Sevilla. „Als die Spanier Tulum sahen, wollten sie einfach nicht glauben, dass die dummen Mayas so etwas Vollkommenes erschaffen hatten“, poltert Pluma Blanca. Die Besetzung durch spanische Truppen im Jahre 1544 bedeutete den wirtschaftlichen, religiösen und kulturellen Exodus von Tulum. Was blieb war ein kleines Fischerdorf außerhalb der historischen Mauern. Über Jahrhunderte brachen Einheimische dann Steine aus den Tempelanlagen, um Baumaterial für ihre Behausungen zu gewinnen.
So grenzt es fast an ein Wunder, dass noch heute die verbliebenen Ruinen erhaben über der Riviera Maya thronen und Zeugnis von einstiger Größe und Pracht ablegen. Der Tempel des herabsteigenden Gottes zum Beispiel, oder der Freskentempel oder das Castillo. Und vom Tempel des Windes fällt der Blick auf einen Bilderbuchstrand mit seinen malerischen Buchten, vereinzelten Kokospalmen und einem Türkis leuchtenden Wasser, das es so nur in der Karibik gibt.
Allgemeine Auskünfte: Allgemeine Auskünfte erteilt das Mexikanische Fremdenverkehrsbüro Telefon: 030/2639794-0, www.visitmexico.com
Reiselektüre: Die preisgekrönten Autoren Gerhard Heck und Manfred Wöbcke beschreiben die unterschiedlichsten Urlaubsoptionen, aber auch Wissenswerten puncto Geschichte und Gegenwart. DuMont Reise-Handbuch Mexiko, 24,99 Euro, eBook 20,99 Euro, www.dumontreise.de
© 2019 · Marc Vorsatz / MEDIA CREW MITTE
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Karneval Kapverden:
Samba, Sonne, Schweiß
Auf den Kapverdischen Inseln wird der bunteste Karneval Afrikas gefeiert. Vorbild ist dabei der große Bruder Brasilien.
Von Madalina Dragoi und Marc Vorsatz
„Heute ist der Tag der Tage“, lacht Cecilia de la Cruz. „Heute zelebrieren wir das Leben, die Liebe, Tanz und Musik.“ Strahlt bis über beide Ohren und bewegt sich wieder geschmeidig im Rhythmus von brasilianischem Samba mit kapverdischem Einschlag. Der wummert aus haushohen Lautsprechertürmen von einem klapprigen Truck herunter. Die afrikanische Schönheit mit europäischem Blut in den Adern ist sich ihrer Wirkung auf Zuschauer und Jury durchaus bewusst. Cecilia zeigt Haut. Viel Haut. Ihr minimalistisches Kostüm lässt weit mehr frei als es zu verdecken vermag: Eine glitzernde Krone, ein knappes Bustier, ein noch knapperer Minirock, der ihre makellosen Beine in den sexy High Heels endlos erscheinen lässt. Cecilia will am Dienstag als Königin gekrönt werden beim größten und farbenfrohesten Karneval von Afrika. Doch die Konkurrenz hart.
Ein Rausch an Farbe und Musik
Es ist Karnevalssamstag und vom frühen Vormittag bis zum späten Nachmittag ziehen bunt kostümierte Sambaschulen durch die Straßen von Mindelo, dem größten Ort der Insel São Vicente und der inoffiziellen Kulturhauptstadt der Kapverden. Am Freitag haben bereits die Kinder den schillernden Reigen eröffnet. Es ist ein einziger Rausch an Farbe und Musik. „Fast wie in Rio“, erklärt Roberto einem brasilianischen Fernsehteam stolz. „Naja, vielleicht doch zwei Nummern kleiner“, ergänzt der Musiker verschmitzt, als er die etwas verwunderten Gesichter der Südamerikaner sieht. Aber es ginge deutlich afrikanischer und europäischer zu als am Zuckerhut. Das ist in der Tat so.
Kinderkostüme, inspiriert von den Schwarzen Pharaonen Nubiens
Neben Tänzerinnen in knappstem Federboa-Outfit oder bestrapsten jungen Damen in sündigen Krankenschwesterkitteln, die genauso in Rio performen könnten, fallen andere Karnevalszüge auf. Mit einem Truck scheint eine komplette Tempelruine aus dem pharaonischen Ägypten durch die Straßen zu schweben. Auf den Säulen winden sich Tänzerinnen in freizügigem orientalischem Glamour, bewacht von athletischen Haremswächtern in Paschahosen. Gefolgt von Kindern in märchenhaften Kleidern aus dem Reich der Schwarzen Pharaonen des antiken Nubiens und einigen stattlichen Pappmaschee-Nashörnern auf Rädern hintendran. Dann furchteinflößende, mit gelbem Schlamm beschmierte Krieger, die irgendeinem Hinterwald entsprungen zu sein scheinen. Und in ihrem Schlepptau? Der überdimensionale Kopf von Albert Einstein. Ja, manche Züge scheinen wohl einen bildungspolitischen Anspruch zu haben. Aber die sind in der Ausnahme und haben nicht wirklich eine Chance auf eine Krone.
Captain Ahap und Moby Dick
Da hat der grimmige Captain Ahap mit seinem Holzbein vielleicht etwas bessere Karten, wie er so über den Parcours humpelt. Aber nur vielleicht. Einen historischen Bezug gibt es, auch wenn die meisten Insulaner davon noch nie etwas gehört haben. Herman Melville verschaffte Mindelo einen festen Platz in der Weltliteratur. Der amerikanische Schriftsteller ließ den hasserfüllten Kapitän auf seiner Jagd nach dem weißen Pottwal Moby Dick in Porto Grande, dem großen Hafen von Mindelo, landen. Das war im Jahre 1851. Ab dieser Zeit spielte Mindelo eine wichtige Rolle als Kohlebunkerstation für die aufkommende Dampfschifffahrt über den Atlantik. Seefahrer aus aller Welt vergnügten sich fortan in zahllosen Spelunken und Bordellen im Hafenviertel. 1958, also gut 100 Jahre später, machten die letzten drei Kohlegesellschaften dicht. Die alten Ozeandampfer waren allesamt auf Ölantrieb umgerüstet worden. Das Leben wurde ruhig in der 50.000-Einwohner-Stadt. Einige Kneipen überlebten die Zeit. Allen voran das Café Royal, das einstige Zuhause der berühmtesten Tochter der Stadt und der bedeutendsten Künstlerin des gesamten Archipels, Cesária Évora. Die „barfü��ige Diva“ ist die Königin des Morna, dieser bittersüßen Moll-lastigen Musik der Kapverden, die oft mit dem portugiesischen Fado verglichen wird.
Der lebenslustigste Karneval östlich von Rio
Doch Morna will heute niemand hören. Im Café Royal haben sich an diesem Karnevalssamstag Einheimische und ein paar Segler aus Übersee einen Logenplatz auf den Umzug gesichert. Ulli Baussmann ist einer von ihnen. Der Skipper aus dem hessischen Schlangenbad steuert die Kapverdischen Inseln seit Jahren zum Karneval an. „Was kann es Schöneres für einen Segler geben? Eines der anspruchsvollsten Reviere im Atlantik und der lebenslustigste Karneval östlich von Rio. Einfach perfekt diese Mischung!“ Dazu eine willkommene Abwechslung zu den doch ansonsten recht verschlafenen Anlandungen auf den kargen Inseln des Archipels, die ihre Einwohner kaum ernähren können.
„West of Africa“
Die Kapverden sind ein armes Land, sieben Hungernöte haben die Insulaner allein im vergangenen Jahrhundert überlebt. Viele sind nach Amerika und Europa emigriert und haben „West of Africa“ für immer den Rücken gekehrt. So bezeichnen die Einheimischen ihr Land. Man fühlt sich kulturell als auch ethnisch ohnehin viel mehr Portugal und Brasilien verbunden als Mutter Afrika. Der europäische Einschlag ist nicht zu übersehen, der Sklavenhandel und die Seefahrt haben deutliche genetische Spuren hinterlassen. Dauerhaft verschlägt es umgekehrt jedoch nur sehr wenige Europäer auf die Kapverden. Joe Würfel aus Stuttgart ist einer von ihnen. Dem international preisgekrönten Fotografen gelingt es wie kaum einem anderen, der Schönheit der Einheimischen und ihrer Inseln Ewigkeit zu verleihen. Direkt an der Marina von Mindelo betreibt er eine stilvolle Galerie und seine Schwarz-Weiß-Kalender schmücken Wohnzimmer in Europa und Amerika. Auf den Kapverden findet er Ruhe, Inspiration und vor allem auch ausdrucksstarke Menschen im Überfluss. Oft kommen sie aus den Vororten von Mindelo, den Slums, wo Perspektivlosigkeit und Resignation regieren. Wer irgendwie kann, haut dort ab, am besten gleich nach Portugal. Oder macht zumindest eine gute Partie und zieht in ein repräsentatives Stadthaus von Mindelo, so wie es die schöne Cecilia de la Cruz getan hat.
Hedonistische Volksdroge
Der alljährliche Karneval bietet dafür eine perfekte Gelegenheit. Live vor Ort und im Fernsehen, auf Facebook und Co. oder in der lokalen Presse. Vielleicht wartet das persönliche Glück ja an der nächsten Ecke? Oder ein Job. Oder am besten gleich beides. Die exotischen Kostüme sorgen jedenfalls für Chancengleichheit, blenden für ein paar Tage alle sozialen Abgründe aus. Stunde um Stunde, Tag für Tag, tanzen sich die Karnevalisten immer tiefer in einen Rausch der Sinnlichkeit. Und im Schutz der lauen Nächte mutiert der Karneval zu einer hedonistischen Volksdroge. Die Nacht vibriert im Rhythmus von Venus und Apoll. Ist geschwängert von Räucherbuden, Zuckerrohrschnaps und dem unstillbaren Verlangen, den Augenblick zu zelebrieren, als ob es der letzte wäre.
Für fünf Tage sind alle Sorgen vergessen beim lebenslustigsten Karneval Afrikas. Und wenn am Aschermittwoch alles vorbei ist, beginnt der genügsame Alltag wieder auf den Kapverden. Wie beim großen Bruder Brasilien. Doch eines weiß man diesseits und jenseits des Atlantiks ganz genau: Nach dem Karneval ist vor dem Karneval.
© 2017 · Madalina Dragoi & Marc Vorsatz | MEDIA CREW MITTE
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Spreewald:
Frühlingserwachen
In der Vorsaison durch den Spreewald paddeln
Text und Fotos: Madalina Dragoi & Marc Vorsatz
Überall sprießen schon die ersten Knospen im Spreewald und haben den viel zu dunklen Winter endgültig verabschiedet. Das Labyrinth aus Kanälen und Flussarmen erwacht im wärmenden Licht zu neuem Leben, verkündet einen Hauch von Frühling. Fast lautlos gleiten die Kajaks durch die Alleen aus Ulmen, Erlen und Sträuchern. Die allerersten Spreewaldkähne und Wasserwanderer sind bereits unterwegs. Jetzt, in der Vorsaison freut man sich noch über die recht seltene Begegnung.
Das Eintauchen der Paddel ins weiche Wasser der idyllischen Quaaspree ist beinahe meditativ. Das bringt nicht einmal den blaugefiederten Eisvogel aus der Ruhe. Der sonst so scheue Zeitgenosse scheint genau zu wissen, dass ein Paddelboot nichts taugt für flotte Verfolgungsjagden und bleibt seelenruhig im Ufergebüsch sitzen. So nahe haben die Hobbypaddler den seltenen Vogel noch nie zu Gesicht bekommen, misst der Kanal doch nur wenige Meter in seiner Breite.
Und überhaupt, im UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald klingt so einiges größer, als es in Wirklichkeit ist: Puhl- und Schiwastrom etwa oder gar Brandenburger Amazonas. Amazonas? Ja, dieses merkwürdige Synonym für die Hauptspree stammt wohl aus der Feder eines überhitzten Marketingstrategen und passt so gar nicht in dieses Kleinod, das die Besucher doch grade mit seinen Miniaturkanälen, Stichgräben, Fließen und Flüsschen verzaubert. Selten sind diese tiefer als einen Meter, manche messen nur zwei, drei in der Breite. Selbst ungeübte Eintagspaddler fühlen sich da sicher.
Pfeilkraut und Schilf säumen dicht die Ufer. Ein Fischreiher steht seelenruhig auf einem Bein und wartet auf den Fang des Tages. Dann wird es ihm doch zu eng mit den ersten Eindringlingen des Jahres in seinem Revier. Geräuschvoll erhebt sich der Reiher in die Lüfte und sucht das Weite.
Der Untere Spreewald wird traditionell weit weniger besucht als die Hochburgen des Spreewaldtourismus rund um Lübben und Lübbenau. In Schlepzig, auf Niedersorbisch Slopišća, ist die touristische Infrastruktur vergleichsweise dünn. Was durchaus auch seinen Reiz hat und insbesondere Aktivurlauber anzieht. Die Wasserwander haben sich daher vorsorglich mit Lunchpaketen versorgt. Heißer Kaffee und Tee aus der Thermoskanne. Wie das duftet… Und die Käse- und Salamisandwiches erst. In keinem Gourmetrestaurant der Welt könnten die jetzt besser schmecken als auf der Wiese des Wasserwanderrastplatzes im verschlafenen Kahnhafen.
Ein Verdauungsspaziergang durch das Bauernmuseum gewährt auf anschauliche Weise einen Einblick in den oft harten Alltag der Spreewaldbauern des vorigen Jahrhunderts. Zwar machten immer wieder mal Hochwasser und sogar saisonale Dürren den Menschen der Region zu schaffen, doch Hungern musste in jüngerer Vergangenheit kaum noch jemand. Das Labyrinth mit seinen insgesamt 970 Kilometern Wasserwegen bescherte den Fischern von je her reichlich Weißfisch: Aal, Hecht, Zander, Barsch, ja sogar hin und wieder mal einen kapitalen Wels. Und den Bauern auf den hydromorphen, sprich wasserreichen Böden satte Gurkenernten. Bis heute ein begehrtes Handelsgut. Mit seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ verhalf Theodor Fontane den legendären Spreewaldgurken gar zu einem Platz in der Weltliteratur: „Die Spreewaldprodukte haben nämlich in Lübbenau ihren vorzüglichsten Stapelplatz und gehen erst von hier aus in die Welt. Unter diesen Produkten stehen die Gurken obenan.“
In Richtung Lübbenau führt auch die Hauptetappe. Gut 20 Kilometer und ein paar Schleusen aus längst vergangenen Tagen liegen nun vor den Freizeitsportlern. Nicht ganz ohne, müssen sie doch stromaufwärts gegen eine sehr moderate Strömung anpaddeln. Die Schleusen bedient man übrigens selbst. Für viele das Aufregendste an so einer Tour. Belohnt werden die Paddler neben der urwüchsigen Natur mit ihren Rehen, Wildschweinen, Schwänen, Enten, Fröschen, Störchen und Bibern am Ende des Tages auch kulinarisch. Nämlich im preisgekrönten Restaurant „17fuffzig“ im Resort und Spa Bleiche, wo man auf frisches, kalt gepresstes Leinöl schwört.
Die Küche der Region ist ohnehin um Längen besser als ihr Ruf. Das wusste auch schon Theodor Fontane. Bei seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg im Spreewald angekommen, notiert der Feingeist: „Die Gelegenheit erscheint mir günstig, überhaupt die Bemerkung zu machen, dass unsere verschriene Mark ein wahres Eldorado für Feinschmecker ist.“
© 2019 · Marc Vorsatz / MEDIA CREW MITTE
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Slowakei:
48 Stunden Bratislava
Auf Entdeckungstour in der Donau-Metropole
Text: Madalina Dragoi Fotos: Marc Vorsatz
Freitag, 16.30 Uhr: Sie erreichen die Donau-Metropole Bratislava. Gut eine Stunde zuvor ist der Flieger abgehoben. Alternativ dazu mit Bahn oder Bus anreisen.
17 Uhr: Ein Taxi chauffiert Sie zu einem unschlagbar günstigen Preis in Ihre unschlagbar günstige Herberge, zum Beispiel ins Mercure Bratislava Centrum Hotel. Geräumiges ruhiges Doppelzimmer mit bequemem Bett gibt es bei der TUI schon für 67 Euro die Nacht. Als echter Sparfuchs logiert man alternativ auch bestens im benachbarten Bratislava Ibis Hotel. www.mercure.com, www.tui.com, www.ibis.com
18.00 Uhr: Flanieren Sie durch die schmalen Gassen der Altstadt, die Fußgängern vorbehalten sind. In historischen Gemäuern buhlen schnucklige Cafés, internationale Restaurants und kreative Boutiquen um die Gunst der Laufkundschaft. An altehrwürdigen Plätzen, die förmlich Geschichte atmen, thronen Regierungsgebäude und Botschaften. Spätestens daran erkennt man, das Bratislava die Hauptstadt der Slowakei ist. Denn ansonsten geht es in der 430.000 Einwohner zählenden Stadt eher kleinstädtisch und recht gemütlich zu. Alle Sehenswürdigkeiten in der Altstadt sind in nur wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen.
Kartoffelpiroggen mit Liptauer Käse
20.00 Uhr: Nach so vielen kulinarischen Inspirationen fordert ein energisch knurrender Magen seinen Tribut. Wer nicht im Bratislavskej reštaurácii gegessen hat, war nicht wirklich in Bratislava, sagen zumindest die Macher von Flagship Restaurant Bratislava. Sie könnten Recht haben. In einem ehemaligen Kino wird deftige lokale Küche serviert. Slowakische Krautsuppe, Halušky, also Kartoffelspätzle mit Bryndza, dem gesalzenem Frischkäse, oder gefüllte Kartoffelpiroggen mit Liptauer Käse, Speck und Dill. Mmmmmh, ist das aber lecker! Hauptgericht ab 4,80 Euro. www.bratislavskarestauracia.sk
22.00 Uhr: Darf es zum Abschluss des grandiosen ersten Tages auch mal etwas eleganter sein? Ja? Schön! Dann noch ein Katzensprung hinauf in die Sky Bar. Auf der schicken Open-Air-Terrasse genießen Sie zusammen mit ebenso schicken Menschen einen bunten Cocktail. Jetzt liegt Ihnen ganz Bratislava zu Füßen. Naja, fast. Denn vis-à-vis thront das Wahrzeichen der Stadt, die Pressburg. Doch die steht erst morgen auf dem Programm… www.skybar.sk
Samstag, 8.30 Uhr: Gut geschlafen? Bestimmt. Dann ran ans üppige Frühstücksbuffet. Der Kaffee duftet schon verführerisch. Aber lassen Sie noch etwas Platz, denn um…
10 Uhr... …öffnet die Alte Markthalle mit allerlei Leckereien wie Palacinky, den Eierkuchen mit Füllung Ihrer Wahl, oder erfrischenden selbstgemachten Limonaden. Familiengeführte Bauernhöfe beliefern die Stände mit knackigem Obst und Gemüse. Auf der Balustrade herrscht dagegen reger Andrang nach modischen und super preiswerten Second-Hand Klamotten. www.staratrznica.sk
Geschichtenerzähler mit Schmalzlocke
11 Uhr: Am Slowakischen Nationaltheater am Hviezdoslav Platz – in bekanntem Terrain, nur ein Steinwurf von der Sky Bar entfernt – treffen Sie Igor von Bratislava Tours. Der Slowake mit russischem Namen hat einst in Dresden studiert, spricht perfekt Deutsch und sieht mit seiner Schmalzlocke irgendwie aus wie der Tscheche Karel Gott in den frühen Siebzigern. Igor entpuppt sich recht schnell als absoluter Kenner seiner Stadt und begnadeter Geschichtenerzähler. Zu Fuß geht es den Burghügel hinauf zum gotischen Martinsdom, dem größten und imposantesten Kirchengebäude der Stadt. Und dann, gegenüber der Franskanerkirche, zum Palais Mirbach, dessen Räumlichkeiten im sogenannten Bratislaver Rokoko-Stil erbaut wurden. Ein architektonisches Schmuckstück ist auch das Primatialpalais, in dem 1805 der Pressburger Frieden unterzeichnet wurde, infolge dessen Österreich unter anderem Tirol und Dalmatien verlor.
13.00 Uhr: Nach einem leichten Mittagssnack besichtigen Sie das imposante sowjetische Kriegsdenkmal Slavin nahe dem Bratislaver Villenviertel. 6.845 Soldaten der Roten Armee liegen auf der Anhöhe begraben, die bei der Befreiung der Stadt im April 1945 ihr junges Leben in der Fremde ließen.
Der Höhepunkt der absolut sehenswerten Tour ist jedoch die Besichtigung der Burg Bratislava, der Pressburg. Der gotische Bau thront erhaben über der Moldaumetropole und ist das Wahrzeichen der Stadt. Die erste steinerne Festungsanlage wurde hier bereits vor 1000 Jahren errichtet. 750 Jahre später residierte die noch heute hochverehrte Kaiserin Maria Theresia in den massiven Gemäuern hoch über ihren Untertanen. www.bratislava-tours.sk
16.00 Uhr: Nun haben Sie reichlich Sonne getankt. Höchste Zeit für ein lichtgeschütztes architektonisches Kleinod: Die preisgekrönten Räumlichkeiten der Galerie Nedbalka erinnern an das New Yorker Guggenheim Museum. 600 Werke slowakischer Künstler umfasst die junge gemeinnützige Galerie. Die Maler und Bildhauer eröffnen dem feinfühligen Besucher einen Blick in die wahre Seele der Slowakei. Absolut sehenswert. www.nedbalka.sk.
Oder Sie drehen alternativ dazu eine Runde mit einem Speedboat auf der Donau. Ihnen werden sich ganz neue Perspektiven auftun. www.plus-tour.eu
17.30 Uhr: Ein Spaziergang über die 431 Meter lange SNP Brücke aus dem Jahre 1972, die einzige asymetrische Schrägseilbrücke Europas übrigens, führt Sie über die schöne braune - und nicht blaue - Donau zum Restaurantschiff Dunajský Pivovar. Auf dem Sonnendeck des Botels, also Hotelschiffs, machen Sie es sich mit einem kühlen Drink in einem Liegestuhl bequem, hüpfen nach Belieben in den Swimmingpool und genießen den Panoramablick auf die ehrwürdige Altstadt.
Absacker mit Höhenflug
20 Uhr: Zwei Decks tiefer werden dann gegrillte Forellen und panierte Wiener Schnitzel serviert. Letztere sind auch in Bratislava sehr populär. Kein Wunder, fühlt man sich doch kulturell verbunden mit Hauptstadt Österreichs. die grade 65 Kilometer Luftlinie flussaufwärts liegt. An dieser Verbundenheit konnte auch der Eiserne Vorhang nichts dauerhaft ändern, der die benachbarten Donau-Metropolen vier Jahrzehnte trennte. www.dunajskypivovar.sk
21.30 Uhr: Der Tag verabschiedet sich, höchste Zeit fürs UFO. Also zurück zur SNP Brücke und hinauf in ihr luftiges Turmrestaurant, das an Captain Kirk´s und Mr. Spocks Enterprise erinnert oder eben an ein Ufo. Mit einem überteuerten Absacker in 90 Meter Höhe und einem unbezahlbaren Blick auf die schöne Stadt am längsten Strom Europas lassen Sie den Abend ausklingen. Oder Sie ziehen danach noch durch die Altstadt und genießen das bunte Treiben in den gemütlichen Gassen. www.redmonkeygroup.com
Sonntag, 9.00 Uhr: Ein gesundes Frühstücksbuffet verleiht Ihnen die nötige Energie für Ihren finalen Tag in der spannenden Metropole.
10 Uhr: Sie bewegen sich mit schlafwandlerischer Sicherheit zu den Kunsthandwerksständen zwischen Sky Bar und Nationaltheater. Denn inzwischen kennen Sie die überschaubare Altstadt schon fast wie Ihre Westentasche. Vielleicht finden Sie ja ein kleines Souvenir. Ein Kühlschrankmagnet in Pressburgform, eine I-Love-Bratislava-Tasse oder ein ähnlich kreativ bedrucktes T-Shirt. Also irgendetwas, was Sie vermutlich zuhause ziemlich kitschig finden werden.
Verlassene U-Bahn-Station
11 Uhr: Mit einem freundlichen Lächeln bittet Sie Juro Sikora in seinen klapprigen Skoda-Transporter aus fast vergessenen, realsozialistischen Zeiten. Der dürfte älter als der Guide selbst sein. Mit zwei Kumpels entwickelte Juro eine witzige Geschäftsidee: Gästen „ihr“ Bratislava zeigen, das sonst in keinem Hochglanzprospekt abgebildet ist: Verfallende Traditionsbrauereien, eine auf dem Kopf stehende, vor sich hin rostende Pyramide, gruselige Bunkeranlagen direkt neben einer Plattenbausiedlung und eine noch viel gruseligere U-Bahn-Station samt Tunnelröhren, die sich irgendwo im Dunkeln verlieren und durch die nie ein Zug gerollt ist. Krimi-Drehbuchautoren hätten ihre wahre Freude an diesem Ausflug. Sie sicherlich auch, den Juro spickt die Tour mit spannenden Anekdoten aus der jüngeren Geschichte Bratislavas. www.authenticslovakia.com
14.00 Uhr: Zurück im Hotel heißt es Duschen, Packen, Auschecken. Dann sitzen Sie auch schon wieder im Taxi zum Transportmittel ihrer Wahl.
17.00 Uhr Nun ist die Zeit gekommen für einen tiefen Seufzer, gefolgt von einem „Auf Wiedersehen sagen“ zur slowakischen Metropole mit ihrem charmanten Kleinstadtflair. Denn eines steht fest: Wiederkommen lohnt in diese gastfreundliche Stadt, die sich ihre kulturelle Identität bis heute zu bewahren wusste.
© 2019 · Marc Vorsatz / MEDIA CREW MITTE
Infos: Allgemeine Informationen erteilt die Slowakische Zentrale für Tourismus, Telefon: 030/25 94 26 40, www.slovakia.travel
Reiselektüre: CityTrip Bratislava von Sven Eisermann beschreibt detailliert bekannte und unbekannte Gesichter der Metropole.Mit Stadtplan und kostenloser Web-App, 2019, 12,95 Euro, eBook und PDF 9,99 Euro, www.reise-know-how.de
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So happy to be with my baby in the pages of Berliner Kurier #berlinerkurier #lagomera #article #travelling #travelstory #babymarcrobin #marcvorsatz #madalinadragoi #styletravelerblog (la Bucharest, Romania)
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La Gomera, Kanaren:
Wandern, Pfeifen, Ziegen melken
La Gomera gilt als die kleine und wilde Schwester Teneriffas. Einen internationalen Flughafen und 5-Sterne-Häuser gibt es nicht. Dafür jede Menge spannenden Aktivurlaub in atemberaubender Natur. Von Marc Vorsatz und Mădălina Dragoi
Ulises Martin Mendoza balanciert auf einer wackligen Leiter und reckt sich tapfer in die Höhe. Auf zwei reife gelbe Papayas hat es der Mittfünfziger abgesehen. Bestimmt an die zwei Kilo das Stück und definitiv ready to eat. Natur pur eben. Eine warme salzige Meeresbrise weht dem Öko-Bauern um sein sonnengegerbtes zerfurchtes Gesicht, das so manchen seiner Besucher an die Topografie der Vulkaninsel La Gomera selbst erinnert.
Eigentlich schlägt sich Ulises sonst mit drögen Jobs für die Kommune durch. Vernünftig bezahlte Arbeit ist rar auf der zweitkleinsten und vermutlich schönsten Kanareninsel, an der der Strom des Massentourismus von Neckermann und Co. bislang vorbeigezogen ist. Irgendwie fehlte dem sympathischen Mann mit dem schelmischen Blick jedoch lange Jahre etwas. Ökologische Landwirtschaft ohne sinnfreie EU-Normen reizte ihn und seiner langjährigen deutschen Partnerin Marina Seiwert gefiel die Idee. Zusammen erstanden sie ein preiswertes Stück Land direkt am Meer in der malerisch gelegenen Eintausend-Seelengemeine Agulo. Allein schon der Blick von dort ist Gold wert – unverbaubar direkt auf den majestätischen Vulkan Teide der Nachbarinsel Teneriffa. Und erst die fruchtbare Erde. Ein Garten Eden mit Bananen, Zitronen, Feigen, Mangos, Guajaven, Physalis und und und.
Verkostung im subtropischen Bio-Garten
„Eigentlich könnte man dieses Kleinod interessierten Urlaubern zeigen“, resümierte Marina einst. Sie ist Guide beim Wismarer La Gomera Spezialisten Mitoura und ständig auf der Suche nach spannenden Programmpunkten, nach authentischen Begegnungen auf Augenhöhe von Insulanern und Gästen. „Warum eigentlich nicht Kinder und Erwachsene schmecken lassen, wie sonnengereiftes Obst aus dem Süden wirklich schmecken kann? Und den Jüngsten zeigen, wie die Früchte eigentlich aussehen, die im Supermarkt zu grade mal zwei Prozent im Jogurtbecher stecken?“
Gesagt, getan, der Programmpunkt kommt super an. Viele Besucher probieren exotische Früchte, von deren Existenz sie zuvor nie gehört hatten. Die süßlich-säuerliche Pitanga zum Beispiel, auch Surinamkirsche genannt.
Reisende, die sich für La Gomera entscheiden, kommen sicher nicht wegen eines quirligen Nachtlebens oder wegen der Bilderbuchstrände. Ersteres gibt es praktisch nicht und die Strände sind rar und recht schmal, oftmals gepeitscht von einer rauen Atlantikbrandung. Schön schwarz, wie es die blumigen Tourismusprospekte versprechen, sind sie auch nicht. Einfach nur grau, mausgrau. Nein, der klassische La-Gomera-Urlauber bevorzugt Aktivurlaub im Einklang mit Land und Leuten. Bundeskanzlerin Angela Merkel ist eine von ihnen. Sie urlaubt regelmäßig auf der Insel. Aus den Tiefen des Meeresgeboren Denn was die kleine Insel bei grade mal 22 Mal 25 Kilometern Ausdehnung diesbezüglich zu bieten hat, ist wirklich atemberaubend. Aus den Tiefen des Meeres wurde die vulkanische Insel vor Urzeiten geboren. Längst sind die lodernden Feuerschlote erloschen und die Erosion verrichtet seit Jahrmillionen ihr stetes Werk. Rei��ende Gebirgsflüsse haben spektakuläre Schluchten, die Barrancos, tief in den Stein geschnitten. Ein zentrales Bergmassiv teilt die Insel heute in einen fruchtbar-feuchten Norden und einen trockenen sonnigen Süden. Mit 1487 Metern Höhe versinkt der höchste Berg, der Alto de Garajonay mit dem gleichnamigen Nationalpark meist in kalten Wolken, deren Kondenswasser für rund 90 Prozent der Süßwasserressourcen sorgt. Der Parque Nacional de Garajonay, der 1981 Dank der Initiative des deutschen Botanikers Günther Kunkel gegründet und schon 1986 zum Unesco-Welterbe erklärt wurde, ist das eigentliche Juwel der urigen Kanareninsel.
Wie aus einem Märchen entsprungen wirkt der immergrüne Lorbeerwald, der Laurisilva, der rund zehn Prozent von La Gomera mit einem dichten Kleid bedeckt. Über und über sind die weltweit selten gewordenen Bäume dort mit Moos bewachsen. Es ist recht dunkel im Wald und selbst das Klima ist ein völlig anderes als unten an der Küste. Viel kälter und feucht ist es und oft hängen mystische Wolkenfetzen im Zauberwald. Eine Wanderung durch den magischen Laurisilva ist ein absolutes Muss.
Seit der zähen europäischen Eroberung La Gomeras ab ca. 1430 hat sich der Lorbeerwald halbiert. Die Guanchen, die Ureinwohner dezimierten ihn vermutlich nicht, die Spanier wohl. Aus seinem Holz bauten sie Werkzeuge, Möbel, ja ganze Häuser, die wiederum mit Holz und - von den wohlhabenden Familien - mit Holzkohle befeuert wurden. Noch heute kann man die einstigen Produktionsstätten der Köhler auf gerodeten Lichtungen ausmachen. Oftmals wurden auch schnellwachsende Kiefern angepflanzt. Und die Bauern weideten ihr Vieh im saftigen Wald. Nicht nur die Quantität, auch die Qualität litt enorm. Brände taten ihr übriges. Seit drei Jahrzehnten nun steht der größte Lorbeerwald der Kanaren unter Schutz. Die Wanderwege wurden behutsam ausgebaut, einige Zonen sind für Besucher tabu. Kolumbus´ grausame Geliebte Holz, Wasser und Lebensmittel bunkerte auch Christopher Columbus, als er hier 1492 die letzte Station auf seiner ersten Entdeckungsreise nach Amerika einlegte. Aber warum gerade auf der wenig erschlossenen kleinen Insel La Gomera und nicht auf Teneriffa, wo es alles in bester Qualität gab? Es war die schlichte Begierde, dem Admiral wird eine knisternde Liebschaft mit der attraktiven wie grausamen Beatriz de Bobadilla nachgesagt. Die rothaarige Schönheit war die Witwe des von den Guanchen ermordeten despotischen Inselgrafen. Es war die spanischen Königin Isabella I. höchst daselbst, die Beatriz mit dem Grafen verkuppelte, um sie so vom kastilischen Hof fernzuhalten. Denn auch ihr Gatte König Ferdinand soll ihren Reizen hoffnungslos verfallen gewesen sein. Man nannte Beatriz de Bobadilla auch La Cazadora, die Jägerin. Columbus ging ihr - ganz freiwillig – ein weiteres Mal bei seiner zweiten Amerikareise auf La Gomera in die Falle. Der Kapitän war „heiß verliebt“, notierte einst ein Chronist.
In San Sebastian, der Inselhauptstadt, ist noch heute der Brunnen Pozo de Colón in der Casa de la Aguada zu besichtigen, aus dem Kolumbus Wasser geschöpft hatte. „Mit diesem Wasser wurde Amerika getauft. Im Jahr 1492.“, verrät eine Inschrift. Zu dieser Zeit nutzten die Ureinwohner eine ganz spezielle Art der Kommunikation, um sich über die tiefen Schluchten hinweg zu verständigen: El Silbo, die Pfeifsprache. Ganze Wörter können mit diesem linguistischen Unikum gepfiffen werden. Im vergangenen Jahrhundert fast vergessen ist es heute wieder Pflichtfach in den Grundschulen. Seit 2009 zählt die Unesco El Silbo zum immateriellen Weltkulturerbe der Menschheit. Wörter pfeifen, Palmen zapfen, Ziegen melken Auf Wanderungen in den wolkenverhangenen Bergen baut Marina auf Wunsch auch gerne eine Rast bei Winzer Placido Chinea Mendoza ein. Wenn der alte Mann nicht grade mit seinem Landwein beschäftigt ist oder Schnaps brennt, sitzt er vor seiner Hütte, spielt Gitarre oder Chacaras, die Kastagnetten und unterhält sich mit einem anderen Weinbauer vom gegenüberliegenden Berghang. Pfeifend versteht sich. Den Wanderern gibt er bei einem Gläschen, das die Zunge lockert, gerne eine Lektion El Silbo. Gar nicht so einfach, ein Wort zu pfeifen. Ein Gaudi ist es allemal.
Auf La Gomera ist nach wie vor die Subsistenzwirtschaft verbreitet. Man produziert für den Eigenbedarf und tauscht etwaige Überschüsse mit den Nachbarn. So kann es zum Beispiel gut sein, dass Ökobauer Ulises erntefrisches Obst gegen Wein bei Placido tauscht und dieser Hochprozentigen gegen Palmsirup, den Miel de Palma, von Manolo, den er dann mit seinem Schnaps zum inseltypischen Gomerón Likör mixt. Oder Manolo seinen Palmsirup gegen feinsten Ziegenkäse von „Käsefranzi“ eintauscht. All den kleinen Produzenten ist gemeinsam, dass sie nach alten Traditionen, also naturverbunden und umweltverträglich, wirtschaften und sich gerne bei ihrer Arbeit von Urlaubern über die Schulter schauen lassen. Mehr noch, Obst pflücken, El Silbo pfeifen, Palmsirup zapfen oder Ziegenmelken ist ausdrücklich willkommen. Aktivurlaub à la La Gomera eben.
© 2017 · Marc Vorsatz / MEDIA CREW MITTE Weiterführende Informationen:
www.lagomera.travel
Anreise:
Teneriffa wird von zahlreichen Fluggesellschaften angeflogen. Ca. 300 Euro. Weiter mit Fähre nach La Gomera. Fred. Olsen Express, 35 Euro one way, www.fredolsen.es
Unterkunft:
Fünf Sterne-Häuser sucht man vergebens. Das stilvolle Hotel Parador macht mit seinem antiken Interieur und dezenten Charme den einen Stern jedoch locker wett. DZ ab 135 Euro/Nacht, www.parador.es. Ansonsten gute Auswahl an einfachen Hotels, Pensionen und Ferienhäusern.
Pauschal:
„Best La Gomera Aktiv & Fun“ speziell für Alleinreisende und Singles mit geführten Wanderungen, Entdecker- und Mountainbike-Touren, Flügen, Transfers, Apartment, Verpflegung, 8 Tage ab 1449 Euro, 15 Tage ab 1799 Euro beim Gomera-Spezialisten MITourA, Neustadt 41, 23966 Wismar, Telefon 03841/2524504, www.mitoura.com
Reiselektüre:
Der ideale Begleiter für individuelles Entdecken: InselTrip La Gomera mit Faltplan und kostenloser Web-App. 2. Auflage Juli 2017, Reise Know-How Verlag, 11,95 Euro, eBook 9,99 Euro, www.reise-know-how.de
Susanne Lipps und Oliver Breda bereisen die Insel seit über 20 Jahren und verraten im DuMont Reisetaschenbuch La Gomera ihre ganz persönlichen Geheimtipps. 4. Auflage 2016, 17,99 Euro, eBook 15,99 Euro, www.dumontreise.de
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Pregătim bagajul! Și un nou proiect: călătorii cu bebelușul #familytrip #hats #explorer #babymarcrobin #marcvorsatz #madalinadragoi #sunglasses #rayban #valentino #luggage #red #styletravelerblog #journey #family #travellingwithkids
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Happiness have many faces by Marc Vorsatz, Principe island, West Africa #saotome #principe #island #africa #travelwriter #marcvorsatz #happyday
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