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daniellegoesworldwide · 7 years ago

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Die Schokoladenmafia greift zu

Aloha, meine Freunde und willkommen zu meinem brandaktuellen Blogeintrag. Vieles ist geschehen, Einiges davon sollte unerwähnt bleiben, für das Allgemeinwohl, anderes jedoch muss an die Öffentlichkeit gebracht werden.

Dramatisches spielte sich ab: Die Snitch und ich haben zur Sicherheit vor den Compoundkindern und deren anscheinend unzähmbaren Naschsucht einen eigenen Kühlschrank bekommen. Dort bewahren wir sämtliche deutsche Schokolade, Gummibärchen und andere Süßigkeiten auf, die wir bis jetzt erhalten haben (danke nochmal für diese milden Gaben, sie werden in einer Zeit der Hoffnungslosigkeit immer dafür sorgen, dass wir bloß nicht im Kaloriendefizit landen). Guter Dinge kam ich also eines Abends schwungvoll und elegant die Treppe hinunter geschlendert, um zum Essensraum zu gehen, da kommt mir Lea doch mit der Frage entgegen, ob ich denn etwas von ihrer Oreoschokolade gegessen hätte (Nicht das das so unwahrscheinlich wäre, aber es war eine Tafel von der indischen Schokolade, die wir mal gekauft und für nicht besonders anregend empfunden hatten). Wahrheitsgemäß und etwas verwirrt verneine ich also ihre Frage und sie erklärt mir, dass ein paar Stücke besagter Schokolade verschwunden seien. Als wäre dies nicht schon aufregend genug stellte sich nach einer kurzen Inquisition meinerseits heraus, dass auch von meiner Luflee-Abklatsch Schokolade mehr als die Hälfte entwendet wurde. Das Problem ist nur, dass die Mädchen theoretisch gar nicht wissen können, dass wir Schokolade haben und wo sie aufbewahrt wird, bzw. wo der Schlüssel zu dem Raum ist. Dementsprechend kann nur eine von den Mitarbeiterinnen an unsere Schokolade gegangen sein, was wir uns aber wirklich nicht vorstellen können. Immerhin wurde uns der Kühlschrank als eine Art Tresor angeboten. Aus diesem Grund sind wir also dem Schokoladendieb hilflos ausgeliefert, aber dankbar, dass er seine Tat auf die indischen Produkte beschränkt hat.

Außerdem war ja letzte Woche Reformationstag oder -woche, kommt drauf an wie man es nimmt. Jedenfalls saß ich von Freitag bis Samstag jeden Tag in der Kirche, mit jeweils zweieinhalb Stunden sitzzeit komme ich also auf gute 10 Stunden Kirche in drei Tagen. Nicht dass ich da generell was gegen hätte, aber die Kirchenbänke sind jetzt ergonomisch nicht so fortgeschritten und ich habe jedes Mal Schmerzen im Arsch und im Rücken, wenn ich von einer Funktion zurückkehre. Dafür sind die Lieder aber schön und der Pastor nett. Apropos Pastor: Unser liebenswerter Herr Pastor hat uns wohl schon ziemlich ins Herz geschlossen, vor allem als er merkte, dass wir durchaus versuchen die Lieder (die ausnahmslos auf Tamil sind) mitzusingen. Demzufolge kam er eines Tages vor dem Gottesdienst zu uns und erkundigte sich nach unserem Befinden. Anschließend teilte er uns mit dass wir mit jedem Problem zu ihm kommen können und das wir jetzt seine Töchter sind (so Papa, ich glaube das heißt jetzt, dass du ersetzt wurdest). Insgesamt komme ich so übrigens auf einen neuen Vater und drei bis fünf neue Mütter in eineinhalb Monaten. Mit so viel Kindergeld kann ich mir mein Studium mit links finanzieren.

Am 4. November hatte Lea Geburtstag und ich habe ihr, aufopferungsvoll und modebewusst wie ich nun mal bin, Harry Potter Socken passend zu ihrem Hogwarts-Haus (Hufflepuff) geschenkt. Unsere so ziemlich erste Interaktion, die wir im März 2017 über Whatsapp hatten war übrigens, wie ich sie dazu zwinge den offiziellen Haustest auf Pottermore zu machen. Man muss ja schließlich wissen, mit wem man ein halbes Jahr zusammen zieht. Jedenfalls kamen an demselben Tag (Zufall?) die gute Ute und Niels (unter den Indienfreiwilligen auch bekannt als NRvT, Grüße gehen raus) zu Besuch, da diese sich auf der Durchreise nach Tanjavur befanden, wo das Vorbereitungsseminar für die Süd-Nord Freiwilligen stattfindet. In einer Woche treffen wir die beiden, zusammen mit unseren Mitfreiwilligen, wieder um das Zwischenseminar abzuhalten. Nach ein bisschen Austausch über die Einsatzstelle und unsere Arbeit zeigten wir den beiden den Compound und ließen uns von Niels später auf ein Eis einladen. Es gibt nämlich in unserer Nähe eine Eisdiele die WIRKLICH GUTES Eis herstellt. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als Ute uns davon erzählte. Es gibt da auch Eistorten. Das ganze Programm. Ich hab gleich ausgesagt, dass wir vor der Abreise wohl oder übel eine ganze Torte davon essen mussten. Es gibt Dinge, die muss man einfach tun.

Ansonsten Haben wir jetzt schon eine ganze Woche nicht mehr in den Kindergärten gearbeitet, was auch bedeutet, dass ich mich von meinem ersten Kindergarten nicht mehr verabschieden konnte. Wegen dem regen ist hier nämlich Tag für Tag ein Arbeitsverbot verhängt worden. Ich persönlich hätte ja auch nichts dagegen, zu Arbeit zu schwimmen, andererseits ist das Wasser auf den Straßen ein bisschen dreckiger als die gechlorten Becken in Deutschland. Unser Tagesablauf hat sich also insoweit verändert, dass wir jetzt morgens von 10:00 bis 11:30 in das Wohnhaus der jüngeren Mädchen auf dem Compound gehen und mit ihnen Spielen, bastel oder singen. Auf dem Bild seht ihr mich, nachdem ich gerade mindestens drölf Mädchen die Fingernägel lackiert habe. Seht ihr den Terror in meinem Gesicht, die Angst in meinen Augen? Seht ihr die erwartungsvollen Blicke der anderen Mädchen? Ich hätte ihnen mein Talent niemals anvertrauen dürfen.

Im Moment versuchen wir ihnen „Ihr Kinderlein kommet“ beizubringen, für die Christmas-Funktion im Dezember. Danach schlafen wir meist noch etwas und gehen zum Mittagessen. Abends folgt der Englischunterricht, den Lea und ich in zwei Gruppen geben. Von 18:00 bis 19:00 versuchen wir mit ein paar Mädchen aus der achten Klasse Sachen wie Aussprache, Personalpronomen und Textverständnis zu lernen. Es geht mäßig voran, aber es immerhin ein bisschen. Es ist wirklich schwer, den Mädchen das zu vermitteln, was man auch sagen will, da wir kaum einen gemeinsamen Weg der Verständigung finden. Trotzdem hab ich die Mädels schon echt lieb gewonnen. Der Englischunterricht ist wichtig für die Mädchen, da sie, wenn sie auf die bessere, näher liegende Schule kommen wollen, eine Art Aufsatz schreiben müssen. Natürlich dann auf Englisch. Um ehrlich zu sein sehe ich im Moment bei wenigen von ihnen eine Chance, aber erst heute hat es mich überrascht, wie viel besser sie doch nach zwei Wochen schon lesen können.

Gerade haben Lea und ich geklärt, dass wir sonntags nach dem Gottesdienst ein bisschen mit den Mädchen der neunten bis zwölften Klasse Musik machen und ihnen auch Englische Lieder beibringen. Man muss sich ja irgendwie beschäftigen und mit den Mädels vergeht die Zeit dann tendenziell doch schneller. Außerdem bringt es ja zumindest der Englischen Aussprache etwas.

Aufgrund des Monsuns habe ich übrigens die letzten drei Tage im Pullover verbracht. Den Ventilator benutzen wir mittlerweile auch nicht mehr. Also sitzt Danielle bei 26°C mit Pulli über dem Shirt im Zimmer und friert. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Wenn ich nach Hause komme könnt ihr mich bei 20°C mit drei Jacken und Wärmedecke antreffen.

So, das wärs jetzt mal wieder mit den Infos von meiner Seite. Als nächstes folgt wahrscheinlich eine kleine Zusammenfassung von unserem Zwischenseminar und danach das zweite Filmmeisterwerk von Lea W.

Liebe Grüße nach Deutschland

Eure Danielle

PS: Da die neue Staffel Stranger Things jetzt auch raus ist verhänge ich hiermit ein Verbot an Helene G., diese Serie ohne meine Anwesenheit weiter zu verfolgen. Das selbe gilt natürlich nach wie vor für Anica und Riverdale. Außerdem, Nico, falls du auch nur wagst an den Winx Club zu denken, solange ich weg bin, bist du für mich gestorben.

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