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April 2021
Ein Banker mit Muße
Mit Bankdingen verhält es sich ähnlich wie mit Fahrradreparaturen, Herrenkonfektion und Schnittblumen. All diese Dinge sind mir gleichgültig bis leicht zuwider, und ich bin froh, wenn ich im Bedarfsfall zu professionellen Menschen gehen kann und sagen: Bitte mach das für mich. Bitte erklär mir nur das Essentielle. Wenn du es gut machst, komm ich wieder. – Solcher Service hat natürlich einen gewissen Preis an Zeit und Geld, und da ich nicht König Krösus bin, muss ich mich noch oft genug um Sachen kümmern, die ich lieber outsourcen würde. Aber gerne bin ich Kunde bei der Kreissparkasse, wo ich selten hingehen muss, im Zweifelsfalle jedoch hingehen kann. Und zwar bequem hingehen kann, denn sie hat genügend Filialen.
Meine Tochter teilt meine geringe Neigung zu Geldgeschäften. Daher ist sie nervös, als sie volljährig wird und die Sparkasse sie auffordert, zur Aktualisierung ihres bestehenden Jugendkontos in die Filiale zu kommen, und sie bittet mich, mitzukommen. Und ich komme mit.
Im Jahr 2021 ist ein solcher Termin im Prinzip eine Zumutung. Zu regeln ist herzlich wenig. Meine Tochter muss unterschreiben, dass sie das Konto weiterhin haben möchte und dass ihre Eltern weiterhin Zugriff darauf haben sollen (wenn eines Tages der Wunsch nach Privatsphäre den nach Bequemlichkeit überwiegen wird, wird sie das widerrufen). Sie muss entscheiden, ob sie eine Mastercard haben möchte, die die nächsten sieben Jahre noch gratis sein wird (jawohl). Auf einen Nachweis, dass sie sich noch in Ausbildung befindet, so dass das Konto kostenfrei bleibt, verzichtet der Berater und hakt es einfach ab. Das könnte man selbstverständlich alles online regeln, oder, falls offline, in fünf Minuten. Es dauert aber eine dreiviertel Stunde, weil der Sparkassenmensch gerne und viel plaudert.
Ich bin wegen der Zeitverschwendung nicht einmal erbost, eher ein wenig deprimiert. Was muss das für ein Leben für diesen Menschen sein, tagaus tagein an glattgeschniegelten Holztischen Leute vollzuschwallen, die lieber woanders wären! Welche Verschwendung von Arbeitskraft und Lebenszeit!
Andererseits: Wäre mir denn ein Sachbearbeiter lieber, dessen Arbeitsaufkommen gnadenlos und sekundengenau getaktet ist, und der sich dann so benimmt, wie Menschen in dieser Situation sich halt benehmen? Sicher nicht (und auch ich selbst möchte nicht so arbeiten). Da ich es aber vermessen fände, zu erwarten, dass sich alle Menschen immer ganz genau so viel Zeit für mich nehmen, wie es dem Bilde meiner Seele entspricht, werde ich wohl eine gewisse Bandbreite an Geschwätzigkeit tolerieren müssen. Und auch wenn Herr B. sich heute zweifellos an der Obergrenze des Akzeptablen bewegt hat, bin ich wieder ein wenig versöhnt.
Wird diese Art, Geschäfte zu machen, mangels Effizienz in nächster Zeit verschwinden? Ich bin nicht mehr so sicher wie auch schon mal.
(Tilman Otter)
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Wortgeschichte Nr. 135: Chilbi und Knabenschiessen
Landauf, landab finden besonders im Spätsommer und Frühherbst die Chilbenen oder Chilbinen statt – Jahrmärkte mit einem (wie man in Deutschland sagt) Rummelplatz. Dieses Wort lässt kaum mehr erkennen, was dahintersteckt: Es ist Chilch-Wîhi, also «Kirchweihe». In fast allen Deutschschweizer Mundarten wurde das Grundwort Wîhi aber zu -wi verkürzt und das inlautende -ch- ist fast überall geschwunden, womit das Wort nun Chilwi hiess. In alten Texten ist «kilwi» verbreitet zu finden; heute hat es sich auf die Urschweiz zurückgezogen. In einem weiteren Schritt hat sich nämlich aus -lw- ein -lb- entwickelt (wie auch das schriftdeutsche «gelb» aus einen mittelhochdeutschen gelw- entstanden ist), womit wir bei «durchschnittsschweizerdeutschem» Chilbi gelandet sind. Die eigentliche Bedeutung war «Weihe einer neuen Kirche». Gewöhnlich verstand man dann aber «jährliches Gedächtnisfest der Weihe einer Kirche (oder eines Altars)» darunter. Dieses Gedächtnisfest hat sich indes nach und nach verselbständigt, sodass die heutigen Chilbenen kaum mehr an dem Datum gefeiert werden, an dem die Kirche oder der Altar einst geweiht worden war – das Wort bedeutete je länger je mehr einfach «Jahrmarkt» und noch jünger schlicht «Rummelplatz». Bei der grössten aller Schweizer Chilbenen ist der historische Zusammenhang aber noch zu erahnen: Das Zürcher Knabenschiessen findet nicht zufällig am zweiten Septemberwochenende statt, sondern es setzt das alte Patronatsfest des Grossmünsters fort, das in vorreformatorischer Zeit Felix und Regula geweiht war – und deren Tag ist der 11. September. Chilbenen waren schon im Mittelalter beliebt, und man besuchte gerne alle möglichen, selbst wenn sie weit entfernt waren. An die «kylby zuo Basel» am Sebastianstag 1521 «komen die von Ury, Schwitz und Lutzern mitsampt ettlichen zuogewantten by hundert manen». Dabei wurde so viel gegessen, dass ein Kritiker 1601 schrieb, die Chilbenen seien «reine Buchfest», also Bauchfeste. Das tüchtige Feiern bereitete der Obrigkeit natürlich immer wieder Sorge: 1540 ärgerte sich die Schaffhauser Synode etwa, dass «die frömbden kilchwihinen [...] mit unzüchtigem dantzen, spilen, trincken et cetera» begangen würden. Spiele und Wettkämpfe waren ebenfalls ein fester Bestandteil – darunter häufig das Armbrustschiessen. Andernorts ging es ziviler zu und her, so kannte man im Luzerner Hinterland das Chääszänne: Wer die ulkigste Grimasse schneiden konnte, bekam als Belohnung ein Stück Käse. Ein weiterer Chilbibrauch war ebenda das Chäässtäche, an dem die Teilnehmer mit verbundenen Augen mit einem Säbel auf einen Käse einstechen mussten. Um aber Mord- und Totschlag zu verhindern, wurde den Besuchern sonst befohlen, ihre Waffen zu Hause lassen; so bestimmte der Zürcher Rat 1418, «daz nieman, wer der ist, mit enkeiner wery an und uff enhein kilwi gan sol». Zum Schluss noch einmal zum Knabenschiessen, dem heute alle Chnaabeschüüsse sagen und über das man witzelt, dass hier Knaben erschossen würden. Das kommt davon, wenn die Zürcher und Zürcherinnen nicht mehr wissen, dass dieser Anlass eigentlich richtig Chnaabeschüüsset heisst! Ein Schüüsset oder Schiesset ist ein Anlass, an dem geschossen wird. Und das Knabenschiessen, Pardon: der Knabenschiesset war einst eine vormilitärische Waffenübung der Zürcher Jugend. Versüsst wird die Teilnahme nicht erst heute mit Gaben: 1692 war der höchste Preis «ein Taler mit drei silbernen Kettemlein», und jeder Teilnehmer erhielt zumindest ein «silbernes Ringlein, dardurch ein weis und blau Dafetband als der Statt Ehrenfarb gezogen». Heute erhält der Schützenkönig oder die Schützenkönigin von der Kantonalbank 5000 Franken, und alle, die teilgenommen haben, bekommen von derselben 20 Franken plus einen Franken je geschossenen Punkt auf ihr Jugendkonto gutgeschrieben. Der Nutzen hat sich also vom Staat (schiesstüchtige Jungmannschaft) auf dessen Bank (neue Kunden) verschoben ... (CL)
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Prepaid-Kreditkarten: Unsinn für viele, Lösung nur für wenige
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Berlin (ots) – Viele Verbraucher nutzen beim Bezahlen im Netz oder zur Urlaubsbuchung inzwischen eine Kreditkarte. Wer jedoch eine schlechte Bonität hat, für den kommt eine reguläre Kreditkarte oft nicht infrage. Als Alternative bieten sich sogenannte Prepaid-Kreditkarten an. Diese unterscheiden sich jedoch erheblich von klassischen Kreditkarten. Das gemeinnützige Verbraucherportal Finanztip hat sich deshalb die Konditionen einiger Prepaid-Kreditkarten genauer angeschaut. Das Ergebnis: Sie sind nur für wenige Verbraucher eine Lösung.
Rund 33 Millionen Kreditkarten wurden laut Bundesbank bis Ende 2015 in Deutschland ausgegeben. Auf den ersten Blick unterscheiden sich Prepaid-Kreditkarten nur wenig von klassischen Kreditkarten. \“Die Bezeichnung Prepaid-Kreditkarte ist allerdings irreführend\“, erklärt Josefine Lietzau, Expertin für Bankprodukte bei Finanztip. \“Denn tatsächlich handelt es sich um eine Guthabenkarte und nicht um eine Kreditkarte.\“ Verbraucher sind deshalb deutlich weniger flexibel mit ihnen unterwegs, da sie stets darauf achten müssen, dass das Konto gefüllt ist. Ein weiterer Nachteil: Beim Hinterlegen einer Kaution für einen Mietwagen oder bei der Buchung eines Hotels akzeptieren nicht alle Unternehmen eine Prepaid-Karte.
Prepaid-Karten sind meist teurer
Hinzu kommt: Prepaid-Kreditkarten sind oft deutlich teurer als herkömmliche Kreditkarten. \“Wer mit der Prepaid-Kreditkarte Bargeld abhebt, muss bei vielen Angeboten mit Extra-Gebühren rechnen\“, sagt Lietzau. Auch beim Aufladen der Karte fallen oft Kosten an. Eher unbekannt ist die Inaktivitätsgebühr, die manchmal bei geringer Nutzung erhoben wird. \“Darauf sollten Verbraucher unbedingt achten\“, empfiehlt Lietzau. \“Denn eigentlich rechnet man ja nicht mit Gebühren, wenn man etwas nicht nutzt.\“ Wie viel bezahlt werden muss, hängt am Ende vom eigenen Nutzungsverhalten ab.
Prepaid-Karten nur für wenige eine Option
Das Finanztip-Fazit: \“Für die meisten Verbraucher sind Prepaid-Kreditkarten Unsinn\“, sagt Lietzau. Es gibt nur zwei Gründe, die für eine Prepaid-Kreditkarte sprechen: Entweder die Bank gewährt keine normale Kreditkarte oder man wünscht sich volle Kontrolle über die Ausgaben, etwa wenn die eigenen Kinder die Karte nutzen. \“Wer eine Karte für seinen Nachwuchs sucht, für den kann eine Prepaid-Karte die richtige Wahl sein\“, so Lietzau. Für Jugendliche ab 14 Jahren, die beispielsweise ein Jahr im Ausland verbringen, empfiehlt Finanztip die Prepaid-Karte der Commerzbank. Für alle Jüngeren kommen vor allem die Girokonten der Comdirect und Wüstenrot Direct infrage, die mit einer Prepaid-Kreditkarte angeboten werden. Erwachsene mit einem schlechten Schufa-Eintrag oder Selbstständige, die viel abheben, sollten auf die Prepaid-Karte von Payback zurückgreifen. Als Alternative zu Prepaid-Karten können Kinder das Jugendkonto der DKB nutzen, zu dem eine echte Kreditkarte gehört – allerdings ohne Kreditrahmen. Für Menschen mit schlechter Schufa-Bewertung eignet sich die Debitkarte der Fidor Bank.
Weitere Informationen http://www.finanztip.de/kreditkarten/prepaid-kreditkarte/ http://www.finanztip.de/kreditkarten/kostenlos/
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