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#hildegard und siegfried schumacher
prseiten · 7 years
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Otto, der Indianer mit der Brille, ein neuer Mann für Santo Domingo und ein Krimi aus dem Orient – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Sind Sie schon einmal einem Indianer mit einer Brille begegnet? Das kommt nicht so oft vor. Im ersten der fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 10.11.17 – Freitag, 17.11.17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, jedoch kommt ein solcher Indianer mit Brille vor. Und er heißt auch noch Otto. Und Otto alias Häuptling Adlerauge kommt auf einmal in Schwierigkeiten. Schwierigkeiten, ungeahnte Schwierigkeiten, so könnte auch ein Stichwort für die anderen vier Sonderangebote lauten. So muss sich der Kennedy-Anhänger und neue US-Botschafter in Santo Domingo, Henry Walter Mitchell, erst noch in seinem Gastland zurechtfinden. Der Hampelmann und fröhliche Tänzer Friedolin sieht, dass sich die beiden Jungen Tim und Wim in eine falsche Richtung entwickeln und kann zumindest anfangs scheinbar nichts dagegen tun. In der ägyptischen Wüste kämpft Karawanenführer Ahmed mit einer Spezialtruppe zur Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels. Und ein DDR-Botschafter muss sich in seinem Heimatland plötzlich mit unglaublichen Vorwürfen auseinandersetzen, die seine Tochter erhebt. Kann das wirklich so stimmen, was Claudia da behauptet? Will man sie wirklich fertigmachen? Ein noch immer aktuelles Buch über Anmaßung, Opportunismus, gar Feigheit und deren Mechanismen. Erstmals 1982 erschien im Kinderbuchverlag Berlin „Der Brillenindianer“ von Hildegard und Siegfried Schumacher: Otto alias Häuptling Adlerauge ist mit seinen Eltern in eine andere Stadt gezogen. Dort, in dem Wald hinter dem Neubaugebiet, findet er auf einem seiner Streifzüge eine geheime Burg, die drei größere Jungen sich errichtet haben. Ihr Häuptling Branco nimmt Otto in die Bande auf. Warum Bande, fragt sich Otto, dann sind sie ja gar keine Indianer. Tatsächlich zwingen sie Otto zu Dingen, die nichts mit seiner Indianerehre zu tun haben. Als er auch noch in einen Kaufhallendiebstahl verwickelt und seine Brille gestohlen wird, sucht er die Unterstützung seiner Eltern. Doch ganz allein mit seiner Freundin Antje will er die drei Großen zur Rede stellen. Hier zur Einstimmung das ganz kurze 1. Kapitel und ein längeres Stück des 2. Kapitels: „1. Kapitel Hast du jemals einen Indianer mit Brille gesehen? Du kennst doch Indianerfilme noch und noch, und was sahst du da? Geritten wurde, geschossen, geschlichen, geschwommen, Friedenspfeife rauchte man, grillte ganze Bären am Spieß, Tomahawks wirbelten durch die Luft, scharfäugig spähten Indianer nach dem Feind aus, oder sie blickten voller Verachtung vom Marterpfahl auf ihre Gegner. Eine Brille aber, nein, eine Brille trug niemand! Es hatte auch keiner Sommersprossen. Niemand lag einfach so auf der Wiese und träumte in die Wolken. Und hast du auch nur einen gesehen, der am Fluss saß und rein zum Spaß die Beine ins Wasser baumeln ließ? Unmöglich — sagst du, und du kennst dich mit diesen Filmindianern aus —, da kommen weder Wolkenträumer noch Beinebaumler vor, und eine Brille — sagst du —, wie sieht denn das aus: Federkrone, Adlerblick und ’ne Brille davor! Außerdem gibt es von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf der Prärie keinen Optiker, das weiß doch jeder, und jedermann weiß auch, Indianer haben fortwährend kühn und unheimlich aktiv zu sein. Aktiv ist unser Indianer. Er rennt — nein, er hüpft gerade die Treppe hinunter, und obwohl gar nicht Frühling, sondern herrlich heiße Sommerzeit ist, pfeift er „Alle Vögel sind schon da“. Mal wirft er das linke, mal das rechte Bein beim Hüpfen vor. Das ist kein echter Indianer! Er sieht nur so aus. Aber dich kann er nicht täuschen, schon darum nicht, weil er eine Brille trägt und, statt zu schleichen oder sich sonst nach weit und breit bekannter Indianerart fortzubewegen, vergnügt vor sich hin pfeifend Stufe für Stufe abwärts hopst. In einem Neubau dazu! Nein, und hätte er sich sieben Häuptlingsfederkronen auf den Kopf gestülpt, dich täuscht er nicht! Der nachgemachte Indianer ist Otto aus dem fünften Stock. 2. Kapitel Gestern war Otto eingezogen im Neubaublock am Stadtrand von Eichberge. Natürlich nicht allein, sondern mit seinen Eltern und Elle, der kleinen Schwester. Das heißt, Elle war einstweilen bei Onkel Udo und Tante Gitta in Drosseldorf. Kleine Kinder stören beim Umzug. Otto sollte auch dort bleiben. Er hatte abgelehnt und seine Armmuskeln spielen lassen, der Vater musste sie abfühlen, und dann hatte er beschlossen: Gut, weil Onkel Udo der Ernte wegen beim Umzug ausfällt, machst du mit. Ein bisschen hilft es doch. Ein bisschen! Darüber konnte Otto nur lachen. Er hatte sich nicht geschont, war treppauf, treppab gelaufen, hatte keuchend Kisten und Kasten geschleppt, an die zehn Liter Schweiß verloren und zum Ausgleich mindestens zehn Brausen getrunken. Todmüde war Otto abends ins Bett gefallen. Auch am Morgen blieb noch viel zu räumen und einzurichten. Trotzdem hatte die Mutter ihm beim Frühstück zugeredet: „Guck dich draußen um, geh spielen, Junge!“ Zuerst wollte Otto das weit von sich weisen. Wie gesagt, er war ja kein kleines Kind wie Elle, aber nach kurzem Überlegen gelangte er zu der Einsicht, dass man Eltern nicht durch zu große Hilfsbereitschaft verwöhnen dürfte. Also hatte er sich dem Willen der Mutter gefügt und war in seiner Indianeruniform samt Pfeil und Bogen und Kriegsbeil frohgemut abgezogen. Die Sonne schien, wie es sich in den großen Ferien gehört, die Eltern hatten ihre Beschäftigung, und Otto fühlte sich frei, so frei wie ein Adler in den Lüften. Was kann der Mensch mehr verlangen! Otto hatte seine Indianeruniform bisher nur in Drosseldorf getragen. Dort hatte er eine Menge Freunde, und der Wald begann gleich hinter der Wiese, die an den großen Garten grenzte. Es war nur ein Katzensprung ins freie Indianerleben mit den Drosseldorfer Rothäuten. Während der Schulzeit war an solch ein Leben nicht zu denken gewesen. Otto hatte vor dem Umzug auch in der Stadt gewohnt. Links lauter hohe Häuser, Typ 1900, rechts dasselbe, unten Geschäft an Geschäft und vor der Nase der Busbahnhof. Dort passten Indianer wie er und seine Stammesbrüder aus Drosseldorf nicht hin. Schade, dass die Freunde so weit weg wohnten, denn hier in Eichberge lag der Wald genau wie bei Onkel Udo und Tante Gitta hinterm Haus, sogar noch dichter. Vom Balkon im fünften Stock hatte Otto direkt in die Baumkronen gucken können. Endlich im Grünen! Die Mutter freute sich, doch der Vater hatte gesagt, dass in den nächsten Jahren abgeholzt und weitergebaut werden sollte. Vorläufig fehlte jedes Anzeichen dafür, weder Planierraupen noch Turmdrehkran und Zementsilo. Jahre — eine Ewigkeit. Vor der Haustür lag kein Indianerland. Überall machten sich Sandberge breit. Bis zur festen Straße füllte man sich die Schuhe voll. Otto fand, die Gegend vorm Haus sah nach halbhohen Ostseedünen aus, nur das Meer war nicht da. An seiner Stelle reihte sich Neubau an Neubau, und wo ihre Balkons die erste Sommerbleiche hinter sich hatten, durchquerten rechteckig angelegte Plattenwege und abkürzende Trampelpfade die Rasenflächen. Dahinter die große Kaufhalle und der Komplex mit Sparkasse, Friseur und Restaurant. Zivilisation also und uninteressant.“ Unter dem Titel „Der Resident“ erschien erstmals 1973 beim Mitteldeutschen Verlag Halle-Leipzig der 2. Band der Dominikanischen Tragödie von Wolfgang Schreyer: Santo Domingo, 1962: nur drei der Trujillo-Attentäter haben den Untergang des barbarischen Regimes erlebt. Sie schicken sich an, auch den alten Familien die Macht zu entreißen - kühn, um dem Land zu dienen, oder selbstsüchtig, skrupellos. Da kommt auf die karibische Insel der neue US-Botschafter, ein Amateurdiplomat und Mann John F. Kennedys. Im Geiste der „Allianz für den Fortschritt" will er den Streit schlichten, die Dominikaner Demokratie lehren. Industriegigant und Bananenrepublik - zwei Welten prallen aufeinander, beide vital, doch zerrissen und defekt. Washington sucht die Entwicklung zu steuern, elegant und energisch ein südliches Schaufenster zu errichten, das die kubanische Herausforderung überstrahlt. Wird dem Botschafter dies glücken? Trotz privater Sorgen ist er ein Mann von bedeutender Schlagkraft, Redlichkeit und Frische. Gewinnt er diesen Mehrfrontenkrieg - den Kampf gegen die revolutionäre Stimmung, gegen das Komplott der Superreichen und seine internen Feinde? Das Buch zeigt Menschen mit ihren Hoffnungen und Begierden, der uralten Jagd nach Glück, Reichtum, Liebe, Karriere, Befriedigungen jeder Art ... Eingepfercht in Machtmechanismen und das Geflecht persönlicher Verstrickung. Die Ereignisse zeichnet es nach Dokumenten und der Erinnerung von Augenzeugen; ohne eine Spur von Schwarzweiß. Von den tropischen Schauplätzen führt der Roman bis in den obersten Stock des State Departements und in das Weiße Haus. Seine Kraft liegt in der Verknüpfung politischer Abläufe mit dem Schicksal der Handelnden, ihrem seelischen Mikrokosmos, umbrandet vom Strom der Zeit. Das packt wie die Dramatik des abenteuerlichen, hier so kühl und wahrhaftig erzählten Geschehens. Gleich zu Beginn begegnen wir dem neuen amerikanischen Botschafter auf der Fahrt zur Übergabe seines Beglaubigungsschreibens: „Erstes Kapitel 1 Als Henry W. Mitchell an jenem sonnigen Märzmorgen in den Wagen stieg, einen schwarzsilbernen Cadillac mit pompösen Heckflossen, war es schon recht warm. Wohl hatten die Zeitungen gewarnt: Achtung, Kälte, Nachttemperatur um 14 Grad! Aber solche Zahlen bedeuteten in Santo Domingo stets Celsiusgrade über Null. Er musste sich eben daran gewöhnen, die Presse gewissenhaft zu lesen, ganz anders als zu Hause in den Staaten; und zwar in jeder Hinsicht. An so vieles musste er sich jetzt gewöhnen! Hier begann ja ein neues Leben. Der diplomatische Dienst verlangte Selbstzucht, kühlen Realismus. Aber was für ein Genuss, Einfluss zu haben, als Staatsmann zu handeln und den Wirkungen nachzuspüren. Für einen Mann wie ihn, den Schreibtischarbeiter – scheinbar dazu bestimmt, im Hintergrund zu bleiben –, war dies vielleicht das Höchste. Mitchell war 44, sah aber jünger aus durch das volle wellige Haar oder seine impulsive, verbindliche Art zu reden. Er hatte noch nie im Staatsdienst gestanden. Zeit seines Lebens war er Publizist gewesen, ein liberaler Intellektueller. Ungezählte Berichte und Magazingeschichten hatte er verfasst, dazu Bücher über den Strafvollzug, die Rassenfrage und den Bürgerrechtskampf; viermal war ihm der Benjamin-Franklin-Preis für den besten Artikel des Jahres verliehen worden. Er war Adlai Stevenson und John F. Kennedy in den Wahlkampf gefolgt. Und nun, dreizehn Monate nach Kennedys Amtsantritt, ging er als Botschafter in ein Land, das er von zwei Reisen her ein wenig kannte... Es war Freitag, der 9. März 1962. Die Vereidigung in Washington lag eine Woche zurück, seine Ankunft hier fünf Tage. Und doch war schon so viel geschehen, was seine Erwartungen enttäuscht oder auf bizarre Art übertroffen hatte. Zu seiner Linken saß ein schlanker, brünetter Mann, der Chef des dominikanischen Protokolls. Der war mit sechs Regierungswagen in der Calle Leopoldo Navarro vorgefahren, um ihn und zehn seiner Gehilfen von der Residenz abzuholen. Wagen ohne Regierungsnummer, geschützt durch Sicherheitsbeamte. Sie mieden den kürzesten Weg zwischen der Botschaft und dem Nationalpalast, huschten ohne Eskorte durch das Lugo-Viertel. Denn am Vortag hatten Aufrührer mehrere Autos der Botschaft und auch des Konsulats zerstört, sogar Mitchells eigenen Wagen. Die Kolonne glitt hastig vorbei an weißen Gartenmauern, an den Barockfassaden der Villen. Polizisten verschafften ihr überall freie Fahrt – mit winzigen Gebärden, die daheim eher das Gegenteil bedeutet hätten: die Handfläche zum Fahrer ausgestreckt, die Finger gekrümmt, als ob sie einen Apfel hielten, das hieß weiterfahren. Passanten blieben stehen, starrten den Limousinen nach. Das war die neue Freiheit, libertad nueva; zu Trujillos Zeiten hätte niemand es gewagt, Staatspersonen anzustarren, da hielt man den Kopf gesenkt. Und überall, auf Mauern, Bordsteinen und Bäumen, die Parolen der Parteien. Auch das war libertad: Trujillo hatte nur eine Partei gekannt – seine eigene. In Mitchells Brusttasche steckte das Beglaubigungsschreiben. Ein bedeutsames, doch schwerlich ganz ernstzunehmendes Dokument. Er hatte, gedrängt von Caroline, schon im Flugzeug die Durchschrift gelesen, beeindruckt und belustigt. Ein Hauch des 18. Jahrhunderts entstieg dem formelhaften Brief. Er trug Präsident Kennedys Unterschrift und sprach dessen Überzeugung aus, dass Henry Walter Mitchell fähig sein würde, sowohl die Interessen der Vereinigten Staaten als auch die der Dominikanischen Republik zu wahren. „Hoffentlich hat er recht“, hatte Mitchell zu Caroline gesagt... Und während man schon den Palasthügel hinauffuhr, fiel ihm ein, wie der siebenjährige Steve seine Ernennung aufgefasst hatte: „Du wirst Botschafter? O Daddy! Da reitest du auf einem Pferd und überbringst wichtige Briefe...“ Nun, im Prinzip hatte Steve schon recht gehabt. Frank A. King stieg als erster aus, wie stets. Obwohl innerhalb der vier Meter hohen Palastumfriedung nichts mehr zu befürchten war, sah er sich rasch um; eine tief sitzende Gewohnheit. Der Schutz des Botschaftspersonals oblag ihm auch dann, wenn ganz andere dafür verantwortlich waren. Die Auffahrt glühte, flirrende Luft, grelle Reflexe – drei Jahre in diesem Land hatten ihn gegen die Hitze nicht unempfindlicher gemacht. Außerhalb klimatisierter Räume litt er wie am ersten Tag. Sein weißer Leinenanzug, frisch gestärkt, lag ihm wie eine Rüstung aus Sperrholz an. Er wünschte das Ende der Zeremonie herbei; dreißig Minuten sollte sie dauern. In Washington lag die Norm für Antrittsbesuche bei weniger als zehn Minuten. Dort trugen die Botschafter und auch der Präsident ihre Reden nicht vor, sondern tauschten nur die vorbereiteten Texte aus, was die Sache abkürzte. Hier aber hörte man sich gern reden.“ Erstmals 2003 hatte Holda Schiller beim Scheffler-Verlag Herdecke ihr Buch „Pechvogel Glückspilz“ herausgebracht: Drei märchenhafte Geschichten sind in dem E-Book vereint, die sowohl für Kinder als auch für erwachsene Märchenliebhaber ein reizvolles Lesevergnügen bieten. Die Geschichte „Pechvogel Glückspilz“ ist eine Art osteuropäische Version von „Hans im Glück“, sie könnte unter dem Motto stehen: Wo eine Tür sich schließt, tut sich eine andere auf - sei es von Menschen- oder Engelhand. Die Däumlingsgeschichte ist neu in dieser Art, wo Tim und Wim zu Däumlingen schrumpfen, dann aber durch Friedolins Zauberkraft und nach Erfüllen bestimmter Aufgaben wieder normale Größe erreichen. In „Stromerin Leila“ gerät Leila mit der Pflicht in Konflikt, sie reißt aus, geht ‚in die Welt' und kehrt nach allerlei Abenteuern wieder zurück. Die Geschichten von Holda Schiller sind spannende, schwungvolle, mit viel Fantasie und feinem Humor erzählte kleine Werke. Und so fängt die Geschichte von Tim und Wim und Zauberer Friedolin an. Aber ist er überhaupt ein Zauberer? „In einer Stadt in Deutschland, das man rühmte, es habe die fleißigsten Bürger der Welt, lebten zwei Jungen, Tim und Wim, der eine gelb-, der andere schwarzhaarig, beide etwas über fünf Jahre alt, die sich oft schrecklich langweilten, denn weder die Eltern noch die Großmutter, die mit in der Familie lebte, hatten Zeit, sich ihnen zu widmen. Der Vater musste sich tagtäglich umfassend informieren, er war Journalist, die Mutter musste sich qualifizieren, sie war Sprachmittlerin, und die Großmutter war Lehrerin und hatte ständig etwas zu korrigieren. Alle drei hatten sie die Kinder wohl ein Jahr und länger nicht mehr richtig gesehen, da ihre Gedanken stets nur bei den Pflichten weilten, und sie sich selten die Zeit nahmen, auch einmal von der Arbeit aufzuschauen. Gern hätten die Kinder wenigstens eine Katze zum Spielen gehabt, doch die bekamen sie nicht, weil der Vater Tiere in der Wohnung auf den Tod nicht ausstehen konnte. Eines Tages kam der Vater von einer Dienstreise zurück und rief Tim und Wim zu sich. Er strahlte vor Freude und Erfolgstolz, denn er brachte ihnen ein Spielzeug mit, das er auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Es war eine lustige Figur, ein aus Pappe angefertigter Hampelmann, den der Vater als fröhlichen Tänzer vorstellte, der bunt bemalt war, mit farbigen Schnüren versehen und einen dunkelblauen Spitzhut trug, an dem goldene Sterne funkelten. Die großen Augen, das eine grün, das andere rot, sahen ein wenig verschwommen aus, so, als lägen sie hinter Tränenschleiern, was den Erwachsenen, vor allem aber den Kindern, sehr zu Herzen ging. Tim und Wim, obgleich sie erst ein wenig misstrauisch und zurückhaltend gewesen waren, gewannen den sonderbaren Tänzer sofort lieb und spielten gern mit ihm. Wenn sie an seinen Schnüren zogen, tanzte der Hampelmann überaus anmutig, und es leuchtete das grüne Auge wie Sterne leuchten und füllte die Stube mit grünlichem Schein, der Erwachsene und Kinder bezauberte. Er tanzte so gut und gefällig, dass alle glaubten, es könne sich kein Ballettstar in der Tanzkunst mit ihm messen, und dass es auf Erden Ähnliches nicht gebe. Tim und Wim freuten sich erst einmal sehr. Sie gaben dem Hampelmann den Namen Friedolin, hängten ihn im Kinderzimmer an die Wand und ließen ihn von morgens bis abends tanzen. Mal zog der eine, dann der andere an den Schnüren, und der Hampelmann bewegte seine Glieder von Mal zu Mal immer noch leichter und anscheinend auch immer noch graziöser. Das gab den Kindern zunächst viel Spaß. Doch wie das so ist, es dauerte nicht lange, und sie kannten die Anmut seiner Bewegungen, die Kühnheit seiner Sprünge, jede Regung seines Gesichts, und sie verloren das Interesse an dem lustigen Spiel. Sie beachteten Friedolin immer weniger, bis sie ihn ganz vergaßen. Es half auch nicht, dass er Tim und Wim immer wieder zuflüsterte: Zieht doch an meinen Schnüren, ich tanze so gern! Manchmal fügte er hinzu: Tanzen ist mein Liebstes, aber zaubern kann ich auch. Darüber lachten Tim und Wim, das glaubten sie Friedolin nicht. Als er sie dann wieder einmal daran erinnerte, dass er zaubern könne, spotteten sie: „Na, dann zaubere doch, du drolliger Prahlhans! Wir sind schon mächtig gespannt darauf. Am Ende hängt das Zimmer voller Pappnasen, wie du eine bist.“ Solche Reden betrübten Friedolin. Da aber die Kinder ihm am Anfang so sehr zugetan gewesen waren, blieb er ihnen gewogen, auch wenn sie sich nicht mehr um ihn kümmerten und ihm immer ungezogener begegneten. Er hing an der Wand und schien vor sich hinzudösen. Doch in Wahrheit war er wach. Es grämte ihn, dass die Kinder mit der Zeit zu missraten drohten, dass sie sich mehr und mehr als nichtsnutzig erwiesen, dass sie ihn hänselten oder gar versuchten, ihn zu beschädigen. Und das war nicht einmal seine größte Sorge. Es geschah nämlich etwas mit den Kindern, das weder sie selbst noch die Erwachsenen wahrnahmen: Tim und Wim wuchsen nicht wie andere Kinder und wurden größer mit dem Alter, sondern umgekehrt, sie schrumpften, sprossen nicht in die Höhe und wurden größer, sondern in die Tiefe und wurden kleiner. Das bedrückte Friedolin, denn er kannte die Ursachen und die Folgen dieser Art zu wachsen und dachte ständig darüber nach, sinnierte, wie er das Geschehen den Eltern verständlich machen sollte, damit sie der entsetzlichen Entwicklung Einhalt geböten.“ Schon 1960 brachte Heiner Rank unter dem Pseudonym Heiner Heindorf im damaligen Verlag Kultur und Fortschritt Berlin seine Kriminalerzählung aus dem Orient „Der grüne Stern“ heraus – als 2. Augustheft im 11. Jahrgang der Kleinen Jugendreihe: Achmed führt seine Karawane sicher auf Schleichwegen durch die ägyptische Wüste. Sie müssen sich vor den Streifen des ägyptischen Frontier-Corps hüten, einer Spezialtruppe zur Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels. Beinahe wären sie in der Wüste eingekreist worden, aber ihr Gewährsmann beim Frontier-Corps kann sie rechtzeitig warnen. Die Karawane verliert einige Männer und ein mit Rauschgift vollgepacktes Kamel, der Rest der Ladung kann abgeliefert werden. Doch ihr Gewährsmann liegt verwundet im Kairoer Militärkrankenhaus. Er ist rauschgiftsüchtig und wird sicher alles tun, um das benötigte Opium zu bekommen. Achmeds Hintermänner wollen auf keinen Fall ihren Gewährsmann verlieren. Sie ahnen nicht, dass Ihnen das Frontier-Corps schon dicht auf den Fersen sitzt. Eine spannende Jagd beginnt. Folgen wir Ahmed und seinen Leuten auf ihren gefährlichen Wegen durch die Wüste … „1. Kapitel Es ist Nacht. Kamele klettern in langer Reihe einen steinigen Pfad hinauf. Fast lautlos, wie große dunkle Schatten gleiten sie dahin, nur das leise Klirren des Zaumzeugs und das Knarren der ledernen Gepäckgurte dringt durch die Stille. An der Spitze der Karawane reitet Achmed. Etwa vierzigjährig ist er, groß und hager. Die schwarzen Augen im braunen Gesicht blicken kalt. Um den Mund spielt ein dünnes, verächtliches Lächeln. Am blauschwarzen Himmel glitzern unnatürlich hell die Sterne. Der Weg, der sich zwischen Felsbrocken hindurchwindet, liegt in tiefem Dunkel. Doch Achmed findet ihn mit Sicherheit. Er kennt das felsige Hochplateau zwischen dem Roten Meer und dem Niltal so genau wie die verwinkelten Gässchen seines Heimatdorfes. Und je dunkler die Nacht, um so lieber ist es ihm und seiner Truppe. Denn nicht zum ersten Mal sind sie auf diesen wenig bekannten Schleichwegen unterwegs, und oft schon hingen Leben, Erfolg und gute Belohnung nur von der tiefen Dunkelheit der Nacht, von Achmeds zuverlässiger Ortskenntnis und seinem hervorragenden Orientierungssinn ab. Scharfäugig mustert er die Felsen, deren schwarze Silhouette sich deutlich gegen den sternenübersäten Himmel abzeichnet. Seine Nasenflügel blähen sich — sogar den Geruch der Luft und der kümmerlichen, halbverdorrten Sträucher, die einigen weit verstreuten Schafherden karge Nahrung geben, scheint er zu prüfen und für die Bestimmung seines Standortes auszunutzen. Dann nickt er vor sich hin, und das verächtliche Lächeln wird für einen Augenblick selbstzufrieden .Er weiß jetzt, dass sie nur noch knappe fünfzig Kilometer von ihrem Reiseziel entfernt sind. Am Golf von Akaba, an der Ostküste der Halbinsel Sinai, hat Achmed die Karawane übernommen und sie auf verschlungenen Wegen quer durch das felsige Hochland der Halbinsel zur Küste des Golfes von Suez geführt. Dort wurden sie bereits von Booten erwartet. In einer stürmischen Nacht wagten sie den Sprung von Asien nach Afrika. Die kleinen, wendigen Boote brauchten nur ein paar Stunden, den sechzig Kilometer breiten Golf zu überqueren. Doch erst dann, am Ufer des afrikanischen Festlandes, begann der schwierigste Teil des Unternehmens. Es galt, in höchster Eile die Spuren zu verwischen, welche die dreißig Männer und die neunzig Kamele bei der Landung im weichen Ufersand hinterlassen hatten. Bevor die berittene Streife des ägyptischen Frontierkorps (ägyptische Spezialtruppe zur Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels) in Sicht kam, mussten sie hinter der ersten Bergkette des Festlandes verschwunden sein. Aber selbst nach vielen Stunden, wenn das Wasser und der schneidende Küstenwind für ein gewöhnliches Auge die Spuren völlig eingeebnet haben, können die tüchtigen, aus Oberägypten stammenden Kamelreiter des Frontierkorps an einer kleinen Vertiefung, an der unnatürlichen Lage einer winzigen Muschel, an einem Stückchen Seetang, das von einem Kamelhuf über den Bereich der an den Strand rollenden Wogen hinausgetragen wurde, erkennen, dass hier eine Schmugglerkarawane gelandet ist. Auch die Spuren von Achmeds Kamelen sind ihren geübten Blicken nicht entgangen. Sofort setzte ein gewaltiges, sich über Hunderte von Quadratkilometern erstreckendes Kesseltreiben gegen die Schmuggler ein. Aber Achmed konnte seinen Verfolgern ein Schnippchen nach dem anderen schlagen und schüttelte sie schließlich ab. In der glühenden Hitze des Tages pflegte die Karawane, gut versteckt vor möglicherweise auftauchenden Suchflugzeugen, zu rasten. Erst in den kühlen Abendstunden ergänzte sie aus geheim gehaltenen Brunnen ihren Wasservorrat und zog dann bei Nacht weiter! Zweihundert Kilometer hatte sie auf diese Weise von der Küste aus zurückgelegt.“ Drei Jahrzehnte und einen gesellschaftlichen Wandel in seinem Heimatland später veröffentlichte http://edition-digital.de/Neutsch/ erstmals im Mitteldeutschen Verlag Halle (Saale) sein nach wie vor aktuelles und mutiges Buch „Claus und Claudia. Nach neueren Dokumenten“: Claus Salzbach, Diplomat der DDR im auswärtigen Dienst, erhält in Paris die erschütternde Nachricht, dass seine Tochter Claudia eine tiefe Nervenkrise durchlebt. Sofort kehrt er in die Heimat zurück, doch womit er dann hier konfrontiert wird, erscheint ihm zunächst unglaubhaft: An der medizinischen Fachschule, an der Claudia studiert, werden Erziehungsmethoden praktiziert, die von erstarrtem Denken und Herzlosigkeit der Lehrkräfte zeugen, bis zu Verdächtigungen und Drangsalierungen gegenüber den Schülerinnen reichen und gegen die seine Tochter sich vergebens gewehrt hat. Salzbach, wie weiland Michael Kohlhaas, beginnt um die Gerechtigkeit in der Beurteilung junger Menschen zu kämpfen, doch auch er stößt auf Anmaßung, Opportunismus, gar Feigheit. Als er schließlich Verbündete findet und die unhaltbaren Zustände an der Fachschule untersucht werden - welche Chancen hat da noch Claudia, ihre Krise zu überwinden? Wie schon vorher in seinen literarischen Arbeiten zielt Erik Neutsch mutig und kritisch auf wesentliche moralische Fragen der DDR-Gesellschaft, wobei er den Leser auffordert, darüber mitzubefinden. Wir treffen Claudia und ihren Vater während ihrer ersten Begegnung nach langer Zeit und nach einem erschütternden Ereignis. Auf Wunsch des Autors wurde nicht auf neue Rechtschreibung umgestellt. „2. Kapitel Er ging mit Claudia durch den Park. Der Altweibersommer spann seine Fäden, und hier und dort färbte sich das Laub der hohen Birken und Buchen bereits gelb, rot und samtig braun. Auf dem See schwammen schwarze Schwäne. Claudia aber, merkte er, wandelte im Augenblick neben ihm her wie geistesabwesend. Sie gewahrte das alles nicht, das Feuer im Blattwerk von Bäumen und Büschen, die Schwäne, auch den strahlend blauen Himmel nicht. Sie klammerte sich an seinen Arm und wiederholte des öfteren, mit zittriger und doch tonloser Stimme, die Sätze: „Ach, Vati, Vati, weißt du... Wie gut, daß du gekommen bist. Sie wollen mich fertigmachen ...“ So hatte er sie nicht in Erinnerung, sie, wie er stets geglaubt hatte, mit der fröhlichen, unbefangenen Art, sich dem Leben zu stellen, vergleichbar in dieser Hinsicht, diesem Charakterzug nur noch mit ihrer Mutter. Martina, dachte er mit einem Mal, das Bild seiner Frau vor Augen, als er seine Tochter prüfend von der Seite betrachtete, warum mußtest du von mir gehen, mich allein lassen, jetzt, wo ich deine Hilfe vielleicht am meisten gebrauchen könnte. Sie war hübsch. Das hatte er jedesmal mit einem gewissen väterlichen Stolz konstatiert, wenn er Claudia ins Gesicht sah. Ihr dichtes und dunkles Haar fiel bis auf die Schultern. Ihre schön geschnittenen Züge in dem Oval, die Lippen, die Stirn, die klaren Augen - auch das erinnerte ihn an Martina. Doch sobald sie ihn jetzt anschaute, sprach aus ihrem Blick, ihren graugrün umrahmten Pupillen längst nicht mehr jene unschuldsvolle, fast schon naive Offenheit von einst, sondern eher eine tiefe, verzweifelte Traurigkeit. Was bloß konnte er dagegen tun? Nein, sie war es nicht mehr. Claudia, das Ebenbild ihrer Mutter. Blaß wirkte sie jetzt, ihre Schlankheit zerbrechlich. Es überkam ihn, sie fest in die Arme zu nehmen, an seine Brust zu pressen und sie seine Wärme spüren zu lassen – wie früher als Kind. Am schwersten wohl fiel ihm, sich damit abfinden zu müssen, daß sie nun selbst eine Frau war mit ihren zweiundzwanzig Jahren und einem bitteren Leben schon hinter sich. Nervenzusammenbruch - so lautete die Diagnose. Deshalb war sie in die Klinik für Neurologie der Universität in W. eingeliefert worden. Claus Salzbach hatte vor einer Stunde erst mit dem Arzt gesprochen, der sie behandelte. „Wie gut, daß Sie sich haben frei machen können ...“ Worte, wie er sie ähnlich nun auch von Claudia hörte. „Ihre Tochter ist ein sehr bewußt lebender Mensch. Um so rätselhafter erscheint es mir, warum sie zu den Tabletten griff. Nein, nein, nur ein angedrohter Suizid war es nicht, eher freilich ein Versuch im Affekt. Als künftige Hebamme aber wußte sie um die Folgen. Danken Sie daher Gott oder wem sonst, daß ihre Großeltern sofort die Schnelle medizinische Hilfe alarmierten. Wir pumpten ihr den Magen aus. Aber damit ist ja nicht ihr Konflikt, den sie unbestreitbar mit sich herumschleppt, aus dem Blut. Herr Salzbach ... Wenn ich Sie bitten darf ... Nach Ihrem Spaziergang im Park. Melden Sie sich noch einmal bei mir. Vielleicht erhalten wir dadurch tiefere Aufschlüsse. Prüfungsangst? Die Enttäuschung, in zwei Fächern letztens nur mit einer Vier bestanden zu haben? Das allein kann es doch wohl nicht sein. Nicht bei einer solch intelligenten jungen Frau ...“ Fast auf den Tag genau zwölf Monate hatte er sie nicht mehr gesehen. Denn nur einmal im Jahr wurde ihm Urlaub gewährt, den er dann stets dazu nutzte, nach Haus zu reisen, in die Republik. In Vietnam und Ägypten hatten sie Claudia noch ständig bei sich gehabt. Sobald jedoch die Kinder von Diplomaten das vierzehnte Lebensjahr erreicht hatten, so wollten es die unerbittlichen Vorschriften, war es ihnen für gewisse Länder nicht mehr gestattet, ihre Eltern dorthin zu begleiten. Claudia hatte eine Internatsschule besucht, in der sie aber unter der Trennung von Mutter und Vater so sehr litt, daß sie in ihr nicht leben konnte. Martinas Eltern nahmen sich ihrer an. Sie zog zu ihnen, und auch jetzt, nach ihrer Scheidung und trotz eigener Wohnung, quartierte sie sich oft bei ihnen ein, zumal sie fortan ihren Sohn betreuten, um ihr das Praktikum mit dem unregelmäßigen Schichtdienst zu erleichtern. Vor fünf Jahren zum letzten Mal hatten er und seine Frau wenigstens noch mit ihr, da sie erst siebzehn war, somit nicht volljährig, den Urlaub gemeinsam in Frankreich verbringen dürfen. Er entsann sich deutlich. In Honfleur am Kanal, in dem kleinen Restaurant in der unmittelbaren Nähe der uralten Holzkirche, beim Essen der Fruits de la mer und beim Wein, da hatte sie ihnen gestanden, daß sie verliebt sei und bald heiraten möchte. „Sie wollen mich fertigmachen ...“, sagte sie jetzt. Mit dieser Behauptung verband sie zugleich unglaubliche Geschichten, Erlebnisse jedenfalls, die Claus nicht für möglich hielt, zumindest für übertrieben ihrerseits. Frau Baumholder, erzählte sie, die Leiterin der Abteilung Hebammenausbildung an der Medizinischen Fachschule, die der Universität in W. angeschlossen ist, Parteimitglied obendrein wie sie, habe es besonders auf sie abgesehen, betrachte jede Regung, jede Äußerung von ihr wie unter der Lupe und scheine nur auf einen Fehler von ihr zu warten. „Vati, ich hab Angst vor ihr. Nachts schrecke ich aus dem Schlaf, weil sie mich bis in meine Träume verfolgt.“ Ob es Claus Salzbach, dem Diplomaten in schwieriger persönlicher Mission, seine Tochter zu retten und die Hintergründe ihrer Vorwürfe aufzuklären? Angeblich soll es im Chinesischen das gleiche Zeichen für die Begriffe Krise und Chance geben. Und Tochter Claudia befindet sich in einer tiefen Krise, als ihr Vater sie in der Klinik besucht. Aber ist diese Krise für sie auch wirklich eine Chance? Auch wenn Claus Salzbach, nach Auskunft des Autors nach allem selbst nicht mehr bereit gewesen sei, Auskunft zu geben, so habe doch ein Bündel von zahlreichen Dokumenten, Aktennotizen und Protokollen genügend Einblick gewährt, um die Geschichte zu rekonstruieren. Eine außerordentlich lesenswerte Rekonstruktion – über einen Mann, mit dem eines Tages der heilige Zorn durchging „…und zwar von solcher Gewalt, daß er mit einem Schlag alle ihm auferlegten Konventionen mißachtete und zum Selbsthelfer wurde. Unerklärlich blieb lange, warum es ausgerechnet ihn, die Bedächtigkeit in Person, zu einem solchen Ausbruch der Gefühle hatte treiben können, und so soll auch hier nach den Gründen gefragt werden, wie es dazu kam.“ Es wäre sehr schade, ließe man sich die Chance entgehen, die Antworten auf diese Frage zu erfahren. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3862 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Kein Stadtporträt, Pellkartoffeln und Waldmeisterbrause sowie Spreewälder Meerrettich in Namibia – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Wie lässt sich deutsche Geschichte erzählen? Höchst unterschiedliche Antworten auf diese Frage bieten die fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 20.10. 17 – Freitag, 27.10.17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. So unterschiedlich wie ihre Themen und Autoren sind auch die Schreibarten der fünf Texte, die dennoch aufschlussreiche und lesenswerte Einblicke in nähere und fernere Vergangenheiten erlauben und einen mitunter recht ungewöhnlichen Blick auf eben jene deutsche Geschichte – vor, während und nach der DDR. So bringt ein beklemmender Report von Barbara Kühl kurz nach der Wende ein scheinbar längst vergessenes Geschehen aus der Nachkriegszeit wieder ans Tageslicht. Besonders spannend ist es aus heutiger Sicht zu lesen, wie sich Egon Richter vor nunmehr vier Jahrzehnten Geschichte und damaliger Gegenwart einer polnisch-deutschen Stadt nähert – Szczecin und Stettin. Etwa um dieselbe Zeit bietet das Kinderbuch „Die Riesenwelle“ von Hildegard und Siegfried Schumacher einen speziellen Blick auf das Leben und die Lebensansichten in der DDR der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Ebenfalls einen Blick auf die DDR – allerdings aus der Zeit, als sie schon am faktischen und offiziellen Verschwinden war und aus der Sicht eines Namibia-Aufenthaltes – erlaubt ein Buch von Jürgen Leskien, der sich damit selbst gleichsam freigeschrieben hat. Freigeschrieben über ein Thema, das er vor der Wende nicht für erlaubt und kaum für möglich gehalten hatte. Und auch der Roman von Wolfgang Licht erzählt weit mehr als nur die „Geschichte der Gussmanns“, sondern deutsche Geschichte. Sie beginnt mit Wilhelm. Jedenfalls die der Gussmanns. Und der ist auf der Suche … Erstmals 1992 erschien beim damaligen Schweriner Verlag Stock & Stein das Buch „SPURENSUCHE. Über das ehemalige Quarantäne- und Wohnlager Losten und den Friedhof „Moidentiner Wald“. Geschichte und Geschichten“ von Barbara Kühl: Dieser beklemmende Report schildert die Ergebnisse einer Spurensuche, auf die sich Barbara Kühl kurz nach der Wende nach dem ehemaligen Quarantäne- und Wohnlager Losten in der Nähe von Wismar begeben hatte. Scheinbar war dieses Lager - nach dem Ende des zweiten Weltkriegs Durchgangsstation für Tausende Vertriebene und für viele von ihnen auch ihre letzte Lebensstation – und der Friedhof „Moidentiner Wald“ schon völlig in Vergessenheit geraten. Aber 1992 konnte Barbara Kühl noch Menschen finden, die selbst in dem Lager gelebt oder die dort gearbeitet hatten und mit ihnen über diese Zeit sprechen. Sie erfuhr von den unvorstellbar schwierigen Bedingungen, von der qualvollen Enge und dem Minimum an Verpflegung, von der einsetzenden Kälte und von den fast nicht vorhandenen Möglichkeiten der Körper- und Wäschepflege. Sie erfuhr aber auch von Lebenswillen und von Solidarität und auch von erstaunlich schönen Geschichten an einem traurigen Ort. „Da erinnert sich, wer selbst Bewohner des Waldlagers gewesen ist - der Junge, der Heimkehrer, die Mutter von zehn Kindern, das junge Mädchen. Und es erinnern sich die damals jugendliche Krankenschwester, die Bäuerin, die Arztfrau, der Totengräber an Bedrückendes und Kurioses, an scheinbar Alltägliches und Außergewöhnliches und Unglaubliches, an mancherlei Fröhlichkeit und fast Vergessenes. Und an die Charaktereigenschaften der Menschen unter Bedingungen, die einer besonderen Gesetzmäßigkeit unterlagen in diesem zufälligen Zusammenleben, einer Art Ausnahmezustand, der alles hervorzubringen vermag, wessen der Mensch fähig ist.“ Um einen Eindruck von diesem Report zu bekommen, hier ein Ausschnitt vom Beginn des 2. Kapitels: „Es ist nichts mehr da. Kein Brett, kein Balken, nicht der kleinste Gegenstand, der bezeugen könnte: Hier haben einmal Menschen gelebt. Hartes, welkes Gras hemmt die Schritte, verdorrte Disteln reichen bis zu den Hüften auf dieser Lichtung im Wald. Die Blicke schweifen rundum. Nein, es ist nichts mehr da. Die beiden Menschen verharren, als wagten sie nicht, einander in die Augen zu sehen. Die Vergangenheit springt sie an, wird plötzlich Gegenwart an diesem sonnigen Oktobernachmittag des Jahres 1991, an dem sie sich entschlossen, diesen Flecken Erde aufzusuchen. Wie eine Säule steht die Frau da, sinnend die Hände an den Mund gelegt. „Hier ist es gewesen.“ „Ja“, sagt der Mann, hier ist es gewesen.“ Es, das ist das ehemalige Lager Losten, es, das sind etwa zwölf Jahre ihres Lebens, die sie hier verbracht haben. Der Chronist gibt folgende Auskunft: Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde der Ort (Losten bei Bad Kleinen) zunächst von englischen und amerikanischen Truppen besetzt. Später (im Juni 1945) bezogen sowjetische Truppen auf kurze Zeit hier Quartier. Die Offiziere waren in der Häuslerreihe untergebracht (Besitzer ausquartiert). Für die Mannschaften wurden im Wald gegenüber Baracken gebaut (nicht von der Bevölkerung, sondern von den sowjetischen Soldaten selber). Schon im September 1945 verließen die Truppen den Ort, und die freiwerdenden Baracken wurden kurze Zeit darauf zur Aufnahme der Aussiedler aus den Ostgebieten verwendet. Die so genannte „Umsiedleraktion“ mit der Ausweisung der Deutschen aus den Gebieten östlich der Oder hatte begonnen. Waren es in den ersten vier Wochen nur Einzelreisende, so kamen ab Oktober 1945 komplette, organisierte Transporte an, zumeist aus alten Leuten bestehend und Müttern mit ihren Kindern. „Wir kamen nachts an, im September 1946“, sagt die Frau, die aus Warnsdorf im Sudetengau stammt. Sie erinnert sich weder an die tagelange Reise im Viehwaggon noch an die Ankunft im Lager. In Erinnerung geblieben ist dem damals vierjährigen Mädchen lediglich ein Teil des Fußweges vom Bahnhof Moidentin durch die nächtliche Finsternis. Der Ruf „Vorsicht, Schlucht!“, der irgendwann durch die endlose Reihe Dahintappender gegeben worden war, hatte sie in panische Angst versetzt. „Und stürzte in die tiefe Schlucht ...“ Dieser Satz aus irgendeinem Märchen war der kindlichen Seele so tief eingeprägt, dass er alle anderen Eindrücke zu verdrängen vermochte. „Ich konnte nicht weitergehen. Meine Beine waren wie mit Blei ausgegossen. Meine Mutter erbarmte sich und setzte mich für eine kurze Strecke auf den sowieso schon überladenen Kinderwagen.“ Wie alle anderen Ankömmlinge wurde die Familie in eine der 116 Baracken eingewiesen, die im Blockhausstil aus Vollstämmen zusammengefügt waren. In das Innere der etwa sechs mal acht Meter großen (oder kleinen!) Häuschen gelangte man durch Holztüren, von denen je eine in die sich gegenüberliegenden Giebelseiten eingepasst war. Die winzigen Fenster - fest eingefügt in die Längsbalken - konnten nicht geöffnet werden. Nicht alle Unterkünfte verfügten von Anbeginn über einen Ofen, dafür aber über umso mehr Ritzen zwischen den Stämmen, über denen im stumpfen Winkel ohne Zwischendecke ein nicht immer regendichtes Dach stülpte. Die Einrichtung der Hütte war - zumindest in den ersten Jahren - mehr als primitiv. Durchgehende Holzpritschen an den Wänden dienten als Schlaf- und Wohnstatt zugleich, manchmal mit Strohschütte, manchmal ohne. Den Eingewiesenen blieb nichts anderes übrig, als es auszuhalten oder sich mit dem wenigen einzurichten, das sie mitgebracht hatten, sollte das Waldlager Losten für die meisten von ihnen doch nur eine Zwischenstation sein. Um ein Auftreten von Seuchen zu verhindern, waren auf Anordnung der Landesverwaltung im damaligen Kreis Wismar so genannte „Quarantänelager“ eingerichtet worden – bei Ventschow, bei Flessenow und bei Losten. Jedes dieser Lager hatte eine Aufnahmekapazität von etwa 1 000 Menschen. Normalerweise betrug die Quarantänezeit 14 Tage. Da aber in kurzer Folge neue Transporte aus dem Osten eintrafen, mussten die meisten Insassen das Lager bereits nach 14 Tagen wieder verlassen. Sie wurden auf die umliegenden Dörfer und Städte „verteilt“ (wobei man hin und wieder auch persönliche Wünsche berücksichtigte), wenige reisten weiter Richtung Westen oder Süden zu Verwandten.“ Bereits 1976 veröffentlichte Egon Richter im VEB Hinstorff Verlag Rostock sein Szczecin/Stettin-Buch „Eine Stadt und zehn Gesichter“: Egon Richter schreibt über die große Hafenstadt Szczecin (Stettin): Stadtarchitekten, Hochseefischer, Werftingenieure, Arbeiter, Direktoren, Kunstmaler, Gelehrte, Taxifahrer, Polizisten, leichte Mädchen - ihre Erlebnisse, Probleme, eingebettet in die Geschichte der Stadt seit 1945 und die Erlebnisse der polnischen Bewohner unter der deutschen Besatzung. Fast am Anfang seines Buches findet sich eine Reihe von „Erklärungen“: „Über diese Stadt sind viele Bücher geschrieben worden, dokumentarische und belletristische, historische und gegenwartsverbundene, gute und schlechte, wahre und verlogene. Thomas Cantzow verherrlichte das frühmittelalterliche Greifengeschlecht; Schleiermacher, Bernoulli und die Brüder Humboldt betrachteten in ihren Tagebuchaufzeichnungen Pommern einschließlich seiner Hauptstadt als mindestens so exotisch wie das Land an Amazonas oder Orinoco; ein gewisser Timotheus Hermes ließ in seinem schauerlichen Kitsch-Roman „Sophieens Reise von Memel nach Sachsen“ die Einwohner von Stadt und Land im Zwielicht des Fremdländischen dahinwursteln; Robert Prutz wetterte von der pommerschen Metropole aus mit literarisch-politischen Flugschriften gegen den Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV.; der Gymnasialprofessor Johann Jakob Seil beklagte in „Briefen aus Stettin“ die Trunk- und Spielsucht der Einwohner, die Sorglosigkeit der Polizei, das Bettlerunwesen, die Cliquenbildung und den ungeheuren Mangel an geistigen und politischen Interessen; irgendwo taucht aus meinen Kindheitserinnerungen noch der Name des Naturliebhabers und Arztes Carl Ludwig Schleich auf; mein Freund Pachlowski nahm sich in liebevollen Erzählungen der Hochseefischer aus dieser Stadt und mein Freund Kaminski in umfangreichen Romanen der wendisch-pommerschen Geschichte an. Es sind, wie diese lückenhafte Aufzählung beweist, demnach genug mehr oder minder literarische Erklärungen über die Stadt abgegeben worden, über ihr Werden und Sein, ihre Bewohner und ihre Beherrscher. Zeugnisse unterschiedlichen Wertes in deutscher und polnischer, lateinischer und schwedischer Sprache - wozu ein neues Buch? Diese Frage mag sich auch einer meiner Szczeciner Freunde vorgelegt haben, bevor er mich mit der Vermutung konfrontierte: „Ah, du willst einen Stadtdurchführer schreiben?“ Nein, ich beabsichtige nicht, ein Stadtporträt zu verfassen. Dennoch wird ein Orbisblick auf Äußerliches nötig sein. Zuerst auf glatten grauen Stein, am Fuß leicht angemoost, sehr hart und streng: Herzog Boguslaw X. Das Material entspricht dem Fürsten: Er war sehr streng, besonders mit Szczecin. Dem Stein fehlt der Lorbeerkranz, den pommersche Geschichtsschreibung aus Sagen und Legenden wob. Boguslaw aus dem Greifengeschlecht war schlau und klug, despotisch und patriotisch. Es gelang ihm mit energischem Griff, Pommern nach jahrhundertelanger Trennung wieder zu vereinigen, es eng mit Polen zu verbinden und seine wirtschaftliche Kraft und seine politische Unabhängigkeit zu stärken. Nach einer kinderlosen Ehe mit der Brandenburgerin Margarete ehelichte er sowohl aus Liebe als auch aus staatspolitischen Interessen die polnische Prinzessin Anna, Tochter des Jagiellonenkönigs Kasimir. Sie steht neben ihm, ebenfalls in grauen Stein gehauen; doch selbst so ist ihr Liebreiz sichtbar, der ohne Zweifel auf die heutigen Szczecinerinnen abgefärbt hat, und ihre Sanftmut, die sicher nicht in gleichem Maße auf die emanzipierte Gegenwartsgeneration übergegangen ist. Aber beides hat den älteren und strengeren Gemahl nicht von seiner absolutistischen Politik abgehalten. Die wohlhabende Handels- und Seefahrerstadt, die er sich zur Residenz erkoren hatte, um damit dem Nomadisieren des herzoglichen Hofes endgültig ein Ende zu setzen, war ihm in ihrer mangelhaften Huldigungsbereitschaft und patrizischen Hoffahrt ein Dorn im Auge. Er belegte sie mit erhöhten Abgaben, mit zusätzlichen Steuern; doch sie erhielt auch das „goldene Privileg“ der Zollfreiheit, und nicht zuletzt wurde ihr die „Gnade“ zuteil, die Mittel für eine vollständige Rekonstruktion des herzoglichen Schlosses, für An- und Erweiterungsbauten an diesem Palast aufbringen zu dürfen.“ Drei Jahre vor dem Städte-Buch von Egon Richter, also 1973, brachten Hildegard und Siegfried Schumacher im Kinderbuchverlag „Die Riesenwelle“ heraus: Die Klassen 4a und 4b stehen im Wettbewerb um gute Leistungen. Als der Klassenleiter der 4a vorübergehend beide Klassen übernehmen muss, gibt es Schwierigkeiten, weil die 4b den für sie neuen Lehrer ablehnt und die 4a sich vernachlässigt fühlt. Wie sich mit Hilfe der Erwachsenen aus diesem Gegeneinander ein freundschaftliches Miteinander entwickelt, erzählt ein Schüler der 4b, Klaro Isenhard, der einen Vater hat, der Kranbauer ist und dreimal die Riesenwelle an der Teppichstange drehen kann. Lernen wir also gleich zu Anfang Klaro und seine Familie, vor allem seinen Großvater, ein bisschen kennen: „Meine Familie Ich heiße Klaro. Bei Großvater und bei Mama nicht. Aber sonst fast überall. Den Namen hat sich Vati ausgedacht. Er liebt Klarheit. Ich auch. Darum sage ich gern: „Klar!“ Natürlich liebt Vati noch mehr. Zuerst uns, dann seine Arbeit, den Montage-Eber im Kranbau, Autos, die Natur - und so weiter. Bloß über Gefühlssachen redet er nicht. Höchstens, dass er mal sagt, er sei stolz, dass er mit seinen achtunddreißig Lenzen dreimal Riesenwelle schaffe, das mache ihm so leicht keiner nach. Wir turnen öfter zusammen an der Teppichstange, die Vati wie ein Reck gebaut hat. Er dreht sich mit mächtigem Schwung wie ein Propeller um die Stange. Es sieht wunderbar leicht aus, so, als könne er fliegen. Das ist Riesenwelle, und dazu braucht man Riesenkraft. Für mich ist Riesenwelle noch nichts, aber ich trainiere. Unser Sportlehrer staunt, was ich schon kann. Oft sagt er zu mir: „Mach weiter so, Isenhard!“ „Das is ’n Name - Isenhard“, sagte Großvater neulich, der, bevor er auf Rente gehen musste, ein Schmied war. „Isen is nämlich Eisen und ganz was Besonderes - fest und biegsam in einem.“ Er strich mit seinen knochigen Fingern über den Schlüssel, der im Schraubstock klemmte und passrecht gefeilt werden sollte. „Is man bloß Ersatzarbeit für unsereinen. Aber so ’n Vorschlaghammer, zwölf Pfund, Junge, und wie die Funken stieben!“ Großvater holte aus, setzte dann jedoch nur die Feile an den Schlüssel. „Trotzdem – altes Eisen bin ich noch lange nicht, Karlemann. Nee, ich nicht! Und einer muss ja euren Kram besorgen, wenn ihr auf Arbeit seid.“ Auf Arbeit sind wir für Großvater alle: ich und meine beiden großen Schwestern in der Schule, Vati als Brigadier im Kranbau, wo auch Mama arbeitet, nur bei den technischen Zeichnern. Großvater arbeitet genauso viel, nennt es aber Euren-Kram-besorgen und Rumpusseln. Er ist eben ein bescheidener Mensch. Großvater hält unser Haus in Schuss und heizt, er baut und schlossert in seiner Kellerwerkstatt. Alles macht er. Bis auf Einkaufen und Küchenzeug. „In Frauensachen misch ich mich nicht ein“, sagt er, und dabei bleibt er. Großvater ist ein echter Isenhard. Was er nicht will, das will er nicht. Zum Beispiel Carlo, meinen richtigen Vornamen. „Neumod’scher Romanfirlefanz!“ soll er zu Mama gesagt haben, als sie mit mir aus dem Krankenhaus kam und ich zum ersten Mal die Luft in der Wasserstraße 12a einatmete. Seitdem schenkt er ihr jahrein, jahraus zum Geburtstag und zu Weihnachten ein Kochbuch. Lesen bilde zwar, meint er, doch die beste Bildung sei die, von der wir was Vernünftiges haben. Auf diese Weise hat uns Großvater zu Feinschmeckern gemacht und Mama hintenherum ein Hobby anerzogen. Alle halbe Jahre wechselt sie je nach Großvaters Geschenk in ein anderes Land. Wir haben schon auf sibirisch, ungarisch, mexikanisch und werweißwie gespeist. Mittwochs aber, wenn ich um zwölf rauskomme und den sich an diesem Tag ewig wiederholenden Schulmilchreis schwänze, kocht Großvater für uns beide Pellkartoffeln. Wir piken sie samt Butter- und Heringsstückchen mit unserm Taschenmesser vom Papier und spachteln, bis uns der Bauch prall hervorsteht. „Karlemann“, sagt Großvater, „was Besseres gibt’s nicht.“ Dann trinkt er einen Klaren zur Verdauung, und ich hebe die Flasche mit der grünen Waldmeisterbrause, die er beim Einkauf für unser Pellkartoffelgelage, seinem einzigen Einkauf, nie zu besorgen vergisst. „Nichts Besseres vom Nordpol bis zum Südpol!“, sage ich und proste ihm zu. Mit Großvater kann man gut Heimlichkeiten haben. Nicht, dass wir unsere Familie damit kränken wollen. Doch kann man alles allen auf die Nase binden? So findet unser Gelage stets in Großvaters Keller statt. Dort versteckt er den alten gusseisernen Kochtopf, und wir wedeln lange den Kochdunst aus dem Fenster, damit uns niemand auf die Schliche kommt und meine prompt einsetzende Appetitlosigkeit durchschaut. „Carlo“, sagt Mama am Abendbrottisch – auch das wiederholt sich jeden Mittwoch -, „ist es wieder der Milchreis, mein Kind?“ Ich bin bald zehn und kann es nicht leiden, wenn sie „mein Kind“ sagt. Deshalb stöhne ich, schließe die Augen und sperre den Mund auf, und sie schiebt mir einen Teelöffel voller Zucker und Baldriantropfen hinein. Diesen Geschmack mag ich. Trotzdem stöhne ich ein zweites Mal und seufze: „Ja, Mama, der Milchreis!“´ Wiederum fast drei Jahrzehnte nach der „Riesenwelle“, 2004, erschien bei Schwartzkopf Buchwerke Hamburg und Berlin „Dunkler Schatten Waterberg. Afrikanische Nachtgespräche“ von Jürgen Leskien: Dunkler Schatten Waterberg – über allen seinen Begegnungen und Gesprächen mit den Namibia-Deutschen, die der Schriftsteller Jürgen Leskien getroffen hat, liegt wie ein Schatten die Niederschlagung des Herero-Aufstandes 1904 am Waterberg, der grausame Rachfeldzug der kaiserlichen deutschen Kolonialsoldaten gegen die von ihnen so genannten Hottentotten. Am Anfang des dicken Buches steht ein sehr ehrliches Bekenntnis: „Sich der Seelenlage Deutscher in Namibia anzunehmen, den Frauen und Männern unvoreingenommener, geduldiger Zuhörer zu sein, ihnen aufmerksam in die Augen zu schauen war lange noch für mich mit dem Ruch des Ungehörigen behaftet.“ Dennoch gelingt, als der Schriftsteller Jürgen Leskien kurz nach 1989 nach Windhoek gelangt, ein vielschichtiges Porträt der heutigen Namibia-Deutschen, der Nachfahren der einstigen Südwester, das sich aus vielen einzelnen Porträts zusammensetzt. Und wir erfahren zugleich, wie, aus welchen unterschiedlichen Gegenden und aus welchen unterschiedlichen Gründen die Deutschen damals nach Afrika gekommen waren, nach Deutsch Südwest. Deutsche Geschichte aus ungewohnter Perspektive. Schauen wir kurz hinein in dieses ungewöhnliche Geschichtsbuch: „Spuren im offenen Terrain Sie stellen zunächst fest, dass sie es nicht schätzen, wenn über sie gesprochen wird. Fast immer sagen sie das. Zu oft sind wir verraten worden, behauptet Arthur, der Lüderitzer Diamantfischer deutscher Zunge. Wir stehen auf dem Vorschiff seines blutroten Zehn-Meter-Kutters. Arthur hat vor der Küste vier Claims gepachtet, deren Grund er mit dem Plastikrohr vom Bug des Schiffes aus bestreicht. Ein kräftiger Staubsauger, der Kies und Diamanten schlürft. Sehr viel Kies, sehr wenig Diamanten. Nach der Rückkehr lauert an der Pier die Diamantenpolizei, übernimmt die verplombten Säcke mit dem Diamanten gespickten Kies. Und nach zwei Wochen fließt die Kohle. Das ist mein Leben, verstehst du. Mehr gibt es nicht zu sagen. Keine Zeit für tiefsinnige Betrachtungen über Tage und Nächte im Flaschenhals Lüderitz. Warum wer hier bleibt und warum andere bei Nacht verschwinden. Schwarze, Weiße, Bunte. Schluss und weg. Obwohl hier alles begonnen hat. Und die alten Verträge rechtens sind, was ihr Deutschländer natürlich bestreitet. Oder?! Alles klar? Zum Wohl! Ausgesprochen selbstbewusst, die deutschsprachigen Weißen in Lüderitz. Wenn man auf ihren Planken steht, sich zum Sundowner auf ihrer Terrasse lümmelt. Sich der Seelenlage Deutscher in Namibia anzunehmen, den Frauen und Männern unvoreingenommener, geduldiger Zuhörer zu sein, ihnen aufmerksam in die Augen zu schauen, war lange noch für mich mit dem Ruch des Ungehörigen behaftet. Sind sie nicht die Nachkommen der Schutztruppler, jener Schlapphutsoldaten des deutschen Kaisers, die am Waterberg mit dem Maxim unter den Hereros wüteten und die Namas – sie nannten sie in deutsch-nationaler Einfalt die Stotterer, die Hottentotten - bis aufs Letzte bekämpften? Nicht selten zählen sie zu den Abkömmlingen deutscher Missionare. Erwiesen sich jene Männer in Schwarz nicht als Vortrupp betrügerischer Händler und Landräuber? An Plätzen mit gutem Wasser sesshaft geworden, verkündeten sie die Botschaft Gottes, tauften Schwarze im Dutzend, steckten Hereroweiber, damit sie ihre Blöße bedecken mögen, in weit ausladende, viktorianische Kleider, hämmerten Kindern das Alphabet ein. Und ließen Schnapshändler, Mädchenschänder, Viehdiebe ziehen. Dieses im Kopf, springen dem eiligen Gast Zeichen rückwärts gewandter Gesinnung heutiger Südwester sogleich ins Auge. Das über der Stadt thronende Denkmal des deutschen Reiters in Windhoek, die Brötchen aus der Dampfbäckerei Maier Omaruru, mit Schmucknarben verziert - Hakenkreuze auf der Morgenschrippe zu Hitlers Geburtstag -, das Antiquariat, das schon immer Hans Grimm führte, und den Raubdruck „Mein Kampf“. Und es schien, als wären sie stolz, die Deutschen zwischen Wüste und Meer, auf diese Reliquien, wie anderen Orts Bürger auf Eifelturm, Freiheitsstatue, Brandenburger Tor. Mit einem an Verbitterung grenzenden Ernst bodenständig, eingegraben bis zur Hüfte in diesen fließenden, wehenden Sand, den sie „Deutsche Erde“ nannten oder „Tirol“. Solitäre mit sonnengegerbten Gesichtern, Greifwerkzeug ähnlichen, welken Händen. Die vierte Generation schon hier geboren mit ängstlich wachgehaltenem Rest von Illusionen. Den Blick voraus - bis zum Horizont. Und der Horizont verschmolz über die Jahre mit den Schwebehölzern des letzten Kampzaunes der eigenen Scholle. Deutsch-Land, karges Mutterland. Dann das Jahr 1989. Kaum merklich sickerten Namenlose der Squattercamps - Kinder, Frauen und Männer aus dem Township Katutura - ein in die weiße Stadt, kamen die einstigen Underdogs legal und selbstbewusst über die Grenze nach Hause, platzierten sich an Verhandlungstischen. Und hissten im Jahr darauf ihre Fahne. Die Republik Namibia war geboren, zur Überraschung der Südwester, der meisten jedenfalls. Irgendwann blieben die Hakenkreuzbrötchen aus, war das letzte Exemplar des Raubdrucks verkauft. Auch deutsche Zungen schmeckten den neuen Worten nach. National reconcilation, nationale Aussöhnung, war das von den Siegern tatsächlich ernst gemeint? Affirmative action, werden nur noch Schwarze und Coloureds studieren dürfen? In dieser Zeit kam ich nach Windhoek. Ich stand da, verstört, mit meiner eigenen, in Frage gestellten Identität. Mein Land war in den Westen gegangen. Der kalte Wind der veränderten Realität traf mich unerwartet heftig. Schuppen lösten sich aus dem Panzer. Ein Nerv lag plötzlich frei. Im Chaos des Umbruchs entdeckte ich sie plötzlich neu, die einstigen Südwester. Leicht verletzbar und auf eine besondere Art empfindsam geworden, schärfte sich mein Blick für jene gleicher Sprache und Haut, die sich unter der Last der Geschichte schon ein halbes Leben lang fragten: wer bin ich. Ich hasste diese Beunruhigung, dieses aufkommende Gefühl der Annäherung, rührte es doch an meine längst verinnerlichten, weil nicht selten bestätigten Vorurteile vom Menschen weißer Haut inmitten der African community der schwarzen Freunde. Es waren die Monate, in denen meine Landsleute Bücher in Braunkohlenrestlöcher verkippten, Bilder von Wohnzimmerwänden nahmen. Plötzlich schätzten sie auch ihrer eigenen Hände Arbeit nicht mehr. Fuhren von nun ab Yamaha statt MZ Zschopau, griffen sich Thomy-Senf, übersahen den eben noch begehrten aus Bautzen, schmähten Spreewälder Gurken und verfütterten Finkenheerder Konfitüre an Schweine, die sie eigentlich auch gleich abschaffen wollten. Diese so plötzlich und so würdelos einsetzende Demut vor den neuen Herren widerte mich an. Ich suchte nach einer Nische, über der ein Stück Himmel rein war. Und fand mich wieder, immer noch gläubig, im frei gewählten Parlament. In jenen Wochen wurde ein Deutscher aus Swakopmund, Südwestafrika, so stand auf dem amtlichen Umschlag der Treuhand, nach Zittau gerufen. Er möge sich das Rückübertragene anschauen. Jörg Henrichsen, Bürgermeister in Swakopmund und Geschäftsführer des Supermarktes Woermann & Brock im gleichen Orte, reiste und überschrieb die verrußte Schlosserei den dort im tiefen Osten lebenden Angestellten der Firma. Dem neugierigen Kaufmann entgingen die im Abseits stehenden Gurken aus dem Spreewald nicht, nicht die vorzügliche Konfitüre aus Finkenheerd, nicht die auf Wacholder geräucherte Salami aus Eberswalde. Die Nachlassverwalter waren froh, die Lager räumen zu können. Bayrisches musste her und Buntes aus Westfalen. Henrichsen schloss sich für eine lange Stunde im Hotelzimmer ein und orderte. Zwei Fünf-Fuß Container erreichten Wochen später über Hamburg Walfish Bay, die Filiale Woermann & Brock in Swakopmund. Spreewälder Gurken, Dauerwurst, Konfitüre. Für ein Handgeld. Am Deutschen Tag, dem großen Sonderverkauf von Spezereien aus dem unbekannten Teil Deutschlands im Supermarkt, standen wir uns gegenüber. Verkosten von Spreewälder Meerrettich.“ Wolfgang Licht erzählt in seinem erstmals 1986 beim Aufbau-Verlag Berlin und Weimar erschienenen Roman „Die Geschichte der Gussmanns“: Die Geschichte der Gussmanns beginnt mit Wilhelm, einundzwanzig Jahre alt, gelernter Dreher. An einem kalten Morgen im Herbst 1927 verlässt er die Pflegeeltern und kommt in die fremde Stadt. Mehr als die Kälte treibt ihn die Erwartung: Er wird seine Mutter sehen. In seiner Vorstellung ist sie jung, weißhäutig und von sanfter Natur. Hier muss die Geschichte stocken. Sie verändert die Richtung, und eines Tages begegnet Wilhelm dem jungen Mädchen Elisabeth. Alles an ihr ist hell: die Haut, die Haare, selbst die Brauen. Diese hier, weiß Wilhelm, hat er gesucht. So könnte Elisabeth in die Geschichte der Gussmanns eintreten, aber sie zögert. Dieser dürftig gekleidete, magere Bursche, arbeitslos zumal, gleicht wenig dem Bild, das sie sich von dem Geliebten erträumt hat. Sein Drängen erschreckt sie, die Liebe dachte sie sich anders. Doch die Geschichte, einmal begonnen, nimmt nun ihren Verlauf. Wolfgang Licht beschreibt in diesem Roman mit subtiler Genauigkeit das Werden und Wachsen einer Familie. Es ist eingeschlossen in die Geschichte des Dritten Reiches und vollzieht sich auf dem in jenen Jahren mitunter schmalen Grat zwischen Gut und Böse, Humanismus und Barbarei. Gleich zu Beginn des 1. Kapitels begegnen wir dem, mit dem „Die Geschichte des Gussmanns“ beginnt – Wilhelm. Sein Name ist sogar das erste Wort des Buches: „Wilhelm erwachte vor Kälte. Er klopfte sich das Stroh von der Kleidung, nahm die Tragtasche und trat vor die Scheune. Das Dorf, gestern Abend wie ein Schatten gegen den Horizont gestellt, war in der Nacht nicht zu erkennen: Dir hilft nur losgehen. Allmählich bekam der Himmel über der tuchflachen Landschaft einen tintigen Ton. Die Bäume zu Seiten der Landstraße lösten sich aus der Fläche, wurden körperlich. Wilhelm blickte beim Gehen in ihre Kronen und überließ sich dem Eindruck, das regellos verbundene Geäst ziehe über ihn hin, zurück nach K., wo er die Zieheltern vor Tagen verlassen hatte. Ganz weit, ein Zug. Wilhelm blieb stehen, das Stoßen der Räder zu hören. Da war nur der Nordwind. Eine Weile dachte er sich in den Sitz eines Abteils. Dann hängte er sich die Tasche über den Arm und bewegte die Finger: Spanne deine Muskeln, dann wird dir warm. Kein Weichling sein. Mehr aber als die Kälte trieb ihn Erwartung. Er wird seine Mutter sehen! Einen halben Tagesmarsch noch, dann wird er die Stadt erreicht haben. Bertha, seine Ziehmutter, hatte versucht, ihm diese Reise auszureden. Am letzten Tage noch. In dunkler Küche, beschienen vom Herdfeuer, machte sie ihm Vorhaltungen. Das Gesicht im Glutschein unbewegt, die Augen gekniffen, als sehe sie sein Geschick. Sich ins Ungewisse trollen. Nun, wo er heraus sei aus dem Gröbsten. Pflichten habe er ihr gegenüber und Erich. Nicht dieser Mutter. Aber wahrscheinlich sei er ein Abenteurer. Und darin gleiche er ihr. Da war Wilhelm vor sie hingetreten, die Arme an den Leib gepresst, und hatte sie angestarrt, bis Bertha, für den Augenblick erschrocken, höhnisch auflachte: Schlagen, was? So kommt es an den Tag. Er war ohne Abschied aufgebrochen. Seit er sprechen konnte, hatte Wilhelm seine Mutter verteidigt. Als Kind verkündete er, sie würde bewacht. Dämonen, der Schwarze Mann, verhinderten, dass sie sich um ihn kümmerte. Zehnjährig befand er, ein Mann, sein Vater, habe Schuld. Er verlange von der Mutter, Wilhelm zu vergessen. Doch sie litte um ihn. Soviel stehe fest. Und sie sei arm. Deshalb habe sie ihn auch weggeben müssen. Unter Qual. Damit Wilhelm ein Heim bekäme. Das tägliche Essen. Diese Geschichte hatte er sich so oft vorgesagt, bis er vergaß, dass er selbst sie ausgedacht hatte. Vielleicht hatte er diese Version ersonnen, weil Bertha ihm nicht erlaubte, sie als Mutter anzunehmen. Sie verstand sich als Beschließerin, bei der er logierte. Niemals war sie zärtlich zu ihm. Du vergisst nicht den Tag deiner Einschulung. Du warst zeitig aufgestanden. Die Wohnstube blendete vor Sonne. Auf deinem Essplatz lag die Zuckertüte, womit du nicht gerechnet hattest. Du warst zu Bertha gerannt, hattest sie umhalst. Sie fasste dich bei den Handgelenken, zog deine Arme von sich ab und sagte: Bleib mir vom Leibe. Ihr Griff war nicht hart, und sie blickte freundlich, aber du hattest dich in Grund und Boden geschämt. Dagegen setztest du das Bild deiner Mutter: Die war jung, weißhäutig und von sanfter Natur. Wilhelm waren diese Erinnerungen unangenehm. Er wollte wie seinen Körper auch das Gemüt beherrschen. Es gibt, dachte er, einen natürlichen Grund, warum Lucy, die Mutter, niemals gekommen ist. Sie wollte sein Verhältnis zu Bertha nicht beschädigen. Nun würde er sie aufsuchen. Er wollte sie sehen, endlich kennen. Da erblickte er die Stadt. Sie lag hingestreckt über die Ebene. Wie ein Krake, eine bizarr gegliederte Masse mit funkelnden Lichtern und Feuern. Lautlos. Und wie unter Atemstößen, als habe er Brust und Lunge, färbte sich jetzt der Himmel über ihr hellblau um weißliche Inseln.“ Dem ist nun eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Vielleicht nur noch, dass man sich so oder so einem Stück deutscher Geschichte nähern kann – ob eher dokumentarisch oder eher belletristisch und romanhaft oder auch als Kinderbuch. Immer aber wird es auch mit den eigenen Erfahrungen und Einstellungen zu tun haben. Denn das Buch, so heißt es mitunter, entsteht doch eigentlich im Kopf seines Lesers. In diesem Sinne viel Vergnügen bei dieser Kopf-Arbeit. Alles Klaro, oder? Und haben Sie übrigens schon mal Pellkartoffeln mit Waldmeisterbrause oder meinetwegen auch Pellkartoffeln mit einem Klaren probiert? Großvater würde sich bestimmt freuen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3854 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/ Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Begegnung mit Wolfgang Schreyer und Sehnsucht nach Ranklitz – Vier E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
(Pinnow 24.03. 2017) Wolfgang Schreyer, der Ende dieses Jahres seinen 90. Geburtstag feiern kann, gehört zu den erfolgreichsten Autoren der DDR. Besonderes Kennzeichnen seines Schaffens ist das effektvolle Verbinden von Fiktion und Dokumentarischen. Einen Eindruck von seiner immer sehr gut recherchierten und spannenden Schreibweise kann man sich in drei von vier Deals der Woche machen, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 24.03. 17 - Freitag, 31.03. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Die Texte stammen aus verschiedenen Schaffensperioden des Schriftstellers, der in der Endphase des Zweiten Weltkriegs als Flakhelfer eingesetzt wurde, bis Kriegsende in der Wehrmacht diente und 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. Er weiß also, worum es geht, wenn er von Krieg und Krisen schreibt. Außerdem ist in dieser Woche ein Kinderbuch von Hildegard und Siegfried Schumacher zu haben. Es geht um eine besondere Freundschaft. Das erste Angebot dieses Newsletters bringt ein E-Book mit zwei der frühesten Erzählungen von Wolfgang Schreyer, die Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts im Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung Berlin erschienen waren – „Das Attentat“ und „Tod eines Kanoniers“: Die erste Erzählung schildert Stauffenbergs heldenhaftes Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944. Spannend und atemberaubend wird die kurze Zeitspanne vom Attentat bis zur Erschießung von Stauffenberg, Haeften, Olbricht und Merz geschildert. Rückblenden zeigen die Haltung und Ziele der in den Putsch verwickelten Offiziere. Im Mittelpunkt steht der verzweifelte, unermüdliche und mutige Kampf Stauffenbergs um das Gelingen des Putsches. Die zweite Erzählung „Tod eines Kanoniers“ spielt am 6. März 1945 in einer Flakbatterie in Frankreich weit hinter der Frontlinie. Hätte der erfolgreiche Putsch am 20. Juli den sinnlosen Tod des jungen Kanoniers verhindern können? Zu Beginn der Erzählung „Das Attentat“ begegnen wir Graf Claus von Stauffenberg und seinem Ordonnanzoffizier, als die beiden an einem später historisch gewordenen Sommermorgen durch Berlin fahren. Ihr Ziel ist ein Militärflugplatz: „An einem strahlenden, blaugoldenen Sommermorgen rollte ein kleiner Mercedes durch die südlichen Vororte von Berlin; er fuhr in Richtung Rangsdorf. Im Fond saßen zwei Offiziere: der Generalstabs-Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg und seine Ordonnanz, Oberleutnant der Reserve Werner von Haeften. Die beiden schwiegen, da der Fahrer sie hören konnte; sie sahen hinaus. Zu ihren Füßen stand eine Aktentasche aus hellem weichem Leder. Es war Donnerstag, der 20. Juli 1944, acht Uhr. Ruinen säumten den Weg. Die meisten Straßen waren zerbombt. Im grellen Sonnenlicht sah man Spuren der vernichtenden Bombenwürfe, die seit einem Dreivierteljahr auf Berlin heruntergingen. Mauerwerk lag auf dem Pflaster, Glassplitter, verkohlte Balken; die Ladenschaufenster waren mit rohen Brettern vernagelt. Stellenweise war die Fahrbahn aufgerissen, so dass der Wagen einen Umweg nehmen musste. An einer einsam ragenden Giebelwand stand: „Unsere Mauern brechen, doch unsere Herzen nie!“ Stauffenberg trieb zur Eile. Er kannte dieses Bild. Die Straßen schienen jetzt verödet; nur in den späten Nachmittagsstunden überfluteten wirre Menschenmassen die S- und U-Bahnhöfe und alle Wege, die zum Stadtrand führten; man wollte fern vom gefährdeten Zentrum eine ruhige Nacht verbringen. Beklemmend war es, diese Menschen zu sehen. Sie murrten, doch sie arbeiteten weiter in den Rüstungsbetrieben – zehn, zwölf Stunden am Tag, unausgeschlafen, bei Hungerrationen. Viele hatten ihr Heim verloren, ihre nächsten Angehörigen. Doch sie taten ihre Pflicht wie der Soldat an der Front. Hofften sie noch auf den Sieg? Vielleicht. Eine wahnwitzige Führung täuschte sie über die Erfolgschancen des Krieges, verbarg ihnen die wirkliche Lage, missbrauchte ihren Fleiß, ihre Tapferkeit, forderte sinnlose Opfer. Fünf- bis sechstausend Deutsche verbluteten täglich, hier und draußen vorm Feind ... Aber das sollte nicht mehr lange dauern. Heute Abend noch – und der schlimmste Spuk war vorbei. „Neunzehnhundertachtzehn“, sagte Haeften, „haben sie hier in Berlin gestreikt.“ „Da war die Verpflegung schlechter“, antwortete Stauffenberg. „Und Wilhelms Pickelhauben waren nicht dasselbe wie die Gestapo.“ Der kleine Mercedes stoppte am Rande des Militärflugplatzes Rangsdorf. Der Oberst stieg aus. Er war ein sechsunddreißigjähriger, hünenhaft gebauter Mann mit dichtem dunklem Haar, kräftigem Kinn und hartem Mund; über dem linken Auge trug er eine schwarze Klappe. Siebzehn Monate zuvor hatte ihn in Tunesien die MG-Garbe eines Tieffliegers erfasst und schwer verwundet. Sein rechter Arm war zerschossen, er trug eine Kunsthand; an der Linken fehlten zwei Finger. Dennoch hatte er es auf sich genommen, Adolf Hitler zu töten. Oberleutnant von Haeften folgte ihm. Sie gingen auf das wartende Kurierflugzeug zu. Haeften trug Stauffenbergs Aktentasche, und er wusste, was sie enthielt. Er war ein Freund und Vertrauter des Obersten. Obwohl schon fünfunddreißig Jahre alt, wirkte er durch sein frisches, heiteres Wesen und das hellblonde lockige Haar viel jünger. An der Front durch einen Beckenschuss verletzt, war er zum Stab des Heimatheeres in die Bendlerstraße versetzt worden und tat bei Stauffenberg Dienst, der ihn in die Umsturzpläne eingeweiht hatte. Er war, wie die anderen Verschwörer, entschlossen, sein Leben zu wagen, um durch einen Militärputsch den Faschisten die Macht zu entreißen. Sie kletterten in die Maschine. „Na, wie ist die Luftlage?“, fragte Haeften den Piloten. – „Ganz Deutschland feindfrei“, antwortete der. Stauffenberg sah mit dem gesunden Auge zweifelnd hinauf in den klaren Julihimmel. „Bei dem Wetter?“, fragte er. „Was nicht ist, kann noch werden, Herr Oberst.“ Stauffenberg nickte. Die „fliegenden Festungen“ der Amerikaner würden gegen Mittag wiederkommen, und dieses eine Mal wünschte er sie selbst herbei. Ein Bombardement der Reichshauptstadt musste Verwirrung stiften, die SS in die Keller bannen und sein großes Vorhaben erleichtern ... Da sprang der Motor an, das Flugzeug rollte zur Piste, hob sich vom Boden ab. Es nahm Nordostkurs. „Die Kiste ist ziemlich schnell“, sagte Haeften. „Macht die sechshundert Kilometer in knapp zweieinhalb Stunden.“ Der Oberst war an diesem Tage zu Hitler befohlen worden, um über die Aufstellung neuer Divisionen zu berichten. Als Stabschef beim Befehlshabers des Ersatzheeres, dem Generalobersten Fromm, gehörte es zu seinen Aufgaben, die Bereitstellung und den Abtransport frischen Kanonenfutters zu organisieren. Das Flugzeug sollte ihn ins Führerhauptquartier bringen, das sich in Ostpreußen befand. Er war in dieser Zeit der einzige unter den Verschwörern, der zu den Lagebesprechungen bei Hitler gelegentlich Zutritt hatte. Er allein kam an Hitler heran. Schon zweimal, am 11. und 15. Juli, als er zum Vortrag auf dem Obersalzberg war, hatte er eine Bombe in Hitlers Nähe zünden wollen. Beide Male jedoch fehlten Himmler und Göring, die mit getötet werden sollten. Heute aber war es gleich – heute würde er auf jeden Fall handeln. „Beck scheint's noch nicht ganz zu glauben“, hörte er Haeften sagen. „Weißt du, Claus, was er gestern geäußert hat? 'Ein Pferd, das zweimal scheute, springt auch beim dritten Mal nicht.'" Stauffenberg lachte dunkel. Das sah ihm ähnlich! Generaloberst a. D. Ludwig Beck, das geistige Haupt der Verschwörung, mochte ein hochgebildeter Mensch, ein kluger Offizier, ein großer Planer sein; aber er war auch ein Zauderer, er sah oft zu schwarz. „Ob wir wollen oder nicht, Werner", antwortete er leise, „heute müssen wir springen.“ Eintönig brummte der Motor. „Ja", sagte Haeften nach einer Weile. „Wir müssen. Das ist ein Wettlauf. Die Fronten ringsum zerbrechen. Höchstens zehn Tage hält von Kluge die Westalliierten noch im Normandie-Landekopf fest. Dann löst sich die Front in Frankreich auf. Die Ostfront ist schon kaputt. Siebenundzwanzig Divisionen haben wir in Weißrussland verloren. Die Heeresgruppe Mitte besteht nicht mehr. Wenn der Russe in dieses Loch stößt ... Das ist ein Wettlauf. Wenn die totale Niederlage Hitlers eher käme als der Aufstand gegen Hitler, welchen Sinn hätte dann der Aufstand noch?“ Der Oberst nickte. Er sagte nichts. Er dachte, dass es auch in anderer Hinsicht ein Wettlauf sei. Die Gestapo war ihnen auf der Spur. Sie hatte am 4. Juli die sozialdemokratischen Führer Leber und Reichwein, als diese auf sein Drängen hin mit den Widerstandskämpfern um Saefkow zusammengekommen waren, überraschend verhaftet. Weitere Schläge folgten. Die Gestapo rollte die Widerstandsfront jetzt auf, sie begann mit dem linken Flügel. Und es ging weiter. Vorgestern, am 18. Juli, war ein Haftbefehl gegen Dr. Goerdeler ergangen. Goerdeler gehörte dem innersten Kreis der Beck-Gruppe an! Es wurde Zeit. Heute musste gehandelt werden, oder es war für immer zu spät.“ Die zweite Erzählung dieses E-Books, „Tod eines Kanoniers““ beginnt mit einem Männergespräch zwischen drei Soldaten: „Ich war damals erst Fahnenjunker-Unteroffizier", sagte Fähnrich Ertel. „Nicht mal Portepeeträger. Von Uniformen verstand sie 'ne Menge. Es hat ihr nichts ausgemacht. Direkt vom Café nahm sie mich mit in die Wohnung. Einfamilienhaus, und es wurde schon dunkel. Ihr Mann war Rechtsanwalt, sie hatten ihn zum SD geholt, wegen seiner Sprachkenntnisse, er steckte in Italien. Hab' ich's euch schon gesagt? Sie war Sportlehrerin, biegsam wie eine Gerte, 'nen halben Kopf größer als ich. Übrigens hellblond.“ „Überall?“, fragte der neunzehnjährige Gefreite Fink aus seiner Zeltecke heraus. „Warte ab, Fink“, antwortete Fähnrich Ertel. „Also, wir tranken Hennessy und tanzten nach Jary-Schallplatten. Es war alles da, eine phantastisch gefederte Couch ...“ „... gedämpftes Licht und wahllos verstreute Kissen", sagte der Obergefreite Arndt, ein Mann von fünfunddreißig. Es kümmerte ihn nicht, ob Ertel seine Geschichten erfand. Niemand zerbrach sich den Kopf darüber, solange sie unterhaltsam waren. Ihn ärgerte nur, dass der Geschützführer immer Hennessy bekam und Frauen, die stattlicher waren als er; mit einer fabelhaften Couch und wahllos verstreuten Kissen. „Woher weißt du das?", fragt der Fähnrich. Arndt gähnte. „Ich stelle es mir vor.“ Ertel spürte wohl, die Leute gingen nicht recht mit, aber er erzählte gern, und das Beste kam ja erst. Da drang aus dem Winkel im Stroh, wo der Stabsgefreite Schrader lag, ein Schnarchen. Das war zuviel, der Fähnrich sprang auf, er stieß eine Gasmaskenbüchse beiseite, befahl: „Fink, du reinigst nachher den Geschützverschluss!“ und trat ins Freie. Sie waren es nicht wert, seine Erlebnisse anzuhören. Er warf nicht Perlen vor die Säue. Und er machte sich an seiner Lieblingswaffe zu schaffen, einem amerikanischen Maschinengewehr mit kastenförmigem Magazin. Die Batterie hielt Mittagsruhe. Man stopfte Socken, rauchte, döste vorm Zelt. Kanonier Jochen Oster lag im Gras, ein kraushaariger Junge, der noch vor kurzem Unteroffizier gewesen, dann wegen Befehlsverweigerung degradiert worden war. Unter Kopf und Rücken hatte er, vierfach zusammengelegt, eine Flanelldecke geschoben. Wie gut tat es, so dazuliegen, in der milden Luft. Eine Fliege setzte sich aufs Kochgeschirr, befühlte den klebrigen Rest: Milchnudeln und Backpflaumen. Es war der 6. März 1945, ein windstiller Tag, mit knospenden Sträuchern, zwitschernden Vögeln und Kondensstreifen am blassblauen Himmel. Im Süden rumorte die Front. Er stützte sich auf den Ellenbogen. In diesem Jahr kam der Frühling zeitig, besonders in der Pfalz. Der Ort zu seinen Füßen hieß Thaleischweiler. Rot und gelb flimmerten die Häuser im Sonnenschein. Er sah die durchsiebten Dächer, das geschwärzte Sparrenwerk, und er konnte die Halsglocken der Kühe hören. Was aber an diesem Dorf das schönste war: es lag neunzehn Kilometer hinter der Hauptkampflinie. Manchmal wehte Stallgeruch den Hang hinauf, bis zur Kuppe des Hügels, auf dem die Geschütze standen. Oster schmiegte den Kopf in die Decke. Sie war weich und dünn, nahm im Rucksack nicht viel Platz ein – gescheit von Mutter, sie ihm zu schicken. Ihr konnte das nicht leicht gefallen sein. Die helle Decke gehörte aufs Kanapee, sie verdeckte dort ein Loch. Soweit seine Erinnerung reichte, hatte es dieses Loch gegeben, und er wusste nicht, was Mutter nun darüber legte ... Er zog ihren letzten Brief hervor, faltete ihn behutsam auseinander. Seine Mutter schrieb: „Am letzten Sonntag im Februar musste ich immerzu an Dich denken, Jochen, mir kamen dauernd die Tränen, ich habe geglaubt, Dir ist was geschehen. Ach, es war schrecklich. Und war eine Leere in mir, ich konnte nichts anrühren, sah Dich verwundet liegen, keiner kümmerte sich um Dich. Stundenlang war ich nachts wach im Bett. Doch nun ist Dein Brief gekommen, mein lieber Junge! Der elende Schmerz hat aufgehört.“ Er las das schon zum zehnten Mal; dabei entstand ein scharfer Reiz in seinem Hals. Kein Feldpostbrief hatte ihn so aufgewühlt wie der hier. Seine Mutter war keine sehr kluge Frau, sie war Bergmannswitwe, ihre Handschrift die eines Schulkinds. Sie war hart, oft verständnislos gewesen. Sie hatte ihn damals genötigt, einen Beruf zu wählen, den sie für ungefährlich hielt. Und nun das, die Decke, der Brief. Er kaute an einem Grashalm. Dann drehte er sich dem Obergefreiten Arndt zu, der sich eben neben ihm ausstreckte. „Fritz, lies das mal." Er wies auf die Stelle. Arndt war vierzehn Jahre älter als er und kein Mann, der schnell Freundschaft schloss. Von der Geschützbedienung „Emil“ war er der einzige, der es über sich brachte, mit einem Degradierten zu verkehren. Er hatte ihm anvertraut, dass er selbst nur hier war, weil er sich gegen einen Zivilvorgesetzten, den Personalchef seiner Firma, aufgelehnt hatte. Bevor sie Soldat wurden, hatten beide in einem Zweigbetrieb der Junkers-Flugzeugwerke gearbeitet. Oster als technischer Zeichner, Arndt als Mechaniker. Und obwohl die Motorenfabrik zweitausend Menschen beschäftigte – sie waren einander nie begegnet –, gab es gemeinsame Erinnerungen, von denen ihre Gespräche zehrten.“ Nur wenige Jahre später, 1962, erschien im Deutschen Militärverlag Berlin erstmals der Titel „Piratenchronik“. Dieses spannend geschriebene und ausgezeichnet recherchierte Buch ist selbst ein Stück Zeitgeschichte. Dem E-Book „Augen am Himmel. Eine Piratenchronik“ liegt die 4. überarbeitete und erweiterte Auflage zugrunde: Nach jahrelangem Materialstudium schrieb Wolfgang Schreyer dieses Tatsachenbuch — die fesselnde Geschichte der Luftaufklärung und Luftspionage. Sein Thema reicht von Alaska bis Israel, von Nicaragua bis Sibirien, vom ersten Späh-Ballon im Jahre 1794 bis zum modernen Foto-Satelliten. Was der Welt lange Zeit verborgen gehalten wurde, wird hier im einzelnen berichtet: Illegale Flüge von Sportfliegern, Abenteurern und Göring-Piloten, der Radarkrieg am Ärmelkanal, die britische Luftaufklärung des V-Waffen-Zentrums Peenemünde, antisowjetische Geheimaktionen der fünfziger Jahre wie U-2-Flüge, B-52-Vorstöße und die Operation „Moby Dick", Spähunternehmen der 1960er Jahre — die „Voodoo"-Flüge über Frankreich und Kuba und der Einsatz von Robotern über der Demokratischen Republik Vietnam. In dokumentarisch belegten Szenen nimmt der Leser teil an Stabsbesprechungen am Tirpitzufer, an der Themse und am Potomac River; an internationalen Pressekonferenzen, Gerichtsverhandlungen und an der Einweisung von Spionagefliegern. Es begegnen ihm namhafte Wissenschaftler, Diplomaten, Konzernvertreter, Juristen, Politiker und Generale. Er erlebt Luftkämpfe über der Ostsee und dem Eismeer, eine Notlandung in Japan sowie Beginn und Verlauf der USA-Aggression gegen Vietnam. Der Autor schildert den Entwicklungsgang strategischer Erfindungen (Höhenflug, Luftbild, Radar, Infrarot, Satelliten-Erkundung) und entwirrt das daran geknüpfte Netz technischer Tricks. Gestützt auf Expertengutachten erläutert er die Details so anschaulich, dass auch Leser ohne Fachkenntnisse seiner Darstellung gespannt folgen. Überzeugen Sie sich selbst. Hier ein Ausschnitt aus dem Kapitel „Zelte im Unterholz“: „Neben der Bentley-Limousine, die den Abwehrchef in sein Londoner Büro zurückbringen soll, steht ein flüchtiger Bekannter: Major Cummings von der Geschichtsabteilung des RAF-Stabs. Er hat auf eine Fahrgelegenheit gewartet, offenbar steht ihm kein eigener Wagen zu. „Was halten Sie eigentlich von unserer Luftaufklärung?“, fragt Jones ihn, als der Bentley losrollt. „Sie ist der nützlichste Teil der Royal Air Force“, antwortet Cummings ohne Zögern. „Sie könnte es jedenfalls sein, wenn man mehr für sie tun würde. Aber sie wird unterschätzt. Wichtig sind uns einzig Harris' Bomber, allenfalls noch die Jagdflieger, die von ihrem Ruhm aus dem Herbst 1940 zehren. Der Aufklärer bringt ja keine Resultate, die so ins Auge fallen wie verbrannte Städte.“ Er lacht – ein kurzes Lachen, das bitter und trocken und ein wenig verächtlich klingt. „Mir scheint manchmal, die Luftaufklärung findet gar nichts mehr, das kleiner ist als Berlin.“ „Weil man nichts anderes von ihr verlangt! Wir haben vergessen, was sie leisten kann und dass die Geschichte des Luftkriegs mit ihr angefangen hat.“ Dr. Jones lehnt sich in das Fondpolster zurück. Draußen flitzt eine Reihe blühender Apfelbäume vorbei. Soll er mit Cummings lieber über das Wetter sprechen? Er kennt dessen ketzerische Einstellung zur Bomberoffensive, seine Kritik an RAF-Stabschef Sir Charles Portal. „Übertreiben Sie nicht etwas?“, fragt er schließlich. „Gewiss nicht“, sagt Cummings. „Seit es organisierte Heere gibt, gilt die ständige Sorge aller Befehlshaber dem, was der Feind heimlich tut. Nichts gegen Ihre Dienststelle, Doktor – aber in alten Zeiten hatten Kundschafter nicht dieselbe Bedeutung wie heutzutage. Wenn es ernst wurde, kamen sie oft zu spät. Die Feldherrn verließen sich weniger auf Spione, vielmehr schickten sie Beobachter auf Bergkuppen oder Baumkronen, um ihren Blick zu weiten, und setzten sie in Sättel, damit die Nachrichtenübermittlung rascher vonstatten ging. Von der Antike bis zur Neuzeit war die Kavalleriepatrouille das beste Informationsmittel. Bis man den Ballon erfand und eine Etage höher stieg.“ Dr. Jones schweigt, ihm gefällt an Cummings immer wieder der wissenschaftliche Stil, die souveräne Betrachtungsweise. Er hat sich schon manchmal gefragt, ob diese Art, gelassen auf Jahrtausende zu blicken, der Karriere des Majors dienlich ist, dessen Kenntnisse in erheblichem Gegensatz zu der Geringschätzung stehen, die man ihm im Stab entgegenbringt. „Damals“, hört er ihn sagen, „beschloss der französische Wohlfahrtsausschuss, seine Streitkräfte mit gasgefüllten Fesselballons auszurüsten, damit, wie es wörtlich hieß, 'Vorposten aus der Luft die Bewegungen des Feindes verfolgen könnten'. Während des ersten Koalitionskriegs der europäischen Majestäten gegen das bürgerliche Frankreich entstand also eine Ballonfahrerkompanie. Ihr verdankte General Jourdan am 26. Juni 1794 seinen Sieg über die Österreicher bei Fleurus.“(„Interavia“, Genf, Nr. 2/1964.) „Das blieb ein Einzelerfolg, nicht wahr?“ „Zunächst ja. Aber nachdem sechzig Jahre später der Pariser Félix Nadar – ein Zeichner, Schriftsteller und Ballonfahrer – die Luftfotografie erfunden hatte, nahm sich ein amerikanischer Professor namens Thaddeus Lowe der Sache an. Er machte daraus ein Instrument der militärischen Aufklärung. Denn der missionarische Geist Amerikas war schon in jenen Tagen nicht ausschließlich friedlich. Ohne auch nur guten Tag zu sagen, hatten die Yankees Indianer, Holländer, Spanier, Franzosen und Engländer vertrieben, waren über Mexiko hergefallen, hatten sich Texas und Kalifornien genommen und stürzten sich nun wie besessen in ihren Bürgerkrieg. Dabei ernannten sie Lowe zum Chefaeronautiker der Potomac-Armee. Im Juni 1861 stieg er über Virginia auf und erstattete dem Nordstaaten-General McDonald einen völlig zutreffenden Bericht über die Stellungen der Rebellentruppen. Dieser Lowe war ein ziemlich heller Kopf. Er benutzte ein auf dem Potomac operierendes Schiff als Ballonträger, nahm eine Kamera in den Ballonkorb mit und bediente sich zur Nachrichtenübermittlung des eben erfundenen Telegrafen ... Langweilt es Sie?“ „Keineswegs“, sagte Jones. „Einer seiner Ballonführer, ein gewisser John LaMountain, startete sogar nachts, um die Zeltlichter der Südstaatler zu zählen. Aber das wurde deren Befehlshaber, General Beauregard, hinterbracht, er ergriff recht moderne Gegenmaßnahmen. Beauregard ließ sämtliche Zelte im dichten Unterholz verstecken und befahl, die Lampen zu löschen. Verdunkelung, Doktor! Außerdem ordnete er an, in beträchtlicher Entfernung viele Täuschungslichter aufzustellen. Anstelle seiner schwachen Kräfte sollte der Feind eine überlegene Truppenmacht vermuten ... Bis zum Marokko-Konflikt 1907 ist der Fesselballon das einzige Instrument der Luftaufklärung geblieben. Dann erwuchs ihm im Militärflugzeug nicht nur ein Rivale, sondern auch ein gefährlicher Gegner““ Nur zwei Jahre vor dem Anfang vom Ende der DDR beschäftigte sich Wolfgang Schreyer in seinem 1987 im VEB Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin erstmals erschienenen Roman „Der Mann auf den Klippen“ mit einem anderen militärischen Konflikt und schickt eine Frau ins Krisengebiet: Die erfolgreiche BRD-Journalistin Judy wird 1983 in das Grenzgebiet zwischen Honduras und El Salvador geschickt, um weiße Flecken auf der Landkarte (der Grenzverlauf ist nicht exakt festgelegt und in diesem Gebiet halten sich Guerilla-Kämpfer beider Länder auf) zu untersuchen. Sie erfüllt ihren Auftrag, doch ihr sympathischer junger Reisebegleiter und Dolmetscher ist tot. Judy kann das nicht verkraften und fällt in ein tiefes Loch. Ihr Chef schickt sie, sozusagen zur Ablenkung und Erholung, nach Grenada. Ihren Auftrag, dort nach einem kubanischen bzw. sowjetischen Militärflugplatz und U-Boot-Hafen zu suchen, erfüllt sie schnell. Sie besteht darauf, ihren Jahresurlaub in Grenada dranzuhängen; denn sie hat sich Hals über Kopf verliebt. Sie zieht in sein Haus, herrlich einsam auf einem Hügel direkt am Meer gelegen. Von der Terrasse des Hauses sieht sie die amerikanischen Kriegsschiffe, die sich Grenada nähern. Aber hören wir zunächst in eine Unterredung von Judy mit ihrem Chef herein, in der es um den ersten Auftrag geht: „Fein, Sie schon zu sehen“, sagte Strathmann, der Mensch mit dem Nussknackerkopf, Haupt der Auslandsabteilung meines Magazins, von unerschütterlicher Vitalität, die er in sein immenses Tageswerk steckte. „Gleich wieder am Ball, recht so, Judy.“ Er sprach jeden mit dem Vornamen an, während er selber Gunar Strathmann blieb, das Leitbild, der große alte Mann, ein Denkmal des deutschen Journalismus. Ich setzte mich unter seinem gütigen Blick. Zwecklos, sich gegen ihn zu wehren. Man sollte ihn lieben, ihm folgen, nicht aber kritischen Abstand wahren. „Es geht um höchst Diffiziles“, sagte Dr. Baron auf die bekannte geheimnisvolle Art. Er hatte empfindsame, lang bewimperte Augen – ein Softy, der in seiner leisen Müdigkeit auf mich stets dekadent wirkte, so zart besaitet und hübsch, dass er auf dem Satinpolster eines Etuis hätte ruhen können. „Wenn wir's überhaupt jemandem zutrauen, da Licht hineinzubringen, dann Ihnen.“ „Sehr spannend. Ich höre.“ Aber sie schwiegen, als wüssten sie nicht, wie es mir zu erklären sei und wer von ihnen das tun sollte. Strathmann zeigte sein informiertes Lächeln, ließ mich in Wohlwollen baden, einer fast somnambulen Leutseligkeit, während seine Hände grob und behaart auf dem Schreibtisch lagen, zwischen dem goldenen Druckstift und der grünledernen Garnitur mit dem Tagesplan. „Ein Grenzkonflikt in Übersee.“ Behutsam ergriff Holger Baron das Wort. „Weiße Flecke auf der Landkarte, zwischen Honduras und El Salvador.“ „Was soll uns das? So was ist doch ganz alltäglich.“ „Manchmal wird aus solchem Streit ein scheußlicher Krieg, wie zwischen dem Irak und dem Iran.“ „In El Salvador ist schon Krieg, Bürgerkrieg.“ „Das eben macht es so brisant.“ Strathmanns Hände begannen zu wandern; sparsam und schonend, mit ordnungsliebender Vorsicht, bewegten sie sich zwischen seinem Eigentum. „Vor genau vierzehn Jahren, Sie erinnern sich gewiss, gab es dort den sogenannten Fußballkrieg. Ein Spiel für die Weltmeisterschaft artete aus zu Krawallen, Mord und Totschlag. Und El Salvadors Armee, der von Honduras überlegen, stieß vor.“ „Angeblich zum Schutz der dreihunderttausend Gastarbeiter auf den Plantagen des Nachbarn“, flocht Dr. Baron ein. „Ein blutiges Kapitel: dreitausend Tote in hundert Stunden, dann Waffenstillstand entlang einer nordwärts verschobenen Linie bei formellem Kriegszustand, zwölf Jahre lang! Erst im vorletzten Sommer kam unter Washingtons Druck ein Friedensvertrag zustande, sehen Sie ...“ Sein Bericht wurde dunkel. Er schnipste mit den Fingern, suchte nach Namen, Daten, Umschreibungen. Man merkte ihm an, dass er Wörter wie Blut oder Krieg (selbst Fußballkrieg) nur ungern in den Mund nahm. Als Ästhet verabscheute er Gewalt in jeder Form. Vielleicht beirrte ihn auch der Umstand, dass sein Chef dabei war, einen so abseitigen Fall aufzuwärmen. Ich fragte: „Passt das nicht besser in die Zeitschrift 'Damals'?“ „Warten Sie ab, Judy, das sind keine ollen Kamellen“, sagte Strathmann autoritär und dennoch so behaglich, als sei ein knackendes Kaminfeuer hinter ihm entfacht worden. „Dieser Friedensvertrag schrieb nämlich die Grenze gar nicht fest. Um die wird seit hundert Jahren gefeilscht. Der Vertrag sah nur vor, dass die strittigen Gebiete einstweilen beim Sieger von 1969 verbleiben; er gibt aber El Salvador nicht das Recht, dort oben Soldaten zu stationieren.“ „Und dieses Vakuum zog die Rebellen magnetisch an“, fuhr Holger Baron fort. Er hatte schöne weiße Zähne; man sah, dass er einen teuren Zahnarzt hatte. „Die entmilitarisierten Zonen in den Bergen boten ihnen ja den idealen Unterschlupf!“ Es klang, als sei er persönlich betroffen von der Hinterlist der Guerrilleros. „Das ist deren Basis geworden.“ Er war sehr wandlungsfähig. Und stets kam er mit moralischer Bugwelle daher, ganz gleich auf welchem Kurs. Es passte zum Bild der Wende, die gegen erheblichen Widerstand allmählich im Hause durchgesetzt wurde, von einer fernen Befreiungsfront abzurücken und lieber auf das Herkömmliche zu bauen, auf Solideres, Bürgertugenden wie Ruhe und Ordnung. Vielleicht empfand Baron sein Einschwenken als schmählich und überspielte das Unbehagen, indem er eine Oktave zu hoch griff. Denn obwohl ihm keiner widersprach, fügte er hinzu: „Das geht auch uns etwas an. Wer heute zum Beispiel in Westberlin ein Taxi besteigt, dem kann es wie mir passieren, dass er wider Willen in obskure Waffengeschäfte verstrickt wird. Stellen Sie sich vor, ich sitze in einem Wagen der 'Ikarus Taxi GmbH' und hab plötzlich vor mir an der Lehne ein Schild mit dem Text: 'Die Gesamteinnahme dieser Schicht wird gespendet für Arbeitsbrigaden in Nicaragua und/oder Waffen für El Salvador'!“ „Ich fühle mit Ihnen", sagte ich. „Man hat Sie gezwungen, die Terrorszene dort zu finanzieren.“ „Sie müssen da gar nicht ironisch sein.“ „Zur Sache.“ Strathmann klopfte auf den Tisch. „Die Armee El Salvadors hat das auf die Dauer nicht hingenommen. Gelegentlich ist sie schon mal in diese Zonen eingedrungen. Daraus leitet nun wiederum Honduras das Recht ab, bis zu seiner alten Grenze vorzurücken. Judy, können Sie mir folgen?“ „Ich denke schon. Mir scheint, aus dem Grenzstreit ist ein Komplott beider Staaten zur Bekämpfung des Aufstands geworden.“ „Immer langsam; wir wollen nicht spekulieren. Fliegen Sie hin, ohne Vorurteil, und finden Sie's heraus.““ Fast zur selben Zeit, als Journalistin Judy ihre gefährlichen Aufträge erfüllt, veröffentlichten Hildegard und Siegfried Schumacher 1981 im Kinderbuchverlag Berlin ihr fünf Jahre später von der DEFA unter anderen mit Kurt Böwe verfilmtes Buch „Der Junge mit dem großen schwarzen Hund“: Als Ulf dem großen schwarzen Hund begegnet, schließt er ihn sofort in sein Herz. Nepomuk nennt er das zutrauliche Tier und nimmt es mit nach Hause. Doch in der kleinen Neubauwohnung kann der große Schwarze nicht bleiben ... Um Nepomuk zu retten, weiß Ulf eines Tages keinen anderen Ausweg mehr, als mit ihm zu fliehen. Unterwegs lernt er den alten Oscar kennen, einen kauzigen, gutmütigen Mann, der vor der Stadt in einer Laube wohnt. Oscar ist bereit, Nepomuk aufzunehmen, aber er stellt Bedingungen. Diese Abmachungen haben es in sich, sind für Ulf gar nicht so einfach zu erfüllen. Eine aufregende Zeit beginnt für den Jungen. Dann kommt ihm auch Sabine noch auf die Schliche, aber das ist eigentlich etwas recht Erfreuliches. Und so beginnt die Freundschaft zwischen dem Jungen und dem großen schwarzen Hund: „Ulf verspürte zuerst Angst, als der große Schwarze auf ihn zukam, und dachte einen Augenblick lang daran, wegzulaufen. Dann dachte er, dass es sinnlos wäre, und blieb stehen, und als der Schwarze dicht vor ihm stoppte, nahm Ulf all seinen Mut zusammen und sagte: „Na, Alter?“ Sicher hätte der Schwarze dasselbe erwidert. Nur können Hunde nicht reden. Er wedelte mit dem Schwanz. In der Hundesprache könnte das: Na, Alter! heißen, aber vielleicht hieß es auch gar nichts und zeigte einfach die Freude an, die der einsam vor sich hin Trottende für das freundliche Wort empfand. „Na, komm schon, komm“, sagte Ulf, und er streichelte den Hund. Dem Schwarzen schien das zu gefallen. Er begann Ulfs Knie zu belecken. Ulf störte es nicht, und um sich mit dem Hund näher bekanntzumachen, fragte er: „Wie heißt du denn?“ Klar, die Frage verfehlte ihren Zweck. Selbst bei einem schwerhörigen Regenwurm wäre der Erfolg nicht geringer gewesen. Ein Hund ist aber keinesfalls dumm. Er merkt, dass mit ihm gesprochen wird. Sofort bemühte sich der Schwarze, seine Dankbarkeit noch spürbarer zu machen, und leckte aktiver, doch nun Ulfs anderes Knie. „Ist ja gut", sagte Ulf und blinzelte dem Hund zu. Der blinzelte zurück. „"Du bist mir schon einer“, sagte Ulf und legte ihm beide Arme um den Hals. Der Schwarze schmiegte sich an, als wäre er froh, nicht länger allein zu sein. „Bist du auch neu hier?", fragte Ulf, und er erzählte, dass er erst vor drei Tagen mit seinen Eltern ins Neubauviertel gezogen sei. Lange haben sie davon geschwärmt: Junge, eine neue Wohnung, immer warmes Wasser aus der Wand und Fernheizung, und du, du kriegst dein eignes Zimmer. Alles war prompt eingetroffen. Und trotzdem! Richtig wusste Ulf nicht, was mit ihm war. Vielleicht lag es an den hohen hellen Häusern mit den langen Balkonreihen, eins wie das andere aussehend, so dass man dort, wo schon Plattenwege und Rasenflächen angelegt waren, glatt Straße und Hausnummer verwechseln konnte. Seinen Block kannte Ulf auf den ersten Blick heraus. Es war der letzte vor der Baustelle. Dort wurden schon die nächsten Blocks hochgezogen. Da war der riesige Kran, der die Bauplatten an die richtige Stelle hob, und da waren die Bauarbeiter. Sie trugen Schutzhelme, und mit dem Kranführer unterhielten sie sich über Sprechfunk. Natürlich hatten Kinder dort nichts zu suchen. Auf einem Schild stand mit Ausrufezeichen zu lesen: Unbefugten ist das Betreten der Baustelle verboten! Die Bauarbeiter aber waren richtige Menschen. Sogar über Sprechfunk ließen sie Ulf mit dem Kranführer reden. Wie der Brigadier hatte er gerufen: Hallo, Franz! Der fragte sofort zurück: Ein Neuer? Und der Brigadier hatte mit: Genau! geantwortet. „Moderne Technik, verstehst du“, sagte Ulf zu dem Schwarzen, „die Bauarbeiter sind schwer in Ordnung.“ Ulf konnte also nicht behaupten, dass es in Eberswerda langweilig war. Während er den Schwarzen an sich drückte und mit ihm redete, wusste er plötzlich, was ihm fehlte. Andi fehlte ihm und Frank und Ralf auch. Immer hatten sie zusammengehalten, und wer ihnen etwas tun wollte, der sollte nur kommen! Nachmittags hatten sie sich im Wald Buden gebaut oder waren mit ihren Rädern zum Krebssee gefahren, und wenn sie plötzlich mächtigen Hunger oder Durst verspürten, war es von dort bis zu Andis Großmutter nur ein Katzensprung. „Weißt du, Alter“, sagte Ulf, „sie kocht die beste rote Grütze, die du dir denken kannst. Eine prima Oma." Der Schwarze leckte sich die Schnauze. Ulf aber fuhr in Gedanken mit seinen Freunden durch Ranklitz, vorbei an den ein- oder zweistöckigen Häusern, kein einziges glich dem andern, mal über Holperpflaster, mal auf dem Fußsteig, wie es in einem so kleinen Ort fernab von den großen Straßen üblich ist, sie fuhren unterm grünen Dach der Linden- und Rotdornalleen, und bei Eisenschmidt parkten sie ihre Räder und beguckten sich das Schaufenster, ob er neues Angelzeug oder Fahrradspiegel mit extralangem Stiel ausgestellt hatte. Das Neuste legte Eisenschmidt immer ins Schaufenster. Nebenan befand sich die PGH-Metall, wo der Vater gearbeitet hatte, und eine Straßenecke weiter der rote Backsteinbau der Schule mit den Säulen vorm Haupteingang. Und als Ulf an das alles dachte, sehnte er sich nicht nur nach seinen Freunden, sondern noch mehr nach Ranklitz, das über zweihundert Kilometer weit weg war. „Ach, Schwarzer“, sagte Ulf und umarmte ihn noch fester. Als er dessen feuchte Zunge spürte, wurde dem Jungen leichter ums Herz. So schlossen die beiden Freundschaft.“ Allein schon wegen dieser Freundschaft zwischen Ulf und Nepomuk, dem großen schwarzen Hund, lohnt es sich, dieses Buch von Hildegard und Siegfried Schumacher zu lesen. Aber auch wegen der Beobachtungen aus dem Alltag des kleinen, längst verschwundenen Landes, in dem aber auch ganz normal gelebt, gearbeitet, geliebt und – Freundschaft geschlossen wurde. Und trotz aller schönen Neubauwohnungen blieb bei manchem eine Sehnsucht nach Ranklitz und nach Roter Grütze, der besten der Welt … Und vielleicht schauen Sie sich auch mal den dazugehörigen DEFA-Film an. Allein schon wegen Kurt Böwe. Den kennen Sie doch noch, oder? Im Übrigen ist in dem 75-Minuten-Streifen auch Liedermacher Gerhard Schöne in einer Nebenrolle als Musiker zu sehen. Zudem singt Schöne das Titellied „War mal ein Hund, ein großer“. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3761 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years
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Der Traum von Marlon Brando, kosmische Katastrophen und ein neues Abenteuer der Zeitreisenden – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Wer hätte das gedacht, dass ein junges Mädchen aus der DDR von Marlon Brando träumt und sich für ihr Zimmer unbedingt ein Poster dieses amerikanischen Schauspielers wünscht. Aber schon wenige Zeilen nach dem Lesen des ersten von fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 03.03. 17 - Freitag, 10.03. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, wird der Grund dafür klar. Viel Spaß beim „Kirschenkosten“. Dazu gibt es eine weitere Geschichte aus der DDR, zwei Science-Fiction-Romane sowie ein neues Abenteuer der Zeitreisenden. Ob es ihr aber gelingt, ihre wichtige Botschaft an die Menschen der Zukunft zu senden, bleibt ungewiss. „Kirschenkosten“ von Hildegard und Siegfried Schumacher erschien erstmals 1978 im Verlag Neues Leben Berlin und 1985 unter dem Titel „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ in der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung Stuttgart: Christine Hollmann steht ihrem dickschädeligen Großvater gewiss in nichts nach, wenn ihre Kriegslisten naturgemäß auch verschiedenen Objekten gelten. Weil ihre Eltern ihr nicht erlauben wollen, mit ihren fünf Freunden zum Zelten zu fahren, fährt sie schließlich ohne diese Erlaubnis fort. Nach ihrer Rückkehr ist sie jedoch nicht etwa länger über ihre Großfamilie, dafür aber zutiefst über ihren Klassenkameraden Matthias enttäuscht, der sich weit mehr für Mathe als für Mädchen begeistern kann. Als die Schule wieder beginnt, nimmt er ihr gegenüber immer häufiger einen belehrenden Tonfall an, der sie verletzt. Stück für Stück demontiert er selbst das Bild vom Strahlenden Ritter, das sie sich von ihm gemacht hatte. Während Christine sich bisher in ihrem Kaff am Rande der Welt gefühlt hat, häufen sich in diesem denkwürdigen Jahr die unangenehmen Ereignisse, von denen der Kummer mit Matthias nur der Anfang war. Um sich über ihre Gefühle klar zu werden, beginnt sie, ein Buch zu schreiben. Aber muss Matthias, dieser fantasielose Knochen, sie ausgerechnet bei Mathe-Bolle damit verpfeifen? Wie ein Lauffeuer breitet sich die Kunde aus: Christine schreibt. Und da sie verstockt von ihrem Hobby nicht lassen will, setzt sie sich bei fast allen Lehrern voll in die Nesseln. Trost findet sie nur nachmittags bei ihrem Plüschlöwen, den ihr Wolfgang geschenkt hat. Er selbst weilt fern, doch bald beginnen die Telegrafenleitungen zwischen Berlin und Hollershoh immer heftiger zu rauschen! Und hier der Beginn dieses Buches, in dem, wie schon angekündigt, Marlon Brando eine große Rolle spielt: „Er hing in meinem Zimmer. Endlich! Ganz groß hing er an der Wand. Seit ich ihn das erste Mal im Kino gesehen hatte, den kühnen Helden der „Bounty“, träumte ich von Marlon Brando. Der verwegene Blick, seine lässige Art hatten es mir angetan, vor allem aber die Entschlossenheit, mit der er sich durchsetzte. Christine Hollmann, sagte ich mir, nimm dir ein Beispiel an ihm, beim Mittagessen sagst du es! Für das geplante Unternehmen brauchte ich die Erlaubnis meiner Eltern. So ist das, wenn man noch acht Monate auf die sechzehn zusteuert. Bis um zwei musste alles klar sein, da wollte ich mich mit Bärbel, Susanne, Ecki und Gerd und natürlich Matthias an der Blänke treffen, um die letzten Vorbereitungen zu besprechen. Alles hing davon ab, dass jeder von uns mitfahren durfte. Unsere Eltern wussten, dass wir uns seit Ewigkeiten kannten und nie etwas passiert war. Über Jahre hatten wir rundum alle Geburtstage gemeinsam gefeiert, Verstecken und Blindekuh gespielt und im Wald Buden gebaut, und bei den Schlittenfahrten mit Großvaters Braunen, damals, als wir noch kleine Stippis waren, hatte unsere Freundschaft begonnen. Nun lag die neunte Klasse genauso in Ehren hinter uns wie die Arbeit bei der LPG Pflanzenproduktion. Wer gemeinsam lernt, der kann auch gemeinsam arbeiten, so lautete unser historischer Beschluss. Wir hatten uns für drei Wochen als Brigade angemeldet, um unsere persönlichen Finanzen aufzubessern. Eine kluge Maßnahme, wie sich erwies. Als ordentliche Brigade erhielten wir ordentliche Arbeit. Wir strengten uns an, guckten auch nicht auf die Minute, und - ehrlich - es machte Spaß. Alle sechs sind wir motorisiert, schon der Schule wegen. Wir wurden als fliegende Brigade eingesetzt. Den Sprit spendierte die LPG. Kleine Zuwendungen festigen die Freundschaft. Unsere Arbeit gefiel dem Vorstand, und es war kein Wunder, dass die Prämie zum Schluss den Bereich Kleinigkeiten überschritt. Vati als Chef ließ es sich nicht nehmen, uns die Auszeichnung höchst eigenhändig zu präsentieren. Angesichts des vollzählig versammelten Vorstands zeigte er uns stolz herum, und der Rat, die Prämie, die im Kollektiv erarbeitet worden war, auch kollektiv zu nutzen, stammte von ihm. Oma zu Hause sagte, dass ich mich nun schön erholen sollte. Nichts anderes wollten wir. Nach dem sozialistischen Lernen und Arbeiten sollte nun das sozialistische Leben kommen. Wir dachten nach. Dampferfahrt mit anschließendem Theater oder Friedrichstadtpalast waren alte Hüte. Den meisten Männern ist zum Verbraten einer Prämie eine Sause am liebsten. Möglichst ohne Frauen, die können am 8. März feiern. Wir hatten nicht die Absicht, vorgetretene Pfade auszulatschen. Ecki fiel genau das Richtige ein: Zelttour mit unsern Mopeds. Das musste ich durchsetzen. Natürlich war es ungünstig, zaghaft zu fragen. Wer viel fragt, kriegt viel Antwort. Ich musste bestimmt auftreten. Ich sah auf meine Uhr. Das Mittagessen stand erst um zwölf auf dem Tisch. Nur nicht vorher verrückt machen! Ich rückte Marlons Bild gerade. Der Filmvorführer hatte die „Meuterei auf der ,Bounty‘' mehrere Male im Kulturhaus von der Leinwand flimmern lassen. Man konnte fast annehmen, er liebte Filme von der Seefahrt. Vielleicht war er ein verhinderter Kapitän. Unsere Zelttour jedenfalls sollte nichts und niemand verhindern. Hatte ich mich durch die Angina im Frühjahr vom Besuch der Bounty abhalten lassen? Nein! Nie hatte ich Marlon Brando versäumt, und sobald er an Bord gestiegen war, hörte die übrige Welt zu existieren auf. Und doch, kaum hatte sich der Saal verdunkelt, bangte ich schon dem Wiederaufleuchten der Lampen entgegen, nicht nur weil mein Held sterben würde, sondern auch weil selbst der längste Doppelfilm zu Ende geht, und dann sah ich Marlon nicht mehr. Aber nun hatte ich ihn frisch eingerahmt und für immer. Das Bild des Segelschiffs, das bisher den Platz über meinem Schreibtisch eingenommen hatte, war ein kümmerlicher Ersatz gewesen. Solch ein Schiff gab es an dem See, wo wir unsere Zelte aufschlagen wollten, nicht. Das gab es nirgends auf der Welt. Ich hatte es erfunden und vor der Marlonzeit gemalt, und früher war es Odysseus’ Schiff, mit dem ich über blaue Meere fuhr. Odysseus sah wie Marlon aus. Ich wusste es, seit ich Marlon kannte. Ich war bei ihm auf dem Schiff, spürte das Rollen der See unter den Planken, und gleichzeitig war ich Penelope, zu der er glücklich heimkehrte. Ein schreckliches Ende wie auf der „Bounty“ gab es nicht. An Penelope störte mich nur, dass sie fünfundzwanzig Jahre warten und folglich uralt sein musste. Also war ich die Königstochter Nausikaa, die ich sowieso viel lieber hatte. Ich stellte es mir sehr schön vor, wie ich den schiffbrüchigen Fremdling am Strand traf, und da war ich ganz sicher, ich hätte ihn festgehalten. Was man wirklich will, das schafft man!“ Nur ein bisschen älter als Christine aus „Kirschenkosten“ ist Liane aus dem 1988 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen Jugendbuch „Liane und ihr Baby“ von Elisabeth Schulz-Semrau: Liane stolperte benommen über ausgestreckte Beine im Wartezimmer, murmelte eine Entschuldigung, öffnete eine Tür, es war die falsche, sie führte in einen zweiten Untersuchungsraum. Liane erkannte es an dem besonderen Stuhl, von solch einem war sie gerade heruntergeklettert. Rasch warf sie die Tür zu, fand die richtige nach draußen, wurde aber von der Sprechstundenhilfe zurückgerufen: Sie haben die Überweisung vergessen! Als Liane sie verständnislos ansah, drückte sie dem Mädchen ein Blatt Papier in die Hand, fügte hinzu: Damit melden Sie sich bei der Schwangerenberatung Ihres Stadtbezirks! Und gleich am Anfang lernen wir nicht nur Liane, sondern auch ihr Baby kennen – zumindest ein bisschen: „Es ist soweit, Liane, sagte die Stationsschwester. Nach der Visite können Sie dann gehen. Das Mädchen im Bett, in einem Zimmer hoch über der Stadt, dieser großen und geteilten, rollte sich - oder soll man sagen krümmte sich - klein. So, als trachte es danach, in das winzige Bett neben sich, diesen Ableger eines Bettes, zu kriechen, um sich an das darin liegende, immer noch unbegreifbare Wesen zu kuscheln, sich an ihm festzuhalten, an ihm warm zu werden, sich womöglich ganz darein zu verwandeln, und sich vorzustellen als: Ich bin Sue Peterson, sechs Tage alt. Meine Mutter, Liane Peterson, muss mich wohl lieben, denn sie hat mich haben wollen. Gegen Widerstände dieser Welt, die ich noch nicht auszumachen weiß, hat sie mich haben wollen! Und nun wird sie mich hüten müssen... Und das große Mädchen in dem großen Bett dachte: Sechzehn Jahre. Ist das lang, oder ist es eine kurze Zeit? Vor sechzehn Jahren habe ich so neben meiner Mutti gelegen. War sie da froh? Hatte sie mich da gern? War ich ihr so wichtig, wie Sue es für mich ist? Damals wenigstens? Aber ich will, dass Sue mir auch in sechzehn Jahren noch ganz wichtig ist! Zweiunddreißig bin ich dann! Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, so alt zu sein. Mutti ist sogar schon sechsunddreißig. Vielleicht macht einen Altsein so? Aber das kann ja auch nicht stimmen, Oma ist zwanzig Jahre älter und ganz anders. Das Maunzen neben sich lässt das Mädchen zurückrollen. Erschrocken richtet es sich auf, beugt sich über das Kinderbett. Aber es scheint nichts Beunruhigendes. Der winzige Mensch dort verzieht sein kleines Gesicht zu einer Fratze, so, als würde er schon gegen irgendetwas protestieren. Liane sieht mit Neugier und Erstaunen auf den breitgepressten Mund, der die gesamte Kinnpartie böse wirken lässt. Dazu auf der Stirn ein großes V. Das Kind scheint zu träumen. Urplötzlich lächelt es und sieht aus wie Timm. So was, denkt die junge Mutter, worüber kann es denn so lachen? Es kennt doch nichts bisher. Und sauer sein? Worüber? Ist das komisch. Vielleicht ist ihm nicht gut? Liane blickt angestrengt auf das Kind. Das schläft ruhig weiter, die Fäuste ans Kinn gepresst. Haben Sie das auch schon bemerkt, wendet sich Liane an die Frau im Bett gegenüber, dass Ihr Kleiner Gesichter schneidet? Die Frau ist zwölf Jahre älter als Liane und hat bereits eine vierjährige Tochter. Eine richtige Frau also, hatte Liane für sich festgestellt. Die Frau liegt seit drei Tagen hier und hat einen Jungen geboren. Liane hatte sich immer überwinden müssen, sie anzusprechen. Sie glaubte zu fühlen, die Frau habe etwas gegen sie oder ihr Jungsein. Gerade sechzehn? hatte sie erschrocken zu Liane rübergefragt. Eine andere Patientin, die bis gestern im Nebenbett gelegen hatte, auch mit einer Tochter, war achtzehn, und mit der hatte sie etwas erzählen können. Aber meistens hatte die andere geredet. Sie war erfüllt von ihrer Hochzeit, die demnächst stattfinden würde. Dass sie nun doch das lange, glockig geschnittene Kleid und einen Schleier tragen könnte. Was es zu essen geben würde. Wie viele Gäste kämen. Davor wäre noch ein richtiger Polterabend, da würden Kollegen von ihr und ihrem Mann kommen, und es würde hoch hergehen. Schließlich gäbe es sogar eine kleine Hochzeitsreise. Fünf Tage Budapest. Ihre Mutter nähme solange die Mandy... Aber du musst sie doch stillen, hatte Liane sich erschrocken erkundigt. Mädchen, hatte die andere amüsiert geantwortet, bis dahin habe ich doch längst abgestillt. Nee, ich will mir ja nicht meine Figur verderben! Da hatte sich die Frau aus dem Nebenbett eingemischt. Sie hatte am ersten Tag ziemlich apathisch dagelegen, und das Baby war von den Schwestern versorgt worden. Der Arzt hatte ihr den Bauch aufschneiden müssen, um das Kind lebendig herauszuholen. Wer hat Ihnen nur den Quatsch von der Figur erzählt? Selbst wenn es so wäre... Sie können Ihrem Kind nichts Besseres bieten als Muttermilch. Sie sehen ja, dass es bei mir schon jetzt nicht reicht. Ich werde täglich herkommen müssen, um mir Milch von Müttern zu holen, die zuviel davon haben. Bettina, so hieß die künftige Hochzeiterin, hatte nur die Augen verdreht, und als die Frau mal draußen war, zu Liane hinübergeflüstert, als würde der kleine Junge in seinem Bettchen seiner Mutter davon berichten. Na ja, die ist Lehrerin, da bekommt sie fürs schlaue Reden bezahlt. Ich weiß, was ich weiß. Ich lauf mal nicht mit 'ner Brust wie 'n Kuhbusen rum. Als sie sich von Liane verabschiedete, sagte sie: Besuch mich doch mal, Kleene. Wird schon alles laufen, mach dir keinen Kopp. Dein Macker ist zwar ein Bübchen, aber den kriegste mit deiner Sue zusammen auch noch groß. Halt ihn nur fest am Schlips. Männer sind so was verdammt Unzuverlässiges! Die erwachsene Frau im Bett gegenüber hatte mit dem Kopf geschüttelt, aber nichts gesagt.“ Nach diesen beiden Büchern, die in einem so langsam immer ferner werdenden Land spielen, folgen noch drei Bücher, die gleich von vornherein in fremden Welten und Zeiten handeln – zwei von Alexander Kröger und eines von Hardy Manthey. 1977 war im Verlag Neues Leben Berlin als Band 137 der Reihe „Spannend erzählt“ der utopische Roman „Die Kristallwelt der Robina Crux“ von Alexander Kröger erschienen. Wie ein gewaltiger Spiegel ragt plötzlich die Fläche eines Riesenkristalls vor Robina auf. Und obwohl die junge Kosmonautin das Höhenruder zurückreißt, erfolgt Sekundenbruchteile später ein schmetternder Aufprall. Das Beiboot ist auf jenem geheimnisvollen Kristallboliden havariert, den die Besatzung der REAKTOM auf der Heimreise zur Erde entdeckt hat. Bestürzt sucht Robina Kontakt zum Raumschiff, um die Bergung zu veranlassen, doch die Funksignale bleiben ohne Antwort. Etwas Unfassbares ist geschehen. Die REAKTOM ist verschwunden, und Kernstrahlung deutet auf eine Katastrophe. Niemand wird Robina retten können; sie ist allein in dieser unwirtlichen Kristallwelt, viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Tiefe Verzweiflung ergreift die junge Kosmonautin, der nur ein Hoffnungsschimmer bleibt: Da ist jenes fremde Funkfeuer, dessen kalte Lumineszenz den Boliden in rhythmischem Abstand aus der Schwärze des Alls reißt. Und so geht es Robina nach der Katastrophe: „Robina öffnete die Augen; sie spürte Schmerzen im Nacken; das Pochen lief durch Hals und Kopf. Was sie sah, war wenig. Sie benötigte Sekunden, um sich zu orientieren. Dann begriff sie: Sie lag vor dem Steuersitz des Beibootes, der beängstigend schräg über ihr hing. Ihr linkes Bein klemmte verdreht zwischen Steuerung und dem Schalenrand des Sessels, der Helm stieß gegen die Pedale. Robina übersah ein Stück der Kabinendecke, des Sessels und die Armaturenverkleidung von unten. Platzangst überfiel sie. ,Aufstehen!’, befahl sie sich, ,sehen!’ Aber auch als sie sich mühevoll aufgerichtet hatte, überblickte sie nur wenig mehr. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass es sich bei der grau glänzenden Wand vor der Bugscheibe um einen Teil des Bootes selbst, eine der Stabilisierungsflächen handelte. Rhythmisch zuckten darüber Streulichter der geheimnisvollen Lumineszenz des Boliden. Robina durchlief abermals ein Angstschauer. Sie wandte sich zum Mikrofon und musste dazu den Kopf in eine unbequeme Lage drehen. Betont forsch sagte sie: „Hallo, Frank?“ Sie konnte nicht verhindern, dass die Stimme zitterte, der Ruf belegt klang. Und noch etwas irritierte: Sie hörte ihre eigene Stimme nicht über das Außenmikrofon des Anzugs. Wieder ergriff sie eine Angstwelle, als ihr bewusst wurde, dass die Hermetik der Kabine gestört sein musste. ,Die Gefährten holen mich hier weg!’ Sie lauschte auf das beruhigende Summen der Sprechanlage des Anzugs. Hier schien alles in Ordnung zu sein. „Hallo, Frank!“ Stille. Außer diesem feinen Summen - Stille ... Robinas Blick glitt unstet über die Armaturen. Die Zeiger standen auf Null. Die Signallampen, unheimlich dunkel, tot in den Fassungen, beschworen abermals Bangigkeit herauf. „Hallo, Frank, Stef!“ Robina spürte, wie Schweiß ausbrach, wie die Kopfhaut zu prickeln begann. „Mandy?“ Sie lauschte nicht mehr, ob das leise Summen von einer vertrauten Stimme durchbrochen würde. Sie schrie: „Frank, zum Teufel, so melde dich doch!“ Nichts. Plötzlich klatschte sich Robina die behandschuhte Linke an den Helm. „Drehst durch, Robi“, sagte sie laut, und sie hielt sich die Uhr vor das Helmfenster. „Sie können dich nicht hören, absoluter Funkschatten – noch siebenunddreißig Minuten, Mist!“ Erleichtert atmete Robina auf. ,So ein Unsinn. Ein wenig havariert, und gleich spielt man verrückt. Es hätte doch schlimmer kommen können. Ich lebe, bin wohlauf, in dreißig Kilometer Entfernung sind die Gefährten, die schön verschnupft sein werden über den Schrotthaufen, den ich fabriziert habe.’ Robina betätigte Schalter, zuckte mit den Mundwinkeln, als sie den implodierten Bildschirm wahrnahm. ,Nichts mehr zu machen mit dem schönen Boot’, dachte sie. ,Zeit, dass wir heim kommen!‘ Aber warum? Wie konnte das überhaupt geschehen?’ Robina versuchte sich zu erinnern. Zunächst ließen sich die Bilder nur schwer ordnen bei dem dumpfen Gefühl im Kopf: Unversehens hatten sich die Konturen des Landezeichens aus der strengen Geometrie der Kristalle gelöst. ,Na, setze ich eben ein wenig später auf; zieht sich doch weit, diese ebene Landefläche. Dort das Massiv. In dem befindet sich die Grotte. Da werde ich eben wenden, hinfahren, ausladen ...’ Da - Robina fühlt, wie ihr die Haare zu Berge steigen. Von vorn, gleichsam aus dem Boden, stürzt ein Beiboot wie das ihre auf sie zu, kommt rasend näher. Ohne Überlegung reißt sie am Höhenruder. Das Boot reagiert. „Jawohl, es hat reagiert!“, rief sie laut, aus ihrer Erinnerung auftauchend. Auch das zweite Boot vor ihr stieg, sie sieht deutlich die Unterseite des Rumpfes und die Stabilisatoren. ,Mein Spiegelbild!’, durchfährt es sie. Da kam die Lichtwoge, der verdammte Schub ...“ Ebenfalls von Alexander Kröger stammt „Fundsache Venus“. Diesem Buch liegt die 2. überarbeitete Auflage zugrunde, die 2012 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH, Halle erschien. Es enthält die Neufassung von „Souvenir vom Atair“ (1985 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig) und „Andere“ (1990 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig): In „Fundsache Venus“ entdeckt Wally 327 Esch als Überlebende einer Rettungsexpedition das geborstene Raumschiff, und sie findet Dirk, ihren Lebensgefährten, aus dessen toter Hand sie ein Souvenir entnimmt, das, so glaubt sie, für sie bestimmt ist. 18 Jahre hütet sie das Geheimnis dieses Geschenks. Dann berichtet sie dem Sohn Mark von der Operation in einem verlassenen Urwaldhospital und von Bea, einem Mädchen mit Tigeraugen ... Sie bürdet damit dem jungen Mann eine Verantwortung auf, die er allein nicht tragen kann. Maren 021 Call kämpft leidenschaftlich gegen die Entstehung von Anderen auf der Erde und dem Mars. Sie fürchtet auf lange Sicht den Untergang des ursprünglichen Menschen. Alexander Kröger richtet in einer mitreißenden Handlung - in Sicht auf heutige Realitäten und Tendenzen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung - das Augenmerk des Lesers auf die Verantwortung der Menschen für ihre Zukunft. Und hier aus Ausschnitt aus „Fundsache Venus“, in dem die komplizierte Beziehung zwischen Wally 327 Esch und ihrem Sohn Mark sichtbar wird: „Mark traf die Mutter zu Hause an. Sie hatte - wie des Öfteren - Unterlagen aus dem Institut mitgebracht und wertete sie aus. Sie saß im Halbdunkel, den Stereoprojektor vor sich, verglich Kristallstrukturen unzähliger Metallproben und ordnete sie ein. „Hallo, Mark“, grüßte sie. „Hast du gegessen?“ „Doch“, antwortete er. Er stand vor ihrer Projektionswand und versuchte ein System aus den verwirrenden Gitterlinien herauszulesen. „Aber ich könnte noch etwas vertragen, es gab Menga, fad zubereitet außerdem.“ Wally lachte. „Das trifft sich. Ich habe ein paar echte Steaks mitgebracht. Sie sind vorbereitet. Brauchst nur den Grill einzuschalten.“ Während Mark das Fleisch briet, trat Wally zu ihm, sah dem Sohn eine Weile zu, sagte dann obenhin: „Ich muss heute Nachmittag hinüber nach Charleston, dienstlich. Ich denke, wir fahren gegen sechzehn Uhr mit dem Schnellboot. Zu tun habe ich höchstens eine Stunde, dann könnten wir ein wenig bummeln, einkaufen.“ In Mark regte sich sofort Abwehr. Zu oft sorgte die Mutter in der letzten Zeit für gemeinsames Tun. Früher wäre es ihm nicht eingefallen, ihr scharf zu entgegnen. Doch nun musste er sich beherrschen, um nicht aufzubrausen. So erwiderte er lediglich abweisend: „Ich komme nicht mit.“ Die Mutter fühlte sich durchschaut, biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. Mark befasste sich mit den Steaks. „Hast du etwas vor?“, fragte sie gewollt behutsam und sah ihn von unten her an. „Ja.“ »Mit Li wieder ...!“ Nur eine Sekunde zögerte Mark. „Ja!“ Es klang patzig und verbindlich. Sie schwieg, kehrte aber nicht wieder an ihre Arbeit zurück. Sie sah dem Sohn zu, wie er das Steak aß, ohne rechte Freude am seltenen Genuss. Und auf einmal tat es ihr leid, diese Unlust verursacht zu haben. In diesem Augenblick wurde es Wally Esch bewusst, sie würde so nichts, gar nichts erreichen. Der Spalt zwischen ihr und dem Sohn würde sich vergrößern. Und ein weiteres Mal setzte sie an, sich Mark völlig zu offenbaren, ihm rückhaltlos erklären, ihn einweihen ... >Er hat das Recht darauf, zu wissen!< Aber auch das hatte sie sich schon hundertmal vorgenommen - immer wieder. Stets fielen ihr die gleichen Gegenargumente ein: >Der Sohn ist zu jung. An seinem Anderssein hat er ohnehin genug zu tragen. Und du, Wally, kannst du es noch verkraften? Ich konnte nicht ahnen, dass er bereits in diesem Alter eine Gefährtin wünscht. Musste ich nicht annehmen, dass er wie andere noch fünf bis zehn Jahre damit warten würde? Nein, Wally! Das sind Ausreden! Gerade, dass er sich verhält wie andere, kannst du am allerwenigsten annehmen! Nichts überstürzen!“ Die letzte Empfehlung dieses Newsletters gilt dem 3. Teil aus der „Zeitreisenden“-Reihe von Hardy Manthey. Dessen Titel lautet: „Das Gold der Wüste - endlich am Ziel?“: Diesmal scheint die schwedische Ärztin Maria Lindström aus dem 22. Jahrhundert, die in der Antike als elende Sklavin Aphrodite ihr kümmerliches Leben fristen musste, endlich in der Welt um 150 vor unserer Zeitrechnung angekommen zu sein. Sie ist keine Sklavin mehr, sondern reist als reiche und mächtige Frau zurück auf die Insel Sizilien. Sie wird Herrin über Leben und Tod! Doch der Tempel und damit die Botschaft an die Menschen der Zukunft bleiben immer noch eine Illusion. Nur das Gold, das in der Landefähre lagert, kann das ändern. Doch die Landefähre steht in der fernen Salzwüste, die heute zu Tunesien gehört. Wird sie Männer finden, die mit ihr zusammen die Gefahren nicht scheuen und das Gold bergen? Wird ihr Ehemann ihr diese Reise erlauben? Kein Römer hat zu dieser Zeit je diese Wüste mit eigenen Augen gesehen. Wird die magische Kraft des Goldes ausreichen, die Männer zu überzeugen? Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark überarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berücksichtigt. Und so liest sich der Anfang der dritten Teils. Er ist überschrieben mit „Wieder in Syrakusae“: „Der Anblick der vielen bunt bemalten Kriegsschiffe fasziniert Aphrodite immer wieder. Es beeindruckt sie, wie vor und hinter ihr eine lange Kette von Kriegsgaleeren mit vollen Segeln an der Ostküste von Sicilia entlang segelt. Nur der Anlass dazu stimmt Aphrodite traurig. Der Hochkultur Karthagos wird nun der Todesstoß versetzt. Tausende Menschen werden umgebracht. Zehntausende, vielleicht Hunderttausende werden in die Sklaverei verschleppt. Sechs Tage hat sie in Messina auf die Schiffe warten müssen. Mit dem Pferd wäre sie jetzt schon in Syrakusae. Ihr Mann hat mit den Briefen und Befehlen der Offiziere, die die Flotte für Syrakusae ankündigen sollen, auch ihr Kommen ankündigen lassen. Die Nachrichten von flüchtigen und plündernden Sklaven machen den Landweg unsicher und es ist fraglich, ob wirklich eine Nachricht ankommen wird. Nun genießt sie hier die ruhige Reise. Auch der Blick auf die Küste hat sie für das Warten entschädigt. Vor allem der Ätna wirkt aus der Ferne beeindruckend. Heute hat der Vulkan sich leider hinter einem Wolkenschleier versteckt oder sind sie schon zu weit entfernt? Sie ist froh, dass sie in Messina nicht noch länger warten mussten. Denn sie durfte nicht in die Stadt. Die Therme und der Strand waren für sie tabu. Genauso tabu scheinen für sie die Kinder ihres Mannes zu sein. Die Tochter Melissa wechselt wenigstens ab und an mit ihr drei Worte. Sein Sohn Flavius behandelt sie wie Luft. Sie haben noch nicht einen zusammenhängenden Satz miteinander gesprochen. Sie weiß nicht, wie sie an diesen Jungen herankommen soll. Überhaupt, von allem wird sie ferngehalten. Nirgendwo darf sie hin. Angeblich gäbe es zu viele Leute, die von ihr Schutz und göttlichen Rat erhoffen. Darum konnte sie nur zweimal in einer Holzwanne baden. Nur mit angewinkelten Beinen hatte sie darin Platz. Sie ist gespannt, ob in ihre Häuser ein Bad eingebaut wurde. Wenn nicht, wird es das Erste sein, was sie veranlassen wird. Auch im Meer wird sie dann wieder regelmäßig schwimmen gehen. Die Gängelei durch ihren Mann lässt sie sich in Syrakusae nicht mehr gefallen. Besonders seit sie weiß, dass er sich nach der Vergewaltigung ihrer jungen Sklavin Emma zwei Tage später auch an Rose vergriffen hat. Die Ärmste hat er sogar noch brutaler geschlagen, weil sie nicht gleich so funktionierte, wie er es wollte. Sie weiß überhaupt nicht mehr, wie sie sich ihrem Mann gegenüber verhalten soll. Zu ihr ist er zwar höflich und zuvorkommend, aber sie muss mit ihm über sein Verhalten zu ihren Sklavinnen reden. So einfach darf sie seine Taten nicht hinnehmen. Aber wie erklärt sie es ihm bloß, ohne dass sie ihn in Rage bringt und er sie womöglich auch noch schlägt? Für ihr Kind kann das tödlich enden. Ein Schatten auf der Matte kündigt jemanden an. Ihr Mann meldet sich: „Wie fühlst du dich, Aphrodite? Wie geht es deinem Kind? Den ganzen Tag nur faulenzen, das möchte ich auch mal!“ Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, mit ihm ein paar klärende Worte auszutauschen und so sagt Aphrodite: „Danke, mir und dem Kind geht es gut! Was man von dir offensichtlich nicht behaupten kann. Warum hast du dich an meinen beiden Sklavinnen vergriffen? Willst du sie schwängern?“ „Wozu sind denn schließlich deine beiden Sklavinnen da? Soll ich lieber zu den Huren gehen? Ich bin ein Mann und brauche regelmäßig eine Frau. Ich nehme sie mir noch nicht mal täglich vor. Nur dann, wenn ich es gar nicht mehr aushalte!“, empört sich ihr Mann. Beschwichtigend mahnt sie: „Ich dachte eigentlich, dass ich für deine Befriedigung zuständig bin!“ Er kontert verbittert: „Das bist du auch. Noch geht es auch bei dir und macht Spaß. Aber wenn bei dir auch von hinten der riesige Bauch zu sehen ist, habe ich vielleicht keine Lust mehr auf dich. Dann habe ich mir deine Mädchen schon eingeritten. Wenn du dann entbunden hast, wirst du Tag und Nacht von mir rangenommen. Ich will einen Sohn von dir!“ „Den Sohn sollst du von mir bekommen, wenn es an der Zeit ist. Du kannst mich ruhig bis zum Schluss nehmen. Es ist sogar sehr gut für die Geburt, wenn du täglich mit mir schläfst. Lass lieber die Mädchen dafür in Ruhe. Bitte!“, bettelt Aphrodite und hofft auf seine Einsicht.“ Und wer den Weg die Zeitreisenden weiter verfolgen möchte, dem sei hier noch gesagt, dass aus dieser Reihe von Hardy Manthey bislang insgesamt 15 Teile vorliegen, also genügend Lesestoff, um damit durch die Zeiten zu reisen … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3753 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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Der Traum von Marlon Brando, kosmische Katastrophen und ein neues Abenteuer der Zeitreisenden – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Wer hätte das gedacht, dass ein junges Mädchen aus der DDR von Marlon Brando träumt und sich für ihr Zimmer unbedingt ein Poster dieses amerikanischen Schauspielers wünscht. Aber schon wenige Zeilen nach dem Lesen des ersten von fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 03.03. 17 - Freitag, 10.03. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, wird der Grund dafür klar. Viel Spaß beim „Kirschenkosten“. Dazu gibt es eine weitere Geschichte aus der DDR, zwei Science-Fiction-Romane sowie ein neues Abenteuer der Zeitreisenden. Ob es ihr aber gelingt, ihre wichtige Botschaft an die Menschen der Zukunft zu senden, bleibt ungewiss. „Kirschenkosten“ von Hildegard und Siegfried Schumacher erschien erstmals 1978 im Verlag Neues Leben Berlin und 1985 unter dem Titel „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ in der Franckh’schen Verlagsbuchhandlung Stuttgart: Christine Hollmann steht ihrem dickschädeligen Großvater gewiss in nichts nach, wenn ihre Kriegslisten naturgemäß auch verschiedenen Objekten gelten. Weil ihre Eltern ihr nicht erlauben wollen, mit ihren fünf Freunden zum Zelten zu fahren, fährt sie schließlich ohne diese Erlaubnis fort. Nach ihrer Rückkehr ist sie jedoch nicht etwa länger über ihre Großfamilie, dafür aber zutiefst über ihren Klassenkameraden Matthias enttäuscht, der sich weit mehr für Mathe als für Mädchen begeistern kann. Als die Schule wieder beginnt, nimmt er ihr gegenüber immer häufiger einen belehrenden Tonfall an, der sie verletzt. Stück für Stück demontiert er selbst das Bild vom Strahlenden Ritter, das sie sich von ihm gemacht hatte. Während Christine sich bisher in ihrem Kaff am Rande der Welt gefühlt hat, häufen sich in diesem denkwürdigen Jahr die unangenehmen Ereignisse, von denen der Kummer mit Matthias nur der Anfang war. Um sich über ihre Gefühle klar zu werden, beginnt sie, ein Buch zu schreiben. Aber muss Matthias, dieser fantasielose Knochen, sie ausgerechnet bei Mathe-Bolle damit verpfeifen? Wie ein Lauffeuer breitet sich die Kunde aus: Christine schreibt. Und da sie verstockt von ihrem Hobby nicht lassen will, setzt sie sich bei fast allen Lehrern voll in die Nesseln. Trost findet sie nur nachmittags bei ihrem Plüschlöwen, den ihr Wolfgang geschenkt hat. Er selbst weilt fern, doch bald beginnen die Telegrafenleitungen zwischen Berlin und Hollershoh immer heftiger zu rauschen! Und hier der Beginn dieses Buches, in dem, wie schon angekündigt, Marlon Brando eine große Rolle spielt: „Er hing in meinem Zimmer. Endlich! Ganz groß hing er an der Wand. Seit ich ihn das erste Mal im Kino gesehen hatte, den kühnen Helden der „Bounty“, träumte ich von Marlon Brando. Der verwegene Blick, seine lässige Art hatten es mir angetan, vor allem aber die Entschlossenheit, mit der er sich durchsetzte. Christine Hollmann, sagte ich mir, nimm dir ein Beispiel an ihm, beim Mittagessen sagst du es! Für das geplante Unternehmen brauchte ich die Erlaubnis meiner Eltern. So ist das, wenn man noch acht Monate auf die sechzehn zusteuert. Bis um zwei musste alles klar sein, da wollte ich mich mit Bärbel, Susanne, Ecki und Gerd und natürlich Matthias an der Blänke treffen, um die letzten Vorbereitungen zu besprechen. Alles hing davon ab, dass jeder von uns mitfahren durfte. Unsere Eltern wussten, dass wir uns seit Ewigkeiten kannten und nie etwas passiert war. Über Jahre hatten wir rundum alle Geburtstage gemeinsam gefeiert, Verstecken und Blindekuh gespielt und im Wald Buden gebaut, und bei den Schlittenfahrten mit Großvaters Braunen, damals, als wir noch kleine Stippis waren, hatte unsere Freundschaft begonnen. Nun lag die neunte Klasse genauso in Ehren hinter uns wie die Arbeit bei der LPG Pflanzenproduktion. Wer gemeinsam lernt, der kann auch gemeinsam arbeiten, so lautete unser historischer Beschluss. Wir hatten uns für drei Wochen als Brigade angemeldet, um unsere persönlichen Finanzen aufzubessern. Eine kluge Maßnahme, wie sich erwies. Als ordentliche Brigade erhielten wir ordentliche Arbeit. Wir strengten uns an, guckten auch nicht auf die Minute, und - ehrlich - es machte Spaß. Alle sechs sind wir motorisiert, schon der Schule wegen. Wir wurden als fliegende Brigade eingesetzt. Den Sprit spendierte die LPG. Kleine Zuwendungen festigen die Freundschaft. Unsere Arbeit gefiel dem Vorstand, und es war kein Wunder, dass die Prämie zum Schluss den Bereich Kleinigkeiten überschritt. Vati als Chef ließ es sich nicht nehmen, uns die Auszeichnung höchst eigenhändig zu präsentieren. Angesichts des vollzählig versammelten Vorstands zeigte er uns stolz herum, und der Rat, die Prämie, die im Kollektiv erarbeitet worden war, auch kollektiv zu nutzen, stammte von ihm. Oma zu Hause sagte, dass ich mich nun schön erholen sollte. Nichts anderes wollten wir. Nach dem sozialistischen Lernen und Arbeiten sollte nun das sozialistische Leben kommen. Wir dachten nach. Dampferfahrt mit anschließendem Theater oder Friedrichstadtpalast waren alte Hüte. Den meisten Männern ist zum Verbraten einer Prämie eine Sause am liebsten. Möglichst ohne Frauen, die können am 8. März feiern. Wir hatten nicht die Absicht, vorgetretene Pfade auszulatschen. Ecki fiel genau das Richtige ein: Zelttour mit unsern Mopeds. Das musste ich durchsetzen. Natürlich war es ungünstig, zaghaft zu fragen. Wer viel fragt, kriegt viel Antwort. Ich musste bestimmt auftreten. Ich sah auf meine Uhr. Das Mittagessen stand erst um zwölf auf dem Tisch. Nur nicht vorher verrückt machen! Ich rückte Marlons Bild gerade. Der Filmvorführer hatte die „Meuterei auf der ,Bounty‘' mehrere Male im Kulturhaus von der Leinwand flimmern lassen. Man konnte fast annehmen, er liebte Filme von der Seefahrt. Vielleicht war er ein verhinderter Kapitän. Unsere Zelttour jedenfalls sollte nichts und niemand verhindern. Hatte ich mich durch die Angina im Frühjahr vom Besuch der Bounty abhalten lassen? Nein! Nie hatte ich Marlon Brando versäumt, und sobald er an Bord gestiegen war, hörte die übrige Welt zu existieren auf. Und doch, kaum hatte sich der Saal verdunkelt, bangte ich schon dem Wiederaufleuchten der Lampen entgegen, nicht nur weil mein Held sterben würde, sondern auch weil selbst der längste Doppelfilm zu Ende geht, und dann sah ich Marlon nicht mehr. Aber nun hatte ich ihn frisch eingerahmt und für immer. Das Bild des Segelschiffs, das bisher den Platz über meinem Schreibtisch eingenommen hatte, war ein kümmerlicher Ersatz gewesen. Solch ein Schiff gab es an dem See, wo wir unsere Zelte aufschlagen wollten, nicht. Das gab es nirgends auf der Welt. Ich hatte es erfunden und vor der Marlonzeit gemalt, und früher war es Odysseus’ Schiff, mit dem ich über blaue Meere fuhr. Odysseus sah wie Marlon aus. Ich wusste es, seit ich Marlon kannte. Ich war bei ihm auf dem Schiff, spürte das Rollen der See unter den Planken, und gleichzeitig war ich Penelope, zu der er glücklich heimkehrte. Ein schreckliches Ende wie auf der „Bounty“ gab es nicht. An Penelope störte mich nur, dass sie fünfundzwanzig Jahre warten und folglich uralt sein musste. Also war ich die Königstochter Nausikaa, die ich sowieso viel lieber hatte. Ich stellte es mir sehr schön vor, wie ich den schiffbrüchigen Fremdling am Strand traf, und da war ich ganz sicher, ich hätte ihn festgehalten. Was man wirklich will, das schafft man!“ Nur ein bisschen älter als Christine aus „Kirschenkosten“ ist Liane aus dem 1988 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen Jugendbuch „Liane und ihr Baby“ von Elisabeth Schulz-Semrau: Liane stolperte benommen über ausgestreckte Beine im Wartezimmer, murmelte eine Entschuldigung, öffnete eine Tür, es war die falsche, sie führte in einen zweiten Untersuchungsraum. Liane erkannte es an dem besonderen Stuhl, von solch einem war sie gerade heruntergeklettert. Rasch warf sie die Tür zu, fand die richtige nach draußen, wurde aber von der Sprechstundenhilfe zurückgerufen: Sie haben die Überweisung vergessen! Als Liane sie verständnislos ansah, drückte sie dem Mädchen ein Blatt Papier in die Hand, fügte hinzu: Damit melden Sie sich bei der Schwangerenberatung Ihres Stadtbezirks! Und gleich am Anfang lernen wir nicht nur Liane, sondern auch ihr Baby kennen – zumindest ein bisschen: „Es ist soweit, Liane, sagte die Stationsschwester. Nach der Visite können Sie dann gehen. Das Mädchen im Bett, in einem Zimmer hoch über der Stadt, dieser großen und geteilten, rollte sich - oder soll man sagen krümmte sich - klein. So, als trachte es danach, in das winzige Bett neben sich, diesen Ableger eines Bettes, zu kriechen, um sich an das darin liegende, immer noch unbegreifbare Wesen zu kuscheln, sich an ihm festzuhalten, an ihm warm zu werden, sich womöglich ganz darein zu verwandeln, und sich vorzustellen als: Ich bin Sue Peterson, sechs Tage alt. Meine Mutter, Liane Peterson, muss mich wohl lieben, denn sie hat mich haben wollen. Gegen Widerstände dieser Welt, die ich noch nicht auszumachen weiß, hat sie mich haben wollen! Und nun wird sie mich hüten müssen... Und das große Mädchen in dem großen Bett dachte: Sechzehn Jahre. Ist das lang, oder ist es eine kurze Zeit? Vor sechzehn Jahren habe ich so neben meiner Mutti gelegen. War sie da froh? Hatte sie mich da gern? War ich ihr so wichtig, wie Sue es für mich ist? Damals wenigstens? Aber ich will, dass Sue mir auch in sechzehn Jahren noch ganz wichtig ist! Zweiunddreißig bin ich dann! Kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, so alt zu sein. Mutti ist sogar schon sechsunddreißig. Vielleicht macht einen Altsein so? Aber das kann ja auch nicht stimmen, Oma ist zwanzig Jahre älter und ganz anders. Das Maunzen neben sich lässt das Mädchen zurückrollen. Erschrocken richtet es sich auf, beugt sich über das Kinderbett. Aber es scheint nichts Beunruhigendes. Der winzige Mensch dort verzieht sein kleines Gesicht zu einer Fratze, so, als würde er schon gegen irgendetwas protestieren. Liane sieht mit Neugier und Erstaunen auf den breitgepressten Mund, der die gesamte Kinnpartie böse wirken lässt. Dazu auf der Stirn ein großes V. Das Kind scheint zu träumen. Urplötzlich lächelt es und sieht aus wie Timm. So was, denkt die junge Mutter, worüber kann es denn so lachen? Es kennt doch nichts bisher. Und sauer sein? Worüber? Ist das komisch. Vielleicht ist ihm nicht gut? Liane blickt angestrengt auf das Kind. Das schläft ruhig weiter, die Fäuste ans Kinn gepresst. Haben Sie das auch schon bemerkt, wendet sich Liane an die Frau im Bett gegenüber, dass Ihr Kleiner Gesichter schneidet? Die Frau ist zwölf Jahre älter als Liane und hat bereits eine vierjährige Tochter. Eine richtige Frau also, hatte Liane für sich festgestellt. Die Frau liegt seit drei Tagen hier und hat einen Jungen geboren. Liane hatte sich immer überwinden müssen, sie anzusprechen. Sie glaubte zu fühlen, die Frau habe etwas gegen sie oder ihr Jungsein. Gerade sechzehn? hatte sie erschrocken zu Liane rübergefragt. Eine andere Patientin, die bis gestern im Nebenbett gelegen hatte, auch mit einer Tochter, war achtzehn, und mit der hatte sie etwas erzählen können. Aber meistens hatte die andere geredet. Sie war erfüllt von ihrer Hochzeit, die demnächst stattfinden würde. Dass sie nun doch das lange, glockig geschnittene Kleid und einen Schleier tragen könnte. Was es zu essen geben würde. Wie viele Gäste kämen. Davor wäre noch ein richtiger Polterabend, da würden Kollegen von ihr und ihrem Mann kommen, und es würde hoch hergehen. Schließlich gäbe es sogar eine kleine Hochzeitsreise. Fünf Tage Budapest. Ihre Mutter nähme solange die Mandy... Aber du musst sie doch stillen, hatte Liane sich erschrocken erkundigt. Mädchen, hatte die andere amüsiert geantwortet, bis dahin habe ich doch längst abgestillt. Nee, ich will mir ja nicht meine Figur verderben! Da hatte sich die Frau aus dem Nebenbett eingemischt. Sie hatte am ersten Tag ziemlich apathisch dagelegen, und das Baby war von den Schwestern versorgt worden. Der Arzt hatte ihr den Bauch aufschneiden müssen, um das Kind lebendig herauszuholen. Wer hat Ihnen nur den Quatsch von der Figur erzählt? Selbst wenn es so wäre... Sie können Ihrem Kind nichts Besseres bieten als Muttermilch. Sie sehen ja, dass es bei mir schon jetzt nicht reicht. Ich werde täglich herkommen müssen, um mir Milch von Müttern zu holen, die zuviel davon haben. Bettina, so hieß die künftige Hochzeiterin, hatte nur die Augen verdreht, und als die Frau mal draußen war, zu Liane hinübergeflüstert, als würde der kleine Junge in seinem Bettchen seiner Mutter davon berichten. Na ja, die ist Lehrerin, da bekommt sie fürs schlaue Reden bezahlt. Ich weiß, was ich weiß. Ich lauf mal nicht mit 'ner Brust wie 'n Kuhbusen rum. Als sie sich von Liane verabschiedete, sagte sie: Besuch mich doch mal, Kleene. Wird schon alles laufen, mach dir keinen Kopp. Dein Macker ist zwar ein Bübchen, aber den kriegste mit deiner Sue zusammen auch noch groß. Halt ihn nur fest am Schlips. Männer sind so was verdammt Unzuverlässiges! Die erwachsene Frau im Bett gegenüber hatte mit dem Kopf geschüttelt, aber nichts gesagt.“ Nach diesen beiden Büchern, die in einem so langsam immer ferner werdenden Land spielen, folgen noch drei Bücher, die gleich von vornherein in fremden Welten und Zeiten handeln – zwei von Alexander Kröger und eines von Hardy Manthey. 1977 war im Verlag Neues Leben Berlin als Band 137 der Reihe „Spannend erzählt“ der utopische Roman „Die Kristallwelt der Robina Crux“ von Alexander Kröger erschienen. Wie ein gewaltiger Spiegel ragt plötzlich die Fläche eines Riesenkristalls vor Robina auf. Und obwohl die junge Kosmonautin das Höhenruder zurückreißt, erfolgt Sekundenbruchteile später ein schmetternder Aufprall. Das Beiboot ist auf jenem geheimnisvollen Kristallboliden havariert, den die Besatzung der REAKTOM auf der Heimreise zur Erde entdeckt hat. Bestürzt sucht Robina Kontakt zum Raumschiff, um die Bergung zu veranlassen, doch die Funksignale bleiben ohne Antwort. Etwas Unfassbares ist geschehen. Die REAKTOM ist verschwunden, und Kernstrahlung deutet auf eine Katastrophe. Niemand wird Robina retten können; sie ist allein in dieser unwirtlichen Kristallwelt, viele Lichtjahre von der Erde entfernt. Tiefe Verzweiflung ergreift die junge Kosmonautin, der nur ein Hoffnungsschimmer bleibt: Da ist jenes fremde Funkfeuer, dessen kalte Lumineszenz den Boliden in rhythmischem Abstand aus der Schwärze des Alls reißt. Und so geht es Robina nach der Katastrophe: „Robina öffnete die Augen; sie spürte Schmerzen im Nacken; das Pochen lief durch Hals und Kopf. Was sie sah, war wenig. Sie benötigte Sekunden, um sich zu orientieren. Dann begriff sie: Sie lag vor dem Steuersitz des Beibootes, der beängstigend schräg über ihr hing. Ihr linkes Bein klemmte verdreht zwischen Steuerung und dem Schalenrand des Sessels, der Helm stieß gegen die Pedale. Robina übersah ein Stück der Kabinendecke, des Sessels und die Armaturenverkleidung von unten. Platzangst überfiel sie. ,Aufstehen!’, befahl sie sich, ,sehen!’ Aber auch als sie sich mühevoll aufgerichtet hatte, überblickte sie nur wenig mehr. Sie brauchte eine Weile, um zu begreifen, dass es sich bei der grau glänzenden Wand vor der Bugscheibe um einen Teil des Bootes selbst, eine der Stabilisierungsflächen handelte. Rhythmisch zuckten darüber Streulichter der geheimnisvollen Lumineszenz des Boliden. Robina durchlief abermals ein Angstschauer. Sie wandte sich zum Mikrofon und musste dazu den Kopf in eine unbequeme Lage drehen. Betont forsch sagte sie: „Hallo, Frank?“ Sie konnte nicht verhindern, dass die Stimme zitterte, der Ruf belegt klang. Und noch etwas irritierte: Sie hörte ihre eigene Stimme nicht über das Außenmikrofon des Anzugs. Wieder ergriff sie eine Angstwelle, als ihr bewusst wurde, dass die Hermetik der Kabine gestört sein musste. ,Die Gefährten holen mich hier weg!’ Sie lauschte auf das beruhigende Summen der Sprechanlage des Anzugs. Hier schien alles in Ordnung zu sein. „Hallo, Frank!“ Stille. Außer diesem feinen Summen - Stille ... Robinas Blick glitt unstet über die Armaturen. Die Zeiger standen auf Null. Die Signallampen, unheimlich dunkel, tot in den Fassungen, beschworen abermals Bangigkeit herauf. „Hallo, Frank, Stef!“ Robina spürte, wie Schweiß ausbrach, wie die Kopfhaut zu prickeln begann. „Mandy?“ Sie lauschte nicht mehr, ob das leise Summen von einer vertrauten Stimme durchbrochen würde. Sie schrie: „Frank, zum Teufel, so melde dich doch!“ Nichts. Plötzlich klatschte sich Robina die behandschuhte Linke an den Helm. „Drehst durch, Robi“, sagte sie laut, und sie hielt sich die Uhr vor das Helmfenster. „Sie können dich nicht hören, absoluter Funkschatten – noch siebenunddreißig Minuten, Mist!“ Erleichtert atmete Robina auf. ,So ein Unsinn. Ein wenig havariert, und gleich spielt man verrückt. Es hätte doch schlimmer kommen können. Ich lebe, bin wohlauf, in dreißig Kilometer Entfernung sind die Gefährten, die schön verschnupft sein werden über den Schrotthaufen, den ich fabriziert habe.’ Robina betätigte Schalter, zuckte mit den Mundwinkeln, als sie den implodierten Bildschirm wahrnahm. ,Nichts mehr zu machen mit dem schönen Boot’, dachte sie. ,Zeit, dass wir heim kommen!‘ Aber warum? Wie konnte das überhaupt geschehen?’ Robina versuchte sich zu erinnern. Zunächst ließen sich die Bilder nur schwer ordnen bei dem dumpfen Gefühl im Kopf: Unversehens hatten sich die Konturen des Landezeichens aus der strengen Geometrie der Kristalle gelöst. ,Na, setze ich eben ein wenig später auf; zieht sich doch weit, diese ebene Landefläche. Dort das Massiv. In dem befindet sich die Grotte. Da werde ich eben wenden, hinfahren, ausladen ...’ Da - Robina fühlt, wie ihr die Haare zu Berge steigen. Von vorn, gleichsam aus dem Boden, stürzt ein Beiboot wie das ihre auf sie zu, kommt rasend näher. Ohne Überlegung reißt sie am Höhenruder. Das Boot reagiert. „Jawohl, es hat reagiert!“, rief sie laut, aus ihrer Erinnerung auftauchend. Auch das zweite Boot vor ihr stieg, sie sieht deutlich die Unterseite des Rumpfes und die Stabilisatoren. ,Mein Spiegelbild!’, durchfährt es sie. Da kam die Lichtwoge, der verdammte Schub ...“ Ebenfalls von Alexander Kröger stammt „Fundsache Venus“. Diesem Buch liegt die 2. überarbeitete Auflage zugrunde, die 2012 im Projekte-Verlag Cornelius GmbH, Halle erschien. Es enthält die Neufassung von „Souvenir vom Atair“ (1985 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig) und „Andere“ (1990 erstmals erschienen im Mitteldeutschen Verlag Halle – Leipzig): In „Fundsache Venus“ entdeckt Wally 327 Esch als Überlebende einer Rettungsexpedition das geborstene Raumschiff, und sie findet Dirk, ihren Lebensgefährten, aus dessen toter Hand sie ein Souvenir entnimmt, das, so glaubt sie, für sie bestimmt ist. 18 Jahre hütet sie das Geheimnis dieses Geschenks. Dann berichtet sie dem Sohn Mark von der Operation in einem verlassenen Urwaldhospital und von Bea, einem Mädchen mit Tigeraugen ... Sie bürdet damit dem jungen Mann eine Verantwortung auf, die er allein nicht tragen kann. Maren 021 Call kämpft leidenschaftlich gegen die Entstehung von Anderen auf der Erde und dem Mars. Sie fürchtet auf lange Sicht den Untergang des ursprünglichen Menschen. Alexander Kröger richtet in einer mitreißenden Handlung - in Sicht auf heutige Realitäten und Tendenzen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung - das Augenmerk des Lesers auf die Verantwortung der Menschen für ihre Zukunft. Und hier aus Ausschnitt aus „Fundsache Venus“, in dem die komplizierte Beziehung zwischen Wally 327 Esch und ihrem Sohn Mark sichtbar wird: „Mark traf die Mutter zu Hause an. Sie hatte - wie des Öfteren - Unterlagen aus dem Institut mitgebracht und wertete sie aus. Sie saß im Halbdunkel, den Stereoprojektor vor sich, verglich Kristallstrukturen unzähliger Metallproben und ordnete sie ein. „Hallo, Mark“, grüßte sie. „Hast du gegessen?“ „Doch“, antwortete er. Er stand vor ihrer Projektionswand und versuchte ein System aus den verwirrenden Gitterlinien herauszulesen. „Aber ich könnte noch etwas vertragen, es gab Menga, fad zubereitet außerdem.“ Wally lachte. „Das trifft sich. Ich habe ein paar echte Steaks mitgebracht. Sie sind vorbereitet. Brauchst nur den Grill einzuschalten.“ Während Mark das Fleisch briet, trat Wally zu ihm, sah dem Sohn eine Weile zu, sagte dann obenhin: „Ich muss heute Nachmittag hinüber nach Charleston, dienstlich. Ich denke, wir fahren gegen sechzehn Uhr mit dem Schnellboot. Zu tun habe ich höchstens eine Stunde, dann könnten wir ein wenig bummeln, einkaufen.“ In Mark regte sich sofort Abwehr. Zu oft sorgte die Mutter in der letzten Zeit für gemeinsames Tun. Früher wäre es ihm nicht eingefallen, ihr scharf zu entgegnen. Doch nun musste er sich beherrschen, um nicht aufzubrausen. So erwiderte er lediglich abweisend: „Ich komme nicht mit.“ Die Mutter fühlte sich durchschaut, biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. Mark befasste sich mit den Steaks. „Hast du etwas vor?“, fragte sie gewollt behutsam und sah ihn von unten her an. „Ja.“ »Mit Li wieder ...!“ Nur eine Sekunde zögerte Mark. „Ja!“ Es klang patzig und verbindlich. Sie schwieg, kehrte aber nicht wieder an ihre Arbeit zurück. Sie sah dem Sohn zu, wie er das Steak aß, ohne rechte Freude am seltenen Genuss. Und auf einmal tat es ihr leid, diese Unlust verursacht zu haben. In diesem Augenblick wurde es Wally Esch bewusst, sie würde so nichts, gar nichts erreichen. Der Spalt zwischen ihr und dem Sohn würde sich vergrößern. Und ein weiteres Mal setzte sie an, sich Mark völlig zu offenbaren, ihm rückhaltlos erklären, ihn einweihen ... >Er hat das Recht darauf, zu wissen!< Aber auch das hatte sie sich schon hundertmal vorgenommen - immer wieder. Stets fielen ihr die gleichen Gegenargumente ein: >Der Sohn ist zu jung. An seinem Anderssein hat er ohnehin genug zu tragen. Und du, Wally, kannst du es noch verkraften? Ich konnte nicht ahnen, dass er bereits in diesem Alter eine Gefährtin wünscht. Musste ich nicht annehmen, dass er wie andere noch fünf bis zehn Jahre damit warten würde? Nein, Wally! Das sind Ausreden! Gerade, dass er sich verhält wie andere, kannst du am allerwenigsten annehmen! Nichts überstürzen!“ Die letzte Empfehlung dieses Newsletters gilt dem 3. Teil aus der „Zeitreisenden“-Reihe von Hardy Manthey. Dessen Titel lautet: „Das Gold der Wüste - endlich am Ziel?“: Diesmal scheint die schwedische Ärztin Maria Lindström aus dem 22. Jahrhundert, die in der Antike als elende Sklavin Aphrodite ihr kümmerliches Leben fristen musste, endlich in der Welt um 150 vor unserer Zeitrechnung angekommen zu sein. Sie ist keine Sklavin mehr, sondern reist als reiche und mächtige Frau zurück auf die Insel Sizilien. Sie wird Herrin über Leben und Tod! Doch der Tempel und damit die Botschaft an die Menschen der Zukunft bleiben immer noch eine Illusion. Nur das Gold, das in der Landefähre lagert, kann das ändern. Doch die Landefähre steht in der fernen Salzwüste, die heute zu Tunesien gehört. Wird sie Männer finden, die mit ihr zusammen die Gefahren nicht scheuen und das Gold bergen? Wird ihr Ehemann ihr diese Reise erlauben? Kein Römer hat zu dieser Zeit je diese Wüste mit eigenen Augen gesehen. Wird die magische Kraft des Goldes ausreichen, die Männer zu überzeugen? Der Autor hat mit der 2. Auflage sein Erstlingswerk sehr stark überarbeitet und die kritischen, trotzdem begeisterten Hinweise berücksichtigt. Und so liest sich der Anfang der dritten Teils. Er ist überschrieben mit „Wieder in Syrakusae“: „Der Anblick der vielen bunt bemalten Kriegsschiffe fasziniert Aphrodite immer wieder. Es beeindruckt sie, wie vor und hinter ihr eine lange Kette von Kriegsgaleeren mit vollen Segeln an der Ostküste von Sicilia entlang segelt. Nur der Anlass dazu stimmt Aphrodite traurig. Der Hochkultur Karthagos wird nun der Todesstoß versetzt. Tausende Menschen werden umgebracht. Zehntausende, vielleicht Hunderttausende werden in die Sklaverei verschleppt. Sechs Tage hat sie in Messina auf die Schiffe warten müssen. Mit dem Pferd wäre sie jetzt schon in Syrakusae. Ihr Mann hat mit den Briefen und Befehlen der Offiziere, die die Flotte für Syrakusae ankündigen sollen, auch ihr Kommen ankündigen lassen. Die Nachrichten von flüchtigen und plündernden Sklaven machen den Landweg unsicher und es ist fraglich, ob wirklich eine Nachricht ankommen wird. Nun genießt sie hier die ruhige Reise. Auch der Blick auf die Küste hat sie für das Warten entschädigt. Vor allem der Ätna wirkt aus der Ferne beeindruckend. Heute hat der Vulkan sich leider hinter einem Wolkenschleier versteckt oder sind sie schon zu weit entfernt? Sie ist froh, dass sie in Messina nicht noch länger warten mussten. Denn sie durfte nicht in die Stadt. Die Therme und der Strand waren für sie tabu. Genauso tabu scheinen für sie die Kinder ihres Mannes zu sein. Die Tochter Melissa wechselt wenigstens ab und an mit ihr drei Worte. Sein Sohn Flavius behandelt sie wie Luft. Sie haben noch nicht einen zusammenhängenden Satz miteinander gesprochen. Sie weiß nicht, wie sie an diesen Jungen herankommen soll. Überhaupt, von allem wird sie ferngehalten. Nirgendwo darf sie hin. Angeblich gäbe es zu viele Leute, die von ihr Schutz und göttlichen Rat erhoffen. Darum konnte sie nur zweimal in einer Holzwanne baden. Nur mit angewinkelten Beinen hatte sie darin Platz. Sie ist gespannt, ob in ihre Häuser ein Bad eingebaut wurde. Wenn nicht, wird es das Erste sein, was sie veranlassen wird. Auch im Meer wird sie dann wieder regelmäßig schwimmen gehen. Die Gängelei durch ihren Mann lässt sie sich in Syrakusae nicht mehr gefallen. Besonders seit sie weiß, dass er sich nach der Vergewaltigung ihrer jungen Sklavin Emma zwei Tage später auch an Rose vergriffen hat. Die Ärmste hat er sogar noch brutaler geschlagen, weil sie nicht gleich so funktionierte, wie er es wollte. Sie weiß überhaupt nicht mehr, wie sie sich ihrem Mann gegenüber verhalten soll. Zu ihr ist er zwar höflich und zuvorkommend, aber sie muss mit ihm über sein Verhalten zu ihren Sklavinnen reden. So einfach darf sie seine Taten nicht hinnehmen. Aber wie erklärt sie es ihm bloß, ohne dass sie ihn in Rage bringt und er sie womöglich auch noch schlägt? Für ihr Kind kann das tödlich enden. Ein Schatten auf der Matte kündigt jemanden an. Ihr Mann meldet sich: „Wie fühlst du dich, Aphrodite? Wie geht es deinem Kind? Den ganzen Tag nur faulenzen, das möchte ich auch mal!“ Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, mit ihm ein paar klärende Worte auszutauschen und so sagt Aphrodite: „Danke, mir und dem Kind geht es gut! Was man von dir offensichtlich nicht behaupten kann. Warum hast du dich an meinen beiden Sklavinnen vergriffen? Willst du sie schwängern?“ „Wozu sind denn schließlich deine beiden Sklavinnen da? Soll ich lieber zu den Huren gehen? Ich bin ein Mann und brauche regelmäßig eine Frau. Ich nehme sie mir noch nicht mal täglich vor. Nur dann, wenn ich es gar nicht mehr aushalte!“, empört sich ihr Mann. Beschwichtigend mahnt sie: „Ich dachte eigentlich, dass ich für deine Befriedigung zuständig bin!“ Er kontert verbittert: „Das bist du auch. Noch geht es auch bei dir und macht Spaß. Aber wenn bei dir auch von hinten der riesige Bauch zu sehen ist, habe ich vielleicht keine Lust mehr auf dich. Dann habe ich mir deine Mädchen schon eingeritten. Wenn du dann entbunden hast, wirst du Tag und Nacht von mir rangenommen. Ich will einen Sohn von dir!“ „Den Sohn sollst du von mir bekommen, wenn es an der Zeit ist. Du kannst mich ruhig bis zum Schluss nehmen. Es ist sogar sehr gut für die Geburt, wenn du täglich mit mir schläfst. Lass lieber die Mädchen dafür in Ruhe. Bitte!“, bettelt Aphrodite und hofft auf seine Einsicht.“ Und wer den Weg die Zeitreisenden weiter verfolgen möchte, dem sei hier noch gesagt, dass aus dieser Reihe von Hardy Manthey bislang insgesamt 15 Teile vorliegen, also genügend Lesestoff, um damit durch die Zeiten zu reisen … Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3753 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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prseiten · 7 years
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Von Menschen und Möwen und von einem armen Hecht - Neun E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
Um es gleich vorweg zu nehmen: Am schlechtesten hat es der Hecht in dem Hiddensee-Krimi „Das Möwennest“ von C.U. Wiesner getroffen. Denn das arme Tier ist gleich am Anfang des Buches tot und kommt - allerdings wunderbar gewürzt - in den Tiegel. Doch die zum Festessen eingeladenen Nachbarn von der Insel können sich gar nicht so recht an den kulinarischen Spezialitäten freuen. Und das hat einen verständlich-unheimlichen Grund. Aber dazu später. Ansonsten handeln die neun aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 27.1. 17 - Freitag, 3.2. 17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind, von Menschen und ihren Schicksalen, sowie zwei Mal von Möwen - einmal in dem bereits erwähnten Hiddensee-Krimi und einmal in einem Sachbuch von Wolf Spillner. Und jetzt springen wir einfach mal 33 Jahre zurück. Wissen Sie noch, was 1984 passierte? In diesem Jahr, das einem berühmten dystopischen Roman über einen totalitären Überwachungsstaat seinen Namen gab, brachte ein anderer sehr bekannter und sehr erfolgreicher SF-Autor erstmals seinen utopischen Roman „Der Geist des Nasreddin Effendi“ heraus - so heißt der Eulenspiegel des Orients. Autor dieses Buches, das als E-Book bis auf die Rechtschreibung in der Originalfassung von 1984 vorliegt, ist der besser unter seinem Pseudonym Alexander Kröger bekannte Schriftsteller Dr. Helmut Routschek. Und darum geht es in der raffinierten Mischung aus Märchen, Geschichte und SF, die Leser jeden Alters in Atem halten kann: Ein Mann erwacht in der Gegenwart auf dem Basar in Chiwa. Er erinnert sich, dass er wegen seiner Liebe zu einer Frau des Chans enthauptet werden sollte. Er glaubt Nasreddin Chodscha zu sein. Da er geistig zunächst in seiner mittelalterlichen Welt verhaftet ist, stößt er auf Unverständliches und Ungeheures, auf Bekanntes und schrecklich Unbekanntes und stürzt so von einem spannenden Abenteuer ins andere. Der jungen Wissenschaftlerin Anora gelingt ein unerhörtes Experiment mit menschlichen Gehirnen, in dessen Folge spannende Verwicklungen für Aufregung und für eine ungewöhnliche Liebe sorgen. Anora folgt Nasreddins Weg, auf dem er seinem Image treu bleibt. Und so liest sich „Nasreddins Geist“, der damals als Band 186 der Reihe „Spannend erzählt“ des Verlags Neues Leben Berlin erschienen war - zumindest ein Auszug davon: „Als nun Nasreddin den Kopf drehte, die Arme noch immer weit geöffnet, erstarrte er in dieser Pose. Was, zum Scheitan, bedeutete das schon wieder? Aufgereiht wie die Kamelreiter des Bayazid, standen da im Schatten des Festungswalls langgestreckte Häuser, glänzend und bunt bemalt, mit Reihen großer Fenster an den Seiten. Und unten hatten sie wulstige Räder. Eine Weile starrte er auf das abermals unfassliche. Dann ließ er die Arme sinken. Langsam kehrte Gleichmut in sein Denken. Er wandte das Gesicht erneut der Ebene zu. In der Ferne stieg aus einem Kischlak Rauch. Allah ist groß, seine Wege sind unerforschlich. Wenn es ihm also eingefallen ist, dass die Menschen, seine Kinder, Häuser auf Rädern bauen sollen, dann bauen sie eben. Aber warum habe ich sie unlängst nicht gesehen? Na, sie haben Räder! Also werden sie daher gekommen sein, wo ich nicht war. Die Erde und das Reich Timurs sind unermesslich! Nasreddin fasste den Strick des Esels fester; zögernd, aber stetig trat er an die Kolosse heran, klopfte mit dem Knöchel an die Außenhaut. Aus Lehm waren sie nicht. Es hörte sich an wie der eherne Gong des Muezzins. Welche Verschwendung. Und außerdem roch es in der Nähe dieser Merkwürdigkeiten nicht gut. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, spähte in das Innere eines solchen Hauses. Eigenartig, dachte er. Wo sie wohl schlafen mögen, und eine Feuerstelle besitzen sie auch nicht. Ob auf den wulstigen Thronen ein angenehmes Sitzen sei, wusste man auch nicht. Nasreddin runzelte unentschlossen die Stirn, dann setzte er sich auf den harten Boden, mit dem Rücken gegen eins der dicken Räder gelehnt, faltete das Tuch auseinander und sortierte die kleinen Scheine und unbekannten Münzen. Einen Augenblick dachte er daran, diesen unbrauchbaren Plunder wegzuwerfen, aber irgendetwas sagte ihm, dass das töricht wäre. Schließlich hatte sich der Handel auf dem Basar zugetragen wie auf jedem Basar. Er hatte etwas gegeben - auch wenn er sich nicht erinnern konnte, dass ihm das jemals gehört haben sollte -, und er hatte dafür etwas bekommen. Diese Scheine und Münzen, als seien es Goldstücke. Also verstaute er die Dinge in seinem Gewand, das sich, nun bei näherer Betrachtung, als äußerst neu herausstellte und aussah, als sei er wohlhabend.“ Im selben Jahr 1984 veröffentlichten Hildegard und Siegfried Schumacher ebenfalls im Verlag Neues Leben Berlin „Susis sechs Männer“: Am Nachmittag hat sie ihr Abschlusszeugnis bekommen. Am Abend fordert Jiri, ihr Freund, dass jetzt sofort geheiratet wird. Aber Susi wünscht sich einen Mann, den sie anerkennt und der sie auch anerkennt. Sie hat ihre Erfahrungen und sie weiß nicht, ob Jiri der Richtige ist. Spannend schildern die beiden Autoren Susis sechs Liebesbeziehungen sowie die Ehe ihrer Eltern. Wie soll sich Susi entscheiden? Aber machen wir zunächst überhaupt erst einmal die Bekanntschaft mit Susi und einer ihrer besonderen Fähigkeiten: „Ihr war die Ehre zuteil geworden, die Dankesworte für die Klasse zu sprechen. Die Jungen hatten gegrinst, als sie ihr das antrugen. Sie mache das sowieso am besten und bei ihrem einzigartigen Abschluss, auch der Gleichberechtigung wegen, Mädchen in der Melioration wären eben Sonderartikel, das würde sie doch verstehen. Natürlich verstand Susi, dass die Jungen sich drücken wollten. Sie wusste, dass sie reden konnte, und hatte sich sicher gefühlt. Nicht einmal aufschreiben wollte sie sich etwas. Sie hasste das Ablesen von Reden und Diskussionsbeiträgen. Jiri hatte aber gesagt, Susi, das ist ein feierlicher Augenblick, da kriegt man leicht feuchte Hände und einen Kloß im Hals, schreib dir was auf, woran du dich festhalten kannst, besser ist besser. Sie hatte nachgegeben, und Jiris Rat hatte sich als kluger Rat erwiesen. Bei ihren weichen Knien und den verstopften Ohren wäre sie womöglich ins Stottern gekommen oder hätte ganz und gar den Faden verloren, so aber konnte sie sich an ihr Blatt Papier klammern. Sie las, hob und senkte die Stimme und fühlte sich wie eine sprechende Puppe. Nach außen musste sie jedoch völlig souverän gewirkt haben. Jedenfalls hatten es nachher alle bestätigt, sogar die Jungen. Der Vater war stolz, und die Mutter hatte ihr wie in früheren Tagen wortlos den Arm gestreichelt, um sie zu beruhigen. Dass die Mutter hinter der Souveränität das Zittern gemerkt hatte, stellte eine seit langem nicht so deutlich gespürte Vertrautheit her, und das machte froh und ließ die Aufregung vergehen. Susi Sommer, du hast es geschafft, hatte sie sich gesagt und alle drei, Vater, Mutter und Jiri, auf einmal umarmt. Der Höhepunkt des Abends aber war, als der Vater sein Weinglas erhoben und gesagt hatte, na, dann prost, Frau Kollegin. Er meinte es ernst, obwohl er doch vorher nie ganz ernst genommen hatte, dass sie wie er Ingenieur in der Melioration werden wollte. Beim Abschlussball hatten sie viel getanzt. Keinen Moment hatte Jiri sie allein fortgelassen. Ihr war es recht. Frei und glücklich hatte sie sich gefühlt, leicht wie eine Feder, und die Welt drehte sich nur um sie beide. Gegen Mitternacht hatte sie gehen wollen. Sie wollte mit Jiri allein sein. Gleich, hatte er gesagt und Wein eingegossen. Viele waren schon fort, auch ihre und Jiris Eltern. Wir können nicht als erste, hatte Jiri gesagt, denn aus der Klasse war noch niemand gegangen. Einige tanzten. Die andern saßen und hielten sich am Glas fest, mehr oder weniger weggetreten. Eine Gruppe Unermüdlicher, Lehrausbilder, Lehrer, ein paar vom Kombinat, bestellten Runde um Runde. Vorher hatte Susi darüber hinweggesehen. Nun ekelte sie das an. Sie hatte Jiri gemustert. Noch hielt er sich gerade. Er wusste, dass sie das Trinken nicht mochte. Uns vermisst keiner, hatte sie ihm zugeflüstert und sich an ihn geschmiegt, komm! Sehr langsam waren sie auf dem Dammweg der Stadt entgegengegangen. Pausen gab es, immer längere Pausen. Als ein Auto sie mit seinen Scheinwerfern aus der Dunkelheit riss, wollte Jiri den Dammweg verlassen. Die Wiesen dufteten nach Heu. Nicht hier, hatte sie gesagt, und sie waren schnell und ohne Zögern zu ihm nach Hause gegangen. Susi wohnte am andern Ende der Stadt. Nicht das war der Grund, warum sie zu ihm gingen. Sie gingen immer zu Jiri. Ihr kleiner Bruder schlief mit in ihrem Zimmer. Sie hatte gewollt, dass er bei ihr schlief. Er ging schon in den Kindergarten. Manchmal, wenn sie in der nächtlichen Stille seine Atemzüge vernahm, stand sie auf und beugte sich über sein Bett und streichelte ihn. Natürlich hätte der kleine Thomas bei den Eltern schlafen können, aber Susi hatte gesagt, bei ihr sei doch Platz, und vielleicht war es den Eltern ganz lieb. Als sie das erste Mal bei Jiri geblieben war, hatte die Mutter noch einmal die Rede darauf gebracht. Susi wollte nichts ändern. Der Vater hatte das missverstanden, lange bliebe sie wohl sowieso nicht mehr bei ihnen. Ihr hatte das einen Stich versetzt, denn sie konnte und sie wollte es sich nicht vorstellen, woanders zu Hause zu sein. Zu Hause war sie bei den Eltern und bei ihrem kleinen Bruder.“ 1978 erschien im Mitteldeutschen Verlag Halle - Leipzig erstmals die Novelle „Der Soldat und die Frau“ von Max Walter Schulz: Tief in der Steppe, mitten im Zweiten Weltkrieg, begibt sich eine außergewöhnliche Geschichte: Der Soldat Röder, der als Gefangener mit einem Kommando die gefallenen Soldaten begräbt, wird von dieser Gruppe getrennt, und er findet sich wieder allein in der Nähe eines Dorfes, nunmehr als Gefangener von Frauen, die beginnen, ihre Häuser und Höfe wieder aufzubauen. Was erwartet ihn, was kann er erwarten? Er erwartet Hass und erfährt zunächst Hass. Aber im Verlauf des Geschehens verwandelt sich der Hass, und auch er selbst gewinnt neue Erfahrungen, und er wird nicht nur überleben, sondern eigentlich erst wirklich zu leben beginnen. Und so spiegelt sich im Außergewöhnlichen das historisch Bedeutsame, das sich wandelnde Verhältnis zwischen sowjetischen und deutschen Menschen. In ungewöhnlicher Dichte, spannungsgeladen, wird diese Geschichte erzählt, die den Autor wiederum als reifen Erzähler ausweist: „In der Nacht vor dem letzten Arbeitstag des Kommandos verschlechterte sich das Wetter. Ein scharfer eisiger Wind kam auf. Der pferdeverständige Gefangene kroch aus dem Zelt. Er hatte den Blecheimer klirren hören. Das Pferd stand wie immer unter der langen, schräg hochstehenden Pritsche des Karrens, mit dem lockeren Zügel an die Achse gebunden. Es stieß mit der Schnauze an den Blecheimer, der an der Achse hing. In dem Eimer wurden Tee und Graupen gekocht, aus ihm wurde das Pferd getränkt, nachts fraß der Gaul daraus sein tägliches Maß Hafer. Je weniger ein kluges Pferd vorgeschüttet bekommt, um so langsamer frisst es. Wenn das Pferd nachts mit dem Blecheimer lärmte, dann hatte es seinen Grund. Der Pferdeverständige kroch dann immer aus dem Zelt. Der Starschina hustete jedes Mal kurz, wenn ein Gefangener nachts aus dem Zelt musste. Sie sollten wissen, dass er im Bilde war. Der Starschina hätte im Schlaf eine Mücke furzen hören. Und der Gaul ersetzte eine ganze Wachkompanie. Wenn der Blecheimer klapperte und der Pferdeverständige aus dem Zelt kroch, hustete der Starschina nicht. Es trieben sich hungrige, verwilderte Hunde herum, Riesenköter. Sie könnten das Pferd reißen. Wolfsblut ist in jedem Hund. Es schläft nur. Wenn es erwacht, ist so ein Hund schlimmer als der Wolf. Der Wachsoldat, so großmäulig er tut, vor den Wolfshunden hat er eine Heidenangst. Doch auch Wolfshunde scheuen das Feuer. Deshalb hat sich der Wachsoldat selber den Befehl gegeben, nachts aller zwei Stunden aufzustehen und frische Knüppel ins Biwakfeuer zu schieben. Die Tage gehen einem in die Knochen, die Nächte sind lang, und der Schlacks schläft den Schlaf der Jugend. Trotzdem holt er sich aller zwei Stunden heraus, unterhält das Feuer, zählt bei der Gelegenheit jedes Mal die Gefangenen. So viel Zucht hätte man dem schreihälsigen Milchbart gar nicht zugetraut.“ Wiederum drei Jahrzehnte später als die Novelle ihres Mannes veröffentlichte Elisabeth Schulz-Semrau „Elchritter“ - ein Fast-Märchen aus vergangenen Tagen: Die zwölfjährige Anne ist ziemlich einsam in dem Ostseebad, in dem die Eltern jeden Sommer ein Ferienhaus mieten. Als die Jungen des Fischerdorfes sie ärgern, findet sie einen edlen Ritter, der sie beschützt und geduldig zuhört. Worüber sie mit den Eltern nicht sprechen kann, weil sie ja doch keine Zeit und kein Gespür für sie haben, das ist mit dem nur wenige Jahre älteren Markus möglich. Nur drei Tage Genesungsurlaub hat der junge Soldat im Samland, dann muss er zurück an die Ostfront. Und so begegnet das Mädchen Anne zum ersten Mal ihrem Ritter und Retter: „Das Mädchen rannte wieder. Die Strandpromenade des Ostseebades Cranz lag weit zurück, und die Strandkörbe verloren sich nach und nach auf diesem Teil des grauen Gelb. Die Jungen gewannen an feuchtem Sandstreifen, und das Mädchen fühlte sich immer stärker von kopflosem Schrecken umhüllt. Da war ja nichts mehr. Nur Wasser, grau und unendlich. Nur Strand, gelb und unendlich. Mit dem Pochding in der Brust schlug die Angst Bilder hoch: Der eine der schrecklichen Bengels würde das eine Bein packen, ob das linke oder das rechte, wusste das Mädchen nicht; es wusste ja im Normalfalle nie gleich, wo links und rechts ist. Der andere würde den dazugehörenden Arm fassen und sie mit einem Ruck in das graue Gewoge werfen, das wie ein unduldsames Ungeheuer vor sich hinmurrte. Oder. Sie kamen mit ihren Mündern näher. Hungrige, große Jungenmünder. Das Mädchen schrie, lief. Die Verfolgerfüße platschten hinter ihm wie Flundern, die, günstig feilgeboten, auf einen Verkaufstisch geworfen werden. Wie nah denn waren sie? Da stieß sie gegen etwas. Einen Menschen? Klammerte sich ohne Überlegung an diese Gestalt. Nur nicht hinter sich blicken. War gar nicht überrascht, als dann eine Stimme kam. „Nun aber Schluss, ihr Strolche“, grollte die Stimme, „was seid denn ihr für welche? Und auf ein Mädchen! Wisst ihr es denn nicht, einem Mädchen muss man Schutz verschaffen!“ Die zwei Jungen, ungefähr vierzehnjährig, der eine hellschopfig, heute einziger Sonnenfleck am ergrauten Strand, der andere dunkelhaarig, rot und verschwitzt, hatten sich in wohlberechneter Entfernung breitbeinig vor dem Schutzengel des Mädchens postiert, mauserten, aber nur mit halber Lautstärke, was denn ihn das angehe und - Mädchen ja, aber nicht eine solche Zicke. Und was denn das sei: Einem Mädchen Schutz verschaffen? Dabei äfften sie den etwas singenden Tonfall des Mannes nach. Das Mädchen hatte nun, da es sich beschützt spürte, den Menschen losgelassen, stand erschrocken über plötzliches Hilfesuchen bei einem völlig Fremden einige Schritte hinter ihm, musterte ihn aufmerksam. Ist ja ein richtiger Mann, dachte es, na, vielleicht auch nur beinahe ein richtiger, aber die Bengels hatten jedenfalls Respekt, das sah man, konnten ihr also nichts mehr tun! Das musste man ausnutzen! Sie machte eine halbe Drehung und warf den Jungen, so gut es ihre verheulte Stimmung zuließ, ein verächtliches „Phö“ über die Schulter, stakste dann, ein wenig unsicher noch, aber schon wieder mit der eigenen Haltung, die vorhin arg ins Schlinkern gekommen war, zu der Stelle hinüber, wo das Land der Urlauber zu Ende war und das der Fischer begann. Soweit hatten die sie gejagt. Gerade gut! Hier war ihr liebster Platz. Da hatten sie ihr nur einen Gefallen getan.“ Und wo wir gerade am Meer waren, da wollen wir den bereits erwähnten Hiddensee-Krimi „Das Möwennest“ einschieben, der eigentlich erst als Fernsehfilm produziert wurde. 1976 hatte Regisseur Manfred Mosblech auf der Insel Hiddensee unter anderem mit hervorragenden Schauspielern des Deutschen Theaters Berlin nach dem Drehbuch von C. U. Wiesner den Kriminalfilm „Kollision“ gedreht, der im folgenden Jahre in der beliebten Reihe „Polizeiruf 110“ im Fernsehen der DDR lief. Bald danach blieben die erwarteten Wiederholungen aus, weil - wie man dem Autor kundtat - das Filmmaterial zu heftige Farbschwankungen aufweise. Als er nach 1990 immer mal wieder gesendet wurde, schienen die Farben noch recht ansehnlich. Also daran kann es damals nicht gelegen haben. Die Anregung zu dem Stoff hatte Wiesner durch seinen Schulfreund Dr. Werner H. bekommen, der als Biochemiker an der Krebsforschung in Berlin-Buch arbeitete. Er war dabei auf einen bemerkenswerten Seitenweg gestoßen, ein Verfahren, das der DDR, wäre es zu Ende entwickelt worden, wissenschaftlichen Ruhm und obendrein Devisen eingebracht hätte. Indessen untersagte der Genosse Professor dem parteilosen Wissenschaftler jegliche Weiterarbeit an dem Projekt. Den Ruhm konnten später amerikanische Kollegen einheimsen, die dem Thema parallel auf der Spur gewesen waren. Jahre später konnte Wiesner im Verlag Neues Berlin den Stoff im Kriminalroman „Das Möwennest“ aufgreifen. Zwar gab es zuvor im Lektorat harte Debatten um einige ideologisch nicht genehme Passagen, aber es ist eine üble Legende, dass man sich als Autor allen Zwängen beugen musste. Obwohl sie nicht namentlich genannt wird, ist dieses Buch auch eine Liebeserklärung an die Insel Hiddensee, auf der Wiesner viele Sommer verbracht hat. Und noch etwas zu diesem Buch: 1983 hatte der Hamburger Rowohlt Verlag in seiner Reihe rororothriller eine Lizenzausgabe des „Möwennestes“ herausgebracht. Der Herausgeber Robert K. Flesch antwortete auf die Frage, warum seine Wahl unter den vielen Titeln der DIE-Reihe ausgerechnet auf dieses Buch gefallen sei. „An Ihrem Buch“, gab er dem Autor zur Antwort, „hat mir gefallen, dass Sie darin liebevoll und dennoch kritisch von einem Land erzählen, das wir viel zu wenig kennen.“ Und jetzt kommt wieder der Hecht ins Spiel - und ein weiterer Toter, diesmal allerdings ein Mensch. Aber lesen Sie selbst: „Der Hecht wog reichlich sieben Pfund, und da fehlten ihm schon der Kopf, die Flossen, der Schwanz und die Eingeweide. Ich wusch ihn unter fließendem Wasser und trocknete ihn mit einem Tuch ab. Nachdem ich das Fleisch mit einem scharfen Sägemesser in Portionsstücke zertrennt hatte, beträufelte ich es mit Zitronensaft und rieb es mit Salz ein. Über der Propangasflamme zerließ ich Schweineschmalz in einem Tiegel, schmorte darin ein Gemengsel aus Zwiebelringen, dünnen Klarapfelscheiben, Möhrenstiften und Tomatenvierteln, füllte mit saurer Sahne auf, würzte mit Pfeffer, edelsüßem Paprika, Thymian und gestoßenem Koriander. Dann gab ich den Hecht - zu meinem Kummer blieben drei Stücke übrig - in den Tiegel und ließ ihn bei geschlossenem Deckel gar dünsten. Inzwischen wiegte ich Petersilie, Dill und Sellerieblätter. Die Kartoffeln auf der zweiten Flamme begannen zu kochen, als ich mit dem Messer Butterflöckchen auf dem Fisch verteilte und fünf gequirlte Eigelb darüber goss. Ich öffnete eine Flasche Lindenblättrigen und überlegte mir, wie ich das soeben komponierte Gericht wohl nennen sollte, wenn ich meine Nachbarn bewirtete. Ich musste sie ja bewirten, mir blieb nichts weiter übrig. Was sollte ich allein mit so viel Ostseehecht anfangen? Seit vielen Jahren leide ich unter einem mir selber unerklärlichen Zwang: An keinem Fischgeschäft kann ich vorübergehen, ohne solche Käufe zu tätigen, die Helga in den ersten Jahren zu unsachlichem Gezeter, später nur noch zu einem hilflosen Seufzen veranlassten. Diesmal war Helga nicht dabei, und auf der Insel packt mich stets eine besondere Maßlosigkeit. Ich rechtfertige sie damit, dass hier der Fisch viel frischer und daher wohlschmeckender ist als der im Binnenland. Am Hafen von Ahlhöft - das ist der Hauptort der Insel - hatte ich außer besagtem Hecht vier dicke Räucherflundern, ein halbes Pfund Sprotten (für den ersten Hunger während der Hechtzubereitung) und zwei Kilo Salzheringe erstanden, die ich in den nächsten Tagen zu marinieren gedachte. Überdies ließ ich die Fischverkäuferin wissen, dass ich ihr gern ein paar Steinbutte abnehmen würde, falls welche angelandet werden sollten. Hinter der Düne, schräg über Preckwinkels Schilfdach, kroch nach heißen Tages Anstrengung die Sonne mit rot verschwitztem Gesicht in ihr graubarchentes Wolkenbett. Ich trat vor die Tür meines Häuschens und läutete die Schiffsglocke. Es ist keine echte. Helga hat sie in einem Leipziger Kunstgewerbeladen erstanden, und ich werde es wohl nicht mehr erleben, dass sich das blanke Messingding mit Patina bedeckt. Die Nachbarn kennen das Signal, das nichts anderes bedeutet als: Marcus Bockmühl leidet wieder mal am Fischüberfluss, und zu trinken hat er auch genug im Kühlschrank. Vorsichtshalber, damit ich nicht allein prassen muss, kündige ich so ein Ereignis schon immer am zeitigen Nachmittag an. Als erster kam Willi Kuhle herüber. Er sah ungewöhnlich ernst aus. „Du, Mark“, sagte er, „am Binsenort hamse ’n Toten jefunden.“ „Ertrunken?“, fragte ich. Er zuckte die Schultern. „Ick weeß nich. Irjendwat muss da faul sein. Der Scheriff“ - er meinte unseren ABV, den Leutnant Stresow,- „hat mit zwei Polizeihelfern die Stelle abjesperrt.“ Der Hecht, gedünstet, nach Bornholmer Art, so hatte ich ihn getauft, fand an diesem Abend nicht den begeisterten Zuspruch, den er verdient hätte. Die Nachbarn redeten nur über den unheimlichen Fund und ergingen sich in Mutmaßungen. „Natürlich war es ein Badeunfall“, verkündete mit Bestimmtheit Leopold Hottenrodt, seines Zeichens Schauspieler und Regisseur an den Städtischen Bühnen Mackenwalde, „was denn sonst? Jedes Jahr verlangt die Insel ihr Opfer - leider!“ „Aber der Binsenort“, wandte Margit Kuhle ein, „liegt auf der Boddenseite. Dort badet doch kaum jemand.“ „Na und?“, entgegnete Leopold. „Vor sechs Jahren haben sie dort auch eine Wasserleiche gefunden - nach Wochen.“ Bleiben wir noch ein bisschen am Wasser. Ohne Wasser kein Angeln. Und um das Angeln geht es in dem erstmals 1971 als Band 81 der beliebten Reihe „Die kleinen Trompeterbücher“ erschienenen Büchlein „Freitags beim Angeln“ von Ulrich Völkel: Jeden Freitag nach der Schule steht Klaus am Fluss und angelt. Eigentlich geht es ihm gar nicht so sehr darum, Fische zu fangen. Er braucht diese eine Stunde, um sich zu erholen. Vor allem von der stressigen Mathematik, die nun wirklich nicht sein Lieblingsschulfach ist. Zufällig macht er die Bekanntschaft mit einem jungen Mann, der ihm eine Weile zuschaut und dann behauptet: Angeln ist langweilig! Worauf Klaus prompt erwidert: Mathematik ist langweilig! Ohne zu wissen, dass er das zu einem Mathematiker sagt. Aus der zufälligen Begegnung wird eine regelmäßige, wobei einer dem anderen beweisen will, was tatsächlich langweilig ist. Am Ende der Geschichte haben beide voneinander gelernt und am Hobby des anderen Freude gefunden. Angeln ist nicht langweilig. Und Mathematik muss es auch nicht sein. Aber bevor wir uns darüber streiten, was langweiliger ist, folgen wir jetzt einmal den Träumen von Klaus - beim Angeln am Freitag: „Viele Fische gab es hier nicht. Die Strömung war zu stark. Doch von dieser Stelle aus ließ sich weit flussab und flussauf schauen. Die Brücke, die Häuser, die Ruine der alten Burg, das neue Hochhaus - all das konnte er von dieser Stelle aus sehen. Und die Stadt, die hochstieg zu beiden Seiten des Tales, blickte zum Fluss hinab, ihrem wettgereisten Freund, der unterwegs war zu noch größeren Weiten. Wenn ich jetzt, dachte Klaus, wenn ich jetzt ein Rindenboot hätte, und es bliebe nirgendwo hängen, ob es bis Afrika schwämme? Hier ließ sich träumen! Die alte Brücke verwandelte sich in die berühmte Towerbrücke von London. Die Häuser der Stadt wurden zu den Terrassen von Neapel, die alte Burg ein sagenumwobenes Schloss, das neue Hochhaus mit seinen zwölf Stockwerken ein stolzes Leningrader Gebäude. In diesen Vorstellungen lebte Klaus jeden Freitag nach der Schule. Wenn er nach Hause kam, stellte er die Schultasche in die Ecke, nahm seine Angel hervor und den kleinen Eimer, sammelte hinter dem Haus Regenwürmer in eine Schachtel und lief hinunter zum Fluss. Und während Klaus hier stand, vergaß er die zwei Stunden Mathematik, die Rechenaufgaben, die ihm viel zu schwer waren, das Gekicher der Mädchen, seine Hilflosigkeit beim Rechnen an der Tafel - seinen ganzen Kummer mit dieser Mathematik vergaß er und wurde wieder froh in den Träumen von der Welt. Mit dem Strom, der zum Meer hin floss, trieben seine Gedanken fort. Manchmal biss ein Fisch an. Den zog er heraus und legte ihn zu den anderen, die schon im Eimer schwammen. Aber eigentlich ging er nicht an den Fluss, um zu angeln. Er angelte, um am Fluss zu sein. Schularbeiten machte er abends. Seit Mutter diesen Kursus besuchte, hatte Klaus viel Zeit freitags, denn sie kam spät nach Hause. Vater aber war Kapitän auf einem 10 000-Tonnen-Frachter und befuhr die Meere der Welt.“ Ebenfalls ein Heranwachsender spielt die Hauptrolle in dem erstmals 1975 im Kinderbuchverlag Berlin erschienenen historischen Roman „Von einem, der auszog, Napoleon zu schlagen“ von Heinz-Jürgen Zierke - allerdings wie sich schon unschwer aus dem Buchtitel erkennen lässt zu einer ganz anderen früheren Zeit, etwa anderthalb Jahrhunderte früher: 1813. Der Befreiungskrieg gegen Napoleon bricht aus. Noch stehen die französischen Truppen in Deutschland. Willem Beggerow, ein pommerscher Bauernjunge, will seinen Vater rächen, der von streifenden „Musjes“ erschossen wurde. Der Vater gibt ihm eine Tabakdose, die er von Scharnhorst erhalten hatte. Der General würde Willem eine Uniform und ein Gewehr geben. Doch der Gutsherr, Herr von Kerckow, will ihn nicht ziehen lassen. Willem flieht, schlägt einen Franzosen nieder, wird gefangen und soll erschossen werden. Das Mädchen Tine, dem Willem immer wieder begegnen wird, hilft ihm weiter. Mit einem Kosakentrupp erreicht er die preußischen Truppen, als eben eine schwere Schlacht tobt, in der Scharnhorst verwundet wird. Er kann Willem nicht helfen, übergibt ihn aber dem Generalmajor Gneisenau. Dem gefällt der kesse Junge, aber er gibt ihm keine Uniform und kein Gewehr; erst soll Willem lernen. Doch da kommt der Herr von Kerckow, der nun wieder seine alte Offiziersuniform trägt, ins Hauptquartier und will Willem, den Sohn seines Leibeigenen, als sein Eigentum zurückhaben. Doch der will seinen Vater mit der Waffe in der Hand rächen ... „Krieg überzog Städte und Dörfer, wieder Krieg gegen die Franzosen, die seit sieben Jahren das Land besetzt hielten. Im letzten Winter, so hatte der Herr von Kerckow gesagt, hätten die Russen dem Franzosenkaiser heimgeleuchtet und ständen nun schon auf preußischem Boden. Da hätte der König den Zaren brüderlich umarmt und im Süden des Landes, unweit der böhmischen Grenze, seine Armee gesammelt. Aus allen Provinzen zogen junge Männer aus, um sie zu stärken. Ob die Regimenter auch Kinder nahmen? Ach was, er war vierzehn und lang aufgeschossen, wenn er sich reckte und geradehielt, konnte man ihn fast für siebzehn halten. Die Franzosen saßen in den Festungen, und ihre Streiftrupps nahmen den Bauern Korn und Vieh. Herr von Kerckow hatte, bevor er nach Hohenflieth davonfuhr, auf dem Familiengut eine flammende Rede gehalten, von der Not des Vaterlandes gesprochen, von dem glühenden Willen des Königs, das welsche Joch abzuschütteln, und er hatte den Bauern befohlen, das Gut zu hüten, als wäre es ihr eigenes. Sie hatten hurra geschrien und geschworen, mit ihrem Leben für Herrn von Kerckow und den König einzustehen. Mit ihrem Leben! Vater hatte den Schwur gehalten. Die scharfen Halme kratzten und stachen. Willem warf sich herum, wühlte sich tiefer ein. Da spürte er Körner zwischen den Fingern, volle Ähren. Hatte der Besitzer der Scheune unter dem tauben Stroh gutes Korn versteckt? Wo gab es im Frühjahr ungedroschenes Getreide in den Dörfern? Er rieb die Ähren zwischen den Händen, blies Spreu und AcheIn fort und warf sich die Körner in den Mund. Sie sättigten nicht, aber er schlief darüber ein. Gegen Mittag sah er zwischen den hügligen Feldern die weißen Häuschen des Dorfes Rosenow. Der schiefe Holzturm duckte sich ängstlich an das steile Ziegeldach der Feldsteinkirche. Nun wusste Willem: nur noch knapp zwei Stunden. Die zerkauten Körner hatten ihn nicht satt gemacht. Ob er eine Bäuerin um ein Stück Brot bat? Er stieg ab, hob ein glattes Steinchen auf vom Wegrand und lutschte darauf herum, um seinen Hunger zu betäuben. Dann umritt er das Dorf auf dem Triftweg, der hinter den Gehöften entlangführte. Man konnte nie wissen, ob nicht Franzosen herumstreiften; im freien Felde konnte er leichter entwischen. Aber das Kollern und Kneifen im Bauch hörte nicht auf. Der Wind wehte den Duft von gekochten Erbsen herüber. Ein Huhn gackerte. Willem schloss die Augen, sah einen ganzen Berg gekochter Eier vor sich, brauchte nur zuzugreifen. Wenn er wenigstens ein rohes gehabt·hätte! Er mochte das glibbrige Zeug nicht, aber jetzt ... Schweine grunzten. Willem hielt sich die Ohren zu. Vor seinen Augen tanzten roter Schinken, zartweißer Speck und goldgelbes Brot. Sein Magen zog sich zusammen. Er konnte sich kaum noch im Sattel halten. Auch das Pferd brauchte Ruhe. Zwar hatte es sich in der Scheune satt fressen können, aber in dem tauben Stroh steckte nicht Saft noch Kraft. Jetzt ließ es erschöpft den Kopf hängen. Wenn Willem es mit einem leichten Schlag aufmunterte, fiel es nach einem kurzen Trab wieder in einen müden Schritt. Das letzte Gehöft lag breit und behäbig wohl hundert Schritt abseits und kehrte nicht in der landesüblichen Art den Giebel, sondern die Frontseite der Straße zu. Dort würden wohl ein Teller Suppe und ein Knust Brot, vielleicht sogar eine Scheibe Speck übrig sein. Er lenkte das Tier auf das Gestrüpp zu, das sich am Rande eines ausgetrockneten Baches hinzog. Mannstief hatte sich das Wasser einst in den Lehmboden gewühlt und ein sicheres, bei gutem Wetter trockenes Versteck geschaffen. Das dichte Gesträuch, aus dessen Zweigen eben das erste Frühlingsgrün brach, verbarg das Pferd vor feindlichen Blicken. Die Bäuerin stand breitbeinig vor dem Herd und stocherte in der Glut. Die auflodernde Flamme beleuchtete ein dürres Hahnengesicht, das auf einem faltigen Hals über einem fülligen Leib saß. Als Willem eintrat, drehte sie sich schwerfällig um, den Schürhaken in der Hand. Im Kessel dampfte Kohlsuppe. Willems Nase krauste sich. Gierig sog er den würzigen Geruch ein. Fast wurde ihm schwindlig. Er blieb auf der Schwelle stehen und lehnte sich gegen den Türpfosten.“ Zum Schluss dieses Newsletters sind zwei Bücher des Fotografen und Schriftstellers Wolf Spillner im Angebot. Hier zunächst der Hinweis auf die erstmals 1988 im Kinderbuchverlag Berlin erschienene und natürlich mit wunderbaren Fotos von Wolf Spillner versehene Geschichte „Im Walde wohnt der schwarze Storch“. Sie ist für Kinder ab vier Jahren geeignet: Anna kennt sich im Wald aus, denn ihr Vater ist Förster. Ihr Vater hat sie oft auf seine Jagdkanzel in der Nähe des Weihers mitgenommen. Dorthin kommen die Wildschweine. Als sie ihrem Vater die vergessenen Kiefernpflanzen nachbringen will, steigt sie noch schnell neugierig auf die Kanzel hinauf. Plötzlich entdeckt sie ein großes Nest auf einem Baum. Da ist ja auch ein großer Vogel, der rasch davonfliegt. Es ist ein Märchenvogel. Gibt es Störche, die schwarz sind, oder bunt und mit roter Brille um die Augen?, fragt sie aufgeregt ihren Vater? Niemand außer den Eltern darf von ihrem großen Geheimnis wissen. Noch nie haben die seltenen Schwarzstörche in ihrem Wald gebrütet und sie sollen doch im nächsten Jahr wiederkommen. Begleiten wir das kleine Mädchen einen Moment: „Vorsichtig späht Anna aus den Schlitzen der Jagdkanzel nach draußen. Vielleicht kommt der große Vogel zurück? Warten hat sie vom Vater gelernt, wenn sie mit ihm das Wild beobachten durfte. Unter ihr blühen die bunten Blumen, neben ihr singen die Amseln, und sie hört die Spechte im Wald trommeln. Niemand kann sie sehen. Es gefällt ihr, so im Baum zu sitzen. Auf einmal klingt ein seltsamer Ton durch den Wald: „Hiii -hiüüüüü!“ Dann rauschen große Flügel, und auf dem Nest vor Anna landet ein mächtiger Vogel. Er faltet seine Schwingen zusammen. Anna kann es gar nicht glauben: Da steht ein Märchenvogel! Er funkelt und schillert. Sein Schnabel und seine Beine scheinen zu brennen, so flammend ist ihr Rot! Ebenso rot sind seine Augen gerandet, als trüge er eine leuchtende Brille. Wie ein Storch sieht der Vogel aus und doch auch ganz anders! Störche kennt Anna gut. Sie haben ihr Nest auf der Scheune hinter der Schule. Sie sind weiß und schwarz, und sie können laut klappern. Vielleicht ist dieser Vogel ein ganz besonderer Storch, überlegt Anna. Der Vater wird es wohl wissen. Als Förster muss er die Vögel in seinem Wald kennen. Aber zunächst will Anna diesen Vogel genau beobachten! Der Vogel putzt sich. Dann gähnt er, und Anna muss auch gähnen, so weit reißt er den Schnabel auf. Danach schließt er die dunklen Augen. Als er endlich wieder aufwacht, stochert er mit dem Schnabel im Nest zu seinen Füßen. Es ist sorgsam mit trockenem Gras ausgelegt. Schließlich hebt er die großen Schwingen und fliegt davon.“ Auch das ein Jahr später und ebenfalls erstmals im Kinderbuchverlag erschienene Wolf-Spillner-Buch „Zwischen Alpen und Eismeer. Begegnungen mit Tieren“ ist wieder mit wunderschönen Fotos des Autors ausgestattet. Über sein Buch schreibt Wolf Spillner selber Folgendes: „Seit jenem regennassen Herbsttag, an dem ich als 13-Jähriger die Lachmöwe in den Harzbergen fand, wollte ich wissen, wie Vögel und andere Tiere in ihrer Umwelt leben. Dazu nutzte ich immer wieder meine Freizeit. Um ihnen nahe zu sein, verbarg ich mich unter der Tarnkappe eines Versteckzeltes auf Bäumen und im Sumpf. Mit dem Auge der Kamera habe ich über viele Jahre versucht, ihr Verhalten in fotografischen Bildern auch für andere sichtbar zu machen. Manchmal ist es gelungen. Dafür bin ich gewandert, geklettert und weit gefahren, habe geschwitzt und sehr viel mehr noch gefroren. In den Stunden der Beobachtungen, die zu Wochen, Monaten und Jahren wurden, fand ich ein paar Körnchen an neuem Wissen. So führte die kindliche Neugier und die Freude an eigenen Entdeckungen von der toten Lachmöwe am Hang auf manchem Umweg zu meinem ersten Buch vom „Wald der großen Vögel“. Darin beschrieb ich, was mir nach dreijähriger Beobachtung bei Graureihern, Mäusebussard und Habicht aufgefallen war. Andere Bücher folgten, und den Büchern folgten Einladungen, auch in anderen Ländern Tiere zu beobachten und zu fotografieren. Auge in Auge mit den frei lebenden Tieren zu sein, von denen manche bedroht und gefährdet sind, wurde so zu einem Teil meiner Arbeit. Und schließlich kam ich zu jenen Vögeln im hohen Norden, von denen ich als Junge geträumt hatte. Ich traf auch andere Tiere, von denen ich damals noch nichts wusste. Von diesen Begegnungen will ich hier berichten.“ Hier ein Teil aus seinem Bericht über eine kleine graue Möwe - und darüber, wo der Schreibtisch von Wolf Spillner steht: „Mein Arbeitstisch steht am Fenster. Das ist ein großer Vorteil. Ich sehe viel Schönes. Bisweilen kann das ein Nachteil für die Arbeit sein. Von der Schreibmaschine kann ich über die Gartenwiese und über Felder und Viehweiden hinweg, hinter Kopfpappeln und Hecken aus Schlehdorn, das Wasser und die Schilfwälder vom See beobachten. Der See ist ein reiches Naturschutzgebiet in Mecklenburg. Sobald ich das Fenster öffne, bringt mir mein starkes Fernrohr Einzelheiten von dort zum Greifen nahe. Es ist sehr verlockend, durch das Fernrohr zu äugen! Im späten September warte ich von Tag zu Tag auf die Scharen der Bless- und Saatgänse, die aus dem Norden zu uns kommen. Ein paar Tausend fallen am Abend keifend und kakelnd auf dem Wasser ein. Im Winter achte ich auf die Bussarde, die Kolkraben und Seeadler. Ihnen habe ich einen Luderplatz auf der Viehkoppel am Seeufer angelegt. Da streiten sie sich um ein Schwein, das ich dorthin geschleppt habe. Im Sommer sehe ich die Fischadler über dem Wasser kreisen. Im Sturzflug stoßen sie nach Schleien und Karauschen. Dann leuchten zwischen den Schilfwäldern die silbernen Hälse der Graureiher über dem Flachwasser, und der Wind trägt mir die Flötenrufe von Brachvögeln und Wasserläufern durchs offene Fenster an den Schreibplatz. Manchmal ist es wirklich schwer, an der Schreibmaschine sitzen zu bleiben! Aufregend, richtig aufregend ist das Frühjahr. An unseren flachen Sumpfsee kehren so viele Vögel aus dem Süden zurück. Sie sind hier zu Hause. Erst kommen die Graugänse, ihnen folgen verschiedene Entenarten, und bald danach vernehme ich das Quieken und Brüllen der Rothalstaucher und das Lärmen der Lachmöwen, die ihre Brutkolonien gründen. Über dem noch wintergelben Schilf gaukeln jauchzend die Rohrweihen. Dazu klingen die ersten gespenstischen Töne der Rotbauchunken aus dem Wasser vor dem Moorwald, während wir im Dorf den ersten Kuckucksruf erhoffen. Das Storchenpaar hat dann schon sein Nest auf dem hohen Dreibock bezogen und klappert laut über Gärten und Felder. In dieser Zeit warte ich Jahr um Jahr auf die „lütt grise Mew“. Mehr als sonst sehe ich aus dem Fenster, suche mit dem Fernglas die Uferkanten ab, und so oft wie nur möglich bin ich am See, um ihre Rückkehr nicht zu versäumen. Lütt grise Mew, mit dieser Bezeichnung kann nichts anfangen, wer kein Plattdeutsch versteht. Kleine graue Möwe also. Es ist ein schöner Name. Er sagt viel und führt nicht so in die Irre wie der richtige Name des Vogels, Trauerseeschwalbe. Mit Schwalben nämlich hat der amselgroße Vogel außer dem gegabelten Schwanz gar nichts gemein. Mit Möwen aber ist die Trauerseeschwalbe ebenso verwandt wie die beiden anderen europäischen dunklen Seeschwalben, die Weißbart- und die Weißflügelseeschwalbe. Sie allerdings ziehen Südeuropa als Heimat vor und kommen nur selten und niemals zur Brut in unsere Breiten. Die Trauerseeschwalbe ist eine Sumpfseeschwalbe. Sie baut ihre kunstlosen Nester auf treibenden Pflanzenteppichen über dem Flachwasser, nistet auf Rohrstoppeln und Schlammbänken, auf kleinen Pflanzenkaupen. Und stets finden sich mehrere Paare nahe beieinander zum Nisten ein. Sie sind Koloniebrüter wie ihre anderen Möwenverwandten. Noch zu Beginn unseres Jahrhunderts waren Trauerseeschwalben zwar keine häufigen, aber noch keine seltenen Vögel in Mitteleuropa. Jetzt zählen sie in den Industrieländern zu den arg gefährdeten Arten der Sumpf- und Wasservögel. Die meisten ihrer ehemaligen Brutvorkommen sind erloschen. Durch menschliche Besiedlung, durch Industrie und intensiv betriebene Landwirtschaft gingen den Vögeln die Lebensräume verloren. Nur in Naturschutzgebieten sind größere Kolonien verschont geblieben. Unser See zwischen den Feldern und Dörfern in Mecklenburg ist eine solche Ausnahme. Jahr für Jahr bietet er rund fünfzig Paaren eine sichere Brutheimat. Damit wurde er weit über die Grenzen unseres Landes bekannt.“ Und jetzt haben Sie genug gehört von Menschen und Möwen, von Nasreddin und Napoleon, von Angeln und Mathematik. Und fahren Sie unbedingt einmal nach Hiddensee. Es lohnt sich auf jeden Fall. Aus literarischen und aus landschaftlichen und aus noch ganz anderen Gründen. Weitere Informationen und Angaben finden Sie unter http://www.prseiten.de/pressefach/edition-digital/news/3733 sowie http://edition-digital.de/Specials/Preisaktion/. Über EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr: EDITION digital wurde 1994 gegründet und gibt neben E-Books Bücher über Mecklenburg-Vorpommern und von Autoren aus dem Bundesland heraus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Grafiken und Beschreibungen von historischen Handwerks- und Berufszeichen. Firmenkontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn Gbr Godern Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de Pressekontakt: EDITION digital Pekrul & Sohn GbR Gisela Pekrul Alte Dorfstr. 2 b 19065 Pinnow Deutschland 03860 505788 [email protected] http://www.edition-digital.de
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