#distanzschaffen
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Techniken entfernen
1.
Technik entfern(e) von der Natur, notiert Luhmann auf einem seiner Zettel als Kommentar zu Ortega y Gassets Betrachtungen [sic!] über die Technik. Ortega y Gasset hat einen Text geschrieben, dessen Züge Trachten und Träger liefern, wie auch Warburgs Staatstafeln Trachten und Träger liefern - das heißt Züge, die trennen und assoziieren, um damit Gründe auf Unterlagen zu geben, zum Beispiel Normen, Ansichten und Greifbarkeiten von Geschichte.
2.
Das Distanzschaffen, von dem Warburg spricht, schöpft die Distanz nicht aus dem Nichts. Was dieses Schaffen an Distanz in Wort und Bild, Tanz oder Bau markiert, das ist sekundär, eben selbst schon ein Apparat, der in einem freien Raum, wie Luhmann schreibt, sich dazwischen schiebt, also die vorliegende und vorgehende Distanz gar nicht berührt, weil er den Freiraum hat, sich dazwischen zu schieben.
Technik entfernt zwar von der Natur, macht den Abstand zur Natur damit aber nicht unbedingt größer. Der vortechnische Mensch kann auch leicht aus der Natur fallen, von ihr ausgepuckt werden oder gegen sie so rennen, wie gegen eine Waschbetonwand in Bochum. Die Technik kann von der Natur entfernen, indem sie Natur symbolisiert. Ihr Apparat symbolisiert Natur nicht nur im Symbol, das der Apparat ist, sondern auch mit der Stellung dieses Symbols im Verhältnis zu seiner Umgebung. Der technische Apparat symbolisiert auch die Natur, die ihn umgibt, schon weil er sie als Umgebung symbolisiert und weil die Unterscheidung zwischen Natur und Technik dann auch durch das Objekt getroffen wird, das er ist. Das technische Objekt ist dann die zügige Einfalt der Unterscheidung zwischen Technik und Natur.
3.
Dass die Technik von der Natur entfernt, verstehen wir als eine Übersetzung der Entfernung, die aus einer natürlichen Entfernungen in eine technische Entfernung übersetzt - und damit Natur dem Menschen sogar näher rücken aber auch weiter vom Leib halten kann, wie auch vorher der Mensch allem anderen in der Natur näher kommen und allem anderen in der Natur abrücken kann, schon weil er sich selber näher kommen und von sich selber weiter abrücken kann, weil er selber Teil der Natur ist.
Das Distanzschaffen legt die Distanz, die es schafft, nicht zurück, es lässt pendeln, lässt distanzen skalieren, stratifizieren und mustern, lässt große und kleine Trennungen markieren, lässt verkehren und verzehren, lässt begehren und queren, lässt händeln und bestreiten.
3.
Luhmann schreibt: Er, der Apparat, fordert Anpassung,
die im Unterschied zur Anpassung an die Natur
einseitig-extreme Geschicklichkeiten erzeugt. Allerdings auch
neue Nähe:
a.) durch Schönheit technischer Gebilde; b.) Erweiterung realer Anschauung; c.) neues Erdraumgefühl.
Die Liste liesse sich forsetzen, solange bis der Begriff der Anpassung auf eine natürlich drehende und verkehrende Welt eingestellt ist, die nicht fix und starr eines jener Ziele ist, die hinter einem steilen und kurvenreichen Pass liegen. Das Passieren selber ist passend, man passt sich der Natur an, indem man Natur geschickt passiert und in der Regung wendig bleibt, voller Kehren und Kippen, mit allem auf und ab. Man muss den römischen Kalender schon mitmachen, die Berge und die See muss man mitmachen, die Nacht und den Tag und den Norden und den Süden. Einseitig extreme Geschicklichkeit klingt bombig. Wenn ich meinen Computer einseitig extrem geschickt verwende und nicht mehr berücksichtige, was der Computer an Möglichkeiten bietet, wenn ich also versuche, mit meinem Laptop einen guten Espresso zu machen oder ein Springturnier zu gewinnen, dann kann ich auch gleich zum Bade- oder Skiurlaub in die Steppe fahren.
Was Luhmann auf dem Zettel eine einseitig extreme Geschicklichkeit nennt, scheint mit eine spezifische Limitierung und Kanalisierung der Operationen zu meinen, eben den Umstand, dass die black box eines technischen Apparates vieles, Homogenes und Heterogenes involviert, das aber zu pointierten, zügigen und simplen, also einfältigen Operationen. Technik erleichert, nicht alles, manches macht sie schwer, die Züge aber, auf die hin sie angelegt ist, soll sie leicht und simpel machen, das ist der einfältige Zug eines technische Objektes, das auf pointierte Operationen hin angelegt wird.
Ein Wecker von braun involviert Plastik, also auch Kohlenstoffverbindungen, die aus einem anderen Zeitalter stammen, deren Pflanzen zwar Kohlenstoff und Wasser organisch verbinden, uns ihren Namen und Aussehen aber nicht übermitteln konnten. Der Wecker involviert Metalle aus fernen Ländern und den Geschmack aus einer modernen, um 1970 herum errichteten Bungalowsiedlung in Kronberg am Taunus, aber nur, um mich pünktlich zu wecken und die Zeit ablesen zu können, nicht um mich in andere Zeitalter, andere Länder oder aber in den Taunus zu bringen, dafür ist der Wecker zu pointiert. Die Entfernung die Technik schafft, ist pointiert und kann dabei wie ein Wachen auf natürlicher Brandung tanzen.
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Das Wechselgeschäft
1.
Ein Impuls Warburgscher Geschichte und Theorie des römischen Rechts oder aber eines Rechts, in dem Antike nachlebt und dessen Differenzierungen damit nicht aus sind und nicht ausgehen, sondern unbeständig, polar und meteorologisch weiter gehen, der ähnelt in gewisser Hinsicht den Impulsen, die Barbara Cassin mit ihren Arbeiten zu den Übersetzungen antiker Texte gegeben hat. Cassin spannt nämlich die Übersetzungen über die Limits einer Sprache, die in der Gegenwart verständlich, dabei asketisch und züchtig sein will, hinaus auf.
Warburg behandelt das Symbolische nicht unbedingt als etwas, das in Ordnung sein muss. Das Symbolische lässt vielleicht Worte und Bilder geben und nehmen, lässt orientieren, handeln und händeln, aber in Ordnung muss es noch lange nicht sein. In Bezug auf das Distanzschaffen und dasjenige, was darin als Wort oder als Bild gegeben wird, sind Verwechslungen und Konfusionen Teil des Nachlebens der Antike und Teil des Distanzschaffens. Warburgs Ausführungen zu dem, was er auch rechtstheoretisch Trajans Gerechtigkeit nennt betrifft Kontrafakturen, dienicht stabil oder stabilisierend erscheinen, sie erscheinen wechselhaft und unbeständig: Man deutet um, aus strategischem Fortune wird da schon mal Pietät et vice versa.
Mit Warburg lässt sich auch die Sprache nicht auf die züchtigen und asketischen Etymologien verpflichten. Dass die Verwandtschaftsbeziehungen der Wörter sorgfältig gepflegt werden und man zum Beispiel sagt, dass ab urbe condita mit der Formulierung Seit der Gründung Roms übersetzt werden müsste und nicht mit der Formulierung Seitdem Rom gereizt/ reizend übersetzt werden dürfte, das condita hier legitim mit condere verbunden sei und die Verbindung zu condire unzüchtig sei, condere und condire nicht legitim verwandt wären, das würde Warburg wohl nicht leugnen. Man zensiert ja die Kinder, damit sie lernen, züchtig und asketisch zu sprechen. Aber das es illegitime Verwandtschaft gibt und das Sprechen sich auch aus der Konfusion speist, das leugnet er nicht nur nicht, er nutz es immer wieder für vorzensierten kindischen, surrealen Witz und für sehr genau historische Rekonstruktionen (wie eben in den Passagen zu Trajans Gerechtigkeit). Dass das Recht ganz züchtig und legitim mit Regimen verwandt wäre, die Verwandtschaft zum Regen oder Reigen aber unzüchtig oder illegitim wäre, auch das würde er nicht bestreiten. Warburg hat aber genug anthropologische Erfahrung gesammelt, um nicht Lévi-Strauss, Descola oder de Castro lesen zu müssen. Er weiß auch so, dass alles das, was hier vorkommt (kindische Leistung und Freudsche Fehleistung: verkommt), auch da vorkommt oder verkommt - nur in anderen Reihenfolgen. Mit Reihenfolgen meine ich Sequenzen, also Züge, auch Auszüge und Vollzüge.
2.
Was die züchtigen und asktischen, die ordentlich frisierten und gebügelt beschmückten Etymologien mit ihrer bildungsbürgerlichen Stratifikation sichern, das ist unter anderem ein Abstand zu den niederen Schichten oder aber zu der übertreibenden Verwandtschaft aus dem Osten, zu Leuten, die angeblich nicht auseinanderhalten können, was doch auseinanderzuhalten sei, deren Distanzschaffen nach einer Vorstellung permanter Reformation (dem Dogma der großen Trennung) angeblich mangelhaft oder unterentwickelt wäre. Man findet solche Züge noch bei Sergio Burarque de Hollanda, nicht in den Passagen, die ihm absurderweise den Vorwurf eingebracht haben, antisemitische oder rassistische Ressentiments zu pflegen. Es sind Passagen über die Vorstellung, in der Unterscheidung zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen gäbe es in Brasilien etwas Exzessives, das gleichzeitig mit einem Mangel oder eine Unterentwicklung von Unterscheidungsfähigkeiten einhergehe. Man sagt, treffend, Sergio Buarque habe sich von Max Weber inspirieren lassen, glaube ich sofort, auch wenn ich es anders formulieren würde: zuviel Weber gesoffen. Das Private ist in Brasilien römisch und damit auf eine Weise häuslich, die nicht aufgehört hat, hausend zu sein. Quid est Roma? Contubernium romanorum.
3.
Auf Tafel 78 des Mnemosyneatlas haben es, bis in die heutigen Editionen, Verwechslungen geschafft. Noch in der ersten Auflage der fantastischen Edition von Ohrt und Heil findet sich die Legende, man sehe in Bild 78/8 Kardinal Maffi auf dem oben abgebildeten Gebäude in Turin. Man sieht zwar nicht Maffi, dafür aber auch kein Gebäude in Turin. Man sieht Gasparri auf dem Autohaus am Piazza Guiseppe Verdi, ein Turm der Villa Borghese ist leicht zu identifizieren, genauso wie Gasparri, zumindest seitdem Ohrt und Heil endlich für eine anständige Abbilldungsqualität gesorgt haben. Warburgs Wissenschaft koimmt aus dem Wechselgeschäft, aber die Details sind heilig. Wo und wann das Foto tatsächlich entstand, wer dort zu sehen ist: diese Details sind heilig, heilig ist aber auch, wer da wann und warum etwas verwechselt hat, könnte ja ein großartiger Witz, Fortune oder eine Not drin stecken.
Spiral ramps of the Lingotto, by Giacomo Matté-Trucco (1923-1926).
Turin, Italy.
© Roberto Conte (2023)
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Krümel und Lulatsch erklären 'Hier und Da'.mp4
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Distanzschaffen
Anfängerübung, Aby Warburg und juristische Grundlagenforschung. Bevor Christoph Möllers in seinem 2015 erschienen Buch über die Möglichkeit der Normen den Begriff der Distanznahme als Kern seiner Rechtstheorie oder seiner Theorie der Normen definiert hat, hat Aby Warburg das getan. Alle diejenigen, die den Begriff der Norm an den des Symbols knüpfen, tun ähnliches, also nicht nur Möllers und Warburg. Das Symbol ist ein Bruchstück, eine Scherbe, es ermöglicht Entfernung, zum Beispiel über Entfernung zu kommunizieren. Man kann sich trennen und wieder verbinden, weil die Bruchkante der Scherben so verbunden werden können, das eine Identifizierung des Anderen möglich ist: sie passen zu- und aneinander. Dieser Vorgang der Trennung und Bindung kennzeichnet das Bruchstück, das man man Symbol nennt.
Aby Warburgs Entwürfe zu einem früheren Text tragen den Titel "Grundlegende Bruchstücke". Der Titel ist zweideutig. Er kann sich auf eine Schreibeweise Warburgs beziehen, er schreibt dort nämlich Zettel und macht kleine Skizzen, das wirkt für manche Leser auch ohne Auseinanderbrechen (den zusammengefügt war es ja nie) 'fragmentarisch', ihre Erwartung auf das Ganze bleibt ihnen unerfüllt. Der Titel "Grundlegende Bruchstücke" kann sich aber auch darauf beziehen, dass Warburg über Symbole schreibt, und zwar solche, die Gründe legen oder Gründe geben, wie das auch Normen tun können, etwa wenn sie in Verträge, Verfassungen oder Urkunden sich finden.
2.
Den Begriff Distanznahme streicht Warburg in seinen Notizen zu der Einleitung in den Atlas wieder aus und notiert statt dessen Distanzschaffen. Das Distanzschaffen, so begreife ich den Begriff bei Warburg, legt die Distanz, die es schafft, nicht ab und nicht zurück. Das Distanzschaffen richtet einen Umgang mit Kontraktion und Distraktion ein, mit Anziehung und Abstoßung, es lässt Distanz verkleinern und vergrößern und so sogar die Richtung ändern, lässt also von Annäherung zur Vergrößerung einer Entfernung umwenden oder umkehren. Sternenbilder dienen zum Beispiel dafür, eine Orientierung in Zeit und Raum zu bekommen und u.a. eine Vorstellung zu entwickeln, ob ein Termin näher rückt oder ob er schon wieder in die Ferne rückt. Dringlichkeiten werden messbar, sowohl in Bezug auf vorbereitende als auch nachbereitende Maßnahmen. Das Distanzschaffen soll pendeln lassen
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Distanzschaffen
Ich habe vier Textpassagen von vier verschiedenen Autoren abbebildet. Diese vier Textpassagen stammen aus meinen Zettelkasten. Die erste Passsage stammt auch ursprünglich von mir selbst, aus meiner Antrittsvorlesung Vom Scheiden (2015).
Darin schlage ich vor, Rechtswissenschaft als Wissenschaft von Techniken zu verstehen, die kurz gesagt unterscheiden. Abstrakter gesagt: Ich schlage vor, Rechtswissenschaft als Wissenschaft von Operationen zu verstehen, die auf Wiederholung angelegt sind und mit Differenz umgehen soll. Die Unterscheidung ist eine Möglichkeit, mit Differenz umzugehen. Eine Entscheidung ist eine andere Möglichkeit, sogar eine Verabschiedung ist eine Möglichkeit mit Differenz umzugehen.
Damals habe ich über solche Unterscheidungen gesprochen. Unterscheidungen ziehen eine Grenze, sind also auch Grenzoperationen. Der Vorschlag ging so weit, dass Kollegen sich weigerten, darin noch Rechtswissenschaft zu sehen. Dann sei das eben Kulturwissenschaft oder Technikwissenschaft, aber Rechtswissenschaft sei es nur im Rahmen der Rechtswissenschaft und nicht an der Grenze oder gar über die hinaus. Ich bin dann nach Brasilien gegangen, um überhaupt noch an juristischen Institutionen arbeiten zu können. Man soll eben unbedingt scheiden. Wenn etwas nicht hier geht, dann geht es da. Wenn es nicht jetzt geht, dann eben später.
Eine Grenze ist eine Grenze, eine Operation wird vollzogen, das geht mit Widerständigkeit und Insistenz einher. Recht gibt es nicht von selbst, Recht ist nicht selbstverständlich. Das Recht ruht nicht, es stillt nicht.
2.
Die zweite Textpassage stammt von Volker Boehme-Neßler aus dem Buch Pictorial Law. Wie in der erste Passage geht es hier um etwas, was ich im Folgenden Distanzschaffen nenne. Ich beziehe mich in meiner Textpassage auf Cornelia Vismann, die Juristin und Medienwissenschaftlerin war. Boehme-Neßler bezieht sich in seiner Passage auf Goody und Ong, die ich der Einfachheit halber auch als Medienwissenschaftler bezeichne, dort hatten und haben sie große Erfolge. Die dritte Passage stammt schließlich von Aby Warburg, das ist der Anfang der Einleitung in den Atlas, zu dem die beiden Staatstafeln die beiden letzten Tafeln bilden. Auch Warburg spricht von Distanzschaffen. Die letzte, vierte Passage wiederum stammt von dem Cover eines Buches von Christoph Möllers: Die Möglichkeit der Normen. Auch da geht es großzügig gesagt um Distanzschaffen, er spricht von Distanznahme, das versteh ich jetzt einmal großzügig als Synonym, nicht allgemein, aber für die folgenden Argumente.
3.
Wir haben vier Textpassagen von vier verschiedenen Autoren aus vier verschiedenen Zeiten, die in mehr oder weniger Distanz zum Recht etwas zum Distanzschaffen sagen. Ich gehe soweit zu sagen, dass man den Bestand, die Beständigkeit und die Unbeständigkeit des Rechtes darüber verstehen kann, wie Distanz geschaffen wird. Etwas grob gesagt lautet die These: Recht besteht nicht unbedingt aus Werten, nicht unbedingt aus Material, nicht unbedingt in Formen. Es besteht durch technische Vorgänge, die Distanz schaffen. Es besteht durch Unterschiede, die wiederholt gemacht werden und dann anderen Unterscheidungen entweder entsprechen oder von anderen Unterscheidungen unterscheiden sollen. Niklas Luhmann hat einmal das Recht als ein gesellschaftliches System beschrieben und gesagt, dieses System bestehe nicht aus Menschen, sondern aus Kommunikation. In dem Sinne würde ich vorsichtig sagen: Das Recht besteht nicht unbedingt aus Personen, Dingen und Handlungen, sondern aus Operationen, die Differenz operationalisieren. Wenn diese Operationen Personen, Dinge und Handlungen einrichten und wahrnehmbar machen, dann besteht das Recht auch daraus. Wenn diese Operationen auch Werte, Material oder Form einrichten, dann besteht das Recht auch Werten, Material und Form. Unbedingt muss Differenz operationalisiert werden: alles weitere ist bedingt.
Es gibt Wissenschaftler, die behaupten, man müsse das Recht über etwas bestimmen, was nur am und nur im Recht vorkäme. Das Recht müsse entweder einen Fixpunkt oder aber eine Garantie haben, an dem unverwechselbar und austauschbar erkennbar werde, ob man es mit Recht zu tun hat oder aber nicht. Das Rechte könne sich begründen, und zwar aus eigener Kraft, aber nicht aus fremder Kraft. Das widerlege ich nicht, aber nur weil mich das Phänomen dieser Idee, dieses Dogmas fasziniert und ich es in seiner Wirkmächtigkeit und Effektivität weder ignorieren kann noch ignorieren will. Das Phänomen, die Idee oder das Dogma, das Recht unverwechselbar und austauschbar, exklusiv, einzigartig sei, das nenne ich die Einrichtung eines Monopols, soweit man von Praxis spricht, gibt es sogar ein Rechtsberatungsmonopol. Bezieht man das auf Wissenschaft, kann man das ein epistemisches Monopol nennen. Ich widerlege das nicht. Und widerspreche trotzdem. Ich sage: Es geht auch anders. Dass ganz unterschiedliche Wissenschaften etwas über Distanzierung und Recht sagen, dass sie darin konkurrieren und rivalisieren, dass da kein Spitze, kein Alleinvertretungsanspruch auftaucht, das stört mich gar nicht. Ich gehe von der These aus, dass das Recht zwar nicht eigenschaftslos ist, Eigenschaften hat es immer. Es ist aber durchgehend eigenschaftsfrei, kann also jede Eigenschaft austauschen, kann alles auswechseln. Anders herum kann es von allem anderen ersetzt werden. Es gibt kein juristisch zu lösendes Problem, das nicht auch anders gelöst werden könnte. Es gibt keinen Konflikt, den man nicht sowohl mit Recht als auch ohne Recht lösen kann. Alles, was Recht auszeichnet, kommt auch ohne und außerhalb des Rechts vor. Keine Stelle am Recht, kein Merkmal am Recht wird jemals absolut. Alles könnte anders sein, völlig anders - und wäre es nie irgendwo zu so etwa wie Recht oder Rechtswisswenschaft gekommen, schließe ich nicht aus, das der heutige Tag genauso ablaufen würde, wie er abläuft. Ich kann es mir schwer vorstellen, aber ausschließen kann ich es nicht, weil ich keinen Fixpunkt finde. Meine Theorie ist durchgehend relativ. Dadurch wird mir nicht schwindeliger, als mir ohnehin jeden Tag wird, wenn ich mir Nachrichten anschaue.
4.
Vier verschiedene Autoren, die, wie gesagt, mit unterschiedlicher Nähe und Ferne zum Recht etwas über Distanzschaffen sagen. Christoph Möllers verortet das Distanzschaffen im Kern der normativen Praxis, dort ganz nah, also auch sehr nah am Recht, je nachdem, wieviel normative Praxis man auch jenseits des Rechts akzeptiert. Man kann sagen, dass Möllers das Distanzschaffen schon ziemlich nah an den Kern des Rechts rückt. Bei Boehme-Neßler bin ich mir unsicher, wie eng und nahe er die Technik des Distanzschaffens und die Techniken des Rechts zusammendenkt. Müsste ich l��nger drüber nachdenken. Bei Warburg wird es fantastisch, dazu später mehr: der hat nämlich dazu eine Theorie, die mit Pendeln und Polarität zu tun hat, kurz gesagt: Das Distanzschaffen schafft kürzere und entferntere Distanzen, Distanzschaffen nähert also an und rückt in Ferne. Ich definiere das Distanzschaffen als einen elementaren Vorgang des Recht an, gleichzeitig akzeptiere ich, dass darin keinerlei Alleinvertretungsanspruch, nicht exlusives liegt. Der Genitiv soll keinen Anspruch auf Eigenheit, Eigentümlichkeit, Eigenkraft oder Eigentum erheben. Distanzschaffen ist also zwar ein elementarer Vorgang des Rechts, aber auch anderer Phänomene.
Das, was in der Scholastik differentia specifica genannt wird und einen Unterschied bezeichnen soll, der einem Einzelnen seine Einzigartigkeit und Einmaligkeit gibt, dieses Einzelne von allem anderen so unterscheidet, dass der Unterschied nur diesem Einzelnen zukommt, ihm eigen und spezifisch sei - das sehe ich in diesen elementaren Vorgängen nicht.
Niklas Luhmanns Gesellschaftstheorie des Rechts hat in früheren Fassungen die Einzigartigkeit des Rechts über eine Funktion definiert. Er hat behauptet, das Recht übernehme eine Funktion, die kein anderes System übernehme, darum werde es gebraucht und darum gäbe es eben auch Recht. Dierser Funktion liege darin, Verhaltenserwartungen zu stabilisieren. Ich glaube, dass erstens Museen und Rundfunkanstalten das auch tun, Kneipen und Kirchen können das auch, verläßliche Partnerinnern und Partner, Hunde und Rinder können das auch, vielleicht sogar auch Katzen. Zweitens tuns sie es oft sogar besser. Luhmann hat das aber unterstellt, vor allem aber unabhängig davon, was diese Funktion sei, gedacht, dass das Recht etwas tun müsse, was sonst nicht erledigt würde. Sonst hätten sie Leute darauf verzichtet. Später finden sich bei Luhmann diese Ideen seltener, er bringt neben einer Theorie der funktionalen Differenzierung eine Theorie der Autopoiesis, die auch ohne Funktionen auskommt ins Spiel. Ob er das eine gegen das andere ausgewechselt hat, ob er da Widersprüche oder keine sah, ist unsicher. Bruno Latour hat in seinem Bich über die Rechtsfabrik eine Passage zur Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit des Rechts geschrieben. Ich bin mir unsicher, ob er wirklich eine Theorie vom recht hatte, oder ob er einfach ein tolles Buch geschrieben hat, in beiden Fällen finde ich die Passage toll, glaube trotzdem nicht dran, was er da geschrieben hat. Ich beschäftige mich mit Warburg nämlich unter anderem gerade darum, weil sowohl seine Bildwissenschaft als auch seine Rechtswissenschaft vom Wechsel ausgeht, sogar von der Verwechselbarkeit und Austauschbarkeit. Er geht nicht von Beständigkeit aus, nicht von Stabilität und Stabilisierung. Er geht von Unbeständigkeit aus, von Regungen, die man meteorologisch nennen soll, weil sie schwer kalkulierbar bis unberechenbar sind. Meine These lautet, dass es sich lohnt, die Geschichte und Theorie des Rechts auch einmal aus dieser Perspektive zu beschreiben.
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Kannibalismus als Verfahren
1.
In seiner kannibalischen Metaphysik schreibt Eduardo Viveiros de Castro (mit einem Rückgriff auf Maniglier), der wahrhafte Anthropologe werfe von uns ein Bild zurück, auf dem wir uns nicht erkennen. Wenn man so will: sei dessen Kunst ein Verfahren, zu verfremden. Jede Erfahrung einer anderen Kultur biete Gelegenheit zum Experiment mit der eigenen Kultur. Allerdings, so führt de Castro fort, ginge es dabei weniger um imaginäre Variationen, Einführung neuer Variablen oder Inhalte in unsere Einbildungskraft.
Es ginge vielmehr um die Form selbst.
Ob das wirklich besser gesagt ist, weiß ich nicht, aber de Castro sagt, besser gesagt sei es so, dass es ihm um die Struktur unserer begrifflichen Einbildungskraft ginge. Die müsse sich dem Regime der Variation unterstellen und sich so als Variante, als Version, als Transformation erkennen geben.
Ich würde das gerne so verstehen: Wir stehen knietief im Bodensatz der Gründe. Die Ideen fallen entweder nicht vom Himmel oder sie regnen von dort herab, weil sie zuerst von uns ausgedünstet, aus dem umgebenden Sumpf, den Pfützen, Tümpeln und Flüssen und Meeren verdampften. Wir steigen aus dem Kosmos nicht aus, nicht aus der Nachbarschaft, nicht aus der Umwelt. Es gibt, darauf verweist de Castro, jeden Tag wissenschaftliche Literatur, die einen einseitigen, asymmetrischen Konstruktivismus akzeptiert. Immer lese man, eine Wissenschaft habe ihren Gegenstand schlecht konstruiert, bis zu dem Augenblick, an dem der neue Autor, Autor einer kritischen Denunziation, sich an den Schreibtisch setzte. Jeden Tag eine Portion universelle Vernunft, verkörpert durch Autoren,die sich und das was sie tun vorsorglich selbst schon kritisch nennen. Jeden Tag wird der Leser aus dem Aberglauben vertrieben. Jeden Tag gibt es Exorzismus. Dabei mute jeweils nichts altbackener und bizarrer an, als die jüngste Vergangenheit.
2.
Das schlechteste, was man da tun könne sei es, die Anthropologie in ein Dienstverhältnis zur Ökonomie oder zu Soziologie zu stellen. Nicht daran stört sich de Castro unbedingt. Er stört sich daran, wenn das geschehe, um mit mit gefälligem Eifer die von diesen beiden Verwaltungswissenschaften verbreiteten Metaerzählungen der Moderne zu wiederholen. Was meint er? Er spricht von einem Staatswissen, dessen wichtigste Funktion in der repressiven Rekontextualisierung der existentiellen Praxis aller Kollektive des Planeten anhand der Begriffe der Denkkollektive des Analytiker zu bestehen scheine.
Er vertrete hingen eine Position, nach der sich der Anthropologe an der frischen Luft aufhalten müsse, im 'grand dehors' als ihrem natürlichen und kulturellen Element; dass sie sie Kunst der Distanzen perfektionieren müsse, die sie seit jeher praktiziert und dass sich sich zugleich von den selbstironischen Winkeln der westlichen Seele fernhalten müsse.
Die Anthropologie müsse einem Projekt der Veräußerlichung und Verfremdung ihrer Vernunft treu bleiben. Dieses Projekt habe es vermocht, die Anthropologie immerfort aus dem stickigen Alkoven des Selben zu treiben.
3.
Ob ich das auch so sehe? Ob ich das anders sehe? Ob ich das auch für eine Rechtswissenschaft so sehe, für eine multidisziplnäre Rechtheorie so sehe oder aber für eine Geschichte multipler Normativität so sehe? Das weiß ich nicht, klingt ja teilweise toll, teilweise verdächtig attraktiv, was er ihn seinem Rahmenwerk so schreibt. Anderseits: an Ironie ist auch nicht alles schlecht gewesen, Winkelchen und Westen können auch ganz schön sein.
Aber eins ist sicher: Mit dem de Castro teile ich Probleme. Mit ihm teile ich ein Interesse an der Geschichte und Theorie eines Vagen, das nicht auf das Unbestimmte oder gar Ungenaue verpflichtet wird, sondern darauf, Ursprung und Ziel einer Reproduktion die Differenz sein zu lassen. Mit ihm teile ich das Interesse an einer Reproduktion, die nicht darauf verpflichtet wird, schöpferisch zu sein oder die Qualität dessen zu haben, was nach den Theologen Qualität der Schöpfung ist. Mit ihm teile ich das Interesse an Differenzierungen, die nicht darauf verpflichtet werden, etwas zu vermehren.
4.
Es geht um die Form selbst. Form, die Norm ist, ist Form, die dadurch erscheint, dass eine Differenz operationalisiert wird. Im Kalkül der Formen heißt es: Draw a distinction. Ziehe, zeichne, reisse eine Unterscheidung.
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to rush: Rage, Rasen, Russians
1.
Immer dann, wenn etwas anfängt, dann fängt auch das Recht an, denn anzufangen ist eine juridische Kulturtechnik. Wo fängt aber das wütende, rasende und lohnende Recht an? Man sagt, das Recht sei über Griechenland und das gelobte Land, also aus dem Osten in den Westen gezogen. Schauen wir mal zurück. Hinter dem Pferd sakon, weiter hinten dann Yukon, also soweit hinten, dass der Osten da schon wieder in Westen und der Westen in Osten kippt, da fängt Recht an zu wüten, zu rasen und zu lohnen.
Sakon und Yukon sind zwei Begriffe, die bezeichnen sollen, was anders Nomos oder lex/leges oder law bezeichnet wird. Law ist verstellt lawn, nach Dänemark gestellt wird es to lov, in die psychoanalytische Rechtstheorie gestellt wird es zu love, Lohn soll das Recht auch erst an anderer Stelle sein.
Schnell gelesen rast das Gesetz aber auch, das Rasen kann sich lohnen, sogar wie grasende und rasende Pferde und reissende Flüsse, wie der durch Wiesen treibende Yukon, der scharf begrenzt, gerade weil er wütend durch Wiesen treibt und man ihn kaum überqueren kann. Das Wesen des Gesetz des Westens soll nicht rauschhaft und nicht russisch sein, der russischen Gesellschaft soll sogar nach der Deutung einiger westlicher Rechtstheoretiker jedes Verständis für Freiheit fehlen /die Russen sollen zuviel trinken, das heißt aber auch: dass sie mit jeder Freiheit nicht aufhören, Freiheit zu begehren, anders als manch im Westen, denen die Freiheit manchmal schon reicht, wenn sie einen eingerichteten und ausgeübten Betrieb hat, man mit ihr vor allem außerhalb regulierter Arbeitszeit etwas herrliches unternehmen kann. Das reicht manchen im sparsamen Westen schon, sie sagen auch, das Recht solle reichen, nicht rasen und nicht lohnen, das solle richten und nicht reigen. Die im Osten kriegen nie genug davon, was einigen im Westen wieder zuviel ist, weil ihnen auch Rechte zuviel werden, schon so erscheinen Ihnen Russen zu wütend und ihre Rechte nihil oder nihilistisch.
2.
Thomas Schestag oder Aby Warburg sind zwei der Protokollanten eines Umstandes:
Jedes Wort ist ein Wort, darum gibt es alle Worte und das auch noch in allen Versionen und Perversionen, in allen Übersetzungen, noch seemantisch über Seezungen. Jedes Gefühl ist ein Gefühl, darum gibt es alle Gefühle, und das auch noch in allen Versionen und Perversionen. Jedes Bild ein Bild, jeder Begriff ein Begriff.
Dabei ist an sich nie etwas zerbrochen. Wenn etwas dabei zerbrochen ist, dann nicht an sich, sondern dadurch, dass einem Bruch ein Grund gegeben wurde. Die Leute wollen das, wollen sogar dem Tod Gründe geben, fragen um's Verrecken noch nach Gründen. Das kann einem ein Rätsel sein, aber es kann nicht geleugnet werden, nihil soll ohne ratione sein. Fragmentierung ist ein normativer Vorgang, Teil des Distanzschaffens, des Scheidens und Kreuzens, an dem die Trennung und die Trennungsmacht ausgespielt, nicht aber die Assoziation und nicht die Austauschbarkeit ausgespielt werden. In der Moderne hat Rilke, am archaiischen Torso Apollos, als anhand einer Figur am Belvedere des Vatikans, die normativen Vorgang der Fragmentierung und seinen Bezug zur Totalen berühmt verdichtet. Nicht erst seit dem ist die Fragmentierung eine beliebte Figur auch in der Rechtswissenschaft (etwa bei Carl Schmitts Idee großer Bruchlinien). Das ist vermutlich schon in der Antike so, vermutlich entwickelt sich daraus auch das Ritual und Spektakel des pomerium. Man zieht eine gründliche Linie durch den Acker, das tauscht etwas aus und zieht etwas zusammen, assoziiert etwas, aber vor allem symbolisch nennt man das und vor allem die Trennung wird betont, nicht ganz konsequent, sonst könnte man den Vorgang auch diabolisch nennen.
Der Umstand, für den Thomas Schestag sprachlich und Aby Warburg bildlich herausragende und fantastische Protokollanten sind, das ist ein Vorgang, der abstrakt als Kontraktion und Distraktion beschrieben werden kann. Abstraktion ist aber Traktion, beschreibt man also Kontraktion und Distraktion abstrakt, kontrahiert und distrahiert etwas an der Abstraktion, das Konkrete streift man unvollständig ab. Die Lösung wird nicht alles los, die Bindung wird nicht fugenlos. Schestag und Warburg lassen nicht an Fragmentierung glauben. Es geht in ihren Protokollen auch ganz konkret um Personen, Dinge und Handlungen, die pendeln, die zum Beispiel zwar von eigenem Ort und eigener Zeit scheiden, flüchten, sich dabei aber mitnehmen und mitnehmen lassen, die dabei sprechen und Bilder machen, um etwas loszuwerden, sich davon aber weiterhin berühren lassen und sogar begehren, damit weiterhin etwas zu begreifen. Man teilt die Welt und will sie ganz haben. Man führt einen Streit, in dem man einführt, was unbestreitbar sein soll. Das, was Warburg Distanzschaffen nennt, legt die Distanz, die sie schafft nicht zurück, sie lässt sie pendeln.
3.
Schestag und Warburg wirken nicht besonders dogmatisch (sind sie aber!). Beide trainieren ein melancholisches und polares Talent, nämlich die Gabe, alles auf sich beziehen und dann abstossend finden zu können, dafür aber auch alles entfernt zu sehen und begehren zu können.
Ihre Protokolle sind positivistische Protokolle, die vom historischen Materialimus gelernt haben. Die Spur, die von Rausch zu rush, rage, rasen/Rasen und Russia, rus führt, die von law zu lov, love, lawn und Lohn führt, ist eine historisch gezogenen Strecke, die wie ausgedacht klingt,die deswegen ausgedacht klingt, weil sie es auch ist, nur eben nicht nur ausgedacht. Der Mensch ist schließlich ein bereits lange aufsitzendes Wesen, das schon lange mit Illusionen eine Zukunft hatte. Dadurch wird die Strecke nicht weniger historisch.
Von meinen Texten sagen manche Leute manchmal, sie hätten eine literarische Form. Sie fordern dazu noch manchmal, dass ich erklären solle, was ich persönlich unter Form verstehen, erklären aber nicht, was sie persönlich unter einer literarischen Form verstehen. Das müssen Sie auch nicht, das wage ich selbst zu deuten und kann es auch, weil ich Deutung für nur begrenzt privatisierbar und autorisierbar halte. Ich erwarte aber auch, dass die sich vertrauen, zu deuten, sonst halte ich sie für eher dumpfe oder ängstliche Wissenschaftler. Sie können ruhig selber deuten und für ihre Deutung Verantwortung übernehmen, zumindest wenn sie amtlich und weisungsfrei agieren. Zu sagen, jemand schreibe vieldeutig und könne darum nicht gedeutet werden, ist auch in Bezug auf beamtete Wissenschaftler verständlich, aber im beruflichen Kontext eine unverschämte Denkfaulheit. Wenn ich Form sage und sonst nichts, dann meine ich jede Form in jeder Form. Will ich etwas ausschließen, sage ich Bescheid.
Die Bedeutung von Form ist komplex, aber nicht unendlich, vor allem bleibt sie immer limitiert. Sage ich in einem Text etwas nicht, habe ich mir das in der Regel gründlich überlegt. In der Regel habe ich im Kopf, wo und wann ich das statt dessen sagen könnte. Kommen mehrer Deutungen in Betracht, weiß ich das in der Regel, in der Regel kenne ich alle Bedeutungen, die so kursieren, manchmal sogar noch mehr als die. Ich feile sehr, sehr lange an Texten (haue sie dann aber schnell und ohne Rechtschreibkorrektur raus). Das ist einer der Gründe, warum Leute sagen, meine Texte hätten eine literarische Form und warum sie irritiert sind. Die Fehler in der Orthographei (sic) sind mir nicht immer peinlich, machmal sind es surreale Lettrismen oder freudsche Leistungen, manchmal sind sie sogar auch bewußt gefeilt. Seemantik oder etwas über Seezungen muss nicht falsch sein, kann es aber natürlich sein. Manchmal wollen Leute mit dem Hinweis auf die literarische Form sagen, ich würde mir Dinge nur ausdenken, wie etwa die Bezüge zwischen Recht, Lohn und Rasen, Wut und Liebe. Gemeint ist dann, das sei assoziativ, alles Bindende darin ein Hirngespinst, denn in Wirklichkeit habe das Recht nichts mit dem Rasen zu tun, es rase nicht und grase nicht, sei nicht zu zäunen, nicht zu nehmen, teilen und weiden und es lohne nicht.
In der Regel kenne ich kursierende Begriffe und Bilder, manchmal sogar noch mehr als die gegenwärtig kursierenden Verständlichkeiten. Meine Texte fallen mir zwar aus dem Kopf, die entstehen rauschhaft schnell. Aber ich habe trotdem lange daran gefeilt, ein Zettelkasten ist involiert - und ich bin mit Zetteln wie denen von Luhmann und Cosmonautroger noch vernetzt, soweit sie digital zugänglich sind. Für kritische Anmerkungen bin ich erreichbar. Wenn jemand die Verständigung aufkündigt, akzpetiere ich das inzwischen leichter als früher, liegt u.a. am stoischen und kynischen Training und daran, dass ich gerade eine feste Arbeitsstelle habe und mir die Verhinderer und Blockierer egal sein können.
Wozu protokollieren Schestag und Warburg - oder auch ich, Spuren, die vom Yukon bis zur deutschen Rechtstheorie führen? Von mir kann ich es sagen: Weil ich glaube, dass wir die Welt im Rücken haben und es keinen archimedischen Punkt gibt, an dem wir Begriffe oder Bilder parken und restlos rasten lassen können. Ich denke, dass es kein Gesetz ohne Trieb, Federn und Triebfedern gibt. Die Antwort legt übrigens auch Warburg nahe. So alleine ist niemand. Was ich mache, passt nicht in die Schublade Postmoderne oder Poststrukturalistisch.
Warburg und Schestag wirken nicht besonders dogmatisch, wenn man eine gerade aktuell kursierende Verständlichkeit dessen, was ein Dogma sein soll als Begriff des Dogmas unterstellt. Theorie wird aber Geschichte nicht los, nur weil sie sich Theorie nennt. Die Begriffe bleiben sedimantär, aufrührbar und archäologisch geschichtet. Pierre Legendres Begriff des Dogmas kursiert auch, ist auch Leuten verständlich. Nichts ist allen immer verständlich, aber unverschämt häufig wagen sogar Professoren ihr Das versteht doch kein Mensch zu bläffen, also häufig wird auf schamlose schnelle, also rasend gesetzliche Weise behauptet, eine Verständigung über den Begriff des Scheins und des Dogmas sei nicht möglich. Das nenne ich eine Wiesen-und-Blümchen-Rechtswissenschaft, eine Rechtswissenschaft, die noch braver und weniger komplex ist als der Kurpark in Badenweiler. Der wirkt dagegen wie South Los Angeles!
Siouxsie & The Banshees, Swimming Horses, 1983
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Das Schloss II
Dieter Grimm hat ungefähr zwei oder drei Jahrzehnte nach Die Zukunft der Verfassung Die Zukunft der Verfassung II veröffentlicht. Da kontrahiert das ein oder andere, das ein oder andere distrahiert. Im Anfang der Zukunft, also 1990, war das Zehren, so legt es Grimm nahe. Am Ende der anstehenden Zukunft, so legt das Grimm 2012 beim Erscheinen von Band II nahe, kommt die Verfassung zu ihrem Höhepunkt.
Was kam insgesamt raus? Auch in Zukunft wird sie bedroht sein. Die Verfassung könnte einerseits immer noch verschwinden, anderseits sich auf stabiler Linie halten, ist also auch in Zukunft im Rücken begriffen. Die beiden Bänder sind ernst zu nehmen, verlieren dadurch aber nicht ihren Witz. Das ist Medienverfassung, ein melancholisch verfasster Diskurs, in dem man immer dasjenige hat, was einem fehlt und dasjenige bekommt, was man begehrt. Ich weiß ja nicht genau, ob ich gerade in Verfassung bin und Verfassung hab, aber den Grimm verstehe ich sehr gut.
Die Lektüre Grimms kann einen ganz grimmig machen, wie wenn man Wörterbücher hervorzieht um Einrichtungen im Süden zu erklären (das behauptet zumindest Kafka). Auf jeden Fall ist es längst Zeit für Das Schloss Teil II. Was Grimm kann, kann Kafka schon lange, oder: something strikes always back, irgendwas ist immer.
Was der eine kann, kann der andere auch. Drehbuchautoren sowieso, die können alles, vor allem drehen. Drehbuchautoren werden entweder zu schlecht bezaht, um sich viel Neues auszudenken oder aber sie werden gut bezahlt, um sich nicht zuviel Neues auszudenken. Die Drehbuchautoren der Pinkster-Film-Reihe Pink Panther haben sich zumindest entschlossen, Kafka nochmal anders zu wiederholen. Clousseau geht hier verschollen, zu den Fischen, er wird ganz barsch oder eben grimmig. Er kommt und geht, auf und ab, taucht ab und zu auf, ab und und zu ab. Mal versucht er es mit Distanzschaffen, mal mit Distanzschiffen. Am Ende versucht er es mit kontrafaktischer Stabilisierung, einem langen Stab, das geht dahin, wohin sein Name führt, ins Wasser.
Clousseau ist ein Schlüssel für das, was meteorologische Subjekte oder meteorologische Themen nach Thomas, dem Hobbes, sein können, auch wenn Hobbes mal hops geht. Das ist komisch. Sie können komisch sein, Fälle lösen und gelöst fallen. Das Subjekt kommt durch die Welt. Das Neue kommt nicht immer aus Calembourg (dem deutschen Kalau) , aber doch auch oft.
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Regung
1.
Aby Warburgs Rechtswissenschaft ist keine allgemeine Rechtswissenschaft, das ist eine besondere Rechtswissenschaft. Aby Warburg weiß etwas von einem Recht, das man Regime, Regie, Regierung, Regel, Regulierung oder aber auch nur Regung oder Regen nennen kann und dessen Aufgabe darin liegt, die Regung (das ist Bewegung/ Animation und 'Verursachung`im Sinne einer Annahme von Gründen und damit Haftung') zu operationalisieren, die operationalisiert werden soll, weil sie unbeständig und meteorologisch (schwebend, vergehend und vorübergehend situiert) ist und weil durch diese Regung weiter, auch außerhalb der Regung Unbeständigkeit und Meteorologie erscheint.
Das mag ein bisschen kompliziert sein, aber nicht total kompliziert.
2.
Diese unbeständige Regung regt auch Unbeständigkeit an, die meteorologische Regung regt Meteorologie (schwebende Situationen) an. Sie ist ansteckend, anstossend, anstössig, affizierend, sie passiert - und lässt sich passioniert erfahren oder auch erleiden, sie ist für Warburg ein Problem.
Diese Regung soll nach Warburg operationalisiert werden, das heißt: ein Umgang mit ihr soll möglich werden, sie soll händelbar oder bestreitbar, handhabbar, sie soll tragbar, wahrnehmbar und ausübbar werden, es sollen Routinen, Protokolle, Akte, Formeln, Formulare oder Formate entwickelt werden, die institutierend sein sollen: man soll mit allem dem die Regung durchhalten und ihr auch etwas entgegenhalten können.
Dasjenige an der Regung, das nach Operationalisierung ruft oder drängt, also die Unbeständigkeit und Meteorologie der Bewegung soll nicht getilgt oder abgestellt werden, die Bewegung oder Regung soll nicht stillgestellt werden, das soll alles wie gesagt operationalisiert werden, händelbar und bestreitbar gemacht werden. Was an der Unbeständigkeit und der Meteorologie ungewiss, unsicher, unkontrollierbar, ungreifbar, unsichtbar oder unerhört ist, auch das soll nicht nicht vernichtet werden. Routinen und Protokolle sollen einen Umgang - und eine Kooperation ermöglichen, die Warburg im Begriff des Distanzschaffens fasst und als Kulturtechnik begreift.
Man soll, man muss Warburgs Geschichte und Theorie des Distanzschaffens als Beitrag zu einer Wissenschaft von symbolischen, normativen, juridischen und juristischen Kulturtechniken begreifen, als Beitrag zu dem, was Ihering Scheidekunst nennt, was Luhmann als eine Zug der Distinktion begreift, was Vismann als Linienzug und Referenzstruktur begreift und was ich als Scheiden, Schichten und Mustern begreife.
3.
Die Kooperation ist ein Mitmachen, das ist unter anderem auch Pathos, Passion, Passivität (Erleiden/ Leidenschaft) - aber keine Unterwerfung, keine Fatalität, keine Ergebenheit ins Schicksal. In der Operationalisierung durch ein Distanzschaffen, das für Warburg dazu da ist, der Bewegung oder Regung und in der Bewegung oder Regung Wort und Bild geben zu können, Orientierung und Handlung zu ermöglichen und einen Denkraum zu gestalten, soll eine Leistung liegen, in der man zu der Bewegung oder Regung auch Nein sagen kann, ihr gegenüber widerständig und insistierend bleiben kann und Abstand wahren kann, aber eben auch Ja sagen kann.
Warburgs Rechtwissenschaft nimmt ihren Ausgangspunkt nicht direkt im Eigentum, nicht in Totem und Tabu, nicht im Verbot oder dem Gebot, nicht in den Regeln zur Tötung oder zur Unzucht, zu dem Mord und zu dem Inzest. Er fängt nicht bei den typischen anthropologischen oder psychoanalytischen Elementen an. Noch einmal: Sie nimmt ihren Ausgangspunkt in derjenigen Regung, die unbeständig und meteorologisch ist und insoweit mit auf einer Seite mit Unsicherheit, Ungewissheit, Ohnmacht oder Unkontrollierbarkeit einhergeht. Konkret fängt er mit dem Wechselgeschäft an, der kommt er schließlich her.
4.
Diese Regung nennt Warburg polar, er bescheibt sie unter anderem als Schwingung oder Pendeln, zeigt sie unter anderem als Drehung, Rotierung, Verkehrung, Verschlingen, Schlängeln, Tanzen.
Wo er die Regung polar zeigt, zeigt er sie oft über zwei Gebärden, von denen eine auf ekstatische Weise erregt ist, wähend die andere besonnen ruht. Sowohl die Ekstase als auch die Besonnenheit lassen erkennen, dass Warburg das Polare unter anderem mit den Eigenschaften der Sonne assoziiert und mit dem, was von der Sonne ausgeht, d.i. Energie, die wandelbar und dabei unter anderem als Schub und Hemmung vorkommt
Die Ekstase und die Besonnenheit assoziiert Warburg mit der Melancholie (der 'Bipolarität'), mit der Phobie und konzipiert die Phobie damit als etwas, was der Furcht oder Angst noch vorausliegt und eine Energie der Affekte ist, mit der die Affekte Formen annehmen, die erst in der Annahme der Form zur Furcht/ Angst, zur Liebe oder Wut, Trauer oder Euphorie werden. Jemand hat sich dem Thema gewidmet, dazu ist viel zu sagen. Die Phobie ist vague, sie ist wellenweise wie die leuchtenden und dämmernden Lichtstrahlen, und geht der Form der Affekte voraus. Die Phobie ist nicht die Furcht, die Phobie ist das Vague der Affekte und Affektionen, das in Form zur Furcht, aber auch zur großen Freude werden kann. Die Phobie sind die tragenden trachtenden Wellenlinien, die in Formation kuratiert und darin erst dasjenige annehmen, dem als Affekt Wort und Bild gegeben werden kann, dann etwa Angst oder Liebe heißt.
Warburg entfaltet das implizit, stumm: durch Anordungen von Objekten und Bildern und er entfaltet es auch explizit. Dabei ist er nach 30 Jahren Arbeit erst am Anfang seiner Arbeit. Meine Deutung der Warburgschen Wissenschaft nimmt ihn ernst, nimmt sein Material ernst, nimmt jedes Detail ernst. Ich insistiere zum Beispiel darauf, dass die kleinen Verfälschungen seinen Materials in zukünftigen Editionen dringend korrigiert werden müssen. In der Edition der "grundlegenden Bruchstücke" muss dringend etwas korrigiert werden: er spricht 1896 mit dem Anwalt Melchior über die mancipatio, nicht eine municipatio (die es nicht gibt), er hat das sorgfältig auf seinen Zetteln notiert und dieses Detail ist mehr als wichtig, denn die mancipatio ist ein Regung, mit der eine Unbeständigkeit operationalisiert werden soll, nämlich der Umstand, dass ein Sklave in der römischen Gesellschaft seine Position wechselt, seinen Eigentümer wechselt. Possession erscheint hier unbeständig. Die römische Gesellschaft fusst unter anderem auf dem Herrschaftsverhältnis, das patronal ist, in dem der pater familias der Eigentümer anderen Menschen ist und sie teilweise sogar nicht seine Personen, sondern seine Dinge sind. Das Herrschaftsverhältnis und die Ordnung basieren immer auch darauf, dass nichts verwechselt wird. Und doch wechselt der Sklave seinen Herrn und der Herr seine Sklaven. Wenn plötzlich an dieser Bindung, die wir Eigentum, die Engländer aber besser possession nennen, etwas aufgelöst und an anderer Stelle wieder eingehakt wird, dann setzt nach Gaius das römische Recht eine Pathosformel in Gang, die Institutionen investieren für diesen Vorgang die Pathosformel, die man mancipatio nennt. Ein Sklave wechselt den Eigentümer, die römische Gesellschaft versteht das als venditio, das ist zwar als Verkauf übersetzbar, aber auch als Wirbel, als Gebläse, Wind und Windung. Da wirbelt etwas auf, das soll operationalisiert werden, dafür ist die mancipatio da: die gibt dem Wirbel Form, übersetzt das Vague und die Phobie in Form, macht die Form wahrnehmbar und ausübbar, wenn man so will: in relativ geordneten Bahnen, aber nicht total geordneten Bahnen.
3.
Also: ich nehme Warburgs Material ernst, aber das heißt auch, dass man einen Abstand zu Warburg haben muss. Und insofern ist seine Wissenschaft 1929 immer noch erst am Anfang. Viele Widersprüche, die gar nicht verschwinden sollen, stehen noch auf eine Weise da, die mir hinderlich erscheint, natürlich nicht mir persönlich, sondern dafür, zu sehen, wie weit Warburg in seinen rechtswissenschaftlichen Ansprüchen geht.
Insofern geht meine Deutung über Warburgs Explikationenm teilweise hinaus, aber nicht über seine Implikationen. Man kann Warburg mit Warburg widersprechen, unter anderem seinem launischen Umgang mit der Figur der Fortschrittes. Das ist ein polarer Umgang mit dieser Figur, ein melancholischer oder manisch-depressiver Umgang mit der Idee des Voran - und stünde Warburg vor einem, müsste man es ihm sagen dass er gerade mal wieder arg in eine Richtung ausschlägt, wenn er entweder von der ewigen Wiederkehr der Bestie Mensch spricht oder aber glaubt, die Kirche habe in der Geschichte des Opfers es geschafft, irgendeine Realität des Opfers zu überwinden oder loszuwerden.
4.
Gestern war Antrittsvorlesung von Marietta Auer, und nach einem langen Vorspann, der freundlich didaktisch war (und mir scheint, dass er an ein sehr allgemeines Publikum adressiert war) ging es ab der Halbzeit richtig zur Sache, in dem Fall: zu Harmonie und zu Zahlen, Da wurde der Vortrag in den Passagen zu Bodin gerade zu warburgesk, in Passagen zu Pico della Mirandola und Leon Battista Alberti - und dann zu Details der Geometrie, Arithmetik und Harmonik wurde es richtig feurig: Auer legte Formular und Formate für ein Recht bloß, das in dem Fall die Kunst oder Technik der Vergütung oder Gutmachung, der Veredelung ist und in Zahlen, durch Zahlen operiert (man soll zählen und zahlen, damit etwas gut gemacht wird). Sie hat die Geschichte von Kulturtechniken bloßgelegt, die als Mathematik und Musik (und in ihrem Einsatz in juristischen Texten von Bodin oder della Mirandola) auch Illusionen sind, aber das Illusorische daran eben auch Formular und Format ist, unter dem Reales passiert, passieren kann und passieren soll.
Marietta Auer hat das feierlich und aufwendig gemacht (das Malion Quartett hat sie engagiert und Hörsaal 3 scheint mir akustisch perfekt für Streichquartette zu sein, jede Artikulation und Nuancierung bleibt scharf und nirgends entsteht Echobrei oder verläuft sich etwas, bevor es ins Ohr ging: man sitzt dort wie mit teuren Kopfhörern und doch im Saal mit Saalklang, ein Wunder.
Eine große Anzahl von Leuten ist gekommen, akademische Familienfeier hat Onkel Kadelbach das genannt, war es auch. Es war super und nicht nur sie hat gestrahlt. Die vielen Gespräche danach, die später im sogenannten Niddasack fortgesetzt wurden, bis in die Nacht sich zogen - und damit auch diesen langen, langen Zettel wiederangestoßen haben sind Effekte davon, sind Folgen der Antrittsvorlesung, sind Folgen des Umstandes, dass Marietta Auer das Talent hat, Verhältnisse zu eröfnnen, in denen gedacht, gewußt, überlegt, konzipiert, verworfen, gezweifelt, wahrgenommen und geübt werden kann. Manchmal wird scharf geschossen, manchmal herzlich gelacht, immer geht es ziemlich zack zack. Auer hat auch ein bisschen Münchner Glamour hach Frankfurt gedacht, man dachte kurz, Hubert Burda säße im Publikum, war aber nur ein Doppelgänger oder entfernter Verwandter. Manche im Publikum hatten auch einfach ihre Brille nicht auf, und sie verwechselten dann in leicht beschwingter Euphorie andere im Publikum mit anderen, noch glamouröseren Leuten.
Am Rande hat mich ein Kollege auf Patricia Seed aufmerksam gemacht: Irre, kannte ich gar nicht! Muss ich natürlich kennen, gehört quasi zum Kanon dessen, wozu ich arbeite - und ich hatte nie von gehört! Das ist auch der Sinn von Luxus, der Überfülle ist, um Überfülle händeln zu können: man trifft sich am Buffet an gegrillten Hühnerspießen, kurz hinter den Sektgläsern und stellt dann plötzlich fest, dass man mitten im Kanon eine klaffende Bildungslücke hat.
We are alle possessed, wir gebärden uns, so what?
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Torquatos Tor
Das erste der zwei Tore Torquatos folgt dem Muster des römischen Stadttors, mit einer Zwischenstation: dem Arco da Conceicão. Der ist inzwischen abgerissen, an seiner Stelle steht eine Tafel, die hier Totem genannt wird. Was Vismann abstrakt eine Referenzstruktur nennt und konkret an der Wiederholung von Linien beschreibt, das könnte man eine Archarchie nennen. Erscheint das durch Verfahren des Distanzschaffens, das nach Warburg polar sein soll, dann kann man von einer Polarchie sprechen.
Arco da Conceição Em 1905, O Arco da Conceição Ficava Localizado na Cabeceira Leste da Atual Ponte Maurício de Nassau no Bairro do Recife (Recife Antigo), Foi Demolido em 1913, por exigência do Trânsito.
Totem no local do antigo Arco da Conceição fica no local onde o monumento foi erguido no século 17.
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Science at the Bar/ You keep on pushing my law over the borderline!
1.
Die Forschung zu juridischen Kulturtechniken setzt muss nicht damit ansetzen, das Eigene des Rechts, sein Wesen oder sein Proprium zu bestimmen, setzt auch nicht in der Geschichte und Theorie der Autonomie an, nicht in der Evolution von Autopoiesis. Ich gehe nicht von einer Leitunterscheidung aus, die man so nur im Recht finden würde. Ich gehe in Bezug auf das Wissen von Recht nicht von einem epistemischen Monopol aus. Ich gehe davon aus, dass alles geteilt ist und geteilt wird, alles übersetzt ist und übersetzt wird.
Die Forschung setzt mit der Vorstellung an, dass das Recht dadurch bindet, indem es Differenz operationalisiert - und dass andere das auch tun. Ich halte das Recht für verwechselbar, ersetzbar und austauschbar. Ich gehe weiter davon aus, dass es Recht schon gab und die Frage, was es sei, unerledigt war, bevor man sich selbst die Frage gestellt hat (Gerechtigkeit als Zufall, 2007). Das einzige, was wir in Zukunft gemeinsam haben werden, das hat Onkel Bazon immer gesagt, sind Probleme, man muss ergänzen: ob mit Recht oder ohne Recht. Hinter uns steht kein Gott, kein Meister, kein Vaterland, wir haben eine Welt im Rücken. Die Welt haben wir, soweit sie rückt und an uns stösst.
Die Forschung zu den juridischen Kulturtechniken setzt an einem Begriff der Technik an, der in antike Quellen zurückreicht, etwa zu der Definition des Rechts als ars in jenen Quellen, die später Teil desjenigen römischen Rechts werden, das wieder später unter dem Titel Corpus Iuris Civilis gesammelt wird. Aus antiken Quellen: das heißt, dass diese Bestimmung nur in einem Sinne ursprünglich ist, der die Alltagsvorstellung vom Ursprung eher irritiert. Das springt etwas erstmal, mehr nicht, eventuell springt es wie junge Amerikaner in Florida, wenn sie feiern. Antike Quellen können Referenzen sein, man kann sie als Hyperreferenzen verstehen, also als etwss, was Verkettung anstösst und anstössig macht, aber die Bindung nicht garantiert oder zementiert. Antike Quellen, jetzt mit Warburg gesprochen, sind gependelt und pendeln immer noch. Sie vergrößern und verkleinern Entfernungen und machen das Distanzschaffen wendig oder polar. Alles, was übersetzt werden muss, war bereits Effekt einer Übersetztung. Man kann die antiken Quellen als Schatz, als Zitatenschatz verstehen, die Leute machen es ja und sagen feierlich immer noch, das das Recht die Kunst oder die Technik des Guten, Gerechten oder Billigen wäre. Wenn man das tut, was man tun kann, sollte man aber auch im Blick halten, das alles das, was unsere Endlagerstätten oder Gräber bestimmt, in 2000 Jahren ebenfalls Zitatenschatz sein kann.
2.
Die Operationalisierung von Differenz kann man sicher auch als Scheidekunst beschreiben, so macht das Ihering im 19. Jahrhundert mit Bezügen zur Geschichte der modernen Chemie, zu Laboren, Experimenten und zu jenen, apparatgestützen Wahrheitsformen, die Foucault Untersuchung nennt. In Bezug auf meine Antrittsvorlesung habe ich einmal vom Scheiden gesprochen, u.a. aus zwei Gründen: Diese Antrittsvorlesung habe ich in weiser Voraussicht als Abtrittsvorlesung verstanden und ich wollte über Unterscheidungen, Entscheidungen und das Verabschieden sprechen. Solche Antrittsvorlesungen sind auch rhetorische Angelegenheiten, man wird da ein bisschen feierlich (am Ende geht man gemeinsam tafeln, teilt also Speisen und Getränke). Scheiden ist ein leicht feierlich gestimmter Ausdruck, so kommt er immer wieder in der Lyrik vor (es gibt einen Haufen von Gedichten mit dem Titel Vom Scheiden, in denen meist junge Männer leicht beleidigt und schwer pathetisch eine Frau besingen). Darum würde ich abseits solcher Feiern nüchterner drei elementare Merkmale juridischer Kulturtechnik benennen: Sie trennen, assoziieren und tauschen aus. Statt wie Luhmann von Kommunikation zu sprechen, dann von Variation, Selektion und Stabiliisierung/ Retention spreche ich also von Technik, vom Trennen, Assoziieren und Austauschen.
Es gibt eine Nähe zwischen den Forschungen zu juridischen Kulturtechniken und anderen Rechtswissenschaften. Den gemeinsamen Ansatz kann man differenztheoretisch nennen, man kann sagen, dass man nicht bei der Identität des Rechts ansetzt, sondern bei seiner Alterität. Eine Nähe will ich betonen, die zu anderen Forschungen zu Technik, also etwa zu dem Buch science at the bar von Sheila Jasanoff, den Überlegungen zu boundary-objects (Grenzobjekten) von Susan Leigh-Star, dem Text zu Hunden und anderen Gefährten von Donna Haraway, dem Buch zu Parasiten von Michel Serres oder aber den vielen jüngeren Forschung zu Kooperationen, Milieus und Umwelten, zu Translationen, Transformationen und Transgressionen. Anders gewendet: Christoph Möllers Entscheidung, in seinem Buch über die Möglichkeit der Normen die Praxis der Differenzierung an einer Auseinandersetzung mit der Tradition analytischer Philosophie zu schärfen mag tapfer sein (ich glaube nicht, dass danach jemand seine Meinung ändert), aber eher dem Versuch gleichen, dem Nebel eine neue Frisur zu verpassen. Andere denken m.E. schärfer, widerständige und insistierender über die Praxis der Differenzierung nach. So sagte ein Kritiker auch, das Buch sei wie ein Urlaub, einer der sog. Abenteuerurlaube. Ich kenne das von meinem Friseur. Wenn der versucht, mein verdünntes Haar zu schneiden, dann macht die Schere keine Geräusche mehr, auch wenn Luftwirbel denkbar bleiben. Widerlegungen sind aber eh so'n Ding.
3.
Kulturtechnikforschung: neben einem kleinen Manifest von Horst Bredekamp und Sybille Krämer gibt es eine Reihe weiterer kleiner Manifeste, die das Forschungsprogramm entwerfen sollen, davon viele Manifeste aus Weimar, wo erst Cornelia Vismann und dann später ich dazu gelehrt und geforscht haben, sowie aus Basel (von Ort Baseler Archäologen). Die Forschung sollte universitär eingerichtet werden, es sollten Mittel aufgetrieben und Lehrstühle eingerichtet werden, da schreibt man Manifeste.
Wenn es eine leitende Forschungsfrage gäbe, dann würde ich die nach wie vor so formulieren: Was liegt unterhalb der Schwelle des Rechts und kooperiert dennoch (widerständig und insistierend) dabei, Rechte und Gesetze zu fabrizieren, zu übertragen und zu teilen, wahrzunehmen und auszuüben? Die Frage nach dem Unterschwelligen ist eine Frage nach Schichten, auch nach Stratifikation, nach sedimentärer Geschichte, nach einem Recht, das aufsitzt (demjenigen, das nicht Recht oder anderes als Recht ist) und das mit Illusionen eine, wenn auch limitierte und unsichere Zukunft hat. Das ist, mit Vesting gesprochen, eine Frage nach Einbettung, also auch nach Betten, wie Flüsse und Leute sie haben.
Diese Leitfrage ist die Frage nach dem Recht und nach etwas anderem als Recht, sie ist die Frage nach Minorem, nach Kleinem, also zum Beispiel nach allen solchen Trennungen, die klein sind (und aus denen sich durchaus große Trennungen zusammensetzen können), nach "kleinen Literaturen" (Kafka/ Benjamin/ Deleuze) und kleinen Formen, nach kleinen Assoziationen und nach kleinen Austausmanövern. Ich vermute, dass die Forschung zu Objekten sich eher anbietet also zu Subjekten, zumindest soweit Objekte in der Relation zum Subjekt (und in der Relation zu Aktionen und Passionen) etwas Minores, Unterschwelliges und Kleines haben.
4.
Die Größen und die Kleinheiten, sie bestimmen sich nicht in geographischen oder zeitlichen Dimensionen. Sie bestimmen sich durch die Anzahl der Operationen. Eine Trennung ist groß, wenn sie sich in einer großen Anzahl anderer Trennungen wiederholt, ohne sich zu verkehren. Gleiches gilt für die Assoziationen und die Austauschmanöver. Ein Exemple ist kleiner als ein Gesetz. Was unbeständig ist, ist kleiner als das, was beständig ist. Es wäre gut, wenn die Wissenschaft dazu exakt werden könnte, sie muss scharf sein, muss vor allem die Details als dajenige annehmen, was heilig ist. Ich gebe aber zu, dass es hier zuerst um einen Perspektivwechsel geht, der von den Systematisierungen und Generalisierungen, von den Vergößerungen und Universalisierungen den Blick wenden soll, in Details. Sogar von der Abwägung am Bundesverfassunggericht geht für die Forschung ein Zauber aus. Ich glaube, dass Anwälte, die letztlich Trickster und in dem Sinne auch Parasiten in Michel Serres' Sinne sind, mit den Abwägungen des Bundesverfassungsgerichtes besser umgehen könnne, als Professoren, die in einer Kritik der Abwägung schnell anmerken, da ginge da die Berechenbarkeit, die Systembildung oder die Rechtsicherheit verloren, wenn Gerichte wägend, wagend und dementsprechend vague und in argumentativen Spitzen und (nicht unbedingt ge) lingender, kurz langender Rhetorik, bis hin zu Ansätzen einer angeblich nicht mehr generalisierbaren Privatheit verschlungen, ein Verfahren abschließen würden. Nach dem Verfahren ist vor dem Verfahren, die Differenzierungen gehen nie aus, praktisch so, dass man immer wieder enttäuscht werden und dann sogar mit alten Formen neu ansetzen kann.
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Polarforschung/ équivoqgue
1.
Wenn der Polarforscher sein Feld betritt, den Pol, dann dreht sich der Pol bereits seit langer Zeit und er stellt seine Drehung nicht darauf ein, dass nun ein Polarforscher an ihm aufgetaucht ist. Der Polarforscher qualifiziert sich für seine Forschung dadurch, dass er das Verständnis und das Talent besitzt, sich seinem Gegenstand auszusetzen und dann noch bis in den white-out hinein zu forschen, etwas zu erfahren und dann zu wissen. Er kann das Aussetzen/ die Aussetzung 'methodisch' nutzen oder zumindest irgendwie, man weiß nicht wie und glaubt es kaum, produktiv nutzen.
Der Polarforscher produziert ein Wissen nicht nur dadurch, dass er (sich) informiert, er macht das auch, in dem er das Rauschen, den meteorologischen Rausch mitmacht und daraus ein Wissen entwickelt. Man mag seine mimetischen Talente und die zur Mustererkennung für exzessiv halten, er macht etwas daraus: Wissenschaft. Er kann somnambul, traumwandlerisch, blind tapsend, mit schneeverstopfen Ohren, vereister Nase und tiefgefrorenen Fingern noch erfahren, was der Pol ist. Das Dogma der großen Trennung fordert eine Trennung, die groß ist, weil sie sich in einer großen Anzahl von Trennung wiederholt. Eine davon ist der Abstand, den ein Wissenschaftler von seinem Gegenstand haben soll, also die Trennung, die er gegenüber seinem Gegenstand durchhalten soll, um Objektivität zu erreichen. Distanzschaffen heisst dort: Abstand halten. Der Polarforscher ist in dem Sinne ein Häretiker dieses Dogmas, er folgt zumindest nicht den Ratschlägen und Geboten, die aus dem Dogma großer Trennung folgen. Der Pol dreht sich, der Forscher dreht sich mit. Distanzschaffen heisst hier Entfernung schaffen, Entfernung mitmachen können, auch nahe Entfernung, sogar die Entfernung, die trifft und berührt, die durch Mark und Bein gehen kann. Man könnte das Maß auch in weniger als Milimetern, im subatomaren oder nanotechnischen Bereich finden, dort, wo die Abstände zu sich selbst das gleiche Maß und die gleiche Häufigkeit wie die Abstände zum Anderen besitzen. Der Pol wütet, der Polarforscher schafft das, er macht das Wüten mit. Das Sonnenlicht gleisst, der Forscher gleisst auch. Der Polarforscher steigt nicht aus dem Kosmos aus, bleibt im Kosmos gefangen und befangen - so, wie es moderne Wissenschaftler von primitiven Gesellschaften sagen und wie es Eltern von den Kindern in deren surrealen Phasen sagen, also in der Zeit, bevor sie durch ein Schultor treten und ihnen ihr Surreales ausgetrieben wird.
2.
Der Pol und der Polarforscher drehten sich schon lange vor dem Moment, an dem der Polarforscher entschied, Polarforscher zu werden und dann am Pol auftauchte. Als Warburg mit seiner Wissenschaft vom Recht anfängt, wir datieren das auf den Sommer 1896 und gehen davon aus, dass Warburg aus einer anthropologischen Lehre heraus sich entscheidet, zur Geschichte und Theorie des Rechts zu arbeiten, da gerät er zuerst an ein Recht, das seinen Namen von einer Stadt, einem antiken Stadtstaat ableitet: von Rom.
Warburgs erste Beschäftigung gilt dem römischen Recht, einem Recht, das seinen Namen nicht nur von einem Stadtstaat ableitet, also von einem urbanen Raum, von dessen Grenzen und von dessen Außenseiten im pastoralen Raum. Er gerät an ein Recht, dessen Namen sich von einem Stadtstaat ableitet, der nicht nur mit dem Begriff der polis assoziiert wird. Diese 'Staatstadt' wird auch mit dem Begriff polos oder polus assoziiert. Rom ist nicht nur ein Kreis, nicht nur ein Stadtstaat, der im Kreisen (qua pomerium) gegründet wurde und zu dessen Prinzipien es daher gehört, zu kreisen (auch im Sinne elliptischer (sprunghafter, gehemmt-schubhafter) Reproduktion, auch im Sinne des Kreischens und Kriselns). Das ist auch ein Ort, an dem und um den sich alles dreht. Als polos oder polus ist Rom auch Stab und Lanze und damit ein Trajekt: im Kreisen ein Tragendes und Trachtendes. Rom ist damit nicht nur ein 'Drehort', mit dem sich später andere Orte inszenieren und dessen Qualität sich wie ein Film auf andere Orte legen soll, so dass auch Orte mit anderem Namen römische Orte werden und sogar Recht von anderen Orten römische Rechte werden.
Rom ist auch die Hyperreferenz dessen, an dem und durch das alles verkehrt, sogar auch sich verkehrt. Rom ist noch Ort und Referenz dessen, zu dem Diana Ross später singen wird: Upside down, boy, you turn me. Inside out and ....round and round. Rom ist Anleitung für Marcel Duchamp, ein Pissoir umzudrehen und dann zu signieren. Treffend nennt Bernhard Siegert Rom den Ab-Ort. Rom ist ein Manual dafür, etwas auf den Kopf oder auf die Füße zu stellen, es ist ein Ort für Umwertungen und Verwertunge, dafür, erste Dinge zuletzt und letzte Dinge zuerst sein zu lassen.
Rom ist also Pol, eine polare Stadt, ein Stadt wie eine Lanze und ein Stab, ein lancierende Stadt, eine balancierende Stadt, eine stabilisierende, destabilisierende, eine stochernde und stechende Stadt, eine kardinale/ angelnde Stadt, ein Scharnier, Ort des Janus, der Carne und der Cardea, der wendigen prudentia bifrons, des Atlas und der windigen Fortuna. Was Rom ist, das ist geballt und bolisch.
In der Rechtstheorie ist es Martin Heidegger, der in seinem Buch zum Juridismus, in der Parmenides-Vorlesung, am prominentesten auf Rom als Dreh- und Angelpunkt, als Pol hinweist. Die Eigenschaft von Rom, Recht zu regen und regen zu lassen, es verkehren zu lassen, mit Recht verkehren zu lassen, es begehren zu lassen, mit ihm etwas drehen, wenden, kehren und kippen zu können, dieses Recht selber drehen, wenden, kehren und kippen zu können, und zwar prinzipiell, seit seinen Anfängen, das ist der Anlaß, aus dem heraus Aby Warburg anfängt, sich mit dem römischen Recht zu befassen. Er beginnt in dem Moment an römisches Recht zu denken, als er erstens auf See ist und zweitens mit seinen Kopf noch beim Tanz, beim Reigen und beim Ringen um Meteorologie und Fruchtbarkeit, als er also noch mit frischem Eindruck an das Schlangenritual der Hopi in Neu Mexico denkt. Sicher unterscheidet er den Tanz der Hopi von der mancipatio, aber nicht unbedingt groß. Daraus entwickelt Warburg die Geschichte und Theorie eines Rechts, das unbeständig (inconstant), meteorologisch und polar ist.
3.
Das Recht, von dem Kinder am Ende ihrer surrealen Phase gesagt bekommen, dass es dem Richtigen, dem Rechten, dem Rectangulären (der Norm), der Regel/Regula verwandt wäre und aus dieser Verwandtschaft seinen Begriff entwickelt hätte, nicht aber mit dem Regen/ der Regung und dem Reigen (Tanz), nicht mit dem Reichen (Langen, Lingen, Tragen, Trachten, Ziehen, Greifen) verwandt wäre und man mit diesen nicht legitim verwandten Worte etwas verwechseln würde, was nicht verwechselt werden dürfte - an dieses Recht glaubt Aby Warburg vermutlich nicht. Es kann sein, dass er versucht das zu glauben, dann gelingt es ihm nicht so, wie es so manchen staatlich examinierten/ qualifizierten Rechtswissenschaftlern gelingt. Als Polarforscher ist Warburg ein Häretiker des Dogmas großer Trennung. Dass die Form der Worte von ihrem Material getrennt werden kann, das weiß er wohl, nur würde er das nicht unbedingt groß trennen. Dass die Signifikate von den Signifikanten getrennt werden können, das weiß er wohl, geht aber davon aus - und führt das immer wieder vor - dass man beides nicht unbedingt groß trennen muss. Dass der Logos zerbochen sein soll, davon hat er gehört, nur folgt für ihn daraus keine große Trennung, schon gar nicht die Fragmentierung der Welt oder gar der engültige Abschied von einer Antike, in der der Logos angeblich noch nicht gebrochen war. Sprich: Man kann auch verwechseln, es passiert und die Welt wird dadurch nicht katastrophaler oder apokalyptischer, als sie im Alltag ohnehin ist, wird dadurch auch nicht besser und schöner, als sie im Alltag ohnehin ist. Es muss sich nur jemand um die Polarität kümmern, wenn es denn sonst niemand tut.
Warburgs Recht hört also nicht auf, demjenigen verwandt zu sein, was witzigerweise ausgerechnet im Wörterbuch der Unübersetzbarkeiten als dasjenige erscheint, das dem Recht unübersetzbar sein soll. Dort wird, institutionell zu 100% korrekt, das Recht an das Direkte, das rectanguläre Feld der Norm, das Rechte und Richtige gebunden und in seiner Exklusivität groß vom Reigen und Regen/ der Regung getrennt. Die legitime Verwandtschaft der Wörter und Begriffe wird in dem Abschnitt zum Recht nicht in Frage gestellt. Man bleibt nach der Lektüre dieses Wörterbuches ein schwarzes Schaf, eine Art Kuckucksei oder Wechselbalg, wenn man den Begriff des Rechtes danach homonym weiter und im Austausch weniger Buchstaben entfaltet. Die Geschichte und Theorie des (römischen) Rechts) kann aber, Warburg tut es, an kaum mehr als am Wandern und Pendeln von solchen Stäben und Lanzen entfaltet werden, die auch Buchstaben wurden (dadurch aber nicht aufhörten, Stäbe oder Lanzen zu sein). Diese Geschichte und Theorie ist auch an Lauten zu entfalten, die ebenfalls wandern und pendeln, dabei sich zuspitzen, hart werden oder aufweichen. In dieser Geschichte und dieser Theorie des Rechts entwickelt sich das Recht nicht so, dass man primär auf die Vorstellung vom System und primär und exklusiv auf Figuren der Architektur zurückgreifen möchte. Diese Geschichte und diese Theorie entwickelt sich unbeständig, meteorologisch und polar, in ihr entwickelt sich das Recht auch aus dem Regen, aus dem Reigen und aus dem Reichen, aus dem Richten. Das Law entwickelt sich wandernd und pendelnd aus Lov und Love, aus Lawn (Rasen/ Rage) und Loan (wage/ Waage/ Wagen/ Vague/ Vogue), aus dem Schauer, Nieseln, Nöseln und ...dem Reigen und dem Regen.
Nanu? Law-Lov(e)-Lawn-Rasen-Rage? Recht regt reigend, lässt geballte Verhältnisse tanzen? Die Bewegungen machen Kurven, sie drehen auch ab und führen um Ecken, denn der Witz dieser Geschichte und dieser Theorie liegt auch darin, das Recht nicht auf die gerade und direkte Linie zu verpflichten.
Ich reklamiere also Warburg für die These, dass sich das Recht auch ohne große Trennung so entwickelt, aus allen, auch kleinen Trennungen, auch aus seinen Assoziationen und auch aus seinen Verwechslungen. Die Beispiele mit ihren Kurven vom Recht über Rasen, Wagen bis hin zur Assoziation südamerikanischer Logistik (dem Transport von Nitroglytzerin und dem wage of fear) deuten aber an, dass nicht nur Warburg Pate so einer Geschichte und so einer Theorie sein kann. Raymond Roussel, die Dadaisten, die Surrealisten, die Lettristen und die situationistische Internationale: sie können auch Paten so einer Geschichte und Theorie sein, die Anthropofagen und die "unbeständigen Seelen" (de Castro) können das auch sein. Nicht nur im Bildungsroman findet das Recht Resonanz und Ressource, auch in der Avantgarde und im Experimentalfilm, nicht nur in bürgerlicher Hochkultur, auch in Punk, Blockbuster, im Ratinger Hof und Porno. Das Recht, das widerständig und insistierend ist, findet dort Resonanz und Ressource, weil es dort, also in dem, was ebenfalls widerständig und insistierend ist, Anstösse findet, etwas, von dem und mit dem, durch das es trennen, assoziieren und austauschen kann. Das Recht verankert sich nicht, es verhäkelt sich. Es ruht nicht auf, es sitzt auf: einem Haufen Geschichte so wie Hochstapler*innen. Das Recht entwickelt sich aus seinen Austauschmanövern, aus seiner Unbeständigkeit heraus, aus den magischen und mantischen Praktiken seiner Verwechselbarkeit, aus dem Umstand, dass Juristen zu allem etwas sagen können, weil die Leute fähig sind, alles mit dem zu verwechseln, was Recht oder billig sein soll. Es sind die Leute im Alltag, die Chaos in Ordnung bringen. Es sei darum auch daran erinnert, dass man an dem erwähnten Drehort Rom das Recht als ars bezeichnet hat, aktuell und im archäologischen Rückgrif übersetzt als Kunst der Vergütung, Gutmachung oder Veredelung sowie des Passenden/ Passierenden oder Durchgehenden.
Die Geschichte und Theorie der Fragmentierung tendiert dazu, die Archäologie einer sedimentären Geschichte und die dort wandernde Polysemie im Rückblick zu ersticken. Dass aus der Perspektive so einer Geschichte und Theorie auch Savigny plötzlich eher als wenig inspirierender dafür blockierendern Kopf sowie Verhinderer da steht und nicht als derjenige, der erst Bachofen und später noch Warburg den Kopf verdreht hat und damit fantastisch anstössig wurde, wirft meines Erachtens vor allem Licht auf die Figur der Fragmentierung und ihrer klassisch-modernen Tendenz, einen totalen Zug zu machen. Man muss schon im Nachhinein viel, zu viel, vereindeutigen, um dann seine Geschichte und Theorie der Fragmentierung zu konturieren. Warum nicht mal Verwaltungsbozzeti statt Verfassungsfragmente?
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História e teoria de uma lei inconstante e polar
Der Gesellschaftsvertrag, vielleicht ein Menschenzug? Es ist auf jeden Fall ein Zug des Menschen, gesellig zu sein und sich zu vertragen. Ob das alles ist, das ist unsicher, eher unwahrscheinlich ist das.
Die Lateranverträge von 1929 sind auf jeden Fall ein Effekt des Umstandes, dass Menschen Linien gezogen haben und dass sie selber Züge haben: man sagt sogar, dass sei eine ihrer Charaktereigenschaften. Züge seien ihr Antlitz und darin seien Züge nicht nur ihr Bild. Dass der Mensch Züge habe, sei auch ein Indiz dafür, dass er ein mimetisches Wesen sei: er bildet ab und er sei selbst abgebildet. Er sei einem Gott eine Idee gewesen, sei seit dem eine Idee, habe Ideen und zum Beispiel Persönlichkeitsideale. Plinius erzählt sogar, da läge schon die Geburt des Portraits (der Begriff sagt es auch: ein trait/ Zug), nämlich darin die Idee des Menschen zu sichern, falls er selbst einmal verloren ginge. Die monotheistischen Religionen stellen mit der Ebenbildlichkeit Züge des Menschen an zentrale Stellen ihrer normativen Ordnung. Sagen wir so: sie machen einen großen Bahnhof darum, dass der Mensch Linien zieht und Züge hat.
Aby Warburg rückt in der Summa und dem Manual seiner Bild-Rechtswissenschaft eine juridische Kulturtechnik in den Blick, er gibt sie zur Hand. Abstrakt nennt er das Distanzschaffen. Das muss nicht räumlich gedacht sein. Auf einer Stelle warten und erwarten zu können, das schafft auch Distanz. Wenn das Recht eine kontrafaktisch stabilisierte Verhaltenserwartung sein soll, wie Luhmann mal sagte, könnte Warburg mit dem Kopf nicken und daran denken, wie das Recht es ermöglicht, Zeit mehr oder weniger anspruchsvoll durchzuhalten, also zu warten oder zu erwarten. Er denkt 1929 an Verträge, die Lateranverträge, Treaties - und das Distanzschaffen analysiert er dabei konkret in tragenden und trachtenden Linien: drawing and drafting lines, oder eben: in Zügen, trains. Die Züge lassen Recht wahrnehmen und ausüben, auch trainieren. Mit den Lateranverträgen schaffen die Römer nicht nur einen neuen Staat, den Stato della Cita del Vaticano. Sie schließen ihn später auch an den Eisenbahnnetz an, in diesen Verträgen wir das und dem neuen Staat ein Bahnhof zu einem Versprechen.
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História e teoria de uma lei inconstante e polar
Archarchie ist Polarchie. Nicht überall, aber in Igarassu ganz bestimmt. Eine Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechniken soll den Linien entlang denken. Diese Linien erscheinen bei Vismann als Linien, die ein Recht definieren, das mit einer Stadt koextensiv ist, das darum auch römisch als römisch qualifiziert wird. Diese Linien führen Tore mit sich. Das sind gründliche Linien, mit denen kann man Städte und Gesellschaften bilden, entwerfen und bauen und Rechte mit dazu. Diese Linien sind gezogen und so bleiben sie zügig, sie regen Protokolle und Choreographien an, dort findet Warburg zum Beispiel seine Pathosformeln. Vismann stützt ihren fünffachen Sinn für solche gründliche Linien u.a. auf die Institution des pomerium. Versteht man Institution in einem konkreten Sinne, ist die Institution 'schlicht' ein Lehrbuch oder Manual. In einem der berühtemsten Lehrbücher gibt es eine Passage, die das pomerium in seiner Bedeutung für Plicity beschreibt, das ist Leon Battista Albertis De Re Aedificatoria, ein Manual für Architekten, das jemand geschrieben hat, der die Ausbildung eines Juristen hatte.
Da, wo die Linie und das Tor eine Kreuzung bilden, da ist ein römisches Stadttor. Das nennt Vismann unter anderem arca. Das ist eine Arche/ ein Bogen/ eine Kreuzung/ Biegung. In einem Versuch, Vismann als einseitig befangen in irgendwas darzustellen, hat Thomas Vesting es sich Recht einfach gemacht, nicht mit Lesern gerechnet, die das Werk Vismann gut kennen und die wissen, wie komplex sie über das pomerium schreibt. Er hat einfach drei vier Sätze herausgeschrieben und sie als Beweismittel seines Denkens vorgelegt, warum er sich keine Mühe gegeben hat, das bleibt seine Sache. Er ist da zum Anti-Vesting geworden.
Soweit da eine Furche, eine Linie, ein Tor, ein Bogen, eine Kreuzung und eine Arche ist, soweit ist dort sogar ein Wachen: kleine, leichte und schwache, auf Wellen tanzende Wartung und Warte. Nicht überall geht das Distanzschaffen mit einem Distanzschiffen einher, nicht überall ist Recht auch Regen/ Regung, nicht überall folgen juridische Kulturtechniken auch dem Wissen der Seefahrer. In Recife und Umgebung aber tun sie es. Igarassu ist nicht der älteste Ort in der Gegend, aber hier startet die Geschichte der Kolonialisierung, hier beginnt eine Geschichte des Landes damit, dass Seeleute oder schlichte Leute über See anbranden, so, wie das Phryne darstellt, wenn sie Venus Aphrodite imitiert, und so, wie Botticelli das malt, wenn er Venus malt und so, wie das ist, wenn Aeneas seinen Kybernes verloren und dank des Verlustes glücklich in Italien gelandet ist, so, wie Leute vom Schiff der Kapitänin Carole Rakete steigen. Vai construir um foguete a Campo Grande! Oder hier.
In Igarassu ist es selbstverständlich, dass die Geschichte, wie Thomas Heise sagt, ein Haufen ist, auf dem phantasiebegabte Wesen sitzen, tafeln und meinen, mit einem Riss zu starten. Können sie auch, sie müssen nur Linien nachmachen. Hier ist nicht nur selbstverständlich, dass Tafeln auf Tafeln geschichtet sind, Stühle auf Stühle, Fleisch auf Fleisch und Erde auf Erde. Es ist selbstverständlich,dass vor dem Tor nach dem Tor ist, es ist sogar selbstverständlich, dass Tore (Bogen/ Arca) auf Schiffen, Archen oder Wachen daher kommen. Statt Land und Meer unter dem Dogma großer Trennung auseinander zu sortieren (so macht das Carl Schmitt), werden hier beide gekreuzt, hier sitzen Unterscheidungen anderen Unterscheidungen wie immer rekursiv auf, dazu aber noch diagonal/ transversal und exzessiv: das ist Unbeständigkeit: das Milieu der Polarität schlechthin, also auch das Milieu der Melancholie/ saudade, tão grande. Die Unbeständigkeit ist dem Imaginären eingezeichnet. Heute fahre ich mit Cicerone (Cicereuse?) Ana Maria zum Coco nach Igarassu. Es wird gereigt und getanzt werden. Wir werden kippen, wenden, fegen und kehren.
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História e teoria de uma lei inconstante e ainda
Die Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechniken "soll den Linien entlang denken" (F/S, Vom Scheiden 2015). Sie ist also Wissenschaft an der Linie, an der Bar, an der Furche, an der Falte, an der Kante, an dem Band, an dem Tuch, an dem Tor, an der Rinne und am Rhein und an der Tafel, an den fault lines, an den Rissen und Entwurfslinien. Alles, was dieser Wissenschaft als Gegenstand erscheint, seien es Subjekte, Objekte, Handlungen oder Qualität, erscheint in einer Referenzstruktur und schon durch eine Geschichte des Distanzschaffens, der man etwas weiteres aufsetzen kann. Diese Linien, das soll einmal kurz ein Oberbegriff sein, sie sind Grenzobjekte (boundary objects), an denen ein verteiltes Wissen situiert ist.
Die Frage, was unterhalb der Schwelle des Rechts liegt und trotzdem dabei kooperiert, Recht wahrzunehmen, die verstehe ich nicht nur als archäologischen Aufgriff einer Wissenschaft der Stratifikation/ Schichtung/ Sedierung/ Sedimentation. Ich verstehe diese Frage als Aufgriff eines Wissens, wie man es in der Rhetorik/ Poetik/ Ästhetik mit deren Unterscheidungen zwischen dem Sublimen, dem Medium und dem Subtilen sowie mit der Unterscheidung zwischen höheren und niederen Sinnen findet. Ich verstehe das als Aufgriff der Überlegungen zur Minor Iurisprudence, die von den Critical Legal Studies angestellt worden. Schließlich sehe ich daran eine Lässigkeit im Umgang mit dem Regime des hylemorphistischen Schemas, sprich: mit dem Regime einer Unterscheidung von Form und Inhalt, die in Bezug auf Sprache eine Zensur und Zucht der Buchstaben und Worte mit sich bringt (ohne das sind Buchstaben und Worte nicht zu haben), die in ihrer Aufstellung eingerastet sind. Unterscheidungen sollte man nie leugnen, sich mit ihnen aber nicht begnügen, sie darum auch nicht in einer Unmittelbarkeit und Gegebenheit für die Welt selbst halten.
Die bekannten Regeln, dass das Recht mit dem Verb rego zu tun habe (sich davon ableite!), nicht aber mit dem Wort rigo (und sich davon nicht ableite!), das Recht darum also was mit reign/ Regime/ regula, aber nicht mit rain/ Regen zu tun habe: das ist das Regime züchtiger Worte, das mit dem hylemorphistischen Schema festgestellt und zur Hierarchie des Sinns mit einem Triumph über die Sinne wird. Man könnte auch von Hypnose sprechen, magisch ist die Zensur immer.
Der Form ist das egal, dem Inhalt ist es wichtig. Inhalte können enttäuscht werden, das ist nichts Schlimmes, Aufklärung tut gut. Formen können nicht enttäuscht werden, sie können verwechselt werden, das ist nicht Schlimmes, Platzwechsel und ab und ein bisschen Austausch tut gut.
Unterhalb der Schwelle des Rechts werden Linien gezogen, da wird etwas getrennt, assoziiert und ausgetauscht. Nur ein kleines Austauschmanöver macht aus rego rigo, so wie man aus condeo condio macht und darum Raizes do Brasil die Reize Brasiliens sind. Nicht nur die Griechen sind, wie der Baseler Archäologie und Privatdozent Friedrich Nietzsche sagt, oberflächlich...aus Tiefe. Alle unbeständigen und vaguen Wesen sind aus Tiefe oberflächlich und in Oberflächen tief. Auf dieser Ebene macht es auch Sinn, dass Recht nicht nur regeln kann, sondern auch regnen und regen, etwas anregen kann. Auch der Unterscheidung zwischen Metapher und Begriff bringt die Geschichte und Theorie juridischer Kulturtechnik deutlich Lässigkeit entgegen. Und es faltet sich doch, das Recht. Und sie tauschen doch Metaphern und Begriffe aus.
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Gestor/ Homo Digitalis
História e teoria de uma lei inconstante e polar. Die Vorlesung wollte ich Anti-Vesting nennen. Sie widmet sich auch ohne diesen Titel dem, das gegen und gegen das Vesting ist (dem, wo er zum Anti wird), was er nicht will und weniger ist als das, was er will.
Ich schlage vor, Übersetzungen ernst zu nehmen, für die bin ich auch. Was Anti-Vesting heißen sollte, ist gegen Übertrachtung und gegen Überziehung gerichtet, nicht gegen Übersetzung. Was im deutschen Text bei Vesting Manager genannt wird und dem Persönlichkeitsideal nach ein agierender, agiler, ackernder (pflügender) Mann sein soll, das heißt hier: Gestor.
Übersetzungen sollten bolisch sein, also im Distanzschaffen pendeln und zurückschlagen können. Ich schlage also vor, denjenigen, den Vesting Manager nennt als einen zu definieren, der Pathosformeln, Protokolle, Gesten und Gebärden nutzt: einen der im Gestikulieren Gestor ist. Der macht nicht nur Taten, sondern tut auch so, als ob er Taten täte, stellt Taten her- und dar, indem er in der Tat auf das zurückgreift, was ihm passiert. Seine Formgebung kann auf Formen zurückgreifen, seine Taten sind in Bezug auf das, was Taten sein können Simulation und Dissimulation. Damit agiert er, er darf sich gerne schöpferisch nennen, also für diese Qualität einen nicht besonders originellen Begriff wählen. Man weiss ja, was er meint.
Den Homo Digitalis würde ich im Anschluss als jemanden definieren, der heute, wenn er sich an Tafeln setzt um zu tafeln immer schon sein Täfelchen dabei hat und damit hantiert. Er gibt Worte, nimmt sie, gibt Bilder und nimmt sie, er orientiert sich und andere, er händelt was und handelt. Neu ist, was uns zwingt, unsere Vergangenheit zu ändern: an ihr oder aus ihr etwas umzutauschen oder umzukehren. Der Homo Digitalis ist neu, weil er auf andere Weise alt ist. Daher wohl auch der immer noch römisch-lateinische Begriff und die antike Institution, die man heute Menschenbild nennt.
So würde ich Gestor und Homo Digitalis definieren, sie würde ich auf ihr Distanzschaffen hin befragen und auf das, was ich, Vismann im Sinne, ihre gründlichen Linien, ihre Trachten, Träger oder schlicht Sitten, Situierungen und Situationen nennen würde. Diese gründlichen Linien, so schlage ich weiter vor, sollen als gezogene und zügige Formen oder schlicht als Züge betrachtet werden.
Was Vesting ein Persönlichkeitsideal nennt, das würde ich als einen Zug betrachten. Ich schlage vor, dem nicht mit einem Studium akademisch und universitär kanonisierter Literatur, sondern mit graphischer Forschung nachzugehen. Warum? Weil ich es kann und das andere andere besser können. Man muss nicht unbedingt an die frische Luft, auch nicht ins große Davor. Wer aber an die frische Luft will um zu sehen, wie sich jenseits des Rechts und seiner Wissenschaft wiederholt, was sich diesseits des Rechts und seiner Wissenschaft in anderer Reihenfolge wiederholt, dem biete ich an, mit mir zu forschen und das besonders an Tafeln zu tun.
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