#der heilige antonius
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Schiffbruch mit Rechtswissenschaftlern
Exkurs
1.
Nicht alles am Recht ist System. Nicht alles am Recht ist allgemein. Der Schiffbruch bietet Gelegenheit, Linien der Rechtswissenschaft nachzugehen, die ihm affin sind, nicht der Architektur, nicht einmal der Stadt. In systematischer Hinsicht mag es naheliegen, beim Thema des Schiffbruches einen Autor zu erwähnen, der auch noch für seine phobische oder klamme Beziehung zum Meer und zu allem, was vague und vogue ist (seien es Frauen, das Meer oder die Brandung), bekannt wurde- Weil es aber eine Industrie zu diesem Autor gibt und jedes Jahr eine dreistellige Anzahl von Texten zu ihm erscheinen, lassen wir das einfach.
2.
Einigen ist vieles ausgetrieben worden. Einer bemerkenswerten Anzahl von Leuten, die während des Studiums in Deutschland anfangen, sich für Grundlagenforschung zu interessieren, ist, so kann man es sehen, viel eingetrichtert worden. Man kann es auch so sehen: viel ist ihnen ausgetrieben worden.
Kommen sie aus Deutschland, muss das, wozu sie schreiben wollen, unbedingt systematisch und generalisierbar sein, es muss unbedingt, wie sie immer wieder formulieren, im Recht eine Rolle spielen, rechtsförmig, gerecht, legal und unbedingt ein juristisches Problem sein, unbedingt in juristischer Perspektive betrachtet und unbedingt mit juristischer Methode angegangen werden. Dass ihre Arbeit juristisch qualifizierbar ist, das ist ihre große Sorge. Immer wieder kommen sie mit Wissensinnereien. Die Anzahl derer, die glauben, sich an solche Wissensinnereien halten zu müssen, entspricht exakt der Anzahl derer, die, wenn sie Fleisch essen, nur Muskelfleisch, aber keine Innereien essen. Das sind, die Speisekarten in den Restaurants beweisen es, in Deutschland ungefähr 90 bis 100%.
Nur Schnitzel, Steak, nur Filet oder Geschnetzeltes, nur Kotelett, Rippchen, Karree, Burger oder Grillspieß, aber keine Lunge, keine Nieren, keine Leber, kein Saumagen, keine Kutteln (nicht einmal knusprig gegrillt). Wurst und Würstchen nur dann, wenn sie nicht daran denken, dass darin Innereien vorkommen. Über das zu schreiben, was keine juristische Wissensinnerei sein soll, das meiden sie auf einer Ebene, die fast instinktiv erscheint, zumindest dem Gespräch kaum zugänglich ist und aus ihren Selbstverständlichkeiten kaum lösbar ist. Juristische Wissensinnereien: dazu müssen sie, wenn sie aus Deutschland kommen, unbedingt was schreiben, so unbedingt, wie Kalbsbries zu vermeiden ist. Man müsste erst einen Austreibungsexorzismus, d.h. einen reverse exorcism entwickeln, damit sie darauf kommen, dass manan Details arbeiten kann, die mit wenig zusammenhängen und das auch nur, weil dieser Zusammenhang künstlich oder kunstvoll ist. Sie können an Grenzobjekten arbeiten. Sie können an Übersetzungen, Kreuzungen und Versäumungen arbeiten. Sie können an einem der Dinge arbeiten, zu den Juristen etwas sagen, weil sie zu allem etwas sagen, dass aber dem Recht so eigen ist, wie es ihm freumd ist. Müsste, müsste, Motorsägenkette, wenn es nicht gleichzeitig so viele Bewerbungen aus anderen Ländern gäbe, denen die Besessenheit deutscher juristischer Fakultäten mit dem Proprium, dem Eigenen, der Eigenkraft, der rein juristischen Autonomie und Autopoiesis seltsam bis witzig vorkommt.
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Hl. Antonius der Große
gefeiert am 17. Januar
Hl. Antonius der Große Einsiedler, Mönchsvater * um 250 in Come, dem heutigen Qiman el Arus in Ägypten † 356 (?) in Tabennisi beim heutigen Dandara in Ägypten
Der Einsiedler Antonius ist der berühmteste Mönch des Altertums. Bischof Athanasius von Alexandrien, der Freund, schrieb sein Leben: das Idealbild eines Mönchs, wie ihn die Kirche wünschte. Beim sonntäglichen Gottesdienst hörte Antonius das Evangelium vom reichen Jüngling (Mt 19) und den Bericht der Apostelgeschichte über die arme Gemeinde in Jerusalem (Apg 4, 35). Er verstand den Ruf Gottes, verließ Elternhaus und Besitz und ging in die Wüste. Er wurde der vollkommene „Gottesmann“, der von vielen aufgesuchte „Geistträger“, der „Vater der Mönche“, der „Arzt von Ägypten“. Weder Dämonen noch Irrlehrer konnten ihn besiegen. Antonius starb um 356, 105 Jahre alt. Unter seinem Namen werden achtunddreißig „Worte“ überliefert. Zwei Weisungen des Abtes Antonius „Ich sah alle Schlingen des bösen Feindes über die Erde ausgebreitet. Da seufzte ich und sagte: Wer kann ihnen entgehen? Da hörte ich eine Stimme, die zu mir sagte: Die Demut.“ „Vom Mitmenschen her kommen uns Leben und Tod. Gewinnen wir einen Bruder, so gewinnen wir Gott. Geben wir einem Bruder Ärgernis, so sündigen wir gegen Christus.“
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Hessens Heilige Berge – Es muss nicht immer Lourdes sein
Prolog:
Zunächst einmal muss klargestellt werden, dass das Land „Hessen“ kein gewachsenes historisches Territorium ist, sondern ähnlich wie das benachbarte Rheinland-Pfalz und NRW von den Alliierten Siegermächten 1946/47 zusammengestellt wurde. Es werden daher bei der Aufzählung der Heiligen Berge auch solche genannt, die in benachbarten Bundesländern liegen, aber geschichtlich eng miteinander verbunden sind, weil sie zum Beispiel einen keltischen Tempel beherbergten und bei der Christianisierung der Umgebung eine entscheidende Rolle spielten. Als nächstes steht die Frage im Raum: Was ist ein heiliger Berg? Dies sind in erster Linie Berge, die für die Menschen ihrer Umgebung eine religiöse Bedeutung hatten. Bei einigen lässt sich eine kontinuierliche Kultstätte nachweisen, die schließlich zum Bau einer Kirche oder eines Klosters führte. Andere Stätten wurden nie „christianisiert“. Nachfolgendes Feature erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Der Altkönig ein altes Wallfahrtsziel?
Dieser noch weit in Südhessen sichtbare fast 800 Meter hohe Taunusberg beherbergt eine gewaltige doppelte Ringwallanlage und bildet zusammen mit dem Feldberg ein markantes Ensemble. Es wird angenommen, dass der Altkönig um 400 v. Chr. Sitz eines keltischen Kleinfürsten war und gleichzeitig der umliegenden Bevölkerung in Notzeiten Schutz bot. Da bei Ausgrabungen eine Kult-Maske sowie Regenbogenschüsselchen entdeckt wurden, ist von einem Tempel auszugehen. Ein Menhir im nicht weit entfernten Kelkheim scheint auf den Altkönig ausgerichtet zu sein. Die Sonne geht von diesem Standpunkt aus etwa am 21. Juni über dem Altkönig auf.
Des Weiteren ist der Altkönig umgeben von markanten Felsformationen auf umliegenden Vorbergen, die ebenfalls als Kultstätten in Frage kommen, zum Beispiel der gewaltige Hühnerfelsen am Fuße des Hühnerberges, bei dem sogar eine aus dem Stein herausgearbeitete Opferschale zu erkennen ist. Ebenfalls markant: Der Bürgel, eine Art natürlicher Steinallee, ihm benachbart die Ruine „Antonius Kapelle“, die vielleicht eine romanische Vorgängerkirche hatte. Näher und höher wagte man sich nicht an den Altkönig heran. Waren es abergläubische Vorstellungen, die Mär vom heidnischen Göttersitz? Wurde vielleicht gar in der Frühzeit eine hölzerne Kapelle vom Blitz vernichtet? Darüber schweigen die Analen.
Weitere Einzelfelsen mit räumlicher Zuordnung, Blickachse usw. zum Altköniggipfel sind allen voran der Kocherfels – ein regelrechtes Felsenlabyrinth mit kleinen Nischen und Höhlen - der Fuchsstein, der Romberg (mit Kreuzweg) der Elisabethenstein, der Rossert, der Goldgrubenfelsen beim benachbarten spätkeltischen Oppidum Goldgrube, der Lindenkopf, die Felsen des Bleibeskopfes, (Funde aus der Bronzezeit) der Marmorstein, der Hohle Stein bei Niedernhausen, der Altenstein bei Wiesbaden und eine namenlose lange Felsformation unweit des Hallerkopfes auf dem Taunus Hauptkamm. Nicht zu vergessen, der Brunhildenstein am benachbarten großen Feldberg.
Sie aller ergeben zusammen eine regelrechte Straße aus natürlichen Menhiren. Gab es zur Keltenzeit zu bestimmten Zeiten – zum Beispiel an der Tag-Nachtgleiche im Mai oder den Sonnenwenden - Prozessionen, die von Felsen zu Felsen führend am Altkönig endeten? Besonders beeindruckend für die Menschen der Bronze und Eisenzeit muss das Naturschauspiel der untergehenden Sommersonne gewesen sein. Sie versinkt vom Altkönig aus gesehen zwischen den Gipfeln des kleinen und großen Feldberges. Es bedarf nicht großer Fantasie, um sich den Altkönig als Sitz des keltischen Hauptgottes Taranis oder Secullus vorzustellen. Letzt genannter war auch der Gott der Schmiede und Metallherstellung. Spuren von Eisenverhüttung findet man noch heute auf dem viel besuchten Berg. Ihm zur Seite stand die Fruchtbarkeitsgöttin Nantosuelta, die „Bachgebärerin“. Ihr könnte der im Volksmund überlieferte „Brunhildenstein“ auf dem benachbarten Feldberg geweiht gewesen sein. Dass an den Hängen des Feldberges die Weil, ein bedeutender kleiner Fluss entspringt, erhärtet diese These.
Der Kapellenberg bei Hofheim und der Staufen
Nicht weit vom Altkönig entfernt erstreckt sich in exakter Nordsüdrichtung ein vorgelagerter Gebirgszug, der auch ���Nassauische Schweiz“ genannt wird. Auch dieses Gebiet ist gespickt mit Felsen und Zeugnissen keltischer Besiedlung. Ausgehend vom fast 300 Meter hohe Kapellenberg bei Hofheim, der wie ein Balkon in die Rhein-Main-Ebene hineinragt. Die Grundsteine für den 46 Hektar großen Ringwall legten die Bewohner der Michelsberg Kultur bereits vor ca. 6000 Jahren. Damit beherbergt der Berg eine der größten und ältesten Stadtähnlichen Siedlungen aus dieser Zeit in Mitteleuropa. Die kontinuierliche vorgeschichtliche Siedlungsgeschichte von Hofheim reicht bis in die Latènezeit und wurde im frühen Mittelalter wieder aufgegriffen. Seine zweite Besonderheit: Er beherbergt einen der wenigen erhaltenen Rundschanzen, die nach dem Prinzip von Stonehenge, der astronomischen Beobachtungen und eines Sonnenkultes dienten. Eine ähnliche Anlage – der Goloring – befindet sich bei Koblenz, im Bereich eines Treverer Gaues.
Der Sonnenkreis, von dem leider nur noch die Hälfte erhalten ist, liegt an der Spitze des Kapellenberges, neben der 1666 nach einem Pestgelübde errichteten Kirche St. Marien und St. Rochus. (Parallele in Bingen auf dem Rochusberg) Bereits vor dem Kirchenbau wurde die Stätte im Volksmund „Raab-Berg“ heiliger Berg genannt. An der Westseite des Abhanges, also gen Sonnenuntergang, steht der sogenannte „graue Stein“ ein Monolith, der laut Aussage des Archäologen Cohausen vermutlich auf den Berg transportiert worden war. Mehr Kultstätte geht nicht.
Folgt man dem schnurgeraden Weg nach Norden so steht man nach ungefähr sechs Kilometern auf dem 451 Meter hohen Staufen. Auch dieser markante Gipfel verdient die Bezeichnung „Heiliger Berg“ Seine zerklüftete Felsformation „großer Mannstein“ ist von einem Abschnittwall geschützt, in deren Innern antike Scherben gefunden wurden. Da die Fläche für eine Besiedlung viel zu klein ist, könnte es sich bei diesem viel besuchten Kraftort um eine Kultstätte handeln. Die Sonne geht von diesem Punkt aus am 21. Juni über dem Altkönig auf. Am Osthang des Staufens befindet sich eine eingefasste Quelle, die früher ein Quellheiligtum gewesen sein könnte. Ein weiterer mit einem Ringwall abgetrennter Felsen ist der bei Kletterern beliebte Große Walterstein.
Der Holzberg bei Usingen
Der über dem Usatal aufragende Holzberg ist wahrscheinlich schon in der Bronze und Keltenzeit besiedelt gewesen. Der heute noch deutlich zu erkennende Ringwall stammt allerdings aus dem 9. Jahrhundert und gehört zu einer frühmittelalterlichen Wallburg. Die im Zentrum liegende Marienkirche ist spätestens seit 1218 nachgewiesen und war im Besitz des Deutschen Ordens. Rund um die Kirche befand sich ein erst im 30jährigen Krieg untergegangener kleiner Weiler. Ein sich über der Kirche erhebender markanter Hügel mit markanten Felsen, eine Quelle, ein im Tal liegender Menhir artiger Einzelfelsen, sowie auffallend viele Hügelgräber deuten darauf hin, dass der Ort zu allen Zeiten ein spirituelles Zentrum war.
Der Johannesberg bei Bad Nauheim, der Hausberg und der Glauberg
Auf dem Gipfel des Johannisberges, der als Eckpfeiler den Beginn des Taunuskammes markiert, befand sich innerhalb eines keltischen Ringwalles eine Kirche, die bereits um 750 nachweisbar als Keimzelle der Christianisierung der Wetterau und des hinteren Taunus gilt. Im Mittealter kam ein Kloster hinzu. Beides wurde nach der Reformation aufgegeben und verfiel. Dennoch lebt die Tradition, dass dieser Berg ein spiritueller Kraftort ist bis heute fort. Rund um den Berg befinden sich Bildstöcke und Wegkreuze. Ein Menhir in Obermörlen ist auf den Johannesberg ausgerichtet und markiert den Aufgang der Wintersonnenwende. Umgekehrt sieht man vom Johannisberg aus, zur Zeit der Sonnenwende die Sonne hinter dem Hausberg untergehen, der gleichfalls einen Ringwall aus der Keltenzeit besitzt.
Als dritten im Bund der heiligen Berge der Wetterau kann man den Glauberg bezeichnen. Nach dem Fund eines steinernen Keltenfürsten und zahlreicher Schmuckstücke fand er bundesweit großes mediales Interesse. Seine Siedlungsgeschichte reicht von der Jungsteinzeit über die Keltenzeit bis ins Mittelalter. Dass der markante Ausläufer des Vogelsberges auch eine spirituelle Aufgabe wahrgenommen hat, ist unbestritten. Leider wurde diese Tradition in christlicher Zeit nicht mehr aufgenommen. Das gleiche gilt auch für den 485 Meter hohen Hausberg bei Butzbach. In Kärnten hätte man bis heute den drei Kraftorten zu Ehren einen „Dreiberge-Lauf“ veranstaltet. Stattdessen siedelte sich Mitte des 18. Jahrhunderts gegenüber des Glauberges auf einem Berg bei Büdingen die neognostische protestantische Sekte der „Herrnhuter“ an.
Die Kreuzkapelle bei Camberg
Sie gilt laut Wikipedia-Eintrag als „Wahrzeichen der Stadt Bad Camberg und des gesamten Goldenen Grundes“. Die weithin sichtbare 1681 errichtete Kreuzkapelle. Der 320 Meter hohe Berg, auf dem sie liegt, bleibt leider namenlos. Von hier aus hat man nicht nur einen weiten Fernblick über den Goldenen Grund, sondern sieht exakt im Nordwesten, also in der Sonnenuntergangsmarke am 21. Juni als Horizontmarkierung die markante Silhouette des Mahlberges bei Montabaur, der mit seinem Ring aus Einzelfelsen den Extern Steinen um nichts nachsteht. Dies könnte darauf hindeuten, dass der sanfte Hügel, auf den ein imposanter Kreuzweg führt, schon früheren Generationen als heiliger Ort erschienen ist. Nicht weit von der Kapelle ragen große Quarzfelsen – zum Beispiel der „Gluckstein“ - aus dem Boden, die ähnlich wie im Altköniggebiet Kultstätten gewesen sein könnten. Südöstlich der Kapelle Richtung „Totenkopf“ liegen in einer Linie mit dem Gluckstein zahlreiche Hügelgräber.
Der Dünsberg und die Angelburg
Der Dünsberg steht dem Altkönig an Bedeutung um nichts nach. Er ist der Beherrscher der nördlichen Wetterau und des Gießener Beckens. Sein Ringwall ist nicht nur älter als der des Altkönigs, sondern markiert auch einen wesentlichen größeren Besiedlungszeitraum. Er beginnt in der frühen Bronzezeit und reicht bis in die Zeit der Alemannen und Franken. Keltische Regenbogenschüsselchen und Kultgegenstände machen ihn zu einem heiligen Berg. Eine uralte Handelsstraße verbindet den Dünsberg mit den nahe gelegenen Wilhelmsteinen, einer gleichfalls uralten Kultstätte auf der Angelburg im Scheider Wald. Als kleiner Bruder des Dünsberg kann der gleichfalls dominante Rimberg im oberen Lahntal bezeichnet werden. Nicht weit entfernt im Dautphe-Tal erhebt sich das Daubhaus, stolze 551 Meter hoch. Auch dieser einsame Berg besitzt einen Ringwall und strahlt eine spirituelle geheimnisvolle Atmosphäre aus.
Oppidum Dornburg und Blasiuskapelle
Von hier aus ist es nur ein Katzensprung zum benachbarten Westerwald, der ebenfalls eine Menge Ringwälle und Kultberge besitzt. Neben den bereits erwähnten Mahlberg ist vor allem die Dornburg von besonderer Bedeutung. Nicht nur wegen ihres in einem Bergwerksschacht zu bewundernden „ewigen Eises“. Die auf einen Bergsporn errichtete Blasiuskapelle stammt aus dem Jahre 630 und war dem Heiligen Michael geweiht. Sie ist eine der ältesten Kirchen der gesamten Region. Ein versunkener Menhir, sowie ihre Nähe zum keltischen Oppidum deutet daraufhin, dass sich auf dem Bergsporn eine keltische Kultstätte befand.
Amöneburg, Goldberg, Totenberg und Hangelstein,
Nicht weit von Marburg erhebt sich die kleine Bergstadt Amöneburg. Sie ist eine der wenigen durchgängig seit der Steinzeit besiedelten Orte Deutschlands und damit vielleicht sogar noch älter als Trier. In der Keltenzeit befand sich auf dem Berg Amöneburg ein Oppidum. In der Frankenzeit war der Ort unter Bonifatius mit seiner Klosterkirche ein wichtiges Missionszentrum. Da Amöneburg bis 1802 eine Enklave des Mainzer Erzbistums war, konnte der spirituelle Charakter des Ortes mit einigen Abstrichen bis in die Gegenwart erhalten werden. Die Hauptkirche St. Johannes blieb vom calvinistischen Bildersturm verschont, wurde jedoch im Siebenjährigen Krieg so schwer beschädigt, dass sie neu errichtet werden musste. Noch heute ist die Mehrheit der Amöneburger katholisch.
Auf der südlich von Amöneburg gelegenen Mardorfer Kuppe befindet sich ein kaum befestigter Steinkreis, der als „Hunnenburg“ oder „Goldberg“ bezeichnet wird. Hier fand man einen keltischen Schatz von Regenbogenschüsselchen. Da der flache Ringwall kaum als Verteidigung in Frage kommt, ist eine Kultstätte sehr wahrscheinlich. Der Wall endet an einer nach Nordost ausgerichteten Abbruchkante.
Folgt man einer südwestlichen Linie gelangt man zu einem Berg namens „Totenberg“. Auch er besitzt einen Ringwall und sogar kleine Höhlen. Seine Kulturspuren reichen von der Steinzeit, über die Eisenzeit bis ins frühe Mittelalter. In weiterer Südwestlinie – Sonnenuntergangsmarke Winter/Sonnenaufgangsmarke Sommer – trifft man vor den Toren Gießens auf den Hangelstein, gleichfalls ein Zeugenberg erster Ordnung. Seine Kulturgeschichte reicht von der Michelsberg-Kultur, Bronzezeit bis zur Keltenzeit. Fazit: Hangelstein, Totenberg, Goldberg und Amöneburg, sind wie die Perlen einer Schnur miteinander verbunden. Dass sie ähnlich wie in Bretagne bis in die Keltenzeit hinein Teil eines Sonnenprozessions-Weges waren, halte ich für wahrscheinlich.
Christenberg
Ein ähnlicher Kult-Berg mit keltisch-christlicher Kontinuit��t nicht weit von Marburg ist der Christenberg im Burgwald. Die frühe Besiedlung des Christenberges beginnt in der frühkeltischen Hallstadtzeit (um 800 v. Chr.) setzt sich über die La-Tène-Zeit bis 200 v. Chr. fort. Vielleicht wurde die Siedlung von den zu diesem Zeitpunkt massiv nach Süden dringenden Germanen zerstört. In der Frankenzeit um 700 n. Chr. Wurde der Berg wieder befestigt und trug wohl eine frühmittelalterliche Kirche, die vielleicht als Missionskirche gedient haben könnte. Der heutige Bau – Mittelschiff- stammt immerhin aus dem Jahre 1000, der Chor als dem Jahre 1520.
Milseburg und Kreuzberg
Die 835 Meter hohe Milseburg gehört zu den herausragenden Bergen der Rhön. Ihr ausgeprägter Gipfel ist bei gutem Wetter sogar vom Taunus gut zu erkennen. Auf einem Bergsporn lag zur Keltenzeit ein kleines Oppidum. Der felsige Gipfel selbst dürfte schon in der Frühzeit ein Heiligtum getragen haben. Eine kleine Burganlage aus dem Mittelalter ist nur den Analen zu entnehmen. Erhalten dagegen hat sich die Gangolf-Kapelle sowie eine Kreuzigungsgruppe.
Er gilt als „Heiliger Berg der Franken“ der 927 Meter hohe Kreuzberg, dritthöchster Gipfel der Röhn. Sein alter Name „Aschberg“ deutet auf die Asen – ein germanisches Göttergeschlecht - hin. Eine vorchristliche keltisch-germanische Kultstätte gilt als wahrscheinlich. Christianisiert wurde der an der hessisch-bayrischen Grenze liegende imposante Berg bereits in der frühfränkischen Zeit durch den Iro schottischen Missionar St. Kilian. Auf dem Berg befindet sich ein Franziskanerkloster aus dem 17. Jahrhundert. Sowohl die Milseburg als auch der Kreuzberg gelten als Wallfahrtsorte.
Stallberg und Öchsen
Vom Christentum unberührt blieb dagegen der Stallberg im sogenannten Hessischen Kegelspiel“. Der Berg ist nicht nur von einem imposanten keltischen Ringwall umgeben, sondern besitzt auch im Inneren viele Menhir artige Einzelfelsen, die auf eine religiöse Verehrung und Kultstätte hindeuten. Gleiches gilt auch für den 630 Meter hohe Öchsen (Thüringen), der als nördlicher Eckpfeiler der Kuppen-Röhn steil ins Werratal abfällt.
Heilige Höhen im Vogelsberg
Auch der Vogelsberg ist voller ehemaliger Kultstätten, allen voran der 665 hohe Bilstein. Noch heute wird am Samstag vor Pfingsten auf den Felsen ein Baum aufgestellt und bewacht. Eine der Haupterhebungen des Vogelsberges, der „Taufstein“ besitzt eine Quelle mit umliegenden Basaltblöcken. Hier soll ein Taufplatz von Bonifatius gewesen sein. Da Bonifatius mit Vorliebe für seine Mission „heidnische“ Kultstätten aufgesucht hat, ist eine rituelle Nutzung des Platzes in vorchristlicher Zeit sehr wahrscheinlich. Ein Felsheiligtum könnte auch die Alte Burg bei Kaulstoß gewesen sein sowie die Felsformation auf dem Horst bei Rüdingshain. Alle weiteren steinernen mutmaßlichen Felsheiligtümer des Vogelsberg aufzuzählen – darunter die Bonifatius Kanzel – bedeutet Eulen nach Athen tragen. Obwohl meine Frau und ich schon viele Felsen im Vogelsberg besucht haben, bleibt immer noch sprichwörtlich viel Luft nach oben.
Wüstegarten, Hoher Meißner und Bruchhäuser Steine
Das gleiche gilt auch für die vielen markanten und geschichtsträchtigen Berge Nordhessens rund um den Kellerwald, Edersee und den Großraum Kassel. Neben den Leitbergen Wüstegarten mit seinen imposanten Gipfelfelsen und dem Hohen Meißner, auf dem ein Kultteich vermutet wird, ist vor allem die Altburg bei Römersberg an der Schwalm Pforte sehenswert und dürfte von herausragender politischer und kultureller Bedeutung gewesen sein. Nahe an der hessischen Grenze nicht weit von Villingen im Quellgebiet der Ruhr liegen die „Bruchhäuser Steine“. Diese von einem Ringwall umgebenen gewaltigen Felsen bilden einen natürlichen Steinkreis, der die Externsteine in den Schatten stellt. Sein Hauptfelsen ist 92 Meter hoch. Ähnliche Felsensäulen – die auch Kultstätten waren – findet man nur noch im Elbsandsteingebirge. Zum Beispiel die Barbarine.
Epilog:
Alle die genannten Berge, Kirchen und Kultstätten habe ich im Laufe meines Lebens besucht, um heute fast 70jährig festzustellen, dass ich immer noch neue entdecke. Einige Berge und Felsen, die ich zusammen mit meiner Frau besucht habe, fehlen in der Aufzählung. Sie hier alle aufzuzählen, würde den Rahmen der Abhandlung sprengen. Ebenso fehlen die Heiligen Berge des Odenwaldes, einschließlich des Heiligenberges bei Heidelberg. Der Greinberg bei Miltenberg, der Wannenberg bei Bürgstadt, sowie das auf dem Langenberg gelegene Felsenheiligtum Hunnenstein, nebst Höhenkirche Engelberg. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Ringwällen und Felsheiligtümern in Rheinland-Pfalz, angefangen vom Donnersberg, Drachenfels, Maymont, Rahnfels, Ohrensberg, Lemberg/Nahe, Disibodenberg (Visionsort der Hildegart von Bingen) inklusive geschichtsträchtiger Moselberge sogar mit Kulthöhle usw.
Auch im Steigerwald bei Würzburg gibt es einige Heilige Berge, allen voran der Schwanberg bei Iphofen und der Kapellenberg bei Bullenheim. Fast hätte ich den Michelsberg bei Bruchsal vergessen, nach dem eine bedeutende Kultur benannt ist. Und dann gibt es noch das absolute Highlight: Der gewaltige Heilige Berg der benachbarten Vogesen „St. Odilien-Berg“ mit seinem ehrwürdigen Bergkloster, einer heilkräftigen Quelle und mächtigen Zyklopenmauer. Nicht weit entfernt sein immer noch heidnisches Pendant Donon, der Olymp der Nordvogesen, mit einer Druiden-Kulthöhle unter dem steinernen Tempel, in der meine Frau und ich vor mehr als 25 Jahren im Schein mitgebrachter Kerzen am 25. Dezember in einer Winternacht unsere Ringe tauschten. Den Rückweg vom Gipfel zum Landgasthaus wiesen uns die Sterne.
Als ich mit der Aufzählung begann, ahnte ich nicht, dass ich eigentlich ein Teil meines Lebenswerkes beschreibe. Dass es so viele Berge sind – die aus dem Kärnten-Urlaub habe ich gar nicht dazu gezählt – überrascht mich selbst. Gleichzeitig wird mir klar, warum ich nie das Bedürfnis hatte nach Lourdes oder St. Jakob Compostela zu pilgern. Heilige Berge und Kraftorte gibt es auch vor der eigenen Haustüre genug. Der Beweggrund sie aufzusuchen ist wichtig, nicht der Weg und die Entfernung dorthin. Die dient oftmals nur der eigenen Eitelkeit sich selbst und der Welt zu beweisen, wie fit man ist oder „mental stark“. Wer sich selbst etwas beweist, hat Gott noch lange nichts bewiesen.
#heilige berge#Kultstätten#Kirchen#wallfahrten#Glaube#Spiritualität#kelten#Götter#Altkönig#Milseburg#felsheiligtum#Kraftorte#hessens heilige berge#klaus lelek
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Lissabon feiert im Juni viele Feste

Geschmückte Straßen, bunte Paraden, Musik-Aufführungen und gegrillte Sardinen – im Juni wird in Lissabons Straßen ausgelassen gefeiert. Im Rahmen der Festas de Lisboa finden überall in der Stadt Theater- und Musikaufführungen, Volksfeste, Tanzveranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen statt. Ein besonderes Highlight ist der Tag des Heiligen Antonius am 13. Juni. Kein anderer Heiliger wird in der portugiesischen Hauptstadt so geliebt wie António, denn 1195 im Viertel Alfama geboren, ist er Schutzpatron der Stadt. Eng verbunden mit den Festivitäten zu Ehren des Beschützers der Liebenden, ist auch die große Hochzeitszeremonie „Noivas de Santo António“ (Bräute des Hl. Antonius) am 12. Juni. In einer öffentlichen Hochzeitszeremonie in der Kathedrale Catedral Sé Patriarcal de Lisboa werden 16 Paare vermählt. Die über 60 Jahre alte Tradition war ursprünglich als Unterstützung für mittellose Pärchen gedacht. Heute ist sie beliebter denn je – die Paare werden daher zuvor ausgelost.

Im Rahmen der „Festas de Lisboa“ finden überall in der Stadt Theater- und Musikaufführungen, Volksfeste, Tanzveranstaltungen, Konzerte und Ausstellungen statt. / © José Frade Ebenfalls am 12. Juni zieht durch die Prachtallee Avenida da Liberdade eine bunte Parade, bei der die Bewohner einzelner Stadtteile mit selbstgeschneiderten Kostümen sowie eigens einstudierten Liedern und Tänzen um die beste Darbietung wetteifern. Die große bunte Parade beginnt jedes Jahr am Abend des 12. Juni gegen 22 Uhr und dauert bis in die frühen Morgenstunden. Mit dabei sind um die 20 Tanzgruppen, die gegeneinander antreten. Eine Jury bewertet die dargebotenen Lieder, Texte, Kostüme und Choreografien der Tanzgruppen.

Festas de Lisboa ©Armindo Ribeiro e Américo Simas Die Zuschauer verfolgen die „Marchas Populares“ von Tribünen aus, die anlässlich der Parade aufgestellt werden. Aber das bunte Event ist nicht nur ein Augenschmaus: Immer der Nase nach lassen sich die Besucher beim Fest des Heiligen Antónios leiten, denn die Luft ist erfüllt vom Geruch gegrillter Sardinen und frischen Basilikums. Dies hat eine besondere Bedeutung, denn Verliebte nutzen die Feierlichkeiten im Juni für eine Liebeserklärung und verschenken den „manjerico“ – ein Basilikumsträußchen mit einem Liebesvers.

Verliebte nutzen die Feierlichkeiten für eine Liebeserklärung und verschenken den „manjerico“, das traditionelle Basilikum, mit einem Liebesvers. © José Frade Auch die Queere-Community feiert mit: Der Gay Pride in Lissabon besteht aus zwei verschiedenen Veranstaltungen und findet an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden statt. Zuerst die Lisbon Pride Parade (Marcha do Orgulho LGBT) und eine Woche später das Pride Festival (Arraial Lisboa Pride), das immer am letzten Juni-Wochenende ausgetragen wird. Zahlreiche andere Veranstaltungen runden die Feierlichkeiten im Juni ab. Titelfoto / Festas de Lisboa ©Armindo Ribeiro e Américo Simas (Der Beitrag wurde erstmals im April 2019 veröffentlicht und seitdem aktualisiert.)

Am 12. Juni zieht durch die Prachtallee Avenida da Liberdade eine bunte Parade / © José Frade Mehr über Veranstaltungen in Lissabon (in portugiesicher und englischer Sprache)
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Jeanne Mammen - Der Heiliger Antonius
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honestly? Ich liebe katholische Schutzpatrone. Wie herrlich spezifisch das alles ist:
Der Heilige Antonius ist Schutzpatron der Bäcker, Schweinehirten, Bergleute, Reisenden und Sozialarbeiter. Er wird bei Unfruchtbarkeit, Fieber, Pest, Schiffbruch, Kriegsnöten, Viehkrankheiten und auch für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände (daher der scherzhafte Beiname „Schlampertoni“ in Bayern oder „Schussels Tünn“ im Rheinland) angerufen. Ebenso soll er bei der Partnersuche helfen[15], wozu z. B. Single-Wallfahrten[16] nach Padua angeboten werden. Dies wurde auch in mehreren TV-Produktionen thematisiert.[17][18] Zudem soll er zu einer guten Geburt, zum Altwerden, zu einer guten Ernte und zum reichen Pilzfund (Pilzgruß: "Antonius behüt'") verhelfen. Er gilt auch als Schutzheiliger der Frauen und Kinder, der Liebenden, der Ehe, der Pferde und Esel. Besonders bekannt ist sein Patronat über die Armen (unter dem Namen Antoniusbrot werden Spenden für Notleidende gesammelt).
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Auf dem Weg zur Heiligsprechung begegnete der - zu diesem Zeitpunkt noch nicht heilige - Antonius zufällig seiner Jugendliebe Julia. Die bevorstehende Heiligsprechung gebot, dass er stumm zur Seite schaute und unverminderten Schrittes weiterging, kam ihm aber auch, wenn er an die wilden Jahre mit Julia zurückdachte, plötzlich völlig unverdient vor.
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Triptych with Adoration of the Magi (center and inner wings), Saint Antony Abbot (left, outer wing) and Saint Adrian (right, outer wing), Museum of the Netherlands
Drieluik met op het middenpaneel de aanbidding der koningen. Voor een ruïne zit Maria met het Christuskind op schoot tussen de drie koningen in aanbidding. In de stal staat Jozef bij de os en ezel, twee engelen houden een stralende ster omhoog. Op de achtergrond is in twee kleine scènes de tocht van de drie wijzen voorgesteld. Op het linkerzijpaneel op de binnenzijde het vertrek van de drie koningen vanuit een havenstad; op de buitenzijde de heilige Antonius abt met boek en zwijn. Op het rechterzijpaneel de stoet van de drie koningen in een landschap; op de buitenzijde de heilige Adrianus met zwaard, aambeeld en leeuw. Verso een grisaille.
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„Auf Christus schauen“
Antonius von Padua (1195–1231) wollte in die Mission gehen. Doch der heiligen Franz von Assisi bestimmte ihn für die theologische Ausbildung seiner Ordensbrüder. Als Volksprediger wurde Antonius schon zu Lebzeiten populär. https://www.die-tagespost.de/kirche/heilige/auf-christus-schauen-art-228244
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Wischen und Fischen
Portugal ist nicht das einzige Land, wo die Zitronen blühen und nicht das Land, wo die Polen drehen. Das ist im Einzugsgebiet einer nachlebenden Antike dasjenige Land, wo etwas in den äußeren Westen und Süden driftet, dort zieht und trägt. Der heilige Antonius spricht mit den Fischen, weil er Portugiesisch spricht. Heilig wurde er und starb er zwar in Padua, aber dahin ist er gependelt und pendelt seitdem zurück, denn die Kacheln, nach Markus Krajewski leicht waschbare Bauelemente des Gewissen(s), die ihn rührend zeigen, stammen aus Portugal. Er stammt aus einer Hafenstadt, woher denn sonst? Sein Distanzschaffen ist Distanzschiffen.
Antonius ist ein sonnig bestrahlter Tor, ein Portugiese, der kein Problem damit hat, zu sprechen, indem er mit dem Stab rührt (kontrafaktisch stabilisiert) und so die Fische (a-)dressiert, indem er sie polar(Aris)iert.
Die brasilianische Rhetorik erscheint aus deutscher Sicht wilder, die Hermeneutik eines Antonius surrealer, lettristischer, dadaistischer als vielleicht die von Joseph Esser oder gar von den notorischen Mainzelmännchen der rhetorischen Rechtstheorie, von Viehweg und seinem Gefolge. Ist das so? Mit dem Sekundären sieht man nicht unbedingt besser, aber unbedingt dienlicher, servierender und versierter, also drehender und wendiger.
Die Brasilianer scheinen mit ihren Messehallen, die am Ufer aufgereiht der Madonna von O gewidmet sind (Scheibenkleister!), mit ihrer Feier von São João dem unbeständigen Wissen der Zettel affiner als ...Matthias Jestaedt. Das kann aber täuschen. Immerhin macht der Jestaedt in seinem Libretto, dem kleinen Buch über das Verfasste hinter Verfasstem, auch aus Schlüsselbegriffen Schleusenbegriffe. Der wischt auch, wenn er was weiß - und man kann nicht ausschließen, dass er vom Wischen seines Wissens was weiß.
#wischen#der heilige antonius von padua#fischen#die verfassung hinter der verfassung#mathias jestaedt
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DALÍ EN NIETS ANDERS

Het was vrijwel mijn eerste kennismaking met kunst. Die extravagante levenswijze en surrealistische schilderijen pasten precies in mijn straatje van dwarse puber, toen. Ik had ook die drang om buiten de massa te lopen door mezelf te zijn. Van jezelf een kunstwerk maken leek me toentertijd wel wat, gewoon om simpelweg op te vallen. Anders te zijn dan anderen. Maar die kunstenaar als zodanig zat er niet in bij mij. Dit kwam er dan ook niet zo uit zoals ik dat wel had gewild. Dus het bleef bij het gretig doorbladeren van de kunstboeken die ik bij De Slegte kocht of van de bibliotheek leende. Daaruit vrat ik het werk van Salvador Dalí, bij wijze van spreken. De gesmolten tijd, de metamorfoses, de weke constructies, en onder meer, de tonijnvangst, de verzoeking van Sint-Antonius, Christus van Sint Jan aan het Kruis, het avondmaal, de portretten van Gala en de zelfportretten. Heerlijk vond ik het, genieten.
En dan later, toen ik meer en ander werk in de kunst zag. Meerdere kunstenaars en verschillende stijlen en technieken leerde kennen, verdween Dali enigszins naar de achtergrond. Maar altijd is mijn liefde voor het surrealisme gebleven, de werkelijkheid boven de realiteit, het gevoel boven de emotie. In de kunst is er meer tussen hemel en aarde.
En nu tref ik een boek waarin geen enkel werk van kunstenaar Dali staat afgedrukt, maar dat enkel draait om de mens Salvador. In de uitgave ‘DALÍ en niets anders’ is hij het middelpunt van zijn universum. De man achter de grimas. Het masker gaat af, zo lijkt het. Maar op de foto's van Robert Descharnes in dit boek blijft Salvador Dalí zich terdege bewust van zijn zorgvuldig opgebouwde imago. De bevriende fotograaf geeft een inkijk in het persoonlijke leven van de wereldberoemde kunstenaar, van de eerste kennismaking in 1950 tot de dood van Dali in 1989. Salvador in zijn vertrouwde leefomgeving, losjes alsof er geen fotocamera is. Maar ook poserend omdat hij zich er terdege van bewust was bekeken te worden. Hij bleef in zijn zichzelf toegemeten rol.
Directeur Charles de Mooij van het Noordbrabants Museum haalt een uitspraak van Dali aan in zijn voorwoord op het boek: ‘Op mijn derde wilde ik kok worden. Op mijn vijfde wilde ik al Napoleon zijn. Sedertdien heeft mijn ambitie alleen maar steeds grotere vormen aangenomen, en tegenwoordig is het mijn streven om Salvador Dalí te worden, en niets anders.’ Dat is Dalí ten voeten uit. Zichzelf als voorbeeld hebben. Een buitengewone persoonlijkheid. "Als geen ander verkende hij de grenzen van de kunst," schrijft De Mooij, "Dali dacht groots en maakte van zijn leven één groot optreden." Zijn museum in Den Bosch toont tot en met 21 november een bloemlezing uit de vele foto's van Descharnes, naast originele tekeningen, schetsen en commerciële opdrachten die het veelzijdig kunstenaarschap van Dalí belichten.
Het boek dient als catalogus en bevat 125 foto's, een sprekende selectie. Groot kenner en liefhebber van Dalí's werk, Pere Vehi Contos, neemt mij in zijn inleidende artikel mee naar de omgeving van Cadaqués - de streek in Spanje waar de kunstenaar in zijn vroege jeugd ging wonen en er later zelf een landgoed bezat. Contos beschrijft in vogelvlucht het leven van Dali om daarna de fotografie van Descharnes te duiden. Niet alleen vormen de foto's volgens de schrijver een nauwgezet document, een notariële akte welhaast “waarin de zomeractiviteiten van Dalí werden verzameld”. Ook is de kijker getuige van het ontstaan van belangrijke werken. Descharnes had ingang tot het heilige der heiligen, Dalí’s atelier en woonhuis, en mocht daar ongestoord werken en leven van de meester vastleggen. Het opent voor mij deuren die anders gesloten zouden blijven. De vele kleurloze opnamen geven de veelkleurige kunstenaar sfeervol weer. De kleurenfoto’s tonen het veelzijdige karakter. Volgens Contos zijn er twee Dalí's: “het personage dat poseert voor journalisten en zijn meest trouwe publiek, en de voor de nabije omgeving vertrouwde man die, hoewel nog steeds een creatief genie, niet acteert maar gewoon is wie hij is.”
Nicolas Descharnes, zoon van, beheert met zijn broer Olivier de nalatenschap van zijn vader. Hij schrijft in een tweede inleidend artikel over de relatie tussen zijn vader en de kunstenaar. “De ruim 60 duizend foto's zijn het resultaat van 40 jaar vriendschap en samenwerking. Ze tonen de beroemde persoon, de kunstenaar aan het werk en de man in zijn dagelijks leven met zijn muze Gala. Nieuwsgierigheid is de gemeenschappelijke factor van de twee vrienden.” De foto's zijn momentopnames, scènes uit het dagelijks leven van Dali. Hij beleefde zijn kunstenaarschap elke dag en op natuurlijke wijze werd hij het onderwerp van de gedoseerde en spontane fotografie van de fotograaf die hij vertrouwde. Een fractie van dit leven en van zijn creatieve zoektocht is te zien en te beleven door de foto's in de uitgave "DALÍ en niets anders".
De fotoreeks in de catalogus bij de tentoonstelling in het Noordbrabants Museum geven beeld aan mijn stoutste verwachtingen. In sfeervolle meest zwartwit opnames in het begin, en de kleurenfoto's later, bekijk ik de kunstenaar als in een boulevardkrant. Tijdens de werking van de creatieve geest, bij het uitoefenen van zijn vak. Maar ook op vakantietrips, boottochtjes en wandelingen met vrienden. Op vrijwel elk beeld dat bekende uitgestreken gezicht, veelal met die karakteristieke dunne snor waarvan de punten omhoog staan. Bijna nergens zie ik enige vrolijkheid in de mimiek dan alleen wanneer Gala in de buurt is en Salvador liefdevol haar ogen zoekt. Soms acteert hij als een figuur op zijn schilderijen. Een surrealistische act met een dolfijn of een stuk rots in de vorm van een dolfijn op zijn hoofd, bijvoorbeeld. Veelzeggend zijn de foto's als wanneer Dali poseert als Velázquez, of als herder voor een kudde schapen, staand achter de ezel werkend aan een portret - de kunstenaar beschouwt het model dat ik op de rug zie.
Karakteristiek voor het vertrouwen in de fotograaf is wanneer Dali zijn gebruikelijke bad in de baai van Port Lligot neemt. Op de foto steekt alleen het hoofd met gesloten ogen boven het water uit. Waar brachten zijn gedachten hem op dit ongedwongen moment, zo vraag ik me af. Zijn creativiteit gaf hem vleugels om onder zoveel meer te schilderen, te tekenen, ruimtelijke objecten te maken, te schrijven, te filmen en vooral zichzelf te zijn. Die eigenzinnigheid komt tot uiting op de foto’s in dit boek. De beelden volgen een chronologisch pad in de tijd, zijn tijd, de tijd van Dalí.
DALÍ en niets anders, foto’s door Robert Descharnes, 1955-1985. Uitgave WBOOKS / Het Noordbrabants Museum, 2021.
#salvador dalí#robert descharnes#het noordbrabants museum#fotografie#wbooks#isbn9789462584464#catalogus
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Igreja de Santo António de Lisboa






Der heilige Antonius wird am 13.06. gefeiert. Normalerweise mit Prozession und vielen bunten Feiern in der ganzen Stadt. Diesmal ist wegen plötzlich zunehmender Corona Zahlen alles abgesagt und wir können einen Tag vorher ganz in Ruhe in seine Kirche. Hier unten in der Krypta soll sein Geburtsort sein, gestorben ist er in Padua.
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ENG in 1st comment GER// Vier Denkmale auf einem Blick in Hemmessen (Ortsteilvon Bad Neuenahr)! Meine bisherigen Postings von Bad Neuenahr stammten alle aus den Ortsteilen Beul und Wadenheim. Hier nun mein erstes Bild aus dem westlichen Ortsteil Hemmessen. 1106 wird das heutige Hemmessen als Hemmingeshoven zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Endungen auf -hof, -hofen und -hoven sind ein Zeichen dafür, dass diese Namen aus der karolingischen Zeit stammen. Grundform bei Hemmessen war „Haminingeshova“ was so viel bedeutet wie Hof des Hamining. Ich zeige euch hier die St. Antonius und St. Sebastianus Kapelle (von Einheimischen schlicht "oose Dom" auch „Hemmessener Dom“ genannt), das Fachwerkhaus von 1835 und dazwischen die Linde von 1570 und der Sandsteinbildstock von 1735. Der Baum wurde 1570 anlässlich der Weihe des ersten „Hemmessener Doms“ gepflanzt und ist aufgrund seines Alters Naturdenkmal. Der heutige Kirchenbau stammt aus dem Jahre 1869 nachdem die alte Antonius-Kapelle aus dem 16. Jahrhundert 1869 wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Die neue Kapelle erhielt den heiligen Sebastian als zusätzlichen Schutzpatron. Der Heilige Sebastian wird in Hemmessen seit Ende des 17. Jahrhundert als Pestheiliger verehrt. Der drei Meter hohe Bildstock aus Sandstein besitzt an seinen vier giebelbekrönten Seiten Reliefs. Aber dazu in einem späteren Posting mehr. Quelle: kuladig.de #raw_germany #srs_germany #deutschland_greatshots #deutschlandkarte #ig_deutschland #visitgermany #phoenix_germany #batpixs_germany #travel_drops #germanysworld #meinedeutschlandliebe #prettygermany_ #KINGS_VILLAGES #placestotravel_s #houses_phototrip #germany2you #travel_2_germany #total_houses #_bestgermanypics #DeutschlandMyLove #fever_streets #houses_ofthe_world #be_one_houses #meindeutschland #fever_houses #visitrlp #RLPerleben #rlplovers #my_view_of_germany #germanypix — view on Instagram https://ift.tt/3jpa8k5
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Parasites
Claire Barrow, Zuzanna Czebatul, Miranda Keyes, Kinke Kooi, Magdalena Los, Sinkhole Project and Raphaela Vogel
curated by Lisa Klosterkötter, in collaboration with Inga Charlotte Thiele
until Feb 28, 2021
You can find out about updates and further information on this website and Instagram. https://www.instagram.com/pik_deutz
Despite all current difficulties, we are happy to realize Parasites at PiK!
Ein Rundgang durch die Ausstellung
Die in Köln beheimatete Kunstmesse Art Cologne wurde 2020 Corona-bedingt zweifach verschoben und die Ausstellung Parasites im Kölner Projektraum PiK Deutz schloss sich diesen Verschiebungen an. Letztlich konnte die Messe nicht stattfinden, Parasites wurde im Dezember 2020 realisiert. Das alljährliche terminliche Andocken an die Messe sowie die geografische Nachbarschaft zum Messegelände verspricht dem PiK Deutz einen Mehrwert an internationalem Publikum, gleichsam bietet der Projektraum den Messebesucher*innen und somit der Art Cologne die Konfrontation mit internationaler zeitgenössischer Kunst, sowie den direkten Zugang zur lokalen Szene. Im Zuge dieser Koexistenz der Off-Szene im Bezug zu kommerziellen Kunstereignissen setzt sich Parasites mit den parasitären Verhältnissen, Abhängigkeiten und Appropriationen des zeitgenössischen Kunstgeschehens auseinander. Wer bedingt wen? Wie verdeutlicht sich die Verzweigtheit der verschiedenen Kunstakteur*innen? Wer setzt Impulse und Prozesse frei? Nach Michel Serres verdanken sich alle Entwicklungsprozesse einem parasitären Eindringen, einem progressiven Impetus hin zu Veränderungs- und Transformationsprozessen in einem bestehenden System. Durch die Pandemie und die Einschränkungen und Beschneidungen der Kunst- und Kulturbranche hat sich eine neue Aktualität dieses Themas, im Spannungsfeld und Machtgefälle zwischen Kultur und Wirtschaft ergeben.
Der/die Parasit*in ist ein*e Erreger*in. Weit davon entfernt, ein System in ihrer/seiner Natur, ihrer/seiner Form, ihren/seinen Elementen, Relationen und Abläufen zu verwandeln. Doch bringt sie/er das Gleichgewicht und die Energieverteilung des Systems zum Fluktuieren. Sie/er dopt es, irritiert es, verstopft, verdichtet, verschiebt, entzündet es. Sie/Er regt es an, sie/er treibt es an, setzt es in Bewegung oder parallelisiert es. Sie/Er verändert den energetischen Zustand einer bestehenden Ordnung.
Bee, Doof, Nux, Immortan Joe, Oracle, Glory, Horse, Slit, Bullet, Tiger, Goro, Noob und Sub Zero sind die Namen der 13 von Künstlerin und Modedesignerin Claire Barrow ins Leben gerufenen Charaktere. Sie sind gefertigt aus alten Teddybären, Kunstfell, auf der Straße gefundenen Objekten, Perlen, Pfeifenreinigern, Seilen, Reißverschlüssen, Kunstfedern und menschlichem Haar. Die Londoner Modedesignerin schöpft ihre Inspiration aus der sogenannten DIY-Kultur, um ihre Kunst auf alles anzuwenden, von der Kleidung bis zur Leinwand, im physischen und digitalen Raum. Die Figuren wurden zwischen 2018 und 2020 für ihren Kurzfilm "Fury Road Slits Journey" produziert, der zeitnah erscheinen wird. Der Film ist inspiriert von den kindlichen Erfahrungen der make-believe-Spiele (Phantasiespiele) sowie von den restriktiven Erwartungen der Gesellschaft, etwas aus seinem Leben zu machen. Die Objekte hängen und stehen dicht über der Teppicharbeit von Zuzanna Czebatul, greifen die Konstellation der dort abgebildeten Figurengruppe auf, indem sie wie ein Spiegelbild über ihr schweben.
Die den gesamten Boden des Raumes bedeckende Arbeit Des Wahnsinns schöne Kinder der Künstlerin Zuzanna Czebatul zeigt eine Figurengruppe aus 9 dämonischen Wesen, die an einem Tuch mit der tiefroten Aufschrift EGO ziehen, zerren, mit Knüppeln auf es einschlagen. Die Szene bildet einen Rapport, der als Dessinierung die 300 Quadratmeter-große Bodenfläche überzieht. Das Bildelement lehnt sich kompositorisch und zeichnerisch an Martin Schongauers Kupferstich Der heilige Antonius, von Dämonen geplagt (ca 1470) an. Wie auch der, in der christlichen Darstellung zentral platzierte Mann, kann sich das Tuch nicht wehren oder schützen und wird gleichzeitig in ikonografischer Verklärtheit unversehrt abgebildet. Dieses Spannungsverhältnis zeigt die in politische Ideologien eingebetteten Strukturen und Ästhetiken der Macht auf, die Kern von Czebatuls Arbeit sind. Ein kollektives Ego nimmt Raum ein und wird gleichsam belagert, gepeinigt, beeinträchtigt, nicht zuletzt durch die Entwicklungen der gegenwärtigen gesellschaftlichen und pandemischen Krise. Auch die durch das Aufgreifen des Kupferstichs thematisierten christlich fundamentalen Wertesysteme bieten eine Analogie zu der aus den Ufern geratenen Welt und erschaffen eine weltumspannende Makroperspektive. Die rythmische Wiederholung, Anordnung und Drehung der Rosette um die eigene Achse erweitert die Ausstellungshalle nach außen, sprengt räumliche Begrenzungen und dehnt sie gedanklich aus. Die weiteren Arbeiten der Ausstellung werden von der raumgreifenden Bodenarbeit beeinflusst und belagern, besetzten gleichsam den Teppich.
Der sich hier ausdehnende Kosmos zieht sich dort in den Arbeiten der niederländischen Künstlerin Kinke Kooi in seiner fluoreszierenden, von Fraktalen durchzogenen Gesamtheit zusammen. Reife, geschwollene, umschließende Formen, ineinander gefügte Strukturen, Muster, eingewachsene Objekte und in Zwischenräume eingesetzte, passförmige Körper. In Kinke Koois Zeichnungen geht es um die Fürsorge für eine funktionierende Einheit, darum, wie sich das große Ganze im Kleinen verlieren kann, um die Distanz zwischen Menschen und Dingen, Körpern und Objekten zu versöhnen und die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, wie die Kleinheit, bei aller scheinbaren Sinnlosigkeit, sinnvoll und verlockend sein kann.
Der Blick der in Kinke Koois konkave Wölbungen eingesogen wird, führt auch in die Videoinstallation Uterusland von Raphaela Vogel hinein: das Video zeigt eine Frau, die ein künstliches Baby in den Armen hält und in einer traumartigen Szene ein klaustrophobisch enges, nicht enden wollendes Rohr durchgleitet. Es geht um das Gebären und Hervorbringen der eigenen Künstler*innen-Identität, einer emanzipierten künstlerischen Produktion, die für Raphaela Vogel immer auch mit einer schonungslosen Selbstrepräsentation einhergeht, die den Druck des Schaffensdrangs als Bedrängnis wie auch als Kraft zu erkennen gibt. Im Kontext der Ausstellung wird durch Uterusland auch die Frage nach Geschlechterkonstruktionen thematisiert: wer wird in welchen Körper, in welches biologische Geschlecht hineingeboren? Es entsteht die Vorstellung den eigenen Körper zu bewohnen, der Körper als Hülle, Schutz und Last zugleich. Auch geht es um die Inszenierungen von Körper-Realitäten wie der eigenen Geburt. Die Installation die teilweise aus einer Melkmaschine besteht, greift das Thema Carearbeit, Schwangerschaft, Fürsorge gegenüber sich selbst und anderen auf und verweist auf die Rolle der Frau als Ernährerin und Wirtin parasitären Lebens.
Magdalena Los’ dockt mit ihrer Arbeit an artists mouth is there to speak and not to eat als (vermeintliche) Parasitin an Czebatuls Arbeit an, indem sie zu denselben Konditionen (Hersteller, Material, Produktionsort) ebenfalls einen Teppich produzieren ließ, allerdings mit dem Unterschied, dass das ihr zur Verfügung gestellte Budget ungefähr 1/20 von dem Czebatuls betrug. Los macht in ihrer Arbeit die ungleiche Verteilung der Materialbudgets sichtbar und somit allgemein die Hierarchie innerhalb des Kunstbetriebs. Es wird u.a. die Frage nach dem Zusammenhang von Sichtbarkeit und Möglichkeiten aufgeworfen: Wer macht den Parasit zum Parasiten? Wer ist überhaupt Parasit? an artists mouth is there to speak and not to eat stellt einen Mund dar, als Eingang und Öffnung zum Körper aber auch als Sprachrohr und Kommunikationsweg. Der Mund ist sowohl zum Essen, als auch zum Sprechen da, dabei ist die Nahrungsaufnahme ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis. Die künstlerische Arbeit wird oftmals nicht als Arbeit wertgeschätzt, sondern vielmehr als Berufung verstanden, die nichts mit monetärer Entlohnung zu tun hat (“brotlose Kunst”), gleichzeitig wird die Kunst im Zusammenhang mit Freiheit attestiert, Dinge so benennen zu können, wie sie wirklich sind.
Miranda Keyes’ hier gezeigte Glasobjekte Loamy Burrs setzen sich aus verschieden bearbeiteten transparenten und matten Oberflächen zusammen. Ein bauchiges Zentrum und jeweils zwei sich in verschiedene Richtungen windende, hauchdünn auslaufende Spitzen umschließen eine braun schimmernde Flüssigkeit, die an den Enden der Objekte wie aus einer Glaspipette heraustreten wollen, aber durch die geschlossene Form nicht können. Viele Assoziationen und poetische Bilder, die sich um die Formen spinnen und die die Künstlerin in ihren Texten zu den einzelnen Arbeiten beschreibt. In Loamy Burrs spricht sie von “kuppelgemolkenem Saft” und spielt auf die fast nur im Schatten ihrer selbst sichtbaren, hauchzarten Zitzen oder Kuppeln der Glasobjekte an, die in Verbindung mit Raphaela Vogels Melkmaschine zurück zu der Thematik des Ernährens und Voneinander-Zehrens führen. Auch erinnern sie an feuchte, lehmige Fahnen- und Algengewächse oder an auf der Wand ausharrende Insekten, deren Formen sich in den Hörnern und Krallen der Dämonen auf dem Teppich wiederfinden.
Sinkhole Project ist eine kuratorische Plattform, die 2016 von Joe Speier in Baltimore, Maryland gegründet wurde. Die Ausstellungen finden zumeist kurzweilig im öffentlichen Raum, an Zäunen und Mauern statt. Im Rahmen von Parasites wurde Sinkhole Project eingeladen, ein Konzept innerhalb der Ausstellung (eine Ausstellung in der Ausstellung) umzusetzen und bespielt die weitläufige Fensterfront der Ausstellungshalle. Joe Speier wiederum lud die Galerie Gern en Regalia, die in New York (Manhattan, Lower East Side) beheimatet ist, ein, innerhalb seines Konzeptes, Produkte auszustellen, die ihr Galerieprogramm bewerben (T-Shirts, Sticker-Editionen, Logos). Zudem zeigen Zoe Brezsny und Mario Miron, die Gern en Regalia betreiben und mit Joe Speier befreundet sind, ihre eigenen Zeichnungen und Malereien. Das gesamte Konzept thematisiert die parasitäre Beziehung zwischen Künstler*innen und den von ihnen betriebenen Artist Run Spaces und Galerien. Die Einbeziehung eines weiteren Kunstortes wie Gern en Regalia impliziert das Netzwerk dieser Räume und ihrer Leiter*innen, Freundschaften und gegenseitig vorteilhaften Transaktionsbeziehungen, die sich um das Interesse der Verbreitung von Kunst bilden. “Mich reizt die Idee, Gern als eigenständiges Kunstwerk neben den Zeichnungen und Gemälden von Mario und Zoe (den Gern-Direktor*innen) zu rahmen.” sagt Joe Speier. “Ich war daran interessiert, die Shirts auszustellen, weil sie als Werbung für eine Galerie fungieren, die so klein ist, dass sie nie Verkäufe macht und nicht wirklich ein Geschäft betreibt. Das stellt die Natur der von Künstler*innen geführten Räume als Unternehmen und als Erweiterung ihrer kreativen Praxis in Frage.”
Und plötzlich kommt der Gedanke, ob die Evolution nicht unter einem bestimmten Gesichtspunkt das Werk des Parasiten ist. Ob nicht zwischen Evolutionen und Parasitentum Kreisläufe von Ursachen und Wirkungen bestehen, offene rückgekoppelte Kreise. (Michel Serres: Der Parasit, 1980)
A walk through the Exhibition The Cologne-based art fair Art Cologne was postponed twice in 2020 due to Corona and the exhibition Parasites in the Cologne project space PiK Deutz followed these postponements. Ultimately, the art fair could not take place, Parasites, though, was realized in December 2020. The annual scheduling, parallel to the art fair, as well as the geographical proximity to the fairground, promises PiK Deutz an abundance of international audience, and in turn the project space offers the audience of the art fair and thus Art Cologne the confrontation with international contemporary art, as well as direct access to the local scene. In the course of this co-existence of the off-scene in relation to commercial art events, Parasites deals with parasitic relationships, dependencies and appropriations of the contemporary art scene. Who conditions whom? How do the ramifications of the various art actors become clear? Who creates impulses and processes? According to Michel Serres, all developmental processes owe themselves to a parasitic intrusion, a progressive impetus towards processes of change and transformation in an existing system. Due to the pandemic and the restrictions and curtailments of the art and culture sector, which have amplified the tension and power imbalance between culture and economy, a new topicality of the subject has arisen.
The parasite is a pathogen. Far away from transforming the nature, form, elements, relations and procedures of a system. But it makes the balance and energy distribution of the system fluctuate. It dopes it, irritates it, clods, condenses, shifts, inflames it. It stimulates it, drives it, sets it in motion or parallelizes it. It changes the energetic state of an existing order.
Bee, Doof, Nux, Immortan Joe, Oracle, Glory, Horse, Slit, Bullet, Tiger, Goro, Nooband Sub Zero, are the names of the 13 characters brought to life by artist and fashion designer Claire Barrow. They are made from old teddy bears, fake fur, things found on the street, beads, pipe cleaners, rope, zippers, synthetic feathers and human hair. The London-based fashion designer and artist draws inspiration from the so-called DIY-culture to apply her art to everything from clothing to the canvas, in physical and digital space. The characters were produced between 2018 and 2020 for her short-film “Fury Road Slits Journey”, which will be released soon. The film is inspired by the childhood experiences of make-believe-games, as well as by the restrictive expectations of society, to make something of one’s life. The objects hang and stand close above Zuzanna Czebatul’s carpet-work, mirroring the constellation of the group of figures depicted there, by hovering over it like a reflection.
The work Des Wahnsinns schöne Kinder by the artist Zuzanna Czebatul, which covers the entire floor of the room, shows a group of figures consisting of 9 demonic beings around a cloth with deep read lettering on it spelling EGO, pulling, tearing and beating it with clubs. The scene is repeated, forming a pattern that stretches across the 300 square meter floor area. In terms of composition and drawing, the pictorial elements borrow from Martin Schongauer copperplate engraving Der heilige Antonius, von Dämonen geplagt (ca 1470). Like the man, centrally placed in the Christian depiction, the cloth cannot defend or protect itself and is at the same time shown as intact in iconographic transfiguration. This tension highlights the structures and aesthetics of power embedded in political ideologies that are at the core of Czebatul's work. A collective Ego occupies space and is simultaneously besieged, tormented, impaired, not least by the developments of the current social and pandemic crisis. The Christian fundamental value systems thematised by taking up the engraving also offer an analogy to the world gone off the rails, creating a globe-spanning macro perspective. The rosette's rhythmic repetition, arrangement, and rotation on its own axis extends the exhibition-space outward, breaking up spatial limitations and expanding them intellectually. The other works in the exhibition are affected by the expansive floor work and both besiege and occupy the carpet.
The cosmos which is expanding here, contracts itself in the works by the Dutch artist Kinke Kooi, in their fluorescent totality, pervaded by fractals. Mature, swollen, enclosing forms, interlocking structures, patterns, ingrown objects, and flexible bodies inserted into interstices. Kinke Kooi's drawings are about caring for a functioning unity, about how the big picture can get lost in the small, reconciling the distance between people and things, bodies and objects, and are drawing attention to how smallness, for all its apparent futility, can be meaningful and alluring.
The gaze that is sucked into Kinke Kooi’s concave curvatures, is also drawn into Raphaela Vogel’s video installation Uterusland; the video shows a woman holding an artificial baby in her arms, while sliding through a claustrophobically narrow, never-ending tube in a dream-like scene. The work is about giving birth to and producing one's own artist identity, an emancipated artistic production, which for Raphaela Vogel always goes hand in hand with an unsparing self-representation that reveals the pressure of the creative urge as both a distress and as strength. In the context of the exhibition, Uterusland addresses the question of the construction of gender: who is born into which body, into which biological sex? The idea of inhabiting one’s own body emerges; the body as a shell, protection and burden at the same time. It is also about the staging of bodily realities such as one’s own birth. The installation, which partly consists of a milking machine, takes up the theme of care work, pregnancy, care for the self and for others, and refers to the role of women as nurtures and hosts of parasitic life.
Magdalene Los’ links her work an artists mouth is there to speak and not to eat as a (supposed) parasite, to Czebatuls work, in that she also had a carpet produced under the same conditions (manufacturer, material, production site), but with the difference that the budget made available to her was about 1/20 of Czebatul’s. In her work, Los makes visible the unequal distribution of material budgets and thus, in general, the hierarchy within the art industry. Among other things, it raises the question of the connection between visibility and possibilities: Who makes the parasite a parasite? Who is a parasite at all? an artists mouth is there to speak and not to eat depicts a mouth, as entrance and opening to the body, but also as a mouthpiece and communication channel. The mouth is there to eat as well as to speak, and food intake is a basic necessity of life. Artistic work, however, is often not valued as work, but rather as a vocation that has nothing to do with monetary reward (“breadless art”). At the same time, art is attested in the context of freedom, to be able to name things as they really are.
Miranda Keyes' glass objects Loamy Burrs shown in the exhibition are composed of two differently processed transparent and matte surfaces. A bulbous center, and in each case two ends winding in different directions, pointed and wafer-thin, enclose a brown shimmering liquid, which would run out at the ends of the objects as if from a glass pipette, but cannot due to the closed form. There are many associations and poetic images that weave themselves around the forms and which the artist describes in her own texts on the individual works. In Loamy Burrs she speaks of "dome-milked juice" and alludes to the delicate teats or domes of the glass objects, which are almost only visible in the shadow of themselves, and which, in connection with Raphaela Vogel's milking machine, point back to the theme of feeding and being fed by each other. They are also reminiscent of damp, loamy fern and algae or insects persevering on the wall, their shapes echoed in the horns and claws of the demons on the carpet.
Sinkhole Project is a curatorial platform founded in 2016 by Joe Speier in Baltimore, Maryland. Their exhibitions are mostly short-lasting and take place in public spaces, on fences and walls. As part of Parasites, Sinkhole Project was invited to implement a concept within the exhibition (an exhibition within the exhibition), playing on the expansive window front of the exhibition-space. Joe Speier, in turn, invited Gern en Regalia gallery, based in New York (Manhattan, Lower East Side), to exhibit products promoting their gallery program (t-shirts, sticker editions, logos) as part of his concept. In addition, Zoe Brezsny and Mario Miron, who run Gern en Regalia and are close friends with Joe Speier, show their own drawings and paintings. The entire concept addresses the parasitic relationship between artists and the artist run spaces and galleries they operate. The inclusion of another art venue like Gern en Regalia implies the network of these spaces and their initiators, friendships, and mutually beneficial transactional relationships, that form in the interest of distributing and creating platforms for art. "I was attracted to the idea of framing Gern as a stand-alone artwork alongside the drawings/paintings of Mario and Zoe (the Gern directors)," says Joe Speier. "I was interested in exhibiting the shirts, because they function as an advertisement for a gallery that is so small that it never generates sales and isn’t really running a business. That challenges the nature of spaces run by artists as businesses and as extensions of their creative practices.”
Suddenly I wonder whether evolution itself is not the work of parasites, from a certain point of view. Whether, between evolution and parasitism, there might not be cycles of causes and effects, in open circuits with feedback. (Michel Serres: The Parasite, 1980)
Text: Lisa Klosterkötter Translation: Anna R. Winder
Fotos: Alwin Lay
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Zürcher Veilchenmeister, Antonius-Retabel. Der Heilige Antonius Abbas, um 1505-10 (Ausschnitt), Sammlung Würth
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This is an image of the devil painted by an Old Master around 1510. I saw it today for the first time.
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