#der buchtrinker
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Drei Mini-Reviews - Edition: nur auf Deutsch erhältlich (sorry)
“Der Buchtrinker” von Klaas Huizing
Dieser selten gelesene Roman handelt von der echten Figur des Johann Georg Tinius, einem Pfarrer mit einer Leidenschaft für Bücher, der gern Leute ermordete, um sich ihrer Bücher zu bemächtigen. Dazu kommt ein zweiter Handlungsstrang eines jungen Studenten, der eine Biographie von Tinius findet und prompt ähnliche Anwandlungen entwickelt. Das Buch ist voller interessanter narratologischer Kniffe und hat mindestens fünf Erzählebenen. Beständig wird die vierte Wand gebrochen und einige der narrativen Entscheidungen sind wirklich sehr ... außergewöhnlich. Aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen: es ist ein Buch voller Liebe zu Büchern. Und auch wenn es manchmal seltsam wird, ist es doch sehr interessant.
“Direkt danach und kurz davor” von Frank Witzel
Oh, dieses Buch ... Es ist unmöglich, zu beschreiben, wovon es handelt, oder alle seine Aspekte einzufangen. Es geht um die Nachkriegszeit in Deutschland, so viel steht fest. Und dem Autor (der übrigens kein Zeitzeuge war, wie man glauben könnte) gelingt es, die Unsicherheit und Verwirrung der Menschen perfekt einzufangen. Eine Atmosphäre des "niemand weiß nichts genaues nicht" liegt in der Luft der Figuren und überträgt sich auf den Leser. Es ist schräg, aber wunderbar (auch wenn es in der Mitte ein wenig zerfranst und der Bezug zur Geschichte nicht mehr klar greifbar ist). Ich denke, die Beschreibung "James Joyce trifft deutsche Nachkriegszeit" passt ganz gut. Einige der Aspekte dieses sehr kaleidoskopischen Buches (einiges wird man hassen, anderes lieben): eine geisteswissenschaftliche Analyse eines anderen Textes als Dialog, eine erzählte statt gespielte meta-Theateraufführung, eine dramatis personae mit einer ganz eigenen Geschichte, gestrichene Varianten und Interpretationsvorschläge des Textes im ersten Teil, etc. etc. Definitiv wert zu lesen, aber man sollte einiges an Energie und guten Willen mitbringen, eventuell Alkohol, bzw. eine gute Anleitung. Halt wie bei Joyce.
“Vor der Zunahme der Zeichen” von Senthuran Varatharajah
Dieser Dialog zwischen zwei ehemaligen Flüchtlingskindern ist zwar sehr eindrucksvoll, konnte mich aber vom Stil nicht überzeugen. Die beiden Einwanderer nach Deutschland, geflüchtet aus Bürgerkriegsgebieten, die über ihre Geschichte, die Hybridität ihrer Identität, die Schwierigkeiten und den Alltagsrassismus erzählen, ergänzen sich gegenseitig. Die fließenden Übergänge zwischen beiden Geschichten lassen sie dabei zu Einem werden, dass für alle steht. Das war großartig. Der Stil hat mir nicht gefallen. Es war einfach keine authentische Unterhaltung, da wurde kaum Bezug auf einander genommen, und am Ende brach es plötzlich abrupt ab. Außerdem machen ein paar fehlende Kommas und Kleinschreibung noch lange keine eMails / SMS / Facebook-Nachrichten aus. Die Sprache war einfach viel zu gestelzt. Es ist ein wirkungsvoller, starker Roman, aber für mich wahrscheinlich doch zu modern bzw. nicht zu Ende gedacht.
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