Tumgik
#adhd.pi
Mir ist die DSM-5 Unterteilung von ADHS in die drei Untertypen 314.01 Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Combined presentation, 314.00 Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Predominantly inattentive presentation und 314.01 Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Predominantly hyperactive/impulsive presentation viel sympatischer als die separaten Diagnosen F90.0 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung und  F98.80 Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität mit Beginn in der Kindheit und Jugend im ICD-10 wenn ich ehrlich bin. Im amerikanischen ICD-10 wird interessanter Weise die selbe Einteilung wie im DSM-5 gemacht.
Ich bin zum Beispiel mit F98.80 diagnostiziert, und wenn ich nach dem DSM-5 diagnostiziert worden wäre, wäre ich mit 314.00 diagnostiziert worden. Im ICD-10 sind die in der Umgangssprache als ADHS und ADS bezeichneten Störungen zwei komplett separate Diagnosen. Das impliziert, dass man als Person mit ADS überhaupt keine hyperaktiven Symptome hat. Im DSM-5 heißt ADS ja Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder, Predominantly Inattentive presentation, das impliziert, dass der/die Diagnostizierte zwar überwiegend unaufmerksame Symptome, also ein eindeutiges Aufmerksamkeitsdefizit hat, aber auch einige hyperaktive Symptome haben kann, jedoch nicht genügend, um mit  Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder Combined presentation diagnostiziert zu werden.
Ich habe bei mir einige eindeutige hyperaktive Symptome festgestellt. Wenn ich beispielsweise den Test von totallyadd.com mache, muss ich jede Frage mit “ja” beantworten, weil ich mich von jeder Frage zumindest moderat angesprochen fühle, von manchen mehr, von anderen weniger. Der Test meint dann, ich hätte die kombinierte Präsentation von ADHS, aber die hyperaktiven Symptome sind bei mir nicht stark genug ausgeprägt, dass ich das unterschreiben würde. Aber da sind sie eindeutig.
Die auf Hyperaktivität bezogenen Fragen des Tests, von denen ich mich am meisten angesprochen fühle, sind folgende: 
10: PHYSICALLY RESTLESS. FIDGETY
I fidget, tap my foot, doodle, or shift in my seat to help focus. I often feel restless during long meetings, classes, or church. It’s like I have a dynamo inside me.
12: RESTLESS
My mind is always going. Falling asleep is difficult. I’m curious, always on to the next idea or interest. Seeking novelty. I’ve had a lot of different jobs and/or moved around more than most people.
7: WAITING MY TURN IS FRUSTRATING
I hate long line-ups in stores, drive-through windows, or the ATM. Slow traffic is frustrating. I hate waiting for other people. Small talk is boring. I get impatient. Just give me the highlights.
Wenn ich nach den diagnostischen Kriterien des DSM-5 vorgehen würde, müsste ich folgende auf Impulsivität und hyperaktivität bezoge Punkte ankreuzen:
a. Often fidgets with or taps hands or feet or squirms in seat.
g. Often blurts out an answer before a question has been completed (e.g., completes people’s sentences; cannot wait for turn in conversation). 
h. Often has trouble waiting his/her turn (e.g., while waiting in line)
Das Symptom: 
f. Often talks excessively.
hat bei mir früher definitiv zugetroffen, als Kind hab ich wirklich sehr viel geredet, das sagen meine Eltern mir recht oft.
Das wäre definitiv nicht genug für eine Diagnose mit ADHD-C, aber es sind schon echte Symptome, die manchmal auch ziemlich störend sein können. Die impulsiven Symptome sind am stärksten ausgeprägt, wenn ich aufgeregt bin, weil es beispielsweise in einer Konversation um etwas geht, für das ich mich sehr interessiere. Ich habe in solchen Situationen auch große Probleme damit, mein Sprechtempo und meine -lautstärke zu regulieren und bekomme wirklich oft gesagt, dass ich zu laut und zu schnell rede, was ebenfalls Hinweise auf Hyperaktivität und Impulsivität sein können. Ein weiterer solcher Hinweis, der in der DSM-5 Diagnostik nicht enthalten ist, ist innere Unruhe. Darunter leide ich häufig ziemlich stark.  In depressiven Phasen sind die impulsiven Symptome bei mir allerdings nur sehr schwach bis gar nicht vorhanden. Dann hab ich keine große Lust, überhaupt zu reden. 
Ich finde die Aufteilung des ICD-10 von ADHS und ADS in zwei komplett separate Störungen also ziemlich unangebracht. Für mich macht die Anschauung des DSM-5 von ADHS als eine Störung, die unterschiedlich ausgeprägt sein kann, deutlich mehr Sinn. Eigentlich ist es eh egal, denn die Behandlung ist meines Wissens nach eh die selbe. Irgendwie stört’s mich halt trotzdem, auch wenn das wahrscheinlich nur Erbsenzählerei ist.
TL:DR DSM-5 > ICD-10. Zumindest, was ADHS betrifft.
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