#Satire·Übertreibung
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blog-aventin-de · 2 months ago
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blog-aventin-de · 4 months ago
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BLAUDEKA ist keine gute Wahl
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BLAUDEKA ist keine gute Wahl · Bunte Vielfalt · Satire
Gelbe Bananen, rote Tomaten, grüner Salat, violette Trauben, orange Möhren, pinke Drachenfrucht … In der Obst- und Gemüseabteilung herrscht bunte Vielfalt. Oder etwa doch nicht? Wer genau hinsieht, sieht eine Farbe nicht: Blau. Und das ist kein Zufall. Denn blaue Lebensmittel sind ein Warnhinweis der Natur, der uns sagt: »Achtung! Ich könnte unverträglich sein!« Die Evolution hat uns gelehrt: Blau ist keine gute Wahl. Und wo wir schon beim Wählen sind: Nicht nur bei Obst und Gemüse ist Blau der natürliche Feind gesunder Vielfalt! Die Blauen sind nämlich schon heute die größte Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft. In Zukunft wird es wohl keine Blaubeeren, blaue Trauben, Pflaumen, Zwetschgen und Blaukraut mehr geben! Darum steht auch BLAUDEKA künftig nicht mehr zur Wahl! BLAUDEKA ist keine gute Wahl · Bunte Vielfalt · Satire Read the full article
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blog-aventin-de · 4 months ago
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Was heißt bürgerlich · Reinhard Baumgart
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Was heißt bürgerlich · Reinhard Baumgart · Satire
Kein Zweifel, das Wort »bürgerlich« hat einen schlechten Ruf. »Gutbürgerlich«, so nennen sich nur noch Gasthöfe, Mittagstische in der Provinz, und dort bedeutet das: keinerlei Übertreibung ist in solchen Häusern zu erwarten, weder in Preis noch in Qualität ... eine letzte Erinnerung an die gute alte Zeit, an den Duft der kleinen engen Welt. Eine »gutbürgerliche« Zigarette oder Fluglinie empfiehlt sich nirgends. Mit diesem Wort kann nichts verkauft werden, es hat keinen »appeal (Reiz)« mehr, drin sitzt der Muff. Wer bürgerlich ist, und das sogar mit Übertreibung, der möchte doch bitte nicht mehr so genannt werden, dann das hieße ja soviel wie keinen Schwung haben, nicht dynamisch und aufgeschlossen sein oder, mit einem Wort: nicht jung, und genau das kann sich heute niemand mehr leisten. Merkwürdig, dieser schlechte Ruf eines Wortes, das als Begriff doch auf den verwaschenen Gesamtzustand unserer Gesellschaft immer noch passt. Mindestens wie die Faust aufs Auge. Man kann es mögen oder nicht mögen, man mag es drehen oder wenden, wie man will, diese eine Banalität steht fest: Wir leben hier in einer von oben bis unten bürgerlich eingefärbten Gesellschaft, noch, aber auf vorerst noch unabsehbare Zeit. Dieser Klasse, dem dritten Stand der Französischen Revolution, ist es als erster in der Geschichte gelungen, die Gesellschaft nicht nur von oben zu beherrschen, sondern sie auch zu durchdringen, ihr bis weit nach unten diesen ihren Güte-Stempel »bürgerlich« aufzudrücken. Es existieren zwar Randzonen, und es existiert sicher ein Proletariat, aber auch das möchte am liebsten nicht mehr so genannt werden und lieber bürgerlich leben. Es gibt heute nichts mehr, was es noch in den zwanziger Jahren gab, was es in Sizilien, Indien oder Mexico City heute noch gibt: eine »Kultur der Armut«, eine Alternative? Da so alles »pluralistisch«, wie die Ideologen sagen, stärker oder blasser diese eine Farbe trägt, kann der Begriff »bürgerlich« offenbar alles und somit fast nichts meinen. Bürgerlich wird die Subkultur bereits zum Wirtschaftsunternehmen ausgebaut, verbürgert ist die SPD, aus dem Bürgertum kamen auch die Intelligenz und die Wut der APO. Muss man denn bis nach Kuba oder bis nach Afrika reisen, um endlich ein Außerhalb zu diesem pan-bürgerlichen Kosmos zu entdecken? Ich jedenfalls habe in den letzten Jahren nichts selbstzufrieden Bürgerlicheres gesehen als den »Schwanensee«, getanzt vom Moskauer Bolschoi-Ballett. Das muss eine wunderliche Revolution sein, die fleißig die Basis umwälzt und im Überbau versteinerte Vergangenheit genießt. Für den, der nur auf die Basis starrt, wird freilich im Handumdrehen alles klipp und klar - er sieht auch bei uns, jedenfalls auf dem Papier, ganz messerscharfe Klassenfronten. Bürgerlich ist dann nur, wer Produktionsmittel im Besitz hält. Mich interessieren an dieser Definition eher ihre Lücken als ihre theoretische Reinheit. Nur nach ihr d��rfte sich der junge Manager zu den »lohnabhängigen Massen« zählen, ein Kiosk-Pächter dagegen wäre ein Mehrwert-Verdiener. Das alles hat bestimmt seine Logik, nur keinerlei praktische Bedeutung. Nur dann, wenn man das Wort historisch betrachtet, verliert es seinen verschwommenen pluralistischen Glamour, dann erklärt sich auch seine Zweideutigkeit oder Verlegenheit. In ihm steckt Vergangenheit, eine schöne und eine steckengebliebene. Denn was heute so muffig oder schummerig wirkt, das hatte ja einmal fast rötlichen Glanz. Im Interesse des Bürgertums sollte vor ein paar Jahrhunderten die Geschichte ruckhaft vorwärts bewegt werden, und bessere Parolen als Liberté, Egalité, Fraternité sind seitdem nicht ausgerufen worden. Doch verwirklicht wurde von den Parolen nur die Gleichheit von Bürgertum und Adel (die niemanden mehr interessiert), dann die freie Welt als Welt des »free enterprise«, und vor allem: das brüderliche Angebot an alle, teilzuhaben an der bürgerlichen Kultur, an Brahms und Schwedenmöbeln und Leistungsethos mit dem dazugehörigen Ruhe- und Ordnungsbedürfnis. Sehr brüderlich ist gerade dieses Angebot nicht. Schon das Bildungsprivileg sorgt dafür, dass für den größten Teil der Bevölkerung die String-Regale und ein Volkswagen SUV immer noch erschwinglicher sind als Strawinsky, Bergman oder Kafka. Doch gerade dort oben im bürgerlichen Überbau dämmert es seit geraumer Zeit am auffälligsten. An der Basis sitzt man trotz drohender Mitbestimmung noch einigermaßen fest in den Positionen. Da oben aber werden immer seltener jene gutbürgerlichen Werte verkauft, mit denen innerlich ausgerüstet man vor Jahrhunderten in die Stellungen einer damals herrschenden Klasse einrückte. Das Souterrain ist auch schon unruhig, wird noch unruhiger, der Dachboden aber ist bereits so morsch, dass man dort auf den Zusammenbruch des ganzen Hauses längst gefasst ist. Von da oben ist ja das Gerücht vom Ende des Bürgertums auch ausgegangen und hat sich gehalten trotz allem gelungenen oder halb-gelungenen »crisis management«. Wer seine Umsätze steigen, seine Lohnempfänger konzertieren, seine Aktien haussieren sieht, kann diese Unkerei nicht ver- und nicht ausstehen. Alles klappt, aber diese Auguren sehen immer schwarz. Für sie, die aus den bürgerlichen Kulturresten weissagen, ist, was so rüstig fortlebt, schon das Ende. Und tatsächlich: Wenn man der Geschichte des bürgerlichen Idealismus nachgeht, dieser Geschichte einer ständigen Verfinsterung, von »Kabale und Liebe« zu Becketts »Endspiel«, von Puschkin zu Tschechow, von Beethoven zu Weber, von Schelling zu Heidegger, dann muss man nicht einmal weissagen, wenn man aus Agonie aufs Ende schließt, und ist auch kaum leichtfertig, wenn man trotzdem keinen nagelneuen Anfang dagegen zu bieten hat. An Sowjetrussland ist zwar zu lernen, dass eine Ideologie ihre Klasse überleben kann, aber dass eine Klasse den Zusammenbruch ihrer Ideologie unangefochten überdauert, das ist noch nicht vorgekommen. Kein Wunder also, wenn Produzenten im Überbau sich am lautesten verabschieden vom Bürgertum, wenn sie schon so tun, als wäre »bürgerlich« nicht nur etwas nicht ganz zeitgemäß Schickes, sondern auch etwas ganz und gar Moribundes. Sie übertreiben, sicher, schließlich sind sie noch Mitglieder dieser bürgerlichen Gesellschaft und höchstens utopisch, in Gedanken schon draußen. Aber sie gehen täglich mit Beweisen dafür um, dass bürgerliche Kultur ihre progressive Phase längst, aber auch ihre defensive schon lange hinter sich hat. Wie sollten sie auf dieses abgekämpfte, wenn auch zähe Pferd noch setzen? Es ist möglich und wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, dass eine Kulturrevolution der politischen voraus läuft. Was heißt bürgerlich · Reinhard Baumgart · Satire Read the full article
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blog-aventin-de · 8 months ago
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Die Zentrale · Kurt Tucholsky
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Die Zentrale · Kurt Tucholsky · Satire Arbeit Land Politik
Die Zentrale weiß alles besser. Die Zentrale hat die Übersicht, den Glauben an die Übersicht und eine umfassende Verwaltung. In der Zentrale sind die Männer und die Frauen mit unendlichem Stunk untereinander beschäftigt, aber sie klopfen dir auf die Schulter und sagen: »Lieber Freund, Sie können das von Ihrem Einzelposten nicht so richtig beurteilen! Wir in der Zentrale aber …« Die Zentrale hat zunächst eine Hauptsorge: Zentrale zu bleiben! Gnade Gott dem untergeordneten Organ, das wagt, etwas selbständig zu tun! Ob es vernünftig war oder nicht, ob es nötig war oder nicht, ob es da gebrannt hat oder nicht -: erst muss die Zentrale gefragt werde. Wofür wäre sie denn sonst da - die Zentrale! Dafür, dass sie Zentrale ist! Merken Sie sich das. Mögen die da draußen sehen, wie sie fertig werden! In der Zentrale sitzen nicht die Klugen, sondern die Schlauen. Wer nämlich seine kleine Arbeit macht, der mag klug sein - schlau ist er aber nicht. Denn wäre er's, er würde sich darum drücken, und hier gibt es nur ein Mittel: das ist der Reformvorschlag. Der Reformvorschlag führt zur Bildung einer neuen Abteilung, die - selbstverständlich - der Zentrale unterstellt, angegliedert und beigegeben wird… Einer hackt Holz, und dreiunddreißig stehen herum - die bilden die Zentrale! Die Zentrale ist eine Einrichtung, die dazu dient, Ansätze von Energie und Tatkraft der Unterstellten zu deppen. Der Zentrale fällt nichts ein, und die anderen müssen es ausführen. Die Zentrale ist eine Einrichtung, unfehlbarer als der Papst, sieht aber lange nicht so gut aus. Der Mann der Praxis hat's demgemäß nicht leicht. Er schimpft furchtbar auf die Zentrale, zerreißt alle ihre Ukases (Verordnungen, Anweisungen, Erlasse, Befehle) in kleine Stücke und wischt sich damit die -- Augen -- aus. Dies getan, heiratet er sodann die Tochter eines Obermimen, avanciert und rückt in die Zentrale auf, denn es ist ein Avancement, in die Verwaltung zu kommen. Dortselbst angelangt, räuspert er sich, rückt an der Krawatte, zieht die Manschetten gerade und beginnt, zu regieren: als durchaus gotteingesetzte Zentrale, voll tiefer Verachtung für die einfachen Männer und Frauen der Praxis, tief im unendlichen Stunk mit den Zentral-Kollegen und Kolleginnen - so sitzt er da wie die Spinne im Netz, das die anderen gebaut haben, verhindert gescheite Arbeit, gebietet unvernünftige und weiß alles besser. Diese Diagnose gilt natürlich nicht für jeden Betrieb, nicht den deinen und auch nicht für unser Land !!!? Die Zentrale · Kurt Tucholsky · Satire Arbeit Land Politik Verwaltung Read the full article
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blog-aventin-de · 8 months ago
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Reinigung · Kurt Tucholsky
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Reinigung · Kurt Tucholsky · Satire Sauberkeit
Reinigung ... aber womit? Mir ist aufgefallen: es gibt eine ganze Menge sauberer Menschen. Sie waschen sich, zumeist auch da, wo sie sich früher nur ungern und an höheren Feiertagen zu waschen pflegten; sie putzen ihre Sachen ab, sie schrubben oder lassen es tun, sie reinigen, säubern, putzen, machen, tun … nur: ... Wenn man dann nachsieht, womit sie reinigen, dann muss man sich sehr wundern. Kochen sie ihre Zahnbürsten aus? Reinigen sie ihre Besen? Waschen sie ihre Staublappen? Säubern sie ihre Kämme? Museen des Drecks kann man dort entdecken, wo man es am wenigsten vermutet: in den Reinigungsinstrumenten. Es ist, als unterlägen jene nur der Zwangsvorstellung, sich zu säubern ... aber sie achten nicht darauf, womit sie es tun. Was auf eine Frage der hauswirtschaftlichen Erziehung hinauslaufen täte ... aber freilich: so optimistisch sind wir nicht. Es wird noch lange, lange Jahre dauern, bis Hausfrauen und Hausmänner verstehen, was eine vernünftige Normung ist; bis sie Maschinen gescheit für sich arbeiten lassen; bis sie ihren Kram mit Liebe und Verständnis tun. Ich spreche nicht von der Notlage solcher Menschen: ich glaube, dass man fast alles, was sie tun, praktischer, sauberer, schneller und ebenso billig und ebenso teuer machen kann, als es heute geschieht. Aber ich will mich mit der Regierung nicht verfeinden … wie man früher sagte. Sich zu säubern ist gut. Die Säuberungsgegenstände reinlich zu halten ist besser. Sind die immer reinlich? Sie sind nicht immer reinlich! Sehen Sie: der Staat kämmt sich in der Rechtspflege die Schuppen aus dem Haar. Nun sagen Sie selbst –: womit tut er das ...? Reinigung · Kurt Tucholsky · Essay Read the full article
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blog-aventin-de · 8 months ago
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Der Ausweis · Kurt Tucholsky
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Der Ausweis · Kurt Tucholsky · Vom Mittelpunkt der Welt · Satire
Wenn man in Deutschland mal irgendwo hingehen muss, braucht man einen Ausweis. Es gibt in diesem Land wahrscheinlich überhaupt kein öffentliches Haus und keinen Raum, für die man nicht einen Ausweis braucht, außer bestimmte Örtchen. Der Vorgang ist immer derselbe: Den ahnungslosen Bürger überfällt ein barscher Mann oder eine dominante Frau, knurrt ärgerlich: »Ausweis?« weist die Leute ohne den Fetzen Papier wieder zurück und lässt die Leute mit dem Fetzen Papier ins gelobte Land. Wo bekommst du einen Ausweis her? Um einen Ausweis zu bekommen - manchmal heißt der Ausweis auch Reisepass oder Anmeldeschein oder Passierkarte oder Personalausweis - um einen Ausweis zu bekommen, musst du in Deutschland in ein Büro gehen. In dem Büro sitzt ein Mann oder auch eine Frau beim Frühstück. Du klopfst vorsichtig an, gehst leise hinein (dass du dir nicht die Schuhe vor der Tür ausziehst, liegt nur daran, dass du noch nicht genügend Ausländer bist), siehst dich unendlich ehrfurchtsvoll im Heiligtum um und wagst endlich, den Mund aufzumachen: »Guten Tag!« Nichts - der oder die Beamte/in klappt seine/ihre Stulle auf. Käse. Mutter hätte auch … Der oder die Beamte/in ist ärgerlich. Du sagst nichts. Eine dicke Fliege stößt sich den Kopf an der Fensterscheibe. Nach einer langen Weile bekommst du eine revolutionäre Wallung und machst: »Rhm!« Gar nichts passiert. Nach einer längeren Weile wendet der oder die Käsemann/frau den Kopf, sieht dich, der du ärgerlich hinter der Schranke aufgebaut stehst, vorwurfsvoll an und hebt den Kopf mit einem Geräusch, das ungefähr »He« heißen kann. Du sagst deinen Vers auf. Du wolltest, sagen wir, nach XY fahren und einen ausgestopften Bernhardiner mitnehmen und deine alte Tante besuchen, und du brauchst dazu eine Ausfuhrbewilligung und eine Einreiseerlaubnis und einen, Herrgottnichtnochmal, einen Ausweis. Die Tragödie beginnt. Der oder die Käsemann/frau macht dir soviel Schwierigkeiten, bis dir die Lust vergeht, in deinem ganzen Leben je noch einmal nach XY zu fahren, bis deine alte Tante und der ausgestopfte Bernhardiner gänzlich von den Motten zerfressen sind. Du hattest dir das alles so einfach gedacht - aber der Mann oder die Frau belehrt dich eines besseren. Ungeheuerer Kummer türmt sich vor dir auf: Denn welchen Zweck hätte sonst das Dasein des Mannes oder der Frau hinter der Schranke, wenn er oder sie dir keinen Kummer machen könnte? Nach unendlichem Gewürge bekommst du dann endlich doch einen Ausweis. Das ist keine parteipolitische Frage, die mit dem Ausweis. Wenn das einmal aus den eingebildeten Köpfen heraus ginge, dass jedes kleine Murksamt sich einbildet, der Mittelpunkt der Welt zu sein und sich des Weiteren einbildet, die Leute hätten alle nichts anderes zu tun, als diese albernen Formalitäten zu erfüllen! - Wenn das einmal aus den Köpfen heraus ginge! Jeder, des dies liest, nickt vielleicht mit dem Kopf und lächelt und sagt: Ja. Recht hat er. Aber ob es deshalb einen Ausweis weniger geben wird? Jeder hält alle Ausweise für überflüssig - nur den seinen nicht. Und munter schmiert die ganze Gesellschaft, statt zu arbeiten, weiter Formulare und stellt Anträge und alle Einrichtungen wissen, wo, wann und wie lange du überall bist und warst! Der Ausweis · Kurt Tucholsky · Vom Mittelpunkt der Welt · Satire Read the full article
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