#Pattarina

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AUGMENTED REALITY PATTERN DRAFTING WITH PATTARINA APP: :SAY GOODBYE TO P...

[techniktagebuch]

Juli 2019

Nähen mit dem Smartphone

Nähanleitungen gibt es schon lange nicht mehr nur auf Papier zu kaufen, sondern auch rein digital. Dabei gibt es aber ein Problem: Wer etwas nähen möchte, das nicht nur aus Rechtecken zusammengesetzt ist, braucht ein Schnittmuster. Das muss dann ausgedruckt werden. Aber die meisten Menschen haben (wenn überhaupt) nur einen DIN-A4 Drucker zuhause und die wenigsten Schnittmuster passen auf ein solches Blatt. Wer also ein Schnittmuster online erstanden hat, muss 15-20 Blätter ausdrucken und zusammenkleben, bevor er das Schnittmuster verwenden kann.

Jetzt erfahre ich von einer App namens Pattarina, die Abhilfe schaffen soll. Mithilfe der Handy-Kamera soll man das Schnittmuster direkt auf den Stoff übertragen können: man hält die Kamera über den Stoff, sieht die Schnittmusterlinien auf dem Kamerabildschirm und zeichnet sie dann auf dem Stoff nach. Die Idee gefällt mir, und ich will das Ganze einmal ausprobieren.

Allerdings kann man natürlich nicht ein beliebiges Schnittmuster-PDF in die App laden, sondern muss sich mit denen begnügen, die für die App erhältlich sind. Pattarina ist relativ neu und die Auswahl spärlich. Kostenlos gibt es Kinderkleidung, ein Rock der mir nicht besonders gefällt und ein Kleid für das ich gerade keinen passenden Stoff habe. Im Onlineshop kann ich mehr Kinderkleidung kaufen. Es gibt aber auch ein Buch mit einer Reihe von Anleitungen für Kinder- und Erwachsenenkleidung sowie Zubehör. Davon gefallen mir mehrere Teile also bestelle ich das Buch.

Als es angekommen ist, beschließe ich, erst mal ein kleines Täschchen zu nähen, stoße aber gleich auf ein Problem: Der Stift, mit dem ich sonst meine Stoffe markiere, ist ungeeignet. Im Buch wurde davor gewarnt, dass Schneiderkreide nicht gut funktioniert, ich hatte aber gehofft, dass es mit meinem Kreidestift doch klappt, aber auch mit dem muss man sehr fest aufdrücken, um eine Linie zu erzeugen. Damit der Stoff dabei nicht verrutscht, muss man ihn mit der anderen Hand festhalten. Da bleibt keine Hand frei, um das Handy zu halten. 

Aber der nächste Stoffladen ist nicht weit und mit neuem Stoffmarker kann es losgehen. Erst muss der “Anker” ausgedruckt werden:

Irgendwoher muss die App ja wissen, wie groß das Schnitteil gezeichnet werden muss und dazu muss etwas in einer vorgegebenen Größe im Bild sein - hier also das 3x3 cm Quadrat.

Dann muss ich den Stoff nach Anleitung vorbereiten, den Anker darauflegen und auswählen, welches Schnitteil ich übertragen möchte. Dann sehe ich durch meine Handykamera das:

(Unten steht ‘SB’ für Stoffbruch, also die Stelle an der der Stoff gefaltet wird)

Bei meinem ausgewählten Projekt gibt es jetzt ein kleines Problem: Der Anker ist größer als das Schnitteil. Verschiebe ich den Anker, verschieben sich auch alle Markierungslinien. Aber da es ja einfach eine gerade Linie ist, markiere ich einfach auf beiden Seiten die Stelle bis zum Anker und verwende später ein Lineal um den Rest der Linie nachzuzeichnen. 

Etwas anderes stört mich mehr: Wenn ich beim Zeichnen der Linie versehentlich mit meinem Arm den Anker verdecke, stürzt die App sofort ab. Natürlich verstehe ich, warum es ein Problem ist, wenn der Anker nicht im Bild ist. Aber es ist fast unmöglich, meinen Arm komplett aus dem Bild zu halten und nach jedem Absturz muss ich die App neu starten und die Anleitung und das Schnittteil neu auswählen.

Irgendwann bin ich dann aber soweit. Alle Teile sind ausgeschnitten und jetzt geht es weiter wie bei jeder normalen Nähanleitung. Etwas später stehe ich vor meinem fertigen Täschchen:

Wenn ich die ganzen Abstürze bedenke, wäre es für ein Teil dieser Größe wahrscheinlich schneller und nervenschonender gewesen, wenn ich einfach ein paar Seiten Schnittmuster ausgedruckt und ausgeschnitten hätte. Aber ich habe vor demnächst auch noch ein richtiges Kleidungsstück zu versuchen. Eigentlich müsste es einfacher sein, den Anker zu vermeiden, wenn man die Linien in größerem Abstand davon zeichnen muss. (Und vielleicht läuft die App irgendwann etwas stabiler). Dann wäre es wirklich viel einfacher als Anleitungen zum Drucken und Kleben.

(Seitdem ich die App ausprobiert habe, hat sich auch die Schnittmusterauswahl vergrößert und bietet auch für Erwachsene einige etwas ausgefallenere Stücke).

(Eva Müller)