#Langdistanzwanderung
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4.500 Kilometer Wildnis - der PCT steht an
4.500 Kilometer Wildnis – der PCT steht an
[:de] Als ich vor rund zweieinhalb Jahren abwägen musste, ob ich es mir leisten kann, eine weitere Auszeit für 2021 zu nehmen oder doch besser auf ein Jahr später zu vertagen, da wäre eine Glaskugel nicht schlecht gewesen. Ich hätte eine mehr als zwei Jahre andauernde Pandemie gesehen. Zahlreiche Lockdowns und weitreichende Einschränkungen des für uns so selbstverständlichen Lebens. Ich hätte…
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[:en]Arizona Trail - Part 10: Exchanges rocks for pine trees[:de]Arizona Trail – Part 10: Tausche Steine gegen Nadelwald[:]
[:en]Arizona Trail – Part 10: Exchanges rocks for pine trees[:de]Arizona Trail – Part 10: Tausche Steine gegen Nadelwald[:]
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#Arizona#Arizona Trail#AZT#Hiking Arizona#Langdistanzwanderung#Long Distance Trail#National Scenic Trail#Thruhike#Wandern
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Arizona Trail – Part 9: Winter is still here
Arizona Trail – Part 9: Winter is still here
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#Arizona#Arizona Trail#AZT#Langdistanzwanderung#Long Distance Trail#National Scenic Trail#Thruhike#Wandern
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[:en]Miles to go – preparing a thruhike[:de]Einen Fuß vor den anderen – eine Weitwanderung vorbereiten[:]
[:en]Miles to go – preparing a thruhike[:de]Einen Fuß vor den anderen – eine Weitwanderung vorbereiten[:]
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[:de]April, April: Hüttensaison-Einläutung im Elbsandsteingebirge[:]
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#Elbsandsteingebirge#Forststeig Elbsandstein#Langdistanzwanderung#Sächsische Schweiz#Trekking#Wandern
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[:de]
Gastbeitrag von Ronny G.: 100 KM Wanderung „Dodentocht 2019“ am 9. und 10. August 2019, rund um Bornem/Flandern in Belgien
Einmal in Belgien wandern gehen. Was bietet sich dazu besser an, als sich unter die Massen von Menschen zu mischen, die nun schon seit 50 Jahren alljährlich die Gegend um Bornem „unsicher“ machen.
Nach einem Tipp Anfang des Jahres von meinem guten Freund Robert „Bob“ Müller, wonach man unbedingt an einem der Wanderhighlights neben den „4 Daags“ im holländischen Nijmegen auch einmal am berühmten „Dodentocht 100 KM“ in Belgien teilgenommen haben muss, war es unbedingt wichtig, den Anmeldetermin nicht zu verpassen. Erfahrungsgemäß sollen wohl auch für diese Veranstaltung die Tickets innerhalb von Stunden, und wir reden hier von ca. 13 bis 14 Tausend, weggehen. Glücklicherweise konnte ich mir mit Startnummer 10510 eines der auf 13.000 limitierten Tickets ergattern.
Der „Dodentocht“, so wie ich mich habe aufklären lassen, auf Deutsch „Todesumzug“ oder auch umgangssprachlich „Totenkopfmarsch“ hat in Belgien seit 1970 eine große Tradition und findet alljährlich im August rund um die Stadt Bornem in Flandern statt. Das ganze gleicht mittlerweile einem Volksfest und läuft unter dem Motto „Walking for a better World“. Die Teilnehmerzahlen stiegen stetig an. Für dieses Jahr galt erstmalig die Limitierung auf 13.000 Teilnehmer und diese kommen aus vielen europäischen Ländern und Kontinenten. Auf einen Beitrag in Wikipedia wird verwiesen.
Zur Strecke
Die Strecke führt ca. 100 KM rund um die Stadt Bornem. Bornem selbst liegt im Dreieck zwischen Antwerpen, Brüssel und Gent im nördlichen Teil von Belgien Richtung Niederlande. Nächst größere Stadt ist Sint-Niklaas. Insgesamt 15 Verpflegungspunkte liegen zwischen Start und Ziel. Dazu gibt es eine relativ flache und an sich ohne wirkliche optische Reize gefüllte Streckenführung. Den Reiz an dieser Wanderung bildet aber nicht wie sonst gewohnt, das Panorama was man häufig auf Strecken in Deutschland findet, sondern der Volksfestcharakter dieser Veranstaltung. Aber der Reihe nach.
Anreise nach Belgien
Für die Hinfahrt hatte ich zwei Optionen. Eine Tour mit Bob und seinem „Bus“ hin und zurück oder auf eigene Faust. Die erste Variante wäre die sicher schönere gewesen. Mit einigen Mitgliedern vom Team „EarnyourBacon“ hätte ich gemeinsam noch ein „Zeltabenteuer“ am Eventort verbracht.
Die zweite Variante wäre die Selbstanreise mit Bahn und PKW gewesen, immerhin ca. 1.300 KM von meinem Wohnort (Erfurt) und insgesamt 16 Stunden Reisezeit (hin und zurück). Da ich mich mit dem Zelten noch nicht so „angefreundet“ habe, ging es dann doch auf eigene Faust los. Bis nach Aachen mit dem Auto und dann noch drei Stunden Bahnfahrt bis nach Bornem. An sich soweit ohne Vorkommnisse. Aber spätestens ab der vorletzten Bahnstation bekam man einen Eindruck, was für Menschenmassen sich da in Bewegung gesetzt hatten. Mittlerweile bin ich ja doch auch das eine oder andere größere Event gewohnt (Mammutmarsch, Megamarsch, Horizontale-Jena, Karwendelmarsch, um nur einige der größeren WanderEvents zu nennen, sofern man das als „groß“ bezeichnen kann). Aber dieses Mal sollten ganz andere Maßstäbe gesetzt werden, zumindest für meine bisher bekannten.
Es geht los
Ca. zwei Stunden vor dem Start, bei herrlichstem Wanderwetter (Sonnenschein und etwas über 20 Grad Wärme) konnte ich mir von Bob auch meine Startunterlagen abholen, die er mir freundlicherweise vorab besorgt hatte. Auf dem Weg zum Zeltplatz ging es schon durch viele Menschen und man fühlte sich wie auf einer riesengroßen Partymeile. So etwas Ähnliches hatte ich vielleicht vor 15 Jahren bei der Love Parade in Berlin erlebt. Auf dem Zeltplatz traf ich neben Bob und seiner Partnerin Lea (die gute Fee vom Mammutmarsch) auch einige andere Wanderfreunde an. Nach einem kleinen Plausch mit gesponserten Kaffee und Gewürzgurke (der Wandernahrung schlechthin) ging es zum Startort.
Auf dem Weg dorthin begegneten einem erneut sehr viele Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlicher Aufmachung. Die einen wirkten wie, als wenn es zu einem Halbmarathon am Sonntagvormittag ging, andere hatten sich bunt verkleidet und wiederrum andere sahen aus, als wenn Wandern eine völlig neue Art der Fortbewegung wäre. Am Startort angekommen überwältigte einem erneut die schiere Menge an Menschen, die sich auf einem großen Platz sammelten. Zum Start selber gab es zwei verschiedene Starttore, von wo aus jeweils etwa die Hälfte der Teilnehmer startete um sich dann nach ein paar Kilometern wieder auf einer gemeinsamen Hauptstrecke zu treffen.
Punkt 21 Uhr, nach einer Ansprache (die leider nicht auf Deutsch, aber durch die Sprachverwandtschaft doch ganz gut zu verstehen war) und entsprechender musikalischer Einstimmung öffneten sich die „Schleusen“ und die Masse setzte sich in Bewegung. Knapp 20 Minuten (!) nach dem offiziellen Start passierte dann auch ich das Starttor. Erwähnenswert ist hier noch zweierlei: Es gibt für jeden Teilnehmer einen Chip für die Zeitnahme, was nun wiederrum doch ein wenig den sportlichen Charakter dieser Wanderung unterstreicht und offenbar auch nicht von irgend jemanden in Frage gestellt wird (ich brauche da nur immer wieder an die Diskussionen in Bezug auf Marschevents in Deutschland erinnern). Und zum anderen, ist es tatsächlich möglich, dass tausende Menschen durch ein Starttor passen können, ohne dass man schubsen muss, Panik entsteht oder sonst was. Man sieht, es geht. Gute Beispiele hier sind auch der Rennsteiglauf und nochmal als Vergleich der Karwendelmarsch.
Massenbewegung
Und nun kommt das eigentliche an diesem Event. Der Marsch durch die Massen. Vorneweg sei erwähnt dass man, wenn man sich in einem normalen Marschtempo vorwärts bewegt, von KM 1 bis KM 100 nie, aber auch wirklich nie, an irgendeiner Stelle alleine unterwegs ist. Das war auch für mich mal etwas vollkommen neues, abgesehen von dem einen oder anderen Marsch, den man nur bei Tageslicht macht und auch da nicht nur 50 Menschen mitmarschieren. Und dadurch, dass durch den sp��ten Startzeitpunkt man sich auch gleich in die Nacht hinein bewegt, bekommt das ganze einen besonderen Reiz. Dieser wird aber noch davon getoppt, dass sich die Karawane von Menschen die ersten 20 bis 30 KM durch viele Ortschaften schiebt, wo sich wahrscheinlich ganz Belgien zu einer riesengroße Partymeile versammelt hat und mit Musik und Klatschen die Menschen die da so durchmarschierten (manche vielleicht auch durchrannten) anfeuerten. Böse Zungen behaupten allerdings, dass es in der Anfangszeit des Marsches den Grund hatte, dass die Einwohner ihre Grundstücke vor „Wildpinklern“ schützen wollten. Seis drum..jeder Marsch hat so seine kleinen Anekdoten und „Legenden“.
Durch diesen „Partymarsch“ verging natürlich die Zeit sehr zügig und man hatte auch nie wirklich das Gefühl, es müsste anstrengend werden. Dazu kommt noch, dass die offiziellen Verpflegungsstationen zwar am Anfang etwas weiter auseinander lagen, aber man immer in diesen Ortschaften von irgendjemanden was angeboten bekommen hatte. Leider verlor ich kurz nach dem Start die übrigen Teilnehmer der Gruppe um Bob herum und noch mehr traf mich dann von Bob selbst im Laufe des Tages die Nachricht, dass er zwischenzeitlich aussteigen musste. Wie weit es jetzt alle gekommen waren, vermag ich nicht mitzuteilen. Ich denke aber, dass es alle bis zum Ziel geschafft haben.
Nach einer kurzweiligen Nacht, zu der ich nicht einmal die Taschenlampe zücken musste, da sowieso alles durch andere herum „taghell“ erleuchtet war, führte der Marsch weiter über Feld und Waldwege. Ein Highlight der Nacht war sicher noch der Weg durch einen Schlosspark. Nur schob sich die Masse da weiter unaufhaltsam durch, so dass nicht viel Zeit für „Muße“ blieb.
Mit Anbruch des Tages und der Hälfte der Strecke kamen bei mir noch keine Anzeichen von Schmerzen oder Anstrengung. Das kann zum einen daran gelegen haben, dass ich ja das ganze Jahr über solche Art von Wanderungen bereits hinter mich hatte, oder einfach auch daran, dass durch das Besondere an dieser Wanderung man nie wirklich das Gefühl hatte, es ist etwas, was den Körper jetzt wirklich fordert, solange man natürlich nicht auf Geschwindigkeit aus ist, sondern einfach nur auf das „Mitschwimmen“ in der Menge und dem stressfreien „Genuss“ beim Wandern auskostet.
Irgendwie lichteten sich doch aber auch nun die Reihen der vor und hinter einem marschierenden Menschen, ohne aber sich alleine zu fühlen. Bei dem einen oder anderen merkte man auch an, dass die bisherigen Kilometer doch nicht ganz spurlos blieben. Es boten sich mit dem Sonnenaufgang auch ein paar schöne Momente und sich die Zeit zum fotographieren zu nehmen. Es gibt eben Momente, die erlebt man nicht immer und es sind auch immer wieder schöne Erinnerungen. Wie die Erinnerung an die endlosen Maisfelder. Nun weiß ich auch, woher die „Cornflakes“ und das „Popcorn“ kommen. Zwischendurch konnte man sich auch die Zeit nehmen, mal den einen oder anderen Teilnehmer neben, vor und hinter sich zu beobachten. Leider waren Gespräche nicht wirklich möglich. Aber die Wanderbegeisterung scheint in Belgien wirklich sehr hoch zu sein. Von 16 bis 86 wandert da alles mit.
Countdown
So etwa 20 km vor dem Ziel meinte das Wetter nun, noch eine kleine Aufgabe stellen zu müssen und schaltete kurz auf „Tief“. Man muss auch wissen, obwohl Bornem in Zentralbelgien gelegen, ist es bis zur Nordsee und dem Atlantik nicht sehr weit. Aber ein paar kurze Schauer erfrischten nach der teilweise schwülen, aber auch windigen Nacht. Und als es gegen Mittag ging, machte sich auch wieder die Sonne breit, so dass es auf den letzten 10 Kilometern nur noch ein „Auslaufen“ war.
Auch für mich selbst überraschend, sah ich mich vor einer neuen persönlichen Wanderbestzeit entgegen gehen, obwohl die Strecke (viel Asphalt) ähnlich wie die „7 Seen- Wanderung“ bei Markkleeberg/Sachsen ist und die mich jedes Jahr herausfordert und ich da nie unter 20 Stunden ankomme.
Mit Sonnenschein und alle drei bis vier Kilometer eine Verpflegungsstation ansteuernd ging es nun so langsam dem Ziel entgegen. Und dieser Zieleinlauf hatte es noch mal in sich. Ca. 1 km durch den Ort Bornem bis zur Ortsmitte auf einem extra für den Teilnehmer abgesperrten Weg durch Massen von Menschen die jubelten. Das wird sich bei mir einprägen und war nun in meiner mittlerweile 9-jährigen Wanderkarriere, abgesehen von dem einen oder anderen ähnlichen Zieleinlauf, doch ein einmaliges Erlebnis. Und das konnte ich trotz der zurück gelegten 100 km sehr gut genießen.
Im Ziel gab es dann neben dem einen oder anderen kleinen Präsent den berühmten Anstecker mit dem „Totenkopfkreuz“ und der Zahlenklammer. Das Ziel selbst..Nun ja, man sitzt dann in einem großen Zelt. Hinter einem der Zieleinlauf und nach vorne zu der Weg in die Stadt zurück. Das ist dann etwas merkwürdig geregelt. Da schleicht man sich aus dem Zelt heraus und findet sich in den Menschenmassen wieder. Für den einen oder anderen, dem doch die Füße glühen etwas unglücklich, zumal auch sämtliche Lokalitäten in einem gefühlten Umkreis von 1 KM überfüllt waren und sich die Gelegenheit, bei Kaffee und Kuchen das Erlebte noch mal Revue passieren zu lassen, nicht bot. Für Auswärtige ohne Anhang oder ähnlichem, sehr schwierig. Auch allgemein denke ich, sollte der Weg aus dem Ziel heraus entweder anderes gestaltet werden oder der Zielort wie Startort sein. So schön der Zielort und der Weg dahin auch sein mögen, danach ist das ganze Erlebnis wie „abgeschnitten“.
Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Es ist auch Geschmackssache. Ich hab es eben nach einer solchen Wanderung eben immer gerne etwas ruhiger. Man ist ja auch schon lange unterwegs und vielleicht auch etwas übermüdet. Ich muss dazu erwähnen, dass ich mit dem Aufstehen Freitagmorgens, der Fahrt zum Start und der Wanderung als solchen bereits über 32 Stunden auf war und die Rückfahrt ja noch zu bewältigen war. Irgendwie fand sich dann doch noch in dem Ort etwas Ausserhalb der Massen ein kleiner Platz zum Ausruhen und nach etwa einer Stunde Erholung, hieß es sich auf den Rückweg zu machen. Auch die Rückfahrt verlief soweit planmäßig, auch wenn die Autofahrt ein paar mehr Pausen beansprucht hatte (und in keinster Weise zu empfehlen ist! Safety first!). Schließlich kam ich dann aber doch, mittlerweile war es Sonntagmorgen, gegen ein Uhr wieder zu Hause an.
Es war ein sehr langer, intensiver und doch kurzweiliger Wochenendtrip.
Das positive?: Eindeutig das Eventfeeling. Das negative?: Man wohnt einfach zu weit weg um das Ganze kostengünstig zu planen. Eine Wiederholung?: Ist angedacht. Wann? Das wird sich ergeben. Was vergessen?: Ganz sicher.
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[:de]Der Dodentocht zu seinem 50. Jubiläum – Ein Erfahrungsbericht[:] [:de] Gastbeitrag von Ronny G.: 100 KM Wanderung „Dodentocht 2019“ am 9. und 10. August 2019, rund um…
#100 km#100 km Marsch#50. Dodentocht#Belgien#Dodentocht#Jubiläum#Langdistanzwanderung#Marsch#Medaille#Wettkampf
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[:de]So früh wollte ich meinen Aufstieg zum Mount Lemmon beginnen, spätestens um 7 Uhr morgens aufbrechen, um noch in den kühlen Morgenstunden die 1.600 Höhenmeter hinter mich zu bringen. Nach der aufregenden Search & Rescue-Aktion der letzten Nacht ist aber an zeitigen Aufbruch nicht zu denken. Stattdessen frühstücke ich gemütlich mit Beryl und Laura, werte die letzten Stunden aus und verabschiede mich erst gegen halb neun von ihnen.
Die ersten Kilometer sind harmlos und ich freue mich, dass meine gestiegene Kondition die Höhenmeter anscheinend nur so purzeln lässt. Nun ja. Das ändert sich schlagartig, nachdem ich am Romero Pass mit atemberaubender Aussicht auf das darunter liegende Tucson vorbei bin. Der Trail ist auf einmal so steil, dass ich teilweise nur noch auf allen Vieren nach oben krieche. Alle paar Minuten muss ich Pause machen und ringe nach Luft.
„Wollen sie hier die Arizona Trail-Hiker töten?“, denke ich und nehme erstmal auf einem umgestürzten Baum Platz.
Wilderness of rocks
Nach einigen weiteren haarsträubenden und kräfteraubenden Kletterpassagen komme ich an einer Weggabelung an… und verlaufe mich zum allerersten Mal. Mount Lemmon Trail klingt doch logisch. Dass dieser aber wieder bergab führt, wundert mich dann doch und ich schaue noch einmal in der Guthooks App nach. Ups, tatsächlich hätte ich rechts in die Wilderness of rocks abbiegen müssen. Zum Glück muss ich nur einige wenige hundert Meter wieder zurück.
Es fällt mir ganz schwer, in der Wilderness of rocks nicht einfach halt zu machen und mein Zelt aufzuschlagen. Glatt geschliffener Sandstein, hohe Nadelbäume und alle Nase lang ein romantisch plätschernder Fluss sind absolut verführerisch. „Hier werde ich sicher nicht zum letzten Mal gewesen sein, aber für heute muss ich weiter“, ermahne ich mich, als ich nach einer längeren Snackpause wieder den Rucksack auf den Rücken schwinge.
Während ich gerade gedankenverloren das xte Arizona Trail-Schild fotografiere, nähert sich von hinten ein junger Hiker in einem neon-orangen Shirt an. Wir bleiben kurz stehen, stellen fest, dass wir beide dasselbe Tagesziel haben und machen uns gemeinsam auf die letzte Etappe. Larryboy, so sein Trailname, will heute unbedingt noch eine fette Pizza in Summerhaven in sich hinein schaufeln. Bis zur Schließzeit um 17 Uhr sollten wir das schaffen. Ich hingegen erzähle ihm von meinem Plan, die Nacht in der berüchtigten Toilette des Community-Centers zu verbringen, in der wohl schon einige Thruhiker ihr Lager aufgeschlagen hatten.
Um 16:35 Uhr stehen wir in der Pizzeria und lesen ungläubig das Schild: „Die Öfen werden eine halbe Stunde vor der Schließzeit abgeschaltet.“ Echt jetzt? Wir fragen nochmal nach. Schließlich sind wir nur fünf Minuten über der Zeit. Keine Chance. Und alle anderen Restaurants (zwei an der Zahl) haben ihre Saison noch überhaupt nicht begonnen. Niedergeschlagen erledige ich mein Resupply im kleinen, aber gut sortierten Lebensmittelladen und erhalte zur Aufmunterung eine heiße Schokolade gratis. Auf Mount Lemmon ist es jetzt schon kalt und extrem windig, so dass ich den Versuch, eine Dose Hühnerfrikasse über meinem Holzkocher aufzuwärmen, recht bald aufgebe. Stattdessen machen Larryboy und ich es uns im Vorraum der Toiletten gemütlich. Fließend Wasser, Toiletten, Strom, schnelles WLAN und ein geschütztes Plätzchen. Was will man als Thruhiker mehr?
Klapperschlange in Sicht!
Da Larryboy noch ein Paket vom hiesigen Postamt abholen und bis zur Öffnung um 9 Uhr warten muss, verabschieden wir uns zunächst und ich mache mich auf den Abstieg von Mount Lemmon über das Oracle Ridge. Der Abstieg ist mit unerwartet viel Aufstieg verbunden und der Wind haut mich fast vom Trail. Ein paar Rehe lassen sich blicken und an einer Kuhtränke entdecke ich einen weiteren Horned Lizard, der sich schnell im Gebüsch verkriecht.
Danach geht es tatsächlich geschmeidig den Berg hinunter und die Landschaft wird flach. Perfekt, um die verlorenen Kilometer vom gestrigen Tag aufzuholen. Kurz vor der Überquerung des Tucson Globe Highways halte ich Ausschau nach einem geeigneten Zeltplatz für die Nacht. Auf einmal: Rasseln! Reflexartig mache ich einen Sprung nach hinten. Da rechts, direkt am Trail, liegt sie. Meine erste Klapperschlange. Sie züngelt und rasselt wild, gibt mir zu verstehen: „Achtung. Hier liege ich!“ Ich versuche, die Situation einzuschätzen und warte einige Zeit. Über den Trail weiter zu gehen, ist keine Option, denn dort liegt ja das energisch rasselnde Tier. Durch das niedrige Gebüsch um die Schlange herum zu gehen finde ich auch nicht prickelnd. Wer weiß, ob dort nicht die nächste Schlange wartet, die ich durch das Gestrüpp nicht so einfach sehe. Aber die Klapperschlange denkt gar nicht daran, sich auch nur einen Zentimeter von ihrem Platz zu bewegen. Mir bleibt also nichts anderes übrig und so stakse ich bedacht in einem Halbkreis durch Strauch und Kaktus um sie herum. Hier meine Nacht zu verbringen, hake ich damit ab und wandere weiter.
Die Sonne geht bereits unter als ich am Tiger Mine Road Trailhead ankomme, wo ich vor einem halben Monat meinen ersten Wassercache platziert hatte. Leider hat sich jemand an meiner Wassergallone bedient, dafür ist sie übersät mit Herzchenaufklebern. Wer klaut denn Wasser und klebt dann Herzen auf die Gallone? Zudem liegen neben meiner Gallone noch etliche andere dort, keine ist jedoch mit Aufklebern versehen. Seltsam. Einen idyllischen Zeltplatz finde ich nicht, alles ist zugewachsen, also baue ich mein Zelt auf dem Parkplatz dort auf. Ein älteres Ehepaar steht dort bereits mit ihrem Camper. Harriet, die Frau, lädt mich zu einem Glas Wein ein. Dazu sage ich nicht nein. In ihrem Camper gibt es mehr Tiere als Menschen. Karnickel und Hunde. Bei Weißwein und gemischtem süß-salzige Popcorn erzähle ich Harriet von meinem bisherigen Abenteuer und sie lauscht gespannt. Erst gegen 22:30 Uhr und damit weit nach Hiker midnight verabschiede ich mich, nachdem sie mir ihre Nummer gibt. „Für alle Fälle“, sagt sie.
Heart Bandit
Als ich noch dabei bin, mein Zelt aufzubauen, kommt Larryboy angeschlappt. Er hatte die Nacht noch jenseits des Highway verbracht. Ich erzähle ihm die Geschichte meines geklauten Wassers und er lacht: „Well, that should be your trailname: Heart Bandit“. Jeder Thruhiker fängt sich in seinem Wandererleben einen Trailnamen ein. Von Peppermint Skunk bis DJ Night Cakes ist alles denkbar. Hauptsache der Name erzählt eine Geschichte. Die des herzchenaufkleberverteilenden Wasserdiebes ist nun meine.
Den Tag über wandere ich wieder zusammen mit Larryboy. Es ist ja doch schön, ab und zu jemandem zum Schwatzen zu haben. Vor allem, wenn man eine Passage wandert, auf der es so gut wie keinen Schatten gibt. Das lenkt ab. Nach einer Mittagspause, die wir an eine alte Betonmauer geklemmt verbracht haben, treffen wir auf Ranger. Larryboy war mit ihm im letzten Jahr ein wenig auf dem Continental Divide Trail gewandert. Zufälle gibt’s. Und als wir zu dritt reden, kommt der nächste Thruhiker vorbei: ein Mexikaner mit dem absolut spanischen Namen „Klaus“. Er macht erstmal Pause, während Ranger sich uns anschließt.
Wir wollen es bis zum Beehive Well schaffen, der gemäß einiger Berichte eine ziemlich unschöne Wasserquelle darstellt, aber auch die einzige weit und breit. Die Gerüchte bewahrheiten sich, denn das Wasser im Beehive Well ist nicht nur eine grüne Brühe. Es fliegen an der einzigen Entnahmestelle jede Menge Bienen herum, die sich wenig begeistert zeigen, dass wir ihnen ihr widerliches Wasser klauen. Zudem treibt zwei Meter weiter ein toter Vogel im Tank umher. Lecker.
Die nächsten Stunden mit Wasser filtern und Essen kochen verbringend, beschließen Larryboy und ich, am morgigen Tag bereits um 5:30 Uhr morgens aufzustehen. Klaus, der sein Nachtlager ebenfalls am Beehive Well aufschlägt, ist bei dem Plan dabei. Ein böser Fehler, wie sich später herausstellen wird.
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[:de]Arizona Trail – Part 6: Nachts in der Toilette… und Klapperschlangen gibts doch![:] [:de]So früh wollte ich meinen Aufstieg zum Mount Lemmon beginnen, spätestens um 7 Uhr morgens aufbrechen, um noch in den kühlen Morgenstunden die 1.600 Höhenmeter hinter mich zu bringen.
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[:de]5:30 Uhr. Das Zelt ist klatschnass, innen wie außen. Das gibt es halt gratis dazu, wenn man beschließt, direkt neben einem Fluss zu zelten. Die Aussicht und die Chance auf eine weitere Körperwäsche im klaren Wasser sind es das alle mal wert. Auch heute versprechen die Temperaturen mal wieder an der 30-Grad-Grenze entlang zu schrammen. Frühes Aufbrechen ist also angesagt.
Es geht in den ersten von zwei Nationalparks, durch die der Arizona Trail führt: Saguaro Nationalpark und der atemberaubende Grand Canyon. Für beide braucht man ein Permit, eine Aufenthaltsgenehmigung, wenn man dort die Nacht verbringen will. Natürlich gibt es kein einheitliches Vorgehen für die Nationalparks, was das betrifft. So musste ich zwei Monate vor meinem geplanten Aufenthalt per Fax das Permit beantragen und den handausgefüllten Papierschnipsel persönlich im Büro für die Rincon Wilderness abholen. Das lag selbstverständlich auch nicht gleich beim Arizona Trail, so dass ich froh war, vorher mit einem Auto unterwegs gewesen zu sein.
Vom Rincon Creek wandere ich nun durch die Ausläufer des Saguaro Nationalpark und fühle mich wie in einem Kakteengarten. Wo ich hinsehe riesige Saguaro-Kakteen. In vielen von ihnen entdecke ich faustgroße Löcher, in denen die heimischen Spechte hausen. Der Trail steigt nun stetig an. Über rund 23 km werde ich heute etwa 1.500 Höhenmeter auf den Mica Mountain hochklettern. Die Sonne brennt schon um 10 Uhr und Schatten gibt es nicht, es sei denn, man stellt sich direkt hinter einen der hüttenhohen Kakteen. Erfrischung bringen einige wenige Bäche, die den Weg kreuzen und Schmelzwasser führen. Kalt und köstlich!
Meine Regel, die erste Pause nach 10 km zu machen, werfe ich diesmal über Bord, denn der Aufstieg dauert weit länger als vermutet. Hitze und Höhenmeter fordern ihren Tribut. Umso mehr freue ich mich über den kleinen Wald, der den ersten der zwei Zeltplätze im Nationalpark umgibt. Das schweißnasse Wanderhemd und -shorts werden ausgezogen und in die Sonne zum Trocknen gehängt, die Zeltunterlage auf den Boden gelegt und die Beine hoch. Es warten noch etliche Höhenmeter auf mich und kühler wird es ja auch nicht.
Der Weg wird immer steiler und es geht nur noch im Schneckentempo voran. Die Kakteen sind schon lange kleinen, krüppeligen Wacholderbäumen gewichen und diese verschwinden ebenfalls zusehends und machen Platz für große Nadelbäume. Zum späten Nachmittag wird es endlich kühler. Manning Camp, das Tagesziel, kann nicht mehr weit sein. Ich erspähe ein Zelt im Wald und grüße fröhlich. Keine Antwort aus dem Zelt, obwohl offensichtlich jemand darin herumwurschtelt. Dann eben nicht. Etwa 15 Minuten später erblicke ich die ersten Feuerstellen und Holzbänke vom Manning Camp. Nur zwei Plätze sind bislang belegt, ich habe also fast freie Auswahl. Es darf auch durchaus ein schönes Plätzchen sein, denn ich habe ein Permit für zwei Nächte und plane einen Zero Day morgen.
Zwischen vier hohen Nadelbäumen steht gegen 19 Uhr mein kleines Zelt und das Feuer wird angezündet. Feuerholz und Tannenzapfen gibt es hier massenweise, so dass das Feuer auch am nächsten Tag fast von morgens bis abends durchbrennt. Außer Wäsche waschen, kochen, relaxen und den Eichhörnchen zusehen passiert also absolut nichts. Und das ist auch mal schön so.
Kilometerrekord und ein magischer Abbrecher
Einen Tag faul sein hat seinen Preis. Damit mein Wander-Partner seinen Rückflug von Tucson rechtzeitig erreicht, müssen heute rund 37 km geschrubbt werden. Völlig optimistisch, denn es geht ja viel bergab, krabbel ich am Morgen aus dem Zelt und ziehe mir nicht eine, nicht zwei, sondern drei Lagen an Klamotten an. Es ist bitterkalt, nur -1 Grad. Genau so stapfe ich auch erstmal los. Nach 15 Minuten fällt die erste Schicht, nach 30 Minuten eine weitere. Sobald man wieder in Bewegung kommt, wird einem schon von ganz alleine warm.
Der Optimismus weicht recht schnell der Realität. Zwar geht es stetig bergab, der Trail ist aber so steil und mit Geröll übersät, dass ich nur mit Tippelschritten und äußerster Vorsicht absteige. Für die 10 km abwärts brauche ich fast zweieinhalb Stunden, fast genauso lange wie bergauf. Am Fuß von Mica Mountain angekommen wird es aber tendenziell flach. An einem Trailhead steht ein Van, die Tür halb offen. Jemand regt sich im Schlafsack, als wir vorbei gehen. Leise versuchen wir uns davon zu stehlen und sind schon auf der anderen Straßenseite, da ruft uns ein junger Kerl hinterher
„Are you hiking the Arizona Trail?“
„Yes, we are.“
Wir gehen wieder zurück Richtung Van und der verschlafene Kerl kommt uns entgegen. Er hätte kühles Bier und Cola im Wagen. Beides hatten wir uns aber schon von der Trail Magic genommen, die er tollerweise hinter einem Felsen im Schatten bereitgelegt hatte und lehnen daher dankend ab. Irgendwie kommt er mir bekannt vor, daher frage ich ihn nach seinem Namen. „Neemor“.
Neemor… Neemor… woher kenne ich Neemor? Dann fällt es mir ein! In diesem Jahr wird eine Dokumentation über den Arizona Trail gedreht. Davon hatte ich bei Darwin on the trail gehört und Neemor war der Kameramann. Warum er nicht mehr auf dem Trail ist, frage ich ihn. Er musste wegen Knieproblemen abbrechen und fährt nun mit seinem Van am Arizona Trail entlang und verteilt Trail Magic. Darwin sei schon in Pine. Die Dokumentation würde aber trotzdem weiter geführt werden.
Das ist bitter, denke ich und hoffe, dass mir nicht etwas ähnliches passiert. Wir verabschieden uns nach einem kurzen Schwätzchen, denn es liegt noch ganz viel Wegstrecke vor uns. Relativ geschmeidig überwinden wir die Hügel, die die Landschaft auf diesem Abschnitt prägen. Viele Disteln wachsen hier, die meisten sind größer als ich! An einem Wasserspeicher mit fragwürdiger Qualität fließt ein schmaler Bach entlang. Schmal, aber groß genug, einen laut quakenden Frosch zu beheimaten. Ein paar Wildpferde stehen in einiger Entfernung und amüsieren sich wahrscheinlich königlich, als ich bei meinem Versuch, über einen weiteren Bach zu springen, mitten hinein platsche. Was solls, die Füße werden schon trocken werden.
Inzwischen habe ich mir allerdings die Innenseite meiner Oberschenkel wund gerieben. Schweiß, Sonnenmilch und Reibung haben zu roten, brennenden Flecken auf beiden Seiten beigetragen. Die Shorts weiter hoch zu krempeln, bringt zumindest ein wenig Linderung. Die Sonne schickt sich bereits an, hinter den Bergen zu verschwinden, als es auch für uns noch einmal bergauf geht. Der letzte Anstieg vor dem Molino Basin Campground, der direkt an einem Highway liegt.
Meine Befürchtung, dass wegen der infrastrukturellen Lage bereits alle Plätze belegt sind, bestätigt sich, als wir im Stockdunkeln mit den Stirnlampen versuchen, einen freien Campspot zu finden. Aber wie schon so häufig trifft auch diesmal der Spruch „the trail provides“ zu. Ein paar Camper haben zwei Spots besetzt, brauchen an diesem aber nur einen. Nach rund 37 km Rekordstrecke bin ich darüber mehr als glücklich. Danke, Arizona Trail. Auf dich ist immer Verlass.
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[:de]Arizona Trail – Part 5: Anderthalb Tage Lagerfeuer[:] [:de]5:30 Uhr. Das Zelt ist klatschnass, innen wie außen. Das gibt es halt gratis dazu, wenn man beschließt, direkt neben einem Fluss zu zelten.
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[:de]Die nächsten Tage versprechen wieder heiß zu werden. 25 Grad hören sich erstmal nicht wirklich viel an. Gepaart mit keinerlei Schatten und sengender Sonne möchte man sich aber auch nicht vorstellen, wie es denn bei 30 Grad und mehr ist. Sehr dankbar bin ich für die aktuellen Reports zu den Wasserquellen, die auf dem Weg liegen. Eine algige Kuhtränke erscheint mir schon als purer Luxus, denn kleinere Bäche, die vor ein paar Tagen noch als fließende Quelle gemeldet wurden, sind inzwischen nur noch ein Rinnsal oder gar nicht mehr vorhanden. Wirklich verlassen kann man sich auf den Abschnitten 5 und 6 in Süd-Arizona auf keine Quelle. Aber die Hoffnung wandert mit, denn 8 Liter Wasser für alle Fälle mitzuschleppen, habe ich keine Lust. Zumindest einmal wird es echt eng. Mein Wasser ist alle und die letzten potentiellen Wasser-Caches auf den Trail kreuzenden Straßen waren leer. Eine weitere Hinterlandstraße kreuzt den Arizona Trail. Und dort stehen zum Glück zwei Gallonen mit der Aufschrift „AZT hiker – public“. Ich kann den anonymen Trail Angels gar nicht genug danken.
Weiter geht es bei sengender Hitze. Bei einem Fotostopp meint eine rote Ameise, mich in den Fuß beißen zu müssen. Mein Fuß schwillt auf den nächsten Kilometern ordentlich an und das Gift der Arizona-Ameise quält mich nachhaltig. Erst nachdem rund 20 km geschafft sind, merke ich den Schmerz kaum noch, denn meine Knöchel tun mal wieder viel mehr weh. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Das kann nicht die nächsten 1.140 km so weiter gehen. Ja, genau. 100 Meilen und damit 160 km sind schon geschafft.
Der letzte Kilometer zum Tagesziel aber will nicht vergehen. Alle paar Sekunden schaue ich auf die Uhr und verzweifle daran, dass wieder nur etwa 100 Meter vergangen sind. Der Weg schlängelt sich durch einen Kakteengarten und fühlt sich an, als würde ich im Kreis laufen. Dass die einzige Wasserquelle „Twin Tanks“ weit und breit nur aus einem Matschloch mit äußerst viel Kuhkacke drin und drumherum besteht, ist mir völlig wurscht. Wozu gibt es Wasserfilter? Ich kann jedenfalls keinen einzigen Schritt mehr tun. Humpelnd wird das Zelt aufgebaut, das Abendessen verschlungen und dann haben die Füße endlich wieder Pause.
Erste Trail Magic
Die nächste Etappe verspricht Erleichterung an der Wasserfront. Garantiert fließendes Wasser voraus zu wissen, ist wie Schokomilch im Schlaraffenland! Das treibt voran. Zum ersten Mal nutze ich meinen Trekkingschirm, um mich vor der Sonne zu schützen. Am Highway 83 finde ich in einer Supplybox meine allererste Trail Magic: neben reichlich Gallonen an Wasser gibt es eine Plastikkiste randvoll mit Chipstüten, Riegeln, Keksen. Zeit für eine Pause und einen Eintrag im Trail register zu Chips und Wasser.
Es ist ein guter Tag, denn einige Zeit später komme ich am versprochenen Fließwasser an, dem Las Cienegas Creek. Glasklar fließt er da unter ein paar hohen Bahnbrücken entlang. Eine gute Gelegenheit für eine längst überfällige Ganzkörperwäsche. Und weil es schon recht spät ist, wird auch gleich noch das Abendessen vor Ort gekocht. Die Hamburger Wanderer tauchen auf einmal auf und tun es uns gleich. Ein Vollbad und Abendessen kochen. Eigentlich wollten sie hier zelten, aber das ist rund um den Creek verboten. Viel weiter wollen sie aber auch nicht mehr gehen. Nach dem Essen werden also wieder die Hühner gesattelt und ein geeigneter Zeltplatz gesucht.
Den finden wir wenige Minuten später auf einer Anhöhe mit Blick auf die Bahnschienen. Züge beobachten ist doch lustig. Hätte ich gewusst, dass die Züge die ganze Nacht alle halbe Stunde durchrauschen, hätte ich mir wohl doch was anderes gesucht. Dabei werde ich noch nicht mal durch die ratternden Züge geweckt. Das Zelt steht in Richtung der Signalanlage und leuchtet mir genau ins Gesicht. Ich werde wach, sobald das Licht grün leuchtet und weiß: in 5 Minuten kommt wieder ein Zug. Nie wieder zelten an Bahnschienen. Wieder was gelernt.
Päckchen und Pizza
Völlig unausgeschlafen starte ich in den nächsten Morgen. Den Hamburgern geht es nicht anders. Aber uns alle treibt ein Gedanke voran. Der Gedanke an Pizza und Bier in der Colossal Cave, einem Touristenpunkt, an dem Höhlenführungen angeboten werden. Der dortige Souvenirshop nimmt Pakete von und für Wanderer an. Ich hatte mein Resupply-Paket persönlich vorbei gebracht, die Hamburger hatten sich einiges dorthin schicken lassen. Ohne Pause wandern wir schnellen Schrittes durch den Vormittag und mächtige Saguaro-Kakteen-Felder, die uns ein ums andere Mal zum Staunen bringen.
Gegen 10 Uhr kommen wir bei Colossal Cave an. Zum Glück wird gerade der Pizzaofen angeschmissen. Ich hole mein Paket ab und fange an, einzupacken. Die beiden Hamburger haben richtig Pech. Zwei ihrer Pakete sind nicht angekommen. Ohne Filter und Verpflegung wollen sie nicht weiter laufen und brechen ihre Wanderung, die eigentlich bis Oracle gehen sollte, an diesem Punkt ab. Ganze vier Stunden vergehen in der Colossal Cave, aber irgendwann muss es ja weitergehen. Das Tagesziel am Rincon Creek liegt noch 10 km entfernt. Angeschickert durch das Bier suche ich den Weg zurück zum AZT, treffe eine Kanadierin, die ebenfalls bis Utah gehen will und wir gehen bis zum Ende des Tages zusammen.
Der Creek ist zu einem tiefenden, rasch fließenden Fluss angeschwollen. Weil es am strandartigen Ufer so schön ist, beschließen wir, ein nasses Zelt durch die drohende Kondensation hinzunehmen und schlagen unser Lager hier auf. Am Lagerfeuer sitzend merken wir gar nicht, dass Hiker Midnight lange vorbei ist, bevor wir gegen 23 Uhr in die Schlafsäcke kriechen.
[:] [:de]Arizona Trail: Part 4 – Ein bisschen Magie [:] [:de]Die nächsten Tage versprechen wieder heiß zu werden. 25 Grad hören sich erstmal nicht wirklich viel an.
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[:de]Über drei Monate kein neuer Post! Das gab’s ja hier noch nie. Stimmt. Aber nicht, weil der Blog hier auf einmal einschläft. Ganz im Gegenteil. Jetzt geht es erst richtig los. Jetzt, da die technischen Schwierigkeiten keine mehr sind.
Vier Monate war ich nun im amerikanischen Backcountry unterwegs. Zwei davon auf dem Arizona Trail. Meine Bemühungen, regelmäßig Blogbeiträge hier zu veröffentlichen, scheiterte immer wieder an der meist nur rudimentär vorhandenen Bandbreite des WLANs in Motel, die ich auch nur alle paar Tage mal zu Gesicht bekam. Mobiles Internet hatte ich nicht und die WLAN-Verbindungen waren so schwach, dass meine App sich schlichtweg weigerte, Blogbeiträge hochzuladen. Um einigermaßen die Qualität meiner Beiträge aufrecht zu erhalten, entschloss ich mich daher Anfang April, vorerst auf die Veröffentlichung zu verzichten und hauptsächlich Facebook und Instagram zu nutzen, um euch einigermaßen auf dem Laufenden zu halten. Da funktionierte zumindest besser als über den Blog.
Nun, da ich wieder in der Zivilisation angekommen bin, wird es nach und nach die Aufbereitung meines Arizona Trail-Abenteuers geben, auf welches ich so lange hin gearbeitet hatte. Blut und Schweiß sind geflossen. Ob und wie ich an der Grenze Utahs angekommen bin? Das lest ihr in den nächsten Wochen. Vorab gibt es schon einmal Part 1 bis 3, der Rest wird nach und nach veröffentlicht. Zudem gibt es jede Menge Videomaterial. Ihr dürft euch also auch auf einige Episoden auf YouTube freuen.
Nun aber an die Arbeit. Ich zumindest. 🙂
[:] [:de]Endlich wieder Neuigkeiten![:] [:de]Über drei Monate kein neuer Post! Das gab’s ja hier noch nie. Stimmt. Aber nicht, weil der Blog hier auf einmal einschläft.
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erzählt und geschrieben von Ralf M.
Nach dem nun einige Zeit vergangen ist möchte ich auch noch kurz Resümee zum vergangenen 100km Marsch ziehen. Mein mittlerweile 9ter Marsch und der vierte in diesem Jahr. Dass es sich aber zu einem der für mich schönsten und emotionalsten Märsche entwickelte hatte, hätte ich im Vorfeld nicht erwartet.
Die Geschichte des Schlusslichts
Eigentlich wollte ich den Marsch ja absagen. Körperliche und berufliche Grunde hatten mir eigentlich gesagt, mach dir ein ruhiges WE und leg mal die Füße hoch. Aber wen würde ich damit so kurzfristig alles enttäuschen?? Zimmer waren gebucht (in dem ich im Übrigen in zwei Nächten nicht ein einziges Mal im Bett lag) und Fahrstrecken abgesprochen. Von daher was soll‘s dacht ich mir: „ein Mann – ein Wort“ und rein ins Auto und ab nach Bad Doberan…
Die ersten 20-30 Kilometer verliefen wie immer. Viel Gequatsche, viel Gedrängel und man kommt mit dem ein oder andern ins Gespräch. Somit auch mit Robert aus Münster, einem ehemaligen Magdeburger (aber dazu später). Nachdem sich in den ersten 30 km die Gruppen gefunden oder durch Zufall zusammen gewürfelt hatten stand ich plötzlich mit Lea „alleine“ und „verlassen“ vom Rest des 30ig köpfigen „EarnYourBacon“ Teams auf weiter Flur. Kleinere Reste des Teams sahen wir vereinzelt höchstens bei den folgendenVerpflegungsstationen als sie meist schon im Begriff waren zu gehen. Der Rest war uns schon weit voraus.
Aber was soll’s, der Teamgedanke war geboren und reifte Stück für Stück und Kilometer für Kilometer weiter an. Ich legte dieses Mal eh keinen Wert auf Zeit oder sonstigeErrungenschaften. Eigentlich wollte ich es nur ganz in Ruhehinter mich bringen. Auch ein Abbruch wäre für mich mal egal gewesen. Kann man ja auch mal machen. Das Gefühl kannte ich ja eh noch nicht. Daher war es für mich irgendwann auch leicht mit Lea den Abbruch bei km 67 (nächster Verpflegungspunkt) zu beschließen. Sie hatte sich nämlich auf den ersten 25 km durch die falsche Schuhwahl eine Blase zugezogen und die Wechselschuhe die Ihr Freund dann brachte machten es zwar Besser aber die Titanic hatte eben ein Leck bekommen und musste zwangsläufig irgendwann unter gehen. Ab km 50 war es dann auch so weit. Wir begannen langsam, aber sicher zu sinken. Die Schmerzen bei Lea waren so groß, dass wir nur noch 3,5 km die Stunde schafften. Da half auch die beste Motivation nichts, wenn man erst bei der Hälfte der Strecke ist. Somit war ihr klar, dass sie den Marsch abbrechen müsste und ich fügte mich dem Schicksal unserer kleinen entstandenen Gruppe und beschloss für mich auch abzubrechen weil einfach nicht die richtige Lust da war um weiter zu machen. Aber Lea hatte biss und wollte sich wenigstens bis km 67 zum nächsten Verpflegungspunkt durch schlagen, um ihren bisherigen Rekord von 65 km um 2 km überbieten. So hätte sie wenigstens noch ein kleines Erfolgserlebnis gehabt.
Die Nacht verging Stunde um Stunde, aber nicht die zurückgelegten Kilometer. Wir schlichen mehr durch den Wald und die Dörfer als wir liefen und wurden ständig von anderen Wanderern überholt. Mit Lampe auf dem Kopf, Musik in den Ohren ging es ohne viele Worte langsam durch die Nacht. Ab und an eine Aufmunterung, die den Schmerz für 10 Meter abklingen lies um nur kurz darauf umso stärker wieder zurück zu kommen. Es war eine deprimierende Zeit, weil wir wussten was auf uns zukam. Aber wenigstens gingdann endlich so langsam die Sonne auf. Gab neuen Mut, neue Kraft und neue Zuversicht. Und plötzlich traf uns ein Geistesblitz. Warum wir natürlich nicht schon früher drauf gekommen sind fragt bitte nicht, aber eine Kurve weiter auf freier Wildbahn (ok war Fahrradweg) saßen zwei Mädels die sich Ihre Füße neu abgeklebten und wir beschlossen uns das Dilemma bei Lea endlich einmal an zuschauen. Ein schöne prall gefüllte Blase im Durchmesser von 3 bis 4 cm zierte den Fuß oder besser den Hacken von Lea die Ihr die unsäglichen Schmerzen verursachte. Leider hatten die Mädels keine Nadel mehr und hatten auch nur Ihre Fingernägel benutzt, aber wir dachten uns der Nächste der bei uns vorbei kommt wird angeschnorrt. Und wirklich eine nette Dame (Sophia) gab uns Ihr Taschenmesser…
Alle Sanis bitte, die nächsten Sätze überlesen.
Ruck zuck war die Schere aus dem Messer geklappt. Lea konnte es nicht, also hab ich kurz angesetzt und zwei Stiche später war das komplette Tempotaschentuch nass. Die Blase war erstmal Geschichte. Sie drücke das restliche Wasser aus den zwei offenen Hautschlitzen und sah plötzlich wieder schmerzbefreiter und glücklicher aus als noch vor 5 Minuten.
Die 67 rückten also wieder in greifbare Nähe. Und es lief wirklich wieder besser. Beflügelnd war es auch das wir just in dem Moment von unseren drei letzten Damen uns unserer Gruppe eingeholt wurden und wir so das Abenteuer zu fünftweiter bestreiten konnten. Unsere Zeiten verbesserten sich tatsächlich wieder auf 11:30 je Kilometer. Tempo wie fast am Anfang. Wahnsinn.. Und die ersten Phantasien an die 74 wurden geboren und ich goss das zarte Pflänzchen „Ehrgeiz“Stück für Stück mit Motivation. So erreichten wir erstmal die 67 mit fast schon guter Laune. Auch wenn wir das Tempo unserer drei dazugewonnenen Mitstreiter nicht ganz mehr halten konnten.
Jetzt war erstmal Pause angesagt und die Freude über das Erreichen des Etappenzieles groß. Es wurde gefrühstückt und was Warmes getrunken. Gespräche mit anderen geführt,warum man sich zum Beispiel ein „L“ und ein “R“ auf den Fußrücken in einer thailändischen Opiumhöhle tätowieren lassen muss oder warum andere den guten Kaffee einfach umkippen müssen. Mit fortschreitender Zeit und sinnlosen aber coolen Gesprächen stieg nicht nur die Sonne immer höher am Himmel empor sondern auch unsere Zuversicht das nächste Etappenziel doch erreichen zu können. Kilometer 74…das wäre ein Traum den zu erreichen. Immerhin wären es dann schon fast 10 km mehr als Lea‘s bisheriger Rekord und somit eine zusätzliche Motivation es an zu gehen.
Also weiter, immer weiter im fünfer Gespann entlang der Küste. Aber wir konnten das Tempo nach einigen Kilometern nicht mehr standhalten. Die Füße brannten einfach zu stark um wirklich noch Tempo auf die Streck zu bekommen. Erst 12:30 dann 13:00 Minuten pro Kilometer waren jetzt so die Regel und so schön die Sonne am Morgen auch sein kann umsoerdrückender ist Sie, wenn man an der vollen Strandpromenade von Kühlungsborn lang marschieren muss. Viele Menschen fragten sich was den das für Ausgestoßene sind. Menschen mit zerzausten Haaren, dreckig mit verkrampften Gesichtern und Rucksäcken passte irgendwie nicht ins Weltbild vieler Menschen zu einem so schönen und unbekümmerten Sonntagvormittag. Wir blickten in viele fragende aber doch immer freundliche Gesichter. Oder war es Mitleid? Wer weiß das schon und wen kümmert es nach über 70km. Und wenn von hier und da ein motivierender Zurufkam, wussten wir, DER weiß was wir hier machen und bedankten uns mit einem gequälten aber ehrlichem lächeln. Lea fing langsam wieder an stärker kämpfen zu müssen. Müdigkeit, Erschöpfung und die brennenden Füße forderten ihren Tribut und sie wollte nur noch zum Sani um sich irgendein Pflaster kleben zu lassen. Aber zwischen Konzertgarten Ost und Konzertgarten West liegen so viele verdammte Meter die sich wie Kaugummi am Schuh einfach nur ziehen und nicht enden wollen.
Unsere drei schnelleren Damen erwischten wir bei der Ankunft am Verpflegungspunkt nur noch beim losgehen. Wir wünschten Ihnen viel Glück und drückten die Daumen, dass sie ihr Ziel die 24 Stunden noch erreichen würden, und machten uns (besser ich) erstmal über die Getränke her und ich versuchte die Jungs, die Papa zum freiwilligen Helfen mit eingespannt hat, für eines der nächsten Event zu begeistern 😉 Währenddessen stellte sich Lea den Sanis einmal persönlich vor und fluchte als Ihr Platz in der Schlange weg war, als sie nur mal „schnell“ auf Toilette geflitzt ist. Aber so ist das eben aber sie kam dann trotzdem noch dran. Der Sani fand es ganz lustig, dass sie sich alles mit Leukoplast abgeklebt hat. Ein Abreißen der alten Pflaster war somit nicht möglich ohne die Haupt der Blase mit runter zu ziehen. Also nur ein Druckpflaster rauf und das muss reichen für die folgenden härtesten 26 Kilometer ihres Lebens…
Kurz bevor wir den letzten Abschnitt in Angriff nahmen kam unser guter Jens um die Ecke. Er war also auch noch im Rennen. Warum auch nicht. Einer der bei anderen Veranstaltungen bei km 44 Ohnmächtig wird und dann trotzdem die 100 noch zu Ende läuft, schafft auch diesen Marsch hier. Da machte ich mir keine Sorgen. Aber er hatte wegen seinem Team auch auf Zeiten verzichtet und war jetzt nur noch alleine unterwegs und versuchte noch das Beste aus der Zeit raus zu holen was ging. Wir sind schon ein verrückter harter Haufen dachte ich mir so in dem Moment. Also durfteer schnell was trinken und dann hab ich ihn gleich wieder mit uns mitgenommen. Pausen werden ja eh überbewertet. 😀 Somit waren wir zu dritt und quälten uns gemeinsam über dasletzte Viertel des Weges. Entlang der vollen Straßen in Kühlungsborn, den Weg hinauf zum Leuchtturm in praller Sonne und dann langsam durch, die Gott sein Dank,entschärfte Kühlung. Der Wald spendete endlich Schatten aber der Himmel zog sich nun langsam zu. Lea wurde immer langsamer und weitere Tränen verschmierten irgendwelche Farben um Ihre Augen. Während ich immer wieder auf Lea wartete bis sie zu mir aufgeschlossen hat, Ihr Mut zu sprach und ihr den Rücken stärkte entfernte sich Jens langsam Meter um Meter weiter von uns. Er musste einfach sein Stil laufen um anzukommen und er konnte nicht langsamer werden was auch völlig verständlich war. Dennoch erwischten wir ihn hin und wieder als er Pause machte oder mit anderen am Straßenrand quatschte. Dies war dann auch der Moment, wo wir, zu dem Zeitpunkt noch in unbekannter Weise, auf Robert und Sophie stießen, die sich mit Jens unterhielten. Sophie völlig deprimierend auf der Straße saß und kein Spaß mehr verstand während die beiden Jungs sie versuchten aufzumuntern kamen meine blöden Witze nicht mehr so richtig an. 😀
So waren wir wieder zu dritt. Lea, Jens und ich. Aber so langsam machte sich mein schlechtes Gewissen bemerkbar. Nahm bei jedem zurückblicken nach Lea immer mehr zu. So war ich im Inneren Zwiespalt mit mir selbst. Geplagt von der Mission sie zu motivieren den ersten 100ter Ihres Lebens zu finishen und dem gegenüber was ich ihr hier grad antue. Sie im wahrsten Sinne des Wortes kaputt zu spielen. Wenn ich oft in ihr schmerzverzerrtes Gesicht blickte und ab und an die Tränen sah hätte ich am liebsten den Sanis Bescheid gegeben die Sache abzubrechen. Aber ich weiß auch, dass die Erlösung nur eine kurze Zeit anhält bis dann für lange lange Zeit die Enttäuschung einsetzt an dem Punkt abgebrochen zu haben. Denn bei einem nächsten Versuch muss man ja auch erstmal die ganzen Strapazen auf sich nehmen, um genau zu diesem Punkt wieder zu kommen. Und besser wird es dann auch nicht. Nein, das sollte nicht passieren. Das was mich persönlich nur noch motivierte den Marsch zu machen durfte nicht so einfach Enden. Der Schmerz vergeht irgendwann und nur der Stolz bleibt und dieses Gefühl sollte auch sie erleben dürfen. Also schluckte ich meine Zweifel runter und betete, dass alles gut werden würde. Also weiter… Meine App meldete jeden zurück gelegten Kilometer und jedes Mal war es ein kurzer Moment des Triumphes wieder einen dieser unendlich langen Kilometer, oder waren es mittlerweile schon Meilen, geschafft zu haben. Die nächsten 100 Meter ging es dann immer mit leichterem Schritt voran bis die Schmerzen dieses kleine Glücksgefühl wieder verrinnen ließen und die App nach 16 Minuten den nächsten geschafften Kilometer meldete. Dennoch musste ich mir was überlegen. Irgendwann kam mir die blöde Idee, Lea zusammen mit Jens wenigstens ein Stück zu tragen. Dazu benötigte man nur einen stabilen Stock, der dann auch irgendwann gefunden wurde und promptprobierten wir es einfach aus. Jens links ich rechts und Lea durfte sich setzten und sich an unseren Schultern festhalten und somit wenigstens mal 50 Meter Ihre Füße ausruhen während wir immer weiter gingen. Und es hat ihr gut getan. Körperlich wie auch vor allem Mental. Zumindest war es mal eine Abwechslung zu dem stupiden starren Blicken nach unten. Und plötzlich während wir am tragen sind hüpfte Robert von hintern mit seine GOPro vorbei und filmte unsere Aktion Lea ein Stück zu transportieren. PS. Ich bin auf das Video gespannt. Aber es war nur ein einmaliger Versuch. Jens musste sein Tempo laufen und somit waren wir bis Kilometer 91 wieder alleine. Dicht gefolgt von Robert und Sophie die Stück für Stück aufholten und den netten Sani auf dem Motorrad der mittlerweile schon irgendwie zu unserem Team zu gehören schien.
Am Verpflegungspunkt trafen wir dann wieder mir Robert und Sophie zusammen. Hier kamen wir auch das erste Mal richtig ins Gespräch nach dem wir von Team der Verpflegungsstation freudig empfangen wurden. Und verflixt noch eins, Zufall gibt es da wird der Hund in der Pfanne verrückt. Robert war der mit dem wir uns schon auf den ersten 10 km unterhalten hatten und Sophie war die nette Dame, die uns bei Kilometer55 Ihre Schere gegeben hat um die Blase aufzustechen zu können. Somit war gleich klar, dass wir die letzten 9 Kilometer versuchen würden zusammen durch zu ziehen, denn das konnte nun wirklich nicht mit rechten Dingen zu gehen und war ein gutes Omen für den Rest des Marsches. Und noch waren wir nicht letzter. Ein Mitstreiter war noch hinter uns auf dem Weg zur Verpflegungsstation bei Kilometer 91 obwohl sich Lea jetzt wünschte den letzten Platz belegen zu dürfen.
Also kurz einige der letzten verbliebenen Schmalzstullen verputzt bevor es die Tiere im Zoo bekommen und noch die Grapefruit Limo ausgetrunken und ein Gruppenfoto gemacht. Der erste Kilometer lief auch noch recht gut. Aber Lea konnte dann einfach kaum noch. Schmerzen bei jedem Tritt. Meine App meldet mittlerweile 18+ Minuten pro Kilometer und so mussten wir Sophie ziehen lassen. Nur Robert sahen wir noch ab und an. Die Sanis waren nun unsere steten Begleiter. Fast nach jeden zweiten oder dritten Kilometer warteten Sie samtRTW und Krad auf uns und wollten wohl den letzten Umsatz an dem Tage noch irgendwie schaffen. Aber nichts da. Wir hatten eh alle unsere Krankenkarte nicht dabei 😉 Und Lea verneint trotz dem enormen Wunsch es endlich zu beenden jede Frage mit einem freundlichen „nein – ich gehe weiter“.Was mich sehr stolz auf Ihre Leistung und Ihre Einstellung machte. Immer wenn ich wieder ein paar Meter vor Ihr war und mich umdrehte um auf sie zu warten sah ich dieses körperlich gebrochene zarte Wesen. Etwas Schlagseite nach rechts hatte sie schon seit längerem. Zum Glück gaben Ihr die Stöcker halt sonst wäre sie mir bestimmt in den Graben gefallen. Die Beine und Arme wackelten bei jedem Schritt wieWackelpudding aus Omas Kühlschrank und oft floss eineTräne über die Wange und Ihr Gesicht war schmerzverzerrt wenn wieder ein Steinchen blöde da lag. Seufzer und Tränen waren die restlichen Kilometer immer mit von der Partie. Aber ich konnte ihr dennoch immer und immer wieder ein kleines Lächeln entlocken und ihr die Vision von ihrem ersten geschafften 100ter weiter und weiter in den Kopf meißeln.
Zum Glück erreichte uns Ihr Freund bei Kilometer 95 um moralische Unterstützung zu geben. Und Gott sei Dank, weil mir sind so langsam sämtliche Argumente ausgegangen und mein schlechtes Gewissen brachte meine Motivationsversuche nicht mehr wirklich ehrlich rüber und quälte mich zudem enorm. Daher war ich über die moralische Unterstützung sehr dankbar und konnte mir mal eine kleine Auszeit nehmen und den Sanis noch mal zeigen, dass man auch nach 95+ Kilometern noch ganz gut joggen kann. Ich hoffe das Video dazu ist was geworden Robert….
Auf den letzten Kilometern waren wir dann aber wieder allein. Ich fasste neuen Mut und spornte Lea immer wieder an weiter zu gehen und nicht aufzugeben. Malte ihr Bilder in Kopf wie erleichtert sie gleich sein würde 100 Kilometer geschafft zu haben. Wie sie ihrem Freund gleich in die Arme fallen kann und alle angestauten Emotionen freien Lauf lassen kann. Ich erzählte ihr wie es sich anfühlt wenn man sich 100km durchdie Hölle gekämpft hat und dann das Ziel überschreitet. Der Stolz über seine Leistung der in einem wächst und sich einbrennt wie das Brandmahl auf einem Stier. Das wir zwar alleine jetzt unterwegs waren, aber das das ganze „EarnYourBacon“ Team in Gedanken grad bei ihr ist und sie anfeuert und wir sie in den Club der Hunderter gleich aufnehmen können. Sie biss die Zähne zusammen. Mir tat es auch schon leid ihr immer wieder zu sagen, da müssen wir hin, nur noch zwei Kilometer. Gleich ist der Wald zu Ende. Schau mal da rechts die Häuser. Das ist Bad Doberan. Wir sind da. Nur noch paar Meter durch die Straßen. Jetzt nur noch bis zu der Ecke und die nächste Querstraße dann ist die Sporthalle da.
Allein der enorm erleichternde Blick, die Freude in Ihrem Gesicht und der Stolz der in ihr hoch kam als wir zusammen das Ziel überschritten war es wert den Marsch bis zum Ende durch zu ziehen. Sie war die Nummer 201. Der letzte Finisherdes Ostseeweges 2017. Es war Ihr erster 100ter und Ihr dritter Anlauf. Dafür gebührt Ihr mein ganzer Respekt es trotz aller Umstände durchgezogen zu haben. Ohne die überwältigenden Leistungen aller anderen Fininsher in den Schatten zu stellen,finde ich hast du Lea an diesem Tage die Urkunde am Meisten von allen VERDIENT. Soviel Kämpferherz, Ehrgeiz und Entschlossenheit bringt nicht jeder auf. Ich hoffe die Erfahrung wird dich ein Leben lang begleiten (sag nur Enkelkinder und Kaminfeuer 😉 )
Daher ziehe ich den Hut vor dir und heiße dich hiermit noch einmal herzlich Willkommen im Club der HUNDERTER…
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[:de]Dein Ostseeweg 2017 – Die Geschichte des Schlusslichts[:] [:de] erzählt und geschrieben von Ralf M. Nach dem nun einige Zeit vergangen ist möchte ich auch noch kurz Resümee zum vergangenen 100km Marsch ziehen.
#100 km in 24 h#100 km in 24 Stunden#100 km Wanderung#Dein-Ostseeweg#Langdistanzwanderung#Mammutmarsch#Megamarsch#Wandern
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[:de]
erzählt von Sebastian S.
Vor drei Jahren bin ich zum ersten Mal beim Mammutmarsch an den Start gegangen. Damals musste ich nach 50 km aufgeben. Damit hat mich der Ehrgeiz gepackt. Das muss doch zu schaffen sein… letztes Jahr kam dann die Enttäuschung. Der Marsch wurde abgebrochen, da war ich gerade mal bei km 59. Zum Glück fand sich eine kleine sehr nette Gruppe, die den Abbruch nicht auf sich sitzen lassen konnte, wodurch die 100km doch noch erreicht werden konnten. Doch bei aller Freude, die 100 km geschafft zu haben, war ich doch nicht richtig glücklich. Offiziell hatte ich das Ziel nicht erreicht. Somit war sofort klar: 2017 wird der Mammutmarsch auf jeden Fall bezwungen.
Die Vorbereitungen dafür starteten dieses Jahr schon sehr früh. Schon im Januar bezwang ich bei der “Polarnacht” die ersten 50km. Ab da ging es über die nächsten Monate konstant weiter. Allerdings fragte ich mich jeden frühen Samstagmorgen, den ich mich zum Training aus dem Bett quälte, wofür ich das eigentlich gerade mache. Um es mir zu beweisen? Nein, das habe ich schon geschafft! Für die Urkunde, die irgendwo verstaubt? Definitiv nicht! So kam ich mit Nina und Joel darauf, das ganze einem anderen Zweck zu widmen. Denn es ist ein enormes Privileg, sich freiwillig dafür entscheiden zu können, einfach mal aus Spaß an einem Wochenende zu versuchen, 100km zu Fuß zu gehen. Viele würden alles dafür geben. Man kann zwar mit Geld nicht direkt die Welt retten, aber man kann die wichtige humanitäre Arbeit von NGO´s unterstützen. So entstand dann recht schnell der Gedanke, den Marsch zu einem Spendenlauf zu gestalten und damit die Arbeit von “Ärzte ohne Grenzen” zu unterstützen. Einen Monat vor dem Mammutmarsch war es dann so weit, das Training war erfolgreich abgeschlossen (sogar mit dem “Turmdiplom” zertifiziert) und die Spendenaktion lief erfolgreich an.
Am 27.05.2017 kam dann der große Tag. Am Abend vorher entstand auch bei mir langsam Aufregung, Vorfreude und eine gewisse Angst vor der langen Strecke an einem der heißesten Wochenenden des Jahres. Mit einem mal wieder viel zu schweren Rucksack, ging es mit Joel zusammen los Richtung Erkner. Ein kurzer Zwischenstopp musste noch an der Seestraße gemacht werden, um noch Kumpir essen zu können und gestärkt starten zu können. In der glühenden Hitze ging es mit der Bahn nach Erkner. Dort saß schon ein Teil unserer “EarnYourBacon”-Gruppe. Wir meldeten uns an und holten unser T-Shirt ab. Als kleine Überraschung für die TeilnehmerInnen des letzten Jahres gab es zusätzlich einen “returning hero” Mammutmarsch Sportbeutel, inklusiver Getränkemarken für Kaffee an den Versorgungspunketen. Jetzt stand nur noch das obligatorische Gruppenfoto an, dann kann es los gehen, im wahrsten Sinne des Wortes.
Nach einer kurzen Ansprache vom Veranstalter, in der er unsere Gruppe als Ehrengäste erwähnte, ging es dann tatsächlich um 16:15 Uhr endlich los. Am Start liefen so viele Menschen durcheinander, dass es schwierig war sich nicht zu verlieren. Die ersten 16 km vergingen wie im Fluge. Am Strandbad Müggelsee war der erste Versorgungspunkt. Hier wurde aber nur kurz das Wasser aufgefüllt, eine Banane gegessen und das Klo aufgesucht und schon ging es weiter. Durch die kurze Pause gelang es uns, etwas aus dem Chaos von vielen Menschen heraus zu kommen. Da es nun schon 20 Uhr war und das DFB Pokalfinale parallel lief, suchten wir uns einen Radiosender, um es wenigstens akustisch miterleben zu können. So liefen wir die nächsten 90 Minuten und merkten gar nicht, wie die Kilometer flogen und wir uns nun zu viert (Joel, Sascha, Jan und ich) immer weiter von den anderen absetzten. Um uns herum nun kaum noch bekannte Gesichter. Mit der nun einbrechenden Dunkelheit wurde es dann doch allmählich kühler. In T-Shirt und kurzer Hose konnte es nicht mehr weiter gehen. So waren wir zu einer Umziehpause gezwungen. Sonst wären wir vermutlich durchgelaufen zum nächsten Versorgungspunkt bei Kilometer 44. Dort angekommen trafen wir dann doch einige bekannte Gesichter. Nach und nach wurden es immer mehr. Mir war allerdings um die Zeit nicht wirklich nach Essen und so wirklich schmecken wollte mir auch nichts. Ich versuchte so viel wie möglich in mich reinzustopfen, mein Körper würde es brauchen. Den anderen ging es ähnlich und so zog unsere vierer Truppe recht bald wieder weiter.
Es war nun spät in der Nacht, ich war durchaus schon etwas müde und nicht mehr für Kommunikation zu haben. Es war also die Zeit gekommen, Podcasts zu hören. So liefen wir recht stille weiter durch die dunklen Wälder und merkten nur daran, dass wir immer mehr Menschen überholten, dass unsere Laufgeschwindigkeit immer und immer schneller wurde. Gegen 4 Uhr hatten wir dann auch schon den nächsten Verpflegungspunkt bei Kilometer 59 erreicht. Hier gab es eine leckere Kartoffelsuppe und Kaffee und dann ging es auch direkt wieder weiter, denn für lange Pausen war es zu der Zeit zu kalt. Beim Loslaufen sagten wir uns noch, dass wir den nun kommenden Abschnitt etwas ruhiger angehen wollen. Doch kaum erblickten wir die ersten Sonnenstrahlen hatten wir dieses Vorhaben offensichtlich schon wieder vergessen.
So ging es schnellen Schrittes durch die Märkische-Schweiz, die sich vermutlich nur im flachen Brandenburg “Schweiz” nennen darf. Langsam machte sich die Geschwindigkeit bei Joel durch Kniebeschwerden bemerkbar. Zum Glück waren es nur noch wenige Kilometer zum nächsten Pausenpunkt (74km). Diesen erreichten wir auch noch vor 7 Uhr. Hier war zu unserem Glück Santosh als Helfer eingeteilt, denn der Rucksack war von Anfang an viel zu schwer und mit unnötigem Gepäck bestückt. Dies konnte ich nun alles endlich abladen. Kurz bevor wir weiter wollten kam, Steve angelaufen. Er hatte seine Gruppe zurück gelassen und wollte sich nun uns anschließen, in der Hoffnung in seiner Geschwindigkeit unterwegs zu sein (wer Steve kennt, weiß, dass niemand so schnell läuft wie er). Wir liefen also zunächst zu fünft weiter.
Die nächsten Kilometer waren die Hölle. Nicht wegen der zuvor gelaufenen Kilometer oder der Wegbeschaffenheit, sondern wegen der Millionen Mücken. Trotz aufkommender Hitze lief ich weiter in langärmliger Kleidung, Kapuze über den Kopf gezogen und wild mit den Armen wedelnd durch die wäldliche Moorlandschaft. Erst als es endgültig zu warm war und wir das Mückengebiet weit hinter uns gelassen hatten, traute ich mich in kurze Kleidung zu wechseln. Am besten hätte ich mich allerdings den Nudisten anschließen sollen, denn jetzt wo die Sonne richtig am Himmel stand wurde es enorm heiß. Zu unserem Pech war bei Kilometer 90 auch noch jeglicher Baum verschwunden.
Die nächsten Kilometer, gefühlt weitere 100, führten uns immer weiter gerade aus an der Hauptstraße entlang Richtung Gusow. Einen kleinen Lichtblick gab es noch mal bei 92km. Wir waren uns erst nicht sicher ob es eine Fatamorgana war oder ob wir wirklich in der Ferne eine Tankstelle erblickten. Zum Glück spielten unsere Sinne uns keinen Streich und wir wurden mit Eis beglückt. Gestärkt waren wir bereit für die letzten 8 Kilometer auf der “Straße der Hölle” wie sie so nett getauft wurde. Auf einem Straßenschild war das nächste Dorf in 4km angekündigt. Als wir dieses erreichten, durfte es nach meiner Rechnung nur noch 4km bis zum Ziel sein. Da sprach uns eine Frau vor ihrem Haus an, was denn die ganzen komischen Leute in ihrem Dorf wollten, als ich ihr sagte was wir hier suchten, versuchte sie uns zu motivieren mit den Worten “zum Bahnhof sind es nur noch 6km”, worauf ihre Freundin nett ergänzte “naja ein paar mehr sind das schon noch”.
Das Problem zeigte sich als ich auf mein Handy schaute und sah, dass die beiden recht haben sollten. Es waren nicht wie ich dachte nur noch 4km sondern doch noch über 6km, wie frustrierend… Naja es half ja alles nichts es musste weiter gehen. Die Schmerzen in den Füßen wurden zwar doch nun immer stärker, aber an aufgeben konnte ich sicherlich nicht denken. Es ging immer weiter geradeaus und das nächste Dorf wollte sich einfach nicht nähern. Ich beschloss, nicht mehr weiter auf mein Handy und die Navigation zu achten, sondern einfach nur noch zu laufen. Am Straßenrand standen nun immer wieder nette Menschen, die uns anfeuerten. Ein Pärchen, das am Vorabend auch zum Mammutmarsch angetreten war, aber aufgegeben hatte, fuhr mit seinem Auto immer ein Stück weiter voraus, um immer wieder anzufeuern. Das konnte die Schmerzen zwar nicht lindern, die Strecke verkürzen konnten sie leider auch nicht, aber die Motivation hoch halten und die Laune verbessern definitiv und dafür bin ich allen auf die letzten Kilometern dankbar! Ich wusste aus dem letzten Jahr, dass die letzten Kilometer sehr grauenvoll sein können und wie es ist, wenn man die 100km Marke erreicht hat, aber das Ziel noch weiter entfernt ist. Aber hatte das wohl etwas verdrängt.
Die Freude Gusow erreicht zu haben wurde schnell getrübt dadurch, dass das Ziel auch bei 100km noch einen Kilometer entfernt war. Nach jeder Kurve dachten wir, wir seien da und wurden enttäuscht. Irgendwann war es dann doch so weit. Wir bogen um die Ecke und da stand schon das Veranstalterteam und erwartete die Ankömmlinge lautstark! Nur noch wenige Meter zur offiziellen Ziellinie… Schnell die Konfettikanone aus dem Rucksack gekramt und dann zu viert unter Konfettiregen und Applaus der umstehenden Zuschauer die Ziellinie überqueren! Geschafft, 101 Kilometer in 21 Stunden!
Hinter dem Ziel warteten schon einige TeilnehmerInnen, unter ihnen auch Ingo und Steve. Beim Abholen der Urkunde erfuhren wir, dass bisher erst 32 Personen vor uns das Ziel erreicht hatten. Von 1250, die sich 2017 der Herausforderung gestellt haben, schafften es dieses Jahr 282 ins Ziel. Hinter dem Ziel saßen wir nun gemütlich im Schatten und warteten auf die nachfolgenden EarnYourBacons. Dank Santosh konnten wir die Wartezeit mit einem schönen Bierchen überbrücken. Im Laufe der nächsten Stunde wuchs unsere Gruppe immer weiter an, unsere Vorbereitung zeigte großen Erfolg! Nach ein paar Minuten des Ausruhens ging es mir auch schon wieder viel besser und Laufen ging auch wieder ganz gut aber ich sagte mir: Das war’s, nie wieder! Jetzt ist fast eine Woche vergangen und ich freue mich schon auf die 100km auf der Horizontalen rund um Jena am 09. Juni 2017.[:]
[:de]Mammutmarsch 2017 – Alle guten Dinge sind drei![:] [:de] erzählt von Sebastian S. Vor drei Jahren bin ich zum ersten Mal beim Mammutmarsch an den Start gegangen.
#100 km in 24 h#100 km in 24 Stunden#100 km Marsch#100 km Wanderung#Horizontale um Jena#Langdistanzwanderung#Mammutmarsch#Mammutmarsch-Training#Marschgruppe EarnYourBacon#Wandern
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[:de]Eine kurze Geschichte des Mammutmarschs 2017[:]
[:de]Eine kurze Geschichte des Mammutmarschs 2017[:]
[:de] erzählt von Martin R. Langsam wird es wieder hell. Zu dem dumpfen Pochen meiner Füße und den brennenden Fußsohlen gesellt sich sukzessive ein leichtes Stechen im linken Knie. Das ist mein mit mir selbst vereinbartes Signal, dass ich an der Grenze dessen angekommen bin, was ich meinem Körper zumuten will. Noch eine knappe Stunde bis zum Streckenposten bei KM 59. Ich schaue nach oben in…
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#100 km in 24 h#100 km in 24 Stunden#100 km Wanderung#24 Stundenwanderung#Hiking#Horizontale#Langdistanzwanderung#Mammutmarsch#Megamarsch#Wandern#Wandern in Berlin
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[:de]
Merino-Langarmshirt? Check! Dünnes Fleecejäckchen? Check! Softshell-Jacke? Check! Winddichte und wasserabweisende Hose, wasserdichte Trailschuhe? Check! Hauchdünne Regen- und Daunenjacke sowie eine lange Merino-Unterhose im Gepäck mache ich mir noch schnell einen heißen Kaffee mit zuviel Ahornsirup und eine Thermoskanne Früchtetee. Es werden schließlich Minusgrade. Die alten, abgelatschten und an einigen Stellen schon gerissenen Überzieh-Spikes wandern noch in die Seitentasche des Rucksacks und ich verlasse wie immer panikartig, weil zu spät dran, die Wohnung.
Die Berliner Polarnacht war im letzten Jahr meine erste längere Wanderung im Schweinsgalopp gewesen. Nach 30 km war ich fertig. Im wahrsten Sinne des Wortes. Diesjahr will ich aber zumindest die eine Etappe schaffen: 50 km durch die Nacht, von der Friedrichstraße über Umwege bis nach Falkensee. Da meine selbst organisierten Wanderungen teilweise noch deutlich länger waren, bin ich guter Hoffnung, dass das klappt. Bevor es in die Kälte der Nacht geht, finde ich mich mit einigen meiner lieben Mitwanderer noch auf einen Happen im Restaurant Nolle ein. Neben bekannten Gesichtern sitzen mir drei Hamburger gegenüber, die viel Erfahrung und ebensoviel zu erzählen haben von Veranstaltungen wie der Horizontalen in Jena, dem Dodentocht sowie dem Mammutmarsch (ihrer Meinung nach der schlechteste Marsch) und Megamarsch (auch hier ist nichts gutes herauszuhören).
Der Zug setzt sich in Bewegung
Pünktlich um 19:40 Uhr versammeln wir uns vor dem DB Reisezentrum. Die noch tätigen Damen darin schauen argwöhnisch angesichts des Massenandrangs. Dabei wollen wir gar nichts von ihnen. Wolfgang Pagel, Organisator und Wanderleiter, läuft schon ganz aufgeregt durch die Menge. Ein wenig überrollt gefühlt hat er sich von der Flut der Marschgruppe EarnYourBacon. Und nervös sei er, vermutet ein von kommerziellen Veranstaltungen verwöhntes Klientel mit entsprechenden Ansprüchen. Er sollte noch feststellen dürfen, dass wir EarnYourBacons gar nicht so sind. Ob der großen Teilnehmerzahl – etwa 60 alleine für die 50 km Nachtstrecke – teilen wir uns in zwei Gruppen auf. Wolfgang wird unsere Gruppe 2 führen, während die schnelle Truppe schon zehn Minuten früher startet.
Punkt 20 Uhr starten wir mitten in Berlin. Dass wir noch mitten in der Stadt sind, merkt man vor allem an den nicht wenigen Menschen, die hier noch unterwegs sind. Während sie auf dem Weg zur nächsten Party sind und die Nacht zum Tag machen wollen, ziehen wir mit unseren Rucksäcken Richtung 50 km-Wanderung los. Unterschiedlicher kann eine Freitagnachtbeschäftigung wohl nicht sein. Einige Abschnitte der Strecke kommen mir bekannt vor. Wir überqueren den Invalidenfriedhof. Und das auch nur mit Glück, denn eine zotige Sicherheitsfrau hat bereits den Ausgang abgeschlossen und drückt ihr Unverständnis über unseren Aufzug aus. „Seid ihr blöd? Wat looft ihr ooch hier rum um die Zeit?“ Sie lässt uns dann doch passieren.
Nach 12 km merke ich langsam, dass ich „untenrum“ nur eine Hose anhab. Die flauschig warme Merino-Unterhose schleppe ich in meinem Rucksack rum. Schön blöd. Währenddessen haben sich die letzten Wolken am Himmel verzogen und geben den Blick auf die Sterne frei. Ein fast voller Mond leuchtet uns den Weg und zeigen die bösartigen Eisflächen auf, die uns immer mehr das Leben schwer machen. Um 0 Uhr taucht dann endlich das heißersehnte goldene M am Horizont auf. Flutsch! Und schon liege ich zum ersten Mal auf dem vereisten Asphalt. Zum Glück hat es den Hintern erwischt. Der ist eh gefroren.
Gerollte Pommes und Eishintern
Aufwärmen, Curly Fries in sich hineinstopfen (wie schon im letzten Jahr), lange Unterhose anziehen und eine weitere Schicht in Form meiner dünnen Daunenjacke hinzufügen. Dann geht es nach etwa 40 Minuten Pause weiter. Einige nutzen hier die letzte Chance auf Personennahverkehr und beenden ihre Polarnacht. Für alle anderen geht es weiter ins tiefste Spandau. Immer entlang des Havelufers.
An diesem schicken Kumpel ziehen alle unbeeindruckt vorbei. Wer ihn kennt, kennt einen meiner Lieblingsfilme!
Flutsch! Ich liege zum zweiten Mal. Wieder der Hintern. Ab dem Punkt sehe ich immer mal wieder den einen oder anderen durch die Gegend flutschen. Es geht aber immer ohne schlimmere Blessuren aus. Nach weiteren 10 km gibt es eine dreiminütige Trinkpause. Ja genau. 3 Minuten. Und keine mehr. Leider gibt es an der Stelle weder Klo noch Deckung. Hochziehen, heißt es jetzt. Meine Spikes, die ich bislang unangelegt rumschleppe, schmeiße ich hier endgültig weg. 3 Uhr ist es, als wir etwa 31 km hinter uns haben. Der Eiskeller, an dem das Highlight, die Temperaturmessung, vorgenommen werden soll, ist noch 12 km entfernt. 12 km, die auf keine weitere Pause hoffen lassen.
Inzwischen merke ich die Kilometer, die Kälte und meinen Drang, meine Blase zu erleichtern, deutlich. Aber die da vorne rasen einfach weiter. Wenn ich jetzt meinem Drang nachgehe, hole ich die Meute ja nie wieder ein. Wehmütig sehe ich das Straßenschild „Eiskellerweg“ an uns vorüberziehen. Der Name lässt vermuten, dass es hier direkt zum Eiskeller geht. Aber laut Route laufen wir nochmal eine riesige Schleife drumrum.
Aufholjagd – wenn die niederen Bedürfnisse siegen
In Schönwalde ist dann erstmal Schluss. Hochziehen geht nicht mehr. Rüber über die Straße hinter einen der wenigen Bäume. Ich sehe die Meute vorne von dannen ziehen. Egal. Ich laufe eh schon auf dem Zahnfleisch und habe arge Probleme, mit dem Tempo mitzuhalten. Seit dem endlosen Knochenbrecher-Gelenkhasser-Weg am Kreuzgraben, der entweder total vereist oder mit eisigen Pfützen überzogen war (meist aber beides), spüre ich jeden Muskel meines Körpers. Noch 4 km bis zum Eiskeller. VIER verdammte Kilometer. Ganz in der Ferne sehe ich irgendwann die Wandergruppe. Nach und nach hole ich auf. Auf dem Feld zieht sich die Gruppe auseinander, ist aber in der Dunkelheit dank der Stirnlampen wie Glühwürmchen gut zu sehen.
Km 40, 41, 42… dann sehe ich einen roten Schein und höre Geschwatze. Da sitzen sie auf einer überdachten Holzbank und strecken ihre geschundenen Beine aus. Es gibt heißen Tee vom Wanderverein. Und die sagenumwobene Temperaturmessung am Kältepol. -2 Grad hat es. Kein Rekord. Es hatte schon mal 13 Grad plus und deutlich mehr Minusgrade. Dann die ermutigende Aussage, dass wir uns im Zeitverzug befinden. Ich kann das gar nicht glauben. Und keine 10 Minuten später pfeift Wolfgang zum Aufbruch. Noch 7 Kilometer bis zum Bäcker in Falkensee.
Die Kilometer des Grauens
7 Kilometer erscheinen mir an dem Punkt wie eine unüberbrückbare Distanz. Immer wieder schaue ich auf meine GPS-Uhr. 43,12 km. 43,25. 43,5. 43,75. Jeder geschaffte Viertel-Kilometer ist ein Erfolg. Trotzdem fühle ich mich einfach nur noch elend. Bei KM 46 will ich eigentlich nur noch auf dem Boden sitzen und heulen. Das einzige, was mich davon abhält, ist der eisige Boden. Dann die erlösenden Worte: „Da hinten! Da an der Ampel ist der Bäcker!“ Von Sichtweite bis Ankunft sollte es aber immer noch ein ganzer Kilometer sein. 200 m vor dem Bäcker…flutsch! Diesmal haut es mich unsanft auf mein Knie. Mist. Das musste doch jetzt nicht sein. Tränen schießen mir in die Augen. Aus Schmerz und Verzweiflung. Keine Ahnung, was überwiegt.
Die letzten Meter zum Bäcker werden nur durch Hoffnung getragen. Hoffnung, dass es bald vorbei ist. Als ich die Tür zur Backstube öffne, fühlt sich das an, als sei ich gerade im Paradies angekommen. Alles leuchtet golden. Die Brötchen, die Lampen… Karsten und Co sind schon da. Lachen uns an. Mein erster Gang ist zur Toilette. Und ich schwöre mir: nie wieder Polarnacht! Stolz nehme ich meine Urkunde über 50 km in Empfang. „Carola Keßler überstand die 50 km…“ Das war noch nie so wahr!
Ich lasse mich auf einen Hocker sinken. Wolfgang erzählt glücklich, wie toll er unsere Truppe findet. So pflegeleicht. Keine seiner Befürchtungen hätte sich bestätigt. Wir erinnern ihn ein wenig an seine Wandergruppe früher… Das nenne ich mal ein Kompliment. Ja, wir sind schon großartig! In dem Moment frage ich mich wirklich, wie Wolfgang es schafft, in seinem Alter so etwas durchzuziehen. Ich kann nur meinen Hut… meine Mütze ziehen.
Ich beiße in mein Croissant, trinke den heißen Kaffee… und dann kommt die Erkenntnis: bis zum Bahnhof Falkensee sind es noch 1,2 km…
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[:de]24. Berliner Polarnacht – die Nacht der 1.000 Stürze[:] [:de] Merino-Langarmshirt? Check! Dünnes Fleecejäckchen? Check! Softshell-Jacke? Check! Winddichte und wasserabweisende Hose, wasserdichte Trailschuhe? Check! Hauchdünne Regen- und Daunenjacke sowie eine lange Merino-Unterhose im Gepäck mache ich mir noch schnell einen heißen Kaffee mit zuviel Ahornsirup und eine Thermoskanne Früchtetee.
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[:de]Marschgruppe EarnYourBacon stellt sich vor[:]
Marschgruppe EarnYourBacon stellt sich vor
[:de] Ursprünglich für Trainingsmärsche zum Mammutmarsch 2016 ins Leben gerufen, hat sich aus spontanen Wanderungen ehemals fremder Menschen inzwischen eine kleine Gemeinschaft zusammen gefunden, die regelmäßig durch Berlin und Brandenburg streift. Wer wir sind, was wir machen, was ich damit zu tun habe und warum du herzlich eingeladen bist, mitzukommen, erzähle ich hier. Wer sind wir? Im Januar…
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